bodo juli 2014
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Die Juli-Ausgabe des Straßenmagazins.TRANSCRIPT
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2.50 Euro | 1,25 Euro für den Verkäufer
bodoDAS STRASSENMAGAZIN
Juli 2014
Ralf Richter | 7 Sterne für ObdachloseAquaponik | Der Wels unterm Gemüsebeet
Koch-WM | Ghana ist Weltmeister
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„Da haben wir ihn…“Ein schwungvoller Chor mit breitem Repertoire, der mehrstimmig zur
Klaviermusik singt. Und doch ein Chor, der anders ist: Denn vermutlich haben
viele, kaum dass sie den Raum verlassen haben, schon vergessen, dass es diesen
Chor gibt – sie sind an Demenz erkrankt.
Von Katja Sponholz
03 Inhalt | Editorial
07 Straßenleben | „biken für bodo“
07 Impressum
08 Neues von bodo
16 Kultur | Über Wasser gehen
16 Recht | Neue Regeln für Käufe im Internet
17 Wilde Kräuter | Färber-Wau
18 Reportage | Koch-WM
20 Soziales | Obdachlosen-Vertreibung
22 Kommentar | „Sächsische Zustände“
22 News
23 Die Zahl | Das Foto
24 Netzwelt | www.therefugeeproject.org
24 Kinotipp | endstation open air
25 Veranstaltungskalender | Verlosungen
32 bodo geht aus | Yoobo
33 Verkäuferporträt | Simona und Nicolae
42 Interview | Der Cop und der Rocker
45 Rätsel
46 Leserpost
Ralf RichterBang Boom Bang. Meist spielt er knurrige Milieu-Typen mit
Ruhrgebietsidiom, dabei gehört Ralf Richter von Flensburg bis zum Bodensee
zu den beliebtesten Schauspielern. Mit uns spricht er über Familie und sein
Engagement für Obdachlose.
Von Peter Hesse
Ganz normale Kinder Ein Zirkusprojekt. Knapp 50 Kinder hopsen fröhlich auf Trapez und Seil, stem-
men Gewichte und laufen über Glasscherben. Kinder, die alles andere als anders sein
wollen, aber meist nicht anders können: Sie sind hochbegabt – Fluch und Segen zugleich.
Von Antje Mosebach
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Wels unter GemüsebeetAquaponik. Eine revolutionäre Idee für die Nahrungsmittel-
erzeugung in Großstädten. Fische versorgen Pflanzen mit Nährstoffen,
diese produzieren Sauerstoff und reinigen das Wasser. Ein Besuch in der
Versuchsanlage der Urbanisten in Dortmund.
Von Wolfgang Kienast
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INHALT | EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
herzlich willkommen zu unserer Sommer-bodo. In diesem Monat
haben wir für Sie z.B.: Den Schauspieler Ralf Richter, der, pardon: ein
ziemlich cooler Typ ist, eine Geschichte über einen Fisch-Tomaten-
Kreislauf (nicht -Auflauf) und ein Interview mit zwei Bochumer
Kumpels – der eine Fernsehpolizist, der andere Hardrock-Urgestein.
Wir sind dabei, als Ghana Weltmeister wird, besuchen einen wunderbaren Chor, bei dem
an Demenz erkrankte Menschen miteinander singen und treffen ganz normale Kinder, die
nur ein bisschen anders sind.
Wir zeigen, dass die Vertreibung von Obdachlosen aus den Innenstädten ganz unauffällig
daherkommt, sprechen mit einem Herner bodo-Verkäuferpaar und stellen ein faszinieren-
des Datenjournalismus-Projekt zu internationalen Flüchtlingsbewegungen vor.
Zwei Dinge finden Sie nicht in diesem Heft: Das eine ist Fußball. (Bei Ghanas Sieg geht es um
„Waakye“, nicht um Tore.) Das andere ist eine ausführliche Darstellung der Ereignisse, die
NACH dem Angriff der Neonazis auf Lokalpolitiker und Gäste der Wahlparty am Dortmun-
der Rathaus passierten. Als Augenzeugen haben wir im letzten Heft über den Angriff berich-
tet. Was danach in der Darstellung der Dortmunder Polizei und des NRW-Innenministeriums
aus dem Vorfall wurde, hat uns so irritiert, dass der Platz hier im Heft nicht ausreichen wür-
de. Auf unserer Internet- und unserer Facebook-Seite finden Sie Einschätzungen, Interviews
und Links, in diesem Heft begnügen wir uns mit einem kurzen Kommentar.
Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – [email protected]
bodoSCHAFFT CHANCEN
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„In jedem Leben gibt es Hoch- und Tiefpunkte.“
Ralf Richter:
MENSCHEN
„,Ich möchte gerne helfen – die Städte und Kommunen können das nicht, weil
sie kein Geld mehr dafür haben.“
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„In jedem Leben gibt es Hoch- und Tiefpunkte.“ Meist spielt er knurrige Milieu-Typen mit Ruhrgebiets-
idiom, dabei gehört Ralf Richter von Flensburg bis zum Bodensee zu den beliebtesten Schauspielern. In der bundesdeutschen Kinokultur ist er eine Marke, der in Spielfilmen wie „Das Boot“, „Der Eisbär“ oder „Bang Boom Bang“ prägnante Figuren auf die Lein-wand gezaubert hat.
von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski
er wissen, ob sein Gerät auch so etwas
hat und hält mir sein Telefon entgegen.
Während ich diese suche, erzählt Richter
sofort darauf los von seinem derzeitigen
Lieblingsprojekt, dem „7 Sterne Hotel“ –
einer Unterkunft, die für Obdachlose in der
Innenstadt von Köln entstehen soll. „Uns
fehlt nur noch ein passendes Objekt, und
es soll mindestens 40 Zimmer haben. Die
Dezernentin von den Grünen hat uns ein
Hotel am Bonner Weiher angeboten, doch
das ist zu weit draußen. Wir wollen direkt
ins Stadtzentrum damit.“
Dieses Projekt wurde von Pfarrer Hans
Mörtter aus der Kölner Südstadt und
dem Künstler Cornel Wachter ins Leben
gerufen, Richter komplettiert das Trio
und stellt Kontakte her. „Erst letzte Woche
habe ich einen Industriellen kennenge-
lernt, der für eine große Supermarktkette
die Kühlelemente herstellt. Der hat mir
sofort seine Visitenkarte in die Hand
gedrückt und will uns unterstützen.“ Auch
drei Ärzte haben ihre Mitarbeit zugesi-
Ein heißer Sommertag in Mülheim an der
Ruhr. Zwischen Hüpfburg und Tombola
herrscht buntes Treiben auf der Schleusen-
insel. Auch eine große Bühne ist aufgebaut,
wo später Schlagerstars wie Willi Herren
oder die Mallorca Cowboys auftreten. Wer-
ner Böhm ist mit Karo-Jackett und seiner
„Polonäse Blankenese“ zu Gast. Direkt am
Eingang zum Backstage-Bereich laufen wir
Ralf Richter in die Arme. „Der Organisator
ist ein alter Freund von mir“, sagt er und
begutachtet erstmal die Motorräder der
örtlichen Security. Mit einem Rocker hält
er einen kurzen Plausch und zeigt dabei
wissend auf die verchromte Zylinderkopf-
verkleidung.
In einem weinroten Pavillonzelt nehmen
wir Platz. Ohne lange zu fragen sind wir
beim „Du“. Die Augen des Schauspielers
glänzen noch heller, als man das vermutet
hätte. Als ich die Diktiergerät-Funktion von
meinem Smartphone entriegle, möchte
Aufgewachsen in Bochum, wohnt in KölnBeruf: SchauspielerEngagement: „7 Sterne Hotel“, Projekt zu Gunsten ObdachloserAlter Ego: „Kalle Grabowski“, Filmfigur mit eigener „Streetware“-Kollektion
chert. „Es gibt am Kölner Heumarkt einen
Obdachlosen, der dort seine Straßenzei-
tungen verkauft. Von Beruf ist er gelernter
Koch. Den wollen wir mit einem Förder-
programm stärken und aufbauen, dass er
die Küche leiten kann.“
Wenn der Baukomplex in Köln fertigge-
stellt ist, sollen weitere Städte folgen. „Ei-
gentlich sollte es in jeder Stadt ein solches
Obdachlosen-Hotel geben.“ Warum er sich
für die Menschen engagiert, denen es nicht
so gut geht, probiert er zu umschreiben: „In
jedem Leben gibt es Hoch- und Tiefpunkte.
Aber eins habe ich kapiert: Wie tief mein
Tief auch sein kann, es gibt immer Leute,
denen es noch schlechter geht als mir.
Ich möchte gerne helfen – die Städte und
Kommunen können das nicht, weil sie kein
Geld mehr dafür haben. Aber konkrete
Vorbilder für dieses Projekt habe ich nicht.“
Schauspieler mit karitativem Bewusstsein
können etwas bewegen, wir kommen auf
den verstorbenen Initiator der Stiftung
„Menschen für Menschen“: „Ich denke“,
sagt Ralf Richter nach längerem Abwägen,
„dass jemand wie Karl-Heinz Böhm für
jeden Menschen ein Vorbild sein kann, weil
er ein Held gewesen ist.“
Richter selbst stammt aus einer Großfa-
milie, sein Vater war Architekt. In Bochum
wächst er auf und bricht mehrfach die
Schule ab. Nach einer Schreinerlehre geht
er auf die Schauspielschule. Anfang der
1980er zieht er zusammen mit Claude-Oli-
ver Rudolf nach München in eine Wohn-
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MENSCHEN
gemeinschaft. Mit dem Wolfgang-Petersen-
Film „Das Boot“ ist der Grundstein für seine
Schauspielkarriere gelegt. Film spielt nach
wie vor die Hauptrolle in seinem Leben. Mit
seinem Sohn Max entwickelt er gerade ein
Filmkonzept, das über eine Crowdfunding-
Kampagne finanziert werden soll. „Der ers-
te Trailer ist bald fertig und wird dann ins
Netz gestellt.“ Richter hat außerdem noch
eine Tochter namens Aline, die Modedesign
in Berlin studiert.
Der Avantgarde-Musiker FM Einheit, langjäh-
riges Mitglied der „Einstürzenden Neubau-
ten“, ist einer der Brüder von Ralf Richter. „Wir
telefonieren schon mal, sehen uns aber nicht
so oft. Er wohnt in Bayern, in der Nähe von
Braunau.“ Im Film „Die Katze“, wo Richter an
der Seite von Heinz Hoenig und Götz George
einen Bankräuber spielt, trägt der Mime ein
T-Shirt mit dem Emblem der Einstürzenden
Neubauten. „FM hat eine richtige Künstler-
karriere gemacht, angefangen hat er als Bon-
gospieler in der Band vom Schauspieler Uwe
Fellensiek, sie nannten sich damals ,Bertha &
Friends‘ – er hat Musikgeschichte geschrie-
ben, die Neubauten haben sogar mehrfach in
Japan gespielt.“
Ob Ralf Richter noch Träume hat? Vielleicht
mal zu den Wagner-Festspielen nach Bay-
reuth, um mal eine völlig andere Facette in
der Schauspielerei abzudecken? „Nein, darin
sehe ich nicht mein Lebensglück.“ Persönli-
che Werte, die in seinem Leben wichtig sind,
unterstreicht er mit einem genügsamen Satz:
„Meine Mutter hat insgesamt acht Kinder und
zwölf Enkelkinder – alle sind gesund.“
„Meine Mutter hat insgesamt acht Kinder und zwölf Enkelkinder –alle sind gesund.“
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Do-City: Mo - Sa bis 21.00 Uhr geöffnet
Herausgeber, Verleger, Redaktion:bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20
Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.:Bastian Pütter, [email protected] – 950 978 12, Fax 950 978 20
Layout und Produktion:Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, [email protected]
Veranstaltungskalender:Petra von Randow, [email protected]
Anzeigenleitung: Susanne Schröder, [email protected] – 950 978 0, Fax 950 978 20
Vertriebsleitung: Oliver Philipp, [email protected] – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe:René Boyke, Peter Hesse, Martin Idem, Wolfgang Kienast, Antje Mosebach, Bastian Pütter, Petra von Randow, Rosi, Sebastian Sellhorst, Katja Sponholz
Titelfoto: Daniel Sadrowski Fotos: Bianka Boyke (16), Markus Gierse (10), Jochen Linz (19), REUTERS: Nacho Doce (23), Sabrina Richmann (3, 18, 20, 38, 40), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 12, 13, 14, 16, 32, 34, 35, 36, 37, 42, 44, 46), Oliver Schaper (7, 22), Sebastian Sell-horst (8, 9, 11, 33), Claudia Siekarski (9, 11), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (17)
Cartoon: Volker Dornemann
Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien
Auflage, Erscheinungsweise:20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung)
Redaktions- und Anzeigenschluss: für die August-Ausgabe 10.07.2014
Anzeigen: Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012
Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kos-tenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert einge-sandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehal-ten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und nament-lich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0www.bodoev.de, facebook.com/bodoev
Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka [email protected]
Geschäftsleitung, Verwaltung:Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, [email protected]
Öffentlichkeitsarbeit:Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , [email protected]
Transporte, Haushaltsauflösungen:Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, [email protected]
bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr
Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund:Schwanenwall 36 – 38, 44135 DortmundMo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr
Anlaufstelle und Vertrieb Bochum:Stühmeyerstraße 33, 44787 BochumMo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr
Spendenkonto: Bank für SozialwirtschaftBLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00BIC: BFSWDE33XXX
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Vor zwei Jahren hatte Organisatorin Betty André
die Idee, den Spaß am Motorradfahren mit dem
guten Zweck zu verbinden, und rief „biken für
bodo“ ins Leben. Die Resonanz war so groß, dass
„biken für bodo“ mittlerweile zum festen Pro-
grammpunkt für viele Biker geworden ist.
Dieses Jahr führt die Tour durch das bei Motorrad-
fans beliebte Sauerland. Ein Garant für kurven-
reiche Straßen, traumhafte Ausblicke und weite
Wiesenlandschaften, die sich mit dichten Wäldern
abwechseln. 180 Kilometer ist die Fahrtstrecke lang
– mit einer Pause bei Käsekuchen am Möhnesee.
Gefahren wird in Gruppen von acht bis zehn Fah-
rern mit einem ortskundigen Guide. Die Strecke ist
interessant für den Spezialisten und „erfahrbar“
für Fahranfänger oder Wiedereinsteiger.
Letztes Jahr waren es mehr als 50 Motorradfahrer,
die sich an der Benefiz-Tour beteiligten. Bisher ka-
men jedes Jahr 5.000 Euro Spenden für bodo e.V.
„biken für bodo“Am Sonntag, den 13. Juli startet die dritte Auflage der Benefiz-Motorradtour „biken für bodo“. Die Idee: Begeisterte Zweiradfah-rer unternehmen gemeinsam einen Nachmittag lang eine geführte Tour durchs Sauerland und sammeln so Spenden für bodo e.V. von Martin Idem | Foto: Oliver Schaper
STRASSENLEBEN IMPRESSUM
zusammen. Natürlich haben die Veranstalter das
Ziel, die Teilnehmerzahl und damit die Spenden
aus den letzten Jahren zu wiederholen oder gar zu
übertreffen. Motivation dabei für jeden Beteilig-
ten: In diesem Jahr wird jeder Euro, der gespendet
wird, im Anschluss an die Veranstaltung von dem
Dortmunder Unternehmen AS Antriebs- und Be-
triebstechnik GmbH verdoppelt!
Das Startgeld beträgt 20 Euro für jeden Fahrer
und 10 Euro für den Mitfahrer. Um 17 Uhr endet
die Tour mit einem gemeinsamen Grillen bei
bodo, zu dem auch alle Leserinnen und Leser
herzlich eingeladen sind. Spenden darf natürlich
auch, wer nicht mitfährt.
biken für bodo am 13. 7. 2014 um 12 Uhr
Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund
Ausklang mit Würstchen und Getränken ab 17 Uhr
Anmeldung unter: [email protected]
Weitere Infos: www.biken-fuer-bodo.de
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NEUES VON BODO
Ein Kaffee, ein belegtes Brötchen, Zeit zum
Ausruhen, für Gespräche und für unkom-
plizierte Beratungskontakte – im täglichen
Wechsel bieten wir in Bochum und Dort-
mund Raum für unsere Verkäufer und für
Gäste: Ein Angebot, das angenommen wird.
Im letzten Winter schufen wir in unserer Bo-
chumer Anlaufstelle ein tägliches Angebot,
um Menschen auf der Straße – auch solchen,
die nicht das Straßenmagazin verkaufen
– einen Ort zum Aufwärmen zu bieten.
Unser Aufwärmcafé kam so gut an, dass wir
Die bodo-Verkäufercafés
Am 11. Juli gibt es wieder Kultur am Schwa-
nenwall: In unserer monatlichen Benefiz-
Reihe „2. Freitag“ erzählt der Bochumer
Songwriter und bodo-Autor Max Florian
Kühlem mit Gitarre seine Geschichten, ange-
siedelt zwischen Folk und Hamburger Schule.
Und kommt Max in seinen überwiegend
deutschsprachigen Texten nicht selbst zu
Wort, dann lässt er Dichter wie Eichendorff,
Goethe, Heine oder Neil Young sprechen. Zu
Gast hat Max den Duisburger Lyriker Werner
Muth, der laut „Rolling Stone“ die Magie vor
der eigenen Haustür findet und Lust darauf
macht, mal wieder ins Ruhrgebiet zu fahren.
Wir freuen uns drauf!
Auch die nächsten Termine – immer am
„2. Freitag“ – versprechen beste Unterhal-
tung. 8. August: Murat Kayi und Band spie-
len den Blues. 12. September: Dond&Daniel
lesen Vergessenes, Verschollenes, Niebe-
kanntgewordenes.
Wie immer ist der Eintritt frei. Spenden für
unsere Beratungsangebote sind willkommen.
bodos Bücher, Schwanenwall 36 – 38, 19.30 Uhr.
„Unter anderem Max“
beschlossen, dieses Angebot, als Ergänzung
zu bestehenden Tagesangeboten, zu einer
dauerhaften Einrichtung zu machen.
„Unsere Verkäufercafés sind Orte, an denen
von Armut betroffene Menschen will-
kommen sind und respektvoll behandelt
werden“, sagt Oliver Philipp von bodo. Neben
kostenlosem Frühstück geben wir Kleider-
spenden und Schlafsäcke weiter. Vor allem
bieten die Verkäufercafés aber die Gelegen-
heit, unkompliziert und ohne Terminab-
sprache die Beratungsangebote des Vereins
Bühne für Kreative
Ist bodo „Kreativwirtschaft“? Wohl lieber
nicht. Auf der „Creative Stage Ruhr“ in
Bochum haben wir trotzdem gern unsere Ar-
beit vorgestellt. Zwischen Softwareschmie-
den, Werbeagenturen und DesignerInnen.
Alles, was wir tun, in acht Minuten – ein span-
nendes Format. Mit knapper Zeit, in kurzwei-
liger Mischung, sogar eine Modenschau war
dabei. Bei der „Creative Stage Ruhr“ hatten wir
die Gelegenheit, zwischen anderen „Kreativen“
zu erklären, wer oder was „bodo“ eigentlich ist.
Auch wenn das „kreative Produkt“ unseres
Vereins wohl in erster Linie dieses Heft ist,
wollten wir lieber erklären, warum wir tun,
was wir tun. Und um wen es eigentlich geht.
Denn ohne unsere Verkäuferinnen und
Verkäufer gäbe es dieses Heft nicht. Und
wenn wir nicht täglich die Erfahrung machen
würden, dass unsere Idee funktioniert und
konkret hilft, würden wir wohl etwas ganz
anderes machen. Die Zuhörer im Ottilie-Schö-
newald-Kolleg in Bochum fanden es trotzdem
spannend und wir freuten uns über viele
interessierte Nachfragen und neue Kontakte.
Kulturort „Stü“
Zum ersten Mal fand auch in unserer Bochu-
mer Anlaufstelle eine Kulturveranstaltung
statt. Am 30. Mai spielte „radioaisle“ in der
Stühmeyerstraße, von unseren Verkäufern
kurz „Stü“ genannt.
Der Multiinstrumentalist und Komponist
Ilias Ntais machte auf seiner „Reverse Angle“-
Tour bei bodo in Bochum Station und prä-
sentierte seine melancholischen Songs in der
hereinscheinenden Abendsonne. Auch für die
Geschichten zu seiner Musik nahm sich Ilias
Ntais Zeit und bot seinem Publikum Einblicke
in das Leben und Schaffen eines Musikers.
Wie sich zeigte, eignen sich die hohen Räume
hinter der Backsteinfassade, wo sonst bodo-
Verkäufer ihre Zeitungen, Frühstück, Beratung
und auch Kleidung bekommen, hervorragend
für Lesungen und Konzerte dieser Art.
Apropos Kleidung: In der Bochumer Stühmey-
erstraße 33 können auch Kleiderspenden
abgegeben werden. Besonders Herrenschuhe
und -kleidung werden benötigt, und natür-
lich freuen wir uns über Ihre Bücherspenden.
Mo. – Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr
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9
www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev
Unsichtbares sichtbar machen – bei bodos
monatlicher sozialer Stadtführung zeigen
Verkäufer des Straßenmagazins „ihr“ Bochum.
Am Samstag, dem 19. Juli, ist es wieder soweit.
Während wir im Juni „laut“ unterwegs wa-
ren – begleitet von der Brassband „schwarz/
rot Atemgold 09“ (Foto) – stellen wir uns
diesmal wieder ganz hörbar den Fragen:
Wie verbringen eigentlich Menschen auf
der Straße ihren Tag? Wo halten sie sich auf,
welche Angebote und Hilfen gibt es?
An jedem 3. Samstag ist um 11 Uhr Treffpunkt
an der Bochumer Anlaufstelle des Vereins in
der Stühmeyerstraße 33. Entlang des Tagesab-
laufs eines Menschen ohne Wohnung besu-
chen die Stadtführer bei einem zweistündigen
Rundgang Übernachtungsstellen, Suppenkü-
chen, Tageseinrichtungen, liefern Experten-
wissen und teilen eigene Erfahrungen.
„Teilnahmegebühr“ ist der Kauf eines
Straßenmagazins bei unserem Stadtführer.
Über eine kleine Spende an den Verein freut
sich bodo. Um telefonische Anmeldung wird
gebeten unter 0234 – 68 07 72.
Bochumer Stadtführung
Medienakademie bei bodoIm Rahmen einer Reportage über soziale Orte
haben die beiden Studentinnen der WAM-
Medienakademie Tanja Franz und Alexandra
Hoch unserem Buchladen am Schwanenwall
einen Besuch abgestattet.
Begleitet von Stefan Erdmann, dem Leiter der
Lehrredaktion TV haben sich die Studentinnen
von Suzanne Präkelt (Foto 2.v.l.) das Prinzip
und die Abläufe des bodo-Buchprojektes
erklären lassen. Besonders interessierte die
angehenden Journalistinnen der Unterschied
zu einer klassischen Buchhandlung.
Im Interview erklärte Suzanne Präkelt, wie
gespendete Bücher das Projekt am Leben
halten, wie die Sortierung der Buchspenden
Arbeitsplätze schafft, und dass wir nicht nur
in unserem Buchladen verkaufen, sondern
auch über unseren Online-Shop antiquarische
Bücher in die ganze Welt verschicken.
Anschließend waren die beiden Auszubilden-
den Julia Cöppicus und Vanessa Grünke an der
Reihe und erzählten von ihrem Arbeitsalltag,
ihrem Weg zu bodo und den Schwierigkeiten,
die sie davor hatten, als junge Mütter eine
Ausbildungsstelle zu finden. Mittlerweile
stehen die beiden kurz vor dem Abschluss
ihrer Ausbildung und stecken mitten in den
Prüfungsvorbereitungen.
Der fertige Beitrag wird im Laufe des Sommers
auf dem TV-Lernsender für NRW „Nrwision“
ausgestrahlt. Der genaue Sendetermin stand
zum Redaktionsschluss noch nicht fest und
wird noch auf www.bodoev.de nachgereicht.
zu nutzen. bodo berät in allen Fragen
rund um Wohnung, Schulden, Ämter
und vermittelt im engen Kontakt mit dem
Hilfenetzwerk an Fachstellen. Inzwischen
entscheiden sich immer mehr unserer woh-
nungslosen Gäste, es mit dem Verkauf des
Straßenmagazins zu versuchen – als erster
Schritt zu einem Neuanfang.
Wenn Sie unsere Verkäufercafés unter-
stützen möchten: Wir freuen uns immer
über Kaffeespenden und auch über
zweckgebundene Geldspenden.
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Wir hatten wieder unsere Verkäuferversammlung. Über vieles wurde
gesprochen. Eine Praktikantin war auch zugegen. Sie will Lehrerin
werden. Sie möchte einen Bericht über bodo schreiben, und zwar darü-
ber, was uns bewegte, bei bodo zu arbeiten und wie wir dazu gekommen
sind. Denn jeder bodo-Verkäufer hat ein anderes Motiv. Sie möchte das
auch ihren Schülern erzählen. Es wird schon ein guter Artikel werden.
Der Vatertag war nicht gerade einladend. Es regnete und war etwas kühl. Am Abend habe ich mir
mal meine Berichte angesehen, die ich geschrieben habe – und festgestellt, dass ich schon drei
Jahre schreibe! Meine Güte, ist die Zeit vergangen. Ein wenig Stolz ist schon dabei. Man lernt auch
immer wieder neue Leser kennen, und das finde ich gut. Viele Leser und Leserinnen sind mir treu
geblieben, und dafür möchte ich mich bedanken. Auch für die vielen Geschenke. Nun hoffe ich,
dass wir bald anderes Wetter bekommen, dann macht der Verkauf wieder Spaß.
Bis zum nächsten Mal, Ihre Rosi
Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund
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Durch eigenes Tun und unsere Begleitung,
mit neuem Selbstwertgefühl und Vertrau-
en in die eigene Leistungsfähigkeit in ein
geordneteres Leben zu starten, darum
geht es bei bodo. Mit Ihrer Spende helfen
Sie helfen.
Nicht große Unternehmensspenden tra-
gen unsere Arbeit, sondern die vielfache
Unterstützung der Bürgerinnen und
Bürger der Region. Ob es Leserinnen und
Leser sind, die zu ihrem Geburtstag auf
Geschenke verzichten und um Spenden
für bodo bitten, oder die vielen kleinen
und größeren Jahresspenden: Mit Ihrer
Unterstützung machen Sie unsere Arbeit
erst möglich.
Durch den sparsamen Umgang mit unse-
ren Mitteln gelingt es uns, den Spenden-
bedarf relativ gering zu halten, trotzdem
sind Bereiche wie die Betreuung und Bera-
tung unserer mehr als 100 Verkäufer allein
auf Ihre Mithilfe angewiesen. bodo ist als
gemeinnützig und mildtätig anerkannt.
Nachhaltig helfen
Es gibt viele Wege, durch eine regelmäßige
Unterstützung unsere Arbeit planbarer
zu machen und auf Dauer sicherzustellen.
Werden Sie Fördermitglied und unterstüt-
zen Sie uns mit einem monatlichen oder
jährlichen Betrag. Oder schließen Sie für
Ihre Firma, Ihre Praxis oder Ihre Mitarbeiter
bodo-Abos ab, die Ihr Verkäufer zum Mo-
natsanfang vorbeibringt. Vielleicht möch-
ten Sie auch im Straßenmagazin werben?
Sprechen Sie uns an, wir freuen uns.
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ: 370 205 00
Konto-Nr.: 722 39 00
IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00
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Helfen Sie helfen!
NEUES VON BODOANZEIGEN
STÄRKEN ERKENNEN – ZUKUNFT PLANEN.
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Gunda Ben Djemia
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NEUES VON BODO
Klingende Bücher
Beim Fest der Chöre im Rahmen des Dort-
munder Klangvokal-Musikfestivals war
auch bodo e.V. mit von der Partie.
Gleich am Rathaus, wo die Kinderchöre aus
Dortmunder Schulen vor einem begeister-
ten Publikum erste Bühnenerfahrungen
sammelten, freuten wir uns über den gro-
ßen Andrang an unserm Bücherstand.
Passend zum diesjährigen Klangvokal-Motto
„Von der Suche nach Glück“ fanden viele, viele
Besucher an unserem Stand ihr Koch-, Sach-
oder Taschenbuch-Schnäppchen, und schul-
klassenweise herrschte Andrang an unserem
Glücksrad. Kaffee für die Großen und kalte
Getränke für die Kleinen gab es gratis dazu.
Besonders freuten wir uns über die netten
Gespräche mit bodo-Leserinnen und -Lesern
und über diejenigen, denen wir verraten
konnten, dass hinter der Reinoldikirche, am
Schwanenwall, ein „unentdeckter“ Buchla-
den mit 10.000 handverlesenen gebrauch-
ten Büchern auf sie wartet.
Hier nehmen wir übrigens weiterhin gerne
Ihre Buchspenden entgegen:
Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr
Willkommen Europa
Unter dem Motto „Willkommen Europa“
betreiben nun Caritas, Diakonie und Grün-
Bau gemeinsam die neue Anlaufstelle für
Zuwanderer aus Europa an der Dortmun-
der Bornstraße 64.
Seit dem EU-Beitritt von Rumänien und
Bulgarien suchen Zuwanderer legal neue
Perspektiven in ganz Europa – auch in
Dortmund. Viele haben keine Kranken-
versicherung und unklare Ansprüche auf
Sozialleistungen. Bei der Wohnungs- und
Arbeitssuche landen sie zum Teil in Ausbeu-
tungsstrukturen. Zudem belastet die Über-
belegung in sogenannten „Problemhäusern“
die Nachbarschaften.
Hier setzen die Verbände mit ihrer Arbeit
an: Von der Anlaufstelle aus, die täglich ge-
öffnet ist, helfen über zehn muttersprach-
liche SozialarbeiterInnen den Menschen in
der Nordstadt bei allen Fragen der Integ-
ration – Erlernen der deutschen Sprache,
Eingliederung in Ausbildung und Arbeit,
Begleitung von Familien mit Kindern.
Gleichzeitig sollen im Stadtteil Vorurteile
abgebaut und die gegenseitige Akzeptanz
verbessert werden.
bodo ist für Sie da
Geschäftsleitung Tanja [email protected]
Redaktion undÖffentlichkeitsarbeitBastian Pü[email protected]
VertriebOliver [email protected]
bodos BücherSuzanne Prä[email protected]
bodos Bücher OnlineGordon [email protected]
Transporte und SachspendenBrunhilde Dörscheln [email protected]
montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter dieser zentralen Rufnummer:
0231 – 950 978 0
Mail: [email protected]: 0231 – 950 978 20
Oder Sie besuchen uns:
Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 UhrSa. 10 – 14 Uhr
Stühmeyerstraße 33, 44787 BochumMo. bis Do. 10 – 13 UhrFr. 14 – 17 Uhr
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Von außen betrachtet unterscheidet sich das Gewächshaus auf dem Dortmunder Union Gewerbehof nicht von Tausenden seiner Art, in denen ambitionierte Hobbygärtner ihre Tomaten ziehen. Im Inneren aber wachsen Pflanzen in Behältern, welche auf große Wassertanks montiert sind, und im Regal steht kein Dünger, sondern Fischfutter.
von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
Wels unter GemüsebeetFarmen für eine nicht weit entfernte Zukunft
REPORTAGE
Rolf Meinecke gibt Auskunft. In dem Treib-
haus, sagt er, würde Grundlagenforschung in
Sachen Aquaponik betrieben. In der Aquapo-
nik sehen er und seine Mitstreiter nicht weni-
ger als eine realistische Option, zukünftigen
Generationen eine Versorgungssicherheit mit
qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln
gewährleisten zu können. Meinecke ist bei
den Urbanisten aktiv, einem Verein, der sich
alternative Stadtraumplanung auf die Fahne
geschrieben hat. Die Urbanisten arbeiten im
Dialog mit Bewohnern des Quartiers an der
Rheinischen Straße an Projekten zur Verbes-
serung der Lebensqualität vor der unmittel-
baren Haustür. Das Engagement ist vielseitig,
die Verschönerung von tristen Stromvertei-
lerkästen gehört dazu oder die gemeinschaft-
liche Nutzung von Brachflächen oder das
Programmieren einer App fürs Mobiltelefon,
welche das Stadtbild erklärt. Ein Flaggschiff
des Vereins ist die Aquaponik-Anlage. Das
Verfahren, an dem hier experimentiert wird,
soll es bald möglich machen, gesunde Lebens-
mittel bei geringem Ressourcenverbrauch
direkt vor Ort produzieren zu können.
Zwei Kreisläufe
„Aquaponik ist die Zusammenschaltung von
zwei wasserbasierten Systemen zu einem
Kreislaufsystem“, sagt Meinecke. Die nüchtern
technische Definition füllt er nach und nach
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mit Leben. Bei dem ersten der beiden Systeme
handelt es sich um Hydroponik. Der Fachbe-
griff meint eine Anbaumethode, bei welcher
Pflanzen nicht in Erde wurzeln, sondern
ihre Nährstoffe über eine wässrige Lösung
erhalten. Bei dem zweiten handelt es sich um
Aquakultur, um Fischhaltung. Sowohl Aqua-
kultur als auch Hydroponik kommen bei der
industriellen Nahrungsmittelproduktion seit
langem zum Einsatz, hier in Fischfarmen, dort
in riesigen Gewächshäusern. Die Urbanisten
haben beide Techniken kombiniert. Aus einem
Tank, in welchem Fische leben, pumpen sie
Wasser in mehrere Beete. Ein Siphon sorgt da-
für, dass diese regelmäßig ge- und entwässert
werden. So gelangt ausreichend Sauerstoff an
die Wurzeln der Pflanzen. Anschließend fließt
das Wasser gereinigt zurück. Ein Kreislauf.
Der Clou: Die Fische liefern den Pflanzen die
lebensnotwendigen Nährstoffe.
Wie alle Tiere und Menschen scheiden Fische
Stickstoffverbindungen aus, die über Nitrit in
Nitrat umgesetzt werden. Nitrat ist Dünger
und wesentliche Ursache dafür, dass viele
Gewässer infolge intensiver Landwirtschaft
mittlerweile als überdüngt gelten. In diesem
Zusammenhang stellen auch Fischfarmen für
die Umwelt eine Belastung dar. Dabei spielt
es keine Rolle, ob es sich um Farmen in freien
Gewässern handelt, beispielsweise in norwe-
gischen Fjorden, oder um Binnenanlagen, wo
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REPORTAGE
Fische und Pflanzen unterschiedliche Vor-
stellungen von optimaler Temperatur oder
perfektem PH-Wert. Pflanzen sind weniger
anspruchsvoll, die meisten kommen gut
unter Aquaponik-Bedingungen zurecht.
Anders sieht das bei den Fischen aus. Noch
schwimmen im Fischtank auf dem Union
Gewerbehof Karpfen. Die sind zwar robust,
wachsen allerdings relativ langsam. Mit
ähnlich zähen Warmwasserfischen wie
Tilapia (Buntbarsch) oder dem afrikani-
schen Wels wären schneller höhere Erträge
zu erzielen. Warmes Wasser aber bedeutet
höhere Energiekosten. „Die Kunst bei der
Aquaponik besteht in der gegenseitigen
Dimensionierung beider Sphären und der
Suche nach einer günstigen Energiequelle“,
sagt Meinecke.
täglich bis zu zehn Prozent der Wassermenge
ausgetauscht und entsorgt werden muss.
Der Fisch im Reisfeld
Ein Problem, das Perspektive sein kann. Der Ge-
danke, Rückstände aus der Fischzucht gezielt bei
der Kultur von Pflanzen zu verwenden, liegt ei-
gentlich auf der Hand. „Bereits die alten Khmer
haben das gemacht“, sagt Rolf Meinecke. „Und
noch heute werden in Asien in gefluteten Reis-
feldern manchmal Fische gehalten. Wir arbeiten
an einer Renaissance der Idee im Sinne von tech-
nisierter Anwendung mit einer kontrollierten
Verschaltung beider Systeme.” Aquakultur und
Hydroponik, jeweils für sich genommen, sind
ausgiebig erforscht. Doch was ihre Kopplung
betrifft, sind Fragen offen. Zum Beispiel haben
Bis es sich rechnet
An den Schnittstellen arbeiten nicht nur
die Dortmunder Urbanisten. Forschungen
werden von der Uni Rostock vorangetrieben,
vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie
und Binnenfischerei (IGB) und von der FH
Südwestfalen, in Berlin existiert bereits eine
größere Anlage, und in der Schweiz erkundet
eine Firma die Möglichkeit, Aquaponik auf
Flachdächern von Supermärkten zu installie-
ren. Kürzere Transportwege sind kaum denk-
bar, Salatköpfe aus eigenem Anbau müssten
nur eine Etage abwärts treppab gebracht
werden. Die Nase vorn haben Projekte in
warmen, trockenen Gefilden. Wirtschaft-
liche Gründe sind Motor der Entwicklung.
In Australien oder Florida ist Wasser eine
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Grafik: www.dieurbanisten.de/projekte/aquaponik/, dort finden sich auch viele weitere Informationen zum Thema.
nisse wie ausgedehnte Dürre- oder Regenpe-
rioden werden auch in unseren Breiten zu-
nehmen. Zeiten, in denen man konstatieren
muss, dass es keinen Salat gibt, weil es drei
Monate nicht geregnet hat, werden kommen.
Wir glauben, dass es sinnvoll ist, schon jetzt
eine weniger klimaabhängige Infrastruktur
zu installieren. Allerdings stehen wir bislang
noch vor dem Problem, dass wir das auf dem
Markt nicht eingepreist bekommen. Wenn
ich sage, diese Tomate wurde mit hoher Ver-
sorgungssicherheit produziert, wäre das dem
Käufer ziemlich egal.“
Erschwerend kommt hinzu, dass die in ihrer
Herstellung bislang noch vergleichsweise teu-
ren Aquaponik-Produkte in den Auslagen der
Supermärkte mit konventionellem Gemüse
konkurrieren müssten. Zwar gedeihen sie prin-
zipiell unter Bio-Bedingungen, das begehrte
Siegel als Argument für höhere Verkaufspreise
erhalten sie nicht. In der entsprechenden
EU-Verordnung ist ausdrücklich von „Erde“ die
Rede, in welcher Pflanzen zu wachsen haben.
Hydrokultur, auch wenn sie frei von Schadstof-
fen betrieben wird, gilt per se als konventi-
onell. Auf europäischer Ebene müsste eine
Ausnahmeregelung beantragt werden. Oder
aber, man setzt auf Direktvermarktung.
Im Hinterhof
Das ist vor allem für städtische Gebiete inter-
essant. Stichwort Urban Farming. Hausbewoh-
ner könnten eine kleinere Aquaponik-Anlage
gemeinsam in einem Hinterhof betreiben.
„Anbaumethoden in Gewächshäusern sind im
kostbare Ressource, welche im geschlossenen
System nicht verbraucht wird – und Heizkos-
ten fallen dort nicht ins Gewicht.
Eine ökonomisch sinnvolle Energieversorgung
ist auch der Grund, weswegen die Urbanisten
in Kontakt mit Firmen und Gesellschaften ste-
hen, bei denen Abwärme bislang ungenutzt
verpufft, die Emschergenossenschaft mit
ihren Blockheizkraftwerken und die Ruhrkoh-
le AG, die 28 Grad warmes Grubenwasser aus
stillgelegten Bergwerken in Emscher, Ruhr
und Lippe leitet. Überall zeigt man sich inter-
essiert, Aquaponik scheint derzeit überhaupt
ein großes Thema zu sein. „Manche halten es
für einen übertriebenen Hype“, sagt Meine-
cke. „Aber im Zuge des Klimawandels kann
sich das schnell ändern. Extremwetterereig-
Vergleich zum Freiland sehr flächeneffizient“,
sagt Meinecke. „Vergleicht man die Produkti-
vität, entsprechen 5 Quadratmeter Ge-
wächshaus bis zu 50 Quadratmeter Garten.“
Denkbar wären auch CSA-Betriebe, Commu-
nity Supported Agriculture, wo eine Gruppe
von Konsumenten einen Erzeuger im Vorfeld
bezahlt, nicht für ein bestimmtes Produkt,
sondern um einen Anteil der tatsächlichen
Ernte zu erhalten. Manche Bio-Bauernhöfe ar-
beiten nach diesem Modell. Oder die Produkte
gehen an die lokale Gastronomie. Der Patron
in einem Restaurant mit anspruchsvoller
Küche freut sich garantiert über Obst, Gemüse
und frischen Fisch aus kontrollierter Zucht,
ohne Zusatz von Antibiotika hergestellt und
auf kürzestem Weg geliefert.
Einige kritische Anmerkungen kommen aus
anderer Ecke. „Wir werden tatsächlich häufig
gefragt, ob den Fischen nicht langweilig ist“,
sagt Meinecke. „Veganer haben vielleicht mora-
lische Bedenken, so eine Tomate zu essen, weil
Tiere am Prozess beteiligt sind. Tierquälerei ist
generell Thema. Natürlich ist das abhängig von
der Besatzdichte. In unserer Anlage schwimmen
derzeit 4 kg Karpfen pro Kubikmeter Wasser.
Das ist weit entfernt von zu eng. Beim IGB hat
man Stresshormone im Wasser analysiert und
systematisch erforscht. Für afrikanischen Wels
sind sogar über 300 kg pro Kubikmeter okay.
Ich habe solche Becken gesehen, und die Fische
waren ausgesprochen fit. Der Wels ist an derar-
tige Verhältnisse angepasst. In freier Wildbahn,
wenn bei Dürreperioden die Flüsse austrocknen
und es in den Wasserlöchern immer enger wird,
geht es dem auch nicht schlecht.“
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KULTUR
Nichts ist so beständig wie der Wan-
del. Das gilt auch für Einkäufe im Internet.
So gibt es seit dem 13.6.2014 einige wichti-
ge Änderung für Käufe im Internet.
Bekanntlich haben Verbraucher bei
Onlinekäufen ein 14-tägiges Widerrufs-
recht. Um die Frist zu wahren, genügte
bisher z.B. eine E-Mail an den Verkäufer,
in der der Widerruf erklärt wurde, wobei
die Ware auch erst einige Zeit nach Frist-
ablauf zurückgeschickt werden durfte.
Selbst durch kommentarloses Zurück-
schicken der Ware konnte man als Ver-
braucher denkbar einfach den Widerruf
erklären und seinen Pflichten nachkom-
men. Jetzt muss der Käufer sich eindeutig
auf sein Widerrufsrecht berufen. Schickt
er die Ware künftig bloß kommentarlos
zurück, so ist dies kein wirksamer Wider-
ruf mehr. Erklärt der Verbraucher seinen
Widerruf, dann muss er die Ware nun un-
verzüglich zurückschicken.
Der Widerruf muss aber auch weiter-
hin nicht begründet werden. Dies steht
ausdrücklich im Gesetz. Zwar müssen die
Unternehmer zukünftig über ein Wider-
rufsformular informieren – ansonsten
verlängert sich die Frist für die Ausübung
des Widerrufs. Als Verbraucher muss man
dieses Formular aber nicht nutzen, um sei-
nen Widerruf eindeutig zu erklären.
Der Widerruf kann nun zwar auch
telefonisch erklärt werden, möglicher-
weise hat der Verbraucher dann aber Pro-
bleme, die Erklärung seines Widerrufs zu
beweisen. Bisher war es Verkäufern bei
Warenwerten über 40 Euro nicht erlaubt,
die Rücksendekosten dem Verbraucher
aufzuerlegen. Dies ist nun möglich. Es
muss also vermehrt mit Rücksendekos-
ten gerechnet werden.
Positiv für Verbraucher ist jedoch
zum einen, dass die 14-tägige Widerrufs-
frist nun einheitlich europaweit gilt, so-
wie zum anderen, dass nun eine kostenlo-
se Bezahlmöglichkeit angeboten werden
muss. Diese für Verbraucher wichtigen
Änderungen – und noch einige weitere –
gelten insbesondere für Kaufverträge ab
dem 13.6.2014.
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Natur mit doppeltem Boden. Unterirdisch,
parallel zu den Bächen im Gewässersystem
der Seseke, sind große Betonröhren verlegt.
Durch sie wird das nach wie vor vorhande-
ne Schmutzwasser zur Reinigung in teils
neu gebaute Kläranlagen geleitet. Erst mit
dem Ende des aktiven Bergbaus und damit
einhergehenden, erwartbaren Ausbleiben
weiterer Bergsenkungen konnte dieses infra-
strukturelle Großprojekt realisiert werden.
Entwickelt wurde das Sesekeprogramm
bereits 1984, dreißig Jahre später steht es vor
seinem Abschluss. Doch unabhängig davon,
wie ursprünglich die Natur links und rechts
der Wasserläufe inzwischen wirken mag, es
wird weitere Jahrzehnte dauern, bis sich die
einst für die Gegend typischen Auenwälder
wieder herausgebildet haben.
Über Wasser gehenBei Kamen fließt der Körnebach in die Seseke. Klares Wasser, En-ten, Fische und Libellen. Hinter angeschwemmten Hölzern hat sich eine natürliche Insel gebil-det. Sie ist von Pflanzen überwu-chert. Nichts erinnert mehr an die schnurgeraden Rinnen, an die Betonsohlschalen, durch welche hier vor wenigen Jahren noch stinkende Abwässer Richtung Lippe schäumten. Die renatu-rierte Uferregion lädt mittlerweile als intaktes Naherholungsgebiet zum Flanieren, Spazieren und Radfahren ein. Von Wolfgang Kienast | Foto: Daniel Sadrowski
Geduld also ist weiterhin gefragt, beobach-
ten lässt sich der Prozess aus unmittelbarer
Nähe. Rad- und Wanderwege führen jetzt
durch vormals gesperrte Uferbereiche, die zu
betreten gefährlich und verboten war. Viele
Informationstafeln erklären das Projekt, und
es sind an exponierten Stellen installierte
Kunstwerke, welche dazu anregen, sich mit
der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
RECHT: Neue Regeln für Käufe im Internet von Rechtsanwalt René Boyke
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der Region und ihren Besonderheiten ausein-
anderzusetzen. „Über Wasser gehen“ lautete
das Leitmotiv, als zwölf Arbeiten im Rahmen
der Kulturhauptstadt 2010 platziert wurden;
vier weitere Objekte kamen im vergangenen
Jahr unter dem ergänzenden Motto „Land
gewinnen“ hinzu. Aufgrund ihrer Ortsbezo-
genheit liefern alle Werke für sich genommen
spannende, hilfreiche und teils visionäre
Kommentare zur unmittelbaren Situation,
darüber hinaus ergänzen sie sich zu einer
überzeugenden Ausstellung.
Das gesamte Vorhaben erinnert an den spekta-
kulären Umbau der Emscher. Es war beabsich-
tigt, diesbezüglich an der Seseke Erfahrungen
zu sammeln. Lippeverband und Emscherge-
nossenschaft arbeiten als die ausführenden
Organisationen Hand in Hand. Ziel war und ist
in beiden Fällen eine zeitgemäße Landschafts-
gestaltung unter Berücksichtigung technischer,
ökologischer und künstlerischer Aspekte. Sollte
die Seseke im direkten Vergleich nur als „die
kleine Schwester“ wahrgenommen werden: Die
Leistung der Ingenieure ist unbestritten, die
Qualität der Kunstwerke hoch.
Die Arbeit „Landschaft im Fluss“ von Thomas
Stricker thematisiert das prähistorische Ruhrge-
biet. Auf eine eigens angelegte Insel im Bett der
Seseke pflanzte er Sumpfzypressen – Fragmente
dieser urtümlichen Baumart findet man in Koh-
leflözen. Danuta Karsten hat mit ihren „Stufen
zur Körne“ am Körnebach bei Dortmund-Kurl
einen sozialen Raum geschaffen, der den
Betrachter auf nachhaltige Weise an das Gewäs-
ser heranführt. Ihre Installation funktioniert
als Ort für Meditation ebenso wie als Platz der
Kommunikation. Claudia Schmacke reflektiert
mit „Scheinen – Erscheinen – Verschwinden“,
einer am Massener Bach bei Unna-Afferde in
Intervallen sprudelnden Fontäne Zusammen-
hänge zwischen technischen und natürlichen
Wasserläufen. Das Künstlerduo Winter/Hörbelt
kommentiert in Nähe der anfangs erwähnten
Körnebachmündung mit der „Pixelröhre“ die
Betonrohre im Boden und ihre Bedeutung für
die Zukunft des Sesekegebietes.
Wie die übrigen Kunstwerke sind die genannten
Arbeiten prinzipiell mit dem PKW erreichbar.
Allein wegen der mannigfaltigen landschaft-
lichen Eindrücke aber wäre zur Besichtigung
eine Fahrradtour ratsam, empfehlenswert ist
darüber hinaus ein Picknick am Flussufer.
WILDE KRÄUTER
FÄRBER-WAU
Brennnessel, Weißdorn, Holunder.
Das waren die Wildkräuter der letz-
ten drei Kolumnen. Populäre, weit
verbreitete Pflanzen, den meisten
von Ihnen wohl bekannt. Oder aber,
Sie haben davon gehört, schauen in
ein Lexikon und: „Hey, klar, habe ich
doch schon oft gesehen...” Man kann
aus jeder von ihnen wirklich leckeres
Essen machen, deswegen werden sie
hier bestimmt wieder auftauchen.
Aber, wenn man tatsächlich beginnt,
häufiger mit Wildkräutern zu kochen,
fällt einem beim Suchen da draußen
auch ganz anderes Grünzeug auf.
Erdbeerspinat zum Beispiel sieht
aus, als hätten ihn Außerirdische bei
einem Besuch auf dem Planeten Erde
ausgesetzt. Die Eigenschaften von
Frauenmantel haben auf Alchemisten
einen derart nachdrücklichen Eindruck
gemacht, dass sie mit seiner Hilfe
versuchten, wertlose Metalle in Gold
zu verwandeln; der botanische Name
Alchemilla vulgaris legt heute noch
Zeugnis davon ab. Dass Alchemisten
bisweilen auf dem Scheiterhaufen lan-
deten, ist eine Sache, eine andere, dass
ausgerechnet Johannes, der Lieblings-
jünger Jesu, zu ihrem Schutzpatron
erklärt wurde.
Leider gibt es keinen Schutzpatron der
allgemein Neugierigen. Vorsicht ist die
Mutter der Porzellankiste. Der Wau ist
eine Pflanze, der ich mich vorsichtig ge-
nähert habe. Schon bevor ich ihren Na-
men kannte. Genau genommen gibt es
zwei Arten in unseren Breiten, den Gel-
ben und den Färber-Wau. Aufgefallen
sind mir beide. Immer wieder. Und des-
wegen wollte ich irgendwann wissen,
was das ist und ob und für was man es
verwenden kann. Die Pflanzen zu be-
stimmen ist recht einfach, sie sind un-
verwechselbar. Beim Färber-Wau, wenn
man ihn identifiziert hat, verrät allein
der Name eine (ehemalige) Bedeutung.
Mit einem Extrakt aus dessen getrock-
neten Blättern und Stängeln kann Seide
lichtecht gefärbt werden. Nicht so leicht
war es, etwas über eine potenzielle
Verwendung in der Küche herauszu-
finden; in den gängigen Wildkräuter-
kochbüchern findet Färber-Wau nicht
statt. Aber wenn man am Ball bleibt,
wird Neugier manchmal belohnt. In
diesem Fall war es so. Sollten Sie, wie
ich, ein Faible für die englische, leicht
bittere Marmelade haben, versuchen
Sie Ihr Glück mal mit diesem Rezept.
REZEPT
100 g nicht zu alte Blütenstände vom
Färber-Wau fein hacken und für einen
Tag in 125 ml Wasser ziehen lassen,
dann durch ein Sieb streichen. In
die klebrige Flüssigkeit den Saft von
drei Limetten gießen und mit tro-
ckenem Weißwein auf 1,5 l anfüllen.
Abgeriebene Schale von drei Zitronen
zufügen und alles mit 2 kg Gelierzu-
cker (1:1) unter Rühren aufkochen.
Vier Minuten sprudelnd kochen
lassen und in sterile Gläser füllen.
Färber-Wau ist eine hohe, schmalblätt-
rige, meist leicht verzweigte Pflanze,
die bis zu 150 cm groß werden kann.
Blütezeit von Juni bis September. Die
hellgelben Kelche stehen auf kurzen
Stielen in langen, reichblütigen Trau-
ben. Während sich an deren unterem
Ende bereits Samen bilden, entwickeln
sich oben weitere Knospen. Färber-Wau
liebt Ödland. Weitere Informationen
in besseren Bestimmungsbüchern.
Und immer schön vorsichtig bleiben!
von Wolfgang Kienast
www.ueberwassergehen.de
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REPORTAGE
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Ghana ist Weltmeister Die WM 2014 ist entschieden. 31 Nationen traten gegenein-ander an – Nigeria musste kurzfristig seine Teilnahme absa-gen. 90 Minuten Bangen, 90 Minuten, die Schiedsrichter und Teams ins Schwitzen brachten. „Waakye“ brachte letztendlich den klaren Sieg für Ghana.
von Antje Mosebach
Fotos: Sabrina Richmann
und Jochen Linz
ren die Besucher der Weltmeisterschaft, die
sich für fünf Euro vier verschiedene Landes-
gerichte aussuchen durften, um dann auf
einer Karte ihre Wahlkreuzchen zu machen.
Für das „Zünglein an der Waage“ holte sich
das Organisationsteam um Martina Plum
noch professionelle Köche und Promis aus
der Stadt, darunter OB Ullrich Sierau.
Bis auf vier Ausnahmen traten tatsächlich
originale Vertreter der Teilnehmernatio-
nen zum Wettbewerb an – Hobbyköche,
keine Restaurantfachleute, mit dem
Trainingslager hinter der Wohnungstür.
Klar, die Auslandsgesellschaft hatte bei der
Rekrutierung einen gewissen Heimvorteil:
Zahlreiche Köche und Köchinnen kamen
aus dem Sprachlehrerfundus oder über ein
internes Netzwerk. Andere aus Verbindun-
gen zu den Botschaften.
So kam z.B. die Honduranerin Cynthia extra
aus Aachen, und die Kroatin Ivana brachte
ihre „Cupavci“ aus Münster mit. Japan, Frank-
Alle, die jetzt verwirrt auf ihren Fußballka-
lender starren, seien beruhigt: Sie haben
das Fußball-WM-Finale nicht verpasst.
Aber: eine umwerfend bunte, lebendige
und friedvolle Koch-Weltmeisterschaft
aller in Brasilien startenden Nationen. Eine
kulinarische Weltreise, die die Auslandsge-
sellschaft Deutschland an ihrem Standort
Dortmund organisiert hatte.
Statt 12 Stadien brauchte es für die Koch-
WM nur einen Austragungsort. Und der
musste nicht neu gebaut werden: Foyer und
Außengelände der Auslandsgesellschaft
wurden ein bisschen umgestaltet und
WM-gerecht dekoriert. Stand und Zutaten
wurden gestellt, Rezepte und Präsentation
blieben den Teilnehmern überlassen. Die
konnten die Speisen zu Hause vorbereiten,
bestenfalls vor Ort noch etwas grillen. Jede
Nation sollte kleine Portionen vorrätig
haben, damit die Schiedsrichter auch aus-
reichend Platz im Magen hatten, um sich
weltweit durchzutesten. Die Jury, das wa-
reich, Belgien und Portugal hingegen muss-
ten fremdbesetzt werden. Aber ein bisschen
Schummeln war erlaubt, und man hat die
schwäbelnde „Ecuadorianerin“ schmunzelnd
akzeptiert, die selbst testessen ging, nach
Mexiko, nebenan, „für den Weltfrieden“. Und
der blieb auch nach dem „Anpfiff“.
Was dann folgte, war die viel besungene
Qual der Wahl. Denn die Düfte der ins
Rennen geschickten Gerichte wetteiferten
schon vorweg um die vielen Juroren. Hinzu
die Inszenierung der Speisen – und der
Repräsentanten. Ganz klar schon vorne da-
bei: Ghana. Mit tänzelndem Hüftschwung
und in Landestracht zogen die westafri-
kanischen Köchinnen mit ihrer kraftvollen
Lebensfreude viele in ihren Bann. Gekrönt
von dem leicht scharfen, geschmacklich
mit allen Sinnen spielenden Bohnen-Rind-
fleischgericht – „Waakye“.
Und genau darin lag ein Geheimnis der
Gewinnernationen: Durch die Wahl der Ge-
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würze und Gewürzmischungen vermittel-
ten die afrikanischen, südamerikanischen
oder auch arabischen Köche mehr als nur
angenehme Sättigung, sie ließen Lebensge-
fühle spüren. So auch die Chilenin Ruth Me-
jias. Sie hatte unter dem Pinochet-Regime
Schlimmes erlebt. Mit ihren Kindern wurde
sie vor 35 Jahren von einer Menschenrechts-
organisation außer Landes gebracht – ihr
Herz hängt immer noch dort: „In Gedanken
bin ich jeden Tag in Chile“. Dieses Gefühl
scheint sie auch in die Zubereitung ihrer
Speisen zu legen, denn mit ihren „panades“
und „bebre“, einer speziellen Sauce dazu,
erlangte sie den dritten Platz.
Ein ganzes Buffet betörend duftender
Speisen präsentierte das iranische Team.
Und wurde auf den zweiten Platz gewählt.
Während man sich am Stand von Perla und
Johanna Lostao durch alle Regionen Argenti-
niens naschen konnte, feierten die Kolum-
bianer Schwager Giovanni: Der darf endlich
bei seiner jungen Familie in Deutschland
leben – er hat eine Arbeitsgenehmigung
bekommen.
Für die Schweiz, mit ihrem originellen
Graubündener Kreationen jenseits aller
Käsefondues, oder die vielen Desserts zwi-
schen Australien, USA und Bosnien, die Ita-
liener mit ihrem besonderen Olivenöl, dass
sie von den Oliven ihrer Bäume zu Hause
haben, Süd-Korea oder Holland – für all die
anderen Nationen hätte man noch viel Zeit
gebraucht. 90 Minuten sind da ein bisschen
knapp. Diese Erfolgs-WM hätte locker eine
Verlängerung vertragen.
REPORTAGE SOZIALES
Sie sehen martialisch aus und sollen es
sein. Drei Reihen spitzer Stahlstacheln vor
einem Wohnhaus in London machen klar:
Wer hier einen Schlafplatz sucht, trifft
auf hochgerüstete Gegenwehr. Die Nähe
zu ebenfalls rustikalen Methoden der
Tauben-„Vergrämung“ in Innenstädten
ist offensichtlich. Zurecht empfanden
Menschen weltweit die Machtdemonst-
ration als menschenverachtend, 130.000
unterschrieben eine Online-Petition mit
vorhersehbarem Erfolg: Die Dornen sind
Geschichte. Und alles ist gut?
Gut ist, dass die Anti-Obdachlosen-Sta-
cheln einen Prozess des Sichtbarmachens
anstießen. In den sozialen Netzwerken
zeigten Bilder aus aller Welt ähnliche
Konstruktionen. Gut ist auch, dass einige
Redaktionen bei der wohlfeilen Kurzzeit-
Empörung nicht mitspielen wollten und
stattdessen Betroffene auf die Allge-
genwart der Vertreibungsarchitektur
hinweisen ließen.
Und in der Tat geht es nicht um Dornen. Die
stammen aus Zeiten, in denen noch ganz
sprichwörtlich auf der eigenen Burgzinne –
„My Home is my Castle“ – die Scholle gegen
anrückendes Gesindel verteidigt wurde.
Ihnen folgte der Staat, der durch Diszi-
plinierung Ordnung schuf, Schulen und
Gefängnisse baute – im wahrsten Sinne
„Einschließung“ betrieb. Seit dem 19. Jahr-
Als der Londoner Aktivist Andrew Horton im Juni ein Foto von Metalldornen vor einem Privathaus auf Twitter postete, ging eine Welle der Empörung durch die sozialen Netzwerke, weltweite Berichterstattung folgte. Die Aufregung um die „Anti-Homeless Spikes“ verdeckt, dass disziplinie-rende Architektur allgegen-wärtig ist und längst ganz anders daher kommt.
von Bastian Pütter
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Du möchtest, aber tue es an den dafür
vorgesehenen Orten.“
Kontrolle heißt heute: Die Verteilung von
Menschen im Raum. Die Innenstädte sind
zunehmend entmischte Konsumzonen,
in denen weit in den öffentlichen Raum
ragende Außengastronomie Erholung
für die Zahlungsfähigen verspricht,
während die Parkbank durch bewusst
unbequeme Kurzzeit-Sitzgelegenheiten
ersetzt wird. Die Aufgabe der Kameras ist
nicht in erster Linie zu erfassen, sondern
zu sprechen. Sie sagen: „Hier nicht“.
Dass sich Armut breit macht, verhindern
abgeschrägte Ebenen, wie zufällig plat-
hundert wurden „Landstreicher“, Bettler,
„Arbeitsscheue“ staatlich reglementiert,
kriminalisiert, psychiatrisiert – und nach
Möglichkeit „resozialisiert“. Kontrolle zielte
sanktionierend auf die Seele des Individu-
ums, das Ziel war „Heilung“, die (Wieder-)
Eingliederung in die Gesellschaft. Im öf-
fentlichen Raum begegnete die Macht den
Unerwünschten als Polizei und als Verbots-
schild – „Betreten des Rasens verboten“.
In vieler Hinsicht sind diese Zeiten vorbei.
In der Kontrollgesellschaft schaffen
Architektur, private Wachdienste und
Videoüberwachung Zonen der „Aus-
schließung“. Der Modus heißt: „Tu, was
zierte Betonklötze, malerische Findlinge
oder dezente Gitter oder Geländer. Nett
sieht das aus und meint: „Bleiben Sie in
Bewegung.“ Die Unwirtlichkeit des öf-
fentlichen Raums ersetzt den staatlichen
Eingriff, der Platzverweis übersetzt sie
für die Begriffsstutzigen.
Das ist alles irgendwie tolerant und
gewaltfrei – und insgeheim gefällt es uns,
dass ja hinter der Bahnlinie ein Platz für die
Ausgestoßenen ist und hier im Licht ein si-
cherer Platz für die Einkaufenden, für uns.
Aber es taugt nicht für Empörung. Dafür
braucht es dann die Dornen.
„Bleiben Sie in Bewegung.“Anti-Obdachlosen-Stacheln und freundliche Vertreibung
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Arbeitslose sind gestresster als Berufstätige mit anspruchsvol-
len Aufgaben. Zu diesem Ergebnis kommt die repräsentative
Studie der DAK-Gesundheit zur chronischen Stressbelastung
bei 25- bis 40-Jährigen. Befragt wurden dazu 3.000 Männer
und Frauen in ganz Deutschland.
„Nicht der vielbeschäftigte Manager ist es, der am stärksten von
Stress belastet ist, sondern die Studentin, die Alleinerziehende
und der Arbeitslose“, sagte Thomas Bodmer, Vorstandsmitglied
der DAK. So leiden Berufstätige, die weniger gut ausgebildet
sind, einfache Tätigkeiten ausüben und keine große Verantwor-
tung tragen, mehr unter Stress als Hochqualifizierte.
Kurz: Je höher der berufliche Status, desto geringer der Stress.
Besonders stressbelastet sind laut Studie alleinerziehende
Frauen, gefolgt von Studentinnen und arbeitslosen verheira-
teten Männer. Als Hauptursache für die große Belastung nen-
nen die Befragten Überforderung, mangelnde Anerkennung
und eine Vielzahl an Sorgen – insgesamt das Gefühl, dass alles
zu viel werde.
Stressfaktor Arbeitslosigkeit
DER KOMMENTAR
NEWS
Etwa jeder fünfte Deutsche (18,1 Prozent) ist im Jahr 2014 ex-
plizit ausländerfeindlich eingestellt – verglichen mit 2012 ein
Rückgang um 7 Prozent. In der im Juni vorgestellten „Mitte-
Studie“ der Universität Leipzig ist dies eine der wenigen po-
sitiven Befunde.
Alarmierend sind die wachsenden Ressentiments gegenüber
Muslimen, Flüchtlingen und Roma. 43 Prozent der Deutschen
fühlen sich angesichts von Zuwanderung „manchmal wie ein
Fremder im eigenen Land“. 2011 waren es noch rund 30 Prozent.
Ähnlich stark ist die Abneigung gegen Roma gestiegen. 2012
hatten noch 40 Prozent Probleme damit, wenn sich Roma in
ihrer Wohngegend aufhalten, inzwischen sind es 55,4 Prozent.
Für eine Vertreibung von Roma aus Innenstädten sind inzwi-
schen 47 Prozent der Deutschen (2012: 27,7 Prozent).
Die Ablehnung gegenüber Flüchtlingen hat sich seit 2012 bei-
nahe verdreifacht. Der Aussage, der Staat solle bei der Prüfung
von Asylanträgen nicht großzügig sein, stimmten vor zwei
Jahren 25,8 Prozent zu, aktuell sind es 76 Prozent.
Gegen Muslime, Flüchtlinge, Roma
Die Zahl der registrierten Straftaten in westfälischen Großstäd-
ten hat sich im Jahr 2013 gegenüber dem Vorjahr kaum verändert.
Das geht aus der Kriminalstatistik 2013 des Bundes hervor.
Demnach vermelden Dortmund und Gelsenkirchen einen
leichten Rückgang an polizeilich registrierten Kriminalfällen,
während in Bochum und Münster die Zahl leicht anstieg.
Mit rund 14.000 Straftaten pro 100.000 Einwohner ist Dort-
mund statistisch die unsicherste Großstadt der Region. Das
Innenministerium weist allerdings darauf hin, dass ein Ver-
gleich verschiedener Städte schwierig sei, da die Statistik etwa
das unterschiedliche Anzeigenverhalten der Bevölkerung nicht
berücksichtigt. Zudem sei etwa in Städten mit internationa-
lem Flughafen ein erhöhter Anteil von aufenthaltsrechtlichen
Straftaten zu verzeichnen.
Trotz der stagnierenden Gesamtzahl von Kriminalfällen ist die
Zahl der Wohnungseinbrüche in den meisten westfälischen
Städten gestiegen. Die geringste Aufklärungsquote verzeich-
net Bochum mit 8,5 Prozent.
Kriminalstatistik kaum verändert
Am Wahlabend, dem 25. Mai, atta-
ckieren 30 Neonazis der Partei „Die
Rechte“ in T-Shirts der verbotenen
Nazikameradschaft NWDO Gäste
der Wahlparty am Dortmunder
Rathaus, darunter viele Rats- und
Landtagsmitglieder, es gibt mehrere
Verletzte. Die Polizei ist nicht vor Ort.
So schockiert Opfer und Augenzeu-
gen an der Rathaustreppe waren –
ab hier hätte es eine gute Geschich-
te werden können. Zugegeben, der
Staatsschutz hatte versagt, aber das
ist in Dortmund keine Nachricht. Die
Polizei traf schnell ein und schützte
mit zuerst nur acht BeamtInnen die
Angegriffenen, bald war die Situa-
tion unter Kontrolle. Ein friedliches,
spontanes Bündnis von Politikern
von SPD bis Piraten und Dortmun-
der Bürgern hatte sich einem rech-
ten Mob in den Weg gestellt, war
angegriffen worden, und nun war
die Polizei da.
Uns war klar: Landfriedensbruch, ge-
meinschaftliche Körperverletzung,
Volksverhetzung – alles dokumen-
tiert von einem Dutzend Journalis-
ten und von Amtsträgern bezeugt:
Den entscheidenden Schlag hatten
die Nazis gegen sich selbst geführt.
Erste Zweifel kamen auf, als die Po-
lizei im jovialen Gespräch mit Sieg-
fried Borchardt (SS-Siggi) dessen An-
zeigen gegen einzelne Angegriffene
aufnahm. Die Nazis gingen später
unbehelligt nach Hause.
Abstrus wurde es, als tags drauf in
der Polizeipresse von „wechselsei-
tigen Körperverletzungen“ durch
Neonazis und „Linksextremisten“
die Rede war. Aber schließlich wa-
„Sächsische Zustände“ von Bastian Pütter
Foto: Oliver Schaper
23
„Sächsische Zustände“ von Bastian Pütter
DAS FOTO
12.000 Mitglieder der Bewegung wohnungsloser Arbeiter (MTST) demonstrieren im Juni vor
der neugebauten Arena de São Paulo in Brasilien gegen die sozialen Ungerechtigkeiten als
Folge der teuersten Fußball-WM aller Zeiten.
ren die Ordnungshüter ja nicht da-
bei gewesen und brauchten wohl
noch etwas Zeit für die Sichtung
des Materials.
Landes-Innenminister Jäger (SPD)
kündigte eine Prüfung der Vorgän-
ge an, und als schließlich sein Bericht
vorlag, hatte Dortmund seinen x-ten
Neonazi-Polizei-Skandal. Das aus
dem Dortmunder Polizeipräsidium
stammende Papier ist nicht nur voller
Ungereimtheiten und nachweisba-
rer Unwahrheiten, es verunglimpft
Politiker und denunziert Zivilcou-
rage und friedlichen Widerstand.
Ermittelt wird inzwischen gegen 5
der 30 Angreifer wegen Beleidigung
und Körperverletzung und gegen 40
friedliche Verteidiger des Rathauses
wegen Nötigung (deren Adressen
über Akteneinsicht jetzt den Neona-
zis vorliegen – Danke dafür).
Dortmunds „sächsische Zustände“
sind über Deutschland hinaus in den
Medien, nicht wegen Menschen, die
sich vor ein Rathaus stellen und nicht
wegen eines wieder vermasselten Po-
lizeieinsatzes. Sondern weil – schon
wieder – die Dortmunder Polizei Op-
fer zu Tätern macht, um ihr eigenes
Versagen zu kaschieren. Der Polizei-
präsident heißt Gregor Lange.
Foto: REUTERS/Nacho Doce
DIE ZAHL
„stille SMS“ schickte die Dortmunder Polizei allein im ersten Quartal 2014. Kein Polizeipräsi-dium in NRW führte so viele verdeckte Handy-Peilungen durch. An zweiter Stelle steht Köln mit 11.135.
20.512
24
endstation.kino & bodo präsentieren:endstation.open air kino
Meist tauchen Meldungen zu Menschen, die vor Krieg oder Verfolgung aus ihrem Hei-
matland fliehen, nur als punktuelle Nachrichten, gekoppelt an ein konkretes Ereignis
in den Medien auf. Mit dem Ziel, einen globalen und historischen Überblick über die
Flüchtlingsbewegungen der letzten vierzig Jahre zu geben, ist Anfang des Jahres die
Webseite therefugeeproject.org gestartet.
Das „Refugee Project“, eine Zusammenarbeit zwischen Hyperakt, einer New Yorker De-
sign-Agentur und dem Medien- und Designkünstler Ekene Iieoma, visualisiert weltweite
Bewegungen von Flüchtenden auf einer großen Weltkarte. Sortiert nach Jahren, begin-
nend 1975, lassen sich zu jedem Land die eintreffenden oder ausgehenden Flüchtlings-
ströme in Form von dünnen Linien, die Herkunftsland und Zielland verbinden, anzeigen.
Zusätzlich präsentiert die Webseite konkrete Zahlen zu jedem Land. Bei größeren Flucht-
bewegungen, die an bestimmte politische oder gesellschaftliche Ereignisse geknüpft
sind, werden kurze Artikel, die den historischen und sozialen Hintergrund erläutern, in
die Seite eingebunden. Die Datengrundlage der Webseite basiert auf Informationen des
UNO- Flüchtlingskommissariats (UNHCR) und der Vereinten Nationen.
Die Idee zu der Webseite entstand auf einer Konferenz zur Datenvisualisierung in Genf,
als das Team von Hyperakt erkannte, auf welche immensen Datenmengen die UN zurück-
greifen kann. „Mit dem Ziel, aktuelle Flüchtlingskrisen, wie zum Beispiel die in Syrien,
besser einordnen zu können, hatten wir die Idee, dass es sehr nützlich sein könnte, alle
Flüchtlingsbewegungen weltweit zu visualisieren und zu vergleichen und das am besten
für einen längeren Zeitraum und nicht nur für ein Jahr“, so Deroy Peraza von Hyperakt.
Bisher wurde die Webseite seit ihrem Start Anfang des Jahres über eine Million Mal
aufgerufen. „Wir planen auch weiterhin, an der Webseite zu
arbeiten, aber dabei müssen wir natürlich auch immer die Finan-
zierung im Blick behalten. Wir würden das Projekt zum Beispiel
gerne um Erfahrungsberichte von einzelnen Flüchtenden erwei-
tern, um die Webseite dadurch um persönliche Perspektiven zu
ergänzen. Bisher haben wir nur die Spitze eines Eisbergs erfasst,
an dem es noch sehr viel mehr zu erforschen gibt.“ (sese)
www.therefugeeproject.org
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein
Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
Deroy Peraza
Am 19.7. sind alle herzlich mit ihren
Picknickdecken auf dem Kunstrasen des
BV Langendreer 07 in der Hohen Eiche
42 (Bochum) willkommen. Ab 20 Uhr ist
Einlass und gegen 21.30 Uhr beginnt dann
die Gangster-Komödie „7 Psychos“. Am 26.7.
gastiert das Endstation Kino im Kunstmu-
seum Bochum am Stadtpark und zeigt dort
Jim Jarmuschs Kultfilm „Night on Earth“.
Den ganzen August über heißt es dann an
jedem Samstag ab 21 Uhr im Hinterhof des
Kinos am Wallbaumweg 108 Willkommen
zum „endstation.open air“. Der Eröff-
nungsfilm am 2.8. wird „Die Tiefseetau-
cher“ von Wes Anderson sein, am 9.8. ist
Noah Baumbachs Indie-Hit „Frances Ha“
zu sehen. Am Freitag, dem 15.8. gibt es
im Hinterhof ausnahmsweise auch eine
Vorstellung: „Inside Llewyn Davis“, der
aktuelle Film der Coen-Brüder. Ein ganz
besonderer Klassiker ist am 16.8. zu sehen:
„Harold and Maude“. Am 22.8. ist das
Endstation Kino dann stilecht und passend
mit „Wallace and Gromit auf der Jagd nach
dem Riesenkaninchen“ beim Figurenthe-
aterkolleg in der Hohen Eiche 27 (Bochum)
zu Gast. Am 23.8. zeigt dann wieder im
Hinterhof des Kinos blicke.filmfestival des
ruhrgebiets ein Kurzfilmprogramm. Am
letzten Termin, Samstag, den 30.8. zeigt
das Endstation Kino noch „The Place Bey-
ond the Pines“ mit Ryan Gosling.
Der Eintritt für alle Open-Air-Veranstal-
tungen beträgt 6,50 Euro. Um Reservie-
rung wird gebeten.
Termine unter www.endstation-kino.de/
endstation.open-air.html
Endstation Kino im Bahnhof Langendreer
Wallbaumweg 108, 44894 Bochum
Telefon 0234 – 68 71 620
www.endstation-kino.de
KINOTIPPNETZWELT
24
25
VERANSTALTUNGEN | VERLOSUNGEN01.07. – 05.10. | Die Terrakotta Armee | Hermannshöhe 42, BO | 5 x 2 Karten
19.07. | Mad Caddies (Support: Awesome Scampis) | FZW, DO | 2 x 2 Karten
19.07. – 30.08. | endstation.open air kino | endstation.kino, BO | 1 x 2 K. (freie Wahl)
26.07. | Juicy Beats 19 | Westfalenpark, DO | 2 x 2 Karten
26.07. | Oldie(s) Night | Bahnhof Langendreer, BO | 3 x 2 Karten
28.07. | PSD Bank Kino: 12 Years a Slave | Seebühne Westfalenpark, DO | 3 x 2 Karten
Juicy Beats 19Die fruchtigste Versuchung seit es Open-Air-Festivals gibt
mit Boys Noize, Alligatoah, Milky Chance, Alle Farben, Calexico, FM Belfast, Weekend, Die Orsons, Frittenbude, Erobique, Claptone, Hundreds, Kid Simius, Ebo Taylor, Wallis Bird, Tube & Berger, Doc Scott, Manuel Tur u.v.m.
Samstag, den 26. Juli ab 12 Uhr im Westfalenpark Dortmund
bodo verlost 2 x 2 Karten
Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen
zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff
„bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an:
[email protected]. Oder schicken Sie uns eine frankierte
Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer
an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund
Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entschei-
det das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig
telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg
ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist
jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für
terminunabhängige Verlosungen ist der 25.07.2014
Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!
VERANSTALTUNGEN JULI 2014
26
Wo echte Liebe zählt,ist unser Strom.
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DI 01 | 07 – SO 05 | 10 | 14
BODO-VERLOSUNG | Die Terrakotta Armee
Bereits über eine Million Ausstellungsbe-
sucher haben das Vermächtnis von Qin Shi
Huang Di, dem ersten Kaiser
von China, bestaunt, eines der
größten Wunder der Mensch-
heitsgeschichte, welches über
2.200 Jahre verborgen lag. Un-
gefähr 150 lebensgroße Terra-
kottafiguren wurden ebenso
wie ca. 1.000 Soldaten in Schlachtformation
(als Modell im Maßstab 1:10) eigens für die
Ausstellung originalgetreu angefertigt. Ne-
ben den meisterhaften Repliken der Soldaten
und Krieger erwarten die Besucher zahlrei-
che weitere beeindruckende Artefakte. Die
gesamte Ausstellung ist in ein fesselndes
junge iranische Künstler Oham Bilder seiner
speziellen Graffiti Art.
Galerie Dieter Fischer im Depot, Dortmund,
16 – 20 Uhr (auch 10. & 17.07.,
Finissage: 20.07. 15 – 18 Uhr)
Musik | Ensemble Pninin – „Ich Lieder“
„Ich habe immer nur geträumt. Dies und
nur dies ist der Sinn meines Lebens“, schrieb
Fernando Pessoa in seinem „Buch der Unru-
he“. Unter diesem Motto steht das Konzert-
programm des Dortmunder Komponisten
und Autors Andreas Seemer-Koeper und der
Betreiberin des Duisburger KunstQuartiers
Christina Böckler. Multimedial nähert man
sich der Frage: Träumen wir, oder werden wir
geträumt? Basis ist eine kammermusikalisch
geprägte Partitur, die in elf Traumphasen äh-
nelnden Sätzen der schöpferischen Kraft des
Tagträumens nachgeht.
Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr
Festival | Youth Brigade
Das „Youth-Brigade-Live-Music-Festival“ ist
das größte Newcomer-Festival NRWs im Live-
und Bandsektor in diesem Jahr unter Beteili-
gung von 20 Bands aus Dortmund und Umge-
bung, die ihr Können auf drei Bühnen im FZW
unter Beweis stellen. Musikalisch reicht das
Repertoire von Singer/Songwriter über Rap
bis Hardcore, Pop und Metal. Vernetzen und
Erfahrungsaustausch untereinander wird hier
groß geschrieben. Der Eintritt ist frei.
FZW, Dortmund, 17 Uhr
DO 03 | 07 – SO 06 | 07 | 14
Festival | Bochum Total
Was dem Dortmunder sein Juicy Beats, ist dem
Bochumer sein Bochum Total. Vom 3. bis 6. Juli
2014 wird sich die Bochumer Innenstadt wie-
der in ein fettes Festivalgelände verwandeln.
Und auch diesmal heißt es bei der 29. Auflage
des Musikfestivals: vier Tage volles Programm,
mehr als 60 Bands und Künstler vom regiona-
len Newcomer bis zum Top-Act, vier Bühnen
und das alles bei freiem Eintritt. Bis jetzt sind
03 – 06 | 07 | 14 Bochum Total
fernöstliches Ambiente gehüllt und wird da-
bei von einer effektvollen Licht- und Tonshow
gekonnt in Szene gesetzt. Weitere Informati-
onen unter: www.terrakottaarmee.com
Hermannshöhe 42, Bochum
bodo verlost 5 x 2 Karten.
Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
DO 03 | 07 | 2014
Ausstellung | Prachtstücke & Ornamente
Drall – leiblich und unbeschreiblich weiblich
erinnern die „Prachtstücke“ an die Urkraft
der Frau und ihre Fülle von Facetten. Andrea-
Maria Bressons „Prachtstücke“ sind lebendig,
farbenfroh und voller spürbarer Botschaften.
Der Maler Mo Hadjimir präsentiert feine
persische Ornamentik unter dem Titel „Tanz
der Linie“, und als besonderer Gast zeigt der
11 | 07 | 14 The Urban Turbans
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27
12 | 07 | 14 Blue Elephant
unter anderem folgende Bands bestätigt: Fri-
da, Gold, Jupiter Jones, Mc Fitti, Susanne Blech,
Montreal, Tim Vantol, Pamela Falcon. Mehr
zum kompletten Programm ständig aktuali-
siert unter www.bochum-total.de.
Innenstadt, Bochum
SA 05 | 07 | 2014
Musik | Summersounds-DJ-Picknicks:
Hans Nieswandt, Ingo Sänger, Carsten Helmich
Auch in diesem Sommer bringen die Sum-
mersounds-DJ-Picknicks Festival-Stimmung
in die Dortmunder Parks. Vom 5. Juli bis 23.
August begeben sich die beliebten „Umsonst
& Draußen“-Events jeden Samstag in eine an-
dere Grün-Oase. Start der Reihe ist am 5.7. im
Westpark mit anspruchsvollen Deep House
Sets von Hans Nieswandt, Ingo Sänger und
Carsten Helmich. Termine: www.djpicknick.de
Westpark, Dortmund, 14 – 22 Uhr
Ausstellung | „Jetzt helfe ich mir selbst“ –
Die 100 besten Video-Tutorials aus dem Netz
Was früher dem Autofreund die Buchreihe
„Jetzt helfe ich mir selbst“ war, ist heute das Vi-
deo-Tutorial im Netz. Seien es Probleme bei der
Installation von Druckertreibern, beim Binden
von Schnürsenkeln – bis hin zum Bau von Waf-
fen: „How-To“-Videos sind zu einem extrem
wichtigen Phänomen der DIY-Kultur geworden.
Die Ausstellung, die vom 5. Juli bis 31. August
2014 zu sehen sein wird, zeigt eine Auswahl der
100 witzigsten, absurdesten, spannendsten,
unheimlichsten und amüsantesten Video-Tu-
torials. Öffnungszeiten unter: www.hmkv.de
HMKV im U, Dortmund
SO 06 | 07 | 2014
Flohmarkt | Kochbuchflohmarkt
Vor der Bibliothek des Deutschen Koch-
buchmuseums im Westfalenpark findet im
Rahmen des Antik-, Kunsthandwerk- und
Trödelmarktes „Flo(h)rian“ ein kleiner Koch-
buchflohmarkt statt. Gegen eine Spende
werden Dubletten der Bibliothek einen neu-
en Besitzer finden. Rund 1.000 Titel aus dem
Bereich der Kochbuch- und Ratgeberliteratur
der letzten 40 Jahre stehen zur Auswahl.
Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums,
Dortmund, 11 – 16 Uhr
Kinder | Familiensonntag
Unter dem Thema „Urlaub und Liebe“ wer-
den passend zum Thema kostenlose Spiel-,
Tobe- und Bastelaktionen für Kinder bis zu 12
Jahren angeboten. Die Eltern haben die Mög-
lichkeit zum Plaudern bei frischen Waffeln,
Kaffee und Kuchen. Der Eintritt ist frei.
Werkstadt, Witten, 14 – 18 Uhr
MO 07 | 07 | 2014
Vortrag | Taksim ist überall –
Die Gezi-Bewegung und die Zukunft der Türkei
Aufregend schön war Istanbul schon immer.
Für den Autor Denis Yücel und viele andere
Deutschtürken, die dort Freunde und Ver-
wandte haben, war diese Stadt stets mit
besonderen Gefühlen verbunden. Mit den
Gezi-Protesten vom Frühjahr 2013 aber hat
diese Bindung eine neue Dimension gewon-
nen: Istanbul ist nun auch politisch aufre-
gend. Denn was als Protest gegen den Abriss
11 | 07 | 14 Zweiter Freitag: Unter anderem Max
eines Stadtparks in Istanbul begann, hat sich
binnen weniger Tage zu einem landesweiten
Aufstand gegen die islamisch-konservative
AKP-Regierung und Erdogans autoritären Re-
gierungsstil ausgeweitet. Mit der Härte des
Polizeistaates und im Vertrauen darauf, die
Hälfte der Bevölkerung hinter sich zu wissen,
hat der Ministerpräsident die Proteste nie-
dergeschlagen, vorläufig jedenfalls.
Auslandsgesellschaft NRW e.V., DO, 19 Uhr
FR 11 | 07 | 14
Zweiter Freitag | Unter anderem Max
In unserer monatlichen Benefiz-Reihe „2. Frei-
tag“ erzählt der Bochumer Songwriter Max
Florian Kühlem mit Gitarre seine Geschichten,
angesiedelt zwischen Folk und Hamburger
Schule. Und kommt Max in seinen überwiegend
deutschsprachigen Texten nicht selbst zu Wort,
dann lässt er Dichter wie Eichendorff, Goethe,
Heine oder Neil Young sprechen. Zu Gast hat
er den Duisburger Lyriker Werner Muth im Ge-
päck, der laut „Rolling Stone“ die Magie vor der
eigenen Haustür findet und Lust darauf macht,
mal wieder ins Ruhrgebiet zu fahren. Der Ein-
tritt ist frei. Spenden sind willkommen.
bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, DO, 19.30 Uhr
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19 | 07 | 14 Batucada Sound Machine
Comedy | Andrea Volk
Pfirsichzarte Pyjamas, rosarote Plüschba-
demäntel, süßliche Parfüms, tellergroßer
Ohrschmuck, kiloweise Schokopralinen, ro-
senverziertes Porzellan und hinreißende
Föhnfrisuren – Teleshopping: Das Land des Lä-
chelns, in welchem die gute Laune niemals un-
tergeht. Eine Fassadenwelt, in der kein Wasser
aus dem Hahn kommt, dafür aber bizarre An-
gebote über den Bildschirm flimmern. Andrea
Volk hat selbst sechs Jahre als Handtuch-Ex-
pertin gearbeitet und entlarvt das Verkaufs-
fernsehen als geniale Inszenierung.
Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr
Musik | The Urban Turbans
Lukas, Felix, Lena, Martin und Daniel sind
die Botschafter des „ReSkaBa“ – die Band
aus Münster präsentiert einen Mix aus Reg-
gaejazz, Ska und Balkanswing. Hiermit laden
„The Urban Turbans“ auf eine musikalische
Reise. Rhythmen von Amerika bis Osteuropa
entführen den Zuhörer zu den Schmelztiegeln
der Welt: Songs von Amsterdam über Brixton
und Istanbul bis Marrakesch. Musik von Ori-
ent bis Okzident. Mal original, mal adaptiert.
Der Eintritt ist frei.
subrosa, Dortmund, 20 Uhr
SA 12 | 07 | 2014
Musik | Blue Elephant
The Knights Of Funk: Ein (bis auf den „grei-
sen“ Trompeter) Haufen blutjunger Dort-
munder, die mit Herzblut wie Spielfreude
den Funk und den Jazz zelebrieren. So enter-
ten sie vor einigen Monaten den Dortmunder
Talentschuppen, eroberten die Herzen des
Publikums und wurden vom Fleck weg zum
monatlichen Jazz-Abend der Hafenschänke
„subrosa“ geladen. Hier belegen sie auf ihre
ganz eigene Weise, dass dieser Sound alles
andere als „Alte-Leute-Musik“ ist – in neuer,
erweiterter Formation.
subrosa, Dortmund, 19.30 Uhr
Theater | Trainspotting
Oft ist Trainspotting als Drogenroman, als
Drogenfilm, als Drogenstück verschrien.
Der Film besetzt tatsächlich eine Hauptrolle
mit Heroin. Der Roman und die von Michael
Schlothane bearbeitete Stückfassung tun
dies nicht: Die Droge, das scag, ist in dieser
Inszenierung ein Problem unter vielen: Sexu-
alität, Familie, Gewalt, Leben, Tod und Fuß-
ball. Der Stoff scheint ewig aktuell, aber auch
ewig schockierend. Ein schonungsloses Werk
19 | 07 | 14 Summersounds-DJ-Picknicks
S E E B Ü H N E W E S T F A L E N P A R K
D O R T M U N D
W W W. P S D - BA N K- KINO. D E | 10 . J U L I – 12 . AUGUS T
EINLA SS UND ABENDKA SSE TÄGLICH AB 20 UHR. TICKE T S AB 8 EUR INKL . EINTRIT T IN DEN WES TFALENPARK. FILMS TART BEI EINBRUCH DER DUNKELHEIT
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Plattentellern stehen. In Wahrheit explodiert
regelmäßig der Dancefloor im Keller unterm
Sissikingkong. Eine Achterbahnfahrt aus ra-
ren Originalen, abenteuerlichen Coverversi-
onen und obskurem Edeltrash.
Sissikingkong, Dortmund, 22 Uhr
BODO-VERLOSUNG | Mad Caddies,
Support: Awesome Scampis
Am 19.7. spielen die amerikanischen SKA-
Punk-Legenden Mad Caddies im FZW, um ihr
im Mai 2014 erschiene-
nes neues Album „Dirty
Rice“ vorzustellen. Be-
sonders live überzeugt
ihre Mischung aus Punk,
Ska, Reggae, County und sogar Dixieland Jazz
die tanzwütige Mehrheit auf Festivals und
Clubshows auf der ganzen Erde.
FZW, Dortmund, 20 Uhr
bodo verlost 2 x 2 Karten.
Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
Musik | Batucada Sound Machine, Support: Noraa
On the Road an der Ruhr! Die Funkhaus Europa
Odyssee geht wieder mit brandaktuellen Glo-
26 | 07 | 14 Pyro Games 201419 | 07 | 14 Summersounds-DJ-Picknicks
über junge Menschen, die keine Jugend mehr
haben, hatten sie denn überhaupt mal eine.
Rottstr 5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr
Kabarett | Leslie Sternenfeld
Leslie hat sein Leben zur Hälfte noch vor sich,
und das ist gut so: Er ist mittendrin statt jung
dabei. Und doch hat er festgestellt, dass er
jetzt Vorsorge treffen muss, wenn er einmal
als Held sterben will. In schrägen Liedern,
abstrusen Geschichten, lieblichen Chansons
und mit schwarzem Humor lässt er sein bis-
heriges Leben genüsslich Revue passieren
und entwickelt einen testamentarischen
Schlachtplan, um sich und andere schöne
Dinge dieser Welt in die Ewigkeit zu retten.
Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr
MI 16 | 07 | 14
Film | PSD Bank Kino: Her
Theaodore arbeitet in einer Agentur, für die er
liebevolle, handgeschriebene Briefe verfasst. In
seinem Privatleben fühlt sich Theadore einsam,
seitdem seine Frau sich von ihm getrennt hat.
Erst als er sich ein neues, lernfähiges und perso-
nalisiertes System „Samantha“ für seinen Heim-
computer kauft, kommt wieder Schwung in sein
Leben. Denn schon bald ist „Samantha“ seine
engste Vertraute und Geliebte. Einlass ab 20 Uhr,
Beginn bei Sonnenuntergang. Das ganze Pro-
gramm gibt es unter www.psd-bank-kino.de.
PSD Bank Kino / Seebühne im Westfalenpark,
Dortmund, 20 Uhr
SA 19 | 07 | 2014
Musik | Summersounds-DJ-Picknicks:
Klaus Fiehe, DJ Dash, Mad Green
Im Zeichen atmosphärischer Beat- und Bass-
Wellen steht das Summersounds-DJ-Picknick
am 19.7. im Revierpark Wischlingen, wenn 1Live
Radio-DJ Klaus Fiehe sich die Decks mit den
Drum‘n‘Bass- und Dubstep-Spezialisten DJ Dash
und MadGreen teilt. Alle Termine der „Umsonst
& Draußen"-Picknicks unter: www.djpicknick.de
Westpark, Dortmund, 14-22 Uhr
Party | La Boum
Beat und Soul und Rock'n'Roll wird seit Jah-
ren bescheiden angekündigt, wenn Timmi
& Martini als Timmi Twister DJ-Set an den
26 | 07 | 14 Hety & Zambo
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bal Sounds umsonst & draußen auf die Piste.
Den Auftakt macht Batucada Sound Machine
aus Neuseeland. B2KDA ist eine schillernde Fu-
sion, die brasilianische und neuseeländische
Rhythmen mit Einflüssen aus HipHop, Funk
und Afrobeat vermischt. Ein explosiver Mix
aus Gitarren- und Blasinstrumenten-Sounds
gepaart mit kraftvollen Soulstimmen.
Freilichtbühne Wattenscheid, BO, 19.30 Uhr
Soziales | bodo-Stadtführung in Bochum
Am dritten Samstag findet wieder unsere
bodo-Stadtführung in Bochum statt. Unsere
Experten geben ihr Wissen weiter, zeigen die
Orte, an denen Menschen ohne Wohnung sich
aufhalten und besuchen mit Ihnen Einrichtun-
gen, die den Menschen auf der Straße Hilfe an-
bieten: Von der Suppenküche bis zur Notschlaf-
stelle, vom Tagesaufenthalt bis zu unserem
Verkäufer-Café. Anmeldung bitte unter 0234
– 68 07 72. Treffpunkt ist die bodo-Anlaufstelle
in der Stühmeyerstraße 33. „Teilnahmegebühr“
ist der Kauf eines Straßenmagazins bei unse-
rem Stadtführer. Im Anschluss gibt es Gelegen-
heit zum Austausch mit unserem Stadtführer.
bodo-Anlaufstelle, Bochum, 11 Uhr
FR 25 | 07 | 2014
Kabarett | RuhrHOCHdeutsch: Fritz Eckenga
Eckenga garantiert, dass die Besucher mit der
Eintrittskarte das Recht erwerben, von der
Konfrontation mit topmodernem Sprachun-
rat verschont zu werden. In seinem Programm
„Von vorn“ wird von vorn „gesprochen“ und
nicht „nachhaltig kommuniziert“. Bei ihm
steht nichts „auf der Agenda“. Stattdessen
wird er „ein Programm“ haben, das mit „Sinn
und Verstand“ aufgeführt wird, nicht jedoch
mit „Emotion pur“. Und weil Geiz nach wie
vor hässlich macht, legt Eckenga aus eigenem
Interesse Wert darauf, seine Talente möglichst
verschwenderisch zu präsentieren.
Spiegelzelt, DO, 20 Uhr (auch 26. & 27.7.)
SA 26 | 07 | 2014
BODO-VERLOSUNG | Juicy Beats Festival 19
Dieses fruchtige Festival muss man als Mu-
sik- und Partyfreund einfach lieben. Ein
Haufen cooler Live-Acts
und DJs – für jeden was
dabei – auf unzähligen
Bühnen und in schrä-
gen Lokationen überall
im Westfalenpark verstreut. Der musikali-
sche Obstkorb ist wieder reich gefüllt: Boys
Noize, Alligatoah, Milky Chance, Alle Farben,
Calexico, FM Belfast, Weekend, Die Orsons,
Frittenbude, Erobique, Claptone, Hundreds,
Kid Simius, Ebo Taylor, Wallis Bird, Tube &
Berger, Doc Scott, Manuel Tur... Ach, guckt es
euch einfach selber an auf www.juicybeats.
net. Insgesamt verwandeln nämlich 150 in-
ternational, national und regional bekannte
Acts und DJs auf mehr als zwanzig Bühnen
und Dancefloors den Park in eine der schöns-
ten Open Air Locations der Republik. Sech-
zehn Stunden großes Festival-Kino & Party
total in Dortmund!
Westfalenpark, Dortmund, 12 – 04 Uhr
bodo verlost 2 x 2 Karten.
Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
Musik | Ekamina bei Sommer am U:
Wirtschaftswunder
Als Timmi Twister DJ-Set sind Timmi & Mar-
tini eine feste Größe im Nachtleben. Wer die
ungestüme Party „La Boum“ kennt, der weiß,
dass die beiden sich nicht nur als DJs verste-
hen, sondern als Kulturarchäologen auf den
Spuren populärer Strömungen der Alltags-
kultur. Liebend gern entführen sie ihr Publi-
kum in andere Welten, wobei sie für die Epo-
che des Wirtschaftswunders ein besonderes
28 | 07 – 08 | 08 | 14 „Kindergeschichten“27 | 07 | 14 Reel Big Fish
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Sucks“ (1995) dank ihres Mix aus New Wave
Pop, Ska und Humor erste große Bekanntheit
in der Öffentlichkeit. Schnell wurden ihre
Songs im Radio gespielt und ihre verrückten
Musikvideos auf MTV gezeigt. Den großen
Durchbruch erreichte die Band durch Titel-
songs in dem Videospiel „FIFA 2000“ und dem
Kinofilm „Die Sportskanonen“. Inzwischen
werden Reel Big Fish neben Größen wie No
Doubt und Sublime zu den wichtigsten Ver-
tretern des 90er Jahre Ska-Punk gehandelt.
FZW, Dortmund, 20 Uhr
MO 28 | 07 | 14
BODO-VERLOSUNG | PSD Bank Kino: 12 Years a Slave
Solomon Northup ist 30 Jahre alt und ein an-
gesehener Bürger in seiner Heimat im Staat
New York. Als er zwei
Männer trifft, die sich
als fahrendes Zirkus-
volk ausgeben, lässt er
sich auf ein Treffen in
Washington ein. Dort wird er unter Drogen
gesetzt und gegen seinen Willen von Skla-
venhändlern in den Süden verschleppt. Eine
zwölfjährige Tortur in den Händen weißer
Plantagenbesitzer beginnt. Der Einlass er-
folgt ab 20 Uhr, der Film beginnt bei Sonnen-
untergang. Das ganze Programm gibt es un-
ter www.psd-bank-kino.de.
PSD Bank Kino / Seebühne im Westfalenpark,
Dortmund, 20 Uhr
bodo verlost 3 x 2 Karten.
Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
MO 28 | 07 – FR 08 | 08 | 14
Kinder | „Kindergeschichten“ –
Sprach- und Kulturcamp im Thealozzi
Angeregt durch die ungewöhnlichen Geschich-
ten von Nelson Mandela sollen in diesem Jahr
eigene Geschichten erfunden werden, die
unterschiedliche Blicke auf Dinge, auf Men-
schen und wie sie die Welt sehen, werfen. In
Schreibwerkstätten, Theatergruppen, durch
Film, Musik, Tanz und Bewegung können diese
Kindergeschichten zu neuem Leben erweckt
werden. In fünf Workshops haben die Kinder
Gelegenheit, unterschiedliche Kulturtechniken
kennenzulernen und spielerisch ihre kulturel-
len und sozialen Fähigkeiten zu erweitern. Die
Kinder werden jeweils von montags bis freitags
in der Zeit von ca. 9.30 bis 16.30 Uhr von erfah-
renen Dozenten aus dem Thealozzi angeleitet.
Die Teilnahme am Sprach- und KulturCamp
einschließlich Verpflegung ist kostenlos, eine
Anmeldung erforderlich. www.thealozzi.de
Thealozzi, Bochum
DI 29 | 07 | 14
Film | Fiege KinoOpenAir:
Das erstaunliche Leben des Walter Mitty
Walter Mitty (Ben Stiller) ist transparent. Zu-
mindest für viele seiner Kollegen beim Life
Magazine, für die heimlich verehrte Cheryl
(Kristen Wiig) und ganz besonders für seinen
ihn ständig demütigenden Vorgesetzten. Doch
als das mysteriöse Foto von Starfotograf Sean
O‘Connell, das für das Cover der Finalausgabe
vorgesehen ist, unauffindbar bleibt, begibt sich
der ewige Träumer Mitty auf die abenteuerli-
che Suche nach O‘Connell (Sean Penn), die ihn
um die halbe Welt, aber auch immer näher zu
Cheryl führt. Der Einlass erfolgt ab 20 Uhr, der
Film beginnt bei Sonnenuntergang. Das ganze
Programm gibt es unter www.fiegekino.de.
Innenhof der Fiege-Brauerei, Bochum, 20 Uhr
DO 31 | 07 | 2014
Kabarett | RuhrHOCHdeutsch: HG. Butzko
Butzko wäre nicht Butzko, wenn er sich nicht
mal wieder so seine ganz eigenen Gedanken
gemacht hätte und die Frage aufwirft: Was
ist denn eigentlich hier los? Und in der Tat,
diese Frage ist berechtigt. „Ich mache seit
1997 satirisches Kabarett, und inzwischen
denk ich mir: ,Wenn du dich mit den Mächti-
gen beschäftigen willst, wieso hältst du dich
dann mit Politikern auf?‘“ (HG. Butzko)
Spiegelzelt, Dortmund, 20 Uhr
Faible entwickelt haben. Auf den Platten-
tellern liegen dann ausschließlich Schlager,
Twist und Rock‘n‘Roll.
Leonie-Reygers-Terrasse am U, DO, 16 Uhr
BODO-VERLOSUNG | Oldie(s) Night
DJ Rainer ist im Bahnhof Langendreer schon
lange Kult. Das DJ-Urgestein legt seit Jahren
im beliebten Bochumer
Kulturzentrum auf und
serviert der begeister-
ten Tanzmeute jeden
Monat Songs aus den
60er bis 90er Jahren. Nicht nur für Oldies!
Bahnhof Langendreer, Bochum, 22 Uhr
bodo verlost 3 x 2 Karten.
Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
Feuerwerk | Pyro Games 2014
Nach dem Erfolg im letzten Sommer geht
auch dieses Jahr das Feuerwerksfestival
„Pyro Games“ in die nächste Runde. Vier
der deutschlandweit besten und mehrfach
preisgekrönten Feuerwerksprofis treten in
industrieller Kulisse mit einer musikalisch in-
szenierten, gigantischen Feuerwerksshow ge-
geneinander an. Ein spektakuläres Rahmen-
programm sowie kulinarische Leckerbissen
lassen keine Wünsche offen.
Nordwiese a. d. Jahrhunderthalle, BO, 19 Uhr
Musik | Hety & Zambo, Support: Josué Avalos
Funkhaus Europa Odyssee, umsonst & drau-
ßen, Teil zwei: Die erfolgreichen kolumbiani-
schen MCs Hety & Zambo räumen gerade mit
ihrem neuen Album „Di Next Step“ auf dem
südamerikanischen Kontinent ab. Verstärkt
werden die „Kings of Creole“, wie sie in ihrer
Heimat genannt werden, von Bass, Gitarre
und Rhythmus-Sektion.
Freilichtbühne Wattenscheid, BO, 19.30 Uhr
SO 27 | 07 | 14
Musik | Reel Big Fish
Angefangen als Coverband erreichten Reel
Big Fish mit ihrem ersten Album „Everything
29 | 07 | 14 Fiege KinoOpenAir 31 | 07 | 14 HG. Butzko
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Die Deutschen haben eine Schwäche für italie-
nisches Eis, seit Wirtschaftswunderzeiten und
bis heute ungebrochen. Das heißt allerdings
nicht, dass auf dem Gebiet sommerlicher Le-
ckereien nicht weiter experimentiert werden
würde. Unser Tipp: Wer einen Seitensprung
riskieren möchte, sollte es mal mit Frozen Yo-
gurt versuchen, gefrorenem Joghurt, um den
Namen der Alternative wörtlich zu überset-
zen. Das Original stammt aus den Vereinigten
Staaten, ein erstes Geschäft für die kalte
Süßspeise in Bio-Qualität hat Anfang Mai an
der Dortmunder Kaiserstraße eröffnet.
Das kleine Ladenlokal fällt allein durch das
Farbkonzept auf. Firmengründer Thomas
Opalka setzt auf Schwarz-Weiß-Kontraste.
Fußboden, Wände, die Bank auf dem Bürger-
steig, Speisekarten und Logo, alles lässt an
schwarzbuntes Milchvieh denken, von wel-
chem, kein Wunder, eine Herde im Miniatur-
format hinterm Büfett ein Regalbrett bevöl-
kert. „Das hat er sich alles selbst ausgedacht“,
sagt Alexandra Lang, seine rechte Hand, die
uns selbstredend schwarz-weiß gekleidet
empfängt. „Den Namen Yoobo, das Interieur,
natürlich das Rezept und dabei vor allem die
Bio-Qualität.“ Letzteres wäre ausgesprochen
wichtig, sie betont das mehrfach.
Frozen Yogurt besteht aus Naturjoghurt,
Frischmilch und einem „Zauberpulver“ für die
Konsistenz. Aus der Eismaschine in den Becher
gedrückt erinnert die Masse zunächst an Soft-
eis, ist aber deutlich fester. Wir probieren. Der
Geschmack ist säuerlich mild, der Charakter er-
frischend und leicht. Nur 1,5 % Fett, verrät eine
Infotafel. Und nur 94 kcal. Ein Quäntchen im
Vergleich mit den Werten von herkömmlichem
Speiseeis. Also ein Diätprodukt? Die junge Frau
grinst. Frozen Yogurt wird nicht unbedingt pur
konsumiert, Toppings und Dressing gehören in
der Regel dazu. „Viele unserer Kunden nehmen
BODO GEHT AUS
eine gesunde Variante. Aber wer will, kann
eine echte Bombe kreieren.“
Bestellt wird nach dem Baukastenprinzip.
Der Klassiker des Hauses kostet 4,50 Euro.
Dafür erhält man zunächst einmal eine
Portion Frozen Yogurt mittlerer Größe.
Dann steht man vor der angenehmen Qual
der Wahl, drei aus etwa sechzig Toppings
ordern zu dürfen. In so vielen Schüsseln im
gläsernen Büfett, je nach Sorte mundge-
recht geschnitten, warten diverse Früchte,
Schokoladen, Gebäck, Nüsse und Süßigkei-
ten darauf, von der Kundschaft individuell
kombiniert zu werden. „Es müsste mal
jemand berechnen, wie viele Varianten
insgesamt möglich sind. Aber ich mache das
nicht. Ich bin raus aus Mathe.“ Zum Schluss
fällt die Entscheidung für eine Sauce – da
hätte zum Beispiel die warme weiße Scho-
kolade mit Cookies garantiert Potenzial,
jeden Diätplan nachhaltig zu torpedieren
– Sirup oder, hinsichtlich der Figur weit we-
niger verheerend, saisonales, täglich frisch
hergestelltes Fruchtpüree.
von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
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Yoobo | DortmundIn Amerika gang und gäbe
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Yoobo, Kaiserstr. 21 – 23, 44135 Dortmund
täglich von 11 bis 22 Uhr
Tel. 0171 – 911 41 70
www.facebook.com/Yoobo.info
Unabhängig vom Klassiker gilt bei Yoobo
generell, erstens die Größe, zweites die
Zutaten und drittens das Dressing zu
bestimmen. Alexandra Lang favorisiert
Erdbeeren und Schokoladensauce, schätzt
aber auch das immer wieder neue Probie-
ren und Komponieren. Eine Gefahr, sich an
der Grundlage, dem Joghurt, leid zu essen,
besteht ihrer Meinung nach nicht. „Nein,
wirklich nicht“, beteuert sie. „Das tolle
ist ja, dass keine Aromastoffe zugefügt
werden. Joghurt ist herrlich frisch und hat
einen neutralen Geschmack. Da kann auch
die vegane Soja-Variante, die wir anbieten,
nicht ganz mithalten. Gerade im Sommer
ist Joghurt einfach das Optimale.“
Und gesetzt den Fall, dass es nicht som-
merlich wird, gibt es selbst gebackene
Waffeln und heißen Kakao dazu.
VERKÄUFERPORTRÄT
Simona und Nicolae
„Wir kommen eigentlich aus Fogarasch,
in Siebenbürgen in Rumänien, aber dort
haben wir für uns keine Zukunft mehr
gesehen. Es gibt dort einfach kaum
noch Arbeit. Besonders junge Leute
haben es da im Moment sehr schwer,
überhaupt irgendeinen Job zu finden.
Darum haben wir uns nach der Schule
nach Deutschland aufgemacht, in der
Hoffnung, hier etwas zu finden. Das
war vor fünf Jahren. Damals konnten
wir immer nur drei Monate am Stück
hier bleiben wegen des Visums. Mittler-
weile sind wir aber hierher gezogen und
haben eine kleine Wohnung in Herne.
Unsere beiden Kinder, Dennis und
Darius, sind drei und fünf Jahre alt
und unser ganzer Stolz. Im Moment
sind beide im Kindergarten. Nächstes
Jahr wird Darius eingeschult. Er ist
schon sehr gespannt und wir natürlich
auch. Einen richtigen Job haben wir
bis jetzt nicht gefunden, und Geld vom
Arbeitsamt bekommen wir leider auch
nicht. Bisher versuchen wir uns mit
dem Geld, das wir mit dem Verkauf des
Magazins verdienen, und mit Kinder-
und Wohngeld über Wasser zu halten.
Das ist zwar nicht immer einfach, aber
es funktioniert mehr oder weniger gut.
Oft wird es am Ende des Monats aber
sehr eng. Unser größtes Problem ist,
dass wir im Moment keine Kranken-
versicherung haben. Das ist natürlich
sehr schwierig. Gerade wegen unserer
Kinder, die deshalb auch nicht kranken-
versichert sind.
Zu bodo sind wir über einen anderen
bodo-Verkäufer gekommen, den wir in
der Bochumer Innenstadt kennenge-
lernt haben. Als der uns eine Zeitung
verkaufen wollte, haben wir ihn gefragt,
was er da macht. Der war sehr nett und
hat uns alles erklärt. Daraufhin sind wir
Auf der Suche nach Arbeit sind Simona und Nicolae vor fünf Jahren nach Deutschland gekommen, um sich hier eine Zukunft aufzubauen. Wir haben uns mit dem jungen Paar in unserer Bo-chumer Anlaufstelle getroffen, wo sie uns von ihren Problemen, Erfolgen und Zukunftsplänen erzählt haben.
Protokolliert von Sebastian Sellhorst | Foto: Sebastian Sellhorst
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einfach mal zur Ausgabestelle in die
Stühmeyerstraße gegangen und haben
uns über bodo informiert und uns be-
raten lassen. Mit den zehn Magazinen,
die wir dort zum Start bekamen, haben
wir es dann einfach mal probiert. Und
es hat funktioniert. Jetzt verkaufen wir
fast täglich in Herne in der Innenstadt
und am Hannibal-Center in Bochum das
Straßenmagazin. Besonders freitags
und samstags läuft der Verkauf dort
eigentlich ganz gut
Alles, was wir jetzt an Deutsch sprechen,
haben wir uns selber beigebracht. Das
meiste haben wir wohl beim bodo-Ver-
kauf gelernt, wenn wir uns mit Kunden
unterhalten haben, die etwas länger
stehen bleiben. Mittlerweile haben wir
viele Stammkunden, von denen viele
jeden Monat vorbei kommen, sich zu
uns stellen und sich ein bisschen mit uns
unterhalten. Viele kommen auch noch
mal vorbei, selbst wenn sie die aktuelle
Ausgabe schon gekauft haben, nur um zu
fragen, wie es uns geht. Trotzdem wollen
wir aber dieses Jahr noch einen richtigen
Deutschkurs machen, um auch schriftlich
besser zu werden und unsere Chancen bei
der Jobsuche zu verbessern.
Mit ein bisschen Glück finden wir dann
hoffentlich bald eine Arbeit. Ein richtiger
Job wäre schon toll, besonders weil wir
dann eher die Chance auf einen Platz in
einer Krankenversicherung für uns und
unsere Kinder hätten und ihnen eine
vernünftige Zukunft bieten könnten. Bis
das klappt, versuchen wir irgendwie mit
der Hilfe von bodo durchzuhalten.“
VERKÄUFERPORTRÄT DIE REPORTAGE
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Irgendetwas ist anders vor dieser Chorprobe. Eine an-dere Atmosphäre als üblich, wenn ältere Mitglieder von Chören mit Namen wie „Liedertafel“ oder „MGV Einig-keit“ zusammenkommen. Es sind kleine Dinge, die sich dem Beobachter erst nach und nach erschließen.
von Katja Sponholz | Fotos: Daniel Sadrowski
„Da haben wir ihn…“
Anders ist, dass die Sängerinnen und
Sänger nicht mit Notenmappen und
Liedertexten unterm Arm in den
Probenraum in Dortmund kommen.
Und auch, dass keiner von ihnen
alleine kommt. Viele werden von ei-
nem Begleiter an der Hand geführt,
einige erscheinen unsicher, in sich
gekehrt, fast ängstlich. Chorleiter
Jürgen Kleinschmidt scheint das
nicht zu bemerken. Er verbreitet Fröh-
lichkeit und Herzlichkeit. „Hallo, hallo –
wie geht’s?“ sagt er erfreut – und: „Schön,
dass Sie wieder da sind!“
Mit Formalien hält sich der 47-Jährige nicht auf. Die rund
40 Sängerinnen und Sänger – die meisten um die 70 – müssen erst
einmal aufstehen, Hände und Füße ausschütteln, mit den Schultern
kreisen. Und sich einstimmen: mit einem „langen Iiiii“, einem „erstaun-
ten O“, einem „verwunderten A“ und einem „kurzen O“. Das macht
ihnen sichtlich Spaß. Besonders dem älteren, grauhaarigen Mann vorne
links. „Ich seh Otto!“, ruft er fröhlich in die Runde. „Ich seh Otto!“ Und
Chorleiter Jürgen Kleinschmidt? Er ist nicht verwundert, nicht irritiert,
schon gar nicht verärgert. Im Gegenteil: „Wunderbar!“, sagt er lachend.
„Jetzt alle zusammen: Ich seh Otto!“ Und der Chor stimmt ein…
„Mein Mann hat hier viel Spaß!“
Ein Chor, der sich einmal im Monat trifft, der ein breites Repertoire
hat und mehrstimmig zur Klaviermusik von Pianist Tobias Fey singt.
Manchmal sogar im Kanon. Und doch ein Chor, der anders ist: Denn
vermutlich haben die meisten Mitglieder, kaum dass sie den Proben-
raum verlassen haben, schon vergessen, dass es diesen Chor gibt – sie
sind an Demenz erkrankt. Einige befinden sich noch im Anfangssta-
dium, andere sind schon orientierungslos und sprechen nicht. Dafür
Ein Chor, der nachhallt
35
36
DIE REPORTAGE
pfeift der Herr in der ersten Reihe. Und manchmal springt er auch
auf und klatscht und hopst, als die Runde fröhlich „Ein Männlein
steht im Walde“ singt. Als er wieder sitzt, legt seine Frau immer
wieder die Hand auf seinen Oberschenkel. Als ob sie ihn beru-
higen möchte. Als ob sie Angst hat, dass er die anderen nerven
könnte. Aber man sieht, dass sie große Freude an dieser Probe
haben. Jeder für sich alleine – und
beide zusammen.
„Mein Mann hat hier
viel Spaß“, gibt Karin
Kollmann (75) zu.
„Hier kann er
sich auslassen.“
Musik war
dem früheren
Bauingenieur
immer wichtig
im Leben. Frü-
her hat er selbst
gesungen. Doch
wieder selbst in
einem Chor mitsingen?
Unmöglich. „Da würde
er stören. Das Pfeifen und
so“, sagt Karin Kollmann mit einem
vorsichtigen Seitenblick auf ihren Mann. Hier jedoch stört er
nicht. Und schon gar nicht den Chorleiter. Nicht nur, weil Jürgen
Kleinschmidt von seiner Arbeit im Seniorenbüro beim Sozialamt
Dortmund den Umgang mit alten und demenzerkrankten Men-
schen kennt, sondern weil ihm dieser Chor ein Herzensanliegen
ist. „Nur wegen des Wortes ‚Demenz‘ soll sich keiner ausgeschlos-
sen fühlen“, sagt er. „In vielen anderen Chören ist es der Fall,
dass dann der Nachbarsänger gar nicht damit umgehen kann,
dass Heinz, der immer der erste Tenor war, plötzlich nicht mehr
einsetzt oder Spökskes macht zwischendurch. Bei uns ist das kein
Thema.“ Freude am Singen und vor allem Entspanntheit – das
steht im Mittelpunkt bei diesem Chor-Projekt, das im Dezember
gegründet wurde. Die Initiative kam von Brigitte Heller vom
Demenz-Servicezentrum, in dem Chorleiter vom Sozialamt fand
sie den passenden Partner. Ihr ist dabei vor allem eines wichtig:
„Dass die Betroffenen mit den Angehörigen gemeinsam singen
und es für beide Seiten ein positives Erlebnis ist.“ Denn das habe
auch Auswirkungen „auf das weitere Miteinander in der Betreu-
ung, der täglichen Alltagsversorgung“.
„Zu Hause redet sie nicht viel – aber hier blüht sie auf“
Zumindest in diesen eineinhalb Stunden sind Stress, Belastung
und Gereiztheit tatsächlich vergessen. Da halten sich Eheleute
bei der „Abendstille“ liebevoll an den Händen, da zeigt eine
Enkelin geduldig ihrer Oma immer wieder im Text, an welcher
Stelle des Liedes man sich gerade befindet, da strahlt ein älterer
Herr seine Tochter an und singt lauthals schon mal die ersten
Strophen, als die Melodie von „O du lieber Augustin“ ertönt.
„Hier ist es einfach entspannend“, sagt Elisabeth Ludwig, die
ihre 69-jährige Freundin begleitet. Und sie gibt zu: „Im Umgang
mit ihr ist man oft so angespannt.“ Auch Wolfgang Reitberger
(80) genießt die gemeinsame Zeit mit seiner Frau hier. Dass die
frühere Modezeichnerin an Demenz erkrankt ist, dass sie vieles
nicht mehr wahrnimmt und verarbeiten kann, scheint er immer
noch nicht fassen zu können. „Das Leben ist sehr reduziert. Sie
vergisst, wo wir hingehen. Wenn ich ihr morgen erzähle, dass
wir hier waren, dann weiß sie das nicht mehr“, sagt er nachdenk-
lich. Aber dieser Chor weckt Lebensfreude. „Zu Hause redet sie
nicht viel – aber hier blüht sie auf“, sagt Reitberger. Und wie zur
Bestätigung ist die 77-Jährige die Erste, die wie aus der Pistole
antwortet, als der Chorleiter fragt, von wem denn der „Krimi-
naltango“ stammte: „Von Hazy Osterwald!“ ruft sie stolz.
„Da haben wir ihn“
Auch andere im Chor sind auf einmal ganz anders. Jutta etwa,
zurückhaltend, abwartend. Doch bei manchen Liedern be-
ginnt sie auf einmal, zu lächeln, singt leise mit – oder klatscht
wild. Katja Freund, Sozialarbeiterin des Diakonischen Werkes,
begleitet sie im wahrsten Sinne des Wortes: Sie sitzt nicht nur
neben ihr, sondern klatscht spontan einfach genauso mit. Und
wenn man sie fragt, was sie glaubt, wie wichtig dieser Chor sei,
was er bewirke, gerät sie ins Schwärmen: „Die Nachwirkung ist
grandios“, sagt sie. Vor einem Monat sei Jutta das erste Mal mit
ihr zur Chorprobe gegangen. Am nächsten Morgen sei sie wie
verwandelt gewesen: „Sie war beschwingt. Sie hatte gute Laune,
sich zurechtgemacht und erzählte allen, die ihr entgegenkamen:
‚Ich singe!‘“ Ein paar Tage habe die Wirkung angehalten. „Hier
sprießt Lebensfreude“, sagt Katja Freund.
Und die will Kleinschmidt auch nicht durch Formalien oder gar
Druck gefährden: Notenzettel gibt es ganz bewusst nicht. „Es wäre
eine Überforderung für die Teilnehmer“, weiß er. „Es geht, aber es
krampft. Das soll nicht sein.“ Und es muss auch nicht sein: Denn
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die Melodien haben die Sängerinnen und Sänger eh noch im Ohr –
und selbst die meisten Texte noch im Gedächtnis. Dennoch achtet
der Chorleiter darauf, dass nicht alle durcheinander singen. Und er
hat auch Ansprüche: „Wir veranstalten hier kein offenes Singen“,
betont er. „Eine Mehrstimmigkeit ist schon unser Ziel.“ Öffentlich
aufgetreten sind sie bislang noch nicht. „Wir wären dazu vollkom-
men in der Lage“, war er bereits nach vier Proben überzeugt. „Aber
wir wollen niemanden auf den Präsentierteller setzen, nach dem
Motto: ‚Guck mal, da singen die Dementen‘.“ Deshalb wagen sie es
erst jetzt: Im August, bei einem Aktionstag zum Thema Demenz,
werden sie zum ersten Mal auftreten. Doch viel wichtiger sei es,
bei den Proben, in diesem begrenzten Zeitraum, sowohl für die
Betroffenen wie auch ihrer Kümmerer eine entspannte Atmosphä-
re herzustellen. „Und wenn sie dann gemeinsam rausgehen und es
schwingen noch zwei Stunden nach, dann ist das sensationell.“
Vielleicht fasziniert Kleinschmidt auch deshalb dieser Chor so
sehr, weil er beobachten kann, wie sich die Menschen von einer
Minute zur anderen verändern. Weil aus Unsicherheit plötzlich
Freude wird, aus Gespanntheit Ruhe und aus Schweigen Sprache.
Bei dem 80-jährigen Friedrich-Wilhelm Kollmann dauert es eine
gute Stunde, bis sich sein Gesichtsausdruck verändert, bis er seinen
Oberkörper selbstbewusst aufrichtet und aufhört zu pfeifen: Als das
Lied „Die Gedanken sind frei“ erklingt, erhebt er auf einmal seine
Stimme und gibt mit fester Tenor-Stimme eine Solo-Einlage. „Da ha-
ben wir ihn“, sagt Jürgen Kleinschmidt lächelnd und gerührt – fast,
als ob er auf diesen Einsatz gewartet hätte. „Wunderbar.“
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Oben: Jürgen Kleinschmidt entführt auf mitreißen-
de, leicht jazzige Art für anderthalb Stunden in eine
fröhliche, entspannte Welt. Und manchmal ist es für den
einen oder anderen faszinierender, die ausdrucksvoll
unterhaltsame Mimik ihres Chorleiters zu beobachten,
als ans Mitsingen zu denken.
Links: Anneliese von Hundt (2.v.r.) ist 77 Jahre und an De-
menz erkrankt. Im Gespräch merkt man nichts. Anfangs-
stadium. Sie spricht ganz offen darüber. „Es ist eben so,
ich nehme es hin, wie es ist“. Und das auch mit Humor:
„Ich gehe noch alleine einkaufen – und bis jetzt bin ich
immer wieder nach Haus gekommen“. Ihre langjährige
Freundin Renate Faust (r.) animierte Anneliese von Hundt
zum Singen im Demenz-Chor: „Wir waren die ersten
beiden Mitglieder“, rufen sie nicht ohne Stolz.
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REPORTAGE
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Verhalten der anderen Kinder, lokalisiert
deren Eltern – um diese dann auf ein Prob-
lem aufmerksam zu machen. „Sie hat eine
überdurchschnittliche soziale Kompetenz“,
attestiert Mutter Bianka ihrer Tochter. Die
Freude darüber ist allerdings begrenzt.
Denn Frankas Art des Umgangs mit dieser
Fähigkeit verstehen die anderen Kinder nicht,
die ist sozial unverträglich. Die Folge: Franka
sitzt im Kindergarten allein in der Ecke oder
auf Mamas Schoß. In der Gruppe kann sie
sich nicht auf sich konzentrieren, geschweige
denn mitmachen. Jetzt ist Franka viereinhalb
und unterhält sich ohnehin lieber mit älteren
Kindern oder Erwachsenen. „Natürlich merkt
Franka, dass sie anders ist; zufrieden ist sie
dabei nicht“, ist der 31-jährigen Mutter aus
Dortmund bewusst.
Frankas Verhalten ist ihren Eltern schon früh
merkwürdig vorgekommen. Sie konnten es
nur nicht einordnen. Dachten sogar schon
an eine Behinderung und machten sich
große Sorgen. Hilfe von Seiten des Kinder-
gartens bekamen sie nicht, nur eine lapidare
Begründung für das ständige Alleinsein:
„Liegt an ihrer Art“. Franka schläft auch nicht
viel. Es gab Zeiten, erzählt ihre Mutter, da
stand sie zehnmal auf und war hellwach. Die
Knapp 50 Kinder hopsen fröhlich auf
Trapez und Seil, angeleitet von Profis der
Artisterie. Parallel wird eine Clownsnum-
mer geprobt. Zehn Kinder versuchen ein
gespielt schweres Gewicht zu stemmen.
Keine Chance. Da muss erst der Schwächste
der Truppe kommen – der bekommt es hin.
Erfolg! Während die kleine Franka lieber im
Hintergrund den schweren Mattenwagen
durch die Gegend schiebt, laufen andere
quietschend über Glasscherben und Na-
delkissen. Und auch wenn ein Knirps dabei
den Erwachsenen mal eben detailliert
erklärt, wieso das physikalisch überhaupt
möglich ist, wirken die Kinder hier und
jetzt einfach so wie alle anderen Kinder in
Zirkusprojekten. Im Alltag ist es oft anders.
Franka hat ein tolles Bild gemalt. Findet ihre
Mama. Franka nicht. Sie zerreißt das Papier,
schmeißt es weg und heult. So auch beim
Basteln. Oder vielen anderen Dingen, die
sie in den Augen ihrer Mutter wirklich gut
kann. „Sie genügt ihren eigenen Ansprüchen
nicht“, verstehen die Eltern mittlerweile.
Und die sind unverhältnismäßig hoch. Da ist
Franka zwei. Auf dem Spielplatz gilt Frankas
Aufmerksamkeit nicht dem gemeinsamen
Spiel. Nein, Franka beobachtet lieber das
Aha. Ein Zirkusprojekt. Für Kinder. Hmm, nett. Wie Zirkusprojekte für Kinder so sind,
von denen fast täglich in den Zeitungen zu lesen ist. Warum jetzt auch noch hier? Nun, dieses Zirkusprojekt selbst ist auch
nicht wirklich anders. Dafür die Kinder. Kin-der, die alles andere als anders sein wollen,
aber meist nicht anders können: Sie sind hochbegabt – Fluch und Segen zugleich.
von Antje Mosebach | Fotos: Sabrina Richmann
Ganz normaleKinder
40
Regelsystem einzuhalten, damit die kleinen
Überflieger nicht abheben. Zu schnell, weiß
Bianka mittlerweile, gehen gerade die hoch-
begabten Kinder im Alltag unter, dreht sich
die Gabe ins Gegenteil. Das Selbstwertgefühl
sinkt, aggressives Verhalten oder Depressi-
onen können die Folgen sein, und wenn sie
unglücklich sind, kann die Intelligenz ver-
kümmern, hat die 31-Jährige während ihrer
Studien erfahren. Hohe Sensibilität ist also
gefragt, bei Eltern, Betreuern, Lehrern, dem
gesamten Umfeld. Viel Einsatz, um bewusst
Anderes oder Ergänzendes anzubieten. „Ein
hochbegabtes Kind braucht mehr Aufmerk-
samkeit“, bestätigt Frankas Mutter. „Aber
das steht uns staatlicherseits nicht zu.“ Also
bleibt viel an den Eltern hängen. Nur wie ist
das später in der Schule? Bei dem Gedan-
ken wird es Frankas Mutter ganz anders.
Hochbegabung – da lehnen die meisten
Schule schon von vornherein ab: „Bitte nicht
zu uns“, der Aufwand sei zu groß. Die Kinder
würden nicht bekommen, was sie für ihre
Entwicklung brauchten. Aber die Situation
des Kindes möchten die Eltern nicht ver-
Kinderärztin bescheinigte ADHS und wollte
Tabletten verschreiben. Das verweigerten
die Eltern und suchten nach einer anderen
Erklärung. Die gab letztendlich ein Test,
der zunächst gar nicht auf Hochbegabung
zielte – aber genau die zum Ergebnis hatte.
Wenigstens ein Anhaltspunkt. Frankas
Eltern fingen an zu lesen. Sie sammelten alle
Informationen über Hochbegabung, die man
nur bekommen konnte. Nur – was macht
man mit diesem Wissen, wie kann dieses
dem Kind helfen? „Natürlich kann man
einem Kind auf die Frage, warum keiner mit
ihm spiele, nicht antworten ‚weil du schlau
bist‘, sagt Frankas Mutter Bianka. „,Schlau‘
ist ja dann nichts Gutes“. Aber damit es auch
nichts Schlimmes wird, muss im Umfeld des
Kindes einiges passieren.
Das scheinbare Luxusproblem Hochbega-
bung kann ein tiefgreifendes sein für die
Kinder – und für ihre Eltern. Auf der einen
Seite gilt es, die Gabe der hohen Intelligenz
zu fördern, aber gleichzeitig körperlichen
Ausgleich zu schaffen und ein straffes
heimlichen, damit die Lehrer das auffällige
Verhalten richtig einordnen können – nicht,
damit Franka für „etwas Besseres“ gehalten
wird, sondern mit Verständnis behandelt,
um sich genauso akzeptiert zu fühlen wie
die anderen Kinder. Eine Inklusionsschule
wäre für Frankas Eltern eine Wahl, „weil
es dort kleine Klassen gibt, extra Lehrer da
sind und vor allem welche, die nach links
und rechts schauen“. Ein bisschen Zeit hat es
noch, denn auch wenn Franka intellektuell
schon schulreif wäre, „emotional schafft sie
das noch längst nicht“.
Für Eltern solch hochbegabter Kinder gibt
es eine Adresse, die DGhK, die Gesellschaft
für das hochbegabte Kind (siehe Interview).
„Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass wir
nicht alleine sind“, zeigt sich Bianka dankbar.
Immer wieder wichtig sind für beide Seiten,
Eltern und Kinder, entspannende Momente.
Wie eben dieses Zirkusprojekt, zu dem die
DGhK eingeladen hatte. Ein Zirkustag, wie er
an vielen Grundschulen stattfindet und dies-
mal seinen Platz in der Aula der Dortmunder
REPORTAGE
41
Ängste überwanden und neue Erfahrungen
sammelten. Die sich dann in Dingen übten,
die fern ihrer besonderen Fähigkeiten liegen,
und in denen sie trotzdem Erfolge feiern
Gehörlosenschule hatte. Die Kinder übten
den ganzen Tag über Kunststücke ein, die sie
im Anschluss ihren Eltern vorführten. Kinder,
die an ganz andere ihrer Grenzen gingen,
konnten, die sie am Ende stolz machten.
Kinder, die im Alltag etwas Besonderes sind,
aber hier spürten, unter Gleichen zu sein,
nicht anders. Ganz normale Kinder.
bodo Frau Nawroth, Sie sind in einem bundesweit aufgestellten und
gemeinnützigen Verein tätig, in dem sich betroffene Eltern, Päda-
gogen, Psychologen und andere Interessierte ehrenamtlich für die
Förderung dieser Kinder einsetzen. Aus welcher Motivation heraus
wurde ihr Verein gegründet?
EN Als Hilfestellung für Eltern und Kinder. Denn die Familien sollen
sich mit ihrem Leben arrangieren können und nicht ständig vor die
Wand laufen. Den Verein gibt es jetzt seit 35 Jahren, er wurde von ei-
ner Lehrerin aus Osnabrück ins Leben gerufen. Irgendwann wurde er
größer und mittlerweile gibt es 15 regionale Vereine in Deutschland.
bodo Wie kamen Sie zur DGhK?
EN Seit 27 Jahren bin ich jetzt hier. Alles fing mit meiner ersten Toch-
ter an, die heute 34 Jahre alt ist. Durch sie sind wir auf dieses Thema
gestoßen, weil sie schon von klein auf anders war als andere Kinder.
Schon im Kindergartenalter konnte sie lesen und schreiben. Ich weiß
nicht, wie sie das gemacht hat, sie konnte es aber. Als sie dann in
die Schule kam, war sie mit den Aufgabenstellungen unterfordert.
Während andere Kinder recht lange für einen Buchstaben brauch-
ten, saß meine Tochter daneben und hat sich gelangweilt, da sie ja
bereits wusste, was ein „A“ oder ein „O“ ist. Ich dachte, sie sei nur ein
bisschen weiter, weil sie viele Fragen gestellt hat.
bodo Welche weiteren Erfahrungen haben Sie mit Ihren eigenen
Kindern gemacht?
EN Es ist sicher kein normaler Alltag gewesen. Meine älteste Tochter
war sehr schwierig. Wenn wir in einer Spielgruppe waren, machte sie
alles, setzte sich aber nicht mit den anderen an einen Tisch. Also habe
ich mich mit ihr zusammen da hingesetzt und eine Anleitung gege-
ben. Bei anderen Situationen, gerade wenn sie vorher nicht wusste,
was sie erwartet, hat sie einfach den Mund nicht aufgemacht. Sie
wurde was gefragt und hat dann einfach nicht geantwortet. Meine
Mutter sagte immer: „Sie hat schon wieder ihren Mund vergessen“.
DAS INTERVIEW
bodo Warum haben es hochbegabte Kinder schwerer im sozialen Um-
gang mit anderen?
EN Was Hochbegabung ausmacht, ist ja nicht nur, ein bisschen schlauer
zu sein als andere Kinder. Ein Fünfjähriger denkt beispielsweise wie ein
Achtjähriger, verhält sich aber dabei wie ein Dreijähriger. Außerdem
haben diese Kinder oft sehr hohe Ansprüche an sich selbst und hadern
mit sich, diesem Anspruch nicht gerecht zu werden. Oder Sie fangen
erst gar nicht erst an, sich zu regen. Denn weil sie so viele Fähigkeiten
haben und so viel machen könnten, ist es so mühselig, sich für nur eine
Möglichkeit zu entscheiden.
bodo Im spielerischen Umgang lernen diese Kinder in besonderer Wei-
se Leitung und Anregung, damit sie ihren eigenen Fähigkeiten besser
vertrauen können. Brauchen hochbegabte Kinder noch eine weitere
spezielle Förderung?
EN Da sollte man keinen Unterschied machen, alle Kinder brauchen
gleich viel Hilfestellung. Nur sind hochbegabte Kinder manchmal an-
strengender. Von einer Hochbegabung spricht man übrigens ab einem
IQ von 130, was auf 2,3 Prozent der Bevölkerung zutrifft.
bodo Wo können Auffälligkeiten im Umgang entstehen?
EN Hochbegabte Kinder können Probleme in der Schule und im sozia-
len Umgang entwickeln, wenn ihre intellektuellen Bedürfnisse nicht
richtig wahrgenommen werden. Diese Kinder müssen soviel fragen,
lesen, lernen und experimentieren können, wie es ihren Bedürfnissen
entspricht. Vor allem ist es für die Eltern schwer zu begreifen, wenn
das hohe Potenzial vom Kind nicht abgerufen wird. Zum Beispiel wenn
in einem Jahr fünf blaue Briefe nach Hause kommen. Die Erziehungs-
methoden sind da schon ein wichtiges Element. Vor allem Konsequenz
ist ein wichtiges Mittel als Überlebensstrategie.
Der Umgang mit hochbegabten Kindern ist eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Als Mutter von gleich vier Kindern mit außerge-wöhnlichen Begabungen leitet Frau Elisabeth Nawroth den Rhein-Ruhr Bereich der Deut-
schen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK) als zweite Vorsitzende.
von Peter Hesse
„Ich dachte, sie sei nur ein bisschen weiter“
DGhK-Eltern-Gesprächskreis: Petra Maus, Tel. 0231 – 59 59 78
[email protected] | www.dghk.de
42
DAS INTERVIEW
Der eine ist Polizist. In echt und im Fernsehen. Der andere Rocker. Nicht ir-gendeiner, sondern eine Melodic- & Hard-Rock-Legende. Und außerdem sind Thomas Weinkauf, alias „Harry“ – die eine Hälfte des TV-Teams „Toto & Harry“ – und Axel Rudi Pell Freunde und echte Bochumer. Im Interview sprechen sie
über ihre Heimatstadt und den Strukturwandel im Ruhrgebiet.
von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski
Der Rocker und der Cop
43
bodo Harry, du hast für Kabel 1 gerade eine
neue Staffel gedreht, diesmal sind „Toto
& Harry“ im Ausland unterwegs. Ist es
schwer, danach sich wieder auf die tagtäg-
liche Arbeit zu konzentrieren?
Thomas „Harry“ Weinkauf (TW) Wir haben
in sechs verschiedenen Staaten gedreht, wo
wir mit den jeweiligen Kollegen unter-
wegs waren. Aber zwischendurch hatte ich
ja nicht frei, sondern habe im Spät- und
Nachtdienst gearbeitet. Das war schon
sehr gruselig und auch sehr anstrengend.
Ich mache den Job jetzt seit über 27 Jahren
und da kennt man schon vieles in Bochum,
natürlich auch an negativen Erfahrungen.
Trotzdem bin ich dankbar für den Vergleich,
den ich jetzt mal ziehen konnte.
bodo Inwiefern?
TW Ich denke, als Polizeibeamter in
Deutschland hat man es doch schon leich-
ter als vergleichsweise in Brasilien oder
Südafrika. Dort gibt es sehr viel Armut
und Gewaltbereitschaft, die Leute sind viel
eher bewaffnet. In den USA kann eigentlich
jeder eine Schusswaffe tragen. Da bin ich
schon sehr froh, dass ich in Bochum Poli-
zeibeamter bin. Hier ist schon alles relativ
sicher, und ich finde, dass wir auch relativ
gut für unsere Arbeit bezahlt werden.
bodo Axel, passend zu deinem 25-jährigen
Bühnen-Jubiläum bist du in diesem Jahr
mit deinem neuen Album auf Platz 5 in
den deutschen Charts eingestiegen. In der
Bochumer Lokalpresse aber fasst man dich
immer noch mit spitzen Fingern an, ärgert
dich das?
Axel Rudi Pell (ARP) Es hat auch Vorteile.
Ich kann immer noch relativ unerkannt
zum Bäcker gehen und habe nicht ständig
Axel Rudi Pell (1960 in Wattenscheid geboren)
begann seine Karriere im Jahr 1984 mit der Band
Steeler. In der weltweiten Heavy-Metal- und
Hardrock-Szene ist er eine etablierte Größe. Für
sein filigranes Gitarrenspiel wird er von Fans
und Fachgrößen gleichermaßen geschätzt. Seit
dem Jahr 1989 hat er unter seinem bürgerlichen
Namen 16 Studio-Alben veröffentlicht.
Seine liebsten TV-Kommissare sind:
1. Columbo („Nur genial!“)
2. Der Kommissar („Mit Walter, Robert, Harry
und Rehbein... Kult!“)
3. Haferkamp („Ex-Tatort-Kommissar aus Essen“)
4. Inspector Barnaby („Mit Witz und Spürsinn
in England unterwegs...“)
5. Toto & Harry („Absolut authentisch und
ehrlich, diese Kameraden.“)
Thomas „Harry“ Weinkauf (geb. 1965 in Bochum)
ist seit dem Jahr 1992 als Polizeibeamter in
Bochum im Dienst. Im Jahr 2001 wurden „Toto &
Harry“ für eine Reportage entdeckt, seitdem ist
die Serie „Die Zwei vom Polizeirevier“ mit über 100
Folgen ein etabliertes Fernsehformat. Harry ist
großer Hardrock-Fan.
Seine liebsten Platten sind:
1. Kiss – Alive („Lieblingsband als Jugendlicher“)
2. Iron Maiden – The number of the beast
(„Eine meiner ersten Heavy-Scheiben.“)
3. Rammstein – Mutter („Das beste Livekonzert,
das ich jemals sah.“)
4. AC/DC – Highway to hell („Mit dieser Platte
verbinde ich besondere Erinnerungen.“)
5. Axel Rudi Pell – Mystica („Bestes Album
meines sehr, sehr guten Freundes.“)
44
REPORTAGE
ders herzlich, das ist aus meiner Sicht in
Städten wie Hamburg, Düsseldorf oder
München ganz anders. Dort muss man
wirklich lange warten, um einigermaßen
akzeptiert zu werden.
TW Während meiner Bundeswehr-Zeit war
ich in Hamburg stationiert, und zu uns
Ruhries haben die immer gesagt, wir kämen
aus „Dunkel-Deutschland“, weil durch die
Zechen alles so grau sei. Das ist ja völliger
Quatsch, wir haben ja kaum noch Zechen,
die in Betrieb sind. Dafür aber sehr viele
Grünflächen und Naherholungsgebiete. Es
gibt zudem ein gutes und weitreichend aus-
gebautes Fahrradnetz, das ist schon toll.
bodo Im wirtschaftlichen Bereich sehen die
Perspektiven für Bochum nicht gut aus.
TW Schau dir beispielsweise unsere
Straßen an und du weißt, was los ist. Die
Kommunen haben keine Budgets mehr, das
zu verbessern.
eine Menschentraube hinter mir herlau-
fen, die ein Foto mit mir machen will, um
es dann direkt bei facebook zu posten.
Aber die Popularität ist schon da, auch in
Bochum. Ich bin zufrieden. Vor allem, wenn
ich in der Zeche Bochum vor ausverkauf-
tem Haus spiele.
bodo Was bedeutet es euch, in eurer
Geburtsstadt Bochum zu leben, zu wohnen
und zu arbeiten?
TW Ich bin Ur-Bochumer, und mein Herz
hängt auch sehr an dieser Stadt, weil sie
aus meiner Sicht etwas ganz Besonderes
ist. Im Umfeld haben wir Essen, Dortmund
oder Gelsenkirchen. Das sind mehr oder
weniger große Städte, hier ist es alles sehr
viel familiärer.
ARP Unsere Heimatstadt hat aus meiner
Sicht den gewissen Witz und Charme. Ich
möchte hier eigentlich auch nie weg. Ich
finde auch die Bochumer Leute beson-
ARP Ich hatte neulich Besuch aus Nieder-
sachsen, und das war das erste, was die zu
mir gesagt haben: In welchem desolaten
Zustand unsere Straßen sind.
bodo Inzwischen ist der größte Arbeitgeber
die Ruhr-Universität. Wie stellt ihr euch die
Zukunft von Bochum im Jahre 2030 vor?
TW Es ist schon eine traurige Tendenz da.
Es hat angefangen mit Nokia, wo sehr viele
Arbeitsplätze verloren gegangen sind.
Wenn jetzt Opel mit den ganzen Zulie-
ferbetrieben wegfällt, sind etwa 30 bis
40.000 Menschen von der Schließung des
Werkes betroffen. Das sieht natürlich nicht
gut aus für unsere Zukunft.
ARP In ein Opel-Werk soll eine Zulieferstation
von DHL installiert werden, die dort rund
500 Opel-Arbeiter übernehmen wollen. So
verlagern sich die Dinge, die eine Industrie
geht weg und eine neue kommt dazu. Es wird
schon wieder, so denke ich, nach oben gehen.
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45
RÄTSEL
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Dabei seinhat viele
Vorteile
Mehr Schutz im Betrieb, mehr Sicherheit im Lebenund dadurch mehrpersönliche Freiheit.
Wäre doch schade,Sie würden daraufverzichten, oder?
Die IG Metall finden Sie 3 x in Ihrer Region:
44793 Bochum, Alleestraße 80 Tel. 0234 – 96 44 60
44135 Dortmund, Ostwall 17 – 21 Tel. 0231 – 57 70 60
44623 Herne, Schulstraße 24 Tel. 02323 – 14 63 80
46
bodo dankt: Sparkasse Bochum Christa Fuhrlander, Irmhild Engelhardt, Frank Hauptmeier, Irmela Witte, Ursula Renneke, Wolfgang Dominik, Christel und Hans-Dieter Graef, Karl-Heinz Freytag, Petra Jaenicke, Dr. med. vet. Karen Elisabeth Jacobsen, Karola Distelkamp, Manfred Wagner, Dr.Hans-Dieter Burkert, Anke Schumacher, Sascha Killmer, Ro-semarie und Hans Gerd Steffens, Dieter Brinker, Michael Lange, Olaf Peter Lorenz, Angelika Kordt, Thomas Bernhard, Siegmar Welski, Uwe Kueh-nel, Jausen, Elisabeth Schwittay, Ute Soth-Dyk-gers, Annette Düe, Timo Zimmermann, Harald Gering, Dolf Mehring, Hildegard Reinitz, Silke Harborth, Petra Schäckermann, Petra Danielsen-Hardt, Sabine Raddatz, Jutta und Wido Wagner, Christina Kolivopoulos, Gerhard Volpers, Peter Lasslop, Elsemarie Bork, Hannelore Thimm-Rasch, Volker Schaika, Thorsten Baulmann, Petra Karmainski, Erika Maletz, Dr.Rinnert Siemssen, Esther Hagemann, Piel Carsten, Oliver Stiller, Sandra Degenhardt und Olaf Damm, Dr. Sabine Siebel, Kathrin Bohr, Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engel-berg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Stein-strass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Mi-chael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolf-gang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Ter-beck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Tho-mas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Borne-mann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichten-stein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Tho-mas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bo-kel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Frie-derike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda
Männersache? Überhaupt nicht! Im August erscheint bodo als Themenheft „Sport“ – so wie wir ihn
erzählen: Geschichten von Heimspielserien hinter Gittern, von schubsenden „Rollergirls“, bogenschie-
ßenden bodo-Verkäufern, topfitten Schwimmlegenden, Nordstadt-Cricketstars und mit Fußball-Ju-
gendtrainer Frank Goosen. Ab 1. August bei Ihrer Verkäuferin oder Ihrem Verkäufer.
Nordstadt gab sogar nur ein Viertel der Wahlberech-
tigten (25,3 Prozent) ihre Stimme ab – auch hier gut
zwei Prozentpunkte weniger als 2009. Diese 75 Prozent
Wahlenthaltung sind nicht entbehrlich, sie sind eine
Schande. In einem Stadtteil mit 53.000 Einwohnern
(mit vielen Menschen noch ohne Wahlberechtigung:
Kinder, Ausländer) haben sich lediglich 8.000 Personen
an der Wahl beteiligt.
Und auch der Angriff der Neonazis auf das Rathaus
am Wahlabend, den die anwesenden Parteien- und
Ratsvertreter live mitbekommen haben, ist eine Facet-
te dieser Entwicklung.
Die Auseinandersetzung mit den Ausprägungen der sozi-
alen Frage in Dortmund, der Zunahme prekärer Lebens-
verhältnisse, von Ausgrenzung, sozialräumlicher Segre-
gation, Verwerfungen der Stadtentwicklung und mit der
Frage, wie Betroffene und Wahl-Stimmlose zu Beteiligten
gemacht werden können, dies ist primär notwendig, um
ein demokratisch verfasstes Gemeinwesen zu erhalten.
Wiebke Claussen
Niedrige Wahlbeteiligung verpflichtet Politiker
Auf der Startseite der Stadt Dortmund ist folgender
Wahlspruch zu lesen: „Das Heil der Demokratien, von
welchem Typus und Rang sie immer seien, hängt von
einer geringfügigen technischen Einzelheit ab: vom
Wahlrecht. Alles andere ist sekundär.“
Als Kommentar der Wahlergebnisse zeugt der Wahl-
spruch von Selbstgerechtigkeit und Ignoranz. Die ge-
wählten Mandatsvertreter haben am Wahlsonntag
ihre Mehrheiten eingefahren, den Zugang zu Pfrün-
den, Posten und Gestaltungsaufgaben erlangt. Die
niedrige Wahlbeteiligung verpflichtet Politiker dazu,
sich mit den Ursachen von Parteienverdrossenheit und
der Abkehr vieler Bürger vom politischen Gemeinwe-
sen auseinanderzusetzen.
Nicht einmal die Hälfte der Dortmunder (44,9 Pro-
zent) ist am Sonntag zur Wahl gegangen. Die Wahl-
beteiligung ist damit gegenüber 2009 um fast zwei
Punkte gesunken (46,7 Prozent). In vielen Stadtteilen
sank die Wahlbeteiligung unter 40 Prozent. Und in der
LESERPOST
LESERSEITE
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Wir müssen tapfer sein, jetzt, wo wir verloren haben. Nicht beim Fußball. Da verlieren wirnicht, da gehen wir erhobenen Hauptes vom Platz. Außerdem, könnte das Geschehen inBrasilien schon hier im Heft stehen, müsste ich seherische Kräfte haben. Dann würde ich nichtmehr hier schreiben, sondern anderswo Wettscheine ausfüllen.
Schön war der deutsche WM-Auftakt. Nach dem Portugalspiel konnte man bei n-tv wie üblicham unteren Bildrand Kurznachrichten lesen. „FULMINANTER SIEG DER DEUTSCHEN“,stand da, und „Gauck: ein guter Anfang“. Dazu füllte mal wieder eine Weltkriegs-Doku denrestlichen Bildschirm. Alliierte Bomber zu Gauck, der sich gerade zum Kriegspräsidentenmausert und tote Soldaten im Dreck zu Deutschlands Startsieg, das hatte was.
Trotzdem haben wir verloren, wir, das Ruhrgebiet. Das kennen wir. Das kön-nen wir. Wenn dieser andere Club scheitert, ruft er sich zum Meister derHerzen aus. Wenn die Bochumer Uni bei der bundesweitenExzellenzinitiative versagt, lässt sie im Betriebskindergarten Medaillenbasteln, auf denen dann krakelig steht: „Ruhruni – Exelend“.
Tja, und wenn wir als Ruhrgebiet nicht nur nicht Weltkulturerbewerden, sondern schon in der Vorrunde scheitern. Wenn wir beider Konferenz der Kultusminister hinter irgendwelchenSpringbrunnen in Augsburg und kulturaffinen Öd- undMoorflächen bei Garmisch-Partenkirchen landen, dann ist uns dasmal total egal.
Wir wundern uns auch nicht darüber, dass neben diesemRegionalverband, der mal RVR, mal KVR, aber nie VRR heißt, beidem Welt-Scheiter-Projekt auch die RAG mitmischt und dieEmschergenossenschaft. Das sind die mit den Kläranlagen.
Wir steuern lässig die nächste Pommesbude an, die tatsächlich„Wurstkultur“ heißt, und ihr lasst euch von mir dort erzählen, wieschön es neulich mal wieder auffem Pütt war bei derGrubenfahrt, wie schön es überhaupt ist hier im Ruhrgebiet.Unterirdisch schön.
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Unterbezirk DortmundKlosterstraße 8-1044135 Dortmund0231- 99 340
Unterbezirk Ruhr-MitteBleichstr. 8 44787 Bochum0234- 96 47 70
Unterbezirk UnnaUnnaer Straße 29a59174 Kamen02307- 91 22 10
[email protected] | www.awo-ww.de
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaftbewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
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ArbeiterwohlfahrtBezirksverband Westliches Westfalen e.V.
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