unaufgefordert nr. 43

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UnAUFGEFORDERT Die Studentenzeitung der Berliner Humboldt-Uni 4. Jahrgang 50 Pfennig (Für lidentenl00% Aufschlag, am Kiosk für alle 70 Pfennig)

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Das ist Ausgabe Nummer 43 der Studentenzeitung der Humboldt-Universität zu Berlin vom 20. Januar 1993.

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UnAUFGEFORDERTDie Studentenzeitung der Berliner Humboldt-Uni 4. Jahrgang

50 Pfennig (Für lidentenl00% Aufschlag, am Kiosk für alle 70 Pfennig)

2 Die zweite Seite UnAUFGEFORDERT

Inhalt:Chaos:Die Studienabteilung im Januar

SeiteListen:

3

Die Wahlen zum Studentenpar-lament an der HUB

SeiteFrust

4 - 7

Die "KuWi's" und ihr StudiumSeite

Filme drehen:Das ZAL an der HUB

Seite

8

9Kunst und Lüge des Herrn Picasso

SeiteHochschulreform - Sinn undDie Diskussion geht weiter

SeiteStille Post -nicht nur beim Fink-Prozeß

SeiteÖkotopia -Studenten treffen sich für die

SeiteAngemalt -Adele Seil und ihre Truppe

SeiteRätselhaftesDie Ägyptologie an der HUE

SeiteReaktionenLeserbriefe

SeitePropagandistischesDie UFA wird 75

SeiteVentil - Kotz' Dich aus!

Seite

10/11Unsinn

12/13

14/15

Umwelt16

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i18

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20

20

EDITORIAL

'"n schönes neues Jahr...", "Hmh, Dir auch ..." - so schlichenam Montag nach Neujahr die Studenten durch die Hallender Universität, draußen waren 16 Grad unter Null und alleserschien so sinnlos, der Silvesterkater stand vielen noch imGesicht geschrieben.Auch wir haben Weihnachten und Neujahr sehr aufregendbegangen und die erste Redaktionssitzung erinnerte weni-ger an den "Club der toten Dichter" als an die toten Dichter.Trotzdem haben wir seit der letzten Nummer UNAUFGEFOR-DERT nachgefragt und recherchiert, was seit Dezember indieser Universität geschah (und geschehen wird) und wer-den Euch, so weit Ihr noch schlaft, wieder wecken. Es heißt:

Ein schönes neues Jahr!(und außerdem ist es wieder warm!)

Für die Studienabteilung der HUB begann das neue Jahr mitChaos (wie gewohnt ?!). Wären da nicht ein paar penetrantnachfragende Studenten gewesen, hätte wir im Sommer-semester 1993 alle 30,-DM Studentenwerksbeitrag bezahlenmüssen, denn Herr Pieper als Leiter der Studienabteilunghatte einiges durcheinandergebracht... (S. 3)

Am 16.12.1992 herrschte an der Humboldt-Universität "tiefeBetroffenheit", wie die Präsidentin der Presse mitteilte. Hein-rich Fink, bis 1991 Rektor an der HUB, ist nun doch wissentlicherIM gewesen und hat deswegen seine Arbeitsstelle beiHumboldt's verloren - so die Entscheidung des Landes-arbeitsgerichts Berlin. Die tiefe Betroffenheit konnten nichtalle nachvollziehen, ein Teil der Redaktion kann mit demNamen Fink kaum etwas anfangen, sie sind erst seit Herbst ander Uni. Als "objektiven" Berichterstatter von außen haben wiruns Christian Füller geholt, der für die taz über den Prozeßgegen Heinrich Fink berichtete.(Exc/us/Vber/c/i/- ob S. 14)

ImpressumUnAUFGEFQRDCRT Die Studentenzeitung der Berliner Humboldt-Uni. Erstmals erschienen am 17. November 1989.

Redaktion:lnao Bach, Hannah Lund, Jens Schley (leitende Redakteure), Franziska Ahles, Arlett Albrecht, Oliver Bast, Petra Böckler, JulianeKerber, Gerhard Kienert, Alexandra Kolle, Ulrich Miksch, Rudi Neick, Stefan Söhnchen, Sven-Uwe Schmidt;Redaktion USA: Stefan Deutscher, Uwe TigörKontakt: Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 0-1086 Berlin; Hauptgebäude Raum 3022, Tel.: 2093 2288, fax: 2093 2770Herauswerfer: Studentenrat der Humboldt-Uni, (letztmalig ???) Unter den Linden 6, Berlin 0-1086; Tel.: 2093 2603/04Redaktionsschluß: 08,Januar 1993Salz: Hannah&lngo Druck: Contrast, Hauptstr. 159,1000/62 gedruckt auf Recycling-PapierNachdruck, auch auszugsweise, ist ausdrücklich erwünscht. Wir bitten aber um Quellenangabe und Belegexemplar.Für alle Fakten besteht das Recht auf Gegendarstellung in amgemessenen Umfang. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht injedem Fall die Meinung der Redaktion wider. Kürzel werden nur von Redaktionsmitgliedern verwendet.Die nächste Ausgabe erscheint vorraussichtlich 02. Februar 1993 Die Redaktionssitzungen sind öffentlich. Nächste am 19. Januar, 26. Janu 3retc. pp. 18 Uhr in der RedaktionRedaktionsschluß für die nächste Nummer: 23.01.1993Konto: Hannah Lund, Berliner Sparkasse, Kto.: 0104002077, BLZ 10050000 _ ^ _ _ _ _

UnAUFGEFORDERT UnORDENTLICH 3

"Wir bedauerndiese Verwicklung sehr"

Chaos in der StudienabteilungDie Studienabteilung der Humboldt-Uni-versität hat seit Anfang Dezember zahl-reiche Briefe mit den Rückmeldungs-anträgen für das Sommersemester 1993an die Studenten verschickt, die die unter-schiedlichsten Angaben über die Höhe desBeitrages für das Studentenwerk enthiel-ten. Mehrere hundert Studenten, so eineMitarbeiterin der Abteilung, hätten bisheute keine Anträge bekom-men - Rückmeldeschluß istder 31.01. in vierzehn Tagen.Die Studienabteilung diesesHauses scheint ihren Aufga-ben nicht mehr gerecht zuwerden.

Mitte Oktober gab es auf derSitzung des Vorstandes desBerliner Studentenwerkes eineseltsame Konstellation. Wiedereinmal waren mehr studenti-schen Vertreter anwesend alsdie Vertreter der Berliner Hoch-schulen und des Studenten-werkes, und damit in der Mehr-heit. Das war insofern peinlich,als es um die Stellungnahmedes Studenten werkes zur Erhö-hung der Studentenwerks-beiträge für die Hochschulenim Osten Berlins ging, die vonstudentischer Seite und damitvom Vorstand des Studenten-werkes selbstredend abge-schmettert wurde. Dies hinder-te den Wissenschaftssenator desLandes Berlin, Herrn Erhardt,natürlich nicht, per Verordnungdie Beiträge zum Studenten-werk von 10,-DM auf 30,-DM zu erhöhen,dieses darf er und das Land Berlin mußsparen, sagt er. Aber er vergaß, von seinerInformationspflicht gegenüber dem Stu-dentenwerk Gebrauch zu machen; wie auch,soll doch die Verordnung ein gewisser HerrNaumann ausgearbeitet haben, Mitarbeiterder Senatsverwaltung für Wissenschaft undForschung und gleichzeitig Vorsitzender desVerwaltungsrates des Studentenwerkes.Und von hier an kann man die Banalität vonBeamtenarbeit einmal so richtig schön ver-folgen:

Herr Naumann mauschelte mit Herrn Pieper,Leiter der Studienabteilung der HUB, daßdie Verordnung, am 28.10.1992 gesezt, erstdann gilt, wenn die Humboldt-Universitätihre Rückmeldungsanträge alle verschickthat und somit erst zum Wintersemester 1993/94 wirken kann. Da Herr Pieper aber seineAbteilung scheinbar nicht in Griff hat und inden Räumen der Studienabteilung die rechte

Hand oft nicht weiß, was die linke macht undkeine von beiden mit Computern umgehenkann, fingen ein Teil der Mitarbeiter an,Rück-meldungsanträge mit einem Betragvon 10,-DM zu verschicken, der andere Teilverschickte Anträge mit einem Betrag von30,-DM.Thomas Neie und Sven Walter, beide stu-dentische Mitglieder im Studentenwerk, er-hielten nun Briefe mit 30,-DM. Überraschtvon dieser Summe, schrieb Thomas NeieHerrn Erhardt mit der Bitte um Erklärung.Diese kam nicht, aber auf der letzten Sitzung

des Verwaltungsrates des Studentenwerkesbeantragte die Senatsverwaltung für Finan-zen den Zuschuß für das Studentenwerk inHöhe von 0,5Millionen DM für dasWintersemester 1993/94 zu kürzen. Warumdies nicht auch bereits für das Sommer-semester geschehe, fragten die beiden ah-nungslosen Studenten und hielten ihreRückmeldungsanträge den Herren und Da-

men vom Studenten werk vor'sGesicht. Eine Erhöhung zumSommerse-mester 93 sei niegeplant gewesen, meinte dar-aufhin Herr Naumann, gab die-ses auch zu Protokoll. "DieHUB habe da wieder einmal uivorauseilendem Gehorsam ge-handelt!" - war seine Erklärungder Dinge.Diese Erklärung und das schrift-liche Protokoll vor Augen, trie-ben Herrn Pieper zum Telefonund dann zur Schreibmaschi-ne, um all seinen Studenten ei-nen netten Weihnachtsbrief zuschreiben, es müssen nun dochnur 10,-DM bezahlt werden,und "wir rechnen auf Ihre Nach-sicht".Dies fällt langsam seh wer, dennjetzt, im neuen Jahr, stellt si hplötzlich heraus, daß mehie/eStudenten überhaupt keineRückmeldung bekommen ha-ben und das die Studenten, diebereits 30,-DM bezahlt haben,nur "nach Vorsprache imImmatrikulationsbüro die Dif-ferenz zurückerstattet bekom-men", - das ist ein klein wenig

frech, jede Dienstleistungs-firma würde ih-ren Kunden hinterherrennen, um entstande-nen Schaden gut zu machen.Als wir im Sommer den "Rettungsring" fürdie Erstsemester erstellten, sagte eine Stu-dentin, frisch immatrikuliert - "da unten, dieRäume 1032ff. und so, daß ist das reinsteChaos !." - recht hat sie.

jot

UnWAHLERISCH Un AUFGEFORDERT

"Bekanntmachung derWahlvorschläge"

Nach dem Studentenrat des Jahres 1989kommt nun erstmals ein Studenten-parlament nach westdeutschem Vorbildan die Humboldt-Universität und damiterstmals in Ostdeutschland, wo es an den

Studentenparlament darstellen soll, ließesich wohl sehr gut in diesem Wort zusam-menfassen - "diese Universität ist chaotisch,hier klappt nichts, was sollen wir da nochmit einem 'Studentenparlament', der

düngen" erreichen, für "bessere Studien-bedingungen kämpfen" oder das Studen-tenwerk dazu zwingen, den Studenten' tät-lich vegetarisches Speiseangebot" zur Ver-fügung zu stellen. Ob sie mit diesen und

Die verfaßte StudentenschaftAlle Studenten der HUB bilden die Studentenschaft dieser Universität. Die Studentenschaft hat dieBelange der Studenten in

Hochschule und Gesellschaft wahrzunehmen und hat dabei besonders die Aufgabe, soziale, wirtschaftliche, kulturelle und sportlicheInteressen ihrer Mitgliederwahrzunehmen bzw. zu unterstützen. (Dafür zahlen wir normalerweise die 5 DM Beitrag zur Studentenschaft

zu Beginn jedes Seme-sters.)Damit sich darum aberauch jemand kümmert

^ ~ i ivr"-';-[ und das Geld verteilt wird,yf ^ > vorsitzender/in wählen die Studenten 60

•**"" Vertreter ins StudentenParlament (StuPa). Hierwerden Satzung, Haus-haltsplan und Beitrags-sätze beschlossen, dieWahlordnung zu den stu-dentischen Organen ab-gesegnet und die Mitglie-der und die/der Vorsitzen-de der "Regierung", desAllgemeinen Studen-tenausschußes (AStA),gewählt und entlastet. DerAStA vertritt dann dieStudentenschaft und führtals Exekutive die laufen-den Geschäfte. Seine Mit-glieder sind an die Be-schlüsse des Studeriten-parlamentes gebundenund dem StuPa und derVollversammlung derStudentenschaft rechen-schaftspflichtig.

-$-

TUdenten-PArlamen

Hochschulen und Universitäten, wennüberhaupt, das Studentenratsmodell alsStudentenvertretung gibt.Zur Wahl haben sich insgesamt zehn Li-sten gemeldet, das Interesse der Studentenan den Wahlen tendiert gen Null.

"Politikverdrossenheit" ist eines der zweiWörter des vergangenen Jahres, das Verhält-nis vieler Studenten zu einer "rechtlich-legi-timierten Studentenschaft", wie sie ein

Studentenrat hat auch zweieinhalb Jahre nur \Quatsch gemacht, diese Studentenpolitikerspinnen doch eh alle!" - so zwei Studentenvor der Informationstafel des Wahl-vorstandes mit der Wahlausschreibung. Aufdie Rückfrage, ob sie denn an den Wahlenteilnehmen wollen, gingen die linken Zei-gefinger der beiden sofort Richtung MitteStirn. Dagegen wollen die zur Wahl ange-tretenen Listen ankämpfen, sie wollen "Mit-bestimmung bei Universitäts-entschei-

anderen Forderungen die Studenten errei-chen werden, wird sich am 3. und 4. Februarzeigen, wenn die Wahlen stattfinden.Gewählt wird ein Studentenparlament mit60 Mitgliedern, aus diesen wird dann einAStA (Allgemeiner Studentenausschuß) unddessen Vorsitzender gewählt. Im Prinzip istalles wie beim Studentenfat organisiert, nurdie Wahlmethode ist anders, d.h. dasStudentenparlament wird über "per-sonalisiertes Verhältniswahlrecht" gewählt:

UnAUFGEFORDERT UnWÄHLERISCH 5

man wählt Liste und Person mit einer Stim-me, nicht wie beim Studentenrat, wo nur diePerson des jeweiligen Fachbereichs gewähltwurde. Außerdem wird zentral gewählt undnicht auf Fachbereichsebene.UnAufgeforderthatin Nr. 40/41 bereits überdie Hintergründe der Wahlausschreibungberichtet, das langsame Sterben desStudentenrates haben wir über ein Jahr hin-weg sorgsam protokolliert. Im Folgendensollen nun die einzelnen Listen vorgestelltwerden, wobei dies keine Selbstdarstellungsein soll, die Redakteure von Un Auf gefordertsind vielmehr ausgeschwärmt und haben diePersonen, die hinter Namen wie "Mach hierDein Kreuz" oder "Geozentriker für Utopia"stehen, befragt und so versucht, sich ihreigenes Bild zu machen. Dabei ging es unsweniger um eine Empfehlung, wer wen wäh-len sollte, sondern eher darum, für Euchherauszubekommen, wer sich hinter den teil-weise skurrilen Namen verbirgt und einensehr subjektiven Kommentar zu liefern...

GEOZENTRIKER FÜR UTOPIA"Es muß doch etwas anderes geben, als

die Jagd nach Scheinen"Geozentriker für Utopia ist eine für alleoffene Liste, die mehr Farbe einbringen undzum Spektrum der Meinungsvielfalt beitragenmöchte. Wichtigstes Ziel soll die Bildungarbeitsfähiger Strukturen von AstA-Arbeitskreisen sein. Darunter fallen"Arbeitskreis Soziales", Unterstützung desAK "Antifa"( bei dem übrigens schon kräftigmitgemischt wird), Ausländerbetreuung,Referat für Frauenfragen und studentischeBelange. Ein zweiter wichtiger Punkt ist dieVerhinderung der Auslagerung der Natur-wissenschaften nach Adlershof. "KeineEliteuni in der Uni!"Die Ideen und Vorschläge sind nach m.E.ansprechend; bleibt die Frage, ob die dreiMitglieder dieser Liste ihre Ziele gegenandere StuPa-Mitglieder durchsetzen , undob sie die nötige Zeit aufbringen können- ichdenke nur an die Aktivitäten von DirkSchneideneinem Kandidaten der Liste undgleichzeitig rührigen Chef der Antifa-Gruppeder Humboldt-Uni.Kontakt: über Dirk SchneiderInfo-Cafe; Hauptgebäude 3114

HOCHSCHULGRUPPE DER JUSOS"Wir sind ein eigenständiger sozialisti-

scher Jugendverband und mit denJUSOS nicht gleichzusetzen!"

Die Hochschulgruppe der JUSOS, daß sindan der Humboldt-Universität sieben Studen-ten aus fünf Fachbereichen, die bereits vor

einem Jahr gemeinsam mit der STUVE zuden Wahlen zum akademischen Senat undKonzil angetreten sind.Die Wahlen begreifen die sieben Studentenals reale Chance, endlich eine "demokrati-sche Interessenvertretung für die Studentenin einer demokratischen Universität" zuwählen, "das Studentenratsmodell war niemehrheitsfähig". In der inhaltlichen Arbeitund in einer umfassenden Satzungsdiskussionfür ein neues Studentenparlament sehen dieJungsozialisten denn auch die Hauptaufgabeihrer Arbeit: "Wir müssen ein Ver-tretungsmodell dahingehendentwickeln, daßwir die Möglichkeiten des relativ demokra-tischen Hochschulgesetzes des Landes Ber-lin voll ausschöpfen und damit Grundlagenschaffen für eine funktionierende Studen-tenvertretung." Hauptpunkte ihrer Arbeit ineinem zukünftigen Studentenparlament sei-en die weitere Stärkung der Fachbereicheauf Universitätsebene hinsichtlich ihres Mit-spracherechts, die Diskussion einer Studien-reform, die Verbesserung der Lehr-bedingungen und der Studiensituation an derUniversität sowie "selbstverständlich Fra-gen der Frauenförderung".Wenn sie nicht gewählt werden, sei daß nichtsehr tragisch, meint Ralph Bollmann,Erstplazierter seiner Liste, gelassen. "Unsgeht es nicht darum, irgendwelche Positio-nen zu besetzen, sondern vor allen Dingenfür eine vernünftige Satzung für dasStudentenparlament zu sorgen."Daß den Studenten der HUB diese Wahlziemlich egal sei, ist den sieben Studentenschon bewußt. "Uns geht es darum, denAufbau einer konservativen Universität zuverhindern und dem bloßen Plagiat einesWest-AStA's an dieser Universität vorzu-beugen. Vielleicht stoßen wir damit irgend-wann auch auf das Interesse eines Teils derStudentenschaft, denn nur denen käme dieszugute", so Harald Steinhausen über dieMöglichkeiten einer Kommunikation mitden Studenten.Eine "traditionelle" hochschulpolitische Li-ste wie beispielsweise der RCDS seien sieaber nicht: "Wir haben Ideen, die wir umset-zen wollen und damit Studenten erreichenwollen. Um ein einseitiges politischesGeplänkel geht es uns nicht."Kontaktadresse:Hochschulgruppe derJUSOS -Landesverband BerlinSchwedener Str. 43, 1000 Berlin 33Tel.: 8385219

MACH HIER DEIN KREUZ !"Die Erststimme istdie Beitragsstimme."

Daß wir alle zu hohe Beiträge für das

Studentenparlament zahlen müssen ist diegrößte Sorge von drei Studenten desFachbereichs Mathematik, die mit der Liste"Mach hier Dein Kreuz" zu den Studenten-parlamentswahlen angetreten sind. Ihr Pro-gramm besteht im Prinzip nur aus einemSatz: "Du meinst, Du brauchst mehr Bildungund keinen AStA-Pflicht-Beitrag - dann:Mach hier Dein Kreuz." Ansonsten nehmendie drei die Studentenparla-mentswahlenwohl ein wenig auf die Schippe, denn alleanderen Listen wollten mit ihrer Kanidaturnur einen höheren Pflichtbeitrag erreichen,und deswegen gilt es: "Weg mit der geplan-ten Kopfsteuer, die fragwürdigen (hochschul)Politikaktivisten zugute kommen!"Vielleicht haben sie damit gar nicht mal sounrecht, denn eigentlich geht es ja nur umsGeld, aber was ein AStA und ein Studen-tenparlament eigentlich soll, wissen die dreiMathematiker wohl nicht so richtig. Wer beiden Kreuzmachern sein Kreuz macht, sollwohl mehr der ganzen Wahl eine Absageerteilen, als ein Studentenparlament wählen.Kontaktadresse: Fachschaftsraum Ma-thematik mal fragen !

DIE FREIE LISTE"Die FREIE LISTE ist keine Organisati-

on, sondern ein Zweckverband zurWahl."

- so beschreiben fünf Studenten derRechtswissenschaften und Geschichte ihrenVersuch, an den Studentenparlamentswahlenteilzunehmen und eventuell mit Spitzen-kanidat Tobias Brendler (Rewi) einen Platzim AStA zu erobern. Was die fünf eigentlichwollen, bleibt ein unklar: man verstände sichzwar als unpolitischer Verein ("Es kann nichtAufgabe einerStudentenvertretung sein, sichin großer Politik zu versuchen."), aber gegenden "hysterischem Aktionismus unserermeistlinken Studentenorganisationen" wolle man"Vernunft entgegensetzen". Als links be-zeichnet Tobias Brendler dann auf Nachfra-ge den "ganzen Rest der Listen, mit Ausnah-me des RCDS vielleicht" - er selbst war bisAnfang Oktober des Mitglied des Korps"Saxoborussia".An die Wähler appelliert man mit einerfehlenden Klientel gegenüber den anderenListen ("Die politisch Fixierten von HDS bisRCDS - sie haben alle ihre Klientel").Mit derSTUVE wolle man nichts zu tun haben, diebilden ein "Bild der Zerstrittenheit". DieFreie Liste, so ihr Programm, werde für"eine weitere Aufstockung der Bibliotheks-bestände", für verlängerte Öffnungszeitender Mensa, für die "Schaffung einer Mög-lichkeit zur Betreibung eines Presse-geschäfts"u. a. - und dies alles mit einer

UnWÄHLERISCH UnAUFGEFQRDERT

grenzenlosen Vernunft.Wenn man bei den Wahlen keinen Erfolghabe, wolle man sich wieder auflösen, mein-te Tobias Brendler noch und blickte dannden fragenden UnAuf-Redakteur an: "AllesScheiße, oder?"Das müßt ihr schon selbstwissen, liebe Freie Liste.Kontaktadresse: Postfach in der zentralenPoststelle der HUB: "Freie Liste"

Studentische Vertretung - STU VE"Wir wollen nicht nur die universitären

Alltagsprobleme anfassen."THE BIG BROTHER IS WATCHING YOU ... - wenn dieVertreter der anderen Listen von der STUVEreden, hat man oft das Gefühl von der Schlan-ge und dem Kaninchen. 47 Kanidaten aus 18Fachbereichen auf einer Liste, sie sind diegrößten, als erste Liste hatten sie ein fertigesProgramm vorliegen, und sie haben die mei-ste Erfahrung (10 Studenten entstammendem alten Studentenrat). Alle studentischenVertreter des akademischen Senates stam-men aus der STUVE, studentische Mitglie-der vieler Kommissionen auf der Selbst-verwaltungsebene der Universität arbeitenin der STUVE mit, auf den ersten drei Plät-zen der Liste stehen mit Ada Sasse, KatrinWerlich und Sven Vollrath die "Studenten-politiker" dieser Universität schlechthin -wer soll diese Liste eigentlich noch schla-gen?Die STUVE stand den Studentenpar-lamentswahlen eine ganze Zeitlang sehr kri-tisch gegenüber, dem noch existierendenStudentenrat mit seiner pseudobasis-demo-kratischen Struktur fühlten sich die ehemali-gen Studentenrätler und eigentlichen"Macher" der Liste schon verpflichtet, unddas Konzept der Liste, aus möglichst vielenFachbereichen Mitglieder zu finden und soden einzelnen Fachbereichen im Studenten-parlament ein Mitspracherecht zu geben,erinnert sehr an den Studentenrat mit seinenFachbereichsvertretern.Die meisten anderen Listen kritisieren an derSTUVE ihre Abgeschlossenheit in sich selbst.Und in der Tat liest sich das Programm,betrachtet man die Arbeit der STUVianer imvergangenen Jahr und ihr im Januar 1992aufgestelltes Programm, an einigen Stellenwie ein Hohn: "Es müssen viel stärker (...)die studentischen Interessen (...) über dieGremienarbeit in die Universitäts-öffentlich-keit gebracht werden. Dazu bieten dieVertreterinnen der STUVE ihre Erfahrun-gen an." - eine Informationspolitik, die aufGrund der engen Verbindungen zur Uni-versitätsleitung oftmals mehr als nebulöswar, bestimmte das Auftreten der STUVianer(insbesondere derer im Akademischen Se-nat) gegenüber Studenten sehr häufig, schön,

wenn dies nun besser wird.Die "Zersplitterung der Universität vonAdlershof bis Zehlendorf", gegen die dieSTUVE nun kämpfen will, haben Vertreterder Liste selbst mit beschlossen, für dieEinrichtung eines Kinderladens wollte manschon vor einem Jahr aktiv kämpfen und hatsich aber nie für die Bemühungen mehrerStudenten für eine solche Einrichtung nieinteressiert - da bleiben viele Fragen, die dieSTUVE nun aber, da man mehr Leute zumarbeiten hat, mit Sicherheit konsequenterund ehrlicher angehen wird.Das Programm der STUVE für die Studen-tenparlamentswahlen läßt in seiner Dichteund in einigen neuen Ideen auf ein arbeitsamesund kreatives Studentenparlament hoffen.Zu hoffen wäre auch, daß sich die STUVEdann auch von ihren extremen hochschul-politischen Höhen etwas in die Niederungendes Universitätsalltags begeben würde, denndie vielen Punkte unter "Kultur und Sozia-les" zur Verbesserung des Universitätsalltagsfür die Studenten erfordern mindestens ebensoso viel Arbeit wie eine Diskussion über die"Novellierung" des Berliner Hochschul-gesetzes.Kontaktadresse:Liste Studentische Vertre-tung - STUVE, Hauptgebäude Raum 3021Tel.: 2093 2257

HDS - offene Liste für eineoffene Uni

"Wir leben in EINER Welt, die nachVeränderungen schreit."

Die Hochschulgruppe DemokratischerSozialistinnen (HDS) waren, wie einige an-dere Listen auch, schon bei den Wahlen zumAkademischen Senat und Konzil dabei unddie 10 Studenten aus 8 Fachbereichen, diesich diesmal zur Wahl stellen, verfügen zumTeil über mächtige "Erfahrungen", was dieArbeit im Studentenrat oder in anderen Gre-mien angeht. In ihrem Programm stimmensie teilweise mit der STUVE überein, mit derman auch zur Zusammenarbeit bereit ist.Hauptaugenmerk liegt aber im Streit "füreine Universität, von der Impulse für gesell-schaftliche Veränderungen ausgehen" unddie auf aktuelle Ereignisse in der Gesell-schaft zu reagieren in der Lage ist. DieHumboldt-Universität als Oit der Völker-verständigung und der Solidarität, als ein Ortfür "ökologische Projekte" und offen fürneue Richtungen in der Wissenschaft, diessind die Ziele, für die die HDS in einemStudentenparlament arbeiten will.Neben der STUVE sind die DemokratischenSozialistinnen momentan die mitglieder-stärkste Hochschulgruppe an der HUB, siehaben also durchaus Chancen, mehrere Plät-ze im StuPa (Studentenparlament) zu be-

kommen . Mit Sven Walter und Rainer Wahlsgehören ihr auch Studenten an, die auchaußerhalb der Universität recht aktiv sind, sodaß der "Blick für die Welt über den Proble-men an der Universität" den Sozialistinnenmit Schräglage zur PDS sicherlich "nichtverlorengeht".Kontaktadresse:jeden Mittwoch um19.30Uhr im Wissenschaftshaus Mulackstr.22 (Nähe S-Bahnhof Hackescher Markt)

UNABHÄNGIGENATURWISSENSCHAFTLICHE

LISTE"Unser Hauptbetätigungsfeld sind die

naturwissenschaftlichen Fächer."Die Unabhängige NaturwissenschaftlicheListe ist mit drei Kanidaten aus denFachbereichen Medizin und Physik angetre-ten, um für die Naturwissenschaften ("insbe-sondere Physik, Pharmazie und Medizin") ineinem Studentenparlament aktiv zu werden."Es geht uns vor allen um die Kontrolle desAStA' s, was der mit den eingezahlten Beträ-gen macht", beschreibt Remo Rohs,Erstplazierter seiner Liste, die Hauptaufgabeder unabhängigen Naturwissenschaftler. FürPolitik habe man nicht viel übrig, und dieKanidatur dieser Liste sei einerseits gut t ir"eine gewisse Vielfalt" im Studen-tenparlament, andererseits wolle irai. sichgegen die "Übermacht einer einzigen Grup-pe" (STUVE) im Studentenparlament weh-ren.Ein genaues Programm haben die Unabhän-gigen Naturwissenschaftler (unabhängigwovon eigentlich ?) nicht, sie seien "mehr einZweckverband", der sich zur Wahl gestelltum vor allen Dingen die Studenten derNaturwissenschaften anzusprechen."Was dieanderen machen, ist uns erstmal egal, aberzusammenarbeiten werden wir schon mitdenen." - so Remo Rohs über die Varianteeines Wahlsiegs. Im umgedrehten Fall wirdman auch weitermachen, die Fachschaft Phy-sik, aus denen Remo Rohs und TorstenAßelmeye, gehört zu den wenigen noch ak-tiven an dieser Universität.Kontaktadresse: Invalidenstr. 110,Fachschaftsraum Physik

MUTVILLA-LESBISCH-SCHWULEINTERESSENVERTEUNG

"Gerda will nicht mitkommen-warum?"So sinnlos, wie es die Überschrift desProgramms vermuten läßt, ist Mutvillabeileibe nicht. Nein, sie hat eine Existenz-berechtigung, sie sollte eine Chancebekommen, um der "heterosexuellenNormalität" an dieser Uni eine .-ndere

UnAUFGEFORDERT UnWÄHLERISCH 7

Normalität hinzuzugesellen. Trotzdem mußKritik erlaubt sein...Der Name verspricht vieles und soll wohlauch Programm sein- Mut, Mutwillen, Willenund Villa; ein kämpferisches, provokantes,buntes Etwas unter einem Dach also.Fünfundzwanzig Leute, sozusagen derAktivisten-Extrakt aus der gerade erstgegründeten Lesbisch/schwulen Interessen-vertretung an der HUB, trafen sich am 9.Dezember, um eine Liste ins Leben zu rufen,die in die "Offensive für eine Chance desAnders-Seins an der HUB" gehen will.Mitsprache im zu wählenden AstA isterklärtes Ziel. Über den Weg dahin wurdeheftigst debattiert. Durchgesetzt haben sichschließlich die "Realos", die auf Diplomatieund Manövrieren setzen - "Aufbrechen derHeterosexuellen Strukturen" sozusagen voninnen, indem mensch sich erst einmal in siehineinbegibt. Ein "Partner" fand sich schnell,hatte doch die "StuVe" schon mal angefragt,ob eine Listenverbindung möglich wäre.(Schließlich hat die "StuVe" einen uni-versalen Vertretungsanspruch und Minder-heiten machen sich da immer gut, bringenSympathie-Punkte!) Diese Listen Verbindungschien den meisten Anwesenden einerfolgversprechender Weg in den AstA zusein und Einwürfe über schwulen-"skeptische" Äußerungen von (zugegebeneinzelnen) StuVe-Leuten wurden mit demArgument "Wir brauchen Stimmen!" vomTisch gewischt - das nennt sich Prioritätensetzen!Realpolitik istein offensichtlich schwieriges,Kompromisse also das tägliche Brot in dergroßen wie auch kleinen Politik. Wir sindumsomehr gespannt, für welche Politik"Mutvilla" nach den AstA-Wahlen steht.Kontakt: Mittwochs 19UhrHauptgebäude 3107

Sympathische Liste - SYMPeLSympathisch, einfach, nehm'ich!

Offensichtlich ist in dieser Liste ein Menschvertreten, der Ahnung hat - von Werbe-psychologie. Denn Negativ-Werbung wirdzur Zeit als besonders effektiv eingeschätzt.Einfach, aber sympathisch wollen sie sein;über ihre Ziele jedoch herrscht bei denKandidaten offensichtlich (noch?) Un-einigkeit. Der Bitte, einige klärende Wortezum Selbstverständnis und zu den Zielen derListe zu sagen, trat Jörg Frey er, einer der dreiListenkandidaten, mit dem sympathischen,einfachen Satz entgegen:"Dazu kann ichnicht für alle sprechen, unsere Meinungendivergieren da ziemlich." Ist das nichtgeradezu entwaffnend ehrlich, eine unter

den u. a. auch zu den Studentenparlaments-Wahlen in Erscheinung tretenden Möchte-gern-Politikern allzu seltene Eigenschaft,und schon deshalb ein Sympathie-Punktwert...Kontakt: wissen wa nich!

Ring christlich demokrati-scher Studenten - RCDS

"Von einer Studentenvertretung habenwir andere Vorstellungen"

"Was weiß ich vom RCDS...".. .daß er vor zwei Jahren Heiner Geißler(auchCDU) zu einer aktuellen Fragestunde an dieHumboldt-Uni eingeladen hat,.. .daß einer der Listenvertreter an unsrer Unimir versicherte, er würde gerne mit demderzeitigen Wohnheimsverwalter zusam-menarbeiten , obwohl er von der HDS sei -die Hauptsache sei, gute Arbeit werde gelei-stet.Diese merkwürdige Ambivalenz zwischenParteinähe und der geforderten Beschrän-kung auf "echte studentische Belange" zeigtsich auch im Vorfeld der StuPa-Wahlen.Kostenlose Bafög-Infos sind erhältlich, fi-nanziert werden sie aus öffentlichen Töpfenund Spenden alter Mitglieder. Organisiertwerden die Mittel für großflächige Aktionenvom Bundesvorstand.Von anderen Universitäten erfuhren wir, daßder RCDS momentan eine bundesweite Kam-pagne zum verstärkten Einzug in die studen-tischen Vertretungen führt. Ein idealer AstAist nach Meinung des RCDS unpolitisch,kümmert sich ausschließlich um studenti-sche Belange, und dies "möglichst effizient".Voraussetzung dafür ist die Neuorganisationder Finanzverwaltung: Es sei Kennzeicheneines typischen Finanzausschusses, "studen-tische Gelder für obskure Reisen" zu ver-schleudern. An der Humboldt-Uni sei diesmehr eine prinzipielle Frage, da es nochkeinen Asta gegeben habe. Daß die Pro-gramme des RCDS in anderen Städten darinbestehen, diese Mißstände in gewaltigenFlugblattaktionen aufzudecken, soll nichtverschwiegen werden.Jeglicher der zi^ön/hgen (Finanz-)Ausschüs-se soll jedenfalls Mitglieder aller Listenenthalten und nicht nach Mehrheiten besetztsein - dies zum demokratischen D im Kürzel.Kurios scheint mir, daß ich die Informatio-nen über "Deutschlands zügigste Studenten-organisation" (Selbstbetitelung) nur beimLandesvorsitzenden bekommen konnte - dieVetreter der Liste HUB haben wohl einenStammsitz, doch anzutreffen waren sie nie -wahrscheinlich gerade auf Recherche.Kontakt:Unter den Linden 36-38Tel.20340271

"Nach welcher Studien- undPrüfungsordnung studierst Du

eigentlich?"Eine Vollversammlung des Institutes fürRomanistik über die Unsicherheiten eines

Studiums an der Humboldt-Universität - einevon vielen.

Daß diese Uni ein einziges verschrecktes, unko-ordiniertes Gewusel ist, dürfte wohl niemanden ent-gangen sein. Zu dem alltäglichen Chaos in derUniversitätsverwaltung (die Studienabteilung läßtgrüßen) kommt das Chaos in den Fachbereichen:Bestätigte Studien- und Prüfungsordnungen, nachdenen man auch studieren kann, haben an derHumboldt-Universität extremen Seltenheitswert. Undwenn, wie bei den Romanisten, Anglisten undSlawisten außerdem noch nicht einmal feststeht, obes bestimmte Studiengänge im nächsten Semesterüberhaupt noch gibt, wird Studieren endgültig zumAlptraum - wie bei den Romanisten: Auf einer Voll-versammlung des Institutes Mitte Dezember tatensich den Studenten Abgründe auf, als ihre "Inter-essenvertreter" und Professoren über den Zustandvon Studium und Lehre berichteten:> von den 12 Professorenstellen sind ganze 2 besetzt,das volle Stundenangebot ist in allen Studiengängenkann nur durch Überstunden der verbliebenenLehrkräfte abgesichert werden,> im Fach Rumänisch ist das Angebot so lückenhaft,daß ein Studium teilweise gar nicht gesichert ist - unddies wird sich in den nächsten zwei Semt >tern ajcnicht grundlegend ändern, so die deprimiei ^nde. MJ,kunft eines Professors gegenüber den Studente.i.- für die Dolmetscherstudenten gibt es keineSimultanübersetzanlage an der Uni, und: L wirdauch in Zukunft keine geben. Da aber ohne ein Ab-schluß des Studiums gar nicht möglich ist, zieht manin Erwägung, die Anlagen im ICC (wo ist das?) oderin der HdK zu mieten.> wegen der fehlenden Dolmetscheranlage könnennun wiederum Studien- und Prüfungsordnung fürden Studiengang Übersetzer nicht bestätigt werden,die Unsicherheit, welche Scheine und ob und über-haupt bleibt damit bestehen.> wegen des mangelnden Lehrangebots ist dieRegelstudienzeit nicht einhaltbar.Die vollversammelten Studenten nahmen' s zur Kennt-nis und begannen wohl langsam am Sinn ihres Studi-ums zu zweifeln. Den Professoren fiel dazu nicht vielein außer dem Hinweis, daß hier alles im Umbruch «und man deswegen Verständnis für die Situa'i i.aufbringen müsse ("Seien sie doch mal realistisch!")Am Ende der Sitzung stellte sich wieder einmal her-aus, daß die anwesenden Institutsvertreter (L . Ger-hard Schewe) wieder mal weniger über ihr Institutbescheid wußten als ihre Studenten: Neue Informa-tionen über längst beschlossene Im-matrikulationszahlen (für Übersetzerstudiengänge =0)kamen von studentischer Seite, die anwesenden Pro-fessoren wußten von nichts. Frau Dürkop, Präsiden-tin dieser Universität, soll ja mal gesagt haben, eswürde eine zentrale Beratungsveranstaltung für alleProfessoren der HUB geben, um die Studien-fachberatung für Studenten in den Fachbereichen aufein höheres Niveau zu heben- wann findet dieendlichstatt?

The UnAUF-Inquiry-Team

8 UnFRUSTRIERT UflAUFGEFORDERT

KuWi-Frust & Fete

Noch in den Einschreibewochen werdenganze Studiengänge - wie der für Dohnet-scher - ohne Rücksicht auf seine Anwärtergestrichen.Eine desorganisierte Raumplanung bescherteinem verdutzten Dozenten zu seinerEinführungsveranstaltung ein Seminar-zimmer mit zwei Dutzend Sitzplätzen aberzehn Dutzend Hörern.Da ein Tutoren- oder anderes vernünftigesBetreuungssystem für Erstsemester fehlt,kämpft sich jeder alleine durch Doppel-deutigkeiten und Abkürzungswirrwarr derVorlesungsverzeichnisse, Studien- undPrüfungsordnungen, vom anfänglichenHerumirren in den Gebäuden ganz zu schwei-gen.Gegen dieses "allgemeine Chaos" und dieAnonymität in einer "unübersichtlichenMasse von Leuten" anzugehen, hat sich jetzteine kleine,.aber schnell gewachsene Grup-pe von Studenten des Fachbereichs Kultur-wissenschaft vorgenommen.Bei den ersten Treffen, die in der "Theater-klause" am Deutschen Theater in derReinhardtstraße stattfanden, war man sichschnell über die Ziele einer gemeinsamenArbeit einig.Die Kommunikation untereinander und mitden älteren Semestern soll gefördert werden.Um einen eigenen Raum innerhalb der Uni-versität, der sowohl zur Entspannung, demgegenseitigen Kennenlernen, als auch dergemeinsamen Vorbereitung auf die Lehr-veranstaltungen dienen soll, will man kämp-fen, obwohl oder gerade weil die allgemeinmiserable Raumsituation den Erstsemesternbewußt ist.In einem offenen Brief an die Leitung desFachbereichs, der inzwischen von über hun-dert Ku Wis unterschrieben wurde und dieserTage übergeben werden soll, werden Dozen-ten und Verwaltung um Verständnis undUnterstützung für dieses Anliegen der Stu-dierenden gebeten.Der auch innerhalb der Gruppe noch weitge-henden Unwissenheit über die vorhandenenstudentischen Gremien will man schleunigstabhelfen, um dann den Aufbau einerInteressenvertretung, die diesen Namen auchverdient, sowohl auf Fachschaftsebene alsauch im Großen voranzutreiben.Daß die oben beschriebenen Zustände - an-derswo sicher ähnlich - gerade bei denKuWis zu einer Selbstorganisation führen,

kann niemanden verwundern, der sich vorAugen hält, daß sich an diesem Fachbereichmit 240 Neueinschreibungen die Zahl derStudenten nahezu verdoppelt hat.Als enttäuschend empfindet hier mancher,daß gleich sämtliche im Vorlesungs-verzeichnis, das letzten August aufgelegtwurde, noch angebotenen Nebenfächer ge-strichen wurden. Sicher waren "Ästheti-sche Alltagskultur", "Künste und Medien"und "Interkulturelle Arbeit/ InternationaleKulturprozesse" für viele Themengebiete,die den Anreiz gaben, sich hier einzu-schreiben, und auf die man sich späterspezialisieren wollte. Eine Aussicht, die ineinem Fach, das von den meisten Anfän-gern als abstrakt, theoretisch und praxisfernempfunden wird, schmerzlich vermißt wird.Damit derlei Frust nicht die Oberhand ge-winnt und zum gegenseitigen Kennenler-nen der sich nach zweimonatigem Studiumimmer noch größtenteils fremden KuWisfand kurz vor der Weihnachtspause einegroße Fete statt, die als voller Erfolg ge-wertet werden darf. Bleibt zu hoffen, daßdie KuWis nach der Rückkehr aus denkleinen Ferien noch genügend Puste besit-zen, die hochgesteckten Ziele zu verwirk-lichen.

Geck

Achtung!!

Das Land Berlin vergibt im Rahmen einesSonderstipendien Programmes jährlichneun Stipendien an Studenten BerlinerHochschulen mit dem Ziel, "die deutsch-französische Freundschaft zu vertiefenund die Entwicklung einer europäischenIdentität zu fördern". Für das sogenannteBriand-Stresemann-Stipendium könnensich Studenten im Hauptstudium bewlr-ben, Voraussetzung sind Französisch-kenntnisse (ausgeschlossen sind Studen-ten aus Studiengängen, in denen ein Aus-lands-Aufenthalt obligatorisch ist)Da die Bewerbungsfrist erst mit dem 31.Januar 1993 abläuft, sind noch Plätze frei.Bewerbungen sind an das akademischeAuslandsamt der Humboldt-Universität,Hauptgebäude, Raum 2093 a/c zu richten.

thßufis"Become friends - unite the world"

Vom 16. bis 22. Mai 1993 findet in Ilmenaudas erste Studentenfestival in, Ostdeutschland, die International StudentWeek in Ilmenau, kurz ISWI '93, statt.In einer Welt, in der Haß, Nationalismusund Ungerechtigkeit erstarken, laden dieIlmenauer zum Kennenlernen, Verstehenund Diskutieren ein. 400 Studenten ausaller Welt können sich treffen, inArbeitsgruppen zu Problemen dieser Erde,zum Verhältnis des Menschen zur Gesell-schaft, zur Wissenschaft und zur Kulturihre Erfahrungen austauschen und gemein-sam Ideen für die Zukunft entwickeln,aber auch viel Spaß wird versprochen.Bis zum 31 Januar kann sich jede/r Inter-essierte für das Treffen bewerben. Werdann nach Thüringen eingeladen wird,muß zwar die Fahrt selbst bezahlen undeinen Schlafsack einpacken, hat aber da-für eine Woche Unterkunft, Verpflegung,Begleitung, Kultur und Freunde gratis.Bewerbungen bis 31.01.1993 an:

Organisation Committee ISWI '93Technical University of IlmenauPSF 327D-O-6300 Ilmenau, Germany

Ein Bewerbungsformular zum kopierenliegt übrigens in der UnAuf-RedaktionHG 3022.

Hochdruckzone - das GEO-Cafe

Jeden Mittwoch, wenn es dunkel wird undin den Gängen der Uni Ruhe einkehrt,werden im Gang der GeographiesektionTische aufgestellt, Stühle zurechtgerückt,Kaffee und Bier bereitgestellt. JederStudioso findet dort ein Ventil für seinen"Hochdruck". Da gibt es Professorenhautnah zum Anfassen.Die Lehrkräfte sind auch bereit über Sinnund Unsinn ihrer Lehre zu dis, :utiers&.Das es da manchmal heiß (abc lus.ig/hergeht ist eine völlig normale Sache..Noch ist das Cafe wenig frequentiert undman kann in aller Ruhe Kaffee schlürfen.Aber das wird sich in Zukunft bald ändern.(... das werden wir bald ändern - SÄZZA)

SUSe

UnAUFGEFORDERT UnGESEHEN

"Drehen Sie Ihren eigenen Film!"Das Zentrum für Audio-visuelle Lehrmittel

ZAL - hinter dieser geheimnisvollen Ab-kürzung versteckt sich ein nochverwirrenderer Name: Zentraleinrichtungfür audiovisuelle Lehrmittel. Wer vermu-tet hinter dieser bürokratischen Bezeich-nung schon die Chance, sein Studium krea-tiv zu bereichern?! Insider aber wissen esund Plakate versprechen es - die ZAL bietetden Einstieg in die"Filmbranche".

Seit ca. zwei Jah-ren stehen der ZALdie technischenund finanziellenMittel zur Verfü-gung, um Einfüh-rungen in dieKunst desVideofilmens zuveranstalten. In4x3 Stunden kannman lernen eineKamera still-,drauf- und ins vol-le Menschenleben'reinzuhalten. DieBilder liegen aufder Straße, manmuß sie nur nochins richtige Lichtsetzen. Nach demMotto: "Sie wissengar nicht, wie poetisch eine Baustelle seinkann!" werden die Grundlagen derGestaltungvermittelt. Nachdem man sich auch noch er-stes Wissen um Schnitt- und Tontechnik ange-eignet hat, kann man sich als Abschluß seinemfilmischen Erstling widmen, einer Inszenie-rung von Werbespotlänge.Wen aber verwundert es, daß auch solchekreative Betätigung die Überwindung einigerbürokratischer Hürden voraussetzt. Zunächsthatman Unterschrift und Stempel des eigenenFachbereichs beizubringen, um nachzuwei-sen, daß der Umgang mit Videokameras fürdas Studium sinnvoll ist. Die ZAL muß so demVorwurf vorbeugen, Hobby- undUrlaubsfilmermit Hochschulgeldern zu unterstützen. Da dieGrundkurse jedoch sehr allgemein die Mög-lichkeiten des "Filmens in der Wissenschaft"veranschaulichen, sollte es in keinemFachbereich schwierig sein, das notwendigeSignum zu erhalten; zumal für die meistenFachbereiche gemischte Kurse veranstaltet

werden und nur für wenige Fachbereiche,z.B. Kultur- und Theaterwissenschaften,fachspezifische Gruppen gebildet werden.Ungefähr zwei Wochen vorVorlesungsbeginn werden die Kursterminefür das beginnende Semester durch Aus-hänge und in den Fachbereichen bekannt-gegeben, dann heißt es schnell sein. In

Sie wissen gar nicht, wie poetisch eine Baustelle sein kann...

Diplomarbeiten betreut, wer Lust hat, kannsich bei der Entwicklung eines interaktivenLernprogramms beteiligen und es wurdevorsichtig angedeutet, daß bald eineQualitätskamera zur Verfügung steht, so daßmancher mit seinem Werk über den Off-Kanal das triste Fernsehprogramm intelli-genter färben könnte.

Falls ihr jetzt tatsäch-lich noch Informatio-nen braucht, die nichtin der Un Auf stehen,könnt ihr euch anFrau Dr. Krüger undFrau Dr. Borm wen-den; deren Büro:Seminargebäude amHegelplatz, R 603Telefon: 2093-2666/2989. Hier kann mansich auch für dieKurse anmelden. DieKurse finden inPalais statt, im RaumPAL E20a.Ansonsten: Klappe!Kamera läuft! Filmab!

diesem Semester wurden z.B. drei Kurseangeboten. Um sinnvolles Arbeiten zu er-möglichen, können höchstens 12 Interes-senten an einem Kurs teilnehmen. Die Plät-ze sind also begrenzt, auch wenn dieKursleiterinnen durchaus bereit sind, beiausreichender Nachfrage noch einen wei-teren Kurs zu vereinbaren.Wenn man die erste Einführung hinter sichhat, eröffnen sich erst die spannenden undinteressanteren Chancen. InGestaltungskursen kann man nun seine grö-ßeren Ideen und Projekte verwirklichen.Meist arbeiten höchstens noch drei Leutezusammen und die Kameras stehenunkonventionell zur Verfügung. Ob ange-,hende Psychologen einen Patienten beob-achten, Physiker ihre Experimente doku-mentieren oder Romanistikstudenten ei-nen portugiesischen Stadtführer drehen wol-len - allein die Technik setzt den EinfällenGrenzen. Die ZAL hat beispielsweise schon

Neue Nationalgalerie Berlin: Pablo Picasso - Die Zeit nach Guernica• 1937-1973

Pablo, der die Stiere in der Seele trägt...

Pablo, der den Schlaf der Stierinnen bewacht...

Pablo, der malende Matador, der verführt, jagt,

tanzt und tötet in der Arena seiner Bilder.

Blutender Pablo, der mit seinem Degen auch

unsere Einsamkeit erschrecken will.

Gerhard Uhlig

'Wir wissen alle, daß Kunst nichtWahrheit ist.Kunst ist eine Lüge,die uns die Wahrheit begreifen lehrt, wenigstens die Wahrheit, die wir als Menschen begreifen können.

12 UnTHEORETISCH Un AUFGEFORDERT

Mehr Autonomie für dieHochschulen - und mehr Geld !

Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz Hans-UweErichsen zu Sinn und Unsinn von Reformen an den Hochschulen

Hatten wir in der vorangegangenen Num-mer, der "UnAUFGEFORDERT 42" dasStartsignal für eine vor allem inner-universitäre Diskussion über eine möglicheneue Struktur der Humboldt-Universitätgeben wollen (vorallem mit unserem Inter-view mit dem für unsere Universität poli-tisch Verantwortlichen, dem Wissen-schaftssenator Erhardt) , so ist es heuteunser Anliegen mit der Befragung des Prä-sidenten der Hochschulrektorenkonferenz(HRK), Prof. Dr. Erichsen, einen möglichstkompetenten Eingang in die allgemeinenProblemstellungen, vor denen alle Univer-sitäten Deutschlands stehen, zu erhalten.Um so deutlich werden zu lassen, vor wel-chen objektiven Grenzen auch eineveränderungswillige, auf Neuorientierungsetzende Humboldt-Universität steht.Unser Interviewpartner, Prof. Dr. Hans-Uwe Erichsen , wurde 1934 in Flensburggeboren, ist gelernter Jurist und Professorfür Öffentliches wie Europäisches Recht ander Uni in Münster. Er war bis 1990 dortRektor und Präsident der Landes-rektorenkonferenz von Nordrhein-West-falen und ist nun seit mehr als zwei JahrenPräsident der HRK.

UnAUF: Herr Erichsen, welche Aufgabehat eine Universität heute zu erfüllen?Vor welchen Anforderungen steht einemoderne Universität?Erichsen: Die Universitäten müssen sichgemeinsam mit den Fachhochschulen derHerausforderung der Befriedigung derMassennachfrage nachhöherer Qualifika-tionmit jeweils unter-schiedlichem Angebotstellen. Die Hoch-schulrektorenkonfe-renz hat daher im Som-mer letzten Jahres einKonzept zur Entwick-lung der Hochschulen,in Deutschland verab-schiedet. Darin werdenauch die Aufgaben derUniversitäten in einem differenzierten, u. a.durch Aufgabenteilung zwischen Universi-

"Verbindungvon Forschungund Lehre in

der Person desLehrenden"

täten und Fachhochschulen gekennzeichne-ten, Hochschulsystem charakterisiert.Als Ziel eines Hochschulstudiums ist in die-sem Konzept die Berufsfähigkeit, nicht die -in der Praxis zu erwerbende - Berufsfertigkeitdefiniert. Das gilt auch für Wissenschaft alsBeruf. Allerdings hatinsoweit die Universi-tät als Stätte der Wis-senschaft auch die Auf-gabe, Berufsfertigkeitherbeizuführen. DieMöglichkeit, sich aufden Beruf Wissenschaftvorzubereiten, muß imRahmen eines auf demgrundständigen Studi-um aufbauenden For-schungs- oder Vertiefungsstudiums eröffnetwerden, das in der Regel mit der Promotionenden sollte.Angesichts der hohen Zahl von Studieren-den, die insbesondere die westdeutschenHochschulen heute und absehbar auch dieostdeutschen Hochschulen zu verkraftenhaben, ist das Lernen durch unmittelbareTeilhabe an den Forschungsprozessen in vie-len Fächern zur Illusion geworden. Die Ver-bindung von Forschung und Lehre gehörtaber weiterhin zu den prägenden Struktur-elementen der Universitäten und muß zu-mindest in der Person des Lehrenden erhal-ten bleiben.Die moderne Universität steht darüber hin-aus vor der Aufgabe, ihr spezifisches Profilin der Grundlagenforschung weiter zu ent-

wickeln und die Be-deutung der Grund-lagen-forschung fürdie - auch zu diesenAufgaben gehörende- anwendungsorien-tierte Forschung undfür die Produktent-wicklung mehr nochals bisher nach au-ßen sichtbar zu ma-chen.Wie müßte die Uni-

versität gestaltet sein, um diesen Anforde-rungen gerecht zu werden?

"Lernen imForschungsprozeßist zur Illusion

geworden"

Aus dem vorstehend Gesagten ergibt sichdie Notwendigkeit, das Studium an der Uni-versität zweiphasig zu strukturieren. Dasgrundständige Studium legt sowohl dieGrundlage für eine spätere wissenschaftli-che wie auch nichtwissenschaftliche Tätig-

keit. Es ist ein wis-senschaft l ichesStudium, das im Ge-gensatz zum an-wendungsbezo-genen Fachhucli-schulstudium ehertheoretisch ak-zentuiert, auf dieVermittlung derGrundlagen undMethoden des Fachs

ausgerichtet, aber entsprechend der unter-schiedlichen Nachfrage des Arbeitsmarktesgenauso praxisorientiert ist.Die Studienbedingungen, die Studien- undPrüfungsordnungen müssen so gestaltet sein,daß es einem durchschnittlich begabten Stu-dierenden möglich ist, sein Studium in derRegelstudienzeit abzuschließen. DieHochschulrektorenkonferenz ist derzeit da-bei, für einige Studienfächer exemplarischdie Ursachen für Überschreitungen derRegelstudienzeit zu untersuchen und derFrage nachzugehen, wie durch Rücknahmeder Prüfungsrelevanz von Spezialisierungenund Spezialwissen die Studienzeit verkürztund zugleich Raum für den Erwerb vonsogenannten Schlüsselqualifikationen undSprachkompetenz sowie für die exemplari-sche Beteiligung an Forschung geschaffenwerden kann.In Anbetracht zunehmender Mittelknappheitsollten die Hochschulen und Hochschulartenmit mehr Autonomie ausgestattet werden.Das allerdings nicht, um den Staat von seinerin den letzten 15 Jahren unzulänglich wahr-genommenen Finanzverantwortung zu ent-lasten, sondern um die Effizienz des Einsat-zes der vorhandenen Mittel zu steigern. Zu-gleich wird das Ausmaß staatlicherRegelungsdichte zurückzunehmen sein, umzwischen den Hochschulen einen aufProfilbildung beruhenden und auf Leistungs-steigerung ausgerichteten Wettbewerb ent-

UnAUFGEFORDERT UnTHEORETISCH 13

stehen zu lassen. Die HRK erarbeitet derzeitim Rahmen eines Modellversuchs unter Teil-nahme einer Reihe von Mitgliedshochschulenein Raster für Daten, mit deren Hilfe Ange-bot und Leistungen der einzelnen Hochschu-le im Hinblick auf die jeweils unterschiedli-chen Interessen der Studienanfänger, Ar-beitgeber oder Auftraggeber für Forschungs-aufträge beurteilt und bewertet werden kön-nen.Da es hier um Wettbewerb in einem Bereichgeht, in dem Erfolg nicht allein mitqualitativen Indikatoren erfaßt werden kann,bedarf es darüber hinaus der Entwicklungvon Kriterien und Verfahren der Evaluationfür Projekte, Veranstaltungen und Einrich-tungen.Kann der spezifisch anders strukturierteRaum der Universitäten und Hochschu-len in Ostdeutsch-land, mit dem beson-deren Aspekt nochnicht eingeschliffenerStrukturen, für eineVeränderung der be-stehenden Situationin ganz Deutschlandgenutzt werden?Wenn ja, in welcherRichtung?Seit der Vereinigungder beiden deutschenStaaten sind die Chancen versäumt worden,weil die westdeutschen Hochschulorganisa-tions- und Hochschulfinanzierungsmodelleweitgehend der ostdeutschen Hochschul-landschaft übergestülpt wurden. Dabei istdas ausgebaute Weiterbildungs- undFernstudienangebot der ostdeutschen Hoch-schulen auch organisatorisch weitgehend aufder Strecke geblieben, obschon hier in deralten Bundesrepublik ein deutliches Defizitvorhanden war bzw. ist und in diesem Be-reich eine wesentliche Zukunftsaufgabe liegt,die darüber hinaus für die Hochschulen aucheine finanzielle Einnahmequelle darstellenkann.Die Neustrukturierung und der Neuaufbauvieler Fachbereiche an den Universitäten inden neuen Ländern bietet die Chance, inForschung und Lehre neue Profile zu entwik-keln und sich universitätsübergreifend in derSchwerpunktsetzung abzustimmen. DieOganisation interdisziplinärer, fach-übergreifender Kooperation in der Universi-tät, aber auch über sie hinausgreifend sollteals Herausforderung begriffen werden.Sehen Sie Möglichkeiten, den Ruf derUniversität als Ort der Offenheit wissen-schaftlicher Entwicklung und, damit ver-bunden, als Ort der Herausbildung vonuniversalen Persönlichkeiten der Wissen-schaft, die die Entwicklung der Wissen-

"WestdeutscheModelle dem

Ostenübergestiipt"

schaft maßgeblich vorantreiben können,neu zu begründen? Und was hätte das fürKonsequenzen fürdie Studienform,wie für die Möglich-keiten studier- undforschungswilligerStudenten?Die Massenuniver-sität im Westen hatals Raum der ge-sellschaftspoliti-schen Kommunika-tion an Bedeutungeingebüßt, als Stätteder wissenschaftli-chen Auseinandersetzung ihre Exclusivitätverloren.Während etwa in Polen, der Tschechoslowa-

kei und Ungarn dieWende wesentlicheImpulse aus den Uni-versitäten erhielt, wardies bei den zentralgelenkten Hochschu-len der ehemaligenDDR weniger derFall. Hier galt und giltes, die Universität alsOrt wissenschaftli-chen Diskurses und al-lein dem Erkenntnis-

fortschritt verpflichteten Bemühens wiederzu beleben. Die Gewährleistung von Frei-heit, die Bereitschaftzur Verantwortungund zur Toleranz sindhierfür entscheiden-de Voraussetzungen.Das Ziel einer Stu-dienreform muß esdementsprechendsein, der Überfracht-ung des Studiums mitder Vermittlung vonSpezialkenntnissenund einer Ver-

FachübergreifendeKooperation ist

eineHerausforderung"

"Ein kurzesStudium ist keinWert an sich!"

Schulung entgegenzuwirken. Die Studieren-den brauchen Freiräume und müssen bereitsein, eigene Schwerpunkte zu setzen undnach persönlichem Interesse interdisziplinäreStudien zu betreiben; sie müssen Unklarhei-ten und ungeklärte Fragen als intellektuelleHerausforderung begreifen und sich durchein ein- oder zweisemestriges Studium aneiner ausländischen Universität exempla-risch mit einem veränderten kulturellen undsozialen Umfeld vertraut machen. Der ver-antwortlichen und ggf. auch verantwortetenEntscheidung des oder der Einzelnen sollteauch die Studien-dauer unterworfen werden.Ein kurzes Studium ist kein Wert an sich.Kann die Universität, im Verein mit den

Hochschulen, aus eigener Kraft eineStrukturreform schaffen?

Es kann nicht umeine einheitlicheStrukturreform ge-hen, vielmehr solltedas Ziel eine vielfäl-tige Hochschul-landschaft sein, inder sich unterschied-liche Konzepte kon-kurrierend gegen-seitig beleben. Fürdiese Vielfalt benö-tigen die Hochschu-len mehr Autono-

mie und das bedeutet für die staatliche Seiteeinen Verzicht auf Kompetenzen und Inter-vention. Andererseits sind die Hochschulendarauf angewiesen, daß die politische Seiteverläßliche und erträgliche Rahmen-bedingungen für Strukturreformen schafft.Erforderlich sind zusätzliche staatliche Mit-tel, um die Fachhochschulen quantitativ unddie Universitäten qualitativ auszubauen unddie in ganz Deutschland dringend erforderli-che Grundsanierung in Angriff zu nehme ,\.Wie kommt die Universität aus dem Di-lemma heraus, zum Ort der Bewältigungsozialer Probleme gemacht worden zusein?Die Universitäten sind im Westen zuÜberlaufgefäßen des tertiären Systems undzu einer Stätte der Kompensation für ein im

Hinblick auf künfti-ges Sozialprestigeund Aufstiegs-chancen weniger at-traktives duales Sy-stem gewordenfMi?- säzza).Die gegenwärtige Si-tuation auf dem Ar-beitsmarkt läßt zu-dem die Befürchtungentstehen, daß abseh-bar wieder vermehrt

an den Universitäten auf den Zugang zumArbeitsmarkt gewartet werden wird. Diessollte nicht dazu führen, von "Überaka-demisierung" zu reden. Es geht vielmehrdarum, die Verantwortung der Politik füreinen strategisch definierten und nicht anAugenblickserfordernissen orientierten Be-darf an Hochschulqualifikationen in entspre-chende politische, insbesondere finanzpo-litische Prioritäten umzusetzen.

14 UnRECHT Uffl AUFGEFORDERT

Ein monströsesStille-Post-Spiel

Der Prozeß um den ehem. Rektor der HUB vor demBerliner Landesarbeitsgericht

Draußen in der westdeutschenProvinz - Bad Kissingens (Unterfranken)zum Beispiel - brauchtman Stunden, um denFall Fink zu erklären. Irgendwann erntetman Gähnen und die Frage: Wieso muß unsdas eigentlich interes-sieren? Der Prozeß umdie Entlassung des ehe-maligen Rektors dieserUniversität hatte fürHeinrich Fink selbsttragische Züge; mensch-lich, beruflich, familiär.Wenn man davon einmalabsehen darf: Der Prozeßförderte Erkenntnisseüber die untergegangeneDDR zutage und er zeigte,wie die Dritte und VierteGewalt in der Bundesre-publik Vergangenheitaufarbeiten.

Die Gerichtsver-handlung im Saal 610 desLandesarbeitsgerichtsBerlin hatte eine auf-klärerischeFunktion. Sielegte eine Seite des in derDDR praktizierten Herr-schaftsmechanismus of-fen: die Stasi als Zwangs-apparat, die den staatlichverwalteten Wahrheits-anspruch der marxistisch-leninistischen Ideologiezu überwachen und notfalls durchzusetzenhatte. Die Zeugen der Stasi mochten lügen,daß sich der massive Stützpfeiler des Saals610 bog - die Skrupellosigkeit und Perfidieihrer Arbeit trat jederzeit zutage.

Etwa wenn "Heiners" Führungs-offiziere schilderten, wie die Akten-produktion vonstatten ging. Danach warenquasi alle Berichte von fremder Hand verfaßt.In der Regel schrieb sich der Führungsoffizierseine Akten aus den Gesprächen zusammen,die er mit dem Geheimen Informanten, demIM führte. Bei den sogenannten Ab-schöpfungen waren es gar drei und mehr

Stationen, die eine Information mündlichtransportiert wurde, ehe sie schwarz auf weißaktenkundig wurde. Die Stasi veranstaltetealso ein monströses Stille-Post-Spiel. "Esgibt Dinge", sagte Joachim Wiegand, Chef

Führungsoffiziere genannt, der bekam:Angst. Die ideologische Übehvach-ungsmaschinerie Stasi verbreitete siesystematisch. Big Brother - das dürfte fürjeden DDR-Bürger gegolten haben -

H. Fink (m.), sein Anwalt und ein Herr Roßberg (re.) :"Vielen Dank für ihre Geschichte"

der Stasi-Kirchenabteilung XX/4, "dieklingen ganz großartig, wenn sie auf-geschrieben werden. In der Realität warensie ganz klein." Oder schlicht falsch* DieStasi kreierte in ihren Akten unter dengenannten Produktionsbedingungen bis-weilen eine neue, papierene Realität.

Und wenn es drauf ankam, miß-brauchten die Mitarbeiter des MfS dieInformationen, um eine Art staatlichorganisierten Gerüchts zu konstruieren.Zersetzung hieß das dann im Stasi-Jargon.Wer während des Fink-Prozesses denInformations-Buchhaltern zuhörte, auch

überwacht Dich und er zersetzt Dich imZweifelsfall.

Nachdem Heinrich Fink seinen Prozeßverloren hatte moserte ein Zu-hörer herum:"Jetzt wissen wir wenigstens, in welchemStaat wir leben!" - "gelebt haben!" wäre ehr-licher gewesen. Aber der ältere Herr meinte,auf den Rechtsstaat pfeifen zu können.Allerdings zeigte dieser Rechtsstaat seineStärken und Schwächen im Prozeß um dieEntlassung Heinrich Finks.

Der öffentliche, mündlich vor einemunabhängigen Richter geführte Prozeß - das

Un AUFGEFORDERT UnRECHT 15

ist das sine qua non des Rechtsstaates.Heinrich Fink hat zwei solcher Prozessefuhren können. Das ist zunächst ein Gewinn,wenn man schon den Vergleich zumpolitischen System des Realsozialismusziehen will. Fakt ist, daß die DDR einegerichtliche Überprüfbarkeit von Maß-nahmen der öffentlichen Gewalt erst Endeder 80-er Jahre einzuführen begann.Stattdessen gab es, mit Verlaub, die derFeudalzeit entstammende Möglichkeit,Eingaben zu schreiben.

Zum Rechtsstaat gehört notwendigGewaltenteilung. Sie ist - verkürzt - einegegenseitige Kontrolle der öffentlichenGewalten, der Exekutive, der Legislativeund Judikative. Nochmals zum Vergleich:Die DDR war vielleicht kein Unrechtsstaat.Aber wer kontrollierte die Stasi? Aufwelcher Grundlage hätte man das tun

• können? Ist doch zum Beispiel das Gesetzüber die Errichtung der Staatssicherheitaus den 50er Jahren nur wenige lapidareSätze lang. Soviel generell zum Rechtsstaat,ehe wir über ihn lästern wollen.

Im Detail war der Fink-Prozeßnämlich keine Glanznummer des Rechts-staates. Er hatte es schwer, schwerer nochals sonst, Gerechtigkeit zu erzeugen. Daslag an der Komplexität des Falles, auf diesich die zu Gericht sitzenden Westdeutschenmanchmal nicht recht einlassen wolltenoder konnten. Hilflos stocherte etwa derAnwalt des Wissenschaftssenators, ThomasKunze, im Nebel aus Abschöpfung,Konspiration und inoffizieller Mit-arbeiterschaft. Er streckte schließlich dieWaffen und erklärte pauschal: die Stasi-Zeugen sagen die Unwahrheit.

Das war strenggenommen eindoppelter faux pas. Zum einen demontierteKunze damit seine Zeugen, die er dochbrauchte in der Logik des ersten Prozesses,um Fink wissentlicher Stasi-Mitarbeit zuüberführen. Zum anderen zeigte Kunze einzweifelhaftes Verständnis vom rechts-staatlichem Prozeß und seiner, Kunzes,Funktion darin. Der Anwalt hätte inöffentlicher Verhandlung, also für jeder-mensch einsichtig, das vermeintlicheLügengespinst von immerhin einemknappen Dutzend Stasi-Zeugen entwirrensollen. Das schaffte er keinesfalls.

Dennoch sah das Gericht Fink derStasi-Zuarbeit überführt. Aus der Per-spektive des ersten Prozesses verstieß esdamit gegen den Grundsatz: in dubio proreo - im Zweifel für den Angeklagten. Das

Landesarbeitsgericht entschied souverän -souverän auch von der ersten Instanz. Esbewertete die vorgelegten Stasi-Akten andersund befand: Fink hat wissentlich und willentlichals IM "Heiner" für die Stasi gespitzelt. BerndPreis, der Richter, sagte zum Urteil, es sei"argumentativ angreifbar": "Unsere Auf-fassung kann nicht als letzte Wahrheit gelten."Was das ist: billiges Trostpflaster oder ehrlichesEingeständnis von Zweifeln, das mag jederselbst beurteilen.

Welche Rolle spielte die vierte Gewalt,die Presse? Eine unrühmliche. Sie war sichüblicherweise nicht einig, aber das ist nichtdas Problem. Die interessierte Presse überführteFink dort, wo es am schwersten, eigentlichunmöglich ist: bei der angeblichen Ordens-verleihung für den IM "Heiner" durch dieStasi. Zum Verständnis: Wenn Fink, wie erbehauptet, unwissentlich IM war, dann durfteer freilich keinen Orden für IM "Heiner"entgegennehmen. Und Fink sagte ja auch, erhabe keinen Orden von der Stasi erhalten. Faktist: die Stasi-Abteilung Kader und Schulungstellte für den IM "Heiner" die NVA-Verdienstmedaille in Gold, samt Ver-leihungsurkunde und Prämie zur Verfügung.Wohlgemerkt der Führungsoffizier KlausRoßberg bekam den ganzen Ordenskrams, umihn zu überreichen. Soviel geht aus einemBefehl und einem entsprechenden Er-ledigungsvermerk hervor, nicht mehr.

Die FAZ aber beispielsweise schrieb,noch dazu in einer Überschrift: "Fink erhieltdie Verdienstmedaille..." Sie mißachtete damitden von ihr sonst geradezu heiliggesprochenenKonjunktiv. Im übrigen berichtete sie dieDetails derart verkürzt, daß sie die nicht

beweisbare Tatsachenbehauptung stütztenund verstärkten. Der auf Fink gemünzte Aus-zeichnungsbefehl sei mit einer persönlichenWidmung und der Unterschrift von ErichMielke versehen. Das war, zusammengefaßt,die Botschaft der FAZ. Und nun dieTatsachen: Der Befehl galt für mehrereHundert Auszuzeichnende, Finks Name stehtauf Seite 15 einer 35seitigenListe zu Ehrender.Die persönliche Widmung war eines derDDR-üblichenEhrungs-Blablas, und siegaltfür alle auf der Liste. Außerdem hat nichtetwa Mielke unterschrieben, sondern dieUrkunde trägt ein Unterschriftsfaksimile vonihm.

Jetzt wissen wir in welchem Staat wirleben. Unser Vorteil ist: wir können wasdagegen machen, weil unsere Rechte bessergeschützt sind, jedenfalls ein bißchen mehrals in der DDR. Gott hab' sie selig.

Christian Füller(Politologe undFreier Journalist)

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Un AUFGEFORDERTE UmWELT 16

Kleiner, aber feiner!Nach Rio und Frankfurt/M. kam Osnabrück - Das Bundes-

Umwelttreffen der StudentenAn der FH Osnabrück fand an vier Tagen imNovember '92 das 13. bundesweite Treffenstudentischer Umweltgruppen statt. Dieser"Ökotreff' wird einmal pro Semester anjeweils einer anderen Uni von Studentenausgerichtet. Das Anliegen besteht darin,Anregungen und Erfahrungen auszutauschenund vor allem Energie und neue Motivationfür die Arbeit an der eigenen Uni zu tanken.Wir, vier Leute unserer noch jungen Öko-Gruppe bei Humboldts, fuhren also hin, umuns einiges an- und abzugucken.

Was kann man erzählen von diesen stim-mungsvollen und mit Programm voll-gepfropften Tagen ? An wichtigster Stellestand der Austausch darüber, was für Sachenan welchen Unis wie durchgesetztwerden bzw. wurden. Und da sich 150 Leuteschlechtmiteinander nutzbringend unterhal-ten können, bildeten sich Arbeitsgruppen,z.B. zu den Themen Verkehr, Papier, Biolo-gisches Bauen, Ökologischer Landbau, Bio-Essen bei McMensa und AlternativeLebensformen. Zwischendurch gab es Vor-träge von Studis für Studis, u.a. überLebendbauwerke und Benjeshecken. Unddie angebotenen Exkursionen erweitertennicht nur unsere geistigen Horizonte, son-dern pusteten auch frischen Wind in diestrapazierten Gehirngänge. Sie führten u.a.zur geplanten Mercedes-Teststrecke imPapenburger Moor, einer Mülldeponie undeiner Windradanlage.Beim Abschlußplenum wurde eine Resoluti-on an das Deutsche Studentenwerk verab-schiedet. Darin wird gefordert, in denMensen und Cafeterien nur noch Kaffee zuverkaufen, dessen Anbau die Selbständig-keit der Kleinbauern fördert, der ökologischangebaut und zu fairen Bedingungen undgerechten Preisen gehandelt wird.Bei der sich anschließenden Fete feierten wirausgelassen bis in den Morgen hinein.Und was bleibt ? Im Herzen auf jeden Falldas Gefühl: "Mensch, da gibt's noch neganze Menge Leute, die haben auch so neWut und Angst im Bauch wie man selbst,und mit unseren vereinigten Energien könn-ten wir es vielleicht doch schaffen etwas zuverändern." Andererseits viele Fragen, vorallem die nach dem Sinn, gegen Auswüchseeiner verquerten Gesellschaft anzugehen,wo die Natur nur noch Produktionsbasis istund wo sich Menschen als Sklaven ihrerArbeit und verfangen in fragwürdigen

(Konsum)Bedürfnissen von dem "MenschUND Natur sein" mehr und mehr entfernen? Muß man denn die Hebel nicht an anderenStellen, viel tiefer liegend, ansetzen ? Undwo liegt die Grenze zwischen Toleranz, z.B.gegenüber bestimmten Verhaltensweisen,und dem Nicht tolerant sein dürfen ? Undsind wir "Ökobewegten" nicht manchmal

gehörtnun mal z.Zt. die Uni. Und wenn Euchan eben dieser auch einiges stinkt, dannmacht doch einfach mit bei uns.Dazu müßt Ihr keine Birkenstöcker undselbstgestrickte Socken tragen und auch nichtam Müsliriegel kauen, sondern nur Ideen,Engagement und Stehvermögen mitbringen.Also, bis bald !

ganz schön selbstgerecht ?Das sind so die Fragen, die in uns rumorenund die wir in Osnabrück öfters diskutierten,für die wir aber keine endgültigen Lösungenfanden. Konsens herrschte darüber, daß wirzumindest Einfluß nehmen können auf unse-ren unmittelbaren Lebensbereich, und dazu

KONTAKT ZUR UMWELTGRUPPEunter der Tel.Nr. 2794098 bei Claudia Mayoder Christoph Jänisch

Uffl AUFGEFORDERT UnGEKUNSTELT 17

MalereiAdele Seil und ihre Truppe ...

... der Zeichenzirkel der HUB. DieAusstellung im Foyer der Kommode imDezember 1992 zeigte die neuesten Arbeitender Zirkelmitglieder. Der professionelleVortrag, den Gemälde, Plastiken und Objekteallesamt vermittelten, ließ bei manchemsicher die Frage aufkommen: "Wie kriegendie das alles bloß auf die Reihe ?". Für jene,die mal ein bißchen so nebenbei malenmöchten, ist das Atelier des Zirkels in derMarienstraße 11 Berlin-Mitte gewiß derfalsche Ort. "Bei uns wird gerackert!" ,meint Adele Seil, die den 1958 gegründetenZirkel seit 14 Jahren leitet. Rangeklotzt wirdin vielerlei Hinsicht. Das nötige Materialwird einerseits aus der eigenen Taschebezahlt, andererseits durch Such- undSammelaktionen, wo immer es sich anbietet,zusammengekarrt. Räumlichkeiten stellt dieHUB zur Verfügung und bezahlt die Miete.Die Mitgliederzahl beläuft sich z.Z. auf ca.20 Studierende. Sie kommen aus denverschiedensten Studienrichtungen, eineTatsache, die die Arbeit zusätzlich spannendmachtGewirkt werden kann, wann immerman/frau Zeit hat. Es gibt keine festenTermine und es steht auch kein Stillebenoder Aktmodell in der Mitte und alle anderensitzen drumherum. Wer in diesem Zirkelarbeitet, hat seine eigenen Ideen und setzt sieum. Hierdurch sollte sich ein/e Anfänger/innicht abschrecken lassen. So manch eine/r,die/der sich mit seinen "fotorealistischenBildchen" vorstellte, wurdedurch großzügigeFärb- und Materialstudien an das heran-geführt, was jüngst im Foyer der Kommodezu sehen war.Das Motto der Austeilung lautete:

Offensichtlich läßt es sich auf verschiedeneArt und Weise lesen. Unweigerlich fiel einem

beim Betreten des Foyers die großflächige,dreiteilige Arbeit "Seth - die schwarzeWelle" von Frederique Poinat ins Auge. Daschwebt der ägyptische Kriegsgott Sethnicht mit dem Himmelsschlüssel, wie dieSage es beschreibt, durch die Lüfte,sondern mit einem Baseball-schläger bewaffnet. Zwei ängst-liche Figuren flankieren ihn. Seth... SEHT ! SCHAUT HIN ! DieseGedankenassoziation bietet sichan. An anderer Stelle zeigte dieArbeit "Verletzungen" von OlafWeikart eine menschliche Figurzwischen Bäumen, die anstelle derAugen Tontöpfe hat, die man zumAuffangen von Harz verwendet.Ein Gleichnis hinsichtlich desAugenschmerzes, der schon keinermehr ist, verursacht von omni-präsentem, schleichendem Terrorder Reklamemagnaten, die uns anetlichen Häuserwenden und Stras-senecken großformatig indok-trinieren wollen, bis wir, wenn wirBrille meinen, Fielmann sagen undanstatt Wurst, Zimbo.

Berlin bietet Reibepunkte, woimmer man/frau hinschaut. Siewurden aufgegriffen. Ob es dieStrichmädchen in der Oranien-burger Straße sind, die Vege-tierenden vom Bahnhof Zoo oderdie Neureichen. Wie würde letz-teren die hyperkitschige und dazuvergoldete Rose von Kristina Speergefallen haben? Dem Hang zum Kunst- undKulturdekor dieser Leute steht die Gruppe

Arbeitsloser ausgebogenem Rohr-stahl gegenüber(Holger Grön-wald). Mit leerenKörben, enger-geschnalltem Gür-tel schauen siegesichtslos darein.Soweit sei nur aufeinige wenige Ar-beiten näher einge-gangen. Es warenweitaus mehr, vie-le, die einfachdurch ihren dekor-

ativen Vortrag unterhielten, gefielen oderAnregung gaben.

Der Verkauf üef gut. Da bestand die Chance,ein originelles Weihnachtsgeschenk zuerwerben. Die preiswertesten Arbeiten wurdenab 180,-DM(soferngewünschtauch in Raten)gehandelt.

Die Umklammerung unseres,Wesens durch Habenmüssen

Die Epoche des Sichverhärtens, derEinsamkeit und des zurückgezogennefi Sonderlebens ist angebrochen.Indem wir den Schein wahren, öffnenwir den Treulosigkeiten den Weg.Das sich selbstüberlassene Unbe-wußte, gezwungen Intuitive lähmtunsere Empfindungsgabe. Es gerätins Elend, wenn wir es der Sinnen-haftigkeit berauben. Wir müssen unswiederfinden, um uns über unserinnerstes Sein klar zu werden, denmetaphysischen Charakter definie-ren, um nicht wirklich zu verarmen

V*Aus der Einladung zur Ausstellungseröffnung vom 30.11.92

Etwas abseits, schon weniger beachtet, lug ineinem großen Pappkarton - der von innen mit"Kunst" behangen, die wiederum mit V,' Jrstenund Torten übermalt war - zusammengepferchtein Knochenmann. Wozu Kunst?! ZumSelbstzweck oder um Mensch zu sein? EineAusstellung, die gegen "Die Epoche desSichverhärtens, der Einsamkeit und deszurückgezogenen Sonderlebens..."(Zitat ausder Einladung zur Eröffnung) anging und esist zu hoffen, daß in Zukunft weitereAusstellungen der Truppe um AdeleSell(Tel.:2813828) an dieser Stelle folgen.

SOI SV

18 UnBEKANNT UnAUFGEFORDERT

Orchideenfächer:Ägyptologie

Rätselhaft wie die Sphinx ?!Der Lehrstuhl der Ägyptologie an der HUBist der älteste seiner Art in Deutschland.DasInstitut für Sudanarchäologie und Ägypto-logie am FB Asien- und Afrikawissenschaftenbietet die Ägyptologie als Haupt- undNebenfach im Magisterstudiengang an. Obzum Wintersemester 1993/94 immatrikulirt

buchunternehmen ist bis heute noch nichtabgeschlossen. Die Arbeit wird von einerNachfolgekommission weitergeführt.Die Arbeiten von Lepsius und Erdman flie-ßen in die studentische Ausbildung mit ein,der Schwerpunkt liegt jedoch auf neustenForschungsergebnissen. Gegenstand des

/mg?

6 .U-O-n.

1.nJUJL-

Als Fachkombinationen bieten sich an:Sudanarchäologie, Ur- und Frühgeschichte,Afrikanistik, klassische Archäologie.Bleibt noch die Frage: Was macht ein fertigausgebildeter Ägyptologe? Der Bedarf istaus verständlichen Gründen nicht hoch. Aufeinhundert Studierende kommt etwa eine

Arbeitsstelle. Arbeite-möglichkeiten bietensich dem Ägyptolo-gen in Museen, anUniversitäten und beiGrabungen vor Ort.

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9*0

u.<L.

Auszug aus dem ägyptisch-deutschen Wörterbuch

werden kann, steht noch nicht fest. Hierbleiben die Entscheidungen der LHSK (Lan-des-Hochschul-Strukturkommission)undderSBK (Struktur- und Berufungs-kommission)abzuwarten, deren Bestrebendahin gehen, Doppelungen der Fach-richtungen an den Berliner Universitäten zuvermeiden und an der FU gibt es ebenfallseinen Lehrstuhl Ägyptologie.Im Verlauf des Ägyptenfeldzuges Napoleons1798 kommen die ersten europäischen Wis-senschaftler nach Ägypten. Von 1842-45sandte Preußen eine königlich-preußischeExpedition ins Land, deren Leiter Lepsius(1810-84) war. Von einer Zeichnergruppeließ er die Reise entlang des Nils ausführlichdokumentieren. Zeichnungen und Texte die-ser Expedition sind in folioformatigen Bü-chern publiziert und u.a. in der Bibliothekder Staatlichen Museen zu Berlin einsehbar.1898 wird an der königlich-preußischenAkademie die Kommission "ÄgyptischesWörterbuch" ins Leben gerufen. DieErarbeitung eines ägyptisch-deutschenWörterbuches wurde von Erdman (1854-1937) entscheidend vorangetrieben. DasWörterbuch liegt in fünf Bänden vor undwird durch eine fünfbändige Beleg-stellenangabe ergänzt. Das Wörter-

Ausbildungsfaches Ägyptologie sind Spra-che, Geschichte, Kunst, Archäologie undKultur des Alten Ägypten vom Ende des4Jahrtausends v. Chr. bis zum Beginn derPtolemäerzeit Ende des 4. Jh.v.Chr., wobeidas Ptolomäische Ägypten (332-30v.Chr.)und das Koptische Ägypten (ca. bis 1000n.Chr.) im sprachlichen Bereich mit einbe-zogen sind. Bei der Sprache handelt es sichum verschiedene Sprachstufen und Schrift-formen des Ägyptischen, namentlich sinddas:Mittel- , Alt- und Neuägyptisch,Demotisch und Koptisch sowie Hieroglyphenund Hieratisch. Geografisch umfaßt das Ge-biet der Ägyptologie den Nil vom erstenKatarakt bis zum Delta. Zum Quellenstudiumsind Englisch und Französisch notwendig,Altgriechisch wird im Grundstudium ver-langt und Latein ist wünschenswert. Mfoder-ner Auswertungsmethoden geschuldet sindInformatikkenntnisse von Vorteil. Derzeitsind 31 Studierende im Hauptfach einge-schrieben und acht im Nebenfach.Am Institut für Sudanarchäologie undÄgyptologie am FB Asien- und Afrika-wissenschaften bestehen für die Ägyptologieeine Professur und eine Assistentenstelle.Die vergleichsweise geringe Zahl der Stu-dierenden ermöglicht eine gute Betreuung.

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+++Leserbriefe+++Leserbriefe+++Leserbriefe+++Leserbriefe+++Leserbriefe+++Leserbriefe+++LeserbriefeBerichtigung:Zum Artikel "Massenunl sprengt HumboldtschesIdeal" UnAUF 42Der Artikel "Massenuni..." stand in der UnAUF 42/1992unter falschem Titel. Der Text war urprünglich betiteltmit der Frage: "Stehen wir vor einer pastmodernenHochschulreform ?". Die Überschrift wurde ohne Wis-sen des Autors geändert.Steffen Schlüter

Sorryf Die Redaktion-ojoff

GegendarstellungBetr.: "Stühleriicken" in UnAufgefordert Nr.42/92Im vorletzten Absatz des Artikels zitiert mich der Ver-fasser sinnentstellend. Die Leitung der Universität hatvon allen Fachbereiche Berichte über den Stand derLehre zu Beginn des Semesters angefordert, nicht umdiese nur zur Kenntnis zu nehmen oder informiert zusein, sondern um aus der Kenntnis Konsequenzen zuziehen. Aus diesem Grunde wurden die Einzelberichteder Fachbereiche nicht nur in der Universitätsleitung,sondern auch in der Kommission Lehre und Studium desAkademischen Senats diskutiert.Konsequenzen ergeben sich insbesondere für Beruf-ungsverfahren, für Übernahmeverfahren des wissen-schaftlichen Personals und für Kapazitätsberechnungen.Diese Konsequenzen sind gemeinsam von der Uni-Leitung, den Zentralen Selbstverwaltungsgremien undden Fachbereichen zu ziehen. Ich werde mich nach-drücklich dafür einsetzen, daß trotz aller Schwierigkei-ten, die sich aus offenen Personalentscheidungen erge-ben, alle Bereiche der Universität den Lehrver-pflichtungen in guter Qualität nachkommen.Marlis Diirkop, Präsidentin der Humboldt-Universi-tät zu Berlin.

Zitat aus dem Protokoll der Sitzung der KommissionLehre und Studium vom 30.11.1992:("...") - In Erwartung eventueller Unruhen an den Ber-liner Hochschulen betreffs unzureichende personellerund kapazitärer Gewährleistung der Lehr-veranstaltungen wurde (...) eine kurzfristige Umfragezur Lehrsituation durchgeführt. Die Präsidentin schätz-te ein:- Trotz zu erwartender Probleme ist die Lehre gut ange-laufen, sind die Lehrveranstaltungen relativ gut gesi-chert.> Längerfristige Probleme werden bleiben, die teilweiseungenügend realisierten Berufungen sowie das

unzureichende Hörsaal- und Raumangebot. (...)- Schlußfolgerungen/Festlegungen:> Die Fachbereiche nehmen künftig in ihre Semester-planung die Berichterstattung über den Anlauf derLehrveranstaltungen auf. Die Studienabteilung arbeitetdazu einen Berichtsbogen (möglichst tabellarisch) aus.(...)> Es ist zu überprüfen, inwieweit die HEP (Hoch-schulentwicklungsplan - UnAuf) - Mittel zur Sicherungder Lehre optimal genutzt werden und ob Mittel vonfreiwerdenden Stellen für die Finanzierung vonLehraufträgen genutzt werden können. (...)

Die Redaktion bleibt bei ihrer Darstellung -

Offener Brief- betrifft Prozeß um Y\, Fink vor demLAG BerlinMit Bestürzung und Empörung haben wir als Angehöri-ge der Humboldt-Universität das Urteil des Landes-arbeitsgerichtes Berlin im Prozeß gegen den letzten

Rektor unserer Alma Mater zur Kenntnis genommen.Mehr noch als das Urteil zeigtdessen Begründung diepolitische Dimension des Prozesses: während einerseitsden Akten des MfS uneingeschränkt Glauben geschenktwird, werden die für die Führung der Akten Zuständigenpauschal als unglaubwürdig betrachtet.Für uns gilt weiterhin eine bewußte Arbeit von Prof.Heinrich Fink für das MfS als nicht erwiesen. Da wir ihnin seinem Engagement für die Demokratisierung derUniversität wie für die Gerechtigkeit im Lande kennenund schätzen gelernt haben, können und wollen wir ihmunser Vertrauen nicht entziehen.Carola Rollfink (Studentin Slawistik), Thomas Becker( wiss. Mitarbeiter Informatik), Karsten Jiirchott(Student Biologie), Dr. Dieter Kraft (Dozent),Bernardo Ramirez (Student Philosophie)

SLYNKATschernobyl.Drei Jahre sind seit der Reaktorkatastrophe vergangen.Die Strahlenangst, die Empörung, die Trauer und dasMitleid mit den betroffenen Menschen sind längstverebbt, sind fast vergessen. Aber die Strahlen kümmernsich nicht um das Vergessen. Sie schädigen weiter. Siem

verstrahlen das Obst und Gemüse, welches weiterhinangebaut und verzehrt wird, ebenso wie Gegenstände,mit denen ständig umgegangen werden muß. Strahlungimmer und überall. Sie ist nicht zu riechen, zu schmecken,anzufassen. Doch sie ist in den Krankheiten erkennbar.Krebserkrankungen und Unterleibsleiden, Leukämie,Hautkrankheiten, Immunschwäche und, und,und...müssen behandelt werden. Die Zunahme derPatienten ist rapide und für uns unvorstellbar groß. Undunvorstellbar schlecht ausgerüstet sind die Kranken-häuser.So auch in Slynka, einer kleinen Stadt im DreiländereckUkraine, Bjelorussland, Rußland.In den letzten beiden Jahren entwickelten dieSlawistikstudenten eine Partnerschaft zu dieser Stadt.Damals fuhrensie selbst Lebensmittel, Kleidung, Arzneiin das Gebjet. Dieses Jahr sandte das KrankenhausSlynkas eine Liste der benötigten Ausrüstungen, z.B.:- 1000 Bettlaken, 800 Bettbezüge, 2000 Kissenbezüge,500 Kissen, 2000 Handtücher, 1500 Kittel, 400Schlafanzüge, 500 Matrazen, 600 Paar Schuhe, 250 Bet-ten für Erwachsene, 30 Kinderbetten, 75 Kühlschränke,Geräte zur Blutanalyse, EKG, Ultraschalldiagnostik,Konserven, Saft, Graupen, Reis, Zucker, Diabetiker-süßstoff.Um diese Sachen kaufen zu können, sammeln wir Geld(schon benutzte Kleidung nützt uns leider nichts, da dieLagerungsmöglichkeiten fehlen).Der Transport soll im Februar auf die Reise gehen. Wirsind froh über jede finanzielle Unterstützung, entweder

... Spendenkonto Berliner VolksbankBlz: 100 900 00Kt.-Nr: 25 04 64 04

Kennwort: "Slynka"oder ...... in unsere Kasse im Hauptfoyer der Humboldt-Uni.Ilka Rölller, Studentin FB Slawistik

Zum Editorial UnAUF 42

Bei der öffentlichen Immatrikulationsfeier derErstsemester kündigte die Präsidentin der HUB, FrauDürkop, nach den Ereignissen von Mölln und derErmordung von Silvio Meier einen Aktionstag derBerliner Universitäten zum Thema Rassismus undAusländerfeindlichkeit an . In der UnAUF 42 wurdeberichtet, daß dieser nicht stattfände. Mittlerweile istdieseN*chnchtübeiholl(durchdenBerichtinUnAUF?)

und der Termin steht nun fest: 27/28. Januar 1993 ab 16Uhr bzw. den ganzen Tag. An diesem Aktionstagbeteiligen sich allerdings nicht wie angekündigt auchdie anderen Universitäten; er ist auf die Humboldt-Unibeschränkt. Zum Inhalt konnte die Pressesprecherin derPräsidentin noch nichts sagen. So schade ich es finde,daß dieser Aktionstag nun nicht von allen Unisgemeinsam veranstaltet wird, bin ich der Ansicht, daßauch von der Humboldt-Universität ein Zeichen gegenGewalt von Rechts gesetzt werden sollte und ich hoffe,daß sich viele an diesem Aktionstag beteiligen.

Franziska Ahles

20 Un VERSCHÄMT UnAUFGEFORDERT

Propagandamaschinerie,Lebensgefühl und

viel Geld...... die UfA wird 75 und kriegt eine Ausstellung im

Deutschen Historischen MuseumSatte 2 Millionen DM hat die "größteFilmausstellung seit 1945 auf deutschemBoden" (Christoph Stölzl, Direktor DHM)gefressen: jetzt verschlingt sie Millionenvon Besuchern ...Wer ins Kino geht, will betrogen werden(und bezahlt dafür), so funktioniertHollywood, und so hat auch die UFA funk-tioniert.Wer ins Kino geht, will betrogen werden -das haben sich auch die Gestalter dieserAusstellung gesagt und bereits mit demEingangsportalgewonnen. Eindunkles Blau,leuchtendes Rotund Scheinwer-fer-dieUFAlebt,und das drei Mo-nate lang in 24Räumen. Derfas-zinierte Besu-cher taucht ein indas Labyrinthdeutscher Film-geschichte von1917 bis 1945,entdeckt die DivaDietrich auf der Tonne im blauen Engel, darfDr. Mabuse beim Horrormord zusehen undden HitlerjungenQuex bewundern. Das ganzekommt dem Betrachter kaum, manchmalschrecklich wenig kommentiert daher, VeitHarlan ist ein Regiesseur unter vielen (unddessen Filme darf das ZDF ja jetzt auchwieder ausstrahlen).Das Kriegsministerium als Initiator der Grün-dung der UFA (18.12.1917) wird kaum er-

Fridericus Rex und die UFA,

wähnt, ebenso fällt die Rolle JopsephGoebbels als "Reichsminister für Volks-aufklärung und Propaganda" und Präsidentder Reichskulturkammer unter den Tisch.Trotzdem bleibt die Faszination über diegrößte deutscheFilmwerkstatt:Fotographien,Orginalplakate, Kostüme, Bühnen-bildskizzen und -modeile, Studiobauten undWachsfiguren, Kameraausrüstungen undVideos...... das kurze Leben der UFA kommt wie einRausch daher und so fühlt sich der erschöpfte

Besucher nachzwei Stundenauch...... Hans Albers

als BaronMünchhausenorakelte 1945auf dem Mond

mit seinemDiener über dieverlorengegan-

gene Zeit:Diener: "

Entweder istIhre Uhr

kaputt, HerrBaron, oder die Zeit selber."

Münchhausen: "Die Zeit ist kaputt!"

Kommilitoninnen und Kommilitonen!Schwänzt Eure langweiligen Vor-

lesungen und spendet dieser Ausstellungzwei Mark Eintritt!

Denn die Zeit ist kaputt!

-aa

Russisch Roulette?Das Überqueren derUnistraße gleicht einemSelbstmordversuch. Mantafahrer rasen,hamlose Studenten aufs Korn nehmend,Irren gleich durch die Straße. "Frau amSteuer - Ungeheuer", "Sonntagsfahrer",

"Arschgeige" und auch beliebte Handzeichen,wie der erigierte Mittelfinger, sind zurnormalen Umgangsform geworden. Gemütererhitzen sich.Eine ähnliche Situation hatten wir schonmal, als ein Haufen mutig Entschlossener1991/92 einen Zebrastreifen vom Haupt-gebäude zur Kommode zog. Als dank dafür

erhielten sie auch gleich zwei Anzeigen.Eine vom Straßenbauamt wegen Sach-beschädigung und Amtsanmaßung und einevom Bezirksamt Mitte wegen des Verstoßesgegen das Versammlungsrecht.Nachdem man aus den glimpflich abge-gangenen Anzeigen seine Lehrer gezrgrnhatte, brachte man in der Bedrks«e-ordnetenversammlung Mitte überdie Grüneneinen Antrag zum Bau einer Am;«\ ein."Drei bis vier Jahre Bearbeitungsze •", wardie Antwort. Um dem Willen nach einerAmpel Nachdruck zu verleihen, rollte maneinen roten Teppich Unter den Linden ausund wieder zusammen, während einigeHundertschaften der Polizei die Straße fürdas Häuflein abriegelten. Diesmal nämlich,hatte man sich an die an die verbeamtet-polizeilichen Spielregeln gehalten.Die Ampel ist nun da, aber wer denkt, diessei auf studentische Aktionen zurück-zuführen, der täuscht sich.Da die Friedrichstraße durch den Bau d-.'rWeidendammbrücke für vier Jahre gesperrtist, mußte der Verkehr umgeleitet '\< rden.Durch eine" Signalanlage" - nämlich (* ̂ sagteAmpel). Diese leitet den Verkehrregeluiäßigund flüssig in die Unistraße ein. Ein jeder,der vom oder zum S-U-Bahnhof Friedrich-straße geht, müßte es seit einiger Zeit bemerkthaben, welche Schwierigkeiten es ihmbereitet, die Unistraße zu überqueren. Dochdas Problem hängt nicht nur an einer Ampelin der Unistraße - es ist das allgemeineVerkehrsproblem. Da wird für die Großstadt-bewohner der BVG-Service eingc schränkt,Straßen ausgebaut und zu Ren istreck numfunktioniert. Die Schwächeroi, spiilidie Radfahrer und Fußgänger, lni'e.i denStärkeren zu weichen. Funktionl rjndesPrinzip in der Unistraße.Der Senat von Berlin ist eigentlich nur derVerwalter, noch dazu ein unfähiger, der dieVerantwortung für das Chaos auf die Bezirkeabschiebt. Ein Antrag für eine Ampel in derBezirksversammlung Mitte würde drei bisvier Jahre (bis zur Fertigstellung derWeidendammbrücke)von einem Seh eib-tisch zum andern wandern. Verant-wortlichkeiten werden verbeamiet undEntscheidungen bis zum jüngsten Gerichthinausgeschoben. Vielleicht wartet m?.i nMitte auch nur die nächsten drei bis vL-rtoten Studenten ab, bis sich etwas bewegt.Schuld an dem Dilemma sind aber nicht nurdie Beamten, sondern Schuld ist auch dieschlechte Koordination von Projekten undVereinen, die sich mit Verkehrsproblemenbefassen. Schuld haben auch die eigentlichunmittelbar Betroffenen, die Studenten mitihrer Passivität. Es fehlt an Bewegung undAktionismus.Neue Zebrastreifen braucht das I and(Berlin)! . SUSe