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JOURNAL Kundalini Yoga Titelthema: Shakti Pad Ausgabe 21/März 2014 HERAUSGEBER: 3H ORGANISATION DEUTSCHLAND E.V. GEMEINNÜTZIGER VEREIN ZUR FÖRDERUNG DES MENSCHEN DURCH YOGA

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JOURNALKundalini Yoga

Titelthema:

Shakti Pad

Ausgabe 21/März 2014

HERAUSGEBER: 3H ORGANISATION DEUTSCHLAND E .V. GEMEINNÜTZIGER VEREIN ZUR FÖRDERUNG DES MENSCHEN DURCH YOGA

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2 / Kundalini Yoga Journal

3HO ist

Mitglied im

DYVDeutscher Yoga

Dachverband

I NHALT

I M P R E S S U M

REDAKTIONSSCHLUSS ist am 5. Mai 2014

Thema der Sommerausgabe ist:„FRAUEN UND YOGA“.

Textbeiträge und Vorschläge hierzu werden ab sofortgern entgegen genommen!

Texte bitte im Format Times New Roman 12 pt, eineinhalbzeiliger Abstand, linksbündig, nur per E-Mail mit Anhang (rtf oder doc) an:[email protected]ür Mac-Nutzer: Da Anhänge oft nicht geöffnet werden können, bitte Text zusätzlich direkt in dieMail kopieren. Fotos, als Datei (gute Auflösung) oder Print, sind sehr erwünscht!Für Fragen und Ideen ruft mich gerne an: 040/608 48 882 oder mailt mir: [email protected].

ANZEIGENSCHLUSS ist am 13. Mai 2014.

Anzeigen bitte im Format jpg oder pdf. DieBilddateien sollten mindestens eine Auflösung von300 dpi aufweisen (gilt für Bilder in Farbe und inGraustufen), Abbildungen mit Schwarz-Weiß-Strichzeichnungen benötigen eine Auflösung von1200 dpi. Anzeigen per E-Mail an GeraldineMottschall-Weber, [email protected].

Herausgeber:

Vereinszeitschrift der 3H Organisation Deutschlande.V., Heinrich-Barth-Str. 1, 20146 Hamburg, Tel. 040/479099, www.3ho.de

Kontoverbindung für Spenden: 0 606 097 206,Postbank Hamburg, 200 100 20, Kontoinhaberin 3HODeutschland e.V.

Redaktion:

Kerstin Ravi Kirn Kaur Harder-Leppert (V.i.S.d.P.),(khl), Tel 040/608 48 882, Fax 040/60848196, E-Mail: [email protected]

Layout und Anzeigengestaltung:

Caroline Schoeniger, Tel. 040/608 28 15, E-Mail: [email protected].

Anzeigenakquise:

Geraldine Mottschall-Weber, Tel 0173/ 2363583, E-Mail: [email protected]

Autoren dieser Ausgabe:

Yogi Bhajan, Devinderpal Kaur Manuela Eilers, EvaPritamjeet Kaur Eisenbichler-Zens, Sangeet SinghGill, Christine Bhajan Kaur Glander-Rieker, Atma JotKaur Dhyan Tada Güdel, Satya Singh Khalsa, NihalSingh Khalsa, Tabather Harpreet Kaur Khalsa,Gurucharan Singh Khalsa, Mukhia Singh SahibGuruka Singh Khalsa, Pritam Hari Kaur Khalsa,Simran Kaur Khalsa, Jagatpal Kaur Legrand, DevaKaur Nadja Lehmann, Ivonne Ajminder KaurMackenroth, Nirmal Singh Christian Navarro, KartaPurkh Singh Pomarius, Sat Hari Kaur Stülpnagel-Pomarius, Carola Maria Stiefvater, Sat Hari SinghStülpnagel, Willem Wittstamm, Derek AmarpreetWhitman.

Titelbild1: Grit Zeume

Namentlich gekennzeichnete Artikel stellen nicht immer dieMeinung von Redaktion oder Herausgeber dar. DieRedaktion behält sich das Recht vor, Beiträge zu kürzen, zuredigieren, zu schieben oder abzulehnen1Anmerkung: Das Titelfoto der Novemberausgabe „YogaExotik“ stammt von Peter Engel.

Editorial......................................................................... 3

Titelthema: Shakti Pad

Von Yogi Bhajan: Rebirthing – den Schmerz des 7. Jahres loslassen................................ 4

Umfrage: „Was hat dir geholfen, mit Krisen auf demYogaweg umzugehen?“....................................................5

Der Shakti Pad im Licht des Patanjali Yoga Sutra............. 6

Die fünf Stufen des Lernens aus Lehrersicht..................... 7

Shakti Pad ist keine vorübergehende Unpässlichkeit......... 8

Auslöser für Shakti Pad................................................... 9

Das Geheimnis des „Isht“..............................................10

Fühlt sich deine spirituelle Praxis festgefahren an?..........11

Selbstliebe im Shakti Pad...............................................12

Baustelle Kundalini Yoga?..............................................13

Fünf Gründe für heilendes und unterstützendes Schreiben.............................................14

Der kollektive Shakti Pad...............................................14

Serviceseite: Gedanken loswerden, die du nicht magst....15

Fallstricke und Sprungbretter.........................................16

Wie man Krisen in Chancen verwandelt..........................17

Mein Shakti Pad............................................................18

Shakti Pad in Bezug zu meinem Umfeld......................... 19

Das Ego und die Erwartungen in einer Partnerschaft......20

„Hier läuft irgendwas richtig schief!“............................. 21

Erfolgsgeschichte des Golden Temple Teehauses............21

Meine yogisch inspirierte Berufung.................................22

Frage Yogi Satya............................................................23

Interview mit Jai Jagdeesh Kaur Khalsa...........................24

Der Traum von einer Yogamesse.................................... 26

Magische Momente.......................................................28

Sechs Tage reine Freude.................................................29

CD-Rezension................................................................30

Buchrezension...............................................................30

Yogische Kurznachrichten.............................................. 31

CO2 NEUTRAL

by flyeralarm

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Kundalini Yoga Journal / 3

„Shakti Pad“ ist das Thema dieser Ausgabeund ich gebe zu, dass ich dabei anfangs einwenig Bauchweh hatte. Vielleicht, weil ichmanchmal das Gefühl habe, mein ganzesLeben sei ein einziger Shakti Pad …? Dabeikomme ich bei dem ultimativen Shakti-Pad-Test aus Yogi Satyas Kolumne „nur“ auf fünfPunkte, aber vielleicht heißt das ja auch bloß,dass ich mir die Dinge schöndenke? Obwohl icheigentlich niemand bin, der eine rosarote Brilleträgt, eher ist mein negativer Geist sogar etwas zustark ausgeprägt. Ich neige zum Zweifeln und zumHinterfragen, mein „Glauben“ an Kräfte, Heilige oder Gurusist nicht sonderlich ausgeprägt. Auch nicht der an mich selbst- daher hatte ich nie das Gefühl, im Vollbesitz all meiner kre-ativen Kraft zu sein oder gar alles besser zu können oder zuwissen – ich habe mich nie als Superyogalehrerin gefühlt. Ichhabe einfach immer weiter gemacht, weiter unterrichtet, egal,wie es mir gerade ging. Geholfen hat mir meine Disziplin –die vielleicht nicht unbedingt in einem täglichen zweieinhalb-stündigen Sadhana gipfelt, aber in mäßigem, jedoch regelmä-ßigem Yoga und Meditation. „Keep up!“ ist mein persönlichesMantra.

Tatsächlich hatte ich dieses Mal Zweifel, eine bunt gemischteAusgabe zu Shakti Pad zusammenzubekommen (ich fürchtejedes Mal, nicht genügend Artikel zu haben, bis zum Schluss,bis ich feststelle, dass wieder mehr als genug da ist …). Ichdachte, es liefe nur auf Erhobene-Zeigefinger-Ratschläge hin-aus, gepaart mit Patentrezepten und Idealisierungen, die denganz normalen Yogi noch mehr verunsichern würden. Umsoglücklicher bin ich über die Vielfalt an Texten und darüber,dass viele Autoren so ehrlich und authentisch über ihre Krisen,Probleme und Lösungsansätze berichten. Ich danke allen fürihre Offenheit und ihr Vertrauen, sich den Leserinnen undLesern in aller Ungeschminktheit zu zeigen! Das beginntschon in der Umfrage und setzt sich fort, wenn z. B. IvonneAjminder Kaur über ihre „Baustelle Kundalini Yoga“ schreibtoder Eva Pritamjeet Kaur erkennt „Hier läuft irgendwasschief!“ und in den vielfältigen Zitaten, die der „Shakti

Paddler“ Willem Wittstamm zum Themagesammelt hat. „Shakti Pad ist keinevorübergehende Unpässlich-keit“, weißNirmal Singh Christian Navarro undAtma Jot Kaur Dhyan Tada Güdelbeleuchtet den Shakti Pad im Licht desPatanjali Yoga Sutra. Über Vertrauen

und Selbstliebe in dieser herausfordernden Entwicklungsphase

schreibt Deva Kaur Nadja Lehmann; wieman in den Pads unterrichtet, erklärt

Gurucharan Singh Khalsa. Was Auslöser für dieKonfrontation zwischen Ego und Seele sein können,beschreibt Pritam Hari Kaur Khalsa, auch Nihal Singh zeigtAnzeichen für Shakti Pad auf, und über den kollektiven ShaktiPad hat sich Sangeet Singh Gill Gedanken gemacht. Ein per-sönliches Aha-Erlebnis bescherte mir der Text von GurukaSingh Khalsa – seitdem klebt ein Zettel neben meinemMeditationsplatz der mich auffordert: „Verneige dich vor dei-nem Isht!“ … ich glaube erkannt zu haben, was mein persön-liches „Isht“ ist und bin gespannt, ob ihr es für euch auch her-ausfindet. Wie man Krisen in Chancen verwandelt, dazu gibtTabather Harpreet Kaur Tipps – ein Weg könnte einYogatagebuch sein, wie Derek Amarpreet Singh es führt. ÜberShakti Pad in Beziehungen hat Hari Jiwan Singh Interessantesgeschrieben, und natürlich hat auch Yogi Satya Wichtiges zumShakti Pad zu sagen, lasst euch überraschen!

Natürlich kommen weitere Artikel nicht zu kurz, z. B. über dieErfolgsgeschichte des Golden Temple Teehauses in Hamburg,ein Interview mit der charismatischen Sängerin Jai JagdeeshKaur, ein Bericht von der Yogafair sowie Buch- und CD-Besprechungen und weitere Artikel.

Ich wünsche euch eine inspirierende Lektüre und einen wunderbaren, lichtvollen Frühling -

seid gegrüßt von eurer Kerstin Ravi Kirn Kaur

Editorial

Sat Nam, liebe Yogalehrerinnen

und Yogalehrer und Freunde

des Kundalini Yoga,

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4 / Kundalini Yoga Journal

etzt, in der zivilisierten Welt, haben wir uns endlich ent-schieden, Aristoteles wirklich zu verstehen. Aristoteleshat gesagt: „Der Mann ist ein soziales Tier.“ Er hat nicht

gesagt, dass der Mann ein soziales Wesen ist; und niemand hatverstanden, was er genau meinte. Jeder beschwert sich darüber,dass der Philosoph Menschen soziale Tiere genannt hat, unddass Tiere keine Menschen sind. Dennoch, Tiere sind am Leben(…), sie haben Gefühle, erleben Aufruhr, haben Absichten undReaktionen – der Mensch erfährt dies auch. Zu der Zeit habenwir „Mann“ und „Frau“ niemals getrennt gesagt, wir sagten„Mann“, welches damals auch „Frau“ enthielt. (…). Jeder zitiertes, versteht es, spricht darüber, gibt damit an. [Aristoteles] hateinfach nur gesagt, der Mann ist ein soziales Tier, was heißt,dass du sozial handelst und sozial reagierst, dass du sozialeÄngste und Phobien hast, soziale Komplexe – Minderwertigkeitund Überlegenheit.

Extrem komplizierte Wesen

Was ist ein soziales Tier? Weißt du das? Wenn ein Hund in dieGesellschaft eingeflochten wird, nennt man es soziales Tier. Esist ein sehr alter Brauch. Du verzierst deinen Hund, legst ihmeine Leine um, und spazierst mit ihm durch die Straßen. Mannennt es das Tier sozialisieren. Eine andere Art, dein Tier zusozialisieren, ist, es zu den Häusern deiner Freunde zu bringen.Das ist, was Aristoteles gesagt hat – ihr seid Tiere, aber ihrflechtet und schmückt eure Charaktere. Die Leute dachten:„Mein Gott!“ Er sagte etwas so Gutes, und misshandelte undschlug gleichzeitig das Gesicht der ganzen Menschheit, um alsPhilosoph zitiert zu werden. Er hat Menschen nicht sozialeEngel genannt. Das Wort Philosophie fundiert darauf,Menschen als Lebewesen zu akzeptieren – das ist die Tragödie.Wir sind keine Lebewesen, wir sind Menschen. Menschen sindein führendes Licht der Zeit und des Raums und des Jetzt. Esgeht nicht darum, dass du es bequem und gemütlich hast, es gehtdarum, diesen Trost anderen zu geben. Verstehst du, was unsereRolle als Mensch ist? Unsere Pflicht ist es, Licht zu zeigen,Trost zu spenden, andere zu erheben, und denen zu helfen, diespirituelle Unterstützung brauchen. Dafür brauchen wir Mut.(…) Wir sind extrem komplizierte Wesen. Wir komplizieren unsselber, und wir verheddern uns in viele verschiedeneRichtungen. Wir dienen nicht unserer Weisheit und unseremBewusstsein, sondern unserem Aufruhr. Unsere Neurosen sindunsere selbst erschaffenen Ängste. Unsere Depression ist selbst-verursacht; sie kommst nicht von draußen. Ihr glaubst mir viel-leicht nicht, aber irgendwann wirst du aufwachen und sagen:„Hey, bin ich das? Bin ich so dumm? Habe ich das gemacht?Wie kann ich daran Teil haben?“ (…)

Schön, erfolgreich, glücklich und nie erschöpft?

Eines Tages sagt eine Tochter zu ihrem Vater: „Papa, ich will fünfhundert Dollar haben.“

„Wofür?“„Ich will zur Beauty-Schule gehen.“

„Was ist das?“„Das ist eine Schule, an der Mädchen lernen, schön, attraktiv und sexy zu sein. Die können alles erreichen.“„Es wäre besser, du gehst zu einem Karate-Lehrer und lernstdich selbst zu verteidigen. Du musst nicht hübsch sein, Schatz.Du bist schon sehr hübsch. Lern lieber Selbstverteidigung undtritt jeden, der dich zerstören will.“

Ihr wollt alle schön und erfolgreich sein. Ihr wollt alle glücklichsein und nie erschöpft. Ihr wollt immer höher und höher. DieLeute, die heute mit mir gearbeitet haben, wissen, dass ich umsieben angefangen habe, und bis auf ein paar Minuten, bevor ichhierher kam, schon ohne Pause arbeite. Jetzt, wo ich hier bin,kann ich noch etwa acht weitere Stunden arbeiten. Ich könnteeinen Herzinfarkt haben, aber es ist mir egal, denn mein Herzbin ich nicht. Mein Gehirn mag versagen, aber ich bin nicht dasGehirn. Mein Körper mag auseinander fallen, aber ich bin nichtmein Körper. Meine Identität mag beleidigt werden, aber ich binnicht meine Identität. Ich bin, ich bin. Kein Aspekt des Lebens,keine Umstände, keine Rituale, keine Rechte, nicht einmal derTod kann mich davon abhalten, ich selber zu sein. Das ist Gott.

Gott bedeutet überhaupt gar nichts – und Religion bedeutetüberhaupt gar nichts. Wenn dein Horizont schmal ist, wenndeine Vision klein ist, bist du Müll – qualifizierter Müll, fran-kierter Müll, verstandener Müll - und du stinkst. Solange dudich wie weniger verhältst als du bist, solange deine Visionklein ist, schmal, egoistisch, bist du absolut unausstehlich. Sobist du nicht von Vorteil, weder für dich selber noch für andereLeute. Und meistens betreffen deine Schwierigkeiten dich sel-ber; nicht jemand anderen. Andere werden nur mit hineingezo-gen, weil sie mitfühlen, weil sie dich lieben, dich kennen, oderweil sie dir etwas Gutes tun wollen.

Ich sprach neulich mit einer jungen Frau, ich sagte: „Das wird nicht funktionieren.“„Ich nehme das Risiko auf mich.“„Auf Wiedersehen, danke schön. Mag Gott mit dir sein und dirhelfen, mag es hinhauen, mögen deine Worte wahr werden.“„Warum sagst du nicht, dass es klappen wird?“„Das kann ich nicht sagen, denn ich weiß, dass es nicht funktionieren wird. Zieh mich da nicht rein.“„Woher weißt du das?“„Ich habe die Wörter an der Wand gelesen. Wo hast du ihnkennen gelernt?“„In der Bar.“„Was hast du mit ihm gemacht?“„Absolut alles.“„Warum denkst du, dass er jetzt plötzlich ein Heiliger seinwird?“

Von Yogi Bhajan

Rebirthing -den Schmerz des siebten Jahres loslassenLecture vom 30. November 1988, erschienen bei KRI 2011.

Übersetzt von Satnam Kaur Wester

J

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„Alles kann sich ändern.“ „Winter ist Winter. Hast du schon malden Sommer mitten im Winter kommensehen? Nein. Der Winter wird vorbeigehen, aber wenn du hoch im Norden inOttawa wohnst, dann wird es mitten imWinter nicht 35 Grad sein.“ (…)

So steht es mit Sachen. Es gibt Dinge zutun, und Dinge, die man nicht tun sollte;aber wir verstehen die grundlegendstenyogischen Prinzipien nicht, die Geboteund Verbote.(…)

Jede Beziehung hat neun Chancen

Wir haben ein Problem. Wenn wir nichtso sind, wie wir innen sein sollten, dannwerden uns Dinge wieder und wiederund wieder und wieder passieren. Wennman in dieser Aufzeichnung von wiederund wieder und wieder gefangen ist,merken Leute bei der viertenWiederholung etwas, und bei der fünftenwerden sie aufmerksam - sie sagen:„Moment mal!“ bei der sechstenWiederholung sagen sie: „Mache ichetwas falsch?“ Sie mögen ganz und garscheußlich sein, aber in der neuntenWiederholung hat man keine Chance.

Jede Beziehung, egal wie dick oder dünnsie ist, hat neun Chancen. Das musst duverstehen. Es gibt nur neun Ziffern, eins,zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht,neun, und danach kommt was? Null, dasEi muss schlüpfen. Du bist fertig. EinMann kann neun Fehler machen, in allenSituationen, Richtungen oder Umstän-den. Im Leben kann dein ganzes Systemnur neun Unglücke verkraften. Es gibtneun regierende Sterne, es gibt neunJuwelen, (…) um die Sonnenenergie dei-nes Lebens zu beeinflussen. Es gibt neunEdelsteine, die deine Lebensenergie und-richtung verändern können. DeinSystem, dein Drüsensystem, verändertsich am elften Tag; am neunten undzehnten Tag fangen die Veränderungenan, und am elften Tag verändert es sichund fängt wieder von vorne an. (…)

Es sind Sterne im Himmel. Nur weil sieklein aussehen, heißt das, sie sind klein?Wenn Sterne unserer Meinung nach soklein aussehen, dann muss Gott, den wirgar nicht sehen, gar nichts sein. Das soll-te nicht sein. Wir können Gott nichtsehen, das stimmt; aber wir können auchunseren eigenen Verstand nicht sehen.Unser Verstand spielt mehr Spiele mituns als alles andere. Heute werden wirden Geist gerade richten. Wir werden indas siebte Jahr des Schmerzes gehen. Eswird der siebte Schritt des Kindesgenannt. Es ist ein mysteriösesPhänomen, in welchem Leute Opferbringen, um ihren Geist wiederzuerlan-gen und neu zu stimmen.

„Devotion! Ich schaue mir an, was ichohne das Yoga wäre (...?!) und erinnereich mich an dessen Geschenke! Unddaran, dass es auch für mich einen sanf-ten, individuellen Weg gibt, wiederzurück in die Heimeligkeit und die Liebezu finden … wie in dem Lied vonMatamandir: „Oh my lord, this is yourfoolish child.“(Pritam Hari Kaur Khalsa, Südafrika)

„Das beste Werkzeug im Shakti Pad habich von Satya Singh gelernt: Was immerich erreiche auf dem yogischen Weg, ichlege es dankbar auf den Altar.“(Willem Wittstamm)

„Ich habe weitergemacht, jeden Tagmeditiert und meinennegativen Mind nichtgrößer sondern klei-

ner werden lassen.,Keep up and you´ll be

kept up’ (Yogi Bhajan). Wahe Guru.”(Japjeet Kaur Silke Albers)

„Wie sonst auch im Leben - run-ter vom Gas, langer, tieferAtem, Antreiber ausschaltenund mein Lieblingsmantra,das lange Sat Nam, chanten.“(Gesa Schulze)

„In Krisen haben mir Mantrasgeholfen, weil ich weiß, dass das Singenund Hören von Mantras meine persönli-che Schwingung positiv verändert, michquasi aufschwingt, und ich mit krisen-freien Erlebnissen in Resonanz gehenkann. Manchmal visualisiere ich auchYogi Bhajan und werde schnell klar undkraftvoll von innen heraus.“(Simone Schuhr)

„Gong spielen ... Immer wieder denGong spielen. In allen möglichen Variationen. Und schweigen, eine Wocheschweigen und meditieren, bei denBuddhisten. Wunderbar. Und dieBalance finden zwischenPrivat, Arbeit, Yoga,Meditation ...“(Lydia Padmani)

„Über Jahre war ichschwer krank und hatteständig starke Schmerzen.Ich habe nicht nur an mir, son-dern auch an meinem Weg und denLehren gezweifelt. In dieser Zeit habeich immer wieder geübt, keinenWiderstand zu bieten. Ich habe wiederund wieder danach gestrebt, meinenSchmerz und meine Schwäche nicht zu

bewerten. Habe keineGedanken zugelassen,die mein Leben mit„früher“ vergleichenwollten oder mir einflü-sterten, dass ein anderesLeben doch viel schönerwäre. Heute ist selbst in her-ausfordernden Zeiten der Leidensdruckbei weitem nicht mehr so groß. Auf derBasis meiner damaligen Erfahrungenhelfen mir eine beständige Meditations-praxis, der Austausch mit KollegInnen,Freundinnen und Ehemann sowie dieArbeit mit Tieren und im Garten undunendliche Dankbarkeit über meinLeben, in Krisenzeiten eine neuePerspektive zu finden und eine innereHaltung von Akzeptanz und Neutralitätwachsen zu lassen.“(Atma Jot Kaur Dhyan Tada B. Güdel)

„Mein Yogaweg ist mein Lebensweg. Ichunterscheide nicht zwischen Themen„rund ums Yoga“ und „privaten“Themen. Yoga ist Menschsein, mitallem, wie Essen, Trinken, Süchte oder

Freiheit, Begegnungen, Sex, Ängste,Liebesbeziehung - mein täglichesLeben eben...Ein spirituelles Leben heißt fürmich, all dies zu tun und dabei ehr-

lich, echt und wach zu sein undgenussvoll in Freude! Ich habe

gelernt, mich selbst auszubalancieren,das macht mein Leben leicht und freu-dig. Geholfen hat mir dabei ein tiefesVerständnis über die Zusammenhängemeiner eigenen unterschiedlichenAnteile, sehr gut dargestellt u.a. in denzehn Körpern. Sobald ich diese in ihrerEigenart und Funktion verstehe, weißich, wie ich ticke und was gerade los ist.Je tiefer ich in die yogischen Lehren ein-tauche, desto deutlicher wird dies alsLandkarte zur Orientierung. DieBeschäftigung mit Zahlen (Numerolo-gie, Karam Kriya) eröffnete mirDimensionen, die ich vorher nicht gese-hen habe. Die zehn Körper, das MoolMantra oder die zehn Zahlen sind seiteinigen Jahren mein Leitpfad, an demich mein Verhalten ausrichte. Um Dramazu vermeiden, gilt es, im yogischen neu-tralen Mind (Zahl 4) zu bleiben und dies,wie mein Lehrer Shiv Charan betont„under all circumstances!“Kann ich unter allen Umständen meinHerz fühlend halten und wahrhaftigsein? Wie würde die Liebe entscheiden?Das ist die Frage, die ich mir selbst stel-le, sobald ich in schräge Situationen oderblöde Zustände gerate. Jederzeit mitjedem Atemzug.“ (Guru Darshan Kaur Petra Kolitsch)

Umfrage unter den Kundalini Yogalehrerinnen

„Was hat dir geholfen, mit Krisen auf dem Yogaweg umzugehen?“

Kundalini Yoga Journal / 5

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as Sanskrit Wort saktibedeutet Fähigkeit,Können, aber auch

Stärke, Macht, oder eine dyna-mische Kraft, wie z.B. dieSchwingungsform eines Man-tras. Pad oder pada ist der Fuß,der Schritt und bezeichnet imweiteren Sinn auch den Weg.Yogi Bhajan machte uns auf diewichtige, aber auch herausfor-dernde Phase des Shakti Pad inunserer spirituellen Entwick-lung aufmerksam. Das PatañjaliYoga Sutra kennt den Begriffdes Shakti Pad nicht, beschreibtjedoch die Fallstricke, die wirauf unserem Weg der Erkenn-tnis erfahren werden.

Im Yoga gilt es, Befreiung (kai-valya) zu erfahren, indem wirdie Unbeständigkeit unsererNatur (prakrti) erkennen undunser unveränderliches Wesen(purusa) erfahren. Wurzel allunseres Schmerzes und Leidens(klesa) ist avidyā, der grundle-gende Irrtum in Bezug aufunser wahres Wesen. Wir iden-tifizieren uns mit unseremKörper, unseren Gedanken,Gefühlen und Fähigkeiten. Wirsind gefangen in asmita, derWahrnehmung als Ego. DiesesIch-Gefühl lässt uns mit Wuchtdie Dualität unserer Lebenswelterleben. Unsere Einzigartigkeiterfahren wir als Verschieden-heit und Einsamkeit, bis hin zurIsolation.

Kennst du das Bedürfnis, inkontroversen DiskussionenRecht haben zu wollen? Deine Sicht derDinge soll Bestand haben? Mit einemachselzuckenden „so bin ich halt, dasfühle ich eben“ und einem schnellenKlick auf „senden“ schickst du eine E-Mail voller Emotionen und Vorwürfe indie Welt? Dein Missionseifer lässt dich,vegan lebenden und beturbantenYogalehrenden, einen Schrecken für alleFamilientreffen sein. Aber auch dieAppelle an deinen Ehemann, er mögeendlich mit Yoga beginnen, dann hätte ergarantiert keine Rückenschmerzen mehrund würde im Umgang mit den Kindernganz bestimmt gelassener reagieren, ent-springen asmita.

Dein Ego möchte kontrollieren und ver-teidigen. Daraus entsteht eine Bewertungdessen, was ich, durch meine Ich-Bezogenheit beschränkt, wahrnehme:raga und dvesa, Vorlieben undAbneigungen. Handelst du aus raga unddvesa heraus, so orientierst du dich ineiner Yogapraxis an dem, was Spaß

macht und vermeidest Herausforderun-gen. Dein Sadhana hält dich in deinerKomfortzone und wird allmählich schalund fade. Oder du wählst eine spektaku-läre und fordernde Praxis, die dirAnerkennung und Bewunderung bringt.Jeden Morgen zweieinhalb Stunden SatKriya! Aber hier hilft viel nicht viel. Eherstärkt die herausfordernde Praxis dasBedürfnis nach Kontrolle über deinLeben und damit den Gefühlspanzer umdein Ego. So bleibt dein Ego Regent imHaus. Du entwickelst abhinivesa, Angstvor dem Verlust. Lieber bleibst du in ver-trauten Grenzen, im Spiel von Wertungund Urteil, als loszulassen, zu vertrauenund den Sprung in das Unbekannte zuwagen.

Im dritten Kapitel des Patañjali YogaSutra erfährt der Yogi, wie er seinenGeist derart trainieren kann, dass ervibhutis erlangt, außergewöhnlicheKräfte. Doch der Praktizierende wirdgewarnt: Du magst zwar das Licht gese-

hen haben, sogar vonGöttern in die höherenHimmelsregionen eingela-den worden sein, doch ver-meide es, stolz auf deineErrungenschaften zu seinoder Vergnügen aus ihnen zuziehen.

Anfällig für eine derartigeIdentifikation mit seinenFähigkeiten ist der Yogi„zweiter Stufe“. Auf derersten Stufe der Praxis befin-det sich der Beobachtende,der noch keine herausragen-den Fähigkeiten erlangt hatund dessen intuitives Wissennoch ganz gebunden ist andie Tätigkeit seines Geistes.Die dritte Stufe gilt demjeni-gen, der die Elementebeherrscht. Die absoluteKontrolle über die Elementebeinhaltet eine vollständigeKontrolle über den Geist, sodass er nicht mehr denVerführungen der mentalenWelt verfallen kann. Auf dervierten Stufe ist der Yoginein jivanmukt, ein im LebenBefreiter, der im Momentdes Todes endgültig vomKreislauf von Geburt, Todund Wiedergeburt befreitwird.

Der Yogi der zweiten Art hatwahre Einsichten erlangt.Sein größtes Verlangen ist esnun, die Fähigkeit derKontrolle über Elemente undGeist zu erlangen. DieseMacht kann er jedoch nur

erlangen, wenn ihm die Unbeständigkeitaller Materie zutiefst bewusst ist. SeinStolz auf das bereits Erlangte bindet ihnjedoch an prakrti, an die Unbeständigkeitder äußeren Welt, und verhindert, dass ereine höhere Bewusstseinsstufe erlangt.

Patañjali sagt „Gibt man den Wunschnach dem höchsten Bewusstseinsstandauf und übt Unterscheidungskraft,erreicht man dharma megha samadhi.“(PYS IV.29)

Du erreichst nicht nur normales samadhi,sondern das samadhi der Wolke derTugend. Deine Entschlossenheit, an dirzu arbeiten, dich zu entwickeln, hat dirbis hierhin gedient. Gleichzeitig ist die-ser Wunsch aber auch das größteHindernis für den nächsten Schritt. Wiesagte Yogi Bhajan? Du musst vollerVertrauen springen, um in den Zustandder Leichtigkeit des Sahej Pad zu kom-men. Die Erlösung ist letztendlich einAkt der Gnade.

DHerausfordernde Entwicklungsphase

Der Shakti Pad imLicht des Patañjali

Yoga Su• traVon Atma Jot Kaur Dhyan Tada Güdel

6 / Kundalini Yoga Journal

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Kundalini Yoga Journal / 7

ie Meisterung des Yogas ist einWeg, den man Schritt fürSchritt geht. Das gilt für das

Meistern einer Übung, einer Kriya oderdes ganzen Lebens. Auch deineSchülerinnen und Schüler werdenVeränderungen in Richtung Meister-schaft erfahren, indem sie Stufe um Stufeauf dem Wege ihres spirituellenWachstums vorwärtsgehen. DeineSchüler stehen nicht alle auf der gleichenStufe. Daher ist es wichtig, dass wirLehrerinnen und Lehrer wahrnehmenkönnen, auf welcher Stufe sich der ein-zelne Schüler gerade befindet. Dannkannst du Lehren, Ermutigungen undHerausforderungen besser auf den ein-zelnen Schüler abstimmen.

Geduld ist essentiell

In unserer Kultur suchen wir oft dasUnmittelbare. Wäre es nicht fantastisch,wenn wir, wie es einst die griechischeGöttin Athene tat, geradewegs aus demKopfe irgendeines Zeus springen könn-ten? Von Anfang an weise und perfekt?So würden wir allerdings etwas verpas-sen, etwas Kostbares und Wunder-schönes, das schon in uns ist: Gott, denunendlichen Geist, der in unseren Herzenwohnt.Um diesen inneren Spirit zu erwecken,müssen die Schülerinnen und Schüler esgenießen, Lektionen zu lernen,Herausforderungen zu begegnen und dasKönnen zu ehren, das mit jeder Stufe indie Praxis umgesetzt wird. Der einzelneSchüler muss sich den Lehrfächern wid-men, die ihn dabei unterstützen, sein Egozu erkennen und sein Selbst zurEntfaltung zu bringen.

Transformation durch die fünf Stufen

Wenn wir den Weg des Yogas und derMeditation gehen, dann machen wir soviel mehr als reines Praktizieren undSammeln von Haltungen, Pranayamas,Kriyas, Mantras und tausend weitererTechniken. Wir verändern uns. Wir tundas nicht, um schön klingendeBinsenweisheiten zu sammeln, umirgendwo anders hinzukommen oder umetwas Neues zu erwerben. Wir verändernuns, damit wir aufwachen und uns unse-rer Menschlichkeit, unserer Wirklichkeitund unserem Bewusstsein zuwenden.

Wie eine wachsende Blume verändern auch wir uns stufenweise

Als Erstes ist da ein Samen, der sich mit

Hilfe feiner Wurzeln absichert und sichso auf seine Reise Richtung Sonne vor-bereitet. Das ist die Berufung, die wirwahrnehmen. Aus der Berufung erwächstdie Motivation. Wir nennen das imKundalini Yoga Saram Pad (Pad bedeu-tet übersetzt Schritt oder Stufe.)

Als Zweites entwickelt sich einSchößling. Er wächst geradewegs inRichtung Himmel. Diese Stufe nenntman Karam Pad. Auf dieser Ebene han-delt man und probiert vieles aus. Derkleine Keimling wächst immer höher, seies nun windig, regnerisch oder sonnig.Ein Lehrer untersucht die Anwendungeiner Kriya unter allen emotionalenUmständen und mentalen Herausforde-rungen. Er sammelt Erfahrungen mit vie-len unterschiedlichen Schülern.

Als Drittes wachsen Blätter. Sie segnendie Pflanze mit der Kraft der Sonne.Unbekannte Gefühle werden wahrge-nommen. Du bewegst dich mit ihnen.Das ist Shakti Pad, eine Ebene, auf derdas Ego durch Gefühle der Macht gete-stet wird. Man strotzt nur so vorSelbstsicherheit und hat viel Vertrauen indie eigene Entwicklung. Jetzt möchteman Regeln einfach ignorieren. Wennman ein Yogaschüler ist, dann testet manauf dieser Stufe den Lehrer oder konfron-tiert die Lehren. Man ist voller Ungeduldund Machtgefühle.

Viertens: Die Blume blüht. Deine wirkli-che Natur offenbart sich. Du wirst fein-sinniger und gelassener (sahej). Du rea-gierst immer weniger auf das Rauf undRunter des Alltags. Du hörst auf zu het-zen und zu streiten. Du erreichst deineZiele im Leben auf andere Weise. DieDinge beginnen jetzt zu dir zu kommen,weil deine Aura und dein Charakter soanziehend sind wie der Duft einer Blume.

Fünftens: Du bringst neue Samen her-vor, die nun ihrerseits wachsen dürfen.Dies ist eine selten erreichte und wunder-bare Stufe. Im Yoga nennen wir sie SatPad, die Stufe des wahren Seins. JedesWort, das du sprichst und alle deineHandlungen setzen Maßstäbe (Samen)deines Könnens. Du bist erfüllt von denimmer wiederkehrenden Zyklen desAussäens und der Manifestierung.Demut, Klarheit, spontanes Handeln undAchtsamkeit sind die Merkmale dieserStufe. Das kleine „du“ des Egos ist ent-weder verschwunden oder dient demunermesslichen „DU in dir“. All deineHandlungen sind geprägt von Qualitätenwie Gnade, Würde, Anmut und Feinheit.

Das Unterrichten unterEinbeziehung der einzelnenStufen

Lerne die Charakteristika jeder Stufekennen. So kannst du deinen Lehrstil denindividuellen Erfordernissen deinerSchüler anpassen und auf diese Weiseihre Entwicklung unterstützen:

Saram Pad

Für einen Schüler, der sich im Saram Padbefindet, ist der Lehrer die Verkörperungvon Gur (übersetzt Methode, Rezept).Auf dieser Stufe benötigt der Schülerklare und einfache Regeln. AlleAusnahmen, kontextabhängigen Verän-derungen und komplizierten Unterschei-dungen sind für später. Gib ihm Klarheitund die ersten Schritte zur Meisterschaft.Stell nicht deine Fähigkeiten undMeisterschaft unter Beweis, indem du zuviele Details präsentierst. Einfachheitunterstützt den Schüler dabei, sich aufden Weg zu machen. Überschaubarkeitgestattet fokussiertes Arbeiten.

Karam Pad

Im Karam Pad wird ein Lehrer für denSchüler zum „Guru“ oder zur Verkörpe-rung von Weisheit. Hier findet dieTransformation von gu (Dunkelheit,Unwissenheit und unangemesseneGewohnheiten) zu ru (Licht, Wissen undunterstützende Gewohnheiten) statt. Aufder Ebene des Karam Pads übt einSchüler ein und dieselbe Übung in vielenKontexten und verschiedene Kriyas aus,zu unterschiedlichen Tageszeiten, ineiner Gruppe oder für sich alleine, fürkurze oder längere Zeit und so weiter. Ersammelt Erfahrungen und will wissen,wenn er etwas falsch gemacht hat. LassFehler zu und korrigiere sie gleich. AlsLehrer solltest du aufmerksam sein. Gibdem Schüler zu ihm passende Übungsrei-hen, die sich vom Grad der Herausfor-derung her langsam steigern. Denschlimmsten Fehler, den man als Lehrermachen kann, ist, wenn man dem Schülerdie eigenen fortgeschrittenen Fachkennt-nisse aufzwingt. Ermögliche jederPerson stattdessen, ihre eigenen Sinne,ihre mentalen Fähigkeiten und emotiona-len Temperamente (Gunas und Tattvas)zu nutzen, um einen individuellen Wegzur Meisterschaft zu finden. Auf dieserStufe bietet ein Lehrer seinen Schülerndie Herausforderungen und Rahmen an,die sie dabei unterstützen können, ihreeigenen Erfahrungen zu machen, sich zuentwickeln, sich aus ihrer Kuschelecke

D

Unterrichten in den verschiedenen „Pads“

Die fünf Stufen des Lernens aus Lehrersicht Von Gurucharan Singh Khalsa, Ph.D.Übersetzt von Sat Hari Kaur Pomarius-Stülpnagel1

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8 / Kundalini Yoga Journal

herauszubewegen. So entsteht Verständ-nis durch Praxis. Während dieser Zeithören viele Schüler gerne Geschichten,die thematisieren, wie andere erfolgreichdie Lehren verkörpern.

Shakti Pad

Für den Schüler, der sich im Shakti Padbefindet, verkörpert der Lehrer den „SatGuru“ oder die „Wahre Weisheit“.Wissen kommt aus Erfahrung. DerSchüler weiß, wie man richtig atmet,kann die Übungen ausgezeichnet ausfüh-ren und kennt sich wunderbar in derPhilosophie aus. Nun möchte er dieganze Sache personalisieren und seineeigenen Regeln und Gesetze machen. Erverhält sich wie ein frischgebackenerAutofahrer, der schon ganz gekonnt indie Stadt fahren kann und jetzt die Wahlhat, ob er den schnellsten Weg, den Wegmit den meisten Freunden oder denschönsten Weg fährt. Herausforderungenauf dem Shakti Pad sind das Bewahrenvon Werten und die Entwicklung derFähigkeit, über persönliche Emotionenhinauszuwachsen. Wie kann man den tat-sächlichen Erfordernissen der Praxisbegegnen? Das ist ein schwierigesStadium für einen Lehrer – du benötigstGeduld, Akzeptanz und einen neutralenGeisteszustand, um ein guter Spiegel fürdeinen Schüler zu sein. Ein toleranterLehrer, der auf die Reaktionen,Verwirrungen und Ängste seiner Schülermit Besonnenheit und einer Mischungaus Freundlichkeit und Disziplin rea-giert, ist für diese Schüler ein großerGlücksfall. Unterrichte auf eine Weise,die es dem Schüler ermöglicht, seineeigene Grundlage zu bauen und sein per-sönliches Selbstvertrauen zu finden. DerLehrer hält auf dieser Stufe einen lie-benden, neutralen „Space“. Anweisun-

gen sollten direkt erfolgen. Das allesunterstützt den Schüler dabei, den Kriegzwischen ‚Ego’ und ‚Spirit’ loszulassen.

Sahej Pad

Für einen Schüler, der sich im Sahej Padbefindet, verkörpert der Lehrer den soge-nannten „Siri Guru“ oder die „großeWeisheit“. Ein Lehrer, dessen Schülerauf dem Shakti Pad ist, konfrontiert undbeschneidet dessen Ego. Befindet sichder Schüler aber im Sahej Pad, dannüberträgt der Lehrer sein Wissen undseine Energie durch Präsenz. Der Lehrerhält einen Standard, zu welchem derSchüler hinwachsen kann. Der Sahej Padist durchaus eine Herausforderung für somanchen Lehrer, denn hier muss er sei-nen Schülern erlauben, an ihm vorüber-zuziehen. Der Lehrer ist angehalten, demSchüler zu ermöglichen, aus jederGegensätzlichkeit zu lernen. Vertiefe dieWahrnehmung deines Schülers, egal obeine Situation nun leicht oder schwer ist,ob sie begriffen werden kann oder nicht,ob sie begrüßt oder abgelehnt wird, obsie entspannend oder angstbesetzt ist.

Sat Pad

Ein Lehrer auf dem Sat Pad ist für denSchüler der „Wahe Guru“ oder die„unendliche Weisheit“. Einmal reiste ichnach Los Angeles, um an einerYogaklasse meines Lehrers Yogi Bhajanteilzunehmen. Er entdeckte mich in derKlasse und rief: „Was machst du dennhier? Ich bin doch schon da. Ich kannnicht in jeder Stadt gleichzeitig sein. Dubist ich. Nimm dir die anderen Städtevor!“ In meiner Rolle als Schüler saß ichgewohnheitsmäßig zu den Füßen meinesLehrers. Ich wollte von ihm lernen undgesegnet werden. In jenem Moment lösteer die Rolle von Lehrer – Schüler auf. Er

ließ mich wissen, dass die Verbindungunseres Bewusstseins und der Pfad unse-res Dienens eins waren. Es gab nichtsmehr zu erreichen und keine Trennungvon Zeit und Raum. Wenn du auf demSat Pad bist, dann ist jede Handlung,alles was geschieht und jeder Augenblickeine Lehre. Die Lehrerin beziehungs-weise der Lehrer erkennt dich an, über-gibt Verantwortung oder prüft, wie duunter allen Umständen deine Würdebewahren kannst. Wenn ein Schüler sichauf dieser Stufe befindet, gibt es keineRegeln außer einer: Man sollte denSchüler erheben, so dass er zu einem bes-seren Lehrer wird als man selbst einer ist.

Es existieren weitere Stufen. Nimmjedoch erst mal die oben beschriebenenfünf Stufen wahr. Wo befinden sich deineSchüler im Augenblick? Vergegenwärti-ge dir, dass die Stufen auf den verschie-denen Ebenen auftauchen, auf denen duunterrichtest. Bewerte deine Schüler vonder Stufe aus, auf der sie gerade sind.Lass jeden zu einer einzigartigenManifestation heranwachsen.Unterstützesie dabei, den Raum hinter der Erfahrungzu finden. Das geschieht, indem sie ihreeinzigartige Natur wahrnehmen könnenund authentisch sein dürfen.

Dr. Gurucharan Singh Khalsa (USA) istPsychotherapeut, Lehrer, Autor, Unter-nehmensberater und Leiter einer großenGemeinschaft von YogalehrerInnen und -schülerInnen.

(Mit freundlicher Genehmigung vonAquarian Times, www.3HO.org, bei derder Originaltext veröffentlicht wurde.)1(Anmerkung der Übersetzerin: Für eineleichtere Lesbarkeit des Textes habe ichdie maskuline Form (z. B. Lehrer/Schüler) genutzt. Selbstverständlich sindFrauen immer mit einbezogen.)

ogi Bhajan hat einmal gesagt, dukannst arm geboren werden und

arm sterben, du kannst reich gebo-ren werden und reich sterben oder armgeboren werden und reich sterben, bzw.reich geboren werden und arm sterben -all das ist möglich, aber was wirklichzählt, ist, dass du deine Essenz findest,deinen Kern.Auf dem spirituellen Weg versuchen wiruns selbst zu finden, unsere wahreIdentität. Gewiss braucht es eine gewisseAnstrengung, um durch diesen Prozesszu gehen. Wenn du weißt, dass YogiBhajan viele Jahre im Shakti Pad ver-bracht hat und das als spirituellerMeister, dann weißt du auch, dass derWeg durch den Shakti Pad nicht eine vor-

übergehende Unpässlichkeit ist, sondernder Druck kann Jahre, vielleicht sogarmehrere Inkarnationen dauern. Solangebraucht es, einen Diamanten zu formen.Das ist die Zeit für „Keep up!“, fürSadhana, für Gebete, für Achtsamkeit. Es ist die Zeit der Reinigung durch dasFeuerelement, für die letzten Atemzügedes Egos. Du hast es auf dem spirituellenWeg fast geschafft und dein Ego kommtnochmal hoch und versucht dich noch-mal umzudrehen. Du wirst durch eineZeit voller Zweifel gehen und nichtweitermachen wollen. Das ist ein Teil desWeges, ein Teil des Prozesses, den duSchritt für Schritt gehen musst. Unserbester Lehrer ist der Schmerz, weil erdich wach hält. Die netten Dinge verges-

sen wir. So erwarte nicht nur Schönes,werde selbsteffizienter und erwarte nicht,dass alles einfach wunderbar wird. Wenndu aber das Ziel einmal ins Auge gefassthast, solltest du alles tun, um es zu errei-chen – denn desto mehr findest du überdie Liebe zu dir und zu den Menschenheraus.Sicher gibt es viele Wege auf diesemPfad, viele Wege zu lernen, um dieUnendlichkeit zu erreichen. Aber es gibtnur eine Art ihn zu beschreiten:Wahrhaftig zu sein. Wahrhaftig zu gehen,zu leben bedeutet, dich nicht selbst zubetrügen. Du solltest die Probleme undCharakteristiken deines Egos kennen undtrotzdem wahrhaftig weiterleben undseine Spiele beobachten. Das Ego wird

Wahrhaftig sein

Shakti Pad ist keine vorübergehende UnpässlichkeitVon Nirmal Singh Christian Navarro

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Kundalini Yoga Journal / 9

deine Aussicht trüben und dich Dinge nicht klar erkennen lassen.Es will, dass du weiter in der Illusion spielst. Etwas, was dir hel-fen kann, durchzugehen, ist die Liebe zu deinem Lehrer, zu YogiBhajan, der dir eine Möglichkeit gezeigt hat, ein glücklichesLeben unabhängig von allen Herausforderungen zu führen.

Das ultimative Ziel ist das Verstehen. Verstehen, warum wir hiersind, was wir machen, dich und die Welt verstehen, deinen Platz inder Welt verstehen und daraus folgt Zufriedenheit. Wenn du auf-hörst, den Dingen nachzulaufen und glücklich mit dem Leben bist,so wie es ist. Du hältst deine Mitte und akzeptierst, was kommt. Esist unsere eigene Größe, vor der wir Angst haben. Deine Exzellenzzu zeigen und dazu zu stehen, braucht viel Mut.Es ist eine Art zweiter Initiation, durch die du gehen musst, um aufder anderen Seite in Würde herauszukommen und in den Sahej Padzu treten. Das ist der Zeitpunkt, wo du wirklich bereit bist, zu die-nen. Du hast einen Punkt des Verstehens erreicht. Der Raum öffnetsich und die Dinge fallen an den Platz, wo sie hingehören. DieEnergie beginnt zu dir zu fließen. Es ist das Geschenk, das dudafür erhalten hast, bewusst für deine Liebe und deine Würde zubleiben.

anchmal geben wir den ange-henden Kundalini Yoga

LehrerInnen in der Ausbildungsstufe 1auf, eine Show über die „Fünf Stufen aufdem spirituellen Weg“ zusammenzustel-len. Saram und Karam Pad werden gutverstanden – aber nicht Shakti Pad!

Man nimmt an, es ist die große Freiheit,man geht auf Feten, lebt lustig nach sei-ner Laune, hat ein schönes Leben undlässt es allgemein „krachen“. DochShakti Pad ist eher die Tortur von: Ichwill - ich will nicht; es funktioniert - esfunktioniert nicht. Yogi Bhajan sagte, beistetem Üben von Kundalini Yogaerreichst du Shakti Pad innerhalb vondrei bis acht Jahren. Doch es geschiehtuns nicht nur einmal; sondern immerwieder, bis ein ganz besonderer Konfliktsich löst ...

Shakti Pad ist die Konfrontation zwi-schen Ego und Seele. Da das Ego grö-ßenwahnsinnig ist und nicht die Fähig-keit hat, sich selbst zu reflektieren, gehenwir einer grandiosen Selbsttäuschungauf den Leim. Angenehm ist das nicht,eher miserabel. Luthers Worte, ‘Hier stehich nun und kann nicht anders!’ kannauch auf Shakti Pad zutreffen (natürlichin einem anderen Kontext als von Luthergeäußert!). Widerspenstig und widerwil-lig, sind wir uns selbst leid. Und dochkann das Ego sich nicht beugen, weil dervage Verdacht besteht, dass man etwas soWertvolles wie das eigene Leben ver-liert!

Auslöser für Shakti Pad –

wie weißt du, dass du da bist?

Du hast recht gute Kraft und Charisma,die Dinge sind im Fluss, du bist schoneinige Zeit dabei; die anderen fragendich um Rat und Tat, oder sie lassen dichin Ruhe und bitten eher neuere Semesterum Mithilfe. Entweder, du fühlst dichübergangen oder hast keine Lust, mitzu-machen.

Du meinst, selbst wenn du nicht regel-mäßig übst, dass die Energie/ Kraft/Positivität anhält. Es fällt dir schwer, ineinen Rhythmus zu kommen. Der innereDialog ist kopflastig. Alles wird ausein-andergenommen und analysiert. InSaram Pad ‘tust’ du einfach, du weißt,dass du in deinem spirituellen Zuhauseangekommen bist. Doch in Shakti Padsind wir zynisch, distanziert und – ein-sam! Dies kann dazu führen, dass man sichnach was Neuem umguckt – wo man dieanfänglichen Glücksgefühle wiedererlebt. Das ist nicht immer schlecht, dennwir lernen vielleicht eine neue Fähigkeitdazu. Es kann uns an die allem innewoh-nende Essenz erinnern. Der spirituelleAlltag ist flach(er) – weil wir eine gewis-se Menge Prana in uns aufgebaut haben,könnten wir eigentlich tiefer üben für diegleiche Intensität. In Abwesenheit vonLiebe und Wonne ist der Mind sehr kri-tisch.Es gibt einen diagonalen Weg, dieStrategien des Shakti Pad zu kappen:

Erinnere dich daran, was dein Herzwirklich begehrt, welche tiefe Sehnsuchtdich auf den spirituellen Weg geführt hat.Und bete! Darum, dass du dich wiederverbunden fühlst, dass du tiefer einstei-gen kannst ...

Yogi Bhajan sagte: HerzlichenGlückwunsch! Shakti Pad ist eine Reife-prüfung. Du kommst nicht weiter, bevordu diese Hürde überwindest!”Das ARDAS BHA-I AMARDAS BHA-IAMARDAS BHA-I ARDAS BHA-I,RAM DAS GURU, RAM DAS GURU,RAM DAS GURU, SACHI SAHIMantra ist dafür, wenn du keine Wortehast, wenn du nicht mal weißt, was dirfehlt und worum du betest. Arbeite jetztdamit. Klein und unschuldig wie einKind, das um Einlass bittet. Dies entfachteine Kraft und Konzentration, die dietiefsten Wunden angeht und dich trans-formiert. Wenn diese aufgedeckt werden,erübrigt sich das Ego als Verteidigungs-mechanismus. Ärger-, Trauer- undAngstmeditationen sind ein Segen.Eines Tages ist Shakti Pad vorbei, und duweißt es nicht mal. Aber du bist ein ande-rer, eine andere. Oft fühlst du dich sonnigund friedlich. Das Üben fällt dir leicht, esist dir ein Bedürfnis, früh aufzustehen.Vielleicht bist du stiller, demütiger undhast ein offenes Herz für Seva. Es ist dir

Konfrontation zwischen Ego und Seele

Auslöser für Shakti PadVon Pritam Hari Kaur Khalsa

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Nirmal Singh beim Yogafestival

Pritam Hari Kaur mit Yogi Bhajan

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nicht wichtig, ob du als LehrerIn ange-sehen bist. Du hältst dich aus nutzlosenDiskussionen raus.

Es ist leichter, Neutralität zu bewahrenund reelle, praktikable Lösungen zu fin-den, die gut für alle sind. Dein Herz istgeöffnet - für dich und die anderen, dagibt es keinen Unterschied. Wenn dasGeringste von Gottes Wesen leidet,fühlst du es persönlich. Eine positiveKraft wird entfacht. Olga Kharitidi sagtin ihrem Buch „Das weiße Land derSeele“: „Wenn Wahrheit, Schönheit,Gesundheit, Glück und Licht in alleEntscheidungen einfließen, richtet sichdas Leben.“

s war 1973. Ich hatte KundaliniYoga fast drei Jahre lang prakti-

ziert und lebte in einem Ashram in NewYork City. Ein Gast kam in unserenAshram; er war ein sehr stiller, heiligwirkender Mann aus Indien. Er schien inseinen 70ern oder 80ern zu sein und erging recht vornübergebeugt, gestützt aufseinen Stock. An diesem Abend spielte erKirtan in unserem Sadhana-Raum, derGurdwara. Seine Stimme schwebte unddröhnte. Wie konnte so ein Klang aus soeiner kleinen Person kommen? Ich war inTrance, zu Tränen bewegt von der tiefenLiebe in seinem Gesang, verlor meinZeitgefühl. Nachdem wir Langar aßen,half ich ihm zu seinem Raum. Wir hattenuns nicht unterhalten; er sprach kaumEnglisch. Ich konnte in seinem Gesichtsehen, dass er starke physischeSchmerzen hatte. Ich fragte ihn, ob er inOrdnung wäre, er zeigte auf seinenRücken und winselte. Ich nickte und ließihn allein. In dieser Nacht betete ich:„Lass den Schmerz dieses Heiligen ver-schwinden. Ich bin jung und stark; gib esmir, ich kann es aushalten. Lass ihngeheilt sein! Nimm seinen Schmerz vonihm!“ Am nächsten Morgen kam er dieTreppe hinunter, ohne seinen Stock. Erlächelte und ging aufrecht. Ich war glücklich, dankbar und stolz.

Später am selben Tag entwickelte sichein Schmerz in meinem Rücken. Erwurde stärker und stärker. Am Ende desTages konnte ich nicht mehr aufrechtgehen, ich rang nach Atem, musste michhinlegen. Ich musste sogar auf allen vie-ren zur Toilette kriechen. Nun verstandich, dass ich einen großen Fehlergemacht hatte; ich hatte aus meinem Egoheraus gehandelt und litt nun unter denKonsequenzen.

Gefühl der Unverwundbarkeit

Für alle von uns, die Kundalini Yogapraktizieren, kommt, wenn wir durchhal-ten, Shakti Pad. Es ist dieses Gefühl derUnverwundbarkeit, „Ich bin ein Gott!“Nun, das ist wahr; wir sind alle Götterund Göttinnen in der Manifestation unse-rer einzigartigen, göttlichen Identität,aber die Falle beginnt ab dem Zeitpunktzuzuschnappen, ab dem wir unsere yogi-schen Kräfte benutzen. Die erste Kraft,die sich bei mir zeigte, war die Fähigkeit,Gedanken zu lesen und andere Menschendurch meine Stimme zu kontrollieren.Dies ist eine Manifestation des Äther-Tattwas. Bei Yogi Bhajan war das ersteSiddhi die Kraft, Wasser zu kontrollieren.

In den frühen Tagen des Kundalini Yogamachten die meisten Männer eine Kriyanamens „Tattwa Siddhi Kriya“ für min-destens 31 Minuten am Tag. Yogi Bhajansagte uns, dass diese Kriya Kräfte überalle fünf Elemente verleihe: Erde, Feuer,Wasser, Luft und Äther. Wenn du die„Yoga Sutras von Patanjali“ liest, wel-ches eine Aufzeichnung der Lehren ist,die mündlich über viele Generationenvon Gurus und Chelas überliefert wur-den, wirst du alle Siddhis dort aufgezähltfinden. Diese beinhalten Kräfte, wie sichselbst mit einem strahlenden Licht zuumgeben, sich selbst so klein wie einenPartikel oder so riesig wie einen Berg zumachen, so schwer wie die Erde oder soleicht wie die Luft. Du kannst alles errei-chen, alles beherrschen, alles erobern,wenn du es willst. Macht zu haben warfür uns junge Yogis sehr verlockend.

Jedes männliche Kind träumt davon, derBeste zu sein; stärker als alle Anderen,schneller als alle Anderen. Jedes weibli-che Kind träumt davon, die Schönste zusein, Menschen vor ihr auf die Kniegehen zu sehen und ihrem Willen zu fol-gen. Wenn man Kundalini Yoga prakti-ziert, kommen diese Kräfte zu einem.Wie sie kommen und welche zuerst, istunterschiedlich von Mensch zu Mensch.Aber wenn wir durchhalten, durchlaufenwir alle die fünf Stufen des Erwachens.

Die fünf Stufen des spirituellenErwachens:

Saram Pad ist die erste Stufe desBewusstseins und des Enthusiasmus. Sieist gefüllt von der Überzeugung, dass dasLeben einen Zweck hat und dass esimmer besser werden wird und dass dorttatsächlich ein System und ein Lebensstilexistieren, die dich den eigenenLebenszweck erfüllen lässt.Karam Pad ist die Stufe der Arbeit.Manchmal scheint diese Stufe endlos.Die ersten Schüler von Yogi Bhajan hat-ten das Glück, von ihm durch diese Zeitder Prüfung gezwungen zu werden, nichtnachzulassen. Es war überaus schwierig,und als ein „Saturn-Lehrer“ war er hart.Shakti Pad ist, wenn du glaubst, dass dudie Macht hast. Du fühlst dich extremkraftvoll und als ob du die Kontrollebesitzt.Sahej Pad ist, wenn dein Leben erfülltist mit dem subtilen Reich der göttlichenExistenz. Alles ist in Balance; das Lebenfließt einfach in dem Willen Gottes. Gottist der Erschaffer aller Dinge, auch dererin deinem eigenen Leben, und du weißt

Shakti Pad in unserem Dharma

Das Geheimnis des „Isht“Von Mukhia Singh Sahib Guruka Singh Khalsa, übersetzt von Elias Kirpal Singh Leppert

Über die Autorin: Nach acht Jahren im HamburgerAshram wurde Pritam Hari Kaur1986 von Yogi Bhajan gebeten,Kundalini Yoga in Südafrikagemeinsam mit ihrem Mann HarBhajan Singh zu verbreiten. Sieunterrichten, haben einenNaturkostbetrieb (www.earthpro-ducts.co.za), der inzwischen vonihrem Sohn Hari Bhajan Singhgeleitet wird, und leben auf einerFarm im westlichen Kap, dieNetzunabhängigkeit anstrebt (www.longvalleyfarm.co.za).Pritam kreierte den KundaliniYoga Fan (erhältlich bei Sat NamVersand) und gibt Heilbehandlun-gen mit der Klopftechnik.

E

Pritam Hari Kaur mit Ehemann Har Bhajan Singh

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es. Es gibt keine Sorgen mehr, es ist sehrentspannt, klar und perfekt.Sat Pad ist, wenn du jeden Moment lebstim Bewusstsein, dass „Gott und ich, ichund Gott eins sind.“ Es gibt kein Egomehr. Samadhi ist eingetreten, dieEinheit ist komplett.Einige Schüler und Lehrer schaffen esnie aus der zweiten Phase heraus, KaramPad, oder teilweise nicht einmal in diesehinein. Karam Pad ist die Arbeitsstufe, inder der Dienst immer wieder getestetwird, bis Dienen zu einer Angewohnheitwird. Es wird also klar, dass Shakti Pad dasEnde der Träume ist. Viele schaffen esbis dorthin, nur um den Schwierigkeitenzum Opfer zu fallen, oft ohne zu bemer-ken, dass es nur ein weiterer Test ist.Selbst wenn ein Lehrer ihnen mitteilt,dass sie sich in Shakti Pad befinden, kön-nen oder wollen viele es nicht hören. Sieglauben, dass sie ihr eigenes Leben selbstkontrollieren und das von anderen eben-falls. Yogi Bhajan sagte, dass wir imShakti Pad unsere Bestimmung verlierenund zu unserem Schicksal zurückkehren.Nur wenige durchbrechen diese Stufe.

Alles oder nichts

Aber was ist das Geheimnis, um ShaktiPad unbeschadet zu durchqueren? Du brauchst ein „Isht“.Jeder benötigt ein Isht, um als wirklicherMensch zu leben. Dein Isht ist der Ort,wo du jeden Tag den Kopf beugst, los-lässt und dich etwas Höherem überant-wortest.Ohne dieses Überantworten, diesesAufgeben, kannst du es nicht durchShakti Pad schaffen. Entweder gibst dudich Gott und Guru hin oder du tust esnicht. Es gibt keinen Mittelweg. Es istalles oder nichts. Du kannst es nicht vor-täuschen.Entweder ist Er an der Macht oder du.Entweder du gibst dich im Glauben hinoder du lebst ein Leben in der Dualität.Das ist der große Test deines Glaubens;Loszulassen, tief und komplett. Danachist Dankbarkeit alles, was bleibt. Dank-barkeit ist das Verstehen, dass du nieallein bist, dass die Hand Gottes durchdich handelt und dass alle Dinge, zujeder Zeit genau so sind, wie es sein soll– perfekt! Und das schließt dich mit ein.

ast du die Empfindung, dass dumit deiner spirituellen Praxisnicht weiterkommst oder dass

du dich von den Mitgliedern deinerYogagemeinschaft zurückziehen möch-test? Hast du möglicherweise das Gefühl,dass du über die Yogalehren hinausge-wachsen bist? Oder glaubst du, dass dubesser bist als andere? Zweifelst du andeinem spirituellen Weg?

Dann befindest du dich vielleicht auf demShakti Pad. Das ist eine ganz natürlichePhase eines spirituellen Weges. DieserWegabschnitt ist allerdings entscheidend.Man befindet sich auf einer Kreuzung mitvielen möglichen Abzweigungen. EinigePersonen werden an dieser Stelle ihre spi-rituelle Praxis aufgeben, andere werdenan dieser Kreuzung verharren und wiederandere gehen den Weg der Transforma-tion und Entwicklung.

Yogi Bhajan beschrieb den Shakti Pad alseinen Zustand, in dem die Schülerin / derSchüler das Gefühl hat, dass er oder sieschon etwas Macht und Kraft mit Hilfeeiner spirituellen Disziplin erworben hat.Die neue Stärke könnte sich zum Beispielin einer größeren intuitiven Wahrneh-mung, über mehr Kontrolle über dasUnterbewusstsein oder in einem stärkerenGespür für das eigene Selbst ausdrücken.Nun vermutet man, dass man am Zielangekommen ist. Man denkt über sich,dass man endlich der Meister bzw. die

Meisterin ist. Yogi Bhajan sagte, dass die-ses Gefühl aber nur das Funkeln desuntersten Teils der Leiter ist. Man ist so inGedankenmuster über die eigeneWichtigkeit gefangen, dass man nichtmehr über den eigenen Tellerrand schau-en kann. Jetzt meinen die Betroffenen,dass sie Gottes Geschenk an das Yogasind (und nicht umgekehrt) und dass siebesser sind als andere. Die Lehren jedochsind um vieles größer als der Einzelne.

Jede(r) spirituelle Meister(in) ist durchden Shakti Pad gegangen. Er ist ein wich-tiger Schritt auf dem Wege. Außerdemstellt Shakti Pad eine bedeutende Prüfungdar. Können wir unser Selbst etwasGrößerem hingeben? Wenn wir denken,dass wir schon alles wissen, dann ver-schließen wir uns neuen Informationen.Es gibt so viel zu lernen, aber manwünscht sich über das kleine bisschenWissen, das man erworben hat, dieKontrolle zu behalten.

Erinnerst du dich noch an damals, als dumit der Praxis des Yogas begonnen hast?Alles war neu, aufregend und machteSpaß. Es gab keine wirklichenVerpflichtungen. Du konntest kommenund gehen, wann du wolltest. Mit derLiebe zum Yoga ist es wie mit der Liebeüberhaupt: Die Zeit der Flitterwochen istfrüher oder später zu Ende. Man beginntdie Yogapraxis zu vertiefen. Und das

Anzeichen für Shakti Pad

Fühlt sich deine spirituelle Praxisfestgefahren an? Von Nihal Singh Khalsa

Übersetzt von Sat Hari Kaur Stülpnagel-Pomarius

H

Kundalini Yoga Journal / 11

Guruka Singh hat das Geheimnis des „Isht“ gelüftet

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12 / Kundalini Yoga Journal

kann als harte Arbeit empfunden werden,denn das Bewusstsein ist größer gewor-den. An diesem Punkt verzweifeln dieYoginis und Yogis, welche die irrigeVorstellung haben, dass es leichter wird,wenn man in die Tiefe geht. WennWirklichkeit so leicht zu ertragen wäre,dann würde die Welt doch niemalsRealitätsflucht betreiben.

Mit Shakti Pad kommt die Herausforde-rung der Verantwortung. Du weißt unddeshalb bist du verantwortlich. Einneuer Schüler verlässt sich auf seinenLehrer. Auf dem Shakti Pad befindetman sich, wenn einem die „Stützräder“abgenommen werden. Nun heißt es denLehren zu vertrauen und ihnen zu folgen.Was man gelernt hat, sind nicht mehr nur„coole Ideen“, sondern die Lehre willangewandt werden.

Im Großen und Ganzen beschreibt derShakti Pad eine Phase im Leben einesYogis / einer Yogini, während der eswichtig ist, der eigenen Yogapraxis treuzu bleiben und ihr zu vertrauen.

Yogi Bhajan gab eine Meditation zurÜberwindung des Shakti Pads heraus,

die er „Das vollständige Adi Mantra fürdie individuelle Meditation“ nannte(Aquarian Teacher Training Manual).

Mudra: Die Hände befinden sich imGyan Mudra. Linke und rechte Handberühren sich seitlich. Die Handinnen-flächen zeigen in Richtung des Kopfes.Die Hände befinden sich vor demHerzzentrum, halte die Ellenbogen aufHöhe des Brustkorbes.

Mantra: Chante das Adi Mantra drei bisfünfmal pro Atemzug: Ong Namo, Guru Dev Namo, Guru DevNamo, Guru Devaa.Augen: Richte den Blick auf dieNasenspitze.

Dauer: Meditiere für 11 bis 31 Minuten.

Musikalische Unterstützung: DieMusikerin Sat Kirin Kaur hat diesesMantra passend vertont. Mich unterstützteine gute musikalische Begleitung dabei,mich noch tiefer auf die Meditation undden Klangstrom einzulassen.

Sat Kirin Kaur Khalsa: Ignite Your Light - Ong Namo GuruDeva (circa 11 Minuten)

“Between Shakti Pad and Sahej Pad, there is no rope, thereis no link, it is a leap. Either you leap forward in faith or youfall down to the base and crash”, sagte Yogi Bhajan. DasLeben hat Recht. Und Gott auch – glaubst du, du kannst esbesser machen als Gott? Etwas sollte anders sein? Du solltestanders sein? Nichts soll anders sein. Es ist alles perfekt.Wenn es anders sein sollte, wäre es anders. Vertraue darauf,dass alles, wirklich alles richtig ist und sich in vollkommenerWeise entwickelt. Du bist eine vollkommene Schöpfung indiesem Universum, alles, aber auch alles an dir ist vollkom-men. Deine Launen, deine Sorgen, deine Wut, dein Chaos,deine Suche, dein Stolz, deine Leistungen, dein Wissen, dein

Nicht-Wissen. Vertraue. Vertraue. Es gibt nichts zu tun. Esgibt wirklich nichts zu tun. Und gleichzeitig gibt es alles zu tun. Gleichzeitig fokussierstdu dich, willst dich entwickeln und strebst Dinge an. DieseParadoxie macht deinen Verstand wahnsinnig. Und er musswahnsinnig werden, damit du die Kontrolle loslassen kannst.Denn du kannst deine Entwicklung nicht kontrollieren, son-dern dich ihr nur hingeben. Wie kannst du glauben, dass duauf dem falschen Weg sein könntest, dass etwas, was dirgeschieht, ein Irrtum sein könnte oder etwas Nicht-Göttliches? Du bekommst immer das passende serviert,immer die Antwort, die Spiegel, die gerade deinemBewusstsein entsprechen – schau hin! Deine Seele hat dieseErfahrung gewählt – fokussiere dich auf deine Seele. Lass los– du glaubst, gerade einen großen Schritt gemacht zu habenund es kann sein, dass du nur eine alte Vorstellung lebst. DasNeue fühlt sich immer unbekannt an, da kannst du dich nochnicht auskennen. Vertraue in Gott – er/sie/es gibt dir alles. Dubist geliebt. Das, was du bist, ist ein wunderbarer Teil dieserSchöpfung, unseres gemeinsamen Wesens. Wenn du dirunser Wesen wie einen Menschen vorstellst, dann sind wiralle Zellen des großen Bewusstseins. Du bist eine Leberzelleund willst eine Gehirnzelle sein? Mach deinen Job und allewerden profitieren, an welchem Platz auch immer du stehst.Vertraue. Lass los. Du warst immer richtig, du bist immer inder Hand Gottes. Egal, wie sehr du es versuchst, du kannstnie herausfallen. Mach den Sprung, riskiere es zu fallen. Spring in das Vertrauen. Spring endlich.

Nihal Singh ist zertifizierter Kunda-lini Yoga Lehrer und Heiler. Er prak-tiziert Sat Nam Rasayan und hat sichauf emotionales Bewusstsein, persön-liche Weiterentwicklung und dieWahrnehmung des inneren Körpersspezialisiert. Er ist einer der Autorendes Spirit–Voyage–Blogs und schreibtArtikel für seinen eigenen Blog:(www.nihalhealingsart.com)

Vertraue!

Selbstliebe im Shakti PadVon Deva Kaur Nadja Lehmann

Deva Kaur Nadja Lehmann springt in das Vertrauen

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Kundalini Yoga Journal / 13

s fing harmlos und schleichendan. Wann genau mein Shakti Padbegann, kann ich heute nicht mehr

genau sagen. Bewusst wahrgenommen,dass sich Shakti Pad in meinem Lebenausbreitete, habe ich, als ich bemerkte,dass ich auf dem morgendlichenArbeitsweg nicht mehr wie gewohntMantras aus dem Kundalini Yoga hörte,sondern lauthals mit Donna de Lory „HeMa Durga“ trällerte.Meine Lust zu unterrichten ließ nach,wenn der Wecker um 4.45 h klingelte undder Wake Up Song erklang, kamWiderstand in mir auf. Ich quälte michzum Sadhana, beim Einstimmen bliebmir das „Ong“ im Hals stecken, meineKriya und Meditation tat ich vollerUnlust und war froh, wenn ich esgeschafft hatte. Irgendwann dachte ichabends schon mit Widerwillen anSadhana und Kundalini Yoga.

„Keine Lust!“

Eines Tages, als der Wecker klingelte,erklang in meinem Kopf alles andere alsein Freudenschrei – dafür der Gedanke:„Keine Lust!“, und trotzig wie ein klei-nes Kind blieb ich wach im Bett liegen.Die Gedanken in meinem Kopf kreisten:„Wozu soll das gut sein? Was, bitte, solldas ganze Gequatsche vom frühenAufstehen?“ Nachdem ich einige Tage lang die liegen-de Variante des Sadhanas im Bett mit derAsana „Kopfgrübeln“ und dem Mantra„schlechtes Gewissen“ praktiziert hatte,hörte ich die Stimme meines langjährigenVipassana-Meisters in mir und mein Herzerfüllte sich mit Freude und Lust aufMeditation. Ich stand auf und praktizier-te meine buddhistische Achtsamkeits-meditation, meine erste spirituelle Praxis,die ich vor 20 Jahren erlernt hatte.Schnell landete ich in der Stille, ein tiefesGefühl von Ruhe, Frieden, Gelassenheitund Liebe breitete sich aus. Die Stimmemeines buddhistischen Meisters sagte:„Du brauchst nichts zu tun, als dich aufdeinen Atem zu konzentrieren und acht-sam im Moment zu sein, in dem Momentspürst du das Leben und das Göttliche indir. Das ist alles!“Aha, so einfach ist es! Es stiegen nochmehr Zweifel in mir auf, was KundaliniYoga betrifft. Ist die Sangat überhauptnoch eine Sangat, oder hat sich auch hierdas Ego ausgebreitet? Ist die Philosophieabhanden gekommen und der finanzielleVerdienst in den Vordergrund gerückt?Geht es bei den Ausbildungen nur nochum die Masse? Ja, was ist denn nun wich-tig und richtig auf dem Weg zurErleuchtung? In mir herrschten emotio-

nale Zerrissenheit sowie geistiges Chaosund ich frage mich: „Wo ist meine gelieb-te Seele, die mir den Weg weist?“

Seltsam, meine Seele schien mir den Wegzu weisen, denn ich ertappte mich, wieich nun den Lehren des Buddhismuslauschte. Meine Seele sehnte sich nachVipassana-Meditation, nach Stille(Shuniya), nach dem Aufenthalt in einemBuddhistischen Wat (Kloster). Es warschon lange her, dass ich im Wat verweilthatte, war ich doch in den letzten Jahreneher auf Yoga und Sat Nam RasayanRetreats unterwegs gewesen. Nein, sagtemein Herz, diesmal will ich wieder in diewahre Stille!Dann ging alles schnell und einfach. EineEmail an meinen buddhistischen Vereingeschickt, prompt kam die Antwort: Ichdurfte kommen und welch ein „Zufall“:Mein Meister aus Thailand und sogarmein Meditationslehrer aus Israel warendort gerade zu Besuch. Zehn Tage hieltich die zehn buddhistischen Tugendenein, Schweigen, rund 130 Stunden acht-sames Gehen und Sitzen. Inneren Friedenund tiefe Erkenntnisse erlangte ich undfühlte mich gut aufgehoben in derGemeinschaft, die einen liebevollen undachtsamen Umgang ohne Gesprächepflegte. Das Schweigen bindet eineGruppe auf einer tieferen Ebene, nämlichohne Be- und Verurteilung.

Nach der Blockade kam der Flussder Lebensfreude

Nun bin ich wieder zu Hause mit vielenErkenntnissen. Es hat „klick“ gemachtund ich lasse eingefahrene Muster undGlaubenssätzen los wie z. B.: „Ich binkeine gute Kundalini Yoga Lehrerin,wenn ich selbst nicht täglich Sadhanamache.“ Das wurde mir in der Ausbil-dung so sehr eingeredet, dass es sich fest

in meinem Unterbewusstsein verankerthatte, so dass es mir nicht gut getan hat,mich unter Druck gesetzt, mich blockiertund mir Tag für Tag ein schlechtesGewissen bereitet hat. In der Achtsam-keitsmeditation habe ich erkannt, dassich reines Bewusstseins bin, mit Licht-und Schattenseiten, mit erziehungsbe-dingten und karmischen Mustern, unddass es nur eines bedarf, nämlich michmit Liebe und Mitgefühl so anzunehmenin meinem SEIN und mir zu vergeben.Das alles ist ein Teil von meinem Lebenund dient meiner Seele, die Erfahrungendieses Lebens zu machen, welche michwieder ein Stück mehr zum Bewusst-SEIN führen. Eine Blockade hat sich auf-gelöst und es ist ein Fluss anLebensfreude entstanden. Egal, was wirversuchen zu sein, wenn wir den Momentvoller Achtsamkeit leben, dann sind wireinfach im Fluss des SEINS.Ich habe mich entschieden, meine Erfah-rungen öffentlich zu teilen, weil ich weiß,dass ich nicht allein mit meinenErfahrungen bin. Ich finde, dass wir unstrauen sollten, darüber zu sprechen unddazu zu stehen. Diese Offenheit bringtVertrauen und Verständnis und fördertden Zusammenhalt der Sangat. Geradeim jetzigen Zeitalter und auch künftigwird die Sangat eine wichtige Funktionhaben, uns aufzufangen und Halt zugeben. Authentisch sein zu dürfen undvon der Gemeinschaft so angenommenzu werden, fühlt sich frei an und dientauch dazu, eigene Begrenzungen sowieVorurteile und Beurteilungen abzulegen.Denn jeder Lehrer hat seinen eigenenFluss, und alle Flüsse fließen ins Meer!

Teil der Weisheit sein

Meine persönliche Erkenntnis: DieTechnik Kundalini Yoga ist gut und wir-kungsvoll. Zweifel, ob und wie ich mei-nen Weg als Kundalini Yoga Lehrerinfortsetze, sind immer noch da und ichweiß, dass ich auch hier die Antwort inmeinen Meditationen erhalten werde.Denn alle Weisheit ist im Universum ent-halten und wenn wir uns in seinAllwissen einklinken, sind auch wir einTeil dieser Weisheit. Ob dies nun durchSadhana mit Kundalini Yoga, VinyasaYoga oder buddhistischer Achtsamkeits-meditation geschieht, ist egal - Haupt-sache, es geschieht aus tiefer Hingabeund Demut in Achtsamkeit, Mitgefühlund Liebe! Letztendlich bin ich selbst derSchöpfer meines Lebens, auf meinemganz persönlichen spirituellen Weg undSadhana ist eine persönliche Sache zwi-schen mir und der Schöpfung.

Auf der Straße zur Erleuchtung

Baustelle Kundalini Yoga? Von Ivonne Ajminder Kaur Mackenroth

E

Ivonne Ajminder Kaur und der Drache

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14 / Kundalini Yoga Journal

Ich führe ein Yogatagebuch. Ich habenämlich herausgefunden, dass dasTagebuchschreiben mich bei meinerKundalini Yoga Praxis unterstützt.Das Schreiben macht mich einfachbewusster und achtsamer. Ich schrei-be meine Ziele für jede Übungsreiheauf und protokolliere meine Yoga-und Meditationserfahrungen. Ich ver-suche auf diese Weise erwünschteund unerwünschte Gedanken- undVerhaltensmuster zu erkennen. Es istja meine Lebenszeit, die ich der täg-lichen Praxis widme. Daher wünschemir wahrnehmen zu können, welcheFortschritte ich mache und ob ich dieResultate erziele, die ich mir erhoffe.

Einige der Gründe, weshalb dasFühren eines Yogatagebuches sowirksam ist:

Meditation und Yoga könneneine Fülle von Emotionenfreisetzen. Das Yogatage-

buch hilft mir, diese Gefühle zu ver-arbeiten. Auf diese Weise leide ichweniger unter Empfindungen vonSorge, Angst, Wut oder Ärger. DasGroßartige am Meditieren ist, dassich herausfordernde Gefühle in mei-ner Zeit bearbeiten kann. Ergo trageich diese Emotionen nicht durch denTag und kann mich auf Anderesfokussieren. Das Yogatagebuch istein guter Ort, um Dinge undSituationen zu verarbeiten, die michbelasten. Wenn ich also währendeiner Meditation belastende Empfin-dungen wahrnehme, dann kann ichmich von diesen Emotionen lösen,indem ich sie zu Papier bringe. Solltemich mein Gefühlszustand späternoch belasten, dann kann ich unterZuhilfenahme meines Tagebuchsdiese Emotionen mit einer Personmeines Vertrauens besprechen.

Es gibt Zeiten, in denen esmir schwer fällt, Yoga zupraktizieren und zu meditie-

ren. Mein Yogatagebuch hilft auchhier. Es unterstützt mich dabei her-auszufinden, wofür ich dankbar bin.So behalte ich auch während heraus-

fordernden Zeiten eine positivePerspektive. Meine Erfahrung ist: Esist viel einfacher, aufzugeben alsdurchzuhalten. Indem ich mich mitdem identifiziere, was ich hochschät-ze, gerate ich nicht so leicht in dieFalle der Entmutigung. Ich werdezum Beispiel immer lustlos, wenn ichscheinbar weniger Fortschritte mache.

Das Schreiben in meinemYogatagebuch stärkt meinEigenverantwortungsge-

fühl. Wenn mich etwas ärgert oderaufregt, dann fehlt MIR etwas – nichtden anderen. Das Yogatagebuch hilftmir auch hier: Ich kann herausfinden,was mein Anteil und meine Rolle injeder Lebenserfahrung ist, die ichmache.

Mein Yogatagebuch ist wieein treuer Freund und stehtmir bei, wenn ich Verhal-

tensweisen identifiziere, die michblockieren. Und es hilft mir tiefer zugehen: Ich kann die Ursachen undUmstände erforschen, die bestimmteVerhaltensweisen verursachten. Da-mit habe ich die Wahl: Ich behalte diemir dienlichen Verhaltensweisen undmustere diejenigen aus, die michnicht länger dabei unterstützen, derMensch zu sein, der ich sein möchte.

Den Prozess, den ich mache,erkennen und vertiefen.Schreiben ist für mich der

klarste Weg, meine Fortschritte wahr-zunehmen, denn ich kann die Seitenmeines Tagebuchs zurückblättern undherausfinden, was ich einmal ge-dacht, gefühlt oder getan habe.

Ob ich nach dem Aufwachen, nachdem Sadhana, vor dieser oder jenerMeditation oder nur wenn etwasSchönes geschehen ist, schreibe, dasist ganz egal. Auf jeden Fall bestim-me, festige und bekräftige ichbestimmte Erfahrungen und kannandere Erfahrungen loslassen.Letztendlich dient das einer glück-licheren und gesünderen Gegenwart.

as passiert, wenn, man die fünfStufen der spirituellen Entwick-

lung auf eine Gruppe anwendet – etwa aufdie Kundalini Yoga Gemeinschaft(Sangat) in Deutschland?Der Saram Pad war dann womöglich dieZeit von der Gründung von 3HODeutschland in den siebziger Jahren bis1990. Der Karam Pad begann mit derersten Yogalehrer-Ausbildung in Ham-burg, Kundalini Yoga wurde überall inDeutschland verbreitet, parallel zurVereinsstruktur.Ein fließender Übergang zum Shakti Padgeht mit der Professionalisierung desHamburger Büros einher – vor allem abermit dem Ausbreiten zahlreicher KundaliniYoga Ausbildungsschulen, die mehr oderweniger offen miteinander in Konkurrenzstehen.Was ist der richtige Weg? Das ist die zen-trale Frage im Shakti Pad. In den vielenFacetten der Kundalini Yoga Sangat lassensich zwei Ansätze isolieren, die scheinbarim Widerspruch zueinander stehen.Kundalini Yoga ist eine schützenswerteMinderheiten-Technologie (wahlweiseauch Eliten-Technologie). Es ist wichtig,den Wert und die Tradition des KundaliniYoga öffentlich erkennbar zu machen, unddamit aus den vielen anderen Yoga-Angeboten herauszuragen.Für den Erfolg der Kundalini Yoga Lehrerist es wichtig, eine niedrig schwelligeÖffentlichkeitsarbeit zu machen, die denWunsch vieler Menschen nach stressfreierEntspannung und Wohlbefinden befrie-digt. Anschließend kann jeder selbst ent-decken, ob Kundalini Yoga mehr ist als einWellness-Angebot.Mit diesen zwei Ansätzen sindIdentitätsfragen der Yogalehrer verbun-den: Kann ich zu meinem spirituellenNamen stehen oder schreckt er ab? Wiesteht es um die Kopfbedeckung beimUnterrichten, die Yogi Bhajan empfohlenhat? Wird das von den Schülern toleriert?Soll ich mich so präsentieren, dass nie-mand ein Problem mit mir hat? Dass kei-ner sich abgeschreckt fühlt?Diese Fragen sind typisch im Shakti Padund sie werden unterschiedlich beantwor-tet. Unser Ego stellt sich die Frage: Was anmir ist echt und was kommt von Außen? Die Kundalini Yoga Sangat stellt ähnlicheFragen: Was ist Kundalini Yoga? Steht esaußerhalb der Gesellschaft – wie eineSubkultur, die sich im Verborgenen bildet?

Von der Nische zumMainstream

Der kollektiveShakti PadVon Sangeet Singh Gill

Mein Yogatagebuch

Fünf Gründe für heilendes und unterstützendes SchreibenVon Derek Amarpreet Whitman

(Übersetzt von Sat Hari Kaur Stülpnagel-Pomarius)

�5.

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Kundalini Yoga Journal / 15

Serviceseite

Gedanken loswerden, die du nicht magstYogi Bhajan 19. Mai 1975. Übersetzt von Simran Kaur

Sitze aufrecht in der einfachen Haltung. Lege deine Hände wie eine Schaleineinander, die rechte in der linken. Die Finger liegen überkreuz. Hebe dieseSchale auf Herzhöhe.

A1 Richte deinen Blick in diese Schale. Atme tief durch die Nase ein.Atme durch die gespitzten Lippen wieder aus, als ob du die Luft indeine Hände spucken wolltest Es ist ein langer, trockener Luftzug indeine Hände. Meditiere auf den speziellen Gedanken, den du hast,der nicht gefällt. Spucke den Gedanken mit dem Atemzug aus. Atmeden Gedanken, den du nicht magst, ein und spucke ihn mit demAusatmen aus. Fahre damit elf Minuten lang fort. Dann atme tief einund langsam durch die Nase aus.

A2 Schließe deine Augen und beginne, dich auf deine Wirbelsäule zukonzentrieren. Ziehe deine Aufmerksamkeit langsam dieWirbelsäule entlang bis ganz hinunter zum Steißbein. Spüre deine 26Wirbel. Nimm wahr, dass du eine Wirbelsäule hast. Spüre dieWirbelsäule, als ob du einen Stock in der Hand hältst. Je deutlicherdu die gesamte Wirbelsäule bin hinunter zum Steißbein spürenkannst, umso mehr wird die Energie fließen und umso erleichterterwirst du sein.

Kommentar von Yogi Bhajan:

Die Essenz des Menschen ist die unendliche, unbegrenzte, kreative Macht, diemanche Menschen Gott nennen. Wenn der Mensch in sich selbst hinein schautund seine eigene Schönheit bewusst wahrnimmt, wird er Gott. DieBestimmung eines Menschen ist nichts als der äußere Ausdruck des innerenBildes, das er von sich hat. Wenn er sich selbst als Gott versteht, kann er seineBestimmung so zusammen bringen, dass er sein höchstes Potential lebenkann. Wenn er das Leben oberflächlich betrachtet, sieht er nur den Abglanzdes Inneren.

Diese Kriya verändert die Bestimmung, indem sie das innere Bild von denhartnäckigen, negativen Gedanken befreit. Sobald diese Gedanken beseitigtworden sind, können sich die positiven Gedanken ohne Störung manifestieren.

Oder ist es ein Teil der deutschen (oderwestlichen) Kultur?In diesem Fall ist der Unterschied zwi-schen diesen beiden Sichtweisen meinesErachtens die Trennlinie zwischenShakti Pad und Sahej Pad: Zunächstwird der eigene Wert gesucht und gefun-den. Denn nur aus der damit verbunde-nen Unabhängigkeit heraus kann eineEntscheidung getroffen werden, die denÜbergang zur nächsten Stufe markiert.Diese Entscheidung lautet, traditionellausgedrückt: Bin ich bereit, meinenKopf zu geben?Wenn die Gemeinschaft diese Fragenicht beantworten will, wird sie von derumgebenden Gesellschaft dazu gezwun-gen. In letzter Zeit fällt auf, das Berichteüber Kundalini Yoga in den etabliertenMedien auftauchen. Die Öffentlichkeitwird aufmerksam. Die Kundalini YogaSangat ist dabei, eine wichtige Schwellezu überschreiten. Diese Entwicklunglässt sich nicht aufhalten.Bisher war es den turbantragenden Yogisegal, was andere von ihnen dachten. DerTurban wurde zu einem Grenzstein.„Hier bin ich.“, scheint er zu sagen.„Wenn du mich verstehen willst, dannbereite dich auf das Wassermann-Zeitalter vor.“ Jetzt ist das Wassermann-zeitalter da. Äußerlich scheint sichnichts verändert zu haben. Aber es gibteinen sehr subtilen Unterschied:Kundalini Yoga ist nichts besonderesmehr. Es ist nicht originell. Es ist nor-mal.Jetzt passiert, was mit allen Traditionenpassiert, die sich nicht länger nach außenabgrenzen. Kundalini Yoga wird assimi-liert. Der Kopf fällt. Yogi Bhajan wollteeine bis dahin relativ unbekannteTechnologie verbreiten. Ihm würde diejetzige Entwicklung gefallen. Aber die Grundfrage nach dem Umgangmit der Goldenen Kette des KundaliniYoga bleibt.Wie ist es möglich, sich in dieGesellschaft zu integrieren, ohne dieQuelle der Technologie zu verlieren?Wer hierauf eine Antwort findet, kannShakti Pad hinter sich lassen.

Sangeet Singh Gill

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16 / Kundalini Yoga Journal

Mit besten Grüßen vom „Shakti Paddler“

Fallstricke und SprungbretterVon Willem Wittstamm

Die folgenden Statements wollen keine Antworten liefern. Als Denkanstoß steht jedes Zitat1 für sich.Sie wollen zum Nachdenken anregen und zum Reflektieren. Teilweise stammen sie aus demDiskussionsforum „Kundalini Yoga Deutschland“ bei facebook. Einiges ist angelesen, anderes ent-stammt „eigener Feder“. Los geht´s!

„Shakti Pad: ab hier wird´s spannend.“ „Der Zeitraum, in dem ich schon

yogische Kraft spüre, aber nochnicht das tiefe Verständnis, sie im

Sinne des „goldenen Feldes“ zu nutzen.“

„Entscheidungen, die im Shakti Pad anstehen: Verfolge ich weiterhin Werteoder Ziele, die primär mich persönlichbefriedigen und bestätigen?“

„Wenn du meinst, duhast es hinter dir, hastdu eine Volte rückwärtsgemacht.“

„Jeder Schüler geht durch solche „Höllen“, denn er muss jede mentale

und emotionale Sicherheit aufgeben, um die allgemein akzeptierten Grenzen des Geistes überschreiten zu können.

Oft scheint es, als sei der Pfad nicht zu bewältigen. Er wird nichtleichter, je weiter man ihn geht, doch im Laufe der Zeit wächst die

Erkenntnis, dass das, was man abgeworfen hat, eine unnötige Last war.“ (Swami Sivananda Radha, Kundalini Praxis)

„Hilfe im Shakti Pad:Ardas Bhai singen,Kriya „Challenge theEgo“, Kontakt mitLehrer und Sangat.“Quelle: Satya Singh.

„Ich habe Zweifel - und rebelliere geradegegen mich selbst - oh ja, ich mache ein-fach total unyogische Sachen und kommemir vor wie ein Teenager, der gegen seineEltern ist.“

„Frauen erleben Shakti Pad anders alsMänner. Yogiji hat immer vor Frauen,weltlichen Verlockungen und anderenVerstrickungen gewarnt. Das gilt für

Männer ... Ich glaube, wir Frauen verstrick-en uns in Eitelkeiten, denken, dass wir diebesten und klügsten Lehrerinnen sind und

weisen jegliches Lernfeld von uns.“

„Wenn das Ego davon überzeugt ist, dass der

einzige Weg ist, das Ego fallen zu lassen, wer lässt dann

wen fallen? Und wie?“ (Osho, The Discipline of Transcendence)

„Shakti Pad istein Geschenk,an dem ichwachsen kann.Kann ich esannehmen?“

„Also, ich bin wohlals Kind in einenBottich mit ShaktiPad gefallen.“

„Die große Falle: Theoretisches Wissen mit gelebter Weisheit verwechseln.“

„Mach ich noch die restlichen zwölfTage oder dreh ich mich heut mal umund … mmmh, schlaf einfach weiter?

Shakti Pad ist der Lackmustest der yogi-schen Entwicklung. Erreiche ich dieMeisterschaft, bleibe ich stehen oder

schmeiß ich hin?“

„Im Aquarian Teacher steht‚wenn wir uns dem Ziel hingeben,

werden wir gestärkt daraus hervorgehenund unerschütterlich dieser Richtung

folgen‘. Das hat bei mir bisher nicht so richtig geklappt …“

„Argument: Ich kann gar nicht im Shakti Pad

sein, dafür bin ich viel zu unsicher.Gegenargument: Das mit der

Unsicherheit macht dein Shakti Padnur, um dich in Sicherheit

zu wiegen.“

„Im Shakti Pad begreife ich,dass ich was Besonderes bin.Um zu verstehen, dass ichnichts Besseres bin.“

„Sind wir nicht alle einbisschen Shakti Pad?“

„Shakti Pad, wie wir es durchYogi Bhajan alsEntwicklungsstufe kennen, istnicht zu verwechseln mit ShaktiPat, der Initiation durchEnergieübertragung vom Meisterzum Schüler.“

„Wo steh ich denn?Ich glaube, immer(seit nunmehr 30Jahren) auf der Stufevon Karam Pad.Weiter bin ich nochnicht ... Muss manaber immer weiter,höher, besser? Ist dasnicht etwas männlich?Ich suche tiefeEntspannung undInspiration. Wenn ichdas habe, bin ichzufrieden.“

„Ich bin im Shakti Pad. Ich habe aber denKontakt zum Saram Pad nicht verloren, habeimmer wieder das Glück, in den Schatzkistendes Kundalini Yoga staunend Neues zu ent-decken. Ich kann auch noch im Karam Padfündig werden, um als Lehrer zu wachsen. Ob ich vom Sahej Pad ausgehend nicht ab und an zurück ins Shakti Pad tauchen werde,

kann ich nicht sagen. Mit der Möglichkeitmuss ich aber rechnen.“

„Was aber, wenn ich meine Zweifelim Verlauf des Lebens immer wie-der als hilfreiches Korrektiv zuschätzen gelernt habe?“

„Du kannst Shakti Pad nicht bekämpfen.Besiegst du das Ego auf der einen Seite,stärkst du es auf der anderen.“

„Und hier kommt sie, die Shakti Pad-

Terminatorgeheimwaffe:Ego Auswurzler!“

1 Ich stelle hiermit die Redaktion bzw. den Herausgeber von eventuellen haftungsrechtlichen Folgen für das Zitieren ungenannter Personen frei. Willem Wittstamm

„Ein Bild aus der Welt der Bergsteiger: Wer vomKaram Pad auf den Sahej Pad möchte, muss durchdas Shakti Pad-Tal wandern.“

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Kundalini Yoga Journal / 17

�ch nahm an einem sehr inspirieren-den Meditationsseminar unter derLeitung des italienischen Yoga-

lehrers Hari Simran Singh Khalsa teil.Hari Simran Singh lernte das Yoga vorvielen Jahren von Yogi Bhajan. Deshalbkonnte er viele Geschichten erzählen.Der Titel des Workshops „Wie manKrisen in Chancen verwandelt“ war ganzbewusst gewählt. „Wandle eine Krise ineine Chance um“ – darüber kann mannachdenken und meditieren wie auf einSutra. Man kann diesen Satz tief imHerzen bewegen. Ich will einige derLehren Yogi Bhajans an euch weiterge-ben, die Hari Simran Singh im Rahmendes Meditationsseminars mit uns teilte.

Wir leben in einer Zeit derkollektiven Angst und Unrast

Hari Simran Singh sprach über dieAnwendbarkeit der altehrwürdigenYogalehren auf diese Zeit. […] Für vieleMenschen ohne stabile Praxis einesSadhanas ist der Übergang vom Fische-ins Wassermannzeitalter sehr schwierig.Ganz besonders hier in Griechenland. Ichhöre die Klagen der Leute, dass sie harteZeiten durchmachen. Ich beobachte, dassviele die Verbindungen zu ihren kreati-ven inneren Anteilen verlieren.Menschen verschließen ihre Herzen. Sievergessen, wer sie wirklich sind und neh-men nicht mehr wahr, wie das Lebenselbst sie segnet.Hari Simran Singh sprach über dieseProbleme. Er ermutigte uns zu verstehen,dass schwierige Zeiten für Yogis letzt-endlich recht anregend sein können. Wirkönnen endlich in die Tat umsetzten, waswir gelernt haben. Es ist eine Zeit desWachstums. Er sagte: „Schöne Dingesind immer sehr einfach, sie sind niemalskompliziert. Wenn man aber beginnt, aufkomplizierte Weise zu arbeiten, dannzieht man Komplikationen an.“

Wir haben allekreatives Potential –

die fünf Abschnitte eines spirituellen Weges

Kundalini Yoga gründet auf der Tatsache,dass wir alle ein kreatives Potential inuns tragen – Shakti – und niemand kanndieses Faktum ändern. Nicht einmal derSchöpfer kann es verändern, denn derSchöpfer selbst muss den Gesetzen derSchöpfung gehorchen. Hari Simran Singh redete darüber, dasseinige Schüler und Lehrer mit der Zeit

eitel werden. Er stellte einenZusammenhang zwischen der spirituel-len Entwicklung eines Menschen unddem sogenannten Shakti Pad her. DerShakti Pad ist die dritte Etappe der fünfTeilstrecken auf dem Pfad der Weisheit. Die Auftaktetappe nennt man Saram Pad.Diese Phase hat etwas von der ersten Zeiteiner wunderbaren Liebe. Man öffnetsich für die Möglichkeit, einen spirituel-len Weg zu gehen. Karam Pad ist daszweite Stadium des Weges. In dieserPhase fängt man mit der Arbeit an, dieein spiritueller Pfad mit sich bringt. Manbeginnt sich mit sich selbst zu beschäfti-gen. Dadurch bekommt man ein erstesVerständnis für die Ursachen bestimmterProbleme. Dann erreicht man Shakti Pad. Das istdie entscheidende Stufe auf dem spiri-tuellen Weg. Hier wird man entwederweitermachen mit der eigenen Praxis,steckenbleiben oder alles beenden. Mantrifft wichtige Entscheidungen. Wähltman den Weg zur Meisterschaft oder ent-schließt man sich, für immer Lehrling zubleiben? Eventuell gibt man sogar allesauf. Hari Simran Singh sagte: „Wenn esan dieser Stelle schief läuft, dann ver-wechselt man die Shakti in sich mit derkreativen Kraft der Selbstidentifikation.Man missversteht ein wunderbaresGeschenk und die Shakti verwandelt sichin persönliches Unheil.“ Die vierte Stufe ist der Sahaj Pad. DiesePhase zeichnet sich durch eine relativeLeichtigkeit aus: Man hat sich selbst unddas eigene Ego besiegt. Als natürlicheFolge passt nun alles zusammen.Synchronizität (Gleichzeitigkeit) ist einnormales Ereignis. Man manifestiert dasSein mit Leichtigkeit.Die letzte Stufe wird Sat Pad genannt.Sat Pad kommt mit einem Zustand derGnade und der vollkommenen Har-monie. Yogi Bhajan sagte: „Dort gibt eskeine Trennung zwischen den Pflichtender Welt und der Wahlmöglichkeitenunseres eigenen Willens. Es gibt dorteine Wahrnehmung von Gleichheit undTranszendenz.“

Du kannst dich immer entwickeln

Sogar inmitten eines konfliktreichenAlltags kannst du dich entwickeln, selbstwenn alles ausweglos scheint. HariSimran sprach über eine Art der Dualitätzwischen Shakti und Bhakti (Hingabe) –wie wir als Menschen in dieserWirklichkeit gefangen sein können. Esgehört zu den Eigenschaften eines

Menschen, dass sich in ihm bestimmteGedankenmuster wiederholen. EinGlaubenssatz ist: „Ich kann nicht.“ HariSimran riet uns: „Sag einfach „Nein“zum „Nicht“! Yogiji erklärte, dass der Shakti Pad rechtlustig ist – man fühlt Gott in sich. Es istvöllig in Ordnung, dass man sich selbstliebt, aber um nicht aus Versehen mitdem eigenen Ego eine Liebesbeziehungeinzugehen, muss man dieses Ego erken-nen. Wie aber kann jemand das Egoerkennen, wenn er voller Ego ist? Yogiji sagte, die Krise und große Tragikwürde darin bestehen, dass, wenn maneine Schwäche in sich selbst wahrneh-men würde, diese aber nicht akzeptierenkönnte. Das Universum ist nicht wähle-risch, es dient jedem. Du musst wissen,dass das Universum dir immer dienenwird. Mache dir also keine Sorgen, seibescheiden und lächle. Hari Simran Singh sagte uns, dassKundalini Yoga nicht nur einfach Übung,sondern Bewusstsein ist. Alle Übungen,Meditationen und Kriyas unterstützendich dabei, in einen Geisteszustand vonAchtsamkeit zu gehen. Das sind allesTechniken, um den Prozess derBewusstwerdung und des Erwachens zufördern. Du musst dir allerdings dessengewahr werden, dass du hierfür deinPotential benötigst, deine Shakti. Es steckt oft keine Kraft hinter denWorten vieler Menschen. Sie müssten dieProjektionskraft ihres Geistes entwik-keln. Du brauchst unbedingt dieProjektionskraft deines Geistes. Mit die-ser Kraft kannst du den Naam und dieeinem Mantra innenliegende Macht pro-jizieren. Daher ist ein guter Gebrauchvon Worten so wichtig. Ein Wort ist wieein Gesetz, wie eine Schwingung, dieetwas kreieren kann. EinfacheUnterhaltungen arbeiten anders, aber esgibt eine Ausnahme: Wenn du deineWorte dazu gebrauchst, das Herz desAnderen zu berühren und nicht einfachnur, um irgendwelche Emotionen zu sti-mulieren.

Wie man Krisen in Chancen verwandelt

Hari Simran Singh sagte: „Der Geist istwie ein Art Telefon. Die Weise deinesDenkens bestimmt, was du in deinemLeben anrufst.“ Höre also auf zu hetzen,beende das Tratschen. Wer den Geistkontrolliert, der regiert das Universum.Und was fangen wir mit der Regentschaftan? Wir lernen nicht nur die Shakti, son-

Hari Simran Singh über Shakti Pad

Wie man Krisen in Chancen verwandelt Von Tabather Harpreet Kaur

Übersetzt von Sat Hari Kaur Stülpnagel-Pomarius

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18 / Kundalini Yoga Journal

�dern auch die Bhakti kennen. Es gibt viele bescheidene Menschen, dienoch nie Yoga praktiziert haben.Dennoch sind sie in einem Zustand von‚Chardi Kala’. Das ist eine positiveLebenseinstellung, du begegnest denWidrigkeiten des Lebens mit Mut undKraft. Chardi Kala ist vollkommenesVertrauen. Es ist auch eine Schwingung:Die Kundalini steigt. Hari Simran Singh sagte: „Tue deinBestes und du wirst der Beste sein. KeinWettbewerb. Wetteifere mit dir selbst,beeindrucke dich selbst.“Er sprach über das Thema Selbstfindung.Manchmal findet man allerdings Ärgerim eigenen Selbst. Wenn man unterDruck gerät, dann kann einen der Zornder Kindheit überwältigen, weil alteKindheitsgeschichten hochkommen.Hari Simran Singh sprach darüber, dasswir lernen sollten, den Zorn der Kindheitloszulassen. Manchmal meint man, dassdas erwachsene Selbst agiert, doch tat-sächlich ist es in vielen Fällen das ver-letzte Kind. Eine Krise in eine Chance zu verwandelnist wie eine Art Verfeinerung. Das istauch das Wesen von Chardi Kala. Wir

haben die Wahl, wie wir unsere eigeneWirklichkeit erschaffen. Wenn manKundalini Yoga praktiziert, dann begibtman sich mit Hilfe der goldenen Kette inden Schutz der Meister und Lehrer, dieden Weg vor einem gegangen sind. DieseMeister und Lehrer sind auch jetzt beiuns. Wir können dieser Schöpfung daherganz unerschütterlich vertrauen. Wirkönnen unseren Geschäften demütignachkommen, neutral im Geiste undreich im Herzen sein.

Versteckte Geschenke in schwierigen Zeiten

Es wird wohl immer Krisen geben, diegemeistert werden wollen. Gleichwohlsind in schwierigen Zeiten immer auchversteckte Geschenke zu entdecken. ZumBeispiel kann man Hand in Hand einetragfähige Lebensgemeinschaft aufbau-en. Gemeinsame Werte könnten Geduld,Mitgefühl, Verbundenheit, und Liebesein. Die Einschränkungen alterGlaubensmuster können abgebaut undRaum geschaffen werden für Wahrheitenund Weisheiten, die man persönlicherfahren hat. Yogi ji sagte einmal: „Wenn du dich ein-

fach daran erinnerst, dass du ein Schülervon ‚Sat Nam’ bist, wenn deine erstenWorte ‚Sat Nam’ und deine letzten Worte‚Sat Nam’ sind, dann bist du Teil von SatNam. Du benötigst nichts anderes, andem du dich messen könntest.“ Indemwir ‚Sat Nam’ singen, rufen wir dieewige Wahrheit an, die in uns allenwohnt. Wir rufen unsere Seelen wach.Das ist eine Möglichkeit, die wir allehaben, wenn wir wieder vor einemscheinbaren Krisenberg stehen. Wir kön-nen den direkten Weg wählen und nocheinen Schritt weiter gehen. Vielleicht hät-ten wir diesen Schritt nie für möglichgehalten. So wandelt man Krisen inMöglichkeiten um.

enn du in der 1. Stufe der Yogalehrerausbildung überdie Stufen eines spirituellen Pfades unter richtet wirst,begegnet er dir zum ersten Mal – der Begriff des

Shakti Pad. Fortan hängt er wie ein Damo klesschwert über dei-nem spirituellen Weg. Nichts kann einen ernsthaft praktizieren-den Kundalini Yogi dann mehr treffen als die locker hingewor-fene Bemerkung: „Du bist ja im Shakti Pad!“, die als Synonymfür „Du bist auf dem Ego-Trip!“ steht – und mit ähnlich verhee-renden Folgen droht wie der Sündenfall im Paradies.

Tatsächlich kennt keine andere spirituelle Disziplin als dasKundalini Yoga diesen Begriff. Wenn du ihn googelst,bekommst du nur Kundalini Yoga basierte Quellen nachgewie-sen. Nicht einmal Wikipedia führt ihn, und zwar weder in derdeutschen noch in der englischsprachigen Version.Was also hat es mit dem Shakti Pad auf sich? Und wie habe ich

ihn erlebt? Hier möchte ich von meiner ganz persönlichenErfahrung berichten - und nicht als „Chef-Business-Yogini“ der3HO-Welt. Laut Kundalini Yoga-Quellen wird der Yogi zwi-schen dem dritten und elften Jahr seiner Yogapraxis von ihmereilt, was unterstellt, dass man in einem Mal „durch“ ist. Ichpersönlich erleb(t)e es so, dass es kleine und große Shakti Pad-Momente gab und gibt – oder kleine und große Krisen mit demKundalini Yoga – und auf dem spirituellen Weg.

Tatsächlich erfordert das rückhaltlose Beschreiten eines spiri-tuellen Pfades enorm viel Mut und Durchhaltevermögen. Wenndu dir diesen Weg als Spirale vorstellst, weißt du, dass er erstendet, wenn du an der Spitze angekommen bist, wenn du dieEinheit mit Gott wieder erlangt hast – und bis dahin ist viel kar-mischer Morast zu durchwaten. Und da kann es gut sein, dassdu phasenweise keine Lust hast, weiterzumachen, sondern indeinem „guten, alten Leben“ verharren möchtest.

In diesen Phasen nimmst du es mit deiner spirituellen Praxismöglicherweise nicht mehr so genau, gibst Teile der yogischenLebensweise wie z. B. Vegetarismus oder Verzicht auf Kultur-drogen wie Alkohol und Kaffee wieder auf.Im Kreise meiner TeilnehmerInnen wurde der Shakti Pad oftdurch einen neuen Partner oder einen neuen, zeitlich anspruchs-vollen Job ausgelöst, die es plötzlich unmöglich erscheinen lie-ßen, täglich zu meditieren. In diesen Zeiten ist Inspiration durch„Leidensgenossen“ und einen spirituellen Lehrer eine großeHilfe. Und schon wieder lauert eine Falle: Shakti Pad kann sichauch darin äußern, dass du von deinem spirituellen Lehrerabfällst und von einem anderen spirituellen Lehrer nicht wirk-lich auf genommen und akzeptiert wirst. Ich hätte normalerweise meinen Ausbildungslehrer als meinenspirituellen Lehrer betrachtet, hatte aber seltsamerweise dasGefühl, dass er mich bei einer unseren letzten Begegnungen„verabschie det“ hat – so wie Yogi Bhajan das mit seinem Lehrerauch erlebt hat. Eine testweise Rückkehr hat diesen Eindruckverstärkt, so dass ich fortan auf der Suche nach einem neuen spi-rituellen Lehrer war, von dem ich als Kundalini Yogini annahm,

Tabather Harpreet Kaur ist eineKundalini Yoga Lehrerin ausGroßbritannien. Sie lebt und unter-richtet zurzeit in Griechenland. Sieabsolvierte ihrYogalehrerausbildungbei Guru Dharam Singh und DarrylO’Keefe (ISKY).

(Mit freundlicher Genehmigung vonAquarian Times, wo der Originaltextzuerst erschien. www.3HO.org)

Auf dem Weg zur „Göttlichen Mutter“

Mein Shakti Pad Von Dagmar Shana Shanti Völpel

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2 / Kundalini Yoga Journal

dass er aus dieser Szene kommen muss.Alle Ver suche, in einem „Inner Circle“,also z. B. Mentoringpro-gramm vonKarta Singh, Dharma Singh oderGurumarka zu landen, schlugen fehl – d. h. alle Kriterien des Shakti Pads schie-nen erfüllt.Heute weiß ich, warum. Auf mich warte-te schon lange eine ganz andere spirituel-le Lehrerin – in der Inkarnation einer

Göttlichen Mutter (Ihr Name istBrahmani Mahadevi Mata. Sie lebt undarbeitet in der Nähe von Mainz in ihremBrahmani Sai Mahacenter). Ihr Auftrittin einem menschlichen Körper darf nichtdarüber hin weg täuschen, dass man esbei ihr unmittelbar mit göttlicher Energieund der unendlichen Liebe Gottes zu tunhat. In ihrer Anwesenheit fließen enormeMengen Transformationsenergie, die in

der Lage ist, Karma im Moment zulösen. Sie gibt mir eine von Ego-Einflüssen unverfälschte Projek -tionsfläche und damit die Möglichkeit zueiner tiefen Einsicht in meine Denk- undVerhaltensmuster. Mithilfe ihrerHellsichtigkeit bekommt der persönlicheProzess neue Struktur und Richtung undder Wunsch nach Non-Dualität neueNahrung und Zugkraft.

ür mich ist die größte Herausfor-derung auf dem Shakti Pad, denWeg des eigenen Herzens zu

gehen, egal, was die anderen denken. Dasfängt an bei der Ernährung, geht weiterüber die Kleidung (besonders am Kopf)bis zur Veröffentlichung des spirituellenNamens.Als ich vor über drei Jahren mit tägli-chem Sadhana begann, erhöhte sich meinKörperbewusstsein kontinuierlich undsomit auch mein Gespür für die Wirkungvon Essen und Trinken. Anfangs ließ ichdas zweite Glas Wein halbleer stehen,dann das erste und irgendwann sagtemein Mann: „Für dich lohnt es sich garnicht mehr, ein Glas hinzustellen.“ Eswar kein Zwang oder Wille, der michdavon abhielt. Es fühlte sich einfach nurunangenehm an. Das, was ich früher alsentspannt und schön empfand, galt nichtmehr für mich. Entspannung undVerbundenheit hatte ich nun im Yogagefunden und der Rausch durch Alkoholwirkte dagegen dumpf und leer. Doch daich vor dem Yoga gerne „feierte“, warmeine Umwelt nun irritiert: „Wie? Nichteinmal ein Glas Sekt zur Begrüßung?“Wäre ich Alkoholikerin gewesen, hätte eswohl mehr Verständnis gegeben. Es gabMomente, da habe ich einfach einen gro-ßen Schluck genommen, weil es mir zuanstrengend erschien, mich zu erklären.Und gleich danach war ich wütend aufmich, dass ich so „schwach“ war. Gleich-zeitig war ich sowohl fasziniert als auchangewidert von den Entgiftungserschei-nungen, die ich spürte. Gut war dieErfahrung, dass die Atmung durch diegerollte Zunge tatsächlich zur Entgiftunghilft.

Sich selbst und anderen vergeben

Als ich noch Alkohol trank, fand ichNicht-Trinker unsympathisch („Und?Geht die auch zum Lachen in denKeller?“) und nun gehöre ich dazu. Dannfolgte der Verzicht auf Fleisch und aufweißen Zucker. Wobei es kein nicht-dür-fen ist, sondern ein: „Hurra! Ich brauchees nicht mehr.“. Und wenn ich in meinem

selbstbestimmten Alltag bin, ist es wun-derbar. Nur bei Familienfeiern ist esmanchmal sehr schwierig. Gerade wennz. B. die Schwiegermutter mit viel Liebeeinen Kuchen (mit viel weißem Zuckerund weißem Mehl) gebacken hat, tut siemir Leid, wenn ich nicht beherzt zugrei-fe. Sehr oft habe ich aus Mitgefühl einoder sogar mehrere Stücke gegessen,aber gut ging es mir hinterher nicht.Besonders weil mein Körper es nichtmehr gewohnt ist. Eine Zeit lang habe ichsogar „Magen-Darm-Beschwerden“ vor-gelogen, nur damit ich nicht die Enttäu-schung der anderen spüre oder ich michin Diskussionen über Vitaminmangel beiVegetariern verstricke. Dabei finde ich esimmer wieder unglaublich, wie starkdiese Kraft sein kann, die mich davonabhält, ehrlich und mutig den Weg mei-nes Herzens zu gehen. Durch das Yogaspüre ich genau, was mir gut tut und wasnicht. Trotzdem brauchte ich vieleMonate, um mich wirklich zu trauen, dasauch zu leben. Alkohol und Fleisch gin-gen relativ leicht, mit dem weißenZucker, den ich mittlerweile wirklichdirekt in meinem Nervensystem spürenkann, ist es viel schwieriger und geradean den Weihnachtstagen hielt ich es nichtkonsequent durch. Doch auch das habeich als wichtige Erfahrung erleben dür-fen: „Vergebung“ im Sinne von sichselbst vergeben. Ich bin keine Maschineund auch nur ein Teil des Ganzen. Undmanchmal möchte ich mich nicht alsAlien fühlen und gebe eben dem kollekti-ven Zuckerkonsum nach.

Tuch um den Kopf

Irgendwann habe ich an einemAusbildungswochenende angefangen mirein Tuch um den Kopf zu binden, ichglaube, es war ein grünes. Sofort fühlteich mich pudelwohl. Zentrierter, ruhigerund friedlicher. Und dann kam derMoment, wo ich dieses Tuch nicht mehrnur am Wochenende trug, sondern es amMontagmorgen wieder umband …Mittlerweile habe ich zehn Tücher in ver-schiedenen Farben. Dies führte natürlich

auch zu Irritationen in meiner Umwelt.(„Trägt deine Frau das jetzt immer?Diesen Deckel auf dem Kopf!?“ – „Hattedie mal Krebs …?“) TatsächlichesInteresse und direkte Neugier waren aberauch dabei. Ich antworte dann immer:„Es hat keinen religiösen Grund (wirdauch oft vermutet), ich trage es, weil essich für mich sehr gut anfühlt.“In 2012 kam dann der Augenblick, woich auf der Weihnachtspost meinenAbsender veränderte und „JagatpalKaur“ schrieb. Dies führte zu einergewaltigen Veränderung. Eine langjähri-ge Freundschaft fand ein Ende und aucheinige andere Freundinnen gingen aufDistanz. Gott sei Dank habe ich durchdas Yoga sehr viele wunderbare neueFreundinnen dazu gewonnen. Nur derSchmerz über die vergangenen Beziehun-gen brauchte eine Weile, bis er sich auf-lösen konnte.

Einfach kann ja jeder …

Manchmal ist es wirklich hart auf demShakti Pad. Doch der Gewinn ist uner-messlich hoch. Ich fühle mich selbstbe-stimmter, verantwortungsbewusster undangenehm frei. Und ich glaube, dass ichdurch dieses Sein sehr viel authentischerbin und damit andere Menschen inspirie-ren kann, wiederum ihren Weg zu gehen.Ich glaube auch, dass es für meinenMann (kein Yogi) und unsere drei Kinder(neun und sechs Jahre und ein Jahr alt)angenehm ist, wenn sie eine Frau undMutter an ihrer Seite haben, die (Dankdes Yogas) gelassener, nervenstärker undkraftvoller ist. Und wenn ich mit meiner FreundinDayajot Kaur darüber spreche, so stellenwir uns vor, dass wir in unseren vorheri-gen Leben in Indien an einem Lagerfeuersaßen und überlegt haben, wie unserenächsten Leben aussehen sollten. „Ach,hier in Indien in einem Yoga Ashram denWeg zu gehen, ist doch leicht. Eigentlichviel zu einfach. Wir müssen in denWesten, das bringt uns weiter und da wer-den wir gebraucht …“

Ein Erfahrungsbericht

Shakti Pad in Bezug zu meinem UmfeldVon Jagatpal Kaur Legrand

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Kundalini Yoga Journal / 19

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ogi Bhajan beschreibt dreiPhasen in einer Beziehung zwi-schen zwei Menschen. Zu

Beginn lebt das Paar in der Phase derHysterie. Während dieser Anfangszeitder Beziehung machen Verliebte häufigDinge, die außerhalb ihrer Kontrolleablaufen. Der Rausch der Hormone lässtsie sogar so agieren, dass sie nicht wis-sen, was sie tun. Die Phase ist die Zeitder rosaroten Wolke, in welcher einLeben ohne diesen Partner unmöglichscheint. Die Partnerin wird zur strahlen-den Prinzessin und der Partner zum star-ken Prinzen und beide denken, dass diesfür immer bleibt. Das Ego scheint die-sem Dopaminrausch nicht gewachsen zusein und versteckt sich in Wartestellungim dritten Chakra.

In der zweiten Phase geht es nach YogiBhajan um Kommunikation. Ein Paarerkennt sich über das Gespräch, dengemeinsamen Austausch. Dabei wird dieNähe vertieft und das Vertrauen zueinan-der wächst. Beide erkennen langsam, mitwem sie es zu tun haben. Das Ego ver-lässt vorsichtig seinen Platz und zeigtsich vermehrt in der Öffentlichkeit.Leichte Auseinandersetzungen werdenaber vom letzten Rest des Hormon-rausches abgefangen.

Danach gelangt das Paar in die Phase derReinigung. In dieser Zeit scheitern vieleBeziehungen, auch wenn sie schon Jahrebestehen. Yogi Bhajan sagt dazu: „Es istsehr schwierig für Menschen, denn wenndu dich selbst mit Liebe reinigst, dannmusst du verschmelzen.“ Es geht in die-ser Phase darum, dass beide Egos sichverändern müssen. „Wenn du dein Egonicht zur Seite legen kannst, dann kannstdu in der Liebe nicht gewinnen.“ DiesePhase ist die entscheidende. Es geht tat-sächlich um eine Entscheidung. BeideEgos müssen nicht aufgelöst, aber gerei-nigt werden, sodass aus dem Ich ein Duwerden kann. Das Paar lebt dann fürein-ander. Yogi Bhajan nennt dies die ultima-tive Liebe oder bedingungslose Liebe.Jeder Partner bleibt ein Individuum,

beide zusammen werden jedoch eingemeinsames Neues, ein „wir“.

Viele Beratungen, die ich durchgeführthabe, haben gezeigt, dass die meistenPaare um etwas Grundlegendes nichtwissen: Die eigenen Erwartungen an denPartner und der daraus entstehendeKonflikt mit dem Ego. In der Phase derKommunikation ist es wichtig, dass sichbeide Partner ihrer Erwartungen bewusstwerden, sie aussprechen und gemeinsa-me Lösungswege beschreiten.

Das mächtige Ego, welches immer rechthaben will, trennt das Paar vomGlücklichsein. Die Erkenntnis der eige-nen Erwartungen und die Entscheidung,diese nicht gegeneinander, sonderngemeinsam zu leben, ist alltäglichePraxis in der Phase der Reinigung: Sag,was du wirklich willst, und wenn Gottwill, werdet ihr es gemeinsam bekom-men. Keiner der Partner muss sich selbstaufgeben oder sich für den anderen auf-opfern. Wenn die Erwartungen, nämlichdas, was wir uns tief in unseremInnersten wünschen, auf den Tisch derPartnerschaft kommen, stehen beidePartner vor der Entscheidung: Ich oderWir.

Erwartungen können sehr verborgen seinund auch noch nach vielen Jahren einerBeziehung an die Oberfläche kommen.Aufgrund dieser schlummernden Sehn-süchte stellen Partner dann Forderungen,die nicht nur das Ego treffen, sondernganz besonders das Herz, welches

geliebt hat. Sind Erwartungen unbe-wusst, führen sie häufig zur Trennung.Yogi Bhajan hat einmal gesagt: „Wirtrennen uns nicht aus Gründen, die wirkennen, sondern aus Gründen, die wirnicht kennen.“

Die Erwartungen eines Partners könnenso stark werden, dass nur die Erfüllung der eigenen Wünsche zum Ziel wird. DasEgo zeigt sich dann mit aller Macht undübernimmt die Herrschaft in derBeziehung. Sind die beiderseitigenErwartungen nicht mehr vereinbar, führtauch dies zur Trennung des Paares.Dieser Prozess kann unbewusst und inLeid oder bewusst und in Friedengeschehen.Meine Erfahrung ist, dass wirklicheLiebe bedingungslos ist, ohne Grenzen,ohne Fragen, mal mit aufflackerndemEgo, dass sie aber letztendlich immereinen gemeinsamen Weg findet. Wennjemand sein Herz öffnet, bekommt dasEgo unglaubliche Angst. Seine Daseins-berechtigung wird angezweifelt. Dennzum Glücklichsein braucht niemand dasEgo. Der Partner ist ein wunderbarerSpiegel der eigenen Erwartungen. Waswir von ihm erwarten, geben wir auf demYogaweg zuerst uns selbst und dann demPartner. Dadurch wird das Ego befreit, daes keine Forderungen mehr an denPartner stellen kann. Zur Reinigung desEgos brauchen wir nur den Wunsch, dasEigene mit dem Anderen zu verbinden.Der Erfolg ist nicht immer gewiss, derWeg ist manchmal steinig, aber vollerLust und Liebe.

Shakti Pad in Beziehungen

Das Ego und die Erwartungen in einer PartnerschaftVon Hari Jiwan Singh Thomas Wesselhöft

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Der Ego Eradicator hilft, Forderungen an den Partner loszulassen

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Kundalini Yoga Journal / 21

Das finanzielle Fundament des Dharma

Erfolgsgeschichte des Golden Temple Teehauses Von Sat Hari Singh Stülpnagel

ls wir im November 1981 vorder Tür zum Guru Ram Das

Ashram in der Hamburger Isestraße stan-den, Tarn Taran Kaur öffnete und nochim Türrahmen erklärte, dass wir hierYogalehrer werden könnten, ging sofortmein Herz auf und flüsterte: „Ja, das willich. Das wollte ich schon immer.“ Ichwar Volks- und Realschul-Lehrer mitzwei Staatsexamen, Referendariat undallem drum und dran und hatte gekün-digt, weil ich es in diesen staatlichenAnstalten nicht aushalten konnte. AlsYogalehrer die Lehren des Lebens zu ver-mitteln, das war die Alternative.Am zweiten Morgen im Ashram nachdem Sadhana klopfte Tarn Taran Singhan unsere Tür und sagte, die Bäckerinwäre krank geworden und ob ich aus-nahmsweise aushelfen könnte ...Ich blieb für zwei Jahre in der Backstubeund arbeitete dann gut sieben Jahre alsKellner und Restaurantmanager im

Vegetarischen Restaurant Golden Templein Hamburg Eppendorf, bis ich mit derGründung von Yogi Tee beauftragt wurde.Ich tat es klaglos und gern, denn ich lieb-te den Ashram, unsere Yogagemeinschaftin den schönsten Häusern Hamburgs inder Isestraße. Mein Bewusstsein erklärte

mir schon in der Backstube: „UnsereYogagemeinschaft braucht eine finanziel-le Grundlage!“ Also biss ich in den sauren Apfel undwühlte mich durch gefühlte tausend Jahregraue Büroarbeit, damit unsere Geschäfteblühen konnten. Nach zehn Jahren Yogi

Bevor ich mit Kundalini Yoga begonnen hatte, litt ich an mäßigstarken Depressionen. Ich war auf der Suche nach etwas, dasmeine innere Leere füllen sollte. Diese Leere füllte ich mit vielParty feiern und allem, was dazugehört.

Dann kam Kundalini Yoga in mein Leben und ich fühlte michwie frisch verliebt. All meine Gedanken kreisten nur noch umYoga: Ich las Yogabücher, hörte nur noch Mantras und hatteendlich etwas Sinnvolles gefunden, um die Leere zu füllen, diemich seit Jahren begleitete. Wenn ich von einer Spontanheilungerzählen würde, würde ich übertreiben, aber nach und nachwichen die Depressionen und das viele Feiern wurde durchYoga und Meditation und einen gesunden Lebenswandel ersetzt.

Nachdem ich die Lehrerausbildung bei 3HO abgeschlossenhatte, dachte ich, dass es nun nur noch steil bergauf gehen würdeund bemerkte anfangs die kleinen Veränderungen nicht. Ichhatte begonnen, mit meiner täglichen Yogapraxis zu schludern,und langsam kam dieses Gefühl der Leere zurück, das ich so gutvon früher kannte. Spätestens, als dann die Depressionen wiederein fröhliches Comeback feierten und mir das Anleiten meinerYogaklasse mehr und mehr zur Last wurde, wusste ich, dassirgendetwas nicht stimmte.

Trotzdem tat ich nichts gegen diesen Zustand – im Gegenteil –ich redete mir ein, dass mein Unmut hormonell bedingt sei, dassdie Schüler an meiner Unlust zu unterrichten schuld wären, mannicht jeden Tag Yoga zu machen brauche und die ständigeFeierei nur Pflege meiner Sozialkontakte sei. Trotzdem heulteich meinen Mann jeden Tag damit voll, wie unyogisch ich mich

fühlte. Das ging eine Weile so, bis er DEN magischen Satz zumir sagte „Wenn du wirklich so sehr unter dem jetzigen Zustandleidest, dann hör auf zu jammern und tu was dagegen und machwieder mehr Yoga!“

Nach dieser verbalen Ohrfeige setzte ich mich am nächstenMorgen weinend auf die Yogamatte und sagte zu Guru Ram:„Du bist doch für Wunder zuständig – ich brauche ganz drin-gend eins – bitte hilf mir hier raus!“ Seitdem war und ist ArdasBahee zu meinem Mantra geworden. Ich chante es jeden Tagentweder laut, wenn ich allein bin, oder im Geiste, wenn ichunterwegs bin. Dieses Mantra soll angeblich durch die schwie-rige Zeit des Shakti Pad hindurch helfen. Und ich muss sagen –es stimmt!

Mit der eigenen täglichen Yogapraxis, zu der ich mich anfangsregelrecht auf die Matte prügeln musste, renkte sich langsamalles wieder ein. Ich habe mehr Freude denn je mit meinenSchülern und habe sogar noch einen Kurs dazu gekriegt. Dasanfängliche Feuer fürs Kundalini Yoga brennt wieder. Obwohles eine sehr anstrengende Zeit war, bin ich für diese Erfahrungdes Shakti Pad sehr dankbar. Ich habe gelernt, dass Höhen undTiefen auch zu einem Leben als Yogi dazu gehören und ich binsensibilisiert, falls ich das nächste mal wieder im Shakti Padlande. Vielleicht ist es mir dann möglich, schneller aktiv zu wer-den und wieder auf Kurs zu kommen.

Shakti Pad gehört zum Leben als Yogi dazu – und wenn es nurdafür ist, unsere Achtsamkeit zu schulen.Wahe Guru!

Und dann denkt man sich plötzlich:

„Hier läuft irgendwas richtig schief!“Von Eva Pritamjeet Kaur Eisenbichler-Zens

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Konzert im Golden Temple Teehaus

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Tee Aufbauarbeit, geschätzten hunderttausend ausgeschenktengratis Yogi Tees auf Messen, Festivals und in Naturkostlädenmachten wir unsere erste Million Umsatz. Von da an wurde es schwierig. Als Yogi Tee erfolgreich wurdeund viel Geld verdiente, geriet es zum Objekt der Begierde. DerEinfluss des Yoga und der Yogis wurde geringer. „Normale“Manager aus „normalen“ Industrieunternehmen wurden schein-bar jetzt gebraucht und „normale“ Lebensweisen hieltenEinzug. Ich wunderte mich darüber, dass es kaum noch Yogisgab, die darüber nachdenken wollten, ob und wie es möglichsein kann, auf yogische Weise ein Geschäft zu gestalten.

Nachdem Yogi Bhajan seinen Körper verlassenhatte, nahm diese Tendenz noch weiter zu und von2008 bis 2011 wurde daran gearbeitet, Yogi Tee zuverkaufen, (was kürzlich bekannt wurde).

Mit einer kleinen Gruppe Hamburger Yogis undYoginis überlegten wir ab 2008 viele Monate, wiewir Yoga und Business doch noch vereinen könnten.Wir träumten davon, einen neuen Versuch einesyogischen Geschäftes zu machen. An Yogi BhajansGeburtstag, dem 26. August 2009, gründeten wirzusammen das Golden Temple Tee Haus in derHamburger Grindelallee. Wir stellten uns vor, einlokal begrenztes selbstverwaltetes Projekt könnteeher seinen yogischen Charakter behalten. Wir

begannen das Golden Temple Teehaus aufzubauen mit vielenkleinen Veranstaltungen, Festen mit Tanz und Musik, MantraLive Konzerten an jedem Samstag - kurz gesagt: als einenOrt, der auf vielerlei Weise in einem neuen Bewusstseinschwingt: Ein Begegnungsort mit heilendem Essen und einemerholsamen Teehaus-Garten direkt neben Hamburgs Uni.

Und wir üben uns in Gruppenbewusstsein. Wir haben nachvier harten, arbeitsintensiven, aber schönen Jahren denMoment erreicht, wo wir die Chance haben, schwarze Zahlenzu schreiben. Wenn wir das schaffen, werden wir einen

Bericht veröffentlichen, quasi eine „Anleitung zum Aufbau fürein selbstverwaltetes Yoga Projekt“. Das Größte wäre es, wenndann andere Yogagemeinschaften an anderen Orten ebenfallsein Projekt starteten. Wir haben derzeit vier (fast) Vollzeit- undacht Teilzeitarbeitsplätze. Unser Umsatz liegt bei 15.000 Euroim Monat. Wir bieten ausschließlich biologische, veganeSpeisen an und verkaufen nur Produkte mit Yogabewusstsein.So wollen wir vielen Menschen eine nachhaltige Erfahrungeines veränderten Bewusstseins anbieten, wenn auch nur füreinige Augenblicke. Und wir hoffen, dass es uns dereinstgelingt, davon leben zu können.

Beginne, wenn die Zeitreif ist und der Druck wird weichen“ – 2006

waren mir die fünf Sutras fürsWassermannzeitalter noch nicht bekannt, aber ichkaufte die Homepage www.lotus-yogazentrum.deund wollte sofort ein Yogazentrum eröffnen.Naja, meine Spezialität in der Vergangenheit war,dass ich gerne am Gras zog, damit es schnellerwächst! So erlebte und erlebe ich auf meinemYogaweg unbändige Freude, gepaart mit mancherhausgemachter Herausforderung.

Zunächst unterrichtete ich in Firmen, sozialenEinrichtungen, in einem kleinen Raum in einerGemeinschaftspraxis – von Zentrum also nix zusehen. Dann sagte Karta Singh am Ende der Stufe2 Ausbildung 2007, ich solle erst mal ein Kindbekommen. Naja, ehrlich gesagt hoffte ich, ermeinte das innere Kind, aber nein, er meinte, ich

Mein(e) yogainspirierte(r) Beruf(ung)

Vom One-Woman-Teaching zum Yogazentrum Von Carola Maria Stiefvater

Die Speisekarte ist klein, aber fein

Mithilfe der Sutras gründete Carola ihr eigenes Yogazentrum

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Kundalini Yoga Journal / 23

!Jetzt zähle deine .Wenn du mehr als 10 hast, dann bist du in der Gefahrenzone.Fange bitte sofort an mit folgender Meditation für 90 Tage:

Meditation, um durch Shakti Pad zu gehen

Sitze in einfacher Haltung, die Hände in einen extra festen Venusgriff vor deinemHerzzentrum gefaltet. Die Ellbogen liegen entspannt auf die Rippen.

Chante: Ardas Bhai Amar Das Guru Amar Das Guru Ardas Bhai, Ram Das Guru Ram DasGuru Ram Das Guru Satschie Sahie

„Singe dieses Mantra. Es bringt dich durch Shakti Padhindurch. Wir singen dieses Mantra, weil wir wissen, dassjeder von uns eines Tages durch Shakti Pad hindurchgehen muss. Das ist der Punkt, wo Leute scheitern, wennsie ihr Ego nicht konfrontieren können. Die Gnade diesesMantras ist es, dass du durch Shakti Pad hindurch gehenkannst, ohne es zu merken, du wirst deine Verbindung hal-ten können und den Schmerz des Scheiterns vermeiden.Ich möchte, dass ihr es singt, dass ihr es erinnert, dass ihres meistert. Es wird euch retten, weil Guru Amar Das undGuru Ram Das es garantieren. In diesem Mantra ist der

Naad perfekt, der Zyklus ist 3,5. Es gibt eine direkte Verbindung. Wenn du diesenBus verpasst, dann „Alles Gute!“ Singe es mit allem, was du an Atem hast, und duwirst Frieden und Wohlstand finden, und du wirst die Seele innerhalb deinesBewusstseins finden.“ Yogi Bhajan 16. Feb. 1981

FrageYogi Satya

solle Mama werden. Ich war fern vondiesem Gedanken, doch lebe ich meinenspirituellen Namen Siri Devta Kaur (diemit Mut voran geht und andere inspiriert,ebenfalls mutig zu sein) und 2010 kamtatsächlich meine Tochter auf die Welt.

Mein inneres Brennen für ein Yogazen-trum hörte derweil natürlich nicht auf,aber „es gibt einen Weg durch jedeBlockade“ und so fand ich 2011, nach-dem ich kurz vor dem Aufgeben war,endlich bezahlbare Räume, in denen ich- zunächst alleine - meinen Traum ver-wirklichte. Das Sutra „Öffne dich denSchwingungen des Kosmos“ sorgtedafür, das plötzlich alles ganz einfachging, alle Unterstützung da war und eintraumhafter Raum entstand.

Ab 2012 kamennach und nachYogalehrerInnenmit wundervollenAngeboten dazu,plötzlich sah ichmich als Leaderineines Unterneh-mens. „Erkenne,

dass der andere du ist“ und „Verstehe dieZeiten durch Mitgefühl ...“ begleitetennun meinen Yogaweg, sei es im Kontextmit meinen LehrerInnen oder auch mitMitbewerbern in der Umgebung.

Mittlerweile träumen wir im LOTUSdavon, dass Konzerte stattfinden, Lehreraus aller Welt kommen dürfen, die Stufe1-Ausbildung hat gerade gestartet, einHeilraum entsteht – sie wird kommen,meine Herzens-Vision eines großenYoga- und Heilzentrums, einem wunder-baren Ort, an dem Menschen inspiriertund begleitet werden, um sich selbst zuheilen. Jedoch lautet mittlerweile meinMantra: „Alles zu seiner Zeit“ - Sat Nam!

REDAKTIONSSCHLUSSfür die

Sommerausgabe ist am

5. Mai 2014

Thema: „FRAUEN UND YOGA“

ANZEIGENSCHLUSS ist am

13. Mai 2014

„Wie weiß ich, wann ich im Shakti Pad bin?“

Das ist tatsächlich eine interessanteFrage. Ich habe unten eine Fragenliste fürdich, die das vielleicht aufklären kann.Fülle doch bitte die Fragen intuitiv undschnell aus. Wenn du einverstanden bist,trage einen ein, wenn du sehr einver-standen bist, trage zwei ein. Wenndu nicht einverstanden bist, lass das Feldeinfach offen.

Stimmt Folgendes?

1. Andere Yogalehrer sind nicht schlecht, aber ich habe etwas Einzigartiges an zu bieten.

2. Es ist wichtig, meine eigenen Einsichten in meinen Yoga-Unterricht einfließen zu lassen.

3. Die Kriyas, so wie Yogi Bhajan sie überliefert hat, haben so ihre Begrenzungen.

4. Ich lasse auch gerne mal etwas anderes als Kundalini Yoga mit in meinen Unterricht einfließen.

5. Yoga zu machen hat mir mehr Spaß gemacht, als ich noch keine Lehrerin war.

6. Ich finde, es gibt zu viele Sikh-Einflüsse auf Kundalini Yoga.

7. Meine Schüler verneigen sich nicht gerne nach dem Unterricht, ich eigentlich auch nicht.

8. Manchmal denke ich, es ging mir körperlich besser, bevor ich Yoga gemacht habe.

9. Ich würde gerne mal wieder so richtigfeiern, ohne über Regeln nachdenken zu müssen.

10. Es bringt mir nicht so viel, Mitglied in 3HO zu sein.

11. Meine Schüler sind noch lange nicht so weit, dass sie selbst auch Lehrer werden könnten.

12. Ich habe nicht die Zeit, Karma Yoga zu machen.

13. Ich habe nicht viel Lust, beim Tantra mitzumachen.

14. Das Yogafestival ist mir zu weit weg.

15. Weiß zu tragen ist mir nicht so wichtig.

16. Mein Herz ist offen.

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uf der Tournee 2013 von Jai Jagdeesh,Sukhmani Kaur Rayat and The Love Keysmachte die Gruppe auch in Neuss Station. Jai

Jagdeesh wollte unbedingt in kleinen Kundalini YogaHäusern chanten. Für uns im gerade frisch eröffnetenSamadhi Yoga und Meditationshaus ein ganz großesGeschenk. Als das Konzertdatum im September 2013 fest stand,kamen schon die Anfragen aus ganz Deutschland, Niederlandenund sogar Großbritannien. Wir hatten rund 50 Plätze zu verge-ben und innerhalb von drei Wochen waren wir ausverkauft. Alsdie Truppe am Nachmittag des Konzerts eintraf und sich lang-sam im Haus breit machte, begann schon das Gefühl vonFamilie. Während des Soundchecks bügelte - der Freund undselber Musiker - Benjamin die Konzertrobe von Jai Jagdeesh.Und als sich die Musiker vor dem Konzert noch am großenTisch im Samadhi Café stärkten, kamen die Konzertbesucherherein, setzten sich dazu oder begrüßten einander herzlich. Einewunderbare Stimmung, die Jai Jagdeesh auch in dem zweistün-digen Konzert hielt und sogar mit einer Massenumarmungbeendete!

Devinderpal Kaur Manuela Eilers: Jai Jagdeesh KaurKhalsa, du hast ein über zwei Stunden langes Konzert hinter dir und bist das erste Mal in Europa auf Tournee?

Jai Jagdeesh Kaur Khalsa: „Ja, das stimmt, und es ist so schönund alle heißen mich willkommen mit großem und offenemHerzen. Ich lasse mich nach jedem Konzert umarmen, ich liebees, zu umarmen und umarmt zu werden. Ich möchte allen dieHemmungen nehmen und ihre Seelen spüren und mich mit allenverbinden.“

Wie gefällt es dir in Deutschland? Stellst du Unterschiedezwischen den einzelnen europäischen Ländern fest?

„Wir Menschen sind doch alle gleich, nur in der Art verschie-den, wie wir denken. Hier in Deutschland ist alles sehr struktu-riert und man fängt pünktlich an. In Spanien war das ganzanders, alles war später und fließender. Jede Kultur ist anders,wir sind unterschiedlich, doch wir sollten das gleiche einanderentgegen bringen.“

Lass uns über deine Musik sprechen! Deine Lieder wirken,als wärest du in Ekstase, um dein deutsches Lieblingswortzu nennen?

Jai lacht. „Ich hätte nie gedacht, dass ich Sängerin werde. Daswar nie ein Verlangen von mir. Ich habe als Kind gerne gesun-gen, aber ich hätte nie gedacht, dass der Sound, der Naad, dasmit mir macht und mich dahin führt. Es ist fast unmöglich, es zubeschreiben. Es ist für mich wie eine Meditation oder Fliegen.Ich liebe es, mit Musikern wie Sukhmani Kaur Rayat ausEngland zu spielen, die den Raum halten, so dass ich über dieGrenzen gehen kann. Sie spielen und ich darf fliegen. Ich bindavon ganz erfüllt.“

Wie bist du zur Musik gekommen?

„Alles, was ich getan habe in meinem Leben, hat mich dahingeführt. Ich habe als Schauspielerin gearbeitet und gelernt, vorLeuten zu spielen, mit Gruppen zu agieren und vor einerKamera zu stehen. Das hat mir geholfen, zu einer solchenPerformerin zu werden und diesen Weg zu gehen, der nichtimmer leicht ist. Da ist auch Angst. Angst, Großes zu tun undAngst, zu scheitern. Und du tust es wieder und wieder. Da istviel Angst. Doch es ist wichtig, durch diese Ängste zu gehen und

ich lade alle ein, ihreThemen anzunehmen.

Fühle die Angst und tuees trotzdem! Wir sindmomentan in einerZeit, wo sich vielesändert, und es istwichtig, seinen Wegzu gehen, daran fest-zuhalten. Es schüttelt

uns, damit wir erken-nen, wer wir sind und

warum wir sind.“

Du hast eine neue CD?

„Ja, sie heißt „Of Heaven andEarth“, wir haben im Juli 2012 mit dem

Album begonnen. In der Regel brauche ich ein Jahr für einAlbum, dies hat länger gedauert, weil einige besondere Musikerdabei sind, wie Bogdan Djukic an der Violine. Er hatPhantastisches geleistet und das hat mich angespornt, übermich hinaus zu wachsen. Wir covern Leonard Cohens„Hallelujah“ und ich habe einige englische Songs geschrieben.Es sind ein paar Shabads und Mantras dabei. Es ist Musik fürdas Herzchakra. Diesen besonderen Sound, den diese tollenMusiker fabrizierten, bringen wir vom Himmel zu Erde.“

Jai Jagdeesh ist 32 Jahre und lebte bisher in Los Angeles. Wennsie Zeit hat, besucht sie ihre Familie in Virginia, wo sie auf-wuchs.

Bist du ein Sikh?

„Ich bin aufgewachsenen unter Sikhs, in einer Kundalini YogaGemeinschaft, mit allem was dazu gehört. Ich halte mich für einspirituelles Wesen und liebe Kundalini Yoga nach Yogi Bhajanund viele Aspekte der Sikhs. Doch wir leben in einer harten Zeit,und zu sagen, ich bin das oder das, fällt mir schwer, ob in derReligion oder anderen Disziplinen. Ich bin ich. Ich bin JaiJagdeesh, ich bin das, was der Name bedeutet: Ich bin, was ichbin.“

Wie sieht deine Zukunft aus? Möchtest du als Musikerin umdie Welt reisen?

„Mein Ziel und meine Mission ist, durch Musik die Welt zu hei-len. Ich möchte den Menschen die Möglichkeit geben, ihreLeiden zu spüren und diese zu transformieren. Eine Freundinkam nach einem Konzert zu mir und weinte: „Danke dir, dassich durch deine Stimme die Trauer heraus lassen durfte.“Damals wusste ich nicht, dass ich das durch meine Stimmekreiere. Jetzt weiß ich es und kann es sehen. Ich habe mir selberdie Erlaubnis erteilt und bin durch meine Prozesse durch. Alles,was mich in meinem Leben verletzt hat, transformiere ich durchMusik. Aber ich möchte auch mehr Freude ins Leben bringen,wir haben so wenig Freude. Wir brauchen mehr Freude. MeineMission mit vielen anderen Musikern ist, die Welt durch Musikzu heilen und ich bin dankbar, dass ich dazu gehöre.“

Jai Jagdeeshs Sadhana dauert täglich dreieinhalb Stunden: einsimples Yogaset, wie sie berichtet, viel Pranayama, eineMeditation mit Aap Sahaee Hoa sowie chanten ohne zu chanten.Jai Jagdeesh Botschaft: „Da ist keine Mission, die zu klein oderzu groß ist für dich! Wenn es in deinem Herzen ist, dann kannstdu es tun und du solltest es tun. Es ist wichtig, eine täglichePraxis zu haben, um den Space zu öffnen. Damit du siehst, dasdu alles bereits in dir hast, was du brauchst. Habe den Mut, hin-aus zu gehen und zu tun, was du liebst. Sei ein Licht und inspi-riere andere mit deiner Präsenz. Es ist Zeit. Jetzt ist die Zeit. Esgibt kein später. Es geht nicht darum, was gestern passiert ist, esist vorbei. Heute ist die Chance, zufrieden und glücklich zu seindurch eine spirituelle Praxis. Und wir tun es, wenn es regnetoder die Sonne scheint, wenn wir traurig oder glücklich sind.Das bewegt Berge, tue es, halte durch. Ich liebe dich!“

Interview mit Jai Jagdeesh Kaur Khalsa

24 / Kundalini Yoga Journal

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JaiJagdeesh (lin

ks) mit Devinderpal Kaur

Über die GrenzenVon Devinderpal Kaur Manuela Eilers

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Kundalini Yoga Journal / 25

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„Ein Traum ist unerlässlich, wenn mandie Zukunft gestalten will.“, sagte VictorHugo. Auf einem Herbstspaziergangerzählte mir mein Mann Karta PurkhSingh von dem Traum, eine Yogamessein Hamburg unter der Schirmherrschaftvon 3HO zu veranstalten. VieleHamburger praktizieren und/oder inter-essieren sich für Yoga. Hamburg ist eineheimliche Yoga Hauptstadt, zumindestfür Kundalini Yoga. Es sollte eine Messesein, die für alle Yogarichtungen offensei. Die Messe sollte einerseits Produkterund ums Yoga präsentieren und einePlattform für Hamburger Yogaschulenbieten, und andererseits Fortbildungs-angebote für Yogis und Yoginis offerie-ren. Hierfür wollte 3HO erfahrene undversierte YogalehrerInnen und Aus-bilderInnen verschiedener Yogarichtun-gen gewinnen, die ihr Know-how undWissen im Rahmen einer Akademieweitergeben.

Schritte zum Ziel

Damals, auf dem Spaziergang, schien dieRealisierung einer solchen Messe fern zusein. Aber „jede Reise beginnt mit demersten Schritt“. Die Yogalehrerin ManuSarona erklärte sich zur Mitarbeit bereit.Gemeinsam besichtigte man vieleVeranstaltungsräume, doch keiner schienwirklich geeignet zu sein. Durch eineKooperation von 3HO mit dem VTF(Verein für Turnen und Freizeit), die vonder Yogalehrerin Miriam Wessels inspi-riert und koordiniert wurde, ging mandann in Sieben–Meilen-Schritten auf dasZiel zu. Mit dem VTF im Boot fandensich Räume für die Veranstaltung und dieSachkenntnis für die Organisation undDurchführung einer parallel zur Messestattfindenden Yogaakademie.

Der Messeaufbau

Die Messe sollte in den geschichtsträch-tigen Räumen des ETV-Gebäudes in derBundesstraße stattfinden. In den Wochenund Tagen, bevor die Messe tatsächlichihre Tore öffnete, waren noch vieleTreffen und jede Menge schweißtreiben-der Arbeit erforderlich. Doch dann wares soweit: Am Freitag, den 20.September 2013, fand der Aufbau derMessestände statt. Die ersten Referentender Yogaakademie trafen ein. Sie kamenaus verschiedenen deutschen Städten,aber auch aus Australien und den USA

angereist. Einige der Referenten undMesseverantwortlichen trafen sich amFreitagabend zu einem gemeinsamenEssen. Wir durften vorher einen Blick in

die Messehalle werfen, die geheimnis-voll und still im Halbdunkel lag. Die ein-zelnen Stände waren mit Tüchern abge-deckt. Sehr gespannt war ich auf den3HO Stand. Er war an der Stirnseite derHalle platziert.

Messe und Akademie öffnen ihre Tore

Die Messeeröffnung war ein feierlicherund schöner Moment für alle Mitarbeiter.Kein Wunder - wer liebt es nicht, zuerfahren, wie aus einer VisionWirklichkeit wird? Die Messehalle botein prachtvolles, buntes Bild. Yogitee-Duft hing in der Luft, für alle Sinnewurde Schönes, Nützliches undWissenswertes rund ums Yoga angebo-ten. Es gab Massagen, Stühle, um denKopfstand zu erleichtern, köstliche vega-ne Schokolade, Yogakleidung, Yoga-kissen und Yogadecken. Der Sat NamVersand bot Musik, Bücher undHeilendes für Körper, Geist und Seelean. Auch die Buchhandlung Wraage warvertreten. Die Messebesucher durftenschnuppern, fragen, lesen. Sie konntensogar kostenlos an einem breitenAngebot von Kursen teilnehmen: Yoga-schulen hatten die tolle Gelegenheit, sicheinem größeren Publikum vorzustellen.Sie konnten hierfür einen Messestandmieten oder/und einen Slot über einenZeitraum von 45 Minuten buchen, um ihrAngebot erfahrbar zu machen. Die vie-len Sporträume des ETV Gebäudes botenhierzu die Möglichkeit. Meine KolleginGeraldine Mottschall-Weber und ichmachten von diesem Angebot ebenfallsGebrauch. Wir präsentierten dort amSamstag und am Sonntag die 3HOFachausbildung für Schwangeren- undRückbildungsyoga. Außerdem teilten wiruns den 3HO-Stand mit weiteren 3HOFachausbildungen, Sat Nam Rasayan

Die Yogafair Hamburg

Der Traum von einer Yogamesse Von Sat Hari Kaur Stülpnagel-Pomarius

Am 3HO-Stand

Karta Purkh Singh und Sat Hari Kaur

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Kundalini Yoga Journal / 27

STUFEN

„Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.”

Hermann Hesse

Wer neue Räume durchqueren will, der findet im Rahmen von 3HO jede Menge an Möglichkeiten. Viele tolle Lehrer fühlen sich dem Verein verpflichtet. 3HO bietet fabelhafte Fachausbildungen an. Eine große Palette an Fortbildungen sind 3HO zertifiziert. Am 6. – 7. September 2014 etwa findet die nächste Fachausbildung zur Yogalehrerin für Schwangere und zur Rückbildung in Hamburg statt. Die Ausbildung wendet sich an Frauen, die ihre Weiblichkeit erforschen und ihr Wissen an Schwangere oder Mütter während der Rückbildungszeit weitergeben möchten. Oder einfach fasziniert sind von den Freuden und Lernprozessen, die am Anfang eines jeden Lebens stehen.

Viele Räume werden im Laufe eines Lebens durchschritten, viele Stufen erklommen. Meistens gar parallel zueinander. Das geschieht beruflich wie privat. Ist eine Lektion gelernt, dann wartet oft schon die nächste Herausforderung. Yogi Bhajan sagte einmal: „ Zum Glück bist du nie fertig.“

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ Hermann Hesse

Weitere Informationen: www.schwangerenyoga-ausbildung.de

„Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.“

Hermann Hesse

und der 3HO Hauptgeschäftsstelle. DerStand entsprach ganz unseren Erwartun-gen! Farblich dominierte ein klares Blau,kleine Farbtupfer waren eingestreut - erstrahlte Ruhe und Freude aus.

Die Akademie

„Lernen ist wie Rudern gegen den Strom.Hört man damit auf, treibt man zurück.“Diesem Zitat von Laotse gemäß fandparallel zur Yogamesse eine Yoga-Akademie als Weiterbildung fürFortgeschrittene und YogalehrerInnenstatt. Die Teilnahme musste im Vorausgebucht werden. Über 50 verschiedeneKurse waren im Angebot. Fortbildungs-themen waren: Balance Yoga, UpsideDown – Umkehrhaltungen, Wirkungenvon Yoga und Meditation auf Gehirn und Unterbewusstsein, Anti-Aging Yoga,Aerial Yoga und viele andere ...Ich hatte die Ehre, als Referentin dabeisein zu dürfen und unterrichtete dasThema „Schwangere in der Yogastunde“.Das Feedback aller Teilnehmenden warüberragend positiv und eine Fortsetzungim nächsten Jahr damit eine Selbstver-ständlichkeit.

Ausblick

Ende September 2014 wird die Yogafairmit Messe und Akademie wieder inHamburg stattfinden. Aus den Erfah-rungen von 2013 konnte viel gelernt wer-den. So wird es einige strukturelle und

auch räumliche Veränderungen geben.Mit dem nahe gelegenen FitnesszentrumKaifu-Lodge konnte ein weitererVeranstaltungsort für mehrere Kurse hin-zugewonnen werden. Dadurch minimie-ren sich die Wege für die Akademieteil-nehmer. Das Messekursangebot konntenoch attraktiver und klarer gestaltet wer-den, so dass mit noch mehr Besuchern

der Messe zu rechnen ist. Für meinenMann hat sich der erfolgreiche Schrittvon 3HO in eine breitere Öffentlichkeitbereits jetzt erfüllt. Schön, dass so eineVeranstaltung in einem Miteinander vonunterschiedlichen Kräften, vielen Hän-den und von Yogis für Yogis Wirklichkeitwerden konnte. Und der Traum ist nochlange nicht ausgeträumt.

Fotos: Peter Engel Überblick über die Messehalle

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ls sie die Bühne betritt, wird es ganz still in der vollbesetzten Friedrich-Ebert-Halle in Harburg. „DieseFrau hat eine fühlbare Aura und Ausstrahlung“, flü-

stert eine meiner Yogaschülerinnen, mit denen ich dort bin, mirandächtig ins Ohr. Vor einem wunderschönen Mandala, entwor-fen von Yvonne Lamberty – und nach ihr Yandala genannt –nimmt Snatam Kaur Platz, wie immer ganz in ätherischem Weißgewandet, flankiert von ihren beiden Begleitmusikern RameshKannan, Tabla und Percussion, und Todd Boston, Gitarre. Am 9. Oktober, dem Geburtstag von Guru Ram Das, hat die US-amerikanische Sängerin und Komponistin ihre Europatournee2013/2014 gestartet. Wir Hamburger haben das Glück, sie andiesem ersten Abend noch ganz unverbraucht zu erleben, unsmagische Stunden lang von ihrer liebreizenden Stimme unddem Klangstrom des Kirtan umhüllen zu lassen. Viele sindgekommen, um die in Española, New Mexico, lebende SnatamKaur zu sehen und zu hören – überraschend wenig Turbanträger,erstaunlich viele Männer, ganze Familien mit kleinen Kindern.Ein durchaus gemischtes Publikum hat sich im weiten undhohen Saal zusammengefunden, obwohl es keine Platzkartengab, sich harmonisch verteilt. Hören kann man überall gut, dieAkustik ist prima, und viele schließen auch die Augen, wennSnatam Kaur singt, ebenfalls hingebungsvoll mit geschlossenenAugen. Zuvor hat Gurbasant Singh vom Sat Nam Versand dasPublikum begrüßt und ein Hamburger Trio zwei schöne Mantrasals Vorgruppe intoniert. Vor jedem Chant spricht Snatam Kaur einige Sätze und stimmtihre Zuhörer auf Mantra und Klang ein. Sie lässt sich Zeit, for-

muliert bedächtig, macht auch mal einen Witz, den sie mit glok-kenhellem Lachen begleitet. Heilung und Liebe stehen imZentrum ihrer Botschaft, und sie erzählt davon, wie sie alsTeenager Zuwendung außerhalb ihrer Selbst gesucht hat, in denZwanzigern noch umherirrte, um dann in den Dreißigern dieLiebe in sich selbst zu verankern und so im Außen „the love ofmy life“ zu finden. „Don’t be afraid to open your heart“,beschwört sie die Zuhörer, von denen einige inzwischen wei-nen, andere lächelnd an ihren Lippen hängen, wieder andere dieHand ihrer Sitznachbarn halten. „Andi f you don’t believe in mywords, chant it as a prayer!“, fordert sie uns auf. Wie selbstverständlich singen wir mit, hingebungsvoll bei „OngNamo Gurudev Namo“ und dem Guru Ram Das Chant, kraft-voll bei „Har Hari“, mit einer kleinen Celestial Communicationbei „Aad Gureh Nameh“ und bei den vielen anderen Chants.Snatam Kaur leitet eine kleine Übungsreihe aus drei kraftvollenAtemübungen an, um das Herz zu öffnen. Allmählich wird dieLuft schlechter, während viele Menschen atmen und singen undklatschen. Schließlich stehen wir auf und tanzen, bis wir zu denletzten Liedern wieder Platz nehmen und ein letztes Mal im hei-lenden Klangstrom schwimmen. Erst gegen 23 Uhr geht das Konzert mit einem meditativenMoment der Stille zu Ende und die Künstlerin tritt mit ihrenMusikern an den Rand der Bühne, eine überraschend kleine,zarte Person mit einer großen Stimme. Ram Dass, bekannterUS-Autor von „Be Here Now“, sagte über Snatam Kaur: „Sie istReinheit, Klarheit und Liebe.“ Besser kann man es nicht aus-drücken.

Magische MomenteVon Kerstin Ravi Kirn Kaur Harder-Leppert

Snatam Kaur in Hamburg

A

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Alle Jahre wieder Anfang Dezember treffen sich Sat NamRasayan HeilerInnen aus aller Welt für eine Woche zum inten-siven Lernen und Üben mit Guru Dev Singh in Italien. DiesesJahr hatte ich Gelegenheit, zwischen 350 eher mehr als wenigererfahrenen Sat Nam Rasayan HeilerInnen zu sitzend – für michsechs Tage reine Freude. Guru Dev Singh zieht die Fäden für einen Spannungsbogen, derGeist und Unbewusstes reinigt, uns in tiefe Meditationszuständeeintauchen lässt und am Ende gerade wieder so weit auf dieErde bringt, dass wir eine Chance habe, das neu Gelernte zuintegrieren und mit in die alltägliche Welt zu nehmen, wo wirgleich morgen wieder als Sat Nam Rasayan HeilerInnen zu tunhaben.Wie immer gibt es ein Thema, das am Anfang kurz benannt wirdund das wir dann im Üben in seiner Tiefe erforschen. Mit Hilfemehr oder weniger die Nerven stärkender Kriyas von YogiBhajan erreichen wir gezielt mentale Zustände, die wir dann imwechselweisen Heilen erfahren, halten und vertiefen. Sat Nam Rasayan zu lernen und zu üben ist eine stille und tiefeArbeit zunächst einmal am Selbst. Man lernt Entspannung insich zuzulassen und in dieser Präsenz zu verweilen. Nichtimmer ist das nur angenehm und man erfährt auf dem Weg vielüber sich selbst. In diesem Jahr geht es darum, noch einmal ganzvon vorn zu beginnen, mit den Basics, dem einfachen Sein inShuniya und sich darin zu vertiefen. Das ist leicht und schwerzugleich. Wir alle nutzen diesen Zustand ja für die Arbeit desHeilens und das bedeutet, dass wir geübt sind, etwas im medita-tiven Raum zu tun. Jetzt geht es darum, nichts zu tun, absolutnichts, nur die Präsenz zu erfahren - und dort, wo es gelingt, istUnbeschreibliches möglich.Ich liebe dieses Sitzen in der Stille, dieses einfache Sein in derPräsenz mit allem, was ist, egal, wie es ist. Die Übungsbedin-gungen in Perugia sind wunderbar. Wir sind in einemKongresshotel untergebracht, in dem es uns rundherum gutgeht. Die Stadt im Adventsglanz, das umbrische Hügelland, dieitalienische Sonne im Dezember tun ein Übriges. Zum Ende desKurses wird gefeiert; Guru Devs Geburtstag dient als Anlassund wir amüsieren uns bei Sketchen und genießen sehr schöneStimmen einzelner. Noch ein Ausflug nach Assisi und ich kehrein jeder Hinsicht beglückt, bereichert und gesegnet nach Leipzigzurück.

Fotos: Guru Darshan Singh, Kirtan Valuet, Monika Liv Avtar Kaur Plaga.

Sat Nam Rasayan Retreat in Perugia

Sechs Tage reine Freude Von Christine Bhajan Kaur Glander-Rieker

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30 / Kundalini Yoga Journal

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CD-Rezension

„From within - Nirinjan Kaur“Von Karta Purkh Singh Pomarius

Ich lernte Nirinjan Kaur vor etwa zehn Jahren kennen,als ich bei der MPA in Indien zu Besuch war und sie dortnoch zur Schule ging. Sie spielte damals in der GurdwaraMusik und fiel mir auf, weil sie das auf eine so neutraleArt machte, die ich bemerkenswert fand. Ihre erste CDempfand ich allerdings als recht spröde und ich habemich da nie richtig reingehört. Umso erstaunlicher fandich es, dass ich vor etwa einem Jahr ihre Musik neu ent-deckte und ihre beiden Alben „Aradhana“ und „PremSiri“ immer wieder für Meditationen im Unterricht undauch zu Hause abspielte. Gerade ihre Art, sich nicht mitihrer Stimme in den Vordergrund zu singen, geradezu lei-denschaftslos, aber mit einer tiefen Ruhe, hat mich plötz-lich tief berührt. Und so war ich auf ihre neue CD richtiggespannt – mit Recht.

Die Instrumentierung ist im Vergleich zu anderenKünstlern geradezu spartanisch, die Produktion sehr aufdie drei Musiker zugeschnitten. Die Melodien sind sim-pel und gleichzeitig absolut passend für die Mantras.Schade nur, dass einige Stücke recht kurz sind, so dasssie sich nicht für den Einsatz im Unterricht eignen.Anders ist das bei der sehr schönen Ardas Bahi Version,und auch Ong Namo lässt sich loopen und gut imUnterricht nutzen. Nirinjan Kaurs Musik tut mir richtiggut, ja, sie ist für mich ein heilender Klang – da freue ichmich dann auch, wenn sie für einige Stücke (auf diesemAlbum für Narayan) Melodien anderer Künstler benutzt.Ich kann diese CD (oder den download) auf jeden Fallsehr empfehlen.

Buchrezension

„Yoga Coaching. Der Weg zu einemgesunden Lebensstil“Von Christine Bhajan Kaur Glander-Rieker

Ulrike Ad Sach Kaur Reiche, bekannt fürziel- und anwendungsorientierte Readerund Seminare, hat ein neues Buch zumThema Yoga Coaching geschrieben. Schon im Untertitel – Der Weg zueinem gesunden Lebensstil – gibt sie eine Zielrichtung vor. Inhaltlichfußt das Buch auf ihrer langjährigen Erfahrung und gibt Einblick inihre Beratungstätigkeit. Gleichzeitig scheint es mir eine guteBegleitlektüre zu ihrer Fortbildung „Yoga Coaching mit System“.Das Buch hat eine sehr breit gefächerte Zielgruppe von KundaliniYogalehrerInnen über Yogis aller Art, Personalabteilungen bis hin zuCoaches, BeraterInnen, PsychotherapeutInnen. Gleichzeitig bietetsich das Buch als Anleitung für ein Selbstcoaching an. Wir finden hieralles, was man für einen Beratungsprozess wissen muss, von derDefinition des Begriffs Coaching, über Anlässe und Ziele, verschiede-ne Ansätze aus der systemischen Arbeit, der Biographiearbeit und eingroßes Kapitel über die Anwendung yogischen Theoriewissens aufden Beratungsprozess sowie eine Anleitung zur Auswahl zielunter-stützender Kriyas und Meditationen mit verschiedenen konkretenBeispielen. Das Kapitel über das eigentliche Yoga Coaching ist ausführlich undumfänglich geraten. Es ist gut strukturiert und anwendungsorientiertaufbereitet. Aufbauend auf der Chakratheorie entwirft Ad Sach Kaurein Konzept, mit dem jedeR Kundalini YogalehrerIn erst mal loslegenkann. Für alle Leser, unabhängig von ihrer eigenen Yogaerfahrung,bietet sich dieses Kapitel für den Test im Selbstcoaching an. So wirdes leicht, sich in die Anwendung der Theorie auf den einzelnen/eige-nen Fall einzudenken und gleichzeitig Erfahrungswissen zu sammeln.Ein Beratungskonzept, das sich allein auf die Chakratheorie und derenpraktische Umsetzung gründet, würde in der Beratungspraxis zurezeptartig und den individuellen Lebensgeschichten und Bedürfnis-sen nicht gerecht werden. Dennoch ist es gutes Handwerkszeug undein erster Schritt. Die Kapitel über den systemischen Ansatz und dieBiographiearbeit zur Reflexion der eigenen Lebensgeschichte versu-chen hier die notwendigen Erweiterungen anzubieten.Die Lektüre des Buches bietet auf jeden Fall einen guten erstenEinblick für Kundalini YogalehrerInnen, die sich mit dem ThemaCoaching und Beratung vertraut machen möchten. Man findet eineStruktur, mit deren Hilfe man sich Schritt für Schritt von der Pflichtzur Kür hinaufarbeiten kann. Gleichzeitig geht der Blick über denTellerrand und man erfährt etwas über die Verwendung andererAnsätze im Coaching. Insgesamt ist Ulrike Reich ein Buch gelungen,das direkt in die Praxis fühlt und zum Lernen und Vertiefen einlädt.Das Buch ist 2013 bei Klett Cotta erschienen, hat 216 Seiten undkostet 24,95 Euro.

Yogabus on tour…Yogabus on tour…am 1. August 2014

zum Europäischen Yogafestival in Fondjouan, Frankreich.

Abfahrt von Hamburg über Bremen und Köln.Rückfahrt am 10. August 2014.

Kontakt: [email protected]. Weitere Infos unter www.3ho.de

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Kundalini Yoga Journal / 31

...Yogische Kurznachrichten...Yogische Kurznachrichten...Yogische Kurz

YOGA auf SYLTYOGA auf SYLTKundalini Yoga - Erleben & Geniessen

1. - 4. Mai 2014

Anmeldung / Infos: Caroline Guru Jaswant Kaur

Tel 040 608 28 15, [email protected] www.yoga-im-alstertal.de

Yogalehrer gesuchtFür das 4. Deutsche Yoga Festival desWassermannzeitalters, das Ende Mai/Anfang Juni 2014 in Oberlethe beiOldenburg stattfindet, werden KundaliniYoga LehrerInnen gesucht, die Work-shops anbieten wollen oder andere inter-essante Dinge aus dem BereichKundalini Yoga. Wir wünschen uns wie-der ein vielfältiges Angebot mit denunterschiedlichsten Themen. Kontakt: Sat Hari Singh Khalsa, E-Mail:[email protected]ücke und Infos unter www.kundalini-yoga-festival.de.

Neues aus La FontaineLa Fontaine ist ein Stück Land in denwildromantischen Bergen der HauteProvence in Südfrankreich, wo seit etwa

20 Jahren eine kleineGemeinschaft vonKundalini YoginIs inWohnwagen undZelten lebt. JedenSommer kommenviele Besucher, diefür ein paar Tage,

Wochen oder sogar Monate eine Auszeitaus dem hektischen Alltag der zivilisier-ten Welt nehmen wollen und mithelfenbeim Obsternten, beim Marmeladekochen oder in der biodynamischenLandwirtschaft, die die Gemeinschaftmit frischen Lebensmitteln versorgt. Derursprüngliche Schaftstall wurde schonvor vielen Jahren in einen gemütlichenGruppenraum umgebaut, in dem denSommer über Seminare stattfinden.Seit letztem Jahr ist ein lange gehegterTraum wahr geworden – ein zweige-schossiges Strohballenhaus mit Lehm-

putz wurde in etwa 20 Meter Entfernungzum Küchengebäude gebaut, dessen obe-res Geschoss ein freundlicher, licht-durchfluteter Seminarraum für bis zu 20TeilnehmerInnen ist. Jetzt können in LaFontaine also zwei Seminare gleichzeitigstattfinden.Gleichzeitig ist eine neue, wunderbareTerrasse entstanden, deren Dach vomKüchengebäude bis zum Strohballenhausreicht und sowohl üppigen Schatten alsauch Schutz vor Regen bietet. Das Bestedaran ist allerdings der fantastische Blickhinunter ins Tal, der das Gefühl vonFreiheit und Leichtigkeit vermittelt, dasdiesen Ort prägt. (Simran Kaur)

Yoga Festival zum letzten Malin Fondjuan?

Das Europäische Yoga Festival findetvom 2. bis zum 10. August 2014 nocheinmal in Fondjouan statt. „Es wird mitHochdruck an unserem eigenen ChateauAnand-Gelände gearbeitet und wir sindzuversichtlich, es 2015 für das Festivalnutzen zu können“, so Satya Singh.

Sommer Sangat Tage

Nach dem Yoga Festival in Frankreichwerden in Chateau Anand – dem neuenGelände - vom 10. bis 15. August 2014die „Sommer-Sangat-Tage“ gehalten.Dies ist ein Open Space Event, das fürdiejenigen, die beim Yoga Festival dabeiwaren, nur 49 Euro kostet (Kinder sindgratis). Wer nicht beim Festival war, istauch herzlich willkommen – allerdingszum Preis von 99 €, weil wir dem YogaFestival keine Konkurrenz machen wol-len. Wir wollen tiefe Yogaerfahrungenmachen, tolle Musik, aber auch einVolleyball-Turnier ist geplant, Schwim-men im Fluss, Kanufahren, Wandern, usw.(Satya Singh)

Indienkontakt

Wenn du in Indien bist und mehr lernenmöchtest über den Golden Temple,Mantras, Gurmukhi usw. nimm Kontaktauf zu Parvinder Singh, Tel. 0091-981-5994844. Es gibt in seinem Zentrumauch Übernachtungsmöglichkeiten.

V o r a n k ü n d i g u n g

Europäisches Yoga Festival

vom 2. -10. August 2014

in Frankreich

www.3ho-kundalini-yoga.euInfo: [email protected]

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www.yogitea.eu