politik & kommunikation 02_2012

24
Hier lang Wege in politische Berufe Kommunal Der britische Ex-Außenminister David Miliband will die Labour-Basis einbinden INTERNATIONAL 52 Digital Liquid Democracy will die Entfremdung zwischen Politik und Bürgern beseitigen POLITIK 26 www.politik-kommunikation.de Helios Media GmbH | ISSN 1610-5060 | Ausgabe 02/12 | März 2012 | 7,20 Euro

Upload: helios-media-gmbh

Post on 08-Mar-2016

220 views

Category:

Documents


0 download

DESCRIPTION

politik&kommunikation ist das einzige deutsche Fachmagazin für politische Kommunikation. Es bietet eine professionelle Plattform für die Diskussion aktueller Themen und Trends und berichtet unabhängig und parteiübergreifend über Kampagnen und Köpfe, Techniken und Methoden.

TRANSCRIPT

Page 1: politik & kommunikation 02_2012

Hier langWege in politische Berufe

KommunalDer britische Ex-Außenminister David Miliband will die Labour-Basis einbinden INTERNATIONAL 52

DigitalLiquid Democracy will die Entfremdung zwischen Politik und Bürgern beseitigen POLITIK 26

www.politik-kommunikation.de Helios Media GmbH | ISSN 1610-5060 | Ausgabe 02/12 | März 2012 | 7,20 Euro

Page 2: politik & kommunikation 02_2012

2

Inhalt

pol it ik&kommunikat ion | März 2012

Foto

s: D

euts

cher

Bun

dest

ag/

Lich

tblic

k/ A

chim

Mel

de;

Wor

ld E

cono

mic

For

um/s

wis

s-im

age.

ch;

Mar

co U

rban

�� ������ �������politik&kommunikation 2/12 – März 2012

14 Einblick gebenWelche Fähigkeiten brauchen Einsteiger in politiknahen Berufen? Wo sind Generalisten gefragt, wo Spezialisten – und was bringen die neuen Studiengänge? Ein Ratgeber.

26 Neues StrebenDie Entfremdung zwischen Bürgern und Politik gilt als eine der größten Bedrohungen für die Demokratie. Das Konzept der Liquid Democracy will den Missstand beseitigen.

52 Viel bewegenDavid Miliband will die Labourpartei zu einer tief in der Bevölkerung wurzelnden Massen-bewegung machen. Sein Werkzeug: Die Organisation „Movement for Change“.

�/��

��������

34 Kompakt36 Westen versus Osten Westliche versus östliche Strategieprinzipien von Andreas Graf von Bernstorff und Annika Serfass40 Turbo-Wahlkampf an der Saar Die Plakatmotive der Parteien zur Landtagswahl im Saarland

������

42 Rhetorik

������

44 Kompakt46 Bücher und TV

�������������

48 Kompakt50 Als der Kaiser „is nich“ sagte Wie der Traum der Berliner von einer Weltausstellung an Kaiser Wilhelm II. scheiterte von Marco Althaus52 Zurück zu den Wurzeln David Miliband bereitet mit dem Movement for Change Labours Rückkehr an die Macht vor von Amber Elliott56 Negative Campaigning Negative Campaigning im US- Wahlkampf hat seine guten Seiten

�������

8 Meldungen Bürgerdialog empört die Opposition, Interaktive Karte zu Parteispenden

�������

12 Fusion von Bundesländern? Pro und Kontra von Thomas Bareiss

und Nadine Schön14 Die neuen Alleskönner Wo die Politikmanager von morgen studieren und was sie können von Christina Bauermeister24 Die Gießkanne leert sich Die Förderpolitik des Staats bedroht die freien Träger politischer Bildung von Björn Müller26 Demokratie reloaded Das Konzept der Liquid Democracy will unsere Demokratie verändern von Felix Fischaleck

������ �������

28 Kämpfe und Kooperiere Kämpferische Kooperation als effiziente Strategie für NGOs30 Digital Public Affairs Eine Studie zu Stärken und Schwächen der Digital Public Affairs von Martin Höfelmann32 Gesetz des Monats Novelle des Arzneimittelgesetzes von Judith Junk

�����

60 Die Karrierekurve Stephan Weil62 Mein Lieblings… p&k befragt Bundestagsabgeordnete

nach dem, was ihnen lieb ist64 Heimspiel Klaus Wowereit stellte sein Buch zum Thema Integration vor – p&k war dabei von Bastian Lompa 66 Personen und Karriere British American Tobacco stellt sich neu auf, Buch folgt di Mauro70 Ossis Welt Das Politikbilderbuch72 Gala Die wichtigsten Events76 Politikkalender Die Top-Termine im März und April77 Porträt in Zahlen Heiko Maas

��������

3 Redaktionstagebuch5 Liebling des Monats6 Entspann Dich, Deutschland Essay von p&k-Chefredakteur

Sebastian Lange78 Letzte Seite

Page 3: politik & kommunikation 02_2012

Und ist man auch von allen verlas-sen, auf Peter Hintze ist Verlass. Dieser ist eine treue Seele: Als niemand mehr bereit war, Chris-tian Wulff zu verteidigen oder ihm auch nur – Verzeihung, fieser Ausdruck – das Schwarze unter dem Nagel noch zu gönnen, da setzte Hintze sich in jede erdenkli-che Talkshow und verteidigte den

zu der Zeit Noch-Bundespräsiden-ten. Gegen alle anderen. Gegen alle Widerstände. Man mag über den Fall Wulff denken, was man will, aber eine solche Treue ist selten in der Politik. Dass er bei Günther Jauch mit einem Hinweis auf den von Wulff verfassten Vermerk zu Landesbürgschaften für den Filmunternehmer David

Groenewold die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Wulff erst so richtig in Fahrt brachte – Schwamm drüber, der gute Wille zählt. Die Hintzesche Loyalität zeigte sich übrigens auch damals, in der Endphase der Kanzlerschaft Helmut Kohls. Im Bundestagswahlkampf 1998 stand er – wie schon vier Jahre

zuvor – dem „Kanzler der Einheit“ und CDU-Chef als Generalsekretär zur Seite und organisierte dessen Wahlkampf. „Keep Kohl“, lautete der Slogan auf einem von Hintze präsentierten Plakat, das einen im Wolfgangsee badenden Elefanten zeigte. Kohl musste trotzdem gehen. Wie Wulff. Die Treue des Peter Hintze aber, die blieb.

Liebling des Monats: Peter Hintze

3pol it ik&kommunikat ion | März 2012

Page 4: politik & kommunikation 02_2012

4

Essay

pol it ik&kommunikat ion | März 2012

Entspann Dich, Deutschland

D ie Art und Weise, wie Deutschland die Debatte über die Verfeh-lungen des Christian Wulff führte, fand ihren Ausdruck in den Bildern der Proteste beim Großen Zapfenstreich: Mancher der

dort versammelten Wutbürger schrie aus voller Kehle ein langezoge-nes „Schaaaande!“, und wer auch immer von Reportern befragt wurde, musste noch einmal ein giftiges „Schande“ dazuspucken. Schande, Schande, Schande – so viel Wut war lange nicht.

Sollte Wulff sich durch die Kommentarspalten der Onlineportale und Blogs gewühlt haben (was sein Arzt ihm hoffentlich verboten hat), so hätte er sich dort die unterschiedlichsten Ratschläge abholen kön-nen: Auswandern war noch der harmloseste. Die Unerbittlichkeit man-cher Reaktionen auf das keineswegs zu leugnende Versagen dieses Bundespräsidenten steigerte sich zum Teil bis ins Fanatische.

Natürlich ist Wulffs Verhalten peinlich für das Land, für das Amt und für ihn selbst. Angesichts der heftigen Reaktionen auf diese Affäre aber fragt es sich, ob andere Länder diesen Fall eigentlich genauso abge-handelt hätten. Vermutlich nicht. Denn dass die Diskussion sogar nach Wulffs Rücktritt kaum enden wollte, dass nicht nur über den Ehren-sold bis zum Geht-nicht-mehr diskutiert wurde, sondern auch über den Zapfenstreich und darüber, dass er sich dazu gar vier anstatt der üblichen drei Lieder wünschte – das ist nur noch schwer nachvollziehbar, das ist wohl typisch deutsch. Es scheint uns an Gelassenheit zu man-geln, Italiener oder Franzosen jedenfalls hätten zu so einem Zapfenstreich vermutlich nur mit den Schultern gezuckt.

Die Medien hätten gut daran getan, die Diskussionen im Nachgang zu Wulffs Rücktritt nicht mehr ganz so hoch zu hän-gen. Gibt es denn nicht so viele wichtigere Themen? Klimawandel, Ener-gie, Euro, soziale Gerechtigkeit – das sind drängende Fragen, doch sind sie auch ziemlich komplex. Sie erfordern leider ein erhebliches Maß an Differenzierung. Ob die Demonstranten vom Bellevue wohl auch dabei sind, wenn es nicht nur um einen peinlichen – möglicherweise auch straffälligen – Schnäppchenjäger wie Wulff geht? Kommen sie auch, wenn Putin das nächste Mal in Berlin ist? Gehen sie demonstrieren, dass Deutschland endlich die UN-Konvention gegen Korruption ratifi-ziert? Das wäre doch auch mal eine gute Aktion. Vielleicht aber warten sie lieber auf den ersten Fehler von Joachim Gauck.

Es scheint uns an Gelassenheit zu mangeln, sonst hätte die Diskussion um die Verfehlungen von CHRISTIAN WULFF nicht auch nach dessen

Rücktritt so lange angehalten.

VON SEBASTIAN LANGE

Page 5: politik & kommunikation 02_2012

Zeitarbeit: Die Ministerin hat es in der Hand.

www.ig-zeitarbeit.de

Page 6: politik & kommunikation 02_2012

6 pol it ik&kommunikat ion | März 2012

Kompakt

Bundeskanzlerin Angela Merkel sucht die Nähe zum Volk. Seit Anfang Februar können die Bürger der Kanzlerin auf einer Online-Plattform mitteilen, was sie bewegt und Vorschläge machen, wie das gesellschaftliche Miteinander in der Bun-desrepublik in fünf bis zehn Jahren aus-sehen soll. „Eine lebendige Diskussion“ erhofft sich die Kanzlerin davon. Mit den Bürgern, deren Vorschläge bis Ostern von den Usern am besten bewertet wur-den, will sich Merkel Ende des Jahres per-

sönlich treffen. Doch nicht nur im Inter-net geht die Regierungschefin auf Tuch-fühlung. Die thüringische Landeshaupt-stadt Erfurt war Ende Februar Auftakt für drei geplante Townhall-Meetings nach US-Vorbild, bei denen sich Merkel den Fragen und Anregungen der Teilnehmer stellt. Dieses Townhall-Meeting ist nun Gegenstand von Kritik: Die Opposition wirft der Kanzlerin vor, mit ihrem Bür-ger-Dialog im Internet Steuergelder für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen. Der

Dialog wurde auch auf der Homepage der CDU beworben, was zeige, „dass es sich hier um Wahlkampf außerhalb des Wahl-kampfs“ handele, erklärte die Parteichefin der Grünen Claudia Roth gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Die SPD will ebenfalls prüfen lassen, ob beim Bürger-dialog die notwendige Trennung von Par-tei- und Regierungsarbeit beachtet wird, so der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Thomas Oppermann. www.dialog-ueber-deutschland.de

In Erfurt stellte die Kanzlerin sich den freundlichen Fragen ausgewählter Bürger.

Die Grünen haben im März das Projekt „Fifty-Fifty“ gestartet. Ziel des Projekts: den Frauenanteil der Partei von 37 Prozent auf 50 Prozent zu steigern. Kernelement der Kam-pagne sind vier Plakate, auf denen Mitglieder der Parteiführung mit Selbst-ironie punkten wollen. So wirbt die Parteivorsitzende Claudia Roth mit dem Spruch: „Wer nervt mehr als Claudia? Besser Du als irgendein Kerl!“ Die Werbeaktion lief am Weltfrauentag, dem 8. März, an. Entwickelt wurden die Plakat-motive von der Berliner Agentur Ressour-cenmangel. Über „Fifty-Fifty“ wollen die Grünen auch Kandidatinnen für Mandate

von der EU- bis zur Lokalebene gewinnen. Zudem soll ein höherer Frauenanteil einen Vorsprung im politischen Wettbewerb si-chern: „Mehr politisches Gewicht geht nur über eine stärkere Basis“, sagte Steffi Lem-ke, Bundesgeschäftsführerin der Grünen, bei der Vorstellung des Projekts.www.gruene.de/fifty-fifty

Kompakt

BUNDESREGIERUNG

Merkel-Show empört Opposition

GRÜNE

Machtgewinn durch Frauenpower

Foto

s: d

dp im

ages

/dap

d; B

ündn

is ´9

0 di

e G

rüne

n

Die FDP hat ihr neues Grundsatz-programm erstmals öffentlich im Netz zur Diskussion gestellt. Auf der Webseite „Chancen für morgen“ konnten im Februar und März sowohl Mitglieder als auch Nicht-Mitglie-der den Entwurf der Grundsatzkom-mission weiterentwickeln. Auf dem Parteitag im April in Karlsruhe soll das Programm endgültig verabschie-det werden. Wie die Pressestelle der FDP auf p&k-Nachfrage mitteilte, ist die Netzdebatte von Wahlprogram-men zu Bundestags- und Europawah-len schon seit dem Jahr 2000 üblich. Die Liberalen hoffen, mit dem neuen Grundsatzprogramm aus dem Umfra-getief zu kommen.www.chancen-fuer-morgen.de

FDP

Debatte im Netz

Kompakt

Plakatmotiv zum Projekt „Fifty-Fifty“

Page 7: politik & kommunikation 02_2012

pol it ik&kommunikat ion | März 2012 7

Nun laufen der krisengebeutelten FDP auch noch die Mitglieder davon. Nach einer Umfrage des Meinungsfor-schungsinstituts TNS Emnid im Auftrag der „Hannoverschen Allgemeinen Zei-tung“ („HAZ“) verloren die Freien Demo-kraten binnen eines Jahres fast acht Pro-zent ihrer Mitglieder. Zum Jahreswechsel hatten die Liberalen nach eigenen Anga-ben noch 63.123 Mitglieder, 5400 weniger als im Vorjahr. Auch die großen Parteien werden immer kleiner: Sowohl die CDU als auch die SPD rutschten unter die 500.000-Marke, wobei die Sozialdemo-kraten ihren Mitgliederstand zum Jahres-ende noch nicht genau beziffern konnten. Vor 20 Jahren hatte die SPD noch fast eine Million Mitglieder. Die CDU zählte nach eigenen Angaben aktuell noch 489.896 Beitragszahler, 15.418 weniger als ein Jahr zuvor. Auch die Linke verlor 2011 zirka 3600 ihrer Beitragszahler. „Die Parteien sind einfach nicht mehr attraktiv genug“, sagte Peter Schöppner, Geschäftsführer von TNS Emnid, der „HAZ“. Das Problem sei, dass die Parteien angesichts der Euro-päisierung der Politik verstärkt als macht-los erschienen. „Der Bürger hat den Ein-druck, dass Politiker immer weniger bewegen können.“ Außerdem werde Poli-

Mit mehr Interaktion und Social-Media-Verknüpfungen will die Natur-schutzorganisation WWF Deutsch-land die Klickzahlen auf ihrer Inter-netseite steigern. Mitte Febuar hat die Organisation ihren Webauftritt daher komplett überarbeitet. Umge-setzt hat den Relaunch die Berli-ner Digital-Agentur Aperto. Auf dem neuen Portal werden dem Besucher mehr Möglichkeiten geboten, selbst in Aktion zu treten. „Unser Ziel ist es, die erste Anlaufstelle im Netz in Sachen Natur- und Umweltschutz zu wer-den“, erklärt Marco Vollmar, zustän-dig für die Öffentlichkeitsarbeit beim WWF. Die Entwickler von Aperto hat-ten den Auftrag, die drei Themen-schwerpunkte Information, Mitglied-schaft und Spenden zusammen zu bringen. Zuletzt wurde die Seite 2006 überarbeitet.

PARTEIEN

FDP rennen Mitglieder davon

Foto

s: W

WF;

Pri

vat(

3);

ww

w.m

arco

-urb

an.d

e; P

riva

t(2)

; w

ww

.mar

co-u

rban

.de

UMWELT

Klicke und spende

Parteien denken wieder über NPD-Verbot nach: Wäre das ein richtiger Schritt im Kampf gegen rechts?

Griechen sauer auf Schäuble und Rösler: Treten unsere Politiker in der Euro-Krise zu arrogant auf?

Merkel macht Wahlkampf für Sarkozy: Wird sich das bei einem Sieg von Hollande rächen?

Pfarrer und Pfarrerstochter an der Spitze des Staates: Wirkt sich das auf die politische Kultur des Landes aus?

Schwarz-gelber Zoff um Gauck-Nominierung: Ist das der Anfang vom Ende der Koalition?

EXPERTEN-

TIPPWolfgang Ismayr

(Uni Dresden)Ulrich Sarcinelli(Uni Koblenz-

Landau)

Ulrich vonAlemann

(Uni Düsseldorf)

Karl-Rudolf Korte (Uni Duisburg-

Essen)

Wichard Woyke(Uni Münster)

Uwe Jun(Uni Trier)

Peter Lösche(Uni Göttingen)

Oskar Niedermayer ist der Aufwind bei den Grünen auf deren gute Umfragewerte zurückzuführen. „Eine langfristige Ent-wicklung ist noch nicht auszumachen“, so Niedermayer zu p&k.

tik immer weniger verstanden. Entgegen dem Trend gewannen die Grünen als ein-zige der im Bundestag vertretenen Partei neue Anhänger hinzu, und das sogar zwar kräftig. Gleich 6000 Neumitglieder beka-men 2011 das grüne Parteibuch, das ist ein Plus von elf Prozent. Im Aufwind ist auch die Piratenpartei: Sie knackte Anfang des Jahres die 20.000-Mitglieder-Marke. Nach Einschätzung von Parteienforscher

63.12368.523

59.01953.019

ca. 70.00073.658

20.00012.000

FDP

Grüne

Linke

Piraten

Mitgliederstand der kleineren Parteien2011 | 2010Quelle: TNS Emnid, eigene Recherche

Page 8: politik & kommunikation 02_2012

8 pol it ik&kommunikat ion | März 2012

Kompakt

Die Tageszeitung „taz“ hat auf ihrer Webs-eite eine interaktive Karte veröffentlicht, die das Spendenau�ommen der im Bun-destag vertretenen Parteien geografisch veranschaulicht. Auf einen Blick kön-nen die Nutzer sehen, in welcher Region besonders spendable Unternehmen sit-zen, und wie viel sie den Parteien über-wiesen haben. Die Grafik basiert auf den Daten der Rechenschaftsberichte der Par-teien für das Jahr 2009. Zudem gibt es auf der Seite ein Recherchetool für die Groß-spenden in den Jahren 1994 bis 2009. Die „taz“ will mit dem sogenannten „Partei-spenden-Watch“ das Thema dauerhaft in der Öffentlichkeit etablieren. Zudem hofft das linksalternative Medium auf die Härtnäckigkeit der Nutzer: Sie könnten mit dem Tool schneller Unregelmäßig-keiten in den Berichten auf die Schliche

kommen. Seit 2002 sind die Parteien dazu verpflichtet, alle Spenden ab 10.000 Euro zu veröffentlichen. www.taz.de

PARTEIEN

Wo die Spenden herkommen

AUSSENPOLITIK

Debattenforum gestartetFo

tos:

Ope

nStr

eetM

ap;

Mar

co U

rban

Der Think-Tank Atlantische Initiative hat das Online-Debattenforum „Deutsch-lands Agenda“ ins Leben gerufen. Unter dem Motto „Außenpolitik für alle“ gibt die Initiative dort interes-sierten Bürgern die Möglich-keit, außen-, sicherheits- und wirtschaftspolitische Fragen zu diskutieren. Prominente Gastautoren sollen dabei für eine lebhafte Debatte sor-gen – den Auftakt machte Außenminister Guido Westerwelle (FDP). Bei „Deutsch-lands Agenda“ sollen insbesondere die

langfristigen Perspekti-ven deutscher Außenpoli-tik im Mittelpunkt stehen. Die Redaktion des Debat-tenforums will die bes-ten Ideen aus Artikeln und Online-Kommentaren in Memoranden für Entschei-dungsträger zusammen-fassen. Die Atlantische Ini-tiative gibt es seit dem Jahr 2004. Ein weiteres Projekt des Think Tanks ist das seit

fünf Jahren bestehende englischsprachige Online-Portal atlantic-community.org.www.atlantische-initiative.de

NACHHALTIGKEIT

Statistiker berichtenDeutschland macht Fortschritte beim Klimaschutz und beim Ausbau erneuer-barer Energien, hinkt aber beim Schutz der Artenvielfalt und der natürlichen Ressourcen weiter seinen Nachhaltigkeit-sambitionen hinterher. Das geht aus dem Mitte Februar vom Statistischen Bun-

desamt vorgelegten Fortschrittsbericht zur nachhaltigen Entwicklung hervor. Die Statistiker dokumentieren in dem Bericht ausführlich, wie sich die 38 Indikatoren der nationalen Nachhaltigkeitsstrate-gie 2050 der Bundesregierung zuletzt entwickelt haben.

Guido Westerwelle

KORRUPTION I

Votum für härtere Regeln Die deutsche Antikorruptionsorga-nisation Transparency Internati-onal fordert Konsequenzen aus der Korruptions-Affäre um den zurück-getretenen Bundespräsident Chris-tian Wulff und dessen ehemali-gen Sprecher Olaf Glaeseker. Kon-kret spricht sich die NGO für ein Spendenannahme-Verbot für Abge-

ordnete und eine Veröf-fentlichungs-pflicht für Parteispen-den ab 2000 Euro aus. „Wir brauchen eine Integritäts-offensive der Politik, damit

Vertrauen in Demokratie und Politi-ker zurückgewonnen werden kann“, so Transparency-Vorsitzende Edda Müller auf einer Pressekonferenz Ende Februar. Darüber hinaus seien klarere Regeln für das Sponsoring von Regierungen und Verwaltungen erforderlich. Transparency plädiert daher für die Einführung eines ver-bindlichen Lobbyistenregisters.

Edda Müller

Politik und Verwaltung müssen aus Sicht der Bürger Vorteilsnahme, Amtsmissbrauch und Korruption stärker bekämpfen: Nur rund ein Viertel der Bevölkerung ist mit dem bisherigen Vorgehen gegen Korrup-tion zufrieden, dagegen halten über 90 Prozent dieses Thema für wich-tig. Das ergab eine repräsentative Umfrage von TNS Emnid im Auftrag des Arbeitskreises „Open Govern-ment Partnership“. Zudem spre-chen sich die Bürger für die straf-rechtliche Verfolgung von Amtsmiss-brauch aus. „Hier spielt vermutlich der Wulff-Effekt eine Rolle“, sagt Ste-fan Gehrke, Vorsitzender des Open Data Networks.

KORRUPTION I I

Der Wulff-Effekt

Page 9: politik & kommunikation 02_2012

Kompakt

Anzeige

Die Agentur für digitale Kommunika-tion Init hat eine kostenlose Handy-App entwickelt, welche die News-Feeds von Ministerien und Behörden aus Bund, Ländern und ausgewähl-ten Städten bündelt. Das Angebot von „Politik News“ können die Nut-zer mit thematischen und regiona-len Filtern gezielt an ihren persönli-chen Bedarf anpassen. So ist es bei-spielsweise möglich, die Meldungen nach Bundesländern oder Themenfel-dern zu filtern. „Es ist das erste Infor-mationstool dieser Art, weil die Nach-richten direkt von der Quelle kom-men“, bewirbt Init-Innovationsmana-ger Andreas Steffen die Anwendung. „Politik News“ richtet sich vor allem an Journalisten und Referenten, die schnell auf relevante Nachrichten aus Politik und Verwaltung angewie-sen sind. Die App ist für alle iOS- und Android-Geräte verfügbar.

Über Jahrhun-derte war Ber-lin für Architekten der reinste Genuss. Schinkel tobte sich hier für die Preu-ßenkönige aus, dass es eine Freude war, Speer wollte die Stadt mit seinem Mentor brutalst-möglich umkrem-peln, in den 90er Jahren versuchte sich die internati-onale Bau-Elite am Potsdamer Platz. So mancher Prachtbau entstand. Nun, etwas verspätet, will auch Thyssen-Krupp Gesicht in der Hauptstadt zei-gen – das ist jedenfalls geplant, seit fünf Jahren. Direkt am Schlossplatz, 14 Meter vom Staatsratsgebäude entfernt, soll eine schicke Hauptstadt-Repräsen-tanz entstehen. Oder auch nicht. Oder doch? Man weiß es nicht genau. Es gab jedenfalls Kritik an dem Vorhaben,

denn der Bau war bisher als Glaswürfel geplant, der nachts leuchtet. Angeb-lich will das Unter-nehmen diesen wei-terhin bauen, „aber nicht um jeden Preis“, so Vorstand Grimm. Die Pres-sestelle des Unter-nehmens wieder-holt es mantraartig: Man wolle den Dia-log mit den Bür-gern führen – Sorge vor einem neuen

Stuttgart 21 an der Spree? Dann aber die Meldung, Konzern-Senior Berthold Beitz habe zum Telefon gegriffen und einem Gegner des Projekts verspro-chen: „Wir bauen das nicht.“ Kurz dar-auf ein Dementi. Dann hieß es, der Konzern habe neuerdings Sicherheits-bedenken, was den Standort angeht. Wie heißt es so schön? Das einzig Sichere im Leben ist die Unsicherheit.

Aufgedeckt: Sicher bauen

Geplantes Thyssen-Krupp-Haus

MOBILFUNK

Neue Politik-App

Foto

: Th

ysse

n Kr

upp

Pflanz einen Baumund trink aus ihm.

Den natürlichsten Klimaschutz liefernnachwachsende Rohstoffe, wie z. B.Holz. Getränkekartons bestehen über-wiegend aus Holz.

Mehr als 40% aller Kartons tra-gen bereits das Label des ForestStewardship Council (FSC®) –2015 sollen es 85% sein. DiesesLabel steht für die Verwendungvon Holz aus vorbildlich be-wirtschafteten Wäldern und anderen kontrollierten Quellen.

Getränkekartons verursachen zwei bis drei mal weniger CO2 als Einweg-Plastikflaschen.

Und: Holz wächst nach – Öl nicht!

Das Umweltbundesamt empfiehltden Kauf von Mehrwegflaschenund ökologisch vorteilhaften Getränkekartons.

Natürlich Klima schützen!

VerantwortungsvolleWaldwirtschaftFSC® N001582

www.fsc.org

Fachverband Kartonverpackung für flüssige Nahrungsmittel e.V.

www.getränkekarton.de

Page 10: politik & kommunikation 02_2012

10

Pol i t ik

pol it ik&kommunikat ion | März 2012

VON THOMAS BAREISS VON NADINE SCHÖN

D ie bundesweit diskutierten Länderneugliederungen be-treffen fast immer auch meine Heimat, das Saarland, als kleinstes Flächenland. Unsere Eigenständigkeit ist jedoch

insbesondere in Anbetracht unserer wechselhaften Geschichte im 20. Jahrhundert ein wichtiges kulturelles, politisches und ideelles Gut. Ungeachtet dieser regionalen Identität, vor deren Hintergrund eine Länderneugliederung der betroffenen Bevöl-kerung schwer vermittelbar erscheint, bin ich überzeugt,

dass die Eigenständigkeit von Bundesländern ei-nige durchaus gewichtige Vorteile bietet. So kann

sich ein kleineres, eigenständiges Bundesland gezielter im Wettbewerb der Regionen positi-onieren und dabei in wichtigen Bereichen wie

Arbeitsmarkt, Forschung, Lehre, Bildung, In-novation und Tourismus landesspezifische Kompetenz au�auen sowie Alleinstellungs-

merkmale stärken. Darüber hinaus können regionale Interessen sowohl bundespoli-tisch (Bundesrat) als auch auf europäischer

Ebene mit wesentlich mehr Nachdruck und besseren Erfolgsaussichten vertreten werden. Mit der

Eigenständigkeit kleinerer Bundesländer ebenso untrennbar verbunden sind „kurze Wege“ sowie kürzere Genehmigungsverfahren und damit entscheidende Standortvorteile im föderalen

Wettbewerb. So kehrte das Saarland im vergan-genen Jahrzehnt trotz unverschuldeter Haushalts-notlage das Zwei-Drittel-Wachstum der 90er-Jahre

in ein Vier-Drittel-Wachstum gegenüber dem Bund um. Auch der massive Abbau von Arbeitslosigkeit sowie Spitzenplatzie-rungen im Vergleich aller Bundesländer hinsichtlich der wich-tigsten wirtschaftlichen Kennzahlen mit überdurchschnittli-chen Wachstumsraten belegen die enormen Vorteile und Chan-cen, die sich kleinen, aber eigenständigen Regionen durch kluge politische Entscheidungen bieten. Daher plädiere ich dafür, statt der Fusion von Bundesländern weitere Möglichkeiten län-derübergreifender Kooperationen ernsthaft und zielführend zu diskutieren, um im Rahmen der unabdingbaren Haushaltskon-solidierungen weitere Synergieeffekte zu erzielen.

Pro

Für eine Neugliederung der Bundesländer im Sinne mehre-rer Länderfusionen sprechen zahlreiche Argumente. Dass Länderfusionen durchaus Chancen bieten, zeigt das Bei-

spiel Baden-Württemberg. Als sich 1952 die Länder Württem-berg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden zusam-menschlossen, überwog die Skepsis. Heute zweifelt keiner am Erfolg des Landes. Entgegen dem oft verbreiteten Argument sind regionale Eigenheiten bewahrt geblieben. Das schwerwiegendste Argument, das heutzutage – in Zeiten von Finanz-, Wirtschaftskrise und demogra-phischem Wandel – für Länderfusionen spricht, ist sicherlich die enorme Kostenersparnis und Effizienzsteigerung. Aufgrund der verschärften Finanzlage zeigt sich besonders deutlich die wachsende Kluft zwischen armen und rei-chen Ländern. Spätestens 2016 wird dies zum unüberwindbaren Problem, denn dann greift für die Länder die Schulden-bremse. Wer den Föderalismus zukunfts-fest machen will, braucht starke Länder. Um zu zeigen, dass wir es ernst meinen, sollte zunächst der im Grundgesetz gere-gelte Zusammenschluss von Ländern ver-einfacht werden. Nur mit einer Volksabstim-mung in ganz Deutschland können wir den Par-tikularinteressen einzelner weniger Länder be-gegnen. Den Anfang des Fusionsprozesses sollte dabei die Integration der Stadtstaaten bilden. Neben einem niedrigeren Personalbedarf würden sinnvolle Zusammenschlüsse vor allem auch zu einer Minimierung des Koordinationsaufwands zwischen Bund und den 16 Ländern sowie den Ländern untereinander führen. Allein die Kosten der derzeit rund 1800 Abgeordneten in den Landesparlamen-ten, den 16 Ministerpräsidenten und rund 150 Landesministern, sowie jeweilige Mitarbeiter und Verwaltungsstrukturen bieten enorme Einsparpotentiale. Darüber hinaus birgt eine Neuglie-derung die Chance, im Bundesrat eine gerechtere Stimmenver-teilung zu bewirken. Daher ist es an der Zeit, mit Mut die große Reform des Föderalismus endlich anzupacken.

Kontra

Nadine Schön (CDU)ist seit 2009 Bundestagsabgeordnete. Sie ist unter anderem Mitglied der Ausschüsse für Wirtschaft und Technologie und für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Thomas Bareiss (CDU)ist seit 2005 Abgeordneter des Deutschen Bundestags. Unter anderem ist er Koordinator für Energiepolitik der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Bareiss plädiert seit langem für Länderfusionen.

Fusion von Bundesländern?Der Sparzwang bei den öffentlichen Haushalten gibt der Idee,

BUNDESLÄNDER ZUSAMMENZULEGEN, neuen Auftrieb. Was spricht dafür, was spricht dagegen?

Foto

s: C

DU

Page 11: politik & kommunikation 02_2012

Erleben Sie die Kraft eines Kunstwerks

Entdecken Sie Innovation und Kunst in ihrer schönsten Form! Als langjähriger Partner der EnBW präsentiert das Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM) unter dem Motto „Kraftwerk ZKM“ Kunstwerke, die voller Energie, Dynamik, Kraft und Konzentration stecken.

Wir freuen uns, Sie im Showroomder EnBW begrüßen zu dürfen!

1. März – 30. Juni 2012Mo. – Fr. 11:00 – 19:00 Uhr, Sa. 11:00 – 16:00 Uhr

EnBW-HauptstadtrepräsentanzSchiffbauerdamm 1 10117 Berlin

www.enbw.com/showroom

Der Eintritt ist frei.

120220_anz_showroom_zkm_210x280.indd 1 23.02.12 15:18

Page 12: politik & kommunikation 02_2012

12

Pol i t ik

pol it ik&kommunikat ion | März 2012

Bericht

Demokratie reloadedSpätestens seit Stuttgart 21 ist klar: Will die Politik das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen, müssen diese stärker an politischen Entscheidungsprozessen beteiligt werden. Darauf baut das Konzept der LIQUID DEMOCRACY.

VON FELIX FISCHALECK

Berlin-Mitte, Alte Schönhauser Straße: Wer neue Entwicklungen aufspüren will, der ist hier genau

richtig. An diesem Ort begegnen einem aus aller Welt hippe und trendbewusste junge Leute. An der Alten Schönhauser Straße befinden sich auch die Büroräume von Liquid Democracy – eines Vereins, der mit Mode nichts am Hut hat. Liquid Democracy will die Demokratie verän-dern und verfolgt dabei einen pragmati-schen Ansatz: „Die größte Herausforde-rung besteht für uns in der Frage: Wie kann man das gesellschaftliche Engage-ment politisch machen?“, erklärt Daniel Reichert, Politikstudent und Vorsitzen-der des 2009 im Umfeld der Piratenpar-tei gegründeten Vereins.

Mit dem Konzept der Liquid Demo-cracy – der „fließenden Demokratie“ – soll laut Reichert eine „diskursive Demo-kratie“ entstehen, in der jeder mit jedem wann und wo er will kommunizieren kann. Woher der Begriff Liquid Demo-cracy eigentlich stammt, ist unklar, ver-mutlich leitet er sich ab von der Vorstel-lung einer „Liquid Society“, die der pol-nisch-britische Soziologe Zygmunt Bau-man im Jahr 2000 in seinem Werk „Liquid Modernity“ beschreibt. In diesem skiz-ziert er das Bild einer modernen Gesell-schaft, die sich nicht in starre Konventi-onen einfügt und traditionellen Lebens-weisen skeptisch gegenübersteht.

Liquid Democracy strebt eine Misch-form aus repräsentativer und direkter De-mokratie an. Die zeitlichen, inhaltlichen und partizipatorischen Begrenzungen der parlamentarischen Demokratie sol-len dabei „verflüssigt“ werden: Abstim-mungen und Wahlen sollen permanent möglich sein, die politische Repräsenta-tion kein Monopol der Parteien bleiben und die Erarbeitung von Gesetzen nicht den Politikern überlassen werden. Die

praktische Umsetzung dieser neuen Form der Demokratie erfolgt durch die digita-len Kommunikationstechniken. Spezielle Softwarelösungen wie die vom Liquid-De-mocracy-Verein entwickelte Anwendung „Adhocracy“ oder das von der Piratenpar-tei verwendete „Liquid Feedback“ kom-men hier zum Einsatz.

Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“

„Adhocracy“ ist das am meisten verbrei-tete Liquid-Democracy-Tool. Wie Daniel Reichert betont, wurde bei der Software „sehr großer Wert auf eine einfache Be-dienung“ gelegt. Das prominenteste Bei-spiel der Nutzung einer „Adhocracy-An-wendung“ in der Politik ist bisher die En-quete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Deutschen Bundestags.

anmelden und mitdiskutieren. Auf en-quetebeteiligung.de gibt es – wie bei Ad-hocracy üblich – sowohl die Möglichkeit, fremde Texte zu kommentieren als auch eigene Vorschläge einzubringen. Stimmt das Gremium ab, so entstehen daraus dann Papiere mit konkreten Handlungs-empfehlungen für die Kommission. Bis-her fällt die Beteiligung allerdings be-scheiden aus, knapp über 2500 Mitglie-der – bei über 80 Millionen Bundesbür-gern – zählte die Plattform Ende Februar.

Positives Feedback der Abge-ordneten

Dennoch wird die Online-Bürgerbeteili-gung von den Abgeordneten fast unisono begrüßt. „Adhocracy ist eine Bereiche-rung für die Arbeit der Kommission, weil die Diskussion geöffnet und das Verfah-

Diese besteht aus 17 Abgeordneten und 17 Sachverständigen. Über die Plattform „enquetebeteiligung.de“ können seit Feb-ruar 2011 Bürger, aber auch Verbände oder NGOs die Arbeit der Kommission als „18. Sachverständiger“ aktiv mitgestalten. Und dies funktioniert denkbar einfach: Jeder, der sich für die Arbeit der Kommis-sion interessiert und eine E-Mail-Adresse besitzt, kann sich ohne Authentifizierung

18. SACHVERSTÄNDIGEerarbeiten

erarbeiten

PAPIERE

Page 13: politik & kommunikation 02_2012

13pol it ik&kommunikat ion | März 2012

Bericht

Grundsatzprogramm online diskutieren, und die Kanzlerin lädt seit Februar auf der Internetseite „Dialog über Deutsch-land“ zum Zukunftsdialog. Befinden wir uns also bereits im Übergang zur Liquid Democracy?

Konzept im Anfangsstadium

„Liquid Democracy wird sich sicher nicht schnell etablieren – und auch ein flä-chendeckender Einsatz ist sehr fraglich“, sagt der Politologe Christoph Bieber von der Universität Duisburg-Essen. Die Be-ratungsfunktion, die Liquid Democracy liefere, sei zwar wichtig, jedoch werde sich das demokratische System nicht von heute auf morgen ändern. Für Bieber ist Liquid Democracy „ein spannendes Pro-jekt an der Grenze zwischen Technolo-gie und Politik“ – allerdings mit noch vie-len Fragezeichen: Eines davon betreffe das sogenannte „Delegated Voting“ – ein Kernelement der Liquid Democracy. Die-ses sieht vor, dass die eigene Stimme bei einer Abstimmung flexibel an eine an-dere Person delegiert werden kann. Wie sich Leute verhalten, die viele Stimmen auf sich vereinen; ob es zu einer Hierar-chiebildung im Netz kommt – diese Fra-gen seien völlig offen, so Bieber. Strittig ist auch, ob Klarnamen auf Liquid-Demo-cracy-Plattformen für eine höhere Trans-parenz sorgen könnten. So forderte etwa Axel E. Fischer (CDU), der Vorsitzende der Enquete-Kommission, ein „Vermum-mungsverbot im Internet“. Auch radikale Verfechter von Liquid Democracy iner-halb der Piratenpartei fordern, dass Ab-stimmungen auf Liquid-Democracy-Plattformen öffentlich und transparent sein müssen. Trotz dieser Streitfragen ist Christoph Bieber überzeugt: „Digi-tale Kommunikation wird in politischen Prozessen immer wichtiger werden – das zeigt nicht nur Liquid Democracy, son-dern auch die Nutzung von Wikis oder Etherpads“ (Editoren zur gemeinsamen Bearbeitung von Texten, d. Red.). Interes-sant an den Liquid-Democracy-Tools sei die Tatsache, dass die Software frei ver-fügbar ist – eine wichtige demokratische Vorbedingung. Auch Daniel Reichert ist sich sicher: „Liquid Democracy wird stär-ker werden. Wenn Jugendliche heute ler-nen, dass sie nicht unbedingt zu Parteien gehen müssen, um 20 Jahre später mitzu-entscheiden, dann ist unserer Demokra-tie bereits viel geholfen.“

wenige andere Länder, in denen auf parlamentarischer Ebene Ver-gleichbares stattfindet.“ Ähnlich sieht das sein Kollege Lars Kling-beil von der SPD – ebenfalls Mit-glied der Enquete-Kommission: „Ich halte es für sehr wichtig, dass wir neue Räume für Partizipation schaffen. Dafür sind Liquid-De-mocracy-Tools gut geeignet.“ Der Netzpolitiker verweist auch auf ein Projekt aus der eigenen Frak-

dern werde. „Für uns als Netzpolitiker ist das erst einmal gut, aber es bedeutet auch einen Spagat zwischen der Fraktionsdis-ziplin einerseits und der Diskussion mit den Bürgern andererseits.“ Er glaube je-doch daran, dass Liquid Democracy für eine höhere Akzeptanz von politischen Entscheidungen sorgen könne. Voraus-setzung: „Es darf keine Partizipationsil-lusion entstehen. Es muss sich lohnen,

bei Liquid-Democracy-Angeboten mit-zumachen, da müssen wir als Politiker liefern.“ Nicht nur die SPD setzt auf die digitale Beteiligung der Bürger an partei-internen Entscheidungsprozessen, auch andere Parteien haben die Zeichen der Zeit erkannt: Die Linke startete vergange-nes Jahr eine elektronische Programmde-batte, die FDP ließ vor kurzem ihr neues

ren der Entscheidungsfindung transpa-renter wird“, meint etwa Konstantin von Notz, Abgeordneter der Grünen und Mit-glied der Kommission. Seiner Meinung nach darf sich Politik „nicht länger in Hin-terzimmern abspielen“. Die Politik müsse offen sein für neue technische Möglich-keiten. Von Notz empfindet die Arbeit der Enquete-Kommission in diesem Punkt daher als „vorbildhaft, denn es gibt nur

tion , den „Zukunftsdialog online“. Der Dialog der SPD-Bundestagsfraktion, an dem sich auch Nicht-Parteimitglieder be-teiligen können, wird ebenfalls über die Plattform Adhocracy geführt. Klingbeil ist der Ansicht, dass sich mit den neuen Kommunikationsangeboten der Parteien an die Bürger über kurz oder lang auch die innerparteiliche Demokratie verän-

BUNDESTAG

ENQUETEPROJEKTGRUPPEN

setzt ein

beschließt

Handlungsempfehlungen

Die Bürger wirken als „18. Sachverständiger“ an der Arbeit der Enquete-Kommission aktiv mit.

Gra

fik:

cc D

anie

l Rei

cher

t [M

]

Page 14: politik & kommunikation 02_2012

Symbol östlicher Macht: Die Terrakottasoldaten im Grabmal des ersten chinesischen Kaisers

Page 15: politik & kommunikation 02_2012

15pol it ik&kommunikat ion | März 2012

Siegen ohne zu kämpfenDas klassische CHINESISCHE DENKEN bietet hilfreiche Lehren für Kampagnenmacher. Sein

Geheimnis ist, das Potenzial einer Situation zu erfassen, anstatt lineare Strategien zu entwickeln. Greenpeace beispielsweise beherzigt diese Lehre.

VON ANDREAS GRAF VON BERNSTORFF UND ANNIKA SERFASS

Das europäische und anglo-ame-rikanische Strategiedenken folgt Clausewitz. Clausewitz definiert

„Zweck“ und „Ziel“ der Strategie, wobei Zweck den höheren Sinn der Unterneh-mung beschreibt und Ziel der Ort ist, an dem der Zweck erreicht wird. Die Auf-gabe des Strategen, des Feldherrn, ist, den kürzesten Weg zum Ziel zu wählen. An diesem Ort wird das politische Anlie-gen, der Zweck der Operation schließlich durchgesetzt oder verhandelt. Clause-witz’ „Friktionen des Krieges“ sind dann die Störungen, mit denen man rechnen muss.

Vor dem Hintergrund dieses linear-strategischen Denkens werden besondere Aktionen in schwieriger Lage dann „Ge-niestreich“ genannt, wie zum Beispiel das „Wunder an der Marne“. Der französische General Joseph Gallieni schaffte im Au-gust 1914 an die 6000 Mann in requirier-ten Taxis und Privatautos, den „Marneta-xis“, an die Front gegen die Deutschen und wurde dadurch zum „Retter von Paris“. Im klassischen chinesischen Denken wäre

eine solche „außermilitärische“ Kriegs-maßnahme eher ein nahe liegendes und kein besonders „geniales“ Mittel. Es würde nicht besonders erwähnt.

Es gibt kein „Ziel“

Diesem Denken ist schon unser Begriff des „Ziels“ nicht geläufig. Um es aus der westlichen Literatur zu übersetzen, wer-den zwei Wörter – beziehungsweise Zei-chen – kombiniert, nämlich „Auge“ und „das Schwarze“ (in einer Zielscheibe). Zentral seit 2500 Jahren sind hinge-gen Begriffe wie „Hang“, „Neigung“ oder „Hangneigung“. Die Urformel des chine-sischen Strategiedenkens ist die militäri-sche Anweisung, hangabwärts die feind-lichen Truppen zu bekämpfen – niemals bergauf. Also die Schwerkraft nutzen und wie das Wasser fließen. Wir übersetzen „Neigung“ in der Regel mit „Situation“, „örtliche Gegebenheit“. „Situs“ ist in un-serer Medizin ein Operationsort. Der Leiter Politik von Greenpeace Deutsch-land, Stefan Krug, beschreibt die Stärke des Greenpeace-Handelns als Abwesen-heit von Strategie und die Kraft, aus der Situation heraus, situativ, zu entscheiden

– unbeschadet aller Klarheit in der politi-schen Zielvorstellung.

Der Ausgangspunkt einer Situations-analyse nach diesen Vorbildern wäre also, nicht nach einem Ziel, wie es der von Aris-toteles um 350 vor Christus geprägte phi-losophische Begriff „Telos“ meint, zu stre-ben und dies auf dem kürzesten Weg zu erreichen; stattdessen gilt es, eine Situ-ation zu nutzen, in der wir expandieren, eine Lage stabilisieren, sie „günstig wan-deln“ können, ohne einen großen Angriff zu starten und eben ohne ein bestimmtes Ziel anzustreben. „Siegen ohne zu kämp-fen“ ist die altchinesische Parole. In der Strategie von Greenpeace bedeutet das entsprechend: „abwarten und im richti-gen Augenblick losschlagen.“

Dabei kann es niemals eine „Interven-tion von außen“ geben, Schicksalsschläge oder Götterzorn. Alles, was geschehen kann – auch von Seiten des Gegners – alles, was eine Rolle spielt, ist in der vorge-fundenen Situation bereits enthalten und gilt, erfasst zu werden. Darum ist es dem chinesischen Feldherrn auch untersagt, vor der Schlacht ein Orakel zu befragen.

Heroismus und Opfermut gelten hier nichts. Weglaufen ist nicht feige, sondern

Kampagne

Foto

: fl

ickr

.com

Page 16: politik & kommunikation 02_2012

16

Kampagne

pol it ik&kommunikat ion | März 2012

Andreas Graf von Bernstorffist Cooperating Partner bei Heitger Consulting, Wien. Er lehrt Campaigning und Strategische Kommunikation unter anderem an den Universitäten St. Gallen

und Heidelberg. Von 1989 bis 2005 war er Kampagnen-leiter bei Greenpeace.

Annika Serfass studierte Wirtschaftswissenschaften so-wie Philosophie und Kulturreflexion an der Universität Witten/Herdecke. Sie ist bei Heitger Consulting vor allem in den

Bereichen Strategie und Resilienz tätig.

Der Text ist ein leicht verändertes Kapitel aus dem Buch „Einführung in das Campaigning“ von Andreas Graf von Bernstorff im Carl-Auer-Verlag, Heidelberg, März 2012.

je nach Situation geboten. Stillhalten, Nichtstun ist sinnvoll, wenn die Lage ungünstig ist, und Handeln erst wieder sinnvoll, wenn die Lage sich gewendet hat oder es gelungen ist, sie im Stillen zu wandeln. Man kann nichts erzwingen. Der dumme Bauer zieht an den Halmen des Hafers, um das Wachstum zu be-schleunigen, heißt es; der kluge Bauer wässert, schützt und pflegt die Pflanze. Er begünstigt, wandelt die Situation, fasst die Pflanze aber nicht an.

Der französische Philosoph Francois Jullien, auf den wir uns hier primär be-ziehen, verweist darauf, dass China als einzige der verschriftlichten Hochkul-turen kein Heldenepos hervorgebracht hat. Wohl aber das „I Ging“, das „Buch der Wandlungen“, mit seiner Kernbot-schaft: „Beharrlichkeit bringt Heil“.

Gefangene gut behandeln

Gleichzeitig betont Jullien, dass in der Gestalt des Odysseus, des Listenrei-chen, in unserm Abendland ein „vorhe-roischer“ Typus besungen wird, der Si-tuationen erkennt und zu seinen Guns-ten nutzt. Erst das teleologische Denken der griechischen Klassik seit Aristoteles, lange nach Homers Odyssee, macht die Protagonisten zu strahlenden – und tra-gischen – Helden. Die guten Generäle sind dann die Geometer. Die Geometrie mit ihren Linien, Winkeln und Aufstel-lungsfiguren für die Truppen wird bis ins 19. Jahrhundert zur vorherrschen-den Denkform der Strategen. In dieser Welt der inthronisierten Zielstrebigkeit wird Odysseus vom Listenreichen zum Opportunisten degradiert.

Dagegen werden in China seit dem fünften vorchristlichen Jahrhundert Ka-taloge von (Kriegs-)Listen erstellt und bis heute gelehrt und gepflegt, die wir im Westen „Strategeme“ nennen. Sie beschreiben allerlei Täuschungsma-növer und Tricks. Zum Beispiel „Einen alten Baum mit frischen Blumen schmü-cken“ oder „Im Osten viel Lärm machen, um im Westen anzugreifen“. Besonders wichtig scheint uns der Grundsatz, die „Truppen intakt zu lassen“ – und zwar einschließlich der gegnerischen. Um

diese bestenfalls zu übernehmen. Eine Taktik dabei: Man macht Gefangene, be-handelt sie gut und lässt sie nach einiger Zeit frei. Sie gehen zurück zu ihren Trup-pen und haben nur Gutes über den Geg-ner zu berichten.

Vor dem Hintergrund des Mottos „Siegen ohne zu Kämpfen“ fällt auf, dass sich selbst das heutige China – neben den Brutalitäten gegen Menschenrecht-ler, Tibeter und Uiguren – bisher keine raumgreifenden äußeren Kriege leistet. China erobert auf andere Weise die Welt. Es handelt. Und wer handelt, der han-delt. Und wandelt. Auch im Vietnam-krieg wurde den Amerikanern übrigens die große Entscheidungsschlacht verwei-gert, auf die sie immer wieder setzten.

Nach dem Besuch von Außenminis-ter Guido Westerwelle in China im Ja-nuar 2010 spricht die deutsche Seite von einem „konstruktiv kritischen Umgang“ mit der chinesischen Führung, während die Chinesen sagen: „Gemeinsamkeiten suchen und Differenzen beiseite lassen“. Wer konstruktiv etwas konstruiert, hat ein Gebäude oder ein System im Sinn. Indem man sich als kritisch gegenüber dem Gesprächspartner lobt, distanziert man sich von ihm.

Wer Gemeinsamkeiten sucht, nähert sich dem Gesprächspartner, und indem er Differenzen explizit beiseite lässt, be-kräftigt er dies. Teleologie versus güns-tige Wandlung der Situation. Wir spre-chen hier über Denkformen, nicht über Gut und Böse.

CHINA

ReifungAusgehend vom natürlichen Wachsen

Weg („als Ziel“) Tao, was auf dem Wege geschieht / möglich ist

Vegetales Denken

ProzessStändige günstige Wandlung

Wandelndauernd, umfassend, auf Situation bezogen

Intakthalten der Truppender eigenen und der fremden

Effizientdiskret, indirekt, stillschweigend

Nutzen-maximierungdurch Ausschöpfung des situativen Potentials

Bewusstseindurch ständiges evalu-ieren des Potentials

Wartenauf die Änderung der Umstände, der Situation

unsichtbarStrategie ist das Ge-genteil von Heldentum

Yin und Yangdas eine wechselt das andere ab, beides ist im anderen enthalten

WESTEN

Berechnung / Planung

Ausgehend von der Geometrie

ZielKreuzpunkt von

Linien, Endergebnis

Teleologisches Denken

FortschrittAnnäherung

an Ideale

Handelnmomentan, lokal, auf

Subjekt bezogen

Vernichtung des Feindes

Triumph, Feind ist absolut

Effektivsichtbar, markiert,

pompös

ZielerreichungModellbildung, Plan,

Umsetzung

Intuitionals Antwort auf

die Friktion

Opfernsich selbst, heldenhaft

für die Ideale

heroischgroße Generäle,

Statuen

Sturm und Drangdas eine beendet das

andere

Westen versus Osten Typische westliche und chinesische

Prinzipien im Vergleich

Foto

s: P

riva

t

Page 17: politik & kommunikation 02_2012

���������������������������������

���������������������������������

�����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������

�������������������������������������

��������������

�������������������������

��������������������������������������������������������������������������

��������������������������

���������������������������

�������������������������������������������������������������������������������

���������������������������������������������������������

������������������������������������������������������

�������������������������

������������������������������������������������������������������������������������������

��������������������������������������������

����������������������������������������������������������������������������������

�����������������

�����������������������������������������������������������������������

��������������������������������������������������������

���������

������������������������������������������������������������

������������������������������������������������������

������������������������������������������������������

������������������������������������

�����������������������������������������

����������������������������������

������������������������������������

������������������������������������������������

�������������������������������������������

����������������������

�������������������

�������������������������������������������������������

������������������������������

�������������������������������

����������������������������

������������������������������������

�����������������������������������������

���������������������������������

��������������������������

�����������������

Page 18: politik & kommunikation 02_2012

18

Internat ional

pol it ik&kommunikat ion | März 2012

Page 19: politik & kommunikation 02_2012

19pol it ik&kommunikat ion | März 2012

Zurück zu den Wurzeln Erstmals öffneten die Community-Organizer der britischen Labour-Partei einer Journalistin ihre Türen. Amber Elliott hat sich angeschaut, wie die Organsiation „Movement for Change“ arbeitet und mit dem Mann gesprochen, der sie führt: Ex-Außenminister DAVID MILIBAND.

VON AMBER ELLIOTT

W ir sitzen in einem zugigen Knei-pen-Hinterzimmer im Londo-ner Stadtteil Lambeth, der am

Ufer der Themse gegenüber dem Regie-rungsviertel Westminster liegt. Sechzehn Menschen hören gespannt einer Frau zu, die eine Powerpoint-Präsentation zeigt. Zu sehen ist ein in waagerechte Seg-mente unterteiltes Dreieck. „Wir wollen innerhalb der Pyramide aufsteigen“, sagt die Frau, „und dabei Beziehungen ent-wickeln. Die Teilnehmer schreiben mit, manche nicken zustimmend.

Dies ist eine Versammlung von „Mo-vement for Change“, kurz M4C. Zum ers-ten Mal hat die Organisation ihre Türen für eine Journalistin geöffnet. M4C ist eine „Bottom-up-Organisation“ innerhalb der britischen Labour-Partei, eine Bewegung von unten, die darauf setzt, die Partei wie-der stärker in den Kommunen und Ge-meinden zu verankern.

Das Treffen in Lambeth ist eine Ein-führungsveranstaltung für Parteimitglie-der, und es scheint eine Mischung aus Mitarbeiterschulung und Gruppenthe-rapie zu sein. „Wir hoffen, dass es ein ak-tiver Abend mit reger Beteiligung wird“, sagt der Gruppenleiter. Die erste Aufgabe der Gruppe ist, mit einer Schnur die Ver-bindungen räumlich darzustellen, die

Internat ional

Foto

: dd

p im

ages

/ A

P

Page 20: politik & kommunikation 02_2012

20

Internat ional

pol it ik&kommunikat ion | März 2012

zwischen ihnen bereits in den sozialen Netzwerken existieren. Die ungewöhnli-chen Methoden erhellen, warum manche die Truppe auch „Movement for Strange“, „seltsame Bewegung“ nennen. Am Ende der Sitzung fühlen sich die Teilnehmer erfüllt, und selbst die größten Skeptiker gehen mit einem guten Gefühl heim.

Alles begann mit David Milibands An-kündigung, er wolle Parteivorsitzender werden. Obwohl am Ende sein Bruder Ed gewählt wurde, zog er sich nicht aus der Parteiarbeit zurück, sondern engagierte sich für die Bewegung „Movement for Change“. Von der internationalen Bühne als Außenminister zu einem hyper-loka-len Organisationsmanager: „Es ist defini-tiv ein Abenteuer“, gibt er zu. „Aber es war gut, meiner Leidenschaft nachzugehen und die Labour-Partei zu einer relevan-ten, starken und wählbaren Organisation zu machen, die ihr Potenzial ausschöpft.“

Kritiker werfen dem Ex-Außenminis-ter vor, sein Engagement für die Bewegung sei ausschließlich auf seine gescheiterte Wahl zum Parteichef zurückzuführen. Im Buch „Tangled up in Blue – Blue Labour and the Struggle for Labour’s Soul“, be-hauptet Maurice Glasman, ein Berater sei-nes Bruder Ed, dass David die Wahl ver-lor, weil er nicht genug Zeit für das Projekt aufgewendet habe. Dies habe ihn den Vor-sitz gekostet. „Das stimmt nicht“, erwidert Miliband. „Ich bin stolz darauf, es ver-sucht zu haben und würde es wieder tun. Es ist mir sehr wichtig, dass wir eine Bewe-gung sind und keine Maschine. Wenn wir

zu einer Maschine werden, verlieren wir. Labour muss wieder eine Bewegung wer-den, wenn wir gewinnen wollen. Und ich will gewinnen.“

Ein ehemaliger Mitarbeiter Milibands erklärt, wie es war bei der Wahl des Par-teichefs im September 2010: „Kein Kan-didat, der zur Wahl stand, konnte be-haupten, er sei besonders fest in der Be-wegung verwurzelt oder gar ein Gewerk-schafter – sie waren entweder Berater oder Politikexperten. Es war nötig, zu den Wurzeln zurückzukehren. Ed hat das mit einer Debatte um das Existenzminimum geschafft. David erreichte es durch Move-

ment for Change.“ Aber vielleicht war die hehre Idee, aus der Partei eine Bewegung zu machen, zu groß für den Wettstreit um den Parteivorsitz? Miliband spricht nicht gern darüber. „Es gibt vieles, was ich dazu sagen könnte, aber normalerweise rede ich nicht gerne über die Vergangenheit“, sagt er schmallippig.

Haben die Menschen damals wirk-lich verstanden, was die Bewegung errei-chen will? „Das können nur andere be-antworten“, erwidert er. „Ich werde mich

David Miliband nicht der einzige promi-nente Kopf hier. Die junge Unterhaus-Ab-geordnete Stella Creasy ist ebenfalls be-geistert von dem Projekt. „Die Heraus-forderung besteht darin, die Dinge aus dem Wahlkreis auf die nationale Bühne zu bringen und umgekehrt, um zu zeigen, wie man Veränderung bewirkt“, erklärt sie. Keiner von uns ist in die Partei einge-treten, um Flugblätter zu verteilen. Wir sind eingetreten, weil wir die Welt verän-dern wollten.“

Creasy schildert, wie sie selbst M4C für ihren Wahlkampf eingesetzt hat, in dem sie gegen Kredithaie mobil machte. Vor Sparkassen verteilte sie Flugblätter und sprach mit den Leuten über Schul-den, Kredite und darüber, was die örtliche Gemeinschaft dagegen tun kann.

Blair McDougall, der Miliband im Wahlkampf um den Parteivorsitz unter-stützte, kümmert sich inzwischen um den Au�au dieses neuartigen Bündnis-ses zwischen der Partei und der Öffent-lichkeit. „Alle paar Jahre kommt jemand, der ausgefallene und neumodische Po-litik betreiben will“, sagt er. „99 Prozent

Kämpften gegeneinander um den Parteivositz der Labour-Partei: Ed (links) und David Miliband.

„Wenn wir zu einer Maschine werden, verlieren wir“

aktiv werden sollte anstatt nur rumzujam-mern; ich bin gut im Jammern.“

Sozialarbeiterin Kathryn Perera er-klärt, warum diese Geschichten so eine große Rolle spielen. „Wenn wir an eine Tür klopfen, ist es wichtig, den Menschen un-sere Geschichten zu erzählen. Zu sehen, warum die einen nur gefrusted sind und die anderen sich engagieren, ist wichtig, um eine Verbindung zu schaffen.“

Obwohl es sich um eine Graswurzel-bewegung handelt, ist der Parlamentarier

damit nicht weiter auseinandersetzen. Das Wichtigste ist, dass die Menschen jetzt mehr darüber wissen und sich inspi-riert fühlen.“

Und die Menschen wirken in der Tat inspiriert. Zurück in der Kneipe in Lam-beth: Die Mitglieder wechseln sich gerade damit ab, über die Gründe für ihre Partei-mitgliedschaft zu sprechen. Rukayah hat sich als junge Frau entschlossen, der Par-tei beizutreten. „Ich möchte Erfahrun-gen sammeln und dafür sorgen, dass die afrokaribische Gemeinschaft mehr gehört wird.“ Kate, Absolventin der Universität Cambridge, ist nach dem Ende der That-cher-Ära aufgewachsen und kann sich nicht an die Zeit erinnern, in der die La-bour-Partei nicht an der Regierung war. „Ich wurde an der Uni politisiert“, sagt sie.

Und Alan wurde durch seinen Vater inspiriert, der als Fabrikarbeiter gearbei-tet hat. „Ich habe 20 Jahre lang dazuge-hört. Wir waren alle in der Labour-Par-tei. Ich bin vor einiger Zeit ausgestiegen, aber dann habe ich mich zusammenge-rissen und gemerkt, was für ein Schwach-kopf ich gewesen war, und dass ich wieder Fo

to:

ddp

imag

es /

AP

Page 21: politik & kommunikation 02_2012

21pol it ik&kommunikat ion | März 2012

unsere Politik übermäßig zentralisiert ist. Aber es wird keine schnelle Lösung brin-gen.“ Das Projekt zielt auf die Rückkehr der Labour-Partei in die Regierung, aber es geht darüber hinaus, davon ist der 46-Jährige überzeugt. „In den nächsten 50 Jahren wird uns das Projekt helfen, wenn wir an der Regierung sind – aber auch, wenn wir es nicht sind.“

„Ich sage den Menschen ständig, sie müssen dem Projekt Zeit lassen“, sagt Stella Creasy. Es bedeute einen Wandel der politischen Kultur, und so etwas brau-che Zeit. Mit „Movement for Change“ schaffe man Verbindungen mit Menschen durch gemeinsame Ziele und durch Lei-denschaft. Man zeige anderen, wofür man steht und frage: „Sind Sie dabei?“

Schon jetzt kann die Bewegung Er-folge vorweisen. Marion Maxwell, eine Rentnerin aus Norfolk, führte eine Kam-pagne, die die örtlichen Stadträte dazu be-wegte, Kürzungspläne für die nächtliche Straßenbeleuchtung zurückzunehmen. Ein anderes lokales Projekt konzentriert sich darauf, die Verkehrssituationen von Pendlern zu verbessern. Und dann gibt es da noch die „Verlorene-Wähler-Kam-pagne“ in London: „Wir vermuten, dass es in London Tausende von Wohnungen ohne gemeldete Mieter gibt. Diese Immo-bilien werden überwiegend von Arbeitern bewohnt, was uns politisch schwächt“,

von denen kommen und gehen dann wie-der. Ich hoffe, der Unterschied ist, dass wir nicht nur die Idee haben, sondern auch die finanziellen Ressourcen, um sie um-zusetzen. Wir wollen etwas Nachhaltiges au�auen“, so McDougall. Die Herausfor-derung bestünde darin, die Partei zu ihren Wurzeln zurückführen.

McDougall und Miliband verfolgen das Ziel, in vier Jahren 10.000 Menschen als Multiplikatoren für ihre Bewegung zu ge-winnen. Nur so könne man eine nachhaltig wirkende Organisation au�auen. Ich hoffe darauf, dass die Bewegung sich verbreitert“, fügt Miliband hinzu. „Das ist der Plan.“

Bei seiner Rede auf dem Parteitag in diesem Jahr versuchte David Miliband zu erläutern, warum M4C eine große Rolle für die Zukunft der Partei spielt: „Ed hat Recht, wenn er sagt, dass eine neue Politik allein nicht ausreicht. Was wir brauchen, ist eine neue Art der Politik.“

Beide Miliband-Brüder werden nicht müde zu dementieren, dass die Bewegung für David ein Versuch ist, doch noch den Parteivorsitz doch noch zu übernehmen.Ed unterstützt Movement for Change seit Anfang des Jahres sogar ganz offiziell. „Die Erneuerung muss ganz unten anfangen“, erklärt er. Movement für Change leiste einen wichtigen Beitrag dazu. Aus dem engen Vertrautenkreis der beiden Mili-bands ist zu hören, dass Ed schon immer für das Projekt war. Dieses leiten zu dür-fen, sei die einzige Sache, um die David gebeten hat. Wie könne er da nein sagen? David Miliband bleibt wortkarg, wenn es um dieses Thema geht. „Ed unterstützt uns. Das ist gut.“

Auch Stella Creasy will die Bewegung nicht als Kampf der beiden Brüder ver-standen wissen. „Ich sage den Menschen in meinem Wahlkreis immer: Kommt zu einer der Veranstaltungen und bildet euch selbst eine Meinung.“ Creasy hat bei der Wahl offen für David geworben, weil er ihrer Meinung nach verstanden hat, dass das Projekt etwas Großes ist – und eben keine Nebensächlichkeit.

David Miliband selbst gibt sich eher zurückhaltend. Er will nicht überheblich wirken, schon gar nicht bei den Zielen, die er sich steckt. „Dies ist kein Wunder-heilmittel für alle Probleme dieser Welt“, sagt er. „Wenn wir das darin sehen, wer-den wir vom Ergebnis enttäuscht sein. Es ist ein wichtiger Schritt, die Labour-Partei und das ganze Land zu erneuern, weil der Einfluss der Gemeinden zu klein ist und

sagt Creasy. Um in Großbritannien wäh-len zu können, muss man sich in Wähler-listen eintragen lassen – dafür aber muss man gemeldet sein. Nun hat die staatliche Wahlkreiskommission die Wahlkreise so neu zugeschnitten, dass es sich noch stär-ker zu Lasten der Linken auswirkt, wenn in bestimmten Stadtteilen viele nicht re-gistrierte Labour-Anhänger wohnen.

Miliband gibt sich kämpferisch. „Nur weil wir nicht mehr regieren, müssen wir das nicht hinnehmen“. Aber wir sollten uns nicht unter der Illusion hingeben, dass der Weg den wir gehen, nicht steinig ist, auch dann nicht, wenn die Wahlkreisänderun-gen zurückgenommen werden.“ Die La-bour Partei ist nicht die einzige politische Kraft, die den Versuch unternimmt, die po-litischen Kräfte der lokalen Ebene zu bün-deln. Auch die Regierung hat die Idee schon für sich entdeckt. Andrew Stunell, Minister im Kabinett Cameron, will 5000 engagierte Bürger finanziell fördern, um Unruhen auf dem Land vorzubeugen und dort ein stär-keres Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen.

„,Movement for Change‘ setzt auf lo-kaler Ebene an und lebt von der Kraft der Kommune“, erklärt Miliband. „Ich werde Ihnen nicht sagen, dass wir das Brutto-inlandsprodukt um x Prozent erhöhen, Schulnoten um y Punkte verbessern oder die Kriminalität um eine bestimmte Ziffer senken. Es wird kein nationales Wahlpro-gramm der Bewegung geben.“

Wenn es die Bewegung vor zehn Jahren schon gegeben hätte, wäre dann womög-lich die letzte Labour-Regierung damit zu retten gewesen? „Nun, vielleicht, ja“, sagt Miliband. Wir hätten ein derart enges Be-ziehungsgeflecht geschaffen, dass die Kluft zwischen den ambitionierten Zielen der frisch gewählten Labour-Regierung und der Real-Politik, die sie am Ende ver-trat, erst gar nicht entstanden wäre.“

In Lambeth geht die Veranstaltung zu Ende. „Dies ist nur der Anfang eines Pro-zesses“, sagt Organisatorin Kathryn Per-era. „Es gibt viele Dinge, die erreicht wer-den können, wenn wir sie nur wollen. Und wir werden anderen Menschen helfen, diese Dinge zu erreichen.“ Alle klatschen und füllen Bewertungsbögen aus. Auch eine Graswurzel-Bewegung erfordert eben ein gewisses Maß an Bürokratie.

Dieser Artikel erschien zuerst in englischer Spra-

che in „Total Politics“, dem britischen Partner-Ma-

gazin von p&k. Übersetzung: Julia Brodowski.

www.totalpolitics.com

Hätte die Bewegung die letzte Labour-Regierung retten können?

Organizing ist ursprünglich eine Methode, mittels derer Gewerkschaften ihre Basis in Betrieben ausbauen. Sie bilden die Anhänger so aus, dass sie sich selbst organisieren und mobilisieren können. Organzing stammt aus den USA, wo die Gewerkschaften in den 90ern einen his-torischen Tiefpunkt ihres Organisations-grads erreicht hatten. Durch gezielte Kam-pagnen konnten sie ihre Mitgliedszahlen wieder steigern. Inzwischen hat auch die Politik das Konzept für sich entdeckt, etwa US-Präsident Barack Obama, der „Organi-zing for America“ ins Leben rief.

ORGANIZING

Page 22: politik & kommunikation 02_2012

pol it ik&kommunikat ion | März 201222

Szene

HU-Berlin – Tagung zur Globalisierung Die Humbodt-Universität zu Berlin lädt in Kooperation mit dem United Nations Department for Economics and Social Affairs (UN DESA) zur inter-nationalen Konferenz „Cooperative Responses to Global Challenges“. Die Tagung soll es Entscheidungträgern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ermöglichen, sich kritisch über die Möglichkeiten gemeinsamer Antworten auf die Herausforderungen einer sich zunehmend globalisierten Welt aus-zutauschen.

Humboldt-Universität, Unter den Linden 6, Berlin

��.�.

Verkehrs-minister-konferenz

Die VMK dient der Koordinie-rung der Länder im so genannten kooperativen Föderalismus. Zu der Konferenz erwartet wird auch Bundes-verkehrsminister Peter Ramsauer. Großräschen, Brandenburg

���������������Die wichtigsten Termine im März und April

18.4. Konferenz

Klima-Allianz – Kongress

Im Rahmen des Kongresses sollen anhand von globaler Gerech-tigkeit, Globali-sierungskritik und Umweltschutz, Wege in die Nachhaltigkeit erörtert werden. Technische Uni-versität, Straße des 17. Juni 19, Berlin

18.4. Kongress

Am-Cham –Politischer Abend

Anlässlich des IX. Am-Cham-Busi-ness-Barometers „Perspektiven zum Wirtschafts-standort Deutsch-land“ lädt die Amerikanische Handelskammer zum Austausch.Am-Cham Germany, Char-lottenstraße 42, Berlin

20.4. Konferenz

Konrad-Aden-auer Stiftung – Konferenz

Die Kas lädt zur Tagung über die „Gefahr des Linksextremismus in Deutschland“. Unter anderem mit dem Parteien- und Extremismus-forscher Eckhard Jesse. Schloss Wendgräben, Wendgräbener Chaussee 1

10.4. Tagung

bbaw – Vortrag

Im Rahmen der Reihe „wis-senschaftliche Politikberatung“ der Berlin-Bran-denburgischen Akademie der Wissenschaften spricht die His-torikerin Naomi Oreskes.bbaw, Jäger-straße 22, Berlin

28.3. Diskussion

Foto

s: w

ikim

edia

.org

/ Is

chia

so8;

Pri

vat;

Wer

ner

Schu

erin

g; A

rchi

v; p

hoto

case

.de;

Mar

co U

rban

; A

rchi

v; P

irate

npar

tei

Düsseldorfer Forum Politische Kommunikation Das Regierungsschlösschen Düsseldorf beherbergt in diesem Jahr das Forum Politische Kommunikation. Den Auftakt bildet eine Diskussion zum Thema „Medien müssen draussen bleiben – wo liegen die Grenzen politischer Transparenz?“ Unter anderem werden Christoph Lauer (Piraten) und Kommuni-kationswissenschaftler Wolfgang Donsbach teilnehmen. Die folgende Tagung stellt dann Forschungsergebnisse aus Politik und Kommunikation vor.

Regierungsschlösschen, Cecilienallee 2, Düsseldorf

��. – ��. April

SWOP – Deut-scher Fundrai-sing Kongress

SWOP-Medien und Konferenzen lädt zum Fundrai-sing-Kongress 2012. Themen werden unter anderem sein: Recht und Finan-zen und Online Fundraising.

Andel‘s Hotel, Landsberger Allee 106, Berlin

20.3. Vortrag

Heinrich-Böll- Stiftung – Diskussion

Der Amerika-Ex-perte Christoph von Marschall referiert zum The-ma: „US-Präsi-dentschaftswah-len – hat Obama eine Chance, wiedergewählt zu werden?“Heinrich-Böll-Stiftung, Schu-mannstraße 8, Berlin

14.3. Vortrag

Schwarzkopf- Stifung – Vortrag

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfrakti-on Volker Kauder hält einen Vortrag zum Thema: „Eu-ropapolitik der Bundesregierung – Ansichten aus dem Bundestag“.Schwarzkopf-Stiftung, So-phienstraße 28, Berlin

12.3. Diskussion

Page 23: politik & kommunikation 02_2012

23

Szene

pol it ik&kommunikat ion | März 2012

Porträtin Zahlen

Im dritten Anlauf könnte HEIKO MAAS es doch noch ins Ministerpräsidentenamt im

Saarland schaffen. Amtsinhaberin Annegret Kramp-Karrenbauer will mit ihrer CDU notfalls auch als Juniorpartner in eine Große Koalition

gehen. Doch ausgerechnet Maas‘ einstiger Förderer Oskar Lafontaine könnte ihm noch in

die Quere kommen.

1782 Follower hat Heiko Maas bei Twitter (Stand: 9. März). Er selbst folgt 79 Zwitscherern, unter ihnen Lukas Podolski und Bill Gates.

2Söhne, Jasper und Jannes, hat Maas mit seiner Frau Corinna. Die Familie nennt er liebevoll „Basislager meines Lebens“.

31Jahre gibt es die Fußballmannschaft „Rote Rosen“ der saarländischen SPD-Landtagsfraktion, die Maas als Kapitän anführt.

23Jahre lang ist Maas schon Mitglied der SPD. ����

gründete Maas mit ein paar Freunden das Radsportteam „Team Saar Kommt“. Im Sommer desselben Jahres machten die Freizeitsportler spontan eine Tour nach Frankreich, um in Colmar den Etappeneinlauf der Tour de France live mitzuverfolgen.

24,5Prozent holte die Saar-SPD mit Maas als Spitzenkandidat bei der vorigen Landtagswahl 2009.

Foto

: M

arco

Urb

an

��Ministerpräsidenten gab es bislang im Saarland. Heiko Maas möchte nach Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) gern der 13. werden.5

Jahre wird die erste Jamaika-Koalition niemals halten, prognostizierte Maas nach der Regierungsbildung 2009 im Saarland. Er behielt Recht.

�Disziplinen hat die Sportart Triathlon, der sich der Politiker in seiner Freizeit mit Leidenschaft widmet. Er ist Mitglied im Verein „Tri-Sport Saar-Hochwald“ in Merzig.

��.���Einwohner hat seine Geburtsstadt Saarlouis, in der Maas mit seiner Familie noch immer lebt.

��Jahre lang ist der 45-Jäh-rige mittlerweile schon Parteivorsitzender der saarländischen Sozialdemokraten.

��Jahre alt war Heiko Maas, als er 1994 als damaliger Juso-Chef zum ersten Mal für den saarländischen Landtag kandidierte. Nach nur zwei Jahren als Abgeordneter wurde er als Staatssekretär in das Landesumweltministerium berufen.

100Prozent der Stimmen bekam der Politiker am 18. Februar, als er zum Spitzenkandidaten der saarländischen SPD gewählt wurde.

Page 24: politik & kommunikation 02_2012

Lust auf das ganze

Magazin?

Abo online bestellen »

Was Politiker von Machiavelli & Co lernen können

�������������

���������������

�����

����

������������������������

����

����

����

����

���

����

��

�������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������

��������������������������������������������������������������������������

����������Die Sozialen Medien spielen bei der arabischen Revolution eine wichtige Rolle. ����������������

����������Wie Helmut Metzner von den Medien zum „Maulwurf“ gemacht wurde. ����������

�����������������������������

���������Die US-Kampagnentrends

���������������

��������������

�����

����

�������������������������

���������������������������������������������������������������������������

�����������Das Internetportal Greenleaks soll helfen, Umweltskandale aufzudecken. ���������

����������Die Bundeswehr wird zur Freiwilligenarmee – künftig muss sie um Soldaten werben. �����������

�����������������������������

���������

����

��������

������������

����������

��������������������������������������������������������������

����������������������������������������

����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������

���� �������������

Zwischen Fraktionszwang und Gewissen

����������

����������

�����

����

�������������������������������

������������US-Botschafter Philip Murphy über den American Dream – und über Wikileaks ����������������

����������Die Bürger erwarten mehr Transparenz – doch die Parlamentarier tun sich schwer �����������������

�����������������������������

���������������������������������������������������������������������������������

���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������

������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������

�������������������������������������������������������������������������������������

Die Lobby der Netzbürger formiert sich

������������������

������������������

�����

����

�����������������������������

�����������In den Bundesministerien verliert das Ideal des preußischen Beamten an Bedeutung ����������

�������������Die FDP verharrt im Umfragetief – helfen soll die Neuorganisation der Parteizentrale ����������

�����������������������������

�������������������������������������������������������������������������������

���������

����

��������

������������

����������

��������������������������������������������������������������

����������������������������������������

����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������

���� �������������

��������������������������������������������

���������������������������������

�����������

�����

����

���������������������������

������Was ein Fotograf bei Interviews mit Politikern erlebt – und was er ihnen rät ���������

�����Welche Rolle das Design im modernen Wahlkampf spielt �����������

�����������������������������

�����������������������������������������������������������������������������

Ihre Strategien, ihre Ziele

�����������

���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������

������������������������ ������������������������������������������������� ���������������������������������������������������������

����������������������������������������������������������������������������������������������������������������

��������������������������

Eine

Partei

baut

sich

um

������������������������������

�����

����

����������������������������

����������Die Politik setzt immer stärker auf Youtube-Filme als Kommunikationskanal ���������

����������Vor der Wahl setzte Polens Opposition auf Ressentiments – ohne Erfolg ����������������

�����������������������������

������������������������������������������������������������������������������

��������������������������������������������������������������������������������������������������

��������������������������

������������������������������������������������������

������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������ �������� ����� ���� �������������� ������������ ������� ������ ���� ������ �������� �����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������

Krisenkommunikation für Politiker

����������

���������������������������������������������

�����

����

���������������������������

�����������Die prämierten Fotografi en und Karikaturen des Wettbewerbs „Rückblende“ ���������

�����������Der rapide Wandel der politischen Kommunikation in Bayern �����������������

�����������������������������

�����������������������������������������������������������������������������

���������������������������������������������������������������

���������������������������������������������������������������

���������Wege in politische Berufe

�������������������������

�����

����

������������������������

��������Der britische Ex-Außenminister David Miliband will die Labour-Basis einbinden ����������������

�������Liquid Democracy will die Entfremdung zwischen Politik und Bürgern beseitigen ����������

�����������������������������

��������������������������������������������������������������������������

���������������������������������������������������������������

���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������