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Schlecht drauf und trotzdem lernfähig?
Relevanz emotionaler Zustände für die neuronalen Korrelate von Furchtkonditionierung
Annika Maria Küss Professur für Psychotherapie und Systemneurowissenschaften
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• Emotionale Zustände, wie ein anhaltender negativer Affekt beidepressiven Erkrankungen, können Aufmerksamkeits- undLernprozesse, die für die Funktionsfähigkeit eines Individuumswichtig sind, beeinträchtigen [1].
• Als wichtige Areale für die Emotionsverarbeitung werdenuntersucht: Amygdala, Insula, dorsaler anteriorer cingulärerKortex, ventromedialer präfrontaler Kortex und Hippocampus.
Je stärker der negative Affekt vor derFurchtkonditionierungausgeprägt war, desto geringer fiel die Aktivität der Amygdala auf den CS+ im Vergleich zum CS- während der Furchtakquisition aus.
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Die geringe Aktivität der Amygdala auf den CS+ als auf denCS-, die als Areal für die Expression konditionierter Furcht gilt[3], liefert einen Hinweis darauf, dass Personen mit einemstärkeren negativen Affekt vor der Furchtkonditionierungweniger gut zwischen dem Gefahrenreiz (CS+) und demSicherheitsreiz (CS-) diskriminieren können und somiteine geringere differentielle konditionierte Reaktion erlernen.
Fazit:Personen in einer schlechten Stimmung scheinen imemotionalen Lernen eingeschränkt zu sein und wichtigeInformationen über die Bedrohlichkeit einer Situation wenigernutzen zu können.
Limitationen:• Nur männliche Versuchspersonen• Keine Auswertung der EDA (elektrodermale
Aktivität)• sehr geringe Varianz in der Verteilung des
negativen Affekts in der Stichprobe à stärkereEffekte bei größerer Varianz möglich
Zukünftige Forschung:Interessant wäre die Untersuchung emotionalerLernprozesse, z.B. während der Furchtakquisition undFurchtextinktion, bei Personen mit affektiverStörung (z.B. Depression) aufgrund der gegebenenklinischen Relevanz.
Stichprobe• 49 männliche Versuchspersonen (Alter
M = 24.4 Jahre, SD = 2.3)
[1] Davis, M., & Whalen, P. J. (2001). The amygdala: vigilance and emotion. Molecular Psychiatry, 6, 13-34.[2] Watson, D., Anna, L., & Tellegen, A. (1988). Development and Validation of Brief Measures of Positive and Negative Affect: The PANAS Scales. Journal of Personality and socialPsychology, 54(6), 1063-1070.[3] LeDoux, J. E. (2000). Emotion circuits in the brain. Annual review of neuroscience, 23(1), 155-184. Kontakt: Annika Maria Küss, [email protected]
Negativer Affekt • Erhebung des negativen Affekts mittels
des PANAS (state) [2] vor der Furchtkonditionierung
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Negativer Affekt (PANAS) von 1 (gar nicht) bis 5 (äußerst)
M = 1.225SD = 0.224
Referenzen
Hypothese:Ein stärkerer negativer Affekt ist verbunden miteiner geringeren differentiellen Konditionier-barkeit, da diese Personen weniger gutzwischen Gefahrenreiz (CS+) und Sicherheits-reiz (CS-) diskriminieren können.
T-Wert