26.09.2018 vagheit als kommunikationsmittel philip senti · ekliptik symbolisiert die bahn, auf der...
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26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
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Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung ............................................................................................................................... 3
1.1 Einführung in Astrologie, Astronomie und Horoskope ................................................. 3
1.1.1 Pressehoroskope ................................................................................................... 5
1.2 Wichtige Merkmale der politischen Rede ..................................................................... 6
1.3 Einführung in die semantische Unbestimmtheit .......................................................... 6
1.4 Einführung in das hypnotische Sprechen ...................................................................... 8
2. Hintergrund der Arbeit .......................................................................................................... 9
3. Eigene Fragestellung ........................................................................................................... 10
3.1 Zielsetzung der Arbeit ................................................................................................. 10
3.2 persönliche Hypothese ................................................................................................ 10
4. Heutiger Stand der Forschung............................................................................................. 11
4.1 Quantitative & qualitative Analyse ............................................................................. 11
4.2 Semantische Vagheit als Eigenschaft der natürlichen Sprache .................................. 11
4.2.1 Auftreten, Definitionen und Unterschiede der unterschiedlichen semantischen Unbestimmtheiten .............................................................................................................. 12
4.2.1.1 Relativität und Skalarität bei Adjektiven ......................................................... 12
4.2.1.2 Mehrdeutigkeit des Bezugsbereichs ............................................................... 12
4.2.1.3 Relative Zeitfixierung ....................................................................................... 13
4.2.1.4 Polyvalente Begriffe, die nicht genauer beschrieben werden ........................ 14
4.2.1.5 Ausdrücke mit offener Konnotation................................................................ 15
4.2.1.6 Begriffe, die immer mehrdeutig sind .............................................................. 15
4.3 Illokutionstypen und ihre Unterscheidungen ............................................................. 16
4.3.1 Assertiva .............................................................................................................. 17
4.3.2 Direktiva .............................................................................................................. 19
4.3.3 Expressiva ............................................................................................................ 21
4.4 Analyse einer politischen Rede ................................................................................... 23
4.5 Unterschiede zwischen politischen Reden und Horoskopen ...................................... 23
5. Methodik ............................................................................................................................. 25
5.1 Einführung ................................................................................................................... 25
5.2 Wahl der Horoskope und politischen Reden .............................................................. 26
5.3 Allgemeine Überlegungen ........................................................................................... 27
5.4 Explizite Erklärung der verschiedenen Schritte ........................................................... 28
5.5 Problematik & Grenzen der Methodik ............................................................................ 31
5.5.1 Viereck (Schulz von Thun) ................................................................................... 31
5.5.2 Unterscheidungen der unterschiedlichen semantischen Unbestimmtheiten .... 32
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5.5.3 Unterschiede bei Autoren in Bezug auf die Verwendung semantischer Unbestimmtheit .................................................................................................................. 32
6. Resultate ............................................................................................................................. 33
6.1 Resultate der verschiedenen Arten von Vagheit ....................................................... 33
6.2 Resultate der verschiedenen Illokutionstypen ........................................................... 34
6.3 Resultate der Verteilung der verschiedenen Arten von Vagheit auf die Sprachaktklassen ..................................................................................................................... 36
7. Diskussion (Vergleich der Resultate) ................................................................................... 38
7.1 Diskussion der Resultate der verschiedenen Arten von Vagheit ................................ 38
7.2 Diskussion der Resultate der verschiedenen Illokutionstypen ................................... 39
7.2.1 Assertiva: ............................................................................................................. 40
7.2.2 Direktiva: ............................................................................................................. 40
7.2.3 Expressiva: ........................................................................................................... 41
7.3 Diskussion der Resultate der Verteilung der verschiedenen Arten von Vagheit auf die Sprachaktklassen ..................................................................................................................... 41
7.3.1 Assertiva: ............................................................................................................. 41
7.3.2 Direktiva: ............................................................................................................. 42
7.3.3 Expressiva: ........................................................................................................... 43
8. Zusammenfassung und Schlussfolgerung der Arbeit .......................................................... 43
Fremd- und Fachwörterverzeichnis ............................................................................................ 44
Literaturverzeichnis ..................................................................................................................... 45
Danksagung ................................................................................................................................. 48
Anhang ........................................................................................................................................ 48
Arbeitsjournal .......................................................................................................................... 48
Plagiatsreglement Ehrenwort zur Maturitätsarbeit ................................................................ 50
Umschlag: Philip Senti, Sternzeichen aus „20 Minuten“
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1. Einleitung
1.1 Einführung in Astrologie, Astronomie und Horoskope
Astrologie, Astronomie und Horoskope werden, trotz wesentlichen Unterschieden, in der all-
täglichen Sprache oftmals undifferenziert gleichgesetzt. Dieses Missverständnis kann man aber
leicht beheben, indem man diese drei Begriffe klar definiert.
Die Astrologie bezeichnet das Studium der Beziehungen zwischen Ereignissen auf der Erde und
den Positionen und Bewegungen bestimmter Planeten1. Sie steht heute mehrheitlich dafür, die
Vorhersage individueller Schicksale zu treffen oder Charaktereigenschaften zu bestimmen. Die
Vorhersagen können aber auch auf überindividuelle Geschehnisse wie Kriege, Hungersnöte und
andere Katastrophen oder auch auf fröhlichere Angelegenheiten wie Frieden, Hochzeiten und
gute Ernten bezogen werden. Seit dem 4. nachchristlichen Jahrhundert gilt Astrologie nicht
mehr als Synonym der Astronomie2. Vor diesem Zeitpunkt waren die wissenschaftliche, astro-
nomische Auffassung und die astrologische Interpretation eng verbunden. Das Ergebnis dieser
Verbindung findet man in den zahlreichen Horoskopen von vielen wissenschaftlich angesehenen
Astrologen, Künstler und Forscher. Darunter gehört auch der Astrologe Claudius Ptolemäus
(100-178 n. Chr.), einer der letzten grossen Wissenschaftler der Antike. Auch Aristoteles stellte
die Theorie auf, dass die Planeten einen Einfluss auf die Psyche des Menschen haben3. Die Ast-
ronomie wird heute im Gegensatz zur Astrologie als eine Naturwissenschaft anerkannt und be-
schäftigt sich mit der Erforschung der Sterne und Himmelskörper durch naturwissenschaftliche
Mittel.
Das Fremdwort Horoskop hat seinen Ursprung in dem spätlateinischen Wort «horoscopium»,
das sich auf das griechische Wort «horoskopeion» zurückführen lässt. Dieser Begriff setzt sich
aus zwei Teilen zusammen, «hora» (=Stunde, auch Jahr oder rechte Zeit) und «skopeion» (=se-
hen/schauen), und wird darum als Stundenschau übersetzt4. Der Ausdruck kann aber auch auf
eine Person bezogen werden, was zur Übersetzung Stundenschauer führen würde. Das Horo-
skop ist grundsätzlich das Instrument, das in der Astrologie üblicherweise verwendet wird. Es
dient dazu, eine präzise und wahre Aussage über ein Objekt zu machen. Alles was man dazu
benötigt, ist eine Sternenkonstellation zu einem bestimmten Zeitpunkt. Der Zeitpunkt der Ster-
nenkonstellation muss aber eine starke Verbindung zur Person haben, für die das Horoskop
1 Bachmann-Stein, 2004, S. 5 2 Bachmann-Stein, 2004, S. 6 3 Masicek, 2018 4 Furthmann, 2006, S. 40
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erstellt wird. Ein Horoskop wird meist als Karte in Form eines Kreises (Ekliptik) illustriert. Die
Ekliptik symbolisiert die Bahn, auf der sich die Erde um die Sonne dreht5. Sie ist in zwölf Tier-
kreiszeichen geteilt, die uns auch als Sternzeichen bekannt sind. Diese stehen je für eine be-
stimmte Zeit des Jahres. Auch den Planeten (inklusive Sonne und Mond) werden Zeichen zuge-
ordnet. Diese sind dann je nach Position der Planeten zum Zeitpunkt des ausgewählten Ereig-
nisses relevanter oder irrelevanter und sollten eine verlässliche Aussage über den Charakter, die
Stimmungslage zu einem bestimmten Zeitpunkt und sogar über die Zukunft der betroffenen Per-
son bilden. In der modernen Astrologie symbolisieren alle Planeten grundlegende menschliche
Tendenzen und ihre Zeichen charakteristische menschliche Merkmale und die Geburt eines
Menschen wird üblicherweise als bestimmter Zeitpunkt bestimmt, auf den man sich bezieht. Es
können aber auch der Zeitpunkt einer Hochzeit, des Todes einer Person oder anderer wichtigen
Ereignisse gewählt werden, um eine Aussage über die Zukunft zu treffen.
In der modernen Astrologie stehen sich zwei wesentliche Auffassungen gegenüber. Die Ursache
dafür ist, dass es keine eindeutige Antwort auf die Frage gibt, ob das Schicksal und die Zukunft
eines Menschen von Geburt an festgelegt sind. Die sogenannte statische Schule besagt, dass ein
Horoskop das unveränderliche Schicksal eines Menschen zeigt, das von Geburt an festgelegt ist.
Wer dieser Meinung ist, glaubt also, dass der Mensch nicht die Möglichkeit hat sein Schicksal zu
verändern. Er vermutet, dass der freie Wille einer Person eine Täuschung ist, da jede Entschei-
dung, die uns bevorsteht, bereits gefällt wurde und der Mensch nur seinen vorgeschriebenen,
unveränderbaren Weg geht. Nach der dynamischen Auffassung, die die Erkenntnisse der Psy-
chologie berücksichtigt, dient ein Horoskop der Deutung von Charakteranlagen und Entwick-
lungsmöglichkeiten eines Menschen. Vorhersagen über die Ereignisse zu einem bestimmten
Zeitpunkt können nach dieser Auffassung nie präzise sein, da der Mensch selbst Handlungsfrei-
heit hat und somit selbst entscheiden kann, ob er das Ereignis eintreffen lässt oder nicht – beide
Möglichkeiten aber sind im Horoskop bereits enthalten6.
Die Textsorte Horoskop ist universell sehr ähnlich. Dies bezieht sich nicht nur auf die Themen,
die angesprochen werden, und die Form und Struktur der Texte, sondern auch auf die ange-
wandte Sprache. Diese ähnelt nämlich der Sprache, die auch bei Hypnosen angewendet wird,
was einen guten Grund hat. Diesen werde ich im Kapitel 1.5 genauer erläutern.
5 Bachmann-Stein, 2004, S. 6 6 Bachmann-Stein, 2004, S. 7
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1.1.1 Pressehoroskope
Wie erwähnt sind für die Erstellung eines persönlich individualisierten Horoskopes konkrete Da-
ten wie zum Beispiel der genaue Zeitpunkt der Geburt und eine ausgebildete Fachperson not-
wendig. Wird ein Horoskop also ohne diese Informationen verfasst, wird es von ausgebildeten
Verfassern7 von Horoskopen, professionellen Astrologen und Fachpersonen nicht in die Katego-
rie der Astrologie eingeordnet, sondern in eine eigene Rubrik eingeteilt, der sogenannten Vul-
gär-Astrologie. Diese Unterscheidung ist essentiell, da Autoren von Horoskopen, die eine Aus-
bildung absolviert haben und als gelehrte Astrologen gelten, es sehr ungern sehen, wenn man
ihre Werke mit einem Werk der Vulgär-Astrologie gleichstellt. Da in den meisten Zeitschriften
Horoskope publiziert werden, die ohne derartige Daten und von einem nicht vollständig ausge-
bildeten Astrologen verfasst wurden, werden diese auch als Vulgär-Astrologie bezeichnet.
Trotz dieser Differenzierung zwischen seriöser und vulgärer Astrologie hat die Textsorte Pres-
sehoroskop eine universale Präsenz. Man trifft sie in Zeitungen, am Fernseher und am Radio an,
da kaum ein Medium auf sie zu verzichten scheint. Daraus kann man schliessen, dass ein allge-
meines Interesse für diese Texte existiert und diese offenbar vom Publikum nachgefragt wer-
den. Allerdings werden Pressehoroskopen im Vergleich zu anderen Texten, die die Medien ver-
öffentlichen, keine besondere Bedeutung zugesprochen, da ihre Kredibilität sehr umstritten ist.
Auch in der Schweiz sind Pressehoroskope für Zeitschriftenleser Alltag, da sie täglich in den Zeit-
schriften «Blick am Abend» und «20 Minuten» gratis auf der Strasse verteilt werden. Wie viele
der Leser diese aber auch lesen oder sogar in ihr Leben als relevanter Ratschlag oder präzise
Vorhersage einbauen, ist ungewiss. Allerdings haben sich in der Schweiz aber auch andere Zu-
kunftsdeuter, wie Wahrsager, Karten- und Handleser und Weissager, ein Businessmodell aus der
Pseudowissenschaft Astrologie erschaffen können, was wiederum beweist, dass hierzulande die
Nachfrage nach solchen Diensten nicht gerade gering ist.
7 Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form benutzt. Es können dabei aber sowohl männliche als auch weibliche Personen gemeint sein.
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1.2 Wichtige Merkmale der politischen Rede
Schon in der Antike waren Politiker mit ausserordentlicher rhetorischer Begabung besonders
erfolgreich. Sie konnten mit wenigen Sätzen ihre Anhänger begeistern, Zweifel beseitigen und
ihre Opposition problemlos übertrumpfen. Die Tatsache, dass die Fähigkeit, gute Reden zu hal-
ten ein besonders wichtiges Element der Politik ist, ist auch noch heutzutage eine Realität. An-
sprachen an das Volk haben schon mehrmals im Verlauf der Geschichte Ereignisse stark beein-
flusst und das Schicksal der Menschheit verändert. Zum Beispiel ermutigte Churchill durch seine
Reden «Blut, Tränen und Schweiss» und «Wir werden uns nie ergeben» 1940 das Volk Grossbri-
tanniens sich weiter gegen die Deutschen zu wehren, was schlussendlich dazu beitrug, dass der
Zweite Weltkrieg mit einem Sieg der Alliierten endete. Auch Martin Luther King bewirkte Gros-
ses für die afro-amerikanischen Bürger der USA mit seiner Rede «I have a dream» aus dem Jahr
1961. Diese Beispiele sind klare Indikatoren dafür, dass durch Worte Berge versetzt werden kön-
nen, und dass eine politische Rede einen überraschend grossen Einfluss auf unser Leben haben
kann.
Auch in der Schweiz sind Ansprachen an das Volk in der Politik präsent. Zum Beispiel hält der
Bundespräsident jedes Jahr am Nationalfeiertag der Schweiz, dem 1. August, eine Rede, die an
das ganze Volk adressiert ist. In dieser Rede wird das vergangene Jahr zusammengefasst und das
Schweizer Volk für seine Tüchtigkeit, Erfolge und andere bemerkenswerte Eigenschaften gelobt.
Ausserdem beinhaltet die Rede zum 1. August einen Ausblick in das folgende Jahr, der meist
sehr zuversichtlich und positiv ausfällt.
1.3 Einführung in die semantische Unbestimmtheit
Die semantische Unbestimmtheit ist ein essentieller Teil dieser Arbeit, da sie in Horoskopen und
politischen Reden eine wichtige Rolle spielt. Um im späteren Verlauf dieser Arbeit genauer auf
sie einzugehen, werde ich in diesem Kapitel die Grundlagen der semantischen Unbestimmtheit
erklären.
Während semantische Unbestimmtheit von einigen Sprachphilosophen, Logikern und Compu-
terlinguisten als Defizit von Bedeutungen und semantischer Präzision, die durch präzisierende
Auflösung behoben werden müssen, definiert wird, betont man in der Sprachwissenschaft an-
dererseits, dass die verschiedenen Arten von Unbestimmtheit ein unvermeidbares und allge-
genwärtiges Merkmal natürlicher Sprachen darstellen und massgeblich zu deren Eigenschaft als
effizientes und universelles Kommunikationsmittel beitragen8. Um sich der semantischen
8 Furthmann, 2006, S. 283
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Unbestimmtheit zu nähern und sie genau zu klassifizieren, entwarf Pinkal eine klare Kategorisie-
rung und Abgrenzung zwischen den verschiedenen Arten von semantischen Unbestimmtheiten.
Abb. 1: Klassifikation von Unbestimmtheit nach Pinkal9
Pinkal betrachtet die semantische Unbestimmtheit als «linguistische, logische und sprachphilo-
sophische Fundamentalproblem» und definiert einen Ausdruck als semantisch unbestimmt ge-
nau dann, wenn er verschiedene kontextspezifische Sinne annehmen kann10. Pinkal unterschei-
det die semantische Unbestimmtheit in zwei Klassen, nämlich Vagheit und Mehrdeutigkeit.
Diese können durch drei Kriterien differenziert werden: Präzisierungsfähigkeit, Anzahl der Lese-
arten sowie Unvereinbarkeit der Lesearten. In erster Linie besteht der Unterschied zwischen
Vagheit und Mehrdeutigkeit darin, dass es unmöglich ist, einen vagen Ausdruck genauer zu prä-
zisieren, wohingegen ambige Ausdrücke eine genauere Präzisierung, die die Mehrdeutigkeit des
Satzes wieder beseitigen würde, zulassen. Zum Zweiten besagt Pinkals Theorie, dass mehrdeu-
tige Ausdrücke eine begrenzte Anzahl Lesearten besitzen und ein Ausdruck dann vage ist, wenn
er unendlich mögliche Interpretationen erlaubt. Als klassische Elemente einer vagen Aussage
nennt Pinkal relative Ausdrücke wie Gradadjektive (gross, schnell) oder relative Adverbien und
Quantoren (oft, viel). Zum Dritten besagt Pinkals Theorie, dass ein Ausdruck dann mehrdeutig
9 Pinkal, Logik und Lexikon-die Semantik des Unbestimmten, 1985, S. 91 Pinkal, Vagheit und Abiguität, 1991, S. 266 10 Furthmann, 2006, S. 285
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ist, wenn er keine weiteste, umfassende Leseart mit maximalem Umfang besitzt11. Dies bedeu-
tet, dass ein mehrdeutiger Ausdruck auch durch eine maximale Präzisierung immer mehrere
Lesearten besitzt. Bei einem vagen Ausdruck hingegen ist es möglich durch eine semantische
Präzisierung den Ausdruck so zu ergänzen, dass er schlussendlich nur noch über eine Leseart
verfügt.
Anschliessend bezeichnet Pinkal eine Übergangszone, die Vagheit und Mehrdeutigkeit verbin-
det, als «Verwendungsvielfalt» oder «Randbereichsunschärfe». Diese enthält alle Aussagen, die
auf Grund ihrer Verwendungsvielfalt nicht eindeutig eingeteilt werden können. Somit macht er
darauf aufmerksam, dass es keine feste Grenze zwischen Vagheit und Mehrdeutigkeit gibt und
es unmöglich ist, diese eindeutig voneinander zu trennen. In diese Übergangszone ordnet er
seiner Theorie zufolge alle Farbadjektive, Orts- und Zeitadverbien sowie den grössten Teil der
Verben und Gattungssubstantive ein12.
Mehrdeutigen Ausdrücke, die aber klar von der Vagheit unterscheidet werden können gehören
der Klasse Ambiguität an, welche sich auch noch weiter unterscheiden lässt. Pinkal bezieht sich
hierbei auf die Ausdrücke Polysemie und Homonymie. Alle Ausdrücke, die mehrere Bedeutun-
gen haben, welche aber alle durch eine gewisse Gemeinsamkeit verknüpft sind, gehören der
Klasse Polysemie an. Dieser wird zum Beispiel der Ausdruck Pferd zugeordnet, da dieser für das
Tier oder das Turngerät benutzt werden kann. Die beiden Bedeutungen sind grundsätzlich ver-
schieden, besitzen aber eine gemeinsame Eigenschaft, die sie verbindet (vier Beine). Die Aus-
drücke, die zwar mehrere Bedeutungen haben, diese aber keine Ähnlichkeiten besitzen bezeich-
net man als Homonymie13.
1.4 Einführung in das hypnotische Sprechen
Die Hypnose ist ein auf künstliche Wege herbeigeführter Schafzustand. Einen solchen erzeugen
wir unter anderem auch durch Medikamente. Der durch Medikamente bewirkte Schlaf unter-
scheidet sich von dem hypnotischen vor allem dadurch, dass an Stelle der chemischen Ursache
eine von Menschen bewirkte Ursache gesetzt wird, welche sich als Suggestion entfaltet. Eine
Suggestion ist eine Eingebung oder Beeinflussung14. Bei einer Hypnose wird der unterbewusste
Teil eines Menschen mit dem Bewussten verbunden, was dazu führen kann, dass der Patient/
Klient sein Zeitgefühl verliert und zum Beispiel plötzlich traumatisierende Erlebnisse und andere
11 Furthmann, 2006, S. 286 12 Furthmann, 2006, S. 286 13 Furthmann, 2006, S. 287 14 Friedländer, 1920, S. 1
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vergessene oder vom Bewusstsein unterdrückte Erinnerungen wieder aktuell werden. Dies ist
eine gute Methode, um Menschen zu behandeln, bei denen sich diese Erinnerungen in Träume
einbauen und zum Beispiel zu Schlafstörungen führen können. Auch können auf diese Art und
Weise Probleme aus der Kindheit gelöst werden, die sonst zu einer psychischen Störung geführt
hätten.
Das sogenannte „Hypnotische Sprechen“ bezeichnet eine Art der Sprache, die während Hypno-
sen benutzt wird. Diese hat bestimmte Eigenschaften, die typisch für diese Art der Kommunika-
tion sind. Zum Beispiel achten Hypnotherapeuten auf eine ruhige und eher monoton wirkende
Sprache. Dass sie auch verlangsamt sprechen, um die Teilnehmenden besser in Trance zu bege-
ben, ist ein weit verbreitetes Missverständnis. Es kann durchaus sein, dass manche diese Technik
anwenden, die Wirkung der Verlangsamung wird aber von gewissen Hypnoseexperten bezwei-
felt15. Ein wichtiges Element des hypnotischen Redens ist das Anwenden semantischer Unbe-
stimmtheiten. Dies hat den Vorteil, dass der Teilnehmer die Aussagen auf einer symbolischen
Ebene versteht und sie auf eine individuell interpretieren kann. Dies ermöglicht es ihm einfacher
in Trance zu gelangen. Würden die Hypnotherapeuten eine zu genaue oder beschreibende Spra-
che verwenden, könnte es die Selbstständigkeit des Unterbewussten unterbinden, was zu einer
Einschränkung der Fantasie und der Vorstellung führen würde. Dies könnte es dem Teilnehmer
erschweren sich auf die Hypnose einzulassen und in den gewünschten Zustand zu gelangen.
2. Hintergrund der Arbeit
Schon seit längerem fasziniert mich die Textsorte Pressehoroskope. Diese Faszination hängt
aber nicht davon ab, dass, wie manche vermuten, Horoskope eine verlässliche Quelle für Rat-
schläge und Vorhersagen über die Zukunft sind. Vielmehr interessiert mich das Phänomen, dass
es den Verfasser gelingt, durch ihre Texte viele Leser auf einer sehr persönlichen Ebene anzu-
sprechen. Würden dies die Autoren nicht beherrschen könnte man die Horoskope nicht indivi-
duell interpretieren, was dazu führen würde, dass die Texte unglaubwürdiger und distanzierter
wirken würden.
Ich stellte jedoch beim Lesen von Horoskopen fest, dass mehrheitlich sehr ambivalente Sätze
verwendet werden und ich hatte den Verdacht, dass dies ein Grund ist, wieso diese Texte so
persönlich wirken. Ich vermutete, dass die Sätze durch ihre Mehrdeutigkeit von jedem Leser
verschieden interpretiert werden können und so von ihnen auch passender auf ihr Leben oder
15 Hypnose und Sprechen, 2018
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ihre aktuelle Situation bezogen werden. Ich machte mir dann weiter Gedanken über dieses
Thema und überlegte mir, ob diese Methoden auch in anderen Bereichen unseres Lebens ange-
wandt werden. Schlussendlich kam ich zur Vermutung, dass eine solche Art der Pseudoindividu-
alisierung in gewissen Aussagen höchst wahrscheinlich auch in Reden vorkommt, die an ein gros-
ses, sehr vielfältiges Publikum adressiert sind. Ein Beispiel für solch eine Menschenmenge wäre
zum Beispiel das Schweizer Volk.
Die Verwendung von Vagheit wäre ja auch in diesem Gebiet ein nützliches Medium, um ein
möglichst grosses Publikum möglichst individuell anzusprechen. Dass unsere Politiker aber eine
ähnliche Sprache verwenden wie die von vielen verspotteten Pressehoroskope, schien mir un-
wahrscheinlich. Trotzdem wollte ich eine allfällige Verwandtschaft der beiden Textsorten politi-
sche Rede und Pressehoroskop genauer untersuchen und die beiden Textarten auf Grund ihrer
Vagheit vergleichen.
3. Eigene Fragestellung
3.1 Zielsetzung der Arbeit
Das Ziel meiner Arbeit ist es, herauszufinden, ob die Sprache politischer Reden eine gewisse
Ähnlichkeit zur Sprache der Horoskope enthält und, falls dies zutrifft, ob eine allfällige Überein-
stimmung ein reiner Zufall ist, oder ob Politiker tatsächlich ähnliche Methoden wie Horoskope
anwenden, um ein grosses Publikum anzusprechen.
3.2 persönliche Hypothese
Meine Hypothese ist, dass die Ansprachen des Bundespräsidenten zum Volk am 1. August und
Horoskope eine Ähnlichkeit in der Verwendung semantischer Unbestimmtheit aufweisen. Dies
würde bedeuteten, dass die Texte gleich vage, informativ, glaubenswürdig und offen für Inter-
pretationen sind.
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4. Heutiger Stand der Forschung
Die linguistische Analyse von Horoskopen und vor allem von politischen Reden ist ein grosser
Bereich der linguistischen Forschung, zu dem auch viele umfassende Werke verfasst wurden. Da
es den Ramen dieser Arbeit sprengen würde, auf alle erforschten Bereiche der beiden Textsor-
ten einzugehen, werde ich in diesem Kapitel nur auf die für meine Methodik relevanten Bereiche
eingehen. Diese Themen sind die Arten der semantischen Unbestimmtheit und der Illokutionen,
die einen essentiellen Teil meiner Methodik ausmachen.
4.1 Quantitative & qualitative Analyse
Heutzutage wird bei den meisten linguistischen Studien eine quantitative und eine qualitative
Analyse durchgeführt. Die Grund dafür ist, dass man Texte unter zwei verschiedenen Aspekten
analysieren kann. Während sich die quantitative Analyse auf die Anzahl von Buchstaben, Wörter
oder Satzzeichen in Texten bezieht, fokussiert sich die qualitative Analyse eher auf die Bedeu-
tung, Formulierung und Interpretationsarten der Sätze. In den meisten Fällen sind beide Metho-
den essentiell, um einen Text ausführlich zu analysieren. Nur selten ist eine der beiden nicht
notwendig. In meiner Arbeit habe ich mich jedoch ganz bewusst gegen die quantitative Analyse
entschieden, da diese für den erwünschten Vergleich der beiden Textsorten nicht hilfreich ist.
4.2 Semantische Vagheit als Eigenschaft der natürlichen Sprache
Wie im Kapitel 1.3 «Einführung semantische Unbestimmtheit» erläutert, gibt es zwei Auffassun-
gen der semantischen Vagheit. Die erste definiert die Mehrdeutigkeit als Defizit von Bedeutun-
gen und semantischer Präzision, die durch präzisierende Auflösung behoben werden müsse. Die
zweite besagt, dass die verschiedenen Arten von Unbestimmtheit ein unvermeidbares und all-
gegenwärtiges Merkmal natürlicher Sprachen darstellen und massgeblich zu deren Eigenschaft
als effizientes und universelles Kommunikationsmittel beitragen. Da für meine Arbeit die seman-
tische Präzisierung vager Ausdrücke nicht weiter relevant ist, werde ich mich diesem Vorgehen
nicht weiter nähern. Viel mehr interessiert mich das Vorkommen der semantischen Unbe-
stimmtheit in der natürlichen Sprache, welches ich in den folgenden Kapiteln genauer untersu-
chen werde.
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4.2.1 Auftreten, Definitionen und Unterschiede der unterschiedlichen semantischen
Unbestimmtheiten
Das Auftreten der semantischen Unbestimmtheit untersuchte Katja Furthmann in ihrem Werk
«Die Sterne lügen nicht» (Furthmann 2006). Sie stellte fest, dass Vagheit in verschiedenen For-
men vorkommen kann und klassifizierte diese in drei Sorten. Die erste Sorte der semantischen
Unbestimmtheit bezieht sich auf Adjektive, deren Bedeutungen relativ sind. Anschliessend traf
sie Mehrdeutigkeit in Bezugsbereichen an. Dies bedeutet, dass die betrachteten Ausdrücke eine
Referenz beinhalteten, die nicht genau definiert war. Auch fiel ihr auf, dass relative Zeitfixierun-
gen eine Vagheit beinhalten, die sich auf einer temporalen Ebene befindet.
4.2.1.1 Relativität und Skalarität bei Adjektiven
In Horoskopen wird die Vagheit mehrheitlich durch relative Ausdrücke, die einen umfassenden
Indefinit Bereich besitzen, bewirkt. Die üblichste Weise wie solche relativen Ausdrücke auftreten
ist in Form von den in der linguistischen Forschung bereits ausführlich untersuchten Grad-, Be-
wertungs- und Dimensionsadjektive. Diese Adjektive haben keine absolute Bedeutung, sondern
erhalten diese erst, wenn man sie mit kontrastierenden Adjektiven auf einer Skala anordnet und
so dem Adjektiv eine relative Bedeutung zuordnet16. Benutzt man zum Beispiel Adjektive wie
«schnell» oder «gross», gibt es keinen absoluten Massstab, der das beschriebene Nomen genau
definiert, sondern dieser «muss sich nach der Art des jeweiligen Gegenstandes richten: x ist
gross = x ist grösser als ein Durchschnittsobjekt der Klasse M, zu der x gehört»17. Im Gegensatz
dazu stehen absolute nicht steigerbare Adjektive (wie z.B. verheiratet oder rechteckig), da diese
eine eindeutige Bedeutung haben, die weder relativ noch mehrdeutig ist.
4.2.1.2 Mehrdeutigkeit des Bezugsbereichs
Eine Vielzahl Quantoren und quantifizierende Orts- und Zeitadverbien sind in Horoskopen ent-
halten, da ihre Mehrdeutigkeit auf den Bezugsbereich bezogen ist. Diese sind besonders geeig-
net, da dem Leser bei ihrer Verwendung freisteht, wie er die bezeichneten Mengen interpretie-
ren möchte. Die Adverbien sind hier somit mehrdeutig und können nur durch imaginäre Skalen
genauer präzisiert werden18. Allerdings ist es dem Leser überlassen wo er diese Adverbien auf
der Skala einsetzt, was potentiell zu unendlich vielen sinnvollen Deutungen führen kann. Diese
Eigenschaft gewährleistet den Aussagen eine hohe Anwendbarkeit, da jeder Leser automatisch
16 Furthmann, 2006, S. 320 17 Wunderlich, 1991, S. 53 18 Furthmann, 2006, S. 330
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eine persönliche Interpretation der Aussage macht. Der Referenzbereich kann je nach Adverb
ein Anderer sein. Im Folgenden sind die üblichsten Bereiche und ein Teil der Begriffe, die auf
einen solchen verweisen, aufgezeichnet19.
• Unbestimmte Mengenreferenz
Begriffe: ein paar, jede Menge, die meisten, jeden, mehrere, manches, manche, sämtli-
che, viel, wenig, mehr als nötig, zu viel
• Unbestimmte Objektreferenz
Begriffe: alles, einen oder anderen, das Meiste, einiges, nichts
• Unbestimmte Personenreferenz
Begriffe: allen, jeder, niemanden
• Unbestimmte Häufigkeitsreferenz
Begriffe: Immer, immer wieder, dauernd, oft, öfters, mehrmals, manchmal, gelegent-
lich, ab und zu, hin und wieder
• Unbestimmte Orts- bzw. Richtungsreferenz
Begriffe: überall, aufwärts, oben, bergauf,
4.2.1.3 Relative Zeitfixierung
Relative Zeitfixierungen sind in Horoskopen sehr üblich, da sie es dem Autor erlauben dem Leser
ohne eine Nennung einer exakten Zeitangabe ein Zeitraum zu erläutern indem ein gewisses Er-
eignis geschehen wird. Es ist einfach nachzuvollziehen, dass die Anwendungsmöglichkeiten stei-
gen, je offener der Zeitbezug gestaltet ist, da je enger umgrenzt ein Zeitpunkt bzw. Zeitraum, für
den eine Aussage gelten soll, ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass diese Aussage auf einen
individuellen Leser zutreffen20. Die relative Zeitfixierung erlaubt dem Verfasser übrigens auch,
wie bei der Mehrdeutigkeit des Bezugsbereichs, eine Aussage zu verfassen, die von jedem Leser
individuell interpretiert wird und somit auch unendlich verschiedene Interpretationsarten hat.
Dies gewährt dem Satz eine hohe Anwendbarkeit.
Der Gültigkeitszeitraum wird meist im Titel des Horoskopes erläutert, da dieser etwas darüber
aussagt, ob es ein Tages-, Wochen-, Monats- oder Jahreshoroskop ist. Jedoch kann der Gültig-
keitszeitraum auch noch durch Adverbien, Nominal- und Präpositionalgruppen oder durch die
Tempusformen der Verben genauer definiert werden, wobei er sich meist auf die Gegenwart
oder Zukunft bezieht. Während sich Nominalgruppen wie in dieser Woche, in diesen Tagen, in
diesen Monaten usw. auf den gesamten Gültigkeitszeitraum beziehen ist es bei Adverbien wie
19Alle Bereiche aus Furthmann, 2006, S. 331-334 20 Furthmann, 2006, S. 336
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jetzt, derzeit, momentan nicht eindeutig, ob sie sich auf den Lesezeitpunkt, die gesamte für das
Horoskop gültige Zeitspanne oder auf einen begrenzten Abschnitt daraus beziehen21.
Bei den relativen Zeitfixierungen ist es wie im Kapitel 4.2.1.1 «Relativität und Skalarität bei Ad-
jektiven» sinnvoll, die relativen Ausdrücke auf eine Skala zu legen, um zu bestimmen welche
Wörter auf ein in der Zukunft weiterweg gelegenes Ereignis hindeuten und welche nicht. So hat
man zum Beispiel den Eindruck, dass Zeitreferenzen wie später, nach und nach und irgendwann
weiter in der Zukunft liegen als etwa vorerst, die nächste Zeit, in den kommenden Tagen, in nicht
allzu ferner Zukunft. Bei einer Erstellung einer solchen Skala bemerkt man jedoch, dass es auch
Wörter gibt, die nicht eindeutig eingeordnet werden können. Zu diesen gehören auch die sehr
oft verwendeten Adverbien bald, früher und später sowie auch die Formulierung «Es ist nur eine
Frage der Zeit…». Pinkal bezeichnet solche Zeitfixierungen als «extrem unspezifische Zeitanga-
ben», die tatsächlich kaum einen Informationswert haben.
4.2.1.4 Polyvalente Begriffe, die nicht genauer beschrieben werden
Während der Bearbeitung der Texte ist mir aufgefallen, dass der Grund der Mehrdeutigkeit ei-
nes Satzes häufig ein Begriff ist, der mehrere Bedeutungen hat und auf verschiedene Arten in-
terpretiert werden kann. So wird zum Beispiel in dem Satz «Ihre Arbeit wird heute Prüfungen
unterzogen.»22 nicht genauer beschrieben welche meiner Arbeiten gemeint ist. «Ihre Arbeit»
könnte sich zum Beispiel auf die Leistung, die ich bei dem Beruf oder in der Schule erbringe, oder
aber auf meine Bemühungen, mir meine Freizeit besser einzuteilen, beziehen. Auch in dem Satz
«Sie fühlen sich wach und ausgeruht und sollten Ihre Energie in jedem Fall für ein Training an
der frischen Luft nutzen.»23 ist es zum Beispiel für den Leser nicht eindeutig, was für ein Training
empfohlen wird. Die Ursache dieser Mehrdeutigkeit ist, dass der Autor keine spezifische Tätig-
keit nennt, sondern einen Begriff verwendet, der viele verschiedene Bedeutungen enthält und
dadurch auch unterschiedliche Interpretationen ermöglicht. Da solche Begriffe häufig der Grund
einer semantischen Unbestimmtheit sind, habe ich mich entschieden einen Weiteren zu den von
Katja Furthmann genannten Gründen hinzuzufügen.
21 Furthmann, 2006, S. 339 22 20 Minuten-Horoskop, 2018 (19.7. Waage) 23 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Widder)
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
15
4.2.1.5 Ausdrücke mit offener Konnotation
In der Umgangs- und der formalen Sprache ist der Gebrauch von Redewendungen, Metaphern
und anderen Formulierungen, die einen ähnlichen Charakter haben, sehr üblich. Auch bei dem
Analysieren der Texte bin ich auf solche gestossen, was zur Frage führte, ob diese Sätze eine
eindeutige Bedeutung haben. Ich kam zum Schluss, dass nicht alle diese Ausdrücke nur auf eine
Art und Weise gedeutet werden können. So ist es zum Beispiel unmöglich, eine eindeutige In-
terpretation des Satzes «Auch in Ihrem Privatleben werden Sie geprüft.»24 vorzunehmen, da die
Formulierung «geprüft werden» für jeden etwas anderes bedeutet. Aus diesem Grund habe ich
mich entschieden, eine weiter Kategorie zu den von Katja Furthmann genannten hinzuzufügen.
Diese enthält alle Formulierungen, die keine eindeutige Bedeutung haben und bei denen die
Ursache der Mehrdeutigkeit nicht bei einem der bereits genannten Gründen liegt. Ein weiteres
Beispiel eines Satzes, der eine solche Art von Mehrdeutigkeit aufweist ist zum Beispiel der Satz
«So liesse sich Ihr Privatleben in Schwung bringen.»25. Hier ist es die Formulierung «in Schwung
bringen», die für die Mehrdeutigkeit sorgt, da diese verschieden interpretiert werden kann.
4.2.1.6 Begriffe, die immer mehrdeutig sind
In der deutschen Sprache gibt es wie in allen anderen Sprachen Wörter, die immer eine Mehr-
deutigkeit auslösen. Sie werden meist verwendet, wenn der Autor sich über eine Aussage nicht
sicher ist. So verwendet er Wörter wie vielleicht, möglicherweise und wahrscheinlich, um seine
Ungewissheit auszudrücken. Da durch das Verwenden dieser Begriffe der Satz immer mehrdeu-
tig wird und sie nicht eindeutig in eine der schon erwähnten Kategorien eigeordnet werden kön-
nen, teil ich sie in eine eigene ein. Zu diesen Begriffen gehört auch das Modalverb «können»,
weil durch dieses Verb die Möglichkeit eines Ereignisses erwähnt wird, von dem nicht klar ist,
ob es auch tatsächlich geschehen wird.
24 20 Minuten-Horoskop, 2018 (19.7. Waage) 25 20 Minuten-Horoskop, 2018 (19.7. Jungfrau)
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
16
4.3 Illokutionstypen und ihre Unterscheidungen
Illokution oder illokutiver Akt ist ein Fachbegriff der linguistischen Pragmatik. Er bezeichnet den
eigentlichen Zweck eines Sprechaktes, also die dem Sprechakt zugrundeliegende Absicht des
Sprechers26. Dies bedeutet, dass jeder Satz eine bestimmte Illokution besitzt, auch wenn diese
nur ein rein sachlicher Austausch an Informationen ist. Man kann Illokution auch als Textfunk-
tion bezeichnen.
Um diese genauer zu klassifizieren entwickelte Rolf Eckhard 1993 in seinem Buch «die Funktio-
nen der Gebrauchstextsorten» Klaus Brinkers Textklassifikationsvorschlag, der vom Searleschen
Ansatz ausgehen, weiter und übernahm dabei ebenfalls Searles Bezeichnungen für die Illokuti-
onsklassen zur Bezeichnung für die einzelnen Textfunktionen: Assertiva, Direktiva, Kommissiva,
Deklarativa und Expressiva. Die Textsorte Horoskop beinhaltet drei der genannten Illokutionen
(Assertiva, Direktiva und Expressiva). Die Begründung übernehme ich aus dem Buch «Horoskope
in der Presse» (Bachmann-Stein 2004).
Die Textsorte Horoskop gehört zu…
• …den Assertiva, weil sie Informationen vermittelt (unabhängig davon, ob der Rezipient
an den Inhalt glaubt oder nicht)27.
• …den indizierenden Textsorten, zum einen weil die Inhalte nicht ineinander verschränkt
sind, sondern hauptsächlich voneinander unabhängige Einzelinhalte vorliegen; zum an-
deren, weil die Textproduzenten indizierender Textsorten von bestimmten konkreten
Bedürfnissen oder konkreten und aktuellen Vermittlungspflichten weitgehend entho-
ben sind. Charakteristisch für induzierende Textsorten ist darüber hinaus die vorherr-
schende Anonymität zwischen den Kommunikationsteilnehmer28.
• …den orientierenden Textsorten, weil zum einen die Datenkomplexe (zwölf Tierkreis-
zeichen) gegliedert präsentiert werden und dem Rezipienten einen schnellen Zugriff auf
die ihn interessierenden Daten bzw. Informationen (z.B. das eigene Tierkreiszeichen)
erlauben. Zum anderen werden orientierende Textsorten zu Rate gezogen, weil die Re-
zipienten sich mit entsprechenden Informationen versorgen wollen und ihnen damit
eine Orientierung geben, die für ihr eigenes Handeln selbst dann relevant ist, wenn dies
bloss der Freizeitgestaltung dient29.
26 Wikipedia-Illokution, 2018 27 Bachmann-Stein, 2004, S. 106 28 Bachmann-Stein, 2004, S. 106 29 Bachmann-Stein, 2004, S. 106
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
17
Ich werde aus dem Grund, dass nur drei der verschiedenen Grobklassen der Textfunktionen in
Horoskopen enthalten sind, die anderen Klassen für meine Arbeit nicht mehr erwähnen, da sie
den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden. Die drei Kategorien, in die man die Aussagen der
Horoskope teilen kann, werde ich in den folgenden Abschnitten (4.2.1, 4.2.2 und 4.2.3) noch
genauer untersuchen und einteilen. Dafür übernehme ich ebenfalls die Klassifizierung, die An-
drea Bachmann-Stein für ihre Untersuchung der verschiedenen Illokutionstypen in Horoskopen
benutzt hat.
4.3.1 Assertiva
Wie schon erwähnt vermitteln die Illokutionen der Assertiva Information. Dabei ist es nicht re-
levant, ob der Leser den Inhalt als richtig oder falsch empfindet.
• Etwas feststellen:
Wenn der Produzent annimmt, dass der von ihm thematisierte Sachverhalt dem Adres-
santen ebenso bekannt ist wie ihm selbst, wird eine Feststellung gemacht. Diese Illoku-
tion erscheint allerdings in Horoskopen schwierig, da sich der Produzent und Rezipient
anonym gegenüberstehen. Der Grund wieso sie diesen Illokutionstyp jedoch trotzdem
erwähnt ist, dass in den Texten auch Lebensweisheiten, Tautologien und Ähnliches auf-
treten. Dem entsprechend wird die Illokution «etwas feststellen» nur Sätzen mit einem
allgemeingültigen Charakter zugeordnet.
Beispiel:
«Wir leben in der Schweiz in Frieden und Wohlstand. 30»
• Etwas behaupten:
Diese Illokution wird nur Sätzen zugeordnet, die – zumindest im Prinzip – strittig ist. Dies
bedeutet, dass der Sachverhalt der Aussage als nichtzutreffend erwiesen werden kön-
nen muss.
Beispiel:
«So liesse sich Ihr Privatleben in Schwung bringen.31»
• Etwas voraussagen:
Es gibt nur einen Aspekt, in dem sich Vorhersagen von Behauptungen unterscheiden:
Vorhersagen machen Aussagen über die Zukunft, während sich Behauptungen auf die
30 Berset, 2018 31 20 Minuten-Horoskop, 2018 (19.7. Jungfrau)
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
18
Gegenwart beziehen. Aus dem Grund, dass sich diese beiden Illokutionen sehr ähnlich
und darum schwierig zu unterscheiden sind, bezeichne ich nur Aussagen, die ein Sprach-
mittel, das explizit auf die Zukunft verweist (wie die Nennung von Wochentagen, oder
die Verwendung einer Zeitform, die sich auf die Zukunft bezieht), enthalten, oder in de-
nen ein Ausdruck aus dem astrologischen Bereich verwendet wird, der einen Zukunfts-
bezug nahe legt, als Element der Illokution «etwas voraussagen».
Beispiele:
«Wenn danach die Sterne wieder besser stehen, wird alles wieder viel einfacher ge-
hen.32»
«Dann können wir positiv in die Zukunft schauen.33»
• Etwas vermuten:
Eine Vermutung wird geäussert, wenn sich der Textproduzent bezüglich des themati-
sierten Sachverhalts nicht sicher ist. Ein klarer Hinweis auf diese Illokution ist die Ver-
wendung des Modalverbs können und die von Modalwörter wie beispielsweise viel-
leicht.
Beispiele:
«Dies könnte nur zu neuen Konflikten führen.34»
«Es kann sein, dass Ihnen ein Bild oder ein anders Kunstwerk so gut gefällt, dass Sie dafür
über Ihre Verhältnisse Geld ausgeben.35»
• Etwas erläutern:
Diese Illokution bezieht sich mehrheitlich auf Parenthesen oder explikative Relativsätze,
deren Funktion es ist eine Bezugsäusserung, die nur partiell zu verstehen ist, verständ-
lich zu machen.
Beispiel:
«Wenn man Sie heute umschwärmt wie eine Bienenkönigin, dann liegt das nicht nur an
Ihrer fabelhaften Ausstrahlung, sondern auch an Ihrem offenen und sympathischen We-
sen.36»
«Das verdanken wir zu grossen Teilen unserer Bundesverfassung.37»
32 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Fische) 33 Schneider-Amann, 2016 34 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Löwe) 35 20 Minuten-Horoskop, 2018 (17.7. Jungfrau) 36 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Stier) 37 Berset, 2018
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
19
• Jemandem zustimmen:
Ein Ausdruck wird als eine solche Illokution angesehen, wenn der Textproduzent seine
Zustimmung ausdrückt, dass er mit dem Adressanten einer Meinung ist. Man könnte
denken, dass dies bei Horoskopen aufgrund der medialen Bedingungen nicht möglich
ist, da der Verfasser wegen der Absenz einer Aussage des Lesers keiner Aussage des
Lesers zustimmen kann. Die praktische Arbeit mit den Texten zeigt aber, dass es durch-
aus möglich ist, dass der Autor mit dem Leser einer Meinung ist. In diesem Fall würde er
aber dabei von einer Vermutung ausgehen, dass der Leser auch wirklich dieser Meinung
ist.
Beispiel:
«Dabei ist es doch offensichtlich, dass Sie Recht haben.38»
• Jemanden (vor etwas) warnen:
Der Textproduzent möchte dem Adressanten mitteilen, dass das thematisierte Ereignis
nichts Positives für den Leser bedeutet. Die Aussagen beziehen sich aber auf die Zukunft.
Aus diesem Grund hat der Adressant noch die Möglichkeit, das Übel abzuwenden.
Beispiel:
«Seien Sie aber vorsichtig, wenn Sie diesen Vorteil ausnutzen möchten, denn daraus
entstehender Neid, und Missgunst kann die gewonnenen Sympathien schnell wieder
zerstören.39»
«Unsere direkte Demokratie funktioniert nur, wenn wir eine politische Kultur leben, die
von einer breiten Mehrheit getragen wird.40»
4.3.2 Direktiva
Die Aussagen der Direktiva haben keine ineinander verschränkten Inhalte, da sie hauptsächlich
aus voneinander unabhängigen Einzelinhalten bestehen. Ausserdem unterliegen die Textprodu-
zenten keinen bestimmten Vermittlungspflichten und sind wie auch der Rezipient dem Kommu-
nikationspartner anonym. Eine Äusserung dieser Kategorie versucht den Adressierten immer
entweder direkt oder indirekt zu einer Handlung zu animieren.
38 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Wassermann) 39 20 Minuten-Horoskop, 2018 (19.7. Stier) 40 Sommaruga, 2015
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
20
• Jemandem nahelegen, etwas (nicht) zu tun:
Der Textproduzent rät dem Adressanten eine gewisse Aktion an oder ab. Dieses Wissen
hat er dadurch, dass er aufgrund von Sternenkonstellationen Zukünftiges voraussagen
kann, was ihm grundsätzlich einen Wissensvorsprung erschafft. Der Adressierte hat
dann aber immer noch die Wahl ob er diesen Ratschlag zu Herzen nimmt oder nicht.
Äusserungen dieser Art beziehen sich nur auf einen gewissen Personenkreis.
Beispiel:
«Nutzen Sie den Tag, um sich im Kreise vertrauter oder neu gewonnener Bekanntschaf-
ten kreativ auszutoben.41»
• Jemandem etwas empfehlen:
Der Textproduzent geht bei einer Empfehlung davon aus, dass der Adressat ein Problem
hat. Der Autor präsupponiert bei den meisten Texten dieser Illokution, dass die empfoh-
lene Handlung allgemein (für jeden) gut ist.
Beispiel:
«Die sich stellenden Fragen und Probleme sind offen anzusprechen, Lösungen zu disku-
tieren und Entscheide zu treffen.42»
• Jemandem eine Frage stellen:
Auch diese Sprachhandlung wird zu den Direktiva eingeteilt, da sie den Leser durch Fra-
gen an ihn zu einer Handlung veranlassen möchte.
Beispiel:
«Wie wäre es mit einem Kurzurlaub?43»
Könnte der Leser die Frage mit «Ja» beantworten, würde er sich persönlich angespro-
chen fühlen. Dies würde die Frage zu einer Aufforderung, etwas Bestimmtes zu tun, ver-
ändern. Auch gehören Fragen, die den Adressanten dazu veranlassen, seine Handlungen
zu überdenken in diese Kategorie.
• Jemanden ermuntern:
Durch eine Ermunterung wird der Adressant von dem Textproduzenten an sein Leis-
tungsvermögen, eine gewisse Aktivität zu vollziehen/durchzuführen, erinnert. Diese
41 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Stier) 42 Widmer-Schlumpf, 2012 43 20 Minuten-Horoskop, 2018 (18.7. Skorpion)
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
21
Illokution setzt voraus, dass der Leser die erwähnte Handlung bereits geplant oder sogar
in Angriff genommen hat.
Beispiel:
«Es gibt keinen Grund, Angst davor zu haben, solange Sie mit fundiertem Wissen auf-
warten können.44»
«In Punkto Gesundheit gibt es wenig zu befürchten.45»
• Jemanden ermutigen:
Der Textproduzent ermutigt einen Adressanten, eine bestimmte Aktivität durchzufüh-
ren, wenn dieser Zweifel an der Durchführung der Aktivität oder an seinen eigenen Fä-
higkeiten zweifelt. Im Gegensatz zur Illokution «Jemanden ermuntern» muss der Leser
noch keinen genauen Plan zur Ausführung der Aktivität haben.
Beispiel:
«Sie brauchen nichts zu befürchten, wenn Sie kritische Themen ansprechen.46»
«Wagen Sie deshalb einen positiven Neuanfang!47»
4.3.3 Expressiva
Durch expressive Sprechakte wird versucht «auf bestimmte, beim Adressanten vorhandene o-
der nichtvorhandene oder als vorhanden bzw. nichtvorhanden unterstellte Emotionen einzuwir-
ken»48.
• Jemandem ein Kompliment machen:
Ein Kompliment sollte beim Leser ein positives Gefühl auslösen. Die Eigenschaft für die
der Leser gelobt wird kann entweder konkret (Aussehen des Adressanten), abstrakt (Fä-
higkeit oder Haltung des Adressanten), atemporär (sich auf ein Körpermerkmal bezie-
hen) oder temporär (Kleidung) sein.
Beispiel:
«Sie haben einen genauen Überblick über die Dinge und dies macht Sie sehr leistungs-
stark.49»
44 20 Minuten-Horoskop, 2018 (19.7. Waage) 45 20 Minuten-Horoskop, 2018 (16.7. Widder) 46 20 Minuten-Horoskop, 2018 (18.7. Skorpion) 47 20 Minuten-Horoskop, 2018 (17.7. Krebs) 48 Rolf, 1997, S. 219 49 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Widder)
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
22
«Ich gratuliere ihnen allen – Sie machen die Schweiz und ihre Werte aus! Sie sind die
Schweiz!50»
• Jemanden beglückwünschen:
Im Gegensatz zu «Jemandem ein Kompliment machen» setzt diese Illokution eine Akti-
vität des Adressanten voraus, die in dessen Interesse liegt.
Beispiel:
«Im Privatleben schaffen Sie es spielerisch, Ihre Meinung klar zu machen und Fronten
zu klären.51»
«Wir analysieren nüchtern, neigen nicht zu Übermut oder gar Arroganz.52»
• Jemandem zusprechen:
Ein Ausdruck dieser Art versucht der Produzent die negativen Emotionen des Adressan-
ten, die durch ein Unheil, das dieser nicht abwenden kann, ausgelöst wurden, positiver
zu gestalten. Der Autor präsupponiert somit, dass solch ein Unheil überhaupt existiert.
Die Illokution könnte als Gegenstück zu «Jemanden beglückwünschen» angesehen wer-
den.
Beispiel:
«Nehmen Sie dies nicht so tragisch, auf diesen einen Tag kommt es wirklich nicht an.53»
• Jemanden tadeln:
Der Produzent präsupponiert, dass der Adressat eine bestimmte Handlung vollführt o-
der sich in einer bestimmten Art und Weise verhalten hat. Diese Tat bzw. dieses Verhal-
ten werden als schlecht angesehen. Der Leser wird dementsprechend beurteilt und kri-
tisiert.
Beispiel:
«Sie sind nämlich leicht reizbar und reagieren sehr empfindlich.54»
50 Leuthard, 2017 51 20 Minuten-Horoskop, 2018 (19.7. Löwe) 52 Leuthard, 2017 53 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Fische) 54 20 Minuten-Horoskop, 2018 (16.7. Stier)
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
23
4.4 Analyse einer politischen Rede
Das Analysieren einer politischen Rede ist ein sehr gründlich erforschter Bereich der Linguistik.
Aus diesem Grund gibt es viele verschiedene Methoden, die sich dafür eignen. Die Auswahl der
Methode, die man anwenden möchte, hängt davon ab, welchen Aspekt der politischen Rede
man untersuchen möchte. Die am häufigsten angewandten Analysen in Bezug auf die Rhetorik
sind die sogenannte Argumentationsanalyse und die Analyse der Redestrategien. Aus diesem
Grund werden diese beiden in den folgenden Absätzen beschrieben. Ich werde aber nicht auf
weitere Analysen eingehen, da diese für die Arbeit aus meiner Sicht nicht weiter relevant sind
und den Ramen dieser Arbeit sprengen würden.
Argumentationsanalyse:
Bei dieser Analyse fokussiert man sich auf die erwähnten Argumente und analysiert deren Rele-
vanz, Wichtigkeit und Gültigkeit55.
Analyse der Redestrategien:
Das Ziel dieser Analyse ist es, die besonderen psychologischen Methoden der Einflussnahme der
Rede zu analysieren. Um dies zu tun, braucht man eine Strategie, die jedoch erst wählbar ist,
wenn der Redner sein Ziel, seine Intention und Absicht festgelegt hat. Die Strategie bei der Ana-
lyse ist meist, dass man nicht die einzelnen Sätze, Argumente und rhetorische Mittel untersucht,
sondern weitreichende und absichtsvolle Massnahmen, mit denen in einer konkreten Situation
eine Beeinflussung anderer erreicht werden soll, herausarbeitet und diese genauer unter-
sucht56.
4.5 Unterschiede zwischen politischen Reden und Horoskopen
Die beiden Textarten Horoskope und politische Reden sind zwar in gewissen Aspekten sehr ähn-
lich. Sie sind beide an ein grosses Publikum gerichtet und wollen jedes Individuum auf einer
persönlichen Ebene ansprechen, um einen möglichst grossen Effekt auf den Zuhörer zu haben.
Allerdings gibt es auch gewisse Unterschiede, die vor allem im Zweck der beiden Texte liegen.
Einer der grundlegendsten Unterschiede ist, dass ein Horoskop nur auf einer persönlichen Inter-
pretationsebene verstanden werden kann und nicht wie eine Rede von allen Mitgliedern einer
Menschenmenge gleich aufgefasst werden kann. Auch ist die Textfunktion der Horoskope ist
nicht genau definiert und kann von Horoskop zu Horoskop variieren. Hierbei ist es auch wichtig
55 Fachdidaktik, 2018 56 Fachdidaktik, 2018
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
24
anzumerken, dass die dominierende Textfunktion eines Textes nicht unbedingt der Sprachakt-
klasse der Illokutionen entsprechen muss. Am häufigsten werden Horoskope als Ratgebertexte
der Rubrik «Lebenshilfe» eingeordnet57. Allerdings können Horoskope auch als Texte mit einer
«Appellfunktion» oder als reiner Informationstext definiert werden58. Dies ist der Fall, wenn das
Horoskop aus Sätzen besteht, deren Illokutionen mehrheitlich der Direktiva oder Assertiva zu-
gehören. Ich persönlich würde Horoskope aber nicht nur als Ratgebertexte, Appelle und Infor-
mationstexte einordnen, da ich Ihnen noch eine andere Textfunktion zuordnen würde. Ich
glaube nämlich, dass Horoskope auch eine therapeutische Wirkung auf den Leser haben. Perso-
nen, die täglich, wöchentlich oder monatlich Horoskope lesen, tun dies meiner Meinung nach
auch, weil die Texte auf sie eine beruhigende und versichernde Wirkung haben, die es ihnen
erleichtert ihr Leben zu leben. Genau diesen Effekt möchten Therapeuten und Psychologen mit
ihren Sitzungen mit einem Patienten auch erzielen. Aus diesem Grund könnte man die Horo-
skope auch als therapeutischen Text ansehen.
Die Textfunktion der politischen Reden ist wie die der Horoskope sehr vielfältig und hängt meist
stark von der Art der Rede ab. So gibt es zum Beispiel Reden, die die Zuhörer zu einer Handlung
animieren sollen. Andere haben das Ziel, das Publikum auf ein Problem aufmerksam zu machen,
oder sie von einer Meinung zu überzeugen. Das Ziel einer politischen Rede könnte aber auch
sein, einem Volk Mut zu machen und den Menschen zu versichern, dass ihnen eine grossartige
Zukunft voraussteht, oder die Zuhörer zu beruhigen, um eine Panik in der Bevölkerung zu ver-
meiden59. Bei den meisten politischen Reden ist der Anlass zu einer Rede jedoch, dass der Red-
ner dem Publikum etwas vermitteln möchte, das ihm am Herz liegt. Er möchte also mit seiner
Rede die Zuhörer so beeinflussen, dass sie die gleiche Meinung haben wie er und schlussendlich
eine von ihm empfohlene Handlung vollführen. Aus diesem Grund ist die Mehrheit der Reden
eine Mischung aus Appell- und Informationstext. Die 1. August Ansprache ist darum in dieser
Hinsicht eher eine atypische Rede, da sie nur wenige Appelle beinhaltet und auch wenige Infor-
mationen vermittelt. Ihre Textfunktion ist daher hauptsächlich, das Volk für seine guten Taten
und Fortschritte zu loben und dem Publikum zu versichern, dass die Schweiz eine sichere und
positive Zukunft hat.
Ein weiterer grundlegender Unterschied der beiden Textsorten liegt darin, dass Horoskope aus
einer rein abstrakten Analyse auf eine konkrete Interpretation schliessen und politische Reden
aus einer konkreten Analyse auf eine abstrakte Interpretation schliessen. Dies bedeutet in an-
deren Worten, dass Horoskope die Sterne «frei» (nach gewissen Regeln, die aber nicht
57 Bachmann-Stein, 2004, S. 107 58 Bachmann-Stein, 2004, S. 108 59 sowi-online Politische Rede, 2018
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
25
wissenschaftlich bewiesen sind) analysieren. Die Verfasser der Horoskope analysieren zum Bei-
spiel Sternenkonstellationen oder Positionen von Planeten. Diese abstrakte Analyse interpretie-
ren sie dann aber konkret und äussern deterministische Aussagen, die sich auf die Zukunft be-
ziehen. Die politischen Reden jedoch analysieren konkrete Daten, wie zum Beispiel historische
Ereignisse wie Krisen oder Erfolge. Diese interpretieren die Redner dann aber «frei» und präsen-
tieren ihre Interpretation dieser Analyse als bestmögliche Option. Ueli Maurer zum Beispiel
sagte in seiner 1. August Ansprache «Wir stellen fest, dass die Souveränität kleiner Staaten mehr
und mehr missachtet wird. Internationale Organisationen und grosse Staaten setzen immer häu-
figer auf Macht statt auf Recht. Oft betreiben sie eine rücksichtslose Interessenspolitik.60» Dies
ist eine konkrete Analyse, die er aufgrund seiner Observationen macht. Darauf folgt die Äusse-
rung: «Dieser Rückfall in die Machtpolitik gibt mir zu denken. Das ist nicht mehr der Umgang,
wie er unter zivilisierten Staaten üblich ist. Umso wichtiger ist es, dass wir Schweizerinnen und
Schweizer zusammenstehen und an unseren Werten festhalten. Denn mit Nachgeben lösen wir
keine Probleme. Je mehr Zugeständnisse wir machen, desto höher werden die nächsten Forde-
rungen sein.61» Hier äussert er nun eine «freie» Interpretation, die er darauf basiert, dass die
Gründerväter der Schweiz ähnlich handelten und dabei (durch die Gründung der Schweiz) er-
folgreich waren. Die Schlussfolgerung jedoch, dass in diesem Falle ein unkooperativer und kom-
promissloser Umgang mit den anderen Staaten die richtige Lösung sei, ist aber die Konsequenz
einer «freien» Interpretation.
5. Methodik
5.1 Einführung
In meiner Methodik werde ich die Analyse und Unterscheidung von semantischer Unbestimmt-
heit, die ich bereits im Kapitel 4.2 «Semantische Vagheit als Eigenschaft der natürlichen Spra-
che» erklärt habe, und die Unterscheidungen der unterschiedlichen Illokutionstypen, die ich be-
reits im Kapitel 4.3 «Illokutionen und ihre Unterscheidungen» erklärt habe, verbinden. Dies wird
es mir ermöglichen, einen direkten Vergleich zwischen den zwei Textgruppen «Pressehoroskop»
und «politische Rede» zu verfassen. Der Vergleich wird auf den angewandten Arten von seman-
tischer Mehrdeutigkeit in den unterschiedlichen Illokutionstypen basieren. In den folgenden
60 Maurer, 2013 61 Maurer, 2013
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
26
Kapiteln werde ich meine Methodik, ihre Vor- und Nachteile und die Gedanken dahinter noch
genauer erläutert.
5.2 Wahl der Horoskope und politischen Reden
Da das Resultat meiner Arbeit sehr stark von der Wahl der Texte abhängt, muss diese vorsichtig
angegangen werden. Es gibt eine grosse Anzahl an Personen, die Horoskope und politische Re-
den verfassen, und die diese Texte auf ihre jeweils individuelle Art und Weise schreiben, bear-
beiten und publizieren. Dies führt dazu, dass in den Texten von unterschiedlichen Autoren Un-
terschiede und Variationen vorhanden sind. Dieser Unterschied kann zum Beispiel auch in der
Verwendung semantischer Unbestimmtheit liegen, was das Resultat meiner Arbeit sehr beein-
flussen kann.
Damit ich trotz dieser Schwierigkeit ein für die Schweiz möglichst nachvollziehbares und rele-
vantes Resultat erhalte, habe ich mich entschieden, eines der meist gelesenen Horoskope der
Schweiz zu wählen. Aus diesem Grund stammen die Texte, die ich analysieren werde, aus der
bereits erwähnten Tageszeitung «20 Minuten». Die Zeitung wird täglich gratis verteilt und wird
von einem Grossteil der Bevölkerung gelesen. Obwohl nicht genau bekannt ist, wie viele der
Leser auch die Horoskope lesen, ist es gut möglich, dass es das meist gelesene Horoskop der
Schweiz ist. Der Grund, weshalb ich nicht die Horoskope der Zeitung «Blick am Abend» gewählt
habe ist, dass die «20 Minuten» im Gegensatz zur Anderen am Morgen verteilt wird. Dies ist
essentiell für meine Arbeit, da es mehr Sinn ergibt sich ein Horoskop, das einem einen Ratschlag
oder eine Auskunft über den Verlauf des Tages gibt, zu Beginn des Tages zu lesen und nicht erst
gegen den Abend.
Um einen nachvollziehbaren Vergleich zu verfassen wäre es von Vorteil, könnte ich eine politi-
sche Rede wählen, die eine gewisse Ähnlichkeit zur Textsorte Horoskop hat. Dies bedeutet, dass
die Rede an möglichst viele Menschen adressiert sein und ihnen wie auch ein Horoskop Hoff-
nung, Orientation und eine Aussicht in die Zukunft vermitteln sollte. Diese Effekte können ent-
weder auf einer persönlichen oder auf einer nationalen Ebene geschehen. Am Nationalfeiertag
der Schweiz, dem 1. August, hält jeweils der Bundespräsident eine Ansprache an die ganze Na-
tion, in der er das vergangene Jahr reflektiert und dem Volk vermittelt, wie der Ausblick in das
nächste Jahr aussieht. Da meiner Meinung nach diese Rede die grösste Ähnlichkeit zu Horosko-
pen hat, wähle ich sie für meinen Vergleich. Zudem steht sie nicht mit einem Wahlkampf in Ver-
bindung und wird nicht stark von einer Partei beeinflusst.
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
27
Logischerweise werde ich, bevor ich meine Methodik an den ausgewählten Texten anwenden
kann, eine bestimmte Menge an Texten festlegen, die ich dann nach meinen Arbeitsschritten
bearbeite. Da ich für einen genauen Vergleich eine ähnliche Menge an Text brauche, habe ich
mich entschieden, die 1. August Ansprachen des Bundespräsidenten zu den Feiertagen von 2012
bis 2018 und die Pressehoroskope der «20 Minuten» vom 17. Juli 2018 bis zum 20. Juli 2018 zu
wählen. Damit ich aber eine möglichst ähnliche Menge an Text der beiden Textarten habe, füge
ich noch sieben Horoskope des 16. Juli 2018 zu meiner Auswahl hinzu. Dies bedeutet, dass ich
55 verschiedene Horoskope und sieben 1. August Reden analysieren werden. Somit habe ich
beinahe die gleiche Anzahl an Wörter in den beiden Texten (Horoskope: 3714 Wörter, 1. August
Ansprachen: 3712 Wörter). Dies ist wichtig, da ein grosser Unterschied der Anzahl Wörter das
Resultat meiner Arbeit stark verändern und verfälschen könnte.
5.3 Allgemeine Überlegungen
In meiner Methodik werde ich die Sätze der ausgewählten Horoskope und politischen Reden zu
erst nach Mehrdeutigkeiten untersuchen und diese dann nach der Art der semantischen Unbe-
stimmtheit einteilen. Diese Analyse wird es mir ermöglichen, eine quantitative Analyse der vor-
gekommenen Vagheit und dessen Charakter zu erstellen. Dies erfolgt, indem ich alle vagen Ele-
mente der Texte zähle und sie nach ihrer Art einteile. Die Textsorte mit der höheren Anzahl an
mehrdeutigen Elemente ist offensichtlich vager geschrieben. Auch ermöglicht mir diese Analyse,
das Vorkommen der verschiedenen Arten von Vagheit prozentual darzustellen, was einen wei-
teren Vergleich der beiden Textsorten ermöglicht. Selbstverständlich werden auch Sätze vor-
kommen, die eindeutig sind. Diese werde ich nicht genauer analysieren.
Die Sätze jedoch, die eine gewisse Mehrdeutigkeit aufweisen, werde ich dann in einem zweiten
Schritt wiederum kategorisieren. Diese Klassifikation verläuft nach der Art der Illokution. Diese
beiden Schritte werden es mir dann ermöglichen, eine Aussage zu dem Vorkommen verschiede-
ner Arten von Vagheit in den verschiedenen Illokutionstypen zu machen. Schliesslich kann ich
die Ergebnisse der Analyse der Horoskope mit denen der politischen Rede vergleichen und be-
stimmen, ob gewisse Ähnlichkeiten oder Unterschiede auftreten.
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
28
5.4 Explizite Erklärung der verschiedenen Schritte
Zuerst untersuche ich jeden Satz der ausgewählten Texte in Bezug auf seine Vagheit oder Mehr-
deutigkeit. Da mir jedoch bei eingehendem Studium bewusst wurde, dass Vagheit ein natürli-
ches Element unserer Sprache ist und, wegen der Mehrdeutigkeit der meisten Wörter, kein Aus-
druck der natürlichen Sprache maximal präzisiert ist und diese Präzisierung nur in einer künstli-
chen, hypothetischen Sprache möglich ist, bezeichne ich einen Ausdruck nur als vage, wenn er
eine der in den Kapiteln 4.2.1.1, 4.2.1.2 und 4.2.1.3 beschriebenen Elemente beinhaltet. In der
folgenden Übersicht sind diese zur Repetition nochmals mit einigen Beispielen dargestellt.
Tabelle 1: die verschiedenen Arten des Vorkommens von Vagheit
Vorkommen von Vagheit
Beispiel
Relativität und Skalarität bei Adjektiven «Sie fühlen sich wach und ausgeruht und soll-ten Ihre Energie in jedem Fall für ein Training an der frischen Luft nutzen.62»
Mehrdeutigkeit des Bezugsbereichs «Am Ende gingen die Sieger auf die Verlierer zu.63»
Relative Zeitfixierungen «Wenn danach die Sterne wieder besser ste-hen, wird alles wieder viel einfacher ge-hen.64»
Polyvalente Begriffe, die nicht genauer be-schrieben werden
«Achten Sie auf Dinge, die sie tatsächlich stö-ren und arbeiten Sie selbst an deren Lö-sung.65»
Ausdrücke mit offener Konnotation «Wir aber leben auf einem Fels in der Bran-dung.66»
Begriffe, die immer mehrdeutig sind «Vielleicht fühlen Sie sich künstlerisch inspi-riert oder aber Sie widmen sich intensiv Ihrem Körper und gönnen ihm eine Wellness-Kur.67»
Nachdem ich alle Sätze, die eines dieser Elemente beinhalten, nach ihrer Art von Vagheit sortiert
habe, teile ich sie ebenfalls nach den im Kapitel 4.2 ausführlich beschriebenen Illokutionstypen
ein. In dem erwähnten Kapitel sind jedoch nur die Illokutionen aufgelistet, die in Horoskopen
erscheinen. Darum ist es gut möglich, dass ich nur wenige Sätze der politischen Rede verwenden
kann, da manche eine andere Funktion haben als die, die in Horoskopen üblich sind. Diese Sätze
werde ich also schlichtweg nicht berücksichtigen, da sie mir den erwünschten Vergleich nicht
ermöglichen. Dies wird höchst wahrscheinlich zu einem beträchtlichen Unterschied der Anzahl
62 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Widder) 63 Berset, 2018 64 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Fische) 65 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Löwe) 66 Leuthard, 2017 67 20 Minuten-Horoskop, 2018 (18.7. Jungfrau)
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
29
an Sätzen führen. Aus diesem Grund sollte der Vergleich der beiden Textsorten rein prozentual
gemacht werden. Zur Wiederholung sind in der folgenden Übersicht alle Illokutionstypen, die in
Horoskopen erscheinen, nach Sprechaktklasse sortiert dargestellt. Zudem sind sie mit jeweils
einem Beispiel der von mir untersuchten Horoskope belegt.
Tabelle 2: Illokutionstypen der Sprachaktklasse Assertiva
Illokutionstypen
Beispiel
Etwas feststellen «Die Wirtschaft ist stark, die Arbeitslosigkeit tief.68»
Etwas behaupten «Unser Land wird stärker, indem wir alle seine Bewohnerinnen und Bewohner stär-ken.69»
Etwas vorhersagen «Internationale Organisationen und grosse Staaten setzen immer häufiger auf Macht statt auf Recht.70»
Etwas vermuten «Dies könnte nur zu neuen Konflikten füh-ren.71»
Etwas erläutern «Diesen Erfolg verdankt die Schweiz Werten wie hochstehender Qualitätsarbeit, wofür der Begriff «Swiss made» steht.72»
Jemandem zustimmen «Dabei ist es doch offensichtlich, dass Sie Recht haben.73»
Jemanden (vor etwas) warnen «Seien Sie aber vorsichtig, wenn Sie diesen Vorteil ausnutzen möchten, denn daraus ent-stehender Neid, und Missgunst kann die ge-wonnenen Sympathien schnell wieder zerstö-ren.74»
68 Berset, 2018 69 Berset, 2018 70 Maurer, 2013 71 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Löwe) 72 Burkhalter, 2014 73 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Wassermann) 74 20 Minuten-Horoskop, 2018 (19.7. Stier)
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
30
Tabelle 3: Illokutionstypen der Sprachaktklasse Direktiva
Illokutionstypen
Beispiel
Jemandem nahelegen, etwas (nicht) zu tun «Der bilaterale Weg verbindet uns auf Augen-höhe mit der EU – ihn müssen wir sichern.75»
Jemandem etwas empfehlen «In einer Partnerschaft sollten Sie darauf ach-ten, Ihren Partner in Ihren Freundeskreis ein-zubinden.76»
Jemandem eine Frage stellen «Wie wäre es mit einem Kurzurlaub?77»
Jemanden ermuntern «Es gibt keinen Grund, Angst davor zu haben, solange Sie mit fundiertem Wissen aufwarten können.78»
Jemanden ermutigen «Schauen wir nicht ängstlich in diese Zukunft, sondern bewahren wir das, was unser Land voran bringt: Offenheit, Mut und Zuver-sicht.79»
Tabelle 4: Illokutionstypen der Sprachaktklasse Expressiva
Illokutionstypen
Beispiel
Jemandem ein Kompliment machen «Ich gratuliere ihnen allen – Sie machen die Schweiz und ihre Werte aus! Sie sind die Schweiz!80»
Jemanden beglückwünschen «Im Privatleben schaffen Sie es spielerisch, Ihre Meinung klar zu machen und Fronten zu klären.81»
Jemanden zusprechen «Nehmen Sie dies nicht so tragisch, auf diesen einen Tag kommt es wirklich nicht an.82»
Jemanden tadeln «Sie sind nämlich leicht reizbar und reagieren sehr empfindlich.83»
75 Schneider-Amann, 2016 76 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Jungfrau) 77 20 Minuten-Horoskop, 2018 (18.7. Skorpion) 78 20 Minuten-Horoskop, 2018 (19.7. Waage) 79 Sommaruga, 2015 80 Leuthard, 2017 81 20 Minuten-Horoskop, 2018 (19.7. Löwe) 82 20 Minuten-Horoskop, 2018 (20.7. Fische) 83 20 Minuten-Horoskop, 2018 (16.7. Stier)
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
31
5.5 Problematik & Grenzen der Methodik
In diesem Kapitel werde ich über die Problematiken und die Grenzen meiner für die Analyse der
Texte angewandten Methodik berichten. Die meisten Problematiken konnte ich durch Verbes-
serungen meiner Methodik und spezifischeres Erklären beheben. Allerdings gibt es immer noch
Probleme, für die ich keine klare Lösung finden konnte. Diese Probleme sind aber nicht nur in
meiner Arbeit präsent, sondern in allen, die sich mit dem Thema der semantischen Unbestimmt-
heit befassen.
5.5.1 Viereck (Schulz von Thun)
Schulz von Thun behauptet, dass jede Nachricht auf vier verschiedene Art und Weisen gesagt
und interpretiert werden kann. Der Inhalt des Satzes verändert sich dabei nicht, sondern die
Aussprache, das Tempo, der Tonfall und die Mimik oder Körperhaltung des Sprechers. Seine
Theorie stellte er in einem Viereck dar, das nun in der Sprachphilosophie eine wichtige Rolle
spielt.
Abb. 2: Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun84
In diesem Bild sieht man, dass der Sender eine Botschaft entweder rein sachlich, als Apell, als
Selbstkundgabe oder als Beziehungshinweis meint. Der Empfänger muss dann selbst entschei-
den wie der Sender die Äusserung wohl gemeint hat. Bei den meisten Menschen passiert dies
korrekt und automatisch. In manchen Situationen kann ein Missverständnis passieren was dann
zu Problemen führt. Da wir aber mit den anderen, nicht rein sprachlichen Elementen einer Aus-
sage sehr vertraut sind, gelingt es uns meist, unklare Äusserungen richtig einzuordnen. Bei mei-
ner Arbeit war es für mich jedoch manchmal schwierig, Sätze in den richtigen Illokutionstyp
84 Schulz von Thun Institut, 2018
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
32
einzuordnen, da mir gewisse Angaben, wie zum Beispiel der Tonfall oder Gesichtsausdruck des
Senders zur Aussage fehlten.
Auch Andrea Bachmann-Stein hatte in ihrer Arbeit «Horoskope in der Presse» Schwierigkeiten
bei der Kategorisierung der Illokutionstypen. Sie schrieb dazu: «Es ist vorab jedoch noch einmal
zu betonen, dass die Festlegung und Unterscheidung von Illokutionen sowohl in der Theorie als
auch in der Praxis ein bislang nicht zufriedenstellend gelöstes Problem darstellen. Erforderlich
wären Grundlagenstudien zur Semantik sprachhandlungsbezeichnender Ausdrücke (insbeson-
dere Verben);»85
5.5.2 Unterscheidungen der unterschiedlichen semantischen Unbestimmtheiten
Auch bei den Unterscheidungen der unterschiedlichen semantischen Unbestimmtheiten hatte
ich einige Probleme. Meistens lagen diese bei einer Mehrdeutigkeit, die ich in zwei verschiedene
Kategorien hätte einteilen können. In solchen Fällen wählte ich die Kategorie, die mir am lo-
gischsten erschien. Sicherlich kann man bei solchen Spezialfällen auch anderer Meinungen über
die jeweilige Einordnung der Vagheit sein. Jemand anderes hätte solche Fälle vielleicht in eine
andere Kategorie eingeordnet und so das Resultat der Analyse verändert. Diese unklaren Fälle
kamen aber so selten vor, dass sie die Ergebnisse nur so leicht beeinflusst hätten, dass es an der
schlussendlichen Diskussion der Resultate nichts verändert hätte.
5.5.3 Unterschiede bei Autoren in Bezug auf die Verwendung semantischer Unbe-
stimmtheit
Zudem sollte man berücksichtigen, dass alle politischen Reden von einem anderen Redner stam-
men und auch die Horoskope höchst wahrscheinlich nicht alle vom selben Autoren geschrieben
wurden. Ich habe bei den Reden bemerkt, dass es Redner gibt, die häufiger semantische Unbe-
stimmtheiten in ihre Reden einbauen als andere. Also sollte man immer im Hinterkopf behalten,
dass die Resultate ein Mittelwert vieler Reden und Horoskopen sind und darum nicht nur auf
einen Politiker oder Autor bezogen werden können.
85 Bachmann-Stein, 2004, S. 146
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
33
6. Resultate
6.1 Resultate der verschiedenen Arten von Vagheit
Tabelle 5: Verteilung der verschiedenen Arten von Vagheit (Horoskope)
Vorkommen von Vagheit Anzahl % (gerundet auf die 1. Dezimal-stelle)
Relativität und Skalarität bei Adjektiven 157 24.6
Mehrdeutigkeit des Bezugsbereichs 139 21
Relative Zeitfixierung 84 12.1
Polyvalente Begriffe, die nicht genauer beschrie-ben werden
206 32.2
Ausdrücke mit offener Konnotation 50 7.8
Wörter, die immer mehrdeutig sind 22 2.3
Mehrdeutigkeiten gesamt 658 100
Tabelle 6: Verteilung der verschiedenen Arten von Vagheit (politische Rede)
Vorkommen von Vagheit Anzahl % (gerundet auf
die 1. Dezimal-
stelle)
Relativität und Skalarität bei Adjektiven 142 24.4
Mehrdeutigkeit des Bezugsbereichs 249 42.4
Relative Zeitfixierung 23 4
Polyvalente Begriffe, die nicht genauer beschrie-
ben werden
154 26.3
Ausdrücke mit offener Konnotation 17 2.5
Wörter, die immer mehrdeutig sind 2 0.4
Mehrdeutigkeiten gesamt 587 100
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
34
6.2 Resultate der verschiedenen Illokutionstypen
Tabelle 7: Verteilung der Illokutionen der Assertiva
Illokutionstypen Anzahl in Horoskop Anzahl in politischer Rede
Nr. % Nr. %
Etwas feststellen 20 12 51 32.5
Etwas behaupten 40 24 51 32.5
Etwas vorhersagen 62 37 17 11
Etwas vermuten 21 12 2 1
Etwas erläutern 8 5 22 14
Jemandem zustim-
men
2 1 0 0
Jemanden (vor et-
was) warnen
15 9 14 9
Illokutionen ge-
samt
168 100 157 100
Tabelle 8: Verteilung der Illokutionen der Direktiva
Illokutionstypen Anzahl in Horoskop Anzahl in politischer Rede
Nr. % Nr. %
Jemandem nahelegen, et-
was (nicht) zu tun
49 62 25 61
Jemandem etwas empfehlen 22 28 8 20
Jemandem eine Frage stel-
len
1 1 7 17
Jemanden ermuntern 2 3 0 0
Jemanden ermutigen 5 6 1 2
Illokutionen gesamt 79 100 41 100
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
35
Tabelle 9: Verteilung der Illokutionen der Expressiva
Illokutionstypen Anzahl in Horoskop Anzahl in politischer Rede
Nr. % Nr. %
Jemandem ein Kompliment
machen
6 43 11 39
Jemanden beglückwünschen 6 43 17 61
Jemanden zusprechen 1 7 0 0
Jemanden tadeln 1 7 0 0
Illokutionen gesamt 14 100 28 100
Tabelle 10: Verteilung der Illokutionen auf die Sprachaktklassen (Horoskope)
Anzahl %
Assertiva 169 64
Direktiva 80 31
Expressiva 14 5
Illokutionen gesamt 263 100
Tabelle 11: Verteilung der Illokutionen auf die Sprachaktklassen (politische Rede)
Anzahl %
Assertiva 157 70
Direktiva 41 18
Expressiva 28 12
Illokutionen gesamt 226 100
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
36
6.3 Resultate der Verteilung der verschiedenen Arten von Vagheit auf die
Sprachaktklassen
Tabelle 12: Resultate der Verteilung der verschiedenen Arten von Vagheit auf die Sprachakt-
klasse Assertiva
Illokutionstyp: Arten der semantischen Unbe-
stimmtheit:
Anzahl in Horo-
skopen:
Anzahl in politi-
scher Rede:
Nr. % Nr. %
Assertiva Relativität und Skalarität bei
Adjektiven
114 25 92 26
Mehrdeutigkeit des Bezugsbe-
reichs
100 22 137 39
Relative Zeitfixierung 65 14 16 4.5
Polyvalente Begriffe, die nicht
genauer beschrieben werden
125 27 95 27
Ausdrücke mit offener Konnota-
tion
30 7 10 3
Wörter, die immer mehrdeutig
sind
22 5 2 0.5
Mehrdeutigkeiten gesamt: 456 100 352 100
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
37
Tabelle 13: Resultate der Verteilung der verschiedenen Arten von Vagheit auf die Sprachakt-
klasse Direktiva
Illokutionstyp: Arten der semantischen Unbe-
stimmtheit:
Anzahl in Horo-
skopen:
Anzahl in politi-
scher Rede:
Nr. % Nr. %
Direktiva Relativität und Skalarität bei Ad-
jektiven
32 19 18 18
Mehrdeutigkeit des Bezugsbe-
reichs
32 19 43 43
Relative Zeitfixierung 14 9 2 2
Polyvalente Begriffe, die nicht ge-
nauer beschrieben werden
69 42 33 33
Ausdrücke mit offener Konnota-
tion
18 11 4 4
Wörter, die immer mehrdeutig
sind
0 0 0 0
Mehrdeutigkeiten gesamt: 165 100 100 100
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
38
Tabelle 14: Resultate der Verteilung der verschiedenen Arten von Vagheit auf die Sprachakt-
klasse Expressiva
Illokuti-
onstyp:
Arten der semantischen Unbestimmt-
heit:
Anzahl in Horo-
skopen:
Anzahl in politi-
scher Rede:
Nr. % Nr. %
Expressiva Relativität und Skalarität bei Adjektiven 11 29 14 20
Mehrdeutigkeit des Bezugsbereichs 6 18 35 49
Relative Zeitfixierung 5 15 1 1.5
Polyvalente Begriffe, die nicht genauer
beschrieben werden
11 32 20 28
Ausdrücke mit offener Konnotation 2 6 1 1.5
Wörter, die immer mehrdeutig sind 0 0 0 0
Mehrdeutigkeiten gesamt: 35 100 71 100
7. Diskussion (Vergleich der Resultate)
7.1 Diskussion der Resultate der verschiedenen Arten von Vagheit
Nach dem Auswerten der Resultate war das erste, was mir aufgefallen ist, dass die Horoskope
nur wenig vager sind als die politischen Reden. Dies lässt sich leicht daran erkennen, dass die
politischen Reden total 587 semantische Unbestimmtheiten beinhalten. Die Horoskope hatten
auf die gleiche Anzahl Wörter mit 658 semantischen Unbestimmtheiten nur 81 mehr. Aus diesen
Daten lässt sich schliessen, dass die Horoskope nur 10.7% vager sind als die Reden.
Die politischen Reden haben einen hohen Prozentsatz (42.4%) an mehrdeutigen Bezugsberei-
chen. Diesem hohen Prozentsatz liegt vor allem die hohe Anzahl an unbestimmten Personenre-
ferenzen zugrunde. Ausdrücke dieser Kategorie, die immer wieder vorkamen sind zum Beispiel
wir, Mitbürger, Freunde, Freiwillige und Vorfahren.
Ein weiterer Unterschied ist, dass in Horoskopen mehr Begriffe verwendet wurden, die immer
vage sind, als in den politischen Reden. Bei den Horoskopen lag der Prozentsatz bei 2.3% und
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
39
bei den politischen Reden bei 0.4%. De niedrige Anzahl in den Reden begründe ich damit, dass
die Redner darauf achten, möglichst wenig vage Begriffe, wie zum Beispiel vielleicht oder
manchmal, zu benutzten. Würden sie diese Wörter vermehrt in ihre Reden einbauen, würde
dies einen Eindruck von Unsicherheit und Unschlüssigkeit beim Zuhörer hinterlassen.
Eine Übereinstimmung gab es bei der Verwendung relativer Adjektive. Die Prozentsätze waren
sehr ähnlich und lagen nur um 0.2% auseinander.
Es gab nur wenige relative Zeitfixierung in den politischen Reden (4%). Der Prozentsatz war deut-
lich grösser bei den Horoskopen (12.1%). Dies bedeutet, dass die Autoren der Horoskope um
einiges öfter unbestimmte Zeitangaben benutzten. Die in den Horoskopen am häufigsten ver-
wendeten Ausdrücke sind «heute» und «jetzt». Vielleicht vermeiden Redner diese Art von
Mehrdeutigkeit absichtlich, da sie sehr offensichtlich ist und sie sonst dafür stark kritisiert wer-
den könnten.
7.2 Diskussion der Resultate der verschiedenen Illokutionstypen
Im Allgemeinen ist die Verteilung der Sprachaktklassen der beiden Textsorten ähnlich. Der
grösste Unterschied lag in der Verwendung der Illokutionen der Sprachaktklasse Direktiva (Ho-
roskope 31%: politische Rede 18%). Dies bedeutet, dass Horoskope den Leser öfters direkt an-
sprechen als Reden. Dies könnte ein Versuch sein, das Horoskop möglichst persönlich zu gestal-
ten, indem man jeden dritten Satz direkt an den Leser richtet.
Ausserdem ist mir aufgefallen, dass mehr der erwähnten Illokutionen in Horoskopen vorkom-
men als in politischen Reden (263: 226). Dies ist einfach nachvollziehbar, da ich nur die Illokuti-
onen gezählt habe, die in Horoskopen vorkommen. In politischen Reden gibt es aber noch mehr
Illokutionstypen, die in Horoskopen nie vorkommen. Manche Sätze der politischen Rede konnte
ich darum nicht in die Illokutionen einordnen, da sie eine andere haben. Diese Sätze der politi-
schen Reden wurden dann auch bei der Auswertung ausgelassen, was zu einer kleineren Zahl an
Illokutionen führte. Eine andere Theorie wäre, dass in Reden längere, komplexere Sätze verwen-
det werden und man darum im allgemeinen weniger Sätze und somit auch weniger Illokutionen
auf eine bestimmte Anzahl Wörter hat.
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
40
7.2.1 Assertiva:
Bei den politischen Reden werden hauptsächlich Sachen behauptet und festgestellt. Dies er-
kennt man daran, dass beide Illokutionstypen mit 32.5% am meisten vorkamen.
Der meist verwendete Illokutionstyp bei Horoskopen mit 37% ist «etwas vorhersagen». Bei den
politischen Reden beträgt dieser Prozentsatz nur 11%. Meine Vermutung ist, dass Redner weni-
ger Sachen voraussagen als die Autoren der Horoskope, da sie es nicht riskieren wollen, dass sie
falsch liegen. Bei Horoskopen wird es jedoch auf Grund ihres Wissens über Sternenkonstellatio-
nen und Astrologie von den Autoren erwartet, dass sie Aussagen über die Zukunft machen. Sie
können auch nicht so sehr kritisiert werden wie Redner, falls sie falsch liegen.
Ein grosser Unterschied liegt bei dem Illokutionstyp «etwas vermuten». 12% der Illokutionen
der Assertiva der Horoskope sind Vermutungen. Bei den politischen Reden sind dies nur 1%.
Dies ist wohl so, weil von Rednern erwartet wird, dass sie sich sicher sind und eine klare Meinung
haben. Bei Horoskopen ist es jedoch üblicher, dass der Autor zum Beispiel eine Vermutung über
Konsequenzen und Folgen einer Aktion äussert. Vermutungen könnten aber auch entstehen, da
die Astrologie keine Wissenschaft ist, in der es nur richtig und falsch gibt. Die Autoren begründen
dies indem sie behaupten, dass die Sternenkonstellationen nur selten ein eindeutiges Zeichen
geben und immer mehrere Interpretationen möglich sind, was es für sie nur ermöglicht Vermu-
tungen und keine konkreten Vorhersagen zu verfassen.
Bei beiden Textsorten lag der Prozentsatz des Illokutionstyp «Jemanden (vor etwas) warnen»
bei 9%.
7.2.2 Direktiva:
Die beiden Textsorten haben einen sehr ähnlichen Prozentsatz (62% Horoskope: 61% politische
Rede) des Illokutionstyp «Jemandem nahelegen, etwas (nicht) zu tun».
Der grösste Unterschied liegt bei der Illokution «Jemandem eine Frage stellen» (Horoskop 1%:
politische Rede 17%). Viele nehmen an, dass diese Illokution häufig gebraucht wird, um ein
Thema oder ein Problem anzusprechen und die Gedanken des Publikums auf diese Frage zu
richten. Ich jedoch glaube, dass diese Illokution in politischen Reden auch gebraucht werden
kann, um eine Frage zu stellen, deren Antwort des Publikums der Redner schon kennt, sie aber
nicht selbst aussprechen möchte, da dies ihn in ein schlechtes Licht stellen würde. Würde zum
Beispiel ein SVP Politiker in einer Rede dem Publikum, das höchst wahrscheinlich aus Anhängern
der selben Partei besteht die Frage stellen: «Wer ist schuld an der steigenden Kriminalität in der
Schweiz und wie können wir dieses Problem beseitigen?» So ist es wahrscheinlich, dass dem
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
41
Publikum als erstes der Gedanke durch den Kopf geht, dass die hohe Anzahl an Einwanderern,
Flüchtlingen und Ausländer ein entscheidender Faktor ist und die Lösung zu diesem Problem die
Ausschaffung dieser Menschen ist. Würde der Politiker aber diese Gedanken selbst aussprechen,
könnte er sich heftiger Kritik aussetzen. So ist diese Illokution auch ein Schutz für Politiker, die
eher kontroverse Meinungen haben.
In der politischen Rede wurde nie die Illokution «Jemanden ermuntern» verwendet. Auch bei
den Horoskopen ist der Prozentsatz dieser Illokution sehr niedrig (3%).
Die Illokution «Jemanden ermutigen» ist ebenfalls sehr selten aufgetaucht (Horoskope 6%: po-
litische Rede 2%).
7.2.3 Expressiva:
Bei der Sprachaktklasse Expressiva sind die beiden Illokutionen «Jemandem ein Kompliment ma-
chen» und «Jemanden beglückwünschen» mit Abstand die häufigsten. Bei den Horoskopen wur-
den beide mit 43% gleich viel verwendet. Bei den politischen Reden kam «Jemanden beglück-
wünschen» mit 61% zwar mehr vor, doch auch die Illokution «Jemandem ein Kompliment ma-
chen» wurde mit 39% häufig verwendet. Diese Illokutionen sollten beim Leser oder Zuhörer po-
sitive Gefühle auslösen und ihn stolz auf sich selbst, seine Gemeinschaft, oder sein Land machen.
Bei der politischen Rede wurde nie jemandem zugesprochen oder jemand getadelt. In den Ho-
roskopen wurden beide Illokutionen sehr selten (je einmal) verwendet. Dies führt dazu, dass sie
beide nur 7% aller Illokutionen der Sprechaktklasse Expressiva ausmachen.
7.3 Diskussion der Resultate der Verteilung der verschiedenen Arten von Vag-
heit auf die Sprachaktklassen
7.3.1 Assertiva:
Bei beiden Textsorten ist ein Viertel (Horoskope 25%: politische Rede 26%) der Ursachen für
eine semantische Mehrdeutigkeit ein Adjektiv, das relativ ist.
Ein grosser Unterschied liegt im Vorkommen von mehrdeutigen Bezugsbereichen. Bei den poli-
tischen Reden beträgt dieser Prozentsatz 39% und bei den Horoskopen nur 22%. Dieser Unter-
schied ist interessant, da die Illokutionen «etwas feststellen» und «etwas behaupten» je 32.5%
der Illokutionen der Assertiva ausmachen. Dies bedeutet, dass die meisten Aussagen dieser
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
42
Illokutionstypen mindestens einen mehrdeutigen Bezugsbereich beinhalten, was die Feststel-
lungen und Behauptungen alle sehr vage macht.
Ein weiterer Unterschied liegt im Vorkommen relativer Zeitfixierungen (Horoskope 14%: politi-
sche Rede 4.5%). Ein Faktor, der sicherlich zu diesem Unterschied beigetragen hat, ist, dass es
insgesamt in den Horoskopen mit 84 relativen Zeitfixierungen mehr relative Zeitfixierungen gibt,
als in den politischen Reden (23 relative Zeitfixierungen). Allerdings kamen 65 der 84 in den
Horoskopen vorgekommen relativen Zeitfixierungen in einem Satz vor, dessen Illokution zu den
Assertiva gehört. Da 37% der Illokutionen der Assertiva in Horoskopen zum Illokutionstyp «et-
was vorhersagen» gehören, nehme ich an, dass sich in diesem Illokutionstyp die meisten relati-
ven Zeitfixierungen befinden. Dies würde bedeuten, dass die Autoren der Horoskope zwar ein
Ereignis hervorsagen, aber nicht einen genauen Zeitpunkt nennen, was die Information weniger
nützlich für den Leser macht und die Wahrscheinlichkeit, dass der Autor falsch liegt, minimiert.
Auch in der Anzahl der Wörter, die immer mehrdeutig sind, liegt eine interessante Beobachtung.
Bei den Horoskopen kamen 22 dieser Wörter vor (was 5% der Mehrdeutigkeiten in der Assertiva
ausmacht). In der politischen Rede waren dies jedoch nur 0.5%. Speziell ist auch, dass in den
Horoskopen alle 22 Begriffe in einem Satz der Illokution «etwas vermuten» vorkamen. So kann
man also klar feststellen, dass durch das Verwenden eines solchen Wortes der Satz meist zu
einer Vermutung wird.
7.3.2 Direktiva:
Relative und skalare Adjektive wurden in beiden Textsorten ähnlich viel verwendet (Horo-
skope19%: politische Rede 18%).
Die Vagheit «Mehrdeutigkeit des Bezugsbereichs» kam bei den politischen Reden am meisten
vor (43%). Bei den Horoskopen waren dies jedoch nur so viele wie die zuvor genannte Vagheit
(19%).
In beiden Textsorten kamen in den Sätzen der Sprachaktklasse Direktiva nur wenige «relative
Zeitfixierungen» vor. Bei den Horoskopen waren dies mit 9% allerdings ein wenig mehr als bei
den politischen Reden (2%). Meine Vermutung ist, dass sich die Autoren der Horoskope sich
eher getrauen, vage Zeitangaben in direkte Aussagen einzubauen als Politiker, da sie weniger
dafür kritisiert werden können und die Integrität eines Politikers unter ungenauen Zeitfixierun-
gen leiden kann.
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
43
Bei den Horoskopen war die meist angewandte semantische Unbestimmtheit mit 42% «Polyva-
lente Begriffe, die nicht genauer beschrieben werden». Bei den politischen Reden waren dies
nur 33%.
7.3.3 Expressiva:
Der grösste Unterschied der Expressiva liegt in der Verwendung mehrdeutiger Bezugsbereiche.
Bei den Horoskopen ist der Prozentsatz nur bei 18%. Bei den politischen Reden hingegen beträgt
dieser 49%. Dies bedeutet, dass beinahe jede zweite Mehrdeutigkeit in einer politischen Rede,
in einem Satz der Sprechaktklasse Expressiva, diese Ursache hat. Mir ist aufgefallen, dass beson-
ders häufig vage und unbestimmte Personenreferenzen in politischen Reden verwendet wer-
den. Dies ermöglicht es dem Redner über Personen zu sprechen, ohne dass jeder genau weiss
wer gemeint ist. Die mit Abstand am häufigsten gebrauchte mehrdeutige Personenreferenz ist
das Wort «wir». Dieses Personalpronomen wird sehr oft verwendet, ohne genauer zu definieren
wer damit gemeint ist. Der Bezugsbereich könnte man nämlich oft verschieden interpretieren.
So sind zum Beispiel die Annahmen, dass das «wir» nur den Bundesrat, die gesamte Regierung,
alle Schweizerbürger oder sogar alle Einwohner der Schweiz gemeint sind alle nicht falsch. Al-
lerdings kann man sich auch nie ganz sicher sein, dass man mit seiner Vermutung wer gemeint
sei richtig liegt.
Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass bei den Horoskopen die Anzahl der relativen Zeitfixie-
rungen mit 15% höher ist als bei den politischen Reden (1.5%). Dies konnte man schon bei den
anderen Sprachaktklassen untersuchen. Meine Vermutung für die Ursache dafür ist hier gleich
wie bei den anderen Sprachaktklassen.
8. Zusammenfassung und Schlussfolgerung der Arbeit
Meiner Meinung nach ist die wichtigste Feststellung meiner Arbeit, dass es viele Parallelen zwi-
schen den beiden Textsorten Horoskop und politische Rede gibt, die bis jetzt noch nicht genauer
untersucht und verglichen worden sind. Mit dieser Arbeit konnte ich zum Beispiel beweisen,
dass Horoskope und 1. August Ansprachen ähnlich vage sind. Diese Erkenntnis macht uns darauf
aufmerksam, dass viele unserer Politiker eine ähnliche vage Sprache verwenden, wie die Auto-
ren von Horoskopen, eine von vielen belächelte und von wenig ernst genommene Textsorte. Mit
dieser Feststellung möchte ich nicht behaupten, dass man den Reden von Politikern ähnliche
Geringschätzung zollen sollte wie Pressehoroskopen. Ich meine vielmehr, dass wir uns öfters
26.09.2018 Vagheit als Kommunikationsmittel Philip Senti
44
Gedanken über die eigentliche Bedeutung von Aussagen machen sollten und alle verschiedenen
Interpretationsmöglichkeiten berücksichtigen sollten. Dies betrifft vor allem Versprechen und
Vorhersagen, da man nur durch eine genauere Analyse herausfinden kann, wie ernst und genau
die jeweilige Aussage tatsächlich ist. Meine Arbeit zeigt eine Methode auf, die angewendet wer-
den kann, um die Seriosität und Präzision einer Aussage zu bestimmen. Allerdings sollte man
berücksichtigen, dass die semantische Unbestimmtheit ein natürliches Element unserer Sprache
ist und nicht nur negative Effekte hat. So ermöglicht sie eine einfachere, umgangssprachliche
Kommunikation, die von uns allen täglich verwendet wird. Auch können semantische Unbe-
stimmtheiten sowie in Horoskopen als auch in politischen Reden dazu führen, dass man dem
Leser oder Zuhörer Mut, Hoffnung und Lebensfreude geben kann, was alles sehr positive Aus-
wirkungen sind.
Aus diesen Gründen würde ich nicht behaupten, dass Vagheit nur Schlechtes bewirken kann und
man eine möglichst präzise Sprache pflegen sollten. Viel mehr würde ich die Schlussfolgerung
dieser Arbeit folgendermassen formulieren: «Man sollte sich beim Zuhören und Sprechen über
die Verwendung semantischer Unbestimmtheit und ihre positiven und negativen Effekte be-
wusst sein, damit Missverständnisse vermieden und eine klarere Kommunikation ermöglicht
werden kann.»
Fremd- und Fachwörterverzeichnis
epistemisch: 1) wissend, erkennend, Beispiel: epistemische Wahrnehmung
2) das Wissen bzw. die Erkenntnis betreffend, Beispiel: epistemische Autorität86
Illokution: Illokution oder illokutiver Akt ist ein Fachbegriff der linguistischen Pragmatik. Er
bezeichnet den eigentlichen Zweck eines Sprechaktes, also die dem Sprechakt
zugrundeliegende Absicht des Sprechers.87
Ontologie: (Philosophie) Lehre vom Sein, vom Seienden
(Informatik) System von Informationen mit logischen Relationen88
86 Wortbedeutung, 2018 87 Wikipedia-Illokution, 2018 88 Duden-Ontologie, 2018
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ontologisch: die Ontologie betreffend89
Parenthesen: Als Parenthese wird die Unterbrechung eines Satzes durch den Einschub eines
anderen Satzes bezeichnet. Dabei steht der eingeschobene Satz in Gedanken-
strichen, Klammern oder Kommata und ist grammatikalisch vollständig und selb-
ständig.90
Semantik: (1) Teilgebiet der Linguistik, das sich mit den Bedeutungen sprachlicher Zeichen
und Zeichenfolgen befasst
(2) Bedeutung, Inhalt (eines Wortes, Satzes oder Textes)91
Tautologie: (1) Sachverhalt und entsprechender Ausdruck, in dem eine Aussage doppelt vor-
handen ist
(2) Aussage, die unabhängig vom Wahrheitswert der Bestandteile stets wahr
ist.92
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Danksagung
Ich würde mich an dieser Stelle gerne bei meinem Betreuer Herr Lienert bedanken, der mich
über die letzten 6 Monate unterstützt und mir geholfen hat. Auch bedanke ich mich bei meinem
Korreferent Herr Nürnberg, dessen Inputs meine Methodik verbesserten und mir es ermöglicht
haben, diese Arbeit möglichst wissenschaftlich zu gestalten. Mein Dank geht auch an meine Fa-
milie und Freunde, die meine stundenlangen Berichte über meinen Arbeitsfortschritt über sich
ergehen lassen mussten und die mir ein Umfeld schufen, in dem ich mich in Ruhe und kon-
zentriert dieser Arbeit widmen konnte.
Anhang
Arbeitsjournal
Tabelle 15: Arbeitsjournal der Maturitätsarbeit
Datum Std. Rubrik Inhalt, Schritte, Tätigkeit Dokument
Woche 44 3 Recherche Einlesen in die Themen Horoskope und Wahrsagerei
/
5.11.2017 1 Schreiben Kurztext zum Thema meiner Maturi-tätsarbeit. Abgabe an Betreuer und Korreferent, um ihnen zu zeigen mit was ich mich befassen möchte.
Berechnungen des Schicksals (nicht in Maturitätsarbeit ein-geschlossen)
8.11.2017 1 Gespräch mit dem Be-treuer
Besprechung des Themas, Zusage des Betreuers und des Korreferenten
/
Woche 3-5
~8 Recherche Einlesen in Lektüre /
Woche 6-7
~10 Recherche & schreiben
Arbeiten am Grobkonzept und Lesen in Lektüre
Maturitätsarbeit Grobkonzept
14.3.2018 1 Gespräch mit Betreuer
Besprechung des Grobkonzepts /
Woche 10 2 Schreiben Kommentare & Korrekturen des Be-treuers in Maturitätsarbeit einbauen
/
Woche 16-17
~15 Schreiben & Recherche
Arbeiten am Feinkonzept und Lesen in Lektüre
Maturitätsarbeit Fein-konzept
23.5.2018 1 Gespräch mit Betreuer
Besprechung des Feinkonzepts /
Woche 22 ~3 Schreiben Kommentare & Korrekturen des Be-treuers in Maturitätsarbeit einbauen
/
Woche 30 ~15 Schreiben Schreiben an der ersten kompletten Fassung der Maturitätsarbeit.
Maturitätsarbeit 1. komplette Fassung
Woche 31 ~20 Bearbeiten der Texte
Alle Horoskope und 1. August Anspra-chen nach semantischer Unbestimmt-heit untersuchen und in die Illokutio-nen einteilen.
1. August Ansprachen Vagheit, 1. August Ansprachen Illokution Einteilung,
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Horoskope Vagheit, Horoskope Illokution Einteilung
Woche 32 ~10 Auswerten der Resultate & Schreiben
Auswertung der Resultate und Darstel-lung der Resultate (in Tabellen), Schrei-ben der Diskussion der Resultate
Maturitätsarbeit 1. komplette Fassung
30.8.2018 1 Gespräch mit Betreuer und Korreferent
Besprechung der ersten kompletten Version der Maturitätsarbeit
/
Woche 36 ~3 Schreiben Kommentare & Korrekturen des Be-treuers und Korreferenten in Maturi-tätsarbeit einbauen
Maturitätsarbeit kom-plette Fassung
Woche 38-39
4 Überarbeiten Formatierung und Finalisierung der Ar-beit
Maturitätsarbeit kom-plette Fassung
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Plagiatsreglement Ehrenwort zur Maturitätsarbeit
Originalarbeit:
Ich erkläre, dass es sich bei der eingereichten schriftlichen Arbeit um eine von mir selbst und
ohne unerlaubte Beihilfe verfasste Originalarbeit handelt.
Verweise auf Quellen:
Ich erkläre, dass fremde Quellen (Originaltexte, Sekundärliteratur, Bilder, Tabellen usw.), die in
der oben genannten Arbeit verwendet wurden, mit Quellenangaben versehen sind.
Plagiatsreglement:
Ich bin mir bewusst, dass das von mir unterzeichnete Plagiatsreglement immer noch und in be-
sonderer Weise für die Maturitätsarbeit Gültigkeit hat.
Massnahmen bei Plagiaten:
Die im Plagiats-Reglement festgehaltenen Massnahmen in Fällen von Plagiarismus habe ich zur
Kenntnis genommen.
Name: ………………………………………………………………………………………….
Vorname: ………………………………………………………………………………………….
Ort, Datum: ………………………………………………………………………………………….
Unterschrift Schülerin/Schüler: ………………………………………………………………………………………….
Unterschrift der Vertragspartner: ………………………………………………………………………………………….