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1 Aptavani 8 Vorläufige, noch zu korrigierende Fassung für Parayan September 2013 VORABVERSION 2 FÜR PARAYAN IM SEPTEMBER 2013 Anmerkung zur deutschen Übersetzung: Wir haben uns sehr bemüht, nur deutsche Worte zu benutzten. Manchmal mussten wir mit den Gujarati- Worten arbeiten, da Gujarati eine sehr tiergründige Sprache ist, welche mit mehreren Bedeutungsebenen ausgestattet ist. Wir haben uns für die jeweils unkomplizierteste Version entschieden. Die Seitenzahl hinter den Überschriften zeigt die Seitenzahl in der original englischen PDF- Version an. Dada´s Hingabe und Ergebenheit, sein Respekt, seine Wertschätzung und die Wichtigkeit, dass sich niemand „niedriger“ fühlte, kam auch in seiner Sprache zum Ausdruck. Dadashri sprach alle und jeden mit „Sie“ an, mit Ausnahme junger Kinder. Da die deutsche Übersetzung von der englischen Übersetzung abgeleitet wurde, haben wir uns entschieden in der deutschen Übersetzung bei dem „du“ zu bleiben, weil sich in unserem Sprachgebrauch selbst die Anrede zu „Gott“ im „du“ wiederfindet. Wir hoffen, dass dennoch der tiefe Respekt und die Wertschätzung von Dadashri zu allen Lebewesen für den Lesenden auch in der deutschen Übersetzung zu spüren ist. Bei Verständnisfragen schaut bitte ins Glossar und wenn das nicht funktioniert: DADA fragen ;-). Glossar Gnani Purush - Jemand, der Selbst-Realisation erfahren hat und diese an andere weitergeben kann. Gnani - Jemand, der totale Selbst-Verwirklichung erreicht hat. Agnas - Prinzipien der Befreiung Fünf Agnas - Fünf Prinzipien, die dem Schutz des relisierten Selbst dienen. Mahatma - Jemand, der Selbst-Verwirklichung durch Akram Vignan erreicht hat, das Gnan Vidhi erfahren hat Agnan - die Unwissenheit des Selbst und über das Selbst Moksha - endgültige Befreiung Atmagnan - das erfahrbare Wissen über das Selbst

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Page 1: Aptavani8 -ab Seite 131-Parayan.2013 · 2015-12-17 · Unvergängliches Selbst (Akshar Purush) b e s c h r i e b e n ; b e d e u t e t Unvergängliches Selbst (Akshar Purush) das

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Aptavani  8    -­‐  Vorläufige,  noch  zu  korrigierende  Fassung  für  Parayan  September  2013  

VORABVERSION 2 FÜR PARAYAN IM SEPTEMBER 2013

Anmerkung zur deutschen Übersetzung:

Wir haben uns sehr bemüht, nur deutsche Worte zu benutzten. Manchmal mussten wir mit den Gujarati- Worten arbeiten, da Gujarati eine sehr tiergründige Sprache ist, welche mit mehreren Bedeutungsebenen ausgestattet ist.

Wir haben uns für die jeweils unkomplizierteste Version entschieden.

Die Seitenzahl hinter den Überschriften zeigt die Seitenzahl in der original englischen PDF- Version an.

Dada´s Hingabe und Ergebenheit, sein Respekt, seine Wertschätzung und die Wichtigkeit, dass sich niemand „niedriger“ fühlte, kam auch in seiner Sprache zum Ausdruck. Dadashri sprach alle und jeden mit „Sie“ an, mit Ausnahme junger Kinder.

Da die deutsche Übersetzung von der englischen Übersetzung abgeleitet wurde, haben wir uns entschieden in der deutschen Übersetzung bei dem „du“ zu bleiben, weil sich in unserem Sprachgebrauch selbst die Anrede zu „Gott“ im „du“ wiederfindet. Wir hoffen, dass dennoch der tiefe Respekt und die Wertschätzung von Dadashri zu allen Lebewesen für den Lesenden auch in der deutschen Übersetzung zu spüren ist.

Bei Verständnisfragen schaut bitte ins Glossar und wenn das nicht funktioniert: DADA fragen ;-).

Glossar Gnani Purush - Jemand, der Selbst-Realisation erfahren hat und diese an andere weitergeben kann. Gnani - Jemand, der totale Selbst-Verwirklichung erreicht hat. Agnas - Prinzipien der Befreiung Fünf Agnas - Fünf Prinzipien, die dem Schutz des relisierten Selbst dienen. Mahatma - Jemand, der Selbst-Verwirklichung durch Akram Vignan erreicht hat, das Gnan Vidhi erfahren hat Agnan - die Unwissenheit des Selbst und über das Selbst Moksha - endgültige Befreiung Atmagnan - das erfahrbare Wissen über das Selbst

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Aptavani Acht

Teil 1 ab S. 129 (Die Seitenzahlen beziehen sich auf das englische PDF) Selbst das Mittel, um das Selbst zu erlangen, ist Ego (Vikalp) S. 129

Fragender: Die Technik der Veden zeigt einen Zugang; ist das die Wahrheit (Satya)?

Dadashri: Sie hilft. Sie hilft demjenigen, der auf dem falschen Weg ist, umzudrehen und zurückzukommen. Aber sie ist keine Hilfe, wenn man nicht den falschen Weg genommen hat.

Die Veden, gleichgültig, wie die Menschen sie zuordnen, haben in Wirklichkeit ihren Ursprung in dem, was Lord Rushabdev gesagt hat.

Fragender: Das ist wahr. Was ist die Wahrheit im Zeichen 'Omkar' \? Dadashri: Da liegt sehr viel Wahrheit im Zeichen 'Omkar' \, aber welche? Es ist Wahrheit durch das Ego (Vikalpi). Trotzdem ist diese Wahrheit durch das Ego (Vikalpi) eine, die zur ewigen Wahrheit (Nirvikalpi) führen kann. Es ist ein Weg, ein Zugang. Fragender: Das Selbst oder Brahma (das Ziel, Sadhya) ist vollständig und absolut, aber das Mittel es zu erlangen (Sadhan) ist unvollständig. Kann das Mittel in Anbetracht des aktuellen Zeitzyklus das Ziel erreichen?

Dadashri: Es kann passieren, wenn andere Umstände zusammenkommen. Aber letztlich muss es den einen Umstand geben. Den Umstand, mit einem Guru zusammenzukommen, der das Selbst erlangt hat (Nirvikalpi Guru); aber diese Person muss ein Gnani Purush sein: Einer, für den nichts in dieser Welt zu wissen oder zu erfahren ist. Es gibt nichts in dieser Welt, was er nicht bereits kennt oder erfahren hat.

Fragender: Wie ist ein Guru, der das Selbst erlangt hat (Nirvikalpi Purush)?

Dadashri: Es gibt nicht ein Jota von Intellekt (Buddhi) in dem, der das Selbst erlangt hat (Nirvikalp). Deshalb wird Er Nirvikalp Purush genannt.

Fragender: In der Gita ist vergängliches selbst (Kshar Purush) und Unvergängliches Selbst (Akshar Purush) b e s c h r i e b e n ; b e d e u t e t Unvergängliches Selbst (Akshar Purush) das gleiche wie einer, der das Selbst erlangt hat (Nirvikalpi Purush)?

Dadashri: Dieser Körper ist vergänglich (Kshar), und das Unvergängliche (Akshar) beinhaltet Ego (Vikalpi). Und jenseits von Kshar-Akshar ist einer, der im Zustand des Selbst ist (Nirvikalpi, ohne Ego).

Ego (Vikalp) lässt einen die letzte Chance verpassen S. 130

Ich kenne das Selbst (Atma). Wenn du mir sagst: „Gib mir das Selbst (Atma)“, dann würde ich es dir geben.

Fragender: Aber ich möchte ein Leben weltlicher Interaktionen (Vyavahar) leben.

Dadashri: Dann kannst du ein Leben in weltlicher Interaktion leben, aber dieses Leben und die Interaktionen darin (Vyavahar) sollten ideal sein. Wann kannst du sagen, dass du das Selbst (Atma) erlangt hast? Nur wenn deine Interaktionen zu Hause ideal sind. Es ist (das Selbst) nicht nur Gerede vom Weglaufen und Alleinsein in den Bergen. Das Selbst (Atma) ist nicht etwas für die Menschen um in die Einsamkeit der Berge zu gehen. Das geschieht nur auf Probe. Wenn die eigenen

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weltlichen Interaktionen (Vyavahar) ideal sind, dann gibt es keinerlei Wut-Stolz-Täuschung-Gier in ihr. Man hat gute Beziehungen mit seinen Nachbarn, eine gute Beziehung mit seiner Frau zu Hause.

Fragender: Aber nach dem Selbst muss man nicht suchen, Selbst- Verwirklichung geschieht spontan, oder?

Dadashri: Wo der Weg zusammengebrochen ist, haben die Leute einen Pseudoweg erschaffen. Nachdem auf dem Hauptweg zwölf oder mehr Fluten waren, brach der Weg zusammen, und sie errichteten 'Wege zu dekorativen Zwecken'. Der 'Pseudoweg' verkündete, dass die Wahrheit durch eigene Anstrengungen erlangt werden kann. Schau dir das genau an! Bei allem anderen ist so etwas nur möglich, wenn man zur Hochschule geht, und dennoch wirst du dies erhalten, indem du einfach zu Hause sitzt?

Im Übrigen kann jemand mit Ego (Vikalpi) niemals egolos (Nivirkalpi) werden. Ein Samen von Ego (Vikalpi) kann niemals egofrei (Nirvikalpi) werden, die Menschen tappen und suchen vergeblich umher. Ein Instrument oder Werkzeug (Nimit) ist nötig. Mit Ego (Vikalpi) und ohne Ego (Nirvikalpi), das ist nur ein Unterschied der Sichtweise. Wenn die Sicht egofrei (Nirvikalp) wird, wenn einem jemand dies ermöglicht, dann kann man egofrei (Nirvikalpi) werden. Alles, was es braucht, ist ein Wechsel der Sicht. Das kann man nicht durch ein Studium (Abhyaas) erlangen. Wenn es durch ein Studium möglich wäre, dann würde man studieren. Aber es ist wirklich eine völlig andere Sicht.

Demzufolge wird man egofrei (Nirvikalp), wenn man das Selbst realisiert. Wenn einer egolos (Nivirkalpi) wird, dann wird sein Ego (Ahamkar) und sein 'Das-ist-meins' (Mamata) verschwinden, das ist alles. Ego und 'Das-gehört- mir' verschwinden; all die anderen Eigenschaften verschwinden (Vyatirak Gunas – neue Eigenschaften, die aufkommen aufgrund zweier ewiger Elemente, die zusammentreffen). 'Das-gehört-mir' ist Gier und Täuschung (Lobha und Kapat). Ego ist Wut und Stolz (Krodha und Maan). So sind diese vier Eigenschaften Wut-Stolz-Täuschung-Gier aufgekommen. Der Gnani Purush trennt zwei Dinge für dich. Er trennt die beiden, das Selbst und das nicht-selbst (Atma und Anatma), indem er eine Grenzlinie zwischen den beiden zieht, und so werden sie separiert. Aber davon abgesehen sind sie sowieso getrennt.

Nachdem man frei vom Intellekt geworden ist, wird man eins mit anderen S. 131

Fragender: Aber geben die Veden nicht Schilderungen über das Einssein (Abhedata)?

Dadashri: Ja, aber ohnehin hat jeder Einssein beschrieben, oder nicht? Es ist jedoch schwierig, einen Zustand von Einheit zu erlangen. Man kann nicht einen Zustand von Einssein erlangen, bevor man die Veden 'auflöst' und sie 'trinkt' (die Veden vollständig transzendiert). Solange der Intellekt nicht verschwindet, kann man nicht ins Einssein (Abheda) gelangen. Der Intellekt erschafft Gespaltenheit, Entzweiung (Bheda ). Wer erschafft Unterschiedlichkeit und Trennung? Menschen mit Intellekt tun das.

Nun, wie lange würde es dauern, wenn du deine ganze Stadt 'ohne Intellekt' (Abuddha) werden lassen wolltest? Wie lange dauert es, jemanden völlig ohne Intellekt werden zu lassen? Ist es möglich, das im Handumdrehen zu tun?

Fragender: Nein.

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Dadashri: Dann, nur dann, kann man das Einssein (Abheda) gelangen. Wenn der Intellekt verschwindet, gelangt man ins Einssein (Abheda). Der Intellekt erschafft Differenzen (Bheda): „Dies gehört mir, und das gehört dir.“ Es ist der Intellekt (Buddhi), der einen emotional macht.

Fragender: Macht uns der Intellekt (Buddhi) emotional, oder macht es das Herz?

Dadashri: Nein, es ist der Intellekt (Buddhi). Derjenige ohne Intellekt (Abhuddha) hat ein Herz.

Fragender: Die Schriften nannten den Intellekt (Buddhi) 'den, der Entschei-dungen (Nischaya) trifft' (Nischayatmika), richtig? Dadashri: Ja, der Intellekt (Buddhi) trifft Entscheidungen, und dennoch macht er uns emotional.

Die Wissenschaft von der Trennung und der Wissende (Vetta) S. 132

Das Selbst (Atma) ist nicht etwas, was in den Veden enthalten sein kann. Die Worte der Veden ist von einer groben (Shtool) Sprache, während das Selbst (Atma) sehr subtil ist (Shookshmattam). Wie können die beiden in Übereinstimmung gebracht werden? Das eine ist grob, das andere ist äußerst subtil; wie können die Veden das beschreiben? Das Selbst (Atma) ist nicht zu beschreiben (Avarnaniya) und nicht auszudrücken (Avyavaktya), es gibt keine Worte dafür, und so kann es niemals in den Veden platziert werden. Man sagt: „Die Veden sind der Wissende von allem in dieser Welt, wer also weiß mehr als die Veden?“ Und dann heißt es auch: „Niemand, der geringer ist als die Veden, kann es wissen. Nicht einmal die Veden wissen es. Nur der Gnani Purush, der die Veden transzendiert, kann wissen, was das Selbst (Atma) ist. Der Gnani Purush kann dir sogar sagen: 'Dies ist das, dies ist das.' „

Fragender: Wie kann man von 'Das ist es nicht' zu 'Dies ist es' gelangen?

Dadashri: Es erfordert die Wissenschaft der Trennung (Bheda Vignan), um von 'Das ist es nicht' zu 'Dies ist es' zu gelangen. Aber kein anderer als der Gnani Purush verfügt über diese Wissenschaft der Trennung.

Wann immer Gnanis sich zeigen, nehmen sie nur wenige Menschen mit sich; dies aber ist Akram Vignan. Vignan bedeutet, dass dies das Selbst ist, deshalb musst DU gar nichts tun. Das Gnan selbst wird dich vorsichtig machen. Das Gnan in dir wird all die Arbeit tun. Dies ist Akram Vignan.

Die Veden sind in Gestalt von Gnan, und der Wissende (Vetta) ist in der Form von Vignan (Vignan Swaroop). Wissen ist nicht selbsterklärend, wie ein 'Autopilot' (Kriyakari). Vignan arbeitet von allein im Innern, wie ein 'Autopilot' (Kriyakari).

Fragender: Bei der Beschreibung von dem, sich in Gestalt von Vignan (Vignan Swaroop) befindet, wurden sogar die Veden müde!

Dadashri: Ja, sie wurden müde. Denn wie können die Veden den Wissenden (Vetta) verstehen? Der Wissende (Vetta) kann die Veden verstehen, aber wie können die Veden den Wissenden (Vetta) verstehen? Was heißt 'Vetta'? Wissender! Das ist der Wissende-Sehende (Gnata-Drashta). Das Wort 'Vetta' an sich wirkt klein, nicht wahr?

Wo kann man das Selbst (Atma) erlangen? S. 133

Du kannst alles hier fragen, du kannst Fragen stellen über die vier Veden, und du

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kannst Fragen stellen über die vier Anuyogas der Jain-Literatur. Du kannst Fragen stellen über den Jainismus, die Vedanta und sogar den Koran, weil du den Einen, der über die Veden hinausgelangt ist, zu den Veden befragen kannst.

Fragender: Wie kann man über die Veden hinausgelangen?

Dadashri: Du kannst über die Veden hinausgelangen, wenn Du das 'Licht von Gnan' (Gnan Prakash) erhältst. Fragender: Es ist nicht etwas, das vom Intellekt vermittelt wird (Buddhigamya), oder?

Dadashri: Nein, es wird nicht vom Intellekt vermittelt. Alles was vom Intellekt vermittelt wird, steht alles in den Veden. Und um jenseits des Intellekts zu gelangen, muss man 'zu einem Gnani gehen', der frei von Intellekt ist (Abuddha). Geh zu dem, der als frei von Intellekt gilt (Abuddha); geh zu so einem Gnani Purush, damit du von ihm das Selbst (Atma) erlangen kannst. Anders wirst du es nicht erlangen. Die mit Intellekt können dir das Selbst (Atma) nicht geben. Es kann dort keinerlei Intellekt (Buddhi) geben, wo das Selbst (Atma) ist, und wo Intellekt (Buddhi) ist, da kann kein Selbst (Atma) sein.

Fragender: Durch das Studium der Jain-Religion kann man das Wissen vom Selbst (Atmagnan) erlangen, ist es das, was du sagst?

Dadashri: Nein. Und es ist auch nicht möglich, das Wissen vom Selbst durch das Studium der vier Veden zu erlangen. Wenn die vier Veden enden, sagen sie selbst: „Dies ist nicht das“. Das Selbst (Atma), nach dem du strebst, befindet sich nicht darin. Deshalb geh zu einem Gnani. Das Selbst (Atma) kann nicht in einem Buch gefunden werden. Das Selbst (Atma) ist nicht zu beschreiben (Avarnaniya) und nicht auszudrücken (Avyaktvya), und deshalb kann es nicht in Bücher gepackt werden. Das also ist die Arbeit eines Gnani Purush. Nur er, der das Selbst (Atma) erlangt hat, kann anderen das Selbst (Atma) zeigen. Niemand sonst in der Welt kann das tun.

Fragender: Sie (die Veden) können es uns nicht zeigen, aber sie können uns helfen, es zu studieren, oder nicht?

Dadashri: Sie können dich nur anleiten. Sie können dir Hinweise geben, so dass du ein ungefähres Gefühl dafür bekommst. Aber sie können dir nicht die Erfahrung der wahren Sache geben (des Selbst, Atma).

Fragender: Aber man kann sein Selbst (Atma) durch eigenes Bemühen erfahren, oder?

Dadashri: Nein, so ist das nicht. Niemand außer einem Gnani Purush kann die Verwirklichung des Selbst ermöglichen. Niemand hat das je getan. Nur der, der befreit ist, kann andere befreien. Wie kann der, der selbst in weltlichen Verstrickungen gefangen ist, andere davon befreien? Deshalb braucht man einen Erlöser (Tarantaran Purush). Derjenige, der selbst geschwommen ist (durch den weltlichen Ozean), der kann vielen anderen dabei helfen, das gleiche zu tun. Dort wirst du die Lösung finden.

Fragender: Kann das Selbst realisiert werden, indem man die gesprochenen Worte der Erleuchteten (Shrut Vani) studiert?

Dadashri: Das Gesprochene der Erleuchteten (Shrut Vani) zu studieren ist hilfreich. Das Chit wird stark (stabil) mit dem gesprochenen Wort der Erleuchteten (Shrut Vani). Tag für Tag wird das Chit rein. Und wenn das Chit rein ist, und man tatsächlich einem Gnani Purush begegnet, wird man in der Lage sein, das Gnan sehr gut aufzunehmen, zu absorbieren.

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Fragender: Gnan kann von einem Guru erlangt werden, aber nur von einem Guru, der das Selbst (Atma) für sich erfahren hat, ist das richtig?

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Dadashri: Er muss ein 'Gnani Purush' sein, aber es ist nicht genug, dir einfach die Erfahrung des Selbst (Atma) zu geben. Der Gnani Purush wird dir Antworten geben auf Fragen wie: „Wie funktioniert die Welt?“, „Wer bin ich?“, „Was ist das alles?“ Du kannst deine Aufgabe nur zu Ende bringen, wenn er dir diese Erklärungen gibt.

Ansonsten jedoch, wenn du einfach Büchern folgst, werden die Bücher dir helfen, aber sie sind nicht das Entscheidende. Sie sind nur gewöhnliche Mittel, sie sind nicht außergewöhnlich. Was ist außergewöhnlich und einmalig? Der Gnani Purush!

Nur eine Treppe, aber unterschiedliche Stufen S. 135

Fragender: Jainismus, Vedanta, Advita Vada, Soham Aham Brahmasmi, Ekoham Bahushyam, Sarva Idam Brahma, sind sie alle gleich?

Dadashri: Als Treppe, als Leiter betrachtet, sind sie alle ein und das gleiche, aber aus der Perspektive der einzelnen Stufen sind sie unterschiedlich.

Das Selbst (Atma), ist weder dual (Dvaita) noch nicht-dual (Advaita), es ist dual- nichtdual (Dvait-Advait) S. 135

Fragender: Ich möchte 'dual' (Dvaita) und 'nicht-dual' (Advaita) verstehen, bitte erläutere sie.

Dadashri: Sag du mir, was du unter 'nicht-dual' (Advaita) verstehst.

Fragender: Dass 'ich die einzige Wahrheit bin; abgesehen von 'ich' gibt es keine andere Wahrheit. Was ich bin, ist die einzige Wahrheit, die existiert. Alles andere, das sich scheinbar so anfühlt, ist nicht die Wahrheit' – das wird nicht-dual (Advaita) genannt.

Dadashri: Worin liegt dann überhaupt die Notwendigkeit, nach der Wahrheit zu suchen? Wenn 'ich die einzige Wahrheit bin', dann gibt es keine Notwendigkeit, nach der Wahrheit zu suchen. Warum liest du dann Bücher? Deine Glaubenslehre sagt: „Ich bin die Wahrheit“ oder nicht?

Fragender: Muss man nicht Bücher lesen, um Hingabe für die Glaubenslehre zu empfinden und um sie zu stärken?

Dadashri: Aber dieser Glaubenssatz ist nicht korrekt. Wie ist dein Name?

Fragender: Chandubhai.

Dadashri: Ist Chandubhai die Wahrheit? Fragender: Chandubhai ist der Name, und der Name ist nicht die Wahrheit. Dadashri: Was ist dann die Wahrheit? Werde zur Wahrheit, und dann sprich. Fragender: Die Wahrheit kann nicht durch Worte vermittelt werden, oder? Dadashri: Und dennoch: Wer bist du? Du fühlst dich angegriffen, wenn jemand sagt: „Chandubhai hat keinen Verstand“. Wenn du davon beeinträchtigt wirst, dann bist du definitiv Chandubhai.

Fragender: Ich bin so lange Chandubhai, wie mich das berührt, ist das so?

Dadashri: Ja. Wenn du sogar dann nicht berührt bist, wenn dich jemand verflucht, daran werde ich erkennen, dass du eingetreten bist in eine Ecke von Advaita (Glaubenslehre, dass die individuelle Seele und die Absolute Selle eins sind; Monismus), und dass du Nicht-Duales (Advaita) noch nicht verstehst.

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Nun, ich werde dir 'Duales' (Dvaita) und 'Nicht-Duales' (Advaita) erläutern. Du möchtest das verstehen, richtig?

Fragender: Ja, auf jeden Fall.

Dadashri: Hat Nicht-Duales (Advaita) Unterstützung, oder ist es unabhängig?

Fragender: Unabhängig.

Dadashri: Und Duales (Dvaita)?

Fragender: Wenn man ins Nicht-Duale (Advaita) gelangt ist, gibt es da nichts Duales (Dvaita) mehr.

Dadashri: Dies sind genau die falschen Dinge, die sie lehren: „Dann gibt es nichts Duales mehr!“ Und wenn es dann ans weltliche Leben geht, wenn man bestohlen wird, regt man sich auf und fängt an zu schreien. Hey du! Woher kam plötzlich diese Dualität (Dvaita)? Dann wird man sagen: „Ruft die Polizei, dieser Kerl ist ein Dieb, er ist der, der mich bestohlen hat.“ Hey du! Gerade hast du gesagt: „Es gibt nichts Duales (Dvaita)“ – woher kam also diese Dualität? Auch du bist voller Dualität (Dvaita). Ich kritisiere dich hier nicht, aber wenn du das Richtige verstehen willst, dann ist Nicht-Duales (Advaita) nicht so. Und wie kann man bis dahin die Glückseligkeit des Selbst auch nur für einen Moment erfahren? Verstehst du?

Nicht-Duales (Advaita) ist nicht etwas Unabhängiges, ohne Unterstützung. Nicht-Duales (Advaita) existiert auf der Basis von Dualem (Dvaita). Verstehst du, wovon es abhängig ist?

Fragender: Nicht-Duales (Advaita) steht in Beziehung zum Dualem (Dvaita) (Duales ist notwendig dafür).

Dadashri: Ja, Nicht-Duales (Advaita) steht in Beziehung zu Dualem (Dvaita). Und alles, was in Beziehung zu etwas steht, wird als relativ angesehen (nicht unabhängig – Sapeksha). Und das, was abhängig ist, kann niemals unabhängig (Nirpeksha) werden. Die Menschen haben Nicht-Duales (Advaita) als unabhängig definiert. Wenn einer die Fakten verstehen würde, dann könnte man eine Lösung finden.

Fragender: Aber wir glauben nur an das Unabhängige (Nirpeksha).

Dadashri: Man sollte nur an das Unabhängige glauben. Aber sollte man 'Unabhängigkeit' (Nirpeksha) nicht auch verstehen?

Fragender: Wir sehen Nicht-Duales (Advaita) als unabhängig (Nirpeksha) an.

Dadashri: Ja. Das alles hast du allein gemacht. Du allein hast all das so gemacht, diese Bedeutung ist abhängig davon, was dein Verstand akzeptiert. Aber als eine Regel kann das nicht akzeptiert werden, oder? Wenn du die Bedeutung von Unabhängigkeit davon ableiten möchtest, was dein Verstand akzeptiert, dann ist das möglich. Aber das kann nicht als gesetzmäßig betrachtet werden, ja? Es ist berechtigt, dass ich frage: „Ist Nicht-Duales (Advaita) ohne Grundlage, oder basiert es auf etwas?“ Man würde sage: „Es basiert auf etwas.“ Worauf? Man würde sagen: „Auf Dualem (Dvaita)“. Es gibt Nicht-Duales (Advaita) in Verbindung mit Dualem (Dvaita), und Nicht-Duales (Advaita) ist relativ. Und die Leute nennen es unabhängig (Nirpeksha).

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Akzeptiert deine Seele das? Dein selbst sollte akzeptieren, was ich sage, denn was ich sage ist korrekt. Ich bin einer, der jenseits von Parteilichkeit ist. Diejenigen, die Partei ergreifen, können niemals wahrhaftig sein. Du solltest denen zuhören, die nicht in Parteilichkeit involviert sind.

Verstehst du, dass Nicht-Duales (Advaita) etwas Relatives ist?

Fragender: Ja.

Dadashri: Das Nicht-Duale (Advaita), von dem du glaubtest, es sei unabhängig (Nirpeksha), wahr und real, erwies sich als relativ (Sapeksha). Ist dir klar, wo dein Fehler lag?

Fragender: Ja.

Dadashri: Die, die an Nicht-Duales (Advaita) glauben, fragen mich: „Und wie ist dieses Selbst (Atma)?“ Ich erkläre ihnen: „Das Selbst (Atma) ist weder nicht-dual (Advaita) noch ist es dual (Dvaita). Es ist sowohl dual als auch nicht-dual, es geht über Duales und Nicht-Duales hinaus (Dvaitadvait).“

Was bedeutet 'jenseits von Dualität und Nicht-Dualität“ (Dvaitadvait)? Es bedeutet, dass die Seele vom relativen Standpunkt aus dual (Dvaita) ist. Der relative Standpunkt wird immer existieren, solange es diesen Körper gibt. Muss man nicht auf die Toilette? Muss man nicht essen? Das ist der relative Standpunkt, und deshalb ist das Selbst (Atma) dual (Dvaita). Und vom wahren Standpunkt aus ist das Selbst (Atma) nicht-dual (Advaita). Und wenn es nach Moksha geht, hat es keinerlei Eigenschaftsworte mehr. Es besitzt Adjektive, solange da ein Körper existiert. Diese Adjektive 'dual' (Dvaita) und 'nicht- dual' (Advaita) exisitieren wegen des Körpers. Aber kein Adjektiv ist gültig, sobald es (das Selbst) nach Moksha geht. Vom relativen Standpunkt aus bin 'ich' dual, und vom wahren Standpunkt aus bin 'ICH' nicht-dual. Deshalb bin ich Dvaitadvait, dual und nicht-dual. Nicht-Dualität kann nicht allein existieren, solange es den Körper gibt.

Was ist der wahre Nutzen darin, 'nicht-dual' (Advaita) zu sagen? Dass man sein Gewahrsein (Upayoga) nicht auf das Außenministerium richtet (das nicht- selbst). Das ist die Absicht hinter nicht-dual (Advaita). Bleib zu Hause, im Innenministerium, (dem Selbst) und gib keine Aufmerksamkeit (Upayoga) in das Außenministerium (nicht-selbst). Zuhause bedeutet, es ist nicht-dual, und außen heißt, es ist dual. Aber anstelle dieser Intention nahmen die Leute den falschen Weg. Im Moment glaubst du, dass das Außen das Innere, das Zuhause ist. Du sagst: „Ich bin Chandubhai“. Du hast dein Zuhause, Innen, noch nicht gesehen. Du wirst keinerlei Sorgen haben, wenn 'DU' das 'Zuhause' siehst; da wird keinerlei Unruhe sein, da wird ein unbeeinträchtigter Zustand des Selbst (Samadhi) vorherrschen, sogar bei von außen verursachten Problemen und daraus resultierendem Leiden (Upadhi)!

Duales und Nicht-Duales (Dvaita-Advaita) sind beide Dualität S. 139

Ein Mann kam zu mir und erzählte mir: „Ich bin nicht-dual (Advaita) geworden.“ Ich sagte zu ihm: „Wo bist du auf dieses Wort gestoßen? Was nennst du 'nicht-dual' (Advaita)?“ Er antwortete: „Ich verbleibe nicht im Dualen (Dvaita).“ Also fragte ich ihn: „Wo bist du stattdessen?“ Er antwortete: „Ich verbleibe im Selbst (Atma).“ Hey! Wann bist du so geworden? Nicht-Dualität

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(Advaita) kann nicht allein existieren. Nicht-Dualität (Advaita) ist abhängig. Wovon hängt sie ab? Sie ist abhängig vom Dualen (Dvaita). Sie hat Unterstützung vom Dualen (Dvaita), andernfalls wird das Nicht-Duale (Advaita) untergehen. Deshalb gibt es das Nicht-Duale (Advaita) so lange, wie es das Duale geben wird. Indem du sagst: „Ich bin nicht-dual“, erzeugst du Abscheu (Dwesh) gegen das Duale (Dvaita). Was wird dann passieren? Du wirst kämpfen. Da sagt er: „Ja, das ist wahr. Aber wir glaubten daran, dass Nicht-Duales (Advaita) unabhängig (Nirpeksha) ist.“ Hey! Wie kannst du etwas Abhängiges 'unabhängig, ohne Erwartungen' (Nirpeksha) nennen? Nicht- Duales (Advaita) ist etwas Relatives.

Es gibt viele Worte, die jenseits von Dualität sind. Bestimmte Worte wie 'Mitgefühl' (Karuna) sind jenseits von Dualität. Das Wort 'Nicht- Duales' (Advaita) indessen – es ist nicht-dual, weil es Duales (Dvaita) gibt. Das wird als Dualität angesehen. Es gibt Nicht-Duales (Advaita), weil es Duales (Dvaita) gibt. Man ist nicht jenseits von Dualität angelangt, man ist immer noch darin. Nicht-Duales (Advaita) ist Dualität, verstehst du das? Genau wie Gewinn und Verlust, richtig und falsch, Vergnügen und Schmerz als Dualität gesehen werden. Genauso ist das Paar Nicht-Duales (Advaita) und Duales (Dvaita) Dualität. Genau wie dort, wo Freundlichkeit ist, notwendigerweise auch Grausamkeit ist. Wenn da also eine freundliche Person ist, dann solltest du realisieren: „Ohoho! Es gibt in ihr auch Grausamkeit.“ Genauso sind 'Duales' (Dvaita) und 'Nicht-Duales' (Advaita) in Dualität. Das ist kein Zustand jenseits von Dualität (Dvandvatita). Derjenige also, der sagt: „Ich bin nicht-dual“, befindet sich immer noch in der Dualität. Wie viele Probleme und Leiden gibt es in der Dualität? Derjenige, der nicht- dual ist, wird Tag und Nacht die Vorstellung haben: „Dies ist dual (Dvaita) … dies ist dual (Dvaita) … dies ist dual (Dvaita)“, das macht er den ganzen Tag. Als ob das Duale (Dvaita) ihn gleich beißt. Demzufolge sind dieses 'dual' und 'nicht-dual' selbst Dualität. Man muss noch darüber hinausgehen.

Du kannst es dual (Dvaita) nennen, wenn du sagst: „Karma und ich, beide sind da.“ Das nennt man dual (Dvaita). Das Nicht-Duale (Advaita) sagt: „Ich bin der Einzige hier, es gibt so etwas wie Karma nicht.“ Also sind Duales und Nicht-Duales nicht alleine da. Das ist so, weil das Selbst (Atma) dual-nichtdual ist (Dvatadvaita). Das Selbst (Atma) kann nicht nur im Dualen (Dvaita) sein, und nicht nur im nicht-Dualen (Advaita). In Beziehung zum weltlichen Leben (Sansar), wenn es in Verbindung mit dem weltlichen Leben kommt, ist es im Dualen (Dvaita). Und wenn 'Es' als das Selbst verbleibt, dann ist es im Nicht- Dualen (Advaita). Demzufolge sind 'wir', wenn 'wir' als das Selbst verbleiben, vollständig im nicht-Dualen (Advaita).

Wann wird die Erfahrung von Nicht-Dualem (Advaita) auftreten? S. 140

Fragender: Kann Nicht-Duales (Advaita) erfahren werden? Wer erfährt es?

Dadashri: Nicht-Duales (Advaita) kann erfahren werden. Nachdem man Duales (Dvaita) erfahren hat, kann man Nicht-Duales (Advaita) erfahren. Dieses weltliche Leben (Sansar) ist in seiner Natur dual (Dvaita). Nachdem man das erfahren hat, kann man das Nicht-Duale (Advaita) erfahren. Wenn man nicht mit seiner Frau streitet oder seinem Vater streitet, wenn man mit niemanden Auseinandersetzungen führt: Wenn einer das erlebt, dann macht

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er die Erfahrung von Nicht-Dualem (Advaita). Nur der, der das Duale (Dvaita) erlebt hat, kann die Erfahrung von Nicht-Dualem (Advaita) machen.

'Was ist 'Nicht-Duales' (Advaita)? Das ist es, was es zu verstehen gilt. Es geht hier immer um das Wissen vom Selbst (Atma). Man ist dazu verurteilt, endlos umherzuwandern, wenn man nicht das Selbst (Atma) kennen lernt. Und diejenigen, die in Dualität leben, sind alle umhergewandert. Die, die in Dualität leben, können nicht als 'im Nicht-Dualen lebend' (Advaita) betrachtet werden. Was bedeutet Dualität? Es meint diejenigen, die in 'richtig und falsch', 'Gewinn und Verlust' leben. Wenn man in solcher Dualität lebt, ist man nicht im Nicht- Dualen (Advaita).

Indem man jenseits von Dualität geht, wird Nicht-Duales (Advaita) erfahren S. 140

'Nicht im Dualen' (Advaita) ist der, der über Dualität hinausgegangen ist (Dvandvatita). Nicht-Duales (Advaita) ist nicht Inkorrektes. Nicht-Duales (Advaita) existiert aufgrund der Existenz des Dualen (Dvaita). Was ist die Unterstützung hinter dem Nicht-Dualen (Advaita)?

Fragender: Es existiert wegen des Dualen (Dvaita).

Dadashri: Ja, deshalb ist es etwas Relatives, und etwas Relatives kann niemals wahr werden. Nicht-Duales (Advaita) gibt es wegen des Dualen (Dvaita), und was immer es sein mag, es ist etwas Relatives. Etwas Relatives kann niemals real werden. Und das Selbst (Atma) ist real. Wenn also jemand über 'Nicht-Duales' spricht, tut er nur groß, und es befindet sich keine Substanz in seinem Reden. Wenn er nicht-dual (Advaita) ist, dann sollten wir ihn auf die Probe stellen: „Sir, sagen Sie uns, ob Sie jenseits von Dualität (Dvandvatita) sind.“ Wenn er sagt: „Ich befinde mich jenseits von Dualität“, dann sollten wir das glauben. Er ist 'Dvandvatita' geworden. Gewinn und Verlust, Freude und Schmerz, all dies sind Dualitäten. Er ist jenseits davon, diese sollten ihn überhaupt nicht beeinträchtigen. Man sollte jenseits davon gelangen, sie sollten dich nicht berühren.

Wen also kannst du nicht-dual (Advaita) nennen? Den, der jenseits von Dualitäten (Dvandvatita) ist. Dann berühren ihn Dinge wie Gewinn und Verlust nicht. Für ihn ist es dasselbe, ob ihn jemand bestiehlt oder ihn mit Blumen überschüttet. Jemand verflucht oder schlägt ihn – es ist alles dasselbe. Das nennt man nicht-dual (Advaita).

Welches Mitgefühl, das Ewige zu teilen! S. 141

Du möchtest nicht-dual (Advaita) verstehen, nicht wahr? Wenn du es verstehen willst, verstehe es systematisch, und verliere nicht die Stille, die du besitzt. 'Systematisch' bedeutet, dass das, was 'Wir' offenbaren, für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gilt. Nichts kann daran verändert werden. 'Wir' vermitteln die ultimative Wahrheit, aus der die Menschen die wahren Fakten erhalten.

Das Thema von 'Advaita' (Nicht-Duales) wird heutzutage auf schwerste Weise überbeansprucht und missbraucht. Man muss den Menschen sagen: „Wenn irgendwer 'Nicht-Duales' (Advaita) verstehen will, wird er zu 'Dada' gehen müssen. Warum haltet ihr am Falschen fest?“ Wenn da jemals einer käme und,mir widerspricht, habe ich damit kein Problem. Ich habe sogar damit kein Problem, wenn er mich verflucht. Ich würde ihm ein gutes Essen anbieten, ihn beruhigen, und dann würde ich ihm die Dinge erklären. Ich wäre in der Lage zu schlafen, selbst wenn er mich verfluchen oder beleidigen würde, aber er könnte nicht schlafen, wenn ich ihn verfluchen würde. Also kann ich ihn nicht verletzen, und ich werde in der Lage sein

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zu schlafen. All das muss geklärt werden, oder? Wie lange kann das weitergehen? Ich möchte in all dem gar nichts 'tun'. Ich bin nur instrumentell in diesem Prozess (Nimit), und ich habe diese Anweisung (Aadesh) erhalten.

Fragender: Wessen Anweisung hast du erhalten?

Dadashri: Ich habe die Anweisung aus Zeit und Raum (Deshkaad) erhalten.

Fragender: Du sprichst 'wissenschaftlich'.

Dadashri: Ja, das ist ein wissenschaftliches Gespräch. Der Grund dafür ist, dass ich da oben keinen Vorgesetzten haben, der mir Anweisungen gibt. Aber ich habe Anweisungen erhalten aus 'Zeit und Raum' der Gegenwart. In dem Augenblick, wo Leute das Wort 'Anweisung' (Aadesh) hören, werden sie denken, dass da jemand über mir ist. Nein, das ist keiner über mir. Wer da ist, das ist nur 'ich'. Im Relativen bin ich der kleinste von allen (Laghuttam, das niedrigste und schwächste Wesen im Relativen); und in Wahrheit bin ich der Allerhöchste (Guruttam, der Stärkste, Oberste). Wo ist das Problem? Ich möchte in der weltlichen Interaktion (Vyavahar) nicht der Allerhöchste (Guruttam) sein, weil bei denjenigen, die im weltlichen Leben die Stärksten und Obersten (Guruttam) waren, aus zwei Beinen vier Beine wurden. Nur wenn im weltlichen Leben die Intention besteht, 'der kleinste zu sein' (Laghuttam), gibt es eine Lösung.

Starrsinniges Beharren auf einer Sicht verhindert Selbst-Realisation S. 142

Nun, der eine sagt, dass das Selbst (Atma) der Handelnde sei, und der Andere sagt, es sei nicht der Handelnde; beide stecken in einem Loch fest. Der eine steckt fest im 'Loch' vom Dualen (Dvaita), der andere im 'Loch' vom Nicht-Dualen (Advaita). Das Selbst ist nicht so. Es, das Selbst (Atma) ist dual- nichtdual (Dvaitadvaita). Als Körper, als nicht-selbst-Komplex, ist es dual (Dvaita); und als Selbst ist es nicht-dual (Advaita). Wenn also jemand das 'Loch' des Nicht-Dualen (Advaita) wählt, beweist das nicht das Selbst (Atma). Der 'Nicht-Duale' wird weiterhin verwirrende Gedanken über den im Dualen (Dvaita) haben. Und der 'Duale' wird weiterhin verwirrt denken über den 'Nicht- Dualen' (Advaita). Nun, sie können nicht über diese Egoverwirrung (Vikalp) hinauskommen. Wenn jemand das Selbst als dual-nichtdual (Dvaitatvaita) erlebt, bedeutet das, dass Er über alle Ego-Reaktionen (Vikalp) hinausgelangt ist; das wird 'frei von Ego' (Nirvikalp) genannt.

Der Gnani Purush sagt es präzise so wie es ist: dass das Selbst (Atma) dual- nichtdual (Dvaitadvaita) ist, es ist dual und es ist auch nicht-dual. Wie lange passt dieses Adjektiv dual-nichtdual (Dvaitadvaita)? Es ist dual, während es in das weltliche Leben involviert ist, und wenn es im Selbst ist, dann ist es nicht- dual (Advaita). Solange es diesen Körper gibt und gleichzeitig absolutes Wissen (Keval Gnan), solange kannst du dual-nichtdual (Dvaitadvaita) sagen. Die Menschen sehen eine Person, und sie können auch den Gnani mit absolutem Wissen (Keval Gnani) sehen. Man sieht entsprechend seiner Sicht. Demzufolge wird das Selbst (Atma) niemals nicht-dual (Advaita), denn sobald man den Körper hier zurücklässt und die endgültige Befreiung (Moksha) erlangt, hat das Selbst keine Adjektive (dual oder nicht-dual, Dvaita oder Advaita) mehr, wenn es zum Aufenthaltsort der befreiten Seelen (Siddhagati) kommt. Adjektive sind nur so lange passend, wie es diesen Körper gibt, und beide funktionieren.

Demzufolge sollten wir beide Adjektive akzeptieren. Die im 'Loch' von Nicht- Dualem (Advaita) werden betrachtet als 'anhaftend an einen bestimmten Standpunkt, der alle anderen ausschließt' (Ekantik), und das gleiche gilt für die im 'Loch' von Dualem (Dvaita). Und wenn da ein 'ausschließlicher, andere ausschließender' (Ekantik) Weg

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akzeptiert wird, kann die endgültige Befreiung (Moksha) niemals realisiert werden. Wenn man 'ausschließlich' (Ekantik) wird, wenn man starrköpfig (Agrahi) ist, kann man die Wahrheit nicht erlangen. Um die Wahrheit zu erlangen, muss man frei von jeglicher Starrköpfigkeit (Nigrahi) werden. Starrköpfigkeit und auf seine Meinung beharrend, ist wahrlich Ego.

Es gibt mit Sicherheit in jedermann Wahrheit (Satya), aber auf der jeweils eigenen Ebene. Die weltliche Wahrheit ist nicht die Wahrheit in der Sprache des Lords. Wenn du sagst: „Ich bin Chandubhai, ich bin sein Onkel“ usw., dann ist das nicht die Wahrheit des Lords (ewige Wahrheit). Es ist eine relative Wahrheit, keine ewige Wahrheit.

Es ist falsch, in Parteilichkeit involviert zu sein. Parteilichkeit, Parteinahme ist ein 'Standard', und die, die im 'Standard' verharren, werden als 'ausschließlich' angesehen (Ekantik, nur an einem Standpunkt festhaltend). Trotzdem sollten die Menschen innerhalb der geläufigen Regeln leben. Es gibt keine Regeln im Endzustand (Atyantik). Dieser ist allumfassend (Anekant, Akzeptieren aller Standpunkte). Darin ist keine Starrköpfigkeit. Man befindet sich in 'Exaktheit'. Dadurch wird letztendliche Befreiung erlangt. Davon abgesehen sind all diese Sekten und Parteilichkeiten 'Standard“. Es zahlt sich aus, wenn man unparteilich (Nishpakshapati) wird. Wenn man unparteilich wird, tritt man 'heraus aus dem Standard'.

Ich bin gekommen, dir das zu berichten, was korrekt ist. Und wenn du mir sagst: „Nein! Ich habe Recht!“, dann würde ich mich nicht weiter um dich kümmern. Woher sollte ich die Zeit nehmen? Ich werde mich nicht in unnötige Diskussionen mit dir einlassen. 'Wir' werden sagen: „Du hast von deinem Standpunkt aus recht“, und dann werden 'Wir' loslassen. Wenn du die Wahrheit verstehen möchtest, werden 'Wir' dir helfen, sie zu verstehen; andernfalls ist es eine Vergeudung von Zeit und Kraft. Viele Menschen haben solch falsches Wissen durch die falsche Sichtweise erlangt. Wie soll ich jeden verändern? Wenn du Hilfe möchtest, kannst du mich fragen.

Daher solltest du dual (Dvaita) und nicht-dual (Advaita) verstehen. Wie kannst du im gegenwärtigen Zeitzyklus nicht-dual (Advaita) sagen? Nicht-Duales war hier von Anfang an nicht vorhanden, und auch ich kann nicht 'nicht- dual' (Advaita) sagen.

Es macht keinen Sinn, irgendetwas zu akzeptieren, ohne es vorher zu testen. Wenn man nicht weiß, wie man es testen soll, dann sollte man nicht sagen: „So ist es“. Selbst die ausländischen Wissenschaftler sagen nicht „So ist es.“, ohne es vorher zu testen. Sie werden sagen: „Ich glaube, dass es so ist.“ Das Selbst ist wahr und die Welt ist auch wahr, aber …. S. 144

Dieses Gespräch ist ganz grundlegend falsch, dies ist alles wahrlich und gänzlich Illusion und Täuschung (Branthi)! Es ist jedoch gleichzeitig nicht völlig falsch. Wenn du mit offenem Mund schläfst und dir jemand Chilischoten in den Mund steckt, was wird dann geschehen? Wird die Illusion (Mithya) dann weiterhin bestehen bleiben? Man sagt, das Selbst sei real (Brahma Satya) und die Welt eine Illusion (Jagat Mithya); aber wird sie wie eine Illusion wirken, wenn das geschieht? Die Welt ist relativ gesehen korrekt, und das Selbst (Brahma) ist real korrekt. Das ist der einzige Unterschied. Versuch mal, 'Illusion' (Mithya) zu sagen, wenn du Zahnschmerzen hast! Hattest du je Zahnschmerzen? Wirst du sagen, dass es eine Illusion und Täuschung (Mithya) ist, wenn es wehtut? Würde man das sagten? Folglich ist das Selbst (Brahma) wahr

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(Satya) und die Welt ist ebenfalls wahr (Satya). Du musst die Zahnschmerzen behandeln lassen. Wenn du sie nicht behandeln lässt, können sie zum Problem werden.

Fragender: Ist diese Welt nun wahr (Satya) oder eine Illusion (Mithya)? Dadashri: Was denkst du, was sie ist? Was sagt deine Erfahrung? Fragender: Illusion (Mithya). Dadashri: Du empfindest sie als Illusion (Mithya)? Hat es keine Wirkung auf dich, wenn jemand dich beleidigt? Beeinträchtigt es dich nicht, wenn jemand dich ohrfeigt?

Fragender: Doch, das tut es.

Dadashri: Wie kannst du dann sagen, dass die Welt nicht wahr ist (Mithya)? Wie kannst du etwas als nicht wahr bezeichnen, wenn es eine Wirkung hat? Sie hat eine Wirkung, und deshalb ist diese Welt keine Illusion (Mithya).

Würde die Schwiegermutter nicht weinen, wenn ihr Schwiegersohn stirbt? Oder ist das nicht Tradition bei deinen Leuten?

Fragender: Ja, sie würde weinen.

Dadashri: Wie kannst du das Illusion (Mithya) nennen? Deshalb ist diese Welt wahr (Satya), aber es ist eine relative Wahrheit (Satya).

Die Welt ist keineswegs Illusion (Mithya). Die Menschen hätten diese Welt längst verlassen, wenn sie eine Illusion (Mithya) wäre. Diese Welt ist wahr (Satya). Wenn die Welt eine Illusion (Mithya) wäre, was wäre dann, wenn du jemandem Chilischoten in den Mund steckst, während er mit offenem Mund schläft? Wird er schreien oder nicht? Wirst du ihn aus seinem Schlaf aufwecken müssen? Warum? Wird er eine Wirkung spüren, ohne aufgeweckt zu werden? Wie wird er es merken? Folglich würde nichts Derartiges passieren, wenn die Welt eine Illusion (Mithya) wäre. Schau, selbst die Welt ist wahr, oder nicht? Aber die Welt ist eine relative Wahrheit, und das Selbst (Brahma) ist die wahre, die echte Wahrheit.

Fragender: Die Welt wird erhellt vom Licht des Selbst (Brahma), ist das der Grund, warum sie eine relative Wahrheit ist?

Dadashri: Ja, sie wird vom Licht des Selbst erhellt, und das ist der Grund, warum sie eine relative Wahrheit (Satya) ist. Und das ist definitiv eine relative Wahrheit, aber sie ist vorübergehend, und das Selbst (Brahma) ist die ewige Wahrheit. Wenn die Welt Illusion (Mithya) wäre, dann hätten die Menschen nur das Selbst (Atma) genommen. Aber diese Welt ist auch eine Wahrheit (Satya). Und das ist der Grund, warum die Menschen die Welt nicht loslassen können. Spricht jemand davon, sie loszulassen? Man wird sagen: „Komm, lass uns shoppen gehen.“ Wenn man ihm antwortet: „Komm, ich werde dir die endgültige Befreiung (Moksha) geben“, dann wird er erwidern: „Vergiss es! Lass nur meine Geschäfte gut laufen.“ Demzufolge ist die Welt real. Sagt man nicht: „Meine Frau, meine Kinder“? Manche sind gar verrückt nach Frauen; sie sterben für sie, oder bringen sich sogar um! Würde das irgendjemand tun, wenn es nicht wahr (Mithya) wäre? Selbst das Pestizid, mit dem man Bettwanzen tötet, ist keine Illusion (Mithya)! Wenn das jemand trinken würde, würde er sofort herausfinden, ob das Illusion ist oder nicht! Und wenn es jemand tatsächlich trinken würde, würden die Leute dann keinen Aufruhr veranstalten? Demzufolge ist das Selbst (Brahma) wahr, und die Welt ist auch wahr. Die Welt ist eine relative Wahrheit und das Selbst ist die wahre, echte Wahrheit.

Wird man nicht die Fakten verstehen müssen? S. 145

Fragender: Wenn man sagt: „Die Welt ist eine trügerische Illusion (Mithya)“, ist das

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falsch, oder?

Dadashri: Das wurde in irgendeiner Ära der Zeitzyklen so definiert, als es notwendig war, das so zu definieren. Aber 'genau genommen' war diese Welt niemals Illusion.

Fragender: Erscheint sie somit als trügerische Illusion (Mithya) aufgrund der Illusion und Täuschung (Maya)?

Dadashri: Das ist nicht diese Art von Illusion und Täuschung (Maya)! Was nennst du Illusion und Täuschung (Maya)? Diese Illusion und Täuschung (Maya) ist so, wie wenn ein Zauberer etwas Geld in seiner Hand erscheinen lässt und dich das ganz und gar nicht berührt; das wird als Illusion und Täuschung (Maya) verstanden. Diese Welt ist keine Illusion und Täuschung (Maya), die Art, die Menschen verstehen.

Illusion und Täuschung (Maya) bedeutet, dass man das Selbst (Vastu, das ewige Element) nicht genau so sieht wie es ist. Diese Illusion und Täuschung (Maya) lässt dich wahrlich alles nicht so verstehen 'wie es ist'; das nennt man Illustion und Täuschung (Maya). Als was begreifen die Menschen Illusion und Täuschung (Maya)? Wenn sie sagen: „Alles ist genau so, auf diese Weise“, das wahrlich ist Illusion und Täuschung (Maya). So ist es nicht. Illusion und Täuschung (Maya) ist das, was einem nicht gestattet, das Selbst (Vastu) zu sehen wie es ist. Das wird Illusion und Täuschung (Maya) genannt.

Davon abgesehen wurde diese Aussage: „Das Selbst (Brahma) ist Wahrheit (Satya), und die Welt (Jagat) ist eine trügerische Illusion (Mithya)“ gemacht, um Menschen dazu zu bewegen, der Welt zu entsagen. Aus diesem Grund pflegte man zu sagen: „Mein lieber Freund, diese Welt ist eine trügerische Illusion (Mithya). Was kannst du von dieser trügerischen Illusion (Mithya) erwarten? Also entsage der Welt, gib alles auf und mache Fortschritte.“ Die Aussage wurde mit dieser Intention gemacht. Aber richtigerweise sollte man es so sagen 'wie es ist'; sag es so, wie die Welt ist. Dann wird es für die Menschen leicht sein, diesem Weg zu folgen. Sonst wird nicht jeder überzeugt sein, dass sie illusionär (Mithya) ist, oder? Nur wenige werden sie als Illusion (Mithya) akzeptieren. Man wird sagen, dass es eine Illusion (Mithya) ist aber man wird es nicht als solche akzeptieren. Wenn du einem Kind einen Papierdrachen gibst, wird es ihn dann wegwerfen? Wenn du ihm sagst, dass er nicht real ist (dass er eine Illusion ist, Mithya), und dass er ihn wegwerfen soll, wird es dies dann tun? Nein, wird es nicht! Also ist die Welt eine relative Wahrheit. Ja, keiner wird behaupten, dass sie eine wirkliche, reale Wahrheit ist. Der Drachen wird sofort zerreißen, nicht wahr? Und in dem Moment verschwindet automatisch die Liebe zu ihm, richtig? Wo es um das ewige Element geht, gibt es kein Problem bezüglich Zerreißen, oder?

Demzufolge ist die Welt auch nicht trügerisch (Mithya); die Welt ist 'relativ korrekt' und das Selbst (Atma) ist 'real korrekt'. 'Relativ korrekt' bedeutet, sie ist 'vorübergehend korrekt', sie besteht nur für eine bestimmte Zeitspanne. Manches existiert für hundert Jahre, manches für fünfhundert, manches für tausend Jahre, und einiges für fünftausend Jahre, während anderes für fünf Jahre existiert oder nur für ein Jahr. Dinge, die für eine begrenzte Zeitperiode existieren, sind alle vergänglich, und dasjenige, was in allen drei Zeiten existiert, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ist 'real korrekt'!

Einige Menschen kommen zu mir und sagen: „Aber nein, die Welt ist einzig trügerisch und illusionär (Mithya), stimmt das nicht?“ Also sage ich zu ihnen: „Wenn die Welt trügerisch ist, hast du dann irgendjemanden gesehen, wie er Geld auf die Straße wirft? Wirst du auf der Straße Geld finden, wenn du rausgehst?“ Ist es nicht so, dass die Menschen Geld verlieren? Sie verlieren Geld, aber sie finden es nicht wieder.

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Wenn die Welt trügerisch (Mithya) wäre, dann würde niemand das Geld an sich nehmen, wenn er es findet. Also ist die Welt nicht trügerisch. Sie ist definitiv wahr, aber das ist eine relative und temporäre Wahrheit.

Das Selbst (Brahma) ist 'real korrekt'. Und alles andere, was du mit den Augen sehen kannst, alles, was du mit den fünf Sinnen erfahren kannst -- das ist alles 'relativ korrekt'. Es gibt nichts Falsches in dieser Welt, aber so lange, wie du den Wunsch nach weltlichen Vergnügungen hast, so lange du dir Vergängliches wünschst, so lange musst du in der relativen Wahrheit verbleiben und im Relativen umherwandern. Und zusammen mit diesen weltlichen Vergnügungen gibt es so viele Sorgen und Probleme mit äußerlichen Situationen (Oopadhi). Man erleidet nichts als Schwierigkeiten. Wenn ein Mensch solche Schwierigkeiten durchlebt, dann begreift er, wie sehr er leidet. Und wenn du dir ewige Glückseligkeit wünschst, geh dahin, wo ewige Wahrheit ist: Wahrheit, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Trikaad) existiert. Das Relative ist das 'Außenministerium' und das 'Reale' ist das 'Innenministerium'. Wenn du folglich nach Hause möchtest, dann geh ins 'Innere', und wenn du im 'Außen' bleiben möchtest, dann geh ins 'Äußere'. Andernfalls, wenn du das 'Äußere' für das 'Innere' hältst, wirst du nichts erreichen.

Wenn man die ewige Wahrheit erlangt hat, bleibt die relative Wahrheit bestehen S. 147 Wahr (Satya) und illusionär, trügerisch (Mithya) gibt es beide, richtig? Oder gibt es nur eins davon? Lass mich dir 'wahr' (Satya) erläutern. Wie ist dein Name?

Fragender: Chandubhai.

Dadashri: Bist du wirklich Chandubhai?

Fragender: Ja.

Dadashri: Ja, das ist also wahr. Auch andere werden sagen, dass er wirklich Chandubhai ist. Auch dein Vater wird sagen: „Er ist wirklich Chandubhai.“ Das ist also wahr (Satya). Aber das ist eine temporäre Wahrheit. Vor Gericht wird man diese weltliche Wahrheit akzeptieren, aber im Reich des Ewigen (Gott) ist das nicht akzeptabel.

Nun, tatsächlich bist du nicht Chandubhai. Chandubhai ist dein Name, nicht wahr? Nun, siehst du irgendeinen Unterschied zwischen 'Mein Name ist Chandubhai' und 'Ich bin Chandubhai'?

Fragender: Ja.

Dadashri: Alles, was in dieser Welt wahr ist, ist für Gott eine vergängliche Wahrheit. Dieser Name, diese Gestalt usw., die von der Welt als wahr erachtet werden, sind für Gott alle temporär. Und Gottes (ewige) Wahrheit (Sat) - das 'Sat', welches in 'Sat Chit Anand' enthalten ist - ist permanent, unvergänglich. 'Wir' helfen dir, diese ewige Wahrheit zu erlangen: das Selbst. Und dann wird diese relative Wahrheit (Satya) vergehen (keinerlei Wert mehr haben).

'Sat' bedeutet permanent, ewig. Das 'Chit' bedeutet Wissen-Sicht (Gnan- Darshan), und wenn Wissen-Sicht ewig sind, wird die Glückseligkeit (Anand) permanent und ewig sein, unvergänglich.

Verstehst du jetzt sowohl 'wahr' (Satya) als auch 'illusionär und trügerisch' (Mithya)? Oder verstehst du es nicht? Also ist 'Wahres' (Satya) dabei und auch 'Trügerisches' (Mithya), beides ist da. Was du als wahr (Satya) angesehen hast, hat sich als trügerisch (Mithya) erwiesen. Aber dieses

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'Trügerische' (Mithya) und 'Wahre' (Satya) sind beide getrennt, nicht wahr? Diese Wahrheit, die 'Chandubhai' hieß, hat sich als trügerisch (Mithya) erwiesen.

Nun, was also ist die reale Wahrheit (Sat)? Dieser 'Chandubhai' ist 'relativ korrekt'. Und wer ist 'real korrekt'? Das muss noch untersucht werden. Das werde ich dir zeigen. Das ist die reale, wirkliche Wahrheit; Wahrheit, die ewig ist. Möchtest du die ewige Wahrheit (Sat) realisieren? Oder willst du das später tun, und es macht nichts, wenn du das zu irgendeinem anderem Zeitpunkt tust? Dein Haar ist noch schwarz; wenn du dich nicht beeilen willst, dann lass es. Menschen mit grauem Haar haben Sorgen. Du möchtest auch deine Arbeit erledigt bekommen? Ist das so?

Unwissenheit verschleiert das Selbst S. 148

All diese Schriften wurden geschrieben, damit man das Selbst (Brahma, Gott) versteht. Sie sind nur für den einen Zweck geschrieben worden, damit man das Selbst (Brahma, Gott) realisiert. Und man ist ungezählte Leben umhergewandert, weil man die Realisation des Selbst (Brahma) nicht erlangt hat. Solange diese Unwissenheit nicht verschwindet, wird nichts geklärt und aufgelöst werden. Alles andere ist Einbildung (Kalpana). Es gibt unzählige Vorstellungen, die die Menschen sich ausgemalt haben.

Fragender: Was behindert das Erlangen des Selbst (Brahma)?

Dadashri: Unwissenheit (Agnan) ist das Hindernis. Unreinheit (Mada), der Aufruhr im weltlichen Leben aufgrund von Illusion (Vikshep) und Unwissenheit (Agnan), diese drei sind das Hindernis. Was also machen die Menschen? Sie versuchen, die Unreinheit (Mada) und den Aufruhr aufgrund von Illusion (Vikshep) loszuwerden, aber nirgendwo werden Anstrengungen unternommen, um die Unwissenheit (Agnan) loszuwerden. Was ist der Grund, dass keinerlei Anstrengung unternommen wird, um die Unwissenheit loszuwerden? Der Grund liegt darin, dass da niemals ein 'Gnani Purush' in der Nähe ist, ein Erleuchteter, der die Menschen von Unwissenheit befreit, indem er ihnen das Wissen vom Selbst gibt. Sehr selten, einmal in tausenden von Jahren, manifestiert sich ein Gnani Purush! Außerhalb davon ist kein Gnani Purush zu finden. Unwissenheit vergeht, wenn es einen Gnani Purush gibt, und wenn die Unwissenheit verschwindet, vergeht auch alles andere. Demzufolge ist das größte Hindernis die Unwissenheit (Agnan). Das Gewahrsein von 'Wer bin ich?' wird erlangt, sobald die Unwissenheit entschwindet. Sobald dieses Gewahrsein erlangt wurde, wird es nie mehr gehen.

Fragender: Das Ego ist also der Schleier (Avaran), der das Erlangen des Selbst (Brahma) behindert?

Dadashri: Ja, es ist wahr, dass das Ego ein Schleier ist, aber das Ego ist nicht DER Schleier (Avaran). Es gibt viele andere Dinge, die als Schleier wirken. Das Ego ist nicht der einzige. Die Unwissenheit bezüglich des Selbst ist der Haupt-Schleier. Wenn ein Mensch nur einmal das Selbst durch 'Uns' kennenlernt hat, wird seine Unwissenheit vergehen. Dann wird es keinerlei Probleme mehr geben.

Fragender: Was ist die Frucht, das Ergebnis, wenn man das Selbst (Brahma) erlangt?

Dadashri: Die Frucht, das Ergebnis ist ein Zustand von permanenter Glückseligkeit. Obwohl du einen Körper hast, wirst du einen Zustand genießen können, der dem von König Janak Videhi gleicht (ein König, der auch ein großer Weiser war, und der das Selbst von dem weisen Gnani Ashtavakra erlangte, und der trotz all der Herrlichkeiten und Schwierigkeiten seines Königreiches absolut unberührt blieb) – ein gottesgleicher

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Zustand! Das weltliche Leben wird dich dann nicht belasten, es wird dich überhaupt nicht berühren. Es wird dich nicht berühren, wenn dir jemand einen Blütenkranz umhängt, und es wird dich nicht berühren, wenn jemand Steine nach dir wirft.

Der Unterschied zwischen der Sicht Gottes und der Sicht des Selbst S. 150

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen der Sicht Gottes (Brahma Darshan, Brahma bedeutet hier: Gott) und der Sicht des Selbst (Atma Darshan)?

Dadashri: Das ist ein großer Unterschied. Man muss über die Sicht Gottes (Brahma Darshan) hinausgehen. Wenn beständige Intention (Trikaadi Bhaav) von Gott (Brahma) da ist, wird das Sicht Gottes (Brahma Darshan) genannt. Während das Selbst (Atma) wahrlich das Absolute Selbst (Paramatma) ist. Wenn man je ins Selbst gelangt, ist man wahrlich das absolute Selbst. Und selbst Gott (Brahma) wird letztlich zum absoluten Gott (Parabrahma), weil Er in die beständige Intention gelangt ist. Diese existiert in allen drei Zeiten, der Vergangeheit, der Gegenwart und der Zukunft.

Erst Überzeugung und Hingabe an Brahma (Brahmanishtha), dann Überzeugung und Hingabe an das Selbst (Atmanishtha)! S. 150

Es gibt einen Unterschied zwischen dem Wissen von Brahma (Brahmagnan) und dem Wissen vom Selbst (Atmagnan).

Wissen von Brahma (Brahmagnan) ist das Tor zum Wissen vom Selbst. Wissen vom Selbst (Atmagnan) geschieht, nachdem man Wissen von Brahma (Brahmagnan) erlangt hat.

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen den beiden?

Dadashri: Wenn Wissen von Brahma (Brahmagnan) geschieht, dann liegt da Konzentration (Ekagrata) auf das eigene Selbst (Swaroop) vor, als Resultat der Beschäftigung mit Schriften und der Verehrung von Gurus (Sadhan). Aber was ist das Selbst? Dieses Gewahrsein ist nicht erlangt. Gewahrsein des Selbst geschieht nur, wenn das Wissen vom Selbst erlangt wurde (Atmagnan). Von dem Moment an, wo man das nicht-selbst (Abrahma) kennt, heißt es, habe man das Wissen von Brahma erlangt. Welches Wissen verbleibt, wenn man das nicht-selbst (Abrahma) kennt? Die Antwort lautet: Wissen von Brahma (Brahmagnan). Wissen von Brahma kommt auf, wenn Überzeugung und Hingabe (Nishtha) an das weltliche Leben vergehen. Woran glauben die Menschen derzeit und wofür empfinden sie Anhänglichkeit, HIngabe? Nur für weltliche Vergnügungen, den Vergnügungen der fünf Sinne. Wenn die Überzeugung und Ergebenheit (Nishtha) sich dahin verändert, dass diese Vergnügungen weltlich und irrig sind, und dass wirkliche Freude (Glückseligkeit) nur im Selbst vorliegt, in Gott, dann ist das Überzeugung und Hingabe an Brahma (Brahmanishtha). Von diesem Zeitpunkt an nennt man dies 'Wissen von Brahma' (Brahmagnan). Ein solcher Mensch ist' Selbst in Gott' (Brahmaswaroop). Und wenn das Wissen vom Selbst (Atmagnan) sich manifestiert, wird man bekanntlich ein Atmanishtha Purush. Er wird Gott (Atmanishthaswaroop) genannt. Man nennt ihn ein in allen Aspekten Absolutes Selbst (Sakal Paramatma).

In der Überzeugung und Hingabe an das Selbst (Atmanishtha) befindet sich keinerlei Intellekt (Buddhi). Das Licht vom Selbst kommt nur auf, nachdem der Intellekt (Buddhi) entschwunden ist. In der Überzeugung und Hingabe an Brahma (Brahmanishtha) ist Intellekt enthalten, also ist dieses Licht dort nicht vorhanden.

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Brahma ist sogar jenseits von Worten S. 151

Fragender: Es gibt auch ein Wort Brahma (Shabda Brahma), richtig?

Dadashri: Aber 'Shabda Brahma' meint einen Ton, der ans Ohr gelangt. Welchen Nutzen hast du davon? Man braucht den exakten Brahma. Es gibt so viele Brahmas! 'Shabda Brahma', 'Naad Brahma'! Aber du brauchst das exakte Selbst (Atma). Das Selbst (Atma), welches unfassbar (Agamya) ist, es kann nicht in den Schriften festgehalten werden. Es ist nicht zu beschreiben (Avarnaniya), es ist nicht auszudrücken (Avyaktvya). Wo Worte nicht hingelangen, wo die Augen nicht hingelangen, das ist der Ort, wo das Selbst (Atma) ist, und dort bleibt es unbefleckt (Nirleyp) und unberührt (Asanga). Und das Wort (Shabda) sowie der Ton (Naad) sind alles 'Stationen' (Markierungen auf dem spirituellen Weg). Das ist keine große Sache. Das wird nicht betrachtet als 'das Selbst erlangt zu haben'. Wenn das Selbst einmal erlangt wurde, wird es nie mehr entschwinden. Es geht niemals auch nur für eine Sekunde weg – das nennt man das Selbst (Atma).

Fragender: Wann kann man den Klang von Brahma (Naad Brahma) hören?

Dadashri: Du kannst ihn hören, wenn du damit aufhörst, auf alles andere zu hören. Wenn die Ohren auf nichts anderes mehr lauschen, dann wird man den Klang von Brahma (Naad Brahma) vernehmen. Aber man hat das Begehren, so viel Verschiedenes anzuhören. Man möchte dieses kennen und jenes wissen! Wenn jemand beginnt, Überflüssiges zu erzählen, fragt man sofort nach: „Was ist passiert? Warum ist das passiert?“ Nun, wenn all diese Begierden befriedigt sind, wird man den Klang von Brahma (Naad Brahma) hören. Das ist eine natürliche Eigenschaft. Und dennoch ist es immer noch nicht das Selbst (Atma). Es ist eine Art von musikalischem Klang. Das ist ein Mittel, um Konzentration (Ekagrata) zu erlangen. Das Selbst (Atma) befindet sich weit darüber hinaus.

Fragender: Hat spiritueller Fortschritt irgendeine Beziehung zum Zustand des Klang von Brahma (Naad Brahma)?

Dadashri: Ja, definitiv! Man braucht Konzentration (Ekragrata), um spirituellen Fortschritt zu machen, und diese Konzentration (Ekragrata) entsteht daraus. Eine sehr tiefe Konzentration entsteht beim Klang von Brahma (Naad Brahma). Spiritualität beginnt nur, wenn diese Konzentration (Ekragrata) da ist. Andernfalls wird keine Spiritualität aufkommen, oder? Aber das Selbst (Atma) ist sehr weit davon entfernt.

Fragender: Das Wort von Brahma (Shabda Brahma) ist da. Jeder spricht anders über dieses Wort, aber die innere Explosion (das exakte Verstehen) des Wortes sollte geschehen.

Dadashri: Die Explosion ist geschehen (für Mahatmas im Gnan Vidhi). Man besitzt exaktes Verstehen, und die Erfahrung des 'Wortes' ist definitiv geschehen. Wenn der Eine da ist, der diese Erfahrung gewähren kann, ist das explosive Verstehen des 'Wortes' geschehen. Davon abgesehen sind alle Worte falsch, die einem nicht die Erfahrung (des Selbst) vermitteln. Und der letztendliche Zustand ist der, wo es keine Worte mehr gibt (Niralamb, absolut unabhängig). Der Zustand jenseits der Worte (Niralamb)! Dort gibt es keine Worte. Wie auch immer, erst wird das 'Wort' erfahren, und danach gelangt man jenseits der Worte.

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Gelobt sei solche Sicht! S. 152

Fragender: Wenn man den Zustand vom göttlichen Selbst (Brahma) erlangt, dann erscheint alles als eins. Man sieht eine Frau nicht als Frau, einen Mann nicht als Mann; man sieht sie alle als Gott (Brahma). Dadashri: Man sieht alles wahrlich als rein (Shuddha). Ich werde dir sagen, was 'Wir' sehen. Wie ist 'Unser' Gewahrsein? Es ist vollständiges Gewahrsein. Wie ist das Gewahrsein dieser Menschen? Sie tun alles in einem Zustand von Unbewusstheit: „Ich bin der Ehemann dieser Frau. Ich bin sein Schwiegervater, ich bin sein Onkel, ich bin sein Angestellter.“ Sagt man nicht so? Dies alles sind Anzeichen von Illusion. Man ist sich seines eigenen Reiches nicht gewahr; man ist sich seines Selbst nicht gewahr.

'Wir' sehen das Selbst in allem (Brahma Mai). 'Unser' Gewahrsein ist derart, dass, wenn wir Männer oder Frauen sehen, diese beim ersten Sehen (der drei Sichtweisen von Dadashri) ohne Kleidung gesehen werden, sie werden nackt gesehen. Dann, in der zweiten Sicht, sehen 'Wir' sie ohne die Haut. Und was sehen wir in der dritten 'Sicht'? 'Wir' sehen all die Knochen, Gedärme usw., wie ein Röntgenbild. Auf diese Weise kommen keine Anhaftung oder Abscheu (Raag-Dwesh) auf, und so können sie schließlich fortwährend als das Selbst (Brahmaswaroop) 'gesehen' werden.

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Ego (Ahamkar) und 'Ich bin Brahma' (Aham Bramasmi)?

Dadashri: In 'ich bin Brahma' (Aham Brahmasmi) trainiert man das Ego des 'Selbst'. Und Ego (Ahamkar) heißt, etwas zu behaupten, das nicht ist.

Das Selbst wird zu Füßen des Gnani Purush erlangt S. 153

Fragender: Ich möchte etwas haben, das die inneren Tendenzen (Antar Vrutti) in Richtung des Selbst (Swa Swaroop) hinwendet.

Dadashri: Weißt du, was als das Selbst (Swa Swaroop) erachtet wird?

Fragender: Zeuge, Beobachter sein (Sakshibhaav). Dadashri: Beobachten – aber auf welche Art und Weise? Fragender: Alles, was in seinem Licht stattfindet. Dadashri: Aber du musst das erkennen, was Licht hat, das Selbst. Du kannst Brahma nur dann kennen, wenn du das Wissen vom Selbst (Atmagnan) erlangst. Wie sonst willst du es erkennen? Hast du Atmagnan erlangt?

Fragender: Das ist etwas, das meinen Intellekt (Buddhi) übersteigt.

Dadashri: Du sprichst davon, Zeuge zu sein. Aber wenn du zum Gnani Purush kommst, wirst du das Selbst erlangen.

Erfahrung von Veränderung des eigenen Zustands durch Veränderung in der Sicht S.153

Fragender: Sind die Worte 'Atma-Paramatma' (Selbst – absolutes Selbst), 'Brahma-Parabrahma' (Brahma – absoluter Brahma) alle gleich, oder stehen sie für verschiedene Phasen ein und derselben Sache (Paryayvachak)?

Fragender: Das alles sind Worte, die Phasen bezeichnen (Paryayavachak). 'Paryaya' bedeutet Phase. Das Selbst wird unter bestimmten Bedingungen Selbst (Atma) genannt, und dasselbe Selbst wird unter bestimmten Bedingungen als

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Absolutes Selbst (Paramatma) betrachtet. Dasselbe Selbst (Atma) wird als 'des Selbstes nicht gewahr' (Moodhatma) betrachtet. Das Selbst, welches des Selbstes nicht gewahr ist (Moodhatma), bedeutet das Selbst (Atma) mit äußerer Sicht, aber es ist ein und dasselbe Selbst (Atma). Wenn man über das innere Selbst (Antaratma) spricht, ist es dasselbe Selbst (Atma). Demzufolge sind dies nur die verschiedenen Zustände des Selbst (Atma).

Ebenso wie ein Anwalt, der am Anfang kein Geld verdient. Wenn er kein Glück hat, werden die Leute sagen: „Dieser Anwalt verdient überhaupt kein Geld, er ist arm.“ Wenn dann plötzlich derselbe Anwalt viel Geld verdient, weil er eine Glücksträhne hat, werden die Leute sagen: „Er ist ein smarter Anwalt, er ist ein reicher Mann.“ Und wenn derselbe Anwalt all sein Geld verliert, werden sie sagen: „Er ist pleite.“ Aber in Wahrheit handelt es sich um dieselbe Person.

So sind die Zustände des Selbst (Atma). Solange 'Es' weltliche Begierden hat, wird 'Es' als 'des Selbstes nicht gewahr' (Moodhatma) betrachtet. Es wird als 'dem weltlichen Leben zugewendet' (Bahiramookhi Atma) bezeichnet.

Fragender: Und wenn sich der Schleier von Unwissenheit lüftet, wird es dann zum Absoluten Selbst (Paramatma)?

Dadashri: Aber der Schleier kann sich nicht so einfach heben, oder? Zuerst bedarf es einer Änderung der Sichtweise. Derzeit ist die Sicht auf diese Seite gerichtet, also siehst du nur das, was auf dieser Seite ist. 'Ich bin Chandubhai', so ist deine Sicht, oder nicht? Oder bist du etwas anderes?

Fragender: Ich bin auch das Selbst (Atma), oder nicht?

Dadashri: Nein, aber du akzeptierst Post, die an 'Chandubhai' adressiert ist, oder? (Du wirst wütend, wenn du beleidigt wirst). Wenn dich jemand beleidigt oder verflucht, wirst du davon getroffen?

Fragender: Ja.

Dadashri: Wenn du das Selbst bist, würde dich das nicht beeinträchtigen. Deshalb bist du Chandubhai. Nun, es ist nichts Falsches daran zu sagen: „Ich bin Chandubhai“. Ich sage auch: „Ich bin A.M. Patel“, aber Ich habe nicht die Überzeugung, dass ich A.M. Patel bin. Während du überzeugt bist: „Ich bin Chandubhai“.

Ein Mann erzählte mir: „Nur die Vedanta hat gesagt, dass Lebewesen (Jiva) und Brahma eins sind. Niemand sonst weiß das.“ Ich antwortete ihm: „Jeder weiß ganz sicher, dass Lebewesen (Jiva) und Brahma eins sind.“ Ist es nicht so, dass alte Menschen sagen: „Herr Doktor, ich werde sterben, ich muss sterben, bitte retten Sie mich.“? Wenn man glaubt, dass man sterben wird, dann ist man ein Lebewesen (Jiva). All diejenigen, die Angst vor dem Sterben haben, sind allesamt Lebewesen (Jivas). Und wenn die Angst vor dem Sterben verschwindet, wird dasselbe Lebewesen (Jiva) zu Brahma.

Man ist das Selbst (Shiva), aber aufgrund von Illusion glaubt man, ein Lebewesen (Jiva) zu sein S. 155

Fragender: Warum musste Brahma ein Lebewesen (Jiva, nicht-selbst) werden?

Dadashri: Du bist wahrlich Shiva (das Selbst), aber du gelangtest zu der Überzeugung: „Ich bin nicht Shiva.“ Du glaubst: „Ich bin Chandubhai.“ Nur deshalb, weil Menschen dir diesen Namen gaben, glaubst du, dass du das bist? Du bist Shiva (das Selbst), aber nur, wenn du den Unterschied zwischen Selbst (Shiva) und nicht-

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selbst (Lebewesen, Jiva) verstehst.

Fragender: Dann wird es nicht-dual (Advaita)?

Dadashri: Es wird nicht-dual (Advaita), wenn keinerlei Unterschied mehr zwischen nicht-selbst und Selbst (Jiva und Shiva) verbleibt. Wenn nicht-selbst (Jiva) und Selbst (Shiva) gleich erscheinen, ist es nicht-dual (Advaita). Solange das nicht-selbst (Jiva, Lebewesen) glaubt, dass das Selbst (Shiva) getrennt ist, ist es eine Illusion (Bhranti).

Fragender: Aber das Selbst (Atma) war ein Shiva; wie wurde es zum nicht- selbst (Jiva, Lebewesen)?

Dadashri: Aufgrund von falscher Überzeugung; es wurde zum nicht-selbst (Jiva) aufgrund falscher Überzeugung. Wenn der Gnani Purush die falsche Überzeugung zerbricht und sie mit der richtigen Überzeugung ersetzt, denn wird man wieder zum Selbst (Atma), man wird Shiva.

Es dauert nicht lange, bis ein nicht-selbst (Lebewesen, Jiva) zum Selbst (Shiva) wird. Man ist das Selbst (Shiva) aber die falsche Überzeugung hat sich sehr tief festgesetzt. Dieses Rätsel wird gelöst wenn die falsche Überzeugung geändert und durch die richtige Überzeugung ersetzt wird.

Nur der Experte kann das Selbst (Shiva) vom nicht-selbst (Jiva) trennen S. 155

Fragender: Was ist der Unterschied in der Definition dieser drei: 'Bhautik Jagat', 'Jiva' und 'Atma'. Warum gibt es Unterschiede zwischen ihnen?

Dadashri: 'Jiva', (das nicht-selbst/Lebewesen) an sich ist die materielle Welt (Bhautik Jagat). Es ist nicht nötig, die materielle Welt zu kennen. Sag du mir, warum diese Unterscheidungen getroffen wurden?

Fragender: Zwischen 'Jiva' und 'Ajiva'.

Dadashri: Aber das nicht-selbst (Jiva) ist weltlich (von dieser Welt). Warum kann es 'Jivatma' genannt werden? Die Antwort ist: „Weil seine Sicht weltlich ist, und weil es im Reich der Welt verweilt; deshalb wird es 'Jivatma' genannt.“ Wenn das nicht-selbst in weltlichen Vergnügungen verweilt und sie genießt, ist es 'Jiva' oder 'Jivatma' (Lebewesen, selbst, nicht-selbst). Und das ist die materielle Welt (Bhautika Jagat). So lange wie es weltlich ist, wird es immer im Weltlichen verweilen. Verstehst du das? Wenn du eine Trennung wünschst, werde ich sie für dich vornehmen. Wie auch immer, diese materielle Welt ist wahrlich das nicht-selbst (Jivatma). Das, woraus die vergänglichen Vergnügungen, die relativen Vergnügungen gezogen werden, ist alles materielle Welt (Bhautika Jagat). Woraus auch immer sie gezogen werden, als auch derjenige der sie sucht – dies alles ist materielle Welt (Bhautik Jagat). Wenn man dies versteht, wird die Arbeit getan sein.

Fragender: Jiva (nicht-selbst, Seele, Lebewesen) befindet sich im Körper, Atma (Selbst) befindet sich im Körper, und auch die materielle Welt (Bhautik Jagat) ist im Körper. Eine Mischung von allen dreien ist in ihm.

Dadashri: Alles ist in ihm. Das gesamte Universum geschieht im Körper; nichts wird ausgelassen. Fragender: Wie kann ich sie getrennt voneinander verstehen? Wie kann ich sie trennen und sie dann verstehen?

Dadashri: Du musst ein Wissenschaftler werden, um fähig zu sein, sie zu trennen. Wenn du in einem Ring Gold, Kuper und einige andere Metalle hast, was würdest du tun, um sie zu trennen? Kann jede gewöhnliche Person das tun? Der, der das

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Wissen davon hat, kann es tun. Die anderen können es nicht, richtig? Wenn man versucht, das allein zu bewerkstelligen, werden Anstrengungen von ungezählten Leben vergeblich aufgewendet, und im Gegenteil: „Er wird sterben, wenn er die Medizin oral einnimmt, die für den äußeren Gebraucht gedacht war!“ Wie kann man Gott die Schuld geben, wenn man die Instruktionen falsch versteht?

Nicht-selbst und Selbst sind weder getrennt noch nicht-getrennt S. 156

Fragender: Bitte erläutere uns den Unterschied zwischen nicht-selbst (Jiva)und Selbst (Atma).

Dadashri: So lange es im weltlichen Zustand verweilt, lebt und stirbt es. So lange wird es 'Jiva' (nicht-selbst, Lebewesen) genannt. Weltlicher Zustand heißt: 'Ich lebe dieses weltliche Leben (Sansari)'. Und so lange man glaubt, dass dies der eigene Zustand ist, bezeichnet man es als 'Jiva' (nicht-selbst, Lebewesen). Wenn Leben und Sterben ein Ende findet, bezeichnet man es als Shiva (Selbst), Reine Seele (Shuddhatma). Das nicht-selbst (Jiva) lebt immer das weltliche Leben (ist ein Sansari). Es hat Karma, das Selbst (Atma) hat keinerlei Karma.

Fragender: Dann sind nicht-selbst (Jiva) und Selbst (Atma) verschieden, oder?

Dadashri: Nicht-selbst (Jiva) und Selbst (Atma)? Nein. Dasselbe Selbst (Atma), jedoch mit Karma, wird es nicht-selbst (Jiva) genannt, und wenn es ohne Karma ist, nennt man es Selbst (Atma). Wenn es Karma hat, es lebt und stirbt, dann ist ein Lebewesen (Jiva).

Fragender: Und das Selbst (Atma) ist ewig (Amar)?

Dadashri: Es ist ewig.

Fragender: Und das nicht-selbst (Jiva) hat sich daran angeheftet.

Dadashri: Nein es hat sich nicht angeheftet. Es ist wie folgt: 'Jivatama', 'Atma' und 'Paramatma' (nicht-selbst, Selbst und Absolutes Selbst). 'Jivatma' ist der Zustand des selbst mit Karma, und es hat auch ein Ego. Es ist derjenige, der davon überzeugt ist: 'Ich bin dieser Körper'. Und derjenige, der kein Ego hat, und der nicht lebt oder stirbt, der ist 'Atma', das Selbst.

Fragender: Und wo beginnt der Zustand des Absoluten Selbst (Paramatma)?

Dadashri: Wenn man das Gewahrsein des Selbst erlangt, ist man das Selbst (Atma). Und von hier aus beginnt der Zustand des Absoluten Selbst (Paramatma) sich zu manifestieren. Wenn das Absolute Selbst (Paramatma) sich voll manifestiert, dann ist es das 'vollständige' Absolute Selbst (Paramatma). Wenn die dreizehnte Stufe der vierzehn Stufen in der spirituellen Entwicklung des Selbst (Gunthanu oder Gunasthanak) sich vollendet, geschieht Absolutes Wissen (Keval Gnan); dann wird man zum vollständigen, Absoluten Selbst (Paramatma).

Folglich ist dieses nicht-selbst (Jiva) ein Zustand des Selbst, aber es ist ein illusionärer, trügerischer Zustand. Warum nennt man es nicht-selbst (Jiva)? Der Zustand dessen, der lebt und stirbt, wird nicht-selbst/Lebewesen (Jiva) genannt. Das Selbst (Atma) ist nur Reines Selbst (Shuddha Chetan), es ist wahrlich das Absolute Selbst (Paramatma). Aber man sollte sich dessen gewahr werden. Bis dahin ist man sich nicht einmal der Tatsache gewahr: „Ich bin das Selbst (Atma).“ Man hat immer noch das Gewahrsein von: „Ich bin ein Lebewesen (Jiva, nicht-selbst).“ Im illusionären Zustand des selbst besteht die Überzeugung: 'Ich bin', 'ich lebe', 'ich werde sterben'.

Hast du das verstanden? Nicht-selbst (Jiva) und Selbst (Atma) sind weder eins

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noch getrennt. Wenn du 'getrennt' sagst, wäre es ein abgetrennter Teil, so ist es jedoch nicht. Und wenn du sagst, dass sie 'eins' sind, dann ensteht daraus Unreinheit im Selbst (Atma). Dann kann man sagen, dass im Selbst eine Illusion geschehen ist. Aber so ist es auch nicht. Der Grund ist, dass man nie zum Selbst geworden ist. Der illusionäre Zustand (Avastha) des Selbst (Atma), der geschehen ist, wird 'Jiva' (nicht-selbst, Lebewesen) genannt.

Demzufolge sind Jiva und Atma (nicht-Selbst und Selbst) wahrlich eins. Wenn eine Frau kocht, wird sie Köchin genannt, und wenn sie aus dem Haus geht und tanzt, wird sie als Tänzerin bezeichnet. Aber die Frau ist ein und dieselbe.

'Ich', 'Mönch' und 'Mangaldas' S. 158

Nehmen wir an, jemand klopft an der Tür und du fragst: „Wer ist da?“, er wird sagen: „Ich bin es“. Du fragst: „Aber wer ist 'ich'?“ Er antwortet: „Ich, der Mönch (Bavo, ein Mönch, in dessen Tradition man in die Häuser geht und um Essen bittet)!“ Du fragst also: „Welcher Mönch (Bavo)?“ Und er wird sagen: „Ich, Mönch Mangaldas“ (Mangaldas ist ein Männername, Anm.d.Ü.). Auf diese Weise identifizierst du ihn. Andernfalls würde ihn keiner erkennen, wenn er nur sagt: 'ich'. Wenn er einfach 'Mönch' sagt, wirst du dich fragen, welcher Mönch. Deshalb kannst du nur wissen, wer er ist, wenn er alle drei Worte sagt: „Ich, Mönch Mangaldas“. Du wirst sogar sein Gesicht vor dir sehen. Und dann öffnest du die Tür.

Wenn dort nun zwei oder drei Mangaldas sind (Individuen), dann wird er sagen müssen: „Ich bin Mönch Mangaldas von Mahadevji“ (Mahadevji ist eine indische Gottheit, Anm.d.Ü.). Dann wirst du ihn erkennen. Dieses 'Ich, Mönch, Mangaldas' – wie viele Individuen sind das? Wer ist das 'ich' dabei? Wer ist der Mönch? Und wer ist Mangaldas? Hast du das nicht schon mal gehört? Aber es hat dir nichts genutzt. Und es hilft mir sofort, wenn ich es höre. Jeder Satz, den ich höre, ist hilfreich für mich. Er ist sogar dann hilfreich, wenn ich ihn auf der Straße aufschnappe.

Wirst du nicht verstehen müssen, wer das 'Ich' ist? Und wirst du das nicht so verstehen müssen, dass es völlig mit demjenigen 'zusammenpasst', der innerlich dieses 'Ich' ist? Auf ähnliche Weise ist das 'Ich' hier das Selbst (Atma). Du wirst die Lösung erkennen, sobald du die Erfahrung von diesem 'Ich' hast/machst. Nur 'dieses' Gewahrsein ist nötig S. 158

Fragender: Kann man nur aus dem Selbst (Atma) zum Absoluten Selbst (Paramatma) werden?

Dadashri: Das Selbst (Atma) ist wahrlich das Absolute Selbst (Paramatma). Man muss das nur realisieren. Wenn du das Gewahrsein (Bhan) nur für eine Minute erlangst: 'Ich bin das Absolute Selbst (Paramatma)', dann beginnst DU von da an, zum Absoluten Selbst (Paramatma) zu werden. Fragender: Kann ich also sagen: „Ich bin Absolutes Selbst (Paramatma)?

Dadashri: Wenn du sagst: „Ich bin Absolutes Selbst (Paramatma)“, werden die Menschen dich kritisieren, dich beleidigen und Witze über dich machen. Wenn sie keine Witze über dich machen, dich nicht beleidigen oder verfluchen, dann sage: „Ich bin Absolutes Selbst (Paramatma)“. Kannst du Mangosaft aus einer unechten Mangofrucht gewinnen? Das geht nicht, oder? Das verstehst du, nicht wahr? Also bist du ein Absolutes Selbst (Paramatma), aber du das bist noch nicht geworden. Du hast das Gewahrsein davon (noch) nicht erlangt. Im Moment hast du das

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Gewahrsein von: 'Ich bin Chandubhai'. Du solltest das Gewahrsein haben von: 'Ich bin das Absolute Selbst (Paramatma).' Kannst du also sagen: „Ich bin das absolute Selbst?“

Fragender: Nein, kann ich nicht.

Dadashri: Genau, denn sonst werden die Leute Witze über dich machen. Die Leute machen sogar dann Witze über einen Menschen, wenn er Recht hat. So ist diese Welt. Man kann mit diesen Leuten nicht auskommen.

Bist du jetzt überzeugt, dass 'du das Selbst (Atma) bist'? Hast du die Erfahrung: 'Ich bin das Selbst' gemacht? Wie hast du diese Überzeugung gewonnen?

Fragender: Zumindest bin ich davon überzeugt, dass da drinnen das Selbst (Atma) ist.

Dadashri: Aber wie hast du diese Überzeugung erlangt? Gibt es da eine Art von Thermometer (Messgerät), welches du verwenden kannst und das dich sofort realisieren lässt, dass da ein Selbst (Atma) drinnen ist? Gibt es so ein Thermometer?

Fragender: Nachdem ein Mensch gestorben ist, sind nicht mal seine Hände für irgendetwas gut.

Dadashri: Das ist das nicht-selbst (Jiva, Jivatma, Lebewesen), welches gestorben ist. Hast du in all dem dein Selbst (Atma) erkannt? Hattest du die Erfahrung: 'Ich bin das Selbst (Atma)'?

Fragender: Ich sage, dass ich das Selbst (Atma) erfahren habe, und du sagst, das ist nicht so. Also erkläre mir, was für eine Erfahrung habe ich?

Dadashri: Das ist so: Du hast die Erfahrung des nicht-selbst (Jivatma) gemacht. Aber das ist nicht das eigentliche Selbst (Atma). Das eigentliche Selbst ist 'Chetan' (Selbst), während das nicht-selbst (Jivatma) das 'selbst ohne Selbst' (Nischetan chetan) ist. Die ganze Welt hält das 'selbst ohne Selbst' (Nischetan chetan) für das Selbst (Chetan), und deshalb ist sie in eine Falle geraten. 'Selbst ohne Selbst' (Nischetan chetan) bedeutet, dass alle seine Eigenschaften aussehen wie die des Selbst (Chetan). Es geht umher und ist beweglich, aber es ist nicht das Selbst. Sobald man das Gewahrsein des Selbst erlangt hat, wird man unsterblich S. 160 Fragender: Die Menschen sagen, dass eine Person tot ist, wenn die Seele den Körper verlässt. Sind die Seele (Jiva) und das Selbst (Atma) hier verschieden? Wenn sie dasselbe sind, in welchem Zustand wird es dann als Seele betrachtet, und in welchem Zustand als Selbst? Dadashri: Das, was lebt und stirbt, wird Seele (Jiva) genannt, und das, was weder lebt noch stirbt, ist das Selbst (Atma). Jiva (Seele, Lebewesen, nicht- selbst) ist nur eine vorübergehende Anpassung, das ist nur eine Situation (Avastha). Fragender: Gehen die Seele und das Selbst beide in einen anderen Körper, solange bis sie Moksha finden?

Dadashri: Nein, es ist nicht nur das nicht-selbst (Jivatma) allein, das weggeht, vieles geht damit einher. All das Karma kommt mit. Bis es frei wird, bis es frei von Karma wird, wird alles mit ihm umherwandern. All das Karma, welches man erschaffen hat, wird beim nicht-selbst bleiben.

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Man muss nur realisieren: „Wer bin ich“. Wenn du ein Lebewesen (Jiva) bist und lebst, dann wirst du sterben; und wenn du das Selbst (Atma) bist, dann bist 'DU' unsterblich. Das Leben zu leben ist eine Situation, und das was lebt und stirbt, nennt man 'Jiva' (Lebewesen, nicht-selbst, Seele). Das Lebewesen befindet sich in einer Situation von weltlicher Interaktion. In ihr enthalten ist die Sammlung von positivem Karma (Punyai, Merit Karma) und negativem Karma (Paap, Demerit Karma), worin auch auch die Dinge des nicht-selbst sind. Es gibt auch Karma, und das nennt man 'Jiva'.

Fragender: Und was wird als Verstand (Mun, Mind) betrachtet?

Dadashri: Der Verstand ist das, wo Gedanken geschehen. Verstand, Intellekt, Chit und Ego (Mun, Buddhi, Chit und Ahamkar), das ist das innerlich arbeitende Instrument (Antahskaran). Und 'Jiva' (Seele, nicht-selbst) ist der Boss (Upari) von allen. Das selbst ist wahrlich das 'Jiva', während das Selbst (Atma) etwas anderes ist (Vastu). Das Selbst unterscheidet sich vom nicht-selbst. Derjenige, der lebt und stirbt, ist das nicht-selbst (Jiva). Das Selbst (Atma) stirbt nicht. Atma, das Selbst ist unsterblich, und es ist wahrlich 'unser' Selbst.

Fragender: Also kann Jiva (Seele, Lebewesen, selbst) als der nicht-selbst- Komplex (Pudgal) verstanden werden?

Dadashri: Ja, Jiva ist tatsächlich der nicht-selbst-Komplex (Pudgal). Aber uns erscheint es als lebendig. Es bewegt sich, spricht und tut alles. Aber in Wahrheit ist es der nicht-selbst-Komplex. Das selbst (Jiva) ist einfach eine 'Skulptur', die entstanden ist.

Die Trennung entschwindet, wenn die Illusion aufhört S. 161

Fragender: Wie kann man das nicht-selbst (Jiva) einen Gott nennen (Parameswar, Absolutes Selbst)? Das nicht-selbst ist eine Illusion.

Dadashri: Wegen des trennenden und unterscheidenen Intellekts Bheda Buddhi), wird es 'Jiva' genannt. Wo dieser trennede Intellekt vorherrscht, welcher sagt: „Ich bin getrennt und Gott ist getrennt“, da ist das nicht-selbst (Jiva). Wenn der Intellekt aufhört, Trennung zu sehen (wenn er Abheda wird), dann „bin ich wahrlich Gott“, und er wird zum befreiten Intellekt (Shiv Buddhi).

Fragender: Gibt es mit dieser Sicht: „Ich bin das Selbst (Atma)“ keine Trennung mehr?

Dadashri: Die Trennung zwischen Selbst (Shiva) und nicht-selbst (Jiva) ist aufgelöst, wenn man das Gewahrsein erlangt: „Ich bin Atma“.

Fragender: Das ist richtig, aber was ist der Unterschied zwischen dem nicht- selbst (Jiva) und dem Absoluten Selbst (Parmeshwar, Gott)?

Dadashri: Das nicht-selbst (Jiva) möchte Freude aus vergänglichen Dingen, und es glaubt an dieses Vergängliche. Und das Absolute Selbst (Parameshwar) glaubt nur an das Permanente, und es glaubt nur an den ewigen Zustand; Vergängliches besitzt keinen Wert. Das ist der einzige Unterschied. 'Jiva' bedeutet, dass das selbst sich in der Illusion (Bhranti) befindet. Wenn diese Illusion verschwunden ist, dann verschwindet all die illusionäre Anhaftung (Moorchha) an Vergängliches, und das selbst wird zum Absoluten Selbst (Paramatma)!

Um absolut frei von Anhaftung und Abscheu zu werden (Vitarag), müssen zuerst die innere ungünstige Meditation, die das selbst verletzt (Artadhyan) und die ungünstige Meditation, die das selbst und andere verletzt (Rautadhyan) aufhören. Wenn diese zwei ungünstigen inneren Meditationen (Artadhyan und Rautadhyan)

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aufhören, werden keinerlei Sorgen mehr aufkommen. Obwohl man ein weltliches Leben lebt, wird man keinerlei Sorgen haben. Wenn die Sorgen weiter anhalten, was hat für einen Zweck hat es dann? So eindeutig ist das unumstößliche Prinzip von Lord Mahavir (Siddhant - das unumstößliche Prinzip, welches das Letztendliche erreicht), vorausgesetzt, dass ein Gnani Purush in der Nähe ist. Und wenn kein Gnani Purush in der Nähe ist, dann wird man noch nicht einmal ein Bruchteil des unumstößlichen Prinzips (Siddhant) des Lords erreichen, gleichgültig wie sehr man es versucht.

BIS HIER IM PARAYAN DEZ 2012 GELESEN Zu sagen: „Gott, du bist getrennt“ wird niemals zur Selbst-Realisation führen S. 162

Es ist also gut, andächtige Verehrung (Bhakti) Gottes zu machen. Damit erhältst du weltliche Freuden, und du findest einen Weg in Richtung Spiritualität. Man schreitet auf dem spirituellen Weg voran, findet die Gesellschaft von guten Menschen und erlebt auch spirituelle Gemeinschaft (Satsang). Aber man gewinnt dort keine Erfahrung des Selbst (Anubhuti). Was die Erfahrung angeht, so geschieht diese nur, wenn der entzweiende Verstand (Bheda Buddhi) verschwindet, der nicht-selbst (Jiva) und Selbst (Shiva) trennt. Nur dann geschieht die Erfahrung des Selbst.

Hat dir etwas von dem gefallen, was ich bisher über den entzweienden Verstand und seine Rolle in der Trennung von nicht-Selbst (Jiva) und Selbst (Shiva) gesagt habe? Nur dann wird es als Erfahrung betrachtet, oder? Andernfalls ist eine bloße Vermutung dessen, was man Erfahrung einschätzt, völlig falsch, oder? Viele Menschen haben zahlreiche solche Erfahrungen abgespeichert, und sie haben diese sogar auf dem Wochenmarkt (Shukarvaari) aufgelesen. Sie kauften die, die von anderen Leuten abgelegt und auf dem Markt verkauft wurden. Demzufolge sollte der entzweiende Verstand (Bheda Buddhi), der nicht-selbst und Selbst (Jiva-Shiva) trennt, verschwinden. Deswegen sagte Akha Bhagat (ein berühmter spiritueller Poet aus Gujarat, 1591 – 1656):

„Wenn du nicht-selbst (Jiva) bist, ist Gott der Handelnde. Wenn du Gott (Shiva) bist, dann ist das Wahre.“

„Jo tu Jiva toh karta Hari, jo to Shiva to vastu khari”

Er hat Recht, nicht wahr? Wenn demzufolge der entzweiende Verstand (Bheda Buddhi), der das nicht-selbst und d a s Selbst trennt, entschwindet, dann bist 'DU' Reine Seele (Shuddhatma); du bist ein Absolutes Selbst (Paramatma). Man sagt: „Gott ist getrennt und ich bin getrennt.“ Aber wenn die Trennung zwischen nicht-selbst (Jiva) und Selbst (Shiva) in Exaktheit verstanden wird – dass da keinerlei Trennung zwischen den beiden besteht – dann wird man frei.

Früher oder später wird man das verstehen müssen, oder nicht? Man muss das Selbst (Atma) eines Tages verstehen, oder nicht? Wenn man das Selbst versteht, wird der das nicht-selbst und das Selbst (Jiva-Shiva) trennende Verstand (Bheda Buddhi) entschwinden. Und wenn das geschieht, wird alle Furcht beendet sein, und ein Zustand vollständiger Befreiung von Anhaftung und Abscheu (Vitaragata) herrscht vor.

Wann wird all das ein Ende haben, wenn man fortfährt zu glauben, dass Gott und ich getrennt sind? Das war für unzählige Leben der Fall, oder nicht? Diese zwei, 'ich' und 'Du' sind vorhanden, oder? Man hat so viele Leben lang gesagt: „Du bist so, du bist so“ (Gott als etwas Getrenntes ansprechend, Anm.d.Ü.).

Du bist wahrlich der Meister dieser Welt. Aber dieses Reich ging verloren. Was ist das

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für eine Sache? Deshalb sollte man das Gewahrsein erlangen: „Ich bin Shiva“ (Ich bin das Selbst), und das wird Erfahrung (Anubhuti) genannt. Wenn das Gewahrsein (Bhan) von „Ich bin Reine Seele (Shuddhatma) geschieht, dann bezeichnet man das als Erfahrung. Jedes Lebewesen (Jiva) hat das Gewahrsein von „Ich bin ein Lebewesen“. Aber der Weg, um die Trennung aufzuheben, ist der gleiche S. 163

Fragender: Kann das Getrenntsein von nicht-selbst und Selbst (Jiva-Shiva) in anderen als dem menschlichen Körper zerstört werden?

Dadashri: Nein, in keinem anderen Körper.

Fragender: Kann Buße mithilfe des subtilen Körpers (Sukshma Deha) getan werden?

Dadashri: Buße? Um all dies zu verstehen? Nein, Buße kann die Trennung von nicht-selbst und Selbst (Jiva-Shiva) nicht zerstören. Selbst Buße kann das nicht bewerkstelligen.

Fragender: Gibt es irgendwelche subtilen Rituale, um diese Trennung zu zerstören? Kann man es (das Selbst, Anm.d.Ü.) mittels des subtilen Körpers erfahren?

Dadashri: Der 'Gnani Purush' kann viel mehr in diesen subtilen Angelegenheiten vollbringen. Für den Gnani Purush ist die Trennung zwischen selbst und Selbst (Jiva-Shiva) bereits entschwunden. Wenn Er jedoch mehr erkennen will, kann er dies mit anderen subtilen Mitteln tun. Der Buße-Tuende hingegen kann dies nicht erkennen. Fragender: Kann man die Trennung zwischen selbst und Selbst (Jiva-Shiva) mittels des subtilen Körpers vornehmen? Dadashri: Man kann das tun, aber es geschieht nur in der Überzeugung. Es ist psychologisch, und es ist nicht akzeptabel. Es muss methodisch durch Gnan geschehen. Es sollte entlang dieser Logik geschehen. Ob Vedanta, Jainismus oder etwas anderes, der Weg ist der gleiche. Das Wissen ist nur von einer Art.

Fragender: Also kann diese Trennung zwischen selbst und Selbst nur im menschlichen Leben entfernt werden, stimmt das?

Dadashri: Es ist in keinem anderen Körper möglich außer im menschlichen Körper.

Fragender: Was ist mit den himmlischen Wesen (Devagati)?

Dadashri: Nein, dort kann nichts geschehen. Alles was sie tun können, während sie dort verweilen, ist hierher zu kommen, wenn sie am Darshan teilnehmen möchten. Sie können also hierher kommen, um am Darshan teilzunehmen.

Fragender: Kann einer, der das Selbst erlangt hat und frei ist, obwohl er einen Körper hat (Videhi Zustand), diese Trennung zwischen selbst und Selbst zerstören?

Dadashri: Einer, der das Selbst erlangt hat (Videhi)! Ein Videhi ist zu Shiva geworden. Jemand, dessen Trennung zwischen selbst und Selbst (Jiva-Shiva) aufgehoben wurde, wird zum Selbst (Shiva Swaroop). Es wird als 'Videhi' betrachtet. König Janak ist so geworden.

Das nicht-selbst (Jiva) ist der Handelnde und der Leidende S. 164

Die unwissende Überzeugung des selbst (Jiva) ist: „Ich werde sterben“. Es lebt, solange es lebt, ansonsten jedoch stirbt es. Der Zustand des Lebens und des Sterbens wird 'Lebewesen', 'selbst' (Jiva) genannt. Und der, der nie geboren wurde, der ewig ist (Ananma Amar), wird 'Selbst' (Atma) genannt. Er wird 'Shiva'

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genannt. Die Reine Seele (Shuddhatma) ist Shiva. Die endgültige Arbeit ist getan, wenn man versteht: „Ich bin das Selbst, ich bin Shiva“.

So lange das Bewusstsein existiert: „Ich handle, und ich erleide das“, ist man ein selbst (Jiva). Das selbst ist der Handelnde (Karta) und der Leidende (Bhokta). Und sobald das Gewahrsein: „Ich bin der Nicht-Handelnde und der Nicht-Leidende“ (Akarta-Abhokata) in seinem Glauben (Shraddha) und seiner Überzeugung (Pratiti) etabliert wird, wird ES zum Selbst (Atma). Ob das dann in die Manifestation (Rupak) gelangt oder nicht, ist eine andere Angelegenheit. Dies ist deshalb so, weil es sich später manifestiert.

Fragender: Ich habe nicht verstanden, von welcher Situation (Avastha) des selbst (Jiva) du gesprochen hast.

Dadashri: Der Handelnde-Leidende zu sein ist der Zustand des selbst (Jiva). „Ich mache das, ich erleide dies (Schmerz oder Freude)“, das ist der Zustand des selbst (Jiva). Es ist ein vergänglicher Zustand. Sagt man nicht: „Ich werde sterben“? Und sagt man nicht auch: „Ich werde noch fünfzehn Jahre leben“?

Fragender: Ja. Dadashri: Das ist das selbst (Jiva).

Fragender: Ist das selbst (Jiva) der Handelnde?

Dadashri: Sein Gewahrsein ist: „Ich bin der Handelnde, ich bin der Leidende.“ Derjenige, der den Wunsch hat zu leben und nicht zu sterben, ist das selbst (Jiva). Das Selbst (Atma) ist der Nicht-Handelnde und der Nicht-Leidende.

Hast du den Unterschied zwischen selbst und Selbst (Jiva-Shiva) verstanden? Wie kann man je der Nichthandelnde werden, indem man handelt? S. 165

Deshalb wurde gesagt: „Wenn du das selbst (Jiva) bist, dann ist Gott (Hari) der Handelnde.“ Und: „Wenn du Shiva (Selbst) bist, dann ist dies das Wahre.“ Wenn du zum Selbst (Shiva) wirst, dann ist nichts anderes mehr übrig, da ist niemand mehr über dir als dein Boss. Solange du ein selbst (Jiva) bist, wirst du die weltlichen Freuden und die Verwandten mögen. „Hier kommt der Schwiegervater meiner Tochter.“ Man verliert sich, wenn der Schwiegervater der Tochter kommt. Worein auch immer man sich verliert, so wird man. Man verliert sich in der Gegenwart der Schwiegereltern des Sohnes; so sind die Menschen!

Dann heißt es:

„Man wird frei von Bindung an Karma, sobald der 'Handelnde' entschwunden ist; das ist die Essenz von höchster Hingabe an Befreiung (Mahabhajan).“

„Karta meetey toh chootey karma; aey chey mahabhajan no marma“

Was ist die Essenz des Mahabhajan? Wenn man nicht frei wird von Karma, dann ist der Handelnde dem Karma unterworfen, dann ist Karma dem Handelnden unterworfen, dann ist der Handelnde dem Karma unterworfen, und dieser Kreislauf geht unendlich so weiter. Was für ein Kreislauf von Erschaffen und Zerstören! „Ursache und Wirkung, Wirkung und Ursache, Ursache und Wirkung, Wirkung und Ursache“. In all dem lehren die Menschen einander, der Handelnde zu sein. Sie machen einander zu Handelnden. „Mach das nicht!“ „Tue etwas Gutes!“ Einerseits möchte man vom Karma frei werden, und andererseits sagen sie dir, du sollst dies 'tun'.

Fragender: Widersprüchlich.

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Dadashri: Ja, und deshalb wird dieser Zug Kashi nicht erreichen (Varanasi, Ort des Pilgerns und der Befreiung für Hindus). Über so viele Leben sind die Züge nicht dort angekommen (Moksha). Hey! Wer weiß, an welcher Haltestelle man geruhsam angehalten hat, und Kashi deshalb nicht erreicht. Deswegen gebe ich dir den Reisepass für Kashi, und dieser wird dich nach Kashi bringen (Moksha). Nicht die Räder des Zuges, sondern dieser Reisepass (Gnan Vidhi) wird dich dort hinbringen, weil dein 'Handelnder-Sein' verschwindet. Was wird dann in dieser Welt noch übrig bleiben?

Nur der Gnani kann dich von falschen Überzeugungen befreien S. 166

Fragender: Ich glaube, dass es das selbst (Jiva) ist, das uns veranlasst, all das zu tun. Dadashri: Aber wer ist der Handelnde? Wenn das selbst (Jiva) dich das tun lässt, wer ist dann der Handelnde? Tatsächlich veranlasst das selbst (Jiva) dich nicht, Dinge zu tun.

Fragender: Nein, es ist das selbst (Jiva), der uns Dinge tun lässt, mit Sicherheit.

Dadashri: Es erscheint dir so.

Fragender: Deshalb empfinde ich es so, dass erst das selbst (Jiva) unter Kontrolle gebracht werden muss, und dann kann man sich weiterentwickeln.

Dadashri: Hey! Das arme selbst (Jiva) veranlasst dich zu gar nichts. Es hat nicht einmal die Fähigkeit zur Toilette zu gehen. Man wird merken, dass man nicht die unabhängige Energie (Shakti) hat, wenn man Verstopfung hat. Man wird nur dann zur Toilette gehen können, wenn einem der Arzt Medizin dafür gibt.

Fragender: Aber es signalisiert mir von innen, dass ich auf die Toilette muss, und dann gehe ich, oder?

Dadashri: Das ist wahr. Das physische Signal, der Drang, kommt von innen. Aber das selbst (Jiva) hat keine eigene Kraft, um auf die Toilette zu gehen. Das selbst (Jiva) funktioniert aus einer anderen Energie heraus. Es ist auch nicht die Energie des Selbst (Atma). Es stimmt, dass du sich dir von innen her etwas mitteilt. Was ist die Bedeutung dieses Signals 'von innen'? Wenn der Drang von innen aufsteigt, sagt der Verstand den Sinnesorganen sofort, dass es das ist, was er tun möchte, und so werden all die Sinnesorgane bereit. Deswegen funktioniert alles mithilfe der Energie der inneren physischen Signale.

Fragender: Aber man kann sich vorwärts entwickeln, wenn man das selbst (Jiva) unter Kontrolle bringt, ist das nicht so?

Dadashri: Probiere es, dieses selbst (Jiva) zu kontrollieren! Ein Mensch hat nicht die Energie, nach Belieben auf die Toilette zu gehen. Er hat nicht die Energie zu leben, oder die Energie zu sterben. Wenn er die Energie zu sterben hätte, würde er niemals sterben. Aber solch eine Energie gibt es nicht.

Fragender: Wer besitzt diese Energie?

Dadashri: Es ist diese Energie, die ich dir zeige, und das ist die Energie, die die Welt am Laufen hält.

Fragender: Wir nennen sie Gott.

Dadashri: Ja, die Menschen nennen sie Gott. Aber sie ist leblos, und deshalb nennen wir sie nicht Gott. Die Menschen in dieser Welt verstehen das nicht, oder? Und

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deshalb glauben sie, dass das Gott ist; wer sonst außer Gott kann das tun? Aber es ist eine andere Kraft, die das veranlasst, und ich werde sie zeigen.

Fragender: Ich verstehe es so, dass 'selbst' (Jiva) das meint, wo sich all die Schleier (Avaran) befinden/ Ich verstehe es so, dass das selbst alles ist, was verschleiert ist (Avaran)./ Ich verstehe es so, dass das selbst das ist, wo all die Schleier (Avaran) sind. Und wenn diese Schleier abgelegt werden, wird man aus dem Zustand das selbst (Jivatma) zum Selbst (Atma).

Dadashri: Viele glauben, dass derjenige mit den Schleiern das selbst (Jiva) ist, und der ohne einen Schleier (Niravaran) ist das Selbst (Atma). Aber was ich dir sage ist, dass man das Selbst erlangen kann, obwohl es diese Schleier gibt. Das muss also etwas Neues sein, oder? Fragender: Das ist neu. Die Art, wie es uns erklärt wurde, war, dass die Luft Wellen auf dem Ozean erzeugt. Die Wellen sind das Selbst (Atma) und der Ozean ist das Absolute Selbst (Paramatma).

Dadashri: Solches Reden sind alles widersprüchliche Gedanken und Ideen (Vikalp); verrückte Gedanken und Ideen. Ja, denjenigen mit den Schleiern solltest du 'selbst' (Jiva) nennen, und der ohne solche Schleier sollte 'Selbst' (Atma) genannt werden; diese Projektion (Vikalp) sollten wir akzeptieren. Aber solch widersprüchliche Gedanken (Vikalp) wie diese sind einfach nutzlos. Das Selbst (Atma) ist nicht etwas, dass man 'erkennen' kann. Selten, einmal in Tausenden von Jahren, gibt es in dieser Welt einen Atmagnani – einen, der das Selbst kennt. Es wird keinen anderen Menschen wie ihn geben, so einzigartig ist er. Einzigartig heißt, es gibt keinen anderen wie ihn.

So viele Folgen der Illusion! S. 168

Fragender: Das selbst (Jiva) ist in seiner Essenz Shiva (das Selbst), und Atma (das Selbst) ist wahrlich das Absolute Selbst (Paramatma). Warum dann töten oder morden Menschen andere Menschen, oder verletzen sie?

Dadashri: Dies ist ein Kampf zwischen den nicht-selbst-Komplexen (Prakrutis), es ist kein Kampf zwischen den Atmas (Selbst). Der nicht-Selbst- Komplex (Prakruti) kämpft. Genauso wie wenn zwei Puppen kämpfen. So lange, wie die Illusion (Bhranti) die Oberhand hat, lebt man in der Überzeugung: „Oh, mein Enkel ist gestorben!“ Oh! Das Selbst (Atma) ist das gleiche geblieben. Die Verpackung (der Körper) stirbt, aber die Menschen trauern bitterlich: „Oh, mein Enkel ist tot, mein einziger Enkel ist tot!“ Man weint, als ob man sterben müsse!

Ein und der Selbe hat so viele Rollen

Es gibt unendlich viele selbste, und sie sind alle wert, zu Gott zu werden; aber im Moment befinden sie sich einem Zustand des Nichtgewahrseins des Selbst (Moodhatma). Das ist die Sicht des externalisierten Selbst (Bahimurkhi Atma).

Die Sicht des externalisierten selbst (Bahimurkhi Atma) bedeutet wahrlich, sich des Selbst nicht gewahr zu sein (Moodhatma). Es bedeutet, dass man in vergänglichen Dingen nach Vergnügen sucht: „Das gehört mir, das wird mir Freude bereiten, dies wird mir Vergnügen und Genuss bringen“, und dann fährt man fort, durch ungezählte Leben zu wandern, aber nichts bringt Freude, und so wird man müde. Aber sogar dann sagt man: „Ich werde Freude daran haben“. Aber wie viele solcher Dinge gibt es? Es gibt unzählige solcher Dinge, von denen man das eine wegschiebt und ein anderes wählt, dann dieses wegschiebt und ein anderes nimmt. Auf diese Weise

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vergeht die Zeit, aber Vergnügen, Freude kommt irgendwo her.

Alle weltlichen Vergnügungen sind vergänglich und sind imaginiert. Es sind keine wirklichen Freuden. Imaginiert bedeutet, dass du vielleicht Reispudding magst, und ein anderer nicht. Kommt das vor oder nicht? Fragender: Ja, das tut es.

Dadashri: Jeder mag wirkliche Freude (Sukha). Freude, die ewig anhält (Glückseligkeit) und die wahrhaftig ist, die mag jeder. Dies alles hier ist Vergnügen, das imaginiert ist. Für jeden ist das anders. Hindus sind Vegetarier und Muslime sind Nicht-Vegetarier, also hat jeder seine eigene Vorstellung einer Quelle von Vergnügen. Solange man den Wunsch hat, imaginierte Vergnügungen zu genießen, so lange man ein tiefes Begehren verspürt, bleibt man das selbst (Jivatma). Man ist ein selbst (Jivatma). Dann gelangt man in den Zwischenzustand von 'Ich bin Reine Seele' (Antaratma, inneres Selbst), wenn man einen Gnani Purush trifft. Um diesen Zustand zu erreichen, dabei kann einem nicht einmal ein Heiliger helfen. Heilige können dabei helfen, Fortschritte zu machen. Wenn man diesen Zwischenzustand des inneren Selbst (Antaratma) erlangt, wird man frei von weltlichen Begierden, weil man die Glückseligkeit des Selbst erlangt hat. Die 'Begierde' ist nun, die Vervollständigung dieser Glückseligkeit und die Erfahrung des Selbst zu erreichen. Und wenn der Gnani Purush einem hilft, etwas von dieser Glückseligkeit (Anand) zu schmecken, dann wird man diese anderen Vergnügungen nicht mehr mögen. Genauso wie wenn du deinen Morgentee trinkst. Wenn jemand dir eine in Sirup getauchte Süßigkeit (Jalebi) bringen würde, was würdest du tun? Was würdest du zuerst nehmen? Die Süßigkeit (Jalebi) oder Tee?

Fragender. Den Tee.

Dadashri: Du würdest zuerst den Tee trinken. Warum? Wenn du zuerst die Süßigkeit (Jalebi) essen würdest, würde der Tee nicht süß genug schmecken. Und würde es nicht wie ein Fehler der Ehefrau erscheinen, weil nicht genug Zucker im Tee ist? Jetzt schmeckt der Tee fade, weil du die Süßigkeit gegessen hast. Auf ähnliche Weise werden die weltlichen Vergnügungen fade, wenn man die Glückseligkeit des Selbst (Atma) gekostet hat. Man wird kein Interesse (Ruche) daran haben, man wird es nicht mögen, aber immer noch die Vergnügungen erleiden (Bhogavey). Das ist der Zwischenzustand des inneren Selbst (Antaratma).

So lange man weltliche Freuden sucht, hat man die Sicht des externalisierten selbst (Bahirmukhi Atma). Wenn man das Selbst realisiert: „Ich bin nicht dies, ich bin Reine Seele (Shuddhatma). Ich bin ewig und ich begehre nichts Weltliches“, dann gelangt man in den Zwischenzustand des inneren Selbst (Antaratma). Das innere Selbst macht zwei Dinge: Eines davon ist weltlicher Natur, wo man die Arbeit der weltlichen Interaktion vollzieht. Dort wird Gewahrsein (Upayoga) angewendet, und wenn man die 'Arbeit' des Selbst vollbringt, dann ist das angewandte Gewahrsein (Shuddha Upayoga) darauf gerichtet. In dieser Weise gibt es zwei Arten von angewandtem Gewahrsein. Das angewandte Gewahrsein ist nur eines, aber zu einer bestimmten Zeit, wenn Umstände für diese Seite des Selbst aufkommen, dann ist dort das Gewahrsein (Shuddha Upayoga). Der Zwischenzustand des inneren Selbst (Antaratma) meint einen Zustand von 'Interims-Regierung'. Wenn man dann die Umstände der weltlichen Interaktion begleicht, kommt man allmählich in den Zustand der richtigen Regierung.

Nun, was möchtest du noch fragen?

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Fragender: Das ist genau das, das ich gern bestätigt hätte: Sind 'Jivatma' (selbst), 'Antaratma' (Zwischenzustand des inneren Selbst) und 'Paramatma' (Absolutes Selbst) drei unterschiedliche Namen für das Gleiche?

Dadashri: Sie sind drei unterschiedliche Adjektive für das Gleiche. Hier zu Hause kennt man ihn als Vater seines Sohns, in seinem Laden ist er der Boss, und vor Gericht ist dieselbe Person ein Rechtsvertreter. Hey du! Wieso nennst du denselben Mann einen Vater, einen Boss und einen Rechtsvertreter? Die Antwort lautet: „Wir geben ihm das Adjektiv passend zu der Arbeit, die er gerade tut.“ In welchem Umstand er sich gerade befinden mag, er ist ein Boss, wenn er in seinem Geschäft ist, und wenn er einen Fall vor Gericht verhandelt, ist er ein Rechtsvertreter.

Wenn die Menschen also 'selbst' (Jivatma) oder 'Selbst' (Atma) sagen, handelt es sich um ein und dasselbe. Genau wie die Leute dich 'Professor' nennen, aber wie nennen deine Kinder zu Hause dich?

Fragender: Papa.

Dadashri: Ja, und am College sagt man 'Professor'. Auf ähnliche Weise hängen die Adjektive, die man dir gibt, von der Arbeit ab, die du tust. Genau wie du ein und dieselbe Person bist, aber an einem Ort bist du 'Papa', und am anderen Ort bist du ein Professor. So ähnlich ist es hier; das Adjektiv hängt von der Arbeit ab, die getan wird.

Derjenige mit der Überzeugung: „Freude gibt es nur im nicht-selbst-Komplex, und sicherlich in vergänglichen Dingen“, der ist das selbst (Jivatma). Wenn diese Überzeugung ein Ende findet und sich verändert in: „Glückseligkeit gibt es nur im Ewigen“, dann gelangt man in den Zwischenzustand des inneren Selbst (Antaratma). Und wer ist das Absolute Selbst (Paramatma)? Es ist derjenige, der völlig frei ist (Vitarag) von jeglicher Anhaftung (Raag) oder Abscheu (Dwesh), den man Absolutes Selbst (Paramatma) nennt. Wer ist dann das Selbst im Zwischenzustand (Antaratma)? Derjenige, dessen Sicht ausschließlich hingewendet ist in die Richtung, frei zu werden von Anhaftung oder Abscheu (Vitarag), der ist im Zwischenzustand des inneren Selbst. Und der, der Vergnügen zieht aus weltlichen Dingen und Interaktionen, der Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) empfindet, ist ein selbst (Jivatma). Hast du das alles verstanden?

Fragender: Es gibt so viele Schleier von Illusion (Maya).

Dadashri: Das sind wahrlich alles Schleier von Illusion!

Fragender: Und wegen dieser Schleier von Illusion (Maya) kann man nicht in den Zwischenzustand des Inneren Selbst (Antaratma) gelangen, oder er kann keinen Fortschritt vom inneren Selbst aus machen.

Dadashri: Nein. Der Fortschritt wird immer weitergehen, sobald man in den Zwischenzustand des inneren Selbst (Antaratma) gelangt. Wenn kein Fortschritt geschieht, dann ist er noch gar nicht in den Zwischenzustand des inneren Selbst gelangt. Das innere Selbst im Zwischenzustand (Antaratma) wird 'abhängig- unabhängig'. Warum sollte es keinen Fortschritt machen, wenn man bis zu einem bestimmten Grad unabhängig geworden ist? Man kann alles tun. Also ist man noch nicht zum inneren Selbst im Zwischenzustand (Antaratma) geworden, richtig? Man ist noch ein selbst (Jivatma). Man kennt immer noch nicht den Unterschied zwischen selbst (Jiva) und Selbst (Shiva).

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Sie sind das Gleiche. So lange, wie da noch Begehren nach weltlichen Freuden ist, ist man noch ein selbst (Jiva). Und wenn man sich der Glückseligkeit im Innern gewahr wird und sich dahin wendet, dann ist man das Selbst (Shiva). Das ist das eine Selbst (Jiva), das zum Selbst (Shiva) wird. So lange man Karma bindet, ist man das selbst (Jiva), und wenn man aufhört Karma zu binden, wird man ein Selbst (Shiva).

Man wird frei, indem man Denjenigen 'verehrt', der frei ist S. 171

Fragender: Nun, das Selbst (Atma) ist etabliert im glückseligen Gewahrsein des Ewigen (Satchitanand Swaroop), während das selbst (Jiva) voller innerer Feinde ist (Kashyas: Wut-Stolz-Täuschung-Gier); wie also kann das selbst in den Zustand der glückselige Gewahrsein des Ewigen (Satchitanand) gelangen?

Dadashri: Es wird wie derjenige, den es verehrt. Wenn es das glückselige Gewahrsein des Ewigen (Satchitanand) verehrt, wird es zu glückseligem Gewahrsein (Satchitanand); und wenn es einen Banditen verehrt, wird es so. Die Natur des selbst (Jiva) ist so, dass es zu dem wird, was immer es verehrt. Es kann frei werden durch die Verehrung des absolut Freien (Mukta Purush), und es kann gebunden werden, indem es den verehrt, der gebunden ist. Demzufolge kann man zum glückseligen Gewahrsein des Ewigen (Satchitanand) werden, indem man einen Glückseligen (Satchitanand) verehrt.

Eigenschaften des neu erworbenen veränderten Zustands S. 172

Fragender: Welche nennenswerten Veränderungen geschehen, wenn man aus dem Zustand des selbst (Jivatma) in den Zwischenzustand (Antaratma) gelangt?

Dadashri: Welche nennenswerten Veränderungen passieren, wenn man vom selbst (Jivatma) in den Zwischenzustand des selbst (Antaratma) geht – ist es das, was du wissen willst?

Fragender: Ja.

Dadashri: Die Neigungen (Vruttis) zeigen sich nicht mehr im Außen. Die Neigungen, die im Außen herumzustreunen pflegten und sagten: „Ich werde dies tun, und ich werde jenes tun“, sie alle kehren um und kommen zurück. Genau wie die Kühe, die am Morgen hinausgehen um zu grasen, aber am Abend kehren sie heim, oder tun sich das nicht? Genauso beginnen die Neigungen heimzukehren. Auf diese Weise merkst du, dass ein Mensch zur Reinen Seele (Shuddhatma) wird. Die Neigungen, die umherzuschweifen pflegten, haben damit aufgehört und kehren heim. Wenn du deine Neigungen betrachtest, so wirst du bemerken, wie sie draußen umherschweifen. Die eine wird hierhin wandern und die andere dorthin. Sie wandern sogar zur Imbisstube und in Restaurants, nicht wahr? Demzufolge pflegen die Neigungen (Vrutti) davonzuwandern, und wenn man ein selbst im Zwischenzustand (Antaratma) wird, kehren diese Neigungen um und gehen wieder nach Hause.

Fragender: Welche nennenswerten Veränderungen passieren, wenn man vom Zwischenzustand (Antaratma) zum absoluten Selbst fortschreitet? Dadashri: Es ist wie folgt: Existenz (Astitva), das Selbst (Vastutva) und der Zustand des vollständigen, absoluten Selbst (Purnatva) sind drei Stufen. Jedes Lebewesen (Jiva) ist sich seiner Existenz (Astitva) gewahr: „Ich bin“. Ist es nicht so? Nicht nur Menschen, sondern auch die Tiere sind im Gewahrsein von: „Ich bin“. Demzufolge ist jedes Lebewesen seiner Existenz (Astitva) gewahr. Wenn man zum selbst im Zwischenzustand (Antaratma) wird, wird man des Selbst (Vastutva) gewahr.

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Man erlangt Gewahrsein von „Wer bin ich?“, und danach geschieht das absolute Selbst (Purnatva) von allein. Die einzige notwendige Bemühung (Purushart) ist die, vom Zustand der Existenz (Astitva) zum Zustand des Selbst (Vastutva) zu gelangen. Der Rest wird auf natürliche Weise geschehen. Das ist die Veränderung in der Sicht.

Anstatt in diese (richtige) Richtung zu gehen, geht man in die andere (falsche) Richtung, und dann glaubt man, dass man in dieser Richtung in den absoluten Zustand erlangen wird. Wenn man einen Gnani Purush trifft, wird dieser einen umdrehen und seine Sicht in Richtung dieser Seite (des Selbst) verändern. Und dann wird der Zustand des selbst (Jivatma) zerstört. Wenn man an seinen eigentlichen Aufenthaltsort (das Selbst) kommt, erlangt man den Zwischenzustand (Antaratma). All die Neigungen beginnen, nach Hause zurückzukehren. Die Neigungen drehen um, während 'man selbst' umdreht, und man wird immer natürlicher und spontaner (Sahaj). Man muss die Unterstützung des Gnani Purush nutzen, bis man in den Zwischenzustand (Antaratma) gelangt. Man braucht die Hilfestellung des Gnani, bis de 'Interims-Regierung' eingesetzt ist. Sobald die 'Interim-Regierung' da ist, wird die richtige Regierung allmählich etabliert.

Durch den Gnani Purush erlangt man den absoluten Zustand des Selbst S. 173

Fragender: Dada, 'Du' bist das Absolute Selbst (Paramatma), und wir sind Lebewesen im Zustand des selbst (Jivas), das ist der Unterschied zwischen Dir und uns.

Dadashri: Das ist der Unterschied. Aber du bist zum inneren Selbst im Zwischenzustand (Antaratma) geworden, indem du hier Darshan gemacht hast, indem du Gnan erhalten hast. Das innere Selbst kann das Absolute Selbst (Paramatma) 'sehen'. Und indem man das Absolute Selbst (Paramatma) 'sieht', wird das innere Selbst im Zwischenzustand (Antaratma) zum absoluten Selbst. Was willst du mehr?

Im Moment sind da noch so viele falsche Überzeugungen, die den Raum im Innern eingenommen haben. 'Wir' müssen diese falschen Überzeugungen zerbrechen und sie mit der richtigen ersetzen. Dann bist du zum inneren Selbst (Antaratma) geworden. Der absolute Zustand (Purnahuti) wird dann auf natürliche Weise folgen.

Und das ist nicht ein Gesetz aus einem verrückten Königreich. Das Moksha, das ich innerhalb einer Stunde gebe, ist nichts Zufälliges. Dies ist niemals vorher geschehen; ich bin lediglich ein Instrument (Nimit). Dies ist ein außergewöhnlicher Weg. Da wo es Regeln gibt, gibt es auch immer eine Ausnahme. Solch eine Ausnahme ist dieser Weg von Akram Vignan, und ich bin zum Instrument (Nimit) dafür geworden.

Überzeugt sein vom Absoluten Selbst (Paramatma) führt zum Absoluten Selbst

Wenn man in den weltlichen Zustand (Moodha Dasha, ein Zustand von Unkenntnis des Selbst) gelangt, ist man als weltliches selbst (Moodhatma) bekannt. „Ich bin Chandulal. Ich bin ein Steuereintreiber“ – wie nennst du das? Das wird als der Zustand von Unwissenheit (Moodha Dasha) betrachtet, in dem man sein Leben in Unkenntnis des Selbst (Moodha Atma) lebt. Man glaubt, dass Freude im Vergänglichen liegt. Das Selbst ist ewig, und das Vergängliche wird dahinscheiden. Diese beiden können nicht miteinander multipliziert werden (sie sind nicht kompatibel). Nichtdestotrotz glaubt man aufgrund der Illusion, dass es Freude im weltlichen Leben gibt, und deshalb wird man weltliches selbst (Moodhatma) bezeichnet.

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Wenn ihm nun der Gnani Purush die Überzeugung (Pratiti) gibt: „Diese Welt gehört mir nicht, ich bin das absolute Selbst (Paramatma)“, dann wird das 'Ich bin dies' (Hoon Panu) eins (Abheda) mit dem absoluten Selbst (Paramatma). Zuerst ist das keine vollständige Einheit, die Einheit besteht noch durch Überzeugung (Pratiti). Dann wird man 'eins' mithilfe des Gnan (der Erfahrung des Selbst, Anubhav). Deshalb muss erst die Überzeugung: „Ich bin das absolute Selbst (Paramatma) etabliert werden. Im Moment ist die falsche Überzeugung: „Ich bin Chandulal“ etabliert. Die falsche Überzeugung: „Ich bin ein Steuereintreiber“ herrscht vor. Der Gnani Purush zerbricht all diese falschen Überzeugungen und setzt die richtige Überzeugung ein. Man akzeptiert diese, Verstand-Intellekt-Chit-Ego akzeptieren diese, man wird frei von Zweifeln (Sanshaya), wird vollständig zweifelsfrei (Nishank), und dann ist die Arbeit getan. Im Inneren gibt es aus unendlichen Leben Zweifel und Misstrauen. Sobald der Gnani Purush diese zerbricht, wird man vollständig frei von Zweifeln (Nishank), und das ist der Moment, wo sich die Überzeugung des Absoluten Selbst (Paramatma) bildet. Der Glaube (Shraddha), der aufsteigt, ist die „wahre Überzeugung“.

Jede Seele ist eine einzelne Wesenheit, sogar am Aufenthaltsort des Absoluten Selbst (Siddha Kshetra) S. 174

Fragender: Sind alle Seelen verschieden, oder sind sie verschiedene Formen des einen Absoluten Selbst (Paramatma)?

Dadashri: In ihren weltlichen Interaktionen sind sie alle verschieden. Wenn wir ihre Namen und ihre physische Gestalt anschauen, sind sie alle verschieden, aber in Wahrheit sind sie alle eins. Relativ gesehen sind sie alle verschieden, und wirklich gibt es da nur einen. Was also möchtest du wissen?

Fragender: Warum hatte dieser Brahma den Wunsch, endlos zu werden, nachdem er nur eines war? Wieso kam der Wunsch auf: „Ich bin der Eine, und wurde viele (Ekohum Bahoosyam)?“

Dadashri: Das Selbst ist nur eines. Das Selbst muss nicht viele werden, das Selbst ist nur eins. Aber aufgrund von Illusion (Bhranti) erscheint es so, als wäre es viele geworden. Die wahre Natur (Swabhav) von allem ist genau eins. Gleichgültig wie viele Goldbarren du hast, wenn du sie zusammenfügst, sind sie alle gleich, oder nicht? Der Schaden passiert, wenn du Blech mit einfügst. Jeder ist wahrlich ein Gott. Sie alle sind Gott. Der Grund, warum sie als verschieden erscheinen, ist aufgrund von Illusion (Bhranti).

Fragender: Ist also das Element des Selbst (Chetan Tattva) in allen dasselbe?

Dadashri: Ja, es ist von Natur aus gleich. Mit 'gleich' meinen wir, vom Zustand der innewohnenden Natur (Swabhav) aus gesehen ist es alles gleich.

Fragender: Aber das Selbst (Chetan), das beim Tod weggeht, vereint es sich nicht wieder? Wie wird seine getrennte Existenz erhalten?

Dadashri: Alles in dieser Welt ist getrennt. Die gleiche Trennung, die hier vorliegt, gibt es auch dort drüben. Trennung dort drüben heißt, dass es bezogen auf die ursprünglichen Eigenschaften (Swabhav) in allen das Gleiche ist, aber aus Sicht der Existenz (Astitva) sind sie alle getrennt. Das Selbst ist getrennt, um Glückseligkeit zu erfahren.

Von Natur aus sind sie eins, aber sie erscheinen verschieden wegen des entzweienden Intellekts (Bheda Buddhi). So lange der Intellekt existiert, wird es Störungen, Einmischungen geben. Man wird Einheit (Abhedata) erfahren, wenn der

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Intellekt aufhört. Was macht der Intellekt (Buddhi)? Er teilt und trennt. Es ist also erst möglich, diese Tatsache zu verstehen, nachdem der Intellekt (Buddhi) verschwunden ist.

Wenn die Dinge so wären wie du es sagst, dass man in dem Moment, wo man nach Moksha geht, verschmilzt und eins wird, dann würde keiner nach Moksha gehen, oder? Angenommen, das wäre der Fall und diese kleinen Lampen würde alle zu einer Lampe (Divo – Licht) werden, welchen Nutzen hätten wir davon? Stattdessen wirst du hier zwar ein bisschen von deiner Frau ausgeschimpft, aber sie macht wenigstens dampfend heiße Krapfen für dich. Was ist falsch daran? Also, du wirst nicht eins dort drüben (verschmilzt mit 'der einen höchsten' Realität). Dort drüben gibt es keinerlei Schmerz. Du lebst dort in ständiger, ewiger Glückseligkeit. Jede Seele (Atma) ist unabhängig. Sie sind eins in ihrer wahren Natur, aber sie sind alle getrennt. Wenn sie dort drüben alle eins werden würden, was würde dann mit den Seelen hier geschehen?

Fragender: Wenn das Selbst aus nur von einer Art ist, wie kann dann die Existenz (der Seelen) getrennt sein?

Dadashri: Die Selbste verbleibt wahrlich als einzeln, wie also können sie eines werden? Sie können nicht eins werden, oder? Goldbarren sind einzeln, aber (kollektiv) werden sie als Gold bezeichnet. Auf diese Weise kannst du sagen, dass die Selbste (Atma) gleich ist, aber in ihrer Existenz sind sie einzeln wie die Goldbarren. Es gibt keinerlei anderen Unterschied zwischen ihnen allen. Durch den Verstand (Buddhi) siehst du verschiedene Aspekte, aber im Zustand von Reinheit des absoluten Selbst ohne Körper (Siddhi Stithi) erfährt jedes seine eigene Glückseligkeit.

Diejenigen mit entzweiendem Verstand (Bheda Buddhi) haben große Schwierigkeiten damit, das zu verstehen. Obwohl es viele sind, sind sie eins – das ist eine sehr subtile Tatsache und wert verstanden zu werden. Wenn sie zusammenkommen und eins werden, was hast du dann davon? Ich habe das auch gehört, als ich jung war, dass ein individuelles Licht eins mit den anderen wird (verschmelzen wird). Aber wie hilft mir das? Wenn du die Glückseligkeit von Moksha suchst, welche Glückseligkeit wirst du gewinnen, wenn sie alle zu einem würden? Was hast du davon, wenn du eins mit Gott werden würdest? Und alle sind wahrlich Gott, oder nicht? Lord Ramchandra ging nach Moksha, und genau jetzt ist er in der Glückseligkeit seiner Befreiung (Moksha). Während wir hier sind, müssen wir die Probleme, die wir hier haben, erleiden.

Und selbst im weltlichen Leben, im Universum gibt es nicht nur eine Seele, es gibt unzählige Seelen, aber in ihrer innewohnenden Natur (Swabhav) sind sie eins. Es gibt niemals irgendwelche Unterschiede in ihrer natürlichen Eigenschaften.

Das Gespräch muss wissenschaftlich sein S. 176

Fragender: Ich glaube dass es kein weiteres Element (Tattva) gibt außer dem Absoluten Selbst (Paramatma), und was wir Selbst (Atma) nennen, ist nichts als eine Manifestation des Absoluten Selbst (Paramatma).

Dadashri: Du kannst das glauben, aber erlebst du nicht gleichzeitig Schmerz? Wenn das selbst die Manifestation des Absoluten Selbst (Paramatma) ist, erleidest du dann irgendwelchen Schmerz oder Leiden?

Fragender: Ja, das tue ich.

Dadashri: Wenn du Schmerz und Leiden erfährst, dann wirst du an die gesamte Zahlenfolge glauben müssen, von eins bis hundert. Und wenn du keinerlei Schmerz

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oder Leiden erlebst, dann wird alles für dich in Ordnung sein, auch wenn du nicht daran glaubst. Andernfalls musst du an alle Zahlen von eins bis hundert glauben. Auf fünfundvierzig sollte sechsundvierzig folgen, und auf sechsundvierzig sollte siebenundvierzig folgen. Alles muss methodisch und systematisch sein. Es sollte keinerlei Fehler oder Zufälligkeiten geben. Das mag woanders akzeptabel sein, aber Fehler sind in der Wissenschaft (Vignan) nicht akzeptabel.

Fragender: Bedeutet das also, dass das selbst eine einzelne Entität ist, die sich vom Absoluten Selbst (Paramatma) getrennt hat?

Dadashri: Nein, nicht getrennt. Das selbst an sich ist das absolute Selbst, und genauso das Lebewesen. Der Unterschied liegt einzig im Verstehen. Wenn man zu Hause ist, sagen die Leute: „Er ist der Ehemann dieser Frau.“ Wenn er in sein Geschäft geht, werden sie sagen: „Er ist der Boss.“ Und wenn er vor Gericht geht: „Er ist ein Bevollmächtigter.“ Aber er ist ein und dieselbe Person. Deswegen sind selbst (Jivatma), Selbst im Zwischenzustand (Antaratma), und Absolutes Selbst (Paramatma) ein und dasselbe. Die Eigenschaften werden gemäß der Arbeit, die sie tun, gegeben.

Es gibt kein Verschmelzen von Seelen S. 177

Fragender: Dann ist es also wahr, dass die Seele definitiv mit der Absoluten Seele (Paramatma) verschmilzt, wenn nicht in einem Leben, dann in zwei oder drei Leben?

Dadashri: Nein, nein! Dort drüben gibt es keinerlei Verschmelzen! Die Seele an sich ist das Absolute Selbst. Derzeit hast du das Gewahrsein: „Ich bin Chandubhai“. Wenn 'Du' das Gewahrsein von „Ich bin Reine Seele (Shuddhatma)“ erlangst, dann wirst 'Du' auch das Gewahrsein des absoluten Selbst (Paramatma) erreichen. Das Selbst (Atma) an sich ist ein Absolutes Selbst (Paramatma). Dein Selbst (Atma) ist ein Absolutes Selbst (Paramatma) und sein Selbst (Atma) ist auch ein Absolutes Selbst (Paramatma). Aber dieses Konzept des Verschmelzens wurde von Menschen beschrieben, und es hat jedermanns Denken ruiniert. Kann es ein Verschmelzen des Selbst (Atma) geben? Es ist das gleiche Selbst (Atma), aber man ist sich dessen noch nicht gewahr. In diesem Moment ist man sich des Selbst nicht gewahr. Man ist sich des Selbst nicht gewahr. Du hast das Gewahrsein: „Ich bin Chandubhai“, du hast das Gewahrsein: „Ich bin Desai“, aber nicht das Gewahrsein von: „Ich bis das Selbst“, oder?

All diese Mahatmas (diejenigen, die das Selbst in Akram Vignan erlangt haben) 'sehen' das Selbst (Atma) in dir residieren und das ist das Absolute Selbst (Paramatma). Du wirst das Absolute Selbst (Paramatma) nicht finden, wo immer eine Verschmelzung stattzufinden hat, oder? Aber 'Du' kannst das Absolutes Selbst (Paramatma) sogar in einer Ziege sehen. Das vollständige Absolute Selbst (Paramatma) residiert in einer Ziege und auch in einem Esel. Deswegen gibt es nicht so etwas wie Verschmelzen. Also leg alles, was du darüber gelesen hast, auf die Seite.

Wofür ist die Buttermilch gut, die dir keine Butter gibt, obwohl sie geschlagen wird? Du musst sie wegwerfen, sie loswerden. Im Gegenteil, all die eigenen Bemühungen sind verschwendet, und die Arroganz von „Ich weiß etwas“ kommt in den Kopf. Hey ihr! Was wisst ihr schon? Ihr seid alle geschlagen von all dem Stocken und Stolpern. Wird ein Mensch nicht entkräftet von all den Niederlagen? Und wer weiß, was er über sich selbst denkt?

Fragender: Aber es wurde gesagt, dass jedes Selbst (Atma) ein einzelner Teil des gleichen Selbst (Atma) ist. Es ist ein einzelner Teil vom Absoluten Selbst (Brahma),

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und dass sie alle da hinein verschmelzen.

Dadashri: Wer hat dir das gesagt?

Fragender: Ich habe gelesen, dass jedes Selbst (Atma) in Brahma hinein verschmilzt. Das Selbst (Atma), das den absoluten Zustand erlangt, geht in ihm auf.

Dadashri: Was bleibt dann für dich übrig? Fragender: Ich werde eins mit Brahma, richtig? Dadashri: Aber was hast du davon? Fragender: Ich möchte das Ego und seine Probleme loswerden und den Zustand von Gott (Ishwara) erlangen.

Dadashri: Ja, auf diese Weise kannst du inklusiver Teil von Gott (Ishwara) werden, aber was nutzt es dir? Stattdessen hast du eine unabhängige Identität. Hier bekommst du Süßigkeiten (Ladva) und Krapfen (Bhajiyas) und all das andere. Das einzige Problem ist, dass du einige Beleidigungen einstecken musst, oder? Welche anderen Probleme hast du? Und abgesehen davon, was sagen die Menschen außerdem? Sie sagen: „Wir wollen nur nach Moksha gehen, wenn dort mehr Freude ist als hier. Und wenn wir dort drüben verschmelzen und eins werden müssen, dann wollen wir dort nicht hingehen.“

Wenn das Licht mit einem anderen Licht verschmilzt, was hast du davon? S. 179

Fragender: Aber diejenigen, die „Ich bin Brahma (Aham Brahmasmi)“ sagen, behaupten, dass Moksha geschieht, wenn das kleine Licht im großen Licht aufgeht. Ist also Moksha und das Verschmelzen mit dem Licht ein und dasselbe?

Dadashri: Wenn sie meinen, Moksha bedeute, mit dem Licht zu verschmelzen, dann ist dieses Moksha nicht das richtige Moksha. Das Moksha, von dem die vollständig Erleuchteten (Vitarags) gesprochen haben, ist so, dass sogar am Aufenthaltsort der voll befreiten Seelen (Siddha Gati) jede Seele ihre eigene Unabhängigkeit und ihr Einzeln-Sein erlebt. Das ist das korrekte Moksha. Wenn wir nicht die Erfahrung unseres eigenen Unabhängig-Seins machen können, und wir dort drüben verschmelzen und eins werden müssen, dann hat dieses Moksha keine Bedeutung, das ist alles sinnloses Gerede. Dies sind alles unüberlegte Diskussionen.

Beständig in Glückseligkeit versunken zu sein ist Moksha Fragender: Was ist deiner nach Einschätzung als Moksha?

Dadashri: Moksha bedeutet: „Kein Boss, kein Untergebener“, und dass man permanent im natürlichen Zustand von Glückseligkeit des Selbst verbleibt. Und man genießt die Glückseligkeit unabhängig auf seine eigene Weise. Und jeder absolut Befreite (Siddha) befindet sich in seinem eigenen Zustand, seinem eigenen Sein.

Fragender: Und 'verhalten' sich diese absolut befreiten Seelen (Siddha Atmas) dort drüben auf unterschiedliche, eigene Weise?

Dadashri: Nein, nicht auf unterschiedliche Weise. Sie haben alle die gleiche Natur (Eigenschaften), und sie existieren nur auf eine Weise. Sie verfügen über Wissen (Gnan), Sicht (Darshan) und Glückseligkeit (Sukha), aber sie haben keinerlei Verhalten (Charitra). Wenn ein Thirthankara Bhagwan (ein vollständig Befreiter, der Tausende und Millionen anderer befreit) anwesend ist, hätte Er neben Wissen und

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Sehen auch Verhalten, denn er hat einen Körper. Dort drüben haben die absolut Befreiten kein Verhalten. Dort drüben befindet sich Jeder konstant in der Glückseligkeit des Selbst. Dort drüben verschmilzt man also nicht als eines. Dort drüben befinden sich alle in ihrer natürlichen, unabhängigen, ewigen Glückseligkeit.

Am Aufenthaltsort der befreiten Seelen (Siddha Gati) existieren all die befreiten Seelen unabhängig. Und sie erleben ihre eigene Glückseligkeit! Sie erleben absolute und unendliche Glückseligkeit! Wenn auch nur eine e i n z i g e Minute ihrer Glückseligkeit auf diese Erde herunterfallen oder -gleiten würde, wäre diese gesamte Welt für Tausende von Jahren in Glückseligkeit (Anand). Solche Glückseligkeit genießen sie dort. Um diese Art von Glückseligkeit ringen die Menschen. Deine eigene Glückseligkeit in dir ist genauso. Basierend auf der Glückseligkeit, die ich trotz dieses Körpers erfahre, kann ich verstehen, welche Glückseligkeit dort herrschen muss, wenn es keine Behinderung durch den physischen Körper gibt. Obwohl du neben mir sitzt, erlebst du diese Glückseligkeit, oder nicht? Das ist meine Glückseligkeit, die überfließt, und du bekommst eine Kostprobe davon! Fragender: Wie kann man Glückseligkeit ohne einen physischen Körper erfahren?

Dadashri: Wenn du versuchst, dir Glückseligkeit ohne einen physischen Körper vorzustellen (Chintavan), bist du immer noch in der Präsenz des Körpers, also kannst du diese Glückseligkeit nicht voll erfahren. Von dem müssen wir ableiten, dass, wenn hier ein so großes Ausmaß an Glückseligkeit ist, wieviel mehr wird dann dort sein! Erfahrung der Glückseligkeit des Selbst am Ort der befreiten Seelen S.180 Fragender: Die Seelen, die befreit nach Moksha gelangt sind, haben am Ort der befreiten Seelen (Siddha Ghati) keinen Körper – wer erfährt dann also diese Glückseligkeit? Dadashri. Das Selbst erfährt die Glückseligkeit des Selbst. Die Glückseligkeit des Selbst wird beständig vom Selbst (Swanubhav) erfahren. Zudem befinden sie sich immer in ihrem eigenen Raum. Was ist ihre 'Arbeit'?'Wissen' (Gnan Kriya) und 'Sehen' (Darshan Kriya) finden beständig statt. Fragender: Warum brauchen sie das 'Wissen' und 'Sehen'?

Dadashri: Das ist ihre Natur! Würde dieses Licht uns nicht fortwährend 'sehen'? Wenn dieses Licht lebendig wäre, würde es uns dann nicht beständig 'sehen'? So fährt das Selbst (Chetan) fort zu 'sehen'.

Nun, was 'sehen' sie von dort aus? Das Wissen und das Sehen, über das sie verfügen, ihr unendliches und absolutes Wissen (Anant Gnan) und ihr absolutes Sehen (Anant Darshan), wird angewandt, und das Resultat davon ist Glückseligkeit (Anand). Die Glückseligkeit kommt also nicht zuerst. Es ist nicht z u erst d i e Glückseligkeit, dann d a s Wissen und dann d a s Sehen, so ist es nicht. Wenn ihr Wissen und ihr Sehen angewandt werden, resultiert darais immer Glückseligkeit! Also verfügen sie über nichts als Wissen und Sehen. Ihre gesamte Gestalt ist nichts als Wissen und Sehen (Gnan Swaroop und Darshan Swaaroop). Wenn du also deine Hand hebst, 'sehen' sie sogar das.

Und sogar ihr 'Sehen' nimmt zu und ab. Während der Nacht nimmt es auf dieser Erdhälfte ab, während es auf der anderen Erdhälfte zunimmt. Es kommt und geht auf diese Weise. Und wenn es für uns fünf Uhr am Morgen ist, können sie alle

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Menschen 'Sehen'. Aber wann können sie etwas 'Sehen', das zunimmt? Um zehn, elf, zwölf Uhr können sie wirklich alles 'Sehen', da gehen viele Menschen umher, hierhin und dahin, und sie können alles 'Sehen'. Alles was sie möchten, ist nur zu 'Sehen' und zu 'Wissen'. Sie wollen nicht tiefer da hineingehen, wie etwa: „Geht dieser Mann aus dem Haus um zu stehlen, oder was?“ Sie können sogar 'Sehen', wie der Mann jemanden bestiehlt, aber sie 'Wissen' es nur, und sie 'Sehen' es, mehr nicht! Sie sind in keine Angelegenheit verwickelt. Welche Angelegenheit? Die Angelegenheit des Stehlens 'Sehen' sie; sie haben nichts damit zu tun.

Wenn ich die Hand hebe, wissen alle befreiten Seelen (Siddhas) das in ihrem Wissen. Diese befreiten Seelen (Siddhas) wissen beständig Alles, was zu wissen ist (Gneya). Es gibt nur zwei Dinge in dieser Welt: Das was zu 'wissen' ist (Gneya), und das was zu 'sehen' ist (Drashya). 'Du' 'weißt' die Dinge, die zu wissen sind, und 'Du' 'siehst' die Dinge, die zu sehen sind. Was ist das Ergebnis davon? Es ist grenzenlose Glückseligkeit, unendliche Glückseligkeit. Das ist die natürliche Glückseligkeit des Selbst.

Eins in ihrer Natur, aber gesondert im Sein S.181

Nun, was für ein Problem haben die Menschen? Sie haben Probleme damit: „Warum gibt es dort drüben nicht nur eine Wesenheit?“ Hey! Es gibt nur eine, aber auf welche Weise? Wenn wir hier fünfhunderttausend Goldbarren aufeinandergestapelt hätten, würden wir das nicht Gold nennen? Wir können sagen, dass es Gold ist, oder nicht?

Fragender: Wir können das Gold nennen, aber wir können es auch Goldbarren nennen.

Dadashri: Nein. Du könntest fragen, ob das alles Gold ist. Aber können wir nicht sagen, dass das alles Gold ist. Obwohl es die Gestalt von Goldbarren hat, ist es alles Gold, oder nicht? In gleicher Weise ist auch dieses absolute Selbst nur eins. Die Seele (Atma) ist eins. Wie Gold ist sie als Goldbarren eines. Sie (die Goldbarren) sind einzeln. Und jeder einzelne gibt seine Individualität nicht auf.

Fragender: Das bedeutet also, dass es im Ganzen nur eine Seele (Atma)gibt, kann man das so sagen?

Dadashri: In Bezug auf Gold ist jede Seele wirklich Gold, aber wenn man den Goldbarren betrachtet, gibt jede Seele ihren individuellen Zustand nicht auf.

Fragender: Bedeutet das, dass letztlich die Seele jedes Individuums eins ist?

Dadashri: Mit 'eins' ist gemeint, dass jede von gleicher Natur (Qualität oder Eigenschaft) ist. Es gibt keinen Unterschied zwischen den Seelen (Atmas). Genau wie es keinen Unterschied zwischen den Goldbarren gibt, und so wie letztlich alles Gold ist, ist jede Seele gleich. Es gibt keinerlei Unterschied zwischen den Seelen.

Fragender: Wenn die Seele nur eine Qualität hat, warum unterscheiden sie sich dann als individuelle Wesenheiten?

Dadashri: Ihre Individualität unterscheidet sich wegen der Veränderungen in Zeit und Raum! Eines jeden Zeit und Raum ist immer verschieden. Könnte diese Person auf dem gleichen Platz sitzen, wo du sitzt? Nun, wenn du von diesem Platz aufstehst und gehst und dich da hinsetzt, wo er gesessen hat, hättest du den gleichen Platz, aber dann hätte sich die Zeit verändert.

Das Universum ist also wie ein fließender Strom. Das Universum ist nicht statisch, sondern es ist wie eine Strömung, es besteht in Form der Welt (Sansar). Weltlich bedeutet: sich entwickelnd, sich ständig verändernd, nicht einmal für einen Moment

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stillstehend! Wie wenn eine Armee von zweihunderttausend Menschen vorbeimarschierte, in Reihen von fünf, zehn oder fünfzehn. Wären sie nicht alle in Reihen aufgestellt? Während sie also vorbeigingen, wärest du da nicht fähig, sie alle zu sehen? Die Gnanis sehen beständig das gesamte Universum, während es vorbeizieht. Wenn sich die 'Augen von Gnan' öffnen, sehen sie beständig, dass das Universum kontinuierlich fließt. Und weil es fließt, kann kein anderer am gleichen Platz sein wie du. Wenn jemand an deinen Platz tritt, hat sich in dem Moment die Zeit verändert. Kannst du das begreifen? Deswegen sind dieser Körper, diese Gestalt, positives Karma (Punyai, Merit Karma), negatives Karma (Demerit Karma), alle verschieden. Aber als das Selbst sind sie alle von einer Natur.

Die Seele kann nicht geteilt werden! S. 183 Fragender: Sind also alle Seelen ein Teil einer Seele?

Dadashri: Nein, nein! All die Seelen sind nicht Teile einer Seele. Es ist so: Immer wenn ein Ding eine Form hat (Rupi Vastu), hat es auch Teile. Aber es kann niemals einen Teil von etwas geben, das ohne Form ist (Arupi). 'Das Formlose' kann nur als eines existieren. Es kann nicht wieder ganz werden, würde es zerteilt werden oder in Stücke gebrochen. Deshalb ist das Selbst vollständig und unteilbar.

Fragender: Bin 'ich' im Innern also die vollständige Reine Seele?

Dadashri: Du bist vollständig. Du bist das Ganze!

Fragender: Das Selbst kann also nicht zerteilt werden?

Dadashri: Das Selbst ist wahrlich das absolute Selbst, und es ist ein ewiges Element (Vastu). Deshalb kannst du es nicht in einzelne Stücke trennen. Es ist vollständig in seiner Gesamtheit. Teilung würde ein Stück erzeugen, und das Element wäre zerstört, aber so ist es nicht. Das Selbst ist unteilbar.

Fragender: Es gibt eine Lebensform namens Amöbe. Sie vermehrt sich durch Teilung, eine teilt sich auf in zwei, und zwei in vier. Deshalb dachte ich, ob es nicht möglich wäre, dass die Seele sich auf gleiche Weise teilt.

Dadashri: Das ist korrekt, aber es ist nicht die Seele, die sich teilt. Es ist der Körper, der sich teilt. Es gibt unzählige Lebensformen innerhalb dieses physischen Körpers, die sich von alleine aufteilen. Genau wie eine Kartoffel viele Seelen (Jivas) enthält, und wenn du ein Stück von dieser Kartoffel abschneidest und das einpflanzt, würde es wieder wachsen. Aber es gibt andere Dinge, die du abschneiden könntest, und sie würden nicht wachsen. Das Stück, das wächst, wenn es gepflanzt wurde, enthält viele Seelen. Sukkulenten wie der Kaktus, oder Kautschukpflanzen, die milchigen Harz ausscheiden, würden wachsen, selbst wenn du ein kleines Segment einpflanzen würdest. Solche Pflanzen enthalten die größte Anzahl von Seelen, und sie vermehren und regenerieren ihre eigene Spezies.

Fragender: Was ist dann der Unterschied zwischen dem, was man subtile Seele (Sookshma Atma) und grobe Seele (Shtool Atma) nennt?

Dadashri: Du kannst die Seele nicht in eine subtile Seele und eine grobe Seele aufteilen, und dennoch sprechen die Menschen davon, dass die Seele subtil und grob ist. All das ist die vergängliche (Vinashi) Seele. Die wahre Seele ist permanent (Avinashi). Sie hat keinen subtilen oder groben Teil!

Das, was ich 'Seele' nenne, hat keine subtile oder grobe Aufgliederung, es ist das nicht-abzutrennende (Avibhagi), unteilbare (Avibhajya), absolute Selbst (Paramatma). Und du sprichst über eine Seele, die grob und subtil ist, und die geteilt

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werden kann. All das Subtile und Grobe ist vergänglich. Es ist die 'mechanische' Seele. Die mechanische Seele funktioniert nur, wenn Luft in den Körper strömt. Wenn man die Luft daran hindern würde einzuströmen, würde sie entschwinden (sterben), während die eigentliche Seele niemals stirbt.

Wenn also die Seele ein Teil der Absoluten Seele (Paramatma) wäre, dann könnte sie niemals absolut werden. Und wenn sie nicht absolut wird, kann sie keine Seele sein! 'Du' bist das Absolute, das Ganze. Aber du bist dir dessen nicht gewahr. Dein Gewahrsein ist nur ein Bruchteil. Du bist das gesamte Absolute Selbst (Paramatma). Das Absolute Selbst (Paramatma) kann niemals ein Teilstück sein. Das absolute Selbst kann nicht in Stücke zerteilt werden.

Kann eine Rupien-Münze sich je in eine Paisa-Münze verwandeln? S. 184

Verstehst du nun, dass Gott als eine vollständige, ganze (Sarvansha) Form existiert? Du dachtest, dass Gott als ein Teilstück/Bruchteil/Einzelstück (Ansha) existiert? Wenn Leute also sagten, dass Gott als ein Teilstück (Ansha Swaroop) existiert, kann das nicht falsch sein, oder? Ist es falsch? Es ist nicht falsch, aber was passiert, wenn ein Mensch eine Medizin einnimmt, die nur für äußerliche Anwendung gedacht war? Welcher Art ist die Gestalt eines Teilstücks (Ansha Swaroop)? Es ist so, dass Gott in dir komplett, vollständig (Sarvansha) vorhanden ist, jedoch erlangst du dem Maße entsprechend, wie deine Schleier von Ignoranz zerreißen, eine entsprechende Menge von Wissen (Gnan). Innendrin jedoch ist Gott vollständig (Sarvansha). Und in diesem Leben ist es möglich, dass sich das komplette Wissen (Gnan) manifestiert. Aber man muss aus Indien stammen, weil die Menschen aus Indien voll entwickelt sind (Kashaya). Dieses Wissen wäre für Menschen außerhalb Indiens schwer zu verstehen, weil es ihnen an Überzeugung bezüglich 'Leben um Leben' / 'Leben nach Leben' (Wiedergeburt) mangelt. Nur wer 'Leben um Leben' / 'Leben nach Leben' versteht, kann die vollständige Gestalt von Gott verstehen.

Wenn also die Menschen aus Indien von so einer Wissenschaft hören, erwachen all ihre inneren Energien. Woran glauben diese Menschen sonst? Sie denken: „Was können wir schon machen? Wir sind ein Bruchteil von Gott!“ Sie denken: „Wir sind ein kleines Bruchteil von Gott!“ Das Wissen, das die Menschen erlangen, das Verstehen, das man ihnen vermittelt, das Wissen, in dem sie leben, das Wissen und die Überzeugung, die ihnen anerzogen wurde, lauten: „Ich bin ein Bruchteil von Gott“. Wann wirst du jemals komplett, vollständig werden? Das wird dich nirgendwo hin führen.

Du bist kein kleiner Bruchteil von Gott. Du bist der vollständige und absolute Gott! Ein Bruchteil kann niemals das Ganze werden. Ein Bruchteil hat nicht die Kraft, vollständig zu werden. Ein Bruchtteil wird immer in Form eines Bruchteil weiterbestehen. Und das Absolute wird niemals zum Bruchteil werden. Das Absolute wird für immer absolut bleiben. Du magst fragen, warum hat sich all diese Unwissenheit ausgebreitet? Warum glauben die Menschen, dass Gott in Form von kleinen Teilen existiert? Das ist die Stelle, wo der Gnani Purush erläutert: „Gott im Innern ist vollständig (Sarvansha), aber man ist teilweise erleuchtet und erhält den Gewinn, dementsprechend wie viele Schichten von Unwissen (Schleier) gelüftet wurden.“ Abgesehen davon ist das wirkliche Selbst vollständig (Sarvansha).

Konntest du das verstehen? Wenn du sagst: „Ich bin ein kleiner Teil von Gott“, wohin wird das dich bringen? Als jemand mir davon erzählte, ein kleines Teilstück von Gott zu sein, dachte ich in mir: „Wie kann das sein?“ Als ich jung war, traf ich Menschen, dir zu mir sagten, wir seien 'ein Teilstück von Gott'! Ich war verärgert und

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dachte: „Du magst ein Teilstück sein, aber warum sollte das auf mich zutreffen?' Du bist ein Teilstück, und abgesehen davon, dass ein Paisa (100 Paisa sind eine indische Rupie) niemals eine Rupien-Münze werden kann, und eine Rupien-Münze niemals zur Paisa-Münze werden kann – selbst wenn diese Paisa für Tausende von Jahren existieren würde, würde sie dann jemals zur Rupien-Münze werden? Du musst das verstehen!

Das wahre Verstehen des Allgegenwärtigen S. 185

Fragender: Das Selbst ist vollständig (Sarvansha), und es ist auch omnipräsent, allgegenwärtig (Sarvavyapi)?

Dadashri: Nein. Die Seele ist allgegenwärtig im relativen Sinne, aber nicht in Bezug auf die Ewigkeit. Wenn du über Omnipräsenz sprichst, sprichst du dann von der wahren Perspektive oder der relativen?

Fragender: Von der wahren.

Dadashri: Beleuchtet dieses Licht den ganzen Raum oder nicht?

Fragender: Ja, das tut es.

Dadashri: Und wenn wir Papier darüber legen würden?

Fragender: Dann würde es dunkel werden.

Dadashri: Dann würdest du kein Licht hier sehen, oder?

Fragender: Nein.

Dadashri: Ist es in dem speziellen Moment dann überall?

Fragender: In dem Moment fühlen wir uns betrogen, aber das Licht ist immer noch überall!

Dadashri: Nein, so ist das nicht. Die Menschen haben das Wort 'allgegenwärtig' unpassend und im falschen Kontext verwendet. Du sagst: „Die Seele ist allgegenwärtig“, aber du hast das missverstanden. Ich werde dir erklären, was allgegenwärtig, omnipräsent bedeutet.

Im letzten Leben vor Moksha, wenn der Körper der letzte Körper (Charam Deha) ist, in der Zeit wird die Seele vollständig entschleiert. Dann wird die Seele im gesamten Universum omnipräsent (Sarvayapi). Das trifft nicht für jede Seele zu, nur für die Seele, die auf Moksha zusteuert. Die Seele, die völlig frei von Schleiern (Niravaran) ist, wird allgegenwärtig. Aber nicht die anderen Seelen, verstehst du?

Fragender: Ist die Seele omnipräsent als das Selbst (Chetan Roopey)?

Dadashri: Nein, als das Selbst ist sie nicht omnipräsent. Omnipräsenz ist ihre innewohnende Natur. Im allerletzten Leben gibt es einen letzten Körper (Charam Sharira), und wenn die Seele frei von allen karmischen Schichten ist, breitet ihr Licht sich im ganzen Universum aus. Es ist also etwas Relatives. Es trifft nicht für jede Seele zu. Jeden Tag sterben Menschen, oder? Jeden Tag gibt es doch Beerdigungen?

Man sagt, die Seele sei allgegenwärtig (Sarvayapak), aber sie ist allgegenwärtig wegen ihres Lichts, sie ist allgegenwärtig wegen der Erleuchtung. Die Seele an sich ist nicht alles durchdringend.

Also ist das Licht der Schleier-freien (Niravaran) Seele allgegenwärtig, dieses Licht erleuchtet alles andere. Sind sowohl der Wissende (Gnata) als auch das zu Wissende (Gneya) ist dieser Welt präsent oder nicht? Oder ist es nur der Wissende, der präsent

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ist?

Fragender: Da sind der Wissende und das zu Wissende, beides.

Dadashri: Also hast du akzeptiert, was ich gesagt habe? Genauso gibt es sowohl den 'Sehenden' als auch das zu Sehende (Drashya). Abgesehen von der Seele (Atma) ist alles andere das, was zu sehen (Drashya) ist, und das, was zu wissen ist (Gneya). So lange es Objekte gibt, die zu erkennen sind, und Szenarien, die zu sehen sind, wird das Licht der Seele diese erleuchten. So ist die Natur des Selbst.

Wenn wir beispielsweise eine Lampe in diesen Tontopf platzieren und einen Deckel darauf legen würden, würde das Licht nicht nach außen dringen; es würde nur die Innenseite des Topfes beleuchten. Wenn du dann den Topf zerbrichst, wie weit wird das Licht dann reichen? Das Licht wird so weit reichen, wie der Behälter, in den du es platzierst/steckst, es zulässt. In welchem Raum auch immer du es bringst, das Licht wird sich in dem gesamten Raum ausbreiten.

In gleicher Weise kann die Seele, wenn sie frei von allen Schleiern wird (Niravaran), das Universum (Loka) und die Bereiche außerhalb des Universums (Aloka) durchdringen. Aber die Seele sendet nur Licht innerhalb des Universums (Loka) aus. Es gibt keine zu erkennenden Objekte (Gneya) im Raum außerhalb des Universums (Aloka). Dieser Raum (Aloka) besitzt keine Objekte, die zu erkennen sind, dort ist nur Raum. Nun, weil es dort keine Objekte gibt, die zu erkennen sind (Gneyas), hat das Licht der Seele dort nichts zu erleuchten. Und das ist der Grund, warum es in der Lage ist, das gesamte Universum zu erleuchten. Und so ist das mit jedem Selbst (Atma), vorausgesetzt die über ihr liegenden Schleier sind entfernt!

Wenn du ein Licht in einen Topf stellst und Löcher in den Topf gebohrt hast, kommt genau so viel Licht heraus. Auf gleiche Weise kommt das Licht des Selbst durch die fünf Sinne heraus. Deshalb kann in seinem letzten Stadium, wenn der Körper völlig abgeworfen ist, die Seele das gesamte Universum erleuchten; so ist ihre Natur.

Derzeit ist die Seele im Körper. Deshalb musst du die Natur des Selbst, der Seele, verstehen. Wenn du diese einmal erkennst, bedeutet das, dass die über der Seele liegende Unwissenheit aufgehoben ist. Dann, von ganz alleine, wird das Karma sich wandeln, abgelegt werden, und 'Du' wirst die Wahrheit entdecken. Es gibt unzählige Orte (Pradesh) auf der Seele, die mit Schichten von Karma in Form von Schleiern bedeckt sind. Während das Karma allmählich beglichen wird, werden die Schleier abgelegt.

Das Selbst erfüllt den Raum, in dem es sich befindet S. 188

Die Bedeutung von 'allgegenwärtig' (Sarvavyapak) ist anders. Sie ist nicht so, wie die Menschen es verstehen. Die Bedeutung von allgegenwärtig ist wie eine Glühlampe – die eigentliche Glühlampe ist nicht überall im Raum – es ist einfach das Licht, das den ganzen Raum erfüllt. Auf ähnliche Weise ist in einer Seele so viel Energie (Shakti), dass diese das gesamte Universum erleuchten kann. Nachdem man das reine Selbst geworden ist, wenn das nicht erledigte Karma vollständig entladen wurde, und wenn kein Karma übrig ist, dann wird die Energie des Selbst das gesamte Universum erleuchten.

Die Menschen jedoch missverstehen, dass dies bedeutet, dass die Seele überall und in allem ist. Sie glauben: „Die Seele ist hierin, die Seele ist darin“, aber ihre Vorstellung ist falsch. Was passiert, wenn du Medizin einnimmst, die nur für die äußerliche Anwendung gedacht ist? Die Krankheit wird weder auf der Haut (außen) geheilt noch innen.

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Du kannst sagen, dass das Licht überall ist, und verstehen, dass die Glühlampe an einem Ort ist, aber ihr Licht ist überall im Raum. Wenn du die gleiche Glühlampe nimmst und sie in einem Topf mit einem Deckel darüber legst, könntest du ihr Licht dann überall sehen?

Dadashri: Das ist der Grund, warum die Seele (Pramatma) Licht ausstrahlt, dem Raum entsprechend, in dem sie sich befindet (Prameya). Es hängt also von der Ausdehnung des Raumes ab. Wenn du eine Glühbirne in einen Topf legst, wird sie nur diesen Raum füllen. Du wirst kein Licht außerhalb des Topfes sehen.

Der Behälter des Universums wird vom Licht der absoluten Seele erfüllt S. 189

Fragender: Ich habe irgendwo gelesen, wenn man für längere Zeit mit einen 'Gnani Purush' im Satsang sitzt, sollte man die Bedeutung der Wort 'Pramata, Praman und Prameya' verstehen. Bitte erläutere sie.

Dadashri: Ja, der Körper ist Prameya, und auch das Universum ist Prameya. Das Selbst ist das unbegrenzte Licht, Pramata. Da die Seele sich derzeit im Körper befindet, wie viel Licht mag sie da wohl haben? Auf welcher Ebene/Level oder Intensität (Praman) befindet sie sich? Es ist auf den Körper begrenzt. Wenn nun das Selbst den absoluten Zustand von Gnan erlangt und frei von diesem Körper wird, auf welcher Ebene wird dann das Licht des Selbst sein? Das Licht wird das gesamte Prameya, das gesamte Universum erleuchten. Das Maß der Erleuchtung (Praman) durch das Licht des Selbst (Pramata) hängt vom Behälter ab (Prameya). Wenn der Körper zum Zeitpunkt von absoluten Wissen (Keval Gnan) abgelegt wird, erleuchtet das Licht der Seele das gesamte Universum. Auf welcher Ebene befindet sich das Licht jetzt? Es wird nur von dem Körper behindert, der es beinhaltet.

Wenn du eine Glühlampe in einen Topf legst, ist sein Licht intensiv, und wenn der Topf zerbricht, würde das Licht das Zimmer füllen, und seine Intensität würde abnehmen. Wenn sich das Licht also über eine ausgedehnte Fläche ausbreitet, nimmt seine Intensität ab, weil das Licht in seiner Natur physikalisch ist. Aber das Licht der Seele nimmt in seiner Intensität nicht ab. Ungeachtet dessen, wie weit es durch das Universum reist, bleibt seine Intensität konstant!

Allgegenwärtig nur vom relativen Standpunkt aus

'Die Seele ist allgegenwärtig' ist also ein relativer Standpunkt. Aber die Menschen haben das fehlinterpretiert, und haben das als wirkliche Tatsache genommen, sie haben das alles verpfuscht. Statt die Arznei aufzutragen, haben sie sie eingenommen! Was bedeutet das, wenn wir den Ausdruck 'relativ' verwenden? Es bedeutet, dass das nicht allen Seelen geschieht. Es geschieht nicht, wenn jemand stirbt. Wenn diejenigen, die das absolute Wissen erreicht haben (Kevalis), oder die Tirthankaras Moksha erlangen, erleuchtet, 'erfüllt' ihre Seele das gesamte Universum. Von diesem relativen Standpunkt aus gesehen ist das allgegenwärtig. Es ist nicht für alle ewig allgegenwärtig. Die Menschen fahren fort damit, das Selbst allgegenwärtig, omnipräsent zu nennen. Aber so lange ein Mensch sich in Unwissenheit befindet, so lange er von Schleiern bedeckt ist, dringt das innere Licht des Selbst nicht nach außen. Das Licht ist begrenzt. Nur mit absolutem Wissen (ohne jedes Karma) füllt das Licht das gesamte Universum. Die Seele in dir ist genauso, aber sie ist mit Schichten von Karma bedeckt.

Wenn eine Seele nach Moksha geht, erfüllt ihr absolutes Licht das gesamte

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Universum. Ihr allgegenwärtiges Licht erfüllt das gesamte Universum. Von diesem Standpunkt aus ist sie allgegenwärtig. Und der Gott (Shuddhatma), den 'Du' siehst, siehst du wegen der göttlichen Sicht (Divyachakshu), die du im Gnan Vidhi erhalten hast. Du kannst Gott nur in 'Kreaturen' (Lebendigem) sehen, nicht in 'Kreiertem' (von Menschen Geschaffenem, Unbelebtes). „Gott ist in jeder Kreatur, ob sichtbar oder unsichtbar, und nicht in Kreiertem.“ Es gibt keinen Gott in dieser Maschine. Aber die Menschen haben Gott überall hin platziert, auch in Nicht-Lebendiges. Sie haben das über- und überstrapaziert, ohne es zu verstehen.

Gibt es Seelen in allem in dieser Welt? S. 190

Das gesamte Universum ist vollgepackt mit Kreaturen, Lebendigem (Jivas), und innerhalb dieser Lebewesen ist das Selbst (Chetan). Ja, und diese Wesen bestehen aus zwei Komponenten: dem Nicht-Belebten, dem nicht-Selbst (Jada) und der Seele, dem Selbst (Chetan). Und dieses Selbst (Chetan) ist reines Selbst (Shuddha Chetan). Dieses Selbst (Chetan) an sich ist die Seele (Atma), es ist das Absolute Reine Selbst (Paramatma).

Fragender: Gibt es also nichts anderes als überall nur die Seele?

Dadashri: Nein. Die Seele ist nicht allein. Jedes Lebewesen hat auch eine nicht-Selbst-Komponente neben dem Selbst. Die Bedeutung von 'Allgegenwärtigkeit' ist anders, aber die Menschen haben das nicht korrekt verstanden. Wenn es (das Selbst) allgegenwärtig wäre, wo würdest du dann hingehen, um dich zu entleeren? Im Allgemeinen sind die Küche und die Toilette im Haus separat, richtig? Wenn Gott in allem gegenwärtig wäre, wie würdest du dann auswählen, welches Holz du verbrennst und welches nicht? Deshalb solltest du deine Worte sorgfältig wählen. Lord Krishna hat uns von der Existenz des Nichtbelebten (Jada) und des Belebten, der Seele (Chetan) erzählt. Er sprach sowohl vom Selbst (Atma) als auch vom nicht- Selbst (Anatma).

Diese Seele, dieses Selbst (Chetan) und das Nichtlebendige (Jada) sind zwei gänzlich verschiedene Dinge. Du kannst alles benutzen, was nicht-lebendig ist (Jada), aber wenn du irgendetwas Lebendiges (Chetan) verletzt, dann wirst du haftbar gemacht, weil du negatives Karma (Paap, Sünde) begangen hast. In Bäumen ist Lebendiges (Chetan), wenn du sie also fällst oder verbrennst, dann begehst du negatives Karma (Demerit Karma). Aber wenn da ein Stück Holz herumliegt und du es verbrennst, macht das nichts aus, weil keine Seele(Chetan) darinnen ist. Ursprüngliche Offenbarung durch die exakte Sicht S. 191

Also gab Lord Krishna uns die wahre Bedeutung davon, dass es zwei Dinge gibt: Das Selbst (Atma) und das nicht-selbst (Anatma). Wenn du glaubst, dass dieses nicht-lebendige Ding die Seele (Atma) sei, was würde dann aus dieser Seele (Atma) werden? Wenn das alles Weizenkörner sind, was soll man dann aussortieren? Wenn kleine Steinchen im Weizen sind, aber man dir sagt, dass das alles Weizenkörner sind, welchen Grund gäbe es dann, die Weizenkörner auszusortieren?

Wenn du zum Lebensmittelhändler gehst, um Weizen zu kaufen, wonach würdest du dann den Händler fragen? Würdest du zu ihm sagen: „Gib mir ein paar Steinchen“, oder würdest du sagen: „Gib mir etwas Weizen“? Wonach würdest du fragen?

Fragender: Gib mir etwas Weizen, das würde ich sagen.

Dadashri: Würdest du ihm nicht sagen, welche Weizensorte du haben möchtest?

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Fragender: Ja, Weizen aus Gwalior. (Gwalior ist eine Großstadt auf der Strecke zwischen Mumbai und Dehli, und ist unter anderem berühmt für ihren Getreidehandel).

Dadashri: Ja. Und wenn du ihn bitten würdest, dir den Weizen zu zeigen, dann würde er den Sack öffnen und dir eine kleine Hand voll Weizen zeigen und sagen: „Schau, der ganze Sack ist voll von dieser Weizensorte.“ Der Händler wird das immer einen Sack Weizen nennen; auch die Leute werden das so sagen. Aber wenn der Weizen nach Hause gebracht wird, was wird die Frau sagen? Sie wird sagen, dass sie den Weizen aussortieren und die Steinchen herausnehmen muss. Du wirst sagen: „Aber ich habe dir einen Sack Weizen gebracht, was musst du da aussortieren?“ Und sie wird antworten: „Du hast keinen gesunden Menschenverstand! Körner und Steinchen sind grundsätzlich beieinander, das bezeichnet man als Weizen!“ Du würdest entgegnen: „Aber beim Händler sagt jeder Weizen dazu!“ Auf diese Weise sprechen die Menschen in der Welt (Vyavahar). Im weltlichen Leben nennen die Leute es als 'Weizen', aber es ist mit Steinchen vermischt. Es ist klar, dass man sie aussortieren muss, wenn man ihn zu Hause hat. Die Welt wird es einen 'Sack Weizen' nennen, aber du sagst: „Nein, da sind Steinchen drin!“ Sie werden entgegnen: „Nein, so kannst du das nicht sagen; das ist ein Sack voll mit Weizen!“ Das ist weltliche Interaktion (Vyavahar). Du wirst die Welt verstehen müssen, nicht wahr?

Wenn ich in dein Haus käme, und am Morgen möchte ich meine Zähne putzen, und ich bitte dich um eine Zahnbürste, was würdest du mir bringen?

Fragender: Eine Zahnbürste, Zahnpasta usw., das sollte bereitgestellt werden.

Dadashri: Ja, und du würdest einen Wasserkrug bringen, einen Hocker und all sowas.

Fragender: Ja.

Dadashri: Aber wenn ich dich doch nur um eine Zahnbürste bitte, warum würdest du dann all die anderen Dingen bringen? Weil es sich um weltliche Interaktion handelt. Auch wenn ich nur um eine Sache bitte, musst du den Rest verstehen. Man muss diese weltliche Interaktion verstehen. Wenn du einem Menschen nur die Zahnbürste gibst, wird er sagen: „Ich brauche Zahncreme, ich brauche Wasser, ich brauche dies und das…“ Das wird Probleme schaffen. Stattdessen solltest du die weltliche Interaktion (Vyavahar) verstehen.

In der weltlichen Interaktion (Vyavahar) kann es Weizen genannt werden, aber es sind auch Splitt und Steinchen darin. In weltlicher Interaktion sagen sie: „Das Selbst (Atma) ist überall“; so behauptet man. Da gibt es Weizen (das Selbst), und es ist auch Splitt (das nicht-selbst) dabei. Genauso geht das Selbst mit dem nicht-selbst einher. Zu sagen: „Das Selbst ist überall“ ist nicht wirklich wahr. Aber man wird eine Lösung finden, wenn man all das versteht.

Die Menschen haben also fälschlicherweise verstanden, dass dies bedeutet, dass dies alles Seelen sind; dass also auch eine Seele in diesem Stab ist, dieser Wand usw. Sie haben also ein falsches Verständnis. Dann gibt es also keinen Grund, nach Weizen und Splitt zu suchen. „Alles ist Weizen“, werden sie sagen. 'Wir' sagen dazu nicht 'nein'. Für den Geschäftsmann ist alles Weizen. Für den jedoch, der ihn essen muss, sind Weizen und Splitt zusammen, oder nicht? Was ist es für den Geschäftsmann?

Fragender: Nur Weizen.

Dadashri: Ja, so ist das für all die Geschäftsleute. Aber derjenige, der isst, muss das verstehen, nicht wahr? Wie wird man den wirklichen Gott finden, wenn 'Gott in allem' ist?

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Also haben die Menschen verstanden, dass Gott (das Selbst) in allem ist; und das macht keinen Sinn. Der Geschäftsmann wird sagen, dass all das Weizen ist. Wird er jemals sagen: „Das ist Weizen, und da ist auch Splitt drin“? Dann würde man antworten: „Nimm den Splitt raus“; aber der Geschäftsmann behauptet: „Das ist alles Weizen“. Aber für den, der das isst, ist Weizen und Splitt darinnen.

Also, erkenne entweder den Weizen oder den Splitt. Eins von beiden zu kennen reicht. Wenn du den Weizen vom Splitt trennen willst, reicht es aus, nur den Splitt oder den Weizen zu erkennen, oder nicht?

Fragender: Wenn du den Splitt erkennst, ist der Rest Weizen.

Dadashri: Deshalb sagt man: „Erkenne eines davon und du wirst beide erkennen.“ Deswegen lassen 'wir' 'Dich' die Reine Seele (Shuddhatma) erkennen'. Dann kennst 'Du' auch den Rest.

Was sagen die Leute? „Gnädige Frau, haben Sie den Weizen auch aussortiert?“, während sie tatsächlich den Splitt herausnimmt. Schau nur auf unsere Sprache. Du gehst da hin und sagst: „Du meintest, dass du den Weizen aussortierst, aber tatsächlich sortierst du den Splitt heraus.“ Sie wird dir antworten: „Ich sortiere den Weizen aus, oder etwa nicht?“ Aber die Leute sortieren den Splitt aus, nicht wahr? Warum sagen sie es dann so?

Fragender: Sie verfügen nicht über das richtige Verstehen, oder?

Dadashri: Dieses weltliche Leben ist eine Illusion, nicht wahr? Und deshalb ist all das Gerede falsch. Hat das Selbst keine Eigenschaften oder unendliche Eigenschaften? S. 193

Man kann ein wahrer Anhänger werden, wenn man nur versteht, was Lord Krishna enthüllt hat. Er hat die gesamte Wissenschaft enthüllt, und er hat gesagt, dass die vier Veden das Wissen bezüglich der drei Eigenschaften vermitteln (Trigunatmak: Sattva, Rajas und Tamas, Qualitäten des nicht- selbst-Komplexes – Prakruti). Die vier Veden sind für die Menschen. Aber diejenigen, die nach Moksha gehen wollen, sollten über die Veden hinausgehen und sich in die Gita vertiefen.

Fragender: Du sprachst über die drei Eigenschaften (Trigunatmak), aber es heißt, dass das Selbst keine Eigenschaften (Nirguna) besitzt, oder?

Dadashri: Diese Überzeugung, dass das Selbst keine Eigenschaften (Nirguna) besitzt, ist von Missverständnissen geprägt. In dieser Welt hat nicht einmal ein Stein keine Eigenschaften. Ein Stein ist sogar nützlich für eine Betonschicht, oder?

Das Selbst ist das absolute Selbst (Paramatma). Es hat unendliche Eigenschaften. Lass mich dir dieses 'Eigenschaftslose' (Nirguna) erläutern. Die Schriftgelehrten haben es 'ohne Eigenschaften ' (Nirguna) genannt, aber die Menschen haben das in ihrer eigenen Sprache verstanden. Werden sie voraussichtlich irgendeinen Nutzen daraus ziehen, wenn sie es in ihrer eigenen Sprache verstehen?

Fragender: Nein.

Dadashri: Was versuchen sie zu sagen? In Bezug auf die Eigenschaften des nicht-selbst-Komplexes (Prakruti), aus der Sicht des nicht-selbst-Komplexes (Prakruti) ist das Selbst ohne jede Eigenschaft. Nicht eine einzige Eigenschaft des nicht-selbst (Prakruti) ist im Selbst. Und in Bezug auf seine eigene Natur, aus Sicht des Selbst, ist es voller Eigenschaften. Verstehst du das? Es gibt nicht eine einzige Eigenschaft des nicht-selbst-Komplexes (Prakruti) im Selbst, und deshalb nennt man es 'eigenschaftslos ' (Nirguna).

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Nichts in dieser Welt ist ohne Eigenschaften S. 194

Fragender: Aber es wurde gesagt, in welcher Weise auch immer man dem Gestaltlosen (Nirakar), dem eigenschaftlosen Brahma (Nirguna Brahma) Verehrung erweist, das wird sich vor dir in dieser Weise zeigen. Das bedeutet, man kann den Darshan (Sicht, Begegnung) in einer physischen Form erhalten.

Dadashri: Es ist so: Das Selbst (Brahma), das diesen Menschen gegeben wurde, ist das 'Selbst der Illusion'. Brahma ist keineswegs ohne Eigenschaften. Das ist das Selbst (Brahma) der Illusion. Die Menschen sprechen ohne jedes Verstehen und entsprechend ihrer eigenen 'Sprache' und kreieren so nur mehr Verwirrung.

Fragender: Dann erläutere uns bitte, was ist 'Brahma'?

Dadashri: Es ist das Ursprüngliche (Vastu). Es ist ewig. Es hat unendliche Eigenschaften. Jetzt nennen sie es fortgesetzt 'eigenschaftslos' ( Nirguna), und die Menschen sind dem gefolgt. Also muss ich ihnen energisch sagen: „Hey du! Sogar ein Stein hat Eigenschaften.“ Ist er nicht nützlich, um Chutneys kleinzudrücken? Fragender: Ja.

Dadashri: Und: „Hey! Ist die Seele das Einzige ohne irgendeine Eigenschaft?“ Ich muss energische Worte verwenden, damit sie verstehen, ja? Wie lange werdet ihr noch weiter solche Dinge glauben? Und wenn ihr das glaubt, wann werdet ihr das Selbst erlangen?

In Wahrheit hat sogar ein Stein Eigenschaften. Aber die Menschen sagen, dass das Selbst keinerlei Eigenschaft hat. Das ist, was andere dazu gesagt haben, und weshalb das Ganze in die entgegengesetzte Richtung umgeschwenkt ist. Also muss ich ihnen sagen, dass es wahr ist, dass das Selbst ohne jede Eigenschaft (Nirguna) ist, aber die Menschen haben die Bedeutung entsprechend ihres eigenen Verstehens interpretiert. In Bezug auf die Eigenschaften des nicht-selbst-Komplexes (Prakruti) ist das Selbst ohne Eigenschaften. Nicht eine einzige Eigenschaft des nicht-selbst-Komplexes ist im Selbst, aber das Selbst ist voll mit seinen eigenen Eigenschaften.

Nun sind sie so weit gegangen, das Selbst 'eigenschaftloses Selbst' (Nirguna Atma) zu nennen. Hey du! Wenn sogar dieser Stein nicht ohne Eigenschaften ist, dann nennst du das Selbst 'eigenschaftlos' (Nirguna)? Wie wirst du dich nach einer Million von Leben in Richtung des eigentlichen Aufenthaltsortes wenden? Nicht einmal ein Stein ist 'ohne Eigenschaften' (Nirguna). Sogar der Dung eines Wasserbüffels ist nicht ohne Eigenschaften! Sogar ihr Dung ist nützlich. Ist er nicht nützlich, wenn sie ihn für Fußböden verwenden (Leyp, Dung ist ein Bestandteil einer Mischung, die man in Indien als Fußbodenbeschichtung verwendet). Deshalb hat jedes Ding seine Eigenschaften. Die Eigenschaften erledigen die Arbeit, oder nicht? Selbst Schmutz ist nützlich, oder?

Seit unendlichen Zeiten erlaubt man solchen Fehlern sich fortzupflanzen, und so stecken die Menschen Prügel ein und leiden. Fehler in der Religion (Dharma) sind nicht akzeptabel! Es darf niemals einen Fehler in der Religion (Dharma) geben. Und was passiert, wenn es hier Fehler gibt? Davon abgesehen ist dies eine Wissenschaft (Vignan). Selbst der kleinste Fehler, und das ist das Ende! Ihre Grundlage und Verlässlichkeit wird verändert. Hast du diesen Begriff 'ohne Eigenschaften' (Nirguna) verstanden?

Fragender: Ja.

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Dadashri: Deshalb hat das Selbst in Wirklichkeit Eigenschaften (Saguna), und es ist der Hort unendlicher Eigenschaften. Es gibt viele natürliche Eigenschaften des Selbst. Aber es gibt nicht eine einzige Eigenschaft des nicht-selbst im Selbst, und deswegen ist es 'eigenschaftslos' (Nirguna). Aber was die Menschen verstanden haben ist, dass das Selbst keinerlei Eigenschaften besitzt. Hey du, nicht einmal ein Stein in dieser Welt hat keine Eigenschaften. Nicht ein einziges Ding hat keine Eigenschaften. Gut oder schlecht, aber kein einziges Ding ist eigenschaftslos. Wenn alles Eigenschaften hat, warum sollte dann das Selbst keine Eigenschaften besitzen?

Letztlich werden nur die Eigenschaften des nicht-selbst-Komplexes genährt S. 196

Fragender: Worin besteht die Verbindung zwischen den drei Eigenschaften (Gunas) des nicht-selbst-Komplexes (Prakruti), -- also Sattva (steht für Güte, Exzellenz), Rajas (Leidenschaft) und Tamas (Dunkelheit, Negativität) -- und den ewigen Elementen (Tattvas)?

Dadashri: Was wirst du mit den drei Eigenschaften (Gunas) anfangen? Sie sind vorübergehend, sie sind Eigenschaften des nicht-selbst-Komplexes (Prakruti, relativ), während die Elemente (Tattva) ewig sind.

Zu jeder der drei Eigenschaften (Gunas) gehört eine Gottheit, die diese Eigenschaft des nicht-selbst-Komplexes (Prakruti) repräsentiert. Wer also ein Bedürfnis nach diesen Eigenschaften verspürt, wird der entsprechenden Gottheit Brahma, Vishnu oder Mahesh (Mahesh oder Maheshvar ist ein anderer Name für Shiva, Anm.d.Ü.) huldigen. Das ist alles, wozusie da sind, sonst nichts!

Fragender: Werden sie als himmlische Gottheiten angesehen?

Dadashri: Mit Sicherheit! Um welche Eigenschaft auch immer es sich handelt, es gibt eine repräsentierende Gottheit dafür. Shiva ist die Gottheit für die Eigenschaft Tamas, Vishnu für Rajas und Brahma für Sattva. Wenn du dieser speziellen Gottheit huldigst, wird die entsprechende Eigenschaft zunehmen. Aber letztlich wird man das Selbst kennen müssen.

Fragender: Aber in den Schriften werden Beschreibungen von Brahma, Vishnu und Mahesh gegeben; aus welchem Grund?

Dadashri: Diese Götterbilder wurden aufgestellt, um den nicht-selbst-Komplex zu stärken. Vishnu ist die Eigenschaft Rajas, Mahesh ist Tamas und Brahma ist Sattva. Indem man einen von ihnen verehrt, wird man die entsprechende Eigenschaft stärken. Aber diese Eigenschaften werden irgendwann zu einem Ende kommen.

Fragender: Macht es also keinen Sinn, Brahma, Vishnu und Mahesh zu verehren?

Dadashri: Natürlich macht es Sinn! Man muss den nicht-selbst-Komplex (Prakruti) stärken, oder nicht? Man wird nur dann Fortschritte machen, wenn man seinen nicht-selbst-Komplex (Prakruti) gestärkt hat.

Symbole aus weltlicher Sicht und die Sicht des Gnani Purush S. 197

Fragender: Im Shiva-Tempel (Shivalaya) sind symbolisierende Bilder der acht Teile des Ashtanga-Yoga aufgestellt: für moralische Ordnung (Yama), Disziplin, Selbst-Reinigung und Lernen (Niyam), für Haltungen (Astanga), für Kontrolle des Atems (Pranayama), für Kontrolle der Sinne (Pratyahar), Meditation (Dhyan), für Intention, Aufrechterhalten und Unterstützung (Dharana), und für Kontemplation (Samadhi). Die Schildkröte symbolisiert die Sinneskontrolle (Pratyahar), auf dem Bullen sitzen

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symbolisiert die Haltung (Asana), Parvarti repräsentiert die Intention (Dharana, das Chit, auf einen Ort fokussieren), Shankar Mahadev (ein weiterer der über 1000 Namen für Shiva, Anm.d.Ü.) steht für Einheit mit dem reinen Selbst (Samadhi) …

Dadashri: Das sind symbolische Repräsentationen. Wie tief eine Person da auch hineingegangen sein mag, sie muss danach so schnell wie möglich umdrehen und 'nach Hause' streben. All diese Symbole wurden für den Nutzen anderer aufgestellt. Wenn sie helfen, sind sie hilfreich, ansonsten aber sind sie nichts als Symbole. Aber die Menschen haben begonnen, an die Symbole zu glauben, als wären sie die Wahrheit und die Realität. Es gibt nicht so etwas wie Brahma, Vishnu und Mahesh. Diese sind einfach symbolische Repräsentationen der drei Eigenschaften Sattva, Raja und Tamas. Fragender: Erschaffer, Erhalter und Zerstörer.

Dadashri: Ja, und weißt du, wie sie in der Sprache der Tirthankaras heißen? Ursprung (Utpaad), Bewahren, Erhalten (Dhruva) und Verbrauch oder Zerstörung (Vyava), das ist die Sprache der Tirthankaras. Diese drei Worte wurden wegen der Symbole oft durcheinandergebracht. Die Symbole wurden von den Menschen jener Zeit verstanden, aber als der Zeitzyklus sind änderte, brachte das viel Verwirrung. Je nachdem, in welchem Zeitzyklus etwas entwickelt wurde, wurde es von den Menschen dieser Zeit verstanden. Aber sobald sich der Zeitzyklus ändert, schafft das weitere Verwirrung.

Die Menschen haben also all das durcheinandergebracht! Wie würde man Brahma finden, wenn man sich bemühte ihn zu suchen? Und wird wohl irgendjemand Vishnu oder Mahesh finden?

Wenn wir fragen: „Was ist ihre Aufgabe? Was machen sie?“ Dann wäre die Antwort: „Brahma erschafft alles, Vishnu hält alles im Gange und hält es aufrecht. Und dieser Maheshvar, der Zerstörer, führt das Ende herbei.“ Hey! Musst du einem Zerstörer huldigen?

Das ist alles, worum es geht. Nun, wenn du die Tatsachen über diese Welt wissen möchtest, dann gibt es sechs ewige Elemente (Tattva), die ständig interagieren und sich deswegen scheinbar verändern. Bedeutet 'ewig', dass es einen Schöpfer gibt, der das Ewige erschaffen hat? Braucht man dafür einen Schöpfer? Ist es demzufolge nicht falsch, wenn jemand sagt, dass Ewiges nicht ohne einen Schöpfer entstehen kann? Deswegen kann es keinen Schöpfer dieser Elemente geben.

Dennoch fragen die Menschen: „Es muss einen Schöpfer geben, oder?“ Hey! Warum verstehst du die Bedeutung von 'ewig' nicht? Was ist die Natur der sechs ewigen Elemente? Sie haben ihre eigenen Eigenschaften (Guna) und sie verbleiben innerhalb dieser Eigenschaften (Guna Dharma). Man nennt etwas ewig, wenn es seine ewigen Eigenschaften hat (Guna Dharma). 'Dharma' bedeutet 'Situationen' (Avastha) oder Phasen (Paryaya). Deswegen besitzen diese sechs Elemente ihre eigenen Eigenschaften (Guna) und Phasen (Paryaya). Und die Regel ist, dass sie sich beständig verändern (Parivartan), wenn sie miteinander interagieren. So wie Mond- und Sonnenfinsternis vorkommen, wenn der Mond, die Sonne und die Erde im Sonnensystem miteinander interagieren, genauso interagieren all diese sechs ewigen Elemente (Tattvas) miteinander, und all diese Situationen (Avastha) kommen auf.

Diese Eigenschaften (Gunas) sind immer in ihnen vorhanden. Sie nehmen nicht zu oder ab, wohingegen die Situationen (Avastha) und die Phasen (Paryaya) sich verändern. Was wurde darüber gesagt? Phasen entstehen und vergehen, sie fahren

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damit fort aufzutauchen und zu enden, und ein konstanter Zustand (Drauva, Permanenz) verbleibt. Entstehen und Vergehen geschieht aufgrund des Zustandes von Situation (Avastha), und Konstanz oder Ewigkeit (Drauvata) ist ihre Natur (Swaguna).

Demzufolge bestehen diese sechs ewigen Elemente immer mit ihren Eigenschaften und Phasen (Paryaya). Nun, welcher Art sind diese Phasen? Die Antwort lautet: „Sie entstehen und vergehen, entstehen und vergehen, entstehen und vergehen“, und die Elemente bleiben ewig. Das Selbst 'lebt' ewig. Und die Phasen entstehen und vergehen. Das ist der Grund, warum es Ursprung (Utpaad), Bewahren oder Erhalten (Drauva) und Verbrauch oder Zerstören (Vyava) genannt wird. Das wurde zum Nutzen der Menschen gemacht, aber die Menschen haben das missverstanden und endeten damit, 'die Arznei zu trinken, die nur für die äußere Anwendung gedacht war!' Wenn ein Mensch das tut, wird er davon voraussichtlich profitieren?

Hast du nun verstanden, was Brahma, Vishnu und Mahesh sind? Fragender: Sie sind die drei Elemente (Tattva). Dadashri: Nein, tatsächlich sind sie nicht einmal die Elemente.

Also, den Ursprung (Uttapaad) nannten die Menschen Brahma (Schöpfer). Zerstörung (Vyaya) nannten sie Mahesh, und das Bewahren (Drauvatta) nannten sie Vishnu. Menschen erschufen Symbole für diese drei. Betrachte das als eine Art eigener Erfindung. Sie versuchten es zu verbessern, aber wird das im Laufe der Zeit nicht zu Missverständnissen führen? Und so erstellten sie Bildnisse von Brahma!

Mehr noch, diese Leute haben sogar Bildnisse von der Gita und dem Gayatri-Mantra erstellt! Sie haben nichts in Ruhe gelassen. Hey du! Mache dir kein Bildnis des Gayatri-Mantras. Es ist ein Mantra, eines der besten. Dieses Mantra muss als Mantra rezitiert werden, nicht als Statue angebetet werden. Die Gita muss gelesen, studiert und verstanden werden. Stattdessen stellen die Menschen Statuen der Gita her und verehren sie. Und als sie damit begannen, die Statuen der Gita zu verehren, wurde Lord Krishna zur Seite gelegt. Lord Krishna wurde ausgelassen, und diese Statue übernahm. So haben die Menschen alles vermasselt. Die Bedeutung und die Tragweite hinter all dem ging folglich verloren. Sie wurde rausgehämmert! Es geschah mit der Absicht, die Menschen auf den richtigen Weg zu führen, aber wenn es genau das Gegenteil bewirkt, sollte es dann nicht ausgemerzt werden? Sollten dann nicht neue Grundlagen gelegt werden?

Indem man diese Symbole etablierte, wurden die Menschen verwickelt und gefangen. Was ist falsch daran, die Wissenschaft stattdessen einfach genauso zu belassen, wie sie ist? Ist irgendetwas daran falsch? Dass sie diesen Brahma, Vishnu und Maheshvar da hineinbringen mussten!

Fragender: Aber Dada, sie wurden mit so viel erfinderischer Vorstellungskraft aufgestellt, dass die Vorstellung über viele Jahre weitergeführt wurde!

Dadashri: Und das Wesentliche kann nicht gefunden werden. Also habe ich geforscht und die Tatsachen gefunden, und habe begonnen, sie den Menschen zu zeigen.

Die Phasen dieser ewigen Elemente wurden in dieser Weise symbolisiert, so dass die Menschen sie nicht vergessen. Aber die Menschen begannen zu glauben, dass diese drei alles bestimmen. Vishnu ist derjenige, der die Dinge bestimmt, oder Soundso bestimmt alles. Wie viele höhergestellte Instanzen hätten wir dann über uns?

Fragender: Drei.

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Dadashri: Nein, nein. Nicht nur drei, viele mehr. Dann ist sogar der Gott des Todes (Yamraj) über uns! Überall gibt es eine höhere Instanz. Da muss der Mensch doch unglücklich und verängstigt werden, oder?

Deshalb habe ich gesagt: „Es gibt keine übergeordnete Wesenheit über dir.“ Lass diese unnötigen Ängste los. Deine Irrtümer und dein schwerwiegender Fehler (blunder) sind deine Vorgesetzten (Irrtümer: Karma, welches in Unkenntnis des Selbst erschaffen wurde; schwerwiegender Fehler: 'Ich bin Chandubhai'). Wenn du das nicht begreifst, was können dann selbst Brahma, Vishnu und Maheshvar tun?

Also, Ursprung (Uttapaad), Zerstörung (Vyaya) und Erhaltung (Dhrauv) ist die Natur (Swabhav) der Elemente. Am Ort der völlig befreiten Seelen (Siddha Kshetra) 'sehen' die absolut Erleuchteten (Siddha Bhagwans) die Welt in Form von Ursprung, Zerstörung und Erhaltung. Es wird nicht in den ursprünglichen Eigenschaften 'gesehen', sondern es wird als Ursprung, Erhaltung und Zerstörung gesehen.

Nun, diese Zustände (Avashta) gelangen zur Entstehung, und deshalb steht Ursprung (Uttpad), Zerstörung (Vyaya) und Erhaltung (Dhrauv) geschrieben. Und man hat es auch in anderen Worten geschrieben: ‘Uttapaneva’ Ursprung ,Vigneva’ Zerstörung und ‘Dhrauveva’ Erhaltung.

Aber abgesehen davon sind Brahma, Vishnu und Mahesh in dieser Welt einfach nur Symbole. Diese Symbole waren für eine bestimmte Zeitperiode sehr hilfreich. Heute jedoch verursachen genau die gleichen Symbole viel Schaden. Deshalb versuchen wir, diese Symbole loszuwerden, indem wir sagen, dass es so etwas wie Brahma, Vishnu und Mahesh nicht gibt. Es gibt nur zwei: dich und Gott. Da ist sonst niemand. Es gibt mit Sicherheit keinen Gott des Todes (Yamraj). Befrei dich von all diesem Geschwätz deines Verstandes. Ich erkläre dir, 'wie es ist', wofür also brauchst du noch diese Symbole? Wann wurden diese Symbole gebraucht? Damals, in der Zeit, als die Menschen Kühe hielten, ihre Milch tranken und sich niedersetzten, um zu meditieren. Aber ihr Intellekt (Buddhi) war nicht 'kultiviert' (einmischend, aufdringlich). Die Zeiten damals waren gut, als man etwas an seiner Türschwelle (leicht) bekam, in dem Moment, da man es sich wünschte. War es damals wahrscheinlich, dass der Intellekt kultiviert wurde? Und heutzutage kann man keinen Zucker, keinen Ghee und anderes mehr bekommen. Schau nur, wie der Intellekt 'kultiviert' worden ist. Solch einen 'kultivierten' Intellekt gab es in keinem anderen Zeitalter. Dieser Intellekt jedoch ist aufdringlich (Viparit, das was andere verletzt). Du brauchst jemanden, der den Intellekt zum rechten Intellekt macht (Samyak, was den anderen hilft). Genau diesen fehlgeleiteten Intellekt macht der Gnani zum rechten Intellekt (Samyak, das was den Weg zum Selbst akzeptiert). Man hat das Licht, verwendet es aber in der falschen Richtung. Wir brauchen jemanden, der uns dazu bringt, es in der richtigen Richtung zu verwenden. Jetzt, in dieser Zeit, sind die Menschen voller Gedanken. Niemals zuvor gab es so viel Nachdenken. In der Ära des Satyug (das erste der vier Zeiten, charakterisiert von Einheit in Denken, Sprechen und Handeln) gab es keine Zeit zum Nachdenken. Im Satyug kam alles bis zu deiner Türschwelle, warum also sollte man darüber nachdenken? Nur im Kaliyug (gegenwärtige Ära des Zeitzyklus, wo es keine Einheit in Denken, Sprechen und Handeln gibt) muss man wirklich nachdenken! Das ist alles So-tun-als-ob. In diese Welt wurde nicht ein Mensch hineingeboren, der die unabhängige Kraft oder Fähigkeit hat, nach Belieben zur Toilette zu gehen. Dies sind alles Symbole, die in Kraft gesetzt wurden, und folglich ist alles falsch, was darüber geschrieben wurde. Wenn der Intellekt es nicht verstehen kann, so mach dir klar, dass es nicht korrekt ist. Woher kommt es, dass der Intellekt unserer Leute das hier akzeptieren kann? Weil unsere Leute ihr kritisches Denkvermögen und den unterscheidenden Verstand verloren (Lihat) haben. Wenn du ausländische

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Wissenschaftler betrachtest, ist ihr Verstand (Buddhi) sauber. Und wie ist der Verstand unserer Leute? Er hat das kritische Denkvermögen verloren (Lihat). Ausländer werden sagen, dass das nicht möglich ist. Selbst mein Verstand (Buddhi) hat das kritische Denken von Anfang an behalten, deshalb habe ich verstanden, dass die Leute diese überflüssige Plage begonnen haben. Wenn es wahr wäre, würde ich dir sofort sagen, dass es wahr ist. Und in diesem Zustand, in dem ich hier gegenwärtig sitze, was muss ich da sagen? Dieser Zustand ist derart, dass ich 'ja' zu dem sagen muss, was ist, und 'nein' zu dem, was nicht ist. Wenn ich es versäumte, 'nein' zu sagen, dann würden die Menschen auf die falsche Spur gelangen. Ich habe kein Problem damit, wenn mich keiner fragt, aber wenn sie mich fragen, dann muss ich ihnen sagen, ob etwas korrekt ist oder nicht.

Schau nur, haben sie die Menschen nicht einer Gehirnwäsche unterzogen mit dem Gott des Todes (Yamraj)? So jemanden gibt es gar nicht! Niemals gab es eine Wesenheit namens 'Jamraja'. Das betraf den Tod entsprechend der Karmagesetze bezüglich der Lebensdauer (Niyamraj), aber sieh nur, wie sie die Menschen einer Gehirnwäsche unterzogen haben!

All die 'Paläste', die wir gebaut haben, sind nun überflüssig geworden und geben uns deshalb die falschen 'Früchte'. Also zerstört sie! Wie lange werde sie gute Früchte bringen? So lange wie sie neu sind. Dann werden die 'Früchte' mittelmäßig, dann weniger als mittelmäßig, und dann werden sie schlecht. Jetzt geben sie uns 'schlechte Früchte', also müssen wir 'zerstören'.

Ein Haus ist hilfreich, solange es neu ist, aber was passiert, wenn es alt wird? Wird es uns nicht Kopfschmerz bereiten? Die Stützbalken werden verfallen, die Entwässerung wird zusammenbrechen, und die Dachziegel werden sich lockern und herunterfallen. So ist derzeit der Zustand der Dinge! Also, die Zeit ist um, in der das hilfreich für die Menschen war. Tatsächlich war es schon viele Jahre nicht mehr hilfreich für die Menschen. Ganz im Gegenteil: Es hat die Menschen in Verwirrung gestürzt. Und darin ist keinerlei Substanz enthalten.

Nun, wenn wir die Leute fragen: „Wer ist Brahma, Vishnu und Mahesh?“, dann werden sie antworten: „Sie sind Gottheiten (Devas), oder nicht?“ Sie verstehen das nicht. Niemand außer einem Gnani Purush kann das im Detail erläutern. Das kann nur von Wissen jenseits des Intellekts im Detail erläutert werden, und nicht anders. Aber die ganze Welt hat sich in dem vom Intellekt vermitteltem Wissen verfangen.

Und weil man nicht in der Lage war, diese Fakten zu verstehen, hat Täuschung Einzug gehalten.

Fragender: Meine Täuschung ist nun verschwunden.

Dadashri: Ja, das ist gut. Frag, was immer du möchtest. Hier kannst du nach allem fragen. Moksha bedeutet, in den Eigenschaften des Selbst zu verbleiben und zu wachsen S. 203

Fragender: Sie sprechen über Moksha. Bitte erkläre, was Moksha ist?

Dadashri: Moksha bedeutet, in die Eigenschaften und die wahre Natur (Guna Dharma) des Selbst zurückzukehren. Es bedeutet, in die Natur (Swabhav) des Selbst zurückzukehren und in der Natur des Selbst zu verweilen, und fortwährend in der Glückseligkeit des Selbst zu sein. Das wahrlich ist Moksha.

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Verstehe 'Korrektheit' aus Sicht des Gnani Purush

Fragender: Einige Leute mit bestimmten starken Meinungen und Überzeugungen fragen, warum wir nach Moksha wollen, und dass wir dort nicht über unser unabhängiges Glücksgefühl verfügen werden. Sie machen spöttische Bemerkungen dieser Art.

Dadashri: Sie verunglimpfen schlichtweg den höchsten Zustand. Sie sprechen schlecht darüber, um ihre eigenen 'Shops' am Laufen zu halten (für ihre eigenen Überzeugungen zu werben). Ich habe nach 'Korrektheit' gesucht, der exakten höchsten Wahrheit. Ich bin hierhergekommen, nachdem ich auf diesem Weg alles untersucht habe, und ich habe all das Wissen und all die Entdeckungen mitgebracht.

Wenn je einer, der so etwas behauptet, hierher käme, wird er selbst sagen: „Sir, gib mir Moksha!“ Dies ist deshalb so, weil es nicht lange dauern wird, seine Meinungen und Überzeugungen zu verändern. Eine Überzeugung sollte ein unumstößliches Prinzip sein.

Fragender: Das ist die Aura Deiner Größe.

Dadashri: Nein, so ist das nicht. Aber hier wird alles, was unwahr ist, nicht funktionieren. Wenn es die Wahrheit ist, dann hat niemand eine andere Möglichkeit als diese zu akzeptieren. Niemand kann der Wahrheit im Wege stehen. Seine Überzeugung ist nicht die Wahrheit, und deshalb muss er sie aufgeben.

Dennoch, dies ist die Welt, also was immer sie sagen, es entspricht ihrem Entwicklungsstand. Wenn es nicht so weit entwickelt wäre, dann gäbe es keine Rituale, und der Intellekt würde nicht stärker werden. Wenn der Intellekt stärker wird, wird es auch ein Anwachsen von innerem Aufruhr (Badapo) geben, und nur wenn der Aufruhr zunimmt, wird man ein Bedürfnis nach Moksha haben.

Während der Intellekt zunimmt, wird zweifelsohne, als ein Gegengewicht, auch der innere Aufruhr zunehmen. Ja, und die Vedanta und solche Dinge sind Werkzeuge, um den Intellekt wachsen zu lassen. Man entwickelt seinen Intellekt mehr und mehr. Und während der Intellekt stärker wird, nimmt auch der Aufruhr zu. Dann wird man sagen: „Wohin kann ich mich wenden?“ Und die Antwort lautet: „Geh zu den absolut Erleuchteten (Vitarag).“ Aber der Lord hat beides akzeptiert. Man kann Moksha auf beiden Wegen erlangen: auf dem Weg der Vedanta ebenso wie auf dem Weg des Jainismus. Auf beiden Wegen ist es möglich, unabhängig auf dem eigenen Weg zu bleiben und die rechte Sicht (Samkit) zu erlangen. Die Knechtschaft des Selbst S. 204

Fragender: Ist das Selbst also unabhängig (Swatantra) und frei (Mukta) und ewig glückselig (Satchitanand)?

Dadashri: Es ist nicht unabhängig. Wer hat dir erzählt, dass das Selbst (Atma) unabhängig ist?

Fragender: Die Schriften sagen, das Selbst (Atma) sei unabhängig.

Dadashri: Nein, es ist ewig glückselig (Satchitanand), aber nicht unabhängig. Deshalb ist es in dieser misslichen Lage. Wenn es unabhängig wäre, würde es genau jetzt sofortige Befreiung erlangen. Kann das lange dauern? Aber es ist so sehr gefesselt! Wenn eine schwere Eisenkette es gefangen hielte, dann könnten wir es mit einem Schweißgerät freisetzen. Aber es ist in einer Weise angekettet, dass es niemals frei werden kann. Auch die Kettenglieder, die es festsetzen, sind derart. Was hat Kaviraj geschrieben?

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„Das absolute Selbst ist von einer Kette gefesselt, die nicht aus Materie besteht (Unwissenheit, nicht-selbst, Prakruti).“

‘Adhaatu saankadiye Paramatma bandivaan’

Kette, Fessel (Adhaatu) bedeutet die Fessel des nicht-selbst (Prakruti).

Wo hast du gelesen, dass das selbst 'unabhängig' ist? Wenn du solche Bücher liest, sind diese zertifiziert oder nicht zertifiziert?

Fragender: Aber die Schriften sagen, das Selbst (Atma) sei unabhängig und frei.

Dadashri: Niemand sagt das. Wenn das selbst frei wäre, woher käme dann die Notwendigkeit für den Weg der Befreiung? Sag diesen Schriften: „Warum seid ihr Bücher geworden? Wozu brauchen wir euch? Das selbst ist nicht unabhängig, und deshalb seid ihr 'geboren' worden, um ihm zu helfen, von seiner Knechtschaft frei zu werden.“ Bräuchte man die Schriften, wenn das selbst unabhängig wäre?

Diejenigen, die sagen: „Das selbst ist nicht gefesselt“, können auch sagen: „Es muss nicht nach Moskha gehen“. Und die, die sagen: „Das selbst befindet sich in Knechtschaft“, müssen auch sagen: „Es gibt Moksha“. Das ist kein Widerspruch. Verstehst du? Wenn man glaubt, dass die Seele nicht in Knechtschaft ist, braucht sie auch kein Moksha, weil die Seele bereits in Moksha ist. Aber man muss verstehen, was genau Moksha ist.

Da gibt es viele, die sagen: „Das Selbst (Atma) ist in keiner Weise gebunden.“ Das ist wahr, aber wenn das Selbst nicht gebunden ist, warum gehst du dann in Tempel? Warum liest du die Schriften? Wer erlebt Sorgen? Ist das nicht alles ein Widerspruch? Es ist einhundert Prozent korrekt, dass 'das Selbst in keiner Weise gebunden ist', aber in Bezug auf was sagst du das? Diese Aussage ist eine unabhängige (Nirpeksha) Aussage. Aus der Perspektive des Wissen (Gnanbhav) gibt es keine Fesseln des Selbst (Atma), aber aus der Perspektive der Unkenntnis des Selbst (Agnan, weltliche Interaktion) ist es gefesselt. Wenn 'Du' das Wissen (Gnanbhav) von „Ich bin Reine Seele (Shuddhatma)“ erlangst, dann gibt es keine Fesseln mehr für 'Dich'. Solange es da eine Intention gibt von: „Ich bin Chandubhai“, sind da mit Sicherheit Fesseln.

Jegliche Erfahrung von Schmerz wird als Gebundensein betrachtet. Abgesehen davon sind die Menschen sich dessen nicht einmal gewahr: „Ich bin gefesselt“.

Niemand mag es, in Knechtschaft zu leben. Magst du Knechtschaft?

Fragender: Nein.

Dadashri: Und dennoch, worin musst du leben?

Fragender: In Knechtschaft.

Dadashri: Du lebst den ganzen langen Tag in Knechtschaft. Jedes Lebewesen (Jiva) lebt in Knechtschaft. Ein Gnani Purush wie 'wir' ist frei, aber nur ganz selten gibt es in irgendeiner Ära des Zeitzyklus solch einen Gnani Purush. Ansonsten kann man nirgendwo in dieser Welt einen Gnani Purush finden. Ein Gnani Purush ist frei, Er ist von nichts gebunden. Also fühlt Er keine Bürde, Er verspürt keine Furcht und nichts berührt Ihn. So musst 'Du' werden. Nur wenn ein Gnani Purush in der Nähe ist, kannst du das von Ihm erhalten. Für Tausende von Jahren ist da kein Gnani Purush. Ganz selten, wenn es einen Gnani Purush gibt, kann man befreit werden. Moksha wird erlangt, wenn man den Spender trifft, der Moksha überträgt S. 206

Fragender: Kann man sagen, dass Moksha das Ende von Erwartungen ist?

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Dadashri: Nein, die Natur des Selbst ist Moksha.

Fragender: Warum haben dann die Menschen wiederholt darüber gesprochen, wie man Moksha erlangen kann, auf den verschiedenen Wegen?

Dadashri: Genaugenommen ist es so, dass sie über Moksha in ihrer eigenen Sprache sprechen. Aber in Wirklichkeit interessiert sich niemand für Moksha. Alles, was sie wollen, ist: „Was ist mit mir, ich bin jemand (Besonderes).“ Das ist alles, was sie interessiert. Aber wenn man je einem wahren Purush begegnet, kann Moksha leicht erreicht werden. Die Menschen haben im Allgemeinen eigennützige Intentionen für das Ego (Hum) und einen Hunger nach Wichtigkeit und Anerkennung (Maan und Taan), und deshalb haben sie nichts Lohnenswertes/Wertvolles erlangt.

'Ich' (Hum) bedeutet Ego (Ahamkar), und wenn dieses Ego gänzlich verschwindet, wird man zu einem Gott.

Fragender: Kann man Moksha erlangen, indem man darum bittet?

Dadashri: Du kannst alles erlangen, indem du darum bittest, vorausgesetzt allerdings, dass Einer da ist, der Moksha gibt. Es muss einen Spender von Moksha geben, der selbst in Moksha ist. Davon abgesehen sollte niemand sonst irgendwo über Moksha reden. Dort sollte man über Religion sprechen; sie werden dich zu einer guten Religion führen.

Fragender: Wo kann man nach jemandem suchen, der Moksha gibt?

Dadashri: 'Dieser' hier ist der Einzige. Komm, wann immer du möchtest. Oder komme, nachdem dein Freund Moksha erlangt hat. Wenn er einen Geschmack davon bekommen hat, frag ihn, und dann komm her. Wessen Absicht ist es, Moksha zu erlangen? S. 207

Fragender: Moksha muss dem Lebewesen (Jiva) gegeben werden, ja? Dadashri: Moksha muss von demjenigen erlangt werden, der gebunden ist. Fragender: Wer ist derjenige, der gebunden ist? Dadashri: Derjenige, der leidet (Bhogavey), derjenige, der im Leiden ist, ist gebunden.

Fragender: Was genau ist 'sein' Name?

Dadashri: Wer erleidet den Zustand von Gebundensein (Bandhan)?

Fragender: Das Lebewesen (Jiva), oder nicht? Dadashri: Leidest du nicht darunter? Fragender: Wer ist dieses 'du'? Dadashri: Wer also leidet? Das Lebewesen (Jiva)? Und du siehst das? Aber du sagst: „Ich leide“.

Fragender: Es bleibt die Frage, werde dieses 'ich' ist?

Dadashri: Das ist wahrlich das Ego (Ahamkar).

Fragender: Das Ego ist wahrlich das Lebewesen (Jiva), oder?

Dadashri: Lass das Lebewesen (Jiva) beiseite. Was hat das Lebewesen (Jiva) damit zu tun? Ein 'Jiva' ist nicht die eigentliche Wesenheit, oder? Lebendig, 'Jiva' ist ein Adjektiv, das für das Selbst (Atma) verwendet wird: lebendiges selbst, 'Jivaatma'. So lange es ein Ego gibt, ist man ein selbst. Das Selbst wird frei, wenn das Ego verschwindet. Und wenn das Ego weniger wird und man das Gewahrsein des Selbst erlangt, nennt man es inneres Selbst (Antaratma). Dann, nachdem man das innere

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Selbst (Antaratma) geworden ist, schreitet man voran, um das Absolute Selbst (Paramatma) zu werden.

Fragender: Die Absicht (Bhaav), Moksha zu erlangen, zu wem gehört diese Absicht?

Dadashri: Es ist die Absicht (Bhaav) dessen, der gebunden ist. Er hat den Wunsch frei zu sein. Es ist also die Absicht (Bhaav) des Ego. Das Selbst (Atma) hat einen solchen Wunsch nicht, es ist bereits frei, oder?

Fragender: Wenn das Selbst (Atma) nicht der Leidende ist, wovon versucht es dann sich zu befreien?

Dadashri: Es hat nicht die Absicht (Bhaav) frei zu sein, es ist bereits frei. Derjenige, der in Knechtschaft ist, gebunden ist, möchte frei sein. Der Leidende (Bhokta) ist der in Knechtschaft, und er ist auch der 'Handelnde' (Karta). Der Handelnde ist auch der Leidende, und möchte frei sein.

Worum es geht, ist, dass selbst die Knechtschaft vom Ego erschaffen wurde. Und es (das Ego) ist auch derjenige, der danach strebt, frei zu sein. Das ist so, weil das Ego das Leiden nicht länger ertragen kann. 'Es' 'wusste', dass es Glückseligkeit finden könnte, fand diese aber nirgends, und deshalb sucht es jetzt nach Befreiung. Das Selbst (Atma) jedoch ist frei, es ist frei von Natur aus. Wenn man nur so viel versteht, ist seine Arbeit getan. … und das Kommen und Gehen gehört auch zum Ego! S. 208 Fragender: Und das Selbst (Atma) ist nie geboren (Ajanma), richtig?

Dadashri: Ja, das Selbst (Atma) wird von Natur ist nicht geboren. Und auch das selbst, derjenige der Überzeugungen hat (Potey), ist von Natur aus nie geboren (Ajanma). Aber wenn das 'selbst' zu 'dem Selbst' (Atmaroop) wird, dann wird es 'nie geboren' (Ajanma). So jedoch, wie die Dinge stehen, ist es zu 'Chandubhai' geworden, und deshalb ist es diesen 'vorübergehenden Anpassungen' unterworfen. Es wird zum Besitzer des Körpers. Es glaubt: „Ich bin Chandubhai“, und auch: „Ich bin dieser Körper“, und wenn dann der Körper stirbt, muss auch 'er' (das Ego) sterben.

Fragender: Wenn das Selbst (Atma) nie geboren und ewig (Ajanma– Amar) ist, wer kommt und geht dann also?

Dadashri: Das Selbst ist nie geboren und ewig (Ajanma-Amar), und rein. Nur wenn es von den fünf ewigen Elementen beeinträchtigt worden ist, und wenn es frei von deren Wirkungen (Asar) geworden ist, dann ist das Selbst (Atma) frei. Es ist nie geboren und ewig (Ajanma-Amar). Wenn das Selbst verwirklicht ist, wird der Kreislauf von Geburt und Tod, das Kommen und Gehen, zu einem Ende kommen.

Fragender: Aber wer durchläuft den Kreislauf von Kommen und Gehen (Geburt und Tod)?

Dadashri: Es ist das Ego, das da hindurchgeht. Das Selbst (Atma) bleibt im gleichen Zustand. Das Ego kommt sodann zu einem Ende, und folglich endet der Kreislauf.

Demzufolge gehören Geburt und Tod nicht zum Selbst (Atma). Das Selbst ist etwas Ewiges. Geburt und Tod geschehen dem Egoismus. 'Egoismus' ist das, was geboren wurde. Und dann sagt man zum Arzt: „Mein Herr, retten Sie mich, bitte retten Sie mich.“ Hey du, bist du nicht unvergänglich? Man wird antworten: „Nein, ich bin vergänglich.“ Das ist alles Unheil des 'Egoismus'. Nur ein Gnani Purush kann diesen 'Egoismus' entfernen. 'Egoismus' ist ein Ergebnis der Unkenntnis des Selbst (Agnan), und das hat dieses weltliche Leben (Sansar) entstehen lassen. 'Egoismus' hat 'uns'

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vollständig verlassen (den Gnani Purush).

Fragender: Ich kann immer noch nicht verstehen, wo das Ego und das Selbst (Atma) zusammenkamen.

Dadashri: Das ist einfach ein zusätzliches Ergebnis (Vishesha Parinam). Absolut kein Schmerz für den Einen, im Selbst verankert ist S. 209

Fragender: Ob man nun in den Himmel oder in die Hölle geht, das Selbst (Atma) wird von Freuden wie auch vom Schmerz getrennt bleiben, richtig?

Dadashri: Das Selbst (Atma) bleibt getrennt, aber was nützt uns das? So lange das Ego existiert, erleidet (Bhogavey) man Freuden (Sukha) und Schmerz (Dukha), und Schmerz ist das, was man nicht mag.

Fragender: Aber dem Selbst (Atma) passiert nichts, oder? Das ist, was ich wissen möchte.

Dadashri: Es ist so. Nimm an, du besäßest eine Guinee (alte britische Goldmünze). Sie wird keinerlei Rost ansetzen, egal wo du sie hinlegst. Wenn du nun diese Guinee verlierst, wird sie keinerlei Schmerz spüren, aber du wirst Schmerz erleiden, oder nicht? Gleichermaßen leidet das Selbst (Atma) niemals; es ist das Ego, welches leidet. Deswegen wird man zum Selbst, wenn das Ego geht, und so solange das Ego da ist, ist man nicht das Selbst (Atma).

Fragender: In diesem Beispiel sind die Guinee und ich getrennt, aber sind sie (Ego und Selbst) wirklich in gleicher Weise getrennt?

Dadashri: Sie sind auch getrennt, aber du kannst das nicht sehen. Genau wie du die Guinee als getrennt sehen kannst, können 'wir' das Selbst (Atma) als getrennt 'sehen'.

Fragender: Kann man also sagen, dass das Selbst, obwohl es sich im Körper befindet, in Moksha ist?

Dadashri: Ja, es ist in Moksha. Aber weil 'wir' Gnan geben, wird 'es, das selbst' (Potey) sich seines freien Zustands gewahr. Aber davon abgesehen ist das Selbst im Innern wahrlich frei, es hat keinerlei Schmerzen jedweder Art. Wer aber erleidet den Schmerz? Es ist das Ego! Wenn es geht, geht auch der Schmerz. Das Ego hat all dies entstehen lassen, es hat sich von Gott getrennt, es hat die entzweiende Trennung (Bheda) erschaffen.

Fragender: Und wo ist in all dem das Selbst (Atma)?

Dadashri: Das Selbst (Atma) Ist wahrlich im Zustand von Moksha (Moksha Swaroop). Es hat keinen anderen Platz. Seine Natur an sich ist Moksha. All dies hat aufgrund der Intention „Ich bin Chandubhai“ (Vibhaav) begonnen.

Genau wie bei diesem Gold wird es keine Veränderung in seiner Natur geben, auch wenn du es für Tausende von Jahren behältst. Und wenn Gold und Kupfer gemischt werden, wenn das zu einer Mixtur wird, wird eine Veränderung passieren.

Fragender: 'Moksha erlangen, was bedeutet das?

Dadashri: Die Arbeit des Selbst (Atma) ist definitiv bereits getan. Derjenige, der gebunden war, ist jetzt frei. Das Erleiden von Schmerz geschah aufgrund des Gebundenseins. Sein Schmerz ist vorbei, und er wurde frei.

Das Ego, welches vom Selbst getrennt wurde, hat sich wieder zurück in das Selbst aufgelöst (in seine Natur). Und so ist die Arbeit getan. Es litt Schmerz, weil es vom Selbst getrennt wurde. Das falsche Verstehen hatte diese Trennung erschaffen. Eine

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Spaltung war passiert. Die Menschen nannten ihn Chandu, und so wurde er von diesen Namen absorbiert (Tanmayakar). Folglich wurde 'seine' Arbeit in Richtung Befreiung blockiert. Das Selbst (Atma) ist ewig (Avinashi). Seine Arbeit ist bereits getan. Aber wann kann es frei von hier werden? Wenn der Intellekt, der die Trennung erschafft (Bheda Buddhi), zerbrochen ist.

Fragender: Was macht es, wenn es dann frei wird?

Dadashri: Es gelangt an den Ort der Seelen mit absolutem Wissen (Siddha Gati). Es wird dort in immerwährender absoluter Glückseligkeit (Param Anand) sein. So lange es den Körper gibt, verbleibt eine Bürde. Sogar der Körper verursacht eine Last. Der Körper, durch den Glückseligkeit niemals 'erlitten' werden kann, dieser Körper ist für den Gnani Purush belastend Aber es gibt keine Wahl! Bis er seine Grenzen an Entladung erreicht hat, so lange gibt es von ihm kein Entkommen, nicht wahr? Dualitäten lassen die Knechtschaft fortbestehen S. 211

Fragender: Das Selbst (Atma) erwirbt keinen weiteren Körper mehr, sobald es nach Moksha geht, aber ist jedes Selbst nicht bereits in Moksha?

Dadashri: Nein, so ist das nicht. Ungezählte Seelen (Atmas) sind so in den Umständen auf diese Weise gefangen. Sie alle versuchen heimzukehren zu ihrem eigenen Selbst, Moksha. Aber dieses nicht-selbst (Anatma) gestattet ihnen nicht, in ihre ursprüngliche Natur (Swabhav) zu gelangen. Und diese Welt des nicht-selbst war immer dieselbe. Also sind noch nicht alle Seelen nach Moksha gelangt.

Fragender: Hat das Selbst (Atma) also Moksha noch nicht gesehen?

Dadashri: Nein. Aber davon abgesehen ist Moksha seine Natur. Welcher Art sind jedoch die Umstände? Sie bestehen in Form von Dualität. Der unbelebte (Jada) Teil, der nicht-selbst Teil, befindet sich in Dualität. Dualität bedeutet: Gewinn und Verlust, Freude und Schmerz, Anhaftung und Abscheu. In Unwissenheit glaubt das Selbst, der Besitzer dieser Dualitäten zu sein, und deshalb verbleibt es weiter in Knechtschaft. Wenn der Druck dieser Umstände abnimmt, begegnet man einen Gnani Purush. Man begegnet solchen Umständen, solchen Instrumenten (Nimits), und dann wird man Moksha erlangen. Auf andere Weise wird Moksha nicht geschehen. Nichtsdestotrotz streben alle Seelen in Richtung Moksha. Aber alles hängt dann davon ab, welchen Nimits (Instrumenten) man begegnet, und man macht entsprechende Umwege. Und diese Umwege finden hier in dieser menschlichen Lebensform statt. Im Übrigen, wohin auch immer einen diese Umwege führen, das ist korrekt. Wenn man den falschen Nimit (Instrument) trifft, kann dieser einem sogar in ein Leben in der Hölle oder im Tierreich bringen! Dieser menschliche Körper ist dann wertvoll, wenn man sich in Richtung Moksha bewegen kann S. 211

Fragender: Ist dieser Körper ein notwendiges Instrument, um Moksha zu erlangen?

Dadashri: Der menschliche Körper ist das größte Instrument, um Moksha zu erlangen. Moksha kann nicht einmal im Ort der himmlischen Wesen (Devagati) erlangt werden, auch nicht aus der Lebensform als Tier. Es kann aus keiner anderen Lebensform erlangt werden. Nur die Lebensform als Mensch ist so, dass die Wanderung in alle fünf Lebensformen offen ist.

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Ist Moksha für jede Seele möglich? S. 212

Fragender: Wann werden all die Seelen den absoluten Zustand erlangen?

Dadashri: Wenn alle Seelen nach Moksha gingen, gäbe es das weltliche Leben (Sansar) nicht mehr. Möchtest du das weltliche Leben zerstören? Was wünschst du dir da?

Fragender: In der Seele (Atma) ist Wissen (Gnan) vorhanden, also wird allmählich der Zustand kommen, wo sie nach Moksha geht, oder?

Dadashri: Ja, dieses Stadium kommt. Man gelangt in dieses Stadium, und dann gelangt man nach Moksha. Wenn du sagst: „Mögen alle Seelen dieser Welt nach Moksha gelangen“, dann erschaffst du eine Intention (Bhaav), dass das weltliche Leben aufhören soll zu existieren. Aber dieses weltliche Leben ist eine Entwicklung des selbst. Das eigentliche Selbst (Atma) ist bereits entwickelt, das Selbst an sich ist absolut. Aber gerade jetzt hat sich für uns die Überzeugung fest in unserem Körper etabliert „Ich bin dieser Körper“. All diese Überzeugungen verlagern sich allmählich und bewegen sich in Richtung des Selbst (Chaitanya Swaroop). Das ist der Zeitpunkt, wo der absolute Zustand (Poornahooti) eintreten wird.

Fragender: Also ist keine der Seelen je in der Lage, Moksha zu erlangen?

Dadashri: Es gibt so viele, die Moksha erlangen. Ich bin in diesem Moment in Moksha, oder nicht?

Fragender: Ist es möglich, dass alle Seelen nach Moksha gelangen?

Dadashri: Werden eine Mutter und ihr Kind je das gleiche Alter haben? In dem Moment, da sie das gleiche Alter haben, werden alle Seelen nach Moksha gehen.

Es ist so. „Möge die gesamte Welt nach Moksha gelangen“ ist die Absicht einer Wirkung (Bhaavna), die berechtigt ist, aber sie kann niemals in Erfüllung gehen. Wann wird sie in Erfüllung gehen? Wenn eine Mutter und ihr Kind das gleiche Alter haben.

Ein Mann sagte zu mir: „Warum nimmst du nicht die gesamte Welt mit nach Moksha?“ Ich antwortete ihm: „Ich werde es dir erklären. Wenn alle Lebewesen (Jivas) dieser Welt zu Kriegern würden, wen sollten sie dann angreifen? Wenn alle Lebewesen dieser Welt zu Ärzten würden, wen würden sie behandeln? Wenn alle Lebewesen zu Friseuren würden, wessen Haare werden sie schneiden? Und wenn jedes Lebewesen Schreiner würde, wessen Arbeit würden sie erledigen?“ Und er sagte: „Ich verstehe, ich verstehe. Ich werde nicht mehr danach fragen.“

So ist die Regelung der Natur, folglich werden 'wir' nicht sagen, dass mehr Menschen zusammenkommen sollen. Es ist bereits geregelt, dass jeder entsprechend der sich bedingenden Umstände (Vyavasthit) herkommt. Würden 'wir' andernfalls nicht Einladungen verschicken? Aber nein, all diese karmischen Konten (Hisaabs) sind bereits am richtigen Platz. Also müssen 'wir' uns nicht darum kümmern. 'Wir' kommen nur hierher und gehen wieder.

Hast du all das verstanden? Dieses weltliche Leben selbst ist wie ein Fluss, und dieser Fluss fließt seit unendlichen Zeiten. Früher oder später wird jeder nach Moksha gelangen, das ist der natürliche und geordnete Prozess (Kram). Dieser natürliche Prozess (Kram) bedeutet, dass in der allerkleinsten Zeiteinheit (Samaya) einhundertacht Seelen wahrlich nach Moksha gelangen, wie die Strömung eines Flusses!

Fragender: Woher kommen diese einhundertacht Seelen, die nach Moksha gehen?

Dadashri: Sie kommen aus all den fünfzehn Orten (Kshetras, Planeten): die fünf Bharat Kshetras, die fünf Airavat Kshetra, fünf Mahavideh Kshetras.

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So wie du eine Parade von Polizisten siehst, in der eine Reihe von vier der nächsten Reihe folgt, eine nach der anderen – genauso wie ein Fluss strömt. Auf ähnliche Weise gelangt ein Strom von einhundertacht Seelen nach Moksha, aus dem Leben weltlicher Interaktion (Vyavahar) an den Ort der befreiten Seelen (Siddha Kshetra). Die gleiche Anzahl kommt in das Universum der weltlichen Interaktion (Vyavahar Rashi) aus dem nichtweltlichen Zustand (Avyavahar Rashi, Seelen ohne Namen und Gestalt). Deswegen gibt es weder das Hinzukommen noch das Wegfallen einer einzigen Seele im Leben weltlicher Interaktion. Was wird als weltliches Lebewesen (Jiva) betrachtet? Alle Lebewesen, die einen Namen erhalten haben. Die, die noch keinen Namen erhalten haben, sind noch nicht in das Leben weltlicher Interaktion (Vyavahar) gelangt. Und die, die keinen Namen mehr haben, sind alle an den Ort der befreiten Seelen (Siddha Khshetra) gelangt. 'Namo Siddhanam' ist die Verehrung des Zieles s. 213

Fragender: Du sagst, dass niemand oberhalb von uns ist, aber ist der Ort der befreiten Seelen (Siddha Loka) nicht oberhalb von uns?

Dadashri: Das ist der Ort der befreiten Seelen (Siddha Loka oder Siddha Kshetra), und die, die dort sind, haben ihr Karma erledigt. Sie werden uns nicht anhören und auch über niemanden sprechen. Sie haben auch keinerlei Empathie oder ähnliches für irgendjemanden. Sie befinden sich in ihrer absoluten Glückseligkeit. Sie können uns nicht von Nutzen sein. Sie sind da als das Ziel, das wir erreichen müssen. Wenn wir sagen: „Namo Siddhanam“, dann ist das einfach das Ziel. Wir sagen das wie: „Das ist der Zustand, den ich erlangen will!“

Fragender: Wenn wir sprechen: „Namo Siddhanam“, erreicht sie dann diese Ehrerbietung?

Dadashri: Selbst wenn es das nicht erreicht, so erreicht es zumindest den Siddha (das absolute Selbst) in dir. Das Selbst (Atma), das sich in dir befindet, ist das absolute Selbst (Siddha), nicht wahr? Alles, worum wir uns kümmern, ist, ob unsere Arbeit erledigt wird oder nicht. Wir sollten dafür sorgen, dass unsere Ehrerbietung dort ankommt, und es ist unsere Verantwortung, dass sie ankommt. Wir müssen sicherstellen, dass wir ihnen eine Nachricht schicken. Der absolut Befreite hat keine Aktivität, und dennoch gibt es dort Aktivität S. 214 Fragender: Schickt Gott diejenigen, die ein absolutes Selbst (Siddha) geworden sind, für einen bestimmten Zweck hierher?

Dadashri: Niemand schickt sie. Da ist keiner, der sie hierher sendet. Nichts und niemand ist nötig, um irgendjemanden hierher zu senden. Diese Welt ist derart, dass sie niemanden braucht. Es gibt keinen, der dein Vorgesetzter ist. In dieser Welt steht kein Lebewesen (Jiva) über irgendeinem anderen Lebewesen. Nur die eigenen 'Fehler' (Anhaftung und Abscheu, Raag und Dwesh) und 'schweren Irrtümer' (blunder, die Überzeugung: „Ich bin Chandubhai, ich bin ihr Ehemann, ich bin sein Vater“ etc.) sind die Vorgesetzten.

Fragender: Was ist dann die Aktivität der absolut Befreiten (Siddhas) am Ort der befreiten Seelen (Siddha Kshetra)?

Dadashri: Das, was Aktivitäten ausführen muss, wird als mechanisch erachtet. Sie sind nicht mechanisch.

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Fragender: Nein, aber haben sie irgendwelche Aktivitäten (Pravrutti), oder sind sie inaktiv (Nivrutti), sobald sie nach Moksha gelangen? Dadashri: Dort gibt es weder Aktivität noch Inaktivität. Jedoch gibt es dort die 'Aktivität' des Wissens und Sehens (Gnankriya und Darshankriya). Es gibt dort also Inaktivität, und dennoch gibt es auch Aktivität. Es kann nicht als Aktivität bezeichnet werden, und dort gibt es diese Handlungen. Die Großartigkeit des Ortes der befreiten Seelen S. 215

Fragender: All die Seelen, die im Ort der befreiten Seelen (Siddha Kshetra) sind, bleiben sie also für sich allein?

Dadashi:.Ja, sie haben nichts mit irgendeinem anderen Wesen zu tun. Es ist so: niemand in dieser Welt muss irgendetwas tun, irgendwem etwas geben oder etwas nehmen. Und was immer da für ein 'Geben und Nehmen' stattfindet, das ist nur ein Instrument (Nimit). Ich bin auch ein Instrument (Nimit).

Fragender: Wenn ich an den Ort der befreiten Seelen (Siddha Kshetra) komme, muss ich dort nur ganz alleine sitzen? Und weiterhin einfach nur sehen?

Dadashri: Du musst nicht 'nur herumsitzen' wie du das in deiner Sprache nennst. Du musst nicht herumsitzen, und du musst auch nicht herumstehen. Du wirst dort nicht hingelangen, indem du eigensinnig bist. Es ist völlig anders dort.

Fragender: Immerfort nur 'sehen', ist das alles?

Dadashri: Ja, aber das ist nicht etwas, das man sich vorstellen kann. Du versuchst, durch Vorstellungskraft zu sehen. Es ist nicht so.

Fragender: Wie ist dieser Ort der befreiten Seelen (Siddhashila)?

Dadashri: Es ist ein Ort, wo Karma nicht an Dir anhaften kann, selbst wenn es das wollte, während es hier an dir anhaftet, selbst wenn du das nicht willst. Hier sind die subatomaren Partikel (Parmanus) von Karma überall. Hier sind sie stets bereit, sich bei dir auszuwirken, während sie dort keinerlei Wirkung haben. Gott! Das ist der ewige Zustand!

Fragender: Gibt es keine subatomaren Partikel am Ort der befreiten Seelen (Siddhakshetra)?

Dadashri: Dort gibt es nichts. Von dort aus können die befreiten Seelen (Siddhas) all das sehen, was es hier zu sehen ist (Gneyas). Dort gibt es nichts zu sehen. Das Siddha Kshetra ist der Ort der befreiten Seelen.

Fragender: Ist der Ort der befreiten Seelen (Siddha Kshetra) innerhalb dieses Universums oder außerhalb von ihm?

Dadashri: Er ist am Rand, am allerletzten Rand dieses Universums. Du verstehst das in deiner eigenen Sprache. Jede Person wird das in ihrer eigenen Sprache verstehen. Aber es ist auch nicht außerhalb des Universums, es befindet sich an dessem Rand. Der außergewöhnliche Zustand der absolut Befreiten (Siddhas), das ist das ultimative Ziel S. 216

Fragender: Diejenigen, die am Ort der befreiten Seelen (Siddha Kshetra) zu befreiten Seelen geworen (Siddha) geworden sind, können sie individuell identifiziert werden?

Dadashri: Nein, in dieser Weise sind sie keine Individuen. Sie alle besitzen das Gewahrsein ihrer Existenz (Astitva), ihrer elementare Natur (Vastutva, das Selbst)

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und ihres absoluten Zustands (Purnatva) des 'Ich bin'. Das ist alles. Dort drüben gibt es nicht so etwas wie: „Ich bin das“. Sie verbleiben alle einfach im Gewahrsein des 'Ich bin', dem individuellen Gewahrsein. Es gibt dort kein anderes Gespräch, keine unnötige Diskussion. Es gibt dort kein Getrenntsein von Individuen, es gibt dort interaktive Beziehung. Die Beziehungen hier sind solche von Interaktion, es sind 'relative' Beziehungen. Und dort ist alles 'real'. Es ist 'absolut', es gibt dort keine Interaktion. Dort verbleibt das Gewahrsein der Existenz (Astitva), der elementaren Natur (Vastutva) und des absoluten Zustandes (Purnatva).

Fragender: Dort ist jeder in Glückseligkeit, stimmt das?

Dadashri: Sie alle erleben die gleiche Glückseligkeit. Im Gewahrsein der elementaren Natur (Vastutva, das Selbst) liegt enorme absolute Glückseligkeit.

Fragender: Genauso wie es 'ein vollbesetztes' Haus im Kino geben kann, gibt es dort auch ein 'volles Haus'?

Dadashri: Das ist unsere Vorstellung. Dort gibt es so unermessliche Weite, dass, obgleich dort unendlich viele vollkommen Befreite (Siddhas) sind, weiterhin unendlich viele vollkommen Befreite dorthin gelangen. Alles dort ist unendlich.

Fragender: In dieser Welt kann das Selbst (Atma) nur existieren, wenn es da auch die Anwesenheit von Materie (Jada) gibt. Könnte das Selbst sonst überleben?

Dadashri: Was du sagst, ist korrekt. Das Selbst (Atma) kann in dieser Welt nicht allein verbleiben. Nur im Ort der befreiten Seelen (Siddhagati) kann das Selbst allein verbleiben.

Fragender: Außerhalb des Ortes der befreiten Seelen (Siddhagati) gibt es keine anderen Situationen, wo das Selbst (Atma) allein existieren kann!

Dadashri: Ja, das ist wahr.

Fragender: Ist es dann möglich, dass man all diesem wieder begegnet, wenn man nach Moksha geht?

Dadashri: Nein, so etwas gibt es da nicht. Das geschieht hier, weil wir hier die (sich bedingenden) Umstände haben. In dieser Welt gibt es Umstände, und die Dinge passieren einfach so. Aber dort gibt es keine solchen Umständen. Also wird dort nichts dergleichen geschehen. Nichts Derartiges wird dort drüben jemals stattfinden.

Wenn zwei Dinge zusammenkommen, rufen sie zusätzliche (Vishesha) Eigenschaften und Phasen (Gunadharma) hervor, ohne dass sie ihre eigenen Eigenschaften aufgeben. Diese zusätzlichen Eigenschaften und Phasen machen dieses weltliche Leben (Sansar) aus. Diese zusätzliche Intention (Vishesha Bhaav) würde auch am Ort der befreiten Seelen (Siddha Kshetra) aufkommen, wenn dort Materie des nicht-selbst-Komplexes (Pudgal) präsent wäre; dort gibt es jedoch keinen nicht-selbst-Komplex. Fragender: Da ist das Eintreten des Selbst (Atma) in den Ort der befreiten Seelen, aber außerhalb von dem gibt es subatomare Partikel (Parmanus), oder nicht?

Dadashri: Sie befinden sich außerhalb des Ortes der befreiten Seelen (Siddha Kshetra), es gibt sie nur im unteren Teil. Sie befinden sich an einem Ort, wo sie die Befreiten (Siddhas) nicht beeinträchtigen. Der Ort der befreiten Seelen ist zwischen dem Universum (Loka) und dem grenzenlosen Raum jenseits des Universums (Aloka) angesiedelt.

Fragender: Hat der Zustand, der im Ort der befreiten Seelen vorherrscht, irgendwelche Wirkung auf das Universum?

Dadashri: Absolut keine. Was hat Wirkung mit irgendetwas zu tun? Dort gibt es keine

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Interaktionen. Und die befreiten Seelen (Siddhas) erleben keinerlei Wirkungen.

Fragender: Es mag sein, dass sie nicht berührt werden, aber reicht ihre Wirkung die Außenseite oder nicht?

Dadashri: Nein, hier gibt es nichts, das deren Wirkung erfährt. Dennoch, das ist unser Ziel, wir wollen dort hingelangen.

Ende Teil 1

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