tiszabö
TRANSCRIPT
-
EINE REPORTAGE
VON PETER BOGNAR,
KONSTANZE FABINDER,
INES GRUBER UND LISA WEIL
22000000 EEiinnwwoohhnneerr,, 9900%% RRoommaa,,
110000%% AArrbbeeiittsslloossiiggkkeeiitt ddaass iisstt ddiiee
RReeaalliitttt iinn TTiisszzaabb..
IIm etwa 120 Kilometer entfern-
ten Budapest spricht die Re-
gierung im Rahmen der EU-Rats-
prsidentschaft davon, wie man die
Roma durch Bildung integrieren
solle. In Tiszab und dem nahe ge-
legenen Tiszabura, den beiden ein-
kommensschwchsten Gemeinden
des Landes, wre man hingegen
froh, wenn man den normalen
Schulbetrieb aufrecht erhalten
knnte: Whrend die Schule in Ti-
szabura wegen unbezahlter Gas-
rechnungen bereits geschlossen
wurde, hngt es in Tiszab am sei-
denen Faden, ob der Ort sich seine
Bildungseinrichtung weiter leisten
kann.
Hoffnungslosigkeit und das Ge-
fhl, von der Regierung im Stich
gelassen worden zu sein, ber-
wltigen die Menschen dort Tag fr
Tag. Akute Mngel gehren fr die
meisten Einwohner zum Alltag:
Mangel an Heizmaterial, Strom,
Arbeit, Bildung und Perspektive.
Dafr haben sie andere Faktoren
wie Straenhunde, Frustration,
Kriminaltt, Schulden und vor al-
lem Zeit im berfluss.
RReeiissee
iinnss NNiirrggeennddwwoo
Trotz eindringlicher Warnung im
unweit gelegenen Trkszentmik-
ls es sei in Tiszab sehr gefhr-
lich fuhr das Reportageteam der
BUDAPESTER ZEITUNG in die bei-
den rmsten Gemeinden Ungarns.
Die Fahrt dorthin fhrte ber mit
Schlaglchern berste, vereiste
Straen, einspurige Eisenbahnbr-
cken und ungesicherte Dmme in
ein Niemandsland. Weit abseits von
ausgerollten roten Teppichen, Sekt-
empfngen und vollmundigen Po-
litikerreden bot sich in Tiszab ein
Bild der Trostlosigkeit. In Tiszabu-
ra, der zweitrmsten Ort Ungarns,
gab es zumindest vereinzelt noch
einen Funken Hoffnung.
Lesen Sie den vollstndigen
Artikel auf den Seiten 8-9.
PPoolliittiikk SSeeiittee 44--55 KKuullttuurr SSeeiittee 1111
KKOONNTTRROOVVEERRSSEE::
Vertreter von Regierung und
Opposition trafen sich beim DWC
zu einer Podiumsdiskussion.
11. Jahrgang/Nr. 9 Budapest, 28. Februar - 6. Mrz 2011 www.bzt.hu 750 Forint - 3,00 Euro
GGeesseellllsscchhaafftt SSeeiittee 1166
KKRRIITTIIKK::
Historiker Hans Mommsen
spricht ber die nationalsozialistische
Vergangenheit Deutschlands.
KKUURRIIOOSSIITTTT::
Andrej Tth stellt auf dem
Kulturschiff A38 seine etwas
anderen Bilder vor.
WWiirrttsscchhaafftt SSeeiittee 66
KKOONNJJUUNNKKTTUURRPPAAKKEETT::
Die umfassenden Reformpro-
gramme der Regierung lassen
weiterhin auf sich warten.
RReeiissee iinn ddiiee zzwweeii rrmmsstteenn OOrrttsscchhaafftteenn UUnnggaarrnnss
WWeennnn eeiinneemm DDoorrff ddaass GGaass aabbggeeddrreehhtt wwiirrdd
BZ
T /
Pete
r B
ognar
IInn DDeeuuttsscchhllaanndd wwaarr eess 11994499 ddaass lleettzzttee MMaall
ssoowweeiitt,, iinn FFrraannkkrreeiicchh kkaamm eess 11995588 zzuulleettzztt
ddaazzuu uunndd nnuunn,, 22001111,, ssoollll aauucchh iinn UUnnggaarrnn eeii--
nnee nneeuuee VVeerrffaassssuunngg ddeenn BBeeggiinnnn eeiinneerr nneeuueenn
SSttaaaattlliicchhkkeeiitt ssyymmbboolliissiieerreenn.. NNaacchh BBeekkaannnntt--
wweerrddeenn ddeerr WWaahhlleerrggeebbnniissssee sspprraacchh PPrreemmiieerr
VViikkttoorr OOrrbbnn vvoonn eeiinneerr RReevvoolluuttiioonn iinn ddeenn
WWaahhllkkaabbiinneenn.. DDiiee AAbbllssuunngg ddeerr VVeerrffaass--
ssuunngg vvoonn 11994499 dduurrcchh eeiinn nneeuueess SSttaaaattssrreecchhtt
iisstt iinn ddeenn AAuuggeenn ddeerr RReeggiieerruunngg ddiiee llooggiisscchhee
uunndd eeiinnzziigg mmgglliicchhee OOppttiioonn..
SSeit der Wende gab es mehrere Anlufe,
dem Staat eine neue Verfassung zu ge-
ben. Sowohl die Antal-Regierung (1990-94)
als auch die Regierung Horn (1994-98)
unternahmen entschlossene, jedoch wenig
erfolgreiche Versuche, den Systemwechsel
mittels einer neuen Verfassung zum Ab-
schluss zu bringen. So sehr eine neue
Verfassung selbst noch 1998 notwendig ge-
wesen wre als Viktor Orbn das erste Mal
die Regierungsgeschfte bernahm, so sehr
scheiterte auch er daran, einen breiten, fr
dieses Vorhaben notwendigen Konsens her-
zustellen.
GGeelleebbttee VVeerrffaassssuunngg
Trotz Flickenschusterei hat sich die unga-
rische Verfassung in den letzten 20 Jahren je-
doch als durchaus belastbares Staatskonzept
bewhrt. Neben diversen nderungen hat
vor allem das Verfassungsgericht dabei ge-
holfen, Ungenauigkeiten im Text zu inter-
pretieren und damit Rechtssicherheit herzu-
stellen. hnlich wie beim deutschen Grund-
gesetz wurde die Verfassung aber nie durch
den Willen des Volkes legitimiert. In beiden
Fllen hat sich dies jedoch im Prinzip als ob-
solet erwiesen, da die gelebte Verfassung ak-
zeptiert war und ihre Legitimitt nicht in
Frage gestellt wurde.
VVeerrsscchhiieeddeennee KKoonnzzeeppttee
Ebenso wie die fehlende Legitimierung
findet der Fidesz weiterhin die Tatsache in-
akzeptabel, dass die Verfassung Ungarns rein
formal noch immer auf stalinistischen
Grundlagen beruht. Nicht zuletzt diese bei-
den Makel will der Fidesz nun mittels einer
neuen Verfassung beheben. Durch ihre ver-
fassungsndernde Zweidrittelmehrheit ist
die Regierungskoalition bei diesem Vorha-
ben nicht auf die Zustimmung der anderen drei
im Parlament vertretenen Parteien angewiesen.
Neben dem Konzept der Fidesz-KDNP-
Fraktion haben noch die MSZP und die
LMP eigene Verfassungskonzepte vorgelegt.
Allerdings sieht nur die ehemalige Regie-
rungspartei MSZP die Notwendigkeit einer
neuen Verfassung. Die seit 2010 das erste
Mal im Parlament vertretene LMP spricht
sich hingegen klar gegen eine neue
Verfassung aus. Sie erkennt lediglich die
Notwendigkeit diverser Verfassungsn-
derungen an.
Auf der Seite 3 stellen wir Ihnen die wichtigsten
Eckpunkte der verschiedenen Verfassungs-
entwrfe vor.
UUnnggaarrnn bbeekkoommmmtt eeiinnee nneeuuee VVeerrffaassssuunngg
OOhhnnee ssttaalliinniissttiisscchhee WWuurrzzeellnn uunndd vvoomm VVoollkksswwiilllleenn lleeggiittiimmiieerrtt
Roma-Kinder auf dem Schulhof in Tiszab noch befinden sie sich auf einer Insel des Friedens.
771785 110000 1 1 0 0 9KU
RS
E
198.67
18. Feb.
201.72
25. Feb.
322.12
18. Feb.
323.64
25. Feb.
269.65
18. Feb.
272.80
25. Feb.
208.56
18. Feb.
207.68
25. Feb.
22,363.85
22,548.10
22,352.78
BUX peak: 30,118.12 July 23, 2007
BUX low: 9,461 March 13, 2009
22,537.64
23,046.76
22,573.15
Budapest
Stock Exchange
OPEN
22,548.10
21. Feb.
CLOSE
23,046.76
25. Feb.
MO DI MI DO FRBS
E
www.takarkbank.hu
-
8 BUDAPESTER ZEITUNG RREEPPOORRTTAAGGEE 28. FEBRUAR - 6. MRZ 2011 NR. 9 9
Der achtjhrige Lacika stottert. Mitscheuem Stolz zeigt er das Bild,das er im Malunterricht gezeichnet
hat. Es sei die Zeichentrickfigur SonGoku, stammelt er. Auf das Lob der Er-wachsenen verzieht sich sein Mund zueinem breiten Lcheln.
Lacika besucht die Grundschule im2000-Seelen-Ort Tiszab. Dieser liegtrund 120 Kilometer sdstlich von Buda-pest. Gefragt danach, was er werdenwolle, muss Lacika nicht lange berle-gen: Polizist. Kriszta, die junge, enga-gierte Schulpsychologin, erklrt spter,dass der kleine Junge ohne mnnlicheFamilienangehrige aufwachsen msse.Sie sind alle im Gefngnis, sagt sie.
Gborn Domn, eine kleine, resolutwirkende Mittfnfzigerin, ist die Schuldi-rektorin in Tiszab. Sie erklrt, dass dierund 350 Kinder an der Schule aus-nahmslos Roma seien. Sie kmen bereitsmit groen Defiziten in die Schule. Mitsechs Jahren knnten sich viele sprach-
lich noch nicht richtig ausdrcken. Wiesoll man ihnen da das Lesen und Schrei-ben beibringen?
Viele der Schler knnten dieses Han-dikap bis zum Schulabgang im Idealfallim Alter von 14 Jahren nicht ausmer-zen, erklrt Schulpsychologin Kriszta. Ineiner weiterfhrenden Schule htten esdie meisten daher sehr schwer. Viele ge-ben schon nach ein bis zwei Monatenauf. Ihre sptere Arbeitslosigkeit sei alsovorprogrammiert.
Laut Kriszta gibt es auch immer wiederSchlerinnen, die mit vierzehn, fnfzehnJahren schwanger werden. Um das Kin-dergeld beziehen zu knnen, sagt sie.Oder sie wrden einfach nicht verhten.Prostitution in diesem Alter sei auch kei-ne Seltenheit. Wir haben ein vierzehn-jhriges Mdchen an der Schule, dasschon mit zwlf Jahren auf den Strichging, erzhlt sie. Das Mdchen sei jetztschwanger.
Schuldirektorin Domn ergreift wieder
das Wort. Sie meint, dass die Schler kei-nerlei Respekt vor fremdem Eigentumhtten. Sie zerschlagen Fenster, klauenWasserhhne, zerstren neue Mbel undbeschmieren die frisch gestrichenen wei-en Wnde. Wenn man nach dem Grundfrage, heit es nur, weil es cool ist.
Prgeleien stnden auch auf der Ta-gesordnung. Allein in den letzten drei Ta-gen habe es ein gebrochenes Jochbeinund einen Armbruch gegeben, sagt dieDirektorin. Psychologin Kriszta fgt er-klrend hinzu, dass die Schlgereien vorallem der tiefen Unzufriedenheit derSchler geschuldet seien. Das triste Le-ben frustriert die Kinder, das entldt sichoft in Gewalt.
Kein Auswegin Sicht
Eine ltere Lehrerin gesellt sich hinzu.Von den vielen Lehrjahren sichtlich er-mattet, erzhlt sie, dass ihre Schler oftim ordinren Tonfall mit ihr sprechenwrden. Ich ignoriere sie dann, und sa-ge ihnen, dass das Klassenzimmer eineInsel des Friedens ist, wo so nicht mit-einander geredet wird. Im Unterrichtfunktioniere das ganz gut. Doch in denPausen wrden sich die Schler schlag-artig wieder zu wilden Tieren verwan-deln. An dieser Schule muss man alsLehrer jeden Tag neu anfangen, das istunglaublich anstrengend, sagt sie ge-knickt.
Ob es denn einen Ausweg gebe? Ler-nen, lernen, lernen. Es gibt kein besseresRezept, da sind sich die Lehrerin und dieSchuldirektorin einig. Doch welcheBerufswnsche haben die lteren Kindereigentlich? Die elfjhrige Ildik will Fris-rin werden, so wie viele andere Schlerin-nen auch. Die vierzehnjhrige Zsuzsannamchte ebenfalls in einem Friseurgeschftarbeiten. Oder ich heirate Ern.
Ich werde nichts, sagt der zehnjh-rige Bla. Demgegenber hat der zweiJahre ltere Andrs bereits konkrete Vor-stellungen: Polizist wre toll, dann sper-re ich nmlich die Leute ein, die klauen.Und was klauen sie?, fragt die Lehrerin.Na Holz im Wald, lautet seine Antwort.Und du klaust kein Holz im Wald,Andrs? Doch. Deshalb werde ich michselbst einsperren. Seine Worte sorgen imKlassenzimmer fr Gelchter.
Auf die Frage, ob die Schler Hungerleiden mssten, erzhlt Schulpsycho-login Kriszta von einem neunjhrigenMdchen, dass krzlich mit Bauch-schmerzen zu ihr gekommen sei. Sie ha-be ihr Tee mit viel Zucker gegeben. Dashat frs erste die Magenschmerzen gelin-dert. Danach htten sie zusammen mitPuppen gespielt. Das Mdchen sei dabeidas Hhnchen gewesen das Hhn-chen, das keine Krner bekommt.
Der Geographieunterricht an derSchule findet mit Hilfe von Computernstatt. Milde lchelnd erzhlt der etwafnfzigjhrige Lehrer, dass der Groteilder Kinder weder gut lesen noch schrei-ben knne. Deshalb versuche er ihnenden Lehrstoff visuell ber das Internetzu vermitteln, etwa mit Google Maps.Sie knnen sich dann zum Beispiel dasSchachbrettmuster einer amerikanischenStadt besser vorstellen. Wrde ich ihnendieses Phnomen erklren, wrden sie
es nicht verstehen. In jeder Unterrichts-stunde gebe er den Kindern auch nur ei-ne Aufgabe. Mehr kann ich ihnen nichtzumuten.
Haben sie die Aufgabe gelst, drfendie Schler im Internet surfen oder sichComputerspielen hingeben. Zwei Md-chen in reiferem Alter sehen sich gebanntBilder von pubertren Buben an, die imInternet mit nacktem Oberkrper posie-ren. An einem anderen Gert ist einSchler ganz darin vertieft, Autorennenzu fahren. Selbst einen Computer zu be-sitzen ist in Tiszab, wo viele Familiennicht einmal eine Toilette im Haus habenund den Strom von der Stromleitung ab-zapfen, fast undenkbar.
Auf dem trostlosen Schulhof rutscheneinige Schler zum Spa auf den zuge-frorenen Pftzen umher. Kaum ein Kindist der Jahreszeit entsprechend gekleidet.Die meisten tragen Turnschuhe und Jog-ginghosen. Handschuhe, Mtzen oderSchals, geschweige denn warme Winter-jacken sind nur wenige zu sehen. Frhergab es viele Bume auf dem Schulhof.Heute zeigen Baumstmpfe gen Himmel.
Auf den heruntergekommenen Zu-stand der Schule angesprochen, erzhltDirektorin Domn, dass das Gesund-heitsamt (NTSZ) sogar schon mit ihrerSchlieung gedroht habe. Sie ist unhy-gienisch und fr die Kinder zum Teil le-bensgefhrlich, so Domn. In der Schu-le werde nicht geputzt. Es sei einfachkein Geld dafr da. Die fehlende Reini-gung springt vor allem in den Toilettenins Auge: Die weien Fliesen sind braunverschmiert. Vom Matsch des Schulhofs?Offenbar wird auch wenig gelftet. Imganzen Gebude riecht es nach abgestan-dener Luft und Schwei.
In ihrer Hilflosigkeit ist SchuldirektorinDomn besonders auf die Regierendenwtend: Statt den Mund vollzunehmen,sollten die Politiker vorbeikommen undendlich Taten sprechen lassen. Schulenwie diese hier, sind eine Schande fr die-ses Land.
Bis zum Halsin Schulden
Auf der Fahrt von der Schule zum Br-germeisteramt sind auf der Strae vielestreunende Hunde zu sehen. EtlicheHuser sind unbewohnt. Durch Fenster-hhlen sieht man in ihr entkerntes Inne-res. Aus den Hausruinen wurde sichtlichalles Verwertbare geplndert. Mauerrestedeuten an, wo frher einmal ein Garten-zaun war.
Das Brgermeisteramt steht dem Ortan Tristesse in nichts nach. Kalter Zigaret-tenrauch erfllt das gedrungene Ge-bude. Rasch wird klar, warum es hier sostickig ist: Im Bro von BrgermeisterBarnabs Farkas hngt der Rauch in dik-
ken Schwaden. Ein paar verstaubte undvergilbte Plastikorchideen stehen auf denSchrnken hinter dem Schreibtisch. Far-kas sitzt in gebeugter Haltung da. Aufdem dunklen Anzug, den er trgt, sindseine Haarschuppen besonders gut sicht-bar. Er nuschelt.
Tiszab steckt bis zum Hals in Schul-den. Der Stromversorger, sagt er, werdewegen unbeglichener Rechnungen denStrom im Mrz voraussichtlich abdrehen.Es ist nicht mein Fehler, beeilt sich derBrgermeister zu beteuern. Es gebenichts mehr, woran in der Gemeindenoch gespart werden knne. MangelsGeld sei von ihm auch schon die Putz-frau entlassen worden. Jetzt putzt derNotar das Brgermeisteramt und auchich helfe ab und zu mit. Er habe der Re-gierung bereits mehrere Briefe geschrie-ben und darum gebeten, dem Ort finan-ziell unter die Arme zu greifen. Doch seisein Anliegen jedes Mal auf taube Ohrengestoen, schildert er.
Ob es in Tiszab Arbeit gebe? Farkasschttelt den Kopf: Hier sind alle ar-beitslos. Frher, sagt er, frher warTiszab eine blhende Ortschaft. JederHaushalt hatte Khe, Schweine undHhner. Doch dann sei die groe Flutgekommen. 2002 sei die Thei, die amDorf entlang fliet ber die Ufer getreten.Die Zerstrungen der berschwem-mung waren gro. Seither befinde sichTiszab im Niedergang. Viele Ungarnsind wegen der aussichtslosen Lage weggegangen. Heute leben praktisch nurnoch Zigeuner hier, erklrt Farkas, derselbst Roma ist.
Die Hiergebliebenen htten nicht ein-mal mehr Geld zum Heizen. Sie gehenin die umliegenden Wlder, um illegalHolz zu fllen. Farkas kommt auch aufdie vielen leerstehenden Huser zu spre-chen, die in Tiszab oft bis auf dieGrundmauern abgetragen wurden. UmEisen und andere Baumaterialien ver-kaufen zu knnen, vergreifen sich diemittellosen Einwohner einfach an denleeren Gebuden. Die Situation im Ortsei bereits so dramatisch, dass die Ein-wohner in ihren eigenen Husern Flie-sen und sanitre Anlagen abmontieren,um an Geld zu kommen.
Was die Menschen ohne Arbeit denganzen Tag so machen? Sie vermehrensich, antwortet der Brgermeister tro-cken. Er erklrt: Wenn jemand keine Ar-beit hat und den ganzen Tag zu Hauseist, was soll er denn mit seiner Frau sonsttun? Er hat Zeit, und er ist vor allem aus-geruht.
Illegale Rohdungender Wlder
Die Fahrt in die rund zwanzig Kilome-ter entfernte Ortschaft Tiszabura fhrtentlang der Thei ber einen Damm.Diese Strecke sei besser als die vonSchlaglchern berste Landstrae, heites in Tiszab. Auf dem schmalen Gratdes Damms ist es rutschig. Alles andereals Schritttempo wre waghalsig.
Whrend der Fahrt heulen immer wie-der Motorsgen auf und man hrt dasBrechen von Holz. Auf dem Damm ver-kehren trotz eisiger Temperaturen auchRadfahrer. xte und Sgen sind auf dieGepcktrger der Rder gezurrt. An ei-nem Waldrand seitlich des Dammespacken Mnner Baumstmme und steauf einen Autoanhnger. Sogar am hell-lichten Tag wird hier illegal abgeholzt.Von einem ehemaligen Baumbestand da-neben sind nur noch Stmpfe brig, dieaus der silbrig glnzenden Eisflche ra-gen.
Der Brgermeister von Tiszabura,Lszl Farkas, ist leger gekleidet. Trotzdes Wusts an Problemen strahlt er Unbe-kmmertheit aus. In seinem Bro fallenzwei Wandkarten besonders auf. Auf dereinen ist Groungarn, auf der anderendas Land in seiner heutigen Gre abge-bildet. Einige welke Zimmerpflanzen imBro haben wohl lange kein Wassermehr bekommen.
Seit zehn Jahren steht Farkas an derSpitze von Tiszabura. Mit 23 Jahre wurdeer zum ersten Mal zum Brgermeister ge-whlt. Was will dieser Rotzbub?, httendie Skeptiker damals gefragt. Heute sagtFarkas selbstbewusst, dass er auer sichniemand anderen im Ort kenne, der denProblemen gewachsen wre.
Auch Tiszabura steckt heillos in Schul-den. Die Grnde fr diese Malaise ortetFarkas in der verfehlten Politik der einsti-gen Regierung unter Pter Medgyessy(2002-2004). Medgyessy und seine links-liberale Regierung erhhten nach ihremWahlsieg im Jahr 2002 die Lhne der f-fentlich Bediensteten um 50 Prozent.
Schn und gut, sagt Farkas, nur dasses keine Deckung fr diese Lohnerh-hungen gab. Der Brgermeister erzhlt,dass sich die Ortschaft gezwungen sah,Kredite aufzunehmen, um die abrupt ge-stiegenen Lohnkosten der Dorfbediens-teten bezahlen zu knnen.
Heute belaufen sich die Schulden vonTiszabura auf rund 100 Millionen Forint.Alles unbezahlte Rechnungen, erklrtFarkas. 15 Millionen allein machen die nichtbeglichenen Gasrechnungen aus. Als
Konsequenz habe der rtliche Energie-versorger im Dezember kurzerhand denGashahn zugedreht. Ohne Gas gibt es kei-ne Heizung, und ohne Heizung kann un-ter anderem die Schule nicht betriebenwerden. Das war ein Schlag ins Gesicht.
Der Schulunterricht findet derzeit not-gedrungen im Sitzungssaal des Brger-meisteramtes, im verwahrlosten Kultur-haus und einem gemeinntzigen Gebu-de der Ortschaft statt wegen des Platz-mangels in Vormittags- und Nachmittags-schichten. Wann der Schulbetrieb imSchulgebude wieder aufgenommenwerden kann? Wenn das Gas aufgedrehtwird, sagt der Brgermeister lapidar.Und fgt mit einem schalkhaften Lchelnhinzu: In Auschwitz haben wir uns dar-ber nicht so gefreut.
In diesem Jahr, sei wegen Geldman-gels auch ein Programm fr die Vergabevon gemeinntziger Arbeit eingestelltworden. Whrend im Vorjahr noch rund600 Menschen in Tiszabura Arbeit undein bescheidenes Einkommen gegebenwurde, verrichten heute nur noch dreiPersonen gemeinntzige Ttigkeiten.
Das bedeutet auch, dass viele nichteinmal mehr die monatliche Sozialhilfein Hhe von 28.500 Forint erhalten. DerGrund: Diese ist an Arbeit gekoppelt. Frden Erhalt muss man mindestens zweiMonate im Jahr gearbeitet haben. UndArbeit gibt es weit und breit kaum. Vorder Wende habe es in der Umgebungnoch eine Tabakfabrik, eine Zuckerfa-brik, ein Geflgelverarbeitungsunterneh-men und Bauindustrie gegeben. Alle ha-ben dicht gemacht, so Farkas. Oben-drein seien auch die funktionierendenKolchosen zerschlagen worden, wo-durch ebenfalls viele Menschen arbeits-los wurden.
Wenn bei vielen nun auch noch dieSozialhilfe wegfllt, habe ich die Sorge,dass in Tiszabura nicht nur die Krimina-litt weiter ansteigt, sondern dass Men-schen auch hungern mssen, sagt Far-kas. Der Brgermeister erzhlt, dass vieleBewohner des Ortes auf eigene Faust indie nahe gelegenen Wlder jagen gin-gen. Vor kurzem ist jemand mit einemWildschwein zurckgekehrt.
Ob es Polizisten im Ort gebe? Aufdem Papier gibt es drei, ich habe bisheraber nur einen getroffen, sagt der Br-germeister. Und der habe sich auch nurblicken lassen, weil er fr seine Fraunach Arbeit gesucht habe. Weil wir dieLeute nicht mehr bezahlen knnen, gibtes im Ort auch keine Brgerwehr mehr,sagt Farkas. Und dann gebe es auch nochdas Problem der streunenden Hunde.Die hungrigen Tiere rotten sich zu Ru-deln zusammen und gehen in der Umge-bung von Tiszabura auf Jagd, so der Br-germeister. Er warnt davor, gewisse Ge-genden in der Gemeinde bei Dunkelheitaufzusuchen. Sie sind sehr angriffslustig.
Was kann manhier schon machen?
Hinter dem geisterhaft leer stehendenSchulgebude ist das Kulturhaus zu fin-den. Das Gebude ist klein, die Fenster-gitter sind verrostet. Im Inneren brckeltder Putz. Drinnen ist es aber warm. berder Bhne des kleinen Festsaals prangtnoch die Weihnachtsdekoration. Auer-dem hngen rosafarbene Luftballons undPapiergirlanden von der Decke. GleicheChancen gegen Brustkrebs steht in gro-en Lettern an der Wand. In der Mitte desRaumes hngt eine kleine Diskokugelmit blinden Spiegeln.
Hinter provisorischen Pappwndenwurde hier notdrftig ein Unterrichts-raum eingerichtet. In den restlichenKlassenzimmern, die in fensterlosen,muffigen Rumen beherbergt sind, ste-hen die Sthle schon auf den Tischen. Esist spter Nachmittag. Zwei Frauen mitt-leren Alters sind gerade dabei, das Ge-bude zu reinigen. Eine der beiden ist ei-ne Roma.
Die Frauen gehren zu jenen drei Per-sonen, die im Ort noch gemeinntzigeArbeit leisten. Fr sechs Stunden pro Tagerhalten sie einen Lohn in Hhe von mo-natlich 45.000, fr vier Stunden kriegtman 31.000 Forint. Die Roma klagt berihren immergleichen Alltag: Was kannman in diesem Kaff schon machen? Ein-mal im Jahr, sagt sie, gehe die ganze Fa-milie in den Nachbarort Pizza essen. Dassei der einzige Lichtblick in ihrem eint-nigen Leben. Die andere Frau erzhlt,dass sie bisher nur einmal in Budapestgewesen sei vor 28 Jahren zur Hoch-zeitsreise mit ihrem Mann. Budapest istrund 100 Kilometer von Tiszabura ent-fernt.
Wie das Zusammenleben von Ungarnund Roma in Tiszabura funktioniere?Eigentlich gut, meinen beide. Konflik-te gibt es nicht. Wenn, dann nur deshalb,weil die Zigeuner klauen. Die beklauensich aber auch untereinander, sagt dieRoma. Die andere Frau ergnzt: Deshalbfinde ich, dass wir in Tiszabura kein eth-nisches, sondern ein soziales Problemhaben. Ihre Kollegin nickt zustimmend.
3000 Einwohner 1 Arzt
Allgemeinarzt Balzs Horvth ist jungund sportlich. Er trgt einen Dreitagebart.Sein schulterlanges Haar hat er zu einemZopf gebunden. Horvth ist der einzigeArzt, der in Tiszabura geblieben ist. DerKinder- und der Zahnarzt haben die Ort-schaft wegen der misslichen Situation vorwenigen Monaten fluchtartig verlassen.Deshalb ist Horvth heute fr rund 3.000Einwohner zustndig, in denen dieMehrheit Roma sind.
Die gesundheitliche Situation hier imDorf ist weitaus schlechter als die des na-tionalen Durchschnitts, so Horvth. Diehufigsten Krankheiten seien Mangeler-krankungen, Rheuma, Asthma und Herz-Gef-Erkrankungen. Auerdem gebe esviele Flle von Schwangerschaften beiMinderjhrigen. Dabei hlt die Gemein-deschwester regelmig Vortrge un-aufgeklrt sind die Jugendlichen alsonicht. Wir verteilen umsonst Kondome,und auch die Dreimonats-Verhtungs-
spritze kostet wenig. Aber wenn Jugend-liche verliebt sind, ist ihnen alles egal und die Jungs mgen Kondome ebennicht so gern, erklrt der Arzt.
Trotz der bitteren Armut in Tiszaburasei im Winter noch niemand mit Erfrie-rungswunden oder Frostbeulen zu ihmgekommen. Probleme resultieren eheraus dem Gegenteil. Die meisten Familienheizen mit Holz aus den umliegendenWldern. Um die Wrme in der Woh-nung zu halten, lften sie jedoch kaum.Dadurch werden stndig Schadstoffe ein-geatmet, die sich in der Lunge absetzen,erklrt Horvth. Das Ergebnis sei einberdurchschnittlich hohes Vorkommenvon chronischem Asthma, vor allem beiKindern. Atemwegerkrankungen sindbei Kindern aber auch deshalb so hufig,weil viele Mtter ihre Suglinge mitKuhmilch fttern, so der Arzt.
Ein anderes groes Problem seienFehlernhrung und der enorme Vita-minmangel. Viele meiner Patienten es-sen kaum Obst oder Gemse. Die Men-schen hier verzehren vor allem Weibrotund Schweinefleisch, das in Massen je-doch entzndungserregend wirkenkann, sagt Horvth. Viele wrden sichauch mit Chips, Cola und Sigkeitenvollstopfen, wenn sie ihre Lhne oderSozialgelder bekmen, wei der Arzt.
Ihre Kinder seien den Roma heilig.Sei ein Roma-Kind ernsthaft krank,nhmen sie trotz Mittellosigkeit auchgroe Unkosten in Kauf. Wenn esnicht anders geht, nehmen sie einenKredit auf, um Medikamente oder dieFahrtkosten ins Krankenhaus bezahlenzu knnen. Horvth meint damit kei-ne Bankkredite, sondern Kredite vonPrivatpersonen mit Wucherzinsen. Invielen Fllen knnten die horrendenRckzahlungen von den Schuldnernaber nicht geleistet werden. Im Ortwurden deshalb auch schon Huser inBrand gesteckt, wei er zu berichten.
Kakerlaken hinterden Wnden
Jzsef Tur wirkt auf den ersten Blickjungenhaft. Bei genauerem Hinsehen
sieht der Roma aber mde und abgear-beitet aus. Tiefe Falten umgeben seinegrnen Augen. Mit seiner jetzigen Frauhat er sieben Kinder, vier von ihr, dreivon ihm.
Grinsend und bisweilen Grimassenschneidend, sehen die hbsch gekleide-ten Kinder ihrer Mutter dabei zu, wie siein der Kche sovny zubereitet. Sovnybedeutet mager. Es ist ein billiger Ersatzfr Brot, das fr viele Familien in Tisza-bura zu teuer ist. Aus Wasser, Backpulverund Hefe knete ich einen Teig und frittie-re ihn dann in heiem l, erklrt sie.
Seit fnf Jahren ist Jzsef arbeitslos.Zuvor habe er jahrelang als Maurer frein Bauunternehmen gearbeitet. Bis zu370 Stunden im Monat. Jzsef will un-bedingt wieder arbeiten. Um den Kin-dern eine ordentliche Ausbildung ge-ben zu knnen, sagt er. Derzeit betra-ge das Familienbudget rund 150.000Forint im Monat. Es setze sich vor allemaus der Familienbeihilfe zusammen.Viel zu wenig, um meiner Familie einanstndiges Leben bieten zu knnen,sagt Jzsef.
In ihrem Haus bewohnen Jzsef undseine Familie drei Zimmer. Weil es zuwenige Betten gibt, schlafen jeweilszwei Kinder auf einer Liegestatt. ImWohnzimmer prangt eine Tapete mitEfeu-Muster, darunter verdeckt eineHolzvertfelung die Wand. Immer wie-der krabbeln hinter der Vertfelung k-ferartige Getiere hervor. Etwa Spinnen?Nein, nein, das sind Kakerlaken, er-klrt die lteste Tochter Ildik.
Auch die Kche ist nur beim erstenHinsehen adrett. Nach einer Weile flltauf, dass der Wasserhahn an der K-chensple aus einem groen grauenLoch in der Wand hervorragt. Hinter dergroen Kchentheke wiederum hrendie Bodenfliesen einfach auf und esschaut das nackte Erdreich hervor.
Die vierzehnjhrige Ildik drckt sichselbstsicher und gewhlt aus. Sie hatfeste Plne. So wolle sie eine Handels-schule besuchen, mit Englisch und Fran-zsisch als Wahlsprachen. Jzsef hofft:Diese Schule wird fr meine Tochtervielleicht ein Ausweg aus der Armuts-falle sein.
WWeennnn eeiinneemm DDoorrff ddaass GGaass aabbggeeddrreehhtt wwiirrdd
Tiszab und Tiszabura gelten als die zwei rmsten Gemeinden Ungarns.In beiden Ortschaften herrschen immense Arbeitslosigkeit und bittere
Armut. Ein Reportageteam der BUDAPESTER ZEITUNG machte sich ein Bild von den Zustnden in den zwei Orten.
VON PETER BOGNAR, KONSTANZE FABINDER, INES GRUBER UND LISA WEIL
Der Brgermeister von Tiszabura: Lszl Farkas.
Eine der Ruinen in Tiszab.
Jzsef Tr mit einem seiner sieben Kinder.
Eine Grundschulklasse in Tiszab. Familie Tr in ihrem Zuhause. Der Brgermeister von Tiszab: Barnabs Farkas.
Trotz des schlechten Zustands wird auch dieses Haus bewohnt.
-
THE BUDAPEST TIMES14 MARCH 20 MARCH 2011
0066
FFEE
AATT
UURR
EE
No highways to hell: A journey to When the gas is
turned off
INES GRUBER
Two-thousand resi-
dents, 90 per cent
Roma, 100 per cent
unemployment
that is the reality in
Tiszab. About 120
kilometres away from the neigh-
bouring villages of Tiszab and
Tiszabura, there is talk in Budapest
within the framework of the EU
Presidency of the importance of
education in integrating Roma citi-
zens. In the two villages, which have
the nations lowest income level,
people would be happy if the local
schools could operate as normal: while
the school in Tiszabura has already
closed because of unpaid bills, in
Tiszab, the nations poorest village
according to market research
company GfK, it is touch and go
whether the village will be able to
afford to keep its school running.
The residents are overwhelmed by
feelings of hopelessness and having
been abandoned by the government.
Acute shortages plague most of the
inhabitants on a daily basis: they lack
heating materials, electricity, work,
education and the prospect of a
better future. They have other factors
such as stray dogs, frustration, crime,
debts and above all time in excess.
Journey to nowhere
Despite being heavily warned of
the dangers of Tiszab in the nearby
town of Trkszentmikls, The
Budapest Times visited Hungarys two
poorest villages. The journey took us
over icy roads littered with potholes,
one-lane railway bridges and unse-
cured dams to a no mans land. A
world away from red carpets, cham-
pagne receptions and the overblown
speeches of politicians, Tiszab
painted a grim picture. In Tiszabura,
the second-poorest village, there were
at least occasional glimmers of hope.
Lessons still to be learned
Eight-year-old Lacika shows us the
picture that he drew in his art lesson
with shy pride. It is the cartoon char-
acter Songoku, he stutters. When
praised by the adults present, the
corners of his mouth turn up into a
broad smile.
Lacika attends the primary school
in Tiszab, a village with a population
of around 2,000 southeast of
Budapest. He does not have to think
for long when asked what he wants to
be when he grows up. A policeman,
he says. Kriszta, the young and dedi-
cated school psychologist, later
explains that the young boy is
growing up without the presence of
any male relatives. Theyre all in
prison, she says.
Kriszta says many of the pupils are
not able to overcome those deficien-
cies by the time they leave school, in
the best-case scenario at the age of
14. Most of them therefore find it
very difficult to continue their educa-
tion in another school. Many give up
after one or two months, she says.
Their later unemploy-
ment is inevitable.
According to
Kriszta there
are regularly
pupils who
b e c o m e
pregnant at
the age of
14 or 15
e i t h e r
because they
want to claim
child benefits
or simply because
they do not use
c o n t r a c e p t i o n .
Prostitution at that age is not
uncommon, she tells us. There is a
14-year-old girl at the school who
started walking the streets at the age
of 12. The girl is now pregnant.
Domn says the pupils have no
respect for the property of others.
They smash windows, steal water
taps, destroy new furniture and dirty
the freshly painted white walls.
When asked why they simply say
because its cool, Domn explains.
The children regularly beat each
other up, she says. Just in the last
three days there have been a broken
cheekbone and a broken arm.
Kriszta says that such aggression is
rooted in the deep dissatisfaction of
the pupils. The miserable life here
frustrates the children and that is
unleashed in violence, she says.
No way out in sight
An elderly teacher joins us. Visibly
worn down from many years of
teaching, she tells us that her pupils
often swear when they talk to her. In
such cases I just ignore them and tell
them that the classroom is an island
of peace where we dont
talk to each other like
that. It works
well during the
lessons but at
break time
the pupils
a b r u p t l y
turn back
into wild
a n i m a l s ,
she says. At
this school
the teachers
have to start
again from the
beginning every day.
Thats incredibly exhausting.
Setting their sights low
Is there any way out? The teacher
and the school director both say that
there is no better way than to learn,
learn and learn. But what career aspi-
rations do the older children actually
have? The 11-year-old Ildik wants to
become a hairdresser like many of the
other female pupils. The 14-year-old
Zsuzsanna would also like to
cut hair for a living.
Or Ill marry
Ern, she says.
I wont be
a n y t h i n g ,
says the ten-
y e a r - o l d
Bla. By
c o n t r a s t
Andrs, who
is two years
older than
Bla, has a clear
idea of what he
would like to be: Id
like to be a policeman.
Then I could lock people up who
steal. And what do they steal? asks
the teacher. Wood in the forest of
course, he answers. And dont you
steal wood in the forest, Andrs? Yes
I do, thats why Ill lock myself up. His
words make the whole class laugh.
Hunger bites
As to whether the pupils suffer from
hunger, school psychologist Kriszta
tells us of a nine-year-old girl who
recently came to see her with a
stomach ache. Kriszta gave her tea with
plenty of sugar. That alleviated her
stomach pains for the time being.
Afterwards they played together with
toys. The girl was the chicken the
chicken that doesnt get any grain,
Kriszta says.
Learning less
The geography lesson at the school
makes use of computers. With a gentle
smile the teacher, who is aged around
50, explains that most of the pupils can
neither read nor write well. That is why
he tries to convey the lesson material
to them visually using the internet,
for example Google Maps. That gives
them a better idea, for example, of the
chessboard pattern of an American
city. If I tried to explain that phenom-
enon to them they wouldnt under-
stand it. In each lesson he gives the
pupils just one exercise. I cant
demand more of them.
Once they have completed the exer-
cise, the pupils are allowed to surf on
the internet or play computer games.
Two of the older girls gaze at pictures
of teenage boys posing with bare
chests. At another machine a pupil is
busy driving a racing car. Owning their
own computer is almost unthinkable in
Tiszab, where many families do not
even have an inside toilet and siphon
off electricity from the power line.
Run down
In the bleak
schoolyard a
few children
are skidding
around on
the frozen
puddles for
fun. Few
pupils are
d r e s s e d
appropriately
for the time of
year. Most are
wearing trainers and
tracksuit trousers. Gloves, winter
hats and scarves, let alone warm
winter coats, are barely seen. Earlier
there were plenty of trees in the
schoolyard but today there are just
tree stumps looking towards the sky.
When asked about the run-down
state of the school, the director
Domn say the State Health
Authority NTSZ has threatened to
close it. Its unhygienic and some
parts of the building are hazardous
for the children, Domn says. The
school is not cleaned because there is
simply no money available, she says.
The lack of cleaning is particularly
noticeable in the toilets, where the
white tiles are smeared brown. Is that
from the mud of the schoolyard?
Evidently the school is not aired
often. The whole building has a stale
stench of sweat.
In her despair Domn is particu-
larly angry with those in government:
Instead of spewing out words the
politicians should come here and
finally let actions speak louder than
words. Schools like this one are a
shame on this country.
Village up to neck in debt
On the way from the school to the
mayors office we see numerous stray
dogs on the streets. Several houses
are uninhabited. Through the
windows without panes it is possible
to see the gutted interiors.
Everything of any value has evidently
been taken from the ruins.
The mayors office is just as
wretched as the rest of the village.
The smell of nicotine permeates the
small building. It soon becomes clear
why: the office of the mayor,
Barnabs Farkas, is dense with ciga-
rette smoke. A few dusty and yellowed
plastic orchids stand on the
cupboards behind the desk. Farkas
sits hunched over. His dandruff is
particularly visible on the dark suit
that he is wearing. He mumbles.
Tiszab is up to its neck in debts,
Farkas says. The electricity supplier
has indicated that it will turn off the
power in March because of unsettled
bills. Its not my fault, he hastens to
add. The village cannot cut any
further costs. For lack of money he
has had to let the cleaning lady go, he
says. Now the village clerk cleans the
mayors office and I also help from
time to time. Farkas says that he has
written several times to the govern-
ment and asked for financial support
but all his requests have fallen on
deaf ears.
Joblessness
Is there work in Tiszab? Farkas
shakes his head. Everyone is unem-
ployed here. Earlier Tiszab was a
flourishing village. Every household
had cows, pigs and chickens. Then
in 2002 the Tisza, which flows along-
side the village, burst its banks, he
says. The flood caused massive
destruction. Since then Tiszab has
been in decline. Many Hungarians
left because of the hopeless situation.
Today practically only gypsies
remain, says Farkas, who is himself
Roma.
Those who have remained do not
have enough money to heat their
homes, he says. They go to the
surrounding forests to fell trees for
firewood illegally. Farkas speaks
about the many vacant houses from
which everything has been carried off
apart from the foundation walls.
Domn Gborn, director of the school in Tiszab, says its 350 pupils are all Roma. At the age of six many of them still cannot speak prop-erly. How can we teach them to read and write under such circumstances? she asks.
In her despair Domnis particularly angry with
those in government: Instead ofspewing out words the politiciansshould come here and finally letactions speak louder than words.
Schools like this one are ashame on this country.
What do the peopledo all day without work?
They multiply, the mayor saysdrily. If men dont have any work andare at home all day, what else arethey going to do with their wives?
They have time on their handsand plenty of energy.
Tiszab Mayor Barnabs Farkas says thevillages electricity supplier will cut off powerthis month.
The destitute villagers simply pull apart the empty buildings to get hold of iron and other buildingmaterials that they can sell, says Tiszab Mayor Barnabs Farkas. Villagers even remove tilesand bathroom fittings in their own houses to raise cash.
-
14 MARCH 20 MARCH 2011
0077THE BUDAPEST TIMES FFEE
AATT
UURR
EE
The destitute villagers simply pull
apart the empty buildings to get hold
of iron and other building materials
that they can sell. The situation is so
desperate that villagers even remove
tiles and bathroom fittings in their
own houses to raise cash.
What do the people do all day
without work? They multiply, the
mayor says drily. If men dont have
any work and are at home all day,
what else are they going to do with
their wives? They have time on their
hands and plenty of energy.
Illegal deforestation
To get to the village of Tiszabura,
which is 20 kilometres away, we drive
over a dam along the Tisza. That
route is better than the country road
littered with potholes, we are told in
Tiszab. It is slippery on the narrow
dam. Progressing at anything faster
than walking pace would be reckless.
During the journey we repeatedly
hear the sounds of electric saws.
Despite the icy temperatures there
are cyclists travelling on the dam with
axes and saws tied to the racks of
their bicycles. At the edge of the
forest to the side of the dam men are
loading logs and branches into a
trailer. Trees are being felled illegally
in broad daylight. A few stumps
protruding from a layer of ice are all
that remain of a formerly wooded
area.
Tiszabura Mayor Lszl
Farkas is casually
dressed. Despite the
glut of problems he
exudes uncon-
cern. In his office
two wall maps
are particularly
striking. One
shows Greater
Hungary while
the other shows
Hungary in its
current size. A few
withered plants in the
office have evidently not
been watered for some time.
Farkas has led Tiszabura for ten
years. He was first elected mayor at
the age of 23. At the time sceptics
asked what does this young whipper-
snapper want?, Farkas says. Today he
confidently asserts that he does not
know anybody else in the village
capable of handling its problems.
Debt strangling
Tiszabura is also deep in debt.
Farkas blames the malaise on the
mistaken policy of the government
under Pter Medgyessy (2002-2004).
Medgyessy and his left-liberal
government raised the salaries of
public servants by 50 per cent after
coming to power. That was all very
well but there was no money to cover
those salary increases, Farkas says.
The village had been forced to take
out loans to pay the suddenly
increased salaries.
Today Tiszaburas debts run to some
HUF 100 million (EUR 365,800).
That consists entirely of unpaid bills,
Farkas explains. Unpaid gas alone
amounts to HUF 15 million (EUR
55,337), he says. As a result the local
energy supplier abruptly turned off the
gas in December. Without gas there is
no heating and without heating it is
not possible to run the school. That
was a slap in the face, Farkas
says.
Lessons now must be
held in the confer-
ence room of the
mayors office, in
the run-down
cultural centre
and in a building
owned by the
village. Because of
the lack of space
the lessons have
been arranged in
morning and afternoon
shifts. When will lessons
be able to take place in the
school building again? When the gas
is turned back on, the mayor says
laconically. In Auschwitz we were not
so happy about it, he adds with a
roguish grin.
Work programme axed
This year because of lack of funds a
programme to allocate public work
has been discontinued, Farkas says.
Although last year around 600 people
in Tiszabura were given work and a
modest income, today just three
people are performing public utility
work. That means many of the
villagers are not even eligible any
more for the monthly social welfare
benefit of HUF 28,500 (EUR 105.07)
because it is tied to work: recipients
must have worked for at least two
months in the year.
Before the change of system there
was a tobacco factory, a sugar factory,
a poultry processing company and
construction industry in the
surrounding area. They all closed
down, says Farkas. Many people lost
their jobs as a result of the collective
farms being broken up.
Lawlessness
If a lot of people now also lose
social welfare benefit, I am worried
that not only will the crime rate rise
higher in Tiszabura but that people
will also go hungry. The mayor tells
us that many villagers go hunting in
the nearby forests. Recently some-
body came back with a wild boar.
Are there any police in the village?
On paper there are three but until
now I have only met one, says the
mayor. And that policeman had made
an appearance only because he was
looking for work for his wife.
Because we cant pay people any
more there is no longer a civil guard
in the village, the mayor says. And
then there is the problem of stray
dogs. The hungry animals hunt in
packs in the surroundings of
Tiszabura. He warns against visiting
certain areas after dark. They are
prone to attack.
Makeshift classrooms
Behind the eerily quiet school is
the cultural centre. The building is
small and the window grilles are
rusted. Inside the plaster is crum-
bling but it is warm. Christmas deco-
rations are still hanging above the
stage of the small events room along
with pink balloons and paper chains.
Equal opportunities against breast
cancer is written in big letters on the
wall. In the middle of the room there
is a small mirror ball. A classroom has
been set up behind makeshift card-
board walls. In the other class-
rooms, which are in windowless,
musty rooms, the chairs are already
on the tables.
It is late afternoon. Two middle-
aged women, one of them Roma, are
cleaning the building. These women
are among the three people who
perform public utility work in the
village. For six hours a day they receive
a monthly wage of HUF 45,000 (EUR
165.92). For four hours a day the wage
is HUF 31,000 (EUR 114.31). The
Roma woman complains that all her
days are the same: What can we do in
this backwater? Once a year her whole
family goes to the neighbouring town
to eat pizza, she says. It is the only
bright spot in their monotonous life.
The other woman tells us that she has
been to Budapest only once in her life,
28 years ago with her husband on their
honeymoon. The distance between
Tiszabura and Budapest is around 100
kilometres.
Race relations good
How do Hungarian and Roma
villagers get on together in
Tiszabura? Both the women say that
there are no real problems. There
arent any conflicts, the Roma
woman says. Or if there are then its
only because the gypsies steal. But
they also steal from each other. The
other woman adds: Thats why I
think we have a social problem in
Tiszabura rather than an ethnic
problem. Her colleague nods in
agreement.
3,000 residents, one doctor
General practitioner Balzs
Horvth is young and sporty. He has
a three-day stubble and his
shoulder-length hair is tied back.
Horvth is the only doctor who has
remained in Tiszabura. The paedia-
trician and the dentist fled a few
months ago because of the wretched
situation, he says. That is why
Horvth is now responsible for some
3,000 residents.
The health situation here in the
village is far worse than the national
average, says Horvth. The most
common illnesses are malnutrition,
rheumatism, asthma and cardiovas-
cular diseases. In addition there are
many cases of under-age girls
becoming pregnant. The district
nurse regularly gives talks so the
young people are not uninformed
about contraception. We hand out
free condoms and the three-month
contraceptive injection is inexpen-
sive, but when young people are in
love they dont care about all that and
the boys are not keen on using
condoms, says the doctor.
Despite the bitter poverty in
Tiszabura in winter nobody has yet
come to him with chilblains or frost-
bite. Problems instead tend to result
from the opposite phenomenon.
Most of the families heat using wood
from the surrounding forests. To
keep in the heat they rarely air their
homes. As a result harmful substances
are constantly inhaled, which then
settle in the lungs, Horvth says.
The result is an above-average inci-
dence of chronic asthma, particularly
in children. Respiratory diseases are
so frequent in the children because
many mothers feed their babies with
cows milk, the doctor says.
Malnutrition and extreme lack of
vitamins are another big problem.
Many of my patients barely eat fruit
and vegetables. People here tend to
eat mainly white bread and pork,
which in large quantities can have an
inflammatory effect. Many villagers
binge on crisps, cola and sweets when
they get their wages or benefits.
Loan sharks
According to the doctor children are
sacred to the Roma villagers and
despite their poverty families will pay
huge sums if their child is seriously ill.
If theres no other way then they take
out a loan so that they can pay for
medicine or the cost of transport to the
hospital. Horvth says these are loans
from private individuals at usurious
interest rates. In many cases the
borrowers cannot afford the stagger-
ingly high repayments demanded by
these loan sharks. Because of that
there have been houses set on fire in
the village, he says.
Typical family life
Jzsef Tur appears youthful at first
glance but on closer inspection the
Roma man looks haggard. His green
eyes are surrounded by deep lines. He
and his current wife have seven chil-
dren, four of hers and three of his.
Grinning and sometimes making faces,
the prettily dressed children watch
their mother as she makes sovny in
the kitchen. The word sovny means
lean. It is a cheap substitute for
bread, which is too expensive for many
families in Tiszabura. I make dough
from water, baking powder and yeast,
and then I fry it in hot oil, the mother
explains.
Jzsef has been unemployed for five
years. Before that he worked as many
as 370 hours a month for years as a
bricklayer for a construction company.
Jzsef is desperate to work again to be
able to give the children a proper
education, he says. Currently the
familys budget is around HUF
150,000 (EUR 553.22) a month and
mainly consists of family benefits. Its
far too little to be able to give my
family a decent life, Jzsef says.
He and his family live in three
rooms. Two children sleep in each bed.
In the living room the walls are deco-
rated with ivy-patterned wallpaper,
below which there is wood panelling.
Bugs keep scuttling out from behind
the panelling. Are they spiders? No,
no, those are cockroaches, says the
oldest daughter Ildik. The kitchen
seems in order on first impressions but
after a while it becomes noticeable that
the tap by the kitchen sink is jutting
out from a big grey hole in the wall.
Behind the large kitchen counter the
floor tiles simply stop and bare earth is
visible.
Holding out hope
The 14-year-old Ildik speaks confi-
dently and articulately. She has plans
to attend a secondary school for
commerce with English and French as
her chosen languages. Perhaps such a
school will be a way for my daughter to
escape from poverty, Jzsef says.
With files from Konstanze Fabinder,
Lisa Weil and Peter Bognar
Jzsef Tr and one of his children. Hisblended family of nine lives on HUF 150,000 amonth, which mainly comes from benefits.
Tiszabura Mayor Lszl Farkas says the town has HUF 100 million in debts. The gas wasturned off in December, leaving the school without heat.
Hungarys two poorest villages
The mostcommon illnesses are
malnutrition, rheumatism,asthma and cardiovasculardiseases. In addition thereare many cases of under-
age girls becomingpregnant.
A once-forested area between the two villages along the Tisza river is little more than stumps. Tiszaburas doctor Balzs Horvth says thatheating with wood has led to a high incidence of chronic asthma in children.