die peracetylirung des phenacetins

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2788 469. A. Bistreycki und F. Ulffera: Die Pereoetylirung des Phenacetins. (Eingegangcn am 2s. October.) Vor eiitigen Jahren haben wir gezeigtl), dass Anilin beini Ueber- hitzen rnit einem reic hlichen Ueberschoss von Essigeaureanbydrid in Diacetanilid ubergefuhrt wird, das in den F:crbenfabrikeii vorm. Friedr. Hayer & Co. in Elberfeld ;tlsbald auf seine physiologische Wirksainkeit gepruft wurde. Es erwies sich, dass letztere von der des Monoacrtaiiilids (Antitihrins) nicht verschieden iet. Dennoch hielteu wir es fur erwiinscht, dass noch ein zweites diacetylirtes Amin rnit der analogeri Morioacetylverbiiidiiog hinsichtlich der physiologischen Eigenschaften verglichen wiirde. Wir haben zu diesern Zwecke das p-l'henacetiir, C3Hp0. CsH,. NH . COCH3, das beliebte Antipyreticom uiid Aiitineuralgicum, in die rntsprechrnde Di:~eetverbindung, daa p-Diacetphenetidid, & Hg 0 . Cs HI . N(COCHs)z, verwandelt, was leicht in folgender Weise zu bewerkstelligeri ist: Phenacetiu (1 Mol.) wird mit Essigsaureanhydrid (3-4 Mol.) etwa 3 Stunden am Ruckfluss- kiihler gekocht, wobei rill aufgesetztes Calciumchlorid-Rohr den Zutritt feuchter Luft verhindert. Dam wird die entstandene Essigsaure (rriit eincni Tlieile des Anhydrids) ilbdestillirt, bis die Temperatur der lbergehenden Diimpfe 136-137 " betraigt. Zu dern Destillations- riickstand wird IIUII ein den1 Gewicht des Destillates gleiches Gewicbt von Essigsaureanhydrid hinzugefiigt uiid dirses Geiuisch abermale 3 Stuuden unter Riick5uss gekocht, worauf das gesammte hnhydrid, gemengt rnit etwae Eisessig, ill eiriern 180° heissen Oelbade unter etark vermindertem Druck (etwa 15 m1u) aldestillirt wild. Der Riickatand wird in eine 5ache Schale gegosuen, wo er bald erstarrt, abgepresst uud durcb event. wiederholtes Unikrystallioireu atis Ligroi'n (oder Benzol-Ligroi'n) von geringen Mrngen unveriinderten Phenacetins befreit. Dasselbe Verfahren hat sich iibrigrna auch an Stelle des friiher (a. a. 0.) \-on uns angegebenen zur Darstellung VOII Diacetanilid bewahrt. Das Diacetphenetidid krystallisirt aus Ligroi'n in concentrisch gruppirten, flachen, glanzenden, farblosen Nadeln. Es schmilzt bei 531/9--54fl und siedet unter 12 mm Druck iinzersetzt bei 1820. Es iet schon in der Kalte leicht liislich in Alkohol, Eisessig, Aceton, Chloroform, weniger in kaltem Benzol und in Aether, echwer liislich in heissem Ligro'in, noch weniger (etwa 1 :4OO) in Wasser von Zimmertemperatur. Die Ausbeute' ist recht befriedigend. Diebe Berichta 47, 91. Vorgl. auch Kay, ebenda 46, 2851 und 2853 (27, 16ti5, Anm.), sowie Taseinari, Gazz. Chim. 24, I, 62; ferner anch Ulffers und v. Janson, diem Berichte 27, 93.

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469. A. Bistreycki und F. Ulffera: Die Pereoetylirung des Phenacetins.

(Eingegangcn am 2s. October.) Vor eiitigen Jahren haben wir gezeigtl), dass Anilin beini Ueber-

hitzen rnit einem reic hlichen Ueberschoss von Essigeaureanbydrid in Diacetanilid ubergefuhrt wird, das in den F:crbenfabrikeii vorm. F r i e d r . H a y e r & Co. in Elberfeld ;tlsbald auf seine physiologische Wirksainkeit gepruft wurde. Es erwies sich, dass letztere von der des Monoacrtaiiilids (Antitihrins) nicht verschieden iet. Dennoch hielteu wir es fur erwiinscht, dass noch ein zweites diacetylirtes Amin rnit der analogeri Morioacetylverbiiidiiog hinsichtlich der physiologischen Eigenschaften verglichen wiirde. Wir haben zu diesern Zwecke das p-l'henacetiir, C 3 H p 0 . CsH,. NH . COCH3, das beliebte Antipyreticom uiid Aiitineuralgicum, in die rntsprechrnde Di:~eetverbindung, daa p-Diacetphenetidid, & Hg 0 . Cs HI . N(COCHs)z, verwandelt, was leicht in folgender Weise zu bewerkstelligeri ist: Phenacetiu (1 Mol.) wird mit Essigsaureanhydrid (3-4 Mol.) etwa 3 Stunden am Ruckfluss- kiihler gekocht, wobei rill aufgesetztes Calciumchlorid-Rohr den Zutritt feuchter Luft verhindert. D a m wird die entstandene Essigsaure ( r r i i t eincni Tlieile des Anhydrids) ilbdestillirt, bis die Temperatur der lbergehenden Diimpfe 136-137 " betraigt. Zu dern Destillations- riickstand wird IIUII ein den1 Gewicht des Destillates gleiches Gewicbt von Essigsaureanhydrid hinzugefiigt uiid dirses Geiuisch abermale 3 Stuuden unter Riick5uss gekocht, worauf das gesammte hnhydrid, gemengt rnit etwae Eisessig, ill eiriern 180° heissen Oelbade unter etark vermindertem Druck (etwa 15 m1u) aldestillirt wild. D e r Riickatand wird in eine 5ache Schale gegosuen, wo er bald erstarrt, abgepresst uud durcb event. wiederholtes Unikrystallioireu atis Ligroi'n (oder Benzol-Ligroi'n) von geringen Mrngen unveriinderten Phenacetins befreit.

Dasselbe Verfahren hat sich iibrigrna auch an Stelle des friiher (a. a. 0.) \-on uns angegebenen zur Darstellung VOII D i a c e t a n i l i d bewahrt.

Das Diacetphenetidid krystallisirt a u s Ligroi'n in concentrisch gruppirten, flachen, glanzenden, farblosen Nadeln. Es schmilzt bei 531/9--54fl und siedet unter 12 mm Druck iinzersetzt bei 1820. Es iet schon in der Kalte leicht liislich in Alkohol, Eisessig, Aceton, Chloroform, weniger in kaltem Benzol und in Aether, echwer liislich in heissem Ligro'in, noch weniger (etwa 1 :4OO) in Wasser von Zimmertemperatur.

Die Ausbeute' ist recht befriedigend.

Diebe Berichta 47, 91. Vorgl. auch Kay, ebenda 46, 2851 und 2853 (27, 16ti5, Anm.), sowie T a s e i n a r i , Gazz. Chim. 24, I, 62; ferner anch Ulffers und v. Janson, diem Berichte 27, 93.

0.2051 g Sbst.: 9.4891 g COs, 0.1292 g HsO. 0.2212 g Sbst.: 12.6 ccm N (260, 753 mm).

C14thjNOj Bor. C 65.16, H 6.79, N 6.33. Gef. )) 65.04, )) 7.00, ) 6.32.

Fiir die physiologische Priifung der Sobstanz sind wir wiederum den Farbenfabriken vorrn. F r i e d r . B a y e r 6 Co. in Elberfeld zu verbindlichstern Danke verpHichtet. Die Direction derselben theilt un5 dariiher Folgendes mit: Bei Thiervrrsuchen rrgab sich, dass Diacetphenetidid bereits in kleineren Uosen ahuliche Erscheinungen hervorrief wie Phenacetin. Bei Anwrndung gleich grosser Gabeu von Diacetphenetidid und Phenacrtin zeigte sich, dass irn ersteren Falle die Wirkung eine intensivere, wrnn auch weniger nachhaltige war. Dieser Unterschied diirfte auf der rtwas grosseren Lijslichkeit der Diacetverbindung beruhenl). Die klinische Priifung ergab, dasR bei gleichert Affectionen dir Wirkung des Diacetphenetidids keine wesentlich andere war, als die des Phenacetins. In mehreren Fallen, die prompt auf das Ihce tder iva t reagirten, war die Dauer der Wirkung eine geringere, sodass z. B. die Neuralgie sich friiher wieder einstellte, als nach einer gleich grossen Dosis Phenacetin. Fiir die Behandlung gewisser Falle diirfte in dern zeitigeren Abklingen seiner Wirkung rin Nnchtheil des Diacetphenetidids zu finden sein. Nach Mittheilung des Barmer Krankenhauses wirkt es gegen Fieber in um ' ' / l geringeren Dosen wie das Phenacetin. Gegeti Malaria ist das Diacetphenetidid unwirksam, wie im Wiener Krankenhaus festgestellt wurde.

Das weitere klinische Studium des Diacetphenetidids wurde auf- gegeben auf die Beobachtung hin, dass es gegen die Luftfeuchtigkeit empfindlich ist. Wahrend das sorgfaltig gereinigte Praparat sich irn Exsiccator iiber Calciurnchlorid jahrelang vijllig unverlndert und ge- ruchlos halt, nimrnt es, in Praparatenglbern mit eingeschliffenen Glasstopfen aufbewahrt, schon nach wenigen Wochen einen sehr deutlichen, immer starker werdenden Geruch nach Essigsaure an. Die Abspdtung der letzteren ist allerdings geringer, als man bei der Intensitat des Geruchea vermuthen konnte: Nach 93-tagigem Stehen einer Probe fanden wir - durch Titration der entstandenen Essig- a h r e - nur 0.14 pCt. des Diacetphenetidids in Phenacetin zuriick- verwandelt, nach fast 4'19 Jahren 2.6 pCt. Versuche, das Auftreten dieses sehr unliebsamen Essigsauregeruches z. B. durch Zusatz einer kleinen Menge von Magnesia alba zu onterdriicken, blieben erfolglos.

Anhangsweise sei hier ein Phenetidinderivat erwahnt, das, obgleicb in der Technik schon verwendet, doch noch nicht beschrieben zu

l) Phenacetin lht sich erst in etwn 1400 Theilen krlten Waeeers nach Angrbe der Pharmacopoea helvetica.

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eein scbeint: das C h l o r a c e t - p - p h e n e t i d i d , C s H 5 0 . CeH4. N H . CO . CHzC1. W i r erhielten es aus p-Pbenetidinbase (2 Mol.) und Chloracetylchlorid (1 Mol.) in Toluollosung. Flache, abgestumpfte Prismen oder Blatter. Scbmp. 145-146". In der Hitze leicbt los- lich in Alkohol oder Benzol, ein w m i g auch in Wssser. Fast 1111-

liislich in Aetber und Ligroi'n. 0.2096 g Sbst.: 0.1400 g AgCI. 0.1672 g Sbst.: 10 ccm N (170, 700 mm).

CloHlaOaNCl. Ber. C1 16.63, N 6.56. Gef. )) 16.54, )) 6.41.

Die Versiiche wurden zumeivt im organischen Lsboratorium d w Technischen Hoclischule zu B e r I i n ausgefiihrt.

470. A. Bis trzyck i und D. W. Y s s e l d e Schepper : Ueber p - O x y p h e n y l p h t a l i d e und ihre Ueberfuhrung in A n t h r a -

cenderiv ate I).

(Eingegangen am '28. October; mitgeth. in der Sitzung von Hrn. P. Jacobson.) Die o- Aldehydosiiuren vereinigen sich mit Phenolen unter dem

Einfluas von 73-procrntiger Schwefelsaure zu Oxyphenylphtaliden, wie B i s t r z y c k i und O e h l e r t z ) gefunden haben. %. €3. entstebts) so aus Phtalaldehydsiiure und Phenol das einfachste Oxyphenyl-

phtalid , Es ist bisher nicht nachgewieseo worden, in welche Stellung

zum Phenolbydroxyl der Aldehydrest eingreift. Man konnte zwar vermuthen , dass dies in Parastellung geschehen wiirde. Nachdem

1) Vergl. D. W. Yssel de S c h e p p e r ' s gleich betitelte 1naug.-Dissert.,

9 ) Diese Berichte 27, 2632. 3 Man kann der Meinung sein, wie es bisher der Fall war, dass hierbei

die Aldehydosiiuren in ihrer desmotropen Form, C 1 3 & < ~ ~ > 9 ~ ~ , reagiren.

Doch IiLsst sich die Reaction auch als eine solche der normalen Aldehydo- ahreform hetrachten, wenn man eine intermediare Addition des Phenols und darauffolgende Wasserabspaltung annimmt:

Freiburg i. d. Schweiz. 1898.

Letztere Auffassung schliesst sich an die jiingst entwickelte Anschauung von Michael (Journ. fiir prakt. Chem. [2] 57, 334) an. - In ihnlicher Weise laasen sich noch manche andere o-Aldehydosaure-Reactionen, welche gew6hn- lich auf die desmotrope Form zuriickgefiihrt werden, auch unter Beibehaltung der normalen Form sehr wohl erklitren.