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Post on 05-Sep-2020
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Berufswahl: IdeenExpo vermitteltSpaß an der Technik
Junge Frauen für technische Berufe motivieren
Der Frauenanteil in den Betrieben der M+E-Industrie
liegt seit Jahren bei 20 Prozent – trotz aller
Anstrengungen, junge Frauen für die Branche zu
gewinnen. Veranstaltungen wie die IdeenExpo in
Hannover können helfen, bei Mädchen
Berührungsängste mit dem Bereich Technik
abzubauen. Gefordert sind aber auch Eltern und
Schulen, Mädchen zu ermuntern, Alternativen zu
den gewohnten Ausbildungsberufen zu wählen.
Hannover. Mareike ist voll konzentriert. Mit viel
Fingerspitzengefühl dirigiert sie über einen Joystick
die Klauen eines Hydraulikarms, die sich um den
schlanken Stamm einer Fichte legen. Ein Druck auf
einen roten Knopf, und in wenigen Sekunden
durchtrennt eine Säge den Baum knapp über dem
Erdboden. Durch kurze Bewegungen mit einem
zweiten Joystick wird der Stamm gelegt, entastet
und in gleich lange Teile zerschnitten – eine perfekte
Ausführung. Lächelnd steigt die 13-jährige Schülerin
aus der Kanzel eines sogenannten Holz-Vollernters.
Die Maschine ist natürlich nicht echt. Es handelt sich
um einen Simulator, der normalerweise zur
Ausbildung benutzt wird. Jetzt stand das Gerät,
umlagert von vielen Jungen und Mädchen, auf der
IdeenExpo in Hannover, Deutschlands größter
Mitmach-Veranstaltung für Naturwissenschaften und
Technik. Auf die Frage, ob sie sich für Technik
interessiere, antwortete Mareike mit einem
entschiedenen „Ja“, vor allem, „weil man so viele
verschiedene Dinge machen kann, zum Beispiel das
mit dem Holzfällen“. Die Frage, ob sie denn auch
schon wisse, was sie später beruflich machen wolle,
beantwortete Mareike ebenfalls mit einem „Ja“. Mit
Technik hat das allerdings wenig zu tun – ihr
Traumberuf: „Friseurin.“
Damit steht die Schülerin aus dem
niedersächsischen Bodenwerder für die Mehrheit
der jungen Frauen. Unter den zehn beliebtesten
Berufen bei Frauen ist kein einziger mit
naturwissenschaftlichem oder technischem
Hintergrund. Die meisten Mädchen wollen lieber
Arzthelferin, Friseurin oder Verkäuferin werden,
obwohl Verdienst- und Entwicklungsmöglichkeiten in
vielen technischen Berufen weitaus besser sind. Vor
allem die Betriebe der Metall- und Elektro-Industrie
versuchen seit Jahren, ihren Frauenanteil von rund
20 Prozent zu steigern. Mit verschiedenen
Initiativen, Programmen und Veranstaltungen will die
Branche informieren, motivieren und Anstöße
geben. Etwa auf der IdeenExpo in Hannover, die
vom Verband NiedersachsenMetall mit initiiert und
gefördert wird. In diesem Jahr haben mehr als 50
Unternehmen die Vielfalt der Berufswelt in der
Metall- und Elektro-Industrie präsentiert.
Und das vor großem Publikum. Rund 310.000
Besucher, vor allem Schülerinnen und Schüler aus
dem gesamten Bundesgebiet, verzeichneten die
Veranstalter der IdeenExpo. Gut die Hälfte der
Gäste dürften Mädchen und junge Frauen gewesen
sein. Die hatten in Hannover nicht nur die
Möglichkeit, sich aktiv mit naturwissenschaftlichen
und technischen Themen auseinanderzusetzen,
vielmehr trafen sie auch bei fast allen Ausstellern
auf junge Frauen, die sich bereits für technische
Berufe entschieden haben. Sie konnten den
Schülerinnen klar machen, dass es Unsinn ist, dass
bestimmte Branchen nur für Männer bestimmt seien
– das solle ihnen niemand einreden.
Eine dieser Ansprechpartnerinnen ist Franziska
Waldow. Sie absolviert ein duales Studium bei der
Volkswagen AG. Dort ist sie im zweiten
Ausbildungsjahr als Elektronikerin und studiert
gleichzeitig in Wolfenbüttel Elektrotechnik. Ihr
Interesse an Technik wurde bereits auf der
Marienschule in Hildesheim, einem reinen
Mädchengymnasium (das sich übrigens auch auf
der IdeenExpo präsentierte) durch ein
entsprechendes Angebot gefördert. Den
entscheidenden Impuls bekam sie aber an der
Universität Hannover. Hier konnten im Rahmen der
sogenannten Herbstuniversität Frauen, die sich
grundsätzlich für Technik interessieren, an
Probevorlesungen teilnehmen – beispielsweise im
Maschinenbau oder bei Elektrotechnik. „Da habe ich
dann mitgemacht“, sagt Franziska Waldow, „und
Elektrotechnik fand ich am interessantesten, zumal
Physik und Mathe schon immer meine Sache
waren.“
Ihre Erfahrung ist jedoch auch, dass gerade Frauen
Anstöße von außen brauchen. „Von selbst macht
man ja dann doch eher das, was man kennt. Man
muss einfach erfahren, was die Welt alles bereithält,
und dafür bietet sich die IdeenExpo gut an.“ In ihrem
Studium merke sie zudem, dass ihre männlichen
Kommilitonen schon früher mit technischen Dingen
experimentiert und beispielsweise kleine
Schaltungen entworfen hätten. „Bei mir und meinen
Mitstudentinnen trifft das eher nicht zu. Bei uns
Mädchen kommt das meistens später, weil wir es
nicht wie die Jungen von klein auf gewohnt sind, uns
mit solchen Dingen zu befassen. Bei den Jungs legt
man das ja gleich mit in die Wiege.“
Anne Christiane Petersen ist da eher eine
Ausnahme. Die duale Studentin bei der Salzgitter
AG, die neben ihrer Ausbildung zur
Industriemechanikerin ein Ingenieurstudium
absolviert, wurde in ihrem technischen Interesse
bereits zu Hause unterstützt. „Ich durfte meinem
Vater immer schon viel im Haushalt helfen, und es
hat mir stets ziemlich viel Spaß gemacht, wenn wir
irgendwas zusammengebaut haben. Später in der
Schule habe ich dann viele Praktika gemacht, durch
die ich dann quasi in die Industrie gerutscht bin.“
Gefreut hat sie auf der IdeenExpo, dass viele
Jugendliche sehr interessiert waren, vor allem, da
sie an vielen Exponaten selber etwas machen
konnten. Die meisten, die sich für die technischen
Dinge interessierten, seien jedoch Jungen gewesen.
Allerdings: „Wenn wirklich Mädchen kommen, dann
haben die ein richtig starkes Interesse.“ Gerade
dieses Interesse ist für Nadine Kessler, die in der
Produktentwicklung bei der Salzgitter Mannesmann
Präzisrohr GmbH arbeitet, von besonderer
Bedeutung. „Wenn sich jemand wirklich für die
Dinge interessiert, macht es keinen Unterschied, ob
man männlich oder weiblich ist.“
Genau das ist der Ansatz, den die Godehard-
Grundschule in Göttingen verfolgt. Sie präsentierte
sich nicht nur mit einem eigenen Stand in Hannover,
sondern besuchte die IdeenExpo mit allen
Schülerinnen und Schülern von der ersten bis zur
vierten Klasse. Schulleiterin Carla Koch ist sicher:
„Auch für Grundschüler bringt das eine ganze
Menge.“ Ihre Schülerinnen und Schüler kamen
allerdings auch nicht ganz unvorbereitet nach
Hannover. Die Godehard-Grundschule hat seit vier
Jahren eine Informatik-Arbeitsgemeinschaft im
Lehrplan. An der können interessierte Kinder ab der
ersten Klasse teilnehmen – mindestens die Hälfte
davon sind Mädchen. „Die Mädchen sind sehr
begeistert von der Technik, und einige sagen, sie
möchten einmal technische Berufe ergreifen. Sie
möchten Maschinenbauerin oder Ingenieurin
werden. Und das ist ja auch genau das, was wir mit
unserer AG bezwecken: Kindern, vor allem
Mädchen, die Angst vor Technik zu nehmen und
Alternativen zu den gewohnten Ausbildungsberufen
zeigen. Ich denke, das erreichen wir im Kleinen bei
uns in der Schule“, sagt Schulleiterin Koch.
Auf die zehnjährige Clara trifft das in jedem Fall zu.
Sie hat an dem Projekt „Mobile Mülleimer“
mitgemacht und erklärt interessierten Besuchern
routiniert, wie die Mülleimer auf Zuruf ihren Zielort
ansteuern. Besonders stolz ist sie darauf, dass „das
Viert- und Drittklässler und zum Teil auch
Zweitklässler gebaut und programmiert haben“. Viel
Spaß macht ihr an der Technik, „dass man alles
programmieren kann, was man will“.
Und vielleicht überdenkt ja auch die erfolgreiche
„Holzfällerin“ Mareike ihren Berufswunsch noch mal.
Ihre Mutter gab zumindest zu verstehen, dass sie
mit ihrer Tochter noch mal über das Thema Friseurin
reden wolle.
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Ansprechpartner:NiedersachsenMetall
Werner FrickeLeiter Kommunikation
0511 - 8505 293fricke@niedersachsenmetall.de
Fotos zum Artikel
Wenn Mädchen sich auf der IdeenExpo für Technik interessierten,
dann waren sie so richtig bei der Sache.
Auch die Kleinen hatten ihren Spaß
Dass technische Berufe durchaus etwas für Frauen sind, bewiesen
viele Auszubildende, die sich um die Gäste der IdeenExpo
kümmerten.
Fotos: Gesamtmetall / Peter Junker
Die Bilder können Sie als Farbfotos auf unserer Internet-Seite
(www.gesamtmetall.de, Pressestelle – Reportagen) herunterladen.
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