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Die Metall-Versteher Die Firma Otto Junker ist einer der weltweit führenden Hersteller von Industrieöfen Tragflächen für den Airbus A380 erhitzen, riesige Edelstahlringe gießen oder besonders energiesparende Induktions-Schmelzöfen bauen: Die Spezialisten bei der Otto Junker GmbH kennen sich mit Metallen aus. Wenn es um Aluminium, Kupfer und Messing geht, kommt kaum einer an der Firma vorbei. Simmerath. Wenn Markus Werner unterwegs ist, sieht er permanent Dinge, die ihn an sein Unternehmen erinnern. „Bei fast allen Windrädern in Deutschland“, fängt er an aufzuzählen, „kann ich davon ausgehen, dass mindestens ein Teil mit einem unserer Schmelzöfen gegossen wurde. Komme ich dann in ein Hotel, gilt das für mindestens die Hälfte der installierten Wasserhähne. Und auf der Autobahn weiß ich, dass das Material der Aluminium-Karosserien bestimmter Automarken durch eine unserer Anlagen gelaufen ist, ebenso wie unterschiedliche Teile einiger Smartphones und Laptops – und nicht zu vergessen: von

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Page 1: Arbeitgeberverband Gesamtmetall · Web viewTeilweise fließen die Erkenntnisse dann auch in den Bau der Thermoprozessanlagen. Außerdem könnten so die Kunden jederzeit sehen, was,

Die Metall-Versteher

Die Firma Otto Junker ist einer der weltweit führenden Hersteller von Industrieöfen

Tragflächen für den Airbus A380 erhitzen, riesige

Edelstahlringe gießen oder besonders energiesparende

Induktions-Schmelzöfen bauen: Die Spezialisten bei der Otto

Junker GmbH kennen sich mit Metallen aus. Wenn es um

Aluminium, Kupfer und Messing geht, kommt kaum einer an der

Firma vorbei.

Simmerath. Wenn Markus Werner unterwegs ist, sieht er

permanent Dinge, die ihn an sein Unternehmen erinnern. „Bei

fast allen Windrädern in Deutschland“, fängt er an aufzuzählen,

„kann ich davon ausgehen, dass mindestens ein Teil mit einem

unserer Schmelzöfen gegossen wurde. Komme ich dann in ein

Hotel, gilt das für mindestens die Hälfte der installierten

Wasserhähne. Und auf der Autobahn weiß ich, dass das

Material der Aluminium-Karosserien bestimmter Automarken

durch eine unserer Anlagen gelaufen ist, ebenso wie

unterschiedliche Teile einiger Smartphones und Laptops – und

nicht zu vergessen: von Flugzeugen.“ Wenn er es zulassen

würde, käme der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Otto

Junker GmbH auch abends an der Hotelbar nicht zur Ruhe,

denn viele der Mineralwasser-, Saft- und Bierflaschen

durchlaufen Abfüllanlagen, von denen zentrale Elemente in

Simmerath bei Aachen hergestellt werden.

„Wir haben eine sehr hohe Markt- und Alltagspräsenz“, sagt

Werner nicht ohne Stolz, „denn wenn es um Aluminium, Kupfer

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und Messing geht, kommt kaum einer an Otto Junker vorbei.“

Seit über 90 Jahren behauptet das mittelständische

Unternehmen eine international führende Position als Hersteller

von Industrieofenanlagen. Doch Otto Junker ist mehr als nur

das. Im Grunde genommen steht die Firma auf drei Beinen:

einer Edelstahlgießerei, dem Induktionsschmelzofenbau und

dem Bau von Anlagen zur Wärmebehandlung von Metallen,

sogenannte Thermoprozessanlagen.

Ein wahrer Schmelztiegel von Synergien „In unserer Gießerei verwenden wir natürlich unsere eigenen

Induktions-Schmelzöfen“, erklärt Firmenchef Werner, „somit

können wir ständig Entwicklungen beim Ofenbau in der

konkreten Anwendung überprüfen oder bei speziellen

Gussteilen neue Schmelz- und Gusstechniken entwickeln, wie

beispielsweise elektromagnetische Rührtechniken bei der 1.600

Grad heißen Schmelze.“ Teilweise fließen die Erkenntnisse

dann auch in den Bau der Thermoprozessanlagen. Außerdem

könnten so die Kunden jederzeit sehen, was, wie, womit

geschmolzen, gegossen oder erhitzt werden kann. Diese

„Dreieinigkeit der Synergie“ verhilft Otto Junker zu einer

Sonderstellung gegenüber der Konkurrenz auf dem Weltmarkt.

„Das kann in dem Maße keiner unserer Wettbewerber“, so der

Geschäftsführer.

Eine weitere Stärke des Unternehmens mit seinen 450

Mitarbeitern am Standort Simmerath sieht Werner bei den hoch

spezialisierten Fachkräften. „Wir haben eine außergewöhnliche

Problemlösungskompetenz und sind es gewohnt, immer wieder

an die physikalischen Grenzen zu gehen, und manchmal auch

darüber hinaus.“ Entsprechend kümmert man sich seit vielen

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Jahren systematisch um qualifizierten Nachwuchs. Seit dem

Tode des Alleininhabers Otto Junker, im Jahre 1982, befindet

sich das Unternehmen im Besitz der Otto-Junker-Stiftung. Die

wurde bereits 1970 gegründete und hat sich der Förderung des

Ingenieurnachwuchses verpflichtet. Unterstützt werden vor

allem Studierende der RWTH Aachen. Darüber hinaus werden

regelmäßig 30 junge Menschen in den gewerblich technischen

Berufen ausgebildet.

Enge Kooperationen mit den Aachener HochschulenDie enge Kooperation mit den Bereichen Elektrotechnik und

Hüttenwesen der beiden Hochschulen in Aachen sei nach wie

vor Basis für wichtige Innovationen, betont der Firmenchef. Und

die seien für alle drei Unternehmensbereiche von großer

Bedeutung, um den Anforderungen auf den Weltmärkten stets

zu genügen. Beispiel Induktionsschmelzöfen. Da geht es nicht

nur um stetige Leistungssteigerungen und

Prozessgenauigkeiten, sondern zunehmend um

Energieeffizienz. Schließlich würden in einer Gießerei fast 70

Prozent der eingesetzten Energie für den Schmelzprozess

verwendet.

Welche Einsparpotenziale da möglich sind, zeigt ein

gemeinsames Projekt mit dem Aluminiumwerk Alunorf in Neuss

bei Düsseldorf. Die Ingenieure beider Unternehmen

entwickelten neuartige Glühöfen, die 45 Prozent weniger

Energie verbrauchen und den CO2-Ausstoß um fast 50 Prozent

reduzieren. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern senkt

zudem die Kosten. Dafür gab es übrigens den renommierten

Energy Award 2014 in der Kategorie „beste gewerbliche Anlage

des Jahres“.

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Die Flügel des Airbus A380 werden auf 560 Grad erhitztDie Innovationsliste der Metallurgie-Spezialisten aus Simmerath

ist lang. So war Otto Junker der erste Anbieter von

Induktionsöfen für die Raffination von Silicium für die

Photovoltaik. Auch bei Anlagen für die Vergütung von Bauteilen

aus neuartigen Aluminiumlegierungen setzt das Unternehmen

immer wieder weltweit Maßstäbe. So im Bereich der

Thermoprozessanlagen für Aluminiumbänder für die

Automobilindustrie.

Im Prinzip sind das bis zu 100 Meter lange Öfen, durch die ein

Aluminiumband von zwei Meter Breite und ein bis zwei

Millimeter Dicke durchgezogen und erhitzt wird. Damit lässt sich

„die kristalline Struktur des Metalls normalisieren“ und so für die

weitere Verarbeitung, wie das Verformen zu Karosserieteilen,

optimieren. Das Besondere an den Otto Junker Anlagen: Das

Aluminiumband wird über die gesamte Länge des Ofens

freischwebend erhitzt, damit es zu keinerlei Beschädigungen

kommt. „Da waren wir weltweit die Ersten, die das geschafft

haben“, sagt Werner.

Führend ist die Firma auch bei Öfen, in denen Großteile

wärmebehandelt werden, beispielsweise das Vormaterial für die

fast 40 Meter langen Flügel des Airbus A380. Um Spannungen

im Metall abzubauen, wird das Material für die Flügel langsam

auf 560 Grad erhitzt und dann wieder kontrolliert abgekühlt. Die

große Herausforderung dabei: An jeder Stelle des Flügels muss

bis auf höchstens zwei Grad Unterschied zu jeder Zeit die

gleiche Temperatur herrschen. „Das ist ganz hohe Kunst“, sagt

Page 5: Arbeitgeberverband Gesamtmetall · Web viewTeilweise fließen die Erkenntnisse dann auch in den Bau der Thermoprozessanlagen. Außerdem könnten so die Kunden jederzeit sehen, was,

Geschäftsführer Werner. Und an die, müsse er fast jedes Mal

denken, wenn er in einem Flugzeug sitzt.

Ansprechpartner:Otto Junker GmbH

Markus WernerTel: 02473 – 601 278

[email protected]

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Fotos zum Artikel

In solchen Sandkästen werden hochkomplexe Gussformen erstellt

Installation massiver Kupferleitungen für einen Induktionsofen

Die Induktionsöfen werden mit feuerfesten Steinen ausgemauert

Hohe Fertigungstiefe: Die Kondensatoren für die Elektroöfen werden selbst gebaut

Fotos: Gesamtmetall/Pit Junker

Die Bilder können Sie auf unserer Internet-Seite (www.gesamtmetall.de,

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