wtf?! fragt wjh: twitter-juni2010
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Juni 2010: Wir postulieren, gestützt auf reine Spekulation, grobe Verallgemeinerung, totale Übertreibung und bloße Behauptung 3 Twitter-Motive.TRANSCRIPT
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WTF?!
fragt WJH Twi$er-‐Behauptungen im Juni 2010
WTF?! fragt WJH (Juni 2010)
Der Trigema-‐Mann hat ganz schön für Aufruhr gesorgt, als er kürzlich Twi$erer per se als „Idioten“ bezeichnete, die unwichHges Zeug in die Welt pusten. In dieses Horn möchten wir nicht tuten (oder heißt das jetzt Vuvuzela?). Aber eine ehrliche Frage sei doch gesta$et: Was machen die meisten Leute bei Twi$er? Was macht Ihr? Was machen wir?
Die wirjetzthier-‐Psychologin bringt sich mal ganz schlau ein: Hinter jedem Verhalten steckt ein MoHv, ein zu Grunde liegendes Bedürfnis, das durch die Handlung befriedigt werden soll. Verhalten ist niemals zufällig, allenfalls unbewusst. Und Verhalten stellt irgendetwas für den Ausführenden sicher, sonst würde er das Verhalten nicht zeigen. So weit die Theorie.
In einer von Thomas Pfeiffer durchgeführten Befragung von 2.779 Twi$eraH aus dem Jahr 2009h$p://twi$erumfrage.de/dtu1.php zeigten sich deutliche Unterschiede in der Twi$ernutzung zwischen Männern und Frauen: Während Männer in erster Linie daran interessiert sind, neue Infos zu erhalten und ihrerseits Infos zu streuen, schätzen Frauen die Möglichkeit, mit Freunden in Kontakt zu bleiben und sich auszutauschen. Das kennen wir, genau wie im echten Leben!
Jeder, wie er mag.
Aber was, bi$eschön, sind denn „Infos“ ? Die Minderheit aller Nachrichten, die über Twi$er gestreut wird, hat diesen Namen verdient und kann für sich tatsächlich InformaHonsgehalt der Kategorie „wichHg und von Belang“ beanspruchen. Selbst Twi$eraH, von denen man aufgrund ihrer PosiHon oder Profession Interessantes erwarten könnte, lassen uns zeitweilig einfach an ihrem Frühstück teilhaben. Oder an ihrer aktuellen Laune. Welchen Wert haben Steno-‐Unterhaltungen zwischen Freundinnen? Brauchen wir stündliche Durchsagen darüber, wo auf dem Globus sich jemand gerade befindet („I´m @ Bochum Hbf“)? Nein, nicht wirklich. Man kann also einräumen, dass ein nicht unerheblicher Teil dessen, was durch die Timeline rauscht, für einen persönlich im Grunde wertlos ist. Manchmal sind die Infos krypHsch an jemanden anders gerichtet und ergeben nur für Insider einen Sinn. Manchmal interessieren sie einfach nicht. Und manchmal ist es das hundertste Retweet zum heißesten Scheiß, den man einfach kennen MUSS und daher schon 99 mal gelesen hat. Womit wir doch recht dicht an der Twi$er-‐ Bewertung des Trigema-‐Mannes wären.
WTF?! fragt WJH (Juni 2010) -‐ Autor: wirjetzthier -‐ KonzepHon.Live.KommunikaHon // www.wirjetzthier.de
Was soll das Ganze also?!
Wunder über Wunder-‐ wir verbreiten mit Wonne ganz schön viel Quatsch.
Und wir lesen den Kram der Anderen nicht nur, wir lieben ihn! Selbst wenn laut h$p://www.edisonresearch.com/twi$er_usage_2010.php 53% aller US-‐Vögelchen selbst nie zwitschern – sie folgen! Mutmaßlich sieht es bei uns nicht viel anders aus. Da stellt sich doch die Frage, was der Einzelne durch den steten Blick in die Timeline für sich sicherstellt? Welche MoHve befriedigt Twi$ern? Wir postulieren, gestützt auf reine SpekulaHon, grobe Verallgemeinerung, totale Übertreibung und bloße Behauptung 3 Twi@er-‐MoBve:
1. GemeinschaI, Solidarität, Loyalität: Herde, wo bist du?
Viele Tweets, vor allem auch die Retweets von humorigen oder bissigen Beiträgen, haben im Grunde die Aufgabe, sich als Member einer besHmmten Peergroup zu erklären. Sie dienen dem Schulterschluss, der Einhelligkeit, sind manchmal unterstützend, zuweilen auch anbiedernd. Sie sollen zeigen, mit wem und womit man sympathisiert. Sie suggerieren dem HerdenHer in uns, dass da noch andere sind, die so Hcken wie wir. Nicht nur in den Tweets an sich, auch im Auswahlverfahren der „Freunde“ zeigt sich loyales Verhalten. Selbst wenn die beste (echte) Freundin mit Vorliebe über das abwegigste Thema der Welt twi$erte – der „solidarische“ Twi$eraH würden ihr dennoch folgen und sie freundlich listen. Ebenso verfährt er mit Arbeitskollegen, alten Schulfreunden und Nachbarn. Neben der Übertragung „realer“ Kontakte in die Twi$erfolgschaq bilden sich jedoch vor allem auch ganz neue, selbst gewählte Interessengemeinschaqen unter einem (manchmal kleinen) gemeinsamen Nenner.
Seltene Daseinsformen von den Rändern der Gesellschaq kokereren mit ihrem So-‐Sein („Geek aus Leidenschaq“ „Vampirfreundin“) und können sicher sein, dass sie Ihresgleichen treffen und warm aufgenommen werden. Gruppenbildung im Netz funkHoniert leicht, schnell und angenehm oberflächlich. Es reicht, dass sie das Gefühl hervorruq, nicht allein, sondern ein Teil von etwas zu sein. Man muss ja nicht gleich kuscheln. Das AnschlussmoHv wird befriedigt, ohne dass es in Anstrengung ausartet.
Vögelchen, die sich dieser Gruppe zugetan fühlen, piepsen mit ihren Twi$erbekannten ganze Dialoge zusammen, denen die Welt folgen darf („@püppi wo bist du?“ „@moppel gleich da!“). Twi$er erfüllt für sie oq auch die FunkHon eines SMS-‐Service. Sie retweeten sich, was das Zeug hält („Hihi! RT@...“) und unterstützen sich in ihren Aussagen. Der Anteil an wohligwarmer KommunikaHon ist in dieser Gruppe hoch. Der Inhalt der Tweets ist in erster Linie unterhaltsamer und privater Natur. Die Schere zwischen „Following“ und „Follower“ klafft vergleichsweise weniger auseinander.
WTF?! fragt WJH (Juni 2010) -‐ Autor: wirjetzthier -‐ KonzepHon.Live.KommunikaHon // www.wirjetzthier.de
2. WichBgkeit, Anerkennung, PosiBonierung: Herde, hier bin ich!
Andere Twi$er-‐Benutzer legen deutlich weniger Wert auf den Dialog. Sie nutzen Twi$er als Platorm, um sich selbst darzustellen. Der Wunsch, (jemandem) wichHg zu sein, eine Bedeutung zu haben, und gehört zu werden, wohnt jedem von uns inne. Dieses MoHv zeigt sich im posiHvsten Fall als Selbstbewusstsein, Durchsetzungskraq und die Gabe, zu unterhalten. Das kann auf charmante Weise geschehen. Bei Twi$er treibt es jedoch manchmal sonderbare Blüten. Viele Profile sind allzu deutlich auf Profilierung ausgerichtet. Ein breiter Vogelschwarm im Rücken ist für die Spitzenvögel höchst erwünscht, beeindruckende Follower-‐Zahlen zu generieren ist eine Art We$kampfsport („Ob ich heute die 3000 schaffe? Helq mit!“). Umgekehrt niemandem zu folgen ist dabei der Gipfel of Cool. Diese Spezies twi$ert in hoher Frequenz, um die Gefolgschaq bei der Stange zu halten. Leider gibt es nicht permanent etwas Gehaltvolles zu vermelden, das auf eigenem Mist gewachsen wäre. Daher werden mit Vorliebe Fachbeiträge retweeted. Gerne in english (extra -‐ wow!). Wie schon Volker Remy (www.volkerremy.de) in seinem wunderbaren „Gedanken-‐begleitservice“ anmerkte: Viele Twi$eraH „nutzen die neuen Kanäle lediglich als Ich-‐Vehikel. Sie gehen mir damit auf die Nerven.“
3. Unabhängigkeit, Autonomie: Herde – ohne mich!
Die eingangs erwähnte Studie zum US-‐Twi$erverhalten (www.edisonresearch.com) enthüllte 53% einer Spezies, die niemals selbst etwas in die Timeline einbringt, aber sehr wohl das Geschehen verfolgt. Sie nutzen Twi$er als höchst individuell zusammengestellten Info-‐ und Nachrichtendienst, halten sich auf dem Laufenden was die Konkurrenz so treibt und schmunzeln im SHllen. Sie würden niemals aus reiner Höflichkeit jemandem Folgen. Sie greifen nicht ins Geschehen ein, aber sie nutzen es für sich und sind bezüglich aller aktuellen Themen auf dem Laufenden. Sie lassen sich nicht verwickeln und legen sich nicht fest. Zudem scheuen sie das Absetzen von eigenen Tweets, weil das Netz nicht vergisst und sie befürchten, vom eigenen gestrigen Gezwitscher eingeholt zu werden. Ein weiteres CharakterisHkum: Sie brüsten sich damit, einfach zu viel im „echten“ Leben zu tun zu haben, um den lieben langen Tag zu twi$ern.
Fazit: Twi$er ist, was du daraus machst. Es kann viele MoHve befriedigen.
wirjetzthier bekennt sich zu wichHgtuerischem Twi$ern der reputaHonssüchHgen 2. MoHvgruppe, gepaart mit unterhaltsamen Elementen. Entsprechend der 1. Gruppe folgen wir aber auch allen unseren Freunden und nutzen Twi$er zuweilen SMS-‐äquivalent. Und mit unseren Geheim-‐IdenHtäten spionieren wir Euch schweigend alle aus, wie die Gruppe 3!
Für faule Eier und beleidigt vollgeheulte Taschentücher:
h$p://twi$er.com/wirjetzthier [email protected]
Quellen: h$p://twi$erumfrage.de/dtu1.php h$p://t3n.de/news/social-‐media-‐facts-‐twi$er-‐nutzung-‐271829/ h$p://www.edisonresearch.com/twi$er_usage_2010.php www.volkerremy.de
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