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Fakultät Kultur- und Sozialwissenschaften
Mediendidaktikdm
Markus Deimann
Bericht zum Dissertationsprojekt und zu Forschungsaktivitäten
13. Juni 2006
Fakultät Kultur- und Sozialwissenschaften
Mediendidaktikdm
Gliederung
• Motivation und Volition• Ansätze der systematischen Förderung• Entwicklung volitionales Designmodell• Empirische Überprüfung• Ausblick auf zukünftige
Forschungsvorhaben
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Motivation
• Erklärung und Vorhersage zielgerichteten Handelns. Motivation als „aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzugs auf einen positiv bewerteten Zielzustand“ (Rheinberg, 2000)
• Motivationale Theorien beschränkt auf Intentionsbildung
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Volition
• Tradition der Deutschen Willenspsychologie (Ach, Wundt…)
• „Verlierer“ der Ach-Lewin-Debatte• Wiederentdeckt und wiederbelebt durch
MPI-Arbeitsgruppe um Heckhausen, Kuhl, Gollwitzer
• → Entwicklung von modernen volitionspychologischen Konzepten
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Übersicht moderne volitionale Theorien
• Handlungskontrolltheorie (Kuhl)• Rubikonmodell der Handlungsphasen
(Heckhausen, Gollwitzer)• Weitere Entwicklungen in jüngster Zeit:
Implementation Intentions (Gollwitzer), Deliberate Practice/Studying (Erricson et al.)
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Theorie der Handlungskontrolle
• Selektions- vs. Realisationsmotivation• Vermittelnde Strategien der
Handlungskontrolle (z.B. Motivationkontrolle)
• Lage- vs. Handlungsorientierung
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Rubikonmodell der Handlungsphasen
„Alea iacta est.“„Der Würfel ist gefallen.“
Julius Cäsar, 49 v. Christus
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Zwischenfazit• Volitionale Aspekte spielen in der aktuellen
Diskussion (selbstgesteuertes Lernen, lebenslanges Lernen) eine zentrale Rolle
• Beachtliche Fortschritte der volitions-psychologischen Forschung (Grundlagenforschung)
• Beginnende Rezeption in der pädagogischen Psychologie (Corno, Pintrich…)
• Aber: Bislang nur wenige systematische Förderansätze
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Möglichkeiten der Förderung
• Direkte vs. indirekte Förderung• Direkt: Trainingsmaßnahmen zur
Förderung von Motivation (zusf. Rheinberg & Krug) und Volition (Corno)
• Indirekt: Systematisches Arrangement von Umgebungsfaktoren: Instructional Design
• Im Falle von Motivation: Motivationales Design
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Modelle des motivationalen Designs
• Gagnés Nine Events of Instruction • Klauers Framework for a Theory of Teaching • Malones Theory of Intrinsically Motivating
Instruction• Spitzers Supermotivation• Wlodkowskis Time-Continuum
Model/Motivational Strategies Framework • Kellers ARCS-Modell
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Status der Modelle
• Alle postulieren Strategien zur Motivierung der Lerner
• Alle nehmen einen Quasi-Automatismus an: Sobald Motivation in einem ausreichende Maße angeregt wurde, wird die Lernhandlung auch zielgerichtet und erfolgreich bis zum Ende geführt
• Modelle unterscheiden sich hinsichtlich ihrer theoretischen Fundierung
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Konsequenz
• ARCS-Modell kann als das best verbreitest und best elaborietest gelten
• Motivationale Strategien, aufbauend auf den Komponenten Aufmerksamkeit (A), Relevanz (R), Zuversicht (Confidence, C) und Zufriedenheit (Satisfaction, S)
• 10 stufiger motivationaler Designprozess
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Aber…
• ARCS-Modell berücksichtigt keine motivationalen Schwankungen
• Gründet auf Erwartung*Wert Paradigma• Postuliert quasi-Automatismus von
Motivation• Erweiterung um volitionale Aspekte
erscheint daher sinnvoll
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Theoretische Basis des ARCS-Modells
Konfundierung motivationaler und volitionaler Konzepte
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Entwicklung VDM
• ARCS-Modell als Referenzmodell• Erweitert um zentrale volitionale Konzepte
(Synthese aus Literatur)• Integriert in motivationales/volitionales
Rahmenmodell
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Bausteine des VDM
• Rubikonmodell• Theorie der Handlungskontrolle• Implementation intentions• Deliberate practice/studying• Umklammert von Konzept der
motivationalen und volitionalen Steuerungslagen
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Implementation intentions
• Abgeleitet aus Rubikonmodell• Spezifisches Format: „Wenn Situation X
auftritt, führe ich Verhalten Y aus!“• Übertragung von Kontrolle an Umwelt• Fördert sowohl Handlungsinitiierung als
auch Persistenz
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Implementation intentions (II)
• Einfache, aber sehr wirksame Strategie (aufgezeigt in über 80 Studien)
• Benötigt kein Vorwissen und keine selbstregulatorischen Fertigkeiten
• Beansprucht wenig kognitive Ressourcen (geringer cognitive load)
• Bislang keine negativen Nebenwirkungen bekannt
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Deliberate practice/studying
• Entstanden durch Analyse von Expertenverhalten (z.B. Musik, Sport)
• Herausragende Leistungen sind weit mehr durch absichtsvolles Üben beeinflusst als durch angeborene Fähigkeiten (Talente)
• Konsequenzen für Lehr- und Lernprozesse
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Deliberate practice/studying (II)
• Charakteristika von deliberate practice/studying:
Hoch strukturierte Aktivitäten; sorgfältig geplant für regelmäßige Ausführung
Erfordern Anstrengung (Wille); nicht inhärent genießbar
Führen nicht zu intrinsischer Motivation; mehr Mittel zum Zweck
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Konzept der Steuerungslagen
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Konsequenz
• Motivation und Volition sind in jeder Handlungsphase von Bedeutung
• Kehr (2003): Funktionsanalytisches Prozessmodell von Motivation und Volition
• Konstituiert theoretische Basis des VDM
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Prozessorientierte Darstellung des VDM
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Erweiterter Designprozess
• Analyse volitionaler Kompetenz:Academic Volitional Strategies Inventory (McCann & Turner, 2004)Volitional Components Inventory (Kuhl & Fuhrmann, 1998)Lerntagebücher (situativ relevante volitionale Erlebensformen)
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Zusammenstellung volitionaler Strategien
• Handbook of Study Tips:1) Die Stufen des Lernens/The Stages of
Learning: Heranführung an zentrale motivationale und volitionale Aspekte
2) Future Wheel: The Issue of Relevance: Förderung von Relevanz
3) Making a Plan that Works!: Zielsetzung, Commitment
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Zusammenstellung volitionaler Strategien (II)
4) Tips for Studying Text: Aspekte der Handlungskontrolle (Aufmerksamkeit, Emotion)
5) Overcoming Discouragement: Motivations- und Emotionskontrolle
6) Making Anxiety Work for You: Emotionskontrolle
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Empirische Überprüfung
• Designprozess: Analyse volitionaler Kompetenz
• Prozessnahe Erfassung des Lernverlaufs: Einsatz von Lerntagebüchern (ESM)
• Wirkungsweise der motivationalen und voltionalen Botschaften (Emails)
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Stichprobe
• Kurs „World Prehistory“ (FSU, Fall Semester 2005)
• 115 undergraduates• Geringes Interesse und wahrgenommene
Relevanz, eher extrinsische Motivation• Problematische Verhaltensweisen
(Aufschieben, ineffektive Strategien), lassen auf volitionale Defizite schließen
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Design (geplant)
• Vier Phasen (A-B-B‘-A)• Baseline measurement• Gruppenspezifische Intervention (verteilt,
gebündelt, Placebo) • Uniforme Intervention• Neue baseline measurement
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Baseline Measurement
• Erheben motivationales Profil und volitionaler Kompetenz (Analyse) mittels CIS, AVSI und VCI
• Einführen von Lerntagebüchern (logbook) zur Erfassung von Lernzeit sowie volitional relevanten Variablen
• Abschluss durch ersten Test
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Gruppenspezifische Intervention
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Methode
• Motivationale Botschaften (motivational messages; Visser & Keller, 1990)
• Zusammenstellung von Strategien und Verteilung genau dann, wenn größtmöglicher Nutzen angenommen werden kann
• Erfolgreiche Anwendung in Präsenzkursen und Fernstudiengängen
• Hier: Realisierung in Form von Emails
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Ad hoc Gruppe: PMG
• Unerwartet geringe Partizipation der Experimentalgruppen
• Probanden zum Teil unzufrieden mit Testergebnissen, höhere Ziele für weitere Tests; geringe volitionale Kompetenz (z.B. Umgang mit Misserfolgen
• Neue Experimentalgruppe: Personalised Message Group (PMG)
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PMG
• 32 VP identifiziert → Übersendung von personalisierten Emails
• Kompilation aus bewährten Strategien (ARCS-Modell) und ergänzenden volitionalen Strategien
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Strategien (Bsp. ARCS)
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Volitionale StrategiePearl Buck (1892-1973)
Literaturnobelpreis 1938
„I don‘t wait for moods. You accomplish nothing if you do that. Your mind must know it has got to
get down to work.“
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• Motivationales Profil
Ergebnisse
Motivation
3,13
3,684,16
3,62
00,5
11,5
22,5
33,5
4
4,55
A R C S
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Ergebnisse (II)
• Analyse volitionaler Kompetenz
D ie Skalen des AVSI
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
S E E NB I S RA
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Validierung des Konstrukts volitionale Kompetenz
.222*-.075.449**.254**IAC
.233*.080.385**.292**CAC
.413**.174.666**.542**SEL
.328**.069.576**.417**VCI
SRANBISEEAVSI
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Auswertung Lerntagebücher
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Auswertung Lerntagebücher (II)
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Wirkungsweise der Strategien
• Signifikante Leistungsverbesserung der PMG vom zweiten zum vierten Test (t=-2.65, p=.017, d=.45)
• Signifikanter Unterschied in den durchschnittlichen Lernzeiten der beiden Gruppen, PMG= 2,60 h, KG= 1,57 h (F=6.03, p=.017, d=.52)
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• Weiterentwicklung des VDM:Einsatz in anderen Lernkontexten (Aus-und Weiterbildung, Fernstudium)Automatisierung der Analyse ► Validierung der Strategien
Ausblick
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OutputMotivationales Profil
M OTIVATION
PERF
ORM
ANZ
NVAR
CS
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Motivation at a Distance
• Motivation gilt als ein zentrales Problem bei Fernstudienszenarien, angezeigt durch hohe Drop-out Raten
• Motivationales Design zur Förderung der Motivation beim Fernstudium
• Visser (1998): ARCS-Design Matrix
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DesignmatrixDesign Faktoren
A R C S
Learner Charac-teristicsLearning Task(…)Motivat. Tactics
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Beispiel
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Erweiterte Matrix
• Erweiterung: Entfernen von Demotivatoren (nach SBT, Deci & Ryan)
• Integration von volitionalen Aspekten (volitionale Faktoren, volitional relevante situative Erlebensformen)
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Diskussion
• Wie ist eine höhere Partizipation an elektronisch gestützten Interventionen möglich? (Problem ökologische Validität)
• Wie können die pädagogischen bzw. didaktischen Potentiale der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, „Web 2.0“ (Weblogs, Wikis...) ausgeschöpft werden)
► E-Learning jenseits von Marketingfacetten!