designers in residence - cis.doc#3

36
PROJEKT- PARTNER ORF Steiermark & Tobias Kestel Gaulhofer Fenster und Türen & Martin Breuer-Bono Leder und Schuh & Florian Puschmann Herk Karosserie und Lack & Permanent Unit Schabauer Dachdeckerei und Spenglerei & motion code: blue Kitzeck/bmm Marketing & Mari Tosmin, unterstützt durch Tammo Trantow Stadtgemeinde Murau & Elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl Brauerei Murau & Elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl CIS.doc # 03 Designers in Residence

Upload: creative-industries-styria

Post on 31-Mar-2016

226 views

Category:

Documents


0 download

DESCRIPTION

In der Diskussion rund um das Thema Creative Economy sprechen wir gerne von der Kreativwirtschaft auf der einen Seite, der die sogenannte traditionelle Wirtschaft auf der anderen Seite gegenübersteht. Beide sollen zueinanderfinden, um sich gegenseitig zu beflügeln, zu reiben und anzutreiben. Wie aber sieht das dann konkret aus, wenn sich „kreative“ und traditionelle“ Wirtschaft treffen? Das Designers-in-Residence-Programm, das 2009 in der Steiermark zum ersten Mal durchgeführt wurde, gibt Antworten.

TRANSCRIPT

Page 1: Designers in Residence - CIS.doc#3

Projekt-Partner

–orF Steiermark & tobias kestel–Gaulhofer Fenster und türen & Martin Breuer-Bono–Leder und Schuh & Florian Puschmann

–Herk karosserie und Lack & Permanent Unit–Schabauer Dachdeckerei und Spenglerei & motion code: blue–kitzeck/bmm Marketing & Mari tosmin, unterstützt durch tammo trantow

–Stadtgemeinde Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl–Brauerei Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl

CIS.doc # 03

Designers in Residence

Page 2: Designers in Residence - CIS.doc#3

Hello!

Inhalt

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 3: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 1 Inhalt

Seite 2

Vorwort Christian Buchmann

Seite 3

Vorwort Eberhard Schrempf

Seite 4 – 5

Einleitung

Von Designers in residence zu

resident design

Seite 6 – 8

Return to Sender

orF Steiermark & tobias kestel

Seite 9 – 13

Fenster öffnen Türen

Gaulhofer Fenster und türen

& Martin Breuer-Bono

Seite 14 – 16

Leder & Schuh - ein Designerstück

Leder und Schuh & Florian

Puschmann

Seite 17 – 19

Herkules Powerpack

Herk karosserie und Lack

& Permanent Unit

Seite 20 – 21

Design nach Plan

Schabauer Dachdeckerei und

Spenglerei & motion code: blue

Seite 22 – 25

Wohnen im Wein

kitzeck/bmm Marketing & Mari

tosmin, unterstützt durch

tammo trantow

Seite 26 – 28

24 Karat Holz

Stadtgemeinde Murau &

elisabeth Bracun, Catrin Millmann,

Verena Pöschl

Seite 29 – 31

24 Karat Bier

Brauerei Murau & elisabeth Bracun,

Catrin Millmann, Verena Pöschl

Seite 32

Informationen und Impressum

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Kofinanziert von der Europäischen UnionEuropäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)

Investitionen in Ihre Zukunft

Page 4: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 2 VorwortCreative Industries StyriaDesigners in Residence

Die Wirtschaft ist unteilbar! Ein Projekt wie Desi-

gners in Residence unterstreicht das auf ganz be-

sonders anschauliche Art. Die Idee, Designer – also

Vertreterinnen und Vertreter der Kreativwirtschaft

– mit traditionellen Wirtschaftsbetrieben zu ver-

netzen, zeigt nicht nur die gesamte Bandbreite des

steirischen Wirtschaftslebens auf, sondern verweist

auch auf die Leistungsfähigkeit der steirischen Kre-

ativbranche. Denn wenn heute von „kreativer Sze-

ne“ die Rede ist, dann sind damit erfolgsorientierte,

exzellent ausgebildete junge Menschen gemeint, die

sich auch mit Herz und Seele dem Unternehmertum

verschrieben haben. Somit leistet Designers in Resi-

dence gleich in mehrfacher Hinsicht Pionierarbeit:

Das Projekt verbindet Kreativität mit handwerkli-

chem Know-how, es vernetzt Betriebe, die unter an-

deren Umständen nur schwer zueinander gefunden

hätten, und es ermutigt weitere Unternehmen, sich

mit dem Thema Design intensiver zu beschäftigen.

Denn eines ist unbestritten. Design bedeutet Erfolg.

Und für diesen Erfolg zeichnen professionelle Part-

ner aus der Kreativwirtschaft wesentlich mit ver-

antwortlich.

Wenn wir von Kreativwirtschaft sprechen, dann

meinen wir damit jenen aufstrebenden Wirt-

schaftszweig, der mit Kreativität und mit Wissen

neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt. In

der vorliegenden Dokumentation finden sich zahl-

reiche Beispiele dafür, was darunter zu verstehen

ist. Die Steiermark hat das Potenzial der Kreativ-

branche erkannt und fördert es auch massiv. Die

Kreativwirtschaft wurde in der Wirtschaftsstra-

tegie des Landes als eines der Stärkefelder des

Standortes definiert, um die kreative Szene zu un-

terstützen und damit ein wirtschaftsstrategisch

und gesellschaftlich wichtiges Signal für eine dy-

namische Entwicklung der Region zu setzen.

Kreativität ist freilich nicht per se ein Wirtschafts-

faktor. Sie wird es erst dann, wenn es gelingt, die

Ideen der kreativen Szene mit Gewerbe, Industrie

und Dienstleistung zu vernetzen. Designers in Re-

sidence zeigt sehr gut, wie das funktionieren kann.

Für kreative Projekte gibt es übrigens ein maß-

geschneidertes Förderungsprogramm der Steiri-

schen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG):

„Einfalls!Reich“ wurde speziell dafür entwickelt,

um die kreative Szene bei der marktgerechten Um-

setzung kreativer und innovativer Projekte zu un-

terstützen sowie die Kooperation zwischen stei-

rischen Unternehmen und der Kreativwirtschaft

weiter auszubauen. Die Nachfrage kann sich sehen

lassen: Seit 2007 sind über 200 Projekte mit einem

Gesamtinvestitionsvolumen von 16,5 Millionen Euro

abgewickelt worden.

Design beDeutet erfolg

Christian Buchmann

lAnDesrAt für

WirtschAft unD innovAtion

foto: jorj konstantinov

Page 5: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 3 VorwortCreative Industries StyriaDesigners in Residence

eberhard SchrempfgeschÄftsführer Der

creAtive inDustries stYriA gMbh

In der Diskussion rund um das Thema Creative Eco-

nomy sprechen wir gerne von der Kreativwirtschaft

auf der einen Seite, der die sogenannte traditionel-

le Wirtschaft auf der anderen Seite gegenübersteht.

Beide sollen zueinanderfinden, um sich gegenseitig zu

beflügeln, zu reiben und anzutreiben. Wie aber sieht

das dann konkret aus, wenn sich „kreative“ und tra-

ditionelle“ Wirtschaft treffen? Das Designers-in-Re-

sidence-Programm, das 2009 in der Steiermark zum

ersten Mal durchgeführt wurde, gibt Antworten.

Insgesamt acht Projekte wurden durchgeführt. Das

Ziel dabei: mehr Chancen für Unternehmen durch

Design. Das Projekt richtete sich an Unternehmen,

die im bewussten Umgang mit Design bereits geübt

sind bzw. den Mehrwert von Design in Planung und

Produktion einfließen lassen möchten. In weiterer

Folge sind vor allem auch jene Unternehmen ange-

sprochen, die noch keine oder wenig Erfahrungen

in der Zusammenarbeit mit Designern gemacht ha-

ben, aber in Zukunft verstärkt auf professionelles

Design setzen möchten, um ihre Marktstellung zu

festigen. Die Designer wiederum bekamen durch

das Programm die Chance, direkt in einem Unter-

nehmen an konkreten Problemstellungen zu arbei-

ten und innerhalb von 4 Wochen einen Lösungsan-

satz zu entwerfen.

Am Ende stehen nun keine fertigen Produkte und

keine sofort umsetzbaren Lösungen. Das würde auch

dem Designbegriff, so wie wir ihn sehen, widerspre-

chen. Denn Design ist kein Instant-Rezept, sondern

erfordert Kontinuität. Bei den durchgeführten Pro-

jekten wird ein Aspekt sehr schön sichtbar: Design

ist ein Prozess, ein höchst individueller Vorgang, der

von beiden Seiten zu gleichen Maßen bestimmt und

beeinflusst wird.

An dieser Stelle sei allen Unternehmen und Insti-

tutionen gedankt, die sich an der ersten Runde von

Designers in Residence beteiligt haben. Sie waren

gewissermaßen die Vorreiter für zukünftige Pro-

jektpartnerschaften zwischen Wirtschaft und Kre-

ativwirtschaft. Dank geht auch an Tammo Trantow,

der das Projekt vom ersten Moment an bis zur Um-

setzung und der nun vorliegenden Dokumentation

begleitet hat, und natürlich allen Designerinnen

und Designern, die mit originellen und unkonven-

tionellen Ideen wichtige Impulse für die Unterneh-

men gegeben haben.

Designers in resiDence

foto: Harry Schiffer

Page 6: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 4 einleitung

Von Designers in Residence …Vielfältigkeit, Vielseitigkeit, Wendigkeit, wo man hinsieht: Die acht Starter-Projekte von Designers in Residence, die im Jahr 2009 durchgeführt wurden, zeigen die ganze Bandbreite der heimischen Kreativwirtschaft. Designer und Unterneh-men entwickelten gemeinsam und in Begleitung der Creati-ve Industries Styria Konzepte in den Bereichen Kommunikati-onsdesign, Industrie- und Produktdesign.

In jedem dieser Projekte waren die richtigen Leute am rich-tigen Platz. Für jedes beteiligte Unternehmen wurden ein-zelne Designer oder Designer-Teams von der Creative Indus-tries Styria in Zusammenarbeit mit dem Design-Netzwerker Tammo Trantow gewissenhaft gesucht, gefunden und den Unternehmen zur Seite gestellt. Danach begannen Konzept-

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 7: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 5 einleitung

gespräche, aus denen die Designerinnen und Designer ihre Entwürfe entwickelten. Immer wieder tauschte man sich aus, überdachte und überarbeitete, bis für jedes Unterneh-men die richtige Lösung gefunden wurde. Auf den Punkt bringt das der Unternehmer Helmut Schabauer, wenn er vom Designer-Duo motion code: blue erzählt: „Das sind 2 Top-Leute, mit denen man über alles sprechen kann. Ver-stehe ich das Technische nicht, erklären sie mir das, vom Handwerklichen her kann ich ihnen unter die Arme greifen. Wir ergänzen uns gut.“

… zu resident design

In allen Designers in Residence-Projekten haben sich die ge-wünschten Synergien von selbst ergeben: Aus den einzelnen Entwicklungsprozessen sind handfeste Design-Entwürfe ent-standen, die nun in den Unternehmen bleiben. Und jede der acht Kooperationen ist nachhaltig, denn in jedem Fall gibt es entweder den Wunsch nach Umsetzung und Produktion der Entwürfe oder nach künftiger Zusammenarbeit der ent-standenen Teams aus Design und Wirtschaft. Der Erfolg von Design ist von vielen Faktoren abhängig. Zu rechnen ist mit allem, auch damit, dass es nicht funktio-niert. Denn der Designprozess inkludiert die Möglichkeit des Scheiterns. Aber auch daraus lassen sich wertvolle Impulse für Unternehmen ableiten.

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 8: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 6 orF Steiermark & tobias kestel

Wie hAben tobiAs Kestel unD Der orf

zusAMMengefunDen?

Gerhard Draxler: Design hat in diesem Haus eine hohe Tradition.

Die Creative Industries Styria hat vermittelt und funktional ha-

ben wir über viele Gespräche, Interviews und Meetings zusam-

mengefunden. Erfrischend war, dass Tobias sich das Haus auch

wirklich „erschnuppert“ hat wie ein junger neugieriger Hund.

Ich meine das nicht despektierlich: Er ist wirklich in alle Ecken

des Unternehmens gegangen. Wobei er aber sicher auch das Erbe

gespürt hat, der Peichl-Bau war für ihn ein großes Thema.

tobias kestel: Ich lass mich grundsätzlich nicht von großen Na-

men beeindrucken und bin dann nicht verschreckt. Ich geh da hi-

nein und schau mir das an. Es war lustig. Zusätzlich komme ich

aus Bayern und bin da ganz frisch konfrontiert worden mit der

ganzen Geschichte.

ist so eine DoMinAnte ArchiteKtur ein ProbleM?

WÄre DAs ProjeKt einfAcher geWesen, Wenn es

ein x-beliebiges hAus geWesen WÄre?

Return to Sender

tobias kestel: Das Gebäude ist sozusagen tortenartig und das habe

ich spontan verwendet, um Tortenstücke von dort auszugliedern

und im Land zu verteilen. Sozusagen: Die Torte sitzt in der Mitte,

in Graz und die Tortenstücke fahren dann in alle Himmelsrich-

tungen aus und sind Außenposten und sind so was wie Satelliten.

unD Wie KAnn MAn sich so ein tortenstücK – so

einen sAtelliten – DAnn vorstellen? ich bin

irgenDWo in Der steierMArK, DrücKe Auf einen

KnoPf unD WerDe gefilMt?

tobias kestel: Ja genau! Es gibt Ton und Video und man kann zu-

sätzlich aktuelle Themen abfragen. Günstig, wenn jemand zum

Beispiel kein Internet hat … Man hat dort jeden Tag eine andere

Frage, die wird vom ORF auf die Tortenstücke gespielt. Und dann

können die Leute darauf reagieren.

WAs ist nun DAs neue An DeM ProjeKt?

Gerhard Draxler: Ich glaube, die wesentliche Neuerung oder

der wesentliche Ansatz ist, dass es eine Art Rückkanal des Pu-

blikums zum Haus bildet, der sonst in einem Massenmedium

als one way etabliert ist. Das Projekt schafft ein Megafeedback

des Landes.

Tobias Kestel

hat white elephant 2005 gemeinsam mit Florian Puschmann gegründet.

Das Designduo widmet sich der experimentellen Materialforschung

und dem Industriedesign.

1981 w u r de da s vo n gu s t av p e i c h l g e p l a n t e s t e i r i s c h e o r f -l a n-

de s s t u di o e r ö f f n e t. w i e a l l e a n de r e n ö s t e r r e ic h i s c h e n l a n de s -

s t u di o s, i s t auc h da s g e b äu de i n de r g r a z e r m a r b u r g e r- s t r a s s e

f u n k t i o n a l , e i n t e c h n i s c h e r z w e c k b au. u m e i n e z e n t r a l e h a l l e

s i n d di e s t u di o s f ü r f e r n s e h e n u n d r a di o t o r t e n s t üc k f ö r m ig

g ru p p i e r t.

f ü r da s de s ig n e r s i n r e s i de nc e -p r o j e k t h a t t o b i a s k e s t e l s o -

wo h l de n o r f -b au a l s auc h di e a r b e i t de s l a n de s s t u di o s a n a ly-

s i e r t u n d e i n i n t e r a k t i v e s ko m m u n i k a t i o n s ko n z e p t e r a r b e i t e t,

da s s t e i e r m a r k w e i t o r f - s a t e l l i t e n vo r s i e h t u n d s o de n m e n-

s c h e n i n t e r a k t i o n m i t de m m e di u m e r m ö g l ic h t. s e i n a n s p r e c h-

pa r t n e r wa r g e r h a r d dr a x l e r, di r e k t o r de s l a n de s s t u di o s

s t e i e r m a r k.

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

o r f - l a n d e s s t u d i o

s t e i e r m a r k

orF Steiermark / tobias kestel

foto: ZaP-Cam/Graz

Page 9: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 7 orF Steiermark & tobias kestel

unD DAs orf-lAnDesstuDio

selbst Dient DAnn Als

ProjeKtionsflÄche?

tobias kestel: Ja, das ist aber noch nicht so

genau definiert. Es gibt da ein Unterkonzept,

das ich bearbeitet habe, dass man die Leute,

die drinnen arbeiten, nach außen bringt und

auf der Außenfassade entlanggehen lässt.

Aber die Hauptgeschichte ist eben diese

Kommunikation von der kompletten Stei-

ermark zurück zum Sender. Man muss das

natürlich redaktionell bearbeiten … Und die

Leute, die nicht so laut sind, Leute, die in so-

zialen Randgruppen sind, Migranten, sollen

da auch eine Möglichkeit haben.

Welchen nAchhAltigen

nutzen hAt Aus ihrer sicht

Designers in resiDence?

tobias kestel: Ich wünsche mir, dass Fir-

men Vertrauen in Designer haben. Es kommt

immer was raus: Der Designerblick eröffnet

eine neue Sicht auf das Unternehmen. Ein

Hubschrauberblick, Satellitenblick auf den

Betrieb … Das wäre gut! Beziehungsweise:

Wenn jemand von außen rein kommt, hat

das immer einen positiven Effekt.

Gerhard Draxler: Was der ganze Prozess ge-

zeigt hat, ist, dass es immer gut ist, eine pro-

fessionelle erfrischende Außensicht auf das

Unternehmen zu bringen. Insofern war das

ein sehr gelungener wertvoller Prozess, der

– auch wenn nichts umgesetzt wird – zumin-

dest im Kopf einiges weiterbewegt hat.

Tobias Kestel

hat white elephant 2005 gemeinsam mit Florian Puschmann gegründet.

Das Designduo widmet sich der experimentellen Materialforschung

und dem Industriedesign.

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

t o b i a s k e s t e l u n d g e r h a r d d r a x l e r

relAteD linKswww.white-elephant.atsteiermark.orf.at

Page 10: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 8 orF Steiermark & tobias kestel

“ic h w ü nsc h e m i r, da s s f i r m en v ert r au en i n de sign er h a ben.

”tobias kestel

Zu Beginn der Projektarbeit stand wie bei den

meisten Designprojekten eine intensive re-

cherchephase. Diese „erforschung“ des orF

bezog sich sowohl auf das Innenleben, die Men-

schen beim Sender, die technik, das Gebäude

und die außenanlagen (siehe Bild). es wurde

aber auch die außenwirkung beobachtet, z.B.

durch Beobachten von verschiedenen Besu-

chergruppen (Schüler bis Seniorengruppen).

Dabei war z.B. bei sehr vielen Menschen eine

gewisse Spannung, ja ehrfurcht vor dieser In-

stitution spürbar.

Diese Beobachtungen flossen in die konzept-

erarbeitung ein: Zum einen entstand die Idee,

eine Sendemöglichkeit, also eine art „rückka-

nal“ in umgekehrter richtung vom „Publikum“

zurück zur Sendeanstalt zu etablieren.

konsequenterweise sind die im Land verteilten

„tortenstücke“ immer exakt in richtung des

orF Landesstudios auszurichten.

Diese neuen Icons bieten durch ihre einfachheit

und Wiedererkennbarkeit vielfältige Möglich-

keiten der Skalierung: Von der anstecknadel,

aufkleber, kulinarik bis zu mobilen funktio-

nalen kleinversionen im Handtaschenformat

(z.B. für Pressekonferenzen) ist vieles denkbar.

Die Hauptarbeit im rahmen dieses Projektes

bestand in der konzeptionierung, die formale

Gestaltung der steiermarkweit zu installieren-

den Satelliten wurde umrissen und ein thema

als ansatzpunkt gefunden.

zuseher liefern content zurück an den orf:

Dies könnte über das einspielen von Video-

Minicasts über außenstellen des orF erfolgen:

Diese „Satelliten“, die überall in der Steiermark

in ortschaften, auf Gipfeln von Bergen, an Seen

usw. platziert sind, können jederzeit und von je-

dermann genutzt werden, um eine Botschaft zu

platzieren. Bewusst soll das System auch scheu-

en Menschen oder Menschen ohne Zugang zum

Internet eine Stimme geben. Dennoch sollte eine

Moderation der eingespielten Inhalte beim orF

vorgenommen werden, um hetzerischen oder il-

legalen Content herauszufiltern, vor allem aber

um interessante oder dringende Geschichten re-

daktionell aufzubereiten.

illustration auf basis einer luftaufnahme

von zepp-cam/graz

architekt: gustav peichl

Basierend auf der bestehenden markanten ar-

chitektur, die im Volksmund als „Peichl-torte“

bekannt ist, entstand die Idee, die Satelliten

in Form von stilisierten tortenstücken aus-

schwärmen zu lassen. Möglicherweise gewagt

und nicht mit dem architekten abgesprochen

– jedoch mit viel Potenzial zur Generierung ei-

nes Icons im rückenwind der bereits zur Marke

geadelten „torte“.

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 11: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 06 tobias kestel / orFCreative IndustriesDesigners in Residence

Fenster öffnen Türen

Gaulhofer /Martin

Breuer-Bono

Page 12: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 10 Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Gaulhofer Fenster und türen & Martin Breuer-Bono

Martin breuer-bono

träger zahlreicher renommierter Design-

preise – hat 2001 breuerbono design

development in Graz gegründet. auf-

grund seiner ausbildung – Maschinen-

baustudium an der technischen

Universität Wien und ein Masterstudium

für Design am royal College of art in

London – haben seine arbeiten oft mit

technischen Innovationen zu tun und

beschränken sich nicht auf die formale

Variation eines Produkts. Dazu kommt

bei jedem Breuer-Bono-Produkt die rein

gestalterische Intervention, das Styling.

aus diesem arbeitsansatz hat der

Designer für sich den Begriff „design

development“ entwickelt und zu seiner

Unternehmensphilosophie gemacht.

gaulhofer

Seit 90 jahren verbindet Gaulhofer

handwerkliche tradition mit hochent-

wickelter Fertigungstechnologie und

produziert Fenster und türen aus Holz,

Holz-alu, kunststoff, die in ganz

Österreich und europaweit vertrieben

werden. In der Unternehmens-

philosophie ist die Umwelt ein zentra-

ler Schwerpunkt: Man produziert mit

Holz aus den österreichischen Wäldern

und bietet energiesparfenster samt

dazugehöriger energiesparberatung an.

Forschung und entwicklung haben beim

Fensterspezialisten aus dem steirischen

Übelbach ebenso hohen Stellenwert;

Grund genug, Designers in residence

offen aufzunehmen.

„Gaulhofer hat eine sehr

interessante technolo-

gie im Programm, das

Glassline-Fenster. Dabei

sind Glaselement und

Flügelrahmen verklebt.

Die Glasscheibe trägt

also ganz wesentlich zur

Statik des Fensterflügels

bei. Ich wollte das aus-

reizen, was die Zartheit

des Flügelprofils betrifft

und habe als referenz

einmal den Querschnitt

des klassischen Grazer

Stocks hergenommen,

das Fenster, das man in

vielen altbauten findet.“

ausseninnen

flügelrahmen

stockrahmen

ai-schale

glaselement

dichtungsebenen

76/78

46/32

Page 13: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 11 Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Gaulhofer Fenster und türen & Martin Breuer-Bono

“DESIGN IST DIE SEELE

DES PRODUKTS”

Martin Breuer-Bono

„entwerferische ansätze waren, ganz stark in eine Querproportion zu gehen, ich nutze da

wieder die Statik des Glases, und dann sich bewusst von konstanten Querschnitten abzusetzen.

Das volle Material sozusagen in Szene zu setzen. Ich sage anti-extrusion dazu.“

martin breuer-bono

Page 14: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 12 Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Gaulhofer Fenster und türen & Martin Breuer-Bono

fenster öffnen türen

„Das Thema war ja ganz offen. Das war

auch sehr ungewöhnlich. Normalerwei-

se trifft man sich zu einem Thema. Da

war’s so, dass man sagte: Da sind 2 Part-

ner, schauen wir mal, was die da machen“,

beschreibt Martin Breuer-Bono die für

ihn ungewohnten Rahmenbedingungen.

Spannend findet er das und herausfor-

dernd. Aus einem ersten Brainstorming

kommen etwa Ideen zur Neugestaltung der

Pausenaufenthaltsräume im Werk oder im

Verkaufsbereich; „wie man Schnittmuster

präsentiert oder points of sales für die Ver-

triebspartner entwickelt“, ist ebenso The-

ma. „Gejuckt“ hat den Designer aber dann

doch die Essenz des Unternehmens, das

Fenster an sich. Also öffnet er eines nach

dem anderen.

von Der oberflÄche

in Die tiefe

Vom Unternehmen holt sich der Designer,

was er braucht, und befindet: „Handling

absolut problemlos.“ Im ersten Gespräch

erfährt er vom 90-jährigen Firmenjubilä-

um. Im zweiten sind seine Gesprächspart-

ner Firmenchef Manfred Gaulhofer und

Eberhard Schrempf von der Creative In-

dustries Styria. Danach geht der Designer

in Klausur und besinnt sich:

• Gaulhoferist

HanDWerkLICHe traDItIon.

• Gaulhoferistmeisterliche

VerarBeItUnG.

• GaulhoferistQualität

UnD WertIGkeIt.

• Gaulhoferistholz.

• Gaulhoferist

VerantWortUnG.

Aus dieser lyrischen und auf den Punkt

gebrachten Analyse des Übelbacher Fens-

terspezialisten entwickelt Breuer-Bono

seine Dreiheit:

„‘entwerferische‘ Ideen, technische Basis

und gestalterische Umsetzung“. Er ent-

scheidet sich für den natürlichen Rohstoff

Holz, der für ihn den bewussten Ressour-

cenumgang des Unternehmens am besten

spiegelt: „Sie haben einen starken ökolo-

gischen Anspruch, kaufen die Hölzer re-

gional ein, nehmen dafür auch preisliche

Nachteile in Kauf. Das hat mich angespro-

chen, mir gefallen.“

Weitere Gespräche mit der Marketing-

Abteilung bei Gaulhofer folgen und immer

mehr taucht man in Unternehmens- und

Designphilosophie ein, man entwickelt „im

inneren Kern“ des Unternehmens. Der Be-

trieb wurde auf sehr professionellem Ni-

veau verstanden.

Das Thema „Bilder rahmen“ ist gefunden

und die Entwurfphase beginnt. Wie also

schaut ein Gaulhofer-Fenster in Gaulho-

fer-Technologie im Breuer-Bono-Design

aus? Schön, schlicht, funktional und volles

Holz im Fensterrahmen. Ein zweiter Ent-

wurf entsteht, die Präsentation der beiden

Entwürfe ist sehr beeindruckend.

voM entWurf zuM ProDuKt

In Klausur geht man nun bei Gaulhofer,

die Entwürfe gefallen. „Design gibt Im-

pulse, Design erweitert die Grenzen des

Möglichen und Design eröffnet unseren

designorientierten Kunden eine neue Äs-

thetik“, so Manfred Gaulhofer über den

Mehrwert von Design. Ob und wie und

wann die beiden so entstandenen Fens-

terentwürfe in Produktion gehen, ist aber

noch offen, das muss man durchrechnen,

Kosten-Nutzen abwägen.

Der verAntWortung

beWusst …

… ist sich Breuer-Bono in seiner Arbeit,

denn Produktdesign hat für ihn mehr als

nur den „Behübschungsfaktor“. Der Auf-

traggeber gibt seinem Verständnis nach

einen immensen Vertrauensvorschuss.

„Wenn ich ein Produkt entwerfe, dann ist

das eine Sache, auf der die Firma mögli-

cherweise einen gewissen Teil ihres Um-

satzes in den nächsten 10 Jahren ihrer

wirtschaftlichen Situation aufbaut.“ Der

Design-Begriff erweitert sich um den

wirtschaftlichen Aspekt. Ebenso rückt

für den Designer das Unternehmen in den

Mittelpunkt, wie es auch bei Gaulhofer im

besten Sinn exerziert wurde. „Das heißt,

Design ist eigentlich in diesem Fall eine

strategische Disziplin, die ganz stark mit

Unternehmensidentität zu tun.“

relAteD linKswww.breuerbono.comwww.gaulhofer.com

Page 15: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 13 Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Gaulhofer Fenster und türen & Martin Breuer-Bono

foto: Wolfgang Croce

“DESIGN

ERWEITERT DIE GRENZEN DES MöGLICHEN

”Manfred Gaulhofer

Page 16: Designers in Residence - CIS.doc#3

Leder und Schuh–ein Designerstück

Seite 14 Leder und Schuh & Florian Puschmann

Leder und Schuh

/Florian

Puschmann

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 17: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 15 Leder und Schuh & Florian Puschmann

Leder und Schuh–ein Designerstück

Personen

florian Puschmann: Grazer,

arbeitet beim Designlabel white elephant, das

sich mit experimenteller Materialforschung

und Industriedesign beschäftigt

hans Michael heger: Leiter der

Designabteilung bei der Leder und Schuh aG

(Corti, Dominici, Humanic, jello, Shoe 4 you)

Dir (Designers in residence):

Projekt der Creative Industries Styria, das

Designer mit Unternehmen vernetzt

ort

Zentrales Lager von

Leder und Schuh in

der Grazer Lasten-

straße sowie

Humanic-Filialen in

Graz und Umgebung

zeit

Mai/juni 2009

i d e e n s a m m l u n g e n u n d p r o j e k t -s k i z z e n v o n f l o r i a n p u s c h m a n n

heger: Schauen Sie, was Sie machen wollen!

Puschmann: Ich suche nach Baustellen. Ich schaue mich um: Wo

könnte man Projekte ansetzen, wo könnte man Verbesserun-

gen machen? Eine lockere Ideensammlung, also Produktdesign,

Schaufenster und Fassadengestaltung, Organisation der Ver-

kaufsräume … Ich hab mir auch überlegt, die Humanic-Fern-

sehwerbungen auf einer DVD zugänglich zu machen, oder einen

Schuhlöffel für Humanic zu designen.

heger: Er hat das Unternehmen kennengelernt. Er war in Fili-

alen, er war in der Zentrale. Er konnte hineinschnuppern in die

Bereiche, wo er tätig war, z.B. Schuhlöffel. Wie geht man damit

um? Schuhlöffel ist ja im Prinzip ein wichtiges Verkaufshilfs-

mittel. Weil – wenn ich in einer Filiale bin und in den Schuh

nicht hineinkomme, brauche ich einen Schuhlöffel. Ob das jetzt

ein designter ist oder ein 0815-Löffel, ist eine andere Frage.

Dir: Zur Zentrale in der Lastenstraße?

Puschmann (schlägt seine Designmappe auf und blättert im ent-

wurf zur Fassadengestaltung der Zentrale): Leder und Schuh ist

gar nicht sichtbar, außer von der Bahnstrecke aus. Wie weit kann

da eine Neugestaltung gehen, soll sie überhaupt stattfinden? Die

Leute wissen gar nicht, dass Leder und Schuh Humanic ist und

dass das die ganzen Marken sind. Da sollte man sichtbarer auf-

treten, ist doch ein europaweiter Konzern!

Dir: Zu den Shops?

heger: Wie schaut das in den Einkaufszentren außerhalb von ös-

terreich aus, was brauchen wir dort? Da hat er ja eine Gestaltung

von Mall-Glasscheiben, die nicht direkt als Auslage dienen, wo

ich nicht direkt einen Schuh oder ein Foto sehen muss.

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 18: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 16

relAteD linKspuschmann.wordpress.com www.white-elephant.atwww.lsag.com

Puschmann: Da gab’s Ideen, da ging’s um

Aufräumen, Informationsführung, Shop-

gestaltung.

Dir: Humanic, ein großer Name?

Puschmann: Humanic hat ein relativ rei-

ches Erbe geschaffen früher und war sehr

offen Kreativen und Künstlern gegenüber

und hat wirklich Kunst als Werbung ge-

bracht. Das war sehr spannend.

heger: Was mich auch verblüfft, wie, in

welchen Schritten und vor allem wie lan-

ge er sich mit Kleinigkeiten beschäftigen

kann. Was wir im Haus aus Zeit- oder Pro-

jektgründen gar nicht machen können …

können uns nicht monatelang mit einer

Kleinigkeit beschäftigen. Fand ich sehr

positiv daran. Er hatte auch andere Zu-

gänge, weil er nicht betriebsblind ist.

Dir: Konkreter Output?

Puschmann: Ich habe mehrere Projekt-

vorschläge gemacht; aber was ist sinnvoll

herzuzeigen? Ist ja eine Projektesamm-

lung, die noch nicht für die öffentlichkeit

bestimmt ist …

Heger und Puschmann vertiefen sich nun

in Puschmanns Projektmappe und blät-

tern sie interessiert durch.

heger: Es war eine sehr positive Zusam-

menarbeit. Was mir leid tut: Wir haben die

Zusammenarbeit im Moment noch nicht

vertieft. Wir halten diese Ideen in Evidenz

und wann immer es die Zeit und das Geld

erlauben oder die Ideen für ein Projekt

passend erscheinen, setzen wir sie um. Wir

werden auf den Florian Puschmann zu-

rückkommen. Wenn sie gebraucht werden,

werden sie mit ihm weiterentwickelt.

Dir: Stichwort Design.

heger: Im Prinzip ist das Produkt Schuh

ja auch ein Design. Es gibt tolles Design

oder funktionelles Design, wie Bequem-

schuh, Badeschlapfen … Es muss funk-

tionieren. Design muss funktionell sein.

Man muss die Schwellenangst überwin-

den. Und nicht sagen: Design ist nur teuer.

Design muss natürlich in einem gewissen

Sinn leistbar sein. Design wird nie den

Anspruch erheben können, dass es allen

Menschen gefällt. Denn Kunst und Ohr-

feigen sind verschieden.

Dir: Stichwort Kunst.

Puschmann: … sehr kunstsinnige Firma.

Habe das Gefühl, eine Verantwortung ist

da, Kultur zu fördern und zu betreiben.

heger: Wir sammeln ja Kunst oder fördern

junge Künstler. Die Kunst, die wir auch in

unsere Mitarbeiter bringen wollen.

Puschmann und Heger geben sich die

Hand und schauen einander lächelnd an.

Heger klopft Puschmann auf die Schulter.

Dir (Designers in residence) bleibt noch

bei ihnen. alle drei unterhalten sich na-

hezu unverständlich, aber angeregt. Man

hört noch einzelne Wortfetzen wie:

„neues Branding, gute Ideensammlung,

das werden wir schon umsetzen! Span-

nende arbeit …“

VORHANG FÄLLT LANGSAM

Leder und Schuh & Florian PuschmannCreative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 19: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 17 Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Herk karosserie und Lack & Permanent Unit

Herk karosserie und Lack / Permanent Unit

Page 20: Designers in Residence - CIS.doc#3

“GESTALTET WIRD, WAS GESTALTUNG

BRAUCHT. ”

Permanent Unit

Seite 18 Herk karosserie und Lack & Permanent Unit

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

i n di e t i e f e g e h e n: jo s e f h e r k u n d g e o r g di n s t l

Wenn sich Herk und Permanent Unit

zusammenschütteln, hat das good

vibrations! Heraus kommt ein

Produkt mit dem starken namen

Herkules und das ist genauso stark wie

das damit verbundene Design und

Marketingkonzept. Dass das nicht

schon früher passiert ist – nämlich eine

karosserie-Pflegeserie dieses namens

– wundert den Vordenker Herk und die

jungdesigner von Permanent Unit

gleichermaßen.

Page 21: Designers in Residence - CIS.doc#3

relAteD linKswww.permanent-unit.comwww.herk.at

Die sPinnen Die röMer, Die grAzer,

Die KnittelfelDer!

Georg Dinstl und seine Mitstreiter zeigen sich sicht-

lich angespannt und etwas skeptisch, als sie das Büro

des Spartenobmanns Herk betreten. Was kommt

da auf uns zu? Und wer kommt da auf uns zu? Ver-

staubtes Karosserie-Gewerbe? Kammer-Ästhetik?

Harte Arbeit hin zum angenehmen Workflow? Nach

den ersten Sekunden des Treffens wird aber schnell

klar - dieser Herr Josef Herk ist das Gegenteil: of-

fen, innovativ und vielleicht noch verrückter als die

vier Jungs von Permanent Unit zusammen …

gooD stArt!

Das Du-Wort rollt über den Tisch, ähnlich wie sich

Ideen in Mindesteile zu Produktideen entwickeln

– Herk gibt dabei die Inputs für das Design-kol-

lektiv. Nur 3-4 Wochen benötigte Permanent Unit

von der Idee bis zum fertigen Design, zur fertigen

Marketingstrategie.

josef herk …

… ist Geschäftsführer des karosserie-

bauunternehmens Herk und obmann

der Sparte Gewerbe und Handwerk in der

Wirtschaftskammer Steiermark

… ist in knittelfeld

… macht autoglaseinbau, Steinschlag-

reparatur, Hagelschaden-Soft-repair,

klimaanlagen-Funktionscheck,

karosserierahmenvermessung mittels

Ultraschall u.v.m.

… lässt es rollen

Permanent unit …

… ist ein Designkollektiv

… ist in Graz

… sind Georg Dinstl, Simon Lemmerer,

oliver toman und josef Wurm

… machen Fotografie,

Malerei, Grafik-Design,

Webinstallation, Streetart,

Schablonenkunst …

… haben no rules

gooD ProDuct!

Herkules Powerpack ist ein survival package für

den Glanz jeder Karosserie. Das Produkt enthält

in einer Edelstahl-Box Tuch, Autopolitur und Ge-

brauchsanweisung. Was Herkules heißt, muss na-

türlich auch von Herkules verkauft werden. Also

soll eine menschengroße Figur aus Holz in den

Läden stehen, Herkules itself, und die Edelstahl-

Boxen präsentieren. Permanent Unit will auch per-

manent verkaufen und schlägt vor, das Produkt via

Internet gut zu verlinken, einen Blog einzurichten,

für Suchmaschinenoptimierung zu sorgen und ei-

nen Online-Shop für den sorgenfreien Vertrieb zu

installieren.

irgenDWAs Muss DA

Doch fAul sein!

Designers in Residence geben gemeinsam mit den

besuchten Unternehmen Initialzündungen – so ge-

schehen auch im Fall Herk. Allerdings stellt sich

nun die Frage, wie man das Produkt tatsächlich

realisiert. Nun, da ist jetzt der Herr Herk an der

Reihe: „Nach der Kreativität kommt der kühle Be-

triebswirt. Ein exklusives Produkt braucht schließ-

lich auch einen exklusiven Produzenten.“ Eine

Schweizer Produktionsfirma wird angefragt, aller-

dings stellt sich jetzt die Kosten-Nutzenfrage. Und

da ist man realistisch: Die Umsetzung braucht min-

destens ein Jahr. Aber: Die Idee ist gut, die Zusam-

menarbeit befruchtend und jeder hat was gelernt!

Seite 19 Herk karosserie und Lack & Permanent Unit

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 22: Designers in Residence - CIS.doc#3

“FA K T E N E R H E B E N , Z I E L G R U P P E N E R FA S S E N , M A R K T P O T E N Z I A L

H E R A U S F I L T E R N . D A S I S T U N S E R E H E R A N G E H E N S W E I S E .

”motion code: blue

Schabauer Dachdeckerei und Spenglerei / motion code: blue

Seite 20 Schabauer Dachdeckerei und Spenglerei & motion code: blue

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Die Designer.

Das Grazer Industriedesignerduo motion

code: blue hat sich auf Yachtdesign spe-

zialisiert. Das funktioniert prächtig, wie

zahlreiche internationale Aufträge zei-

gen. Darüber hinaus bieten Christopher

Gloning und Christian Gumpold auch alle

Kategorien des Industrial Design an, in-

klusive grafischer Aufbereitung und Visu-

alisierung.

DAs unternehMen.

„Ein gutes Dach über dem Kopf“ konst-

ruiert die Dachdeckerei und Spenglerei

Schabauer seit mehr als 50 Jahren. Lan-

desinnungsmeister Helmut Schabauer ist

der Geschäftsführer dieses Grazer Traditi-

onsunternehmens, das unter anderem his-

torische Dächer restauriert. Ein besonders

bekanntes Beispiel dafür ist die Dachrevi-

talisierung der Grazer Oper. Und auch für

Steil-, Flach-, Pult-, Walm-, Sattel- oder

Tonnendach bei Neubauten ist Schabauer

ein guter Dachberater.

DAs vorhAben.

Eigentlich wollte Helmut Schabauer mit

Designers in Residence eine Lösung für

seine anfallenden Blechabfälle entwi-

ckeln. Letztlich ist daraus ein Dachrin-

nenreinigungsgerät mit dem funktiona-

len Arbeitstitel „Handlanger“ geworden.

Helmut Schabauer: „Der Sinn besteht

darin, dass die Leute nicht mehr über die

Leiter hinauf müssen, sondern mittels der

Stange und dem Aufsatz vom Boden aus

arbeiten können.“

Page 23: Designers in Residence - CIS.doc#3

relAteD linKswww.motioncodeblue.comwww.schabauer-dach.at

Seite 21 Schabauer Dachdeckerei und Spenglerei & motion code: blue

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

DAs ProDuKt.

Als Dachspezialist kümmert sich Schabau-

er auch um Probleme rund um das Dach.

Abfall in Dachrinnen ist eines davon, für

die es schon einige Lösungen am Markt

gibt. Das Designkonzept von motion code:

blue garantiert mit dem Dachrinnenreini-

gungsgerät „Handlanger“ einen geringen

Aufwand um Äste, Laub, Früchte, Kunst-

stoffteile oder gar tote Tiere zu entfernen.

Christian Gumpold: „Man sollte nicht al-

les ins Fallrohr spülen, weil es sich leicht

verkeilen und verstopfen kann. Es besteht

die Notwendigkeit, dass die Schaufel vor-

ne mit einem Profil ausgebildet wird.“ Mit

dieser Schaufel, die auf einem ausziehba-

ren Teleskoparm bis zu 6 m auszufahren

ist, entfernt man Unrat. Das Gerät kann in

der Dachrinne eingehängt werden. Kleine

Gegenstände werden dann mit einer inte-

grierten Wasserspritze weggepustet.

Design nAch PlAn.

Gutes Design fußt nicht nur auf einer zün-

denden Initialidee, sondern auch auf einer

guten Phasenplanung. „Fakten erheben,

Zielgruppen erfassen, Marktpotenzial he-

rausfiltern. Danach wird das Produkt auf-

grund der Kundenbedürfnisse entwickelt“,

beschreibt Christopher Gloning die Her-

angehensweise von motion code: blue im

Designprozess. Diese, so der Absolvent von

„Industrial Design“ an der FH Joanneum,

verdanke er seinem Studium. Erfahrungs-

gemäß tauchen in einem Design- und Ent-

wicklungsprozess immer neue Herausfor-

derungen auf. Die Recherchearbeit und

die intensive Auseinandersetzung der De-

signer mit der Spenglerei sowie das Fach-

wissen von Helmut Schabauer und seinem

Team führten zum fertigen Design eines

Produkts, das gute Absatzmöglichkeiten

am Markt hätte. Im Fall des „Handlan-

gers“ sind die Zielgruppe allein in öster-

reich 1,6 Millionen Einfamilienhäuser.

schWerPunKt Prozess.

So weit der Plan. Dass der „Handlanger“

noch nicht umgesetzt wird, hat eine Reihe

von Gründen. Strategische Überlegungen

spielen dabei eine Rolle. Was keine Rolle

spielt, sind Zweifel an der Funktion von

gutem Design. Denn davon ist Helmut

Schabauer felsenfest überzeugt. So über-

zeugt, dass man den Produktentwick-

lungs- und Designprozess kurzerhand auf

ein anderes Projekt übertragen hat – top

secret, weil dieses nun tatsächlich kurz

vor der Prototypentwicklung steht.

PerfeKte Designer für ein

innovAtives unternehMen.

Das geht natürlich nicht von heute auf

morgen. Lange Gespräche und intensives

Brainstorming haben in dieser Partner-

schaft den Boden für Synergie bereitet;

darüber sind sich die Beteiligten einig.

Helmut Schabauer: „Das sind 2 Top-Leute,

mit denen man über alles sprechen kann.

Verstehe ich das Technische nicht, erklä-

ren sie mir das, vom Handwerklichen her

kann ich ihnen unter die Arme greifen. Wir

ergänzen uns gut.“ Dass aus der ersten Be-

gegnung gleich eine nächste Zusammen-

arbeit entstanden ist, kommt daher auch

nicht von ungefähr. Genau so hat man sich

Designers in Residence vorgestellt: Kon-

takte knüpfen, Ideen ausarbeiten, über den

Tellerrand blicken.

helmut schabauer über

motion code: blue:

„Wir ergänzen uns gut.“

m o t i o n c o d e : b l u e , c h r i s t i a n g u m p o l d u n d c h r i s t o p h e r g l o n i n g

Page 24: Designers in Residence - CIS.doc#3

Wohnen im Wein kitzeck/bmm Marketing / Mari tosmin, unterstützt durch tammo trantow

Page 25: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 23

Wohnen im Wein

Page 26: Designers in Residence - CIS.doc#3

relAteD linKswww.maritosmin.com

www.pilotprojekt.at

www.bmm.at

Seite 24 kitzeck/bmm Marketing & Mari tosmin, unterstützt durch tammo trantow

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

“g o o d a r c h i t e c t u r e i s

h a r m o n y a n d b a l a n c e b e t w e e n e x t e r i o r a n d i n t e r i o r .

”Mari tosmin

sie bildete die basis für ...

war leitmotiv für das

gesamte Projekt.

... die späteren entwürfe

und ...

Am Anfang war

die traube.

WAlD, Wein, Wohnen

Die Gemeinde Kitzeck liegt in einer der

schönsten steirischen Gegenden, umran-

det von Weinhängen – die höchst gele-

genen in Europa. Das Sausal breitet sich

auf fruchtbaren Hügeln aus, eine wunder-

schön kupierte und urige Landschaft, in

der man gerne wohnt und gerne lebt. In

dieser Region gibt es eine Fläche Land, die

fürs Wochenende oder dauerhaft bewohn-

bar und belebbar gemacht werden soll. Die

einzige Vorgabe, die seitens der Investoren

an die Designerin in Residence, Mari Tos-

min, gestellt wird, lautet: möglichst viel

Wohnfläche und trotzdem möglichst viel

Platz und Komfort.

estlAnD, hollAnD,

österreich

Das sind die Stationen von Mari Tosmin,

Grafikerin, Innendesignerin und Archi-

tektin. In der Hauptstadt des flachen bal-

tischen Estlands, in Tallinn ist Mari am

Meer aufgewachsen, ihr Architektur- und

Design-Studium hat sie im ebenso flachen

Holland absolviert. Seit einem Jahr ist sie

in österreich und hat eines gelernt: „Hier

muss man einfach Schi fahren können.“

Berge fangen für sie bereits in der Süd-

steiermark an, auch der Schlossberg ist ein

Berg in ihrem Verständnis. Die Landschaft

um Kitzeck mit ihren Bergen – Verzeihung

Hügeln – hat sie für das Projekt detailliert

analysiert und einen Wohnbau-Entwurf

angefertigt, der sich in die sanfte Land-

schaft ebenso sanft hineinlegt. Unterstützt

wurde Mari Tosmin vom Grazer Design-

Consulter Tammo Trantow.

entDecKen,

verstecKen, entWerfen

1. treffen:

Nebel hängt in diesem hügeligen Land, erst

später am Nachmittag löst er sich auf. Was

gibt es hier? Uralte Häuser, uralte Wein-

stöcke. Die zu bebauende Landparzelle ist

in einer Hanglage, umgeben von Weingär-

ten. Nördlich und südlich davon in weiter

Ferne gibt es zwei Gutshöfe. Wer will hier

wohnen? Leute die in Einklang mit der Na-

tur leben wollen, die es gerne ruhig haben,

die gerne Rad fahren, wandern oder sich

von der Woche in der Stadt erholen möch-

ten. Die Leute sind nett hier, ich habe ab-

solute Freiheit – „freedom“ – in dem, was

ich mache. Ich verstehe nicht alles, Tammo

Trantow übersetzt. Ich bin doch erst seit

einem Jahr hier.

Page 27: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 25 kitzeck/bmm Marketing & Mari tosmin, unterstützt durch tammo trantow

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Wohnen in und mit der natur:

Das gesamte Projekt wurde mit natürlichen

Materialien, vor allem holz, geplant.

form follows fruit: Das

traubeninspirierte gebäude

passt sich perfekt der

umgebung an.

2. ArbeitstAg:

Meine Ziele: Die Landschaft so gut es geht

erhalten. „As much nature as possible.“

Mein Nebenziel: Der Entwurf soll aus der

Gegend heraus entwickelt werden.

3. Arbeitsschritt:

Über Nacht ist es mir eingefallen: Es muss

eine Weinrebe sein! Die Struktur der Häu-

ser muss der einer Rebe ähneln. Ich zeich-

ne eine Rebe und abstrahiere sie, daraus

entwickle ich den Grundriss. Ein Rebstock

wird nicht hoch; die Wohnhäuser werden

es auch nicht; maximal 2 Stockwerke;

Was ist mit meinem Hauptziel? Die Häu-

ser werden versteckt, viel Licht trotzdem,

in den Hang hinein gebaut. Auf ihren Dä-

chern Gras. So weit wie möglich von den

beiden vorhandenen Grundstücken weg,

damit der Eindruck der Freiheit bleibt.

Und die Autos? Die verstecken wir in ei-

ner ebenso begrünten Tiefgarage, mit di-

rektem Zugang zu den Häusern über ein

Kellerabteil.

4. ein Weiteres treffen:

Der Plan ist bereits fortgeschritten, aber

ja, ich werde daran erinnert, möglichst viel

Wohnfläche rauszuholen. Schwierig. Aber

825 m2 Gesamtnutzfläche gehen sich aus,

das ist das höchste. 5 Bauten, 10 Stock-

werke; Wohneinheiten je nach Belieben

zu verteilen. Maximale Ausschöpfung der

Grünflächen. Viel Sommerwohnfläche in

Form von Terrassen.

5. Arbeitsschritt:

Das Material: ich bin völlig uneingeschränkt,

ich kann alles benützen, kein Budgetplan –

„absolutlely free“; das Hauptziel: Landschaft

erhalten: das bedeutet auch, möglichst viele

Rohstoffe aus der Gegend zu benutzen; wel-

che Baustoffe gibt es hier? Beton, Stein,

zum Beispiel Stainzer Gneis für das Fun-

dament. Holz von Thoma Holzbau für das

Erdgeschoß. Die Fassade ebenso aus hei-

mischem Holz. Die Fenster sollen mit Iso-

lierglas gedichtet werden; die Dächer sind

Gründächer, das kann man beispielsweise

mit Xeroflor machen. Ausgeglichene Ener-

giebilanz – „recycling energy“ – liegt im

Trend und auch im Sinne meines Haupt-

ziels: Solarenergie, mineralische Decken-

platten, intelligente Gebäudehülle, Ein-

satz wieder verwertbarer Kunststoffe für

Rohre, Dichtungen, …

6. Arbeitsschritt:

Modellbau. Die Fassade ist wichtig: eine

Fassade aus Holzlatten; lockerer bei den

Terrassen als Balustrade; im Eingangs-

bereich kann das einem Pfahlbau ähn-

lich sein.

7. Arbeitsschritt:

Jedes Haus soll eine eigene Bezeichnung

bekommen; das ist aber nur so eine Spie-

lerei nebenbei; die Häuser könnten die Na-

men von heimischen Tierarten tragen, die

vom Aussterben bedroht sind.

8. PrÄsentAtion:

Ist gut gelaufen; die Auftraggeber sind

zufrieden, das Projekt gefällt; ich würde

gerne an der Detailplanung vor allem auch

für die Innenausstattung weiterarbeiten.

Das Projekt ist „on hold“.

Page 28: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 26 Stadtgemeinde Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

MurAu – stADt seit 1298.

Murau hat bereits 1298 sein Stadtrecht erhalten.

Traditionell widmen sich die Murauer seit jeher

der Holzgewinnung und dem Holzhandwerk; die

Lage an der Mur eröffnete einen willkommenen

Transportweg.

Im Unterschied zu den anderen Designers in Re-

cidence-Projekten ist Murau kein Unternehmen,

sondern gleich eine ganze Stadt mit unterschied-

lichen Entscheidungsgremien. Ein einheitliches

Erscheinungsbild wollen aber alle. Deshalb wurde

das Designers in Residence-Projekt in Muraus ins

Leben gerufen.

Drei verschieDene zugÄnge.

Die Designerinnen in Residence, die der Stadt zu-

geteilt worden sind, haben sich extra für dieses

Projekt zusammengefunden. Sie haben alle an der

FH Joanneum Ausstellungsdesign studiert, haben

aber unterschiedliche Backgrounds. Verena Pöschl

kommt eindeutig aus dem Design-Bereich, sie hat

zusätzlich noch Grafik- und Informationsdesign

studiert. Elisabeth Bracun ist auch Kulturwis-

senschaftlerin und Publizistin, Catrin Millmann

bringt ein Kunstgeschichte-Studium mit ins Pro-

jekt. Dadurch wurden Aufgabenstellung und Um-

setzung immer aus mehreren Blickwinkeln be-

trachtet. Ein Vorteil für das Stadt-Projekt.

Die AnAlYse.

Aus der Sicht der drei Designerinnen hat Murau

unglaubliches Potenzial und Kapital. Berg, Fluss,

Holz, Kunst, Kultur. Und eine Straße, deren Ge-

bäude leer stehen. Die Anna-Neumann-Straße di-

24 Karat Holz

“D E S I G N M U S S S I N N M A C H E N U N D K A N N D A S L E B E N A N G E N E H M E R M A C H E N .

”Verena Pöschl

Stadtgemeinde Murau / Verena Pöschl, Catrin Millmann,

elisabeth Bracun

Page 29: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 27 Stadtgemeinde Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

relAteD linKswww.murau.steiermark.at

Ballonkugel am Murufer

atmen durch Wind – lebendiger

Werkstoff Holz

Klangkugeln beim Musikpavillon

Durch Wind entstehen klänge

seite auch eine Lösung für das Naherholungsge-

biet Murau für die Tourismusbranche erhoffte. Ein

weiterer Wunsch der Stadt war eine Wiederbesied-

lung der Anna-Neumann-Straße. 80 Prozent der

dortigen Geschäfte und Häuser sind leer stehend –

und das trotz zentraler Lage.

Die fArbverbinDung.

Goldig wurden im Wiederbelebungsentwurf die

Fenster dieser verlassenen Straßen. Dieser ist al-

lerdings nur als Übergangslösung gedacht, als

Präsentationsfläche für die Stadt, aber auch als

Eye-Catcher für Vorbeiradelnde oder Stadtflaneu-

re. Denn eine Wiederbelebung geht ja bekanntlich

nicht von heute auf morgen, das braucht Zeit, und

in der Zwischenzeit kann man die Straße „gschma-

ckig“ gestalten und damit Lust darauf machen, dort

zu wohnen und zu verkaufen.

Die PrÄsentAtion.

Das groß angelegte Gestaltungskonzept, das Stadt

und Holz gleichermaßen bedenkt, findet bei der

Präsentation in Murau großen Anklang. Am Detai-

lumsetzungsplan sind alle interessiert. Aber: Eine

sofortige Umsetzung war nicht möglich. Die Stadt

Murau hat dennoch einen wertvollen Ansatz zur

Corporate Identity erhalten.

rekt am viel befahrenen Murradweg. Bei diesen

Facts kam man bald überein, dass eine Klammer

fehlt, die das gesamte Stadtbild zusammenhält und

die die Stadt auch nach außen hin transparent ver-

marktet. „Wir waren recht schnell beim Goldthe-

ma. Murau ist einfach goldig: Bier ist eindeutig gol-

den. Holz ist von der Farbigkeit auch nicht so weit

weg und das ist für die Murauer ihr ‚Schatz‘. So

ist diese Goldklammer entstanden“, beschreibt Ve-

rena Pöschl die Anfangsphase des Projekts.

Die WeiterentWicKlung.

Aus dieser goldigen Initialzündung entstanden

zwei Projekte, die die Stadt mit der Goldklammer

einheitlich präsentieren sollten. Und die Ideen dazu

kamen quasi wie von selbst. Die Ausstellungsdesi-

gnerinnen entschieden sich für die vollendete Form

der Kugel, die sie als Skulpturen in der Schneise

des Hausbergs nächtlich golden beleuchten wollten.

Damit würde die Stadt schon von Weitem sichtbar.

Weiters sollten Holzkugel-skulpturen in der ganzen

Stadt verteilt werden und damit eine Verbindung

zum Lebensraum Berg und damit auch zum Res-

sourcengeber Wald herstellen.

Die Wunscherfüllung.

Verena Pöschl bezeichnet das als „durchgängi-

ge Formsprache, die auch aus der Stadt hinaus-

wandern kann“, und damit gibt man Murau die

Möglichkeit, ein einheitliches Image

überall zu verteilen: Auch

Wanderwegmarkierungen

könnten Kugeln sein,

und damit kam man

den Wünschen der

Stadt Murau sehr

nahe, weil man

sich von Stadt-

Page 30: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 28

Schaufenstergestaltung

anna-neumann-Straße;

Illustrationen zum thema Bier

Schaufenstergestaltung

anna-neumann-Straße

kugelskulpturen im rathaus-Innenhof. erfühlen von Holz,

mitsamt Geruch und Haptik

Stadtgemeinde Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 31: Designers in Residence - CIS.doc#3

relAteD linKs

www.murauerbier.at

bier Mit geschichte

Bereits im 15. Jahrhundert begann man in Murau

zu brauen. Beziehungsweise: Ab Mitte des 15. Jahr-

hunderts sind die Namen der ersten Braumeister

bekannt. Die Zeugnisse über Biererzeugung reichen

bis ins 13. Jahrhundert zurück. Das geschichtsträch-

tige steirische Bier wird heute von einem modernen

Logistik-Zentrum aus in alle Teile des Landes ver-

kauft. Und weit über die Grenzen der Stadt Murau

hinaus mag nicht nur der Steirer das Murauer Bier.

Designerinnen Mit vielfAlt

Elisabeth Bracun, Catrin Millmann und Verena

Pöschl haben im Rahmen von Designers in Residence

neben dem Corporate Identity-Konzept für die Stadt

Murau auch ein Gestaltungskonzept für die Braue-

rei Murau erarbeitet. Wie auch beim Stadtkonzept

sind die Designerinnen analytisch vorgegangen

und haben die Goldklammer weitergeführt. Denn

schließlich ist die Farbe des Biers eindeutig golden.

Die verschiedenen Zugänge, Grafik- und Informati-

onsdesign sowie Kulturwissenschaft und Kunstge-

schichte, runden ein Projekt ab, das bei den Vertre-

tern der Brauerei großen Anklang gefunden hat.

bierKisten Mit MehrWert.

erstens

Wie werden Bierflaschen transportiert? In Bierkis-

ten. Worauf sitzt man, wenn man eine Feier im Gar-

ten, im Park oder am Grillplatz macht und zu weni-

ge Stühle für seine Gäste hat? Auf Bierkisten! Wie

kann ein Bier beworben werden und gleichzeitigen

Nutzen haben? Bierkisten werden zu transportablen

Stadtmöbeln umfunktioniert. Und wie funktioniert

das in der Praxis? Aus den schon vorhandenen Mu-

rauer Bierkisten werden Liegen, Parkklettergele-

genheiten, Sitzbänke etc., die beispielsweise auch in

anderen steirischen Städten platziert werden kön-

nen, kreiert. Um das Design in seiner Variabilität zu

erhalten, wählen die Designerinnen das Setzbau-

kasten-Modell.

zWeitens

Murauer-Bierkisten also als Wiedererkennungs-

merkmal für die Marke Murauer Bier. Diesen Wer-

beträger kann man schon direkt in der Brauerei –

und zwar gut sichtbar – verwerten: Sie zieren die

vorher dunkel gestrichenen Fassaden des Brauerei-

gebäudes. Sie werden in verschiedenen Mustern an

der Wand angebracht und nachts beleuchtet. Durch

das Gitter der Kisten kommt es zu einem speziellen

Strahl-Effekt, den jeder sehen kann.

Drittens

Die Beleuchtung der Bierkisten geschieht durch

Licht, Licht ist in der Nacht strahlendes Gold.

Das wiederum schließt die Goldklammer, die Bra-

cun, Millmann und Pöschl bereits für ihre Ver-

sion der Corporate Identity für die Stadt Murau

verwendet haben. Die Fassade der Murauer Brau-

erei erstrahlt in Murau in der Farbe Gold und

Seite 29

Brauerei Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl

24 Karat Bier

Tagansicht

Fassadengestaltung Brauerei

Pinolen-Bierkisten als

Gestaltungselement an der

Fassade

Brauerei Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 32: Designers in Residence - CIS.doc#3

“B I E R I S T E I N D E U T I G G O L D E N .

”Verena Pöschl

schafft damit die Klammer zu den golden

beleuchteten Goldkugeln, die im Naher-

holungsgebiet der Stadt Murau zu finden

sind. Die vergoldeten Fassaden in der

Anna-Neumann-Straße stellen den Be-

zug zum Marketing-Konzept der Brauerei

her: Die Illustrationen auf den Geschäfts-

fassaden nehmen thematisch das Thema

„Bierschaum“ auf.

stADt, holz, bier

Alle drei Markenzeichen der Stadt, also die

Stadt selbst, der Rohstoff Holz und das Bier,

sind in Murau mit Geschichte verbunden.

Die Farbe, die alle drei zusammenhält, ist

Gold, und Murau erhält damit ein Stadtbe-

werbungskonzept, das in der Stadt sichtbar

ist und auf vielen Ebenen aus der Stadt hin-

auswachsen kann.

Seite 30

c a t r i n m i l l m a n n , e l i s a b e t h b r a c u n , v e r e n a p ö s c h l

Brauerei Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 33: Designers in Residence - CIS.doc#3

Nachtansicht Stadtmöbel

von unten „golden“ beleuchtet

Skizze

„Stadtmöbel“ aus Pinolen-

Bierkisten; verschiedene Formen

möglich, variabel im aufbau

Stadtmöbel aus Bierkisten (unten)

kleinstmögliches Modul aus

Pinolen-Bierkisten

Seite 31 Brauerei Murau & elisabeth Bracun, Catrin Millmann, Verena Pöschl

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 34: Designers in Residence - CIS.doc#3

Seite 28 Informationen

Das Designers in Residence-ProgrammWie Unternehmen und Designer zusammenfinden: Designers in Residence ist ein Projekt der Netzwerkgesellschaft Creative Industries Styria (CIS), das Unternehmen und Designer zusammenbringt, um daraus mögliche zukünftige Kooperationen zum Vorteil für beide Seiten abzuleiten. Das Programm richtet sich an Unternehmen in der Steiermark, die in Zukunft verstärkt auf professionelles Design setzen möchten, um ihre Marktstellung auszubauen. Für Designer wiederum eröffnet das Programm die Chance, direkt in einem Unternehmen an konkreten Problemstellungen zu arbeiten und innerhalb von 4–8 Wochen einen Lösungsansatz zu entwerfen. Designers in Residence ist kein Wett-bewerb, sondern eine innovative Form der Vernetzung von Wirtschaft und Kreativen. Beide Seiten werden für die Situation des anderen sensibilisiert und lernen das Denken und Handeln des Partners kennen. Es ist eine freiwillig eingegangene und klar definierte Kooperation auf Zeit, an deren Ende idealerweise eine weitere Zusammenarbeit stehen sollte.

Projektausschreibung Die Teilnahme ist einfach: Interessierte Unternehmen erklären sich bereit, an einem Designers in Residence-Projekt teizunehmen. Im Anschluss wird eine Aufgabenstellung mit klaren inhaltlichen Rahmenbedingungen (auf Wunsch mit Hilfe der CIS) ausformuliert. Auf diese konkrete Aufgabenstellung hin können sich Designerinnen und Designer bewerben. Eine Auswahl der Designer erfolgt in Abstimmung mit der CIS. Die Creative Industries Styria ist bei der Ausarbeitung des Designkonzepts behilflich und begleitet alle Phasen des Projekts.

Aufgaben der Unternehmen Es ist wichtig, dass Unternehmen dem Designer in Residence einen Einblick in alle relevanten Bereiche des Unter-nehmens gewähren, die zu einer gewinnbringenden Zusammenarbeit notwendig sind, um daraus ein Maximum an Innovation zu erzeugen. Ein Wissenstransfer-Workshop sorgt dafür, dass die Designpartner die notwendigen Kennt-nisse über den Betrieb haben. Am Ende des Projekts findet eine Abschlusspräsentation der erzielten Ergebnisse statt. Anfallende Kosten: Die Kosten für das Unternehmen belaufen sich auf 2.000 Euro für den gesamten Pro-jektzeitraum. Weiters sollten materielle Ressourcen für Prototypen, Mock-ups oder Ähnliches zur Verfügung gestellt werden. Aufgaben der Designer: Die Designer arbeiten innerhalb von 4–8 Wochen, in denen sie in engem Kontakt mit den Unternehmen tätig sind, an einem Lösungsvorschlag für die anfangs definierte Aufgabenstellung. Am Ende der Laufzeit steht dem Unternehmen beispielsweise ein Prototyp oder ein Designkonzept für die weitere Ausarbeitung zur Verfügung.

Rechtliche AspekteDie rechtlichen Rahmenbedingungen werden vor Projektbeginn genau definiert. Eine von beiden Seiten zu unterzeich-nende Vereinbarung klärt alle relevanten Fragen bezüglich Eigentum, Nutzung, Leistungen und Honorar.

Leistungen der Creative Industries Styria Die Creative Industries Styria begleitet den gesamten Prozess von der Ausschreibung weg und bietet eine Vielzahl an Dienstleistungen für Unternehmen und Designer. Darunter fallen insbesondere:

• Beratung bezüglich der Möglichkeiten und des Nutzens von Design sowie bei der Formulierung der konkreten Projektinhalte • Schaffung einer Öffentlichkeit durch projektspezifische Medien- und PR-Arbeit in Abstimmung mit den Partnern (Kernstück ist die Designers in Residence-Publikation, die einmal pro Jahr alle aktuellen Projekte zusammenfasst und über deren Inhalte informiert.) • Informationen zum Designers in Residence-Programm auf der Website www.cis.at

• Neutrale Evaluierung und Vermittlung der Designerinnen und Designer, die sich für ein konkretes Projekt bewerben • Betreuung und Koordination des gesamten Projekts

Creative Industries StyriaDesigners in Residence

Page 35: Designers in Residence - CIS.doc#3

ImpressumCreative Industries StyriaDesigners in Residence

Die Creative Industries Styria bedankt sich bei allen, die an der ersten runde des Designers in residence-Projekts mitgewirkt haben, insbesondere den Designerinnen und Designern sowie den Unternehmen und Institutionen, die sich mit ihrer aktiven teilnahme zu einer bewussten Gestaltung bekennen.

Die Unternehmen

orf steiermark

vertreten durch gerhard Draxler

steiermark.orf.at

gaulhofer fenster und türen

vertreten durch Manfred gaulhofer

www.gaulhofer.com

leder und schuh

vertreten durch hans Michael heger

www.lsag.com

herk Karosserie und lack

vertreten durch josef herk

www.herk.at

schabauer Dachdeckerei und spenglerei

vertreten durch helmut schabauer

www.schabauer-dach.at

Kitzeck/bmm Marketing

vertreten durch claudia brandstätter

www.bmm.at

stadtgemeinde Murau vertreten

durch Bürgermeister thomas Kalcher

www.murau.steiermark.at

brauerei Murau vertreten durch

josef rieberer, Geschäftsführer

www.murauerbier.at

Die Designer

tobias Kestel

www.white-elephant.at

Martin breuer-bono

www.breuerbono.com

florian Puschmann

puschmann.wordpress.com

www.white-elephant.at

Permanent unit

www.permanent-unit.com

motion code: blue

www.motioncodeblue.com

Mari tosmin, unterstützt

durch tammo trantow

www.maritosmin.com

elisabeth bracun,

catrin Millmann,

verena Pöschl

elisabeth bracun,

catrin Millmann,

verena Pöschl

Impressum:herausgeber: Creative Industries Styria GmbHgeschäftsführer: eberhard SchrempfMarienplatz 1, 8020 Graz, austriat: +43 316 890 598, e [email protected]

Graz, juni 2010

idee: eberhard SchrempfKonzept, organisation und betreuung: tammo trantowProjektmanagement: Sabine Prammertext: Stefan Schwar, Susanne Lipinskigrafik Design: moodley brand identityfotos: Marco rossiDruck: Medienfabrik Graz

Page 36: Designers in Residence - CIS.doc#3

Suchen und finden im netzwerk der Creative Industries Styria. Der Marktplatz für kreative und Unternehmer auf www.cis.at