2012-04_event_jay-z

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SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 53 52 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. I hip-hop I Eigentlich hatte er sich mit einem bombastischen Kon- zert im Madison Square von der Bühne verabschiedet. Jetzt kommt Jay-Z zurück. Mit Kanye West. Eine Sensa- tion für alle Hip-Hop-Fans! Die Allergrössten der Hip-Hop-Szene, Kanye West (l.) und Jay-Z, wollens gemeinsam noch einmal der ganzen Welt zeigen, obwohl Jay-Z bereits 2003 im Madis on Square Garden mit seiner legendären «Fade to Black»-Show so etwas wie einen Abschied feierte. Jay-Z / Kanye West 24.5. Hallen- stadion Zürich Jay-Z und Kanye West noch einmal zusammen auf Tour Duell der Hip -Hop-Könige auf Schwei zer Bühne! Am Anfang war der Sound rhythmisch zu- sammengesetzt aus Versatzstücken alter Funk-, Soul- und Jazzplatten. Darüber der laute Sprechgesang, der Protest markierte und die Botschaft aussandte: «Jetzt reden wir!» Es war Mitte der 80er Jahre. Hip-Hop war geboren, die neue Ausdrucksform in der amerikanischen Black-Music-Szene aus den Ghettos der Grossstädte. Sie sollte die Welt überrollen. So laut, wie früher der Rock’n’Roll der Stones. Und sie sollte die Musikindustrie revolutionieren: Komponieren hiess Sam- pling, Plattenspieler und Computer waren Musikinstrumente, der Songtext wurde nach einer langen Zeit der zunehmenden Verharm- losung in den 80ies wieder zur politischen und gesellschaftlichen Message. Und das mit vielen Nuancen: Vom Hardcore über Gang- sta-Rap bis Political und Pop-Rap. Einer hatte schon früh die Sprache, die Aus- drucksformen und vor allem auch das kom- merzielle Potenzial dieser neuen Musikkultur begriffen: Shawn Corey Carter, typisches Kind von New Yorks Strassen, bei seiner al- leinerziehenden Mutter aufgewachsen, aber anders als viele seiner Kolleginnen und Kolle- gen nicht der Gewalt und der Kriminalkarri- ere verpflichtet – was in vielen Fällen zur Glaubwürdigkeit in Hop-Hop-Kreisen beitrug – sondern der musikalischen Qualität und nicht zuletzt dem Jazz. So kam er zu seinem Pseudonym: Aus anfangs «Jazzy» wurde das coolere «Jay-Z». Einer seiner frühesten Mitstreiter war der Rapper Kanye West. Geboren in Atlanta, Ge- orgia, wuchs auch er bei seiner alleinerzie- henden Mutter auf. Im Gegensatz zu den meisten seiner Rap-Kollegen jedoch nicht in einem Ghetto, sondern eher im gutbürger- lichen Millieu. «Während andere auf der Strasse abhingen, war ich shoppen in der Mall», sagte Kanye einmal und verkörperte damals wie Jay-Z bewusst den Intellekt der Szene. Mit weltweit über vierzehn Millionen verkauften Soloalben und achtzehn Grammy Awards sowie einem Jahreseinkommen von bis zu dreissig Millionen US-Dollars gehört Kanye West zu den erfolgreichsten Hip-Hop- Während die anderen auf der Strasse herum- hingen, war ich beim Shopping in der Mall. ’’ Künstlern. Laut dem Magazin «Time» zählte er 2005 zu den einhundert einflussreichsten Menschen der Welt. Eine weitere Gemeinsamkeit prägt die beiden Top-Rapper: Sie kümmerten sich nicht nur eifrig um ihre eigene Karriere, sondern för- derten als CEOs führender Hip-Hop-Label viele junge Talente. Kanye West tat dies bei Good Music, Jay-Z beim Kultlabel Def Jam. Durchdesignt und edel: die Parfum- und Fashionkollektion von Jay-Zs Modelabel «Rocawear». Im Anzug statt am Anschlag: Kanye West. Street credibility mit Stil: Kanye West im Video. Papi auf Tour: Jay-Z macht auf Mann von Welt. Mami Beyoncé zu Hause mit Tochter Ivy Blue. Und ihr Gestaltungsdrang beschränkte sich nicht nur auf die akustische Dimension: So- wohl Kanye West wie Jay-Z gründeten ihr eigenes Modelabel, mit dem sie ihrem Sound auch den nötigen Look verpassten. Dieser ist so angelegt, dass er durchaus auch zum weis- sen Establishment passt. Nur in einer Sache hat Jay-Z die Nase vorn: Er angelte sich die Traumfrau der Szene, Soul-Lady Beyoncé Knowles. Und jüngst erblickte Töchterlein Blue Ivy das Licht der Welt. Papi geht derweil nochmals auf Tour. Aber: the next generation is coming! Text: Zeno van Essel SHORTCUT

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I hip-hop I Jay-Z und Kanye West noch einmal zusammen auf Tour Künstlern. Laut dem Magazin «Time» zählte er 2005 zu den einhundert einflussreichsten Menschen der Welt. Eine weitere Gemeinsamkeit prägt die beiden Top-Rapper: Sie kümmerten sich nicht nur eifrig um ihre eigene Karriere, sondern för- derten als CEOs führender Hip-Hop-Label viele junge Talente. Kanye West tat dies bei Good Music, Jay-Z beim Kultlabel Def Jam. Im Anzug statt am Anschlag: Kanye West. Text: Zeno van Essel

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Page 1: 2012-04_event_jay-z

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 53 52 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event.

I hip-hop I

Eigentlich hatte er sich mit einem bombastischen Kon-zert im Madison Square von der Bühne verabschiedet. Jetzt kommt Jay-Z zurück. Mit Kanye West. Eine Sensa-tion für alle Hip-Hop-Fans!

Die Allergrössten der Hip-Hop-Szene, Kanye West (l.) und Jay-Z, wollens gemeinsam noch einmal der ganzen Welt zeigen, obwohl Jay-Z bereits 2003 im Madis on Square Garden mit seiner legendären «Fade to Black»-Show so etwas wie einen Abschied feierte.

Jay-Z /

Kanye West

24.5. Hallen-

stadion Zürich

Jay-Z und Kanye West noch einmal zusammen auf Tour

Duell der Hip -Hop-Könige

auf Schwei zer Bühne!

Am Anfang war der Sound rhythmisch zu-sammengesetzt aus Versatzstücken alter Funk-, Soul- und Jazzplatten. Darüber der laute Sprechgesang, der Protest markierte und die Botschaft aussandte: «Jetzt reden wir!» Es war Mitte der 80er Jahre. Hip-Hop war geboren, die neue Ausdrucksform in der amerikanischen Black-Music-Szene aus den Ghettos der Grossstädte. Sie sollte die Welt überrollen. So laut, wie früher der Rock’n’Roll der Stones. Und sie sollte die Musikindustrie revolutionieren: Komponieren hiess Sam-pling, Plattenspieler und Computer waren Musikinstrumente, der Songtext wurde nach einer langen Zeit der zunehmenden Verharm-losung in den 80ies wieder zur politischen und gesellschaftlichen Message. Und das mit vielen Nuancen: Vom Hardcore über Gang-sta-Rap bis Political und Pop-Rap.

Einer hatte schon früh die Sprache, die Aus-drucksformen und vor allem auch das kom-merzielle Potenzial dieser neuen Musikkultur begriffen: Shawn Corey Carter, typisches Kind von New Yorks Strassen, bei seiner al-leinerziehenden Mutter aufgewachsen, aber anders als viele seiner Kolleginnen und Kolle-gen nicht der Gewalt und der Kriminalkarri-ere verpfl ichtet – was in vielen Fällen zur Glaubwürdigkeit in Hop-Hop-Kreisen beitrug – sondern der musikalischen Qualität und nicht zuletzt dem Jazz. So kam er zu seinem Pseudonym: Aus anfangs «Jazzy» wurde das coolere «Jay-Z». Einer seiner frühesten Mitstreiter war der Rapper Kanye West. Geboren in Atlanta, Ge-orgia, wuchs auch er bei seiner alleinerzie-henden Mutter auf. Im Gegensatz zu den meisten seiner Rap-Kollegen jedoch nicht in einem Ghetto, sondern eher im gutbürger-lichen Millieu. «Während andere auf der Strasse abhingen, war ich shoppen in der Mall», sagte Kanye einmal und verkörperte damals wie Jay-Z bewusst den Intellekt der Szene. Mit weltweit über vierzehn Millionen verkauften Soloalben und achtzehn Grammy Awards sowie einem Jahreseinkommen von bis zu dreissig Millionen US-Dollars gehört Kanye West zu den erfolgreichsten Hip-Hop-

“ Während die anderen

auf der Strasse herum-

hingen, war ich beim

Shopping in der Mall. ’’

Künstlern. Laut dem Magazin «Time» zählte er 2005 zu den einhundert einfl ussreichsten Menschen der Welt. Eine weitere Gemeinsamkeit prägt die beiden Top-Rapper: Sie kümmerten sich nicht nur

eifrig um ihre eigene Karriere, sondern för-derten als CEOs führender Hip-Hop-Label viele junge Talente. Kanye West tat dies bei Good Music, Jay-Z beim Kultlabel Def Jam.

Durchdesignt und edel: die Parfum- und Fashionkollektion von Jay-Zs Modelabel «Rocawear».

Im Anzug statt am Anschlag: Kanye West.

Street credibility mit Stil: Kanye West im Video.

Papi auf Tour: Jay-Z macht auf Mann von Welt.

Mami Beyoncé zu Hause mit Tochter Ivy Blue.

Und ihr Gestaltungsdrang beschränkte sich nicht nur auf die akustische Dimension: So-wohl Kanye West wie Jay-Z gründeten ihr eigenes Modelabel, mit dem sie ihrem Sound auch den nötigen Look verpassten. Dieser ist so angelegt, dass er durchaus auch zum weis-sen Establishment passt. Nur in einer Sache hat Jay-Z die Nase vorn: Er angelte sich die Traumfrau der Szene, Soul-Lady Beyoncé Knowles. Und jüngst erblickte Töchterlein Blue Ivy das Licht der Welt. Papi geht derweil nochmals auf Tour. Aber: the next generation is coming! Text: Zeno van Essel

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