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Fachmagazin Dialogmarketing der Agentur die dialogagenten | ISSN 1866-4326 Nr. 14 | Oktober 2011 Social Media Dialoge für Erfolg? Menschen · Dialoge · Beziehungen

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Was Social Media alles kann: Beispiel Facebook Internetblase 2.0 - oder: Resonanz vs. Relevanz Mobile Marketing direkt am PoS

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Fachmagazin Dialogmarketing der Agentur die dialogagenten | ISSN 1866-4326 Nr. 14 | Oktober 2011

Social MediaDialoge für Erfolg?

Menschen · Dialoge · Beziehungen

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Inhalt

c‘Mag 14 Oktober 20112

ImpressumHerausgeber:die dialogagenten Agentur Beratung Service GmbHKaternberger Str. 4, 42115 WuppertalFon: 0202.371 47 0, Fax: 0202.371 47 49www.die-da.com, [email protected]äftsführer:Sven Bruck, Jeroen Callewaert, Lutz VoswinkelV.i.S.d.P.: Udo SturmbergRedaktion: Udo Sturmberg, die dialogagentenHubert Romer, Jörg Wehrmann,Die Wortgewaltigen, BerlinGestaltung und Satz:Udo Sturmberg, die dialogagentenRuben Kern, die dialogagentenFotos: Archiv: S. 8, 9, 21;Guido Adolphs: S. 12, 13, 14, 23, 24;Ruben Kern: Titel, S. 4+5, 10, 20, 22;Jörg Wehrmann: S.15;Druck: paffrath print & medien gmbh, RemscheidAuflage: 3.000Erscheinungsweise: unregelmäßigISSN 1866-4326

Mit Namen des Verfassers gekennzeichnete Beiträge stel-

len nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar. Einge-

sandte Manuskripte gelten als Veröffentlichungsvorschlag

zu den Bedingungen des Herausgebers. Dazu gehört das

ausschließliche Nutzungsrecht des Herausgebers, das die

Erstellung von Sonderdrucken sowie die photomechani-

sche und elektronische Vervielfältigung einschließt. Weder

Herausgeber noch Autoren haften für eventuelle Nachteile

oder Schäden, die aus den in diesem Heft veröffentlichten

Informationen oder Hinweisen resultieren können.

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Das neue Empfehlungsmarketing

News, Infos, Termine

Was Social Media alles kann: das Beispiel Facebook

Mobile Marketing direkt am PoS

Soziale Netzwerke bieten viel Potenzial für Handelsunternehmen

Praxistipp –Im Web schreiben

Webinare – Social Media oder Sektempfang?

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Internetblase 2.0 – oder: Resonanz vs. Relevanz?

dialogagenten zeigen Flagge aufBranchenmesse „mailingtage 2011“

Kommt nach Cybermobbing und Facebookdepression der Cyberburnout?

Kunesto – "Wir machen Programm für die Aktiven"

Revolution der Geisteshaltung und des wirtschaftlichen Denkens

A & O für erfolgreichen Dialog: Das Ausgangsmaterial muss stimmen

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Editorial

Liebe Leserinnen,

liebe Leser,

es war eine spannende Zeit, als das World Wide Web und mit ihm die E-Mails in unser Leben eintraten.

Mir bereitete es Spaß, schon sehr früh mit diesem neuen Medium zu kommunizieren. Beinahe täglich

kamen neue „Bewohner“ in das globale Dorf des WWW und verwandelten es in eine Plattform, die

heute nicht mehr wegzudenken ist.

Genauso erging es mir mit Facebook und Co, jenen so genannten Social Media. Sie kamen auf mich zu

und mittlerweile nutze ich sehr gerne diese Möglichkeit, um mit Freunden und Bekannten in Kontakt

treten zu können. Die Social Media haben uns in der weitläufigen Welt tatsächlich nähergebracht und es

ist schön, mit Freunden über tausende von Kilometern in engem Austausch stehen zu können. Und jeder

von uns gibt hundertmillionenfach viel Persönliches von sich preis.

Ein gefundenes Fressen für die Wirtschaft also? Ist das der Grund, warum sich die ganze Wirtschaftswelt

auf dieses Schlaraffenland an Kontakten und Daten stürzt? Ein neuer Hype ist entstanden in der Welt des

Internets. Social Media treiben die Aktien hoch, verursachen einen neuen Online-Boom und bescheren

vielen Unternehmern ein schlechtes Gewissen, wenn sie noch nicht im Social Web aktiv sind.

Doch wie viel Social Media vertragen wir? Was ist vorteilhaft, was übertrieben? Kommt nach Cyber-

mobbing und Facebookdepression der Cyberburnout‘, wie Sven Bruck in seinem Kommentar vermerkt?

Für welche Unternehmen eignet sich das eigene Engagement im Social Web und wer sollte einfach nur

aufmerksam die Plattformen beobachten?

Eines ist sicher: das Social Web findet in jedem Fall statt. Besser, Sie sind involviert, denn sonst kann es

passieren, dass dort Dinge kommuniziert werden, die Ihnen als Unternehmen nicht recht sein können.

Praktiker und Experten bieten Ihnen in unserem brandneuen c´Mag interessante Einblicke in den Ar-

beitsalltag mit Social Media, damit Sie sich ein eigenes Bild machen können.

Wie immer im Leben scheint der goldene Mittelweg die richtige Lösung. Klassische Medien, verknüpft

mit den Möglichkeiten der Social Media, bieten hervorragende Potenziale – wenn man sie denn richtig

einzusetzen weiß. Das Dialogmarketing bietet sich als Brückendisziplin bestens an.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Ihr

Udo Sturmberg

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Social MediaDialoge für Erfolg?

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Wer auf einer Webseite von den Gesichtern seiner Freunde angelacht wird, weil diese

den „Gefällt mir“-Knopf gedrückt haben, kauft eher. Bewertungsportale machen es möglich, jeden beliebigen Anbieter wärmstens weiter-zuempfehlen – oder eisig abzuraten. Durch die Eincheck-Funktionen von Foursquare & Co. gibt man seinen Netzwerk-Freunden die Lieb-lingslocations bekannt - und wird so zum Po-wer-Multiplikator. Via App senden bereits erste Lokalitäten den Passanten beim Vorübergehen eine Kaufempfehlung nebst Gutschein-Coupon aufs wartende Display. Dank rollender WLAN-Hotspots werden wir selbst im Auto bald stan-dardmäßig ans Internet angebunden sein.

Das neue Empfehlungsmarketing

Das klassische Weitererzählen verlagert sich immer mehr ins Internet. Es erlebt dort als digitaler Consumer-Con-

tent eine unbändige Renaissance – und findet vor allem über ‚Likes‘ und ‚Dislikes‘ statt. Getrieben wird diese

Entwicklung durch Smartphones und Tablet-Computer, die gerade den Massenmarkt erobern. Mit deren Hilfe

werden ‚Location based Services‘ und ‚Augmented Reality‘ unseren Lebensstil zunehmend prägen.

Augmented Reality (AR)

Unter dem Oberbegriff ‚Augmented Reality‘ arbeiten innovative Unternehmen mit Hoch-druck an einer Informationsverknüpfung zwi-schen der realen und der virtuellen Welt. So er-hielt bei einem kürzlichen Coca-Cola-Event in Israel jeder Besucher ein RFID-Armband, das ihn auf sein Facebook-Account einloggte. Nun konnte er bei jeder Attraktion über sein Arm-band “Gefällt mir” klicken und Bilder auf sei-ne Pinnwand schicken. Solche ‚Like-Machines‘ wird es in Zukunft in vielen Branchen geben. Wer da bei den ‚Votings‘ durchfällt, hat aus-gedient. Umsatz und Ergebnisse steigen nicht

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den, dass wir uns webbasiert dazu äußern, was wir von einem Anbieter halten – und wovon wir lieber die Finger lassen. Bis zu neunzig Prozent der Internetuser finden die Bewertungen an-derer wichtig – und folgen deren Ratschlägen meist nahezu blind. Beispielsweise haben 19 Prozent aller Reiselustigen, wie eine kürzliche FUR-Reiseanalyse herausfand, ein anderes als das zunächst beabsichtige Hotel gebucht. Das heißt, schlecht bewertete Hotels verlieren jeden fünften Gast allein durch das Internet – und ohne es zu merken.

Digitale Mundpropaganda ist in unserer Social-Media-Welt schon fast so was wie Bürgerpflicht. Hierbei kann auf Kommunikationswerkzeuge von unglaublicher Reichweite zurückgegriffen werden, wodurch sich positives wie auch nega-tives Gerede (Buzz) explosionsartig verbreitet. Mithilfe mobiler Endgeräte erreicht Word-of-Mouth (WOM) nicht länger nur die Ohren weniger Interessierter, sondern drahtlos die

länger proportional zum Werbedruck, sondern mit der Zahl positiver Empfehlungen.

Immer öfter ist das Suchfeld von Google & Co. der Startpunkt für eine potenzielle Kunden-beziehung – und nicht selten gleichzeitig das Ende. So ist das Internet in kürzester Zeit zu einer wahren Spielwiese für alle möglichen For-men des Empfehlungsmarketings geworden. Bis vor wenigen Jahren beschränkten sich die Möglichkeiten zum Weitersagen auf Bekannte, Kollegen und Geschäftsfreunde. Mundpropa-ganda fand in einem überschaubaren Rahmen statt. Sie war zwar hörbar, aber nicht sichtbar. Und sie war flüchtig, denn sie musste erinnert werden.

Die neuen Vermarkter

Heutzutage wird das, was wir von einer Sache halten, bereitwillig mit einer breiten Öffentlich-keit geteilt. Es ist ganz selbstverständlich gewor-

unzähligen Bildschirme der ganzen Welt. Wer-bung, auf die zu achten es sich lohnt, kommt vornehmlich aus dem Kreis der vernetzten Ver-braucher. Sie sind die neuen Vermarkter.

Location based Services (LBS)

Empfehlungen stecken fortan in der Hand- oder Hosentasche. Wer unterwegs ist und In-formationen will, braucht sein Handy nur noch in die entsprechende Richtung zu halten. Aus den Tiefen des digitalen Raums holt sich unser mobiler Begleiter - eine adäquate Ausstattung vorausgesetzt – zum Beispiel per QR-Code die gewünschten Antworten ohne jede Wartezeit. Und während unser Blick bedächtig über die Auslagen eines Schaufensters streift, checkt unser Smartphone bereits die Reputation des Händlers, die ökologische Haltung des Anbie-ters, den Fan-Faktor der Marke und bei Bedarf auch die Preise im Vergleich. Mobil verfügbare Infos aus dem Web werden immer mehr zur

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Boosting. Doch nur, wer die Regeln des neuen Word-of-Mouth-Marketing beherrscht, wird künftig zu den Gewinnern zählen.

Zur Person

Anne M. Schüller ist Management-Consultant und gilt als Europas führende Expertin für Loyalitätsmarketing. Die Diplom-Betriebswir-tin und Bestsellerautorin zählt zu den besten Speakern im deutschsprachigen Raum (Conga Award 2010). Unter anderem hält sie Vorträge zum Thema Mundpropaganda- und Empfeh-lungsmarketing. Sie arbeitet ferner als Business-Trainerin und lehrt an mehreren Hochschulen. Managementbuch.de zählt sie zu den wichtigen Managementvordenkern hierzulande. Zu ihren Kunden gehört die Elite der Wirtschaft.

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Autorenkontakt

Anne M. Schüller

Management-Consultant

www.anneschueller.com

Grundlage von Kauf- und Nut-zungsentscheidungen.

Etwa ein Drittel aller Handy-Besitzer werden wohl Ende des Jahres ein internetfähiges Gerät besitzen, mit dem solch mobi-les Surfen möglich ist. All das ist Risiko und Chance zugleich. Denn ob es den Unternehmen nun gefällt oder nicht: Was immer sie heute tun, im Web spricht es sich blitzschnell herum. Und (fast) alles kommt früher oder später heraus. Vernebeln, belügen und betrügen sind in einem solchen Szenario ein Auslaufmodell. „Google sieht alles und vergisst nichts“ heißt es so schön. Und mehr noch: Das, was die Menschen über ein Un-ternehmen sagen, hat bei den Suchmaschinen Vorrang vor dem, was die Unternehmen selbst über sich sagen. Al-gorithmen bevorzugen eben auch People-Buzz.

Das neue Mantra

Heutzutage können Beratungs- und Verkaufs-gespräche live ins Internet übertragen und dann kommentiert werden. In Echtzeit twittern wir unsere Eindrücke etwa von einem Event, machen Fotos für unseren Flickr-Account und stellen Video-Sequenzen auf Youtube ein. An-bieter, die in diesem neuen Szenario unbescha-det davonkommen wollen, tun gut daran, eine Top-Performance zu bieten, moralisch sauber zu sein und in einen offenen, ehrlichen Dialog zu treten.

Wer heute nicht empfehlenswert ist, ist morgen nicht mehr kaufenswert – und übermorgen tot.

11-Punkte-Schnell-Checkliste für Ihren Social Media Marketing Plan

Richten Sie Alerts bei Google & Co. für Ihre Angebote und gegebenenfalls auch für die des

Wettbewerbs ein – und/oder nutzen Sie ein (kostenloses) Social-Media-Monitoring-Tool.

Tragen Sie sich in Online-Verzeichnisse ein. Sichern Sie sich Einträge auf Branchenplattfor-

men. Stellen Sie Meldungen auf Online-Presseportalen ein. Filtern Sie die meistgenutzten

Bewertungsportale in Ihrer Branche heraus.Reagieren Sie zügig auf Kommentare im Web. Bedanken Sie sich bei denen, die Sie loben.

Vor allem aber: Melden Sie sich bei denen, die Beschwerden hatten – und schaffen Sie deren

Ärger schnellstmöglich aus der Welt.Laden Sie aktiv zu Online-Buzz ein, zum Beispiel so: „Folgen Sie uns auf Twitter.“ Oder so:

„Werden Sie Fan auf unserer Facebook-Seite.“ Oder so: „Schreiben Sie einen kleinen Erfah-

rungsbericht auf … .“Integrieren Sie Social Plugins wie Facebook’s „Gefällt mir“, Google‘s „+1“ wie auch Twitter-

Buttons gut sichtbar auf Ihrer Website sowie in E-Mail-Newslettern und dergleichen. Und

setzen Sie Weiterempfehlungslinks.Nutzen Sie, wenn sinnvoll, Geo-Applikationen wie Google Maps – und buchen Sie gegebe-

nenfalls Icons auf Navi-Apps (Mapvertising).Arbeiten Sie mit Bewegtbild-Material von kurzer Länge und stellen Sie dies prominent auf

Ihren eigenen Webpräsenzen wie auch in die wichtigsten Videoportale ein.Machen Sie sich mit Gutschein-Diensten wie Groupon und Topdeals vertraut – und prüfen

Sie, ob das für Sie sinnvoll ist. Rentabel sind die dort üblichen hohen Rabatte allerdings nur

dann, wenn im Gegenzug mit erheblichem Mehrumsatz zu rechnen ist.Prüfen Sie, ob Eincheckdienste wie Foursquare, Facebook’s Places, Qype oder Gowalla für

Sie hilfreich sein können. Belohnen Sie Power-Einchecker mit einem kleinen Geschenk.

Statten Sie passende Objekte mit einem QR-Code aus. Das sind grafisch codierte Informatio-

nen, die zu ausführlichen Infos ins Web weiterleiten, wenn dieser Code von einem internet-

fähigen Handy mithilfe eines Readers fotografiert wird.Lassen Sie da, wo dies sinnvoll ist, eine für die User möglichst kostenlose App erstellen. Und

vermarkten Sie diese dann auch aktiv.

Denn in unserer global vernetzten Welt wird Minderwertiges gnadenlos ausgesondert. An der Macht der vielen kommt kein einziges Un-ternehmen mehr vorbei. Management, Sales & Marketing fällt somit die Aufgabe zu, sich die-se konsumentengetriebene Entwicklung zügig zunutze zu machen, förderliche virale Prozesse zu stimulieren und voller Leidenschaft mitzu-gestalten.

„Sei wirklich gut und bringe die Menschen dazu, dies engagiert weiterzutragen!“ So lau-tet das Mantra in einer Empfehlungsgesell-schaft. Positive Mundpropaganda ist Umsatz-

Das Buch zum Thema

Leitfaden WOM MarketingDie neue Empfehlungsgesellschaft. Online & offline neue Kunden gewinnen durch Social Media Marketing, Viral Marketing, Advocating und Buzz.

Herausgeber: Anne M. Schüller und Torsten Schwarz448 Seiten, Preis: 39,90 Euro / 51,90 CHF, gebundenISBN: 978-3000304705, September 2010Verlag: marketing-BÖRSE GmbH

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Zuhören. Verstehen. Gehört werden.Machen Sie 2012 zum Jahr des

Dialoges mit Ihren Kunden.

0800 - 342 56 40

Rufen Sie uns jetzt unverbindlich an.

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Social Media können wir als Überbegriff über alle Medien verwenden, in denen sich

Internetnutzer „begegnen“, sich austauschen, Meinungen, Erfahrungen oder Informationen miteinander teilen. Den Social Media können wir die klassischen Massenmedien gegenüber-stellen, wie beispielsweise Radio, Fernsehen und Film. Social Media basiert in unserer Defi-nition ausschließlich auf digital basierten Kom-munikationskanälen. Die Social Media zeichnet aus, dass sie sehr aktuell und schnell zugänglich sind, mit der Möglichkeit, auf kostengünstige Weise eine hohe Verbreitung zu erzielen. Die Frage der Glaubwürdigkeit der Aussagen bleibt jedoch ungeprüft.

Beispiele sind Foren, Weblogs und Micro-Blogs wie Twitter, soziale Netzwerke (zum Beispiel XING, Facebook, LinkedIn, MySpace, Stu-diVZ oder wer-kennt-wen), Social-Bookmark-Portale (zum Beispiel Mister Wong, oneview, delicious, Digg oder LinkARENA), Wikis wie Wikipedia, Auskunftsportale (zum Beispiel wer-weiss-was oder gutefrage.net), Foto-, Mu-sik-, Video- oder Document-Sharing-Portale (zum Beispiel Picasa, Flickr, Youtube, seven-load, slideshare, MyVideo, Scribd oder last.fm) sowie Bewertungsportale (zum Beispiel QYPE, Idealo oder ciao!). [onlinemarketing praxis].

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News, Infos, Termine

Es gibt Menschen, die setzen virales Mar-keting mit „Mund-zu-Mund-Propaganda“

gleich. Für eine erste Beschreibung mag das auch zutreffen. Doch virales Marketing ist weit-aus mehr. Es beschreibt vor allem eine gezielt aktivierte, massenhafte Verbreitung von In-formationen und Botschaften über die sozia-len Netzwerke. Der Begriff kommt von „viral“ und soll die schnelle Verbreitung, einem Virus gleich, beschreiben. Zum Einsatz kommen vir-tuelle Postkarten, Filmclips oder einfach nur

Was ist Social Media?

Was ist virales Marketing?

Einträge in Internetforen und Blogs. Dabei ist es eine Besonderheit, dass die einzelnen User die Botschaften freiwillig und ohne Aufforde-rung weitergeben. Wer das Instrument des vi-ralen Marketings zu nutzen weiß, kann mit ver-gleichsweise minimalem finanziellem Aufwand einen überproportional großen Erfolg verbu-chen. Das gilt auch für klassisch-konservative Unternehmen und Produkte. Voraussetzung ist, einfach mal eigene Grenzen zu überschreiten.

Termine:

14. Oktober, Stuttgart, Porsche-Arena: 10. Stuttgarter Wissensforum. Bereits ein Klassiker mit hochkarätigen Referenten.www.speakers-excellence.de/event-details/10-stuttgarter-wissensforum.html

20. und 21. November, München: Social Media Days. Konferenz für Unternehmen. www.socialmediaeconomy.de

5. und 6. Dezember, Hamburg: Social Media Conference. Kongress mit guten Kontaktmög-lichkeiten. www.socialmediaconference.de

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News, Infos, Termine

Google startet mit eigener Mediaplattform: Google+

Noch ist Google+ in der Testphase. Doch es soll alle Vorteile der anderen Plattformen des Social Media mit den bisherigen Google-Features in sich vereinigen. Die Testplattform verrät dabei einige interessante Neuerungen. Neben der Faszination an Social Media stellt sich die Frage: wie viel

Social Media verträgt die Webgemeinde? Wir als User haben nur begrenzt Zeit. Wann ist die Sättigungsgrenze erreicht? Wir sind gespannt.Mit dem „Kommunikationsmuster“ liegt ein Konzept vor, das sich verabschiedet vom buchhalterischen Abarbeiten einzelner CD-Elemente. Vielmehr will es ganzheitlich die Kompositionsgesetze erfolgreicher Werbung erfassen. Um sie dann so in leicht handhabbare Regeln zu überführen und die richtige Zuordnung abzusichern. Ein solches Kommunikationsmuster vermeidet auch die Gefahr, die Konsumenten durch immergleiche Bilder und Sprüche zu langweilen. Denn ein Muster bietet immer Spielräume: für Variationen in der konkreten Ausgestaltung von Anzeigen, für eine Anpassung an Geschmack und Zeitgeist im Wandel, für eine Adaption an veränderte Produkte. Anders als aufwändige CD-Regeln, die Marken oftmals in einem Korsett aus Gestaltungsvorgaben ersticken, sorgt ein Kommunikationsmuster für effektive Werbung, indem es eine eindeutige Markenzuordnung in attraktiver und lebendiger Form garantiert.

Neues Berufsbild: „Social Media Manager“

Social Media hat ein neues Berufsbild gene-riert: den Social Media Manager. Angebo-

ten wird er zum Beispiel von der Social Media Akademie. In der Ausbildung lernen die ange-henden „Manager“ vor allem, wie die enorme Dynamik dieses Kommunikationskanals in den Griff zu bekommen ist und wie entsprechende eigene Aktivitäten zielgerichtet eingesetzt wer-den können. Die Ausbildung zielt vor allem darauf ab, den Einsatz von Social Media für Un-ternehmen zu erlernen. Dieses neue Berufsbild macht deutlich, wie unterschiedlich die Me-chanismen und Gesetze von Social Media sind. Die Form der Interaktion und Kommunikation kann nicht von den klassischen Kommunikati-onswegen übernommen werden. Wir meinen: wer die klassischen, wie auch die neuen Kom-munikationsformen kennt und zu kombinieren weiß, ist auf der Gewinnerseite.

Unternehmen meiden (noch) Social Media

Die Deutsche Post wollte in ihrem Dialogmarketing Monitor erstmalig erfassen, welche Rollen Social Media in den Marketingabteilungen der deutschen Unternehmen spielt. Das Ergebnis ist erstaunlich! Während große Marken wie Adidas, Puma, DM-Markt et al. bereits mit eigenen

Aktivitäten in den sozialen Netzwerken aktiv sind, wollen sich 80% der deutschen Unternehmen nicht auf den Social-Media-Plattformen beschäfti-gen. Auch in 2011 und in naher Zukunft möchten 61% der Befragten diese Kanäle nicht nutzen so die Umfrage. Nur 8% planen den Einsatz fest ein. Befragt hat die Deutsche Post hierbei mehr als 2700 Unternehmen. Diese Zahl zeigt, wie schwer es für viele Unternehmen einzuschätzen ist, welche Möglichkeiten dies Plattformen bieten. Oder liegt es daran, dass die „Generation Digital“ noch nicht in den Entscheiderebenen der Unternehmen angekommen ist? Fakt ist, schlechte Beurteilungen und Meinungen in Social Media geschehen – mit oder ohne aktive Teilnahme. Die Untersuchung finden Sie unter: www.deutschepost.de/dmm

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Wer sich auf eine „Expedition“ in der Welt der Social Media einlässt, sollte sich be-

wusst machen, welche Ziele er darin verfolgen will. Soll es eine reine Kampagne sein, um die Marke zu pushen, sind klassische Medien und Plattformen sicherlich geeigneter. User wol-len auf Facebook vor allem Kontakte pflegen, Freunde treffen und sich austauschen. Nur we-nige wollen sich mit Marken auseinandersetzen. Das ergibt eine Studie der Agentur Mindshare. Darüber können auch die enormen Fanzahlen der großen Markenunternehmen beispielsweise auf Facebook nicht hinwegtäuschen.

Wer sich für ein Projekt in den Social Media entscheidet, sollte bereit sein, die konventionel-len Wege zu verlassen und sich auf eine lockere, dynamische und unkonventionelle Kommuni-kation einlassen.

Bildhaft gesprochen: ziehen Sie Schlips und Krawatte aus, krempeln Sie die Ärmel hoch und begeben Sie sich auf Facebook und Co auf

Was Social Media alles kann: das Beispiel Facebook

Entdeckungsreise. Seien Sie neugierig auf die Begegnungen und auf die Reaktionen, die Sie erhalten! Oftmals kann man die Geschwindig-keit und Dynamik selbst nicht steuern, sondern lediglich ein wenig begleiten.

Ein gutes Beispiel stellt beispielsweise die Seite von Vivesco dar. Der User erfährt hier witzige und kuriose Geschichten rund um den Ge-sundheitsbereich. Man kommt gerne wieder – und erfährt in anderen Posts auch Details zu Vivesco-Apotheken und ihren Angeboten.Facebook entwickelte sich ursprünglich aus ei-nem Freizeitbereich heraus. Schnell wuchs die Seite zu einer großen Plattform heran, auf der sich Freunde und Bekannte in eigenen Freund-schaftszirkeln treffen und austauschen. Der privat-soziale Bereich ist es auch, der laut Um-fragen im Vordergrund steht. Das Beratungs-unternehmen Trendstream kommt bereits in seiner Erhebung „Global Web Index 2009“ zu dem Ergebnis, dass 32% aller Internetnutzer in Deutschland ein Profil in mindestens einem

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sozialen Netzwerk besitzen. 31% der deutschen Internetnutzer veröffentlichen Fotos und weite-re 10% verfassen Artikel in Webblogs.

Die Anzahl der Mitglieder in den sozialen Net-zen ist gewaltig. Wann die erste Milliarde er-reicht wird, ist nur noch eine Frage von wenigen Wochen. Das bedeutet, potenzielle Kunden und Geschäftspartner befinden sich ebenfalls unter diesen Usern. Sie könnten durch negative Stim-mungen dem eigenen Unternehmen gegenüber beeinflusst werden.

Die Drogeriemarktkette dm nutzt Facebook intensiv, um mit ihren Kunden über Produkte und Angebote zu sprechen. Sie versüßt ihren Fans das Leben mit kostenlosen Probesets. Dass diese User gerne positiv darüber berichten, ist die beste Werbung, die man sich wünschen kann. Für die Produktentwickler bietet sich dabei ein enormes Testfeld, um etwas über die Eigenschaften zu erfahren und gegebenenfalls die Produkte und Dienstleistungen zu modifi-

zieren. Selbst Maschinen- und Anlagenbauer erhalten in Foren, etwa der CNC-Arena, qua-si Liveberichte aus dem Arbeits- und Anwen-dungsalltag.

Wie die Autorin Nadja Schaefer, im Online-Magazin InternetWorld Business schreibt, in-formieren sich bereits heute zwei Drittel der Internetnutzer in Social Media über Produkte, deren Kauf sie planen. Die Bedeutung von so-zialen Netzwerken beim Shopping nimmt dabei weiter zu. Davon sind vor allem Jugendliche überzeugt. Und dieser wichtige Aspekt darf von Unternehmen auf keinen Fall unterschätzt wer-den! Diese Erkenntnis wird durch die Studie „Social Media Einfluss auf das Kaufverhalten im Internet“ untermauert. Mit den Möglich-keiten von Apps auf Smartphones kann dieser Prozess direkt am Point of Sale stattfinden.*

Eine reine Auftragsgenerierung und ein Pro-duktverkauf sind eher untergeordnet. Ein klas-sisches Markenbranding ist eher zweitrangig.

Wer dennoch hauptsächlich auf die klassische Kommunikation setzt, dem sei angeraten, zu-mindest mit großer Aufmerksamkeit die sozi-alen Plattformen zu begleiten und zu beobach-ten. Denn wenn einmal eine Negativkampagne ins Rollen gebracht wurde, ist es schwer, diese aufzuhalten oder zu beeinflussen.

*An der nicht repräsentativen Studie, die von Ralf Schengber, Marketingprofessor an der FH Münster, ver-öffentlicht wurde, nahmen im Zeitraum von Dezember 2010 bis Januar dieses Jahres 1.299 Personen teil.

Meinungen bilden

virales Marketing ermöglichen

Aktionen und Aktivitäten bekannt machen

Diskussionen antreiben

Produkte pushen oder zerstören

einzelne Veranstaltungen und punktuelle Ereignisse bekannt machen

potenzielle Mitarbeiter für das Produkt und Unternehmen interessieren

verrückte und unkonventionelle Ideen realisieren helfen

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Facebook kann:

Autorenkontakt

Hubert Romer

[email protected]

www.die-wortgewaltigen.de

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Internetblase 2.0 – oder: Resonanz vs. Relevanz?– Eine kleine Meinungsumfrage –

Drei von vier Internetnutzern hierzulande sind einer Umfrage des Branchenver-

bandes BITKOM zufolge Mitglied in mindes-tens einem sozialen Netzwerk, im Schnitt gibt es 2,4 Anmeldungen pro User. Bei den unter 30-Jährigen hat so gut wie jeder Profile oder Accounts bei Facebook, StudiVZ, Google+ oder vergleichbaren Angeboten. Das US-Marktfor-schungsinstitut Gartner, das über 6.000 Nut-zer in elf Nationen befragte, konstatiert dage-gen eine gewisse Social-Media-Müdigkeit. So würden 24 Prozent der Befragten ihr soziales Netzwerk seltener aufrufen als kurz nach dem Beitritt; 31 Prozent der jungen, sehr mobilen Konsumenten geben sogar an, von den Netz-werken gelangweilt zu sein. Grund genug für die c'Mag, sich einmal umzuhören. Neben di-alogagent Sven Bruck äußerten sich: Sonja Königsberg, Leiterin Personalmarketing bei OTTO in Hamburg, Michael Blum, Koordi-nator Social Media bei TUI Deutschland, und Christian Peschanel, Leiter Regionalmarketing Lateinamerika bei Bayer Pharma.

Muss man drin sein –ob privat oder geschäftlich?

Für Sven Bruck, Autor des Blogs http://dia-logagent.wordpress.com, sind es oft skurrile Situationen, die sich uns im Alltag des Social Web bieten: „212 von 1.236 Freunden online und zum Chat verfügbar. Und fast Dutzende von Firmen, Marken, Stars und Vereine, die man als Nutzer ‚mag‘. Eine unglaubliche Flut an Nachrichten und Meldungen erreicht einen in-tensiven Facebooknutzer täglich. Da wechseln sich die Softdrink-Mitteilung mit der Status-meldung des flüchtigen Bekannten aus Sidney und der Tourbericht der Lieblingsband mit den Urlaubsfotos des Bruders. Oder die Informati-on, dass irgendjemand irgendeine Frage über jemanden beantwortet hat, die man sich noch nie gestellt hat.“

Und dennoch: die von uns Befragten nutzen So-cial Media in vielen Facetten – der eine mehr pri-vat, um mit dem Bekanntenkreis in Kontakt zu bleiben, der andere eher geschäftlich für das Net-working im beruflichen Kontext. Wenngleich er

Sonja Königsberg,

OTTO

„Finden hier talentierte Online-affine, die wir als Unternehmenmit starker Onlineausrichtung suchen."

natürlich auch mit kommerziellen Angeboten, etwa bei Facebook, XING oder Linkedin, ver-bunden ist, differenziert Christian Peschanel. „Ich verbinde mich nicht mit jedem, der nur sein Netzwerk erweitern will, sondern kontakte die, denen ich im ‚real life‘ auch schon begegnet bin und die ich auch als Kontakt haben will.“

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Ist Social Media für Unternehmensinnvoll und nutzbar?

Unternehmen investieren mit den Social-Me-dia-Plattformen in eine Werbeform, so dialog-agent Sven Bruck, „von der sie oft noch gar nicht verstehen oder wissen, wie sie von diesem Engagement tatsächlich profitieren können und werden. Dieses Szenario erinnert verdächtig an die teuren Investitionen, welche sich im Ver-lauf der Internetblase 1.0 mit der Frage nach dem Sinn und Ertrag schnell in Rauch aufge-löst haben.“ Schließt sich die Frage an, ob und wie Social Media für Unternehmen tatsächlich sinnvoll und nutzbar ist? Sonja Königsberg von OTTO, das als Unternehmen eine sehr starke Onlineausrichtung hat und deshalb na-türlich auch in sozialen Netzen aktiv ist, sieht das positiv. „OTTO ist ein experimentierfreu-diges und innovativ denkendes Unternehmen: Wir twittern in mehreren Fachbereichen und sind bei Facebook zu finden. Unsere Facebook-Karrieresite gehört zu den deutschen Top- Karrieresites, ebenso unser Twitterkanal. Im Personalmarketing informieren wir über diese Kanäle, was bei OTTO passiert, wie es ist, hier zu arbeiten, und zeigen, dass wir für interes-sierte Bewerber immer ansprechbar sind.“ Au-ßerdem würden hier vor allem die talentierten Onlineaffinen erreicht, die man als Arbeitgeber im E-Commerce verstärkt suche.

Auch Michael Blum bejaht die Frage – „aber sicher nicht für jedes Unternehmen oder für jede Marke. Über die Form muss jeder scharf nachdenken, um sich ein gutes, zur Kommuni-kationsstrategie passendes Konzept zu erarbei-ten. Ganz wichtig sind große Flexibilität und Kreativität, denn erstens verändern sich Dinge sehr schnell, und zweitens zwingt die Praxis zu ständigen Anpassungen.“ Absolut sinnvoll und nutzbar – „wenn sich“, schränkt Christian Peschanel ein, „die Unternehmen anders mit sich selber und ihrem Verhältnis zu ihren Kun-den auseinandersetzen würden. Social Media spiegelt Kommunikationsverhalten zwischen Menschen wider. Ich mag den Vergleich zwi-schen Social Media und einer Party. Wenn ei-ner rumrennt und allen stets nur erzählt, wie toll er ist, wird er früher oder später keinen

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Gesprächspartner mehr finden. Oder: was, wenn wir mit Social Media wirklich auf einer Party angekommen sind, auf der jeder mit jedem spricht, aber alle nur dasselbe erzählen? Sie finden das seltsam und suchen sich eine neue Party.“

Erfolge sind messbar?

Der Dialog funktioniert – argumen-tieren die Befürworter. Heißt: sie messen Resonanz. Doch, fragt sich Sven Bruck: „Messen sie auch Relevanz? Wen erreichen Unternehmen im Social Web? Und wer in-teragiert dort mit ihnen? Wer nimmt nach den Vorstellungen der Zukunftsforscher in einer neuen demokratisierten Welt von morgen tatsächlich Einfluss auf Stimmungen, Meinungen oder Pro-duktentwicklungen?“

Und: wie messen denn Unternehmen ei-nen Erfolg, wendet Christian Peschanel fragend ein: „Reichweite? Anzahl Follower oder Freunde? Ein Erfolg wäre es, wenn sich ein Gesprächsangebot verselbstständigt. Aber dann kontrollieren sie es nicht mehr. Ist das dann noch als Unternehmenserfolg zu

Christian Peschanel, Bayer Pharma

„Social Media ist wie auf einer Party: Wer allen stets nur erzählt, wie toll er ist, wird bald keinen Gesprächspartner mehr finden.“

verbuchen? Schauen Sie sich Coca-Cola an, deren Idee mit den Wohngemeinschaften-WM-Reportagen sehr gut ankam, weshalb viele den Blogs folgten. Aber inwieweit hat das denn zum Unternehmenserfolg messbar beigetragen?“ Und er ergänzt aus Sicht seiner Branche: „Wir haben viele Angebote im Netz, von denen ei-nige sehr gut frequentiert werden. Immer dort, wo Menschen von einem Thema berührt wer-den. Insofern ist es ein Erfolg, eine Diskussion

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zwischen Ärzten und Patienten, Patienten und Patienten oder Ärzten und Ärzten in Gang ge-bracht zu haben – aber zahlt das nun direkt auf den Geschäftserfolg ein? Ich denke“, so sein Fa-zit, „der Erfolg solcher Unterhaltungen ist nicht in Euro zu messen.“

TUI Deutschland ist nach den Worten von Mi-chael Blum in den sozialen Netzwerken sehr aktiv. „Nach einer nicht von uns in Auftrag ge-gebenen Studie über Reiseveranstalter bei Face-book liegt unser Unternehmen im Ranking mit 96 von 100 möglichen Punkten weit vorn. Der direkte Dialog mit mittlerweile 40.000 Fans ist in vielerlei Richtung sehr vielversprechend.“

Verdrängt oder ergänzt Social Media die klassische Kommunikation?

Einigkeit herrscht in der Diskussion im We-sentlichen in der Frage, ob das Internet und Social Media die klassischen Kommunikati-onskanäle verdrängen werden oder eher eine Ergänzung darstellen. „Verdrängen werden sie sie auf keinen Fall, denn der beste klassische Kommunikationskanal“, so die OTTO-Perso-

Michael Blum,

TUI

„Jeder muss scharf über die Form nachdenken, damit Konzept zur Kommunikations-strategie passt.“

interessanten Sozialleistungen und dem Ver-sprechen, bei uns Verantwortung übernehmen zu können. Je nach der Zielgruppe sind aber auch weiterhin klassische Kommunikationska-näle wie Anzeigen für die Bewerberansprache interessant. Ergänzend zeigen wir aber in den

Sven Bruck,

die dialogagenten

„Unternehmen verstehen oder wissen oft noch gar nicht, wie sie von Social Media tatsächlich profi-tieren können und werden.“

nalerin Sonja Königsberg, „ist immer noch die persönliche Empfehlung des Mitarbeiters, der OTTO in seinem Netzwerk als Arbeitge-ber empfiehlt. Und dafür tun wir viel: Mit ei-nem Botschafterprogramm, aber vor allem mit einer tollen Arbeitsatmosphäre und vielen

sozialen Netzwerken, dass wir da sein wollen, wo unsere Bewerber sind, und dass sie dort mit uns in Kontakt treten können – wo sie es wollen und nicht, wo wir es wollen.“ Und so sei es dem Bewerber freigestellt, ob er anruft, einen Brief oder eine E-Mail schreibt oder das Unterneh-men über Twitter kontaktiert. „Antworten wer-den wir immer!“ Für Michael Blum von TUI ist klar: „Solange es klassische Medien gibt, wird es auch klassische Kommunikationskanäle geben. Gleichzeitig ge-winnen das Internet und soziale Medien immer mehr Bedeutung und werden irgendwann so wichtig werden, dass sie mehr als nur Ergän-zung sind.“ Ein völliges Verdrängen verneint auch der Marketingexperte von Bayer, Chris-tian Peschanel. „Marketing-Kommunikation möchte eine Botschaft senden – das tun die klassischen Kanäle, inklusive vieler Internet- Angebote. Social Media verfolgt hier einen anderen Ansatz und funktioniert anders. Ich glaube also eher an Ergänzung – bei den Unter-nehmen, die sich das wirklich trauen.“

Resonanz oder Relevanz?

„Es ist nicht einfach, in den sozialen Medien Aufmerksamkeit zu erlangen, die einen Er-folg nach sich zieht“, konstatiert Sven Bruck. „Nachhaltiges Dialogmarketing der Gegenwart und Zukunft muss genau einschätzen können, wofür welche Kommunikationskanäle dienen und wie sich diese miteinander verbinden las-sen.

Das Dialogmarketing kann dabei als Brücken-funktion dienen. Das wollen wir bei den dialog-agenten weiter forcieren.“

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die dialogagenten InSight

„Im Gespräch bleiben“ – dialogagenten zeigen Flagge aufBranchenmesse „mailingtage 2011“

Nürnberg war für zwei Tage im Juni erneut das Zentrum für den modernen Kunden-

dialog. Über 7.000 Marketing- und Kommu-nikationsentscheider aus verschiedenen Bran-chen nutzten die diesjährigen "mailingtage", um sich über Möglichkeiten zu informieren, mit potenziellen oder bestehenden Kunden in Dia-log zu treten. Die Fachbesucher – so das Ergeb-nis einer Befragung – nannten als Hauptgründe ihrer Visite auf dem Branchenevent, dass sie In-formationen über Neuheiten suchen, sich eine allgemeine Marktorientierung verschaffen, ihre Geschäftskontakte pflegen und sich über Erfah-rungen und Informationen austauschen wollen.

Mitten unter den 380 Ausstellern: der Stand der dialogagenten. Couchecke, Stehtische, aber ins-besondere die professionell gemixten Vitamin-Cocktails an der dialogagenten-Bar luden zum Austausch von Erfahrungen und zum Anbah-

nen neuer Kontakte ein. „Im Gespräch blei-ben“ war unser Auftritt überschrieben – und zahlreiche interessierte Besucher nutzten diese Chance, mit unseren Experten zu reden. „Di-alogmarketing im Handel – Der Weg aus der Discountspirale“, „Starke Dialoge für starke Marken“, „Kommunikation, Motivation, Prä-vention – Dialoge für den Gesundheitsmarkt“ oder „Empfehlen Sie uns weiter – Partnerinte-gration & Empfehlungen im Dialogmarketing“ – diese und weitere Themen standen dabei auch bei den kleinen moderierten Talks im Mittel-punkt. „Neue innovative Ansätze im Dialog-marketing und Impulse für die Dialoge mit be-stehenden und potenziellen neuen Kunden zu diskutieren – das war Anliegen dieser Gesprä-che“, so Geschäftsführer Sven Bruck.

Zum Thema „Vertrauen zu verschenken?!“ refe-rierte er im gut besuchten Branchen-Forum IV

– Finanzdienstleister – am zweiten Veranstal-tungstag. Der dialogagenten-CEO informierte hier, wie mit entsprechenden Dialogstrategien und -instrumenten ehrliches, echtes Vertrauen und somit stabile Kundenbeziehungen in der Assekuranz aufgebaut und nachhaltig gefestigt werden. Sein Vortrag war einer von mehr als 140 auf den "mailingtagen", die die komplette Bandbreite und verschiedene Aspekte des Di-alog- und Direktmarketings behandelte. Eine eigens eingerichtete, offen gestaltete Social Me-dia Area beispielsweise diente als gut genutzte Plattform für Dialogmöglichkeiten im Social Web. Fazit: Die "mailingtage 2011" boten den dialogagenten und ihren Gesprächspartnern eine weitere gute Gelegenheit, miteinander zu reden, über den eigenen Tellerrand zu schauen, Anregungen und auch Ansätze für neue Ge-schäfte zu bekommen.

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Mobile Marketing direkt am PoS

Oft ist für Verbraucher kaum nachvollzieh-bar, unter welchen Bedingungen Produkte

in der globalen Wertschöpfungskette entstehen und woher die Rohstoffe kommen. Hier sind die Unternehmen gefordert, eine nutzenorientier-te Nachhaltigkeitskommunikation aufzubauen. Nachhaltigkeit strategisch in der Marke zu ver-ankern, erfordert Detailtiefe und Glaubwürdig-keit.

Neben den klassischen und Online-Medien bie-tet die mobile App barcoo Konsumenten einen besonders schnellen und gezielten Zugriff auf un-abhängige Informationen zu Produkten – direkt am Warenregal. Mit dem Smartphone können Konsumenten im Geschäft über den EAN-Code auf der Verpackung Hintergrundinformationen zum Produkt abrufen. Das Handy wird zum Barcode-Scanner und liefert Qualitäts-, Öko-, Gesundheits- und Nachhaltigkeitsinformatio-nen, Testberichte, Preisvergleiche und Nutzer-Beiträge. Die Daten werden von unabhängigen externen Quellen wie den Verbraucherzentralen, der Zeitschrift Ökotest, Greenpeace und aus wei-teren Test- und Fachmagazinen bezogen.

Transparenz beeinflusst Kaufentscheidung

Der Konsument erfährt nach dem Scan eines Produktes z.B., ob der Hersteller bei der Pro-duktion auf den Einsatz von Gentechnik ver-zichtet, der Fisch vom Aussterben bedroht ist, die Milch künstlich länger haltbar gemacht

Die Zeiten haben sich geändert: ob ein Unternehmen nachhaltig orientiert ist oder nicht, hat Auswirkungen auf sei-

nen Ruf. Viele Unternehmen erkennen ihre soziale und ökologische Verantwortung und begegnen dem zunehmen-

den Legitimationsdruck mit der Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts (Corporate Responsibility Reports).

Doch woher bekommt der Konsument die Informationen?

wurde oder das Shampoo Silikone enthält. Sichtbar wird auch, ob ein Lebensmittel-Plagiat vorliegt und ob im Produkt künstliche Aroma-stoffe enthalten sind.

Bei Lebensmitteln wird zudem durch eine vir-tuelle Ampel der Nährstoffgehalt bewertet und schnell sichtbar, welche Inhaltsstoffe in welcher Menge im Lebensmittel enthalten sind. Eine integrierte Nachhaltigkeitsampel von WeGreen informiert, wie verantwortlich das Unterneh-men mit der Umwelt, seinen Mitarbeitern und der Gesellschaft umgeht und wie transparent es kommuniziert. Mit der Ampel erhält der Kon-sument Zugriff auf Informationen, die er sich sonst mühsam zu Hause am PC zusammensu-chen müsste.

Zu jedem Produkt können zudem Kundenbe-wertungen zu Geschmack oder Produktqualität im Allgemeinen anhand einer Skala abgegeben und diese an andere Konsumenten mitgeteilt werden. Für Unternehmen bietet sich hier die Chance, produzenteneigene Informationen zu integrieren und mit dem Konsumenten, der ak-tiv mit der App nach Informationen zum Pro-dukt sucht, in einen Dialog zu treten.

Das Fuldaer Handelsunternehmen tegut… ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Umset-zung von Nachhaltigkeitsinformationen in bar-coo. Nach jedem Scan eines tegut-Produktes findet der Konsument neben anderen neutralen Informationen klar gekennzeichnet die Infos von tegut... selbst (Augmented Label). Das Han-

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delsunternehmen informiert dabei u.a. über fai-re Milchpreise, gentechnikfreie Lebensmittel, CO2-Bewertung, Klimaschutz und nachhaltige Wirtschaftsweisen. Der Austausch mit dem Kunden ist von großer Bedeutung: Wo tegut... selbst auf Qualität und Erzeugung der Lebens-mittel Einfluss hat, werden die Bewertungen der Kunden aus barcoo direkt in die Entwicklung integriert.

Chance zum Dialog mit den Konsumenten

Wie Lieferketten-Transparenz bei der Herstel-lung von Produkten kommuniziert werden kann, zeigt das Beispiel Fairtrade, dessen Codes in die App integriert sind. Der Konsument er-fährt nach dem Scan eines Produktes etwas zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Pro-duzenten und Partner-Firmen, wo die Bäuerin-nen und Bauern leben, wie sie arbeiten und wel-che Projekte bereits durch die Fairtrade-Prämie finanziert werden konnten.

barcoo schließt eine Lücke im Bereich Ver-braucherinformationen und geht zusammen

mit den Unternehmen den Schritt hin zu ei-nem stärkeren Verbraucherdialog, wie es sich auch Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner wünscht. Vorhandene Produktinformationen werden jedem Konsumenten direkt am Produkt zugänglich gemacht, was für mehr Transparenz beim Einkauf sorgt. Der Konsument kann sei-ne Kaufentscheidung an diesen Informationen ausrichten. Die Meinungsbildung über eine Marke und deren Produkte wird hier nicht mehr allein von Unternehmen kontrolliert, sondern entsteht aus der Fülle der zusammen-getragenen Informationen und usergenerierten Bewertungen.

Durch intelligente, ehrliche und sinnvolle Be-reitstellung von Informationen können Herstel-ler den Nutzen für die Konsumenten erhöhen. Für die Unternehmen ihrerseits bieten sich vie-le Chancen des Dialogs. So können direkt nach dem Scan eines Produktes (als vom Hersteller stammend deklarierte) Hintergrundinformati-onen zu dem gescannten Produkt oder über das eigene Unternehmen angezeigt werden. Mögli-che Einbindungen wären Nachhaltigkeits- oder Qualitätsinformationen, Social-Media-Aktivi-täten (letzter Tweet des Herstellers) oder zeitlich gesteuerte Geolocation-basierte Informationen

zu Events (Produktproben, Sampling-Touren, Konzerte). Auswertungen der Scans („Was wurde wann und wo gescannt?“) oder gezielte Fragen an die Verbraucher, die nach dem Scan-nen platziert werden, liefern verwertbare Rück-schlüsse zum Produkt.

Über barcoo

Die kostenlose App barcoo macht Mobiltelefo-ne zum Barcode-Scanner. Damit können Ver-braucher im Geschäft über den Barcode (auch Strichcode, EAN-Code oder 1D-Code) auf der Verpackung Informationen zum Produkt ab-rufen. Betrieben wird barcoo von der checkit-mobile GmbH aus Berlin, deren Anwendungen bereits auf über 2,5 Millionen Mobiltelefonen installiert sind. barcoo ist für das iPhone, An-droid-Geräte, Nokia und Samsung verfügbar.

Jeannette Ladewig

checkitmobile GmbH

www.barcoo.com

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Soziale Netzwerke bieten viel Potenzial für Handelsunternehmen

Diese Nachricht ist auch im Handel ange-kommen – etwa vier von fünf Handelsun-

ternehmen planen, das Budget für Social Media zu steigern. Dies ergab eine Online-Umfrage des E-CRM-Anbieters artegic AG in Zusam-menarbeit mit dem E-Commerce Center Han-del unter 227 deutschen Handelsunternehmen im ersten Quartal 2011.

Social Media im Handel noch am Anfang

Die Studie „Online-Dialogmarketing im Retail“ zeigt, dass es in diesem Bereich erste Erfahrun-gen gibt, ein ernsthafter Einsatz sich bislang aber kaum etabliert hat. Social Media steht im Handel noch in den Anfängen. Erhöhung der Kundenbindung, Steigerung des Bekanntheits-grads, Interaktion mit dem Kunden wurden in der Studie als die Hauptziele der Handels-unternehmen beim Einsatz von Social Media genannt. Imageverbesserung und Neukun-dengewinnung folgen unmittelbar. Klassische monetäre Ziele wie Umsatzsteigerung tauchen überraschenderweise erst im letzten Drittel der

Würde man von einem Medienexperten verlangen, alle Zahlen, Erkenntnisse und Nachrichten über Social Media

in einem Satz zusammenzufassen, so könnte dieser in etwa lauten: "Das wird ganz bestimmt phantastisch". Tat-

sächlich legen die aktuellen Nutzerzahlen diese Einschätzung nahe: 40 Millionen Bundesbürger sind laut High-

tech-Verband BITKOM Mitglied in sozialen Netzwerken. Doch was steckt wirklich drin in Social Media Marketing?

Die aktuelle Studie zum Thema Online- Dialogmarketing im Retail erhalten Sie unter: http://www.artegic.de/retailstudie

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Top 10 auf. Schon anhand dieser Priorisierung wird klar, dass noch eine gewisse Orientie-rungslosigkeit herrscht. Allgemeine Ziele wie Bekanntheitssteigerung werden mit konkreten und strategischen wie Kundenbindung in ihrer Bedeutung gleichgesetzt. Dabei fällt auf, dass die Erwartungen an Social Media in allen Berei-chen hoch gesteckt sind, aber trotz großer Ziele bei den Handelsunternehmen noch deutliche Unzufriedenheit mit den erreichten Ergebnis-sen in sozialen Netzwerken vorherrscht.

Hinterfragt man die Gründe für die Unzufrie-denheit bei Händlern, argumentieren 59 Pro-zent mit mangelnden Ressourcen. Weitere As-pekte sind Unkenntnis über die Möglichkeiten und Bedenken beim Datenschutz. Doch warum ist es tatsächlich so? Ein Problem scheint in der falschen Kenntnis der Erwartungen von Konsu-menten zu liegen.

Mangelnde Ressourcen und falsche Er-wartungen sind Gründe für Unzufrie-denheit

Einer IBM-Studie zufolge (http://www-935.ibm.com/services/us/gbs/thoughtleadership/ibv-social-crm-whitepaper.html) glauben zwei

Drittel der Unternehmen, dass die Konsumen-ten Teil einer Markencommunity sein wollen und sich mit dem Unternehmen verbunden fühlen möchten. Tatsächlich möchten nur 22 Prozent der Konsumenten an einer Communi-ty teilnehmen und ein Drittel sich mit Unter-nehmen in Social Networks näher beschäftigen. Für den Konsumenten tatsächlich wichtig ist, Rabatte und die Möglichkeit zu erhalten, über Social Media einzukaufen. In der Einschätzung der Konsumentenerwartung durch die Unter-nehmen bilden diese beiden Punkte dagegen das Schlusslicht.

Ist hier die "soziale" Erwartung von Unterneh-men falsch? Tatsächlich werden Social Net-works von Konsumenten primär für die persön-liche Kommunikation mit Familie, Freunden und Bekannten genutzt. Dies kann jedoch nicht direkt für Unternehmen adaptiert werden. Die-se stehen oft mangels echter Beziehung vor dem Problem, in der allgemeinen Informationsflut unterzugehen. Denn Nachrichten in sozialen Netzwerken haben bei den Konsumenten ins-gesamt nur eine zeitlich limitierte Aufmerk-samkeit. Es gilt also, sehr persönlich oder mit sehr konkreten Angeboten Gehör zu finden. Wer Interessenten und Kunden effektiv binden möchte, sollte prüfen, ob nicht der Wechsel des

Stefan Mies

Online Marketing

Consultant artegic

[email protected]

www.artegic.de

Autorenkontakt

Dialogmediums – z.B. hin zu Direct Messages oder zu E-Mail – der bessere Weg ist. Die ge-zielte Überführung in einem direkten Kommu-nikationsansatz bietet hier deutliche Vorteile, um einen Dialog zwischen Unternehmen und Konsumenten aufzubauen.

Es gilt also, die Kommunikationsaufgabe von Social Media in einen übergreifenden Kontext zu setzen. Basierend auf der Nutzungserwar-tung der Konsumenten sollte eine Strategie ent-wickelt werden, die mit realistischen Zielen die konkreten Potenziale von Social Media im und für den Handel ausschöpft.

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Kaum ein Fingerzeig auf die (Nicht-)Aktua-lität einer Adressdatenbank ist direkter als

die Kopie einer Todesanzeige, die der Dialog-marketer als Response auf seine Mailingaktion erhält. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist oft noch Wunschdenken: Die Kunden- und Interessentendatenbanken werden nur sel-ten intensiv gepflegt und die Qualität lässt zu wünschen übrig. Das Ergebnis sind fehlerhafte Ansprachen, doppelte Versendungen und hohe Rückläuferquoten wegen Unzustellbarkeit beim Dialogmarketing.

Der Mailingprofi aber weiß, dass die Adress-qualität den Erfolg aller nachfolgenden Abläufe der Kommunikationskette bestimmt: die Qua-lität der Ansprache, der Kommunikation und schließlich der Kundenbeziehung. Eine Plausi-bilitätsprüfung der Adressen vorzunehmen, sie gegebenenfalls zu aktualisieren sowie die Dou-bletten zu beseitigen, ist ein erster Schritt. Trotz der intensiven Nutzung entsprechender Soft-ware ist in unserer Agentur die dialogagenten auch noch jede Menge Finetuning notwendig.

Mit entsprechenden Tools integrieren wir zu-dem unsere Partner (Partner Mail Service), denn diese stehen oftmals in direktem Kontakt mit den Kunden. Mit ihrer Hilfe können die Daten geprüft und bewertet, so eine optimale Selektion und Bewertung der Kunden- bzw. In-teressentendatenbank vorgenommen werden. Der Aufwand zahlt sich in jedem Fall spätestens nach dem Versand der Unterlagen aus: durch hohe Response, geringe Rückläufer und hohe Loyalität.

Adressqualität bestimmt Ansprache und Kommunikation

Der Aufbau und die Pflege eines Dialoges mit dem Adressaten ist das Ziel für eine gute Dia-logmarketingmaßnahme. Also werfen wir uns nicht in die Rabattschlacht und die „nur-noch-heute“-Argumentation, sondern erzählen über uns, bieten Geschichten rund um den Service oder das Produkt. Damit wir auch das Richti-ge erzählen, sprechen wir nur die Empfänger an, von denen wir der Meinung sind, dass sie sich dafür interessieren können. Hier kommen Merkmale in der verwendeten Adressdaten-bank ins Spiel, hier ist der Werdegang des Kun-den oder Interessenten für den Dialogmarketer relevant.

A & O für erfolgreichen Dialog: Das Ausgangsmaterial muss stimmen

AutorenkontaktJeroen Callewaert

Geschäftsführer

die dialogagenten

[email protected]

Je besser hier die Adressdatenbank ist, desto qualitativer die Adresshistorie und desto nutz-barer die dort hinterlegten Merkmalsausprä-gungen. Hierbei ist ausdrücklich zu betonen: es geht nicht ums Datensammeln, sondern um den richtigen Einsatz der vorhandenen Merk-male. Zum einen ist es datenschutzrechtlich nicht erlaubt, Merkmale „auf Verdacht“ zu speichern, zum anderen ist nicht das Vorhan-densein, sondern das gezielte Verwenden der Merkmale relevant.

Darf ich meine Botschaft überhaupt vermitteln?

Sind die Adressaten aus der Datenbank sorg-fältig ausgewählt, stellt sich die Frage, ob diese überhaupt angesprochen werden dürfen und auf welchem Wege. Versende ich per Post, E-Mail oder Fax? Wähle ich gänzlich neue Wege? Beim Versand via E-Mail z.B. ist vorab die Ein-willigung des Adressaten einzuholen. Bei der Agentur die dialogagenten verfolgen wir den Ansatz, immer dem Kunden die Entscheidung zu überlassen, über welchen Kanal er angespro-chen werden will. Eine gute Adressdatenbank geht auch sehr sensibel und konsequent mit Feedbacks und Genehmigungen der Adressaten um, damit keine Verletzungen von Bestimmun-gen und Persönlichkeitsrechten geschehen.

Ist die Adressdatenbank gut gepflegt, dann gibt sie auch nützliche Hinweise, wann eine Ansprache gut und sinnvoll ist. Ein Kunde ist unterschiedlich offen für Kaufentscheidungen und Botschaften – vergleichbar mit einer Tür,

die sich öffnet und wieder schließt. Erreiche ich ihn, wenn die „Entscheidungstür“ offen ist, dann trifft die Botschaft auf einen guten Nähr-boden und bietet die Chance, ein qualitativ hochwertiges Feedback von dem Adressaten zu erhalten.

Richtiger Zeitpunkt der Ansprache

Die Nachfassaktion kann folglich auf qualitativ höherer Ebene stattfinden. Auch hier bietet die von uns praktizierte Partner-Integration einen entscheidenden Vorteil: Das Gespür für die „offene Tür“ hat der Vertrieb vor Ort, der den direkten Kontakt mit dem Kunden und Inter-essenten pflegt. Durch die Integration dieser entscheidenden Stelle kann die Selektion sehr viel klarer vorgenommen werden, als eine Stan-dard-CRM-Software dies vermag. Fazit: Den Dialogmarketing-Fachleuten ist gut geraten, die scheinbare Selbstverständlichkeit einer gut gepflegten Adressdatenbank in den Fokus des Arbeitsalltages zu stellen. So lassen sich emoti-onale Ansprachen führen, abgestimmt auf „Stil-gruppen“ statt auf „Massen-Zielgruppen“. Sie erreichen mit diesen Maßnahmen eine nach-haltige Kunden-Loyalisierung statt Ablehnung gegen ungefragte Werbung.

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Praxistipp

Im Web schreiben

Wer im Web schreibt, sollte vorab „üben“. Das kann beispielsweise via Microblogs

wie Twitter geschehen. Dort lernen Sie, Ihre Botschaften kurz und knapp zu formulieren. Denn das liebt das Netz. Und ärgern Sie sich nicht über Tippfehler an-derer in den Blogs oder Posts – das machen aus Sicht der Webnutzer nur Spießer. Der Inhalt ist wichtig. Und der darf auch gerne einmal in lo-ckerem und spritzigem Stil geschrieben werden. Wichtig ist, dass Sie die Menschen mitreißen können. Sie müssen mit Ihrer eigenen Seite oder Ihrem Blog eine „Geschichte“ erzählen können, wie man so schön sagt. Ein tolles Bei-spiel ist die Facebook-Seite des Apothekenver-bandes Vivesco.

Lernen Sie den spielerischen Umgang mit die-sen neuen Medien und Sie werden Freunde fin-den, die in naher Zukunft schon die Geschäfts-partner sein können. Beispielsweise auch im Anlagen- und Maschinenbau!

Eine aufdringliche werberische Ansprache wür-de die Menschen eher abstoßen und zu nega-tiven Posts verleiten. Wer weiterhin nur seine Pressemitteilungen reinkopiert, wird schnell entlarvt und durch weniger Fans bestraft.

Zeitaufwand

Wie viel Social Media verträgt der Mensch? Und wie viel Zeit sollten Unternehmen darin verlie-ren? Das hängt natürlich ganz von Ihrem Enga-gement in denselbigen ab. Es macht aber Sinn, täglich ein Limit festzulegen. Beispielsweise. 2 x 15 Minuten über den Tag verteilt. Dann laufen Sie nicht Gefahr, sich zu verzetteln und für das so genannte Medienmonitoring („wer schreibt was über uns ...“) reicht es in jedem Fall.

Auch wenn die meisten Unternehmen ihren Mitarbeitern während der Arbeitszeit den Zu-gang zu Facebook und Co verbieten, ist es eine Überlegung wert, vertrauensvollen Personen den Zugang mit entsprechenden Regeln zu er-lauben. Diese können einiges an Arbeit abneh-men, Kommentare abgeben und ein breiteres Meinungsbild generieren.

Netiquette

„Du“ oder „Sie“ – bei der Anrede beginnt schon das Problem. Während es bei der klassischen Werbung und beim Dialogmarketing weit-gehend klar ist, herrscht im Web eine kleine Verwirrung. Vor wenigen Jahren noch war das „Du“ obligatorisch. Doch seit sich zur Privat-sphäre auch wirtschaftliche Kontakte hinzuge-sellt haben, sollte immer im Einzelfall abgeprüft werden, ob die Ansprache per Du oder per Sie erfolgen soll.

Gerade Unternehmen dürfen sich im Netz nicht durch den allgemeinen Stil dazu verleiten las-sen, zu schnell zu persönlich zu werden. Auch sollte der Kontakt respektvoll bleiben. Und denken Sie daran: das Web vergisst nichts. Was einmal geschrieben wurde, lässt sich so schnell nicht ausradieren. Wer auf Beschwerden oder negative Posts antworten will, hat immer eine saubere und sachliche Form zu wahren.

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Webinare – Social Media oder Sektempfang?

Wenn Sie das Wort Webinar hören, den-ken Sie vielleicht an Monologe im Inter-

net, die man sich mal eben so nebenbei anhört oder anschaut? Oder Sie denken an interaktive Diskussionen und Erfahrungsaustausch mit Menschen, die Sie sonst wohl nie getroffen hät-ten? Webinare können vieles sein – von ano-nymen Großgruppenpräsentationen bis hin zu exklusiven Netzwerktreffen. Sie nehmen damit eine Zwischenstellung ein: Social Media einer-seits – und sehr nahe am persönlichen Treffen andererseits.

Genauso vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten sind die Begriffe: Webinare, Online-Konferen-zen, Web-Meeting oder Web-Workshop. Allen ist eines gemeinsam: Die Teilnehmer treffen sich zu verabredeter Zeit in einem „virtuellen Raum“ im Internet und können dort per Bild, Ton, Chat und Umfragen live kommunizieren. Innerhalb dieses technischen Rahmens lassen sich verschiedene Veranstaltungsformate reali-sieren:

Der klassische Vortrag als Webinar wendet sich an viele Zuhörer, die dem Referenten vor dem Bildschirm lauschen. Man sieht die Präsentati-on sowie den Referenten parallel auf dem eige-nen Bildschirm. Je nach verwendeter Technik können mehrere Hundert Zuhörer sich einkli-

cken. Diese bleiben untereinander meist ano-nym, d.h., als Teilnehmer kann ich nicht sehen, wer noch dabei ist. Damit ist die Kommunikati-on auf den Referenten fokussiert und eine Ver-netzung der Teilnehmer findet nicht statt. Aber der Referent erhält – wenn er das Webinar ge-schickt konzipiert – wertvolle, persönliche und spontane Rückmeldungen über einen integrier-ten Chat und Umfragefunktionen.

Anders ist die Situation in Web-Meetings, die Networking und Erfahrungsaustausch zum Ziel haben – ein wichtiges Kennzeichen von Social Media. Transparente Teilnehmerlisten sowie of-fene Mikrofone und Webcams für alle sind hier Grundvoraussetzungen. Um Diskussionen und Erfahrungsaustausch im Web-Meeting in Gang und ans Ziel zu bringen, ist erfahrungsgemäß eine professionelle Moderation unabdingbar. Gelingt es dem Moderator, eine vertrauensvol-le Atmosphäre zu schaffen, trifft man in Web-Meetings auf interessante Menschen, denen man Face–to-Face wohl nie begegnet wäre. Im Unterschied zu textbasierten Social-Media-Plattformen sind Web-Meetings sehr persön-lich und man erkennt schnell, wer ein interes-santer Kontakt sein könnte, den es zu vertiefen lohnt. Deshalb fällt auch die direkte Kontakt-aufnahme nach einem Web-Meeting beson-ders leicht, häufig entstehen parallel zum noch

laufenden Web-Meeting Kontakt-Anfragen auf XING oder anderen sozialen Netzwerken.

Zunehmend werden Webinare innerhalb so-zialer Netzwerke zur Kontaktpflege und -in-tensivierung genutzt. So finden beispielsweise in zahlreichen XING-Gruppen regelmäßig Webi-nare statt. Zuweilen dienen sie vornehm-lich als Kontakte-Generator und Marketing-Instrument des Gruppenmoderators, zuweilen zu dem intensiven Erfahrungsaustausch über relevante Gruppen-Themen. In Webinaren lässt es sich nämlich viel einfacher, intensiver und zeitsparender diskutieren als in schriftbasierten asynchronen Foren.

Die Einsatzmöglichkeiten von Webinaren in-nerhalb von Social Media sind damit so vielfäl-tig wie die Webinar-Formate selbst. Sieht man Social Media auf der einen Seite und den klassi-schen Sektempfang auf der anderen Seite, dann füllen Webinare die Lücke dazwischen.

Autorenkontakt

Katja Königstein

WebModeratorin

www.katja-koenigstein.de

[email protected]

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Sustainability steht für ein Thema, das zu-mindest in Europa längst Bestandteil unter-

nehmerischer Strategien geworden ist. Spezielle Beauftragte in den Firmen beschäftigen sich mit ökonomischen, sozialen und ökologischen As-pekten der Nachhaltigkeit. Dabei geht es auch um die Verbesserung von Sozialstandards in den produzierenden Ländern und den Öko-Foot-Print. Letzterer will neben der Beachtung der ökologischen Ressourcen auch den Trans-portweg mit möglichst geringem Material- und Energieeinsatz bewusst machen.

Erstmalig 2012 gibt es mit SEA einen Award, der dieses Sustainable Entrepreneurship wür-digt und auszeichnet. Im Fokus stehen Un-ternehmen, die schon heute wichtige Impulse für Sustainable Entrepreneurship setzen und somit eine unverzichtbare Vorbildfunktion für

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Revolution der Geisteshaltung und des wirtschaftlichen Denkens

Interview: Christina Weidinger

die Gesellschaft und Wirtschaftswelt besitzen. c´Mag sprach mit Christina Weidinger, der In-itiatorin des SEA:

Frau Weidinger, wie kommt es, dass Sie als Unternehmerin eines erfolgreichen Verlages einen Award für Sustainable Entrepreneurship ins Leben rufen?

Wir alle tragen soziale Verantwortung. Als He-rausgeberin eines internationalen Wirtschafts-magazins bin ich mir dessen besonders bewusst und möchte daher im Rahmen meiner persön-lichen Möglichkeiten dem Thema nachhaltige Wirtschaft einen ganz besonderen Stellenwert zukommen lassen. Schließlich ist es unsere Aufgabe, unseren Kindern und Enkelkindern eine bessere Welt zu hinterlassen! Wenn man

so will, ist dies ein neuer Generationen-vertrag, den wir alle mittragen und ge-wissermaßen unterschreiben müssen.

Gibt es besondere Erlebnisse, die für Sie und Ihre Entscheidung maßgeblich sind? Ja, es gab für mich tatsächlich ein Schlüs-selerlebnis. Meine 15-jährige Nichte musste ein Referat für die Schule vor-bereiten mit dem Titel „die Welt von morgen“. Ihre Sorgen sind beängstigend: Sie sieht eine Zukunft, in der die Ozeane überfischt sind, die Regenwälder scho-nungslos abgeholzt werden, ganze Län-der kurz vor dem Konkurs stehen und Europa an sozialen Unruhen, die außer Kontrolle geraten sind, zu zerbrechen droht! Einiges davon sehen wir heute ja bereits in Ansätzen sehr deutlich. Ich war

innerlich sehr getroffen und habe lange über das Thema nachgedacht. So entstand die Idee für den SEA.

Die Juryliste führt sehr angesehene Na-men auf. War es schwierig, diese Persön-lichkeiten zu gewinnen?

Nein, denn Sustainable Entrepreneurship ist DAS Thema der Gegenwart, das unsere Zukunft massiv beeinflusst. Vorausdenkende Menschen haben das bereits erkannt und handeln auch so. Wirtschaft, Gesellschaft und Politik erkennen immer mehr, dass wir einen neuen Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit brauchen. Daher war mir die Zusammensetzung der Jury für den SEA auch so wichtig. Sie besteht aus Entschei-dungsträgern auf höchster Ebene und verfügt mit Dr. Franz Fischler als Vorsitzendem über einen hervorragend vernetzten und über die Grenzen Europas hinaus bekannten, führenden europäischen Vordenker. Ich freue mich wirk-lich sehr, eine so kompetente und gute Ausge-wogenheit in der Jury für den SEA erreicht zu haben.

Was ist das Ziel des SEA-Awards? Wel-che Botschaft wollen Sie vermitteln?

Der SEA will vor allem eines: Mehr Bewusstsein schaffen! Es ist die Aufgabe von uns allen, die Bedeutung einer nachhaltigen Wirtschaft zu er-kennen, sie zu verstehen und danach zu leben und zu handeln. Mir ist wichtig klarzustellen, dass es sich hier nicht um Lippenbekenntnisse oder das viel zitierte Umhängen eines „grü-nen Mäntelchens“ handelt. Sustainable Entre-preneurship ist mehr als eine Idee – es ist eine Handlungsmaxime, wenn Sie so wollen, eine

Interview

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Art „Lifestyle“, eine ganz bestimmte Lebens-führung. Das hat nichts mit Zeitgeist zu tun, sondern ist eine essenzielle Aufgabe für Gesell-schaft, Wirtschaft und Politik. Wer das heute nicht versteht, wird morgen vor großen Schwie-rigkeiten stehen.

Wen wollen Sie mit dem Award erreichen?

Im Prinzip jedes Unternehmen in Europa, das sich dem Prinzip der nachhaltigen Wirt-schaft verschrieben hat und danach handelt. Dabei kommt es nicht auf Größe oder Bran-che an, sondern auf die Haltung. Da hier vom Kleinstunternehmen oder sogar Gründer bis zum Konzern jeder seine Prozesse, Ideen und Maßnahmen im Sinn von Sustainable Entre-preneurship zeigen kann, werden wir sicherlich sehr viele Impulse und Lösungen sehen. Es ob-liegt dann der Jury, die einzelnen Projekte zu bewerten. Was mich sehr freut: Die bisherigen Einreichungen zeigen, wie vielfältig die Unter-nehmen heute bereits agieren – und auch, wie verantwortungsbewusst sie heute in vielen Teil-bereichen schon sind! Und wir haben bereits Projekte aus ganz Europa, aber auch dem CEE- und SEE-Raum, erhalten.

Ein Magazin titelte kürzlich „nicht die Krisen des Systems sind das Problem, sondern das System selbst“. Weltweit stürzen die Wirtschaft und die Gesell-schaften regelmäßig in Schwierigkeiten. Stehen wir an einem Wendepunkt?

Ja, definitiv. Ich bin davon überzeugt, dass wir derzeit eine dritte industrielle Revolution er-leben. Und dies wird die erste industrielle Re-volution sein, die nicht aus technischen Neue-rungen – wie früher die Massenfertigung und später das Internet – entsteht. Wir erleben der-zeit eine Revolution der Geisteshaltung und des wirtschaftlichen Denkens. Reines Wachstum allein schafft heute nicht mehr die Vorausset-zung, um spätere Krisen zu bewältigen, vor al-lem aber hilft es nicht, ein Unternehmen auf die nächsten Jahrzehnte abzusichern. Die Fokus-sierung auf den Shareholder Value hat zu einer Überspannung an den Finanzmärkten geführt. Heute geht es darum, alle Stakeholder für ein Unternehmen zu begeistern und sie langfristig an Produkte, Dienstleistungen und Ideen dieses Unternehmens zu binden. Das erst sichert den Erfolg für künftige Generationen. Daher ist es an der Zeit für eine neue Unternehmensethik, damit Nachhaltigkeit nicht nur als Marketing-gag interpretiert wird, sondern wirklich jene Stellung bekommt, die ihr zusteht. Nachhaltig-keit wird somit auch zu einem innovativen Ge-schäftsmodell, das wirtschaftliche, soziale und ökologische Verantwortung in den Mittelpunkt stellt und damit letzten Endes dem Unterneh-men einen klaren Wettbewerbsvorteil sichert!

Warum, glauben Sie, brauchen wir neue Werte und eine neue Orientierung?

Die Menschen suchen nach Orientierung, sie stellen gewisse Erwartungen an ihr privates, berufliches und gesellschaftliches Umfeld. Sie haben sehr konkrete Vorstellungen von dem,

was gut und was böse ist, um es sehr plakativ zu nennen. Unternehmen, die hier nicht die richti-gen Antworten geben können, werden auf lange Sicht zu den Verlierern zählen. Sustainable Ent-repreneurship wird somit ein Teil des Lifestyles, dem sich auf Dauer niemand entziehen kann. Und dies ist eine Entwicklung, die alle gesell-schaftlichen Schichten umfasst: Auch jemand, der bewusst günstige Produkte kaufen möchte oder vielleicht muss, stellt gewisse Erwartungen an die Unternehmen, denen er vertraut.

Was können wir unter Sustainable Entrepreneurship verstehen? Gilt diese Nachhaltigkeit nur für die Umwelt?

Nein, das wäre zu kurz gegriffen. Nachhaltig-keit ist bei weitem nicht nur ein Umweltthema, sondern besteht aus vielen Facetten. Ökonomie, Ökologie und soziale Verantwortung stehen hier gleichberechtigt nebeneinander. Auf den Punkt gebracht: Wenn man so möchte, ent-spricht Sustainable Entrepreneurship in seiner modernen Form dem Bild des „ehrbaren Kauf-manns“ in der heutigen Wirtschaftswelt, mit all ihren Rahmenbedingungen wie Schnelllebig-keit, Innovationsleistung oder natürlich auch Globalisierung.

Ihre Jury erwähnte kürzlich in einer Pres-sekonferenz, dass Sustainability kein reiner Imagefaktor ist, sondern auch ein knallharter Wettbewerbsvorteil, wenn man ihn denn zu nutzen weiß. Welche Vorteile sind dies konkret? Und wie kann ein Unternehmer diese Vortei-le für sich nutzen und umsetzen?

Ja, Sustainability ist – wenn sie richtig ver-standen wird – zweifellos die Chance, einem Unternehmen einen einmaligen Wettbewerbs-vorteil für heute und morgen zu sichern. So geschehen etwa bei Thorkil Sonne, der früher CEO in einem Telekommunikationsunterneh-men war. Er gründete sein Unternehmen „Spe-cialisterne“ mit dem Ziel, Jobs zu schaffen, bei denen die Fähigkeiten und Stärken von Autis-ten gefördert werden. Anstoß für die Idee, die heute ein sehr erfolgreiches Geschäftsmodell ist, war sein Sohn, bei dem im Alter von drei Jahren selbst Autismus diagnostiziert wurde. Aber auch im Automobilsektor gibt es inno-vative Ideen: Green Garage, eine Reparatur-werkstatt, die sich auf das "green-tuning" von Autos spezialisiert. Oder die Recycling Bank, ein Incentive-Programm, bei dem man mit Mülltrennung Geld verdienen kann. Das Pro-jekt läuft in England und Amerika. Hunderte Gemeinden und Städte haben sich bereits be-

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teiligt, mehr als eine Million Konsumenten wurden angesprochen.

Ist Sustainable Entrepreneurship eine echte Win-win-Situation – für die Un-ternehmen, für die Gesellschaft, für die Umwelt?

Ja, absolut. Auch dafür gibt es sehr gute Beispie-le: In Kolumbien fehlen Menschen nicht nur die finanziellen Mittel, um ihre Häuser auf einen menschenwürdigen Standard zu bringen, son-dern auch der konkrete Zugang zu Produkten, wie etwa Fliesen, um nicht mehr auf Lehmbö-den essen, schlafen, leben zu müssen. Firmen, die die benötigten Produkte herstellen, wie etwa Colcerámica, hatten das Problem, diese Men-schen mit ihren Produkten nicht zu erreichen. Ihre Verkaufsstellen waren zu weit von den Kunden entfernt und die wirtschaftlich tragfä-higen Packungseinheiten zu groß für das kleine Budget der Slum-Familien. Um das Problem zu lösen, knüpfte die Organisation Ashoka in

einem Pilotprojekt eine Kooperation zwischen der Social Entrepreneurin Haidy Duque, die in unterversorgten Slum-Gegenden arbeitet, und der Fliesenfirma Colcerámica. Allein 2008 wurden Fliesen im Wert von mehr als 3,3 Milli-arden US-Dollar im Rahmen des gemeinsamen „Your House Like New“-Programms verkauft und gleichzeitig die Lebensbedingungen für zehntausende Familien zu leistbaren Konditio-nen verbessert. Bei dem Projekt gewinnen alle Partner: Familien, die nun in Häusern mit hygi-enischen Fliesenböden leben und Colcerámica, die sich einen neuen Markt eröffnet haben, der ihnen davor versperrt war.

Was ist Ihr persönlich größter Wunsch in Sachen Sustainability und Unternehmer-tum?

Kurz gesagt: Der Weg, den wir eingeschlagen haben, ist nicht mehr umkehrbar. Der Zug fährt in Richtung nachhaltige Wirtschaft. Mein Wunsch ist, dass der SEA dazu beitragen wird,

diese Idee in die Welt hinaus zu tragen und ihr so noch mehr Kraft, Anerkennung und Energie zu verleihen.

Wie sieht die Zukunft von SEA aus? Was sind Ihre Planungen?

Wir sind derzeit in Gründung eines Vereins für den SEA, um diesen Award auf eigene organisa-torische Beine zu stellen. Das ist notwendig, um dem SEA auch eine entsprechende Gewichtung und Wahrnehmbarkeit in der Öffentlichkeit zu ermöglichen. Nicht zuletzt sind wir dabei, ein Team aufzubauen, das sich ausschließlich dem SEA widmen wird. Die bisher erfolgreiche Me-dienpartnerschaft mit SUCCEED bleibt natür-lich auch künftig erhalten. Soweit es den SEA selbst betrifft, so sehe ich ihn künftig als eine europaweit führende Auszeichnung für Soci-al Entrepreneurship. Der SEA ist Spiegelbild/Sinnbild der neuen Geisteshaltung und Hand-lungsmaxime in der europäischen Wirtschaft.

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Einfach nur „Aktive“ – so nennt Kunesto, der Klub für Menschen im Ruhestand, seine Mit-glieder. Und die sind unternehmenslustig und wissensdurstig. Doch viele dieser Menschen su-chen Gleichgesinnte, die mit ihnen die Freizeit verbringen, was nicht immer sehr einfach ist. Kunesto möchte diese Menschen mit gleichen Interessen zusammenführen und ihnen ein ab-wechslungsreiches  Programm – angefangen von anspruchsvollen Inhalten bis hin zu unbe-schwerten Stunden – bieten. Kunst & Kultur, Hobby & Freizeit, Gesundheit & Bewegung, Bildung & Zeitgeschehen, soziales Engagement & Gesellschaft, Abenteuer & Reisen – das sind die Kategorien, aus denen das Programm zu-sammengestellt wird.

„Menschen, die in den Ruhestand gehen, sind modern, vital und aktionsbedürftig“, erklärt Thomas Schirmer, Gründer von Kunesto. „Wir machen Programm für die Aktiven!“

So können die Mitglieder endlich auch wieder Trainingspartner für ihre geliebten Sportaktio-nen und Hobbys finden oder ganz neue Facet-ten des Lebens entdecken. Und das immer in guter Gesellschaft!

Für die Teilnahme gibt es keine Hürden. „Ein-mal drin, alles bekommen“ lautet das Motto von Kunesto, das übrigens aus der Weltsprache Es-peranto kommt und so viel wie „Gemeinschaft“ bedeutet.

„Wir bereiten alle Veranstaltungen so auf, dass diese immer einen besonderen Zusatz erhalten. Wie beispielsweise einen qualifizierten Muse-

umsführer bei einer Beuys-Ausstellung – näm-lich einen Beuys-Meisterschüler selbst.“

Leistungen wie Eintrittsgelder fürs Museum oder Kino sind im monatlichen Beitrag inbe-griffen. Zusätzlich gibt es Kunesto Plus-Leis-tungen, wie beispielsweise Opernbesuche oder Reisen. Nur das kostet etwas extra. Mitglieder profitieren aber exklusiv von Rabatten und Son-derkonditionen. Die Mitgliedschaft kostet 49,90 Euro im Monat. Wer sich gemeinsam mit Part-ner anmeldet, zahlt für beide Mitgliedschaften zusammen nur 79,90 Euro.

Die Mitglieder wissen den Service zu schätzen. Denn durch Kunesto erhalten sie auch regelmä-ßig Anreize, aktiv zu werden. Kleine Ermunte-rungen tun gut.

Bisher gibt es Kunesto in Düsseldorf, in Wup-pertal und ab Oktober 2011 auch in Essen mit schnell wachsenden Gemeinschaften.

"Wir machen Programm für die Aktiven"

Wenn Sie Leistungen des Klubs Kunesto für Ihre Kundenbindungsmaßnahmen in dieser interessanten Zielgruppe in Anspruch nehmen wollen, sprechen Sie uns bitte an: 0800-342 56 40

Hubert Romer sprach mit Thomas Schirmer, Geschäftsführer des Klubs Kunesto: Im B2B-Segment tun sich neue Möglichkeiten auf!

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Auf ein Wort

Kommt nach Cybermobbing und Facebookdepression der Cyberburnout?

Immer mehr Menschen erleiden einen Burn-out – kommen mit der Verantwortung für ihr

Leben und in ihrem Beruf nicht mehr zurecht. Und nun sollen diese Menschen im Rahmen der großen Demokratisierung der Welt, für die das soziale Web 2.0 inzwischen in den Augen vieler Visionäre steht, über öffentliche Bauprojekte, Regierungsvorhaben, Produktentwicklungen, Verpackungsdesigns oder über die Transfer-politik ihres Lieblingsvereins mit entscheiden?

Skurrile Krankheitsbilder kommen auf. Schon heute gehört die so genannte Facebookdepres-sion zu den zahlenmäßig am schnellsten wach-senden Jugendkrankheiten. Perfekt wird der Cocktail, wenn sich das in der jungen Generati-on weit verbreitete Cybermobbing hinzugesellt.

Wir sind offensichtlich nicht vorbereitet auf diese virtuelle „Welt“ mit ihrer Informationsflut und Masse an Erwartungen an uns. Wird nach Cybermobbing und Facebookdepression in Kürze die Welle des Cyberburnouts auf uns zu-rollen? Also jene Überforderung mit den durch das Web 2.0 an die Menschen herangetragenen Entscheidungen? Wird unsere Gegenreaktion ein pathologisch bedingtes Cocooning sein?

Alles wiederholt sich! Auf der Höhe des Trends zur Kundenkarte fragten sich die Unternehmen als Herausgeber dieser Kundenbindungsinst-rumente, wie viele Kundenkarten ein Mensch wohl bräuchte – wie viele Karten Platz in einer Geldbörse hätten. Die Antwort kam schnell und war denkbar einfach: Nicht viele! Also schlos-sen sich verschiedene Unternehmen zusammen oder professionell betriebenen Kartensystemen an. Auch von diesen Karten gab es bald mehr, als der Mensch und der Markt brauchten – und so sind einige schon wieder verschwunden. Die gleiche Mechanik vollzieht sich nun auch im Web 2.0. Die Unternehmen wollen Interaktion und Beziehungen – mit echten Kunden.

Aber statt eigene Strategien zu entwickeln und diese markt- und kundengerecht und omni-präsent über alle Kanäle zu entwickeln, setzen sie auf die derzeit im Trend stehenden sozialen Netze. Und schon heute gibt es mehr, als der normale Verbraucher nutzen geschweige denn ein Unternehmen bedienen kann.

Und während die ersten Vertreter wie Second Life schon wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sind, entstehen noch immer neue soziale Netzwerke. Man denke nur an Google+. Allesamt Plattformen für die Inter-aktion mit Freunden, geschäftlichen Kontakten und zur Verbreitung von Meinungen. Doch hier ist bereits absehbar, dass am Ende der Austausch mit dem echten Kunden und der Aufbau echter Beziehungen auf der Strecke bleiben werden.

Man wird überschüttet von Posts, Mails, Instant Messages und vielem mehr. Hilferufe finden sich massenhaft auf den Seiten. Brauchen wir das alles überhaupt? Machen wir uns da nicht etwas vor? Entsteht hier nicht ein Overload? Und – wo ist der Filter, der uns beschützt?

Es wird sich ein gesunder Abwehrmechanismus bei den Menschen einstellen: Freizeit von allen sozialen Plattformen, Cocooning der klassi-schen Form.

Wohl dem Unternehmen, das seine Finanzen, Kräfte und Ideen sinnvoll und mit Umsicht ein-gesetzt hat.

Autorenkontakt

Sven Bruck

Geschäftsführer

die dialogagenten

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die dialogagenten

Agentur Beratung Service GmbH

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