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EINE REPORTAGE VON PETER BOGNAR, KONSTANZE FAßBINDER, INES GRUBER UND LISA WEIL 2000 Einwohner, 90% Roma, 100% Arbeitslosigkeit – das ist die Realität in Tiszabõ. I m etwa 120 Kilometer entfern- ten Budapest spricht die Re- gierung im Rahmen der EU-Rats- präsidentschaft davon, wie man die Roma durch Bildung integrieren solle. In Tiszabõ und dem nahe ge- legenen Tiszabura, den beiden ein- kommensschwächsten Gemeinden des Landes, wäre man hingegen froh, wenn man den normalen Schulbetrieb aufrecht erhalten könnte: Während die Schule in Ti- szabura wegen unbezahlter Gas- rechnungen bereits geschlossen wurde, hängt es in Tiszabõ am sei- denen Faden, ob der Ort sich seine Bildungseinrichtung weiter leisten kann. Hoffnungslosigkeit und das Ge- fühl, von der Regierung im Stich gelassen worden zu sein, über- wältigen die Menschen dort Tag für Tag. Akute Mängel gehören für die meisten Einwohner zum Alltag: Mangel an Heizmaterial, Strom, Arbeit, Bildung und Perspektive. Dafür haben sie andere Faktoren wie Straßenhunde, Frustration, Kriminaltät, Schulden und vor al- lem Zeit im Überfluss. Reise ins Nirgendwo Trotz eindringlicher Warnung im unweit gelegenen Törökszentmik- lós – es sei in Tiszabõ sehr gefähr- lich – fuhr das Reportageteam der BUDAPESTER ZEITUNG in die bei- den ärmsten Gemeinden Ungarns. Die Fahrt dorthin führte über mit Schlaglöchern übersäte, vereiste Straßen, einspurige Eisenbahnbrü- cken und ungesicherte Dämme in ein Niemandsland. Weit abseits von ausgerollten roten Teppichen, Sekt- empfängen und vollmundigen Po- litikerreden bot sich in Tiszabõ ein Bild der Trostlosigkeit. In Tiszabu- ra, der zweitärmsten Ort Ungarns, gab es zumindest vereinzelt noch einen Funken Hoffnung. Lesen Sie den vollständigen Artikel auf den Seiten 8-9. Politik Seite 4-5 Kultur Seite 11 KONTROVERSE: Vertreter von Regierung und Opposition trafen sich beim DWC zu einer Podiumsdiskussion. 11. Jahrgang/Nr. 9 Budapest, 28. Februar - 6. März 2011 www.bzt.hu 750 Forint - 3,00 Euro Gesellschaft Seite 16 KRITIK: Historiker Hans Mommsen spricht über die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands. KURIOSITÄT: Andrej Tóth stellt auf dem Kulturschiff A38 seine etwas anderen Bilder vor. Wirtschaft Seite 6 KONJUNKTURPAKET: Die umfassenden Reformpro- gramme der Regierung lassen weiterhin auf sich warten. Reise in die zwei ärmsten Ortschaften Ungarns Wenn einem Dorf das Gas abgedreht wird BZT / Peter Bognar In Deutschland war es 1949 das letzte Mal soweit, in Frankreich kam es 1958 zuletzt dazu und nun, 2011, soll auch in Ungarn ei- ne neue Verfassung den Beginn einer neuen Staatlichkeit symbolisieren. Nach Bekannt- werden der Wahlergebnisse sprach Premier Viktor Orbán von einer „Revolution in den Wahlkabinen“. Die Ablösung der Verfas- sung von 1949 durch ein neues Staatsrecht ist in den Augen der Regierung die logische und einzig mögliche Option. S eit der Wende gab es mehrere Anläufe, dem Staat eine neue Verfassung zu ge- ben. Sowohl die Antal-Regierung (1990-94) als auch die Regierung Horn (1994-98) unternahmen entschlossene, jedoch wenig erfolgreiche Versuche, den Systemwechsel mittels einer neuen Verfassung zum Ab- schluss zu bringen. So sehr eine neue Verfassung selbst noch 1998 notwendig ge- wesen wäre als Viktor Orbán das erste Mal die Regierungsgeschäfte übernahm, so sehr scheiterte auch er daran, einen breiten, für dieses Vorhaben notwendigen Konsens her- zustellen. Gelebte Verfassung Trotz Flickenschusterei hat sich die unga- rische Verfassung in den letzten 20 Jahren je- doch als durchaus belastbares Staatskonzept bewährt. Neben diversen Änderungen hat vor allem das Verfassungsgericht dabei ge- holfen, Ungenauigkeiten im Text zu inter- pretieren und damit Rechtssicherheit herzu- stellen. Ähnlich wie beim deutschen Grund- gesetz wurde die Verfassung aber nie durch den Willen des Volkes legitimiert. In beiden Fällen hat sich dies jedoch im Prinzip als ob- solet erwiesen, da die gelebte Verfassung ak- zeptiert war und ihre Legitimität nicht in Frage gestellt wurde. Verschiedene Konzepte Ebenso wie die fehlende Legitimierung findet der Fidesz weiterhin die Tatsache in- akzeptabel, dass die Verfassung Ungarns rein formal noch immer auf „stalinistischen Grundlagen“ beruht. Nicht zuletzt diese bei- den Makel will der Fidesz nun mittels einer neuen Verfassung beheben. Durch ihre ver- fassungsändernde Zweidrittelmehrheit ist die Regierungskoalition bei diesem Vorha- ben nicht auf die Zustimmung der anderen drei im Parlament vertretenen Parteien angewiesen. Neben dem Konzept der Fidesz-KDNP- Fraktion haben noch die MSZP und die LMP eigene Verfassungskonzepte vorgelegt. Allerdings sieht nur die ehemalige Regie- rungspartei MSZP die Notwendigkeit einer neuen Verfassung. Die seit 2010 das erste Mal im Parlament vertretene LMP spricht sich hingegen klar gegen eine neue Verfassung aus. Sie erkennt lediglich die Notwendigkeit diverser Verfassungsän- derungen an. Auf der Seite 3 stellen wir Ihnen die wichtigsten Eckpunkte der verschiedenen Verfassungs- entwürfe vor. Ungarn bekommt eine neue Verfassung Ohne stalinistische Wurzeln und vom Volkswillen legitimiert Roma-Kinder auf dem Schulhof in Tiszabõ – noch befinden sie sich auf einer „Insel des Friedens“. 771785 110000 11009 KURSE 198.67 18. Feb. 201.72 25. Feb. 322.12 18. Feb. 323.64 25. Feb. 269.65 18. Feb. 272.80 25. Feb. 208.56 18. Feb. 207.68 25. Feb. 22,363.85 22,548.10 22,352.78 BUX peak: 30,118.12 July 23, 2007 BUX low: 9,461 March 13, 2009 22,537.64 23,046.76 22,573.15 Budapest Stock Exchange OPEN 22,548.10 21. Feb. CLOSE 23,046.76 25. Feb. MO DI MI DO FR BSE www.takarékbank.hu

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  • EINE REPORTAGE

    VON PETER BOGNAR,

    KONSTANZE FABINDER,

    INES GRUBER UND LISA WEIL

    22000000 EEiinnwwoohhnneerr,, 9900%% RRoommaa,,

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    IIm etwa 120 Kilometer entfern-

    ten Budapest spricht die Re-

    gierung im Rahmen der EU-Rats-

    prsidentschaft davon, wie man die

    Roma durch Bildung integrieren

    solle. In Tiszab und dem nahe ge-

    legenen Tiszabura, den beiden ein-

    kommensschwchsten Gemeinden

    des Landes, wre man hingegen

    froh, wenn man den normalen

    Schulbetrieb aufrecht erhalten

    knnte: Whrend die Schule in Ti-

    szabura wegen unbezahlter Gas-

    rechnungen bereits geschlossen

    wurde, hngt es in Tiszab am sei-

    denen Faden, ob der Ort sich seine

    Bildungseinrichtung weiter leisten

    kann.

    Hoffnungslosigkeit und das Ge-

    fhl, von der Regierung im Stich

    gelassen worden zu sein, ber-

    wltigen die Menschen dort Tag fr

    Tag. Akute Mngel gehren fr die

    meisten Einwohner zum Alltag:

    Mangel an Heizmaterial, Strom,

    Arbeit, Bildung und Perspektive.

    Dafr haben sie andere Faktoren

    wie Straenhunde, Frustration,

    Kriminaltt, Schulden und vor al-

    lem Zeit im berfluss.

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    Trotz eindringlicher Warnung im

    unweit gelegenen Trkszentmik-

    ls es sei in Tiszab sehr gefhr-

    lich fuhr das Reportageteam der

    BUDAPESTER ZEITUNG in die bei-

    den rmsten Gemeinden Ungarns.

    Die Fahrt dorthin fhrte ber mit

    Schlaglchern berste, vereiste

    Straen, einspurige Eisenbahnbr-

    cken und ungesicherte Dmme in

    ein Niemandsland. Weit abseits von

    ausgerollten roten Teppichen, Sekt-

    empfngen und vollmundigen Po-

    litikerreden bot sich in Tiszab ein

    Bild der Trostlosigkeit. In Tiszabu-

    ra, der zweitrmsten Ort Ungarns,

    gab es zumindest vereinzelt noch

    einen Funken Hoffnung.

    Lesen Sie den vollstndigen

    Artikel auf den Seiten 8-9.

    PPoolliittiikk SSeeiittee 44--55 KKuullttuurr SSeeiittee 1111

    KKOONNTTRROOVVEERRSSEE::

    Vertreter von Regierung und

    Opposition trafen sich beim DWC

    zu einer Podiumsdiskussion.

    11. Jahrgang/Nr. 9 Budapest, 28. Februar - 6. Mrz 2011 www.bzt.hu 750 Forint - 3,00 Euro

    GGeesseellllsscchhaafftt SSeeiittee 1166

    KKRRIITTIIKK::

    Historiker Hans Mommsen

    spricht ber die nationalsozialistische

    Vergangenheit Deutschlands.

    KKUURRIIOOSSIITTTT::

    Andrej Tth stellt auf dem

    Kulturschiff A38 seine etwas

    anderen Bilder vor.

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    Die umfassenden Reformpro-

    gramme der Regierung lassen

    weiterhin auf sich warten.

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    SSeit der Wende gab es mehrere Anlufe,

    dem Staat eine neue Verfassung zu ge-

    ben. Sowohl die Antal-Regierung (1990-94)

    als auch die Regierung Horn (1994-98)

    unternahmen entschlossene, jedoch wenig

    erfolgreiche Versuche, den Systemwechsel

    mittels einer neuen Verfassung zum Ab-

    schluss zu bringen. So sehr eine neue

    Verfassung selbst noch 1998 notwendig ge-

    wesen wre als Viktor Orbn das erste Mal

    die Regierungsgeschfte bernahm, so sehr

    scheiterte auch er daran, einen breiten, fr

    dieses Vorhaben notwendigen Konsens her-

    zustellen.

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    Trotz Flickenschusterei hat sich die unga-

    rische Verfassung in den letzten 20 Jahren je-

    doch als durchaus belastbares Staatskonzept

    bewhrt. Neben diversen nderungen hat

    vor allem das Verfassungsgericht dabei ge-

    holfen, Ungenauigkeiten im Text zu inter-

    pretieren und damit Rechtssicherheit herzu-

    stellen. hnlich wie beim deutschen Grund-

    gesetz wurde die Verfassung aber nie durch

    den Willen des Volkes legitimiert. In beiden

    Fllen hat sich dies jedoch im Prinzip als ob-

    solet erwiesen, da die gelebte Verfassung ak-

    zeptiert war und ihre Legitimitt nicht in

    Frage gestellt wurde.

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    Ebenso wie die fehlende Legitimierung

    findet der Fidesz weiterhin die Tatsache in-

    akzeptabel, dass die Verfassung Ungarns rein

    formal noch immer auf stalinistischen

    Grundlagen beruht. Nicht zuletzt diese bei-

    den Makel will der Fidesz nun mittels einer

    neuen Verfassung beheben. Durch ihre ver-

    fassungsndernde Zweidrittelmehrheit ist

    die Regierungskoalition bei diesem Vorha-

    ben nicht auf die Zustimmung der anderen drei

    im Parlament vertretenen Parteien angewiesen.

    Neben dem Konzept der Fidesz-KDNP-

    Fraktion haben noch die MSZP und die

    LMP eigene Verfassungskonzepte vorgelegt.

    Allerdings sieht nur die ehemalige Regie-

    rungspartei MSZP die Notwendigkeit einer

    neuen Verfassung. Die seit 2010 das erste

    Mal im Parlament vertretene LMP spricht

    sich hingegen klar gegen eine neue

    Verfassung aus. Sie erkennt lediglich die

    Notwendigkeit diverser Verfassungsn-

    derungen an.

    Auf der Seite 3 stellen wir Ihnen die wichtigsten

    Eckpunkte der verschiedenen Verfassungs-

    entwrfe vor.

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    Roma-Kinder auf dem Schulhof in Tiszab noch befinden sie sich auf einer Insel des Friedens.

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  • 8 BUDAPESTER ZEITUNG RREEPPOORRTTAAGGEE 28. FEBRUAR - 6. MRZ 2011 NR. 9 9

    Der achtjhrige Lacika stottert. Mitscheuem Stolz zeigt er das Bild,das er im Malunterricht gezeichnet

    hat. Es sei die Zeichentrickfigur SonGoku, stammelt er. Auf das Lob der Er-wachsenen verzieht sich sein Mund zueinem breiten Lcheln.

    Lacika besucht die Grundschule im2000-Seelen-Ort Tiszab. Dieser liegtrund 120 Kilometer sdstlich von Buda-pest. Gefragt danach, was er werdenwolle, muss Lacika nicht lange berle-gen: Polizist. Kriszta, die junge, enga-gierte Schulpsychologin, erklrt spter,dass der kleine Junge ohne mnnlicheFamilienangehrige aufwachsen msse.Sie sind alle im Gefngnis, sagt sie.

    Gborn Domn, eine kleine, resolutwirkende Mittfnfzigerin, ist die Schuldi-rektorin in Tiszab. Sie erklrt, dass dierund 350 Kinder an der Schule aus-nahmslos Roma seien. Sie kmen bereitsmit groen Defiziten in die Schule. Mitsechs Jahren knnten sich viele sprach-

    lich noch nicht richtig ausdrcken. Wiesoll man ihnen da das Lesen und Schrei-ben beibringen?

    Viele der Schler knnten dieses Han-dikap bis zum Schulabgang im Idealfallim Alter von 14 Jahren nicht ausmer-zen, erklrt Schulpsychologin Kriszta. Ineiner weiterfhrenden Schule htten esdie meisten daher sehr schwer. Viele ge-ben schon nach ein bis zwei Monatenauf. Ihre sptere Arbeitslosigkeit sei alsovorprogrammiert.

    Laut Kriszta gibt es auch immer wiederSchlerinnen, die mit vierzehn, fnfzehnJahren schwanger werden. Um das Kin-dergeld beziehen zu knnen, sagt sie.Oder sie wrden einfach nicht verhten.Prostitution in diesem Alter sei auch kei-ne Seltenheit. Wir haben ein vierzehn-jhriges Mdchen an der Schule, dasschon mit zwlf Jahren auf den Strichging, erzhlt sie. Das Mdchen sei jetztschwanger.

    Schuldirektorin Domn ergreift wieder

    das Wort. Sie meint, dass die Schler kei-nerlei Respekt vor fremdem Eigentumhtten. Sie zerschlagen Fenster, klauenWasserhhne, zerstren neue Mbel undbeschmieren die frisch gestrichenen wei-en Wnde. Wenn man nach dem Grundfrage, heit es nur, weil es cool ist.

    Prgeleien stnden auch auf der Ta-gesordnung. Allein in den letzten drei Ta-gen habe es ein gebrochenes Jochbeinund einen Armbruch gegeben, sagt dieDirektorin. Psychologin Kriszta fgt er-klrend hinzu, dass die Schlgereien vorallem der tiefen Unzufriedenheit derSchler geschuldet seien. Das triste Le-ben frustriert die Kinder, das entldt sichoft in Gewalt.

    Kein Auswegin Sicht

    Eine ltere Lehrerin gesellt sich hinzu.Von den vielen Lehrjahren sichtlich er-mattet, erzhlt sie, dass ihre Schler oftim ordinren Tonfall mit ihr sprechenwrden. Ich ignoriere sie dann, und sa-ge ihnen, dass das Klassenzimmer eineInsel des Friedens ist, wo so nicht mit-einander geredet wird. Im Unterrichtfunktioniere das ganz gut. Doch in denPausen wrden sich die Schler schlag-artig wieder zu wilden Tieren verwan-deln. An dieser Schule muss man alsLehrer jeden Tag neu anfangen, das istunglaublich anstrengend, sagt sie ge-knickt.

    Ob es denn einen Ausweg gebe? Ler-nen, lernen, lernen. Es gibt kein besseresRezept, da sind sich die Lehrerin und dieSchuldirektorin einig. Doch welcheBerufswnsche haben die lteren Kindereigentlich? Die elfjhrige Ildik will Fris-rin werden, so wie viele andere Schlerin-nen auch. Die vierzehnjhrige Zsuzsannamchte ebenfalls in einem Friseurgeschftarbeiten. Oder ich heirate Ern.

    Ich werde nichts, sagt der zehnjh-rige Bla. Demgegenber hat der zweiJahre ltere Andrs bereits konkrete Vor-stellungen: Polizist wre toll, dann sper-re ich nmlich die Leute ein, die klauen.Und was klauen sie?, fragt die Lehrerin.Na Holz im Wald, lautet seine Antwort.Und du klaust kein Holz im Wald,Andrs? Doch. Deshalb werde ich michselbst einsperren. Seine Worte sorgen imKlassenzimmer fr Gelchter.

    Auf die Frage, ob die Schler Hungerleiden mssten, erzhlt Schulpsycho-login Kriszta von einem neunjhrigenMdchen, dass krzlich mit Bauch-schmerzen zu ihr gekommen sei. Sie ha-be ihr Tee mit viel Zucker gegeben. Dashat frs erste die Magenschmerzen gelin-dert. Danach htten sie zusammen mitPuppen gespielt. Das Mdchen sei dabeidas Hhnchen gewesen das Hhn-chen, das keine Krner bekommt.

    Der Geographieunterricht an derSchule findet mit Hilfe von Computernstatt. Milde lchelnd erzhlt der etwafnfzigjhrige Lehrer, dass der Groteilder Kinder weder gut lesen noch schrei-ben knne. Deshalb versuche er ihnenden Lehrstoff visuell ber das Internetzu vermitteln, etwa mit Google Maps.Sie knnen sich dann zum Beispiel dasSchachbrettmuster einer amerikanischenStadt besser vorstellen. Wrde ich ihnendieses Phnomen erklren, wrden sie

    es nicht verstehen. In jeder Unterrichts-stunde gebe er den Kindern auch nur ei-ne Aufgabe. Mehr kann ich ihnen nichtzumuten.

    Haben sie die Aufgabe gelst, drfendie Schler im Internet surfen oder sichComputerspielen hingeben. Zwei Md-chen in reiferem Alter sehen sich gebanntBilder von pubertren Buben an, die imInternet mit nacktem Oberkrper posie-ren. An einem anderen Gert ist einSchler ganz darin vertieft, Autorennenzu fahren. Selbst einen Computer zu be-sitzen ist in Tiszab, wo viele Familiennicht einmal eine Toilette im Haus habenund den Strom von der Stromleitung ab-zapfen, fast undenkbar.

    Auf dem trostlosen Schulhof rutscheneinige Schler zum Spa auf den zuge-frorenen Pftzen umher. Kaum ein Kindist der Jahreszeit entsprechend gekleidet.Die meisten tragen Turnschuhe und Jog-ginghosen. Handschuhe, Mtzen oderSchals, geschweige denn warme Winter-jacken sind nur wenige zu sehen. Frhergab es viele Bume auf dem Schulhof.Heute zeigen Baumstmpfe gen Himmel.

    Auf den heruntergekommenen Zu-stand der Schule angesprochen, erzhltDirektorin Domn, dass das Gesund-heitsamt (NTSZ) sogar schon mit ihrerSchlieung gedroht habe. Sie ist unhy-gienisch und fr die Kinder zum Teil le-bensgefhrlich, so Domn. In der Schu-le werde nicht geputzt. Es sei einfachkein Geld dafr da. Die fehlende Reini-gung springt vor allem in den Toilettenins Auge: Die weien Fliesen sind braunverschmiert. Vom Matsch des Schulhofs?Offenbar wird auch wenig gelftet. Imganzen Gebude riecht es nach abgestan-dener Luft und Schwei.

    In ihrer Hilflosigkeit ist SchuldirektorinDomn besonders auf die Regierendenwtend: Statt den Mund vollzunehmen,sollten die Politiker vorbeikommen undendlich Taten sprechen lassen. Schulenwie diese hier, sind eine Schande fr die-ses Land.

    Bis zum Halsin Schulden

    Auf der Fahrt von der Schule zum Br-germeisteramt sind auf der Strae vielestreunende Hunde zu sehen. EtlicheHuser sind unbewohnt. Durch Fenster-hhlen sieht man in ihr entkerntes Inne-res. Aus den Hausruinen wurde sichtlichalles Verwertbare geplndert. Mauerrestedeuten an, wo frher einmal ein Garten-zaun war.

    Das Brgermeisteramt steht dem Ortan Tristesse in nichts nach. Kalter Zigaret-tenrauch erfllt das gedrungene Ge-bude. Rasch wird klar, warum es hier sostickig ist: Im Bro von BrgermeisterBarnabs Farkas hngt der Rauch in dik-

    ken Schwaden. Ein paar verstaubte undvergilbte Plastikorchideen stehen auf denSchrnken hinter dem Schreibtisch. Far-kas sitzt in gebeugter Haltung da. Aufdem dunklen Anzug, den er trgt, sindseine Haarschuppen besonders gut sicht-bar. Er nuschelt.

    Tiszab steckt bis zum Hals in Schul-den. Der Stromversorger, sagt er, werdewegen unbeglichener Rechnungen denStrom im Mrz voraussichtlich abdrehen.Es ist nicht mein Fehler, beeilt sich derBrgermeister zu beteuern. Es gebenichts mehr, woran in der Gemeindenoch gespart werden knne. MangelsGeld sei von ihm auch schon die Putz-frau entlassen worden. Jetzt putzt derNotar das Brgermeisteramt und auchich helfe ab und zu mit. Er habe der Re-gierung bereits mehrere Briefe geschrie-ben und darum gebeten, dem Ort finan-ziell unter die Arme zu greifen. Doch seisein Anliegen jedes Mal auf taube Ohrengestoen, schildert er.

    Ob es in Tiszab Arbeit gebe? Farkasschttelt den Kopf: Hier sind alle ar-beitslos. Frher, sagt er, frher warTiszab eine blhende Ortschaft. JederHaushalt hatte Khe, Schweine undHhner. Doch dann sei die groe Flutgekommen. 2002 sei die Thei, die amDorf entlang fliet ber die Ufer getreten.Die Zerstrungen der berschwem-mung waren gro. Seither befinde sichTiszab im Niedergang. Viele Ungarnsind wegen der aussichtslosen Lage weggegangen. Heute leben praktisch nurnoch Zigeuner hier, erklrt Farkas, derselbst Roma ist.

    Die Hiergebliebenen htten nicht ein-mal mehr Geld zum Heizen. Sie gehenin die umliegenden Wlder, um illegalHolz zu fllen. Farkas kommt auch aufdie vielen leerstehenden Huser zu spre-chen, die in Tiszab oft bis auf dieGrundmauern abgetragen wurden. UmEisen und andere Baumaterialien ver-kaufen zu knnen, vergreifen sich diemittellosen Einwohner einfach an denleeren Gebuden. Die Situation im Ortsei bereits so dramatisch, dass die Ein-wohner in ihren eigenen Husern Flie-sen und sanitre Anlagen abmontieren,um an Geld zu kommen.

    Was die Menschen ohne Arbeit denganzen Tag so machen? Sie vermehrensich, antwortet der Brgermeister tro-cken. Er erklrt: Wenn jemand keine Ar-beit hat und den ganzen Tag zu Hauseist, was soll er denn mit seiner Frau sonsttun? Er hat Zeit, und er ist vor allem aus-geruht.

    Illegale Rohdungender Wlder

    Die Fahrt in die rund zwanzig Kilome-ter entfernte Ortschaft Tiszabura fhrtentlang der Thei ber einen Damm.Diese Strecke sei besser als die vonSchlaglchern berste Landstrae, heites in Tiszab. Auf dem schmalen Gratdes Damms ist es rutschig. Alles andereals Schritttempo wre waghalsig.

    Whrend der Fahrt heulen immer wie-der Motorsgen auf und man hrt dasBrechen von Holz. Auf dem Damm ver-kehren trotz eisiger Temperaturen auchRadfahrer. xte und Sgen sind auf dieGepcktrger der Rder gezurrt. An ei-nem Waldrand seitlich des Dammespacken Mnner Baumstmme und steauf einen Autoanhnger. Sogar am hell-lichten Tag wird hier illegal abgeholzt.Von einem ehemaligen Baumbestand da-neben sind nur noch Stmpfe brig, dieaus der silbrig glnzenden Eisflche ra-gen.

    Der Brgermeister von Tiszabura,Lszl Farkas, ist leger gekleidet. Trotzdes Wusts an Problemen strahlt er Unbe-kmmertheit aus. In seinem Bro fallenzwei Wandkarten besonders auf. Auf dereinen ist Groungarn, auf der anderendas Land in seiner heutigen Gre abge-bildet. Einige welke Zimmerpflanzen imBro haben wohl lange kein Wassermehr bekommen.

    Seit zehn Jahren steht Farkas an derSpitze von Tiszabura. Mit 23 Jahre wurdeer zum ersten Mal zum Brgermeister ge-whlt. Was will dieser Rotzbub?, httendie Skeptiker damals gefragt. Heute sagtFarkas selbstbewusst, dass er auer sichniemand anderen im Ort kenne, der denProblemen gewachsen wre.

    Auch Tiszabura steckt heillos in Schul-den. Die Grnde fr diese Malaise ortetFarkas in der verfehlten Politik der einsti-gen Regierung unter Pter Medgyessy(2002-2004). Medgyessy und seine links-liberale Regierung erhhten nach ihremWahlsieg im Jahr 2002 die Lhne der f-fentlich Bediensteten um 50 Prozent.

    Schn und gut, sagt Farkas, nur dasses keine Deckung fr diese Lohnerh-hungen gab. Der Brgermeister erzhlt,dass sich die Ortschaft gezwungen sah,Kredite aufzunehmen, um die abrupt ge-stiegenen Lohnkosten der Dorfbediens-teten bezahlen zu knnen.

    Heute belaufen sich die Schulden vonTiszabura auf rund 100 Millionen Forint.Alles unbezahlte Rechnungen, erklrtFarkas. 15 Millionen allein machen die nichtbeglichenen Gasrechnungen aus. Als

    Konsequenz habe der rtliche Energie-versorger im Dezember kurzerhand denGashahn zugedreht. Ohne Gas gibt es kei-ne Heizung, und ohne Heizung kann un-ter anderem die Schule nicht betriebenwerden. Das war ein Schlag ins Gesicht.

    Der Schulunterricht findet derzeit not-gedrungen im Sitzungssaal des Brger-meisteramtes, im verwahrlosten Kultur-haus und einem gemeinntzigen Gebu-de der Ortschaft statt wegen des Platz-mangels in Vormittags- und Nachmittags-schichten. Wann der Schulbetrieb imSchulgebude wieder aufgenommenwerden kann? Wenn das Gas aufgedrehtwird, sagt der Brgermeister lapidar.Und fgt mit einem schalkhaften Lchelnhinzu: In Auschwitz haben wir uns dar-ber nicht so gefreut.

    In diesem Jahr, sei wegen Geldman-gels auch ein Programm fr die Vergabevon gemeinntziger Arbeit eingestelltworden. Whrend im Vorjahr noch rund600 Menschen in Tiszabura Arbeit undein bescheidenes Einkommen gegebenwurde, verrichten heute nur noch dreiPersonen gemeinntzige Ttigkeiten.

    Das bedeutet auch, dass viele nichteinmal mehr die monatliche Sozialhilfein Hhe von 28.500 Forint erhalten. DerGrund: Diese ist an Arbeit gekoppelt. Frden Erhalt muss man mindestens zweiMonate im Jahr gearbeitet haben. UndArbeit gibt es weit und breit kaum. Vorder Wende habe es in der Umgebungnoch eine Tabakfabrik, eine Zuckerfa-brik, ein Geflgelverarbeitungsunterneh-men und Bauindustrie gegeben. Alle ha-ben dicht gemacht, so Farkas. Oben-drein seien auch die funktionierendenKolchosen zerschlagen worden, wo-durch ebenfalls viele Menschen arbeits-los wurden.

    Wenn bei vielen nun auch noch dieSozialhilfe wegfllt, habe ich die Sorge,dass in Tiszabura nicht nur die Krimina-litt weiter ansteigt, sondern dass Men-schen auch hungern mssen, sagt Far-kas. Der Brgermeister erzhlt, dass vieleBewohner des Ortes auf eigene Faust indie nahe gelegenen Wlder jagen gin-gen. Vor kurzem ist jemand mit einemWildschwein zurckgekehrt.

    Ob es Polizisten im Ort gebe? Aufdem Papier gibt es drei, ich habe bisheraber nur einen getroffen, sagt der Br-germeister. Und der habe sich auch nurblicken lassen, weil er fr seine Fraunach Arbeit gesucht habe. Weil wir dieLeute nicht mehr bezahlen knnen, gibtes im Ort auch keine Brgerwehr mehr,sagt Farkas. Und dann gebe es auch nochdas Problem der streunenden Hunde.Die hungrigen Tiere rotten sich zu Ru-deln zusammen und gehen in der Umge-bung von Tiszabura auf Jagd, so der Br-germeister. Er warnt davor, gewisse Ge-genden in der Gemeinde bei Dunkelheitaufzusuchen. Sie sind sehr angriffslustig.

    Was kann manhier schon machen?

    Hinter dem geisterhaft leer stehendenSchulgebude ist das Kulturhaus zu fin-den. Das Gebude ist klein, die Fenster-gitter sind verrostet. Im Inneren brckeltder Putz. Drinnen ist es aber warm. berder Bhne des kleinen Festsaals prangtnoch die Weihnachtsdekoration. Auer-dem hngen rosafarbene Luftballons undPapiergirlanden von der Decke. GleicheChancen gegen Brustkrebs steht in gro-en Lettern an der Wand. In der Mitte desRaumes hngt eine kleine Diskokugelmit blinden Spiegeln.

    Hinter provisorischen Pappwndenwurde hier notdrftig ein Unterrichts-raum eingerichtet. In den restlichenKlassenzimmern, die in fensterlosen,muffigen Rumen beherbergt sind, ste-hen die Sthle schon auf den Tischen. Esist spter Nachmittag. Zwei Frauen mitt-leren Alters sind gerade dabei, das Ge-bude zu reinigen. Eine der beiden ist ei-ne Roma.

    Die Frauen gehren zu jenen drei Per-sonen, die im Ort noch gemeinntzigeArbeit leisten. Fr sechs Stunden pro Tagerhalten sie einen Lohn in Hhe von mo-natlich 45.000, fr vier Stunden kriegtman 31.000 Forint. Die Roma klagt berihren immergleichen Alltag: Was kannman in diesem Kaff schon machen? Ein-mal im Jahr, sagt sie, gehe die ganze Fa-milie in den Nachbarort Pizza essen. Dassei der einzige Lichtblick in ihrem eint-nigen Leben. Die andere Frau erzhlt,dass sie bisher nur einmal in Budapestgewesen sei vor 28 Jahren zur Hoch-zeitsreise mit ihrem Mann. Budapest istrund 100 Kilometer von Tiszabura ent-fernt.

    Wie das Zusammenleben von Ungarnund Roma in Tiszabura funktioniere?Eigentlich gut, meinen beide. Konflik-te gibt es nicht. Wenn, dann nur deshalb,weil die Zigeuner klauen. Die beklauensich aber auch untereinander, sagt dieRoma. Die andere Frau ergnzt: Deshalbfinde ich, dass wir in Tiszabura kein eth-nisches, sondern ein soziales Problemhaben. Ihre Kollegin nickt zustimmend.

    3000 Einwohner 1 Arzt

    Allgemeinarzt Balzs Horvth ist jungund sportlich. Er trgt einen Dreitagebart.Sein schulterlanges Haar hat er zu einemZopf gebunden. Horvth ist der einzigeArzt, der in Tiszabura geblieben ist. DerKinder- und der Zahnarzt haben die Ort-schaft wegen der misslichen Situation vorwenigen Monaten fluchtartig verlassen.Deshalb ist Horvth heute fr rund 3.000Einwohner zustndig, in denen dieMehrheit Roma sind.

    Die gesundheitliche Situation hier imDorf ist weitaus schlechter als die des na-tionalen Durchschnitts, so Horvth. Diehufigsten Krankheiten seien Mangeler-krankungen, Rheuma, Asthma und Herz-Gef-Erkrankungen. Auerdem gebe esviele Flle von Schwangerschaften beiMinderjhrigen. Dabei hlt die Gemein-deschwester regelmig Vortrge un-aufgeklrt sind die Jugendlichen alsonicht. Wir verteilen umsonst Kondome,und auch die Dreimonats-Verhtungs-

    spritze kostet wenig. Aber wenn Jugend-liche verliebt sind, ist ihnen alles egal und die Jungs mgen Kondome ebennicht so gern, erklrt der Arzt.

    Trotz der bitteren Armut in Tiszaburasei im Winter noch niemand mit Erfrie-rungswunden oder Frostbeulen zu ihmgekommen. Probleme resultieren eheraus dem Gegenteil. Die meisten Familienheizen mit Holz aus den umliegendenWldern. Um die Wrme in der Woh-nung zu halten, lften sie jedoch kaum.Dadurch werden stndig Schadstoffe ein-geatmet, die sich in der Lunge absetzen,erklrt Horvth. Das Ergebnis sei einberdurchschnittlich hohes Vorkommenvon chronischem Asthma, vor allem beiKindern. Atemwegerkrankungen sindbei Kindern aber auch deshalb so hufig,weil viele Mtter ihre Suglinge mitKuhmilch fttern, so der Arzt.

    Ein anderes groes Problem seienFehlernhrung und der enorme Vita-minmangel. Viele meiner Patienten es-sen kaum Obst oder Gemse. Die Men-schen hier verzehren vor allem Weibrotund Schweinefleisch, das in Massen je-doch entzndungserregend wirkenkann, sagt Horvth. Viele wrden sichauch mit Chips, Cola und Sigkeitenvollstopfen, wenn sie ihre Lhne oderSozialgelder bekmen, wei der Arzt.

    Ihre Kinder seien den Roma heilig.Sei ein Roma-Kind ernsthaft krank,nhmen sie trotz Mittellosigkeit auchgroe Unkosten in Kauf. Wenn esnicht anders geht, nehmen sie einenKredit auf, um Medikamente oder dieFahrtkosten ins Krankenhaus bezahlenzu knnen. Horvth meint damit kei-ne Bankkredite, sondern Kredite vonPrivatpersonen mit Wucherzinsen. Invielen Fllen knnten die horrendenRckzahlungen von den Schuldnernaber nicht geleistet werden. Im Ortwurden deshalb auch schon Huser inBrand gesteckt, wei er zu berichten.

    Kakerlaken hinterden Wnden

    Jzsef Tur wirkt auf den ersten Blickjungenhaft. Bei genauerem Hinsehen

    sieht der Roma aber mde und abgear-beitet aus. Tiefe Falten umgeben seinegrnen Augen. Mit seiner jetzigen Frauhat er sieben Kinder, vier von ihr, dreivon ihm.

    Grinsend und bisweilen Grimassenschneidend, sehen die hbsch gekleide-ten Kinder ihrer Mutter dabei zu, wie siein der Kche sovny zubereitet. Sovnybedeutet mager. Es ist ein billiger Ersatzfr Brot, das fr viele Familien in Tisza-bura zu teuer ist. Aus Wasser, Backpulverund Hefe knete ich einen Teig und frittie-re ihn dann in heiem l, erklrt sie.

    Seit fnf Jahren ist Jzsef arbeitslos.Zuvor habe er jahrelang als Maurer frein Bauunternehmen gearbeitet. Bis zu370 Stunden im Monat. Jzsef will un-bedingt wieder arbeiten. Um den Kin-dern eine ordentliche Ausbildung ge-ben zu knnen, sagt er. Derzeit betra-ge das Familienbudget rund 150.000Forint im Monat. Es setze sich vor allemaus der Familienbeihilfe zusammen.Viel zu wenig, um meiner Familie einanstndiges Leben bieten zu knnen,sagt Jzsef.

    In ihrem Haus bewohnen Jzsef undseine Familie drei Zimmer. Weil es zuwenige Betten gibt, schlafen jeweilszwei Kinder auf einer Liegestatt. ImWohnzimmer prangt eine Tapete mitEfeu-Muster, darunter verdeckt eineHolzvertfelung die Wand. Immer wie-der krabbeln hinter der Vertfelung k-ferartige Getiere hervor. Etwa Spinnen?Nein, nein, das sind Kakerlaken, er-klrt die lteste Tochter Ildik.

    Auch die Kche ist nur beim erstenHinsehen adrett. Nach einer Weile flltauf, dass der Wasserhahn an der K-chensple aus einem groen grauenLoch in der Wand hervorragt. Hinter dergroen Kchentheke wiederum hrendie Bodenfliesen einfach auf und esschaut das nackte Erdreich hervor.

    Die vierzehnjhrige Ildik drckt sichselbstsicher und gewhlt aus. Sie hatfeste Plne. So wolle sie eine Handels-schule besuchen, mit Englisch und Fran-zsisch als Wahlsprachen. Jzsef hofft:Diese Schule wird fr meine Tochtervielleicht ein Ausweg aus der Armuts-falle sein.

    WWeennnn eeiinneemm DDoorrff ddaass GGaass aabbggeeddrreehhtt wwiirrdd

    Tiszab und Tiszabura gelten als die zwei rmsten Gemeinden Ungarns.In beiden Ortschaften herrschen immense Arbeitslosigkeit und bittere

    Armut. Ein Reportageteam der BUDAPESTER ZEITUNG machte sich ein Bild von den Zustnden in den zwei Orten.

    VON PETER BOGNAR, KONSTANZE FABINDER, INES GRUBER UND LISA WEIL

    Der Brgermeister von Tiszabura: Lszl Farkas.

    Eine der Ruinen in Tiszab.

    Jzsef Tr mit einem seiner sieben Kinder.

    Eine Grundschulklasse in Tiszab. Familie Tr in ihrem Zuhause. Der Brgermeister von Tiszab: Barnabs Farkas.

    Trotz des schlechten Zustands wird auch dieses Haus bewohnt.

  • THE BUDAPEST TIMES14 MARCH 20 MARCH 2011

    0066

    FFEE

    AATT

    UURR

    EE

    No highways to hell: A journey to When the gas is

    turned off

    INES GRUBER

    Two-thousand resi-

    dents, 90 per cent

    Roma, 100 per cent

    unemployment

    that is the reality in

    Tiszab. About 120

    kilometres away from the neigh-

    bouring villages of Tiszab and

    Tiszabura, there is talk in Budapest

    within the framework of the EU

    Presidency of the importance of

    education in integrating Roma citi-

    zens. In the two villages, which have

    the nations lowest income level,

    people would be happy if the local

    schools could operate as normal: while

    the school in Tiszabura has already

    closed because of unpaid bills, in

    Tiszab, the nations poorest village

    according to market research

    company GfK, it is touch and go

    whether the village will be able to

    afford to keep its school running.

    The residents are overwhelmed by

    feelings of hopelessness and having

    been abandoned by the government.

    Acute shortages plague most of the

    inhabitants on a daily basis: they lack

    heating materials, electricity, work,

    education and the prospect of a

    better future. They have other factors

    such as stray dogs, frustration, crime,

    debts and above all time in excess.

    Journey to nowhere

    Despite being heavily warned of

    the dangers of Tiszab in the nearby

    town of Trkszentmikls, The

    Budapest Times visited Hungarys two

    poorest villages. The journey took us

    over icy roads littered with potholes,

    one-lane railway bridges and unse-

    cured dams to a no mans land. A

    world away from red carpets, cham-

    pagne receptions and the overblown

    speeches of politicians, Tiszab

    painted a grim picture. In Tiszabura,

    the second-poorest village, there were

    at least occasional glimmers of hope.

    Lessons still to be learned

    Eight-year-old Lacika shows us the

    picture that he drew in his art lesson

    with shy pride. It is the cartoon char-

    acter Songoku, he stutters. When

    praised by the adults present, the

    corners of his mouth turn up into a

    broad smile.

    Lacika attends the primary school

    in Tiszab, a village with a population

    of around 2,000 southeast of

    Budapest. He does not have to think

    for long when asked what he wants to

    be when he grows up. A policeman,

    he says. Kriszta, the young and dedi-

    cated school psychologist, later

    explains that the young boy is

    growing up without the presence of

    any male relatives. Theyre all in

    prison, she says.

    Kriszta says many of the pupils are

    not able to overcome those deficien-

    cies by the time they leave school, in

    the best-case scenario at the age of

    14. Most of them therefore find it

    very difficult to continue their educa-

    tion in another school. Many give up

    after one or two months, she says.

    Their later unemploy-

    ment is inevitable.

    According to

    Kriszta there

    are regularly

    pupils who

    b e c o m e

    pregnant at

    the age of

    14 or 15

    e i t h e r

    because they

    want to claim

    child benefits

    or simply because

    they do not use

    c o n t r a c e p t i o n .

    Prostitution at that age is not

    uncommon, she tells us. There is a

    14-year-old girl at the school who

    started walking the streets at the age

    of 12. The girl is now pregnant.

    Domn says the pupils have no

    respect for the property of others.

    They smash windows, steal water

    taps, destroy new furniture and dirty

    the freshly painted white walls.

    When asked why they simply say

    because its cool, Domn explains.

    The children regularly beat each

    other up, she says. Just in the last

    three days there have been a broken

    cheekbone and a broken arm.

    Kriszta says that such aggression is

    rooted in the deep dissatisfaction of

    the pupils. The miserable life here

    frustrates the children and that is

    unleashed in violence, she says.

    No way out in sight

    An elderly teacher joins us. Visibly

    worn down from many years of

    teaching, she tells us that her pupils

    often swear when they talk to her. In

    such cases I just ignore them and tell

    them that the classroom is an island

    of peace where we dont

    talk to each other like

    that. It works

    well during the

    lessons but at

    break time

    the pupils

    a b r u p t l y

    turn back

    into wild

    a n i m a l s ,

    she says. At

    this school

    the teachers

    have to start

    again from the

    beginning every day.

    Thats incredibly exhausting.

    Setting their sights low

    Is there any way out? The teacher

    and the school director both say that

    there is no better way than to learn,

    learn and learn. But what career aspi-

    rations do the older children actually

    have? The 11-year-old Ildik wants to

    become a hairdresser like many of the

    other female pupils. The 14-year-old

    Zsuzsanna would also like to

    cut hair for a living.

    Or Ill marry

    Ern, she says.

    I wont be

    a n y t h i n g ,

    says the ten-

    y e a r - o l d

    Bla. By

    c o n t r a s t

    Andrs, who

    is two years

    older than

    Bla, has a clear

    idea of what he

    would like to be: Id

    like to be a policeman.

    Then I could lock people up who

    steal. And what do they steal? asks

    the teacher. Wood in the forest of

    course, he answers. And dont you

    steal wood in the forest, Andrs? Yes

    I do, thats why Ill lock myself up. His

    words make the whole class laugh.

    Hunger bites

    As to whether the pupils suffer from

    hunger, school psychologist Kriszta

    tells us of a nine-year-old girl who

    recently came to see her with a

    stomach ache. Kriszta gave her tea with

    plenty of sugar. That alleviated her

    stomach pains for the time being.

    Afterwards they played together with

    toys. The girl was the chicken the

    chicken that doesnt get any grain,

    Kriszta says.

    Learning less

    The geography lesson at the school

    makes use of computers. With a gentle

    smile the teacher, who is aged around

    50, explains that most of the pupils can

    neither read nor write well. That is why

    he tries to convey the lesson material

    to them visually using the internet,

    for example Google Maps. That gives

    them a better idea, for example, of the

    chessboard pattern of an American

    city. If I tried to explain that phenom-

    enon to them they wouldnt under-

    stand it. In each lesson he gives the

    pupils just one exercise. I cant

    demand more of them.

    Once they have completed the exer-

    cise, the pupils are allowed to surf on

    the internet or play computer games.

    Two of the older girls gaze at pictures

    of teenage boys posing with bare

    chests. At another machine a pupil is

    busy driving a racing car. Owning their

    own computer is almost unthinkable in

    Tiszab, where many families do not

    even have an inside toilet and siphon

    off electricity from the power line.

    Run down

    In the bleak

    schoolyard a

    few children

    are skidding

    around on

    the frozen

    puddles for

    fun. Few

    pupils are

    d r e s s e d

    appropriately

    for the time of

    year. Most are

    wearing trainers and

    tracksuit trousers. Gloves, winter

    hats and scarves, let alone warm

    winter coats, are barely seen. Earlier

    there were plenty of trees in the

    schoolyard but today there are just

    tree stumps looking towards the sky.

    When asked about the run-down

    state of the school, the director

    Domn say the State Health

    Authority NTSZ has threatened to

    close it. Its unhygienic and some

    parts of the building are hazardous

    for the children, Domn says. The

    school is not cleaned because there is

    simply no money available, she says.

    The lack of cleaning is particularly

    noticeable in the toilets, where the

    white tiles are smeared brown. Is that

    from the mud of the schoolyard?

    Evidently the school is not aired

    often. The whole building has a stale

    stench of sweat.

    In her despair Domn is particu-

    larly angry with those in government:

    Instead of spewing out words the

    politicians should come here and

    finally let actions speak louder than

    words. Schools like this one are a

    shame on this country.

    Village up to neck in debt

    On the way from the school to the

    mayors office we see numerous stray

    dogs on the streets. Several houses

    are uninhabited. Through the

    windows without panes it is possible

    to see the gutted interiors.

    Everything of any value has evidently

    been taken from the ruins.

    The mayors office is just as

    wretched as the rest of the village.

    The smell of nicotine permeates the

    small building. It soon becomes clear

    why: the office of the mayor,

    Barnabs Farkas, is dense with ciga-

    rette smoke. A few dusty and yellowed

    plastic orchids stand on the

    cupboards behind the desk. Farkas

    sits hunched over. His dandruff is

    particularly visible on the dark suit

    that he is wearing. He mumbles.

    Tiszab is up to its neck in debts,

    Farkas says. The electricity supplier

    has indicated that it will turn off the

    power in March because of unsettled

    bills. Its not my fault, he hastens to

    add. The village cannot cut any

    further costs. For lack of money he

    has had to let the cleaning lady go, he

    says. Now the village clerk cleans the

    mayors office and I also help from

    time to time. Farkas says that he has

    written several times to the govern-

    ment and asked for financial support

    but all his requests have fallen on

    deaf ears.

    Joblessness

    Is there work in Tiszab? Farkas

    shakes his head. Everyone is unem-

    ployed here. Earlier Tiszab was a

    flourishing village. Every household

    had cows, pigs and chickens. Then

    in 2002 the Tisza, which flows along-

    side the village, burst its banks, he

    says. The flood caused massive

    destruction. Since then Tiszab has

    been in decline. Many Hungarians

    left because of the hopeless situation.

    Today practically only gypsies

    remain, says Farkas, who is himself

    Roma.

    Those who have remained do not

    have enough money to heat their

    homes, he says. They go to the

    surrounding forests to fell trees for

    firewood illegally. Farkas speaks

    about the many vacant houses from

    which everything has been carried off

    apart from the foundation walls.

    Domn Gborn, director of the school in Tiszab, says its 350 pupils are all Roma. At the age of six many of them still cannot speak prop-erly. How can we teach them to read and write under such circumstances? she asks.

    In her despair Domnis particularly angry with

    those in government: Instead ofspewing out words the politiciansshould come here and finally letactions speak louder than words.

    Schools like this one are ashame on this country.

    What do the peopledo all day without work?

    They multiply, the mayor saysdrily. If men dont have any work andare at home all day, what else arethey going to do with their wives?

    They have time on their handsand plenty of energy.

    Tiszab Mayor Barnabs Farkas says thevillages electricity supplier will cut off powerthis month.

    The destitute villagers simply pull apart the empty buildings to get hold of iron and other buildingmaterials that they can sell, says Tiszab Mayor Barnabs Farkas. Villagers even remove tilesand bathroom fittings in their own houses to raise cash.

  • 14 MARCH 20 MARCH 2011

    0077THE BUDAPEST TIMES FFEE

    AATT

    UURR

    EE

    The destitute villagers simply pull

    apart the empty buildings to get hold

    of iron and other building materials

    that they can sell. The situation is so

    desperate that villagers even remove

    tiles and bathroom fittings in their

    own houses to raise cash.

    What do the people do all day

    without work? They multiply, the

    mayor says drily. If men dont have

    any work and are at home all day,

    what else are they going to do with

    their wives? They have time on their

    hands and plenty of energy.

    Illegal deforestation

    To get to the village of Tiszabura,

    which is 20 kilometres away, we drive

    over a dam along the Tisza. That

    route is better than the country road

    littered with potholes, we are told in

    Tiszab. It is slippery on the narrow

    dam. Progressing at anything faster

    than walking pace would be reckless.

    During the journey we repeatedly

    hear the sounds of electric saws.

    Despite the icy temperatures there

    are cyclists travelling on the dam with

    axes and saws tied to the racks of

    their bicycles. At the edge of the

    forest to the side of the dam men are

    loading logs and branches into a

    trailer. Trees are being felled illegally

    in broad daylight. A few stumps

    protruding from a layer of ice are all

    that remain of a formerly wooded

    area.

    Tiszabura Mayor Lszl

    Farkas is casually

    dressed. Despite the

    glut of problems he

    exudes uncon-

    cern. In his office

    two wall maps

    are particularly

    striking. One

    shows Greater

    Hungary while

    the other shows

    Hungary in its

    current size. A few

    withered plants in the

    office have evidently not

    been watered for some time.

    Farkas has led Tiszabura for ten

    years. He was first elected mayor at

    the age of 23. At the time sceptics

    asked what does this young whipper-

    snapper want?, Farkas says. Today he

    confidently asserts that he does not

    know anybody else in the village

    capable of handling its problems.

    Debt strangling

    Tiszabura is also deep in debt.

    Farkas blames the malaise on the

    mistaken policy of the government

    under Pter Medgyessy (2002-2004).

    Medgyessy and his left-liberal

    government raised the salaries of

    public servants by 50 per cent after

    coming to power. That was all very

    well but there was no money to cover

    those salary increases, Farkas says.

    The village had been forced to take

    out loans to pay the suddenly

    increased salaries.

    Today Tiszaburas debts run to some

    HUF 100 million (EUR 365,800).

    That consists entirely of unpaid bills,

    Farkas explains. Unpaid gas alone

    amounts to HUF 15 million (EUR

    55,337), he says. As a result the local

    energy supplier abruptly turned off the

    gas in December. Without gas there is

    no heating and without heating it is

    not possible to run the school. That

    was a slap in the face, Farkas

    says.

    Lessons now must be

    held in the confer-

    ence room of the

    mayors office, in

    the run-down

    cultural centre

    and in a building

    owned by the

    village. Because of

    the lack of space

    the lessons have

    been arranged in

    morning and afternoon

    shifts. When will lessons

    be able to take place in the

    school building again? When the gas

    is turned back on, the mayor says

    laconically. In Auschwitz we were not

    so happy about it, he adds with a

    roguish grin.

    Work programme axed

    This year because of lack of funds a

    programme to allocate public work

    has been discontinued, Farkas says.

    Although last year around 600 people

    in Tiszabura were given work and a

    modest income, today just three

    people are performing public utility

    work. That means many of the

    villagers are not even eligible any

    more for the monthly social welfare

    benefit of HUF 28,500 (EUR 105.07)

    because it is tied to work: recipients

    must have worked for at least two

    months in the year.

    Before the change of system there

    was a tobacco factory, a sugar factory,

    a poultry processing company and

    construction industry in the

    surrounding area. They all closed

    down, says Farkas. Many people lost

    their jobs as a result of the collective

    farms being broken up.

    Lawlessness

    If a lot of people now also lose

    social welfare benefit, I am worried

    that not only will the crime rate rise

    higher in Tiszabura but that people

    will also go hungry. The mayor tells

    us that many villagers go hunting in

    the nearby forests. Recently some-

    body came back with a wild boar.

    Are there any police in the village?

    On paper there are three but until

    now I have only met one, says the

    mayor. And that policeman had made

    an appearance only because he was

    looking for work for his wife.

    Because we cant pay people any

    more there is no longer a civil guard

    in the village, the mayor says. And

    then there is the problem of stray

    dogs. The hungry animals hunt in

    packs in the surroundings of

    Tiszabura. He warns against visiting

    certain areas after dark. They are

    prone to attack.

    Makeshift classrooms

    Behind the eerily quiet school is

    the cultural centre. The building is

    small and the window grilles are

    rusted. Inside the plaster is crum-

    bling but it is warm. Christmas deco-

    rations are still hanging above the

    stage of the small events room along

    with pink balloons and paper chains.

    Equal opportunities against breast

    cancer is written in big letters on the

    wall. In the middle of the room there

    is a small mirror ball. A classroom has

    been set up behind makeshift card-

    board walls. In the other class-

    rooms, which are in windowless,

    musty rooms, the chairs are already

    on the tables.

    It is late afternoon. Two middle-

    aged women, one of them Roma, are

    cleaning the building. These women

    are among the three people who

    perform public utility work in the

    village. For six hours a day they receive

    a monthly wage of HUF 45,000 (EUR

    165.92). For four hours a day the wage

    is HUF 31,000 (EUR 114.31). The

    Roma woman complains that all her

    days are the same: What can we do in

    this backwater? Once a year her whole

    family goes to the neighbouring town

    to eat pizza, she says. It is the only

    bright spot in their monotonous life.

    The other woman tells us that she has

    been to Budapest only once in her life,

    28 years ago with her husband on their

    honeymoon. The distance between

    Tiszabura and Budapest is around 100

    kilometres.

    Race relations good

    How do Hungarian and Roma

    villagers get on together in

    Tiszabura? Both the women say that

    there are no real problems. There

    arent any conflicts, the Roma

    woman says. Or if there are then its

    only because the gypsies steal. But

    they also steal from each other. The

    other woman adds: Thats why I

    think we have a social problem in

    Tiszabura rather than an ethnic

    problem. Her colleague nods in

    agreement.

    3,000 residents, one doctor

    General practitioner Balzs

    Horvth is young and sporty. He has

    a three-day stubble and his

    shoulder-length hair is tied back.

    Horvth is the only doctor who has

    remained in Tiszabura. The paedia-

    trician and the dentist fled a few

    months ago because of the wretched

    situation, he says. That is why

    Horvth is now responsible for some

    3,000 residents.

    The health situation here in the

    village is far worse than the national

    average, says Horvth. The most

    common illnesses are malnutrition,

    rheumatism, asthma and cardiovas-

    cular diseases. In addition there are

    many cases of under-age girls

    becoming pregnant. The district

    nurse regularly gives talks so the

    young people are not uninformed

    about contraception. We hand out

    free condoms and the three-month

    contraceptive injection is inexpen-

    sive, but when young people are in

    love they dont care about all that and

    the boys are not keen on using

    condoms, says the doctor.

    Despite the bitter poverty in

    Tiszabura in winter nobody has yet

    come to him with chilblains or frost-

    bite. Problems instead tend to result

    from the opposite phenomenon.

    Most of the families heat using wood

    from the surrounding forests. To

    keep in the heat they rarely air their

    homes. As a result harmful substances

    are constantly inhaled, which then

    settle in the lungs, Horvth says.

    The result is an above-average inci-

    dence of chronic asthma, particularly

    in children. Respiratory diseases are

    so frequent in the children because

    many mothers feed their babies with

    cows milk, the doctor says.

    Malnutrition and extreme lack of

    vitamins are another big problem.

    Many of my patients barely eat fruit

    and vegetables. People here tend to

    eat mainly white bread and pork,

    which in large quantities can have an

    inflammatory effect. Many villagers

    binge on crisps, cola and sweets when

    they get their wages or benefits.

    Loan sharks

    According to the doctor children are

    sacred to the Roma villagers and

    despite their poverty families will pay

    huge sums if their child is seriously ill.

    If theres no other way then they take

    out a loan so that they can pay for

    medicine or the cost of transport to the

    hospital. Horvth says these are loans

    from private individuals at usurious

    interest rates. In many cases the

    borrowers cannot afford the stagger-

    ingly high repayments demanded by

    these loan sharks. Because of that

    there have been houses set on fire in

    the village, he says.

    Typical family life

    Jzsef Tur appears youthful at first

    glance but on closer inspection the

    Roma man looks haggard. His green

    eyes are surrounded by deep lines. He

    and his current wife have seven chil-

    dren, four of hers and three of his.

    Grinning and sometimes making faces,

    the prettily dressed children watch

    their mother as she makes sovny in

    the kitchen. The word sovny means

    lean. It is a cheap substitute for

    bread, which is too expensive for many

    families in Tiszabura. I make dough

    from water, baking powder and yeast,

    and then I fry it in hot oil, the mother

    explains.

    Jzsef has been unemployed for five

    years. Before that he worked as many

    as 370 hours a month for years as a

    bricklayer for a construction company.

    Jzsef is desperate to work again to be

    able to give the children a proper

    education, he says. Currently the

    familys budget is around HUF

    150,000 (EUR 553.22) a month and

    mainly consists of family benefits. Its

    far too little to be able to give my

    family a decent life, Jzsef says.

    He and his family live in three

    rooms. Two children sleep in each bed.

    In the living room the walls are deco-

    rated with ivy-patterned wallpaper,

    below which there is wood panelling.

    Bugs keep scuttling out from behind

    the panelling. Are they spiders? No,

    no, those are cockroaches, says the

    oldest daughter Ildik. The kitchen

    seems in order on first impressions but

    after a while it becomes noticeable that

    the tap by the kitchen sink is jutting

    out from a big grey hole in the wall.

    Behind the large kitchen counter the

    floor tiles simply stop and bare earth is

    visible.

    Holding out hope

    The 14-year-old Ildik speaks confi-

    dently and articulately. She has plans

    to attend a secondary school for

    commerce with English and French as

    her chosen languages. Perhaps such a

    school will be a way for my daughter to

    escape from poverty, Jzsef says.

    With files from Konstanze Fabinder,

    Lisa Weil and Peter Bognar

    Jzsef Tr and one of his children. Hisblended family of nine lives on HUF 150,000 amonth, which mainly comes from benefits.

    Tiszabura Mayor Lszl Farkas says the town has HUF 100 million in debts. The gas wasturned off in December, leaving the school without heat.

    Hungarys two poorest villages

    The mostcommon illnesses are

    malnutrition, rheumatism,asthma and cardiovasculardiseases. In addition thereare many cases of under-

    age girls becomingpregnant.

    A once-forested area between the two villages along the Tisza river is little more than stumps. Tiszaburas doctor Balzs Horvth says thatheating with wood has led to a high incidence of chronic asthma in children.