Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 1 -
Begrenzte Ressourcen:Qualitatives versus quantitatives
Wachstum
Marburg 17.12.2007
Axel Troost
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 2 -
Was ist wirtschaftliches Wachstum?
Gängige Definition:
Wachstum = Zunahme der Menge Güter und Dienstleistungen, die in einer Periode hergestellt werden.
Implizite Aussage: es stehen dadurch mehr Güter und Dienstleistungen zur Verfügung, der Wohlstand wächst.
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 3 -
Was wächst wirklich?
Vorsicht Bruttobetrachtung: Abschreibungen werden ignoriertz.B.: Die Instandhaltung und Renovierung einer beschädigten Brücke trägt statistisch zwar zum Wachstum bei, schafft aber keine zusätzliche Brückenkapazitäten.
Übliche Wachstumsstatistiken: nur Zunahme des Bruttonationaleinkommens nicht des Nettonationaleinkommens.
es macht praktisch z.B. großen Unterschied, ob die Produktion langlebiger oder kurzfristiger Güter wächst, der Statistik aber ist das egal.
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 4 -
Quantitativ unvollständig
Ebenfalls nicht berücksichtigt in klassischer Wachstums-statistik: „Externe Effekte“ wie z.B. Umweltverschmutzung, Verlust and Artenvielfalt, damit auch Verlust an Lebens-qualität.
Eine aussagekräftige Wachstumsstatistik muss externe Effekte einrechnen.
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 5 -
Quantität und Qualität
Klassischer Wachstumsbegriff erst recht blind für die qualitativen Ursachen und Folgen des Wachstums:
1. Woraus setzt sich das Wachstum zusammen?Wachstum der Rüstungsindustrie oder des Gesundheitssektors?Wachstum von Managergehältern oder Niedriglöhnen?
2. Wofür wird ein gewachsenes Sozialprodukt eingesetzt?Zinszahlungen oder Bildungsausgaben des Staates gestiegen?Entstehen durch das Wachstum langfristige, gut-bezahlte oder nur prekäre schlecht-bezahlte Arbeitsplätze?
Der klassiche Wachstumsbegriff sagt nur sehr wenig über den wirklichen Zuwachs an Lebensqualität und Nachhaltigkeit aus. Daher braucht es eine Qualifizierung des Wachstums.
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 6 -
Qualität und Ökologie ISeit 1970er Jahre: Beginn einer ökologischen Qualifizierung des Wachstumsbegriff:
Einbeziehung der ökologischen Kosten „externer Effekte“
Reduzierung der Stoff- und Energieumsätze
Investitionen in Nachhaltigkeitveränderte Verkehrsinfrastrukturenergetische Wohnraumsanierung
„Qualitatives Wachstum“ seit 1990er Jahre eher unter dem Schlagwort „Ökologischer Umbau“:
Besser Leben statt mehr Haben!
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 7 -
Von ökologischer Nachhaltigkeit zu ganzheitlich besserer Lebensqualität
Umsteuern in Richtung auf qualitatives Wachstum/ ökologischen Umbau bei gleichzeitiger Steigerung der Lebensqualität erfordert
1. Neuausrichtung von Wertmaßstäben und2. einen gewandelten Lebensstil.
Zentrales Element dafür: Umsteuern in der Arbeitswelt, bei der sozialen Sicherheit und im globalen Maßstabbesseres Leben durch bessere ArbeitSolidargemeinschaft statt SozialdarwinismusBinnenorientierung statt Exportweltmeister
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 8 -
Vom BIP-Wachstum zum Beschäftigungs-Wachstum
0,6-0,10,4-0,9-0,6= Erwerbstätige im Inland
-0,2-0,50,2-0,4-0,9- Arbeitszeit20,5-0,60,6-1,4-1,4= Arbeitsvolumen2,31,50,61,21,5- Produktivität12,80,91,2-0,20,0BIP (real)
20062005200420032002
Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Differenzen rundungsbedingt.
1 je Erwerbstätigenstunde2 einschließlich Veränderungen der Arbeitstage
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 9 -
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 10 -
Schwäche der Binnennachfrage(Reale Veränderung des BIP und der Nachfragekomponenten)
0,0%
-0,2%
1,2% 0,9%
2,7%
-6,1%
5,6%
-1,3%
0,6%
1,8%
4,3%
2,4%
9,6%
6,9%
12,5%
0,1%
0,8%
-0,1%
0,1%-0,8% -0,4%
0,8%
-0,8%
0,4%
1,5%
-8%
-6%
-4%
-2%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
1 2 3 4 5
Bruttoinlandsprodukt
Privater Konsum
Private Anlageinves titionen
Staatsausgaben (Konsum)
Export
2002 2003 2004 2005 2006
Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 11 -
Exportweltmeister Deutschland
591
690
740762 776
849
913
1032
572
680 694665 680
724
783
894
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Quelle: Statistisches Bundesamt und Deutsche Bundesbank 2007
Export in Milliarden Euro
Importein Milliarden Euro
Exportüberschussin Milliarden Euro
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 12 -
Exportweltmeister DeutschlandSaldo der Ex- und Importe1
1) In jeweiligen PreisenQuelle: Statistisches Bundesamt 2006, VGR und Außenhandelsstatistik
2,68,7
16,923,9
26,8
17,4
7,3
42,5
97,1
87,6
109,5112,93
11,217,1
31,637,6
43,650,4
59,564,9 65,2
59,1
95,5
132,8129,9
156,1160,5
-0,5-7,5-6,1
-20,0
0,0
20,0
40,0
60,0
80,0
100,0
120,0
140,0
160,0
180,0
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
Mrd
EU
R
WarenundDienstleistungenWaren
Außenbeitrag (Waren + Dienstleistungen)
Waren
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 13 -
Vergleich Nachfragekomponenten andere Länder(Reales Wachstum der Nachfragekomponenten 2001-2006)
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 14 -
Exportwachstum: „Erfolge durch Lohnzurückhaltung“
aus: Verdi, Wirtschaftspolitik aktuell, Juni 2006
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 15 -
Arbeitslosigkeit und Stille Reserve
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 16 -
Kosten der Arbeitslosigkeit
Arbeitslosenhilfe
KV-, RV-, PV-Beiträge für ALG-Empfänger
Arbeitslosigkeit
KV-, RV-, PV-Beiträge für Alhi-Empfänger
Sozialhilfe und Wohngeld
Mindereinnahmen Steuern
Mindereinnahmen Sozialbeiträge
85,7 Mrd. €
14 %
Gesamtfiskalische Ausgaben und Mindereinnahmen durch Arbeitslosigkeit 2004
Deutschland Gesamt
16,9 %
11,9 %
14,6 %
5,2 %5,3 %
18,5 %
27,6 %
Quelle: Berechnungen des IAB (Arbeitsbereich VI/2)
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 17 -
Prekäre Arbeitsverhältnisse auf dem Vormarsch
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 18 -
Formen der Prekarisierung der Arbeit I
Kaum oder nicht existenzsichernde Niedrigstlöhne bei Vollzeitbeschäftigung, teilweise sogar im tariflich bezahlten „Normalarbeitsverhältnis":
Sozial nicht oder nur unvollständig abgesicherteTeilzeitarbeit
Ausschließlich befristete Arbeitsverträge (Kettenverträge)
Leiharbeit vermittelt durch private Agenturen (Manpower, Randstad etc.) oder durch PSA - Personal Service Agenturen der Agenturen für Arbeit
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 19 -
Formen der Prekarisierung der Arbeit II
Geringfügige Beschäftigung: Mini-Jobs bis 400 € (sozialversicherungsfrei für Arbeitnehmer), Midi-Jobs zwischen 400 € und 800 € Scheinselbständigkeit und prekäre Selbstständigkeit: „feste freie“ Mitarbeiter, Honorarkräfte, „Ich-AGs", ausufernde Praktikantenstellen, etc. extreme Arbeitszeitflexibilisierung (Zunahme von Schichtarbeit, Überstunden, Arbeitszeitkonten, Freigabe der Ladenöffnungszeiten etc.) Ein-Euro-Jobs (nach § 16 Abs. 3 SGB II)
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 20 -
800.000 Beschäftigte in Leiharbeit
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 21 -
Entwicklung prekärer Beschäftigung und Normalbeschäftigung
Datenquelle: Bundesanstalt für Arbeit
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 22 -
Entwicklung der Nettorealeinkommen
90100110120130140150160170180190200210220230
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Nettolohn- und -gehaltsumme
Private Nettogewinne und Vermögenseinkommen*
* Unternehmens- und Vermögenseinkommen abzüglich der des Staates, abzüglich veranlagte Einkommensteuer, Körperschaftsteuer, nichtveranlagte Steuern vom Ertrag und Vermögensteuer. Preisbereinigung mit dem Index für die Lebenshaltungskosten der privaten Haushalte.Quelle: Statist isches Bundesamt, Volkswirtschaft liche Gesamtrechnungen, eigene Berechnungen. Sprung 1991 durch deutsche Vereinigung.
1980 = 100
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 23 -
Wachstum Arbeitnehmerentgelte und Unternehmer-/Vermögenseinkommen
1,9%
0,7%0,3% 0,5%
-0,7%
1,3%
3,7%
1,7%
3,9%
10,4%
6,2%6,9%
2001 2002 2003 2004 2005 2006Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkwirtschaftliche Gesamtrechnungen
Zuwachs der Gewinne und Vermögenseinkommen gegenüber dem Vorjahr
Zuwachs der Arbeitnehmerentgelte gegenüber dem Vorjahr
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 24 -
Privates Geldvermögen in Deutschland 1991-2005
2.014
2.658
3.603 3.697 3.6723.912
4.0784.260
1.19
0 1.50
8
2.09
4
2.16
7
2.12
6 2.34
9
2.50
9
2.69
1
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
4.000
4.500
1991 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005
in M
illia
rden
Eur
o
Geldvermögen insges. Nettogeldvermögen
Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Juni 2006
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 25 -
Niedriglöhne als Armutsfaktor I
• Der jeweils geringste Stundenlohn bei...West Ost
Friseur 3,38 3,05Wachdienste 5,10 4,15Gartenbau 5,59 4,91Landwirtschaft 4,68 4,19Gebäudereinigung 6,36 6,05Transport 6,10 3,91Gaststätten 7,11Einzelhandel 7,21 6,99
(Quellen: DIE ZEIT, 14.4.2005; WSI März 2006)
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 26 -
Niedriglöhne als Armutsfaktor II
Wer sind die Geringverdiener?– 57% weiblich und 43% männlich– 37,8% Ost und 62,2% West– 60% mit abgeschlossener Berufsaus-
bildung, 15,2% ohne Ausbildung, 3,9% Abitur und/oder Hochschulabschluss, 20,9% unbekannt
– 16,1% bis 24 Jahre, 76,1% 25 bis 54 Jahre, 7,8% 55 bis 64 Jahre
(Quelle: IAB, März 2005)
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 27 -
Armutsquoten BRD (60% Median)
BRD West Ost1993 11,7 9,1 22,01998 12,1 11,0 17,12003 13,5 12,2 19,3
(Quelle: Zweiter Armutsbericht der Bundesregierung)
Schätzung 2005 (DIW): 17.3
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 28 -
Armutsquoten ausgewählter Gruppen (60% Median)
1998 2003Bis 15 13,8 15,016 bis 24 14,9 19,1Allein Erziehende 35,4 35,4Quelle: Zweiter Armutsbericht der Bundesregierung
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 29 -
Wirtschaftspolitische Alternativen für qualitatives Wachstum
• Gute Arbeit – Gutes Leben: Gesetzlicher Mindestlohn und Abschaffung prekärer Arbeitsverhältnisse
• Beschäftigungspolitik mit einem mehrjährigen Zukunftsprogramm zum ökologischen Umbau
• Arbeitszeitverkürzung• Arbeitsmarktpolitik: längerfristige öffentlich
geförderte Beschäftigungsverhältnisse• Bedarfsorientierte Grundsicherung
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 30 -
1.
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 31 -
1. Die fünf wichtigsten Aspekte guter ArbeitDie Sicht der Beschäftigten
1. Festes, verlässliches Einkommen
2. Sicherheit des
Arbeitsplatzes
3. Arbeit soll Spaß
machen
4. Behandlung „als Mensch“ durch
Vorgesetzte
5. Unbefristetes Arbeitsverhältnis
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 32 -
1. Grundsätze Guter Arbeit aus Sicht der LINKEN:
► Gute Arbeit ist sicher: rechtlich, sozial und gesundheitlich
► Von Guter Arbeit kann man gut leben► Gute Arbeit hat Maß → Arbeitszeitverkürzung► Gute Arbeit ist demokratisch, daher Mitbestimmung auch
in wirtschaftlichen Fragen► Gute Arbeit stellt Männer und Frauen gleich► Gute Arbeit bietet Gestaltungsspielräume für
unterschiedliche Lebensentwürfe
Gute Arbeit
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 33 -
1. Ein Programm für Gute Arbeit (I)
Gesamtumfeld► Gesetzlicher Mindestlohn► Privatisierung öffentlicher Einrichtungen und Unternehmen stoppen
bzw. rückgängig machen► Gesetz gegen Lohnsenkungen
Standards stärken ► Zumutbarkeitskriterien für Arbeitslose wieder einführen► Regelsatz des Arbeitslosengeld II auf mindestens 435 erhöhen► Leiharbeit bis maximal 6 Monate begrenzen und dabei gleicher
Lohn für gleiche Arbeit► Keine befristeten Arbeitsverhältnisse ohne triftige Begründung
Gute Arbeit
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 34 -
1. Ein Programm für Gute Arbeit (II)
… Standards stärken
► Scheinselbständigkeit zurückdrängen, in die Scheinselbstständigkeit Gedrängte unterstützen und in die Sozialsysteme zurückholen.
► Solo-Selbständige ebenfalls in die sozialen Sicherungssysteme aufnehmen
► Subventionierung geringfügiger Beschäftigung beenden► Praktika als Lernverhältnisse gesetzlich schützen und vergüten► Kündigungsschutz verbessern► Allgemeingültigkeitserklärung von Tarifverträgen erleichtern,
Aufhebung der Veto-Option der Arbeitsgeber► Öffentliche Auftragsvergabe an Vergaberichtlinien binden
Gute Arbeit
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 35 -
1. Ein Programm für Gute Arbeit (III)Teilhabe und Chancengleichheit herstellen
► Arbeitszeit verkürzen, Höchstarbeitszeit auf max. 40 Stunden senken (heute 48 Stunden)
► Möglichkeiten zur individuellen Arbeitszeitverkürzung (z.B. zum Teilen der Familienarbeit) mit Rückkehrrecht auf Vollzeit
► Zugang zu guter Ausbildung
Humanisierung der Arbeit
► Ausbau der Arbeitsforschung und Förderung von Modellprojekten► Arbeits- und Gesundheitsschutz stärken
Gute Arbeit
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 36 -
1. Ein Programm für Gute Arbeit (IV)
Kollektive Mitbestimmung ausweiten - Rechte von Gewerkschaften und Betriebsräten stärken
► Abschaffung Anti-Streikparagraph► Streikrecht bei Übernahmen und Verlagerungen► Verbandsklagerecht für Gewerkschaften► Vetorecht für Betriebsräte bei Übernahmen und Fusionen► Mehr Unternehmensmitbestimmung
Gute Arbeit
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 37 -
2. Zukunftsprogramm I
• Öffentliche Bedarfe in den Kernbereichen der Gesellschaft (Infrastruktur, Bildung, Gesundheit, Umwelt) werden durch Bund, Länder und Kommunen gedeckt
• Zukunftsprogramm in Höhe von jährlich zusätzlichen 40 Mrd. Euro schafft ca. 1 bis 1,2 Millionen zusätzlicher Arbeitsplätze im Bereich des ökologischen Umbaus und weiteren gesellschaftlich sinnvollen Bereichen
• Öffentliche Investitionen und Ausgaben schaffen Aufträge vor allem für KMU und im öffentlichen Dienst
• Zukunftsprogramm finanziert sich selbst, stabilisiert die öffentlichen Haushalte und sozialen Sicherungssysteme
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 38 -
2. Zukunftsprogramm II (in Mrd. Euro)Schwerpunkte Projekt 2008 2009 2010
KrankenhausfinanzierungIntegrierte VersorgungPrävention 8,10 8,50 8,50industrieunabhängige ForschungInformation und Beratung
Ganztagsschulen und KinderbetreuungZukunftsaufgabe Weiterbildung 12,10 12,10 12,10Hochschulensoziale Öffnung BAföG
Arbeit Öffentlicher Beschäftigungssektor 3,20 6,40 10,70
EnergiesparfondsRegenerative Energien 14,60 14,60 14,60VerkehrAbwasser / Kanalisation
Kommunale Infrastruktur 5,00 5,00 5,00
SUMME 43,00 46,60 50,90
Kommunen
Gesundheit
Bildung
Ökologischer
Umbau
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 39 -
Beispiel Klimaschutz in Deutschland
• Ziel -40% CO2-Äquivalente bis 2020 gegenüber 1990 (heute -18,5%). Möglich durch:- Einsparen 5 bis 8 %- Effizienzrevolution 42 bis 45 %- Erneuerbare Energien 20 % bis 2020
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 40 -
Maßnahmen zum ökologischen Umbau (Klimaschutz)
• 1. Kraftwerkspark modernisieren: -30 Mio. t CO2
• 2. Ausbau Kraft-Wärme-Kopplung: -20 Mio. t CO2
• 3. Erneuerbare Energien im Strom: rd. 30 % -5 Mio. t CO2
• 4. Energieeffizienz bei Strom: Energiemanagement, Normen, etc. -40 Mio. t CO2
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 41 -
Maßnahmen zum ökologischen Umbau (Klimaschutz)
• 5. Gebäudesanierung / Heizungsanlagen: -41 Mio. t CO2
• 6. Wärme aus erneuerbaren Energien: -14 Mio. t CO2
• 7. Verkehr: Grenzwerte, CO2-orientierte Steuer, Biokraftstoffe, etc. -30 Mio. t CO2
• 8. Maßnahmen im Nicht-Energie-Bereich: Methan, Kühlmittel, etc. -40 Mio. t CO2
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 42 -
2. Zukunftsprogramm III - FinanzierungSteuer-Mindereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden gegenüber einer Steuerquote wie im Jahr 2000 in Mrd. Euro
-44,2-47,9
-59,1 -56,6 -53,3
-36,6
2002 2003 2004 2005 2006 2007
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 43 -
3. Arbeitszeitverkürzung
Deutliche Arbeitszeitverkürzung ohne Einkommens-verlustLebensarbeitszeit verkürzen statt verlängern – Weg mit der Rente mit 67
Erste Schritte:Begrenzung der gesetzlichen Höchstarbeitszeit auf 40 WochenstundenÜberstundenabbau - jährlich werden ca. 1,4 Milliarden bezahlte und schätzungsweise 1 Milliarde unbezahlte Überstunden geleistet
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 44 -
4. Arbeitsmarktpolitik
• Verlängerung der Bezugsdauer von Arbeitslosengeld I
• Erhöhung der Regelsätze für ALG II auf zunächst 435 Euro, jährliche Anpassung
• Abschaffung der 1-Euro-Jobs
• Einrichtung von mehrjährigen, öffentlich finanzierten Beschäftigungsverhältnissen
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 45 -
4. Öffentlich geförderte Beschäftigung -Aktive Arbeitsmarktpolitik im Wandel(Bestand an TeilnehmerInnen in ausgewählten Maßnahmen)
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 46 -
4. Öffentlich geförderte Beschäftigung -Forderungen der LINKEN
Schaffung der gesetzlichen Grundlagen für dauerhaft öffentlich finanzierte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Konkret: Schaffung von 500.000 öffentlich geförderten Arbeitsverhältnissen in den kommenden 3 Jahren, nicht unter Tarif, mindestens 1.400 Euro brutto
Zielgruppe: Vor allem beschäftigungsfähige und -bereite Personen, für die auf längere Sicht eine öffentlich ge-förderte Beschäftigung die einzige Chance bedeutet, die Arbeitslosigkeit zu beenden und die Hilfebedürftigkeit zu überwinden
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 47 -
5. Grundsicherung armutsfest gestalten
• Die bedarfsorientierte soziale Grundsicherung muss repressionsfrei gewährt werden.
• Niemand soll zur Ausübung einer Beschäftigung gezwungen werden, die für ihn kein Existenz sicherndes Einkommen schafft, die berufliche Qualifikation nicht in Wert stellt, die zu hohe Ansprüche an die Flexibilität und die Fahrtzeiten bedeuten oder die gegen die politische und religiöse Gewissensfreiheit verstoßen würde.
• Die Zumutbarkeitsregelungen sind diesen Grundsätzen anzupassen.
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 48 -
6. Grundsicherung II
o Einkommen aus Vollzeiterwerbstätigkeit muss höher sein als Einkommen aus Transferleistungen, da sonst einer Anhebung der Grundsicherung jede gesell-schaftliche Legitimation entzogen wird.
o Die Mindestlohnforderung der Linken bildet die Ober-grenze für die Grundsicherung, da sonst selbst voll-zeiterwerbstätige MindestlohnbezieherInnen zu „Aufstockern“ würden und wir den Kreis der Bezieher-Innen der Grundsicherung nicht abgebaut, sondern enorm ausgeweitet hätten,
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 49 -
6. Grundsicherung III
• Die Höhe der Erstattung für die Kosten der Unterkunft (KdU) entspricht vielfach eben-falls nicht der aktuellen Preisentwicklung am Wohnungsmarkt.
• Die Wohnkosten müssen bedarfsgerecht und getrennt vom Basissatz der Grund-sicherung ermittelt werden und sich an den Marktpreisen vor Ort orientieren.
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 50 -
6. Grundsicherung IV
• Dringend nötig ist die Einführung einer kind-gerechten Bedarfserhebung. Kinder haben andere Bedürfnisse, Notwenigkeiten und Erfordernisse als Erwachsene. Derzeit werden diese nicht berücksichtigt.
• Wir wollen einen Aus- und Umbau von Kinder-geld und Kinderzuschlag zu einer bedarfs-orientierten Kindergrundsicherung, die jedem Kind den Zugang zu seinem soziokulturellen Existenzminimum ermöglicht.
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 51 -
6. Grundsicherung V
• Abgeschafft werden muss ebenfalls die derzeitige gegenseitige materielle Haftungspflicht zwischen Partnern, die sich nicht entschlossen haben, mit allen Konsequenzen füreinander einzustehen. Was das bürgerliche Recht nicht vorsieht, kann durch die Hartz-Gesetzgebung nicht erzwungen werden.
• Wir lehnen es daher ab, dass nichteheliche Lebens-gemeinschaften durch das Konstrukt der so genannten Bedarfsgemeinschaft in eine Einstandspflicht gezwun-gen werden. Von den Unterhaltsberechtigten nicht durchsetzbare Unterhaltspflichten dürfen nicht zu ihren Lasten gehen.
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 52 -
Die Alternativen
TINAThere is noAlternative
(Es gibt keine Alternativen)
TAMARAThere are many and
real Alternatives
(Es gibt viele und umsetzbare Alternativen)
Dr. Axel Troost, MdB
Qualitatives Wachstum - Marburg 17.12.2007Folie 53 -
Ausblick „Besser Leben statt viel Haben“ – Bausteine einer Utopie
Ohne Um-Denken des/der Einzelnen kein Anders-Wirtschaften der Gesellschaft
Aber umgekehrt auch: Ohne Um-Verteilungund emanzipatorische Beschäftigung/Gute Arbeit wenig Akzeptanz für gesellschaftliche Experimente nach vorn