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1 Martin Fries
• Erläuternde Auslegung = Auslegung gemäß § 133 BGB unter Anknüpfung am Wortlaut der Verfügung
o Zweck der Andeutungstheorie: Wahrung der Formanforderungen
o Gemäß § 2084 BGB sind Verfügung im Zweifel zugunsten der Wirksamkeit auszulegen
• Ergänzende Auslegung = Ermittlung des hypothetischen Erblasserwillens für nach der erläuternden Auslegung verbleibende Lücken
2 Martin Fries
• Ein Vermächtnis führt zu einem schuldrechtlichen Anspruch nach § 2174 BGB o Der Anspruch richtet sich i.d.R. gegen die Erben
Ø Im Ausnahmefall kann sich der Anspruch auch einmal gegen einen Vermächtnisnehmer richten (§ 2186 BGB, Untervermächtnis)
Ø Beispiel: A erhält ein Auto, soll es aber B überlassen, sobald diese volljährig ist
o Der Anspruch verjährt in der regelmäßigen Verjährungsfrist
• Bis zur Erfüllung des Anspruchs sind die Erben dinglich berechtigt o Anders beim sog. Vindikationslegat in einigen ausländischen Rechtsordnungen
• Beispiele für Zuwendungen in einem Vermächtnis: o Zuwendung von Gegenständen, z.B. Bild, Auto, Schmuck
o Zuwendung von Forderungen, z.B. Darlehensrückzahlungsanspruch
o Zuwendung eines Nießbrauchs
• Nach § 2178 BGB kann auch derjenige Vermächtnisnehmer sein, der im Zeitpunkt des Erbfalls noch nicht gezeugt war
• Nach § 2160 BGB ist ein Vermächtnis unwirksam, wenn der Bedachte verstorben ist
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• Zentrales Unterscheidungskriterium: Wille des Erblassers zur Sonderbegünstigung eines Erben
o Ein Wille zur Sonderbegünstigung ist regelmäßig anzunehmen bei Gegenständen, die der Empfänger der Zuwendung mitgenutzt hatte
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• Weitere Beispiele für eine Auflage: o X soll Tante Erna einmal pro Monat besuchen
o Y soll das ererbte Grundstück nicht an Z verschenken
• Unliebsame Auflagen werden häufig unter Verweis auf mangelnde Bestimmtheit angegriffen
o Beispiel: Beauftragung der Erbin zur Errichtung einer Stiftung mit verbleibendem Ermessen der Testamentsvollstreckerin, §§ 2192, 2065 Abs. 2, 2193 BGB,http://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/Y-300-Z-BECKRS-B-2014-N-12545
• Vollziehung einer Auflage: o Eine Auflage ist vom Begünstigten nicht einklagbar, § 1940 BGB
o Gemäß § 2194 BGB können Erbe, Miterbe oder sonstige anderenfalls begünstigte Personen die Vollziehung der Auflage verlangen
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• Tiere sind nicht erbfähig, §§ 90a, 1923 BGB
• Wer Tiere begünstigen möchte, kann o einem Tierheim etwas zuwenden
o einen menschlichen Begünstigten per Auflage oder Bedingung zur Tierpflege verpflichten
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• Bei der Vor- und Nacherbschaft werden zwei Personen zeitlich aufeinander folgend Erben des Erblassers
o Der Nacherbe kommt i.d.R. mit dem Tod des Vorerben, ggf. aber auch mit dessen Wiederverheiratung oder sonstigen Ereignissen zum Zuge, §§ 2106, 2139 BGB
• Wichtiges Schutzbedürfnis des Nacherben: Realisiert durch die 2112 ff. o Gemäß § 2113 BGB sind Grundstücksverfügungen (Abs. 1 ) und Schenkungen (Abs. 2) dem
Nacherben gegenüber unwirksam
o Gemäß § 2113 Abs. 3 BGB ist ein gutgläubiger Erwerb möglich, wird allerdings zumindest bei Grundstücken i.d.R. verhindert durch einen Nacherbenvermerk im Grundbuch
o Von den Beschränkungen des § 2113 Abs. 1 BGB kann der Erblasser befreien (dann sog. „befreiter Vorerbe“, § 2136 BGB)
• § 2111 BGB ordnet eine materielle Surrogation für Erbschaftsgegenstände an
• § 2130 BGB regelt den Herausgabeanspruch ab Eintritt des Nacherbfalles
• Gemäß § 2131 BGB ist der Vorerbe gegenüber dem Nacherben nur zur eigenüblichen Sorgfalt (diligentia quam in suis) verpflichtet
• Diff. Nacherbe und Ersatzerbe: Ersatzerbe ist, wer erbt, wenn der Bedachte im Erbfall schon verstorben ist (vgl. die Legaldefinition in § 2096 BGB)
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• Der Testamentsvollstrecker sorgt für die Umsetzung des letzten Willens des Erblassers, § 2203 BGB
o Anordnung der Testamentsvollstreckung durch den Erblasser, § 2197 BGB
o Gemäß § 2205 BGB verwaltet der Testamentsvollstrecker den Nachlasse
o Ihm steht nach § 2221 BGB eine angemessene Vergütung zu, die in der Praxis nach Tabellen berechnet wird; üblich sind abhängig vom Streitwert einige % des Nachlasswerts
• Siehe OLG Düsseldorf v. 18. Dezember 2012, I-3 Wx 260/11, https://openjur.de/u/880093.html: Selbstbefriedigung des Testamentsvollstreckers aus dem Nachlass ohne Kenntnis des Erben kann ein wichtiger Grund zur Entlassung nach § 2227 BGB sein
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Es gibt drei Fälle möglicher Sittenwidrigkeit einer Verfügung von Todes wegen
• Mätressentestament = Geliebtentestament: o Sittenwidrigkeit nach § 138 Abs. 1 BGB nur bei Hergabe für Hingabe
o Vgl. den Streit zwischen der Witwe des italienischen Regisseurs Giorgio Strehler und seiner letzten Geliebten 1998, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7811052.html
• Behindertentestament: o Juristische Konstruktion: Nacherbschaft und Dauertestamentsvollstreckung
o Das verhindert einen Zugriff des Sozialhilfeträgers auf den Nachlass oder die daraus entstehenden Erträgnisse
o Nach der Rechtsprechung des BGH ist diese Gestaltung zulässig und verstößt nicht gegen § 138 Abs. 1 BGB, BGH v. 20. Oktober 1993, IV ZR 231/92, https://www.jurion.de/urteile/bgh/1993-10-20/iv-zr-231_92/
• Pflegertestament: o Testamente zugunsten von Heimpflegern sind in aller Regel verbotswidrig nach § 134 BGB
i.V.m. § 14 Abs. 5 HeimG
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