der monat | märz 2013

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AUTO: Sauberer fahren steht im Vordergrund ZOLLVERTRAG: Offene Grenze seit 90 Jahren KULTUR: Was alte Bräuche über die Zukunft erzählen MÄRZ 13 www.dermonat.li

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Der Monat | März 2013

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Page 1: Der Monat | März 2013

Auto: Sauberer fahren steht im Vordergrund

ZollvertrAg: Offene Grenze seit 90 Jahren

Kultur: Was alte Bräuche über die Zukunft erzählen

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Page 2: Der Monat | März 2013

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Page 3: Der Monat | März 2013

märz 2013

3

Die ersten Autos, die auf unseren Strassen kurvten,

hatten mit den heutigen Autos noch nicht viel ge-

meinsam. Die Entwicklung machte nach dem

Zweiten Weltkrieg riesige Fort-

schritte. Derzeit wird die Auto-

Welt wieder von einer Innova-

tions- und Forschungswelle er-

fasst. Die Forschung geht noch einen Schritt weiter

und entwickelt das «Fahren ohne Fahrer», womit

eine weitere Türe zur Zukunft

des Automobils aufgestossen

wird. Forschung wird aber nicht

nur rund ums Auto betrieben,

wie der Genfer Auto-Salon zei-

gen will. Intensive Forschung

steht auch an der Universität

Liechtenstein hoch im Kurs. Un-

ser Beitrag in dieser Ausgabe

über Forschung der Architektur-

abteilung handelt von Glasfens-

tern, die heizen und kühlen –

und obendrein Energie sparen

helfen. Auto und Fenster – zwei völlig verschiedene

Dinge, die aber Objekte intensiver Forschungsar-

beiten sind.

Günther Meier

Chefredaktor «Der Monat»

I n h A lt | e d I t o r I A l

Fahren ohne Fahrer? Forschung im mittelpunkt

«Fahren ohne Fahrer» – eine weitere türe

zur Zukunft des Automobils

PA n o r A m A 4

Z o l lv e r t r A g Offene Grenze seit 90 Jahren 6

v e r FA s s u n g Grosse mehrheit für die «Fürsteninitiative» 10

F o r s c h u n g Kraftwerk in der Fensterscheibe 12

w I r t s c h A F t Noch kein Ende der Frankenstärke 14

P o r t r ä t manfred Biedermann: Der Herr der Bienen 16

K u lt u r Was uns alte Bräuche

über die zukunft erzählen 18

A u t o Sauberer fahren steht im Vordergrund 20

A u t o Von den Anfängen des Autoverkehrs 22

K o r r u P t I o n Erst am Anfang der Korruptionsbekämpfung 23

P h I l At e l I e Haben Briefmarken noch eine zukunft? 24

v o r 1 0 0 j A h r e n 23. märz 1913: Dorfbrand in Triesen 26

m u s I K 150. Geburtstag für Harmoniemusik Vaduz 27

r ä t s e l 28

s c h l u s s P u n K t 30

ImPressum: 7. Jahrgang, Nr. 75, märz 2013, 18 750 ExemplareherAusgeber: Alpenland Verlag AG, Feld kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan, Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, [email protected]: Günther meier, Tel. +423 380 09 30, [email protected]: max meinherz, Tel. +423 239 50 20, [email protected]: Eva rubin, Tel. +423 239 50 30, [email protected]: Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, [email protected]: Barbara Schmed, Gutenberg AGsAtZ und drucK: Gutenberg AG, FL-9494 Schaan; PAPIer: PlanoJet, 100 g/m²onlIne: «Der monat» im Internet: www.dermonat.litItelbIld: Die Auto-Welt blickt anfangs märz wieder nach Genf, zum 83. Internationalen Automobil-Salon. (Foto: Auto-Salon)

Feldkircherstrasse 13 | 9494 Schaan Tel. +423 239 50 50

Bücher für LiechtensteinFeldkircher Strasse 13 • FL-9494 Schaan

Page 4: Der Monat | März 2013

Geschäftsmodell Steueroase am Ende Kein Finanzplatz könne sich mehr auf Steuer-

hinterziehung ausrichten, erklärte Regierungschef

Klaus Tschütscher in einem Interview mit der

«Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung». Der Ti-

tel des Interviews lautete: «Das Geschäftsmodell

Steueroase ist Geschichte». Klaus Tschütscher weist

darauf hin, dass jeder, der Geld in Liechtenstein an-

legen wolle, müsse heute nachweisen, dass es sich

um versteuertes Geld handle. Zum Bankgeheimnis

führte der Regierungschef aus: «Der steuerliche

Teil des Bankgeheimnisses ist weggefallen. Das war

der Preis für unsere Reputation und Wettbewerbs-

fähigkeit. Aber alle anderen wichtigen Aspekte des

Bankgeheimnisses gibt es noch, sie sind sogar ge-

stärkt worden. Kein Staat und keine Privatperson

können Konto-Bewegungen unserer Kunden ver-

folgen, wenn diese nicht einwilligen.»

PA n o r A m A

4

5

Fastenopfer Liechtenstein menschen stärken menschen «Wir teilen: Fastenopfer Liechtenstein 2013»

steht unter dem Motto «Menschen stärken Men-

schen». Unterstützt werden Projekte von Frauen,

Landarbeitern und ökologischer Landwirtschaft in

Haiti, Brasilien und Senegal, dazu Latrinenbau in

Nepal. Geld aus dem Fastenopfer wird Sr. Leonies

Care Centre für Aids Fürsorge in Namibia erhalten

sowie das Bewässerungsprojekt «La Silveria» von

Thomas und Annette Gappisch-Hitz in Ecuador.

Das Fastopfer «Wir teilen» wird begleitet von der

Ausstellung über moderne Hungertücher, die im

Alten Pfarrhof in Balzers ausgestellt sind. Auch das

Erzbistum Vaduz hat zum Fastenopfer aufgerufen

und unterstützt vor allem die Missionarstätigkeit

sowie kirchliche Projekte.

Foto

: Alte

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märz 2013

volkszählung 2010

Das Amt für Statistik hat Ergebnisse der Volkszählung 2010 bekannt

gegeben. Die Hauptergebnisse, die im ersten Band über die Bevöl-

kerungsstruktur enthalten sind, in einer kurzen zusammenfassung.

• Das Bevölkerungswachstum hat sich verlangsamt: Von 1980 bis

2000 wuchs die zahl um 1,2 Prozent pro Jahr. Von 2000 bis

2010 betrug das jährliche Wachstum nur noch 0,8 Prozent.

• Knapp 30 Prozent der insgesamt 24’145 Liechtensteiner wurden

eingebürgert.

• Der katholische Bevölkerungsanteil ist seit 1980 von 85,8 auf

75,9 Prozent zurückgegangen.

• 85 Prozent der 9’760 Ausländer wohnen seit mehr als 5 Jahren in

Liechtenstein.

Demonstrationen in Liechtenstein

Ägypter versammeln sich auf dem Tahrirplatz,

um mehr Demokratie zu fordern. In Madrid pro-

testieren die Spanier gegen die Preiserhöhungen.

Demonstrationen und Proteste gehören in vielen

Ländern zum regelmässigen Geschehen. Etwas an-

ders in Liechtenstein, wo es bisher ganz selten

Demonstrationen gab. Bekannt

sind, wie in unserem Magazin

bereits beschrieben, die Kundge-

bung im Jahre 1877 gegen das

Münzgesetz. Das kürzlich er-

schienene Historische Lexikon

listet alle Proteste und Demonst-

rationen in Liechtenstein auf

und bemerkt dazu, dass in den

1920er-Jahren vor allem politische Kundgebungen

stattgefunden hätten, in den 1930er-Jahren eine

Reihe von Arbeiterdemonstrationen. Nach 1945

wurden Demonstrationen seltener, dafür aber gin-

gen Leute auch für nicht-liechtensteinische Angele-

genheiten auf die Strasse, wie 1968 gegen den Ein-

marsch der Sowjetunion in die Tschechoslowakei

(siehe nebenstehendes Foto) oder 2003 gegen den

Irak-Krieg. Demonstriert wurde auch nach der

Ablehnung des Frauenstimmrechts 1971, bei der

Staatskrise 1992 und bei der Errichtung des Erzbis-

tums Vaduz.

Foto

: Lan

desa

rchi

v

Page 5: Der Monat | März 2013

Neue Bildungsstrategie mit mehr Wirtschaft «Qualität sicherstellen» lautet eine der acht

strategischen Zielsetzungen, die nach der 2011

verabschiedeten Bildungsstrategie bis 2020 ver-

wirklicht werden sollen. Zu den weiteren Zielen

zählen die individuelle Förderung der Schulkin-

der, die Wahrung von Bildungschancen für alle,

die Integration aller in den Bildungsbereich so-

wie die Unterstützung der Mobilität. Zu den

Zielen 2013 gehört auch die Sprachförderung,

nachdem die PISA-Erhebungen das Fazit erge-

ben haben, dass die Lesekompetenzen der liech-

tensteinischen Schüler in den letzten Jahren ste-

tig gesunken sind. Besonders im Auge behalten

möchten Bildungsminister Hugo Quaderer und

das Schulamt die sogenannten «Risikogruppen».

Dazu gehören laut PISA-Erhebungen jene Schü-

ler, die in den Untersuchungsbereichen die Min-

deststandards nicht erreichten.

Unter den Strategiezielen für 2013 befindet

sich die «ganzheitliche Förderung von Technik»

an den Schulen. Ausgehend von der Prognose,

dass es in Europa an Technikern mangelt, sollen

technische Fächer besonders gefördert werden.

Für Liechtenstein trifft dieser Befund ebenso zu,

wenn die Lehrverhältnisse und die eingeschla-

genen Studienrichtungen der Schüler betrachtet

werden. Technische Studien werden sehr selten

belegt, bei den Lehrberufen dominiert unverän-

dert die Kaufmännische Ausbildung. In Anbe-

tracht der Entwicklungen auf dem Finanzplatz

Liechtenstein, der einem Schrumpfungsprozess

ausgesetzt sein könnte, kommt die Verlagerung

auf die Technik zweifellos zur richtigen Zeit: Ge-

plant sind Projekte in den Schulen zur Förde-

rung des Verständnisses für Technik und Natur-

wissenschaften.

Menschenrechte in Liechtenstein

In vielen Ländern sind die freie Meinungsäusserung und die

Medienfreiheit eingeschränkt. Wie sieht es in Liechtenstein aus? Die

Regierung hat den internationalen Überwachungsorganen für Men-

schenrechte einen Basisbericht abgeliefert und darin auch die Situati-

on der Medien beschrieben: «Gemäss Informationsgesetz hat die Be-

völkerung in Liechtenstein das Recht auf Information über die Tätig-

keit der Behörden und auf Einsicht in Akten. Dadurch soll das staat-

liche Handeln transparent gestaltet werden. Alle wesentlichen

Aktivitäten Liechtensteins im Bereich der Menschenrechte werden in

Form von Pressemitteilungen oder Berichten in den beiden täglich er-

scheinenden Landeszeitungen und im Landeskanal publiziert. So

werden beispielsweise sowohl die Unterzeichnung neuer Konventio-

nen als auch Empfehlungen von Überwachungsgremien bei Bericht-

erstattungen zu verschiedenen Konventionen über die Medien in

Liechtenstein kommuniziert.»

Geschichte des Landes in Filmdokumenten Historische Jahrbücher, Dissertationen, Bücher, das Historische

Lexikon und die Bände der Unabhängigen Historikerkommission.

Liechtensteins Geschichte ist gut aufgearbeitet und liegt als Lesestoff

in verschiedenen Formen vor. Nun soll die liechtensteinische Ge-

schichte auch filmisch erfasst werden. Jürgen Kindle plant mit seiner

Firma JK Entertainment einen Dokumentarfilm mit dem Titel «Die

Liechtenstein-Saga». Aus historischen Fakten soll lebendiges Kino

werden. Der Streifzug durch die vergangenen Jahrhunderte wird beim

Kauf von Schellenberg und Vaduz beginnen, die folgenden Epochen

aufzeigen und bis zum Datenklau durch Heinrich Kieber reichen.

Foto

: iSt

ock.

com

Ospelt Catering am OpenAir St. Gallen Wenn sich Sponsoren, Gäste und Musiker am

OpenAir 2013 in St. Gallen im VIP-Zelt verköstigen,

kommen die Genüsse aus Liechtenstein. Für die ex-

klusive VIP-Verpflegung ist die

Ospelt Catering AG Schaan, die

auch eine Niederlassung in St.

Gallen hat, zuständig. Erstmals

hat damit die bekannte Catering-

Firma den Zuschlag für die Ex-

klusiv-Verpflegung beim wohl

bekanntesten OpenAir in der

Ostschweiz erhalten.Foto

: Tag

blat

t.ch

Page 6: Der Monat | März 2013

damals vor der Alternative gestanden, Zollvertrag

oder EWR, hätte wohl eine satte Mehrheit der Fort-

setzung der Erfolgsgeschichte Liechtensteins an der

Seite der Schweiz den Vorzug gegeben.

Abkehr von Österreich und Ver- handlungen mit der Schweiz Als Liechtenstein nach dem Ers-

ten Weltkrieg eine Zollunion mit der Schweiz an-

strebte, befand sich das kleine Land in einer wirt-

schaftlich wenig komfortablen Situation. «Der

liechtensteinische Nachbar ist in bedrängter Lage»,

hiess es im Bezirk Werdenberg, «dem Manne muss

geholfen werden.» Die schweizerischen Nachbarn

besannen sich auf ihre humanitäre Tradition, als

sich Liechtenstein vor dem Ruin befand, nachdem

praktisch das gesamte in Österreich angelegte Spar-

vermögen durch die Inflation vernichtet worden

war – nach einer amtlichen Schätzung rund 25 Mil-

lionen Schweizer Franken. Auch in Bern hatte

Liechtenstein für sein Anliegen sogleich Verständ-

nis gefunden, als 1919 erste Sondierungen über die

Bildung einer Wirtschafts- und Währungsunion

mit der Schweiz vorgenommen wurden. «Einzig

der derzeitige Bundespräsident, Herr Schulthess,

Vorstand des Volkswirtschaftsdepartements», pro-

tokollierte Regierungschef Joseph Ospelt nach sei-

ner Berner Dienstreise an den Fürsten in Wien, «ist

ein entscheidender Gegner des Abschlusses eines

Zollvertrages mit Liechtenstein und scheint bei sei-

ner Stellungnahme besonders durch die Bauern-

partei bestärkt zu sein. Bundespräsident Schulthess

hat sich in ziemlich drastischer Weise ausgespro-

chen, indem er für den Fall des Vertragsabschlusses

den Fortbestand der Souveränität des Fürstentums

bezweifelt hat.» Das sei wahrscheinlich nur ein

Liechtenstein gehört seit bald zwei Jahrzehnten

dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) an.

«Die Mitgliedschaft Liechtensteins im EWR sowie

die Assoziierung zu den Abkommen von Schengen

und Dublin dienen dem Ziel, die Souveränität und

die Unabhängigkeit des Landes abzusichern»,

schreibt Aussenministerin Aurelia Frick in ihrem

neuesten Bericht zur Aussenpoli-

tik. Der EWR-Beitritt habe mass-

gleich zur Diversifizierung und

Internationalisierung des Wirt-

schaftsstandorts Liechtenstein

beigetragen. «Gleichzeitig ist es

gelungen», unterstreicht die Aus-

senministerin, «die guten Bezie-

hungen zur Schweiz zu erhalten

und weiter zu entwickeln.» Die Vorteile werden im

abstrakten Begriff «parallele Verkehrsfähigkeit»

umschrieben, was in der Praxis bedeutet, dass

Liechtenstein beiden unterschiedlichen Wirt-

schaftsräumen – der Schweiz und dem EWR – an-

gehören kann. Was vor dem EWR-Beitritt viele be-

fürchtet haben, nämlich dass die Aufkündigung

des Zollvertrags mit der Schweiz erforderlich wer-

de, konnte damit abgewendet werden. Wäre man

Zwei blatt Papier mit den

Zolltarifen in die hand

gedrückt, und es ging zum

dienst, ohne jede schulung

Z o l lv e r t r A g

der Zollvertrag mit der schweiz wird von liechtenstein als der wichtigste

vertrag bezeichnet. Am 29. märz 1923, wurde der Zollvertrag unterzeichnet.

etwas anderes als eine offene grenze zur schweiz kann man sich nicht vor-

stellen.

Von Günther Meier

Offene Grenze seit 90 Jahren6

7

Foto

: Lan

desa

rchi

v

Page 7: Der Monat | März 2013

märz 2013

«Schreckschuss» gewesen, schob Regierungschef

Ospelt aufkommende Zweifel an der Hilfsbereit-

schaft der Schweiz zur Seite – und behielt Recht mit

seiner Einschätzung: Denn schon 1919 übernahm

die Eidgenossenschaft durch ihre Botschaften und

Konsulate die Wahrung der Interessen der liechten-

steinischen Staatsbürger im Ausland, 1920 folgte

der Vertrag mit der Schweiz über die Besorgung des

Post-, Telegrafen- und Telefondienstes.

Liechtenstein vorübergehend ein eigenes Zollgebiet Liechtenstein kündigte am 2.

August 1919 – auf einen einstimmigen Beschluss

des Landtags – den Zollvertrag mit Österreich. Auf

diese Entscheidung reagierte der Zollvertragspart-

ner mit kurzfristiger Entschlossenheit: Liechten-

stein wurde auf den 1. September 1919 als handels-

und währungspolitisch zum Zoll-Ausland erklärt,

womit für liechtensteinische Ausfuhren eine öster-

reichische Importbewilligung erforderlich wurde

und zudem die Entrichtung einer Zollgebühr anfiel.

Ausserdem erfolgte schon auf Ende September 1919

der Abzug der österreichischen Grenzwächter, die

bis dahin die Grenze Liechtensteins zur Schweiz be-

wacht hatten. Liechtenstein war mit diesem Rück-

zug ohne lange Vorlaufzeit zum eigenen Zollgebiet

geworden, weil für den erhofften Zollvertrag mit

der Schweiz erst Vorverhandlungen aufgenommen

worden waren. Die Regierung rekrutierte eine eige-

ne Grenzwache und erarbeitete einen eigenen Zoll-

tarif. Der Aufbau des selbständigen Zollgebietes

verlief in eher einfachen Bahnen:

Die für das Oberland und das

Unterland tätigen Landweibel er-

hielten den Auftrag, eine Mann-

schaft für die Zollwache aufzu-

stellen. Die rund 20 Mann starke Truppe wurde im

Schnellverfahren auf ihre Aufgabe vorbereitet, wie

der Historiker Otto Seger über den Dienstantritt in

Erfahrung brachte: «Zwei Blatt Papier mit den Zoll-

tarifen in die Hand gedrückt, und es ging zum

Dienst, ohne jede Schulung.»

Unterzeichnung des Zollver- trags 1923 trotz Widerständen Während Liechtenstein ein eige-

nes, kleines Zollgebiet zwischen der Schweiz und

Österreich bildete, wurde in Bern der Zollvertrag

mit der Schweiz ausgehandelt, dem in der unmittel-

baren Schweizer Nachbarregion Widerstand entge-

genschlug. Der Bundesrat beschwichtigte die er-

hitzten Gemüter, die vor allem die Verlegung des

Grenzbahnhofs Buchs mit dem schweizerisch-ös-

terreichischen Grenzzollamt nach Feldkirch be-

fürchteten. Die nachbarlichen Gegner malten zu-

dem das Horrorbild an die Wand, Liechtenstein

werde zu einem «wahren Dorado für den Schmug-

gel», wenn der Rhein für den Grenzverlauf wegfal-

le. Der Bundesrat konterte in seiner Botschaft an

die Eidgenössischen Räte: «Es ist der Zollverwal-

tung immer noch gelungen, dem Schmuggelgewer-

be das Handwerk zu legen, und es dürfte ihr auch

an der neuen Zoll-Linie, deren Überwachung

Die liechtensteinischen Grenz-

wächter, die nach der Kündigung

des Zollvertrags mit Österreich

die Grenze schützten.

Page 8: Der Monat | März 2013

durchaus nicht sehr schwierig ist, möglich sein,

ohne einen allzu grossen Aufwand an Personal

dem Schmuggel Meister zu werden.» Nach Zustim-

mung des Fürsten und der Regierung wurde das

Vertragswerk am 23. März 1923 von Bundesrat Giu-

seppe Motta und dem liechtensteinischen Ge-

schäftsträger der Gesandtschaft in Bern, Emil Beck,

unterzeichnet. Der Landtag stimmte am 26. Mai

dem Zollvertrag einstimmig zu, am 21. Dezember

genehmigte die Bundesversammlung in Bern den

Vertrag und beauftragte den Bundesrat mit dem

Vollzug. Der schweizerisch-liechtensteinische Zoll-

vertrag trat auf den 1. Januar 1924 in Kraft.

Z o l lv e r t r A g

8

gegner und befürworter

Die Bemühungen des Fürstentums Liechtenstein, nach der zollunion mit Österreich neu einen zollvertrag mit der Schweiz

abzuschliessen und die zollgrenze zu öffnen, stiessen in der schweizerischen Nachbarschaft nicht nur auf zustimmung. Schon

im frühen Stadium der liechtensteinisch-schweizerischen Verhandlungen wurden über dem rhein teils emotionale Bedenken

angemeldet.

Am 18. Juni 1920, nachdem schweizerische Experten die zu sichernden Grenzen in Liechtenstein begutachtet hatten, rich-

tete die Gemeinde Buchs ein Schreiben an den Bundesrat in Bern und äusserte Bedenken, der Grenzbahnhof Buchs könnte

nach Feldkirch verlegt werden. Ein Jahr später folgte ein Schreiben von Speditionsfirmen, die in Buchs tätig waren: Neben der

Sorge um den Buchser Grenzbahnhof wurde auf die Gefahr von Schmuggel aus Liechtenstein aufmerksam gemacht. Auch

aus dem zollamt Buchs-Bahnhof gab es Einwände gegen eine zollunion, die nur im Interesse Liechtensteins liegen und letzt-

lich der Schweiz schaden würde.

An der Vernehmlassung des Bundesrates 1922 nahm auch das Initiativkomitee aus Buchs teil, das die Schwierigkeiten auf-

zählte, die eine offene Grenze der Schweiz mit Liechtenstein bei der Bekämpfung der Schmugglerei nach sich ziehe. Ausser-

dem machte das gegnerische Komitee darauf aufmerksam, dass es den protestantischen Grenzwächtern aus der Schweiz

nicht zumutbar sei, im katholischen Liechtenstein Dienst zu verrichten: «Soll künftig ein beträchtliches Kontingent junger

Schweizer einem moralischen Sumpffieber ausgesetzt sein?»

Im Jahre 1923, als der zollvertrag bereits unterzeichnet war, publizierten die Gegner die Broschüre, die auch den Eidgenös-

sischen räten in Bern zugestellt wurde. Die neue zollgrenze werde «ein wahres Dorado für den Schmuggel und den Übertritt

von schriftenlosem Gesindel», ertönte die Warnung an die räte, die das Vertragswerk noch zu beraten hatten. National- und

Ständerat wurden dringend ersucht, «von einer Einverleibung Liechtensteins in das schweizerische zollgebiet grundsätzlich

abzusehen».

Als Antwort auf die Buchser Gegner, die vorgaben, für das gesamte rheintal zu reden, erschien in Altstätten auch eine Schrift

mit dem Titel «Der Standpunkt der Anschlussfreunde». Die Prognose der Befürworter erwies sich in den folgenden Jahrzehn-

ten als richtiger, denn nach ihrer Auffassung würde sich der zollanschluss Liechtensteins positiv auf die Buchser Geschäftswelt

auswirken: «Es ist aber nicht übertrieben, wenn wir behaupten, dass Buchs durch diesen Anschluss nur profitieren wird.»

märz 2013

Europäischer Wirtschaftsraum und gleichzeitig Zollvertrag Der Zollvertrag wird für die

Wirtschaft Liechtensteins als der wichtigste Ver-

trag in der Geschichte bezeichnet. Als der Beitritt

zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) be-

vorstand, reichte die Schweiz die Hand zu einer

Konstruktion, die es Liechtenstein erlaubte, dem

EWR beizutreten und gleichzeitig den Zollvertrag

beizubehalten. «EWR plus Zollvertrag» lautete die

Zauberformel, die seit 1995 in Kraft ist und allen

gegenteiligen Befürchtungen zum Trotz bisher ge-

halten hat. |

Page 9: Der Monat | März 2013

P u b l I r e P o r tA g e

Lokal verankert, global erfolgreich – Oerlikon BalzersOerlikon Balzers ist ein weltweit führender Anbieter von Beschichtungen, welche die

Leistungsfähigkeit und Lebensdauer von Präzisionsbauteilen sowie von Werkzeugen für

die Metall- und Kunststoffverarbeitung wesentlich verbessern. Die innovativen Hart-

stoffschichten sind nur wenige tausendstel Millimeter dick, aber härter als Stahl und

bei Kunden auf der ganzen Welt äusserst gesucht und gefragt. Der Standort Balzers ist

seit der Gründung 1946 eng mit der Region Liechtenstein-Rheintal verbunden und ein

wichtiger Arbeitgeber- und Ausbildungsbetrieb.

■ Spitzentechnologie für Dünnfilm-Beschichtungen aus LiechtensteinOerlikon Balzers entwickelt Schichten und Verfahren, produziert und verkauft Anlagen

und Produktionseinrichtungen. Über ein dynamisch wachsendes Netzwerk von 90

Beschichtungszentren in Europa, Amerika und Asien bietet das Unternehmen das

Beschichten als Lohnservice an. Überall dort, wo Schlüsselkunden ihre Produktions-

stätten haben, ist das Unternehmen vor Ort präsent – das ist wirkliche Kundennähe.

Weltweit werden von Oerlikon Balzers täglich bis zu einer Million Werkzeuge und

Präzisionsbauteile unterschiedlichster Grösse beschichtet.

1978 fiel der offizielle Startschuss für die Entwicklung und Vermarktung der sogenann-

ten PVD-Beschichtung BALINIT® in Liechtenstein. Daraus entwickelte sich eine echte

Erfolgsgeschichte: 1983 wurde in Italien das erste Beschichtungszentrum ausserhalb

Liechtensteins eröffnet. Schon ein Jahr später folgte der Schritt nach Amerika, 1987

nahm in Japan das erste Zentrum im asiatischen Raum seinen Betrieb auf. Seither bil-

det der asiatische Raum einen Schlüsselmarkt.

■ Oerlikon Standort Balzers – ein attraktiver Arbeitgeber und AusbildungsbetriebOerlikon Balzers ist ein Unternehmen der Schweizer Oerlikon-Gruppe. Oerlikon steht

für Spitzentechnologie im Maschinen- und Anlagenbau und bietet neben den Lösungen

für Dünnfilm-Beschichtungen auch solche für Vakuumsysteme, zur Textilherstellung

sowie für Antriebs- und Präzisionstechnologie an. Der Oerlikon Standort in Balzers mit

seinen über 500 Mitarbeitenden ist der Hauptsitz von zwei Segmenten der Gruppe. Ne-

ben dem Business-Segment Balzers ist dort auch das Segment Systems, welches Produk-

tionssysteme für Nanotechnologie und Halbleiteranwendungen entwickelt. Überdies ist

am Standort der hausinterne IT-Dienstleister angesiedelt.

Einen hohen Stellenwert geniesst das Ausbildungswesen. Seit 1946 wurden 1300 Lehrlinge

in verschiedenen Berufen ausgebildet. Aktuell absolvieren 86 Lernende in 11 Berufsgruppen

eine Lehre. Hinzu kommen über 30 Lernende aus anderen Unternehmen (z.B. Umicore,

Inficon, Hilti), die einen Teil ihrer Ausbildung am Oerlikon-Standort Balzers machen.

Zahlen und Fakten 1946 Professor max Auwärter gründet mit Unter-

stützung von Fürst Franz Josef II. und dem Schweizer Industriellen Emil Georg Bührle die Gerätebauanstalt Balzers. Die Firma widmet sich der Dünnfilmtechnologie. Erste populäre Anwendungen sind Sonnenschutzbeschich-tungen für Brillengläser und reflexionsbe-schichtungen für Kameraobjekte.

1957 Balzers steigt in den maschinenbau ein.

1976 Oerlikon-Bührle Holding AG übernimmt Balzers vollständig.

1978 Entwicklung und Vermarktung von goldglän-zenden, kratzfesten PVD-Hartstoffschichten für Werkzeuge unter dem markennamen BALINIT®.

2000 Die Oerlikon-Bührle Holding wird in Unaxis um-benannt.

2006 Der Geschäftsbereich für PVD-Hartstoffschich-ten tritt unter dem neuen Namen Oerlikon Bal-zers auf.

Page 10: Der Monat | März 2013

Der «Fürsteninitiative» stand vor zehn Jahren die

«Friedensinitiative» gegenüber, die Stimmberech-

tigten hatten die Auswahl aus zwei Verfassungsini-

tiativen, die teilweise Übereinstimmungen aufwie-

sen, teilweise eine völlig andere Richtung aufzeig-

ten. Der Landtag hatte der Fürsteninitiative am 19.

Dezember 2012 mit 13 gegen 12 Stimmen zuge-

stimmt: Alle FBP-Abgeordneten votierten für die

Initiative des Fürstenhauses, während die VU-Ab-

geordneten und der einzige Vertreter der Freien

Liste ablehnten. Weil die Verfassungsinitiative

nicht die nötige Dreiviertelmehrheit der Abgeord-

neten erhielt, wurde der Verfassungsvorschlag von

Fürst Hans-Adam II. und Erbprinz Alois der Volks-

abstimmung zugeleitet. Die zweite Verfassungsini-

tiative, Friedensinitiative genannt, wurde von ei-

nem «überparteilichen Komitee» als Volksinitiati-

ve und als Gegenvorschlag eingebracht. Der Land-

tag zog die Friedensinitiative am

gleichen Tag wie die Fürstenini-

tiative in Behandlung, lehnte

aber mit 19 gegen 6 Stimmen ab.

Alle FBP-Abgeordneten verwar-

fen die Volksinitiative, der Ver-

treter der Freien Liste votierte

dafür, die VU war gespalten: 5 VU-Abgeordnete

stimmten zu, die anderen lehnten ab. Die Volksab-

stimmung widerspiegelte allerdings nicht die Posi-

tionen der politischen Parteien im Landtag. Die

Fürsteninitiative erhielt 64,3 % Zustimmung, die

Friedensinitiative wurde vom Volk mit 83,4 %

wuchtig verworfen. Nur 20,2 % der Stimmberech-

tigten seien der Empfehlung der VU gefolgt, schreibt

der Engländer David Beattie im Buch «Liechten-

stein – Geschichte & Gegenwart», gegen beide Ini-

tiativen zu stimmen und so die Verfassung von 1921

unverändert zu belassen.» Beattie gelangt damit zur

Schlussfolgerung: «Diese Ergebnisse bedeuten, dass

sich 84,6% der Wähler für den Weiterbestand einer

starken und politisch aktiven Monarchie entschie-

den, entweder nach den Vorschlägen des Fürsten

oder nach der unveränderten Verfassung von 1921.»

Staatskrise als Auslöser für die Verfassungsdiskussion Der unmittelbare Anlass für die

Verfassungsänderung und die vorangegangene, ei-

nige Jahre dauernde Verfassungsdiskussion bildete

die Staatskrise 1992, die eigentlich als Kräftemes-

sen zwischen Fürst Hans-Adam II. und der Regie-

rung, unterstützt durch den Landtag, eingeordnet

werden kann. Allerdings wurden nicht erst bei die-

sem Konflikt die verfassungsmässigen Vorrechte

des Staatsoberhauptes als revisions- und anpas-

sungsbedürftig angeprangert, schon Jahre vorher

hatten sich Autoren in den Politischen Schriften

mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Im Unter-

schied zu den eher vorsichtigen Äusserungen in

diesen Abhandlungen tönte es im Umfeld der De-

monstration bei der Staatskrise bedeutend konkre-

ter. Und auch der Landtag forderte in der auf die

Staatskrise folgenden Landtagssitzung, umstritte-

ne Punkte in der Verfassung müssten so bald wie

möglich geändert oder durch präzise Formulierun-

gen ersetzt werden. Zu diesen Punkten zählten die

Rechte des Fürsten, die Regierung zu entlassen, den

Landtag aufzulösen, das Inkrafttreten der Gesetze

zu sanktionieren oder zu verweigern, mit Notver-

ordnung zu regieren.

Bei der Eröffnung des neuen

Landtags 1993, ein halbes Jahr nach der Staatskrise,

legte Fürst Hans-Adam II. in der Thronrede seine

Abenteuerspielplatz rund um den Walensee

v e r FA s s u n g

10

11

die monarchie in liechten-

stein soll nicht dem

druck der strasse weichen

Grosse Mehrheit für die «Fürsteninitiative»

Von Günther Meier vor zehn jahren, am 14./16. märz 2003, fand die volksabstimmung über

zwei Initiativen zur Abänderung der verfassung statt. mit fast Zwei-drittel-

mehrheit stimmten die bürgerinnen und bürger für die Initiative des Fürsten-

hauses.

Page 11: Der Monat | März 2013

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: Gün

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mei

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märz 2013

Position dar und unterstrich vor allem seinen Wi-

derstand gegen die Beschränkung des Staatsober-

hauptes auf die Repräsentationsaufgaben: «Voraus-

sichtlich würde wieder der Zustand eintreten, wie

er bis 1938 bestand, als der Fürst im Ausland lebte

und sich nur am Rand der Entwicklung im Fürsten-

tum Liechtenstein widmete.» Der Monarch beton-

te auch die Funktion der beiden Souveräne Fürst

und Volk, deren Rolle in der Verfassung von 1921

festgelegt worden sei, und unterbreitete den Vor-

schlag, neu für das Volk das Instrument des Miss-

trauensantrags gegen den Fürsten einzuführen.

Pointiert führte Hans-Adam II. damals aus, dass es

auch für die Abschaffung der Monarchie ein fried-

liches, demokratisches Verfahren geben sollte: «Die

Monarchie in Liechtenstein soll nicht dem Druck

der Strasse weichen oder gestürzt werden, weil ein

paar Hitzköpfe glauben, sie müssen hier mit einer

Revolution die Republik einführen.»

Am Schluss zwei Verfassungs- initiativen zur Abstimmung Die Thronrede veranlasste den

Landtag am 24. Juni 1993, sich zur Monarchie nach

dem bestehenden Modell zu bekennen und die Zie-

le einer Verfassungsrevision zu benennen: Der ge-

gebene Staatsaufbau mit den beiden Souveränen

Fürst und Volk müsse beibehalten, die Verfassung

jedoch funktionsfähiger gemacht werden. Das Par-

lament sah überdies keine Veranlassung, in die Ver-

fassung ein Verfahren für die Abschaffung der

Monarchie aufzunehmen. Die vom Landtag in der

Folge bestellten Verfassungs-

kommissionen arbeiteten Ent-

würfe aus, doch eine Einigung

mit dem Fürstenhaus kam nicht

zustande. Fürst Hans-Adam II. und Erbprinz

Alois gingen am 2. Februar 2000 in die Offensive

und verschickten ihren Verfassungsentwurf – mit

einem roten Umschlag – an alle Haushalte in Liech-

tenstein. Es folgten Gutachten ausländischer Ver-

fassungsexperten, die von der Regierung und vom

Fürstenhaus beauftragt worden waren – und die

erwartungsgemäss einander widersprachen.

Das Fürstenhaus bediente am 1.

März 2001 nochmals alle Haushalte mit einem

neuen Verfassungsentwurf, in einem grünen Um-

schlag. Verschiedene Bemühungen, einen Kompro-

miss zu erzielen, scheiterten. Auch die Klage einer

Gruppe von Bürgern beim Europarat gegen die

Verfassungsinitiative des Fürstenhauses brachte

kein Ergebnis, trug aber zur weiteren Verschärfung

des Abstimmungskampfes bei. Die Initiative des

Fürstenhauses unterzeichneten 6240 Personen, die

Friedensinitiative erzielte 2199 Unterschriften. Bei-

de Initiativen waren damit zustande gekommen,

beide gelangten zum gleichen Zeitpunkt zur Ab-

stimmung. Das Ergebnis ist bekannt, ebenso der

Umstand, dass die jahrelangen Diskussionen und

der äusserst emotional geführte Abstimmungs-

kampf das politische und persönliche Klima im

Land immer noch prägen. |

die Abstimmungsresultate

Fürsteninitiative 64,3 % Ja gegen 35,7 % Nein

Friedensinitiative 16,6 % Ja gegen 83,4 % Nein

Vor zehn Jahren stimmten

die Bürgerinnen und Bürger der

Verfassungsinitiative des Fürsten-

hauses zu.

Page 12: Der Monat | März 2013

Mit Glas- und Stahlfassaden kennt sich der Profes-

sor aus. Dietrich Schwarz steht als Mentor an der

Universität Liechtenstein hinter einem Forschungs-

projekt, das wie vieles in der Wissenschaft einen

komplizierten Namen hat: «Flüssigkeitsdurch-

strömte Glasfassadenelemente

zur aktiven Energietransmissi-

onskontrolle». Übersetzt heisst

das: Ein Forscherteam hat Glas-

fassaden entwickelt, durch die

Wasser mit Zusatzstoffen strömt,

und die im Sommer kühlen und

im Winter heizen. Mit solchen Fensterscheiben

lässt sich mindestens 30 Prozent an Energie einspa-

ren. «Ein grosser Schritt bei umweltbewussten

Kühlsystemen», bekräftigt Daniel Gstöhl, der an

der ETH Lausanne promoviert hat und das laufen-

de Projekt «Fluidglass Cube» am Institut für Archi-

tektur und Raumentwicklung in Vaduz leitet. Da-

bei geht es nicht nur um einzelne

mit Flüssigkeit durchströmte

Fassadenelemente. Ziel des For-

schungsprojektes ist, ganze Ge-

bäude mit einer Fluidglashülle

zu simulieren. Zusätzlich nimmt

das Institut für Entrepreneurship den Technologie-

konvergenz-Prozess, also die Verzahnung unter-

schiedlicher Technologien, unter die Lupe.

Fensterfläche als Radiator Zurzeit wird viel geforscht wie

klimatechnische Komponenten in Fenster und Fas-

saden integriert werden können. Überall auf der

Welt ragen immer mehr Glashochhäuser glatt und

sauber in den Himmel über den Städten. Um die

Wärmelast der vielen Computer und der Sonnen-

einstrahlung ausgleichen zu können, müssen sie

voll klimatisiert sein. Wenn nun noch der Klima-

wandel trockenere und heissere Sommer bringt,

müssen immer mehr Gebäude durch technische

Anlagen temperiert werden. Bislang verbrauchen

die Kältemaschinen für die kühlende Luft aber viel

Strom und lassen die Energiekosten gewaltig steigen.

Ohne Klimaanlagen werden Büro-, Verwaltungs-

und Bankgebäude zu regelrechten Hitzefallen.

Von Wasser durchströmte Glas- fassaden lösen beide Probleme. «Je nach Aussentemperatur lässt

sich kühlen oder heizen, und das bei geringem

Energieaufwand», sagt Daniel Gstöhl. «Die gesam-

te Fensterfläche ist quasi ein riesiger Radiator oder

ein riesiges Kühlelement, das eine angenehme,

gleichmässige Temperatur mit geringen Abwei-

chungen möglich macht.» Und was passiert im

Frühling, Herbst und Winter, wenn die Sonne nicht

vom Himmel brennt? «Gerade in der Übergangs-

zeit kommen die Vorteile des Systems zum Zug»,

erklärt Professor Schwarz. Wenn auf der Südseite

eines Bürogebäudes gekühlt werden muss, weil die

Sonne scheint, auf der Nordseite aber geheizt, dann

mit solchen Fensterscheiben

lässt sich mindestens 30

Prozent an energie einsparen

F o r s c h u n g

Von Kornelia Pfeiffer

Kraftwerk in der Fensterscheibe12

13

glas sieht gut aus. Für leute, die im sommer dahinter arbeiten, kann es aber

unerträglich sein. ein Forscherteam entwickelt Fenster, die kühlen und hei-

zen, und dabei energie sparen. die Idee kommt von der universität liechten-

stein.

Dr. Daniel Gstöhl und Dipl.-Arch.

ETH/SIA Dietrich Schwarz, Profes-

sor am Institut für Architektur und

Raumentwicklung.

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Page 13: Der Monat | März 2013

märz 2013

sorgt der Flüssigkeitskreislauf dafür, dass die über-

schüssige Wärme von der Südseite auf die Nordsei-

te fliesst.

Prototyp im Test Heizung oder Kühlung in der

Glasfassade ist nicht neu. So zirkuliert etwa durch

die Stahlpfosten des Rathauses in Stuttgart Wasser,

das auf 40 bis 50 Grad vorgeheizt wird. Die beheiz-

te Fassade kann an jedes Warmwasser-Heizsystem

angeschlossen werden. Im Sommer lässt sich die

Raumtemperatur senken, indem kaltes Wasser

durchströmt. «Unser System bietet noch mehr Vor-

teile», erläutert der Professor. Denn das Wasser zir-

kuliere nicht nur im Rahmen, sondern in der ge-

samten Glasfläche, zudem verbrauche es dadurch

weniger Primärenergie. Die dem Wasser zugegebe-

nen Partikel absorbieren die Sonneneinstrahlung,

die dann mit der zirkulierenden Flüssigkeit als

Wärme weitergeleitet werden kann.

Wie vieles, was uns den Alltag

leichter macht, ist das, was dahinter steckt, ziemlich

komplex. Fachleute am Institut für Architektur

und Raumentwicklung der Uni-

versität Liechtenstein und der

NTB Interstaatliche Hochschule

für Technik Buchs haben nun ei-

nen Prototyp gebaut. Die 1 auf 1,60 Meter grosse

Fassade wurde an der Technischen Universität

München in einem Modellprüfraum getestet. Die

NTB Hochschule für Technik Buchs hatte die ent-

scheidenden Fortschritte für die Innovation erzielt.

Die Grundlagenforschung stammt von Wissen-

schaftlern der ETH Lausanne und des Fraunhofer

Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg im

Breisgau (ISE). Über die Zusammenarbeit der For-

scher zeigt das Rheintal als Kompetenzzentrum für

innovative Ideen sein Profil.

Markt im Wachsen Internationale Schützenhilfe er-

hielt das Projekt von innovativen Industrieunter-

nehmen. So hat die Firma GlassX in Zürich das Pa-

tent angemeldet. Hoval, der Spezialist für Heizungs-

und Raumklimalösungen in Vaduz, unterstützte

den Messaufbau und die aktuelle Forschungsarbeit,

der Bautechnologiekonzern Hilti in Schaan und

der österreichische Marktführer in der Flachglas-

veredelung Eckelt Glassolutions Saint-Gobain lie-

ferten das Material. Längerfristig sollen Glasbauer

und Haustechniker gemeinsam Fensterscheiben

mit Kraftwerkcharakter herstellen können. Der

Markt für umweltfreundliche und energiesparende

Kühlsysteme wird wachsen. Die im Rheintal entwi-

ckelte Technologie könnte dazu beitragen, die mit

der zunehmenden Zahl von Systemen einhergehen-

de Zunahme des Gesamtenergieverbrauchs gering

zu halten. Die Universität Liechtenstein spielt dabei

die Rolle des Initialzünders. |

Zur Person

Dr. Daniel Gstöhl ist Leiter der Forschungsprojekte «Nachhaltiges

Bauen» am Institut für Architektur und raumentwicklung der Univer-

sität Liechtenstein. Neben dem Forschungsprojekt «Fluidglass Cube»

betreut er weitere Projekte, die einen wichtigen Beitrag gegen die

globale Klimaerwärmung leisten. www.uni.li

Der Prototyp ist 1 auf 1,60 Meter

gross. Ein Forscherteam hat Glas-

fassaden entwickelt, durch die

Flüssigkeit strömt, und die im

Sommer kühlen und im Winter

heizen.

Foto

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Page 14: Der Monat | März 2013

Als Antwort auf die Frankenstär-

ke führte die Schweizerische Nationalbank (SNB)

im Herbst 2011 einen Mindestkurs von 1,20 Fran-

ken zum Euro ein. Zu gross waren die realwirt-

schaftlichen Gefahren aus deflationären Tenden-

zen und dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit des

so wichtigen Exportsektors. Was zunächst als ge-

fährliches geldpolitisches Expe-

riment mit ungewissem Ausgang

kritisiert wurde, sollte sich rück-

blickend als erfolgreiche Mass-

nahme zum Schutz der heimi-

schen Wirtschaft erweisen. Die

Schweiz hat in den Monaten

nach Einführung der Kursunter-

grenze mit teilweise sehr umfangreichen Interven-

tionen am Devisenmarkt den Franken gezielt ge-

schwächt, um eine weitergehende Aufwertung der

Schweizer Valuta zu verhindern. Die SNB rechtfer-

tigte die Wechselkurssteuerung mit der Sorge um

die Preisstabilität. Eine starke Währung verbilligt

die Importe und senkt dadurch die Inflationsrate.

Neben der konsumhemmenden Wirkung von tie-

fen Inflationsraten sorgen die günstigen Importe

für eine geringere Nachfrage nach inländischen

Waren. Hauptprofiteure der Wechselkursstabilisie-

rung waren jedoch die Exportunternehmen sowie

der Tourismussektor. Wenngleich das Niveau der

Kursuntergrenze von 1.20 nicht ausreichte, um ei-

nen Rückgang der Auslandsnachfrage zu verhin-

dern, verschaffte die SNB den betroffenen Bran-

chen wichtige Zeit, um sich den neuen Gegebenhei-

ten anzupassen.

Europäische Nationalbank als Retter in der Not Beginnend mit der Ankündi-

gung der Europäischen Nationalbank (EZB) im

Sommer 2012, alles Nötige für den Erhalt des Euro

zu unternehmen, verschwanden die Sorgen über

ein Auseinanderbrechen der Eurozone zunehmend.

Dass die EZB notfalls auch bereit sein würde, An-

leihen von angeschlagenen Mitgliedsländern zu

kaufen, um die Risikoaufschläge auf angemessenen

Niveaus zu halten, sollte letztlich den Hauptaus-

schlag geben, dass die Schuldenkrise bis heute ih-

ren Schrecken mehrheitlich verloren hat. Die Rück-

kehr des Vertrauens in die Eurozone sorgte sodann

auch dafür, dass der Euro gegenüber zahlreichen

Währungen an Wert zurückgewinnen konnte.

Kein Grund für Euphorie auf Grund der Wachstumszahlen Die deutliche Entschärfung der

Schuldenkrise, ein gefundener Kompromiss im

US-Fiskalstreit und nachlassende globale Konjunk-

tursorgen haben dazu geführt, dass die Risikoaver-

sion deutlich abgenommen hat. Dies widerspiegelt

sich nicht nur in freundlichen Aktienmärkten, son-

dern auch in einer geringeren Nachfrage nach «si-

cheren Häfen» wie dem Schweizer Franken. Dis-

kussionen über die mögliche Einführung von Ne-

Alte niveaus, wie wir sie

vor der Krise gesehen haben,

sind für längere Zeit

nicht mehr zu erwarten

Abenteuerspielplatz rund um den Walensee

w I r t s c h A F t

Von Oliver Schlumpf

Noch kein Ende der Frankenstärke14

15

der Ausbruch der europäischen schuldenkrise legte den grundstein für den

höhenflug des schweizer Frankens. Allmählich scheint sich die situation in

der eurozone zu entspannen. das erholungspotenzial für die europäische

gemeinschaftswährung bleibt vorerst beschränkt.

Zur Person

Oliver Schlumpf ist Ökonom bei der VP Bank Gruppe. In dieser

Funktion zeichnet er verantwortlich für researchaufgaben, die zur

markteinschätzung und Bankmeinung führen. Die Schwerpunkte

liegen bei der Analyse von volkswirtschaftlichen Entwicklungen in

den Industrieländern und Wechselkursen. Er verfügt über einen Ab-

schluss als master of Arts HSG (m.A. HSG) in Economics.

Page 15: Der Monat | März 2013

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ock.

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märz 2013

gativzinsen sorgten bereits mehr-

fach für eine leichte Loslösung

des Euro-Franken-Wechselkur-

ses vom Mindestkurs. Erst die

optimistischeren Ausführungen der EZB zur künf-

tigen Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone er-

laubten im Januar aber einen deutlicheren Anstieg

in Euro/Franken. Während die SNB auf absehbare

Zeit am Mindestkurs festhalten wird, werden die

konjunkturellen Probleme in der Eurozone einen

nachhaltigen Anstieg der Gemeinschaftswährung

jedoch kaum zulassen.

Ein Blick auf die Wachstumszah-

len für das vierte Quartal 2012 gibt wenig Anlass zu

Euphorie. Die Wirtschaftsleistung der Eurozone re-

duzierte sich gegenüber dem Vorquartal um 0,6

Prozent. Zur schwachen Konjunktur in der Peri-

pherie kam zuletzt noch ein Rückgang der Wirt-

schaftsleistung in den Kernländern hinzu. Besser

als die Betrachtung der Vergangenheit ist jedoch

ein Blick in die Zukunft. Die Vorlaufindikatoren

zur künftigen Wirtschaftsentwicklung haben sich

zwar stabilisiert, deuten teilweise aber noch immer

auf eine Kontraktion der Wirtschaftsleistung hin.

Die Hoffnungen auf einen breiten Aufschwung

dürften sich als verfrüht erweisen, zumal die not-

wendigen Konsolidierungsbemühungen eben erst

begonnen haben. Die Peripherie steckt in einer tie-

fen Rezession und Frankreich droht aufgrund eines

schleichenden Verlusts der Wettbewerbsfähigkeit

den Anschluss an Deutschland weiter zu verlieren.

Hoffnungen für die heimischen Unternehmen? Der Euro-Franken-Wechselkurs

dürfte sich vorerst weiterhin in einem Band von

1,20 – 1,25 bewegen. Eine allfällige weitere Locke-

rung der Geldpolitik durch die EZB zur Stimulie-

rung der Konjunktur würde die Wahrscheinlich-

keit einer Euro-Aufwertung weiter reduzieren. Alte

Niveaus, wie wir sie vor der Krise gesehen haben,

sind aber ohnehin für längere Zeit nicht mehr zu

erwarten, wie der deutliche Rückgang des fairen

Wechselkurses gemäss Kaufkraftparität bestätigt.

Wechselkursseitig ist also weiterhin nicht mit einer

Erleichterung für die heimischen Unternehmen zu

rechnen. Zuversichtlich stimmt hingegen die glo-

bale Konjunkturaufhellung, welche sich positiv auf

den künftigen Wirtschaftsgang auswirken sollte.

Insbesondere die Industrieunternehmen formulie-

ren ihre Exporterwartungen zuletzt wieder etwas

positiver. Aufgrund der intensiven Handelsbezie-

hungen mit der schwächelnden Eurozone dürfte

sich aber auch die Konjunktur in Liechtenstein und

der Schweiz vorerst deutlich unter Potenzial entwi-

ckeln. |

Die Kursentwicklung von Franken

und Euro wird die Konjunkturlage

noch einige Zeit bestimmen.

Page 16: Der Monat | März 2013

K o P F d e s m o n At s

kern und Bienen auch die Umweltprobleme zu

schaffen, auf welche die Bienen empfindlich und

gestresst reagieren. Mit Umweltproblemen gemeint

sind vor allem die Intensivierung der Landwirt-

schaft, der Einsatz von Kunstdünger, der Rückgang

der Magerwiesen und des Obstbaumbestandes und

der Einsatz von Spritzmitteln. Bienen brauchen

eine blühende Landschaft, keine Monokulturen

und grüne Rasenflächen. Manfred Biedermann be-

trachtet die Situation eher optimistisch, obwohl die

Bienenhaltung heute eine grössere Herausforde-

rung geworden ist. Das Durchschnittsalter der Im-

ker dürfte zwischen 55 und 60 Jahren liegen. Um

den jetzigen Bestand an Imkerinnen und Imkern

zu halten, freut es deshalb den Präsidenten des Im-

kervereins, der auch einen Lehrbienenstand in Va-

duz betreibt, wenn auch junge Leute Interesse an

der Bienenzucht bekunden. In Zusammenarbeit

mit der Landwirtschaftsschule in Salez bietet der

Imkerverein eine Ausbildung an, womit Neu-Im-

ker mit dem notwendigen Wissen über Biologie

und Bienenzucht an das faszinierende Hobby her-

angehen können. «Wer sich mit Bienen befasst»,

heisst es auf der Homepage des Vereins, «öffnet ei-

nes der geheimnisvollsten Bücher der Natur. Die

Arbeit mit Bienen ist ein Schlüssel zum Verständnis

der Naturzusammenhänge und ihrer Gesetzmäs-

sigkeiten.» Die Honigbiene wird nach Rind und

Schwein als drittwertvollstes Nutztier in der Land-

wirtschaft eingestuft. Zum Spitzentrio gehört die

Biene nicht nur wegen der Produktion von Honig,

sondern weil sie die Pflanzen in Natur und Land-

wirtschaft bestäubt und so einen grossen ökonomi-

schen und ökologischen Beitrag leistet. |

Wenn die Sonne mit wärmeren Strahlen an

die Bienenhäuschen scheint, wagen sich die Bienen

aus ihren Winterquartieren und verrichten ihre Be-

stäubungsarbeit an den Bäumen und Blumen.

Ohne die Bienen würde unsere

Natur verarmen. Ausserdem

müssten wir auf den köstlichen

Honig verzichten. Die Idylle von

Bienen, blühenden Wiesen und

Blumen ist etwas gestört, denn seit Mitte der 1980er-

Jahre hat sich die Varroa-Milbe in Mitteleuropa

ausgebreitet. Ganze Bienenvölker fallen dieser Mil-

be zum Opfer, andere werden weniger befallen,

sind jedoch anfälliger für Viren

und Krankheiten. «Wir müssen

noch besser lernen, mit der Var-

roa-Milbe zu leben», meint Man-

fred Biedermann, Präsident des

Liechtensteinischen Imkerver-

eins und Bieneninspektor seit

1975, zuständig für die Gesund-

heit der Bienen. Leben mit der

Varroa heisst, Lebensweise und

Fortpflanzung der Milben zu

kennen und ihre Verbreitung

und Vermehrung einzudämmen,

damit die Schadensgrenze möglichst tief bleibt. Die

Varroa krallt sich an der Biene fest, durchbohrt mit

ihrem Saugrüssel dünne Hautschichten und er-

nährt sich von Bienenblut. Durch die entstandene

Verletzung der Bienen können Viren eindringen

und tödlich wirken. Fatal dabei ist, dass die Bienen

die Varroa nicht als Feind erkennen und deshalb

nicht abwehren.

In Liechtenstein gibt es rund 100 Imker und

etwa 1000 Bienenvölker. Während früher durch

kalte Witterungsverhältnisse im Winter und

Krankheiten höchstens ein Zehntel der Bienenvöl-

ker eingingen, ist der Verlust pro Jahr auf etwa ei-

nen Viertel angestiegen. Diese Verluste gilt es jedes

Jahr aufzufüllen, was nach Auskunft von Manfred

Biedermann nicht so einfach ist: Neben der Varroa-

Milbe und anderen Krankheiten machen den Im-

die Arbeit mit bienen ist ein schlüssel

zum verständnis der naturzusammenhänge

Manfred BiedermannPräsident des Imkervereins und Bieneninspektor

märz 2013

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P o r t r ä t

16

Manfred Biedermann Der Herr der Bienen

Page 17: Der Monat | März 2013

P u b l I r e P o r tA g e

Entrepreneur Of The Year 2013 Liechtenstein gesucht

■ Bedingungen für Teilnahme

Am Programm «Entrepreneur Of The Year» in Liechtenstein können Unternehmer aus allen Branchen (Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen inkl. Finanzdienstleistungen) teilnehmen. Voraussetzungen für die Teilnahme sind unter anderem die mindestzahl von fünf Beschäftigten und ein jährlicher Umsatz von 1 million Franken. Der Entrepreneur muss zudem einen massgeblichen Anteil am Unternehmen besitzen und der Firmen-Hauptsitz zwingend in Liechtenstein liegen.

■ Ein Highlight für den Wirtschaftsstandort Liech-tenstein im Jahre 2013: Im Rahmen des Wett-bewerbs Entrepreneur Of The Year Liechtenstein werden seit dem 1. Februar wieder Unternehmer mit Eigeninitiative, Weitsicht und Innovationsfreu-de gesucht.

Träger dieser Auszeichnung mit hohem öffentlichem Stellenwert sind die regierung des Fürstentums Liechtenstein, die Universität Liechtenstein sowie die Ernst & Young AG. Hauptpartner der Veranstal-tung ist die VP Bank, Partner sind die Firmen AmAG, Huber Watches Jewellery und Swiss.«Erfolgreich ist der Unternehmer von heute, wenn er Verantwortung übernimmt, mut zum kalkulierten risiko und Freude an Kreativität und Innovation zeigt und erst noch für seine Arbeitnehmer sorgt», so regierungschef-Stell-vertreter martin meyer. «Diese Unternehmer wollen wir fördern, weil sie den Standort Liechtenstein aktiv voranbringen.»

■ Netzwerk zentraler NutzenDie internationale Vernetzung ist auch eine der wichtigsten Förderleistungen: Die Teilnahme am Wettbewerb verschafft zugang zu einem einmaligen Netzwerk von Unternehmern in Liechtenstein und in der ganzen Welt. So haben die Kandidatinnen und Kandidaten neben lokalen Netzwerk-Veran-

staltungen die möglichkeit, im Jahre 2013 an ver-schiedenen internationalen Netzwerk-Plattformen teilzunehmen, unter anderem am Netzwerk-Anlass «Entrepreneurs Only!» vom 28. bis 30. Juni sowie an einer Unternehmer-Studienreise nach Südafrika vom 5. bis 9. November.

Der Gala-Abend mit Auszeichnung des Gewinners/der Gewinner findet am 18. Oktober 2013 im SAL in Schaan statt. Der Sieger des Wettbewerbs in Liechtenstein erhält einige äusserst attraktive Preise. Dazu zählen die mehrtägigen reisen nach monte Carlo und Palm Springs inklusive Begleitung sowie verschiedene Sachpreise, darunter eine Luxusuhr sowie die zur Verfügungstellung eines Premium-Autos. ■ Prominente JuryDie Jury setzt sich aus folgenden Persönlichkei-ten zusammen: Holger Dahmen, CEO Wolford AG, Ulrich Dörnhaus, CEO Dörnhaus Consulting GmbH, Anton Frommelt, mitinhaber Frommelt zimme-rei, Peter Gerner, CEO Heiztechnik Hoval Gruppe, reto Gurtner, Präsident der Weissen Arena Gruppe, Katharina Lehmann, Inhaberin Blumer-Lehmann AG, Klaus risch, Head of Global Hr der Hilti AG sowie magnus Tuor, Geschäftsführer messtechnik AG.

Page 18: Der Monat | März 2013

Epoche, Erdschicht um Erd-

schicht eben. Die Funde erzählen

etwas darüber, wie unsere Vor-

fahren jagten, was sie assen, wie

sie werkelten. Aber sie erzählen

nichts darüber, was sie glaubten,

wie sie die Welt sahen und ob

und wie sich dieses Bild im Ver-

laufe der Geschichte veränderte.

Wir können Tote nun aber leider

nicht mehr zum Sprechen brin-

gen. Aber: wir können den alten

Geschichten lauschen. Gewissermassen als «Ar-

chäologin des Bewusstseins» habe ich die unter-

schiedlichen Schichten von Weltbildern in den My-

then, Sagen und Bräuchen entdeckt und untersucht.

Manche Motive lassen sich bis zu den europäischen

Ureinwohnern in der Alt- und Jungsteinzeit zu-

rückverfolgen: Sie erzählen von einer Mutter Erde,

die alles hervorbringt und in sich zurücknimmt.

Sie erzählen von der Schöpfung, die im Frühling in

Gestalt eines grünen Baummannes erscheint. Und

sie erzählen vom wechselnden Tanz zwischen den

zwei Kräften Winter und Sommer. Andere Motive

tauchen erst auf, als der Krieg in die Welt kommt

und die europäische Urbevölkerung von indoeuro-

päischen Stämmen überlagert wird: Hierarchie,

oben und unten, Herrschaft und Sklaventum.

Dann erzählen die Märchen von der «verstorbenen

Mutter» und der «ungerechten Stiefmutter». Noch

etwas später, als die christliche Missionierung den

alten Glauben verdrängt, taucht das Konzept von

Sünde, von Gut und Böse, von Abwertung auf. Ab-

gewertet werden vor allem die Kräfte des Winters,

des Weiblichen, des Altweisen. Da landet dann die

«böse, alte Winterhexe» auf dem Funken.

K u lt u r

Von Ursula Seghezzi

Was uns alte Bräuche über die zukunft erzählen18

19

bräuche sind out. wer sie praktiziert, tut dies aus Folklore?

Kommerz? suche nach retroromantischer sicherheit in Zeiten

des globalen wandels? oder aber ahnen wir unbewusst, dass

uns bräuche lebensorientierung geben können?

Es ist kalt. Gespannt stehe ich – ein junges Mäd-

chen – in der Dunkelheit. Wie alle um mich herum

warte ich auf den ersten Funken, der in den mäch-

tigen Holzstoss springen soll. Die vergangenen Tage

ziehen an mir vorbei. Fleissig sammelten wir Holz,

schleppten, stapelten, türmten auf. Obenauf kam

die Strohpuppe wie auf einen Thron. Jetzt – die

erste Flamme, ein Knistern. Und

schon leuchtet hell das Feuer in

der Nacht. Die Hitze schlägt mir

ins Gesicht. Der Schnee schmilzt

um mich herum. Und dann, mit

einem grossen Knall, explodiert

die Strohgestalt. Ehrfürchtig ste-

he ich mitten in diesem Spekta-

kel. Alte Handlung. Jedes Jahr.

Und gleichzeitig Unverständnis.

Warum Funkahex? Warum den

bösen Winter vertreiben? Mit ebendieser Mischung

aus Faszination und Unverständnis begann ich vie-

le Jahre später, die mitteleuropäischen Sagen, My-

then und Bräuche zu sammeln. Als Religionswis-

senschaftlerin und Ethnologin interessierte mich

vor allem: Was sagten sie über die Welt- und Wert-

vorstellungen unserer Vorfahren? Was ich in mehr

als 10 Jahren Forschungsarbeit zutage förderte, war

überraschenderweise weit mehr als die Antwort auf

diese Frage! Doch von vorne...

Sagen, Mythen und Bräuche erzählen Geschichte Sie kennen die Arbeit des Ar-

chäologen. Er gräbt in der Erde, Schicht um Schicht.

Und findet, wenn er Glück hat, Scherben, Knochen,

alte Zeugnisse. Anhand der Schichten kann er die

Zeit gewissermassen rückwärts drehen, Epoche um

ein «lebenskompass» als

geistige landkarte für ein

gesundes, an die äussere

und innere natur ange-

bundenes, erfülltes und sinn-

stiftendes leben

Page 19: Der Monat | März 2013

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märz 2013

Mythen und Bräuche übersetzt für die heutige Lebenswelt Plötzlich verstand ich. Ich hatte

mich rückwärts durch alle Umformungen und Ab-

wertungen durchgegraben und war auf die älteste

Schicht unserer Überlieferung gestossen. Was ich

aus dieser tiefsten Schicht hob, war ein besonderer

Schatz: ein Verständnis über die Gesetzmässigkei-

ten der natürlichen Entfaltung in den Jahreszeiten

in menschlich-kulturellen Bildern! Könnte diese

«geistige Landkarte» über das an die Natur ange-

bundene Menschsein nicht Orientierung sein in der

heutigen Zeit des globalen Wandels, wo bisherige

Glaubenssätze nicht mehr gelten und jeder für sei-

nen persönlichen Sinn im Leben zuständig ist?

Bräuche als Zugang zu einer tieferen Weisheit über

das Leben? Ich machte mich wieder an die Arbeit.

Ich übersetzte die alten Bilder in den Mythen und

Bräuchen für uns Erwachsene und unsere heutige

Lebenswelt. Ich formulierte daraus den «Lebens-

kompass», eine geistige Landkarte für ein gesundes,

an die äussere und innere Natur angebundenes, er-

fülltes und sinnstiftendes Leben. Ein Schritt bleibt

noch zu gehen: das alte kulturelle Material soll

fruchtbar gemacht werden für unsere Kinder. Denn

die alten Geschichten erzählen auch etwas über die

natürliche Struktur von Initiation, von Erwachsen-

werden, von Wandel generell.

Vergangenheit und Zukunft verbinden sich Bald ist wieder Funkensonntag.

Bald wieder werde ich am Feuer stehen. Die Hitze

wird mir ins Gesicht schlagen und den Schnee um

mich herum schmelzen. Die den Winter symboli-

sierende Strohpuppe wird von ihrem Thron stür-

zen und einem neuen Sommer Platz machen. Dazu

braucht es kein «bös» und keine «Hexe». Wichtig ist

vielmehr, dass ich dieses Spektakel nicht nur aussen,

sondern auch in mir selbst wahrnehme: Dann

nämlich, wenn eine Phase des Rückzuges, des In-

nen und des Inne-Haltens genossen und ausge-

schöpft ist, und die eigene grüne, kreative Früh-

lingsgestalt nach aussen tritt, mit ihrem fruchtba-

ren Stock fuchtelt und in der Welt wirkt und waltet.

Und zwar nicht «gegen den Winter», sondern «aus

der Weisheit des Winters heraus». Dann verbinden

sich Vergangenheit und Zukunft in meinem Tun in

der Gegenwart. |

Die Hexe wird am Funkensonntag

in Liechtenstein verbrannt.

Zur Person

Ursula Seghezzi studierte religionswissenschaft, Theologie, Ethno-

logie. Als Gründerin und Geschäftsführerin des «uma institut» beglei-

tet sie seit mehr als zehn Jahren Einzelne und Gruppen durch Wand-

lungskrisen. zum Thema des Beitrags ist von ihr im Van Eck Verlag

das Buch erschienen: «macht Geschichte Sinn. Was uns mitteleuro-

päische mythen, Sagen und Bräuche über unsere zukunft erzäh-

len». Weitere Informationen: www.umainstitut.ch

Page 20: Der Monat | März 2013

nahm die Anzahl Autos weltweit um 140 Prozent

zu, während in Liechtenstein eine Zunahme von

113 Prozent registriert wurde. Für Liechtenstein gilt

ausserdem, dass die Auto-Zunahme in den letzten

Jahrzehnten bedeutend höher liegt als die Bevölke-

rungsentwicklung, obwohl der Öffentliche Verkehr

erheblich ausgebaut wurde und Bestrebungen be-

obachtet werden konnten, den privaten Motorfahr-

zeugverkehr zu behindern.

Alternative, umweltfreundliche und sparsame Technologien Wachsendes Umweltbewusstsein

der Hersteller und die steigende Nachfrage nach

sauberen Fahrzeugen hat die Automobilindustrie

bewogen, die Entwicklung neuer, alternativer, um-

weltfreundlicher und sparsamer Technologien vor-

anzutreiben. Die Euphorie um die Elektro-Autos ist

zurückgegangen, weil Reichweite und Aufladen

nicht mit den herkömmlichen Fahrzeugen mit Ver-

brennungsmotoren konkurrieren können. Ausser-

dem ist die Öko-Bilanz der Elektro-Autos, wenn

die Herstellung des Stroms mitberücksichtigt wird,

nicht über alle Zweifel erhaben. Dennoch arbeiten

die Hersteller von Elektro-Fahrzeugen, nicht zu-

letzt kleinere «Tüftler-Unternehmen», an neuen

Batterien, besseren Aufladesystemen – und setzen

vermehrt auf die Hybrid-Technik, bei der neben

Elektromotoren auch Verbrennungsmotoren zum

Einsatz kommen.

Diese Autos, wie beispielsweise

Fisker Karma, haben sich aus der Ecke der sparta-

nischen Kleinfahrzeuge entfernt und bieten Kom-

fort wie die Luxusklasse an, gepaart mit Fahrleis-

tungen, wie bei Sportwagen üblich: Beim Fisker er-

reicht die Systemleistung beider Motoren 408 PS,

Gut hundert Jahre sind es erst her, dass in Liechten-

stein die ersten Automobile auf den Strassen zu se-

hen waren. Anfänglich von vielen mit Kopfschüt-

teln betrachtet und nach Meinung vieler ohne

Chancen, das traditionelle Fuhr-

werk mit Pferden als Transport-

mittel abzulösen, hat das Auto

einen Siegeszug ohne Beispiel

durch das 20. Jahrhundert ange-

treten. Auch zu Beginn des

21. Jahrhunderts ist rund um den

Erdball die Faszination für das

Auto ungebrochen, wie die Per-

sonenwagenbestände und deren Entwicklung in

den letzten Jahrzehnten verdeutlichen. Wurden im

Jahre 2000 weltweit 530 Millionen Personenwagen

gezählt, so stieg deren Anzahl bis 2010 auf 730 Mil-

lionen, was einer Zunahme um 38 Prozent ent-

spricht. In Liechtenstein lassen sich ebenfalls hohe,

wenn auch nicht ganz so hohe Zuwachsraten fest-

stellen: Im Jahre 2000 waren 21’784 Autos zugelas-

sen, deren Zahl bis 2010 auf 26’890 anstieg – und

damit einen Zuwachs von 23 Prozent verzeichnet.

Wird der Zeitraum von 1980 bis 2010 verglichen, so

die meisten Autohersteller

präsentieren ihre neuheiten

für das neue modelljahr

am Auto-salon in genf

A u t o

der Frühling lässt jedes jahr die herzen der Automobil-Fans höher schlagen,

denn im Frühjahr präsentieren die meisten Autohersteller ihre neuheiten für

das neue modelljahr. Zum «mekka» der Autofahrer gehört der genfer Auto-

salon, der jeweils anfangs märz stattfindet.

Von Günther Meier

Sauberer fahren steht im Vordergrund20

21

Page 21: Der Monat | März 2013

märz 2013

die den Sprint von 0 auf 100 km/h

in 7,9 Sekunden absolvieren und

eine Höchstgeschwindigkeit von

200 km/h erlauben. Der Ausstoss

von Kohlendioxid wird für 100

Kilometer mit nur 53 Gramm pro Kilometer ange-

geben, was deutlich unter dem Durchschnitt liegt.

Beim Auto-Salon in Genf, der für die Ausstellung

2013 die «Alternativ-Fahrzeuge» nicht mehr in ei-

ner speziellen Halle ausstellen lässt, sondern in die

Ausstellungshallen integriert, sollen etwa 10 Pro-

zent der 900 ausgestellten Autos einen maximalen

Kohlendioxid-Ausstoss von 100 Gramm pro Kilo-

meter erreichen.

Automatische Zylinderabschal- tung für sparsame Fahrweise Auf der anderen Seite erliegen

die Auto-Produzenten unverändert der Herstel-

lung von kraftvollen und extravaganten Fahrzeu-

gen, was sich in den vielen Offroadern und Super-

sportwagen äussert. So leistet das neue Topmodell

von Lamborghini, der Aventador LP-700-4, nicht

weniger als 700 PS, hat nach einem Wimpernschlag

schon die Marke von 100 km/h erreicht und lässt

350 km/h Spitzengeschwindigkeit zu. Der Kraft-

protz, der freilich nur für wenige Verkehrsteilneh-

mer erschwinglich ist, gibt sich aber auch zahm-in-

novativ: Wenn die Geschwindigkeit weniger als

135 km/h beträgt, schaltet die Elektronik automa-

tisch die Hälfte der V-12-Töpfe aus. Auch die neue

Corvette von Chevrolet, die mit ähnlichen Fahrleis-

tungen aufwartet, besitzt eine automatische Zylin-

der-Abschaltung, sobald der Gasfuss reduziert wird.

Versuchsfahrzeuge mit Selbst- fahrmodus schon unterwegs Ob Fahrspass mit einem röhren-

den 12-Zylinder oder bescheidener in einer kleinen,

sparsamen und fast lautlosen «Elektro-Kutsche»,

die Auto-Hersteller denken bereits einen Schritt

weiter. Auf den Computern entstehen neue Fahr-

systeme, die den Auto-Piloten der Flugzeuge nach-

eifern. Versuchsfahrzeuge mit einem Selbstfahr-

modus sind bereits unterwegs und bahnen sich –

wie von Geisterhand gesteuert – den Weg durch den

Verkehr. Die Zeit scheint nicht mehr fern zu sein,

bis das Automobil der Zukunft ohne Fahrer aus-

kommt. Für Zeitgenossen, denen schon die Ein-

parkhilfe ein Graus ist, weil sie alles selbst steuern

wollen, eine schreckliche Vorstellung. Die For-

schung aber setzt auf die nachwachsende Genera-

tion, wie das Magazin «Der Spiegel» berichtete:

«Viele von ihnen begeistern sich ohnehin kaum

noch für Autos; sie checken während der Fahrt lie-

ber ihre E-Mails, statt mühsam am Lenkrad zu

kurbeln, und werden womöglich dankbar sein für

einen Chauffeur namens Computer.» |

Automobil-salon genf 2013

Der Internationale Automobil-Salon in Genf öffnet

vom 7. bis zum 17. märz 2013 seine Tore.

Der Auto-Salon in Genf präsen-

tiert dieses Jahr etwa 100 Premie-

ren, die jeweils grosses Interesse

hervorrufen.

Foto

: Aut

o-Sa

lon

Gen

f

Page 22: Der Monat | März 2013

22

Liechtenstein gehört heute zu

den meist motorisierten Ländern

der Welt. Die Zahl der Motor-

fahrzeuge ist ungefähr gleich

hoch wie die Bevölkerungszahl von 36’000 Ein-

wohnern. Auf 1000 Einwohner trifft es derzeit un-

gefähr 750 Personenwagen.

Der erste Autobesitzer in Liechtenstein soll

Marcus Ammann, der Verwalter des Konsumver-

eins Mühleholz, gewesen sein, der sich 1902 ein

Auto anschaffte. Etwa drei Jahre später war auch

der Schaaner Arzt Alfons Brunhart stolzer Besitzer

eines Automobils, das damals grosse Bewunde-

rung, aber ebenso Ablehnung hervorrief: Dem

Auto wurde nur eine kurze Lebensdauer prognosti-

ziert, weil es nach damaliger Auffassung nie und

nimmer in der Lage sein werde, das bewährte Pfer-

defuhrwerk zu verdrängen. Längere Zeit sah es so

aus, als ob diese Prognose eintreten würde. Bis zum

Ersten Weltkrieg waren in Liechtenstein erst zwei

Autos und zwei Motorräder registriert, im Jahre

1925 zählte man zwar schon 35 Automobile und 12

Motorräder, doch den Siegeszug hatten die rattern-

den Fortbewegungsmittel noch lange nicht ange-

treten.

Kurz bevor die ersten beiden Autos in Liech-

tenstein angeschafft wurden, hatte der Autoverkehr

von Österreich in die Schweiz durch Liechtenstein

begonnen. Gegen diesen neuartigen Verkehr auf

den schmalen Strassen, die damals von Fuhrwer-

ken dominiert wurden, erhob sich sogleich Wider-

stand. Die Obrigkeit unterstützte die Bedenken der

Bevölkerung und gab 1906 eine «Verordnung über

den Betrieb von Automobilen und Motorrädern»

heraus, welche die Höchstgeschwindigkeit auf 15

km/h beschränkte, bei schlechter Sicht gar auf 6

Stundenkilometer. Zwei Jahre später verlangte der

Landtag ein allgemeines Fahrverbot für Automobi-

le, was aber von der Regierung abgelehnt wurde.

Um die Gemüter zu beruhigen, führte die Regie-

rung jedoch eine Mautgebühr ein, die bei der Be-

nützung der Strassen zu entrichten war. Der Staats-

kasse floss damit etwas Geld zu, denn beispielswei-

se 1913 lösten über 500 Autofahrer eine Wochen-

karte und ein Dutzend sogar eine Jahreskarte: 128

Automobilisten stammten dabei aus der Schweiz,

30 aus England, 14 aus Italien, der Rest aus verschie-

denen anderen Ländern.

Quellen: Historische Jahrbücher, Histori-

sches Lexikon, Brücken zur Vergangenheit |

Von den Anfängen des Autoverkehrs

A u t o

Das erste Auto, das in Liechten-

stein verkehrte, vor dem Gasthaus

«Linde» in Schaan.

Foto

: Arc

hiv

Gem

eind

e Sc

haan

einwohner und Autos in liechtenstein

Bevölkerung Auto

1970 21’350 6’210

1980 25’215 +3’865 oder +18% 12’569 +6’359 oder +102%

1990 29’032 +3’817 oder +15% 16’891 +4’322 oder +34%

2000 32’863 +3’831 oder +13% 21’784 +4’893 oder +29%

2010 36’149 +3’286 oder +10% 26’890 +5’106 oder +23%

1970 – 2010 +14’799 oder +70% +20’680 oder 333%

Page 23: Der Monat | März 2013

23

märz 2013

Der Kampf gegen Korruption ge-

hört heute zu den wichtigen Trak-

tanden der Staaten, auch einigen

in Westeuropa, bei denen man

Korruption nicht vermuten wür-

de. Auch Liechtenstein beschäf-

tigt sich mit dem Kampf gegen

die Korruption und hat deshalb

2010 die UNO-Konvention gegen

Korruption ratifiziert, hat schon

im Jahre 2003 eine ämterüber-

greifende Arbeitsgruppe «Kor-

ruptionsbekämpfung» eingesetzt

und 2007 bei der Landespolizei

eine Spezialeinheit zur Korrupti-

onsbekämpfung geschaffen. Die-

se Massnahmen haben die Aner-

kennung des Europarats gefunden, was in einem Be-

richt der Gruppe «Greco» – Group of States against

corruption – zum Ausdruck kommt. Allerdings zeigt

der Greco-Bericht in den Schlussfolgerungen auch

einen gewissen Handlungsbedarf auf, der zu ver-

schiedenen Empfehlungen an das Land führt, die im

Sinne der Korruptionsbekämpfung umgesetzt wer-

den sollten.

Die Gespräche, die von den Greco-Experten in

Liechtenstein selbst geführt wurden, zeigen nach

Auffassung dieser Personen auf, dass sich Liechten-

stein noch in einer Anfangsphase befinde, was die

Bekämpfung der inländischen Korruption betrifft.

Die Auskunftspersonen würden sich «übermässig»

auf die Kleinheit des Landes berufen, wobei behaup-

tet werde, diese Kleinheit trage zur Prävention der

Korruption bei. Die Greco-Gruppe empfiehlt, die

Präventivmassnahmen zu verbessern und erwähnt

ein Beispiel: Der Begriff der Bestechung werde in

Liechtenstein weitgehend nur auf Bestechungsgel-

der bezogen, während andere Formen von Gefällig-

keiten und von Begünstigungen ausgeschlossen

würden. Der Bewusstseinsgrad für potenzielle Prob-

leme, die durch Interessenskonflikte herbeigeführt

werden könnten, ist nach Ansicht der Greco-Grup-

pe eindeutig zu niedrig. Eine der Empfehlungen zur

Verbesserung der Korruptionsbe-

kämpfung betrifft die «Whistle-

blower», also jene Informanten,

die auf Missstände wie illegales

Handeln oder Korruption in der Verwaltung oder in

Unternehmen hinweisen. Liechtenstein sollte Whist-

leblower-Bestimmungen einführen, empfiehlt die

Greco-Gruppe, damit Mitarbeiter im öffentlichen

Sektor ermutigt würden, Korruptionsverdachte

direkt den Strafrechtsorganen anzuzeigen. Die liech-

tensteinische Strafprozessordnung sehe zwar solche

Mechanismen vor, doch in der Öffentlichkeit seien

diese nicht sehr gut bekannt. Eine grössere Einheit-

lichkeit wäre wünschenswert, meint die Greco-

Gruppe, damit Beschäftigte im privaten wie im

öffentlichen Sektor ihre Bedenken direkt anzeigen

könnten, falls die Geschäftsleitung nicht auf einen

internen Bericht reagiere oder falls die Geschäfts-

leitung selbst einer strafbaren Handlung verdächtigt

werde. Eine weitere Empfehlung der Greco-Gruppe

betrifft Ethik- und Verhaltensregeln für die öffentli-

chen Verwaltungen auf Landes- und Gemeindeebe-

ne: Solche Regeln sollten entwickelt und in einem

«angemessenen Training» eingeschult werden, ins-

besondere auch das korrekte Verhalten, wenn Ge-

schenke oder Zuwendungen angeboten würden. |

Erst am Anfang der Korruptionsbekämpfung

K o r r u P t I o n

Der Korruptionsbericht sieht

Handlungsbedarf für Liechtenstein

in verschiedenen Bereichen.

Foto

: iSt

ock.

com

Page 24: Der Monat | März 2013

Das Jubiläum «100 Jahre Briefmarken Liechten-

stein» hat die Geschichte unserer Briefmarken auf

eine besondere Art ins Bewusstsein gerückt. Sind

Briefmarken in der heutigen Zeit, wo E-Mail, Face-

book und Twitter die moderne Kommunikation

weltweit dominieren, ein Auslaufmodell? Die Ant-

wort auf diese Frage kann nicht

ein einfaches Ja oder Nein sein,

sondern verlangt eine differen-

ziertere Betrachtung. Fest steht,

dass Briefmarken einen hohen

kulturellen Stellenwert haben,

immer noch als Ausdruck staat-

licher Souveränität gelten und als

Botschafter oder Visitenkarte ihres jeweiligen Her-

ausgeberlandes betrachtet werden. Was die Zu-

kunft in den nächsten hundert Jahren im Bereich

der Briefmarken bringen wird, wissen wir nicht.

Aber die Philatelie Liechtenstein schöpft aus der er-

folgreichen und bewegten Vergangenheit der Brief-

marken, um mit neuen und innovativen Ideen eine

Antwort für die Zukunft zu geben.

Konkurrenz durch moderne Technologien Blicken wir auf die letzten drei

oder vier Jahrzehnte zurück, in der sich die Welt der

Kommunikation stärker verändert hat als in der

Geschichte der Menschheit zuvor: Als die ersten

Fernmeldeschreiber flächendeckend – vor allem in

der Geschäftswelt – eingesetzt wurden, prophezei-

ten viele das nahe Ende der bewährten «gezähnten

Botschafter». Die Befürchtungen erwiesen sich als

unbegründet, im Gegenteil, die Fernschreiber kön-

nen heute nur noch in Museen bestaunt werden.

Auch Faxgeräte befinden sich auf dem Rückzug, ab-

gelöst durch modernere Technologien wie E-Mail.

SMS und E-Mails haben das Kommunikationsver-

halten in jüngster Vergangenheit zwar einschnei-

dend verändert, der persönliche Brief und auch der

Geschäftsverkehr per Post haben an Stellenwert

eingebüsst. Trotz des schrumpfenden Marktes ist

das Ende der Briefmarken vorerst noch nicht abzu-

sehen.

Postwertzeichen und Brief- marken für Sammler Briefmarken, insbesondere Brief-

marken von kleinen Ländern wie Liechtenstein

mit entsprechend geringen Auflagezahlen, erfüll-

ten nie nur den alleinigen Zweck als Postwertzei-

chen für die Beförderung von Briefen und Paketen,

sondern weckten von Anfang an die Sammlerge-

fühle vieler Menschen. Die wachsenden Angebote

an Sport- und Freizeitbeschäftigungen führten al-

lerdings dazu, dass das Sammeln von Briefmarken

seinen Stellenwert als attraktive Freizeittätigkeit

eingebüsst hat. Die Zahl der Briefmarkensammler

nimmt seit geraumer Zeit weltweit ab, nur noch we-

nige Jugendliche lassen sich von der Sammlerlei-

denschaft anstecken. Die Philatelie Liechtenstein

spürt diesen Rückgang, doch immer noch können

wir auf rund 40'000 Liechtenstein-Sammler zählen,

die unsere Ausgaben mit Begeisterung erwarten.

Die Liechtenstein-Sammler stammen zum gröss-

ten Teil aus Deutschland, Österreich, der Schweiz

die Philatelie liechtenstein

liess in den vergangenen jahren

mit weltneuheiten aufhorchen

P h I l At e l I e

Von Norbert Hasler

Haben Briefmarken noch eine zukunft?24

25

liechtensteins Philatelie konnte im vergangenen jahr das jubiläum «100

jahre liechtenstein briefmarken» feiern. haben briefmarken noch Zukunft im

Zeitalter der neuen medien? mit Innovationen und neuen Angeboten wird

gegensteuer gegeben!

Zur Person

Norbert Hasler ist Leiter der Philatelie Liechten-

stein. www.philatelie.li

Page 25: Der Monat | März 2013

Foto

s: P

hila

telie

Lei

chte

nste

in

märz 2013

und natürlich aus unserem Land. Die Gemein-

schaftsbriefmarke mit China aber hat uns gezeigt,

dass sich auch heute noch neue Märkte erschliessen

lassen. Die chinesisch-liechtensteinische Gemein-

schaftsbriefmarke aus dem Jahre 2005, der Sonder-

block für die EXPO 2010 in Schanghai und die ge-

zielte Bearbeitung des China-Marktes lassen Hoff-

nungen aufkommen. Die Liechtenstein-Sammler

in China sind bereits an die fünfte Stelle unserer

Abnehmerländer vorgerückt. Ebenso können an-

dere «Schwellenländer» für unsere Briefmarken in-

teressant werden, wenn die Märkte entsprechend

bearbeitet werden.

Philatelie Liechtenstein produzierte Weltneuheiten Allein mit der Herausgabe neuer

Briefmarken ist es allerdings nicht getan, denn die

Sammler müssen begeistert werden. Die Philatelie

muss sich weiter entwickeln, muss mit Innovatio-

nen das Interesse wecken, muss Überraschendes

bereithalten. Die Philatelie Liechtenstein liess in

den vergangenen Jahren mit Weltneuheiten auf-

horchen. Erwähnen möchte ich die im Juli 2009

erstmals herausgegebene, normal perforierte

Selbstklebe-Briefmarke, die direkt vom Bogen ab-

gelöst werden kann und ohne das Befeuchten der

Rückseite auskommt. Zwei Jahre später erschien

die nächste Weltneuheit: Zum chinesischen Jahr

des Drachens wurde die weltweit erste Scheren-

schnitt-Briefmarke produziert, indem das filigra-

ne Drachenmotiv auf der Marke mittels moderns-

ter Lasertechnologie gestanzt

wurde. Zu einem aktuellen The-

ma weltweit, zum Thema «er-

neuerbare Energie» erschienen

Briefmarken mit thermosensib-

len Farben, die sich ändern, wenn

die Briefmarke angefasst und mit der Körpertem-

peratur erwärmt wird. Ein weiteres Beispiel inno-

vativer Briefmarkendrucke bildet die Briefmarke

zum Jubiläum «150 Jahre Liechtensteinische Lan-

desbank», die mit einem QR-Code (Quick Respon-

se Code) versehen wurde und damit die analoge

Welt der Marken mit einer raffinierten Erfindung

des digitalen Zeitalters vereinigt. Weder der QR-

Code noch die thermosensiblen Farben sind eine

Erfindung der Philatelie Liechtenstein, aber es ist

uns gelungen, diese neuen Technologien in die

Briefmarken-Gestaltung einzubringen – und da-

mit innovative und interessante Neuheiten zu

schaffen. |

Freiwillige Aktivitäten zum

Bevölkerungsschutz, Lawinen-

hundeführer und Zivilschutz sind

ein Thema der Briefmarken-

Ausgabe vom März 2013.

Page 26: Der Monat | März 2013

Nr. 138 und 139: Johann Lampert und Arnold Bar-

getzi, Wagner. Alles Vieh des Lampert verbrannte

und durch den Wind getrieben, raste das Feuer den

Häusern und Ställen entlang, die zusammen gebau-

ten Gebäude hinauf zu Nr. 100 und 99.» Weiter be-

schreibt Pfarrer Tschugmell im Detail, wie sich das

Feuer ausbreitete und letztlich im «Winkel» nur

rauchende Trümmer übrig liess.

Feuerwehren aus dem ganzen Land eilten in

jener Nacht nach Triesen, um beim Löschen des

Feuers zu helfen. Vor allem aber versuchten die Feu-

erwehrleute, die auch aus der Schweiz zu Hilfe ka-

men, das weitere Ausbreiten der Feuerbrunst zu ver-

hindern. Der Föhn zerstreute die Funken, womit

die Gefahr bestand, dass noch weitere Dorfteile ein

Raub der Flammen werden könnten. Die Anstren-

gungen der Feuerwehrleute hatten schliesslich Er-

folg, wie Pfarrer Tschugmell berichtet: «Endlich

wurde man dem Feuer Meister bei Haus Nr. 34 im

Winkel, das als das letzte abbrannte. Mit genügend

Wasser versorgt, konnte man die hohe Tennwand

gegen Norden so lange halten, bis das Haus nieder-

gebrannt war – und so war der Hitze und den

schlimmsten Funken der Weg verhindert zu Haus

Nr. 33, in dem s’Lisa Joka Wendeli wohnte.»

Die Bewohner der noch nicht brennenden

Häuser versuchten ihre Habe zu retten und räum-

ten den Hausrat auf die Wiesen hinaus. Am Oster-

sonntag, schildert Pfarrer Tschugmell anschaulich

das Bild, das sich den Betrachtern bot: «Rund um

die Brandstelle in den Bündten lagen überall geret-

tete Sachen, Möbel, verschiedenster Hausrat, und

dazwischen standen da und dort angebrannte Bäu-

me.» Die Anteilnahme der Bevölkerung Liechten-

steins und der benachbarten Region für die betrof-

fenen Familien in Triesen war gross. Es wurde eine

sogenannte «Liebesgaben-Sammlung» organisiert,

die fast 7500 Kronen und zahlreiche Naturalspen-

den – wie Kartoffeln, Mais und Heu – einbrachte.

An der Liebesgaben-Sammlung beteiligten sich

auch hilfsbereite Personen aus der Schweiz, die da-

mals noch die Zollgrenze Schweiz – Liechtenstein

passieren mussten. |

Feuersbrünste, die ganze Dorf-

teile zerstörten, fanden früher in

Liechtenstein immer wieder statt.

Historiker zählten in den Jahren

1795 bis 1913 nicht weniger als 16 verheerende

Brandfälle, denen zahlreiche Häuser und Ställe

zum Opfer fielen. Meistens blieb es bei Gebäude-

schäden, die in der Regel bis auf die Grundmauern

niederbrannten, doch waren auch Todesopfer zu

beklagen, wie am 16. Mai 1888 in Eschen, als im

Hinterdorf drei Kinder in den Flammen umkamen.

Aus den Ställen konnte das Vieh oft nicht mehr ge-

rettet werden, das in Rauch und Feuer elendiglich

zugrunde ging.

Am 23. März 1913, vor 100 Jahren, fand in

Triesen ein Grossbrand statt: 17 Häuser und 16 Stäl-

le wurden ein Raub der Flammen, der Dorfteil

«Winkel» war damit praktisch zerstört. Berichtet

wird, dass dieser Tag ein Karsamstag war, ein Tag

mit Föhn, der an den Häusern und Ställen rüttelte.

Pfarrer Fridolin Tschugmell schildert den Brand in

seinem Aufzeichnungen über die Brände in Triesen:

«In der Nacht von Karsamstag auf Ostern brach der

Brand aus. Zwischen 10 und 11 Uhr entstand das

Feuer gegen das Feld zu, hinter Sepp-Lamperts Stall

Hausnummer 138, und bei dem starken Föhn griff

es sehr rasch um sich. Leute, die vom «Adler» heim-

kehrten, hatten grösste Eile, die Leute zu wecken in

v o r 1 0 0 j A h r e n

26 23. März 1913 Dorfbrand in Triesen

Beim Dorfbrand 1913 in Triesen

brannten im Dorfteil «Winkel»

17 Häuser und 16 Ställe ab.

Foto

: Lan

desa

rchi

v

märz 2013

Page 27: Der Monat | März 2013

terhaltungsmusik bei Hochzeiten und Dorffesten

verdienten die jungen Musiker etwas Geld, immer-

hin so viel, dass die Bankschulden für die Anschaf-

fung der Instrumente schon nach vier Jahren getilgt

werden konnten. Unter Wilhelm Stärk, der 1956 die

musikalische Leitung der Harmoniemusik über-

nahm, wurde die einstige Blechmusik zu einem

Blasorchester umgeformt.

Die Harmoniemusik Vaduz wird aufgrund

ihrer traditionellen Uniform immer wieder bei of-

fiziellen Staatsbesuchen vom

Fürstenhaus oder der Regierung

aufgeboten. Seit 1966 tragen die

Musikantinnen und Musikanten

eine Uniform, die originalgetreu

der alten Hauptmann-Uniform

des letzten liechtensteinischen

Militärkontingents aus dem 19.

Jahrhundert nachempfunden ist.

Dieser Uniform und dem Gast-

spiel 2002 von Oberst Ushapovs-

ky aus St. Petersburg hat es der

Verein auch zu verdanken, dass

die Harmoniemusik 2004 beim

9. Internationalen Militärmusik-

treffen in St. Petersburg teilneh-

men konnte. Als erste Kapelle

Liechtensteins hat sich der Verein

nach dieser Einladung entschlos-

sen, sich einem weiteren Zweig der Blasmusik anzu-

nehmen. In vielen Proben studierte der Verein für

dieses Gastspiel eine Marschmusikshow ein, die am

19. Juni 2004 anlässlich des 57. Liechtensteinischen

Verbandsmusikfestes dem einheimischen Publi-

kum präsentiert wurde. |

Die Menschheit wusste schon

früh die Musik für verschiedene Zwecke zu nutzen.

Bekannt sind aus der Bibel die Posaunen von Jeri-

cho, zur Römerzeit sollen die Fanfaren geschmet-

tert haben, und Naturvölker erzeugten schon frü-

her Töne mit Hörnern von Tieren. Blasmusik im

heutigen Sinne aber entwickelte sich erst im 19.

Jahrhundert. Vorbild war die Militärmusik, die in

der Französischen Revolution in Frankreich und

nach den Türkenkriegen in Österreich eingesetzt

wurde. Auch in Liechtenstein gab es schon Musiker

zur Zeit, als die Herrschaft Schellenberg 1699 an die

Fürsten von Liechtenstein überging und als die

Huldigung der Grafschaft Vaduz 1712 an den Fürs-

ten stattfand. Aber Musikvereine existierten noch

keine.

Den Durchbruch für die Musikvereine brach-

te die neue Verfassung von 1862, in der das Vereins-

recht verankert wurde. Es scheint so, als ob Musi-

ker darauf gewartet hätten, einen Verein zu grün-

den, denn schon kurz nach Inkrafttreten der Ver-

fassung erfolgte bereits die Gründung der

Musikgesellschaft Triesen. «Musik kennt keine

Grenzen», heisst es im Volksmund, was bei der

Gründung der Harmoniemusik Vaduz vor 150 Jah-

ren zutraf. «Als im Jahre 1863 eine benachbarte

Blasmusik in Vaduz zum Tanz aufspielte», heisst es

in der Vereinschronik, «waren acht junge Vaduzer

Burschen derart beeindruckt, dass sie umgehend

eine eigene Blechmusik gründeten.» Weitere Ge-

meinden folgten dem Beispiel von Vaduz, und bald

hatte in Liechtenstein jede Gemeinde, mit Ausnah-

me der kleinen Gemeinde Planken, eine eigene

Blaskapelle.

Aus der Chronik ist ersichtlich, dass die

«Blechmusik» am Jakobisonntag, am 25. Juli 1863,

gegründet wurde, nachdem die Musikanten aus

Triesen beim Jakobifest auf Schloss Vaduz flott zum

Tanz aufgespielt hatten. Die acht Vaduzer Musikan-

ten übten fleissig, obwohl sie vorher kein Musik-

instrument gespielt hatten, und so war es möglich,

dass die neue Musikkapelle schon an Silvester im

«Löwen» ein erstes Konzert geben konnte. Mit Un-

Die Harmoniemusik in ihrer historischen Uniform, die der

Hauptmann-Uniform des letzten liechtensteinischen Militärkon-

tingents nachgebildet wurde.

Foto

: Har

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Vad

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m u s I K

150. Geburtstag für Harmoniemusik Vaduz

27

märz 2013

jubiläumsfeier

Die Harmoniemusik Vaduz veranstaltet eine grosse Jubiläumsfeier

zum 150-jährigen Bestehen vom 21. bis 23. Juni 2013. Gleichzeitig

findet an diesem Datum auch das Liechtensteinische Verbandsmusik

fest statt.

Page 28: Der Monat | März 2013

r ä t s e l - s PA s s

28

märz 2013

Kreuzworträtsel märz 2013

Senden Sie das Lösungswort mit dem Betreff «Kreuzwort-

rätsel März 2013» an folgende mail-Adresse und gewinnen Sie

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Post karte und senden diese an Alpenland Verlag AG, Postfach,

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Der Gewinner / die Gewinnerin wird durch den Alpenland

Verlag schriftlich benachrichtigt. Der Name des Gewinners / der

Gewinnerin wird unter www.dermonat.li sowie in der nächsten

Ausgabe von «der Monat» auf der Rätselseite veröffentlicht.

Einsendeschluss ist der 13. März 2013

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Frau Melitta Schürmann

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Kreuzworträtsel Februar 2013 lösungswort: dualismus

Gut sehen , besser aussehen.

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Page 29: Der Monat | März 2013

KUNSTMUSEUMLIECHTENSTEIN

Städtle 32, 9490 VaduzTel +423 235 03 00www.kunstmuseum.li

März 2013Ausstellungen

Kiki Smith. Seton Smith. Tony Smith8. Februar bis 28. April 2013

FührungDonnerstag, 21. März 2013, 18 Uhr

Stipendium Vordemberge-Gildewart15 junge KünstlerInnen aus der Region FL-A-CH-D8. März bis 16. Juni 2013

FührungDonnerstag, 14. März 2013, 18 UhrDonnerstag, 28. März 2013, 12.30 Uhr

Veranstaltungen

Sonntag, 3. März 2013, 11 UhrFührung Eine Stunde: Kiki Smith. Von Fabelwesen und Heiligen

Sonntag, 10. März 2013, 14 – 17 Uhr Familien-NachmittagEin Sonntagsausflug in die Welt der Kunst

Sonntag, 17. März 2013, 11 Uhr Performance-VorlesungEin Blitz-Crashkurs in Kunstgeschichtevon Mark Staff BrandlIn Kooperation mit der Liechtensteinischen Kunstgesellschaft

Donnerstag, 21. März 2013, 14 – 16 UhrKunst 60+spezialDrei Künstler, eine Familie

Donnerstag, 21. März 2013, 20 UhrFilmclub im KunstmuseumNobody Knows – Dare mo shiranaivon Hirokazu Kore-eda, JAP, 2004, 141’

Zwei Bände; 1142 Seiten, ca. 500 Abbildungen, Format 22 x 27,3 cm, fester Einband. Beide Bände zusammen CHF 198.– / EUR 165.– (Keine Portokosten für FL / CH bei Bestellungen über das Buchzent-rum Liechtenstein).

Erarbeitet mit Unterstützung der Regierung des Fürstentums Liechtenstein. Verlag des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz / Chronos Verlag, Zürich. Erhältlich beim Buchzentrum Liechtenstein oder im Buchhandel.

Buchzentrum LiechtensteinFeldkircher Strasse 13 · FL-9494 Schaan ·Telefon +423 239 50 40Fax +423 239 50 31 · [email protected] · www.buchzentrum.li

Historisches Lexikon desFürstentums Liechtenstein

Das Historische Lexikon des Fürstentums Liechtenstein umfasst das geschichtliche Wissen über das Land und seine Menschen von den Anfängen bis zur Gegenwart – ein Pionierwerk mit rund 2600 Artikeln.

Page 30: Der Monat | März 2013

Unternehmerische Leistung durch Entrepreneurs mit Weitsicht und

Innovationskraft haben Liechtenstein binnen weniger Jahrzehnten

zu einem der erfolgreichsten Wirtschaftsstandorte gemacht. Der

Wettbewerb «Entrepreneur Of The Year» würdigt solche herausra-

genden Leistungen und will jene

Menschen hinter den erfolgrei-

chen Unternehmen sichtbar ma-

chen, die nachhaltiges Wachs-

tum generieren, Arbeitsplätze

schaffen und die durch ihr Engagement und ihre Risikobereitschaft

ein Vorbild für den Wirtschaftsstandort Liechtenstein sind.

2013 findet der Wettbewerb bereits zum dritten Mal statt. 2009

wurde Harti Weirather mit seiner Firma Weirather-Wenzel & Part-

ner erster «Entrepreneur Of The Year». 2011 ge-

wannen die Brüder Frommelt mit ihrer Zimmerei,

welche sie vom Vater übernommen hatten den

Preis und zeigten damit die Innovationskraft hei-

mischer KMUs auf.

Am 1. Februar wurde der Wettbewerb zum

dritten Mal lanciert. Der Liechtensteiner Wettbe-

werb ist dabei Teil der von Ernst & Young weltweit

durchgeführten Suche nach unternehmerischen

Spitzenleistungen. Die Suche nach dem «Entrepre-

neur Of The Year» findet jährlich in über 50 Län-

dern mit einem Teilnehmerfeld von insgesamt

10'000 Kandidaten statt. Als besonderer Höhe-

punkt wird jeweils einem Landessieger – so auch

dem Gewinner aus Liechtenstein – die einmalige

Gelegenheit geboten, im Frühling des Folgejahres am Wettbewerb

«World Entrepreneur Of The Year» in Monte Carlo teilzunehmen. Er

wird ausserdem in die «Hall of Fame» der besten Unternehmer der

Welt aufgenommen.

Die Auswahl der nominierten Unternehmer erfolgt nach einem

aufwändigen, mehrstufigen Verfahren während des ganzen Jahres.

Dabei spielen die unternehmerische Leistung und die Mitarbeiter-

führung des Entrepreneurs eine wichtige Rolle. Ebenso wird die In-

novationskraft, die sich nicht nur auf Produkte und Services, son-

dern auch auf Prozesse und Organisationskonzepte bezieht, einer

kritischen Prüfung unterzogen. Ein weiteres Auswahlkriterium ist

die Geschäftsentwicklung und das nachhaltige Wachstum durch er-

folgreiche Expansion und Etablierung im Markt.

Falls wir ihr Interesse geweckt haben, können Sie sich gerne auf

www.uni.li/eoy weiter informieren. |

die unternehmerische leistung und die mitarbeiter-

führung des entrepreneurs spielen eine wichtige rolle

Markus KaufmannOrganisationskomitee «Entre- preneur Of The Year»

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Markus Kaufmann Unternehmertum fördern

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Page 31: Der Monat | März 2013

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Page 32: Der Monat | März 2013

Fürstentum Liechtenstein Die schönsten Bilder und Briefmarken

In der Kombination von Bildern aus Liechtenstein und den schönsten Brief marken aus 100 Jahren ist ein zeitloses Werk entstanden. Dieses Buch zeigt die Schönheiten Liechtensteins in aktuellen und faszinierenden Ansichten.

Herausgeber LPHV Liechtensteiner Philatelisten VerbandVerlag Alpenland Verlag AG, SchaanUmfang 208 SeitenFormat 23,5 x 28,5 cmBindeart Gebunden, PappbandSprache deutsch und englischPreis CHF 58.00 / Euro 47.00 (zuzüglich Versandkosten)

Buchzentrum.li · Alpenland Verlag AG · Feldkircher Strasse 13 · FL-9494 SchaanTelefon +423 239 50 40 · Fax +423 239 50 31 · www.buchzentrum.li · offi [email protected]

Ein Stück echtes Liechtenstein zum Verschenken

einem Gast, als Zeichen der Wertschätzung ein kleines aber unvergessliches Geschenk geben möchte. Zum Beispiel aus dem Alpenland-Verlag.

In der Kombination von Bildern aus Liech-

tenstein und den schönsten Briefmarken

aus 100 Jahren ist ein zeitloses Werk

entstanden. Dieses Buch zeigt die Schön-

heiten Liechtensteins in aktuellen und

faszinierenden Ansichten und verbindet

dabei Fotografi e und Philatelie auf span-

nende Art und Weise miteinander. Kurz

gefasste Textbeiträge eines einheimischen

Autorenteams sowie knappe Beiträge

zur Philatelie ergänzen die reich bebilder-

ten Kapitel mit vielfältigen Informationen

über das Land und über die grosse Brief-

marken tradition.

Liechtenstein in Bildern und Briefmarken

Von seiner schönsten Seite präsentiert

sich das Fürstentum Liechtenstein in diesem

Bild- und Textband, der aus Anlass des

100-Jahr-Jubiläums der liechtensteinischen

Briefmarken entstanden ist.

Für seine Briefmarken ist das kleine Fürsten-

tum weltberühmt, aber auch seine Schön-

heiten in Natur und Landschaft stehen den

postalischen Wertzeichen in nichts nach.

Das Werk aus dem Alpenland Verlag zeichnet

ein zeitgenössisches Bild Liechtensteins aus

der Sicht einheimischer Fotografen und Texter.

Kombiniert mit ausgewählten Briefmarken,

mit Wissenswertem über die traditionsreiche

Philatelie und mit einer kleinen Geschichte

des liechtensteinischen Postwesens ergibt sich

ein faszinierender Einblick in das Fürstentum,

inmitten der Alpen und im Herzen Europas.

FÜRSTENTUM L I ECHTENSTE IN

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D I E S C H Ö N S T E N B I L D E R U N D B R I E F M A R K E N

Deutsche Ausgabe ISBN 978-3-905437-29-4

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9 783905 437294

Sprachen:

deutsch /

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Panorama Liechtenstein

Dieser äusserst handliche Bildband dokumentiert die unter-schiedlichen, teils verborgenen Schönheiten Liechtensteins in 33 farbigen Panoramabildern.

Herausgeber Alpenland Verlag AG, SchaanFotos Marco Nescher, Schaan / Text Günther Meier, VaduzUmfang 80 Seiten, farbig, mit 33 PanoramabildernFormat 22 ¬ 15,8 cm, PappbandCHF 18.– / EUR 14.– (zuzüglich Versandkosten)Erhältlich in deutsch, englisch, französisch, italienisch, spanisch, russisch, chinesisch, japanisch

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LIECHTENSTEINAlpenland Verlag | Marco NescherA

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Herausgeber Alpenland Verlag AGFotografi e Marco NescherISBN 978-3-905437-21-8

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