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Report 2006 Der Münchner Biotech Cluster Reifeprüfung bestanden! Gateway To Excellence.

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Reifeprüfung bestanden! Der Münchner Biotech Cluster Gateway To Excellence. Marc Müller, Regina Bach Dr. Petra Burgstaller, Christine Schack Grafik Design Eckert, Gauting Referenten Prof. Dr. Horst Domdey, Bio M Biotech Cluster Development GmbH Impressum

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Page 1: Report 2006 Internet

Report 2006Der MünchnerBiotech Cluster

Reifeprüfungbestanden!

Gateway To Excellence.

Page 2: Report 2006 Internet

Marc Müller, Regina BachDr. Petra Burgstaller, Christine Schack Grafik Design Eckert, GautingReferentenProf. Dr. Horst Domdey, BioM Biotech Cluster Development GmbH

Impressum

Konzept und Redaktion:Datenerhebung:

Layout:Fotos:

Verantwortlich für den Inhalt:

Page 3: Report 2006 Internet

Inhalt

Gruß von Erwin Huber, Bayerischer Staatsminister für

Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie 2

Vorwort von Prof. Dr. Horst Domdey, BioM Biotech Cluster Development GmbH 3

Einleitung 4

Unternehmen im Münchner Biotech Cluster

Struktur 5Gründungen 6Gastbeitrag: Dr. Hans A. Küpper, Global Life Science Ventures GmbHWo sind die attraktiven jungen Firmen? 7

Beschäftigung

In den Biotechnologie-Unternehmen 8Struktur der Life Science Branche insgesamt 9

Forschung und Entwicklung, Umsätze

F&E-Aufwendungen 10Umsätze 11Umsatzentwicklung 12Gastbeitrag: Dr. Christine Lemke, MediGene AG MediGene auf dem Wege zur FIBCO 13

Jubiläumsbeitrag

10 Jahre – Münchner Biotech Cluster 14Staatssekretär Michael Thielen, Bundesministerium für Bildung und ForschungBiotechnologie in München und weltweit – Marktwirtschaftliche Eigendynamik setzt sich durch 15

Serviceanbieter

Service für ein funktionierendes Netzwerk 16Gastbeitrag: Dr. Regina Bichlmaier, metabion GmbH „Die stillen Erfolgreichen“ – Dienstleister in der Biotechnologie 17

Produktpipeline

Kinische Studien im Cluster 18Gastbeitrag: Dr. med. habil. Matthias Rother, IDEA AG Standort Deutschland – Klinische Forschung 19

Kooperationen, Partnerschaften, Zusammenschlüsse

Kooperationen und Allianzen 20M&A-Aktivitäten mit Münchner Beteiligung 21M&A-Aktivitäten weltweit – ein Überblick 22Gastbeitrag: Prof. Dr. Klaus Strein, Roche Diagnostics GmbHErfolgsweg Biopharmaka – deshalb ist Biotech so interessant 23

Finanzierungsklima

Private Equity, IPO, Follow-ons 24Gastbeitrag: Peter Llewellyn-Davies, Wilex AG Der lange Weg zur Börsenreife 25

Exzellente Universitäten in München

Gastbeitrag: Prof. Dr. Bernd Huber, Ludwig-Maximilians-Universität MünchenDer Erfolg der LMU bei der Exzellenzinitiative: Stärkung der Lebenswissenschaften am Standort Großhadern-Martinsried 26Gastbeitrag: Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann, Technische Universität MünchenEuropaweites Alleinstellungsmerkmal: "Life Science Engineering" der TU München 27

Ausblick 28

1

2

3

4

5

6

7

8

Page 4: Report 2006 Internet

Gruß

Seit beide Münchner Universitäten zu Elite-Universitäten gekürt wurden, darf sich München als "Wissenschaftsstandort Nummer eins in Deutschland" fühlen.Ein Erfolg, der nicht von ungefähr kommt: Der Freistaat hat im Rahmen derOffensive Zukunft Bayern und der High-Tech-Offensive bewusst in Forschungund Innovation investiert. Die vorhandenen Forschungseinrichtungen bilden dieGrundlage für eine lebendige Unternehmenslandschaft.

Das wird bei der Biotechnologie besonders deutlich. Kein anderer Standort inDeutschland bringt mehr Biotechnologie-Patente hervor als München, kein anderer Standort hat die Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen inProdukte erfolgreicher vollzogen. München ist der führende Biotechnologie-Standort in Deutschland. Das gilt sowohl für die Anzahl und Reife der Firmen als auch für die Zahl der Produkte in der Pipeline und auf dem Markt.

Ein Grund zum Feiern war 2006 das zehnjährige Jubiläum der Biotech-RegionMünchen. Wesentlich für die Entwicklung des Clusters war die BioM AG alsNetzwerkorganisation der Biotech-Region München. Sie unterstützte von Beginn an junge Firmen bei Rechts- und Finanzierungsfragen und baute dieBiotech-Region München zu einem der führenden Biotechnologiezentren Europas aus. 2006 wurde das Standortmarketing an die neu gegründete BioM

Biotech Cluster Development GmbH übergeben. Dem neuen Unternehmenwurde auch die Aufgabe übertragen, im Rahmen der Allianz Bayern Innovativ das Management des Biotechnologie-Clusters zu übernehmen. Ziel ist die landesweite Netzwerkbildung zwischen Unternehmen, Hochschulen undForschungseinrichtungen, Kammern und Verbänden, Kapitalgebern, Förder-institutionen, Beratern sowie die Koordinierung der Aktivitäten der regionalenNetzwerkorganisationen.

Der Start des Clusters Biotechnologie kommt zur rechten Zeit. In der Branchewar in den vergangenen beiden Jahren ein deutlicher Aufwärtstrend zu spüren.Das Finanzierungsumfeld hat sich wieder deutlich verbessert. Nach wie vor istdie Biotechnologie aber auf innovationsfreundliche Rahmenbedingungen ange-wiesen, etwa im Bereich des Gentechnikgesetzes, des Arzneimittelgesetzes oder bei der Besteuerung von Beteiligungskapital. Die Bayerische Staatsregierungwird sich weiterhin für die Verbesserung der Rahmenbedingungen einsetzen undsich für die Biotechnologie engagieren. Unser Ziel ist es, Bayern zum führendenBiotechnologie-Standort in Europa zu machen.

Erwin HuberBayerischer Staatsminister für Wirtschaft,Infrastruktur, Verkehr und Technologie

Gruß

2

Page 5: Report 2006 Internet

Vorwort

Die Erstellung und Veröffentlichung eines jährlichen Reports über die Entwicklungder Biotech-Region München gehörte seit jeher zu den wichtigsten Aufgaben derBioM AG. Für den neuen vorliegenden Report über das Jahr 2006 ist nun allerdingseine andere Gesellschaft verantwortlich: die BioM Biotech Cluster DevelopmentGmbH. Das im Sommer des Jahres 2006 neu gegründete Unternehmen ist ausder seit 1997 in der Region etablierten BioM AG hervorgegangen. Diese hat allevon ihr in der Vergangenheit durchgeführten Wirtschaftsförderungsaktivitäten –und auch das dafür verantwortliche Team – an die BioM GmbH übertragen undkonzentriert sich seitdem ausschließlich auf das Beteiligungsgeschäft und inter-nationale Beratungstätigkeiten. Um diese Veränderung auch nach außen deutlichzu machen, hat man der neuen Gesellschaft einen anderen „Anstrich“ gegeben:nicht Blau und nicht Grün, sondern Petrol ist die neue Farbe, in der auch dieserReport erscheint.

Und noch etwas hat sich geändert: Während in der Vergangenheit sowohlBerichte als auch Plakate (fast) immer mit der Bezeichnung „Biotech-RegionMünchen“ tituliert wurden, haben wir dem Biotechnologie-Standort im Groß-raum München einen neuen und, wie wir meinen, mittlerweile treffenderenNamen gegeben: „Münchner Biotech Cluster“. Diese neue Bezeichnung, dieandererseits nun vielleicht auch gar nicht so neu ist, da sie von vielen Vertreternder Münchner Biotechnologie-Szene bereits seit einiger Zeit verwendet wurde,soll verdeutlichen, dass sich der im Jahr 1996 im BioRegio-Wettbewerb ausge-zeichnete Standort mittlerweile von einer kleinen aufstrebenden BioRegion zueinem Biotech Cluster von internationaler Bedeutung entwickelt hat. Die Bio-tech-Region München verdient den Namen Biotech Cluster in jeder Weise, da sie alle dafür notwendigen Elemente enthält: Top-Wissenschaft an weltweitrenommierten Forschungsinstituten, erfolgreich forschende und entwickelndeBiotechnologie-Unternehmen, zahlreiche Service-Unternehmen, die „schwarzeZahlen“ schreiben, bedeutende Vertreter der internationalen Pharmaindustrie,starke Kapitalgeber und hervorragende Rahmenbedingungen, die von den politischen Entscheidungsträgern des Landes Bayern, der Stadt München undder umliegenden Gemeinden bereit gestellt werden.

Wie Sie auf den folgenden Seiten erfahren werden, geht es dem MünchnerBiotech Cluster (wieder) wirklich gut, so gut, wie es einem nach einer gut bestandenen (Reife-) Prüfung geht. Und wenn es dem Münchner Biotech Clustergut geht, dann geht es auch der BioM gut, sowohl der „alten“ BioM AG als auchder „neuen“ BioM GmbH.

Prof. Dr. Horst DomdeyGeschäftsführer der BioM Biotech Cluster Development GmbH

Vorwort

3

Page 6: Report 2006 Internet

Einleitung

Zehn Jahre sind seit dem Gewinn des BioRegio-Wettbewerbs im Jahr 1996 vergangen. Der Münchner Biotech Cluster ist in dieser Zeit zu einem der bedeutendsten in Europa herangewachsen. Den Namen der GemeindeMartinsried, die den Mittelpunkt und die Schaltzentrale des Clusters darstellt,kann man inzwischen auch in den USA fehlerfrei artikulieren. Und so ist es aucheine ganz natürliche Entwicklung, dass sich rund um die wissenschaftlichenEinrichtungen in den vergangenen Jahren viele Niederlassungen internationalerBiotechnologie- und Pharmaunternehmen, Auftragsforschungsunternehmen undBiotech-Dienstleister niedergelassen haben.

Die Life Science Branche im Münchner Biotech Cluster beschäftigt heute ca.23.000 Menschen. Auch aufgrund der Nähe zu exzellenten Ausbildungseinrichtungenverfügt die Region damit über einen außerordentlich hohen Standard an Fach-kräften und Wissenschaftlern. Die Zahlen, die BioM in diesem Report veröffentlicht,zeigen, dass sich seit den turbulenten Zeiten in den Jahren 2002-2004 die Lageim Münchner Biotech Cluster stabilisiert hat: Er ist erwachsen geworden, er hatdie Reifeprüfung bestanden!

Unter diesem Motto präsentieren wir Ihnen in diesem Jahr unsere Daten, Faktenund Trends. Wie in den vergangenen Jahren basieren die Zahlen auf einer aus-führlichen Befragung aller Unternehmen im Großraum München. Dabei haben wir branchenspezifische Parameter unterschieden und deswegen Pharmafirmen,Auftragsforschungsunternehmen (CRO) und Klein- und Mittelständische Unter-nehmen (KMU) in der Biotechnologie mit jeweils eigenen Erhebungen befragt.

Die dem vorliegenden Report zugrunde liegenden Daten basieren auf derAuswertung einer schriftlichen Befragung, die BioM im Dezember 2006 bei 234Life Science Unternehmen im Großraum München durchgeführt hat. Auf derBasis der zurückgesandten Fragebögen und der intensiven telefonischenNachverfolgung konnte insgesamt ein Rücklauf von fast 70% erreicht werden.Bei den 97 Biotechnologie-KMU des Münchner Biotech Clusters, auf die wir inunserer Betrachtung einen besonderen Fokus legen, war sogar ein Rücklauf vonmehr als 90% zu verzeichnen.

Zusätzliche Informationen wurden durch weitere eigene Recherchen gewonnen.Etwaige Abweichungen zu den im vergangenen Jahr veröffentlichten Zahlenergeben sich aufgrund zusätzlicher Daten, die in diesem Zusammenhang auchnoch für die Vorjahre ermittelt werden konnten.

Gastbeiträge hochrangiger Experten jeweils am Ende eines Kapitels bietenzusätzliche Informationen und eine Außenansicht auf den Münchner BiotechCluster.

Der Betrachtungszeitraum ist das Jahr 2006. Umsatzzahlen, die teilweise erst imMärz veröffentlicht wurden, beziehen sich auch ausschließlich auf diesen Zeit-raum. Im Report verarbeitete Daten, die sich nicht aus der Befragung ergeben,stammen aus anderen Quellen, die jeweils extra auf den entsprechenden Seitengenannt werden.

Einleitung

4

“Der Münchner

Biotech Cluster ist

erwachsen geworden,

er hat die Reifeprüfung

bestanden!”

Page 7: Report 2006 Internet

Unternehmen im Münchner Biotech Cluster

Struktur

Die Strukturen und das Netzwerk im Cluster haben sich in den vergangenenJahren gefestigt. Es sind im Jahr 2006 keine signifikanten Änderungen zu verzeichnen. Die Anzahl der Biotech-KMU, von denen weiterhin die meisten imBereich der Arzneimittel- oder Diagnostika-Entwicklung tätig sind, ist von 98(2005)* auf 97 gesunken. Insgesamt gab es drei Neugründungen, die wiederumvier Unternehmensabgängen gegenüberstehen. Unter diesen vier gab es dreiInsolvenzen (BioNetWorks GmbH, MIB Munich Innovative Biomaterials GmbHund Xantos Biomedicine AG) und eine Übernahme (Vivacs GmbH wurde vonEmergent Biosolutions übernommen, daraus entstanden ist die EmergentProduct Development Germany GmbH).

Damit hat die Zahl der Neugründungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich abge-nommen. Der prozentuale Anteil der extern finanzierten Neugründungen istjedoch angestiegen: Zwei der drei Neugründungen sind mit solchen Finanzmittelngestartet, eine davon mit Mitteln aus dem HighTech-Gründerfonds (siehe auchKapitel Finanzierungsklima).

Nach wie vor festigt sich ein gewisser Trend: Beinahe alle in den vergangenenJahren gegründeten Unternehmen bieten Dienstleistungen auf der Basis vonPlattformtechnologien an. Unter den drei Neugründungen gibt es nur einen Medikamentenentwickler, die Corimmun GmbH, die Wirkstoffe gegen cardio-vaskuläre Erkrankungen entwickelt. (Zum Trend: siehe auch Kapitel Serviceanbieter)

Für den Bereich der Pharma- und Auftragsforschungsunternehmen sind imVergleich zum Vorjahr keine signifikanten Änderungen zu verzeichnen.

Damit gibt es im Münchner Biotech Cluster weiter insgesamt knapp 180Unternehmen der Life Science Branche.

“Plattform-

technologien

weiter im Trend”

Unternehmen im Münchner Biotech Cluster

5

1.

* Im Report 2005 hatten wir von 96 Untenehmen berichtet. Jedoch müssen amYmed und Kinaxo hinzugezählt werden, die bereits 2005 gegründet aber noch nicht erfasst worden waren.

Therapeutika,Diagnostika

Agro, Nahrung,Umwelt

Bioinformatik Geräte,Reagenzien

DNA-Analytik,Protein-Analytik

PräklinischeDienstleistung

42 7 6 26 11 5

KMU Struktur

Page 8: Report 2006 Internet

Gründungen

Im Jahr 2006 hat die Zahl der Gründungen gegenüber dem Vorjahr deutlich abgenommen. Im Münchner Cluster entstanden in diesem Zeitraum drei neueEntitäten. Aufgeführt werden im Folgenden auch amYmed GmbH und KINAXOBiotechnologies GmbH, die bereits 2005 gegründet wurden, aber noch nicht imvergangenen Report beschrieben worden sind:

amYmed GmbH, eine Ausgründung aus dem Max-Planck-Institut für Biochemie,entwickelt Immunreagenzien auf dem Gebiet der Proteinspeicherkrankheiten undunterhält einen Diagnostikservice mit Beratung für Ärzte und Patienten.

Corimmun GmbH ist eine Ausgründung zweier Arbeitsgruppen der UniversitätenWürzburg und Tübingen mit dem Ziel, neue Therapieansätze zur Behandlung vonHerzinsuffizienz und Arteriosklerose zu finden.

KINAXO Biotechnologies GmbH entwickelt im Auftrag von Pharma- und Bio-technologieunternehmen mit Hilfe einer firmeneigenen Plattformtechnologiehochspezifische Kinase-Inhibitoren. Das Unternehmen ist eine Ausgründung aus dem Max-Planck-Institut für Biochemie.

siRion GmbH, eine Ausgründung aus dem Genzentrum der LMU München, bietet neue Lösungen für den effizienten Transfer von genetischem Material(siRNA, RNA, DNA) in eukaryotische Zellen an.

SpheroTec GmbH ist eine Ausgründung des Klinikums der LMU München undhat sich auf die Testung neuer Krebsmedikamente in der präklinischen Phasespezialisiert. Die Verwendung der tumorbiologisch relevantenSpheroidtechnologie erlaubt die frühzeitige Selektion effizienterKrebsmedikamente mit geringen Nebenwirkungen.

Unternehmen im Münchner Biotech Cluster

6

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

19 19 13 13 9 10 4 11 10 3

Neugründungen im Münchner Biotech Cluster

Page 9: Report 2006 Internet

Dr. Hans A. Küpper, Geschäftsführer, Global Life Science Ventures GmbH

Wo sind die attraktiven jungen Firmen?

Die Münchner Biotechnologie-Szene, die durchaus modellhaft für ganz Deutschland steht, hat die Konsolidierungsphase erfreulicherweise mit einem blauen Auge überstanden - auch wenn einige Firmen es nicht geschafft haben. Die schwierigen Jahre von 2001 bis 2004 wurden dazu genutzt, die firmeneigenen Produkt-Pipelines und Technologieplattformen weiter auszubauen und fortzuentwickeln, aber auch um überschüssiges „angesetztes Fett“ loszuwerden.

In den vergangenen Jahren konnten vor allem die börsennotierten Unter-nehmen wie MediGene AG, GPC Biotech AG und MorphoSys AG immer wieder frisches Kapital akquirieren und damit eine kontinuierliche Weiter-entwicklung sicherstellen. Auch haben in den vergangenen zwei Jahren dieVenture-Capital-Gesellschaften begonnen, wieder verstärkt in privateUnternehmen zu investieren.

Auch wenn die insgesamt investierten Summen vergleichbar sind mit denen in der Biotech-„Gründerzeit“ zwischen 1996 und 1999, lassen sich dieInvestitionen in dieser Zeit mit denen in den Jahren 2005 und 2006 kaum vergleichen. Während vor 10 Jahren der Fokus der VC-Investitionen bevorzugt im Start-up- und Early-stage-Bereich lag, waren es in der jüngsten Vergangenheiteher die bereits etablierten Firmen, die das Interesse der Investoren auf sichzogen. Das hat zum einen damit zu tun, dass die VCs vorsichtiger und kritischergeworden sind, aber auch damit, dass das Angebot an attraktiven Start-up-Konzepten eher geringer geworden ist. Viele der neu gegründeten Unternehmenverfolgen eine Art duales Geschäftsmodell mit einer starken Service-Komponente, das nur in wenigen Fällen wirklich VC-tauglich ist. Die wirklichaußergewöhnlichen Ideen sind wie immer rar!

Woran das liegt, darüber kann man nur spekulieren. Die Wissenschaftler an den Hochschulen und den außeruniversitären Einrichtungen sind mit Sicherheitnicht schlechter geworden – und ihre Wissenschaft auch nicht. Es scheint ihnen allerdings der Anreiz zu fehlen, ihre Forschungsergebnisse dann auch inInnovationen überführen zu wollen. Dabei könnten ein paar nachahmenswerteVorbilder helfen, d.h. Personen, die nicht nur in ihrer Wissenschaft erfolgreichwaren, sondern auch durch die Kommerzialisierung ihrer Ideen und Konzepte zu einem gewissen persönlichen Wohlstand gekommen sind. Glycart und Cytosaus der Schweiz oder Intercell aus Österreich sind solche Beispiele. Dies sindsehr erfolgreiche Firmen, die von Forschern gegründet und mit Venture Capitalfinanziert wurden. Wenn wir mehr von solchen Gründern hätten, bräuchte manvielleicht nicht so lange nach neuen attraktiven jungen Firmen suchen.

Unternehmen im Münchner Biotech Cluster

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Gastbeitrag

Page 10: Report 2006 Internet

2. Beschäftigung

In den Biotechnologie-Unternehmen

Im Vergleich zum Vorjahr hat die Beschäftigtenzahl in den Unternehmen wiederzugenommen. Nach den Konsolidierungsmaßnahmen in den wirtschaftlich turbulenten Jahren 2001-2004 in Form von Zusammenschlüssen, Ausnutzung von Synergien, Fokussierung auf Kernbereiche und Firmenaufgaben, sind erstmals wieder neue Arbeitsplätze – 10% der Beschäftigtenzahl im Vorjahr –geschaffen worden. Mehr als die Hälfte der ansässigen KMU haben neueMitarbeiter eingestellt. Der stärkste Zuwachs ist bei der Firma MorphoSys zu verzeichnen. Dort wurden 38 neue Mitarbeiter eingestellt. Das MartinsriederUnternehmen der ersten Stunde beschäftigt nun insgesamt 180 Mitarbeiter. Überproportionale Steigerungen der Mitarbeiterzahl gab es auch beimDienstleister Eurofins Medigenomix oder dem Antikörperproduzenten TRIONPharma. Demgegenüber gab es signifikante Entlassungen nur bei zwei Firmen.

Insgesamt stieg die Gesamtzahl der Mitarbeiter in den kleinen und mittelständischenBiotechnologie-Unternehmen von 2150 auf 2360. Bezieht man alle Biotechnologie-Unternehmen mit ein, also z.B. auch die Niederlassungen internationaler Unter-nehmen, so liegt sie nun bei fast 7400 Mitarbeitern. In der Hochtechnologie-Branche Biotechnologie werden weiter in erster Linie hoch qualifizierteSpezialisten, beispielsweise im Bereich der klinischen Entwicklung, dringendgesucht. Aber auch nach Technischen Assistenten ist die Nachfrage weitergestiegen. Insgesamt haben die Life-Science-Unternehmen aus dem GroßraumMünchen über die von BioM im Internet betriebene Stellenbörse im Jahr 2006nahezu 500 offene Stellen ausgeschrieben.

Beschäftigung

8

“Mehr als 200

neue Arbeitsplätze

im Münchner Cluster”

Unt

erne

hmen

140

120

100

80

60

40

20

0

Mita

rbei

ter

3500

3000

2500

2000

1500

1000

500

0

Anzahl Unternehmen

Anzahl Mitarbeiter

vor 1997 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

410

680

1300

1920

2320

28202650

2390

2150

2360

Entwicklung der Mitarbeiterzahlen in den KMU

Page 11: Report 2006 Internet

Struktur in der Life Science Branche insgesamt

Zusätzlich zu den 2360 Mitarbeitern in den kleinen und mittelständischenBiotechnologie-Unternehmen sind knapp 5000 Personen bei den Niederlassungenund Tochtergesellschaften internationaler Biotechnologie-Unternehmen beschäftigt,davon allein knapp 4200 beim Unternehmen Roche Diagnostics in Penzberg.Hinzu kommen gut 6000 Mitarbeiter bei nationalen wie internationalen Pharma-und Gesundheitsunternehmen. Einen nicht unerheblichen Anteil an lokalen LifeScience Jobs bieten zudem Auftragsforschungsunternehmen (CROs). Dort sindnoch einmal etwa 1000 Mitarbeiter angestellt.

Zu diesen Arbeitsplätzen in der Industrie kommen fast 9000 Mitarbeiter, die inden Life Science Bereichen der Münchner Forschungseinrichtungen beschäftigtsind, darunter fast 5500 promovierte Wissenschaftler und Doktoranden. Damitstellt die Branche aus Wissenschaft und Industrie im Großraum München insgesamt circa 23.000 Arbeitsplätze zur Verfügung.

Innerhalb der kleinen und mittelständischen Biotechnologie-Unternehmen stellendie Therapeutika- und Diagnostika-Entwickler mit den zugehörigen Plattformtech-nologie-Anbietern den größten Teil der Beschäftigten. In diesen Bereichen sind1480 Personen beschäftigt, also etwa 60% aller Mitarbeiter in den Biotechnologie-KMU.

Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Biotechnologie-Unternehmen lag imJahr 2006 bei 24,3 – im Vorjahr waren es 21,9 Mitarbeiter gewesen.

Bei fast 50% der Beschäftigten handelt es sich um Personen mit einer akade-mischen Ausbildung, ein knappes Viertel sind Technische Assistenten. In diesemVerhältnis spiegelt sich die große Bedeutung von Forschung und Entwicklung für die Biotechnologiebranche wider.

“Im Großraum

München arbeiten

insgesamt 23.000

Menschen im Bereich

der Life Sciences”

Beschäftigung

9

Anzahl der Mitarbeiter nach Unternehmenskategorie

Biotechnologie-Unternehmen

(KMU)

,amrahPORCKonzerntöchter,Niederlassungen

2.150 2.360 800 980 ~10.000 ~10.000

2005 2006 2005 2006 2005 2006

Page 12: Report 2006 Internet

3. Forschung und Entwicklung, Umsätze

F&E-Aufwendungen

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei den KMU sind im Vergleichzum Vorjahr mit 225 Millionen Euro in etwa gleich geblieben. Ähnlich wie 2005gaben die Biotechnologie-Unternehmen im Mittel etwa 40% ihrer gesamtenAufwendungen für Forschung und Entwicklung aus. An dieser Zahl wird diegroße Bedeutung von Forschung und Entwicklung für die Biotechnologie-Branche deutlich. Der hohe Prozentsatz zeigt zudem auch, dass es sich immernoch um eine junge Branche mit hohem Innovationsgrad handelt.

Bei den von uns erbetenen Prognosen hat sich gezeigt, dass die Unternehmennach wie vor sehr vorsichtig sind, was ihre zukünftige Entwicklung betrifft.Schätzungen für das Jahr 2007 sind daher nicht aufgeführt.

Neben den kleinen und mittelständischen Biotechnologie-Unternehmen investierenauch einige Konzerntöchter und Niederlassungen signifikant in Forschung undEntwicklung, allen voran das Gesundheitsunternehmen Roche Diagnostics, dasInvestitionen in dreistelliger Millionenhöhe getätigt und den Standort Penzberg zu einem der führenden F&E-Zentren auf dem Gebiet der Biologics ausgebauthat. Daher ist der Standort Roche Diagnostics in Penzberg im Jahr 2007 von derKonzernspitze zum „Center of Excellence“ ernannt worden.

Aber auch Unternehmen wie GlaxoSmithKline, Sandoz Pharmaceuticals (Hexal)oder das Consortium für elektrochemische Chemie (die Forschungstochter derWacker Chemie) betreiben biotechnologische oder klinische Forschung in derRegion München.

Forschung und Entwicklung, Umsätze

10

“40% der Gesamt-

aufwendungen werden

für F&E ausgegeben”

2001 2002 2003 2004 2005 2006

155 225 210 200 220 225

Mill

ione

n

250

200

150

100

50

0

F&E-Aufwendungen im Münchner Biotech Cluster

Page 13: Report 2006 Internet

Umsätze

Die Prognosen aus dem Report des Jahres 2005 konnten nicht gänzlich erfülltwerden. Die KMU im Münchner Biotech Cluster hatten Ende des Jahres 2005mit einem Zuwachs der Betriebserlöse auf insgesamt 290 Millionen für das folgende Jahr gerechnet.

Der Gesamtumsatz lag 2006 bei etwa 260 Millionen Euro – immerhin eineSteigerung um 14% im Vergleich zum Vorjahr, was ebenso wie die wachsendenMitarbeiterzahlen und F&E-Aufwendungen den Aufwärtstrend der Region in denletzten beiden Jahren widerspiegelt.

Allerdings sind die Unternehmen – anders als in den Vorjahren – inzwischen sehrvorsichtig, was Prognosen für das kommende Jahr angeht, so dass zuverlässigeSchätzungen für das Jahr 2007 derzeit nicht möglich sind.

“Umsatzsteigerung

von insgesamt 14%”

Forschung und Entwicklung, Umsätze

11

Umsatzentwicklung im Münchner Biotech Cluster

2001 2002 2003 2004 2005 2006

125 165 225 190 220 260

Mill

ione

n

300

250

200

150

100

50

0

Page 14: Report 2006 Internet

Umsatzentwicklung

Der Trend, dass einige wenige große Unternehmen einen überproportionalenAnteil an den Umsätzen in der Region tragen, hat sich gegenüber 2005 weiterverstärkt. So steuern allein die etablierten börsennotierten Unternehmen BavarianNordic, GPC Biotech, MediGene, MorphoSys, Micromet und MWG Biotech mitgut 150 Millionen Euro beinahe zwei Drittel der gesamten Umsatzerlöse bei. ImJahr 2005 hatte ihr Anteil am Gesamtumsatz gerade etwas mehr als 50% betragen. Vor allem GPC Biotech und MorphoSys konnten ihre Umsätze imVergleich zum Vorjahr deutlich steigern, MorphoSys um fast 60% und GPCBiotech sogar um 143%.

Aber auch bei den kleineren Unternehmen ist eine positive Entwicklung zu ver-zeichnen. Während 2005 47% der Firmen, die Angaben zu ihren betrieblichenErlösen gemacht haben, eine Umsatzsteigerung im Vergleich zum Vorjahr meldeten,geben 2006 63% der Firmen gesteigerte Umsätze im Vergleich zum Vorjahr an,ein Trend, der wiederum den hohen Reifegrad des Münchner Biotech Clustersunterstreicht.

Dabei gilt die Tendenz zu vermehrten eigenen Umsätzen nach wie vor nicht nurfür die etablierten Firmen, sondern auch für die Neugründungen der letztenJahre, da es für Unternehmen in der ersten Phase der Unternehmensentwicklungweiterhin extrem schwierig bleibt, Risikokapital einzuwerben (siehe KapitelFinanzierungsklima).

Die Branche hat sich auch in dieser Hinsicht vom Schock der Baisse-Jahre erholtund befindet sich auf Bergfahrt.

12

“63% der KMU

haben ihre

Umsätze

gesteigert”

Forschung und Entwicklung, Umsätze

Page 15: Report 2006 Internet

13

Dr. Christine Lemke, Vice President Business Development, MediGene AG

MediGene auf dem Wege zur FIBCO

Die Biotech-Branche hat sich mittlerweile weltweit erfolgreich etabliert. DieInvestoren sind durch jahrelange Erfahrung und mehrere Börsenzyklen gereiftund anspruchsvoller geworden. Für einen erfolgreichen Investment Case wird einnachhaltiges Geschäftsmodell gefordert, das bevorzugt auf einer diversifiziertenProdukt-Pipeline aufbaut. Um sich trotz limitierter Ressourcen zu einem unabhän-gigen biopharmazeutischen Unternehmen entwickeln zu können, müssenBiotechfirmen erfolgreich Kapital einwerben, um kritische Masse aufbauen zukönnen. Investoren erwarten von Biotech-Unternehmen eine klare Perspektive,wie langfristig die Profitabilität erreicht werden soll. Die in der Entwicklunggeschaffenen Werte müssen bestmöglich realisiert werden.

Da die größte Wertschöpfung im Pharmabereich in der Vermarktung vonMedikamenten erzielt wird, bietet die Etablierung eines eigenen Vertriebes einem Biotech-Unternehmen eine wichtige Möglichkeit, die Gewinne aus deneigenen Produkten zu maximieren. MediGene arbeitet seit Jahren an derVorwärtsintegration. Anfang 2007 hat MediGene begonnen, einen eigenenVertrieb aufzubauen. Dies ist der letzte Schritt der Umsetzung von MediGenesStrategie, sich zu einem voll integrierten Biopharmazeutischen Unternehmen zuentwickeln.

MediGene war in den letzten Jahren sowohl bei der Einwerbung von Kapital alsauch bei dem Aufbau kritischer Masse außerordentlich erfolgreich. Aus der diversifizierten Pipeline wurden bereits zwei Produkte erfolgreich durch denZulassungsprozess geführt. Bei dem zweiten Produkt Polyphenon® E hat sichMediGene dazu entschieden, die Vermarktung in Teilen Europas selbst in dieHand zu nehmen. Um eine ausreichende Basis für den Aufbau einer eigenenVertriebsorganisation zu schaffen, erwarb MediGene die europäischen Rechte fürdas marktreife Produkt OraceaTM zur Behandlung von Rosazea. Somit verfügtMediGene über zwei innovative Arzneimittel, die überwiegend von Dermatologenverschrieben und gemeinsam vertrieben werden können. Das Spitzenumsatz-potenzial der beiden Produkte zusammen liegt bei jährlich 50 Millionen Euro.

Mit ca. 30 Mitarbeitern wird MediGene die beiden Medikamente zunächst in aus-gewählten Ländern Europas wie Deutschland und Großbritannien vertreiben. DieVorbereitungen zur Markteinführung von OraceaTM laufen bereits. Mit dem für diezweite Jahreshälfte geplanten Produktlaunch wird MediGene die Entwicklungzum vollintegrierten Biotech-Unternehmen (FIBCO) abgeschlossen haben.

Gastbeitrag

Forschung und Entwicklung, Umsätze

Page 16: Report 2006 Internet

10 Jahre Münchner Biotech Cluster

Im November 2006 ist der Münchner Biotech Cluster zehn Jahre alt geworden:Seit München am 20. November 1996 als eine der drei Siegerregionen aus demBioRegio-Wettbewerb des BMBF hervorgegangen war und die Fördersumme von50 Millionen DM zugesprochen bekam, wurde der Standort ausgebaut und jungeBiotechnologiefirmen unterstützt. Koordiniert wurde der Aufbau von der BioM AG,die ebenfalls aus dem Wettbewerb hervorging und ihre Geburtsstunde im Mai1997 hatte.

Die Euphorie in den ersten Jahren war groß. Sie packte nicht nur potenzielleGründer, Investoren und die Politik, sondern auch die Öffentlichkeit: Die Süd-deutsche Zeitung schuf 1998 gleich eine ganze Serie mit dem Titel „Die neueBio-Region Großhadern Martinsried“. Dort las man: „Goldgräberstimmung aufdem Experimentierfeld – Nach dem Willen der Staatsregierung soll auf demGelände der größte Biotechnologiepark Europas entstehen“ (SZ 16.01.1998) oder „Die Forschung muss in Arbeitsplätze münden - WirtschaftsministerWiesheu über die Zukunftschancen von Biotech Firmen“ (SZ 21.01.1998).

Blickt man auf die langen Forschungs- und Entwicklungszeiten, die biotechnolo-gische Innovationen bis zur Marktreife brauchen, sind zehn Jahre ein kurzer Zeit-raum. Hat man also schon einen Grund zu feiern und stolz auf die vergangenenLeistungen zu sein? Wurden die großen Erwartungen in die „Schlüsseltechnologiedes 20. Jahrhunderts“ erfüllt?

Wir denken ja. Gerade das Zentrum des Clusters Großhadern-Martinsried kannsich heute als erwachsener Biotech-Campus präsentieren: Die Forschungsland-schaft mit den Instituten des MPI, der LMU und der GSF wurde kontinuierlichausgebaut, das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie wurde in mehreren Bauabschnitten auf eine Fläche von ca. 15.000 qm erweitert und isthervorragend ausgelastet. Die Hälfte aller 2006 im Großraum München ansässigenBiotech-KMU ist in Martinsried zu Hause.

Zwar ebbte die Goldgräberstimmung zwischenzeitlich stark ab: JährlicheSteigerungsraten von mehr als 80% mit einem Anstieg von 31 auf 82 Biotech-KMU waren nur in den ersten Jahren 1997-1999 zu verzeichnen. Der Boomwurde gebremst, Erwartungen enttäuscht und viele Erfolg versprechendeFirmennamen sind heute von den Schildern der lokalen Technologiezentren verschwunden.

Dennoch: Der Münchner Biotech Cluster ist seit seiner Gründung einer der viel-versprechendsten weltweit. Das bestätigen auch die Zahlen in diesem Report.Die Achterbahnfahrt zu Beginn des neuen Jahrtausends hat dem Cluster nichtgeschadet: Er ist den Kinderschuhen entwachsen und ist reif für die kommendenJahre!

14

Jubiläumsbeitrag

Page 17: Report 2006 Internet

Biotechnologie in München und weltweit –Marktwirtschaftliche Eigendynamik setzt sich durch

„All business is local“ lautet eine alte Wirtschaftsweisheit aus Zeiten, als Begriffewie Globalisierung, Internet oder Life Sciences noch lange nicht erfunden waren.In der BioRegion München ist man heute zu Recht stolz darauf, einen der attrak-tivsten Standorte des jungen, zukunftsträchtigen Wirtschaftszweiges Biotechno-logie etabliert zu haben – und zwar nicht nur deutschlandweit, sondern auch imeuropäischen oder gar nordatlantischen Vergleich. „Martinsried“ zum Beispiel istin der Biotech-Szene eine Marke, die ihresgleichen sucht. Wie passt das zusam-men, lokale Bodenständigkeit und globaler Wettbewerb?

Bestens, wie das Beispiel Münchens zeigt. Nach dem Gewinn des BioRegio-Wettbewerbes des BMBF 1996 wurden hier vorbildlich Initiativen des LandesBayern und des Bundes verknüpft, um die vorhandenen Stärken des Standortesin Wissenschaft und Forschung dafür auszubauen, wissenschaftliche Erkenntnissein wirtschaftliche Aktivitäten und klinische Anwendungen münden zu lassen. DieBiotechnologie steht für hochqualifizierte Arbeitsplätze und Wertschöpfung, heuteund vor allem in der Zukunft. Das rohstoffarme Deutschland muss konsequentauf die Entwicklung eines starken wissensbasierten Wirtschaftssektors setzen,um unseren Wohlstand auch künftig zu sichern. So auch die Kernbotschaft derHightech-Strategie der Bundesregierung.

Zahlreiche Initiativen, Förderrunden und Wettbewerbe des BMBF haben in denvergangenen Jahren erfolgreich dazu beigetragen, das zarte PflänzchenBiotechnologie im rauen Wirtschaftsleben aufkeimen zu lassen – BioRegio,BioFuture, BioProfile, BioChance, um nur einige zu nennen. Ohne in diesenAnstrengungen nachzulassen, muss in Zukunft aber darüber hinaus geschaut werden: Mit rund 500 kleinen und mittelständischen Firmen, die in Deutschlandmehr als 13.000 Arbeitsplätze geschaffen haben, ist eine kritische Masseerreicht. Jetzt muss es darum gehen, deren beachtliche Eigenkräfte zu unter-stützen und zu mobilisieren. Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen aufnationaler und europäischer Ebene so gestaltet werden, dass sich die markt-wirtschaftliche Eigendynamik dieser Unternehmen optimal entfalten kann.

München hat dabei wieder gute Karten. Denn im weltweiten Wettbewerb um die klügsten Köpfe geht es nicht nur um Fördergelder, sondern vor allem um dieBündelung wissenschaftlicher Exzellenz mit unternehmerischem Engagementund um die Lebensqualität der Menschen und ihrer Familien, die dieses intellek-tuelle Kapital darstellen. Und da ist das Business gerne wieder „local“, vor allemin und um München.

Michael Thielen,Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung

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Jubiläumsbeitrag

Page 18: Report 2006 Internet

Serviceanbieter

16

“50 % aller

Biotech-KMU sind

Serviceanbieter”

4. Serviceanbieter

Service für ein funktionierendes Netzwerk

In einem funktionierenden Cluster ist auch die Service-Landschaft von entscheidenderWichtigkeit. Bestimmte Standortvorteile wie Nähe, gute Anbindung und kurzeWege gelten in ganz besonderem Maße für die Kategorie der Serviceunternehmen.Lange gewachsene Vertrauensbeziehungen und ständige Erreichbarkeit sind vongroßer Bedeutung, wenn wissenschaftliche Forschung auf das Angebot derServiceanbieter angewiesen ist.

Im Münchner Cluster gehörten die Servicegesellschaften von Beginn an dazu und sind mit gewachsen. Dadurch können die Medikamentenforscher im deutschenZentrum für Rote Biotechnologie alles finden, was sie für ihre Arbeit brauchen –und das zum Teil sogar in Laufnähe. Das Angebot geht von Sequenzierdienst-leistern über Anbieter von Oligonukleotiden bis hin zur Bioinformatik. Und dieseUnternehmen tragen nicht wenig zur Prosperität der Region bei.

Der Anteil der Serviceunternehmen an den Biotech-KMU liegt im MünchnerBiotech Cluster bei knapp 50%. Besonders stark vertreten sind die Hersteller von Geräten und Reagenzien mit 26 Unternehmen, gefolgt von Anbietern in der DNA- und Protein-Analytik mit elf Unternehmen. Knapp 800 Arbeitsplätze werden von den Serviceunternehmen gestellt, was etwas mehr als 30% an den Gesamtmitarbeiterzahlen entspricht.

Als eigene Gruppe betrachten wir die Auftragsforschungsunternehmen (CRO),deren Anzahl in den vergangenen Jahren auf 35 angestiegen ist. Auch sie sindwichtige Dienstleister für Medikamentenentwickler. Dort wird mit durchschnitt-lich 28 Mitarbeitern der Mitarbeiterdurchschnitt aller KMU sogar leicht über-troffen.

Von den Dienstleistern haben im Jahr 2006 zwei Unternehmen signifikant neueArbeitsplätze angeboten: Die DNA-Analytik-Anbieter Eurofins Medigenomix undAgrobiogen haben ihre Mitarbeiterzahl von 35 auf 48, bzw. 45 erhöht. BeideUnternehmen begleiten den Cluster seit vielen Jahren, und die positiveEntwicklung unterstreicht wiederum die Wichtigkeit und enge Bindung derServiceunternehmen an die Forschungsunternehmen.

Auch neu gegründete Firmen bieten Dienstleistungen auf der Basis einerPlattformtechnologie an, wie siRion und Spherotec (gegründet 2006), oderCrelux, Crenano, Kinaxo und Origenis (gegründet 2005).

Page 19: Report 2006 Internet

Dr. Regina Bichlmaier, Geschäftführerin, metabion

„Die stillen Erfolgreichen“– Dienstleister in derBiotechnologie

Zehn Jahre ist es her, seit der Biotech-Boom Deutschland erfasst hat und vielezum Aufbau einer „Life Sciences Landschaft“ außerhalb der „akademischen vierWände“ motivierte. Anfang des neuen Jahrtausends war das Wort „Bio“ alsSchlüsseltechnologie der Zukunft in aller Munde.

Nach US-amerikanischem Vorbild sollten auch in Deutschland durch Kommerziali-sierung viel versprechender wissenschaftlicher Ideen Arbeitsplätze geschaffenund die biotechnologische Innovationskraft umgesetzt werden. In der Folge entstanden Wettbewerbe zur „Krönung“ der besten Ideen, auch, um dieAufmerksamkeit von Geldgebern zu erregen. Beinahe täglich konnte man derPresse Erfolgsmeldungen über Finanzierungen von Biotech-Geschäftsmodellen,aufstrebenden Jungunternehmern und Biotech IPOs entnehmen. Das Vertrauenin die erfolgreiche Umsetzung „sagenhafter“ Business Pläne in „sagenhafte“Return on Investments (ROIs) schien unbegrenzt.

Und die Biotech-Dienstleister? Deren Konzepte waren zu „unsexy“, um großeBeachtung zu finden. Beinahe unbemerkt und gezwungen, sich durch reale„Produkte“ in einem hochkompetitiven Markt durch hochqualitativen Service zubehaupten, haben sie sich zu einer der tragenden Säulen der Branche entwickelt.Gerade für Dienstleister ist es von enormer Wichtigkeit, sich auf allen Gebietender Geschäftstätigkeit – Finanzen, Marketing, Human Resources und Produktent-wicklung, etc. – stetig zu verbessern und so die Anerkennung der Konsumentenzu erarbeiten. Jede Schwäche im Management hätte einen gefährlichen Einflussauf den Fortbestand des Unternehmens. Gut geführt dagegen eröffnet dasGeschäftsfeld der Dienstleistung in einem Hightech-Umfeld besondere Chancen,Innovation, Kreativität und finanziellen Erfolg miteinander zu vereinen.

Auch metabions Anspruch ist es, einen Beitrag zum Erfolg der Life ScienceGemeinschaft zu leisten und dabei ein profitables, sich selbst tragendesGeschäftsmodell unter Beweis zu stellen. Das ist uns gelungen. Wir schätzenuns glücklich, auf zehn Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken zu können. Eindurchschnittliches Jahreswachstum von 36%, die nationale Marktführungs-position, eine Exportrate von 35% und internationale Reputation wurden durchkontinuierliche und intelligente Hingabe des gesamten Teams erreicht. Ohne im Rampenlicht zu stehen, fühlen wir uns im „glühenden“ Netzwerk von zufriedenen Kunden und exzellenten Lieferanten sehr wohl und freuen uns, weiterhin Teil der „stillen Erfolgreichen“ zu sein und zum „lautstarken“, nachhaltigen Erfolg der gesamten Biotech-Branche beitragen zu können.

Serviceanbieter

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Gastbeitrag

Page 20: Report 2006 Internet

Produktpipeline

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“Gut gefüllte

Pipeline:

35 Kandidaten

in Phasen I bis III”

5. Produktpipeline

Klinische Studien im Cluster

Die signifikanteste Entwicklung gegenüber dem Vorjahr 2005 hat in den Pipelinesder Medikamentenhersteller stattgefunden. Das Jahr 2006 ist mit einer Reiheguter Nachrichten zu Ende gegangenen:

So erhielt MediGene die Zulassung auch für das zweite deutsche Produkt einesBiotechnologie-Unternehmens: für Polyphenon® E, eine Salbe zur äußerenBehandlung von Genitalwarzen. Auch die Zahl der in Zulassung befindlichenProdukte ist gestiegen: GPC Biotechs Satraplatin gegen das Prostata-Karzinom,IDEAs Produkt IDEA033 gegen Arthrose, MediGenes OraceaTM gegen Rosacea.

Des Weiteren befinden sich 5 Wirkstoffkandidaten in 5 klinischen Phase IIIStudien, 14 Wirkstoffe in 24 Phase II Studien und 16 Substanzen in 28 Phase Ioder kombinierten Phase I/II Studien. Besonders signifikant ist die Steigerung beiden Kandidaten in der Präklinik: Die Zahl ist hier auf 72 Kandidaten angewachsen.Im Vorjahr waren es gerade einmal 41.

Gegenüber dem Vorjahr ist also vor allem ein sehr starker Zuwachs in denStudien bis Phase II zu verzeichnen. Obwohl auch die Zahl der in Zulassungbefindlichen Wirkstoffkandidaten deutlich angewachsen ist, bleibt die Pipeline in der Phase III gut gefüllt. Auch darin spiegelt sich der Reifegrad des Clusterswider.

Arzneimittelpipeline der Biotech-KMU

Präklinik

4239

4741

72

Phase I

141919

2328

Phase II

710

1211

24

Phase III

12

555

Zulassung

1111

4

zugelassen

00

11

2

20022003200420052006

Page 21: Report 2006 Internet

Produktpipeline

19

Dr.med.habil. Matthias Rother, Leiter Forschung und Entwicklung, IDEA AG

Standort Deutschland – Klinische Forschung

Trotz der Attraktivität als Arzneimittelmarkt liegt Deutschland, gemessen amPotenzial, bei der Beteiligung an klinischen Studien, besonders der Phase II undIII, deutlich hinter anderen Ländern wie USA, UK, Skandinavien und Osteuropazurück. Die Ursachen liegen nur zum Teil in der kritischen, öffentlichen Wahrneh-mung klinischer Arzneimittelforschung. Mit der Novelle des Arzneimittelgesetzeswurde die Möglichkeit verpasst, den Standort Deutschland attraktiver zu machen.

Ein wesentlicher, weiterer Problemkreis hängt mit der Struktur des Gesundheits-wesens zusammen. Die ausgeprägte Trennung zwischen stationärer und ambu-lanter Betreuung bedingt Nachteile für beide Segmente bei der Durchführunganspruchsvoller klinischer Studien (s. Tabelle).

In den letzten Jahren sind Strukturen entstanden, die versuchen, diese Nachteileauszugleichen. Besonders kommerzielle „Site Management Organisations“(SMO) oder der Zusammenschluss interessierter Prüfärzte in „Study Groups“erlauben es, Studien in ausgewählten Indikationen auch in Deutschland effektivdurchzuführen. Leider findet man diese nur begrenzt in München. BessereStandorte in dieser Beziehung sind u.a. Berlin, Hamburg oder Leipzig. Es ist aber zu hoffen, dass sich dieser wichtige Bestandteil eines attraktiven Pharma-/Biotechstandortes auch in München entwickelt.

Eine Verbesserung der Situation war auch Zielstellung bei der Gründung derKoordinierungszentren für Klinische Studien (KKS) der Universitäten. Diese sindsicher eine wichtige Hilfe bei „investigator initiated trials“, müssen aber erstnoch den Beleg liefern, dass sie im offenen Wettbewerb mit anderen Anbieternfür Services im Bereich klinische Forschung für Pharma-/Biotechunternehmenbestehen können.

Eine gute Kenntnis der Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeitenerlaubt es aber, Studien auch in Deutschland in hoher Qualität, zeitnah und mitgutem Aufwand- /Nutzenverhältnis durchzuführen. Dies ist besonders wichtig für kleine und mittelständische Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland, wie die IDEA AG.

Gastbeitrag

Deutschland Zentral-/Osteuropa

(Uni) Klinik NiedergelassenerBereich

Site Management Organisation

Pro • Wissenschaftliche Unter-stützung

• Referenzzentren für seltene Indikationen

• Zugriff auf hoch-speziali-sierte Diagnostik

• Erfahrene Fachärzte

• Wenig Bürokratie

• Großer, stabiler Patientenpool

• Hohe Personalstabilität

• Fokus auf Durchführung klinischer Studien

• Guter Einschluss bei geeigneten Diagnosen

• Erfahrene Fachärzte

• Großer, stabiler Patientenpool

• Hohe Motivation

Contra • Studiendurchführung oft durch unerfahrene Ausbildungsassistenten

• Hohe Personalfluktuation

• Hohe bürokratische Hürden

• Wenig Zeit

• Studienteam zu klein für komplexe Studien

• Teilweise Sprachprobleme (Englisch)

• Oft kein fachärztliches Hintergrundwissen

• Moderate Personal-fluktuation

• Rasch wechselnde Rahmenbedingungen

• Lange Vorlaufzeiten

• Zusatzaufwand durch neue Sprachen

Page 22: Report 2006 Internet

6. Kooperationen, Partnerschaften,Zusammenschlüsse

Kooperationen und Allianzen

Kooperationen zwischen den Unternehmen sowie zwischen Unternehmen undForschungseinrichtungen sind eminent wichtig in der Wertschöpfungskette. Auch hier befindet sich der Münchner Biotech Cluster auf einem guten Weg.Ohnehin sind für die Biotechnologie-Unternehmen Kooperationen eine uner-lässliche Grundlage für die Forschungs- und Geschäftsentwicklung und für dieUmsatzgenerierung.

Auch bei der Zusammenarbeit bestätigt sich der hohe Reifegrad des MünchnerBiotech Clusters. So hat sich die Zahl der Kooperationen mit anderen Unternehmenvon 120 im Jahr 2005 auf 302 – also auf das Zweieinhalbfache – im Jahr 2006erhöht. Bei den Forschungskooperationen mit akademischen Partnern ist die Zahlvon 160 im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben. Signifikant gesteigert hat sichdemgegenüber jedoch auch die Anzahl der Kooperationen bei den Serviceunter-nehmen: 325 Dienstleistungsverträge wurden 2006 mit universitären und außer-universitären Forschungseinrichtungen abgeschlossen. Im Vorjahr hatten dieUnternehmen nur 100 solcher Verträge gemeldet.

Kooperationen, Partnerschaften, Zusammenschlüsse

20

“Anzahl der

Kooperationen

um das

Zweieinhalbfache

gestiegen”

Ausgewählte Kooperationen aus dem Jahr 2006

MünchnerUnternehmen

Kooperations-partner

Bekannntgabeder Kooperation

Art der Kooperation

MorphoSys Chemicon Jan 2006 Vertriebspartnerschaft für Forschungsantikörper

MediGene Bradley Pharma-ceuticals

Jan 2006 Vermarktungspartnerschaft für Polyphenon E-Salbe sowie Entwicklungs-partnerschaft für Weiterentwicklung der Salbe für weitere Indikationen

IDEA Celtic Pharma Feb 2006 Celtic-Tochter TDT lizensiert Technologie und alle Dermatologie-Produkte von IDEA mit Ausnahme von IDEA 033 ein

MorphoSys Daiichi Sankyo Mrz 2006 Allianz zur Entwicklung neuer Antikörper-Medikamente

IMGM Toplab Apr 2006 Kombination zweier Technologieplattformen zu einer simultanenDienstleistung im Bereich RNA und Proteine

Pieris GE Healthcare Apr 2006 Forschungskooperation zur Entwicklung neuer in vivo Diagnostik- und Imaging-Produkte

MorphoSys Schering-Plough Mai 2006 Lizenzvertrag über den Einsatz der HuCAL GOLD® Technologie

Genomatix Bayer Health-Care

Mai 2006 Lizenzierungsvertrag über Genomatix’ „microarray analysis platform ChipInspector“

4SC Solvay Jun 2006 Forschungskooperation zur Auswahl aktiver Substanzen

MorphoSys Novartis Jun 2006 Erweiterung der bestehenden therapeutischen Antikörperkooperation bis Mai 2011

Kinaxo Schering Jul 2006 Vereinbarung zur Durchführung einer Selektionsanalyse für Kinaseinhibitoren

MorphoSys U.S.- Armee Sep 2006 Zusammenarbeit mit US-Armee - MorphoSys-Geschäftseinheit AbD Serotec erhält Exklusiv-Auftrag des USAMRIID

Epidauros Boehringer Okt 2006 Partnerschaft im Bereich Genotypisierung

MediGene Sanofi Pasteur Dez 2006 Forschungskooperation zur Entwicklung monoklonaler T-Zell Rezeptoren (mTCRs) zur Validierung von Impfstoffen

MorphoSys Pfizer Dez 2006 MorphoSys erweitert therapeutische Antikörperkooperation mit Pfizer Erweiterung verdoppelt potentielles Vertragsvolumen für MorphoSys

MediGene CollaGenex Dez 2006 MediGene gibt mit Erwerb des Medikaments Oracea™ Startschuss für Aufbau der eigenen Vertriebsorganisation

Page 23: Report 2006 Internet

M&A-Aktivitäten mit Münchner Beteiligung

Auch im Jahr 2006 hat sich die Entwicklung bei den M&A-Aktivitäten mitBeteiligung von Firmen aus dem Münchner Biotech Cluster fortgesetzt. Die Palette reichte von Zukäufen insolventer Firmen bzw. deren Assets überZusammenschlüsse bis zu echten Akquisitionen. Münchner Firmen traten dabei sowohl als Käufer wie auch als gekaufte Unternehmen auf.

Dabei fallen besonders die Zukäufe der beiden großen Biotechnologie-Unter-nehmen MorphoSys und MediGene auf. Bereits im Januar 2006 übernahmMorphoSys die britische Serotec-Gruppe. MediGene akquirierte im September2006 die britische Avidex. Dass große Münchner Biotech-Firmen inzwischen inder Lage sind, auf dem internationalen Markt einzukaufen, unterstreicht ein wei-teres Mal den hohen Reifegrad des Clusters.

Die M&A-Aktivitäten haben aber auch zu Übernahmen von Unternehmen ausMünchen geführt: Der Bayer-Konzern akquirierte im Januar 2006 dasUnternehmen Icon Genetics, Schweizerhall im März das Unternehmen Novosisund Emergent BioSolutions im August das Unternehmen Vivacs.

Es gab im Jahr 2006 einen Zusammenschluss: Die Unternehmen Micromet und CancerVax schlossen sich im Januar zur US-amerikanischen Micromet Inc.zusammen. Das Unternehmen ist an der NASDAQ gelistet.

“Erwachsen

geworden: Münchner

Biotech Unternehmen

kaufen international

ein”

Kooperationen, Partnerschaften, Zusammenschlüsse

21

Zusammenschlüsse & Akquisitionen

MünchnerUnternehmen

Gekauftes Unternehmen,Käufer bzw. Merger-Partner

Bekannntgabe der Kooperation

Art der Deals

Micromet CancerVax Jan 2006 Zusammenschluss zur Micromet Inc

Icon Genetics Bayer Jan 2006 Bayer erwirbt Icon Genetics

MorphoSys Serotec Jan 2006 MorphoSys übernimmt die britische Serotec-Gruppe

Novosis Schweizerhall Mrz 2006 Schweizerhall kauft Novosis für 82,6 Millionen Euro

Vivacs Emergent BioSolutions Aug 2006 Emergent BioSolutions übernimmt Vivacs

MediGene Avidex Sep 2006 Übernahme der britischen Avidex Ltd durch MediGene

Page 24: Report 2006 Internet

Kooperationen, Partnerschaften, Zusammenschlüsse

22

“Pharma und Big

Biotech nehmen

viel Geld für

Akquisitionen in

die Hand”

M&A-Aktivitäten weltweit – ein Überblick

Weltweit war 2006 ein Jahr mit zahlreichen M&A-Aktivitäten der Biotechnologie-und Pharmabranche. Insbesondere gab es eine Reihe von Biotech-Akquisitionen.Auch wenn die absolute Zahl der M&A-Deals im Vergleich zu 2005 leicht abge-nommen hat, von 75 auf 73, erhöhte sich das Volumen der Transaktionen von ca. 14 Milliarden US-Dollar auf 30 Milliarden US-Dollar auf mehr als das Doppelte.Dieser Anstieg resultierte fast ausschließlich aus acht Transaktionen mit einemVolumen von mehr als 1 Milliarde US-Dollar, zusammen summierten sich dieseM&A-Deals auf ca. 26 Milliarden US-Dollar. In den voraus gegangenen sechsJahren hatte es jeweils nur zwei bis vier M&A-Transaktionen im Biotechnologie-und Pharmabereich mit einem Volumen von mehr als 1 Milliarde US-Dollar (QuelleBioCentury, Vol15, Nr.1) gegeben. Aber auch im Bereich eines Transaktionsvolumensvon weniger als 1 Milliarde US-Dollar gab es eine ganze Reihe von Akquisitionenvon Biotechnologie-Firmen.

Hier zeigt sich ein eindeutiger Trend: Pharma und Big Biotech müssen und wollenihre Produktpipelines durch externe Entwicklungen über Akquisitionen ergänzenbzw. auffüllen. Diese Unternehmen sind zunehmend bereit, dafür größere Summenin die Hand zu nehmen und nicht nur einzelne Produkte einzulizensieren, sonderngleich ganze Firmen aufzukaufen. Auch für den VC-Sektor ist dieser Trend attraktiv:IPOs sind gerade in Europa nach wie vor nicht einfach und meist in einer Firmen-entwicklung eher eine weitere Finanzierungsrunde als die Möglichkeit zum sofortigenExit für die VC-Investoren. Bei einer Akquisition geht das ganze schneller, attraktiveRenditen können sofort realisiert werden. Auch die Münchner Biotechnologie-Unternehmen haben zum Teil einen für Pharma- und Big Biotech interessantenReifegrad erreicht, so dass vielleicht im Zusammenhang mit dem globalen Trendim Bereich M&A in naher Zukunft interessante Nachrichten erwartet werden können.

Datum Akquisition Käufer Kaufpreis in Mrd. $

Mai 06 Cambridge Antibody Techn. Astra Zeneca 1,1

Sep 06 Serono Merck KGaA 13,2

Okt 06 Myogen Gilead 2,5

Okt 06 Icos Eli Lilly 2,1

Okt 06 Sirna Merck 1,1

Nov 06 Kos Abbott 3,7

Datum Akquisition Käufer Kaufpreis in Mio. $

Mai 06 Abmaxis Merck 80

Mai 06 GlycoFi Merck 400

Jul 06 Corus Gilead 365

Nov 06 Tanox Genentech 919

Nov 06 Embrex Pfizer 155

Dez 06 Domantis GlaxoSmithKline 454

Dez 06 Praecis GlaxoSmithKline 55

Ausgewählte M&A Transaktionen mit Volumina über 1 Milliarde US-Dollar

Ausgewählte M&A Transaktionen mit Volumina unter 1 Milliarde US-Dollar

Page 25: Report 2006 Internet

Kooperationen, Partnerschaften, Zusammenschlüsse

23

Prof. Dr. Klaus Strein, Leiter Pharmaforschung, Roche Diagnostics GmbH, Penzberg

Erfolgsweg Biopharmaka – deshalb ist Biotechso interessant

Der wachsende Innovations- und Kostendruck ist seit längerem „bottleneck“ für die klassischen Wege bei der Entwicklung, Zulassung und Vermarktung vonArzneimitteln. Wer die Bedeutung therapeutischer Proteine frühzeitig erkannthatte, investierte daher erhebliche Mittel in deren Forschung und Entwicklung.

Die Chance, einen neuen Wirkstoffkandidaten bis zur Zulassung erfolgreichdurchzubringen, liegt bei rekombinanten Antikörpern und Proteinen (Biologics)deutlich höher als bei niedermolekularen Wirkstoffen. Viele Krankheiten lassensich mit Biologics wesentlich effektiver behandeln: Durch die hohe Spezifität binden sie, anders als viele kleine Moleküle, nur an ihre Targets, weisen keineoder wenige Nebenwirkungen auf und wirken länger.

Seit die ersten Biologics, wie Insulin, Interferon, oder EPO, auf den Markt kamen,profitieren Patienten zunehmend von rekombinant hergestellten Proteinen. Ein weites therapeutisches Feld, auf dem auch die Roche Gruppe Pionierarbeitgeleistet hat, brachte die Entwicklung Monoklonaler Antikörper (MAK). SeitJahren wurden zunehmend chimäre, humanisierte und humane MAKs zugelassen.Jetzt werden therapeutische Antikörper gegen rheumatoide Arthritis, MS und vorallem auch Krebserkrankungen eingesetzt. Groß ist der Erfolg bei der Behandlungdes Mammakarzinoms mit Trastuzumab: Bei Patientinnen, die zusätzlich zu eineroperativen Entfernung des Tumors dauerhaft mit dem Medikament behandeltwerden, lässt sich die Rate der Metastasenbildung und des Wiederauftretens vonBrustkrebs halbieren.

Aufgrund des massiven medizinischen Bedarfs an hochwirksamen Protein-basiertenArzneien gründete Roche zum Beispiel die „Therapeutic Protein Initiative“ (TPI),ein globales Netzwerk zur Erforschung und Entwicklung neuer Biologics. DieArbeitsgruppen beschäftigen sich mit Fragestellungen der Onkologie, Virologie,Gefäßerkrankungen, Entzündungs- und Autoimmunkrankheiten, wie etwa rheumatoide Arthritis und Morbus Alzheimer, oder mit der Generierung, techni-schen Entwicklung und Produktion von Biopharmazeutika.

Fünf der zehn umsatzstärksten Medikamente von Roche sind therapeutischeProteine/MAKs. Die Biotech-Produkte haben die niedermolekularen Wirkstoffedeutlich überflügelt. Und für die Zukunft ist die Roche-Pipeline gut mit weiterenProtein-Therapeutika gefüllt: gegen die Alzheimersche Erkrankung, Hepatitis C,Asthma, Gefäßerkrankungen oder Krebs. Zu den innovativen Substanzen vonmorgen gehören MAKs, die mehrere Targets hemmen, sowie die Stimulation der Immunabwehr durch Glycoengineering von MAKs.

Gastbeitrag

Page 26: Report 2006 Internet

Finanzierungsklima

24

“Ein Drittel aller

deutschen Biotech-

VC-Investitionen

flossen in den

Münchner Cluster”

7. Finanzierungsklima

Private Equity/VCWeltweit hat das Volumen der Private Equity Investitionen in die Biotechnologieim vergangenen Jahr leicht zugenommen. Dow Jones Venture One berichteteüber eine Steigerung von 3,79 Milliarden US-Dollar im Jahr 2005 auf 4,72 MilliardenUS-Dollar im Jahr 2006 für den Bereich Biopharmaceuticals in den USA. FürEuropa meldete Venture Capital One im Februar 2007, dass die Investitionen für den gesamten Healthcare Bereich um 13% gesunken seien. In Deutschlandbetrugen die VC-Investitionen nach den neuesten Untersuchungen von Ernst &Young im Bereich Biopharmaceuticals 213 Millionen Euro. Im Vorjahr lagen diesenoch bei 326 Millionen Euro.

Auch im Münchner Biotech Cluster wurde im Vergleich zum Vorjahr wenigerWagniskapital investiert. Lagen die Investitionen im Vorjahr noch bei 156 MillionenEuro, wurden 2006 lediglich 67 Millionen Euro investiert – auch wenn damit beinahe ein Drittel aller Biotech-VC-Investitionen in Deutschland in den MünchnerCluster flossen. Die größten Beträge erhielten dabei U3 Pharma, Affectis Pharma-ceuticals und Ingenium Pharmaceuticals mit zusammen 48 Millionen Euro. Auchzwei der drei Neugründungen im Jahr 2006 sind extern finanziert, eine davon mitBeteiligung durch den HighTech Gründerfonds. Insgesamt ist das durchschnittlicheInvestitionsvolumen im Jahr 2006 von 10,4 Millionen Euro auf 4,2 Millionen Eurogesunken.

IPOSeit langer Zeit gab es im Jahr 2006 wieder einen IPO im Münchner BiotechCluster. Im November schaffte der Medikamentenentwickler Wilex AG mit einemEmissionserlös von 55,2 Millionen Euro den Gang an die Börse. Insgesamt sinddamit nun bereits acht Biotech-KMU der Region an der Börse gelistet.

Follow-onsIm Vergleich zum Vorjahr (73 Millionen) hat sich das Börsenklima mit den 210Millionen eingeworbenen Euro bei Finanzierungsrunden von Münchner börsen-notierten Unternehmen deutlich gesteigert. Diese Gelder gingen an die Unter-nehmen GPC Biotech, Bavarian Nordic, Micromet, MediGene, Morphosys, 4SCund Wilex.

Kapitalzufluss in Münchner Biotechnologie-Unternehmen

Anz

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80

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50

40

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Mill

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nE

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600

500

400

300

200

100

0

Anzahl Unternehmen

Zufluss – VC + stille Beteiligung

Zufluss – VC + stille Beteiligung + Börse

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

84

109

112

183

266

501

215

226

82

91

67

67

50

176156

229

67

278

Page 27: Report 2006 Internet

Finanzierungsklima

25

Peter Llewellyn-Davis, CFO, Wilex AG

Der lange Weg zur Börsenreife

Die Anforderungen des Kapitalmarkts an Börsenkandidaten aus der Biotechnologiehaben sich in den zurückliegenden Jahren grundlegend gewandelt. War es in derzweiten Hälfte der 90er Jahre durchaus möglich, Unternehmen mit einer kleinenAnzahl von Produktkandidaten in frühen Entwicklungsphasen zu platzieren unddabei hohe Bewertungen zu erzielen, werden heute sehr viel höhere Anforderungenan die Reife des Portfolios gestellt. Zu Recht: Für Gesellschaften, die vagePerspektiven hinsichtlich der Kommerzialisierung ihrer Pipeline haben, ist dieEigenkapitalbeschaffung über die Börse keine adäquate Finanzierung. Es ist einschwieriges Unterfangen, Aktionäre bei Laune zu halten, wenn sich über JahreVerluste auftürmen und keine Erlöse fließen. Vor allem müssen Investoren diemittelfristige Kursphantasie der Aktie sehen.

Auch wenn Aktien Risikopapiere sind, sollte man die Risikofreudigkeit vonAktionären nicht als Selbstverständlichkeit verstehen. Ein forschungsgeprägtesUnternehmen wird daher – parallel zur Entwicklung seiner Kandidaten – die üblichen Finanzierungsformen von Venture Capital, Private Equity und Mezzaninedurchlaufen müssen, bis der Kapitalmarkt seine Pforten öffnen wird. Dabei gilt: je früher die Phase, je höher das Risiko, desto höher die Renditeerwartungen derKapitalgeber. Ebenso deutlich ist, dass sich langfristig orientierte Privatinvestorenvorzugsweise an solchen Unternehmen beteiligen, die sich mit einem erfahrenenManagement Team auf Indikationen mit besonders hohem medizinischen Bedarffokussieren – und überdies die realistische Chance haben, als einer der erstenauf dem Markt zu sein. Eine überzeugende Equity Story braucht man deshalbnicht erst zum Börsengang, sondern auf jeder Stufe im Wettbewerb um Kapital.

Ein Börsenkandidat sollte über ein reifes und zugleich breites Produktportfolio mit mindestens zwei Kandidaten in der klinischen Phase II oder III verfügen. Dies signalisiert, dass spätere Gewinne wahrscheinlicher sind, selbst dann, wennnoch eines der beiden Projekte in der späteren Entwicklungsphase scheitern sollte.Eine Partnerschaft oder Allianz mit renommierten Instituten und/oder Pharma-unternehmen untermauern die Substanz. Beim Prozess während des Börsen-gangs müssen Investoren überzeugt werden. Dies erfordert den ganzen Einsatzdes Managements sowie eine professionelle Begleitung durch Banken, Rechts-berater, Wirtschaftsprüfer und einer PR/IR- Agentur. Nach dem IPO ist vor demIPO: auch vor dem Börsengang gilt es, belastbare Strukturen für die Zeit nach derNotierung zu etablieren sowie die internationalen Rechnungslegungsstandards(IFRS) einzuführen. Die Publizitäts- und Sorgfaltspflichten einer gelisteten AG sollten nicht unterschätzt werden, erst recht nicht im Prime Standard des regu-lierten Markts, dem Segment, wenn man auf institutionelle Investoren im In- und Ausland abzielt. Der Börsengang: die Chance eine langfristige finanzielleStabilität zu erlangen. Der Weg dahin sollte gut geplant sein.

Gastbeitrag

Page 28: Report 2006 Internet

Exzellente Universitäten in München

26

8. Exzellente Universitäten in München

Prof. Dr. Bernd Huber, Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität München

Der Erfolg der Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen (LMU) bei der Exzellenzinitiative:Stärkung der Lebenswissenschaften amStandort Großhadern-Martinsried

Seit dem 13. Oktober 2006 ist es offiziell: Die Wissenschaftsregion Münchenspielt national und international ganz vorne mit. Der Erfolg der beiden MünchnerUniversitäten in der Exzellenzinitiative ist Anerkennung und Ansporn zugleich. Die LMU erhält mit der Förderzusage für eine Graduiertenschule, dreiForschungscluster und ihr Zukunftskonzept in den kommenden fünf Jahren die höchste Fördersumme aller am Wettbewerb beteiligten Hochschulen.

Die LMU wird mit Hilfe der Förderung ihren Status als herausragende deutscheForschungsuniversität international ausbauen. Sie verfolgt eine umfassendeGesamtstrategie, die alle Bereiche von Forschung, Lehre und Nachwuchs-förderung sowie Management durchzieht. Das schließt auch die Kooperation mitstarken Partnern wie z.B. den Max-Planck-Instituten ein, die am HighTechCampusLMU in Großhadern-Martinsried in zwei erfolgreiche LMU-Anträge eingebundensind:

Das Munich Center for Integrated Protein Science (CIPSM) wird sich derUntersuchung und Nutzbarmachung von Proteinen widmen. Neben der bio-physikalischen Untersuchung der Proteine und der Proteinfaltung geht es um die Erforschung der Struktur von Proteinkomplexen. Auch beschäftigt sich dasCluster mit der Manipulation von Proteinfunktionen, um Moleküle zu verbessernund sie für den technologischen oder medizinischen Einsatz zugänglich zumachen.

Die Graduate School of Systemic Neurosciences (GSN) an der LMU widmetsich der fundamentalen Frage nach der Funktionsweise des Gehirns. In Verbindungmit neuen, präziseren experimentellen Methoden und Werkzeugen werden dieFunktionsweise des Gehirns und die Grundlagen der Wahrnehmung untersucht.Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus verschiedenenBereichen spielt dabei eine überragende Rolle. Forschergruppen aus fünf Fakultätender LMU und TU München, drei Max-Planck-Instituten sowie dem Forschungs-zentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF) sollen zu einem horizontal integriertenNetzwerk zusammengefügt werden, das im Austausch mit Unternehmen undkulturellen Institutionen steht.

Die einzigartige Infrastruktur im Bereich der Lebenswissenschaften inGroßhadern-Martinsried braucht den internationalen Vergleich nicht zu scheuenund bietet die Grundlage für weitere Innovationen und eine erfolgreicheUmsetzung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse. Das CIPSM und die GSN werden die Dynamik dieses Umfelds weiter stärken und damit zurErfolgsgeschichte der Biotechnologie-Region München beitragen.

Gastbeitrag

Page 29: Report 2006 Internet

Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann, Präsident der Technischen Universität München

Europaweites Alleinstellungsmerkmal: "Life Science Engineering" der TU München

Die Münchner Erfolge in der Exzellenzinitiative erhöhen in ihren „Zukunftskon-zepten“ die Attraktivität für hochbegabte Wissenschaftler, insbesondere in denSchwerpunktbereichen. Der gemeinsame Exzellenzcluster in den Proteinwissen-schaften (Center for Integrative Protein Science) beweist, dass im Wissen-schaftsraum München, von Großhadern über Garching bis Freising, ein dichtesKompetenznetzwerk in den modernen Biowissenschaften vorhanden ist.Während uns das Zukunftskonzept „TUM. The Entrepreneurial University.“ Raum für die unternehmerische Entwicklung der Universität gibt, bieten wir inder „TUM International Graduate School of Science and Engineering“ (IGSSE)hervorragenden Nachwuchskräften eine neue Studienstruktur, die aus derVerschränkung der Denk- und Arbeitswelten von Naturwissenschaftlern,Ingenieuren und Medizinern lebt. Kommt hinzu, dass unser „TUM Institute ofAdvanced Study“, das auf dem HighTech-Campus in Garching einen Neubauerhält, den brillantesten Forschern, ob jung oder alt, die erforderliche Muße zurEntfaltung ihrer wissenschaftlichen Kreativität gibt: Frei vom täglichen Papierkramdes Lehrstuhls- und Institutsbetriebs, frei von Gremienverpflichtungen können dieWissenschaftler dieses Instituts bis zu drei Jahre unbehelligt forschen. Auch hierwird es zur Bildung kleiner, hochkarätiger Themenzentren kommen, bei denensich schon jetzt die Biowissenschaften und die Medizin abzeichnen.

Während sich das Wissenschaftszentrum Weihenstephan zur Hochburg derPflanzen- und Tiergenomik in Deutschland entwickelt, wird die „Rote Biotechno-logie“ in allen relevanten Fakultäten gestärkt (insbesondere HighTech-CampusGarching), während die „Weiße Biotechnologie“ die Verschränkung zwischen derVerfahrenstechnik, der Chemie und den Biowissenschaften aufnimmt. Das neue„Life Science Engineering“ der TUM wird dem Wissenschaftsraum München einneues, europaweites Alleinstellungsmerkmal verleihen.

Exzellente Universitäten in München

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Gastbeitrag

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Ausblick

Zumindest der ausgebildete Biotechnologe kennt sie, die typische Wachstums-kurve einer Bakterienkultur: Es geht zunächst einmal sehr langsam los, dannkommt die Zellkultur in die durch schnelles Wachstum gekennzeichnete logarith-mische Phase, die dann schließlich in die so genannte stationäre Phase einmündet,bei der das Wachstum wieder aufhört.

Obwohl es einige Zeit so aussah, als würde die Entwicklung des MünchnerBiotech Clusters diesem Wachstumsverlauf exakt folgen, zeigen die Zahlen indiesem Report recht eindrücklich, dass dies offensichtlich doch nicht der Fall ist.Insbesondere seit dem vergangenen Jahr verläuft die Entwicklung deutlichanders: Genauso wie wenn man den Bakterien neue Wachstumsmöglichkeitenschafft und sie vor allem auch mit frischen Nährstoffen versorgt, hat auch dasWachstum des Münchner Biotech Clusters wieder eingesetzt. Nach Jahren einerbeängstigenden Stagnation, die die Unternehmen jedoch nicht zur Untätigkeitverleitete, hat das Wachstum in der Region erfreulicherweise wieder Fahrt aufgenommen: Die Umsätze in den Unternehmen haben sich weiter verbessert,die Forschungsausgaben haben sich ebenfalls leicht erhöht und, was vielleichtam wichtigsten ist, die Zahl der Mitarbeiter in den Unternehmen ist deutlichangestiegen. Es geht also wieder richtig vorwärts und aufwärts.

Der berühmte Wermutstropfen darf aber auch hier nicht fehlen: In erschrecken-dem Maß ist die Zahl der Neugründungen zurückgegangen. Gerade einmal dreiUnternehmen wurden im vergangenen Jahr neu aufgesetzt, eine Tatsache, dieBesorgnis erregend ist. Natürlich kann man argumentieren, dass es eigentlichgenügend Unternehmen in der Region gibt, und es viel wichtiger und sinnvollerwäre, die bestehenden Unternehmen durch das Einbringen neuer Technologienund Produkte zu stärken. Dennoch braucht es auch die Neugründungen.

Man kann also nur hoffen, dass die neu geschaffenen Instrumente wie dasBMBF-Förderprogramm GO-Bio und der HighTech-Gründerfonds dieser un-befriedigenden Entwicklung entgegensteuern können; vielleicht sind dieseMaßnahmen jedoch nicht groß genug, um hier wirklich etwas zu bewegen.Wünschenswert wäre deshalb, wenn es bereits in naher Zukunft ähnlicheInitiativen, idealerweise vom Land Bayern finanziert, geben würde, die diesenZustand verbessern. Was dann jedoch zusätzlich vonnöten sein wird, sindVenture Capital Gesellschaften, die diesen Namen nicht nur tragen, sondern auch ihrem Namen entsprechend agieren, indem sie (wieder) bereit sind, auch in frühe Phasen einer Unternehmensentwicklung zu investieren.

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