sternenzeit ausgabe herbst 2013

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ZEITUNG AUS TREPTOW-KÖPENICK FÜR FREIWILLIGES ENGAGEMENT Der Industriesalon, Forum für Industrie, Technik und Kultur, ist versteckt in Schöneweide im Areal, wo früher das Transfor- matorenwerk Oberspree behei- matet war. In einer renovierten ehemaligen Produktionshalle werden einmalige Technologien gezeigt. Diese machen deut- lich, wie viel handwerkliche Geschicklichkeit und mikrosko- pische Präzisionsarbeit zur Her- stellung elektrischer Bauteile für Fernsehgeräte nötig war. Einer, der aktiv zur Erhaltung dieses Kapitels der Industriege- schichte beiträgt, ist Wolfgang Mögling. Wenn man die ehe- malige Pforte passiert, in der zwar die Kontrolluhr fehlt, es aber einen angenehmen Kaf- feeladen gibt, steht er mit be- scheidenem Lächeln in der Tür und man fühlt sich gleich zu- hause. So fühlt sich auch Herr Mögling hier. „Ich bin von Herzen Elektro- techniker. Nach der Wende hat Schöneweide, Mekka der Elek- troindustrie im Osten, leider an Bedeutung verloren, Arbeits- plätze wurden abgebaut, viele Leute haben keine Betätigung mehr gefunden“, erzählt er die eher traurige Geschichte dieses Berliner Stadtteils. Herr Mög- ling hat sich umorientiert, aber der technische Fortschritt war zu rasant. „Dank meines Ehrenamtes im Industriesalon bin ich dort ge- landet, wo es mich schon im- mer hingezogen hat“, strahlt Herr Mögling. „Seit anderthalb Jahren helfe ich hier einmal pro Woche oder öfter, je nach Be- darf, vor allem beim Herrichten der Ausstellungsstücke und im Archiv.“ Vielleicht, so Wolfgang Mögling weiter, werde auch er eines Tages Führungen anbie- ten. Mit einem Lächeln im Ge- sicht schließt er das Tor zum In- dustriesalon und fährt zufrieden nach Hause. Lenka Houskova Hingeschaut Arbeitslosigkeit und Engagement Seite 1-3 Angekündigt Veranstaltungshinweise rund ums Engagement Seite 7 Nachgefragt Ines Feierabend, stellv. Bezirks- bürgermeisterin, im Interview Seite 5 Jahrgang 02 / Ausgabe 03 / Herbst 2013 Elektrotechniker aus Leidenschaft – aktiv auch im Rentenalter Schauen Sie, was Herr Mögling und das Team des Industriesalon Schöneweide leisten: Industriesalon Schöneweide, Reinbeckstraße 9, 12459 Berlin, Telefon (0 30) 53 00 70 42, www.industriesalon.de

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STERNENZEIT Zeitung aus Treptow-Köpenick für freiwilliges Engagement Schwerpunkt "Arbeitslosigkeit und Engagement"

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Page 1: STERNENZEIT Ausgabe Herbst 2013

Zeitung aus treptow-KöpenicK für freiwilliges engagement

Der Industriesalon, Forum für Industrie, Technik und Kultur, ist versteckt in Schöneweide im Areal, wo früher das Transfor-matorenwerk Oberspree behei-matet war. In einer renovierten ehemaligen Produktionshalle werden einmalige Technologien gezeigt. Diese machen deut-lich, wie viel handwerkliche Geschicklichkeit und mikrosko-pische Präzisionsarbeit zur Her-stellung elektrischer Bauteile für Fernsehgeräte nötig war.Einer, der aktiv zur Erhaltung dieses Kapitels der Industriege-schichte beiträgt, ist Wolfgang Mögling. Wenn man die ehe-malige Pforte passiert, in der zwar die Kontrolluhr fehlt, es aber einen angenehmen Kaf-feeladen gibt, steht er mit be-scheidenem Lächeln in der Tür und man fühlt sich gleich zu-hause. So fühlt sich auch Herr Mögling hier.„Ich bin von Herzen Elektro-techniker. Nach der Wende hat Schöneweide, Mekka der Elek-troindustrie im Osten, leider an Bedeutung verloren, Arbeits-plätze wurden abgebaut, viele Leute haben keine Betätigung mehr gefunden“, erzählt er die eher traurige Geschichte dieses

Berliner Stadtteils. Herr Mög-ling hat sich umorientiert, aber der technische Fortschritt war zu rasant. „Dank meines Ehrenamtes im Industriesalon bin ich dort ge-landet, wo es mich schon im-mer hingezogen hat“, strahlt Herr Mögling. „Seit anderthalb Jahren helfe ich hier einmal pro

Woche oder öfter, je nach Be-darf, vor allem beim Herrichten der Ausstellungsstücke und im Archiv.“ Vielleicht, so Wolfgang Mögling weiter, werde auch er eines Tages Führungen anbie-

ten. Mit einem Lächeln im Ge-sicht schließt er das Tor zum In-dustriesalon und fährt zufrieden nach Hause.

Lenka Houskova

HingeschautArbeitslosigkeit und Engagement Seite 1-3

AngekündigtVeranstaltungshinweise rund ums EngagementSeite 7

NachgefragtInes Feierabend, stellv. Bezirks-bürgermeisterin, im InterviewSeite 5

Jahrgang 02 / Ausgabe 03 / Herbst 2013

Elektrotechniker aus Leidenschaft – aktiv auch im Rentenalter

Schauen Sie, was Herr Mögling und das Team des Industriesalon Schöneweide

leisten: Industriesalon Schöneweide, Reinbeckstraße 9, 12459 Berlin,

Telefon (0 30) 53 00 70 42, www.industriesalon.de

Page 2: STERNENZEIT Ausgabe Herbst 2013

2 SternenZeit

Jürgen Hesse, Diplom Psychologe,

Vorstandsmitglied der Stiftung Tele-

fonseelsorge Berlin und Geschäfts-

führer von Hesse/Schrader Berufs-

strategie gibt Tipps.

Hingeschaut

Kultur muss nicht teuer seinKultur und Loge, sind das die Freimaurer eines deutschen Theaters?Neugierig habe ich, fern aller Mystik, dem „Kulturloge Ber-lin - Schlüssel zur Kultur e.V.“ einen Besuch abgestattet. Die Räume werden gerade umge- baut, also ‚Maurer‘ habe ich dort getroffen. Mir fiel ein Stein vom Herzen – das Mysterium klärte sich auf - als ich drei Frauen und einen Mann vor-fand. Eine Frau mit Headset te-lefonierte, die anderen tippten Veranstaltungstermine in ihre Notebooks ein.„Unsere Kulturloge setzt sich aktiv für die kulturelle Teilhabe ein, indem wir nicht verkaufte

Plätze in Kulturveranstaltungen kostenlos an Menschen mit geringem Einkommen vermit-teln, die sich den Kulturbesuch sonst nicht leisten könnten.“ In den Augen der Mitarbeiter konnte ich die Freude leuch-ten sehen, anderen zu helfen, welche zeitweilig nicht zu den privilegierten Mitbürgern zäh-len.Ob ein Bertolt Brecht zum Team gehört, die „Dreigroschenoper“ könnte Indiz sein, erfahren Sie unter www.kulturloge-berlin.de.Aber Nachfolger Brechts, also Mitmacher, werden gesucht, die sich in der telefonischen Kartenvermittlung oder in der

Gästewerbung engagieren.Gäste können eine Begleitung ihrer Wahl zur Veranstaltung mitnehmen und nennen am Einlass ihren Namen, ohne ei-nen Einkommensnachweis vor-legen zu müssen. Ob die Mitarbeiter wissen oder ahnen, wie wichtig ihre Arbeit für die Kunden in psycholo-gischer, sozialpartizipatorischer und gesundheitlicher Hinsicht ist? Durch die Kulturloge kön-nen die Kunden die eigenen Wände zu kulturellen Höhe-punkten verlassen. Daher von mir ein „Danke für dieses En-gagement“.

Andre Schaal

� Herr Hesse, Sie waren Geschäftsführer der Telefon-seelsorge in Berlin, welche Erfahrungen haben Sie mit Ehrenamtlichen?

Es ist erstaunlich, welches Po-tenzial in Menschen freigesetzt wird, wenn sie etwas tun, mit dem sie sich wirklich identifi-zieren.

� Worauf sollten Ehrenamt-liche achten?Wichtig ist die schwierige Ba-lance zwischen Offensein und Abgrenzung.

� Sind Arbeitslose offen für bürgerschaftliches Engage-ment?Nach meinen Erfahrungen ja.

� Was empfehlen Sie um Einsatzstellen zu finden?Zunächst ist es wichtig, in sich selbst zu horchen, wo man seine Zeit und Kraft zur Verfügung stellen möchte. Hier helfen auch professionelle

Beratungsstellen, zum Beispiel über die Wohlfahrtsverbände.

� Welchen Tipp können Sie Arbeitssuchenden mit auf den Weg geben? Unbedingt etwas machen, von dem man selbst auch profitiert. Das hilft auf dem Arbeitsmarkt. Im Jobinterview kann man bei der Frage „Was machen Sie denn jetzt so den ganzen Tag?“ ganz anders antworten.

� Welche Anregungen ge-ben Sie zur Motivation?Für viele Arbeitslose ist es eine besondere Chance, sich gerade in dieser Zeit nicht zurückzuziehen, sondern ganz bewusst und selbstbestimmt zu entscheiden, was man wo anbietet. Das hilft, eine längere Phase der Arbeitslosigkeit

auch psychisch besser zu überstehen. Man merkt, dass man was kann, dass man gebraucht wird.

� Wie bewerten Arbeitge-ber ehrenamtliches Engage-ment?In der Regel positiv. Wichtig ist, nicht das Gefühl aufkommen zu lassen, eigentlich würde ich lieber nur diese Arbeit machen statt mich jetzt hier für meinen "Broterwerb" anbieten zu müs-sen.

� Was ist ganz wichtig zu erwähnen?Dass man auch bei ehrenamtlichen Tätigkeiten viel lernt.

Das Interview führte Franziska Pfeil.

Angela Meyenburg, Leiterin Kulturloge Berlin (Telefon 030 2627213)

Ehrenamt und Arbeitssuche

Page 3: STERNENZEIT Ausgabe Herbst 2013

Zeitung Für Freiwilliges engagement aus treptow-KöpenicK 3

HingeschautDer Rahmen muss stimmen!

Was bieten gemeinnützige Einrichtungen ihren freiwilligen Mitarbeitern?

Menschen, die sich freiwillig engagieren, spenden ihre Zeit. Sie bringen ihre Kompetenzen und Inter-essen in ihrer freien Zeit für eine gute Sache ein. Die Hintergründe, wie und warum sich Menschen frei-willig engagieren, sind sehr vielfältig. Aber in einem sind sich alle einig - der Rahmen muss stimmen. Die Gewinnung und Begleitung von Freiwilligen bedarf einer gründlichen Auseinandersetzung mit der Fra-ge „Sind wir als Einrichtung bereit, Ressourcen in die Einarbeitung von Freiwilligen zu investieren und uns fortlaufend mit den Herausforderungen einer erfolgreichen Zusammenarbeit auseinanderzu-setzen?“ Wenn die Antwort positiv ausfällt, ist der Grundstein für eine gute Zusammenarbeit gelegt. Fühlen sich die Freiwilligen bereits beim ersten Ken-nenlernen in der Einrichtung willkommen, steht ei-ner guten Zusammenarbeit nichts mehr im Wege. Freiwillige möchten als Mitarbeiter anerkannt und integriert werden. Der gute Kontakt zu den Men-schen, mit denen sie sich in ihrem Engagement be-schäftigen, steht ganz oben auf der „Wunschliste“. Sich integriert zu fühlen heißt auch, an Teamsitzun-gen teilnehmen zu können, Austausch mit anderen Freiwilligen und Hauptamtlichen zu haben und Ide-en einbringen zu können .Einrichtungen und Projekte, die ihr Angebotsspek- trum durch freiwillige Mitarbeiter bereichern möch-ten, sollten klare Aufgaben formulieren, Ansprech-personen für die freiwilligen Mitarbeiter/-innen benennen und sich über Kostenerstattungen und Versicherungsschutz informieren. Eine wertschät-zende Anerkennung der Arbeit sollte selbstver-ständlich sein und für das gesamte Team gelten.

Sandra Maiwald

Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) bietet Engagementmög-lichkeiten in sozialen, kulturel-len, ökologischen und anderen gemeinwohlorientierten Tätig-keitsfeldern. Einen BFD kann man ab dem Alter von 16 Jahrenabsolvieren; es gibt keine Al-tersbegrenzung nach oben. Der Einsatz dauert normalerwei-se zwölf Monate, es sind aber auch Laufzeiten von sechs bis

24 Monaten möglich. Die Freiwilligen sind beitrags-frei sozial-, haftpflicht- und unfallversichert. Während des einjährigen Einsatzes beträgt der Urlaubsanspruch 26 Tage. Man erhält Taschengeld, über dessen Höhe die Einsatzstelle entscheidet. Das Taschengeld beträgt monatlich maximal 330 Euro. ALG II-Empfangende dürfen 175 Euro Taschengeld

monatlich für sich behalten. Berufskleidung, Unterkunft und Verpflegung können gestellt oder die Kosten ersetzt werden. Im Bundesfreiwilligendienst wird gegebenenfalls Kindergeld gezahlt. Für alle, die älter als 27 Jahre sind, ist eine Reduzierung des Stundenvolumens auf bis zu 20 Stunden pro Woche möglich. Über 27-Jährige können alle fünf Jahre einen Bundesfreiwil-

ligendienst ableisten.Geht man auf die Webseite www.Bundesfreiwilligendienst.de, so findet man eine Vielzahl von Einsatzstellen, sortiert nach Postleitzahl, auch in nächs-ter Nähe. Dort kommen auch Freiwillige im Einsatz aus allen Altersgruppen zu Wort, die von ihren Erfahrungen berichten.Info-Hotline 0221-36730

Christiane Hartmann-Kraatz

Bundesfreiwilligendienst – Ein Weg für Arbeitslose?

Page 4: STERNENZEIT Ausgabe Herbst 2013

4 SternenZeit

Nachrichten

Picknick im Park für Ehrenamtliche

Bei schönsten Sommertempe-raturen kamen am 7. August 2013 auf der Schlossinsel Kö-penick viele aktive Ehrenamtli-che aus Treptow-Köpenick zum „STERNEN-Treff Picknick im Park“ zusammen.Zu diesem geselligen Beisam-mensein lud das STERNEN-FISCHER Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick ein, um Freiwilligen für das gelebte Engagement in unserem Be-zirk ‚Danke‘ zu sagen. Der stimmungsvolle Sommerabend wurde rege dazu genutzt, sich untereinander über Erfahrun-

gen im Engagement auszutau-schen und dabei auch Einblicke in andere Bereiche zu erhalten. Neben toller Live Musik von „Friedrich & Wiesenhütter“ im Rahmen der öffentlichen Veran-staltung „Musik im Park“ wur-den gemeinsam herzhafte Le-ckereien genossen. Unterstützt wurde das Picknick auch in diesem Jahr wieder von Schle-singer Events.Am Ende des Tages waren sich alle einig: es war ein schöner Abend im Herzen von Köpe-nick. em

„UFFMUCKEN für eine alternative Jugendkultur in Schöneweide“ ist der Name der Aktion, welche auf dem „Fest der Demokratie“ ebenso präsent war wie auf dem „Antirassistischen So-lidaritäts-Hoffest“ in Johannisthal.Mit viel Engagement für Gerechtigkeit in den zwischenmenschlichen Bezie-hungen setzen sich junge Menschen trotz Gefährdungen für die eigene Person dafür ein, das Miteinander zu leben, statt oberflächlich Hass- und Schuldparolen zu folgen. Es beein-druckt zu erleben, wie der gesunde

Menschenverstand hier Auswüchsen von Repression, Rassismus, Antisemi-tismus und Nationalismus entgegenge-setzt wird. Gerade angesichts zunehmender Ge-walt mit rechtsradikalem Hintergrund finden regelmäßig Kiezspaziergänge zur Beseitigung von Nazipropagan-da statt. An diesen Veranstaltungen teilnehmen kann jeder, der an ei-nem sauberen Treptow-Köpenick in-teressiert ist. Die aktuellen Termine und Treffpunkte erfahren Sie unter www.uffmucken-schoeneweide.de. as

Am 13. und 14. September 2013 können Interessierte in 23 Mitmachaktionen in ein freiwil-liges Engagement schnuppern und dabei Gutes tun. Ein bun-ter Blumenstrauß an Aktionen erwartet die Treptower und Köpenicker. Die Freiwilligenta-ge enden mit einer zentralen Dankeparty für alle Helfer, or-ganisiert vom PARITÄTISCHEN

Berlin. Unter dem Motto: „Zeit spenden, mitgestalten, Engel sein für einen Tag! Gemeinsam aktiv für Treptow-Köpenick!“ werden die Mitmachtage durch das STERNENFISCHER Frei-willigenzentrum Treptow-Kö-penick koordiniert. Anmeldung unter 030-23 36 29 98 oder www.sternenfischer.org/freiwil-ligentag. em

Unter dem Motto 23 Millionen Menschen tun Gutes - und sind dabei nicht zu sehen. Zeigt sie uns! waren alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, enga-gierte Personen oder beeindru-ckende Projekte zu nominieren. Mit der Schwerpunktkatego-rie Gemeinsam wirken - mit Kooperationen Brücken bauen würdigt der Deutsche Enga-

gementpreis im Jahr 2013 Ko-operationen unterschiedlicher Initiativen, die gemeinsam ein Ziel verfolgen.Der Deutsche Engagement-preis vergibt in diesem Jahr drei Sonderpreise für bürger-schaftliches Engagement wäh-rend der Hochwasserkatastro-phe. Die Verleihung findet am 05.12.2013 in Berlin statt. em

Picknick im Park auf der Schlossinsel Köpenick 2013

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Treptow-Köpenicker Freiwilligentage 2013 Deutscher Engagementpreis würdigt Ehrenamt

Jugendliche gegen Rechts

Entfernen von Nazipropaganda auf Kiezspaziergängen

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Page 5: STERNENZEIT Ausgabe Herbst 2013

Zeitung Für Freiwilliges engagement aus treptow-KöpenicK 5

Nachgefragt

� Wie definieren Sie Arbeit? Ist eine ehren-amtliche Arbeit für Sie gleichbedeutend mit Er-werbsarbeit?Ehrenamtliche Arbeit ist für mich eine ganz wichti-ge Arbeit im gesellschaft-lichen Sinne, die sich aber von der Erwerbsar-beit unterscheidet.Da möchte ich gern aus dem Parteiprogramm der LINKEN zitieren: „Menschliches Leben umfasst die psychische, kulturelle und geistige Reproduktion und reicht damit weit über den Bereich der Er-werbs- und Lohnarbeit hinaus. Arbeit ist mehr als Erwerbsar-beit, denn ohne die täglich zu leistende Arbeit in der Haushal-tung, in der Erziehung, Sorge und Pflege, im Ehrenamt und im Kulturbereich könnte auch die in Lohnarbeit investierte Ar-beitskraft sich im gesellschaft-lichen Maßstab nicht reprodu-zieren.“

� Wie ist für Sie die Ab-grenzung zwischen 1€-Job und Ehrenamt?1€-Job ist Umgangssprache. Es ist ein Arbeitsmarktinstru-ment und bedeutet Arbeitsge-legenheit mit Mehraufwands-entschädigung. Es ist keine Stelle und es ist auch keine Erwerbsarbeit. Es ist ein Instru-ment des Wiederheranführens an den Arbeitsmarkt und des-wegen auch nicht gleichzuset-zen mit einer Tätigkeit im Eh-renamt. Und im Übrigen keines, was ausschließlich der Freiwil-ligkeit desjenigen obliegt, ob er eingesetzt wird in eine solche Arbeitsmarktmaßnahme oder

nicht. Sondern das erfolgt im Rahmen der Vermittlung durch das Jobcenter. Außerdem dro-hen dem Betroffenen Sankti-onen, wenn ein 1€-Job abge-lehnt wird. Ein Ehrenamt ist eine ganz freiwillige Entscheidung, teilzuhaben am gesellschaftli-chen Leben, seine Potenziale, Erfahrungen, Zeit und auch den Willen mitzubringen für andere Menschen etwas zu tun. Das sind zwei grundsätzlich unter-schiedliche Dinge.

� Werden die Fallmanager des Jobcenter in Treptow-Köpenick auch zum Ehren-amt, zu den Anlaufstellen wie z.B. STERNENFISCHER, geschult?Die STERNENFISCHER sind im Jobcenter Treptow-Köpe-nick als Anlaufstelle für ehren-amtliche Tätigkeiten bekannt. Vor allem im Bundesprogramm „Perspektive 50plus“ arbeitet das Jobcenter mit den STER-NENFISCHERN als Paktpart-ner zusammen. Das heißt auch, dass sich die Mitarbeiter mit dem Thema Aufwandsent-schädigung auskennen, da es

bundesgesetzliche Regelungen sind.

� Können im Bereich Pfle-ge Arbeitslose im Rahmen von ehrenamtlicher Tätigkeit sinnvoll eingebunden wer-den? Falls ja, wie sähe Ihr Modell aus?Ich habe mir ein Modell in Ams-terdam angeschaut, wo das Ehrenamt eine lange Tradition hat. Dort gibt es eine Pflegeein-richtung mit einer Koordinatorin für das freiwillige Engagement. Diese koordiniert die Arbeit von über 250 Ehrenamtlichen. Diese werden zur Betreuung und Unterstützung, ergänzend zu den professionellen Kräften, eingesetzt. Es ist für mich ein perspektivisches Modell, wenn Ehrenamt und Erwerbsarbeit in dem Bereich voneinander ge-trennt werden.Arbeitslose können insofern eingebunden werden, indem sie zum Beispiel freiwillig in den Bereich der Altenpflege hinein-schnuppern und bei Interesse eine Weiterbildung vom Job-center aus absolvieren mit dem Ziel, in diesem Bereich haupt-

beruflich zu arbeiten.

� Welche Erfahrun-gen haben Sie mit dem Bundesfreiwilli-gendienst gemacht? Nutzen auch Ältere im ALGII-Bezug diese Möglichkeit?Die Mittel, um Langzeitar-beitslose in den Arbeits-markt zu integrieren, sind laut SGB II begrenzt. Ge-setzliche Reformen sehen vor, dass Langzeitarbeits-lose nur noch 24 Monate innerhalb von fünf Jahren

in Beschäftigung integriert sein müssen. In meine Sprechstunde kom-men daher viele, die sich per Gesetz ausgeschlossen fühlen. Da ist der Bundesfreiwilligen-dienst eine Option. Die Inter-essierten erhalten Bestätigung, Selbstbewusstsein und können an der Gesellschaft teilhaben. Dies bedeutet aber keine Lö-sung des Problems. Diese kann nur eine öffentlich geförderte Beschäftigung, die die Men-schen vernünftig bezahlt, dar-stellen.

� Wie sieht Ihre Vision von Bürgergesellschaft für den Bezirk Treptow-Köpenick im Jahr 2050 aus?Jedes Pflegeheim hat einen Pool von 200 Ehrenamtlichen, auf den es zurückgreifen kann. Insbesondere junge Menschen interessieren sich dafür, um den Kontakt zu Älteren nicht zu ver-lieren. Da kann das Zukunfts-modell nicht nur die Pflege-einrichtung, sondern auch das Servicewohnen, das betreute Wohnen oder es können auch Wohngemeinschaften sein.

Förderung von Ehrenamt für ArbeitsloseMaria Leupold im Interview mit Ines Feierabend, Stellvertretende Bezirksbürgermeisterin

von Treptow-Köpenick und Stadträtin für Arbeit, Soziales und Gesundheit

Page 6: STERNENZEIT Ausgabe Herbst 2013

6 SternenZeit

Vorgestellt

Die Kontaktstelle PflegeEnga-gement Treptow-Köpenick un-terstützt und fördert Selbsthilfe und Ehrenamt im Umfeld häus-licher Pflege. Für hilfe- und pfle-gebedürftige Menschen sowie deren Angehörige werden ehrenamtliche Besuchs- und Begleitdienste angeregt, nach-barschaftliches Engagement gefördert, Gesprächsgruppen gegründet und Informationen rund um das Thema „Pflege“

angeboten. Mit der Kontakt-stelle arbeitet ein Team von Ehrenamtlichen, das mit Besu-chen und Freizeitangeboten zur Entlastung Hilfe- und Unter-stützungsbedürftiger beiträgt.Für folgende Tätigkeitsfelder werden aktuell ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen gesucht: Besuchs- und Begleitdienst, Begleitung und Entlastung pflegender Angehöriger, Grup-penbegleitung (Gruppentreffen

organisieren und vorbereiten), Öffentlichkeitsarbeit, Büroorga-nisation. Der zeitliche Rahmen ist flexibel und wird an die Wün-sche der Ehrenamtlichen an-gepasst. Ein polizeiliches Füh-rungszeugnis ist erforderlich.Nähere Informationen erhalten Sie direkt bei Frau Goedicke, Kontaktstelle PflegeEngage-ment, Telefon 030-22 68 48 02, www.eigeninitiative-berlin.de. sb

Paten für Kinder und Ju-gendliche mit Behinde-rung gesucht

Der Familienentlastende Dienst (Einhorn gGmbH) bietet Kindern und Jugend-lichen Einzelbegleitungen (Patenschaften), Gruppen-angebote, Reisefreizeiten und Lesenächte. In allen Bereichen sind auch freiwil-lige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv. Im Rahmen von Patenschaften gestalten Freiwillige, orientiert an den Wünschen des Kindes, ei-nen Teil der Freizeit des Kin-des/Jugendlichen. Wer Lust hat, sich als Pate/in zu enga-gieren, meldet sich bitte bei STERNENFISCHER unter Angabe der ID 29911. Aktuell werden Paten gesucht für Treptow-Köpenick und Prenzlauer Berg. sb

Ehrenamt im Umfeld häuslicher Pflege

Günter Reichow (65) ist seit Oktober 2011 ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Kulturloge Berlin – Schlüssel zu Kultur

e.V.. Er und seine Mitarbeiter haben das Ziel, möglichst vie-len Menschen mit geringem Einkommen den Zugang zu verschiedenen kulturellen Ver-anstaltungen anzubieten. Hierfür organisiert er kostenlo-se Eintrittskarten bei den Ver-anstaltern. Dies ist für ihn ein besonderer Beitrag, um mehr Kultur auf allen sozialen Ebenen zu schaffen. Seine Motivation gewinnt er durch die Freude, die er den Menschen damit macht. www.kulturloge-berlin.de ar

Angela Thomas (48) ist seit 2009 als ehrenamtliche “Foto-erkennerin“ im Industriesalon Schöneweide e.V. tätig. Durch

ihre jahrzehntelange Berufstä-tigkeit im Werk für Fernsehelek-tronik ist es ihr nun möglich, die aus dem Werksarchiv ge-retteten zehntausenden Fotos zuzuordnen und sie lebendig werden zu lassen. Durch ihre Arbeit können auch nachfolgende Generationen einen Eindruck vom Leben in einem großen DDR-Werk er-halten. Es bedeutet ihr viel, dass ihr Engagement etwas bewegt und täglich Fortschritte erkenn-bar sind. www.industriesalon.de ar

Angela Thomas

Engagement als Teil der Historie des Industriesalons

Günter Reichow

Engagement als Schlüssel zur Kultur

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Page 7: STERNENZEIT Ausgabe Herbst 2013

04.09.2013 | 10 – 15 UhrAusbildungstag Süd-Ost 2013 Unternehmen stellen attraktiveAusbildungsberufe vor. Möglichkeit für Schüler/-innen, sich über vielfäl-tige Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Ort: FEZ – Berlin, Straße zum FEZ 2, 12459 Berlin

13. und 14.09.2013 | ganztägigBerliner/Treptow-Köpenicker FreiwilligentageMitmachaktionen laden zum gemeinsamen En-gagement ein.Weitere Informationen und Anmeldungen unter: www.sternenfischer.org/freiwilligentag, Telefon: 030/23 36 29 98.www.freiwilligentag2013.de

13.09. - 29.09.2013 Berliner Engagementwoche, eine Stadt – viel Engagement!Viele Veranstaltungen und Aktionen laden ein, in das bürgerschaftliche Engagement Berlins hinein zu schnuppern und gemeinsam Berlin ein Stück lebenswerter zu machen. Informationen unter: berliner-engagement-woche.de/2013

21.11.2013 | 17.30 - 19.30 Uhr6. Marktplatz Treptow-KöpenickIn anregender Atmosphäre kommen Unterneh-men und gemeinnützige Organisationen aus Treptow-Köpenick zusammen, um miteinander zu handeln und zu tauschen. Ziel ist es, pas-sende Projektpartner zu finden, ein wechselsei-tiges Engagement zu vereinbaren und folgend gemeinsam zu realisieren. Geschlossene Veranstaltung für angemeldete Teilnehmer/-innen.Ort: „freiheit fünfzehn“, 12555 BerlinAnmeldung unter: www.marktplatz-treptow-koepenick.de/anmeldung oder Telefon: 030-23 36 29 98

Freiwilligentage 2013

Am 13.09. und 14.09.2013 haben alle Interes-sierten die Möglichkeit, durch die Teilnahme an bunten Mitmachaktionen das freiwillige Engagement kennenzulernen. 23 Aktionen im gesamten Bezirk Treptow-Köpenick suchen freiwillige Helfer/-innen. Blumenbinden in Friedrichshagen, Mülltauchen in Köpenick, Gartenverschönerung und Kiezfest in Treptow – für jeden Geschmack gibt es eine passende Aktion.Information und Anmeldung: www.sternenfischer.org/freiwilligentag, Telefon 030-23362998.

Zeitung Für Freiwilliges engagement aus treptow-KöpenicK 7

Aha ...Angekündigt

Veranstaltungshinweise für Treptow-KöpenickSeptember - November 2013

Wer kennt es nicht? Man ist zur Tür hinaus und schon einen Moment unterwegs, da taucht ein Gedanke auf: Ist die Kaf-feemaschine ausgeschaltet? Ist das Fenster geschlossen?Das Adrenalin steigt, die Ge-danken kreisen nur noch um den Tatbestand, den man im Moment nicht abklären kann. Gleichzeitig versucht man, den Bus zu erreichen, eine Zeitung zu kaufen und die Fahrkarte pa-rat zu halten.Wir agieren, als wären wir auf der Flucht. Wenn wir sitzen, dann stehen wir schon und wenn wir stehen, dann gehen wir schon.Puh, das ist ganz schön an-strengend. Wie wäre es, einmal in der Woche oder einmal am Tag die Gedanken dort zu hal-ten, wo wir gerade sind und bei dem, was wir gerade machen?Das ist am Anfang ganz schön schwer. Wir sind es gewohnt, mindestens zwei, wenn nicht auch drei Dinge gleichzeitig zu denken und zu tun. Ein Ver-such lohnt sich. Im Buddhismus nennt man das den Einstieg in die Achtsamkeit.Wenn ich sitze, dann sitze ich.

von Franziska Pfeil

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Page 8: STERNENZEIT Ausgabe Herbst 2013

Impressum Herausgeber: STERNENFISCHER Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick, Müggelheimer Str. 13, 12555 Berlin, Tel. 030-24 35 85 75, Fax 030-68 07 41 61, www.sternenfischer.org, www.facebook.com/STERNEN-FISCHER.Freiwilligenzentrum, STERNENFISCHER ist ein Projekt der Union Sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH (USE gGmbH), Geschäftsführung USE gGmbH: Wolfgang Grasnick, Andreas Sperlich, V. i. S. d. P.: Stefanie Beerbaum, Projektleitung STERNENFISCHER, Chefredaktion: Maria Leupold, Redaktion: Christiane Hartmann-Kraatz (chk), Lenka Houskova (lh), Wolfgang Kalaene (wk), Maria Leupold (ml), Evelyn Mücke (em), Annika Duft (ad), Andre Schaal (as), Franziska Pfeil (fp), Lorena Gatzounis (lg), Sandra Maiwald (sm), Stefanie Beerbaum (sb), Tel. 030-24 35 85 75, [email protected], Herstellung: Union Sozialer Einrichtungen ge-meinnützige GmbH (USE gGmbH). Gedruckt auf 100 Prozent chlorfrei gebleichtem Papier. Erscheinungsweise: quartalsweise, Auflage: 1.000 Stück, Redaktionsschluss der aktuellen Ausgabe: 01.08.2013, Hinweise: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Spendenkonto: Union Sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH, Konto-Nr. 3 165 909, Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 100 205 00), Verwendungszweck: "Spende STERNENFISCHER", Spendenbescheinigung auf Wunsch.

STERNEN - Rätsel - ZEIT

Mein Tipp

So ist das auch mit Berlin und seinen Grünanlagen. Berlin ist nicht nur die bevölkerungs-reichste Stadt, sondern hat auch einen Tier- und Pflan-zenreichtum in seinen Grün-

flächen, der Seinesgleichen sucht. Um das zu erleben lohnt es, neue Wege zu gehen.Steigen Sie am Wochenende mal in die Ring-Bahn und las-sen sich überraschen. 1910

hatte Hermann Jansen die Idee, einen Inneren Parkring anzule-gen. Ob Sie am Treptower Park an der Promenade flanieren oder in Tempelhof zum ehema-ligen Flughafen gehen, überall

werden Sie Orte finden, die für das Auge kurzweilig sind und die Seele zur Ruhe kom-men lassen. Zur Vorbereitung empfehle ich die Wanderkarte „Berlin City – Flanieren – Spa-zieren – Wandern“. Infos finden Sie beispielsweise unter www.Bund-berlin.de, www.fuss-ev.de, www.berliner-wanderverband.de oder www.der-wanderfreund.de. Vielleicht fangen Sie ja mit ei-nem kleinen Abendspazier-gang in Ihrem Kiez oder einem neuen Weg zur S-Bahn an.

Franziska Pfeil

Aus den unten angegebenen Silben sind Wörter mit folgenden Bedeutungen zu bilden:

Das Rätsel ist gelöst, wenn alle Silben richtig verwendet worden sind.

1. Gegenteil von ehrenamtlicher Arbeit: _______ _______ _______ _______

2. Wie heißt die Stellvertretende Bürger- _______ _______

meisterin von Treptow-Köpenick? _______ _______ _______ _______

3. Eine demokratische Gesellschaftsform: _______ _______ _______ _______ _______

4. Jugendbündnis gegen Rechts: _______ _______ _______

5. Nachfolgeeinrichtung des Zivildienstes: _______ _______ _______

_______ _______ _______ _______

6. Wichtiges Büro-Utensil: _______ _______ _______ _______ _______

7. Wo findet der STERNEN-Treff Spezial statt? _______ _______ _______

_______ _______ _______

8. Welcher Preis wird am 05.12.2013 verliehen? _______ _______ _______

_______ _______ _______ _______ _______

9. Woran kann man sich am Treptow- _______ _______ _______

Köpenicker Freiwilligentag beteiligen? _______ _______ _______

10. Sensible Form der Aufmerksamkeit: _______ _______ _______

a—acht—ak—an—ar—beit—bend—bun—bür—der—des—deut—dienst—en—en—er—er—fee—fei—frei—ga—ge—ge—

gen—ger—i—im—kaf—keit—kö—li—ma—mach—ment—mit—muck—ne—nen—nes—nick—park—pe—preis—sam—

schaft—sche—schi—schloss—sell—tio—uff—werbs—wil.

Warum in die Ferne reisen, wenn das Gute liegt so nah…

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