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日本での一年間

1 Jahr Japan - Erfahrungsberichtvon Swetlana Bergmann

VorwortMeine erste Frage im 1. Semester an der Fachhochschule Hannover war:

„ Bietet diese Hochschule Auslandssemester nach Japan an?“ Und nun, nach einem Jahr Japan kann ich sagen, es hat sich viel verändert und ich bin sehr glücklich diese großartige Erfahrung gemacht zu haben.

Vorbereitung

Um fit für Japan und die Japanische Sprache zu werden, besuchte ich bereits 1 Jahr vor meiner Reise den Sprachkurs der Leibniz Universität Hannover. Es hat an Sprachqualität leider nicht viel gebracht, dafür die Scheu vor falscher Aussprache und Kommunikationsschwierigkeiten genommen. Der Sprachkurs in Bochum allerd-ings ist wärmstens zu empfehlen. Dieser Japanisch Sprachkurs geht über 3 Wochen und beinhaltet 8 Stunden Japanisch pro Tag. Man sollte sich allerdings nichts ande-res während dieser Zeit vornehmen und wirklich jeden Tag Vokabeln üben. Sollte diese Tatsache einen abschrecken, sei gesagt, man lernt dort viele Gleichgesinnte kennen. Diese trifft man meist in Japan wieder und hat somit Unterkünfte in verschiedenen Städten.

Nach dem Sprachkurs hatte ich 3 Wochen Zeit mich auf meine bevorstehende Reise im September vor zu bereiten. Der Flug wurde bereits im Mai gebucht und die Unter-künfte im Juli geregelt worden. Um die Flugkosten braucht sich niemand Sorgen zu machen, solange der Preis unter 1.000 € liegt, übernimmt es je nach persönlicher Lage, das BAföG-Amt oder das DAAD. Ich hatte damals um die 850 € für ein 6 Monat-sticket zu zahlen.

Je nach Winter oder Sommerzeit , hat Japan +7 oder +8 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland. Dies war manchmal ein Problem wenn einen die Liebsten mitten in der Nacht angerufen haben. In Japan gibt es keine Zeitumstellung, dies hängt mit der Historie des zweiten Weltkrieges zusammen. Auch die Jahreszeiten sind sehr unter-schiedlich im Vergleich zu Deutschland. Ich bin im September bei 17 Grad in Deutsch-land gestartet und bin bei 30 Grad in Japan gelandet und musste mich erst an den Wetterumschwung gewöhnen.

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Gastfamilie

Die generelle Wohnregelung für Austauschstudenten an der HCU ist auf ein Semes-ter mit einer stätigen Wohnbleibe geregelt. Ich hatte mich für das Univer-sitätswohnheim entschieden. Allerdings war ich, mit 2 weiteren Austauschstu-denten, durch ein Kommunikationsproblem im Vorfeld zu früh angereist und konnte als Ausnahmeregelung bei einer Gastfamilie für 3 Wochen wohnen.

Nach meinem Auszug hatte ich meine Gastfamilie jeden Monat einmal besucht, denn meine Gastmutter ist einer der liebsten Menschen die ich in Japan kennen lernen durfte. Die Familie Sekai wohnt in Ootake, einem kleinen Dorf mit 40 Zugmi-nuten Entfernung von Hiroshimas City und entspricht einer typisch japanischen Familie mit Kindern. Da ich nicht die erste Homestay in der Familie war, war bei den Kleinen nichts von Schüchternheit zu spüren. Im Gegenteil, der älteste Sohn Shogo meinte gleich Scherze mit mir machen zu müssen, die ich allerdings am Anfang nie verstanden habe. Meine Gastmutter war im 8 Monat Schwanger aber total fit und hat mit mir Ausflüge unternommen. Mein Gastvater war jeden Tag arbeiten, deshalb hatte ich mit ihm nicht viel zu tun, wenn er allerdings abends zu Hause war, versuchte ich mit ihm irgendwie in Kommunikation zu treten. Mein liebstes Familienmitglied war die damals 6 Jährige Mizuki, die ich immer alleine aus der Vorschule abgeholt habe. Ich habe früher 5 Jahre als Babysitter mein Taschengeld verdient und kenne mich mit Kindern gut aus. Deshalb wurde ich auch mal im Dorf-Kindergarten rumgeführt und den anderen Vorgestellt, was zu Folge hatte, dass mich am Ende alle Mütter und kleinen Kinder des Dorfes kannten.

Auch 8 Monate später, bei der Junior Highschool Einschulung von Mizuki, kannten mich noch viele Kinder und sagten immer „Doitsu-Onechan“ zu mir. Im Dezember kam Meyna auf die Welt und ich hatte eine Gastschwester mehr. Es ist immer noch unglaublich für mich, dass ich die Schwangerschaft meiner Gastmutter und das Aufwachsen von Meyna miterleben durfte, die 8 Monate alt war als ich abgereist bin.

Ich persönlich würde nicht in einer Gastfamilie dauerhaft wohnen wollen, allerdings eine Gastfamilie zu haben die man immer wieder besuchen kann, ist ein großes Plus.

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Universitätswohnheim

Wenn man keine Prinzessin auf der Erbse ist, ist das Wohnheim in der Nähe der Uni die beste Bleibe die man sich vorstellen kann.

Die Studenten sprechen kein Englisch und man ist immer informiert über die letzten Ereignisse in der Uni. Wäre nun die Frage, wie wird man informiert wenn keiner English spricht? Man lernt einfach Japanisch so schnell es geht, und das geht nun mal am besten wenn keiner in deiner Umgebung Englisch oder Deutsch sprechen kann. Die Zimmer sind klein und man benutzt gemeinsam ein Bad, eine Küche, die Toiletten und den Waschraum. Natürlich wohnen und nutzen die Mädchen und die Jungen die Räumlichkeiten getrennt von einander. Ich bin kein schüchternes Mädel und hatte somit keine Startschwierigkeiten um mich mit den anderen zu verstehen. Es ist allerdings wichtig, dass man auf die Anderen zu geht und Ihnen zu verstehen gibt, dass man bei allem Möglichen mitmachen will und kann.

Wichtig ist auch zu wissen: Die Studenten im Wohnheim sind im Alter von 18-20 Jahren und sind im Vergleich zu gleichaltrigen Deutschen, in der Entwicklung rund 2 Jahre dahinter. Ich musste mich mit meinen 24 Jahren erst wieder daran erinnern wie es ist ein Teenager zu sein.

Im Winter wird es richtig kalt im Wohnheim, da das Wohnheim auf einem Berg liegt und es im Winter bis zu -5 Grad werden, es allerdings keine Heizungen gibt. Es gibt den Air-Conditioner der etwas Hitze im eigenen Zimmer verbreiten kann aber nicht

in den Fluren, wenn man mal kurz auf die Toilette möchte. So weiß man im Winter das große Ofuro-Wasserbecken (Heißwasserbecken) richtig zu schätzen. Ich hatte dort viele schöne Stunden mit witzigen Gesprächen in gebrochenem Japanisch.

Im März musste ich leider ausziehen weil im April die 1. Semester kamen, kann jedoch auf eine schöne Zeit mit Geburtstagspartys, Kochabenden, Karaokenächten, Kaffeenachmittagen und Samstags-Putzaktionen zurückblicken.

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Jasso Austauschstudentenwohnheim

Im April 2008 musste ich in das Austauschstudentenwohnheim der japanischen Stiftung Jasso umziehen. Alles Neue hat ihre Vor- und Nachteile. So hatte ich meine Freunde aus dem Uniwohnheim verlassen müssen und mich auf eine ganz neue Situation gewöhnen müssen. Auch die Miete hatte sich, von rund 150 € im Uni-Wohnheim, auf 300 € im Jasso-Wohnheim, erhöht. Hinzu kamen die täglichen Kosten für den Bus, die pro Monat 70 € betrugen. Für mich persönlich gab es allerdings mehr Vorteile als Nach-teile. Das Uni-Wohnheim war zwar nah an der Universität, jedoch weit weg von jeglichen Einkaufs- oder Ausgehmöglichkeiten. Auch hatte ich nun ein eigenes Bad für mich alleine und einen Balkon von dem aus ich die Innenstadt sehen konnte.

Das Jasso-Haus bietet immer wieder gemeinsame Unternehmungen an und es hat eine komfortable Küche, die jeden Tag von einer witzigen Putzfrau gereinigt wurde. Wir waren 60 Personen im Haus und nur 7 davon waren keine Asiaten. Wenn man nicht von sich aus auf die Leute zugegangen ist, ist nicht viel Kommunikatives dabei herausgekommen. Ich hatte allerdings nie Probleme auf andere zu zugehen und habe somit viele neue Freundschaften und somit unvergessliche Momente zusam-men erlebt. Durch das Wohnheim in der Stadt, hatte ich viele Partyabende, Festivals mit Tänzen, Paraden, Kochabende, Strandausflüge ans Meer, Traditionelle Events und viele verschiedene Kulturen. Wenn man allerdings mehr japanisch lernen will sollte man sich mehr an die chinesischen oder koreanischen Studenten halten, da man bei den nichtasiatischen Studenten leichter dazu neigte English zu sprechen.

Geld & Haushalt

Eins habe ich in Japan gelernt, Regeln sind eine große Erleichterung für den Alltag mit unbekannten Menschen. Da bei mir der Alltag mit unbekannten Menschen oder neuen Bekanntschaften die größte Rolle einnahm, habe ich mich gut an Regelungen gewöhnen können und sie für mich selbst übernommen.

Alleine zu wohnen war genauso einfach in Japan, wie es in Deutschland auch ist. Man hatte sogar mehr Hilfsbereite Personen um einen herum, die immer für einen da waren, wenn man eine Frage hatte. Man braucht sich also keine Panik um irgendet-was, was vielleicht beim ersten Mal nicht klappt, zu machen. In der ersten Zeit wusste ich nicht genau was ich einkaufen konnte, da ich Vegetarierin bin. Meine Lösung war simpel, ich bin die erste Zeit mit Japanischen Studenten einkaufen gegangen und habe mir verschiedene Lebensmittel erklären lassen. Fazit war, ich konnte kaum etwas als Fertiggericht essen, da überall Fischzusatz drin war. Aber wie sagt der Japaner so schön: „shoganai“ da kann man nichts machen. Ich habe mich so gut es geht angepasst und nie über das Essen gemeckert, denn es war meine eigene Entscheidung auf Fisch und Fleisch zu verzichten.

Das Finanzielle war gut zu handhaben, denn das Preisleistungsverhältnis entspricht dem Deutschen Waren und Lebensunterhalt. Nur die Transportkosten haben sich etwas niedergeschlagen, so bin ich mal öfters zu Fuß gegangen und habe die Landschaft dabei genossen. Ein Fahrrad habe ich nicht benutzt, da ich Probleme mit den Knien habe. Soweit ich von anderen gehört habe, ist Hiroshima super per Fahrrad zu erkunden, da in der Stadt selbst keine Berge sind.

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Universität

Die Hiroshima City University „Hiroshima Itchiritsu Daigaku” liegt außerhalb der Stadt und hat ihren eigenen Charme. Es gibt 3 unterschiedliche Studienbereiche die in 3 Gebäude unterteilt sind und alle durch Brücken miteinander verbunden sind. Es gibt so viele Möglichkeiten von einem Gebäude ins nächste zu kommen, dass es mir in der ersten Zeit wie ein Labyrinth vorkam. Weitere Gebäude waren die Kantine mit vielen Klubräumen, die Bibliothek mit Konferenzräumen und großer Aula, die Sporthalle mit Tennis und Fußballplätzen für Sportklubs und dem Officegebäude für alle Büroangelegen-heiten. Egal um welche Uhrzeit man sich in der Uni aufgehalten hat, es war immer jemand da. Denn es war kein Problem mal in der Uni zu übernachten, sei es wegen einem Kunstprojekt oder einer zu langen BBQ-Party.

Mein Professor für Mediendesign hatte ich bereits in Deutschland kennen gelernt und konnte mit ihm über mein Vorhaben wären des nächsten Semester sprechen. Meine neuen Mitstudenten habe ich Schritt für Schritt kennen gelernt und hatte viel Spaß mit ihnen. Im Mediabereich erhalten die 3. und 4. Jahrgänge ihre eigenen PC-Arbeitsbereiche und können ihre Themen frei wählen. Natürlich gab es auch Unterricht an der Universität. Manchmal habe ich daran teilgenommen und habe zu meinem Erstaunen über 50 % verstanden. Mag aber auch daran liegen, dass es Software war die auch in Deutschland verwendet wird. Generell ist es als Austauschstudent nicht notwendig am Unterricht teil zu nehmen, somit hatte ich genug Zeit für mein eigenes Projekt, ein Stopmotion Trickfilm.

Meine beste und gleichzeitig schwierigste Zeit war zum Ende des Semesters und des Projektes. Ich war jeden Tag von 10 Uhr morgens bis 3 Uhr nachts im Mediaraum und habe am Projekt gearbeitet, dies war die ideale Zeit die Mitstudenten kennen zu lernen die an ihren Abschlussarbeiten gearbeitet haben. Man hat quasi das Leid mit einander Geteilt und sich gegenseitig zum weiter machen angeregt. Neben meinem Mediaproject habe ich auch im Bereich Grafikdesign, Aktzeichnen, Nihonga und International Study teilgenommen und habe unglaublich viele Leute kennen und viele verschiedene Charaktere kennen gelernt.

Diese Phase brachte mich zu meinem zweiten Projekt im Sommersemester, ein Buch über herausragende Charaktere in Japan. Ich habe Interviews mit Studenten aus meiner Umgebung über Klischees und weitere Vorurteile über Japaner gemacht und Menschen auf einer ganz anderen Ebene kennen lernen können.

Am Ende jedes Projektes gab es eine Ausstellung der Austauschstudenten vom Kunst-bereich, die immer gut besucht waren.

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Freundschaft

Bekanntschaften waren sehr einfach zu schließen in Japan. Denn als Ausländer fällst du immer gleich auf und Japaner sind von sich aus sehr neugierige Persönlichkeiten. In meinem Fall war es sogar noch auffälliger, da ich als Frau 1,82m groß bin und vielleicht 10 gleichgroße Japaner an der ganzen Uni getrof-fen habe. Diese waren jedoch alle männlich. Mir machte es generell nichts aus, denn in Deutschland bin ich größer als der Normaldurchschnitt und in Japan eben etwas mehr. Solange man mit Offenheit und Freundlichkeit aufwartet, macht ein Größen- oder Sprachunterschied nichts aus. Ich habe mir sogar die Kantinenfrauen als Freundinnen angelacht, kann man so sagen.Da ich die einzige Vegetarierin an der Uni war, gab es jeden Tag ein Spezialmenü für mich alleine. Nach einiger Zeit hörte man laut meinen Namen wenn ich in die Kantine rein kam. „Lana-chan ga kimashita“!

Um verschiedene Leute kennen zu lernen bin ich in den Badmintonklub und den Filmklub eingetreten und habe diesen auch regelmäßig besucht. Einmal habe ich auch beim Surfklub teilgenommen und durfte mit ans Japanische Meer zum Surfen. Daraus entstanden auch viele private Kino- und Barabende, die halfen Freund-schaften auszubauen. Tiefe Freundschaften sind für Austauschstudenten mit Sprachschwierigkeiten schwer zu handhaben.

Ich hatte das Glück zwei ganz besondere Leute kennen gelernt zu haben, die mir Japan aus ihrer ehrlichen Sicht gezeigt haben und ich ein unglaublich tiefes Gefühl der Verbundenheit und Freundschaft erfahren durfte.

Im Austauschstudentenwohnheim trafen viele Kulturen auf einander und es gab viele spaßige Situationen und auch witzige Missverständnisse. Ich habe mich mit einem Hawaiianer, einem Chinesen und einem Australier so weit angefreundet, dass wir in den Sommerferien immer zusammen unterwegs waren und viel von einander gelernt haben. Es gab jedoch nie eine Abgrenzung zur japanischen Kultur, denn jeder von uns hatte immer wieder seine japanischen Freunde zu gemeinsamen Treffen eingeladen.

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Kulturunterschied

Deutschland und Japan haben kaum Gemeinsamkeiten in der Kultur. Somit war es eine Herausforderung den Regeln des neuen Landes gerecht zu werden und sie für sich zu adaptieren. Natürlich ist die Sprache die größte Hürde die zu nehmen war und wer glaubte er würde mit Englisch zurechtkommen, hat schnell gemerkt, es funktionierte nicht. Das japanische Schulsystem ist mehr auf schreiben und lesen der englischen Sprache ausgelegt, als auf Hörverständniss oder Sprachanwendung. Somit waren Gespräche mit den meisten Studenten in englischer Sprache nicht möglich. Hatte man allerd-ings, das zu sagen Wollende in ein Schreiben verfasst, wurde schnell verstanden was gewollt war. Also immer Papier und Stift dabei haben.

Generell sind Japaner immer freundlich und hilfsbereit, da es die Kultur so verlangt. Natürlich ist es mal vorgekommen, dass man auch unmutige Gesellen vor sich hatte die nicht viel mit einem zu tun haben wollten. Solche Persönlichkeiten gehören aber zu einer Minderheit. Gemerkt sei jedoch, sollte jemand zu dir freundlich sein, sei auch so freundlich zu der anderen Person, vor allem als Ausländer. Generell wird der Ausländer auch als Ausländer „Gaikokujin/Gaijin“ bezeichnet, dies kommt den Europäern eher seltsam vor, ist aber nicht rassistisch gemeint. Anders als in Europa, wo niemand mehr durch Aussehen erkennen kann ob die Person wirklich ein Ausländer ist oder einfach so aussieht, ist es in Japan sofort sichtbar. Der Europäer ist nun mal kein Asiate und wird deshalb als Ausländer bezeichnet. Er ist quasi Jemand, der nicht aus Japan kommt. Denn Japaner können nicht abschätzen ob man Deutscher oder Finne ist.

Von meinem persönlichen Standpunkt aus gesehen, habe ich mich sehr in das Kulturelle Japan eingelebt und es für meinen Charakter adaptiert. Dies hat nun in Deutschland zu folge, dass ich als Ausländer betrachtet werde, da mein Benehmen nicht mehr der deutschen Norm entspricht. Macht aber nichts.

Generell ist der Japaner sehr pünktlich und schätzt die Rangordnung und die Hierar-chie in fast allen Bereichen des Lebens. Dies ist nicht mit der deutschen Kultur zu vergleichen und als Aussenstehender schwierig zu verstehen, aber man muss es erlebt haben. Ich persönlich fand es manchmal etwas anstrengend, habe aber meine positiven Aspekte in dem System finden können.

Direktheit wird in der japanischen Kultur nicht häufig praktiziert. Man könnte sich automatisch damit zu etwas verpflichten oder eine obere Person dabei auf den Schlips treten. Deshalb hat die japanische Sprache viele verschiedene Redearten um etwas direkt indirekt zu sagen. Dies war eine schwierige Phase für mich, die fast ein halbes Jahr gebraucht hat um das Direkte in der Indirektheit zu sehen. Es machte mich allerdings charakterlich sensibler für andere Personen und ihre Sprache und Ausdrucksweise außerhalb des Gesagten.

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Reisen

Das Reisen in Japan brachte mir so viele schöne Momente und nette Bekanntschaften. In den ersten zwei Monaten war ich in Hiroshima geblieben und habe die Gegend und die umliegenden Städte in kurzen Tagestrips erkundigt. Meistens war ich alleine unterwegs oder hatte mich mit anderen deutschen Austauschstudenten getroffen. Hiroshima erschien am Anfang so riesig und man wusste einfach nicht wohin man schauen sollte. Japan ist generell ein sehr Lautes Land, zumindest in Ballungsgebieten. Aus allen Ecken kommt Musik und aus allen Shops rufen die Bedienungen das schöne Wort „Irasshaimase“. Willkommen, wie kann ich ihnen helfen? Aber helfen konnte mir erstmal keiner, da ich kaum japanisch gesprochen habe und wie schon erwähnt, sind englischsprachige Japaner rar. Je öfter man jedoch unterwegs war oder auf Reisen gegangen ist, je einfacher wurde es sich mit Körpersprache oder mit kurzen japanischen Sätzen zu verständigen. Ich würde jedem empfehlen einfach mal Freunde oder Bekannte um einen Herum um Hilfe zu bitten und alles auf sich zukommen zu lassen.

Auf meinen Reisen habe ich alle möglichen Arten der Fortbewegung ausprobiert. In der Innenstadt von Hiroshima und Kyoto fahren noch Straßenbahnen die klein aber komfortabel sind. In Hiroshima gilt für jede Fahrt ein Preis und das Geld sollte abgezählt in die Kasse geworfen werden. Sollte man kein Kleingeld haben, haben alle Busse und Straßenbahnen kleine Münzwechselautomaten, um Kleingeld zu erhalten.

Wichtig in allen japanischen Verkehrsmitteln ist; keine lauten Gespräche, kein telefo-nieren und SMS nur per Stummschaltung erlaubt. Es mag streng klingen, ist aber schön wenn man seine Ruhe haben und in solcher Ruhe auch sein Ziel erreichen wollte. Englische Durchsagen werden nur an Touristenpunkten und im Shinkansen oder der Tokyo Straßenbahn durchgeführt. Generell ist alles in japanischer Sprache und auch in japanischer Schrift. Wenn man vorhat entferntere Strecken zu reisen gibt es viele verschiedene Möglich-keiten, die jedoch auch vielen verschiedenen Preisstufen sind. Ich hatte je nach Zeitpunkt mal genug Geld zur Verfügung und in anderen Zeiten kaum. Somit habe ich Erfahrungen mit Nachtbus, Shinkansen und Flugzeug machen können. Der Nachtbus ist die günstigste Variante des Reisens aber auch die Zeitaufwendigste und unbequemste, vor allem bei meiner Größe. Generell waren von Hiroshima nach Tokyo 12 Stunden veranschlagt. Bei meinem Glück hatte ich aber ein Tokyo-Hiroshima Busfahrterlebniss von ganzen 18 Stunden, da vor uns ein Unfall auf der Autobahn war. Hierbei ist aber wieder zu sagen, wenn man nicht schüchtern ist, lernt man immer wieder Leute kennen. So hatte ich in den 18 Stunden, um die 10 Stunden nur gequatscht, da meine Sitznachbarin aus Peru kam und englisch konnte. Wir haben uns darauf immer wieder mal besucht und es ist eine wunderbare Freundschaft daraus entstanden.

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Der japanische ICE, der Shinkansen erreicht Höchstgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h und mehr, leider auch bei den Preisen. Es gibt Hin- und Rückfahrt Rabatte bei denen man sparen kann. Mit einem Studentenvisum hat man kein Anrecht auf einen Touristen Traveler Ticket und muss somit den vollen Preis bezahlen. Diese Züge sind sehr komfortabel und wirken wie Flugzeuge, auch das Personal entspricht mehr Stewardessen im Flugzeug.

Flugzeuge sind die komfortabelste, schnellste und teuerste Art zu reisen. Von Hiroshima nach Tokyo dauert es 1 Stunde und man hat gar nicht das Gefühl soweit gereist zu sein. Ich hatte das Glück durch Freunde, mir diese Reise leisten zu können. Ich hätte es aber wahrscheinlich niemals alleine gemacht. Da es ein Inlandflug war, war ich die einzige Nichtasiatin im Flugzeug und erlebte eine ganz andere Atmosphäre als bei Auslandsflügen, bei denen alle möglichen Nationen neben einander sitzen.

Ich möchte jedem, der nach Japan kommt anraten, viele Möglichkeiten des Reisens wahr zu nehmen aber nie sein Projekt in der Universität außer Augen zu lassen.

Sollte jemand im Jahr 2007/2008 die Sendung „Auf und Davon“ bei VOX geschaut haben, konnte er sich ein Bild von Hiroshima und der Universität machen. In den ersten 10 Tagen meines Japanaufenthaltes wurde ich vom TV-Team begleitet und dokumentiert.

Meine Zeit in Japan war für mich ein prägendes Erlebniss in meinem Leben. Ich habe viel Positives für meine persönliche Entwicklung mitnehmen können und viele neue Freunde gewonnen.

In der Hoffnung bald wieder nach Japan zu reisen,verabschiede ich mich mit :“soredewa mattane“

Lana ラナ

(Swetlana Bergmann)