gelleri, christian - regionale komplementärwährungen
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7/23/2019 Gelleri, Christian - Regionale Komplementrwhrungen
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Regionale Komplementrwhrungen
AlternativeGeldsysteme als Beitrag zur Regionalisierung
von Christian Gelleri ([email protected])
Regionalisierung
DemokratieFreigeld
Assoziation
Regionalisierung
Regionen brauchen frden Zusammenhalt ein
eigenes Zahlungssystem,
das fr Grenzen nach
auen und fr eine
dynamische Entwicklung
nach innen sorgt.
DemokratieEin demokratisch gesta-
ltetes Zahlungssystem
bildet eine geeignete
Grundlage fr demo-
kratische Initiativen
mndiger Brger.
FreigeldKomplementrwhrungen
werden so gestaltet , dass
die Chancengleichheit der
Ideen gewhrleistet wird.
Freigeld fliet immer
dorthin, wo fhigeMenschen es brauchen.
AssoziationEin alternatives
Zahlungssystem wird
dadurch wirksam, dass
Unternehmer und
angestellte Mitunter-
nehmer solidarischzusammen arbeiten.
mailto:[email protected]:[email protected] -
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Inhaltsverzeichnis
1. Globalisierung und Regionalisierung ..................................................................2
2. Geld als Teil eines organischen Systems ...........................................................4
3. Regionale Liquiditt.............................................................................................6
4. Grundtypen regionaler Komplementrwhrungen ..............................................94.1 Offene Komplementrwhrungen in der Landeswhrung..........................10
4.2 Geschlossene Komplementrwhrungen in der Landeswhrung..............11
4.3 Geschlossene Komplementrwhrungen mit Alternativeinheiten..............12
5. Neuorientierung des Wirtschaftens ...................................................................14
5.1 Kreation die Freiheit im Geiste ................................................................14
5.2 Partizipation die Gleichheit der Menschen ..............................................15
5.3 Assoziation die Geschwisterlichkeit im wirtschaftlichen Handeln............15
6. Organisation regionaler Initiativen.....................................................................16
7. Ausblick.............................................................................................................17
8. Quellenverzeichnis............................................................................................18
1. Globalisierung und Regionalisierung
Die Globalisierung als Allheilmittel der konomie kann nicht funktionieren. Wer Begriffe als
Einbahnstrasse denkt, braucht sich nicht wundern, wenn er am Ende den Abgrund hinun-
terstrzt. Wir mssen wieder lernen, rund zu denken, ein Gegengewicht setzen gegen die
expandierenden Krfte, die hinaus wollen in die Welt. Die integrierende Bewegung ist all-
gemein bekannt, doch leider noch sehr schwach: die Regionalisierung.
Bereits vor 50 Jahren hat uns der konom John Maynard Keynes verstndlich gemacht,
wie ein Zusammenspiel funktionieren kann:
Ideen, Wissen, Kunst, Gastfreundschaft, Reisen das sind Dinge, die ihrer Natur nach
international sein sollten, aber lasst Gter in der Heimat herstellen, wenn immer es sinnvoll
und praktisch mglich ist.(Keynes 1985, S. 154)
Vielerorts wird bereits versucht, das Motto so nah wie mglich, so weit wie ntig in die Tatumzusetzen. Agenda 21-Prozesse, Direktvermarktungsinitiativen, kommunale Selbsthilfe-
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projekte machen es uns vor. Auch weite Teile der Landwirtschaft und des Handwerks sind
nach wie vor regional verwurzelt. Das groe Geld wird jedoch globalerwirtschaftet und das
macht die anziehende Wirkung der Globalisierung aus: im groen Stil wirtschaften, weltweit
handeln und spekulieren.
Man knnte jetzt vor Ohnmacht resignieren und lauthals kritisieren, doch was hilft das
schon, zu gro ist die Macht der internationalen Jongleure. Es herrscht globaler Krieg, doch
warum gehen wir eigentlich hin? Die Pioniere der Regionalisierung sind gut beraten, nach
einer alten Zen-Weisheit zu handeln: Kampf ist die sicherste Methode, sich seinen Gegner
zu erhalten..
Natrlich kann man nicht so tun, als ob es die Auenwelt da drauen nicht gibt. Die Isolie-
rung und Abschottung bringt niemandem etwas. Wir brauchen eine Fliehkraft, die ab und
an Neues in unsere Kleine Weltsetzt und alte Strukturen auflst. Nur ist es die Integrati-
onskraft der Regionalisierung, die das Neue im richtigen Tempo aufnimmt und der vorhan-
denen Kultur gem entwickelt.
Wir brauchen also beides und wenn wir uns der Natur zuwenden und ihr ein bisschen zu-
sehen, ist die Lsung bereits zum Greifen nahe: Leben fngt immer damit an, dass kleineWelten geschaffen werden, die sich miteinander vernetzen und organisieren. Gemeint ist
zum Beispiel die Zellbildung im menschlichen Krper. Eine Miniwelt mit allem was Sie zum
Leben braucht, im regen Austausch mit der Umwelt und doch mit schtzenden Auengren-
zen, die nur das Notwendige rein- und rauslassen.
Betrachtet man allerdings die Regionen, kann kaum die Rede sein von schtzenden Au-
enmembranen. Heute sind Regionen vollkommen offen fr uere Einflsse und haben
immer weniger eigene Gesetzmigkeiten und Profil. Die McDonaldisierung der Regionen
ist in vollem Gange und immer noch fehlt uns der Ansatz fr eine Gegenbewegung.
Welche Ideen knnten dazu beitragen, dass sich die Fliehkrfte und die Integrationskrfte
auf Dauer ausgleichen?
Sicherlich gibt es auf Anhieb tausend gute Ideen fr die Strkung regionaler Krfte, sicher-
lich auch einige Totschlag-Ideen, die die Idee der Regionalitt vllig auf den Kopf stellen.
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Wir kennen sie ja, die dumpfen Rechten, die uns tglich einhmmern, dass alles Fremde
raus und Schotten dicht machen das Beste wre, doch aus der Geschichte wissen wir,
dass die Titanic auch mit geschlossenen Schotten sinkt. Die Lsung liegt nicht in der Be-
kmpfung des eindringenden Wassers, sondern in einem anderen Design und einer ande-
ren Art von Fhrung. Bauen wir weiterhin titanische Dampfer und berlassen wir die Fh-
rung einem einzelnen Kapitn, werden wir zwangslufig scheitern. Eine neue Bescheiden-
heit wrde uns gut tun!
2. Geld als Teil eines organischen Systems
Das Geld ist das Blut im Kreislaufsystem der Wirtschaft. Im Krper flieen tagtglich 2.000
Liter Blut umher, welch Effizienz, dass lediglich ein Bestand von 5 6 Litern bentigt wird.
Unser Wirtschaftssystem braucht dagegen 1.000 Liter Blut, um 2.000 Liter umzusetzen o-
der in der Whrung ausgedrckt: Die Bundesbank weist derzeit einen Geldbestand von
knapp 1.000 Milliarden aus (Geldmenge M3), das Bruttoinlandsprodukt betrgt 2.000 Mil-
liarden . Da wundert sich der kleine Mann, dass im Durchschnitt das Geld zwei Mal um-
luft, whrend er oder sie hart arbeitet, um das mhsam Verdiente gleich wieder aus-
zugeben und zwar zwlf Mal im Jahr!
Abbildung 1: Gestrtes und flieendes System
In organischen Systemen werden die Ressourcen effizient eingesetzt, doch warum ist das
in unserem Geldsystem so anders?
Im tagtglichen Wirtschaftsgeschehen fliet das Geld relativ schnell um, kaum jemand hlt
Geld zurck und legt es unter die Matratze. Immer noch sind die Bedrfnisse so hoch, dass
Arbeitseinkommen bald wieder ausgegeben werden.
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Nun wre alles schn und gut, wenn das Geld als Kauf- und Tauschmittel verwendet wr-
de. Jeder kann es auf einfache Weise nutzen und kann anderen Leistungstrgern durch
das Geld ohne groen Aufwand Werte signalisieren, die sich dann im Preis ausdrcken als
Balance zwischen Angebot und Nachfrage. Die Zahlen der Bundesbank zeigen jedoch,
dass das Geld nicht nur Schmiermittel im Wirtschaftsgetriebe ist, sondern darber hinaus
eine weitere Funktion erfllt: das Speichern von Werten. In der Volkswirtschaftslehre wird
dies beilufig als Wertaufbewahrungsfunktion abgetan und nicht weiter eingehend betrach-
tet. Nur selten wird die verhngnisvolle Dynamik der Speicherfunktion aufgedeckt und bis
an die Wurzel verfolgt. An erster Stelle ist hier der Name Silvio Gesell zu nennen, der eine
strikte Trennung der Tauschmittel. und der Speicherfunktion forderte. Namhafte Wirt-
schaftswissenschaftler wie John Maynard Keynes und Irving Fisher wrdigten diese Entde-
ckung eingehend (Keynes 1974 und Fisher 1933).
Das Teuflische an der Geschichte ist vor allem, dass die Speicherfunktion immer strker in
den Vordergrund rckt. Immer mehr Geld ist vorhanden und ein immer kleinerer Anteil wird
fr den realen Wirtschaftskreislauf verwendet. Gleichzeitig fliet ein immer grerer Anteil
in den Finanzkreislauf der Brsen und Kreditmrkte. Zahlreiche Crash-Propheten beschf-
tigen sich mit diesem Thema, allen voran Paul C. Martin mit seinen fundierten Bchern zur
aktuellen Situation in Deutschland und zu historischen Fallbeispielen.
Abbildung 2: Blutexplosion - Geld als Flie- und Speichermittel
Ein Geld, das sich zunehmend verabschiedet vom realen Wirtschaftsgeschehen und immer
mehr zum Speichermittel wird, dient nicht mehr dem Menschen. Das Leben zieht sich lang-
sam aus dem Geldwesen zurck und aus einem organischen Geldwesen wird tote und kal-
te Materie.
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Was bleibt uns brig als einen Neuanfang zu wagen, diesmal aber nicht zentralistisch und
kapitalistisch, sondern dezentral und human.
3. Regionale Liquiditt
Wie Wasser ohne Aufenthalt unter einer Brcke hindurchfliet, so rinnt das Geld durch dieHnde der Freien, ohne jemals von ihnen angehuft zu werden. (Ramakrishna, indischer
Weiser, 1834 1886). Regional wird also ein Geld der Freienangestrebt oder kurz: Frei-
geld, wie es Gesell getauft hat.
Das regionale Geld soll immer dorthin, wo es gebraucht wird gegen eine entsprechende
ideelle oder materielle Gegenleistung. Voraussetzung ist natrlich die Leistungsfhigkeit
und die Leistungsbereitschaft sowie ein dazu passendes Bedrfnis. Es macht also nur
Sinn, wenn Angebot und Nachfrage vorhanden sind und im Grunde genommen nur noch
der Vermittler fehlt, nmlich das Geld.
Durch einige Beispiele knnen wir untermauern, dass es tatschlich sehr viele derartige
Konstellationen gibt:
!Das Bedrfnis nach hochwertigen und regional erzeugten Lebensmitteln ist enorm, esfehlt allerdings das Geld, also wird zu gnstigen Artikeln gegriffen.
! Energie wird nicht von Temelin oder vom Kohlekraftwerk nebenan gewnscht, sondern
von Sonne, Wind und Wasser, doch wieder fehlt das Geld.
! Nicht Billig-Mbel von IKEA sind der Traum der Arbeitenden, sondern hochwertige,
langlebige Mbel aus naturnah bewirtschaftetem Holz, die keine Gifte absondern, doch
wieder fehlt das Geld fr die Zeit der Schreiner.
! Ein gemtliches Abendessen im hochwertigen Edel-Restaurant mit regionalen Bio-
Lebensmitteln wrden sich viele fters leisten, doch es fehlt das Geld.
! Arbeitgeber wrden gerne fters Leistungsanreize fr ihre Mitarbeiter bieten, doch es
fehlt das Geld.
! Wer htte nicht mal Lust auf ein Kunstwerk aus der Region, sei es ein traditionell ge-
maltes Landschaftsbild oder ein innovatives Kunstprodukt, doch es fehlt das Geld.
! Gerne wrden auch kleine Unternehmen in die Bildung investieren und regionale Schu-
len untersttzen, kommen doch von dort ihre zuknftigen Schtzlinge und Arbeitneh-
mer, doch fehlt das Geld. Usw.
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Nicht zufllig geht es in den Beispielen meist um Qualitt. In der Qualitt zeigt sich die zu-
knftige Strke oder Schwche einer Regionen.
Fgen wir die Beispiele einmal zu einem einfachen Kreislauf zusammen:
Bauer Mller Zimmerer Anton Biomarkt Huber Arbeitnehmer Karl
braucht Mbel
- 5.000
bietet Mbelbau
+ 5.000
braucht Nahrung
- 5.000
bietet Nahrung
+ 10.000
braucht Nahrung
- 5.000
braucht Personal
- 5.000
bietet Arbeit
+ 5.000
bietet Regalbau+ 5.000
bentigt Regale- 5.000
bietet Getreide
+ 5.000
bentigt Getreide
- 5.000
Saldo = 0 Saldo = 0 Saldo = 0 Saldo = 0
Geldumlauf = 5.000
Umsatz = 30.000
Die Kreislufe lieen sich beliebig ausbauen und erweitern. Natrlich erfllt die Einheits-
whrung zum Teil die Tauschmittelfunktion, sie ist allerdings sehr flchtig. Schwuppdiwupp
kauft sich ein Geldempfnger Aktien oder fhrt in Urlaub und weg ist das schne Global-
Geld und wieder einmal hat die Speicherfunktion gesiegt. Auf regionale Zellen wird dieses
Geld keine Rcksicht nehmen. Was hilft da das Bewusstsein von 10, 20, 50 oder 80 Pro-
zent, schon ein geringer Prozentsatz sorgt dafr, dass das Geld entschwindet.
Eine regionale Verrechnungseinheit bleibt dagegen treu, weil sie nur in der Region verwen-
det werden kann. Zwingen kann man freilich niemanden, diese Verrechnungseinheit anzu-
nehmen, aber wer wird sich den Nutzen entgehen lassen, wenn das, was rauskommt, dem
eigenen und dem Gemeinwohl zugute kommt.
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Dieser Nutzen wird dann am grten, wenn das Regionalgeld als Vereinbarung zwischen
den Teilnehmern neu entsteht. Dann steht pltzlich nicht mehr das Geld im Mittelpunkt,
sondern die Leistungen bei zwei Fragestellungen:
1. Kann ich als Teilnehmer eine Leistung erbringen, die ich sonst nicht erbringen kann?
Beispiele: Arbeitslose Arbeitskraft, ungenutzte Anlagen und Maschinen usw.
2. Kann ich als Teilnehmer einen hheren Preis erzielen? Z. B. wenn ich fr ein massi-
ves Mbelstck statt 3.000 DM 5.000 DM erlsen kann.
Dies macht freilich nur Sinn, wenn zwei Annahmen zutreffen:
1. In der Region gibt es Teilnehmer, die leisten mchten, aber keinen oder keinen aus-
reichenden Zugang finden.
2. In der Region gibt es Teilnehmer, die zwar Werte schaffen, aber nicht leistungsge-
recht entlohnt werden und in Extremfllen am Rande des Abgrunds produzieren.
Umgekehrt heit dies, Regionalgeld macht fr diejenigen Regionen und Branchen keinen
Sinn, die dauerhaft voll ausgelastet sind und in denen eine groe Mehrheit der Menschen
angemessen entlohnt wird. Aber selbst Vorzeigeregionen wie Mnchen erfllen diese Vor-
aussetzungen nicht, wenn die Kriterien Dauerhaftigkeitund angemessene Entlohnunghe-rangezogen werden. Ohne Frage ist aber die soziale Brisanz in anderen Regionen noch
brennender.
Doch muss es erst ein hoher Leidensdruck sein, der uns dazu zwingt, uns neu zu orientie-
ren? Es besteht ebenso die Mglichkeit, vorausblickend bestehende Netzwerke auszubau-
en. Deshalb: Keine Region kann es sich leisten, das Thema Komplementrwhrungen zu
vernachlssigen, denn frher oder spter frisst das Global-Geld auch die starken Kinder,
sei es das Silicon Valley, London oder Mnchen. Das ganze Spiel namens Globalisierung
ist wie die Reise nach Jerusalem nur mit dem Unterschied, dass keiner brig bleibt.
Deshalb die These:
Alle Regionen brauchen regionale Komplementrwhrungen, insbe-
sondere solche, die eine Nachhaltigkeit der Liquiditt garantieren.
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4. Grundtypen regionaler Komplementrwhrungen
Die Bedrfnisse, Potenziale und Mglichkeiten sind in den Regionen ganz unterschiedlich.
Um das Design einer Komplementrwhrung zu kreieren, sind daher verschiedene Grund-
fragen zu beantworten. Aus den verschiedenen Fragestellungen nach der Funktion, derMotivation, der Technik u. a. lsst sich folgendes Polarittenraster fr die Konzeption einer
Komplementrwhrung ableiten:
Global Regional
Kommerziellorientiert Sozial motiviert
Zentrale Geld-schpfung
Dezentrale Geld-schpfung
Materielle Deckungdes Geldes
ImmaterielleDeckung
GeschlossenesGeldsystem
Offenebergnge
Wertmastab inLandeswhrung
Alternative Wert-mastbe
ElektronischesSystem
Gutscheinsystem
GeschlossenerClub
Offene Mitglieder-gemeinschaft
Beschrnkung aufAustauschfunktion Mglichkeiten derKreditierung
Geld alsSpeichermittel
Umlaufsicherung
Illegal Legal
ExpertensystemDemokratischeEntscheidungs-
strukturenAbgeschlossenes
Konzept mit festge-legter Funktion
Basis fr weitereEntwicklungen
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Aus den unzhligen Kombinationsmglichkeiten dieser Polaritten habe ich bislang drei
aussichtsreiche Grundtypen identifiziert:
o Offene Regionalsysteme in der Landeswhrung
o Geschlossene Regionalsysteme in der Landeswhrung
o Geschlossene Regionalsysteme mit Alternativeinheiten
4.1 Offene Komplementrwhrungen in der Landeswhrung
Bei diesem Typ lautet die Verrechnungseinheit auf die gltige Landeswhrung. Die Abwick-
lung erfolgt ber professionell verwaltete Bankkonten. Die Einzahlung erfolgt problemlos
von einem x-beliebigen Girokonto. Lediglich die Auszahlung wird in irgendeiner Weise be-
schrnkt, sei es durch eine Gebhr oder durch eine bestimmte Kndigungsfrist.
Ein Nutzen entsteht dann, wenn viele Teilnehmer in diesem Kontenverbund integriert sind.
Indem der Ausstieg beschrnkt ist, bleiben die Teilnehmer tendenziell im Verbund und ein
regionaler Kreislauf entsteht. Im Prinzip handelt es sich um eine Vereinbarung der Teil-
nehmer, das Geld in der Region zu belassen. Der Grund mitzumachen ergibt sich durch die
Gre des Netzwerkes und durch zustzliche Anreize, sei es durch Werbeangebote fr
Mitglieder, wirtschaftliche Zusammenarbeit, die gemeinsame Organisation von Verkaufs-
veranstaltungen o. .
Gesamt gesehen ergibt sich ein Synergieeffekt durch die gezielte Anbindung der Liquiditt
an die Region. Dies erhht die Liquidittsmenge in der Region und damit den Umsatz. Ent-
sprechend geht der Umsatz anderer Regionen zurck.
Regionale Betriebe profitieren also von einem Umsatzzuwachs und unter kologischen Ge-
sichtspunkten verlagert sich die Produktion und die Distanzen verringern sich dementspre-chend.
Als Modellbeispiel sei verwiesen auf das Euro-Buchgeld-System (EBS). (www.Freigeld.de-
> Kopp / Gelleri: Das Euro-Buchgeld-System)
http://www.freigeld.de/http://www.freigeld.de/http://www.freigeld.de/ -
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4.2 Geschlossene Komplementrwhrungen in der Landeswhrung
Grundstzlich gelten bei diesem Typ die Ausfhrungen der offenen Komplementrwhrung.
Wird allerdings das Abheben von Guthaben untersagt, knnen Regeln eingefhrt werden,
die einen gewaltigen Schub fr die regionalen Kreislufe bedeuten.
Zum einen kann nun der Liquidittsbedarf entsprechend dem Leistungsangebot ermittelt
und angepasst werden. Ein bewhrtes Beispiel ist die WIR-Bank in der Schweiz, die zins-
gnstige Kredite schpft und ausgibt, die dann als zustzliche Liquiditt umherlaufen und
fr Umstze sorgen. Dies funktioniert besonders in Zeiten der Unterauslastung und Unter-
beschftigung und die sind bei mittelstndischen Unternehmen an der Tagesordnung. Seit
70 Jahren versorgt deshalb die WIR-Bank den Mittelstand mit Geld und ermglicht dadurch
den Absatz von Leistungen, die sonst keine Abnehmer finden wrden. Bei einer Mitglieder-zahl von 65.000 und einem Umsatz von knapp 2 Mrd. Franken ergibt das einen zustzli-
chen Umsatz von 30.000 Franken je Firma. Zwar entspricht dies nur zwischen 10 und 30 %
des Gesamtumsatzes, doch wissen die Schweizer Kaufleute sehr wohl, dass mit diesem
Geschft das Einkommen geradezu ppig wird, whrend die deutschen Kollegen vielfach
am Hungertuch nagen (Weitere Informationen: www.Freigeld.de -> Die WIR-Bank von
Christian Gelleri).
Als zweites kann in geschlossenen Verrechnungssystemen die Finanzinnovation Liegege-
bhr eingesetzt werden. Die Liegegebhr wird auf alle gespeichertenGeldmittel erhoben,
d. h. die Speicherfunktion des Geldes wird so stark belastet, bis sie verschwindet. Es wird
also die Tauschfunktion von der Speicherfunktion getrennt. Natrlich kann weiterhin ge-
spart werden, doch nicht auf den umlaufenden Geldkonten. Dies wirkt stabilisierend auf
den Geldkreislauf. Die Gebhr bernimmt die Funktion eines Herzschrittmachers und gibt
den Takt fr den Kreislauf vor. Stabile Rhythmen sind die Folge. In jungen Jahren kann ei-
ne Komplementrwhrung auf den Taktgeber verzichten, doch wenn sie lter wird, wird ei-
ne Instanz bentigt, die Regelmigkeit vorgibt. Es ist das selbe wie beim Menschen: Hu-
fig wird erst reagiert, wenn der erste Herzinfarkt vorber ist und es wird zu einer techni-
schen Lsung gegriffen, die nicht wirklich heilt. Lernen wir dagegen, bereits in jungen Jah-
ren zu agierenund bauen bereits frhzeitig eine Instanz der Regelmigkeit auf, werden
wir noch im hohen Alter unsere Freude haben.
http://www.freigeld.de/http://www.freigeld.de/ -
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hnlich reagiert unser Geldsystem immer erst, wenn Infarkte kommen. Staat und Noten-
banken intervenieren dann mit knstlichen Herzschrittmachern (Steuersenkungsprogram-
me) oder gar mit Blutinfusionen (Druck von Banknoten), obwohl gengend Blut vorhanden
ist. Besser wre es, von Anfang einen Rhythmus zu erlernen, der einen Infarkt verhindert,
ein Rhythmus, der immer wieder die Spannung aus dem Geldkreislauf nimmt, indem er
verbrauchtes Geld aus dem Kreislauf zieht. Neues, frisches Geld wird wieder in den Kreis-
lauf gegeben, wenn die Wirtschaft einen entsprechenden Bedarf hat, also Leistungspoten-
ziale ausgenutzt werden mchten.
Doch wo finden wir diesen Typ? Im groen Stil gab es das nur in Wrgl.
Wer sich mit dieser Idee weiter beschftigen mchte, sei verwiesen auf das nEuro-Modell
(siehe www.Freigeld.de-> Der nEuro).
4.3 Geschlossene Komplementrwhrungen mit Alternativeinheiten
In diesem Sektor gibt es die meisten alternativen Anstze (Lietaer 2000): Time-Dollar,
Peanuts, Ithaka-Hours, Knochengeld u. v. a.
Das Besondere an diesem Typ ist die Verrechnungsgrundlage. Die Verrechnungssysteme
koppeln sich mehr oder weniger ab von der Landeswhrung und definieren einen eigenen
Wert. Da sind grundstzlich der Fantasie keine Grenzen gesetzt, doch kristallisieren sich
gewisse Bezugspunkte heraus:
# Zeit (Arbeitsstunde),
# Energie (Kilowattstunde),
# Rohstoffe (Gold, l, Silber, Wasser),
# Waren und Warenkrbe (Lebensmittel),# Dienstleistungen (Meilen).
Fr den regionalen Ansatz kommen vor allem Gter in Betracht, die regional hergestellt
werden, so z. B. die Arbeitsstunde eines Handwerkers, eine Kilowattstunde aus regenerati-
ven, regional erzeugten Energien, das Wasser, ein Warenkorb aus regional erzeugten Le-
bensmitteln u. . Selbstverstndlich ist auch eine Kombination denkbar, z. B. ein Gterkorb
aus x Einheiten Energie, y Einheiten Wasser usw. Dieser Korb wrde dann definiert als
1000 Punkte (z. B. Regiopunkte oder Ecopoints). Natrlich stellt sich die Frage, wie das in
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der Praxis einsetzbar ist. Ist es berhaupt sinnvoll, sich von der Standardwhrung abzu-
koppeln, was bedeuten wrde:
# zweifache Preisauszeichnung
# zwei Girokonten
# zwei Verrechnungssysteme
Technisch ist es ohne Frage machbar, zwei oder mehr Verrechnungseinheiten parallel lau-
fen zu lassen. Eine moderne Chipkarte wrde bereits heute 20 verschiedene Systeme ver-
stehen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Denken wir also lsungsorientiert:
Fr die Menschen msste die Alternativeinheit einfach zu verstehen sein. Bei Stunden,
Wasser, Energie oder einem Warenkorb knnte dies durchaus gelingen. Doch ohne Frage
bedeutet dies fr die Menschen einen Lernaufwand, der durch Werbe- und Bildungsma-
nahmen bewltigt werden msste.
Der groe Vorteil von Alternativeinheiten liegt erstens darin, dass wieder ein Bezug zur rea-
len Wirtschaft hergestellt wird. Das umlaufende Geld hat mit den Dingen zu tun, die produ-
ziert werden. Zweitens profitieren die Produzenten der Alternativeinheiten, indem Energie-
und Lebensmittelerzeuger Verrechnungseinheiten an die Wirtschaftsteilnehmer ausgeben.Die Punkte, die erst einmal umlaufen und nicht sofort eingelst werden, wirken wie zinslose
Kredite. Wem das zugute kommt, muss natrlich noch entschieden werden.
Beispiel: Eine Regionalvermarktungsinitiative stellt einen Warenkorb zusammen aus 10
kwh Energie, 1 Brot, 5 Eier, 250 g Honig, 1 m Wasser, 2 Kilo Mehl, 500 g Fleisch, 500 g
Butter, 5 Liter Milch, 10 Minuten Handwerksleistung. Dieser Korb wird definiert als 1000
Regiopunkte. 100 Teilnehmer erklren sich bereit, einen Teil ihrer Leistungen fr Regio-
punkte anzubieten. Es wird ein Mindestsatz von 10 % vereinbart. Die Verrechnungsstelle
bucht jedem neuen Teilnehmer 50.000 Regiopunkte (10.000 fr Nicht-Produzenten) auf ihr
Konto und weist auf die Liegegebhr von 6 Prozent im Jahr hin. Mit Geldkarte und Schecks
ausgestattet werden nun Geschfte gettigt, die bis zu 100 % in Regiopunkte abgewickelt
werden knnen. Bereits im Vorfeld muss jeder Teilnehmer abschtzen, wie viel er ausge-
ben mchte und plant dementsprechend seine Einnahmen.
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Die Vernderung des Geldes allein reicht jedoch nicht aus. Nur wenn das Gelddesign in ein
Gesamtkonzept eingebettet wird, kann das Modell Erfolg haben. Die Verrechnungsstelle
fungiert gleichzeitig als Bildungseinrichtung und Marketingmaschine zur Erhhung des Be-
kanntheitsgrades und der Akzeptanz. In Vortrgen und Seminaren werden an Multiplikato-
ren Grundlagen ber Regionalitt und Geldkreislufe vermittelt. Weiterhin kauft das Netz-
werk als Groabnehmer feste Werbepltze in Presse, Funk und Regionalfernsehen und
gibt sie gnstig an die Unternehmen weiter, die fr ihr eigenes Unternehmen und das ge-
meinsame Logo werben. Ergnzt wird dies durch Kontakte in Wirtschaft, Kultur und Politik
und regelmige Pressearbeit.
Damit bewegen wir uns schon in Richtung Umsetzung, die hier nur angedeutet bleiben
kann (vertiefend: www.Freigeld.de).
5. Neuorientierung des Wirtschaftens
Die Vernderung des Geldwesens beschrnkt sich nicht auf das Drehen an der einen
Schraube und dem Drcken eines bestimmten Knopfes. Die vorgestellten Anregungen zie-
len auf eine grundlegende Neuorientierung im Wirtschaften, die ich in drei Stichworten
skizzieren mchte.
5.1 Kreation die Freiheit im Geiste
Eine zuknftige Wirtschaftsweise wird geprgt sein von der Freiheit des Einzelnen in der
Kreation von Ideen. Die Initiative des freien Unternehmers ist unerlsslich fr den Erfolg
eines Wirtschaftssystems. Doch wer ist Unternehmer? Derjenige der viel Geld auf dem
Konto hat? Derjenige, der gute Beziehungen zu Politikern und Geldbesitzern hat? Steckt
nicht in jedem von uns ein Unternehmer, der in sich Ideen sprt und immer wieder Verbes-
serungsvorschlge fr berkommene Strukturen hervorbringen knnte?
Die Menschen brauchen ein Umfeld, in dem sie ihre Potenziale freisetzen knnen und un-
ternehmerisch ttig werden knnen.
Ein Geldsystem, das Ungleichheiten zwischen Arm und Reich ausbaut und betoniert, be-
grbt das Potenzial vieler Menschen, indem ihnen der Zugang zu den Ressourcen ver-
sperrt wird. Anstelle dessen brauchen wir ein Geldsystem, das auf die Fhigkeiten und
Leistungen der Teilnehmer aufbaut und die wettbewerbsfeindliche Speicherfunktion an an-
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dere Bereiche delegiert. So kann der Wettbewerb der Ideen unter freien Brgern wieder in
Gang kommen.
5.2 Partizipation die Gleichheit der Menschen
Lasst uns darauf besinnen, dass Geld nicht mehr sein darf als ein Kommunikationsmittel,
es darf keinen Eigenwert haben, der ber der menschlichen Leistung steht. Grundlage frdieses Verstndnis ist die Gleichheit im Recht. Gemeinsam knnen wir vereinbaren, was
als Tauschmittel gilt und welche Regeln gesetzt werden. In der deutschen Geschichte wur-
de die Whrung immer von oben verordnet, sei es die Reichsmark, die DM oder der Euro,
hchste Zeit ein demokratisches Geld an der Basis entstehen zu lassen.
5.3 Assoziation die Geschwisterlichkeit im wirtschaftlichen Handeln
Wirtschaft funktioniert immer nur im Miteinander. Die Arbeitsteilung ermglicht eine hoheProduktivitt, das Gegeneinander zerstrt dagegen wertvolle Ressourcen. Bislang konnten
die Systeme berleben, weil sich die Zerstrung auf die Umwelt und die Dritte Welt verla-
gert hat und viele Menschen dadurch in Wohlstand leben knnen, doch eine wirkliche In-
tegration von konomie, kologie und Soziales vertrgt sich nicht mit einem freien Raub-
tierkapitalismus oder gar einem zentralstaatlichen Kapitalismus. Das Wirtschaftsbild der
Zukunft wird geprgt sein von assoziativen Netzwerken, die sich gegenseitig untersttzen
und berwachen. Die Erfllung der Kundenbedrfnisse wird dann nicht mehr nur Marke-
ting-Schlagwort, sondern oberstes Gesetz: Qualitt des Produkts, geknpft an echtenund
nicht knstlich hervorgerufenen Bedrfnissen auf Grundlage sozialer und kologischer Ver-
trglichkeit.
Das heutige Geldwesen steht dem insofern entgegen, weil nicht der Kunde oder das Pro-
dukt im Vordergrund steht, auch wenn es noch so oft betont wird, sondern einzig und alleindas Geld, kaschiert durch moderne Begriffe wie Shareholder-Value. Das Geld ist das Wert-
vollste, das es gibt: Es geht nicht kaputt, es trgt Zinsen und nahezu alles kann damit ge-
kauft werden. Dem vernnftigen Wirtschaftsteilnehmer, dem sogenannten homo oecono-
micus, kann es nach der heutigen Wirtschaftslogik nur darum gehen, Geld zu erjagen und
anzuhufen. Die Produkt- und Marktstrategie, das Qualitts- und Marketingmanagement
oder die Personal- und Beschaffungspolitik sind doch hier nur Nebenkriegsschaupltze. Am
Ende geht es um Kohle, Knete, Money! Gewinn = Erfolg = Shareholder Value = Geld. Indieser Gleichung hat der Mensch, besonders wenn er Arbeitnehmer ist, keinen Platz mehr.
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Natrlich muss sich vieles in den Kpfen ndern, wenn wir eine assoziative Wirtschaft auf-
bauen wollen, doch was fr ein genialer Coup, wenn wir einfach mal das Geld seiner Spei-
cherfunktion berauben und damit fr die Geldbesitzer vollkommen entwerten. Wenn wir uns
dann umsehen und uns fragen, was dann einen Wert besitzt, werden wir entdecken, dass
es der Mensch mit seinen Fhigkeiten ist!
6. Organisation regionaler Initiativen
Die Organisation orientiert sich an den drei Kriterien Kreation, Partizipation und Assoziati-
on. Es wird Platz geschaffen fr die Initiative des Einzelnen, demokratische Entscheidungs-
rume sowie eine offene Struktur, die jederzeit eine Zusammenarbeit mit neuen Teilneh-
mern ermglicht.
Abbildung 3: Dreigegliederte Organisation
Die Verrechnungsstelle wird geplant und aufgebaut von kundigen Experten (Initiative). Er-
fahrene Partner stehen diesen in Spezialfragen zur Seite, seien es Banken bei der Einrich-
tung des Verrechnungssystems oder Paycard-Vermarkter bei der Beratung von Kunden-
gewinnungsprogrammen. Die Finanzierung erfolgt durch die Teilnehmer im Verrechnungs-
system, die gleichzeitig Eigentmer werden und unabhngig von der Kapitaleinlage demo-
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kratisch ber die Fhrung und die Satzung entscheiden. Die Zusammenarbeit zwischen
den Unternehmen gestaltet sich nach den Gepflogenheiten in der Region, die Verrech-
nungsstelle organisiert darber hinaus runde Tische mit den Beteiligten. Fr den persnli-
chen Kontakt zu potenziellen Partnern und Kunden bieten sich Messen als geeignetes
Kommunikationsmittel an.
Nach dem Motto Keine Flgel ohne Wurzeln steht die Zusammenarbeit mit bestehenden
Strukturen und Organisationen an oberster Stelle. Nur wenn die Zusammenarbeit mit den
ansssigen Einzelhandelsverbnden, den Innungen und Bauernvertretungen gelingt, ist ein
Erfolg abzusehen. Durch einen klar umrissenen Modellversuch ist das Risiko fr die Betei-
ligten uerst gering. Hchstens die Angst vor der eigenen Courage knnte hier noch hin-
derlich sein.
7. Ausblick
Die Frage bei regionalen Komplementrwhrungen ist weniger, ob sie funktionieren, son-
dern mehr, ob sie den kritischen Punkt berschreiten. Machen erst einmal 1.000 Teilneh-
mer mit, wird das Ganze zu einem Selbstlufer, der allen Beteiligten Freude macht. Denn
das ist das Schne an der Regionalisierung: Alle gewinnen dabei, selbst die Reichen, die
zwar nicht mehr so viel anhufen knnen, dafr aber stabilen und qualitativ hochwertigenZeiten entgegensehen drfen. Die Verlierer bei dem heutigen System, und das sind nach
meiner Rechnung 80% der Bevlkerung, werden den geringeren Zeitdruck, den freundli-
cheren Umgang miteinander und die neue Freiheit zu schtzen wissen. Ist nun Ihre Sehn-
sucht nach dem Meer geweckt? Dann lasst uns anfangen das Schiff zu bauen!
Wenn du ein Schiff bauen willst
so trommle nicht Menschen zusammen
um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten,
Aufgaben zu vergeben
und die Arbeit einzuteilen
sondern lehre die Menschen
die Sehnsucht nach
dem weiten, endlosen Meer.
Anto ine de Saint-Exupery
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8. Quellenverzeichnis
FISHER, Irving (1933): Stamp Scrip, New York, 1933.
GELLERI, Christian (2000): Anders wirtschaften Anders lernen Die Wirtschafts- und
Lernkultur assoziativer Organisationen, Rosenheim, 2000 (Diplomarbeit an der UniversittMnchen).
GESELL, Silvio (1986): Die natrliche Wirtschaftsordnung Durch Freiland und Freigeld,
Lauf, 1986.
KEYNES, John Maynard (1974): Allgemeine Theorie der Beschftigung, des Zinses und des
Geldes, Berlin, 1974.
KEYNES, John Maynard: Nationale Selbstgengsamkeit. In: Mattfeld, H. (Hrsg.): Keynes
Kommentierte Werkauswahl, Hamburg 1985, S. 152 161.
Dieser Aufsatz wurde 1933 erstmals verffentlicht.LIETAER, Bernard A. (2000): Das Geld der Zukunft ber die destruktive Wirkung des exis-
tierenden Geldsystems und die Entwicklung von Komplementrwhrungen, Pneck,
2000.
MARTIN, Paul C. (1990): Aufwrts ohne Ende Die neue Theorie des Reichtums, Frankfurt
am Main, Berlin, 1990.
SCHMUNDT, Wilhelm (1977): Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, Dornach,
1977.
SUHR, Dieter (1988): Alterndes Geld Das Konzept Rudolf Steiners aus geldtheoretischer
Sicht, Schaffhausen, 1988.
Internetlinks:
Regionale Komplementrwhrungen: www.Freigeld.de,Redaktion: Christian Gelleri
Arbeitspapiere, Konzepte, Aktuelles, Grundsatzdiskussion
Omnibus fr direkte Demokratie: www.Omnibus.org,Redaktion: Thomas Mayer
Aktivitten, Hintergrnde, Mglichkeiten zum Mitmachen
http://www.freigeld.de/http://www.freigeld.de/http://www.omnibus.org/http://www.omnibus.org/http://www.omnibus.org/http://www.freigeld.de/