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Bildung: JUNIOR – Schüler erleben Wirtschaft Großer Erfolg mit kleinen Dosen Schüler als Unternehmer: Bei JUNIOR- Schülerfir-men erlernen und erproben Schüler seit vielen Jahren, was unternehmerisches Handel bedeutet. Jetzt wurden in Hamburg die diesjährigen Gewinner ermittelt. Der Sieger vertritt Deutschland beim Europawettbewerb in Bukarest. Hamburg. Im Business Foyer der Imtech Arena, dort, wo sich bei Bundesliga- Heimspielen des Hamburger Sportvereins die wichtigen Gäste aufhalten, wimmelte es nur so von Unternehmerinnen und Unternehmern. Die waren aber nicht zu einem Fußballspiel gekommen. Vielmehr nahmen sie an der Endausscheidung um das beste „JUNIOR- Unternehmen 2012“ teil. Zu anderen Firmenwettbewerben gibt es dabei einen entscheidenden Unterschied: Die teilnehmenden Unternehmen werden

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Page 1: Mittwoch, 3 - Arbeitgeberverband Gesamtmetall · Web view„JUNIOR-Schüler erleben Wirtschaft“ heißt das Programm, das 1994 vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln ins Leben

Bildung: JUNIOR – Schüler erleben Wirtschaft

Großer Erfolg mit kleinen Dosen

Schüler als Unternehmer: Bei JUNIOR-Schülerfir-

men erlernen und erproben Schüler seit vielen

Jahren, was unternehmerisches Handel bedeutet.

Jetzt wurden in Hamburg die diesjährigen Gewinner

ermittelt. Der Sieger vertritt Deutschland beim

Europawettbewerb in Bukarest.

Hamburg. Im Business Foyer der Imtech Arena,

dort, wo sich bei Bundesliga-Heimspielen des

Hamburger Sportvereins die wichtigen Gäste

aufhalten, wimmelte es nur so von

Unternehmerinnen und Unternehmern. Die waren

aber nicht zu einem Fußballspiel gekommen.

Vielmehr nahmen sie an der Endausscheidung um

das beste „JUNIOR-Unternehmen 2012“ teil. Zu

anderen Firmenwettbewerben gibt es dabei einen

entscheidenden Unterschied: Die teilnehmenden

Unternehmen werden ausschließlich von

Schülerinnen und Schülern betrieben.

„JUNIOR-Schüler erleben Wirtschaft“ heißt das

Programm, das 1994 vom Institut der deutschen

Wirtschaft Köln ins Leben gerufen wurde und an

dem bis heute knapp 70.000 junge Menschen

teilgenommen haben. JUNIOR soll bei Schülerinnen

und Schülern ab der Klasse 9 „das Verständnis für

wirtschaftliche Zusammenhänge fördern“ und die

Teilnehmer dazu motivieren, „sich gesellschaftlich

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zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen“.

Über 560 Schülerunternehmen, die alle geltenden

Gesetzen der Wirtschaft unterliegen, hatten sich in

diesem Schuljahr bundesweit beteiligt. Die besten

15 präsentierten jetzt in Hamburg ihre

Geschäftsmodelle.

Dazu gehörte beispielsweise die GPP Ginkgo

Plattenproduktion vom Goethe-Gymnasium

Regensburg. „Das ist ein regionales Plattenlabel“,

erklärt der Vorstandsvorsitzende Philipp Rösch, „das

jungen Schülerbands die Möglichkeit bietet, sich in

der Musikwelt zu etablieren.“ Die Regensburger

Gymnasiasten haben mit den regionalen Bands

einen Sampler produziert und vermarktet. Darüber

hinaus wurden auch noch Konzerte organisiert. Als

Vorstandsvorsitzender war Rösch da mehr als

gefordert: „Als erstes bin ich Ansprechpartner für

alle Fragen, was immer auch vorkommt. Zudem

koordiniere ich alle Aufgaben und stelle sicher, dass

es keine Probleme gibt – und wenn doch, dann

werden sie gelöst“, sagt der junge Mann

selbstbewusst.

Zu lösende Probleme gab es natürlich für die jungen

Produzenten von GPP. So mussten Sponsoren

gesucht werden. Verantwortlich dafür war

Marketing-Chefin Verena Meier. „Unser Eigenkapital

hat für die CD-Produktion bei Weitem nicht

ausgereicht“, sagt sie, „wir haben uns daher an

regionale Unternehmen gewandt und ihnen unser

Projekt vorgestellt und konnten dadurch neun

Sponsoren gewinnen.“ Das alles sei sehr

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anstrengend gewesen, habe aber auch sehr viel

Spaß gemacht und „unbezahlbare Erfahrungen“ mit

sich gebracht. „Ein gewisser Ehrgeiz ist sicherlich

auch vonnöten, denn ohne Ehrgeiz kann man solche

Ziele, wie wir sie hatten, einfach nicht erreichen, und

bestimmt auch ein bisschen Mut, weil wir haben ja

nicht genau gewusst, auf was wir uns einlassen“, so

Verena Meier.

Genau deswegen schätzt Wolfgang Gollub,

verantwortlich für die Nachwuchsarbeit beim

Arbeitgeberverband Gesamtmetall, den Wettbewerb,

der vom Verband mit unterstützt wird. „Wir legen in

der Metall- und Elektro-Industrie ganz besonderen

Wert auf Teameigenschaften, auf unternehmerische

Fähigkeiten unserer Mitarbeiter. Und da ist JUNIOR

ein fantastisches schulisches Trainingsfeld, um

diese Qualifikationen und Soft-Skills zu entwickeln,

einzuüben, auszuprobieren und messbaren Erfolg

zu haben.“ Und Thomas Klischan,

Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands

Nordmetall, ergänzt: „Das JUNIOR-Projekt passt

wunderbar in unsere Bildungsarbeit, mit der wir

versuchen, junge Menschen nicht nur für die Metall-

und Elektroindustrie, sondern für die Welt der

Wirtschaft zu begeistern. Und da ist JUNIOR wirklich

geradezu beispielhaft, denn alles spielt eine Rolle:

Teamarbeit, Innovation, Produktion und Marketing.“

Diese Aspekte flossen alle in die Bewertung mit ein.

Zu den Kriterien gehörten neben dem Potenzial der

Geschäftsidee ein Interview mit den

Jungunternehmern, der Geschäftsbericht der

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Schülerfirma, der Messestand sowie eine

fünfminütige Bühnen-Präsentation. Für die

Mitglieder der sechsköpfigen Jury keine leichte

Aufgabe, zumal die Begeisterung, die Liebe zum

Detail, das Engagement, die Kreativität und die

Aufgeregtheit der Schülerinnen und Schüler bei fast

allen gleich waren.

Allein die Bandbreite der Geschäftsideen liest sich

wie ein Auszug aus dem Ideenhandbuch für

Existenzgründer. Da gab es unter anderem die

Firma C|Moi mit Kreationen nachhaltiger Parfüms,

iFass mit Musikanlagen in Bierfässern, das

heimatbezogene Modelabel Withers68, Gorki’s

Schülerschnickschnack, die Limburger Alltagshelfer,

die Alltagshilfen für ältere Menschen leisten oder

Träum-Meer, die Hörbücher für Kinder produzieren

sowie RoadBeats, die den Bau und Verleih mobiler

Musikanlagen betreiben. Was übrigens fast alle

Teilnehmer eint: erwirtschaftete Gewinne – und da

florieren einige Schülerfirmen recht gut – werden

fast komplett sozialen Einrichtungen gespendet.

Die beste Schülerfirma kommt in diesem Jahr aus

Rheinland-Pfalz, und zwar vom Gymnasium in Kirn.

Sie heißt Lillepott, und sie produziert und vermarktet

Geschenkdosen. Auf den ersten Blick wirken die

kleinen Blechdosen fast schon banal. „Viel Glück“,

„Entschuldigung“ oder „Gute Besserung“ steht da

auf den Dosen. Erst bei näherem Betrachten

offenbart sich das Besondere: In den Dosen

befinden sich Blumenerde und Pflanzensamen, der,

eingepflanzt und bewässert, rasch zu Glücksklee,

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Gras oder Kamille wird, je nach aufgedrucktem

Spruch.

„Wir wollten etwas kleines, handliches entwickeln,

was eine große Zielgruppe anspricht“, sagt

Geschäftsführerin Elena Weirich. „Dann war es uns

wichtig, dass wir irgendwie mit anderen

Unternehmen zusammenarbeiten können. Auf

unseren Dosen sind Werbeflächen, die wir an

regionale Firmen verkauft haben. Außerdem haben

regionale Firmen bei uns Dosen bestellt, die sie an

ihre Kunden als verschenken. Und wir haben etwas

gesucht, was die Leute freundlich anspricht, zum

Beispiel eine Geschenkidee.“

Bei Lillepott, was übrigens estnisch ist und kleiner

Blumentopf bedeutet, stimmen Idee und Konzept,

was sich in den Geschäftszahlen widerspiegelt.

Rund 3.000 Dosen zum Stückpreis von 3,50 Euro

hat Lillepott bis heute verkauft. Wie geht es dann mit

Ablauf des Projektes weiter? „Wir müssen in diesem

Schuljahr noch eine Abschlussversammlung

abhalten“, sagt Mitunternehmerin Sarah von der

Burg, „auf der unsere Aktionäre auch ihre Dividende

bekommen.“ Für beide Schülerinnen ist aber auch

klar: „Wir können ja auch ohne JUNIOR unsere

Produkte weiter produzieren und unser Geschäft

selbstständig fortführen.“ Davor steht allerdings

noch eine besondere Veranstaltung. Lillepott wird

Deutschland Ende Juli beim Europawettbewerb in

Bukarest vertreten.

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Auf den zweiten Platz kam „HeftI-Ing“ vom Apian-

Gymnasium in Ingolstadt mit einem

Hauaufgabenheft, das Schülern zusätzlich alle

wichtigen Informationen über ihre Heimatstadt

liefert. Bronze geht an „Glo-Bag“ vom

Mädchengymnasium Essen-Borbeck, die aus alten

Schullandkarten individuelle Designer-Handtaschen

fertigen und vertreiben.

Der Sonderpreis „Innovation“ des

Arbeitgeberverbands Nordmetall ging an das

Unternehmen „trashtag“ vom Landesgymnasium für

Hochbegabte in Schwäbisch Gmünd. Die jungen

Leute entwickeln und produzieren Zierfolien für

Mülltonnen, die aus den tristen Abfallbehältern echte

Unikate und Hingucker machen. „Wir haben den

Sonderpreis Innovation ausgeschrieben“, sagt

Nordmetall-Haupt-geschäftsführer Klischan, „weil

Innovationen der Schlüssel zu einer erfolgreichen

Zukunft sind. Innovationen, also neue Ideen, sind

der Treibstoff, der den Wirtschaftsmotor

Deutschland zum Laufen bringt.“

Vielleicht wird man ja in einigen Jahren den ein oder

anderen JUNIOR-Unternehmer im Business Foyer

der Imtech Arena als Zuschauer beim Fußball

wiedertreffen. Hoch motiviert und mit

Zukunftsplänen waren in Hamburg jedenfalls fast

alle.

Weitere Informationen über JUNIOR und die

teilnehmenden Schülerfirmen gibt es unter

www.juniorprojekt.de .

Hinweis:Diesen Artikel finden

Sie bei uns im Internetauch als Podcast.

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Ansprechpartnerin:Institut der deutschen Wirtschaft Köln

JUNIOR gGmbHMarion HüchtermannTel: 0221 – 4981 707

[email protected]

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Fotos zum Artikel

Die siegreiche Schülerfirma Lillepott vertreibt Wunschdosen mit blühendem Inhalt.

Die GPP Ginkgo Plattenproduktion vom Goethe-Gymnasium Regensburg ist ein regionales Plattenlabel, das jungen Schülerbands die Möglichkeit bietet, sich in der Musikwelt zu etablieren

Auch das können Schülerinnen: C|Moi vom Campe-Gymnasium Holzminden kreieren nachhaltige Parfüms

Für die Mitglieder der Jury war es keine leichte Aufgabe, die Sieger zu ermitteln. Im Gespräch mit Schülern: Dr. Thomas Klischan, Hauptgeschäftsführer Nordmetall (r.) und Prof. Michael Hüther, Direktor des IW Köln (2.v.r.).

Taschen aus alten Schullandkarten produziert die Firma GLO-BAG vom Mädchengymnasium Essen-Borbeck

Die siegreiche Schülerfirma Lillepott vertreibt Wunschdosen mit blühendem Inhalt.

Mit äußerst kreativen Bühnenprogrammen präsentierten die Schülerfirmen ihre Projekte

Gewonnen haben eigentlich alle: Die Schülerinnen und Schüler der drei ersten Sieger präsentieren stolz ihre Urkunden.

Fotos: Gesamtmetall/Pit Junker

Die Bilder können Sie als Farbfoto auf unserer Internet-Seite (www.gesamtmetall.de, Pressestelle – Reportagen) herunterladen.

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