grÜn.kommt oktober 2014

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INFORMATIONEN AUS DEM LANDTAG NRW AUSGABE OKTOBER 2014 Editorial ––––––––––––––––––––– 2 Hochschulzukunftsgesetz ––––– 3 PKW-Maut ––––––––––––––––––– 3 NSU-Untersuchungsausschuss – 4 Energiewende: Wer profitiert? –– 6 Diversity Management––––––––– 6 Chemieindustrie –––––––––––––– 7 Neues Pflegegesetz –––––––––––– 7 §

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Das Grüne Fraktionsmagazin zur Landespolitik in NRW. Schwerpunkt der Oktober-Ausgabe ist der Untersuchungsausschuss zur NSU-Affäre.

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Page 1: GRÜN.KOMMT Oktober 2014

INFORMATIONEN AUS DEM LANDTAG NRW AUSGABE OKTOBER 2014

Editorial ––––––––––––––––––––– 2Hochschulzukunftsgesetz ––––– 3PKW-Maut ––––––––––––––––––– 3NSU-Untersuchungsausschuss – 4

Energiewende: Wer profitiert? –– 6Diversity Management ––––––––– 6Chemieindustrie –––––––––––––– 7Neues Pflegegesetz –––––––––––– 7

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Liebe Freundinnen und Freunde,

zur Halbzeit der Legislatur sage ich allen Danke, die für Grüne Ideen gestritten und mit uns gemeinsam an den Fortschritten im Land gearbeitet haben. Seit 2010 regieren wir in Nordrhein-West-falen wieder und haben viel erreicht. Ich will nur einige Beispiele nennen: Wir haben dafür gesorgt, dass der Tagebau Garzweiler verkleinert wird und damit das Ende des Braunkohletagebaus im Rheinischen Revier beschrieben wird. Für den Nachwuchs haben

wir mehr Kita-Plätze geschaffen, die Quali-tät der Betreuung erhöht und die Studienge-bühren abgeschafft. Der Schulkonsens aus dem Jahr 2011 war ein historischer Erfolg. Er hat den ideologischen Kampf um die Schul-strukturen beendet. Seitdem sind mehr als 200 Schulen des längeren gemeinsamen Ler-nens entstanden. Beim Tierschutz gehen wir voran, indem die männlichen Küken nicht mehr massenhaft getötet werden dürfen, den Puten die Schnäbel nicht mehr gekürzt und den Schweinen die Schwänze bald nicht mehr

kupiert werden dürfen. Für den Nahverkehr haben wir das Sozial-ticket durchgesetzt und sorgen für neue Radschnellwege. Mit dem Aktionsplan Kommunalfinanzen haben wir die besonders stark ver-schuldeten Kommunen aus dem Teufelskreis zunehmender roter Zahlen geholt. Unser Nichtraucherschutzgesetz sorgt für qualm-freien Kneipenspaß, und das Klimaschutzgesetz wird sich nach-haltig auf unsere Umwelt auswirken. Das Ende der Atomwirtschaft in NRW ist in Sicht. Außerdem haben GRÜNE viele Akzente gegen Rechtsextremismus gesetzt – durch Präsenz vor Ort, neue Bera-tungsstellen für die Opfer von Gewalt und mehrere große Veranstal-tungen. Wir wollen unsere Ziele in den kommenden Jahren weiter vorantrei-ben und gute Grüne Akzente setzen. Die nächste wichtige Etappe, das neue Pflegegesetz, haben wir kürzlich erreicht. Es wird vie-len älteren Menschen dadurch helfen, dass sie in ihrem vertrauten Umfeld bleiben können und dort versorgt werden. Außerdem bekommt NRW ein neues Jagdgesetz. Künftig dürfen Kat-zen und Hunde nicht mehr abgeschossen werden, auch Totschlag-fallen sind nicht mehr erlaubt, und zur Ausbildung der Jagdhunde dürfen keine Enten mehr gequält werden. Das ist gut so, und dafür werden wird uns einsetzen, auch wenn der Gegenwind stärker wird. Schließlich geht es nicht darum, die Jagd zu beschränken, sondern den Tierschutz zu verbessern. Bei vielen weiteren Herausforde- rungen sind wir noch in einem Arbeitsprozess und suchen nach dem besten Weg. Dazu zählt, dass wir uns verstärkt dafür einsetzen wollen, dass Flüchtlinge bei uns in NRW menschenwürdig versorgt und untergebracht werden. Herzlichst,

Reiner PriggenFraktionsvorsitzender

EDITORIAL

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HOCHSCHULZUKUNFTSGESETZ

MEHR MITBESTIMMUNG, TRANSPARENZ, UND VERANTWORTUNG

Das Hochschulzukunftsgesetz ist beschlossene Sache. Nach zwei Jahren intensiver Beratung mit allen Beteiligten hat der Landtag im September der Novelle zugestimmt. Bei der Weiter-entwicklung des Hochschulgesetzes ging es uns GRÜNEN vor allem um die Stärkung der Mitbestimmung, bessere Studien- bedingungen und mehr gesellschaftliche und ethische Verant-wortung. Zudem wollten wir die Landesplanung verbessern und mehr Transparenz und Geschlechtergerechtigkeit schaffen – unter Beibehaltung der Hochschulautonomie. Die Änderungen im Gesetz betreffen alle Bereiche: Der Senat wird gestärkt, er ist jetzt an der Wahl des Rektorats beteiligt, entscheidet mit über Grundsätze für den Hochschulentwick-lungsplan und kann bei der Berufung von Professuren mitwir-ken. Grundsätzlich gilt nun im Senat die Gruppenparität. Beim Landeshochschulentwicklungsplan haben wir die Ver-antwortung des Parlaments für die Entwicklung der bundes-weit dichtesten Hochschullandschaft hervorgehoben. Wir haben auch die Kritik an der Bologna-Umsetzung aufgegrif-fen. Künftig wird die Prüfungsbelastung für die Studierenden gesenkt, Anwesenheitspflichten in Seminaren und Vorlesun-gen abgeschafft und eine geplante Exmatrikulationsregelung gestrichen. Darüber hinaus erhalten die Studierenden ein grö-ßeres Mitspracherecht bei Prüfungsordnungen. Noch immer sind Frauen in höheren Qualifikationsstufen ekla-tant unterrepräsentiert. Dagegen sollen eine flexible Frauen-quote beim Personal und feste Quoten in den Gremien helfen. Über abgeschlossene Forschungsvorhaben, die mit Drittmit-teln finanziert wurden, muss regelmäßig öffentlich informiert werden. Zudem werden die Rektorengehälter jährlich offen gelegt. Der gesellschaftlichen und ethischen Verantwortung der Hochschulen wird das Gesetz mit einer Ausrichtung auf eine friedliche, demokratische und nachhaltige Gesellschaft sowie der bundesweit fortschrittlichsten Regelung zur Vermei-dung von Tierversuchen gerecht.Die Hochschulen haben nun ein Jahr Zeit, die Neuerungen umzusetzen. Wir werden auch diesen Prozess intensiv beglei-ten. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––[email protected], Sprecherin für Wissenschaftspolitik

Nachdem sich die CSU in der Koalition im Bund mit Kanzlerin Merkel („Mit mir wird es keine PKW-Maut geben“– 01.09.2013; „Die Maut wird kommen“– 01.09.2014) mit ihrer Forderung nach einer PKW-Maut durchsetzen konnte, prägt diese die ver-kehrspolitische Debatte. Dabei gibt es genügend andere Pro-bleme wie bröckelnde Infrastruktur und die unklare Zukunft von Nahverkehrsgeldern. Da geht es um den Erhalt der Ver-kehrswege und Ausbau umweltfreundlichen Verkehrs. Doch Schwarz-rot in Berlin bleibt bereits weit unter den anerkann-ten Notwendigkeiten für den Erhalt. Statt jährlich 7,2 Milliar-den Euro sollen es lediglich höchstens 1,25 Mrd. Euro sein.Diese PKW-Maut würde das nicht ändern. Bundesverkehrsmi-nister Dobrindt rechnet mit 600 Millionen Euro netto-Einnah-men jährlich. Einige Experten hingegen sagen sogar Verluste voraus. Die Einbeziehung aller Straßen würde Grenzregionen schädigen, umgekehrt eine Beschränkung auf Bundesfernstra-ßen zu Ausweichverkehr führen. Behörden lehnen die Erhe-bung als zu personalaufwändig ab. Dass die PKW-Maut nur für Ausländer mittels Verrechnung mit der KFZ-Steuer europa-rechtskonform wäre, bezweifeln viele. Eine ökologische Wir-kung fehlt, da die Maut nicht von der Fahrleistung abhängig wäre. In seltener Eintracht wettern Umweltverbände, Wissen-schaft und Wirtschaft gegen dieses europafeindliche Projekt.Das PKW-Maut-Konzept ist kein Beitrag zur Lösung der Infra-strukturkrise und für die Verkehrswende. GRÜNE und SPD in NRW setzen dagegen auf eine Ausweitung der LKW-Maut auf kleinere Fahrzeuge und auf alle Straßen. LKWs verursachen 98 Prozent der Straßenschäden und sollten diese Kosten auch tragen. Dies ist Kernaussage des Landtagsbeschlusses vom 11.09.2014 und der Grund für mangelnde Einigkeit im Landtag: Die Ausweitung der LKW-Maut wollten CDU und FDP nicht unterstützen.Noch liegt kein Gesetzentwurf vor, täglich gibt es neue Speku-lationen. Die GRÜNEN in NRW setzen sich gegen diese PKW-Maut und für eine nachhaltige und ökologische Verkehrsinfra-strukturfinanzierung ein. ––––––––––––––––––––––––––––––––

[email protected], Sprecher für Verkehrspolitik

AUTOVERKEHR

HIER KOMMT DIE MAUT

NRW NEWS

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NSU-TERROR IN NORDRHEIN-WESTFALEN: WELCHE ROLLE SPIELTEN RECHTSEXTREMISTISCHE NETZWERKE IN NRW?

Vor der Sommerpause haben alle Fraktionen im Landtag beschlos-sen, einen NSU-Untersuchungsausschuss einzurichten. Der Ausschuss soll noch in diesem Jahr mit seiner Aufklärungsarbeit beginnen und bis zum Ende der Legislaturperiode 2017 seine Ergebnisse in einem Abschlussbericht zusammentragen. Aufzuklären gibt es viel.

DAS BEKANNTWERDEN DES NSU LÖSTE BUNDESWEIT EINE

SCHOCKWELLE AUS

Die Aufdeckung des NSU im Herbst 2011 versetzte das Land in einen Schock. Was bis dahin für unmöglich gehalten wurde, war real: Über 13 Jahre konnte eine militant-rechtsextremisti-sche Terrorgruppe unentdeckt durch die Republik ziehen und dabei Menschen ermorden, Sprengsätze zünden sowie Bank-überfälle verüben. Ein eklatantes Versagen der Sicherheits- und Justizbehörden trat zu Tage. Was war geschehen: Im November 2011 wurden Uwe Mund-los und Uwe Böhnhard, die mutmaßlichen Täter eines bewaff-neten Banküberfalls, in Eisenach in einem Wohnmobil tot auf-gefunden. Noch am gleichen Tag ereignete sich eine Explosion in einem Mehrfamilienhaus in Zwickau. Die Explosion wurde absichtlich herbeigeführt. Die tatverdächtige Beate Zsch-äpe stellte sich wenige Tage später der Polizei. Im Bauschutt des Hauses in Zwickau wurde eine Pistole des Typs Česká CZ 83, Kaliber 7,65 mm mit verlängertem Lauf sichergestellt. Es handelte sich um die Waffe, mit der die bis dahin ungeklär-ten neun Morde an Kleinunternehmern mit Migrationshin-tergrund verübt worden waren. Daneben wurden mehrere DVD-Datenträger und Festplatten mit Videos gefunden. In den Videos bezeichnet sich eine Gruppierung unter dem Namen „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) „als ein Netzwerk von Kameraden mit dem Grundsatz ‚Taten statt Worte‘“. Mit-tels Ausschnitten von Fernsehberichten und Zeitungsartikeln werden unter anderem die neun Morde an den türkisch-, kur-disch- und griechischstämmigen Geschäftsleuten sowie die zwei Sprengstoffanschläge in Köln in menschenverachtender Weise dargestellt.

WELCHE EREIGNISSE IN NRW SIND ZU UNTERSUCHEN?

SPRENGFALLENANSCHLAG IN DER PROBSTEIGASSE/KÖLN

Am 21. Dezember 2000 betrat ein bis heute unbekannter Mann das Lebensmittelgeschäft einer iranischstämmigen Fami-lie in der Kölner Probsteigasse. Er trug einen Korb bei sich, in dem sich eine weihnachtliche Stollendose befand. Der Mann legte weitere Waren in den Korb und sagt dann, dass er sein Geld vergessen habe. Er wolle das Geld holen und wiederkom-men. Er hinterließ den Korb, kehrte aber nicht zurück. Als am 19. Januar 2001 die Tochter des Ladeninhabers die Stollendose öffnete, sah sie darin eine blaue Gasdruckflasche. Kurz nach-dem sie den Deckel wieder schloss, explodierte der Sprengsatz. Durch die Explosion erlitt die damals 19-Jährige hochgradige Verbrennung. NAGELBOMBENANSCHLAG IN DER KEUPSTRASSE/KÖLN

Im Jahre 2004 wird der NSU mutmaßlich erneut in Köln aktiv. In der überwiegend von MigrantInnen bewohnten Kölner Keupstrasse wurde ein an einem Fahrrad angebrachter Metall-behälter, in dem sich ca. 700 zehn Zentimeter lange Zimmer-mannsnägel befanden, zur Explosion gebracht. Insgesamt wurden 22 Personen verletzt, 18 davon leicht und vier schwer. Die Betroffenen erlitten überwiegend Splitterverletzungen durch herumfliegende Teile, insbesondere Metallnägel. Durch die Explosion zersplitterten ca. 30 Fensterscheiben an Wohn- und Geschäftsgebäuden. 15 PKW wurden zum Teil erheblich beschädigt. In den angrenzenden Geschäften kam es ebenfalls zu erheblichen Schäden. MORD AN MEHMET KUBAŞIK / DORTMUND

Der Mord an Mehmet Kubaşık im Jahre 2006 ist das dritte Ver-brechen in NRW, welches dem NSU zugeschrieben wird. Im

UNTERSUCHUNGS-

AUSSCHUSS

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April 2006 betraten der oder die unbekannten Täter einen Kiosk in der Dortmunder Mallinckrodtstraße und schossen mehrfach auf Mehmet Kubaşık. Durch zwei Schüsse in den Kopf wurde er getötet. Die Ermordung von Mehmet Kubaşık stellte den achten Fall einer bis dato ungeklärten Mordserie an Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund dar. Wie bei den Anschlägen in Köln war auch in Dortmund der Umgang mit den Angehörigen durch die Polizei höchst pro-blematisch. Die Familien und das Umfeld wurden jahrelang von der Polizei immer wieder verhört, verdächtigt und ausge-forscht. Eine umfassende Aufklärung der Fälle sind wir des-halb auch den Opfern schuldig.TOD DES FRÜHEREN V-MANNES „CORELLI“ IN NRW

Im April 2014 verstarb Thomas R., der unter dem Decknamen „Corelli“ als V-Mann des Bundesamtes für Verfassungsschutz gearbeitet und ab 1995 Kontakt zu Uwe Mundlos gehabt haben soll. Thomas R. gab zudem das rechtsextremistische Szen-emagazin „Der Weiße Wolf“ heraus, für das der NSU im Jahr 2002 insgesamt 2.500 Euro gespendet haben soll. Das Maga-zin bedankte sich dafür im Vorwort einer Ausgabe mit den Worten: „Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen.“ Nach seiner Enttarnung im Zuge der NSU-Ermittlungen kam „Corelli“ 2012 in ein Zeugenschutzprogramm und verstarb im Kreis Paderborn – als Todesursache wurde eine unerkannte Diabetes-Krankheit bekanntgegeben. WELCHE SCHWERPUNKTE WILL DIE GRÜNE FRAKTION IM UNTERSU-

CHUNGSAUSSCHUSS SETZEN?

Der Untersuchungsausschuss des Bundestags hat einen wich-tigen Beitrag zur Aufklärung des NSU-Terrors beigetragen, an die wir als Grüne Landtagsfraktion anknüpfen wollen.

Die herausgehobene und bisher unbeantwortete Frage bei den beiden Anschlägen in Köln und dem Mord in Dortmund ist, ob der NSU durch Einzelpersonen oder ein Netzwerk in Nord-rhein-Westfalen unterstützt wurde. Um mögliche Unterstüt- zerInnen aufzudecken, muss sich der Untersuchungsausschuss mit den zentralen Akteuren und Netzwerken der rechtsextre-mistischen Szene ab den 1990er Jahren beschäftigen. Zudem wollen wir, ähnlich wie im Bundestag, konkrete Schlussfolgerungen für Struktur, Befugnisse und Qualifizie-rung der nordrhein-westfälischen Sicherheits- und Justizbe-hörden sowie Maßnahmen zur Stärkung der Zivilgesellschaft, Demokratieförderung und Rechtsextremismus-Prävention erarbeiten. Denn die Mord- und Anschlagsserie des NSU hat ein eklatantes strukturelles Versagen der Sicherheitsbehör-den offenbart. In Nordrhein-Westfalen wurden bereits erste Konsequenzen gezogen, dazu gehört die Verfassungsschutzre-form, mit der u.a. öffentliche Sitzungen des Parlamentarischen Kontrollgremiums und gesetzliche Regelungen zum Einsatz von V-Personen beschlossen wurden. Der Untersuchungsaus-schuss soll die bereits umgesetzten Maßnahmen bewerten, Vorschläge zur Umsetzung der Schlussfolgerungen des Deut-schen Bundestages auf der Landesebene machen sowie eigene Handlungsempfehlungen erarbeiten.Die Stärke des Untersuchungsausschusses im Deutschen Bun-destag lag darin, dass alle Fraktionen gemeinsam an der Auf-klärung und der Erarbeitung von Handlungsempfehlungen gearbeitet haben. Auf diese Gemeinsamkeit setzen wir auch im nordrhein-westfälischen Landtag. –––––––––––––––––––––––––[email protected] für Innenpolitik

UNTERSUCHUNGS-

AUSSCHUSS

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6 GRÜN.KOMMT 10.2014

Für die Unternehmen der erneuerbaren Energien bringt die Energiewende unterschiedliche Chancen und Risiken mit sich. Um zu diskutieren, wer profitiert und wer verliert, haben wir Energieunternehmer, RWE und die Industrie- und Handels-kammer eingeladen. Dabei wurde deutlich, dass das Erneuer-bare-Energien-Gesetz (EEG) 2014 vor allem die kleineren Unternehmen und genossenschaftliche Bürgerenergieanlagen beschneidet. Bürokratische Auflagen wie die Ausschreibungs-pflicht steigen, und sinkende Erträge führen zu erheblicher Investitionsunsicherheit und verlangsamen so den Ausbau. Gerade kleine Unternehmen waren es, die den Ausbau der Erneuerbaren seit 2000 vorangetrieben haben. Im Gegensatz dazu wirkt das neue EEG wie ein Bestandsschutzgesetz für die Kohleindustrie. Viele der großen Unternehmen haben sich langsam bewegt. Jörg Kerlen von RWE Power räumte ein, sein Unternehmen habe die ersten Jahre des Booms der Erneuerbaren und eine strategische Neuausrichtung „ein Stück weit verschlafen“. RWE steige insofern mit einer gewissen Verspätung und einem stra-tegischen Nachteil in das Geschäftsfeld ein. Der Landesver-band Erneuerbare Energien NRW kritisierte beispielsweise, dass Biogas inzwischen fast komplett unrentabel sei. Dadurch könne diese Branche kaum noch investieren. Diesen Konflikt erleben auch die Industrie- und Handelskammern, die sowohl Unternehmen der Energieerzeugung als auch der verarbeiten-den Industrie vertreten. Der Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund, Reinhard Schulz, erklärte, dass das Ziel immer der Interessensausgleich sei. Viele TeilnehmerInnen hegten daran aber Zweifel. Wir wurden in unserer Kritik am EEG 2014 gestärkt, denn die mittelständische Struktur der Energieerzeugungsunterneh-men und die Dynamik des Ausbaus stehen auf dem Spiel. Das EEG darf durch das komplizierte Ausschreibungsmodell nicht das Engagement der BürgerInnen zerstören. Auch ist es wich-tig, dass die IHKen in ihren Strukturen basisdemokratischer werden und auch das Know-How der Erneuerbare-Energien-Branche für sich entdecken. –––––––––––––––––––––––––––––––[email protected], Wirtschaft, [email protected], Energie

ENERGIEWENDE

WER PROFITIERT?

DIVERSITY MANAGEMENT

WERTSCHÄTZUNG LOHNT SICH

Im Wettbewerb der Unternehmen um Fachkräfte ist ein ange-nehmes und förderndes Arbeitsumfeld zunehmend wichtig. So macht es nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch betriebswirtschaftlich Sinn, sich auf die vielfältigen Hinter-gründe der MitarbeiterInnen einzustellen – vielfältig in Bezug auf Kultur, Geschlecht, Alter, sexuelle Identität, Religion, Welt-anschauung und Lebensweise. Eine gelungene Integration aller MitarbeiterInnen wirkt sich positiv auf Motivation und Zufrie-denheit der Belegschaft aus und arbeitet somit Reibungen, Konflikten und Diskriminierungen systematisch entgegen. Für ein Gelingen von Diversity Management müssen die unter-schiedlichen Merkmale eines Unternehmens, wie beispiels-weise Betriebsgröße, Zusammensetzung der Belegschaft oder auch die langfristige Perspektive eines Unternehmens bedacht werden. Mögliche, noch bestehende strukturelle Diskriminie-rung gegenüber dem „Anderen“ und „Fremden“ muss erkannt und beseitigt werden. Hierbei ist es eine besondere Herausfor-derung, unterschiedliche Gruppen nicht in Verteilungskämp-fen auszuspielen und zu hierarchisieren. Schließlich müssen passgenaue Angebote gefunden werden - sowohl für ein mul-tinationales Großunternehmen, als auch für ein überwiegend regional agierendes mittelständiges Unternehmen. Wie sich das Prinzip des Diversity Managements in der betrieb-lichen Praxis umsetzen lässt und welche Fallstricke es hierbei konkret zu überwinden gilt, diskutierten Dr. Birgit Beisheim und Josefine Paul am 24. September mit zahlreichen Gästen im Landtag. Bei der Diskussion mit VertreterInnen von großen Unternehmen, Wirtschaftsvereinigungen und beratenden Ver-einen aus dem Bereich Diversity Management, kristallisierte sich als Grundvoraussetzung für ein gelungenes Diversity Kon-zept die Wertschätzung des Unternehmens gegenüber des/der einzelnen Angestellten heraus. Wertschätzung geht wei-ter als die bloße Unterlassung von Diskriminierung. Diver-sity Management fokussiert die einzelnen Potenziale und auch Bedürfnisse der Individuen. Genau dieses Bewusstsein ist eine wichtige Ergänzung zu allen Einzelbereichen der Antidiskrimi-nierungspolitik. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––[email protected] Sprecherin für Diversity Management und Industriepolitik

NRW NEWS

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Die chemische Industrie ist einer der wichtigsten Wirtschafts-zweige in Nordrhein-Westfalen. Durch ihre Materialkompe-tenz und Innovationskraft wirkt sie als Schlüsselindustrie und ermöglicht vielfältige Produkte, die sich in nahezu allen Din-gen des täglichen Lebens wiederfinden. Auf Antrag der Grünen Fraktion hat der Landtag eine Enquete-Kommission zur Zukunft der chemischen Industrie eingesetzt, die unter Vorsitz von Hans-Christian Markert, unserem Spre-cher für Umweltschutz tagt. Die Kommission soll Politik und Verwaltung zukunftsfähige Entwicklungsperspektiven aufzei-gen und Handlungsempfehlungen erarbeiten. Birgit Beisheim, Sprecherin für Industriepolitik und gelernte Chemikerin, ist die Grüne Obfrau der Kommission. Das Grüne Team wird von einem Sachverständigen, dem ehemaligen Leiter des Chemie-parks Dormagen, Dr. Walter Leidinger, unterstützt. Globale Trends führen dazu, dass chemische Produktion vor allem da neu aufgebaut wird, wo Absatzmärkte erschlossen werden können oder wo Rohstoffe und Energie sehr günstig sind. Konkret geht es darum, welche Energiequellen in Zukunft genutzt werden können und sollen, mit welchen Verfahren und aus welchem Rohstoffmix hier weiterhin hochwertige Chemie-Produkte produziert werden sollen. Wichtig ist dabei, dass diese zukünftig klar definierten ökolo-gischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Vor allem die Bereiche der stofflichen Nutzung erneuerbarer Energien, Verbreiterung der Rohstoffquellen und das Aufzeigen des Potenzials der biomimetischen Chemie bie-ten vielfältige Möglichkeiten. Günstiger Strom, der aus der schwankenden Verfügbarkeit aus Wind und Sonne gewonnen wurde, könnte dann zur Produk-tion von Chemieerzeugnissen genutzt werden. Zusätzliche Rohstoffquellen können über die höheren Recyclingraten und der vermehrten Nutzung nachwachsender Rohstoffe generiert werden. Und nicht zuletzt stellen wir uns die Frage, wie eine Abkehr von fossilen Kohlenstoffquellen möglich sein kann, wie chemische Produkte langlebiger gemacht und für eine ökologi-sche Nachnutzung produziert werden können. ––––––––––––[email protected] für Umweltpolitik

ENQUETE-KOMMISSION

NRW-CHEMIE IM GRÜNEN WANDEL

NEUES PFLEGEGESETZ

GUT VERSORGT IM ALTER

Die Gesellschaft, in der wir leben, wird immer älter. Dies stellt uns vor große Herausforderungen: Mit der steigenden Zahl alter Menschen steigt auch die Anzahl der Pflegebedürftigen. Viele dieser Menschen wollen nicht in ein Heim, sondern so lange wie möglich in ihrem vertrauten Wohnumfeld leben. Daher haben wir ein neues Pflegegesetz (GEPA NRW) auf den Weg gebracht, das den Menschen ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben im Alter ermöglicht.Mit dem GEPA NRW wird die Gründung alternativer Wohn- und Lebensformen wie „Alten-WGs“ erleichtert, aber auch die bedarfsgerechte Modernisierung bestehender Heime und deren Öffnung ins Quartier verbessert. Ziel ist es, die Wohn-quartiere auf die Bedürfnisse von älteren und mobilitätseinge-schränkten Menschen auszurichten und so das eigenständige und selbstbestimmte Wohnen in der gewohnten Umgebung möglich zu machen.

INDIVIDUELLERE ANGEBOTE

Außerdem werden wir den Kommunen mehr Möglichkeiten geben, die Pflegeplanung selber zu steuern. So ist es beispiels-weise nicht mit der Zielsetzung des Gesetzes vereinbar, wenn Kommunen weiterhin verpflichtet werden, zusätzliche Kapazi-täten in Großeinrichtungen zu fördern, obwohl der Bedarf vor Ort schon gedeckt ist. Und natürlich halten wir auch an qua-litativen Zielvorgaben fest. Bis 2018 müssen bei bestehenden Einrichtungen mindestens 80 Prozent Einzelzimmer, bei Neu-bauten sogar 100 Prozent Einzelzimmer vorhanden sein.All dies wird durch die Kombination des alten Landespflege- und des alten Wohn- und Teilhabegesetzes ermöglicht. Der neue Gesetzentwurf wird aller Voraussicht nach pünktlich zu Beginn des kommenden Jahres in Kraft treten, sodass schon zeitnah mit der Verbesserung der Pflegebedingungen in Nord-rhein-Westfalen begonnen werden kann. Damit wird in NRW ein erheblicher Beitrag dazu geleistet, eine der akutesten Her-ausforderungen unserer heutigen Gesellschaft zu meistern und die Lebensumstände von vielen älteren Menschen nach-haltig zu verbessern. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––[email protected] für Gesundheits- und Pflegepolitik

NRW NEWS

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IMPRESSUM

Herausgeber (v.i.S.d.P): GRÜNE im Landtag NRW Platz des Landtags 140221 Düsseldorf Tel 0211 884-2180Fax 0211 884-2890 www.gruene-fraktion-nrw.de [email protected]

Redaktion: Guido von Wiecken

Gestaltung: Bettina Tull

Bildnachweis: © fotolia.com:S.2 u. Rückseite: Smileus, S. 3: blackosaka, sp4764 S.6: R. Millert, Rawpixel S.7: pressmaster © flickr: Titel: SAV, BKA© Grüne Landtagsfraktion:Titelcollage, Portrait S.2: G. Biebersdorf, S.7: G. von Wiecken

An dieser Ausgabe haben außerdem mitgewirkt: Michael Kersken, Martin Metz, Birgit Müller, Müjgan Percin, Dr. Sebastian Ritter, Harald Wölter

Oktober 2014 NEWSLETTER

Aktuelle Informationen erhalten Sie per E-Mail mit unse-rem Newsletter „Landtag aktuell“, wenn Sie sich über unsere Homepage www.gruene-fraktion-nrw.de anmelden oder uns unter [email protected] eine Mail schi-cken. Er erscheint zu Beginn jeder Plenarwoche mit einer Vorschau und am Ende der Woche mit einem Rückblick.

GrueneFraktionNRW

@gruenefraknrw

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