der monat | märz 2013
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Der Monat | März 2013TRANSCRIPT
Auto: Sauberer fahren steht im Vordergrund
ZollvertrAg: Offene Grenze seit 90 Jahren
Kultur: Was alte Bräuche über die Zukunft erzählen
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über 500 Werkeim OnLine-ShOp
märz 2013
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Die ersten Autos, die auf unseren Strassen kurvten,
hatten mit den heutigen Autos noch nicht viel ge-
meinsam. Die Entwicklung machte nach dem
Zweiten Weltkrieg riesige Fort-
schritte. Derzeit wird die Auto-
Welt wieder von einer Innova-
tions- und Forschungswelle er-
fasst. Die Forschung geht noch einen Schritt weiter
und entwickelt das «Fahren ohne Fahrer», womit
eine weitere Türe zur Zukunft
des Automobils aufgestossen
wird. Forschung wird aber nicht
nur rund ums Auto betrieben,
wie der Genfer Auto-Salon zei-
gen will. Intensive Forschung
steht auch an der Universität
Liechtenstein hoch im Kurs. Un-
ser Beitrag in dieser Ausgabe
über Forschung der Architektur-
abteilung handelt von Glasfens-
tern, die heizen und kühlen –
und obendrein Energie sparen
helfen. Auto und Fenster – zwei völlig verschiedene
Dinge, die aber Objekte intensiver Forschungsar-
beiten sind.
Günther Meier
Chefredaktor «Der Monat»
I n h A lt | e d I t o r I A l
Fahren ohne Fahrer? Forschung im mittelpunkt
«Fahren ohne Fahrer» – eine weitere türe
zur Zukunft des Automobils
PA n o r A m A 4
Z o l lv e r t r A g Offene Grenze seit 90 Jahren 6
v e r FA s s u n g Grosse mehrheit für die «Fürsteninitiative» 10
F o r s c h u n g Kraftwerk in der Fensterscheibe 12
w I r t s c h A F t Noch kein Ende der Frankenstärke 14
P o r t r ä t manfred Biedermann: Der Herr der Bienen 16
K u lt u r Was uns alte Bräuche
über die zukunft erzählen 18
A u t o Sauberer fahren steht im Vordergrund 20
A u t o Von den Anfängen des Autoverkehrs 22
K o r r u P t I o n Erst am Anfang der Korruptionsbekämpfung 23
P h I l At e l I e Haben Briefmarken noch eine zukunft? 24
v o r 1 0 0 j A h r e n 23. märz 1913: Dorfbrand in Triesen 26
m u s I K 150. Geburtstag für Harmoniemusik Vaduz 27
r ä t s e l 28
s c h l u s s P u n K t 30
ImPressum: 7. Jahrgang, Nr. 75, märz 2013, 18 750 ExemplareherAusgeber: Alpenland Verlag AG, Feld kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan, Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, [email protected]: Günther meier, Tel. +423 380 09 30, [email protected]: max meinherz, Tel. +423 239 50 20, [email protected]: Eva rubin, Tel. +423 239 50 30, [email protected]: Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, [email protected]: Barbara Schmed, Gutenberg AGsAtZ und drucK: Gutenberg AG, FL-9494 Schaan; PAPIer: PlanoJet, 100 g/m²onlIne: «Der monat» im Internet: www.dermonat.litItelbIld: Die Auto-Welt blickt anfangs märz wieder nach Genf, zum 83. Internationalen Automobil-Salon. (Foto: Auto-Salon)
Feldkircherstrasse 13 | 9494 Schaan Tel. +423 239 50 50
Bücher für LiechtensteinFeldkircher Strasse 13 • FL-9494 Schaan
Geschäftsmodell Steueroase am Ende Kein Finanzplatz könne sich mehr auf Steuer-
hinterziehung ausrichten, erklärte Regierungschef
Klaus Tschütscher in einem Interview mit der
«Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung». Der Ti-
tel des Interviews lautete: «Das Geschäftsmodell
Steueroase ist Geschichte». Klaus Tschütscher weist
darauf hin, dass jeder, der Geld in Liechtenstein an-
legen wolle, müsse heute nachweisen, dass es sich
um versteuertes Geld handle. Zum Bankgeheimnis
führte der Regierungschef aus: «Der steuerliche
Teil des Bankgeheimnisses ist weggefallen. Das war
der Preis für unsere Reputation und Wettbewerbs-
fähigkeit. Aber alle anderen wichtigen Aspekte des
Bankgeheimnisses gibt es noch, sie sind sogar ge-
stärkt worden. Kein Staat und keine Privatperson
können Konto-Bewegungen unserer Kunden ver-
folgen, wenn diese nicht einwilligen.»
PA n o r A m A
4
5
Fastenopfer Liechtenstein menschen stärken menschen «Wir teilen: Fastenopfer Liechtenstein 2013»
steht unter dem Motto «Menschen stärken Men-
schen». Unterstützt werden Projekte von Frauen,
Landarbeitern und ökologischer Landwirtschaft in
Haiti, Brasilien und Senegal, dazu Latrinenbau in
Nepal. Geld aus dem Fastenopfer wird Sr. Leonies
Care Centre für Aids Fürsorge in Namibia erhalten
sowie das Bewässerungsprojekt «La Silveria» von
Thomas und Annette Gappisch-Hitz in Ecuador.
Das Fastopfer «Wir teilen» wird begleitet von der
Ausstellung über moderne Hungertücher, die im
Alten Pfarrhof in Balzers ausgestellt sind. Auch das
Erzbistum Vaduz hat zum Fastenopfer aufgerufen
und unterstützt vor allem die Missionarstätigkeit
sowie kirchliche Projekte.
Foto
: Alte
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märz 2013
volkszählung 2010
Das Amt für Statistik hat Ergebnisse der Volkszählung 2010 bekannt
gegeben. Die Hauptergebnisse, die im ersten Band über die Bevöl-
kerungsstruktur enthalten sind, in einer kurzen zusammenfassung.
• Das Bevölkerungswachstum hat sich verlangsamt: Von 1980 bis
2000 wuchs die zahl um 1,2 Prozent pro Jahr. Von 2000 bis
2010 betrug das jährliche Wachstum nur noch 0,8 Prozent.
• Knapp 30 Prozent der insgesamt 24’145 Liechtensteiner wurden
eingebürgert.
• Der katholische Bevölkerungsanteil ist seit 1980 von 85,8 auf
75,9 Prozent zurückgegangen.
• 85 Prozent der 9’760 Ausländer wohnen seit mehr als 5 Jahren in
Liechtenstein.
Demonstrationen in Liechtenstein
Ägypter versammeln sich auf dem Tahrirplatz,
um mehr Demokratie zu fordern. In Madrid pro-
testieren die Spanier gegen die Preiserhöhungen.
Demonstrationen und Proteste gehören in vielen
Ländern zum regelmässigen Geschehen. Etwas an-
ders in Liechtenstein, wo es bisher ganz selten
Demonstrationen gab. Bekannt
sind, wie in unserem Magazin
bereits beschrieben, die Kundge-
bung im Jahre 1877 gegen das
Münzgesetz. Das kürzlich er-
schienene Historische Lexikon
listet alle Proteste und Demonst-
rationen in Liechtenstein auf
und bemerkt dazu, dass in den
1920er-Jahren vor allem politische Kundgebungen
stattgefunden hätten, in den 1930er-Jahren eine
Reihe von Arbeiterdemonstrationen. Nach 1945
wurden Demonstrationen seltener, dafür aber gin-
gen Leute auch für nicht-liechtensteinische Angele-
genheiten auf die Strasse, wie 1968 gegen den Ein-
marsch der Sowjetunion in die Tschechoslowakei
(siehe nebenstehendes Foto) oder 2003 gegen den
Irak-Krieg. Demonstriert wurde auch nach der
Ablehnung des Frauenstimmrechts 1971, bei der
Staatskrise 1992 und bei der Errichtung des Erzbis-
tums Vaduz.
Foto
: Lan
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Neue Bildungsstrategie mit mehr Wirtschaft «Qualität sicherstellen» lautet eine der acht
strategischen Zielsetzungen, die nach der 2011
verabschiedeten Bildungsstrategie bis 2020 ver-
wirklicht werden sollen. Zu den weiteren Zielen
zählen die individuelle Förderung der Schulkin-
der, die Wahrung von Bildungschancen für alle,
die Integration aller in den Bildungsbereich so-
wie die Unterstützung der Mobilität. Zu den
Zielen 2013 gehört auch die Sprachförderung,
nachdem die PISA-Erhebungen das Fazit erge-
ben haben, dass die Lesekompetenzen der liech-
tensteinischen Schüler in den letzten Jahren ste-
tig gesunken sind. Besonders im Auge behalten
möchten Bildungsminister Hugo Quaderer und
das Schulamt die sogenannten «Risikogruppen».
Dazu gehören laut PISA-Erhebungen jene Schü-
ler, die in den Untersuchungsbereichen die Min-
deststandards nicht erreichten.
Unter den Strategiezielen für 2013 befindet
sich die «ganzheitliche Förderung von Technik»
an den Schulen. Ausgehend von der Prognose,
dass es in Europa an Technikern mangelt, sollen
technische Fächer besonders gefördert werden.
Für Liechtenstein trifft dieser Befund ebenso zu,
wenn die Lehrverhältnisse und die eingeschla-
genen Studienrichtungen der Schüler betrachtet
werden. Technische Studien werden sehr selten
belegt, bei den Lehrberufen dominiert unverän-
dert die Kaufmännische Ausbildung. In Anbe-
tracht der Entwicklungen auf dem Finanzplatz
Liechtenstein, der einem Schrumpfungsprozess
ausgesetzt sein könnte, kommt die Verlagerung
auf die Technik zweifellos zur richtigen Zeit: Ge-
plant sind Projekte in den Schulen zur Förde-
rung des Verständnisses für Technik und Natur-
wissenschaften.
Menschenrechte in Liechtenstein
In vielen Ländern sind die freie Meinungsäusserung und die
Medienfreiheit eingeschränkt. Wie sieht es in Liechtenstein aus? Die
Regierung hat den internationalen Überwachungsorganen für Men-
schenrechte einen Basisbericht abgeliefert und darin auch die Situati-
on der Medien beschrieben: «Gemäss Informationsgesetz hat die Be-
völkerung in Liechtenstein das Recht auf Information über die Tätig-
keit der Behörden und auf Einsicht in Akten. Dadurch soll das staat-
liche Handeln transparent gestaltet werden. Alle wesentlichen
Aktivitäten Liechtensteins im Bereich der Menschenrechte werden in
Form von Pressemitteilungen oder Berichten in den beiden täglich er-
scheinenden Landeszeitungen und im Landeskanal publiziert. So
werden beispielsweise sowohl die Unterzeichnung neuer Konventio-
nen als auch Empfehlungen von Überwachungsgremien bei Bericht-
erstattungen zu verschiedenen Konventionen über die Medien in
Liechtenstein kommuniziert.»
Geschichte des Landes in Filmdokumenten Historische Jahrbücher, Dissertationen, Bücher, das Historische
Lexikon und die Bände der Unabhängigen Historikerkommission.
Liechtensteins Geschichte ist gut aufgearbeitet und liegt als Lesestoff
in verschiedenen Formen vor. Nun soll die liechtensteinische Ge-
schichte auch filmisch erfasst werden. Jürgen Kindle plant mit seiner
Firma JK Entertainment einen Dokumentarfilm mit dem Titel «Die
Liechtenstein-Saga». Aus historischen Fakten soll lebendiges Kino
werden. Der Streifzug durch die vergangenen Jahrhunderte wird beim
Kauf von Schellenberg und Vaduz beginnen, die folgenden Epochen
aufzeigen und bis zum Datenklau durch Heinrich Kieber reichen.
Foto
: iSt
ock.
com
Ospelt Catering am OpenAir St. Gallen Wenn sich Sponsoren, Gäste und Musiker am
OpenAir 2013 in St. Gallen im VIP-Zelt verköstigen,
kommen die Genüsse aus Liechtenstein. Für die ex-
klusive VIP-Verpflegung ist die
Ospelt Catering AG Schaan, die
auch eine Niederlassung in St.
Gallen hat, zuständig. Erstmals
hat damit die bekannte Catering-
Firma den Zuschlag für die Ex-
klusiv-Verpflegung beim wohl
bekanntesten OpenAir in der
Ostschweiz erhalten.Foto
: Tag
blat
t.ch
damals vor der Alternative gestanden, Zollvertrag
oder EWR, hätte wohl eine satte Mehrheit der Fort-
setzung der Erfolgsgeschichte Liechtensteins an der
Seite der Schweiz den Vorzug gegeben.
Abkehr von Österreich und Ver- handlungen mit der Schweiz Als Liechtenstein nach dem Ers-
ten Weltkrieg eine Zollunion mit der Schweiz an-
strebte, befand sich das kleine Land in einer wirt-
schaftlich wenig komfortablen Situation. «Der
liechtensteinische Nachbar ist in bedrängter Lage»,
hiess es im Bezirk Werdenberg, «dem Manne muss
geholfen werden.» Die schweizerischen Nachbarn
besannen sich auf ihre humanitäre Tradition, als
sich Liechtenstein vor dem Ruin befand, nachdem
praktisch das gesamte in Österreich angelegte Spar-
vermögen durch die Inflation vernichtet worden
war – nach einer amtlichen Schätzung rund 25 Mil-
lionen Schweizer Franken. Auch in Bern hatte
Liechtenstein für sein Anliegen sogleich Verständ-
nis gefunden, als 1919 erste Sondierungen über die
Bildung einer Wirtschafts- und Währungsunion
mit der Schweiz vorgenommen wurden. «Einzig
der derzeitige Bundespräsident, Herr Schulthess,
Vorstand des Volkswirtschaftsdepartements», pro-
tokollierte Regierungschef Joseph Ospelt nach sei-
ner Berner Dienstreise an den Fürsten in Wien, «ist
ein entscheidender Gegner des Abschlusses eines
Zollvertrages mit Liechtenstein und scheint bei sei-
ner Stellungnahme besonders durch die Bauern-
partei bestärkt zu sein. Bundespräsident Schulthess
hat sich in ziemlich drastischer Weise ausgespro-
chen, indem er für den Fall des Vertragsabschlusses
den Fortbestand der Souveränität des Fürstentums
bezweifelt hat.» Das sei wahrscheinlich nur ein
Liechtenstein gehört seit bald zwei Jahrzehnten
dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) an.
«Die Mitgliedschaft Liechtensteins im EWR sowie
die Assoziierung zu den Abkommen von Schengen
und Dublin dienen dem Ziel, die Souveränität und
die Unabhängigkeit des Landes abzusichern»,
schreibt Aussenministerin Aurelia Frick in ihrem
neuesten Bericht zur Aussenpoli-
tik. Der EWR-Beitritt habe mass-
gleich zur Diversifizierung und
Internationalisierung des Wirt-
schaftsstandorts Liechtenstein
beigetragen. «Gleichzeitig ist es
gelungen», unterstreicht die Aus-
senministerin, «die guten Bezie-
hungen zur Schweiz zu erhalten
und weiter zu entwickeln.» Die Vorteile werden im
abstrakten Begriff «parallele Verkehrsfähigkeit»
umschrieben, was in der Praxis bedeutet, dass
Liechtenstein beiden unterschiedlichen Wirt-
schaftsräumen – der Schweiz und dem EWR – an-
gehören kann. Was vor dem EWR-Beitritt viele be-
fürchtet haben, nämlich dass die Aufkündigung
des Zollvertrags mit der Schweiz erforderlich wer-
de, konnte damit abgewendet werden. Wäre man
Zwei blatt Papier mit den
Zolltarifen in die hand
gedrückt, und es ging zum
dienst, ohne jede schulung
Z o l lv e r t r A g
der Zollvertrag mit der schweiz wird von liechtenstein als der wichtigste
vertrag bezeichnet. Am 29. märz 1923, wurde der Zollvertrag unterzeichnet.
etwas anderes als eine offene grenze zur schweiz kann man sich nicht vor-
stellen.
Von Günther Meier
Offene Grenze seit 90 Jahren6
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Foto
: Lan
desa
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märz 2013
«Schreckschuss» gewesen, schob Regierungschef
Ospelt aufkommende Zweifel an der Hilfsbereit-
schaft der Schweiz zur Seite – und behielt Recht mit
seiner Einschätzung: Denn schon 1919 übernahm
die Eidgenossenschaft durch ihre Botschaften und
Konsulate die Wahrung der Interessen der liechten-
steinischen Staatsbürger im Ausland, 1920 folgte
der Vertrag mit der Schweiz über die Besorgung des
Post-, Telegrafen- und Telefondienstes.
Liechtenstein vorübergehend ein eigenes Zollgebiet Liechtenstein kündigte am 2.
August 1919 – auf einen einstimmigen Beschluss
des Landtags – den Zollvertrag mit Österreich. Auf
diese Entscheidung reagierte der Zollvertragspart-
ner mit kurzfristiger Entschlossenheit: Liechten-
stein wurde auf den 1. September 1919 als handels-
und währungspolitisch zum Zoll-Ausland erklärt,
womit für liechtensteinische Ausfuhren eine öster-
reichische Importbewilligung erforderlich wurde
und zudem die Entrichtung einer Zollgebühr anfiel.
Ausserdem erfolgte schon auf Ende September 1919
der Abzug der österreichischen Grenzwächter, die
bis dahin die Grenze Liechtensteins zur Schweiz be-
wacht hatten. Liechtenstein war mit diesem Rück-
zug ohne lange Vorlaufzeit zum eigenen Zollgebiet
geworden, weil für den erhofften Zollvertrag mit
der Schweiz erst Vorverhandlungen aufgenommen
worden waren. Die Regierung rekrutierte eine eige-
ne Grenzwache und erarbeitete einen eigenen Zoll-
tarif. Der Aufbau des selbständigen Zollgebietes
verlief in eher einfachen Bahnen:
Die für das Oberland und das
Unterland tätigen Landweibel er-
hielten den Auftrag, eine Mann-
schaft für die Zollwache aufzu-
stellen. Die rund 20 Mann starke Truppe wurde im
Schnellverfahren auf ihre Aufgabe vorbereitet, wie
der Historiker Otto Seger über den Dienstantritt in
Erfahrung brachte: «Zwei Blatt Papier mit den Zoll-
tarifen in die Hand gedrückt, und es ging zum
Dienst, ohne jede Schulung.»
Unterzeichnung des Zollver- trags 1923 trotz Widerständen Während Liechtenstein ein eige-
nes, kleines Zollgebiet zwischen der Schweiz und
Österreich bildete, wurde in Bern der Zollvertrag
mit der Schweiz ausgehandelt, dem in der unmittel-
baren Schweizer Nachbarregion Widerstand entge-
genschlug. Der Bundesrat beschwichtigte die er-
hitzten Gemüter, die vor allem die Verlegung des
Grenzbahnhofs Buchs mit dem schweizerisch-ös-
terreichischen Grenzzollamt nach Feldkirch be-
fürchteten. Die nachbarlichen Gegner malten zu-
dem das Horrorbild an die Wand, Liechtenstein
werde zu einem «wahren Dorado für den Schmug-
gel», wenn der Rhein für den Grenzverlauf wegfal-
le. Der Bundesrat konterte in seiner Botschaft an
die Eidgenössischen Räte: «Es ist der Zollverwal-
tung immer noch gelungen, dem Schmuggelgewer-
be das Handwerk zu legen, und es dürfte ihr auch
an der neuen Zoll-Linie, deren Überwachung
Die liechtensteinischen Grenz-
wächter, die nach der Kündigung
des Zollvertrags mit Österreich
die Grenze schützten.
durchaus nicht sehr schwierig ist, möglich sein,
ohne einen allzu grossen Aufwand an Personal
dem Schmuggel Meister zu werden.» Nach Zustim-
mung des Fürsten und der Regierung wurde das
Vertragswerk am 23. März 1923 von Bundesrat Giu-
seppe Motta und dem liechtensteinischen Ge-
schäftsträger der Gesandtschaft in Bern, Emil Beck,
unterzeichnet. Der Landtag stimmte am 26. Mai
dem Zollvertrag einstimmig zu, am 21. Dezember
genehmigte die Bundesversammlung in Bern den
Vertrag und beauftragte den Bundesrat mit dem
Vollzug. Der schweizerisch-liechtensteinische Zoll-
vertrag trat auf den 1. Januar 1924 in Kraft.
Z o l lv e r t r A g
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gegner und befürworter
Die Bemühungen des Fürstentums Liechtenstein, nach der zollunion mit Österreich neu einen zollvertrag mit der Schweiz
abzuschliessen und die zollgrenze zu öffnen, stiessen in der schweizerischen Nachbarschaft nicht nur auf zustimmung. Schon
im frühen Stadium der liechtensteinisch-schweizerischen Verhandlungen wurden über dem rhein teils emotionale Bedenken
angemeldet.
Am 18. Juni 1920, nachdem schweizerische Experten die zu sichernden Grenzen in Liechtenstein begutachtet hatten, rich-
tete die Gemeinde Buchs ein Schreiben an den Bundesrat in Bern und äusserte Bedenken, der Grenzbahnhof Buchs könnte
nach Feldkirch verlegt werden. Ein Jahr später folgte ein Schreiben von Speditionsfirmen, die in Buchs tätig waren: Neben der
Sorge um den Buchser Grenzbahnhof wurde auf die Gefahr von Schmuggel aus Liechtenstein aufmerksam gemacht. Auch
aus dem zollamt Buchs-Bahnhof gab es Einwände gegen eine zollunion, die nur im Interesse Liechtensteins liegen und letzt-
lich der Schweiz schaden würde.
An der Vernehmlassung des Bundesrates 1922 nahm auch das Initiativkomitee aus Buchs teil, das die Schwierigkeiten auf-
zählte, die eine offene Grenze der Schweiz mit Liechtenstein bei der Bekämpfung der Schmugglerei nach sich ziehe. Ausser-
dem machte das gegnerische Komitee darauf aufmerksam, dass es den protestantischen Grenzwächtern aus der Schweiz
nicht zumutbar sei, im katholischen Liechtenstein Dienst zu verrichten: «Soll künftig ein beträchtliches Kontingent junger
Schweizer einem moralischen Sumpffieber ausgesetzt sein?»
Im Jahre 1923, als der zollvertrag bereits unterzeichnet war, publizierten die Gegner die Broschüre, die auch den Eidgenös-
sischen räten in Bern zugestellt wurde. Die neue zollgrenze werde «ein wahres Dorado für den Schmuggel und den Übertritt
von schriftenlosem Gesindel», ertönte die Warnung an die räte, die das Vertragswerk noch zu beraten hatten. National- und
Ständerat wurden dringend ersucht, «von einer Einverleibung Liechtensteins in das schweizerische zollgebiet grundsätzlich
abzusehen».
Als Antwort auf die Buchser Gegner, die vorgaben, für das gesamte rheintal zu reden, erschien in Altstätten auch eine Schrift
mit dem Titel «Der Standpunkt der Anschlussfreunde». Die Prognose der Befürworter erwies sich in den folgenden Jahrzehn-
ten als richtiger, denn nach ihrer Auffassung würde sich der zollanschluss Liechtensteins positiv auf die Buchser Geschäftswelt
auswirken: «Es ist aber nicht übertrieben, wenn wir behaupten, dass Buchs durch diesen Anschluss nur profitieren wird.»
märz 2013
Europäischer Wirtschaftsraum und gleichzeitig Zollvertrag Der Zollvertrag wird für die
Wirtschaft Liechtensteins als der wichtigste Ver-
trag in der Geschichte bezeichnet. Als der Beitritt
zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) be-
vorstand, reichte die Schweiz die Hand zu einer
Konstruktion, die es Liechtenstein erlaubte, dem
EWR beizutreten und gleichzeitig den Zollvertrag
beizubehalten. «EWR plus Zollvertrag» lautete die
Zauberformel, die seit 1995 in Kraft ist und allen
gegenteiligen Befürchtungen zum Trotz bisher ge-
halten hat. |
P u b l I r e P o r tA g e
Lokal verankert, global erfolgreich – Oerlikon BalzersOerlikon Balzers ist ein weltweit führender Anbieter von Beschichtungen, welche die
Leistungsfähigkeit und Lebensdauer von Präzisionsbauteilen sowie von Werkzeugen für
die Metall- und Kunststoffverarbeitung wesentlich verbessern. Die innovativen Hart-
stoffschichten sind nur wenige tausendstel Millimeter dick, aber härter als Stahl und
bei Kunden auf der ganzen Welt äusserst gesucht und gefragt. Der Standort Balzers ist
seit der Gründung 1946 eng mit der Region Liechtenstein-Rheintal verbunden und ein
wichtiger Arbeitgeber- und Ausbildungsbetrieb.
■ Spitzentechnologie für Dünnfilm-Beschichtungen aus LiechtensteinOerlikon Balzers entwickelt Schichten und Verfahren, produziert und verkauft Anlagen
und Produktionseinrichtungen. Über ein dynamisch wachsendes Netzwerk von 90
Beschichtungszentren in Europa, Amerika und Asien bietet das Unternehmen das
Beschichten als Lohnservice an. Überall dort, wo Schlüsselkunden ihre Produktions-
stätten haben, ist das Unternehmen vor Ort präsent – das ist wirkliche Kundennähe.
Weltweit werden von Oerlikon Balzers täglich bis zu einer Million Werkzeuge und
Präzisionsbauteile unterschiedlichster Grösse beschichtet.
1978 fiel der offizielle Startschuss für die Entwicklung und Vermarktung der sogenann-
ten PVD-Beschichtung BALINIT® in Liechtenstein. Daraus entwickelte sich eine echte
Erfolgsgeschichte: 1983 wurde in Italien das erste Beschichtungszentrum ausserhalb
Liechtensteins eröffnet. Schon ein Jahr später folgte der Schritt nach Amerika, 1987
nahm in Japan das erste Zentrum im asiatischen Raum seinen Betrieb auf. Seither bil-
det der asiatische Raum einen Schlüsselmarkt.
■ Oerlikon Standort Balzers – ein attraktiver Arbeitgeber und AusbildungsbetriebOerlikon Balzers ist ein Unternehmen der Schweizer Oerlikon-Gruppe. Oerlikon steht
für Spitzentechnologie im Maschinen- und Anlagenbau und bietet neben den Lösungen
für Dünnfilm-Beschichtungen auch solche für Vakuumsysteme, zur Textilherstellung
sowie für Antriebs- und Präzisionstechnologie an. Der Oerlikon Standort in Balzers mit
seinen über 500 Mitarbeitenden ist der Hauptsitz von zwei Segmenten der Gruppe. Ne-
ben dem Business-Segment Balzers ist dort auch das Segment Systems, welches Produk-
tionssysteme für Nanotechnologie und Halbleiteranwendungen entwickelt. Überdies ist
am Standort der hausinterne IT-Dienstleister angesiedelt.
Einen hohen Stellenwert geniesst das Ausbildungswesen. Seit 1946 wurden 1300 Lehrlinge
in verschiedenen Berufen ausgebildet. Aktuell absolvieren 86 Lernende in 11 Berufsgruppen
eine Lehre. Hinzu kommen über 30 Lernende aus anderen Unternehmen (z.B. Umicore,
Inficon, Hilti), die einen Teil ihrer Ausbildung am Oerlikon-Standort Balzers machen.
Zahlen und Fakten 1946 Professor max Auwärter gründet mit Unter-
stützung von Fürst Franz Josef II. und dem Schweizer Industriellen Emil Georg Bührle die Gerätebauanstalt Balzers. Die Firma widmet sich der Dünnfilmtechnologie. Erste populäre Anwendungen sind Sonnenschutzbeschich-tungen für Brillengläser und reflexionsbe-schichtungen für Kameraobjekte.
1957 Balzers steigt in den maschinenbau ein.
1976 Oerlikon-Bührle Holding AG übernimmt Balzers vollständig.
1978 Entwicklung und Vermarktung von goldglän-zenden, kratzfesten PVD-Hartstoffschichten für Werkzeuge unter dem markennamen BALINIT®.
2000 Die Oerlikon-Bührle Holding wird in Unaxis um-benannt.
2006 Der Geschäftsbereich für PVD-Hartstoffschich-ten tritt unter dem neuen Namen Oerlikon Bal-zers auf.
Der «Fürsteninitiative» stand vor zehn Jahren die
«Friedensinitiative» gegenüber, die Stimmberech-
tigten hatten die Auswahl aus zwei Verfassungsini-
tiativen, die teilweise Übereinstimmungen aufwie-
sen, teilweise eine völlig andere Richtung aufzeig-
ten. Der Landtag hatte der Fürsteninitiative am 19.
Dezember 2012 mit 13 gegen 12 Stimmen zuge-
stimmt: Alle FBP-Abgeordneten votierten für die
Initiative des Fürstenhauses, während die VU-Ab-
geordneten und der einzige Vertreter der Freien
Liste ablehnten. Weil die Verfassungsinitiative
nicht die nötige Dreiviertelmehrheit der Abgeord-
neten erhielt, wurde der Verfassungsvorschlag von
Fürst Hans-Adam II. und Erbprinz Alois der Volks-
abstimmung zugeleitet. Die zweite Verfassungsini-
tiative, Friedensinitiative genannt, wurde von ei-
nem «überparteilichen Komitee» als Volksinitiati-
ve und als Gegenvorschlag eingebracht. Der Land-
tag zog die Friedensinitiative am
gleichen Tag wie die Fürstenini-
tiative in Behandlung, lehnte
aber mit 19 gegen 6 Stimmen ab.
Alle FBP-Abgeordneten verwar-
fen die Volksinitiative, der Ver-
treter der Freien Liste votierte
dafür, die VU war gespalten: 5 VU-Abgeordnete
stimmten zu, die anderen lehnten ab. Die Volksab-
stimmung widerspiegelte allerdings nicht die Posi-
tionen der politischen Parteien im Landtag. Die
Fürsteninitiative erhielt 64,3 % Zustimmung, die
Friedensinitiative wurde vom Volk mit 83,4 %
wuchtig verworfen. Nur 20,2 % der Stimmberech-
tigten seien der Empfehlung der VU gefolgt, schreibt
der Engländer David Beattie im Buch «Liechten-
stein – Geschichte & Gegenwart», gegen beide Ini-
tiativen zu stimmen und so die Verfassung von 1921
unverändert zu belassen.» Beattie gelangt damit zur
Schlussfolgerung: «Diese Ergebnisse bedeuten, dass
sich 84,6% der Wähler für den Weiterbestand einer
starken und politisch aktiven Monarchie entschie-
den, entweder nach den Vorschlägen des Fürsten
oder nach der unveränderten Verfassung von 1921.»
Staatskrise als Auslöser für die Verfassungsdiskussion Der unmittelbare Anlass für die
Verfassungsänderung und die vorangegangene, ei-
nige Jahre dauernde Verfassungsdiskussion bildete
die Staatskrise 1992, die eigentlich als Kräftemes-
sen zwischen Fürst Hans-Adam II. und der Regie-
rung, unterstützt durch den Landtag, eingeordnet
werden kann. Allerdings wurden nicht erst bei die-
sem Konflikt die verfassungsmässigen Vorrechte
des Staatsoberhauptes als revisions- und anpas-
sungsbedürftig angeprangert, schon Jahre vorher
hatten sich Autoren in den Politischen Schriften
mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Im Unter-
schied zu den eher vorsichtigen Äusserungen in
diesen Abhandlungen tönte es im Umfeld der De-
monstration bei der Staatskrise bedeutend konkre-
ter. Und auch der Landtag forderte in der auf die
Staatskrise folgenden Landtagssitzung, umstritte-
ne Punkte in der Verfassung müssten so bald wie
möglich geändert oder durch präzise Formulierun-
gen ersetzt werden. Zu diesen Punkten zählten die
Rechte des Fürsten, die Regierung zu entlassen, den
Landtag aufzulösen, das Inkrafttreten der Gesetze
zu sanktionieren oder zu verweigern, mit Notver-
ordnung zu regieren.
Bei der Eröffnung des neuen
Landtags 1993, ein halbes Jahr nach der Staatskrise,
legte Fürst Hans-Adam II. in der Thronrede seine
Abenteuerspielplatz rund um den Walensee
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die monarchie in liechten-
stein soll nicht dem
druck der strasse weichen
Grosse Mehrheit für die «Fürsteninitiative»
Von Günther Meier vor zehn jahren, am 14./16. märz 2003, fand die volksabstimmung über
zwei Initiativen zur Abänderung der verfassung statt. mit fast Zwei-drittel-
mehrheit stimmten die bürgerinnen und bürger für die Initiative des Fürsten-
hauses.
Foto
: Gün
ther
mei
er
märz 2013
Position dar und unterstrich vor allem seinen Wi-
derstand gegen die Beschränkung des Staatsober-
hauptes auf die Repräsentationsaufgaben: «Voraus-
sichtlich würde wieder der Zustand eintreten, wie
er bis 1938 bestand, als der Fürst im Ausland lebte
und sich nur am Rand der Entwicklung im Fürsten-
tum Liechtenstein widmete.» Der Monarch beton-
te auch die Funktion der beiden Souveräne Fürst
und Volk, deren Rolle in der Verfassung von 1921
festgelegt worden sei, und unterbreitete den Vor-
schlag, neu für das Volk das Instrument des Miss-
trauensantrags gegen den Fürsten einzuführen.
Pointiert führte Hans-Adam II. damals aus, dass es
auch für die Abschaffung der Monarchie ein fried-
liches, demokratisches Verfahren geben sollte: «Die
Monarchie in Liechtenstein soll nicht dem Druck
der Strasse weichen oder gestürzt werden, weil ein
paar Hitzköpfe glauben, sie müssen hier mit einer
Revolution die Republik einführen.»
Am Schluss zwei Verfassungs- initiativen zur Abstimmung Die Thronrede veranlasste den
Landtag am 24. Juni 1993, sich zur Monarchie nach
dem bestehenden Modell zu bekennen und die Zie-
le einer Verfassungsrevision zu benennen: Der ge-
gebene Staatsaufbau mit den beiden Souveränen
Fürst und Volk müsse beibehalten, die Verfassung
jedoch funktionsfähiger gemacht werden. Das Par-
lament sah überdies keine Veranlassung, in die Ver-
fassung ein Verfahren für die Abschaffung der
Monarchie aufzunehmen. Die vom Landtag in der
Folge bestellten Verfassungs-
kommissionen arbeiteten Ent-
würfe aus, doch eine Einigung
mit dem Fürstenhaus kam nicht
zustande. Fürst Hans-Adam II. und Erbprinz
Alois gingen am 2. Februar 2000 in die Offensive
und verschickten ihren Verfassungsentwurf – mit
einem roten Umschlag – an alle Haushalte in Liech-
tenstein. Es folgten Gutachten ausländischer Ver-
fassungsexperten, die von der Regierung und vom
Fürstenhaus beauftragt worden waren – und die
erwartungsgemäss einander widersprachen.
Das Fürstenhaus bediente am 1.
März 2001 nochmals alle Haushalte mit einem
neuen Verfassungsentwurf, in einem grünen Um-
schlag. Verschiedene Bemühungen, einen Kompro-
miss zu erzielen, scheiterten. Auch die Klage einer
Gruppe von Bürgern beim Europarat gegen die
Verfassungsinitiative des Fürstenhauses brachte
kein Ergebnis, trug aber zur weiteren Verschärfung
des Abstimmungskampfes bei. Die Initiative des
Fürstenhauses unterzeichneten 6240 Personen, die
Friedensinitiative erzielte 2199 Unterschriften. Bei-
de Initiativen waren damit zustande gekommen,
beide gelangten zum gleichen Zeitpunkt zur Ab-
stimmung. Das Ergebnis ist bekannt, ebenso der
Umstand, dass die jahrelangen Diskussionen und
der äusserst emotional geführte Abstimmungs-
kampf das politische und persönliche Klima im
Land immer noch prägen. |
die Abstimmungsresultate
Fürsteninitiative 64,3 % Ja gegen 35,7 % Nein
Friedensinitiative 16,6 % Ja gegen 83,4 % Nein
Vor zehn Jahren stimmten
die Bürgerinnen und Bürger der
Verfassungsinitiative des Fürsten-
hauses zu.
Mit Glas- und Stahlfassaden kennt sich der Profes-
sor aus. Dietrich Schwarz steht als Mentor an der
Universität Liechtenstein hinter einem Forschungs-
projekt, das wie vieles in der Wissenschaft einen
komplizierten Namen hat: «Flüssigkeitsdurch-
strömte Glasfassadenelemente
zur aktiven Energietransmissi-
onskontrolle». Übersetzt heisst
das: Ein Forscherteam hat Glas-
fassaden entwickelt, durch die
Wasser mit Zusatzstoffen strömt,
und die im Sommer kühlen und
im Winter heizen. Mit solchen Fensterscheiben
lässt sich mindestens 30 Prozent an Energie einspa-
ren. «Ein grosser Schritt bei umweltbewussten
Kühlsystemen», bekräftigt Daniel Gstöhl, der an
der ETH Lausanne promoviert hat und das laufen-
de Projekt «Fluidglass Cube» am Institut für Archi-
tektur und Raumentwicklung in Vaduz leitet. Da-
bei geht es nicht nur um einzelne
mit Flüssigkeit durchströmte
Fassadenelemente. Ziel des For-
schungsprojektes ist, ganze Ge-
bäude mit einer Fluidglashülle
zu simulieren. Zusätzlich nimmt
das Institut für Entrepreneurship den Technologie-
konvergenz-Prozess, also die Verzahnung unter-
schiedlicher Technologien, unter die Lupe.
Fensterfläche als Radiator Zurzeit wird viel geforscht wie
klimatechnische Komponenten in Fenster und Fas-
saden integriert werden können. Überall auf der
Welt ragen immer mehr Glashochhäuser glatt und
sauber in den Himmel über den Städten. Um die
Wärmelast der vielen Computer und der Sonnen-
einstrahlung ausgleichen zu können, müssen sie
voll klimatisiert sein. Wenn nun noch der Klima-
wandel trockenere und heissere Sommer bringt,
müssen immer mehr Gebäude durch technische
Anlagen temperiert werden. Bislang verbrauchen
die Kältemaschinen für die kühlende Luft aber viel
Strom und lassen die Energiekosten gewaltig steigen.
Ohne Klimaanlagen werden Büro-, Verwaltungs-
und Bankgebäude zu regelrechten Hitzefallen.
Von Wasser durchströmte Glas- fassaden lösen beide Probleme. «Je nach Aussentemperatur lässt
sich kühlen oder heizen, und das bei geringem
Energieaufwand», sagt Daniel Gstöhl. «Die gesam-
te Fensterfläche ist quasi ein riesiger Radiator oder
ein riesiges Kühlelement, das eine angenehme,
gleichmässige Temperatur mit geringen Abwei-
chungen möglich macht.» Und was passiert im
Frühling, Herbst und Winter, wenn die Sonne nicht
vom Himmel brennt? «Gerade in der Übergangs-
zeit kommen die Vorteile des Systems zum Zug»,
erklärt Professor Schwarz. Wenn auf der Südseite
eines Bürogebäudes gekühlt werden muss, weil die
Sonne scheint, auf der Nordseite aber geheizt, dann
mit solchen Fensterscheiben
lässt sich mindestens 30
Prozent an energie einsparen
F o r s c h u n g
Von Kornelia Pfeiffer
Kraftwerk in der Fensterscheibe12
13
glas sieht gut aus. Für leute, die im sommer dahinter arbeiten, kann es aber
unerträglich sein. ein Forscherteam entwickelt Fenster, die kühlen und hei-
zen, und dabei energie sparen. die Idee kommt von der universität liechten-
stein.
Dr. Daniel Gstöhl und Dipl.-Arch.
ETH/SIA Dietrich Schwarz, Profes-
sor am Institut für Architektur und
Raumentwicklung.
Foto
: Gün
ther
mei
er
märz 2013
sorgt der Flüssigkeitskreislauf dafür, dass die über-
schüssige Wärme von der Südseite auf die Nordsei-
te fliesst.
Prototyp im Test Heizung oder Kühlung in der
Glasfassade ist nicht neu. So zirkuliert etwa durch
die Stahlpfosten des Rathauses in Stuttgart Wasser,
das auf 40 bis 50 Grad vorgeheizt wird. Die beheiz-
te Fassade kann an jedes Warmwasser-Heizsystem
angeschlossen werden. Im Sommer lässt sich die
Raumtemperatur senken, indem kaltes Wasser
durchströmt. «Unser System bietet noch mehr Vor-
teile», erläutert der Professor. Denn das Wasser zir-
kuliere nicht nur im Rahmen, sondern in der ge-
samten Glasfläche, zudem verbrauche es dadurch
weniger Primärenergie. Die dem Wasser zugegebe-
nen Partikel absorbieren die Sonneneinstrahlung,
die dann mit der zirkulierenden Flüssigkeit als
Wärme weitergeleitet werden kann.
Wie vieles, was uns den Alltag
leichter macht, ist das, was dahinter steckt, ziemlich
komplex. Fachleute am Institut für Architektur
und Raumentwicklung der Uni-
versität Liechtenstein und der
NTB Interstaatliche Hochschule
für Technik Buchs haben nun ei-
nen Prototyp gebaut. Die 1 auf 1,60 Meter grosse
Fassade wurde an der Technischen Universität
München in einem Modellprüfraum getestet. Die
NTB Hochschule für Technik Buchs hatte die ent-
scheidenden Fortschritte für die Innovation erzielt.
Die Grundlagenforschung stammt von Wissen-
schaftlern der ETH Lausanne und des Fraunhofer
Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg im
Breisgau (ISE). Über die Zusammenarbeit der For-
scher zeigt das Rheintal als Kompetenzzentrum für
innovative Ideen sein Profil.
Markt im Wachsen Internationale Schützenhilfe er-
hielt das Projekt von innovativen Industrieunter-
nehmen. So hat die Firma GlassX in Zürich das Pa-
tent angemeldet. Hoval, der Spezialist für Heizungs-
und Raumklimalösungen in Vaduz, unterstützte
den Messaufbau und die aktuelle Forschungsarbeit,
der Bautechnologiekonzern Hilti in Schaan und
der österreichische Marktführer in der Flachglas-
veredelung Eckelt Glassolutions Saint-Gobain lie-
ferten das Material. Längerfristig sollen Glasbauer
und Haustechniker gemeinsam Fensterscheiben
mit Kraftwerkcharakter herstellen können. Der
Markt für umweltfreundliche und energiesparende
Kühlsysteme wird wachsen. Die im Rheintal entwi-
ckelte Technologie könnte dazu beitragen, die mit
der zunehmenden Zahl von Systemen einhergehen-
de Zunahme des Gesamtenergieverbrauchs gering
zu halten. Die Universität Liechtenstein spielt dabei
die Rolle des Initialzünders. |
Zur Person
Dr. Daniel Gstöhl ist Leiter der Forschungsprojekte «Nachhaltiges
Bauen» am Institut für Architektur und raumentwicklung der Univer-
sität Liechtenstein. Neben dem Forschungsprojekt «Fluidglass Cube»
betreut er weitere Projekte, die einen wichtigen Beitrag gegen die
globale Klimaerwärmung leisten. www.uni.li
Der Prototyp ist 1 auf 1,60 Meter
gross. Ein Forscherteam hat Glas-
fassaden entwickelt, durch die
Flüssigkeit strömt, und die im
Sommer kühlen und im Winter
heizen.
Foto
: Uni
vers
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tens
tein
Als Antwort auf die Frankenstär-
ke führte die Schweizerische Nationalbank (SNB)
im Herbst 2011 einen Mindestkurs von 1,20 Fran-
ken zum Euro ein. Zu gross waren die realwirt-
schaftlichen Gefahren aus deflationären Tenden-
zen und dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit des
so wichtigen Exportsektors. Was zunächst als ge-
fährliches geldpolitisches Expe-
riment mit ungewissem Ausgang
kritisiert wurde, sollte sich rück-
blickend als erfolgreiche Mass-
nahme zum Schutz der heimi-
schen Wirtschaft erweisen. Die
Schweiz hat in den Monaten
nach Einführung der Kursunter-
grenze mit teilweise sehr umfangreichen Interven-
tionen am Devisenmarkt den Franken gezielt ge-
schwächt, um eine weitergehende Aufwertung der
Schweizer Valuta zu verhindern. Die SNB rechtfer-
tigte die Wechselkurssteuerung mit der Sorge um
die Preisstabilität. Eine starke Währung verbilligt
die Importe und senkt dadurch die Inflationsrate.
Neben der konsumhemmenden Wirkung von tie-
fen Inflationsraten sorgen die günstigen Importe
für eine geringere Nachfrage nach inländischen
Waren. Hauptprofiteure der Wechselkursstabilisie-
rung waren jedoch die Exportunternehmen sowie
der Tourismussektor. Wenngleich das Niveau der
Kursuntergrenze von 1.20 nicht ausreichte, um ei-
nen Rückgang der Auslandsnachfrage zu verhin-
dern, verschaffte die SNB den betroffenen Bran-
chen wichtige Zeit, um sich den neuen Gegebenhei-
ten anzupassen.
Europäische Nationalbank als Retter in der Not Beginnend mit der Ankündi-
gung der Europäischen Nationalbank (EZB) im
Sommer 2012, alles Nötige für den Erhalt des Euro
zu unternehmen, verschwanden die Sorgen über
ein Auseinanderbrechen der Eurozone zunehmend.
Dass die EZB notfalls auch bereit sein würde, An-
leihen von angeschlagenen Mitgliedsländern zu
kaufen, um die Risikoaufschläge auf angemessenen
Niveaus zu halten, sollte letztlich den Hauptaus-
schlag geben, dass die Schuldenkrise bis heute ih-
ren Schrecken mehrheitlich verloren hat. Die Rück-
kehr des Vertrauens in die Eurozone sorgte sodann
auch dafür, dass der Euro gegenüber zahlreichen
Währungen an Wert zurückgewinnen konnte.
Kein Grund für Euphorie auf Grund der Wachstumszahlen Die deutliche Entschärfung der
Schuldenkrise, ein gefundener Kompromiss im
US-Fiskalstreit und nachlassende globale Konjunk-
tursorgen haben dazu geführt, dass die Risikoaver-
sion deutlich abgenommen hat. Dies widerspiegelt
sich nicht nur in freundlichen Aktienmärkten, son-
dern auch in einer geringeren Nachfrage nach «si-
cheren Häfen» wie dem Schweizer Franken. Dis-
kussionen über die mögliche Einführung von Ne-
Alte niveaus, wie wir sie
vor der Krise gesehen haben,
sind für längere Zeit
nicht mehr zu erwarten
Abenteuerspielplatz rund um den Walensee
w I r t s c h A F t
Von Oliver Schlumpf
Noch kein Ende der Frankenstärke14
15
der Ausbruch der europäischen schuldenkrise legte den grundstein für den
höhenflug des schweizer Frankens. Allmählich scheint sich die situation in
der eurozone zu entspannen. das erholungspotenzial für die europäische
gemeinschaftswährung bleibt vorerst beschränkt.
Zur Person
Oliver Schlumpf ist Ökonom bei der VP Bank Gruppe. In dieser
Funktion zeichnet er verantwortlich für researchaufgaben, die zur
markteinschätzung und Bankmeinung führen. Die Schwerpunkte
liegen bei der Analyse von volkswirtschaftlichen Entwicklungen in
den Industrieländern und Wechselkursen. Er verfügt über einen Ab-
schluss als master of Arts HSG (m.A. HSG) in Economics.
Foto
: iSt
ock.
com
märz 2013
gativzinsen sorgten bereits mehr-
fach für eine leichte Loslösung
des Euro-Franken-Wechselkur-
ses vom Mindestkurs. Erst die
optimistischeren Ausführungen der EZB zur künf-
tigen Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone er-
laubten im Januar aber einen deutlicheren Anstieg
in Euro/Franken. Während die SNB auf absehbare
Zeit am Mindestkurs festhalten wird, werden die
konjunkturellen Probleme in der Eurozone einen
nachhaltigen Anstieg der Gemeinschaftswährung
jedoch kaum zulassen.
Ein Blick auf die Wachstumszah-
len für das vierte Quartal 2012 gibt wenig Anlass zu
Euphorie. Die Wirtschaftsleistung der Eurozone re-
duzierte sich gegenüber dem Vorquartal um 0,6
Prozent. Zur schwachen Konjunktur in der Peri-
pherie kam zuletzt noch ein Rückgang der Wirt-
schaftsleistung in den Kernländern hinzu. Besser
als die Betrachtung der Vergangenheit ist jedoch
ein Blick in die Zukunft. Die Vorlaufindikatoren
zur künftigen Wirtschaftsentwicklung haben sich
zwar stabilisiert, deuten teilweise aber noch immer
auf eine Kontraktion der Wirtschaftsleistung hin.
Die Hoffnungen auf einen breiten Aufschwung
dürften sich als verfrüht erweisen, zumal die not-
wendigen Konsolidierungsbemühungen eben erst
begonnen haben. Die Peripherie steckt in einer tie-
fen Rezession und Frankreich droht aufgrund eines
schleichenden Verlusts der Wettbewerbsfähigkeit
den Anschluss an Deutschland weiter zu verlieren.
Hoffnungen für die heimischen Unternehmen? Der Euro-Franken-Wechselkurs
dürfte sich vorerst weiterhin in einem Band von
1,20 – 1,25 bewegen. Eine allfällige weitere Locke-
rung der Geldpolitik durch die EZB zur Stimulie-
rung der Konjunktur würde die Wahrscheinlich-
keit einer Euro-Aufwertung weiter reduzieren. Alte
Niveaus, wie wir sie vor der Krise gesehen haben,
sind aber ohnehin für längere Zeit nicht mehr zu
erwarten, wie der deutliche Rückgang des fairen
Wechselkurses gemäss Kaufkraftparität bestätigt.
Wechselkursseitig ist also weiterhin nicht mit einer
Erleichterung für die heimischen Unternehmen zu
rechnen. Zuversichtlich stimmt hingegen die glo-
bale Konjunkturaufhellung, welche sich positiv auf
den künftigen Wirtschaftsgang auswirken sollte.
Insbesondere die Industrieunternehmen formulie-
ren ihre Exporterwartungen zuletzt wieder etwas
positiver. Aufgrund der intensiven Handelsbezie-
hungen mit der schwächelnden Eurozone dürfte
sich aber auch die Konjunktur in Liechtenstein und
der Schweiz vorerst deutlich unter Potenzial entwi-
ckeln. |
Die Kursentwicklung von Franken
und Euro wird die Konjunkturlage
noch einige Zeit bestimmen.
K o P F d e s m o n At s
kern und Bienen auch die Umweltprobleme zu
schaffen, auf welche die Bienen empfindlich und
gestresst reagieren. Mit Umweltproblemen gemeint
sind vor allem die Intensivierung der Landwirt-
schaft, der Einsatz von Kunstdünger, der Rückgang
der Magerwiesen und des Obstbaumbestandes und
der Einsatz von Spritzmitteln. Bienen brauchen
eine blühende Landschaft, keine Monokulturen
und grüne Rasenflächen. Manfred Biedermann be-
trachtet die Situation eher optimistisch, obwohl die
Bienenhaltung heute eine grössere Herausforde-
rung geworden ist. Das Durchschnittsalter der Im-
ker dürfte zwischen 55 und 60 Jahren liegen. Um
den jetzigen Bestand an Imkerinnen und Imkern
zu halten, freut es deshalb den Präsidenten des Im-
kervereins, der auch einen Lehrbienenstand in Va-
duz betreibt, wenn auch junge Leute Interesse an
der Bienenzucht bekunden. In Zusammenarbeit
mit der Landwirtschaftsschule in Salez bietet der
Imkerverein eine Ausbildung an, womit Neu-Im-
ker mit dem notwendigen Wissen über Biologie
und Bienenzucht an das faszinierende Hobby her-
angehen können. «Wer sich mit Bienen befasst»,
heisst es auf der Homepage des Vereins, «öffnet ei-
nes der geheimnisvollsten Bücher der Natur. Die
Arbeit mit Bienen ist ein Schlüssel zum Verständnis
der Naturzusammenhänge und ihrer Gesetzmäs-
sigkeiten.» Die Honigbiene wird nach Rind und
Schwein als drittwertvollstes Nutztier in der Land-
wirtschaft eingestuft. Zum Spitzentrio gehört die
Biene nicht nur wegen der Produktion von Honig,
sondern weil sie die Pflanzen in Natur und Land-
wirtschaft bestäubt und so einen grossen ökonomi-
schen und ökologischen Beitrag leistet. |
Wenn die Sonne mit wärmeren Strahlen an
die Bienenhäuschen scheint, wagen sich die Bienen
aus ihren Winterquartieren und verrichten ihre Be-
stäubungsarbeit an den Bäumen und Blumen.
Ohne die Bienen würde unsere
Natur verarmen. Ausserdem
müssten wir auf den köstlichen
Honig verzichten. Die Idylle von
Bienen, blühenden Wiesen und
Blumen ist etwas gestört, denn seit Mitte der 1980er-
Jahre hat sich die Varroa-Milbe in Mitteleuropa
ausgebreitet. Ganze Bienenvölker fallen dieser Mil-
be zum Opfer, andere werden weniger befallen,
sind jedoch anfälliger für Viren
und Krankheiten. «Wir müssen
noch besser lernen, mit der Var-
roa-Milbe zu leben», meint Man-
fred Biedermann, Präsident des
Liechtensteinischen Imkerver-
eins und Bieneninspektor seit
1975, zuständig für die Gesund-
heit der Bienen. Leben mit der
Varroa heisst, Lebensweise und
Fortpflanzung der Milben zu
kennen und ihre Verbreitung
und Vermehrung einzudämmen,
damit die Schadensgrenze möglichst tief bleibt. Die
Varroa krallt sich an der Biene fest, durchbohrt mit
ihrem Saugrüssel dünne Hautschichten und er-
nährt sich von Bienenblut. Durch die entstandene
Verletzung der Bienen können Viren eindringen
und tödlich wirken. Fatal dabei ist, dass die Bienen
die Varroa nicht als Feind erkennen und deshalb
nicht abwehren.
In Liechtenstein gibt es rund 100 Imker und
etwa 1000 Bienenvölker. Während früher durch
kalte Witterungsverhältnisse im Winter und
Krankheiten höchstens ein Zehntel der Bienenvöl-
ker eingingen, ist der Verlust pro Jahr auf etwa ei-
nen Viertel angestiegen. Diese Verluste gilt es jedes
Jahr aufzufüllen, was nach Auskunft von Manfred
Biedermann nicht so einfach ist: Neben der Varroa-
Milbe und anderen Krankheiten machen den Im-
die Arbeit mit bienen ist ein schlüssel
zum verständnis der naturzusammenhänge
Manfred BiedermannPräsident des Imkervereins und Bieneninspektor
märz 2013
Foto
: Im
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P o r t r ä t
16
Manfred Biedermann Der Herr der Bienen
P u b l I r e P o r tA g e
Entrepreneur Of The Year 2013 Liechtenstein gesucht
■ Bedingungen für Teilnahme
Am Programm «Entrepreneur Of The Year» in Liechtenstein können Unternehmer aus allen Branchen (Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen inkl. Finanzdienstleistungen) teilnehmen. Voraussetzungen für die Teilnahme sind unter anderem die mindestzahl von fünf Beschäftigten und ein jährlicher Umsatz von 1 million Franken. Der Entrepreneur muss zudem einen massgeblichen Anteil am Unternehmen besitzen und der Firmen-Hauptsitz zwingend in Liechtenstein liegen.
■ Ein Highlight für den Wirtschaftsstandort Liech-tenstein im Jahre 2013: Im Rahmen des Wett-bewerbs Entrepreneur Of The Year Liechtenstein werden seit dem 1. Februar wieder Unternehmer mit Eigeninitiative, Weitsicht und Innovationsfreu-de gesucht.
Träger dieser Auszeichnung mit hohem öffentlichem Stellenwert sind die regierung des Fürstentums Liechtenstein, die Universität Liechtenstein sowie die Ernst & Young AG. Hauptpartner der Veranstal-tung ist die VP Bank, Partner sind die Firmen AmAG, Huber Watches Jewellery und Swiss.«Erfolgreich ist der Unternehmer von heute, wenn er Verantwortung übernimmt, mut zum kalkulierten risiko und Freude an Kreativität und Innovation zeigt und erst noch für seine Arbeitnehmer sorgt», so regierungschef-Stell-vertreter martin meyer. «Diese Unternehmer wollen wir fördern, weil sie den Standort Liechtenstein aktiv voranbringen.»
■ Netzwerk zentraler NutzenDie internationale Vernetzung ist auch eine der wichtigsten Förderleistungen: Die Teilnahme am Wettbewerb verschafft zugang zu einem einmaligen Netzwerk von Unternehmern in Liechtenstein und in der ganzen Welt. So haben die Kandidatinnen und Kandidaten neben lokalen Netzwerk-Veran-
staltungen die möglichkeit, im Jahre 2013 an ver-schiedenen internationalen Netzwerk-Plattformen teilzunehmen, unter anderem am Netzwerk-Anlass «Entrepreneurs Only!» vom 28. bis 30. Juni sowie an einer Unternehmer-Studienreise nach Südafrika vom 5. bis 9. November.
Der Gala-Abend mit Auszeichnung des Gewinners/der Gewinner findet am 18. Oktober 2013 im SAL in Schaan statt. Der Sieger des Wettbewerbs in Liechtenstein erhält einige äusserst attraktive Preise. Dazu zählen die mehrtägigen reisen nach monte Carlo und Palm Springs inklusive Begleitung sowie verschiedene Sachpreise, darunter eine Luxusuhr sowie die zur Verfügungstellung eines Premium-Autos. ■ Prominente JuryDie Jury setzt sich aus folgenden Persönlichkei-ten zusammen: Holger Dahmen, CEO Wolford AG, Ulrich Dörnhaus, CEO Dörnhaus Consulting GmbH, Anton Frommelt, mitinhaber Frommelt zimme-rei, Peter Gerner, CEO Heiztechnik Hoval Gruppe, reto Gurtner, Präsident der Weissen Arena Gruppe, Katharina Lehmann, Inhaberin Blumer-Lehmann AG, Klaus risch, Head of Global Hr der Hilti AG sowie magnus Tuor, Geschäftsführer messtechnik AG.
Epoche, Erdschicht um Erd-
schicht eben. Die Funde erzählen
etwas darüber, wie unsere Vor-
fahren jagten, was sie assen, wie
sie werkelten. Aber sie erzählen
nichts darüber, was sie glaubten,
wie sie die Welt sahen und ob
und wie sich dieses Bild im Ver-
laufe der Geschichte veränderte.
Wir können Tote nun aber leider
nicht mehr zum Sprechen brin-
gen. Aber: wir können den alten
Geschichten lauschen. Gewissermassen als «Ar-
chäologin des Bewusstseins» habe ich die unter-
schiedlichen Schichten von Weltbildern in den My-
then, Sagen und Bräuchen entdeckt und untersucht.
Manche Motive lassen sich bis zu den europäischen
Ureinwohnern in der Alt- und Jungsteinzeit zu-
rückverfolgen: Sie erzählen von einer Mutter Erde,
die alles hervorbringt und in sich zurücknimmt.
Sie erzählen von der Schöpfung, die im Frühling in
Gestalt eines grünen Baummannes erscheint. Und
sie erzählen vom wechselnden Tanz zwischen den
zwei Kräften Winter und Sommer. Andere Motive
tauchen erst auf, als der Krieg in die Welt kommt
und die europäische Urbevölkerung von indoeuro-
päischen Stämmen überlagert wird: Hierarchie,
oben und unten, Herrschaft und Sklaventum.
Dann erzählen die Märchen von der «verstorbenen
Mutter» und der «ungerechten Stiefmutter». Noch
etwas später, als die christliche Missionierung den
alten Glauben verdrängt, taucht das Konzept von
Sünde, von Gut und Böse, von Abwertung auf. Ab-
gewertet werden vor allem die Kräfte des Winters,
des Weiblichen, des Altweisen. Da landet dann die
«böse, alte Winterhexe» auf dem Funken.
K u lt u r
Von Ursula Seghezzi
Was uns alte Bräuche über die zukunft erzählen18
19
bräuche sind out. wer sie praktiziert, tut dies aus Folklore?
Kommerz? suche nach retroromantischer sicherheit in Zeiten
des globalen wandels? oder aber ahnen wir unbewusst, dass
uns bräuche lebensorientierung geben können?
Es ist kalt. Gespannt stehe ich – ein junges Mäd-
chen – in der Dunkelheit. Wie alle um mich herum
warte ich auf den ersten Funken, der in den mäch-
tigen Holzstoss springen soll. Die vergangenen Tage
ziehen an mir vorbei. Fleissig sammelten wir Holz,
schleppten, stapelten, türmten auf. Obenauf kam
die Strohpuppe wie auf einen Thron. Jetzt – die
erste Flamme, ein Knistern. Und
schon leuchtet hell das Feuer in
der Nacht. Die Hitze schlägt mir
ins Gesicht. Der Schnee schmilzt
um mich herum. Und dann, mit
einem grossen Knall, explodiert
die Strohgestalt. Ehrfürchtig ste-
he ich mitten in diesem Spekta-
kel. Alte Handlung. Jedes Jahr.
Und gleichzeitig Unverständnis.
Warum Funkahex? Warum den
bösen Winter vertreiben? Mit ebendieser Mischung
aus Faszination und Unverständnis begann ich vie-
le Jahre später, die mitteleuropäischen Sagen, My-
then und Bräuche zu sammeln. Als Religionswis-
senschaftlerin und Ethnologin interessierte mich
vor allem: Was sagten sie über die Welt- und Wert-
vorstellungen unserer Vorfahren? Was ich in mehr
als 10 Jahren Forschungsarbeit zutage förderte, war
überraschenderweise weit mehr als die Antwort auf
diese Frage! Doch von vorne...
Sagen, Mythen und Bräuche erzählen Geschichte Sie kennen die Arbeit des Ar-
chäologen. Er gräbt in der Erde, Schicht um Schicht.
Und findet, wenn er Glück hat, Scherben, Knochen,
alte Zeugnisse. Anhand der Schichten kann er die
Zeit gewissermassen rückwärts drehen, Epoche um
ein «lebenskompass» als
geistige landkarte für ein
gesundes, an die äussere
und innere natur ange-
bundenes, erfülltes und sinn-
stiftendes leben
Foto
: Jos
ef B
iede
rman
n
märz 2013
Mythen und Bräuche übersetzt für die heutige Lebenswelt Plötzlich verstand ich. Ich hatte
mich rückwärts durch alle Umformungen und Ab-
wertungen durchgegraben und war auf die älteste
Schicht unserer Überlieferung gestossen. Was ich
aus dieser tiefsten Schicht hob, war ein besonderer
Schatz: ein Verständnis über die Gesetzmässigkei-
ten der natürlichen Entfaltung in den Jahreszeiten
in menschlich-kulturellen Bildern! Könnte diese
«geistige Landkarte» über das an die Natur ange-
bundene Menschsein nicht Orientierung sein in der
heutigen Zeit des globalen Wandels, wo bisherige
Glaubenssätze nicht mehr gelten und jeder für sei-
nen persönlichen Sinn im Leben zuständig ist?
Bräuche als Zugang zu einer tieferen Weisheit über
das Leben? Ich machte mich wieder an die Arbeit.
Ich übersetzte die alten Bilder in den Mythen und
Bräuchen für uns Erwachsene und unsere heutige
Lebenswelt. Ich formulierte daraus den «Lebens-
kompass», eine geistige Landkarte für ein gesundes,
an die äussere und innere Natur angebundenes, er-
fülltes und sinnstiftendes Leben. Ein Schritt bleibt
noch zu gehen: das alte kulturelle Material soll
fruchtbar gemacht werden für unsere Kinder. Denn
die alten Geschichten erzählen auch etwas über die
natürliche Struktur von Initiation, von Erwachsen-
werden, von Wandel generell.
Vergangenheit und Zukunft verbinden sich Bald ist wieder Funkensonntag.
Bald wieder werde ich am Feuer stehen. Die Hitze
wird mir ins Gesicht schlagen und den Schnee um
mich herum schmelzen. Die den Winter symboli-
sierende Strohpuppe wird von ihrem Thron stür-
zen und einem neuen Sommer Platz machen. Dazu
braucht es kein «bös» und keine «Hexe». Wichtig ist
vielmehr, dass ich dieses Spektakel nicht nur aussen,
sondern auch in mir selbst wahrnehme: Dann
nämlich, wenn eine Phase des Rückzuges, des In-
nen und des Inne-Haltens genossen und ausge-
schöpft ist, und die eigene grüne, kreative Früh-
lingsgestalt nach aussen tritt, mit ihrem fruchtba-
ren Stock fuchtelt und in der Welt wirkt und waltet.
Und zwar nicht «gegen den Winter», sondern «aus
der Weisheit des Winters heraus». Dann verbinden
sich Vergangenheit und Zukunft in meinem Tun in
der Gegenwart. |
Die Hexe wird am Funkensonntag
in Liechtenstein verbrannt.
Zur Person
Ursula Seghezzi studierte religionswissenschaft, Theologie, Ethno-
logie. Als Gründerin und Geschäftsführerin des «uma institut» beglei-
tet sie seit mehr als zehn Jahren Einzelne und Gruppen durch Wand-
lungskrisen. zum Thema des Beitrags ist von ihr im Van Eck Verlag
das Buch erschienen: «macht Geschichte Sinn. Was uns mitteleuro-
päische mythen, Sagen und Bräuche über unsere zukunft erzäh-
len». Weitere Informationen: www.umainstitut.ch
nahm die Anzahl Autos weltweit um 140 Prozent
zu, während in Liechtenstein eine Zunahme von
113 Prozent registriert wurde. Für Liechtenstein gilt
ausserdem, dass die Auto-Zunahme in den letzten
Jahrzehnten bedeutend höher liegt als die Bevölke-
rungsentwicklung, obwohl der Öffentliche Verkehr
erheblich ausgebaut wurde und Bestrebungen be-
obachtet werden konnten, den privaten Motorfahr-
zeugverkehr zu behindern.
Alternative, umweltfreundliche und sparsame Technologien Wachsendes Umweltbewusstsein
der Hersteller und die steigende Nachfrage nach
sauberen Fahrzeugen hat die Automobilindustrie
bewogen, die Entwicklung neuer, alternativer, um-
weltfreundlicher und sparsamer Technologien vor-
anzutreiben. Die Euphorie um die Elektro-Autos ist
zurückgegangen, weil Reichweite und Aufladen
nicht mit den herkömmlichen Fahrzeugen mit Ver-
brennungsmotoren konkurrieren können. Ausser-
dem ist die Öko-Bilanz der Elektro-Autos, wenn
die Herstellung des Stroms mitberücksichtigt wird,
nicht über alle Zweifel erhaben. Dennoch arbeiten
die Hersteller von Elektro-Fahrzeugen, nicht zu-
letzt kleinere «Tüftler-Unternehmen», an neuen
Batterien, besseren Aufladesystemen – und setzen
vermehrt auf die Hybrid-Technik, bei der neben
Elektromotoren auch Verbrennungsmotoren zum
Einsatz kommen.
Diese Autos, wie beispielsweise
Fisker Karma, haben sich aus der Ecke der sparta-
nischen Kleinfahrzeuge entfernt und bieten Kom-
fort wie die Luxusklasse an, gepaart mit Fahrleis-
tungen, wie bei Sportwagen üblich: Beim Fisker er-
reicht die Systemleistung beider Motoren 408 PS,
Gut hundert Jahre sind es erst her, dass in Liechten-
stein die ersten Automobile auf den Strassen zu se-
hen waren. Anfänglich von vielen mit Kopfschüt-
teln betrachtet und nach Meinung vieler ohne
Chancen, das traditionelle Fuhr-
werk mit Pferden als Transport-
mittel abzulösen, hat das Auto
einen Siegeszug ohne Beispiel
durch das 20. Jahrhundert ange-
treten. Auch zu Beginn des
21. Jahrhunderts ist rund um den
Erdball die Faszination für das
Auto ungebrochen, wie die Per-
sonenwagenbestände und deren Entwicklung in
den letzten Jahrzehnten verdeutlichen. Wurden im
Jahre 2000 weltweit 530 Millionen Personenwagen
gezählt, so stieg deren Anzahl bis 2010 auf 730 Mil-
lionen, was einer Zunahme um 38 Prozent ent-
spricht. In Liechtenstein lassen sich ebenfalls hohe,
wenn auch nicht ganz so hohe Zuwachsraten fest-
stellen: Im Jahre 2000 waren 21’784 Autos zugelas-
sen, deren Zahl bis 2010 auf 26’890 anstieg – und
damit einen Zuwachs von 23 Prozent verzeichnet.
Wird der Zeitraum von 1980 bis 2010 verglichen, so
die meisten Autohersteller
präsentieren ihre neuheiten
für das neue modelljahr
am Auto-salon in genf
A u t o
der Frühling lässt jedes jahr die herzen der Automobil-Fans höher schlagen,
denn im Frühjahr präsentieren die meisten Autohersteller ihre neuheiten für
das neue modelljahr. Zum «mekka» der Autofahrer gehört der genfer Auto-
salon, der jeweils anfangs märz stattfindet.
Von Günther Meier
Sauberer fahren steht im Vordergrund20
21
märz 2013
die den Sprint von 0 auf 100 km/h
in 7,9 Sekunden absolvieren und
eine Höchstgeschwindigkeit von
200 km/h erlauben. Der Ausstoss
von Kohlendioxid wird für 100
Kilometer mit nur 53 Gramm pro Kilometer ange-
geben, was deutlich unter dem Durchschnitt liegt.
Beim Auto-Salon in Genf, der für die Ausstellung
2013 die «Alternativ-Fahrzeuge» nicht mehr in ei-
ner speziellen Halle ausstellen lässt, sondern in die
Ausstellungshallen integriert, sollen etwa 10 Pro-
zent der 900 ausgestellten Autos einen maximalen
Kohlendioxid-Ausstoss von 100 Gramm pro Kilo-
meter erreichen.
Automatische Zylinderabschal- tung für sparsame Fahrweise Auf der anderen Seite erliegen
die Auto-Produzenten unverändert der Herstel-
lung von kraftvollen und extravaganten Fahrzeu-
gen, was sich in den vielen Offroadern und Super-
sportwagen äussert. So leistet das neue Topmodell
von Lamborghini, der Aventador LP-700-4, nicht
weniger als 700 PS, hat nach einem Wimpernschlag
schon die Marke von 100 km/h erreicht und lässt
350 km/h Spitzengeschwindigkeit zu. Der Kraft-
protz, der freilich nur für wenige Verkehrsteilneh-
mer erschwinglich ist, gibt sich aber auch zahm-in-
novativ: Wenn die Geschwindigkeit weniger als
135 km/h beträgt, schaltet die Elektronik automa-
tisch die Hälfte der V-12-Töpfe aus. Auch die neue
Corvette von Chevrolet, die mit ähnlichen Fahrleis-
tungen aufwartet, besitzt eine automatische Zylin-
der-Abschaltung, sobald der Gasfuss reduziert wird.
Versuchsfahrzeuge mit Selbst- fahrmodus schon unterwegs Ob Fahrspass mit einem röhren-
den 12-Zylinder oder bescheidener in einer kleinen,
sparsamen und fast lautlosen «Elektro-Kutsche»,
die Auto-Hersteller denken bereits einen Schritt
weiter. Auf den Computern entstehen neue Fahr-
systeme, die den Auto-Piloten der Flugzeuge nach-
eifern. Versuchsfahrzeuge mit einem Selbstfahr-
modus sind bereits unterwegs und bahnen sich –
wie von Geisterhand gesteuert – den Weg durch den
Verkehr. Die Zeit scheint nicht mehr fern zu sein,
bis das Automobil der Zukunft ohne Fahrer aus-
kommt. Für Zeitgenossen, denen schon die Ein-
parkhilfe ein Graus ist, weil sie alles selbst steuern
wollen, eine schreckliche Vorstellung. Die For-
schung aber setzt auf die nachwachsende Genera-
tion, wie das Magazin «Der Spiegel» berichtete:
«Viele von ihnen begeistern sich ohnehin kaum
noch für Autos; sie checken während der Fahrt lie-
ber ihre E-Mails, statt mühsam am Lenkrad zu
kurbeln, und werden womöglich dankbar sein für
einen Chauffeur namens Computer.» |
Automobil-salon genf 2013
Der Internationale Automobil-Salon in Genf öffnet
vom 7. bis zum 17. märz 2013 seine Tore.
Der Auto-Salon in Genf präsen-
tiert dieses Jahr etwa 100 Premie-
ren, die jeweils grosses Interesse
hervorrufen.
Foto
: Aut
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lon
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22
Liechtenstein gehört heute zu
den meist motorisierten Ländern
der Welt. Die Zahl der Motor-
fahrzeuge ist ungefähr gleich
hoch wie die Bevölkerungszahl von 36’000 Ein-
wohnern. Auf 1000 Einwohner trifft es derzeit un-
gefähr 750 Personenwagen.
Der erste Autobesitzer in Liechtenstein soll
Marcus Ammann, der Verwalter des Konsumver-
eins Mühleholz, gewesen sein, der sich 1902 ein
Auto anschaffte. Etwa drei Jahre später war auch
der Schaaner Arzt Alfons Brunhart stolzer Besitzer
eines Automobils, das damals grosse Bewunde-
rung, aber ebenso Ablehnung hervorrief: Dem
Auto wurde nur eine kurze Lebensdauer prognosti-
ziert, weil es nach damaliger Auffassung nie und
nimmer in der Lage sein werde, das bewährte Pfer-
defuhrwerk zu verdrängen. Längere Zeit sah es so
aus, als ob diese Prognose eintreten würde. Bis zum
Ersten Weltkrieg waren in Liechtenstein erst zwei
Autos und zwei Motorräder registriert, im Jahre
1925 zählte man zwar schon 35 Automobile und 12
Motorräder, doch den Siegeszug hatten die rattern-
den Fortbewegungsmittel noch lange nicht ange-
treten.
Kurz bevor die ersten beiden Autos in Liech-
tenstein angeschafft wurden, hatte der Autoverkehr
von Österreich in die Schweiz durch Liechtenstein
begonnen. Gegen diesen neuartigen Verkehr auf
den schmalen Strassen, die damals von Fuhrwer-
ken dominiert wurden, erhob sich sogleich Wider-
stand. Die Obrigkeit unterstützte die Bedenken der
Bevölkerung und gab 1906 eine «Verordnung über
den Betrieb von Automobilen und Motorrädern»
heraus, welche die Höchstgeschwindigkeit auf 15
km/h beschränkte, bei schlechter Sicht gar auf 6
Stundenkilometer. Zwei Jahre später verlangte der
Landtag ein allgemeines Fahrverbot für Automobi-
le, was aber von der Regierung abgelehnt wurde.
Um die Gemüter zu beruhigen, führte die Regie-
rung jedoch eine Mautgebühr ein, die bei der Be-
nützung der Strassen zu entrichten war. Der Staats-
kasse floss damit etwas Geld zu, denn beispielswei-
se 1913 lösten über 500 Autofahrer eine Wochen-
karte und ein Dutzend sogar eine Jahreskarte: 128
Automobilisten stammten dabei aus der Schweiz,
30 aus England, 14 aus Italien, der Rest aus verschie-
denen anderen Ländern.
Quellen: Historische Jahrbücher, Histori-
sches Lexikon, Brücken zur Vergangenheit |
Von den Anfängen des Autoverkehrs
A u t o
Das erste Auto, das in Liechten-
stein verkehrte, vor dem Gasthaus
«Linde» in Schaan.
Foto
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einwohner und Autos in liechtenstein
Bevölkerung Auto
1970 21’350 6’210
1980 25’215 +3’865 oder +18% 12’569 +6’359 oder +102%
1990 29’032 +3’817 oder +15% 16’891 +4’322 oder +34%
2000 32’863 +3’831 oder +13% 21’784 +4’893 oder +29%
2010 36’149 +3’286 oder +10% 26’890 +5’106 oder +23%
1970 – 2010 +14’799 oder +70% +20’680 oder 333%
23
märz 2013
Der Kampf gegen Korruption ge-
hört heute zu den wichtigen Trak-
tanden der Staaten, auch einigen
in Westeuropa, bei denen man
Korruption nicht vermuten wür-
de. Auch Liechtenstein beschäf-
tigt sich mit dem Kampf gegen
die Korruption und hat deshalb
2010 die UNO-Konvention gegen
Korruption ratifiziert, hat schon
im Jahre 2003 eine ämterüber-
greifende Arbeitsgruppe «Kor-
ruptionsbekämpfung» eingesetzt
und 2007 bei der Landespolizei
eine Spezialeinheit zur Korrupti-
onsbekämpfung geschaffen. Die-
se Massnahmen haben die Aner-
kennung des Europarats gefunden, was in einem Be-
richt der Gruppe «Greco» – Group of States against
corruption – zum Ausdruck kommt. Allerdings zeigt
der Greco-Bericht in den Schlussfolgerungen auch
einen gewissen Handlungsbedarf auf, der zu ver-
schiedenen Empfehlungen an das Land führt, die im
Sinne der Korruptionsbekämpfung umgesetzt wer-
den sollten.
Die Gespräche, die von den Greco-Experten in
Liechtenstein selbst geführt wurden, zeigen nach
Auffassung dieser Personen auf, dass sich Liechten-
stein noch in einer Anfangsphase befinde, was die
Bekämpfung der inländischen Korruption betrifft.
Die Auskunftspersonen würden sich «übermässig»
auf die Kleinheit des Landes berufen, wobei behaup-
tet werde, diese Kleinheit trage zur Prävention der
Korruption bei. Die Greco-Gruppe empfiehlt, die
Präventivmassnahmen zu verbessern und erwähnt
ein Beispiel: Der Begriff der Bestechung werde in
Liechtenstein weitgehend nur auf Bestechungsgel-
der bezogen, während andere Formen von Gefällig-
keiten und von Begünstigungen ausgeschlossen
würden. Der Bewusstseinsgrad für potenzielle Prob-
leme, die durch Interessenskonflikte herbeigeführt
werden könnten, ist nach Ansicht der Greco-Grup-
pe eindeutig zu niedrig. Eine der Empfehlungen zur
Verbesserung der Korruptionsbe-
kämpfung betrifft die «Whistle-
blower», also jene Informanten,
die auf Missstände wie illegales
Handeln oder Korruption in der Verwaltung oder in
Unternehmen hinweisen. Liechtenstein sollte Whist-
leblower-Bestimmungen einführen, empfiehlt die
Greco-Gruppe, damit Mitarbeiter im öffentlichen
Sektor ermutigt würden, Korruptionsverdachte
direkt den Strafrechtsorganen anzuzeigen. Die liech-
tensteinische Strafprozessordnung sehe zwar solche
Mechanismen vor, doch in der Öffentlichkeit seien
diese nicht sehr gut bekannt. Eine grössere Einheit-
lichkeit wäre wünschenswert, meint die Greco-
Gruppe, damit Beschäftigte im privaten wie im
öffentlichen Sektor ihre Bedenken direkt anzeigen
könnten, falls die Geschäftsleitung nicht auf einen
internen Bericht reagiere oder falls die Geschäfts-
leitung selbst einer strafbaren Handlung verdächtigt
werde. Eine weitere Empfehlung der Greco-Gruppe
betrifft Ethik- und Verhaltensregeln für die öffentli-
chen Verwaltungen auf Landes- und Gemeindeebe-
ne: Solche Regeln sollten entwickelt und in einem
«angemessenen Training» eingeschult werden, ins-
besondere auch das korrekte Verhalten, wenn Ge-
schenke oder Zuwendungen angeboten würden. |
Erst am Anfang der Korruptionsbekämpfung
K o r r u P t I o n
Der Korruptionsbericht sieht
Handlungsbedarf für Liechtenstein
in verschiedenen Bereichen.
Foto
: iSt
ock.
com
Das Jubiläum «100 Jahre Briefmarken Liechten-
stein» hat die Geschichte unserer Briefmarken auf
eine besondere Art ins Bewusstsein gerückt. Sind
Briefmarken in der heutigen Zeit, wo E-Mail, Face-
book und Twitter die moderne Kommunikation
weltweit dominieren, ein Auslaufmodell? Die Ant-
wort auf diese Frage kann nicht
ein einfaches Ja oder Nein sein,
sondern verlangt eine differen-
ziertere Betrachtung. Fest steht,
dass Briefmarken einen hohen
kulturellen Stellenwert haben,
immer noch als Ausdruck staat-
licher Souveränität gelten und als
Botschafter oder Visitenkarte ihres jeweiligen Her-
ausgeberlandes betrachtet werden. Was die Zu-
kunft in den nächsten hundert Jahren im Bereich
der Briefmarken bringen wird, wissen wir nicht.
Aber die Philatelie Liechtenstein schöpft aus der er-
folgreichen und bewegten Vergangenheit der Brief-
marken, um mit neuen und innovativen Ideen eine
Antwort für die Zukunft zu geben.
Konkurrenz durch moderne Technologien Blicken wir auf die letzten drei
oder vier Jahrzehnte zurück, in der sich die Welt der
Kommunikation stärker verändert hat als in der
Geschichte der Menschheit zuvor: Als die ersten
Fernmeldeschreiber flächendeckend – vor allem in
der Geschäftswelt – eingesetzt wurden, prophezei-
ten viele das nahe Ende der bewährten «gezähnten
Botschafter». Die Befürchtungen erwiesen sich als
unbegründet, im Gegenteil, die Fernschreiber kön-
nen heute nur noch in Museen bestaunt werden.
Auch Faxgeräte befinden sich auf dem Rückzug, ab-
gelöst durch modernere Technologien wie E-Mail.
SMS und E-Mails haben das Kommunikationsver-
halten in jüngster Vergangenheit zwar einschnei-
dend verändert, der persönliche Brief und auch der
Geschäftsverkehr per Post haben an Stellenwert
eingebüsst. Trotz des schrumpfenden Marktes ist
das Ende der Briefmarken vorerst noch nicht abzu-
sehen.
Postwertzeichen und Brief- marken für Sammler Briefmarken, insbesondere Brief-
marken von kleinen Ländern wie Liechtenstein
mit entsprechend geringen Auflagezahlen, erfüll-
ten nie nur den alleinigen Zweck als Postwertzei-
chen für die Beförderung von Briefen und Paketen,
sondern weckten von Anfang an die Sammlerge-
fühle vieler Menschen. Die wachsenden Angebote
an Sport- und Freizeitbeschäftigungen führten al-
lerdings dazu, dass das Sammeln von Briefmarken
seinen Stellenwert als attraktive Freizeittätigkeit
eingebüsst hat. Die Zahl der Briefmarkensammler
nimmt seit geraumer Zeit weltweit ab, nur noch we-
nige Jugendliche lassen sich von der Sammlerlei-
denschaft anstecken. Die Philatelie Liechtenstein
spürt diesen Rückgang, doch immer noch können
wir auf rund 40'000 Liechtenstein-Sammler zählen,
die unsere Ausgaben mit Begeisterung erwarten.
Die Liechtenstein-Sammler stammen zum gröss-
ten Teil aus Deutschland, Österreich, der Schweiz
die Philatelie liechtenstein
liess in den vergangenen jahren
mit weltneuheiten aufhorchen
P h I l At e l I e
Von Norbert Hasler
Haben Briefmarken noch eine zukunft?24
25
liechtensteins Philatelie konnte im vergangenen jahr das jubiläum «100
jahre liechtenstein briefmarken» feiern. haben briefmarken noch Zukunft im
Zeitalter der neuen medien? mit Innovationen und neuen Angeboten wird
gegensteuer gegeben!
Zur Person
Norbert Hasler ist Leiter der Philatelie Liechten-
stein. www.philatelie.li
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Lei
chte
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in
märz 2013
und natürlich aus unserem Land. Die Gemein-
schaftsbriefmarke mit China aber hat uns gezeigt,
dass sich auch heute noch neue Märkte erschliessen
lassen. Die chinesisch-liechtensteinische Gemein-
schaftsbriefmarke aus dem Jahre 2005, der Sonder-
block für die EXPO 2010 in Schanghai und die ge-
zielte Bearbeitung des China-Marktes lassen Hoff-
nungen aufkommen. Die Liechtenstein-Sammler
in China sind bereits an die fünfte Stelle unserer
Abnehmerländer vorgerückt. Ebenso können an-
dere «Schwellenländer» für unsere Briefmarken in-
teressant werden, wenn die Märkte entsprechend
bearbeitet werden.
Philatelie Liechtenstein produzierte Weltneuheiten Allein mit der Herausgabe neuer
Briefmarken ist es allerdings nicht getan, denn die
Sammler müssen begeistert werden. Die Philatelie
muss sich weiter entwickeln, muss mit Innovatio-
nen das Interesse wecken, muss Überraschendes
bereithalten. Die Philatelie Liechtenstein liess in
den vergangenen Jahren mit Weltneuheiten auf-
horchen. Erwähnen möchte ich die im Juli 2009
erstmals herausgegebene, normal perforierte
Selbstklebe-Briefmarke, die direkt vom Bogen ab-
gelöst werden kann und ohne das Befeuchten der
Rückseite auskommt. Zwei Jahre später erschien
die nächste Weltneuheit: Zum chinesischen Jahr
des Drachens wurde die weltweit erste Scheren-
schnitt-Briefmarke produziert, indem das filigra-
ne Drachenmotiv auf der Marke mittels moderns-
ter Lasertechnologie gestanzt
wurde. Zu einem aktuellen The-
ma weltweit, zum Thema «er-
neuerbare Energie» erschienen
Briefmarken mit thermosensib-
len Farben, die sich ändern, wenn
die Briefmarke angefasst und mit der Körpertem-
peratur erwärmt wird. Ein weiteres Beispiel inno-
vativer Briefmarkendrucke bildet die Briefmarke
zum Jubiläum «150 Jahre Liechtensteinische Lan-
desbank», die mit einem QR-Code (Quick Respon-
se Code) versehen wurde und damit die analoge
Welt der Marken mit einer raffinierten Erfindung
des digitalen Zeitalters vereinigt. Weder der QR-
Code noch die thermosensiblen Farben sind eine
Erfindung der Philatelie Liechtenstein, aber es ist
uns gelungen, diese neuen Technologien in die
Briefmarken-Gestaltung einzubringen – und da-
mit innovative und interessante Neuheiten zu
schaffen. |
Freiwillige Aktivitäten zum
Bevölkerungsschutz, Lawinen-
hundeführer und Zivilschutz sind
ein Thema der Briefmarken-
Ausgabe vom März 2013.
Nr. 138 und 139: Johann Lampert und Arnold Bar-
getzi, Wagner. Alles Vieh des Lampert verbrannte
und durch den Wind getrieben, raste das Feuer den
Häusern und Ställen entlang, die zusammen gebau-
ten Gebäude hinauf zu Nr. 100 und 99.» Weiter be-
schreibt Pfarrer Tschugmell im Detail, wie sich das
Feuer ausbreitete und letztlich im «Winkel» nur
rauchende Trümmer übrig liess.
Feuerwehren aus dem ganzen Land eilten in
jener Nacht nach Triesen, um beim Löschen des
Feuers zu helfen. Vor allem aber versuchten die Feu-
erwehrleute, die auch aus der Schweiz zu Hilfe ka-
men, das weitere Ausbreiten der Feuerbrunst zu ver-
hindern. Der Föhn zerstreute die Funken, womit
die Gefahr bestand, dass noch weitere Dorfteile ein
Raub der Flammen werden könnten. Die Anstren-
gungen der Feuerwehrleute hatten schliesslich Er-
folg, wie Pfarrer Tschugmell berichtet: «Endlich
wurde man dem Feuer Meister bei Haus Nr. 34 im
Winkel, das als das letzte abbrannte. Mit genügend
Wasser versorgt, konnte man die hohe Tennwand
gegen Norden so lange halten, bis das Haus nieder-
gebrannt war – und so war der Hitze und den
schlimmsten Funken der Weg verhindert zu Haus
Nr. 33, in dem s’Lisa Joka Wendeli wohnte.»
Die Bewohner der noch nicht brennenden
Häuser versuchten ihre Habe zu retten und räum-
ten den Hausrat auf die Wiesen hinaus. Am Oster-
sonntag, schildert Pfarrer Tschugmell anschaulich
das Bild, das sich den Betrachtern bot: «Rund um
die Brandstelle in den Bündten lagen überall geret-
tete Sachen, Möbel, verschiedenster Hausrat, und
dazwischen standen da und dort angebrannte Bäu-
me.» Die Anteilnahme der Bevölkerung Liechten-
steins und der benachbarten Region für die betrof-
fenen Familien in Triesen war gross. Es wurde eine
sogenannte «Liebesgaben-Sammlung» organisiert,
die fast 7500 Kronen und zahlreiche Naturalspen-
den – wie Kartoffeln, Mais und Heu – einbrachte.
An der Liebesgaben-Sammlung beteiligten sich
auch hilfsbereite Personen aus der Schweiz, die da-
mals noch die Zollgrenze Schweiz – Liechtenstein
passieren mussten. |
Feuersbrünste, die ganze Dorf-
teile zerstörten, fanden früher in
Liechtenstein immer wieder statt.
Historiker zählten in den Jahren
1795 bis 1913 nicht weniger als 16 verheerende
Brandfälle, denen zahlreiche Häuser und Ställe
zum Opfer fielen. Meistens blieb es bei Gebäude-
schäden, die in der Regel bis auf die Grundmauern
niederbrannten, doch waren auch Todesopfer zu
beklagen, wie am 16. Mai 1888 in Eschen, als im
Hinterdorf drei Kinder in den Flammen umkamen.
Aus den Ställen konnte das Vieh oft nicht mehr ge-
rettet werden, das in Rauch und Feuer elendiglich
zugrunde ging.
Am 23. März 1913, vor 100 Jahren, fand in
Triesen ein Grossbrand statt: 17 Häuser und 16 Stäl-
le wurden ein Raub der Flammen, der Dorfteil
«Winkel» war damit praktisch zerstört. Berichtet
wird, dass dieser Tag ein Karsamstag war, ein Tag
mit Föhn, der an den Häusern und Ställen rüttelte.
Pfarrer Fridolin Tschugmell schildert den Brand in
seinem Aufzeichnungen über die Brände in Triesen:
«In der Nacht von Karsamstag auf Ostern brach der
Brand aus. Zwischen 10 und 11 Uhr entstand das
Feuer gegen das Feld zu, hinter Sepp-Lamperts Stall
Hausnummer 138, und bei dem starken Föhn griff
es sehr rasch um sich. Leute, die vom «Adler» heim-
kehrten, hatten grösste Eile, die Leute zu wecken in
v o r 1 0 0 j A h r e n
26 23. März 1913 Dorfbrand in Triesen
Beim Dorfbrand 1913 in Triesen
brannten im Dorfteil «Winkel»
17 Häuser und 16 Ställe ab.
Foto
: Lan
desa
rchi
v
märz 2013
terhaltungsmusik bei Hochzeiten und Dorffesten
verdienten die jungen Musiker etwas Geld, immer-
hin so viel, dass die Bankschulden für die Anschaf-
fung der Instrumente schon nach vier Jahren getilgt
werden konnten. Unter Wilhelm Stärk, der 1956 die
musikalische Leitung der Harmoniemusik über-
nahm, wurde die einstige Blechmusik zu einem
Blasorchester umgeformt.
Die Harmoniemusik Vaduz wird aufgrund
ihrer traditionellen Uniform immer wieder bei of-
fiziellen Staatsbesuchen vom
Fürstenhaus oder der Regierung
aufgeboten. Seit 1966 tragen die
Musikantinnen und Musikanten
eine Uniform, die originalgetreu
der alten Hauptmann-Uniform
des letzten liechtensteinischen
Militärkontingents aus dem 19.
Jahrhundert nachempfunden ist.
Dieser Uniform und dem Gast-
spiel 2002 von Oberst Ushapovs-
ky aus St. Petersburg hat es der
Verein auch zu verdanken, dass
die Harmoniemusik 2004 beim
9. Internationalen Militärmusik-
treffen in St. Petersburg teilneh-
men konnte. Als erste Kapelle
Liechtensteins hat sich der Verein
nach dieser Einladung entschlos-
sen, sich einem weiteren Zweig der Blasmusik anzu-
nehmen. In vielen Proben studierte der Verein für
dieses Gastspiel eine Marschmusikshow ein, die am
19. Juni 2004 anlässlich des 57. Liechtensteinischen
Verbandsmusikfestes dem einheimischen Publi-
kum präsentiert wurde. |
Die Menschheit wusste schon
früh die Musik für verschiedene Zwecke zu nutzen.
Bekannt sind aus der Bibel die Posaunen von Jeri-
cho, zur Römerzeit sollen die Fanfaren geschmet-
tert haben, und Naturvölker erzeugten schon frü-
her Töne mit Hörnern von Tieren. Blasmusik im
heutigen Sinne aber entwickelte sich erst im 19.
Jahrhundert. Vorbild war die Militärmusik, die in
der Französischen Revolution in Frankreich und
nach den Türkenkriegen in Österreich eingesetzt
wurde. Auch in Liechtenstein gab es schon Musiker
zur Zeit, als die Herrschaft Schellenberg 1699 an die
Fürsten von Liechtenstein überging und als die
Huldigung der Grafschaft Vaduz 1712 an den Fürs-
ten stattfand. Aber Musikvereine existierten noch
keine.
Den Durchbruch für die Musikvereine brach-
te die neue Verfassung von 1862, in der das Vereins-
recht verankert wurde. Es scheint so, als ob Musi-
ker darauf gewartet hätten, einen Verein zu grün-
den, denn schon kurz nach Inkrafttreten der Ver-
fassung erfolgte bereits die Gründung der
Musikgesellschaft Triesen. «Musik kennt keine
Grenzen», heisst es im Volksmund, was bei der
Gründung der Harmoniemusik Vaduz vor 150 Jah-
ren zutraf. «Als im Jahre 1863 eine benachbarte
Blasmusik in Vaduz zum Tanz aufspielte», heisst es
in der Vereinschronik, «waren acht junge Vaduzer
Burschen derart beeindruckt, dass sie umgehend
eine eigene Blechmusik gründeten.» Weitere Ge-
meinden folgten dem Beispiel von Vaduz, und bald
hatte in Liechtenstein jede Gemeinde, mit Ausnah-
me der kleinen Gemeinde Planken, eine eigene
Blaskapelle.
Aus der Chronik ist ersichtlich, dass die
«Blechmusik» am Jakobisonntag, am 25. Juli 1863,
gegründet wurde, nachdem die Musikanten aus
Triesen beim Jakobifest auf Schloss Vaduz flott zum
Tanz aufgespielt hatten. Die acht Vaduzer Musikan-
ten übten fleissig, obwohl sie vorher kein Musik-
instrument gespielt hatten, und so war es möglich,
dass die neue Musikkapelle schon an Silvester im
«Löwen» ein erstes Konzert geben konnte. Mit Un-
Die Harmoniemusik in ihrer historischen Uniform, die der
Hauptmann-Uniform des letzten liechtensteinischen Militärkon-
tingents nachgebildet wurde.
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150. Geburtstag für Harmoniemusik Vaduz
27
märz 2013
jubiläumsfeier
Die Harmoniemusik Vaduz veranstaltet eine grosse Jubiläumsfeier
zum 150-jährigen Bestehen vom 21. bis 23. Juni 2013. Gleichzeitig
findet an diesem Datum auch das Liechtensteinische Verbandsmusik
fest statt.
r ä t s e l - s PA s s
28
märz 2013
Kreuzworträtsel märz 2013
Senden Sie das Lösungswort mit dem Betreff «Kreuzwort-
rätsel März 2013» an folgende mail-Adresse und gewinnen Sie
einen Preis: [email protected] oder benutzen Sie eine
Post karte und senden diese an Alpenland Verlag AG, Postfach,
9494 Schaan.
Der Gewinner / die Gewinnerin wird durch den Alpenland
Verlag schriftlich benachrichtigt. Der Name des Gewinners / der
Gewinnerin wird unter www.dermonat.li sowie in der nächsten
Ausgabe von «der Monat» auf der Rätselseite veröffentlicht.
Einsendeschluss ist der 13. März 2013
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Städtle 32, 9490 VaduzTel +423 235 03 00www.kunstmuseum.li
März 2013Ausstellungen
Kiki Smith. Seton Smith. Tony Smith8. Februar bis 28. April 2013
FührungDonnerstag, 21. März 2013, 18 Uhr
Stipendium Vordemberge-Gildewart15 junge KünstlerInnen aus der Region FL-A-CH-D8. März bis 16. Juni 2013
FührungDonnerstag, 14. März 2013, 18 UhrDonnerstag, 28. März 2013, 12.30 Uhr
Veranstaltungen
Sonntag, 3. März 2013, 11 UhrFührung Eine Stunde: Kiki Smith. Von Fabelwesen und Heiligen
Sonntag, 10. März 2013, 14 – 17 Uhr Familien-NachmittagEin Sonntagsausflug in die Welt der Kunst
Sonntag, 17. März 2013, 11 Uhr Performance-VorlesungEin Blitz-Crashkurs in Kunstgeschichtevon Mark Staff BrandlIn Kooperation mit der Liechtensteinischen Kunstgesellschaft
Donnerstag, 21. März 2013, 14 – 16 UhrKunst 60+spezialDrei Künstler, eine Familie
Donnerstag, 21. März 2013, 20 UhrFilmclub im KunstmuseumNobody Knows – Dare mo shiranaivon Hirokazu Kore-eda, JAP, 2004, 141’
Zwei Bände; 1142 Seiten, ca. 500 Abbildungen, Format 22 x 27,3 cm, fester Einband. Beide Bände zusammen CHF 198.– / EUR 165.– (Keine Portokosten für FL / CH bei Bestellungen über das Buchzent-rum Liechtenstein).
Erarbeitet mit Unterstützung der Regierung des Fürstentums Liechtenstein. Verlag des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz / Chronos Verlag, Zürich. Erhältlich beim Buchzentrum Liechtenstein oder im Buchhandel.
Buchzentrum LiechtensteinFeldkircher Strasse 13 · FL-9494 Schaan ·Telefon +423 239 50 40Fax +423 239 50 31 · [email protected] · www.buchzentrum.li
Historisches Lexikon desFürstentums Liechtenstein
Das Historische Lexikon des Fürstentums Liechtenstein umfasst das geschichtliche Wissen über das Land und seine Menschen von den Anfängen bis zur Gegenwart – ein Pionierwerk mit rund 2600 Artikeln.
Unternehmerische Leistung durch Entrepreneurs mit Weitsicht und
Innovationskraft haben Liechtenstein binnen weniger Jahrzehnten
zu einem der erfolgreichsten Wirtschaftsstandorte gemacht. Der
Wettbewerb «Entrepreneur Of The Year» würdigt solche herausra-
genden Leistungen und will jene
Menschen hinter den erfolgrei-
chen Unternehmen sichtbar ma-
chen, die nachhaltiges Wachs-
tum generieren, Arbeitsplätze
schaffen und die durch ihr Engagement und ihre Risikobereitschaft
ein Vorbild für den Wirtschaftsstandort Liechtenstein sind.
2013 findet der Wettbewerb bereits zum dritten Mal statt. 2009
wurde Harti Weirather mit seiner Firma Weirather-Wenzel & Part-
ner erster «Entrepreneur Of The Year». 2011 ge-
wannen die Brüder Frommelt mit ihrer Zimmerei,
welche sie vom Vater übernommen hatten den
Preis und zeigten damit die Innovationskraft hei-
mischer KMUs auf.
Am 1. Februar wurde der Wettbewerb zum
dritten Mal lanciert. Der Liechtensteiner Wettbe-
werb ist dabei Teil der von Ernst & Young weltweit
durchgeführten Suche nach unternehmerischen
Spitzenleistungen. Die Suche nach dem «Entrepre-
neur Of The Year» findet jährlich in über 50 Län-
dern mit einem Teilnehmerfeld von insgesamt
10'000 Kandidaten statt. Als besonderer Höhe-
punkt wird jeweils einem Landessieger – so auch
dem Gewinner aus Liechtenstein – die einmalige
Gelegenheit geboten, im Frühling des Folgejahres am Wettbewerb
«World Entrepreneur Of The Year» in Monte Carlo teilzunehmen. Er
wird ausserdem in die «Hall of Fame» der besten Unternehmer der
Welt aufgenommen.
Die Auswahl der nominierten Unternehmer erfolgt nach einem
aufwändigen, mehrstufigen Verfahren während des ganzen Jahres.
Dabei spielen die unternehmerische Leistung und die Mitarbeiter-
führung des Entrepreneurs eine wichtige Rolle. Ebenso wird die In-
novationskraft, die sich nicht nur auf Produkte und Services, son-
dern auch auf Prozesse und Organisationskonzepte bezieht, einer
kritischen Prüfung unterzogen. Ein weiteres Auswahlkriterium ist
die Geschäftsentwicklung und das nachhaltige Wachstum durch er-
folgreiche Expansion und Etablierung im Markt.
Falls wir ihr Interesse geweckt haben, können Sie sich gerne auf
www.uni.li/eoy weiter informieren. |
die unternehmerische leistung und die mitarbeiter-
führung des entrepreneurs spielen eine wichtige rolle
Markus KaufmannOrganisationskomitee «Entre- preneur Of The Year»
s c h l u s s P u n K t
30
Markus Kaufmann Unternehmertum fördern
märz 2013
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BILDER.LIDie Bildagentur aus Liechtenstein
S t a r k e B i l d e r w i r k e n
Ein Produkt der Gutenberg AGT +423 239 50 50 • www.gutenberg.li
Alle haben es –Alle brauchen es
VON DER IDEE BIS ZUR UMSETZUNG
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Gutenberg AGFeldkircher Strasse 13FL-9494 SchaanTel. +423 239 50 [email protected]
Fürstentum Liechtenstein Die schönsten Bilder und Briefmarken
In der Kombination von Bildern aus Liechtenstein und den schönsten Brief marken aus 100 Jahren ist ein zeitloses Werk entstanden. Dieses Buch zeigt die Schönheiten Liechtensteins in aktuellen und faszinierenden Ansichten.
Herausgeber LPHV Liechtensteiner Philatelisten VerbandVerlag Alpenland Verlag AG, SchaanUmfang 208 SeitenFormat 23,5 x 28,5 cmBindeart Gebunden, PappbandSprache deutsch und englischPreis CHF 58.00 / Euro 47.00 (zuzüglich Versandkosten)
Buchzentrum.li · Alpenland Verlag AG · Feldkircher Strasse 13 · FL-9494 SchaanTelefon +423 239 50 40 · Fax +423 239 50 31 · www.buchzentrum.li · offi [email protected]
Ein Stück echtes Liechtenstein zum Verschenken
einem Gast, als Zeichen der Wertschätzung ein kleines aber unvergessliches Geschenk geben möchte. Zum Beispiel aus dem Alpenland-Verlag.
In der Kombination von Bildern aus Liech-
tenstein und den schönsten Briefmarken
aus 100 Jahren ist ein zeitloses Werk
entstanden. Dieses Buch zeigt die Schön-
heiten Liechtensteins in aktuellen und
faszinierenden Ansichten und verbindet
dabei Fotografi e und Philatelie auf span-
nende Art und Weise miteinander. Kurz
gefasste Textbeiträge eines einheimischen
Autorenteams sowie knappe Beiträge
zur Philatelie ergänzen die reich bebilder-
ten Kapitel mit vielfältigen Informationen
über das Land und über die grosse Brief-
marken tradition.
Liechtenstein in Bildern und Briefmarken
Von seiner schönsten Seite präsentiert
sich das Fürstentum Liechtenstein in diesem
Bild- und Textband, der aus Anlass des
100-Jahr-Jubiläums der liechtensteinischen
Briefmarken entstanden ist.
Für seine Briefmarken ist das kleine Fürsten-
tum weltberühmt, aber auch seine Schön-
heiten in Natur und Landschaft stehen den
postalischen Wertzeichen in nichts nach.
Das Werk aus dem Alpenland Verlag zeichnet
ein zeitgenössisches Bild Liechtensteins aus
der Sicht einheimischer Fotografen und Texter.
Kombiniert mit ausgewählten Briefmarken,
mit Wissenswertem über die traditionsreiche
Philatelie und mit einer kleinen Geschichte
des liechtensteinischen Postwesens ergibt sich
ein faszinierender Einblick in das Fürstentum,
inmitten der Alpen und im Herzen Europas.
FÜRSTENTUM L I ECHTENSTE IN
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D I E S C H Ö N S T E N B I L D E R U N D B R I E F M A R K E N
Deutsche Ausgabe ISBN 978-3-905437-29-4
L IECHTENSTEINF Ü R S T E N T U M
D I E S C H Ö N S T E N B I L D E R U N D B R I E F M A R K E N
9 783905 437294
Sprachen:
deutsch /
englisch
Panorama Liechtenstein
Dieser äusserst handliche Bildband dokumentiert die unter-schiedlichen, teils verborgenen Schönheiten Liechtensteins in 33 farbigen Panoramabildern.
Herausgeber Alpenland Verlag AG, SchaanFotos Marco Nescher, Schaan / Text Günther Meier, VaduzUmfang 80 Seiten, farbig, mit 33 PanoramabildernFormat 22 ¬ 15,8 cm, PappbandCHF 18.– / EUR 14.– (zuzüglich Versandkosten)Erhältlich in deutsch, englisch, französisch, italienisch, spanisch, russisch, chinesisch, japanisch
PANORAMA
LIECHTENSTEINAlpenland Verlag | Marco NescherA
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IN
Deutsche AusgabeGerman Edition
Herausgeber Alpenland Verlag AGFotografi e Marco NescherISBN 978-3-905437-21-8
LIECHTENSTEINJetzt
erhältlich:
in 8 Sprachen
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Es gibt immer wieder Momente, in denen man einem Kunden, einem Besucher,