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Inhalt Netzwerkmagazin · 2009 2 Magazin des Taijiquan und Qigong Netzwerkes Deutschland e.V. Chefredakteurin Sonja Blank Redaktionelle Mitarbeit Dr. Claudia Friedel Doris Schmidt Gestaltung Martina Schughart, Düsseldorf Druck Das Druckhaus, Kaarst Herausgeber Taijiquan und Qigong Netzwerk Deutschland e.V. Oberkleener Straße 23 D-35510 Butzbach Fon: 0700-888 666 55 Fax: 0700-888 555 66 Mail: [email protected] Web: www.taijiquan-qigong.de Einzelpreis: 5,00 Euro Vorstand Sonja Blank, [email protected] Stefan Frey, [email protected] Thomas Huber, [email protected] Uwe Patzke, [email protected] Wissenschaftlicher Beirat Dr. Christel Proksch Dr. Michael Plötz Ehrenmitglieder Wilhelm Mertens Dr. Christel Proksch Beiträge an: Sonja Blank Oberkleener Straße 23 35510 Ebergöns Fon: 06 447- 88 58 32 Mail: [email protected] Titelfoto: Luce Condamine, mit freundlicher Genehmigung von Loni Liebermann Bildnachweis: Loni Liebermann, Nordstraße 71, 52134 Herzogenrath, Fon 02407 17409 Horst Hofmann, Netzwerk-Archiv, Archiv Qilin-Akademie, Archive der Autoren. © Copyright by Taijiquan und Qigong Netzwerk Deutschland e.V. Die einzelnen Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Impressum 2 0 J a h r e T ai j i q u a n un d Qi g o n g N e t z w e r k Editorial ........................................................................................................................................ 3 Fachliches Der große Wandel · Geseko von Lüpke ............................................................................... 4 Shen und Yi – zwei von den fünf Haupttrainingsmethoden von Yiquan · Jumin Chen......................................................................................................................................... 9 Was sind Meridiane? · Wilfried Rappenecker................................................................... 12 Ein schwarzer Gürtel im Taiji und Qigong? · Tobias Puntke ........................................ 16 Taiji und Qigong für Menschen mit speziellen Bedürfnissen · Claus Albermann .................................................................................................................... 20 Erster deutscher Lehrpfad für Taiji und Qigong · Thomas Huber .............................. 23 Und wieder die Umsatzsteuer · Geld & Rosen, Marie Sichtermann ......................... 25 Vereinsinternes Es riecht nach Aufbruch: Qigongtage 2008 in Kassel · Vorstand ............................. 30 20 Jahre Netzwerk · Vorstand.............................................................................................. 32 Neue Fortbildungsserie: Medizinisches Grundlagenwissen aus Ost und West · Gudrun Geibig ....................36 „Taiji-Intervision: erschreckend intensiv – unglaublich gut“ · Kathrin Ehrig ........ 38 Werkstätten im Netzwerk · Vorstand............................................................................... 40 Regionalarbeit · Vorstand..................................................................................................... 42 Wie komme ich zum Zertifikat? · Stefan Frey ................................................................. 42 Referenzliste der qualifizierten Anbieter · Vorstand .................................................... 42 Neue Mitglieder stellen sich vor · Peter Fehr ................................................................. 43 Aktuelle Mitgliederliste nach PLZ ...................................................................................... 43 Netzwerker in Aktion Netzwerk-Treffen Südwest in Bad Schönborn · Sabina Woll ...................................... 45 Auf zum Golden Age Festival · Otto und Emmy Fischer .............................................. 46 Bleep-Kogress 2008 · Thomas Huber ................................................................................ 47 Pressemitteilungen 1. Budopädagogik-Kongress in Hanau ............................................................................. 48 Grundeinkommen-Film im Internet ................................................................................. 49 Kongress des Deutschen Dachverbands für Qigong und Taijiquan (DDQT)........... 50 Deutschlands erste Professur für Komplementärmedizin an der Berliner Charité ........................................................................................................... 51 Veranstaltungen erscheinen auf der Webseite und nicht mehr im Magazin. Netzwerkmagazin

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Inhalt

Netzwerkmagazin · 20092

Magazin des Taijiquan und QigongNetzwerkes Deutschland e.V.

ChefredakteurinSonja Blank

Redaktionelle MitarbeitDr. Claudia FriedelDoris Schmidt

GestaltungMartina Schughart, Düsseldorf

DruckDas Druckhaus, Kaarst

HerausgeberTaijiquan und Qigong NetzwerkDeutschland e.V.Oberkleener Straße 23D-35510 ButzbachFon: 0700-888 666 55Fax: 0700-888 555 66Mail: [email protected]: www.taijiquan-qigong.deEinzelpreis: 5,00 Euro

VorstandSonja Blank,[email protected] Frey,[email protected] Huber,[email protected] Patzke,[email protected]

Wissenschaftlicher BeiratDr. Christel ProkschDr. Michael Plötz

EhrenmitgliederWilhelm MertensDr. Christel Proksch

Beiträge an:Sonja BlankOberkleener Straße 2335510 EbergönsFon: 06447-88 58 32Mail: [email protected]

Titelfoto:Luce Condamine, mit freundlicherGenehmigung von Loni Liebermann

Bildnachweis:Loni Liebermann, Nordstraße 71,52134 Herzogenrath, Fon 02407 17409Horst Hofmann, Netzwerk-Archiv, ArchivQilin-Akademie, Archive der Autoren.

© Copyright by Taijiquan und QigongNetzwerk Deutschland e.V.Die einzelnen Beiträge gebennicht unbedingt die Meinungder Redaktion wieder.

Impressum

20 Jahre Taijiquan und Qigong Netzwerk

Editorial........................................................................................................................................ 3

FachlichesDer große Wandel · Geseko von Lüpke ............................................................................... 4Shen und Yi – zwei von den fünf Haupttrainingsmethoden von Yiquan ·Jumin Chen......................................................................................................................................... 9Was sind Meridiane? · Wilfried Rappenecker................................................................... 12Ein schwarzer Gürtel im Taiji und Qigong? · Tobias Puntke ........................................ 16Taiji und Qigong für Menschen mit speziellen Bedürfnissen ·Claus Albermann.................................................................................................................... 20Erster deutscher Lehrpfad für Taiji und Qigong · Thomas Huber .............................. 23Und wieder die Umsatzsteuer · Geld & Rosen, Marie Sichtermann ......................... 25

Vereinsinternes

Es riecht nach Aufbruch: Qigongtage 2008 in Kassel · Vorstand ............................. 3020 Jahre Netzwerk · Vorstand.............................................................................................. 32Neue Fortbildungsserie:Medizinisches Grundlagenwissen aus Ost und West · Gudrun Geibig ....................36„Taiji-Intervision: erschreckend intensiv – unglaublich gut“ · Kathrin Ehrig ........ 38Werkstätten im Netzwerk · Vorstand............................................................................... 40Regionalarbeit · Vorstand..................................................................................................... 42Wie komme ich zum Zertifikat? · Stefan Frey................................................................. 42Referenzliste der qualifizierten Anbieter · Vorstand .................................................... 42Neue Mitglieder stellen sich vor · Peter Fehr ................................................................. 43Aktuelle Mitgliederliste nach PLZ ...................................................................................... 43

Netzwerker in Aktion

Netzwerk-Treffen Südwest in Bad Schönborn · SabinaWoll ...................................... 45Auf zum Golden Age Festival · Otto und Emmy Fischer.............................................. 46Bleep-Kogress 2008 · Thomas Huber ................................................................................ 47

Pressemitteilungen

1. Budopädagogik-Kongress in Hanau ............................................................................. 48Grundeinkommen-Film im Internet ................................................................................. 49Kongress des Deutschen Dachverbands für Qigong und Taijiquan (DDQT)........... 50Deutschlands erste Professur für Komplementärmedizinan der Berliner Charité ........................................................................................................... 51

Veranstaltungen erscheinen auf derWebseite und nicht mehr im Magazin.

Netzwerkmagazin

Editorial

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Jedes Jahr im Frühjahr staune ich von neuemdarüber,mitwelcherKraft undRigorosität sichdie Pflanzen entfalten. Zarte grüne Spitzenkommen allerorten aus der Erde, wagen sichhervor ganz ohne Versicherung für die even-tuelle Schadensrisiken. Lebenwill sich entfal-ten. Einfach so.Es tut gut,an diese erneuerndeKraft erinnert zu werden angesichts der Probleme, die der Alltag so mitsich bringt und der größeren, über die die Medien tagtäglich berichten.Fällt esmanchmal schon schwer, den Alltag zumeistern, so fühlt man sichgegenüber den globalen Herausforderungen wie Klimakatastrophe,Finanzkrise undWeltwirtschaftskrise oft hilflos und ohnmächtig.Derzeitigepolitische LösungsversucheweckenHoffnungenundzugleichauchZweifel.Allzu oft wird deutlich, dass ein bloßes Reformen innerhalb der alten, oftverhärtetenStrukturenkeine Lösungbringen.AdrienneGoehler sprachbeiden Qigongtagen im letzten Jahr von Verflüssigungen, die nötig sind, umverkrustete Macht- und Denkstrukturen zu lösen. Es braucht die Kreativi-tät von uns allen.

Diese Idee habenwir für die Arbeit in unseremNetzwerk aufgegriffen undwollen künftig die auf den letzten Qigongtagen erstmals erprobte Arbeitin Werkstätten fortsetzen. Damit schaffen wir einen Raum, eure Kompe-tenzen und eure Kreativität zielgerichtet einzubringen und für uns allenutzbar zu machen. Die Grundidee unseres Netzwerkes, der Keimlingsozusagen, ist der Austausch untereinander. Unser Beitrag zum Jubiläumin diesem Heft macht das deutlich. Mit den Werkstätten sehen wir eineweitereMöglichkeit für effektiven fachlichen Austausch und Entwicklungvon Qualität. Dass unsere Arbeit als Taijiquan- und Qigong-Praktizierendeeine gesellschaftliche Relevanz hat, das haben die Qigongtage in Kasseldeutlich gemacht. Es geht darum sich einzuschalten, statt abzuschalten,wie es ein Referent der Qilin-Akademie neulich auf den Punkt brachte.

Jetzt ist eine gute Zeit dafür! Unser Magazin will unter anderem für diejetzt günstige Phaseder sich entfaltendenHolzenergieAnregungengeben.

Wir wünschen viel Inspiration und Freude beim Lesen.

Sonja Blank

Fachliches

Netzwerkmagazin · 20094

Bei den indianischen ‚six nations’der ‚Iri-quoise’ oder ‚Irokesen’gab es traditionellein zentrales Kriterium für politischeEntscheidungen und Innovationen. Esmusste darüber nachgedacht werden,welche Auswirkungen eine aktuelle Ent-scheidung auf die nächsten sieben Ge-nerationen haben würde. Können wirheute so weit denken? Geht unser Ver-trauen in unser heutiges Tun soweit, unsvorzustellen, wie Menschen sieben Ge-

nerationen nach uns leben? Versuchenwir es. Versuchen wir darüber hinaus,einmal nicht mit Sorge und Angst in dieZukunft zu blicken, sondern versuchenwir probeweise, aus der Perspektivekünftiger siebenGenerationen auf unse-re heutige Gegenwart zu schauen. Sie-ben Generationen, das wären ca. 200 bis300 Jahre.Wenn also unsere Nachfahrendann aus einer gesunden, nachhaltigenund gerechten Welt tatsächlich zurück-

blicken werden, dann werden sie es mitWohlwollen und Dankbarkeit tun undwerden sich staunend Geschichten vonden ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhun-derts, von einer Zeit des großenWandelserzählen.

Alles Utopie? Keineswegs! Überall aufder Welt arbeiten zahllose Menschenseit Jahren und Jahrzehnten an genaudiesen Zielen und haben in kleinemMaßstab große Teile dieser Zukunft be-reits verwirklicht.Diese Pioniere,die nochviel zu oft im Verborgenen am Morgenarbeiten, können längst Lösungen be-reitstellen, auf die dann zurückgegriffenwerdenwird,wenndieKrisenderGegen-wart sich so weit verschärfen, dass auchden optimistischsten Pragmatikern desStatus quo die Ideen ausgehen. Imgloba-len Maßstab mögen diese alternativen

Von Geseko von Lüpke

Der große Wandel

Die 8. Deutschen Qigongtage standen unter dem Thema„Qigong und Gesellschaft –Lebenskunst als politischer Faktor“. Mit der Wahl dieses Themas und mit der hohenQualität dieser Veranstaltung hat sich das Netzwerk als Veranstalter profiliert. Fürviele der Teilnehmenden war es eine Initialzündung dafür, ihre Arbeit – in welchemKontext auch immer – unter das große Generalthema zu stellen: Welchen Beitragkann ich für die notwendige Veränderung unserer Gesellschaft leisten? Mit demfolgenden Beitrag möchten wir das Thema noch einmal anklingen lassen und zumMitdenken anstiften. Geseko von Lüpke war Referent und Moderator der Podiums-diskussion während der Qigongtage.

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Fachliches

Entwicklungen noch kaum bemerkbarsein, doch an Ideen, an Erfahrungen undan praktischen Beispielen mangelt esnicht.DieAnsätzealso sindda–nurglau-ben wir nicht an ihre Durchsetzungs-kraft. Wer eine solche Zukunft siebenGenerationenvonheute für ausgeschlos-sen hält, muss anerkennen, dass er dieWelt der Gegenwart in einer hoffnungs-losen Sackgasse sieht. Grund genug, ausdieser Erkenntnis Schlüsse zu ziehenundsich an einem der kreativen Lösungsan-sätze zu beteiligen.

Nicht auszuschließen ist dabei, dass die-ser grundlegendeWandel zu einer nach-haltigen, zukunftsfähigenWelt erstmög-lich sein wird nach einer tiefen, existen-tiellen Krise derWeltwirtschaft und demweitgehenden Zusammenbruch sozialer,politischer und ökologischer Systeme im21. Jahrhundert. Durchaus möglich, dassdasaufgnadenloserKonkurrenz,uneinge-schränktem Profitstreben, persönlichenVorteilen und Machtgier basierendeWeltbild derGegenwart sich erst zuTodesiegen muss, bevor die Ideen der Pionie-re für eine andere Zukunft die breite Öf-fentlichkeit erreichen. Denn derWandel,den es braucht, bis die Zukunft nachhal-tig wird, ist gewaltig. Darin liegt GefahrundChance zugleich:Trotz aller düsterenPrognosen befindet sich die Menschheitmitten in einem evolutionären Umsturzalles Gewohnten, der kaum aufregenderund spannender sein könnte. Nicht um-sonst stellt Lester Brown, Gründer desWorldwatch-Instituts, den Wandel derGegenwart mahnend in eine Reihe mitden großen kulturellen Revolutionen derMenschheitsgeschichte: Nach dem Jahr-tausende dauernden Übergang von derJäger-undSammlerkultur zur sesshaftenAgrarkultur und der Jahrhunderte wäh-renden technischen und industriellenRevolution bleiben uns jetzt nur wenigeJahrzehnte für den großen Wandel zurNachhaltigkeit, der jeden Bereich unse-rer Kultur berühren und verändern wird.

Groß wird er genannt, weil er nicht nurneue Technologien oder Methoden ver-langt, sondern einen grundsätzlichenWandel im Denken, imWahrnehmen. Er

und Mängel des vorherrschenden Sys-tems ständig herausarbeitet und seineschlimmsten Folgen lindert. Diese öf-fentliche Ebene des Widerstands, diegleichzeitignochammeisten vonderÖf-fentlichkeit wahrgenommen wird, ver-spricht einerseits die größte öffentlicheResonanz.Andererseits stehen die Initia-tiven alsVerteidiger einer bedrohtenWeltaber auch in einem ständigen zermür-benden David-gegen-Goliath-Kampf, indem Erfolge selten und Rückschläge dieRegel sind. Hier entsteht angesichts derEndlos-Krise auch häufig das Klischee,dass Widerstand sinnlos und alle Alter-nativen Utopien seien. Doch durch dieseArbeit wird Zeit gewonnen. Sie dient da-zu, einige Leben,manchesÖkosystem,einPaar Gattungen sowie manche Kulturenzu retten und den Genpool für die kom-mende nachhaltige Welt zu bewahren.Aber sie reicht nicht aus, um diese nach-haltigeWelt Realität werden zu lassen.

Die zweite Ebene besteht in der Aufde-ckung der zerstörenden gesellschaftli-chen und wirtschaftlichen Strukturenundder Suchenach funktionierendenAl-ternativen, auf deren Grundlage die Ge-sellschaften evolutionär umgebaut wer-den können. Hier geht es darum, nichtnur die Gesetzmäßigkeiten der interna-tionalen Wirtschafts- und Geldpolitikdurchschaubar zumachen, sondern auchdie dahinter liegendenMythen zuhinter-fragen und kleine zukunftsfähige Ge-gen-Modelle zu entwickeln. Auf dieserEbene werden die zunehmende Un-durchschaubarkeit globaler ÖkonomieunddieMachtstrukturen transnationalerUnternehmen und internationaler Ver-einbarungen entschleiert, um engagier-ten Bürgern erst einmal wieder Selbst-vertrauen, Kompetenzen,Durchblick undkonkrete Ziele zu geben, um die Zukunftmitgestaltenzukönnen.DieEinsicht indiestrukturellen Wurzeln der Fehlentwick-lung geht Hand inHandmit der Entwick-lung struktureller Alternativen.Wennsichz.B. in Kenia die Bodenerosion als eigent-liche Wurzel der sozialen Verelendungzeigt, können Initiativen entstehen wieWangariMaathai’sGreenBeltMovement,das innerhalb weniger Jahre Millionen

5Netzwerkmagazin · 2009

betrifft die Art undWeisewiewir uns se-hen, wie wir uns in Beziehung zu demganzen Planeten und allen seinen Le-bensformen setzen,wie wir aufeinanderbezogen sind. Es ist eine Revolution, dieindenherrschendenMedien fast nicht er-wähnt wird und die trotzdem im Begriffist, unsere Kultur umzukrempeln. DasVerständnis der Struktur dieses ‚großenWandels’ kann uns ein Gefühl dafür ge-ben, in was für einer außerordentlichenZeit wir leben undwelcheMöglichkeitendiese Zeit uns – bei allen Gefahren – an-bietet.

Im Wesentlichen findet die historischeWende gleichzeitig auf drei Ebenen statt:Dabeihandelt es sicherstensumAktionen,welche die Umweltzerstörung bremsenund den ökologischen und sozialen Zu-sammenbruch der industriellen Wachs-tumsgesellschaft herausschieben. Zwei-tenswirdder kulturelleWandel voneinersorgfältigen Analyse der strukturellenWurzeln von Fehlentwicklungengeprägt,wobei gleichzeitig an der Entwicklungvon strukturellen Alternativen gearbei-tet wird. Drittens geht es um einengrundlegendenWandel in unsererWahr-nehmung, unserem Weltbild und unse-ren Werten. Jeder, der sich dem Wandelfür einenachhaltigeZukunft verpflichtetfühlt, ist auf einer oder allen dieser dreiEbenen aktiv.

Die vordergründigste erste Ebene istfraglos die des öffentlichen politischenWiderstands gegen alle Formen der Zer-störung von natürlichen Lebensgrundla-gen. Sie vollzieht sich innerhalb und au-ßerhalbder Parteien, inBürgerinitiativenundVerbänden,aufDemonstrationen, inden NGO’s und Initiativen und arbeitetmit allen Methoden des zivilen Unge-horsams, mit öffentlichen Kampagnen,Lobbyismus und dem Aufbau politischerGegenkräfte. Ihre hohe Bedeutung liegtdarin, die für einen grundlegendenWan-del dringendbenötigte Zeit zugewinnen.Zahlreiche Initiativen arbeiten auf dieseröffentlich sichtbaren politischen Ebene.IhreBedeutung fürdenWandel ist enorm,und ihre Arbeit schon deshalb unver-zichtbar, weil sie die Beschränkungen

entdeckung der Weisheiten indigenerund traditioneller Kulturen, die sich überihre enge Verbindung zur natürlichenWelt eine ganzheitliche Sichtweise er-halten haben und über große Zeiträumenachhaltige Kulturen erhalten konnten.Zudemhaben die enormen Kommunika-tions- undReisemöglichkeiten derModer-ne esmöglich gemacht,dass ganz andereWeltbilder neueWahrnehmungsebenenund Techniken der Bewusstseinserwei-terung verfügbar machten: „Diese Ein-sichten und Erfahrungen sind absolutnotwendig, um uns aus demGriff der in-dustriellen Wachstumsgesellschaft zubefreien. Sie helfen uns, unseren Eigen-wert und den Reichtum der natürlichenWelt neu zu erkennen. Diese Neuorgani-sation derWahrnehmung kann uns voneingebildeten Bedürfnissen befreien unduns ein neues Bild geben vonder PositiondesMenschen inderOrdnungderDinge.“

HerkömmlicheSichtweisenhabenderar-tige weltanschauliche, philosophische,religiöse und spirituelle Bewegungen inder Gesellschaft immer strikt von derscheinbarobjektivenWirklichkeit derna-turwissenschaftlichen Welt getrenntund kaum eine Verbindung zwischengeistigem Wachstum und politischerEntwicklung zugelassen.Ebensowie sichder Mensch wegen seiner geistigen Fä-

Fachliches

von Bäumen pflanzte und heute diewichtigste Oppositionsgruppe im Landdarstellt. In zahllosen Dörfern, Städtenund Gemeinden rund um den Erdballsind in den letzten 20 Jahren Initiativenentstanden, die schrittweise das Rechtzurückerobern, über ihre eigenen Ange-legenheiten und besonderen Entwick-lungswegewieder selbst zu entscheiden,anstatt sich als Opfer anonymer Mächtezu fühlen und die Zerstörung kultureller,sozialer und ökologischer Netze einfachnur hinzunehmen. Das verborgene Po-tential dieser Entwicklung wurde zumBeispiel deutlich, als bei den Anti-Globa-lisierungs-Protesten in Seattle und Wa-shingtonD.C.plötzlichwieausdemNichtseine breite Oppositionsbewegung auf-tauchte, deren einzelne Glieder schwachschienen, in derVernetzungmit Hilfe desInternets aber die Kraft hatte, ein inter-nationales Gipfeltreffen der Industrie-staatenzukippen.Diese zahlreichenneu-en Institutionen,Verbändeund Initiativenkönnen jedoch nur in der GesellschaftWurzeln schlagen und langfristigwirken,wenn sie auf der Basis stabiler Wertehandeln. Ihr Erfolg verlangt einen grund-legenden Wandel in unserer Wahrneh-mungundunserenWeltbildern.Undhie-rum geht es auf der dritten Ebene desWandels.

Die dritte Ebene ist die Arbeit an derWahrnehmung und dem BewusstseinderMenschen.Hier geht es umnichtwe-niger als die Veränderung eines Weltbil-des: von einer materialistischen,mecha-nistischen, Konkurrenz betonten undwachstumsorientierten zu einer koope-rativen, partnerschaftlichen und ganz-heitlichen Sichtweise. Auf dieser – sehrbreiten – Ebene entscheidet sich letzt-endlich, ob der Umbau gelingen wird.

Dieser Wandel ist nicht in Parteien, Ver-bänden und Initiativen zu organisieren,doch er kann aus den Einsichten und Er-fahrungen entstehen, die während derpolitischen und ökologischen Arbeit ge-macht werden. Die schrittweise Entste-hung eines neuen Weltbildes wird ausvielen Quellen genährt. Sie war unver-meidlich geworden, als sich mit der öko-

logischen Krise und der Zunahme sozia-ler und wirtschaftlicher Probleme dieGrenzen des alten Paradigmas zeigten,das die globalen Herausforderungennicht mehr bewältigen kann. Sie wurzeltin der ganz individuellen Suche nachneuen Lebensformen,die einMehr an Le-bensqualität und Glück über die Befrie-digungmaterieller Bedürfnisse stellt. Sieist untrennbar verbunden mit der ver-breiteten Sehnsucht, wieder in Kontaktzu treten mit einer lebendigen Umwelt,demWunsch, sich rückzubinden an eineMitwelt, die als großer lebendiger Orga-nismus das einzelne Individuumumgibt.Aber sie wird auch gestützt von denDurchbrüchen und Erkenntnissen dermodernenNaturwissenschaft –derQuan-tenphysik, der Kosmologie, der ökologi-schenWissenschaften,der Komplexitäts-und Chaosforschung oder der Allgemei-nen Systemtheorie. All diese Ansätze be-tonen das enge Beziehungsgeflecht, dasalle gesellschaftlichen und natürlichenPhänomene als Teile eines organischendynamischen Netzwerks sieht, in demsich alles gegenseitig beeinflusst, von ei-nander abhängig ist und sich in einemProzess kontinuierlicher Veränderungund Evolution befindet.

Dieser wissenschaftliche Paradigmen-wechsel wird ergänzt durch die Wieder-

Netzwerkmagazin · 20096

Fachliches

higkeiten über die Natur stellte, trennteer stattdessen die innere menschlicheEntwicklung ab von der äußeren politi-schen Realität.Diese Grenzlinie löst sich immer mehrauf. Entscheidend ist: Fast alle Men-schen, die an einer nachhaltigen Gesell-schaft arbeiten, fühlen sich einer dieserganzheitlichen Denkrichtungen verbun-den und handeln auf der Basis einesWeltbildes, das weit über das alte me-chanistische Paradigma hinausgeht.Dasmacht sie nicht zu romantischen Träu-mern, sondern dient ihnen in der Regelals innere Kraftquelle. Die stabilen ethi-schenWerte einer fundierten ganzheitli-chen Sichtweise können dazu führen,dass persönliche Entwicklungundökolo-gisch-soziale Aktion nicht länger als Ge-gensätze empfunden werden, sondernals ein Weg. Angesichts der vor uns lie-genden ökologischen, sozialen und wirt-schaftlichen Krisen und dem möglichenZusammenbruch natürlicher Systeme,mit denen die meisten Zukunftsforscherin derMitte des 21. Jahrhunderts rechnen,bekommt derWandel desWeltbilds einebesondere Bedeutung. Die Rückbindungan größere Zusammenhänge erhöht dieToleranz gegenüber Rückschlägen, ver-hindertblindenAktivismusoderPanikre-aktionen und kann aus Verzweiflung En-gagement werden lassen.

Trotz dieser Metapher des ‚GroßenWan-dels’ können wir uns nicht sicher sein,dass wir den Wandel ‚schaffen werden’.Wir wissen nicht,welcher der beiden ge-sellschaftlichen Trends letztlich ‚siegen’wird, ob sich derWandel vollzieht, bevordie lebenserhaltenden natürlichen Sys-teme kollabieren. Jeder wird – je nachPerspektive – sich sein eigenes Bild vomStand der Dinge machen. Was wir tunkönnen, ist uns mit allem zur Verfügungstehenden Engagement einzubringen –und gleichzeitig anzuerkennen, dass esscheitern kann! Viele halten sich heutezurück,weil sie meinen, ihr Engagement‚bringenichts’,machekeinenUnterschied,der Erfolg sei zu ungewiss. Erfolg ist niegewiss. Zudem: Würde eine Sicherheit,dass der ‚großeWandel’gelingt, alles En-gagement und allen Mut aktivieren?Nein!

Entscheidend ist, dass derWandel längstpassiert und vielleicht schon viel weiterfortgeschritten ist, als die meisten glau-ben. Diesen Wandel gilt es sichtbar zumachen.Wir befindenunsnicht amEndeder Zeiten.Es scheint vielmehr so zu sein,dassdieMenschenderGegenwart gleich-zeitig als Sterbebegleiter einer altenWelt und als Geburtshelfer einer neuenWelt gefordert sind.Wir sind beides zu-gleich und es liegt an uns, zu entschei-den, wo wir hinschauen, wovon wir unsentmutigen oder ermutigen lassen.

ÜbergängeJeder Wandel ist davon gekennzeichnet,dass wir – zum Teil schmerzhaft – aner-kennen müssen, an welcher Stelle wirstehen,zugleichaber auch inDankbarkeitlernen anzuerkennen, wo uns der indivi-duelle oder kollektive Lebensweg hinge-führt hat. Die Umwandlung des GefühlsderOpferrollebeginnt alsomit derDank-barkeit dafür,wowir stehen,welches Po-tential wir angesammelt haben, wel-chen Wandel wir zur Zeit vollziehen. Ichbin davon überzeugt, dass politische Ar-beit heute verlangt, persönliche Trans-formationendurchlaufenzuhaben.Wennnur auf der politischen Ebene verändertwird, aber die persönliche Transformati-on nicht vollzogen wird, dann bleibt der

AktivismusweitgehendProjektion.Wennaber die Mechanismen und Krisen vonWandlungsprozessen persönlich durch-lebt werden, dann kann die Aktivität fürpolitischen Wandel eine ganz andereKraft und Dynamik entfalten. Wenn wirbislang nicht wirklich anerkannt haben,dass innere Arbeit politisch ist, so gilt esmeines Erachtens jetzt, die volle Verant-wortung zu übernehmendafür,dass eineNaturübung, therapeutische Sitzung,eine Stunde Yoga,Qigong o.ä.Menschenso tief berühren und erschüttern kön-nen, dass sie aus allen bisherigen Welt-bildern und Selbstbildern heraus und ineine transformative Krise fallen können.Ich halte diese Auseinandersetzung fürabsolut wesentlich und halte KollegenoderTherapeutenoderMeditationslehrer,die sich darüber nicht im klaren sind, fürpotentiell fahrlässig.Wirmüssenuns da-rüber im Klaren sein, wie politisch undwieWeltbild verändernd eine solche Ar-beit ist. Wir müssen wissen, in was wir‚initiieren’ – wohin der Übergang geht,der so weit über das bisherige Weltbildund die konventionelle Wahrnehmunghinaus geht. Was bedeutet das im ein-zelnen?

In der ganzheitlich spirituellen Arbeitöffnen wir einen Raum, in der die Tren-nungzwischenMenschundNatur aufge-hobenwirdund indemwirdazueinladen,den Käfig des Anthropozentrismus zuverlassen. Damit vermitteln wir gleich-zeitig eine ethische Haltung, die der Na-tur einen ebenso großen Stellenwertund ethischen Wert gibt wie dem Men-schen. Eine Haltung der Kontrolle desMenschen über die Naturwird in diesemKontext sinnlos.Wer diese Position aner-kennt, kannaber auch zahlreiche Positio-nen inder industrialisiertenWachstums-gesellschaft nichtmehr ethisch vertreten.

Der Herrschaft des Rationalismus setzenwirein integrales/holistischesMenschen-bild entgegen, in dem Emotion, Psyche,Ratio und Spirit gleichberechtigt neben-einander stehen. Das widerspricht invielen Bereichen der Sozialisation desmodernen Menschen, in der Emotionenunterdrückt, die Psyche ohne die Aufar-

7Netzwerkmagazin · 2009

beitung der Schatten verdrängend funk-tioniert und Spiritualität nur in den en-genVorgaben kirchlicher Dogmen gelebtwird. Dem Diktat der rationalen Verifi-zierbarkeit setzen wir die gleichberech-tigte Möglichkeit ‚spiritueller, emotiona-ler und psychischerWahrheit’ entgegen.In diesem integralen Selbstbild gibt esnicht nur ‚eine Wahrheit’, sondern zahl-reiche Aspekte von sich manchmal wi-dersprechendenWahrheiten.

Ganzheitliche Spiritualitätwird vollkom-men anders erlebt. Es werden keine reli-giösenDogmen vorgegeben, jeder istmitseiner spirituellen Ausrichtung gleicher-maßen willkommen (multikonfessionell).Es gibt nicht nur einen Gott, der aner-kannt ist (Polytheismus, A-Theismus).Gott wird nicht nur im Himmel verortet,sondern in jedem Gegenstand und in je-dem Lebewesen – die Erde ist ebensoheilig wie der Himmel (Non-Dualismus,Mystik) . Die Zuwendung zum Größerengeschieht über alle Sinne – auch der Kör-per gilt als heilig. Der Körper muss nichtbezwungen werden, sondern darf sichentfalten. Die konventionelle Weltsichtbietet überhaupt keine Erklärungsansätzefür derartige menschliche Erfahrungen.

Für sie ist dieWelt geistlos,profan,unbe-seelt, rein materiell. Wer mystische undspirituelle Einheits-Erfahrungen als realannimmt, wird quasi automatisch in dieEcke von Esoterik und New Age gestelltoder sogar als psychotisch bezeichnet.

Lebendiger beseelter Kosmos: Weltan-schaulich geht die ganzheitliche Spiri-tualität von einem kreativen, sich selbstorganisierenden Kosmos aus, in dem allePhänomene eigentlich ungeteilt statt-finden, sich konstant gegenseitig beein-flussen und ein interaktives Feld bilden.Der Mensch erlebt sich hier in der Regelnicht in einer feindlichen Welt, die ihnbedroht, sondern in einem kooperativenFeld, das ihn wie ein Lebensnetz trägt.Die klassischenGrenzen des Selbstbildeskönnen sich auflösen. Teil dieser Erfah-rung kann es sein, in eine enge Kommu-nikation oder Dialogmit nicht-menschli-chen Lebensformen zu treten, aus ratio-nal-menschlicher Sicht scheinbare Zufälleals sinnhafte Synchronizitäten wahrzu-nehmen, die in einem Zusammenhangzu inneren psychischen Prozessen ste-hen. Psychologisch können solche Erfah-rungen dazu führen, dass Betroffene he-rausfallen aus der Opferrolle, mit der sie

ihre bisherige Identität und Begrenzungaufrecht erhalten haben und in eine ra-dikale Selbstverantwortung gestoßenwerden. Die Wahrnehmung in einerfeindlichen Welt zu leben, an einemKampf zwischen Gut und Böse teilzu-nehmen oder der Erlösung erst nachdem Tode zu begegnen, kann sich wan-deln in eine Beziehung zurWelt als Lieb-haber, geprägt von tieferDankbarkeit fürdas Leben. All das kann aber auch Um-brüche auslösen, bei denen kein Steinauf dem anderen bleibt.

Das – und noch vielmehr – ist das Poten-tial, mit dem wir umgehen. Das ist dieevolutionäre Kraft, mit der wir arbeiten.Es gilt, sie nicht länger zu verstecken. In-nere Arbeit muss und kann sich selbst-bewusst als wesentlicher Teil politischerEvolutionsehenundmuss sichals solcherdarstellen. Wir dürfen nicht vergessen:Stimmt dieMetapher vom‚großenWan-del’, dann ist die Veränderung des Be-wusstseins die entscheidende Kraft imAufbau einer lebenserhaltendenZivilisa-tion. „Wir sind die Erde, die denkt, dieErde,die fühlt,die Erde,die liebt,die Erde,dieweint,die Erde,die betet,die Erde,diespricht.“ sagt Leonardo Boff, „Wenn wirdieWelt umarmen, umarmen wir Gott“.Wer sich selbst alsTeil diesesWandels er-lebt und keine Trennung mehr erlebtzwischen sich und der Welt, der kanndann auch politischen Aktivismus alsspirituelle Disziplin erleben und Medita-tion als politische Aktion.

Netzwerkmagazin · 20098

Fachliches

Dr. Geseko von Lüpkegeb. 1958, arbeitete nach seinem Studiumder Politikwissenschaft, Publizistik undEthnologie sowie einer Redakteursausbil-dung als freier Journalist, Autor und Re-dakteur. Im Bayerischen Rundfunk und an-deren öffentlich-rechtlichen Funkhäusernwurde er durch zahlreiche Features überganzheitliche Ansätze in derWissenschaft,über alternative Lebensformen, interkultu-rellen Dialog und Spiritualität bekannt.Er schreibt regelmäßig für die Zeitschrift„Natur & Kosmos“. Der Vater von drei Kin-dern lebt mit seiner Partnerin in Olchingbei München.

Der Autor

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Beim Yiquan-Training konzentriert mansich auf das Yi. Das Yi kontrolliert denKörper. Bei Yiquan gibt es keine spezielleAtemtechnik. Man konzentriert sich aufdie Arbeit mit Shen und Yi, um die Kraftzu gewinnen. Durch Yiquan wird mansich einheitlich bewegen. Durch das Yiverbindet man die verschiedenen Kör-perteileundschafft eineVerbindungnachinnen und gleichzeitig eine Verbindungmit der Umgebung. Durch diese Metho-de erwirbt man die balancierte Kraft –Hunyuan-Kraft. Die Umschaltung zwi-schen Entspannung undAnspannung istder Schlüssel des Yiquan-Trainings undes ist ein entscheidender Punkt für dieKraft, Geschwindigkeit, Reaktionen, Ge-schicklichkeit usw.Die Entspannung undAnspannung geschieht in erster Linievom Geist aus, dann körperlich.In den 40er Jahren haben einige Promi-nente in China Yiquan unter einem neu-en Namen gefördert, weil sie gemerkthaben, dass Yiquan sehr effizient für dieKampfkunst und zugleich für die Ge-sundheit ist und es zudem der chinesi-schen Philosophie entspricht. Sie habenes Dacheng Quan genannt. Dachengheißt Vollendung. Ende der 40er JahremeinteWang,dass DachengQuanweni-germit Yi zu tun hat, deshalb wurde undwird derNameYiquanwieder benutzt. Inden 50er Jahren wurde das Zhanzhuang

aus dem Yiquan-System vom Gesund-heitsministerium als eine der fünf Qi-gong-Hauptschulen anerkannt. DamalshabeneinigeberühmtenQigong-MeisterbeiWang Unterricht genommen,wie LiuHezhen (der Begründer des 1. Qigong Sa-natorium in Beidaihe), Qin Zhongshan(der Begründer vonSanyuanQigong),HuYaozhen (der Lehrer vom berühmten

Chen-Taijimeister Feng Zhiqiang), JiaoGuorui (berühmter Qigong-Yangshen-Meister). Daher hat sich ZhanzhuangGong in China sehr schnell verbreitet.Es wird oft diskutiert, was man bei einerKampfkunst trainieren sollte. Viele ha-ben Jahre lang verschiedene Formentrainiert ohne dasWesentliche der inne-ren Arbeit. Man liest auch in vielen Tex-ten über Taiji, Xingyi, Bagua, dass manimmer mit Yi arbeitet. Aber in der Praxishatman sichweniger oder kaummit die-sem Training konfrontiert. In diesem Ar-tikel werden zwei der fünf Haupttrai-ningsmethoden erläutert.

ShenWas wir unter Shen zu verstehen haben,lässt sich am besten anhand von zweiGeschichten illustrieren. Von einem Ge-neral namens Li Guang erzählt man sichnoch heute eine rund zweitausend Jahrealte Geschichte: Mitten in der Nachtmachte Li Guang einen Tiger aus. Er hobseinen Bogen und schoss auf den Tiger.Danngingerhin,umsich seineBeute an-zuschauen, doch er musste feststellen,dassderTiger einSteinwar.Der Pfeil aberwar in den Stein tief eingedrungen. Alses Tag war, wollte der General noch ein-mal in den Stein schießen, doch es ge-lang ihm nicht.Eine andere Geschichte erzählt von ei-nem jungen Mann, der 10 Jahre bei dembesten Schwertkämpfer weit und breittrainiert hatte. Schließlich hatte derMeister ihm aufgetragen, sich auf dieReise zu machen und seine Kunst imSchwertkampf zu erproben. Nun gab esan seiner Technik zwar nichts mehr zuverbessern, dennoch verlor er jedes Mal.Ohne einen anderen Ausweg zu sehen,wollte er sich am Ende selbst töten. Dajedoch kam ihm ein Gedanke: Wenn er

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Shen und Yi – zwei vonden fünf Haupttrainingsmethoden

von YiquanVon Chen Jumin

Fachliches

Was ist Yiquan? Yiquan, auch Dacheng Quan genannt,wurde in den 20er Jahren vonWang Xiangzhai (1885 – 1963 n. Chr.), einem Experten der Heilkunst, der Kampfkunstund der Meditation entwickelt. Yiquan hat keine fixen Formen und einzelne Anwen-dungstechniken. Es trainiert durchYi,Shen (Geist) zu stärken,die Körperstruktur rich-tig zu gewinnen und die innere Kraft bei der Anwendung explodieren zu lassen.Daherwird es Yiquan genannt. „Yi“ lässt sich nicht eindeutig übersetzen, vielmehr verei-nigt dieser Begriff eineVielzahl von Bedeutungen in sich,wie etwaVorstellungskraft,Absicht,Wille,Konzentration,bewusste Sammlung,sinnlicheWahrnehmungund an-dere mehr. „Quan“ bedeutet "Kunst eines Systems".Mit Yiquan wird also eine Kunstbezeichnet, die die Verbindung zwischen Geist und Körper herstellt.

Kick (Anwendung)

Fachliches

schon sterben sollte, so wollte er lieberdurch die Hand des berühmtestenSchwertkämpfers sterben als Selbst-mordzubegehen.Sogingder jungeMannhin und forderte den berühmtestenSchwertkämpfer heraus. Lange standensichdie beidenKontrahenten regungslosgegenüber, ohne das der Kampf begann.SchließlichgabderberühmtesteSchwert-kämpfer auf. Der junge Mann war über-rascht und fragte nach dem Grund. Daerhielt er zur Antwort: „Du hast keineAngst, nicht einmal vor dem Tod. Wersolch großen Mut beweist, der ist unbe-siegbar.“Ob sich tatsächlich alles so zugetragenhat,wie es diese beiden Geschichten be-schreiben, ist hier gar nicht von Bedeu-tung. Entscheidend ist das Phänomen,das sie beschreiben: Es geht um die Qua-lität einer Handlung in einer Extremsi-tuation, die den Überlebenswillen for-dert und die nur möglich ist, weil manZugang zu den eigenen, verborgenstenKräften gewinnt. In anderen Zusammen-hängen kann man auch heutzutage im-mer wieder von solchen Phänomenenhören, die ungeahnte Kräfte freisetzen.Man denke etwa nur an eine Mutter, dieihr Kind unter einem schweren Wagen

eingeklemmt findet, der es zu Tode zuquetschen droht, und die in dieser Aus-nahmesituation die Kraft entwickelt, ihrKind zu befreien – eine Kraft, die sie un-ter gewöhnlichen Umständen nie auf-bringen würde. Das, was sich in solchenSituationen manifestiert, ist Shen. Oftwird Shen als Geist übersetzt, doch dieseÜbersetzung ist unzureichend. Shensteht vielmehr für ein begrifflich schwerzu fassendes Konzept. Shen ist sowohlunsichtbar als auch unberührbar undherrscht über alle unbewussten Körper-vorgänge. Allerdings kannman es wahr-nehmen. So lautet ein Sprichwort:„Shenmanifestiert sich in den Augen“. Zudemkann man an Haut, Gesicht und Aus-strahlung, an Körperhaltung und Bewe-gung eines Menschen erkennen, ob seinShen stark oder schwach ist.Obwohl Shen unwillkürlich und nicht di-rekt abrufbar ist, kann man es doch trai-nieren. Seit Tausenden von Jahren habendie Chinesen bemerkt, dass psychischeFaktoren bei Kämpfen die Hauptrollespielen.Über die entscheidenden Aspek-te, die den Ausgang eines Kampfes be-stimmen, heißt es:„Der erste istMut,derzweiteKraft undder dritteTechnik“.Shenist in dieser Redeweisemit ‚Mut’wieder-

gegeben worden, und sie zeigt deutlichden Vorrang von Shen gegenüber allemäußeren Wirken, gegenüber Kraft undTechnik an. Deshalb sammelten Kampf-künstler Erfahrung mit Shen – mit demZiel, auf diese Weise ihre Fähigkeiten zuverbessern.So erkannte man, dass Shen über psy-chisches Training entwickelt werdenkann.Deshalb sprichtman in China auchvon Shen-Training, wenn es um psy-chisches Training geht. Auf der Suchenach einer effizienten Methode, um dasShen zu stärken, stießen viele Kampf-künstler aufdiePraxisdesChan-Buddhis-mus. In der Tang Dynastie (618-907) wardie Hochzeit dieser Entwicklung,Kampf-kunst und Chan-Buddhismus zusam-menzuführen. Seit dieser Zeit sind vielegute Kampfkunststile mit dem Chan-Buddhismus verbunden. Trainiert wurdedabei oft im Stehen, was als StehendesChan (Li Chan) bezeichnetwurde.Hier istdieWurzel der Stehübungen des Zhanz-huang zu finden.Damit Shen eingesetzt werden kann,braucht eseinenstarkenäußerenoder in-nerenReiz.Deshalb setztmanzuÜbungs-zwecken die notwendigen Reize durchYi-Aktivität (s. nächsten Abschnitt). Ent-

Netzwerkmagazin · 200910

Zaiquan (Anwendung) Cepi Shili (Bewegungsübung) Duli Zhuang (Stehende Säule)

Fachliches

sprechende mentale Vorstellungsbilderfinden hier ihre Anwendung: Indem wiruns vorstellen, wir stünden wie ein Gi-gant auf der Erde, schalten wir die ge-wöhnliche Bezogenheit auf unser kleinesEgo aus und gehen weit über es hinaus.Körper undGeist vergrößernwir,dehnensie in der Vorstellung ins Grenzenloseaus.Wir sind erfüllt von Kraft und Ener-gie. Wir sind von einem Willen beseelt,der Berge und Flüsse überwinden kann.Wir sind wie das Meer, und das Meernimmt alles auf,was zu ihm kommt.Wirsind auch wie der Himmel, und der Him-mel vereinigt alles in sich,worüber er sicherstreckt. Durch regelmäßiges Trainingmit solchenund ähnlichenVorstellungenwird Shen abrufbar. Das Shen-Trainingverbessert unseren psychischen Zustandund stärkt die Willenskraft, den Kampf-geist und das Durchhaltevermögen.

YiWirhabenunsbereitsdaraufverständigt,Yimit demBegriff Vorstellungwiederzu-geben, aber auch darauf hingewiesen,dass dies eine notwendige Vereinfa-chung ist, weil die Komplexität des Be-griffs Yi keine unmittelbare Übersetzungzulässt. Es sei daher noch einmal daraufhingewiesen, dass wirmit dem Begriff Yiauf alle bewussten Aktivitäten des Ge-hirns Bezug nehmen: auf Vorstellungund Absicht, auf Wille, Konzentration,bewusste Sammlung, sinnliche Wahr-nehmung, etc. Fragen wir nun danach,wie Yi und Kampfkunst ursprünglich zu-sammenkamen, so treffen wir wiederauf den Buddhismus.Von Boddhidharmaheißt es in einem Volksgedicht, er kam„von Westen ohne Schrift und Bücher,und man musste ihn mit Xin (Herz) undYi begreifen“.Deswegen heißt dieseMe-thode Xinfa.Seit Jahrhunderten ist dieserSatz inChinain verschiedenen Bereichen wie Qigong,Malerei, Kalligraphie, Kampfkunst etc.populär. Er trifft einen wichtigen Punkt:das mentale Training, d.h. das Trainingvon Yi, eine Methode, die dank innerer,nämlich geistiger Arbeit positiv auf denKörper einwirkt.Wir habeneshierbeimiteinem sehr alten Wissen zu tun. Bereitssehr früh wurde in China festgestellt,

dass psychische Faktoren Auswirkung aufdieGesundheit haben.AusdiesemGrundhat die traditionelle chinesischeMedizineine sehr differenzierte Psychosomatikentwickelt, welche die Wirkung vonEmotionen auf die körperliche Befind-lichkeit äußerst umfassend beschreibt.

Yiquan greift auf diese Erkenntnisse zu-rück und bedient sich der Möglichkeit,durchmentale Arbeit (Yi) auf körperlicheFunktionen einzuwirken. Damit unter-scheidet es sich schon im Ansatz vonherkömmlichenTrainingsmethoden.Ge-meinhin konzentriert man sich im Trai-ningsprozess weniger auf mentale Vor-gänge als auf das gezielte Training derMuskulatur bzw. der Muskelkraft. Nichtseltenwerden daher bestimmteMuskel-gruppen oder einzelne Muskeln gezieltauf den jeweiligenTrainingsanspruchhinbearbeitet und entwickelt. In denKampf-künsten ist dies etwa eine gängige Me-thode, umdie Kraft und die Schnelligkeitvon Schlag-, Ring- oder Wurftechnikenzu entwickeln. Auf dieseWeise will manerreichen, aus größerer Distanz mit Fü-ßenundHändenoderausnähererDistanzmit Schultern, Hüften, Ellbogen, Knieund Kopf so schnell und so kräftig wie

möglich schlagen zu können. So subtilund unterschiedlich die Übungsmetho-den in dieser Hinsicht auch sein mögen,so gilt doch ganz allgemein, dass es sichhierbei um Techniken handelt, die aufäußerer Kraft basieren.Wie sehr sich dieTrainingsmethodik desYiquandavonun-terscheidet, ist mit Händen zu greifen:Yiquan trainiert körperliche Kraft nichtdurchkörperliche,sonderndurchmentaleAnstrengung (Yi), ebenso wenig Schnel-ligkeit dadurch, dass der Körper zu stän-dig schnelleren Reaktionen und Hand-lungsmustern gedrillt wird. Vielmehrsetzt die Methodik des Yiquan darauf,Schnelligkeit durch Langsamkeit zu üben(Zhanzhuang). Im Yiquan wird so die Er-kenntnis Wang Xiangzhais umgesetzt,dass Yi Kraft ist. ImYiquan unterscheidetman zwei Aspekte der Yi-Arbeit: der As-pekt der Gesundheit und der Aspekt derKampfkunst. Der erste ist für körperlichschwache oder kranke und ältere Men-schen gedacht: Man stelle sich einenleichtenWasserstrom vor, leichte Federn,angenehme Urlaubsstimmung etc. Derzweite ist fürdiediejenigengeeignet,dieihre Körperstruktur in Hinsicht auf dasKämpfen weiter aufbauen wollen.Shen und Yi sind zwei Hauptmethodenbei Yiquan.Die Arbeit mit Chen undYi istauch systematisch und strukturiert ge-baut. Viele Praktizierende von Taiji, Qi-gong usw. behaupten , dass sie durch Yi-quan eigene Sachen besser verstehen.

11Netzwerkmagazin · 2009

Jumin Chengeboren 1964 in Jilin, China, erhieltseit frühester Kindheit Unterricht inverschiedenen Qigong-Methoden undKampfkünsten bei diversen Meistern.Er ist international gefragter Lehrer undAusbilder für medizinisches Qigong.Er ist Leiter des Europäischen QigongInstituts, Präsident der EuropäischenYiquan Akademie, Ehrenpräsident undCheftrainer des Zhongyi Yiquan Institutsin Peking. Er lebt mit seiner Familie inSalzburg und führt dort ein eigenesZentrum für Qigong und Yiquan.Kontakt: [email protected], www.yiquan.de

Der Autor

Chengbao Zhuang (Stehende Säule)

Fachliches

Allerdings gibt es nicht die Linien, die inBüchern zur Illustration des Geschriebe-nen dargestellt werden. Solche Liniensind lediglich Orientierungshilfen. Dort,wo sie amKörper dargestellt sind,gibt esetwas anderes zu entdecken als Linien:Räume, moderne Abenteuer, Ereignisse,die erfahren werden können. Denn nurdann sind Meridiane real, wenn sie voneinem Menschen erlebt werden. Ebensowie alles Erleben essentiell subjektiv ist,ist auchdieWahrnehmungunserer ener-getischen Realität ein ganz und gar sub-jektivesAbenteuer.Esgibt keinobjektivesenergetisches Erleben, in gleicher Weisewie auch tieferesVerstehen (jenseits derLogik des Verstandes) nur subjektiv exis-tiert.

Gleichwohl es ist möglich, über das Er-lebte miteinander zu kommunizieren.Man kann Erfahrungen über erlebte

Meridian-Phänomene austauschen, wiees auch möglich ist, sich über anderesGelebtesundErfahrenes auszutauschen.Mit anderen Menschen kann man sichGedanken darüber machen, wie das Er-fahrene zuverstehen ist.Wir könnenMo-delle entwerfen, die es unserem Geistund unserem Herzen leichter machen,das Erlebte in unsere Welt einzuordnenund tiefer zu verstehen. So entstehenModelle und Theorien. Das Meridian-Modell und die entsprechende Theoriesind das Ergebnis solchen Austauschsvon Erfahrungen.

TheorienundModellehabeneinewichtigeEigenschaft: je komplizierter sie werden,umsomehr entfernen sie sich von der er-lebbaren Wirklichkeit. Wirklichkeit istaus dieser Sicht ausschließlich das sub-jektiv Erfahrene. Theorien und Modellein der Shiatsu-Praxis anzuwenden be-

deutet, zu dem subjektiven Erleben zu-rückzukehren, das sie hervorgebracht hat.Verschiedene Kulturen haben sehr un-terschiedlicheVerstehensweisen für denMenschen und seine lebendige, energe-tische Realität gefunden. Das ist nichtverwunderlich, unterscheiden sich Kul-turen doch gerade dadurch, dass dieMenschen der einen Kultur das Erlebteanders interpretieren, verstehen undfolglich auch in anderer Weise erlebenals die Menschen einer anderen Kultur.DasMeridian-Modellwurde vonden ver-schiedenen zur damaligen Zeit beste-henden Hochkulturen nur in China ent-wickelt – und auch in Nachbarkulturenwie in Tibet, Japan und Korea kreativ ge-nutzt. Andere Verstehensmodelle tradi-tioneller Kulturen (z.B. in Indien) habenauf allen Kontinenten ihr Erleben derRealität desMenschenmeist in völlig an-dere Theorien gegossen.

Theorien und erlebte WirklichkeitOffensichtlich lässt sich die energetischeRealität, die erlebte Welt des Menscheneben auf sehr unterschiedlicheWeise in-terpretieren. Alle Modelle des Energeti-schen sind Interpretationen des wirkli-chen Erlebens, sie sind nicht das Erlebteselber. Das Meridianmodell ist eine sol-che kulturspezifische Interpretation desErlebten.Die unterschiedlichenTheorienundModelle über LebenundGesundheitdesMenschen, die in dieserWeise in ver-schiedenen Kulturen als Ausdruck jahr-hunderte- und jahrtausendelanger gesell-schaftlicher Kommunikationüber das Er-fahrene entstanden sind, haben einesgemeinsam:man kannmit ihnen frucht-bar zum Wohle und für die Gesundheitanderer Menschen arbeiten. Um das indem jeweiligen System liegende Potentialwirklich zu nutzen, ist es Voraussetzung,dass man sich das dazugehörige Denk-und Erlebensmodell zu eigen macht, indiese Welt eintaucht, in gewisser Weiseein Teil von ihr wird.

Netzwerkmagazin · 200912

Was sind Meridiane?Von Wilfried Rappenecker

Meridiane sind Räume, keine Linien.An vielen Stellen des Körpers sind energetische Phänomene wahrnehmbar, die manals Meridiane ansehen kann.Man kann diesen energetischen Qualitäten folgen, ihreunterschiedliche Ausprägung und Lebendigkeit in verschiedenen Bereichen des Kör-pers erfahren und sie berühren – mit anderenWorten:man kann mit ihnen arbeiten.

Fachliches

Immer noch wird es den meisten heuti-gen Naturwissenschaftlern – undmit ih-nen vielen Menschen in unserer durchdas Weltverständnis der Naturwissen-schaften geprägten Kultur – nicht leichtfallen, sich auf die Welt des subjektivenErlebens einzulassen und dieses als et-was anzusehen,das ingleicherWeise real,richtig und wichtig ist wie die Ergebnis-se der Forschungen der vermeintlich ob-jektiven Naturwissenschaften. Gilt hierdoch gerade das Subjektive als Quelledes Nicht-Verstehens,derTäuschung.DieWelt des Energetischen und damit auchdas Phänomen Meridian ist nur zu ver-stehen, wenn man den Mut hat, sichdem radikal Subjektiven zu öffnen.Wirddie subjektive Erfahrung als Realität an-

erkannt, so wird das eigene innere Erle-ben deutlicher und kraftvoller und kannals Reichtum erkannt werden. Faszinie-renderweise liegt gerade in der relativenUnschärfe und Unsicherheit des Subjek-tiven der Schlüssel zu innerer Klarheit, zuKlarheit in der Wahrnehmung energeti-scher Phänomene und im Verstehen ei-nes Menschen.

Die Wahrnehmung des EnergetischenWie alles Energetische sind auch Phäno-menewie dieMeridiane nur wahrnehm-bar, wenn eine bestimmte Situation inder wahrnehmenden Person vorherrscht,eine Situation, die ich mit den BegriffenWeiteundOffenheit beschreibenmöchte.ÜberWeite undOffenheit kannmanviele

Worte verlieren.Wesentlich ist es jedoch,sie zu erfahren.Die Shiatsu-Praxis ist einWeg, diese Möglichkeit in sich zu entde-cken. Die energetische Welt folgt ande-ren Gesetzen als die physischeWelt. Diekörperliche oder materielle Welt wirdimmer konkreter, jemehrwir unsereAuf-merksamkeit auf ihre Einzelheiten kon-zentrieren, ja sogar, je mehr wir unserenGeist auf immer kleinere Details einen-gen. Die energetische Welt reagiert an-ders: sie wird umso lebendiger, also rea-ler verstehbar und erfahrbar, je weiterunser Geist wird, loslässt und sich sogarerlaubt,das Entdeckte ggf.wieder zu ver-lieren.

Kommunizierende EbeneUnterhalb seiner Oberfläche findet sichan jeder Stelle des Körpers eine Berüh-rungsebene, die leichter als andere Kör-pertiefen eine direkte Kommunikationmit anderen Bereichen des Körpers undmit dem ganzen Menschen möglichmacht. Ich möchte diese Ebene die Kom-munizierendeEbenenennen.Anverschie-denen Bereichen des Körpers kommt dieHand des Körperarbeiters in unter-schiedlicher Tiefe mit ihr in Kontakt. Soliegt sie beispielsweise auf der Innensei-te des Handgelenkes meist in der Hautoder sehr dicht darunter. Im Bereich vonKonzeptionsgefäß 17 liegt sie meist imBrustbein oder im Bindegewebe dichtdavor,sodass eine leichteBerührungdenKontakt bereits herstellt. An andererStelle wie z.B. an der Rückseite des Ober-schenkels taucht diese Ebene recht tiefab. Hier muss man meist mehrere Zenti-meter tief einsinken,umsie zu berühren.Die Kommunizierende Ebene ist sowohlein körperliches als auch ein energeti-sches Phänomen. Zum einen braucht eseinen sehr konkreten physischenKontakt,das bewusste Berühren einer wahr-nehmbaren körperlichen Struktur, z.B. ei-nes Muskels oder einer Faszienschicht,um anzukommen. Andererseits handeltes sich bei dieser Ebene wie bei allenenergetischen Phänomenen um einenRaum, der nur betreten werden kann,wenn die behandelnde Person über denkonkretenphysischenKontakt hinaus„inWeite“ berührt,bzw.selber einen solchen

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Fachliches

Raum in sich entstehen lässt. Die Meri-diane des Shiatsu (d.h.dieHauptäste desMeridiansystems) sind Teil dieser kom-munizierenden Ebene.

VoneinerphysischenWarteauserscheinteine Berührung in Weite als relativ un-scharf. Bemerkenswerterweise liegt je-doch gerade in dieser relativen Unschär-fe die Möglichkeit, „klar zu sehen“. Wasin der Kommunizierenden Ebene wahr-genommen und berührt werden kann,sind wie gesagt die Hauptäste der Meri-diane. Nach der Meridiantheorie breitensie sich von den Hauptmeridianen aus-gehend immer stärker verzweigend imganzen Körper aus und erreichen mit ih-ren feinsten Verästelungen letztlich jedeZelle des Körpers.

Um Meridiane verstehen zu können, istes wichtig, das Konzept der (energeti-schen) Organe zu verstehen. Nach denVorstellungen der fernöstlichen Medizinnämlich sind Meridiane Manifestatio-nen jeweils eines energetischenOrganes.Manunterscheidet 12 verschiedeneener-getische Organe. Von einer Ausnahmeabgesehen (dem„3-fachenWärmer“) tra-gendiesedieNamenanatomisch-physio-logischer Organe, mit denen sie in einerbesonderen Beziehung stehen wie z.B.Magen, Herz oder Niere. Ihre Bedeutungjedoch geht weit über die Funktion derkörperlichen Organe hinaus. Letztlichstellen sie so etwas wie verschiedeneSchwingungsebenen dar. Sie durchdrin-gen, verbinden und steuern alle Mani-festationsebenen des Lebens wie z.B. diekörperlichen, seelischen, geistigen undspirituellen „Körper“ des Menschen.Me-ridiane sind nicht identisch mit demenergetischenOrgan,dessen Information

sie tragen. Sie sind lediglich Bereiche, indenen deren Schwingungsqualität und –information sich imKörper verstärkt auf-baut,weshalb siehierauch leichterwahr-genommen und berührt werden kann.Wir müssen davon ausgehen, dass letzt-lich jede Körperzelle die Informationenaller 12Organ-Schwingungsebenen in sichträgt, ebenso jeder noch so kleine Be-reich im seelischen, geistigen oder spiri-tuellen Körper des Menschen.

Die Hauptmeridiane sind Hauptstraßender InformationsübermittlungvomGan-zen zu einzelnen Bereichen des lebendi-gen Menschen wie auch vom Einzelnenzum Ganzen. Es ist möglich, das energe-tische Organ an anderer Stelle im Körperüber andere energetische Muster als die

desMeridians zu erreichen,sogar auf an-deren Ebenen, die sich nicht in erster Li-nie im Körper desMenschen finden.Hierspielt dasWissen um andere Manifesta-tionsorte eines energetischenOrgans imMenschen einewichtige Rolle und vor al-lem die feine Wahrnehmung von Stim-mungsqualitäten„imRaum“.Dies soll hiernicht weiter besprochen werden.

Tiefe und Weite des MeridiansDie kontinuierliche Arbeit „auf“ einemMeridian (eigentlichmüsstees„in“einemMeridian heißen) stellt eine Möglichkeitdar, die Schwingungsebene eines ener-getischen Organs zu erreichen und zubeeinflussen.DieBeeinflussunggeschiehtdabei durch einfache Präsenz imMeridi-an. Eine einfache Berührung reicht aus,spezielle Manipulationen sind nicht er-forderlich, sie können dieWirkungen imGegenteil sogar beeinträchtigen. An die-ser Stelle sollte auch erwähnt werden,

was es bedeutet, wenn von Schwingungin einem Meridian gesprochen wird. Diechinesische Medizin sagt, dass Qi in denMeridianen fließt. An verschiedenenStellen ist die Rede davon,dass dies in ei-ner Geschwindigkeit von einer Hand-breit pro Atemzug geschehe.

Diese Aussage mag zutreffend sein. ImShiatsu erlebe ich sie allerdings als nichtrelevant. Die Reaktionen innerhalb einesMeridians (übrigens auchüber denMeri-dianhinaus),die Kontakte zwischen zweiberührtenStellen findensehr,sehr schnellstatt.In jedemFallschnelleralseinMenschdenken kann. Man kann eigentlich nurzuschauen und dann konstatieren, wasnun wieder geschehen ist. Ich ziehe esvor,Meridiane als„schwingende“ Räumeanzusehen.Über die Fähigkeit zu schwin-gen und in Resonanz zu gehen ist jederBereich eines Meridians mit allen ande-ren verbunden. In gleicher Weise ist dieInformation jeder einzelnen Stelle allenanderenzugänglich.UnterbrechungenimFluss sind in dieser Vorstellung Orte, indenendie Schwingungsfähigkeit ausun-terschiedlichen Gründen verändert odereingeschränkt ist. Hierdurch wird nichtnur die Lebendigkeit dieser Stelle einge-schränkt. Reaktions- undAusdrucksfähig-keit des ganzen Meridians und des da-hinter stehenden energetischen Organssind vermindert.

Energetische Weite bedeutet, in wirkli-chenKontaktmit demMeridianalseinemenergetischenGebilde zu kommen.Wennman in dieser Weise in einen Meridianeintritt, kann man erfahren, dass Meri-diane wirkliche dreidimensionale Gebil-de sind.Obwohl eineäußereBegrenzungletztlich nicht existiert, gibt es beim Ein-tritt indenMeridianeinenPunkt,womanseine spezielle Schwingung zum erstenMalwahrnimmt – über eine erste deutli-che Reaktion auf diese Berührung. DieseEintrittsstelle scheint von der Aufmerk-samkeit des Berührenden abhängig zuseinundes istmöglich,dass siebei unter-schiedlichen Behandlern in unterschied-licher Tiefe liegt. Für eine zuschauendePerson ist sie jedoch deutlichwahrnehm-bar.Mankönnte sie als die Peripherie des

Netzwerkmagazin · 200914

Fachliches

Meridians bezeichnen. Die Peripherie istyang und die energetische Reaktion aufBerührung an dieser Stelle ist relativ„laut“,d.h. recht gutwahrnehmbar.Sinktman nun ein wenig tiefer ein, so kommtman auf diese Weise dem Zentrum zu-meist näher. Bleibt der Kontakt rein kör-perlich, so wird man das Zentrum trotz-dem verfehlen. Man wird körperlich am

richtigen Ort sein und trotzdem nicht dasein. Dies hängt mit der energetischenNatur eines Meridians zusammen. Derenergetische Raum kann nur betretenwerden, wenn über Ausdehnung undWeite der innere Raum in der berühren-den Person quasi als Schlüssel zur Verfü-gung steht. Das Zentrum des Raumes istyin und die energetische Reaktion aufeine Berührung im Zentrum ist nicht sel-ten auffallend ruhig.

Kyo und Jitsu –Landschaft eines MeridiansWennman ineiner solchenAufmerksam-keit dem Verlauf eines Meridians folgt,kann man feststellen, dass sowohl derersteKontakt,die Peripherie,als auchdasZentrum eines Meridians sich an ver-schiedenen Stellen in sehr unterschiedli-cher Tiefe finden. Auch die ReaktionenaufBerührung indiesenPunktenkönnenvon sehr unterschiedlicher Art sein. Dererste Kontakt kann mit der ersten leich-ten Berührung der Haut oder bereits da-vor zustande kommen. An anderer Stellemuss man vielleicht tief einsinken, evtl.mehrere Zentimeter tief, bis man eineerste Reaktion wahrnimmt. Zwischender ersten Reaktion bis zumZentrumdesMeridians kann ein deutlicher Raum lie-gen, den die behandelnde Person durch-schreiten muss. Beide können aber auchso dicht bei einander liegen, dass sie bei-nahe identisch zu sein scheinen. DieReaktion auf Berührung kann klar unddeutlich sein oder kaum wahrnehmbarbzw.verwaschen.All dies scheint von derenergetischenQualität desMeridians andieser Stelle (wie auch der des zugrundeliegenden energetischen Organs) abhän-gig zu sein.

OrdnetmandieunterschiedlichenPhäno-mene, so kann man sagen, dass Stellender (teilweisen) Unterbrechung des Ki-Flusses in Hinsicht auf diese Phänomenein besonderer Weise auffällig sind. Orte,wo die Meridianenergie bis dicht an dieOberfläche kommt und wo die Reaktionauf Berührungdeutlich („laut“) und eher„spitz“ und „hell“ ist,können als jitsu be-zeichnetwerden.Hingegenbefindensichsolche Orte, wo der erste Kontakt erst in

15Netzwerkmagazin · 2009

Wilfried Rappeneckerist Arzt für Allgemeinmedizin, Leiter derSchule für Shiatsu in Hamburg, leitenderLehrer der Internationalen Shiatsu-SchuleKiental/Schweiz, Mitbegründer der Gesell-schaft für Shiatsu in Deutschland e.V.(GSD) und Autor zahlreicher Fachbücher.

Dieser Artikel wurde dem Buch „AtlasShiatsu” von Meike Kockrick undWilfriedRappenecker, erschienen 2006 im Urban-Fischer-Verlag, entnommen und leichtverändert und gekürzt.

Der Autor

größerer Tiefe erfolgt und die Reaktioneher„dunkel“,ruhigoder„breit“ (sie kanntrotzdem heftig sein) erfolgt, in einemKyo-Zustand. Reiht man die Erfahrungenin den aufeinander folgenden Stellen ei-nes Meridians aneinander, so ergibt sicheine Landschaft von Tälern und Hügeln.Grundsätzlich kann man sagen, dass diefür die Behandlungwichtigen Punkte imVerlauf eines Meridians sich in aller Re-gel an den Stellen des stärksten Kyo bzw.Jitsu befinden. Das sind die Stellen, wodie Unterbrechung imMeridianfluss amstärksten ausgeprägt ist. Anders ausge-drückt sind dies die Orte,wo der energe-tische Raum des Meridians am deut-lichsten in seiner Fähigkeit zu schwingeneingeschränkt ist. Von besonderer Be-deutung sind die Kyo-Bereiche, weil sieden Zugang zur kommunizierenden Ebe-ne, zum eigentlichen Menschen darstel-len. Sie zu berühren ist oft effektiver alsJitsu zu berühren.

Meridiane sind energetische Räume undals solche immer inMustern strukturiert.Kyo und Jitsu an sich sind weder gutenoch schlechte Zustände, stellen wederstarke noch schwache Bereiche imMeri-dian dar. Sie sind einfach Ausdruck deslebendigenMusters, inwelchemderMe-ridian sich in einer konkreten Lebenssi-tuation organisiert. Indem wir mit die-sen Schwingungsmustern in Kontakttreten, vor allem Kyos in ihrer Tiefe be-rühren, beeinflussen wir die Situationder energetischenOrganeunddamit desganzen Menschen hin zu Ausgleich undLösung.

Fachliches

Hintergründe –Die innere Struktur des ÜbungswegesWarumbenutzendannaber viele Kampf-undWegkünste überhaupt ein Graduie-rungssystem? Wer sich schon das eineoder andere Jahr (oder Jahrzehnt) mitdem Üben oder Unterrichten dieserKünste beschäftigt hat, der stellt unwei-gerlich fest, dass der Entwicklungswegüber verschiedene Stufen führt. Nichtjede Erfahrung, Einsicht oder Fähigkeitist auf jedem Abschnitt des Übungswe-ges frei verfügbar. Sie haben ihre speziel-len Bedingungen, unter denen sie mög-lich werden und brauchen eine spezielle

Grundlage,auf der sie aufbauen können.Fehlt uns diese Grundlage, bleibt derFortschritt aus. Aus dieser Beobachtungheraus lässt sich eine geistige Landkartedes Übungsweges zeichnen, die eine Ab-bildungdernatürlichen innerenLogikundFolgerichtigkeit der einzelnen Übungs-schritte ist. Folgen wir dieser innerenStruktur in unserem Üben, so kann es inrelativ kurzer Zeit Früchte tragen.Verste-hen wir sie nicht, wird auch langes undgeduldiges Üben nur wenig Fortschrittbringen. Suche ich z.B. in meiner TaijiForm nach der klassisch gefordertenQualität, dass meine Bewegungen wie

Wasser fließen, kenne aber die Gesetzeder Körperausrichtung, des harmoni-schenWechsels von Fülle (Shi) und Leere(Xu) und von Öffnen (Kai) und Schließen(He) nicht, habe ich nicht die Fähigkeit,meinen Körper sowie mein Denken undFühlen zu beruhigen (Jing) und zu ent-spannen (Song), kann ich mein Qi nichtsinken lassen (Chen) und es bis in die 4Enden (Si Shao) leiten, so wird mein Be-mühen vergeblich sein.Die Kenntnis die-ser Voraussetzungen, der richtigen Rei-henfolge ihres Erwerbs und der dement-sprechenden Übungsmethoden zu ihrerErlangung hilft dem Übenden darüberhinaus, seine eigenen Fähigkeiten syste-matisch zu entwickeln und somit zeit-und kraftraubende Um- und Irrwege zuvermeiden.Als die äußere Abbildung ei-ner solchen geistigen Landkarte desÜbungsweges kann ein Graduierungs-system einewertvolle Hilfe auf dem Ent-wicklungsweg sein.

Die Wissenschaft der TransformationEine solche Zielgerichtetheit mag deneinen oder anderen Praktizierenden irri-tieren, sind doch Künste wie Taiji undQigong als praktische Disziplinen derdaoistischen Philosophie durch ihre For-derung nach „Wuwei“, was oft als „Han-deln ohne zu handeln“ übersetzt wird,gekennzeichnet. Wuwei bedeutet abereben nicht Untätigkeit, totale Ziellosig-keit oder gar geistige Verwirrtheit. EinvonWuwei geleitetes Handeln hat auchnichts mit einem beliebigen, willkürli-chenHandeln oder desorientiertemUm-herstolpern auf den (Irr-) Wegen des Le-bens- und Übungsweges zu tun.Wuweibedeutet vielmehr, nicht gewaltsam inden natürlichen Lauf der Dinge einzu-greifen, sondern bei allem was man tut,in Harmonie mit der Natur der Dinge zu

Netzwerkmagazin · 200916

Von Tobias Puntke

Ein schwarzer Gürtel imTaiji und Qi Gong?

Über Sinn und Unsinn, Nutzen und Risiken von Graduierungen in den inneren Künsten

eim Lesen des Titels dieses Artikels werden sich dem einen oder anderenLeser vielleicht die Nackenhaare aufgestellt haben. So etabliert Graduie-

rungen in vielen anderen Kampf- undWegkünsten auch sein mögen,so fremd mutensie viele Übende jedoch im Bereich des Taiji und Qi Gong an,denn schließlich handeltes sich hier um „innere“ Künste, die die Entwicklung des Menschen in den Vorder-grund stellen (sollen) und nicht etwa dieVerhaftung in„äußeren“ Aspekten,wie Gel-tung und Selbstdarstellung, wie sie allzu häufig mit solchen Graduierungen assozi-iert werden.

B

Spuren

1©Flying

-Tiger

–Fotolia

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Fachliches

sein. Dies ist aber nur möglich, wenn ichderNatur derDingegewahrwerde.Dem-entsprechend geht ein vonWuwei gelei-tetes Handeln mit einem klaren Ver-ständnis der im Inneren und Äußerenwirkenden Kräfte und ihre Beziehungeneinher.Für unser Üben bedeutet dies,dass ich eine Einsicht in die innere Logikdes Übungsprozesses gewinnen muss,dass ich Voraussetzungen und Zusam-menhänge erkennen muss, damit meinÜbenmit Leichtigkeit und Effizienz zu ei-ner transformierenden Erfahrung wer-den kann.Und genau das ist es doch,wo-rum es im Kern allen Übens geht: Trans-formation!

Wenn mein Üben keine Transformationbringt, welchen Sinn hat es dann? Dereine oder andere Kenner des Daoismuswird jetzt vielleicht einwenden, dass esauf dem daoistischen Weg nicht darumgehe,etwas zu erreichen. Laotse schreibtdazu ja: „Wer das Lernen betreibt, dermehrt sich Tag umTag.Wer das Dao kul-tiviert, mindert sichTag umTag.“MeinerAnsicht nach geht es hierbei aber nichtum die Zielrichtung des Übens, sondernum die Übungsmethode. Es geht darum,das,wasmeinursprünglichesWesenver-deckt, (Übungs-) Tag um (Übungs-) Tagabzutragen. D.h., wir reinigen uns, wer-den ursprünglich, kehren zur wahrenWesensnatur zurück und dies bedeutet,auf das zu verzichten, was unser wahresWesen verdeckt. Indem wir verzichten,gewinnen wir etwas zurück. Aber diesesAbtragen undVerzichten ist (erst einmal)ein aktiver und bewusster Prozess. Wiesollte sich sonst auch ein Übungswegbilden?Wie ist es sonst zu erklären, dasssichdie daoistischenAdeptenderGegen-wart und Vergangenheit intensivsten,langwierigen und beschwerlichenMedi-tationsklausuren unterzogen haben undunterziehen, um sich zu kultivieren? ImKern des daoistischen Schulungswegesgeht esdochdarum,dasWesendesMen-schen zu erhöhen, es von einer niedrige-ren in eine höhere Stufe der Existenz zuerheben und Gesundheit, Vitalität, KraftundWeisheit (wieder) zu gewinnen. DerWeg dorthin mag freilich in Verzicht be-stehen.

Wie kann nun aber innere Transformati-on gelingen? Wie können wir unserenKörper, unseren Geist, unsere Seele undunsere Energie transformieren?Wie kön-nen wir uns bei der verwirrenden Viel-zahl von Angeboten auf dem Übungs-wegorientieren?Wie könnenwir als Leh-rende die passenden Inhalte für unsereSchüler finden? Die Antwort auf demdaoistischen Schulungsweg liegt im Stu-fenkonzept der inneren Alchemie. Sieverfügt als systematische Wissenschaftvon der menschlichen Transformationüber das Wissen um die Stufen und Ge-setze des Transformationsprozesses. DieÜbungsinhalte einer jeden Stufe lassensich dabei klar beschreiben und bauenlogisch aufeinander auf.

BeiMeisterung der jeweiligen Stufe stel-len sich bestimmte Zeichen ein, die vomLehrer wahrgenommen werden könnenunddenHinweis bieten,dass der Schülerbereit ist, zur nächsten Stufe voran zuschreiten. Ein traditioneller Lehrer wirdden Schüler erst zur nächsten Stufe wei-ter führen,wenn klar ersichtlich ist, dasser die vorangehende gemeistert hat.Viele daoistische Schulen in China verfü-gen darüber hinaus bis heute über einenschulähnlichen Aufbau, der den Kultivie-rungsweg, entsprechend dem Stufen-konzept der inneren Alchemie, in ver-

schiedene Lernlevels unterteilt.Verständnis und Können der

Schüler werden hier vonden Lehrern direkt

geprüft. Das Erreichen einer Stufe doku-mentiert(e) sichdannz.B.auch indenun-terschiedlichenGewändern der Adepten.

Auch in den inneren Kampfkünsten gibtes diese innere Logik,die es denMeisternund Lehrern erlaubt, den Entwicklung-stand ihrer Schüler einzuschätzenunddienächsten notwendigen Übungsschrittezu erkennen. Je nach Persönlichkeit desLehrers, seinem Könnens- und Kenntnis-stand, Schülerschaft und Übungszielenkönnen sich die inneren Landkarten derLehrer jedoch deutlich unterscheiden.Die formalen Prüfungen, denen dieMeister der inneren Kampfkünste ihreSchüler traditionell unterzogen, um ih-ren Fähigkeitsstand zu testen, warenmeist recht pragmatischerNaturundbe-standen in der praktischen Überprüfungder kämpferischen Fähigkeiten der Schü-ler. Unter diesen herausfordernden Be-dingungenwurdenunmittelbar die Stär-ken und Schwächen der Schüler und dieErgebnisse ihres bisherigen Trainings-prozesses offenbar, so dass die Meisterden Entwicklungsstand und die nächs-ten notwendigen Trainingsschritte ihrerSchüler schnell erkennen konnten.

Wie wir sehen, gab es auch in den tra-ditionellen Kultivierungswegen Chinassolche Stufenprozesse und entsprechen-de Prüfungen zu deren Überprüfung.EinigeTraditionenmachtendendement-sprechenden Übungslevel nach außenhin sichtbar, andere verzichteten darauf.Wichtig ist jedoch zu wissen, dass vieleSchulenundMeister inChinadieÜbungs-

stufen und deren konkrete Inhaltenicht gegenüber ihren

Schülern und

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Training © Pixel - Fotolia.com

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schon gar nicht gegenüber Außenste-henden transparent gemacht haben.DieGründe hierfür liegen wohl irgendwozwischen methodisch-didaktischen Er-wägungen und dem Wunsch nach Ge-heimhaltung sensibler Informationen.Aber die Einsicht darin, was notwendigzu tun (oder zu lassen) ist, ist neben derEnergie und Entschlossenheit, es dannauch umzusetzen, der entscheidendeSchlüsselfaktor, um den Übungsprozesserfolgreich zu gestalten. DasWissen umdie innere Logik des Trainingsprozessesist also ein Schlüsselwissen,das einewe-sentliche Voraussetzung bildet, damitunser Übungswegunswirklich gesünder,stärker und weiser machen kann. Fehltdieses Schlüsselwissen, so gehenmitun-ter Jahre und Jahrzehnte des Übens insLand,ohne dass sichwirkliche Fortschrit-te einstellen. Eine realistische Selbstprü-fung kann an dieser Stelle sehr hilfreichund aufschlussreich sein: Hat uns unserÜbungswegwirklichgesünderundstärkergemacht? Sind wir zu tiefen und leben-digen Einsichten über uns und die Weltgekommen, so dass sich unser Alltagsle-ben transformiert hat?Wenn nicht: Sindwir uns im Klaren darüber, auf welchenSchrittenwir zumZiel gelangenundwel-che(Übungs-)Methodenunsdabeihelfen?

Die Führung auf dem ÜbungswegIn den traditionellen Schulen der Selbst-kultivierung und (inneren) Kampfkunstübernimmt in der Regel der Meister dieFührungdesSchülers.Da ihmdasWissenumdie innere Landkarte desÜbungspro-zesses in einer authentischen Überliefe-rungslinie übertragen wurde und somitin ihm lebendig ist, ist er in der Lage, dieSchüler auf dem Weg zu führen, ihnenzum richtigen Zeitpunkt die richtigen In-halte zu vermitteln und sie ggf. auf Irr-wege hinzuweisen. Und hier kommenwir zu einem Hauptproblem für uns Ler-nende imWesten.Nur dieWenigsten ha-ben die Chance einer Unterweisungdurch einenwirklichenMeister, der in ei-ner lebendigenTraditionslinie steht.Undselbst dort, wo einer verfügbar ist, tunsichmeist erheblicheHindernisse in FormvonSprach-undKulturbarrierenauf.Einesolche Kulturbarriere ist z.B. die Unter-

scheidungzwischenden innerenundäu-ßerenSchülern.NachklassischemBrauchin China (der bis heute in der Regel un-gebrochen fortgeführtwird),werdennurbesonders geprüfte und als würdig be-fundene Schüler in die Linie einerTraditi-on aufgenommen. Dies bedeutet, dassnur sie in dieGeheimnisse eines Stils ein-geweiht wurden und werden. Dies be-deutet z.B. imBereichder innerenKampf-künste, dass die meisten Schüler etwanur die äußeren Aspekte einer Form unddamit das Basiswissen gelernt haben.Vertiefungsstufen wie Atmung, Energe-tik, Anwendungen etc., die den Schlüsselzu fortgeschrittenen Fähigkeiten undtiefgreifenderen Übungseffekten bilden,waren aber häufig, neben vielen andereÜbungsformen, nur den inneren Schü-lern vorbehalten.

Selbst wenn ein Meister gewillt ist, seinWissen offen zu teilen, so kann er natur-gemäß doch nur eine kleine Anzahl vonSchülern persönlich führen. Die Folgedieser Geheimhaltungskultur ist, dassheute von den wunderbaren und Sagenumwobenen Fähigkeiten der altenMeis-termeistens kaumnoch eine Spur zu fin-den ist und z.B.Taiji undQi Gong auf ihrealler grundlegendsten Aspekte, wie Ent-spannung und das Wohlbefinden, redu-ziert werden. Ob wir uns einen solchen„Luxus“ in einer schwierigen Zeit wieheute noch leisten können, ist die Frage.Unserer Ansicht nach ist es an der Zeit,einer möglichst großen Zahl von Men-schen einen Zugang zu dem alten undauthentischen Wissen zu ermöglichen,damit über die Entfaltung des individu-ellen Potentials eines jeden Individuumsunsere Gesellschaft von innen her einenImpuls zur Wandlung erhalten kann.Und genau hier setzt ein gut durchdach-tes Graduierungs- und Prüfungskonzeptan. Als äußeres Abbild des inneren Trai-ningsprozesses gewährleistet es einergroßen Zahl von Schülern Zugang zu ei-ner authentischen Unterweisung. Diesewiederum sichert einen größtmöglichenÜbungsfortschritt auf dem Weg zu Ge-sundheit, Stärke und Weisheit. Sinnvollaufgebaute Prüfungen, die sich auf einhelfendes Feedback für denPrüfling kon-

zentrieren, helfen dem Übenden, seineneigenen Stand realistisch einzuschätzenund die notwendigen nächsten Schrittezu erkennen und so seinem Training zu-sätzlicheMotivation und eine klare Rich-tung zu geben.

Struktur und FreiheitJederMensch ist individuell und verfügt,wenn er den Übungsweg betritt, überandere körperliche, geistige, seelischeundenergetischeVoraussetzungen.Dem-entsprechendgibt esauchvielemöglicheWegezumZiel,dennderWeghängtdavonab,wo und unterwelchenVoraussetzun-gen ich ihn beginne. Ein kompetenterLehrer wird daher den Schulungsweg in-dividuell an die Bedürfnisse und Fähig-keiten seiner Schüler anpassen. DerWegist also so individuell, wie die Menschen,die ihn gehen.Dies ist der klassische öst-liche Ausbildungsweg,und dort,womannur für sich übt, für das eigeneWohl,undunter der Führung eines erfahrenen Leh-rers steht, kann dieserWeg gelingen.Was aber, wenn ich nicht nur für michübenmöchte?Wenn ich lehren möchte?Woher nehme ich die notwendige Über-sicht über den Übungsweg, um selbstein guter Führer zu sein? Was kann ichtun, wenn ich nicht beständig unter derFührung eines Meisters oder erfahrenenLehrers üben kann?Meiner Ansicht nachführen uns diese Fragen zu einer struk-turierten Ausbildung, wie sie z.B. imRahmen eines Graduierungskonzeptsvollzogen werden kann. Diese Strukturhilft uns, auch ohne die ständige persön-liche Anwesenheit eines Meisters großeFortschritte zu machen und Irrwege zuvermeiden. Sie hilft uns, unser Verständ-nis und unsere Fähigkeiten systematischzu entwickeln, so dass wir andere auchohne jahrzehntelange eigene Erfahrungauf dem Übungsweg qualifiziert führenkönnen. Außerdemkannsieunszueinemsystematischen Verständnis unsererKünste verhelfen, das uns über den oft-mals engen Rahmen persönlicher Vorlie-ben und Abneigungen hinaus führt.Wenn uns eine Unterrichtsstruktur alsonicht einengt, sondern uns auf demÜbungsweg stützt und leitet, dann kannsie eine große Hilfe für alle sein, die sys-

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tematisch Methoden- und Lehrkompe-tenz erwerben möchten.Wichtig ist da-bei meiner Ansicht nach, dass die Struk-tur kein Selbstzweck wird, sondern dasssie den Menschen dient.

Risiken und ProblemeNatürlichbirgt einGraduierungskonzeptimmer auch gewisse Risiken in sich.So

braucht es z.B. eine gefestigte und auf-rechte Persönlichkeit des Prüfers undeine enge Verpflichtung zu einem fest-geschriebenen Prüfungsstandard, umWillkür, Bevorzugung von Prüflingen aufGrundvonpersönlicherSympathie,Macht-ausübung durch die Prüfungsbefugnisetc. vorzubeugen. Auch für die Gruppeder Schüler gibt es gewisse Risiken, wie

z.B. Fixierung auf Äußerlichkeiten wieRangabzeichen (wo sie denn verwendetwerden), Gruppendruck und Wettbe-werbsmentalität. Dies kann insbesonde-re dort problematisch werden, wo eineGruppe zu einem Kult um einen Lehreroder Meister neigt. Hilfreich ist hier inder Regel eine Gruppenkultur, die durchdie Betonung von Individualität („KeinMensch ist gleich!“), positiverWertschät-zung („Jeder Mensch hat andere Stär-ken!“), Prozessorientierung („Ob Schüler,Lehrer oderMeister,wir sind alle auf demselben Übungsweg!“) und auf Seiten derFortgeschrittenen und Lehrenden durchDemut („WahreGrößezeigt sich imDienstam anderen!“) gekennzeichnet ist.

Die vielleicht größteGefahr einesGradu-ierungskonzepts besteht aber für einenTeil von uns selbst. Für unser Ego! Vielevon uns, die schon lange üben, stützenvielleicht einen erheblichen Teil ihresSelbstkonzepts und Selbstwerts auf ihreRolle als Lehrender, Meister oder Könnerihres Fachs. In einem solchen Fall kann espassieren, dass wir uns von Graduierun-gen und Prüfungen direkt oder unter-schwellig bedroht fühlen, denn sie be-drohen evtl. einen wesentlichen Kerndessen, was wir für unser Selbst halten.Ein alter chinesischer Spruch sagt: „Einsist einsundzwei ist zwei!“.Dasbedeutet,entweder bin ich wirklich ein Könnermeines Fachs oder ich bin es nicht.Wennich es bin, stellt eine sinnvolle Prüfungfür mich keinerlei Bedrohung dar.Wennich es nicht bin,habe ich dieMöglichkeit,durchdiePrüfungwichtige Informationenüber meinen Stand zu bekommen undkann somit meinen weiteren Übungs-weg besser und effektiver gestalten. Ichhabe eine Möglichkeit gewonnen zu ler-nen! Auf der anderen Seite besteht na-türlich auch das Risiko, dass sich unserEgo im Erfolgsfall mit dem neuen Gradvollkommen identifiziert. Dann antwor-ten wir vielleicht auf die Frage, wer wirsind,mit:„Ich bin Lehrer oderMeister derXY Schule.“ In einem solchen Fall bestehtdas Risiko, dass Machtstrukturen undEgoverhaftungen durch Graduierungenaufgebaut und zementiert werden. Dieskann natürlich zu einem Problem für die

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eigene spirituelle Entwicklung und dieeiner Gruppe werden. Dies spiegelt sichmeiner Ansicht nach in den auch imTaijiund Qi Gong Bereich weit verbreitetenSchulenstreits wider. Die „spirituellenAdepten“schauenauf„Krieger“und„Gym-nastiker“ herab. Die „Krieger“ nehmendie„Esos“ und„Gymnastikfraktion“ nichtfür voll, usw. Vielleicht ist die folgendeVorstellung für uns heilsam: Ein winzigkleiner Punkt im Universum sucht nachbestem Wissen und Gewissen nach sei-nemWeg. Das sind wir. Und es gibt vieleandere kleine Punkte, die ebenfalls nachbestem Wissen und Gewissen nach ih-

remWeg suchen.Das sind„die anderen“.Wir befinden uns alle auf dem selbenWegundauf ihm tut jeder,entsprechenddemwas er gerade kann, sein Bestes.Mirist bewusst, dass es sich hier um ein sehrheikles Thema handelt und ich wünscheuns allen die notwendige innere Klarheitund Stärke, um mit ihm angemessenumzugehen.

Das Konzept der ETGIn der EuropäischenTaijiDaoGesellschaft(ETG) haben wir entsprechend den obi-gen Überlegungen zwei verschiedeneAusbildungsvarianten eingeführt. Die

„KlassischeAusbildungsvariante“wendetsich an alle Anwender, die für sich selbstüben. In ihr stimmt der Lehrer die Ausbil-dungsinhalte individuell auf die Bedürf-nisse der Schüler ab. Die „Modulare Aus-bildungsvariante“wendet sich an alle,dieihre Fähigkeiten systematischentwickelnmöchten oder aber eine Lehrbefähigunganstreben. In mehr als vier Jahren inten-siver Arbeit haben wir unter der fachli-chen Führung von Meister Shen Xijingein Stufenkonzept entwickelt, das es er-laubt, den komplexen Stoff der innerenKampfkünste und des Qigong nach me-thodisch-didaktischen Anforderungengeordnet und systematisch zu erlernen.ImRahmenvonneunPraktikergradener-folgt die fachliche Ausbildung von denersten Anfängen bis hin zu den fortge-schrittenen Stufen.

Die Grade können mit einer theoreti-schen und praktischen Prüfung abge-schlossen werden, deren Ziel es ist, demPrüfling seinen aktuellen Stand zu spie-geln und ihm Hinweise für die nächstenÜbungsschritte zu geben. Darauf auf-bauend erfolgt die methodisch-didak-tische Ausbildung zur Lehrberechtigungim Rahmen von sechs Lehrergraden. BeigrößerenAmbitionenwird auchderWegzum Meistergrad, im Rahmen von dreiMeistergraden, durch klar definierte in-haltliche Anforderungen begehbar.

Nähere Informationen zu den Inhaltenund der Struktur des Ausbildungskon-zepts der ETG im Bereich der innerenKampfkünste und des Qi Gong stehenbei Interesse auf unserer Homepage be-reit: www.TaijiDao.com

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Tobias Puntke M.A.studierte Sportwissenschaft, Medizinund Rechtswissenschaft und beschreitetseinen eigenen Übungsweg im Bereich derMeditations-, Kampf- und Selbstheilungs-künste seit 1987.Er ist Meisterschüler seines Shifus ShenXijing und Ausbilder und Direktor derEuropäischen TaijiDao Gesellschaft (ETG).

Der Autor

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In Laufe der Jahre kam es zwar immermal wieder vor, dass in den ‘normalen’GruppenTeilnehmermit speziellen Han-dicaps teilnahmen, aber das waren Aus-nahmen. Vor etwas mehr als einem Jahrwurde mir angeboten, in einer Tages-stätte für Behinderte mit den Betreutenzu arbeiten.Zunächstwurden vierTermi-ne, immermontags von 10 bis 11 Uhr ver-einbart, um zu erkunden, ob das Ange-bot von den Betreuten angenommenwürde.Anden ersten Sitzungennahmen6 Betreute sowie eine professionelle Be-treuerin teil. Inzwischen hat sich die Be-teiligung auf ca. 10 Betreute eingepen-delt, die regelmäßig teilnehmen. In derGruppe besteht eine Vielfalt von beson-deren Bedürfnissen. Das reicht von ei-nem Teilnehmer im Rollstuhl mit Quer-schnittslähmung in Kombination mit ei-ner leichten Demenz über verschiedeneAusprägungenvonkörperlichenundgeis-tigen Behinderungen bis hin zu einemFall von Autismus. Es ist einsichtig, dassmit einer von den Voraussetzungen herso heterogenenGruppe kein herkömmli-cherTaiji- oderQigongunterrichtmöglichist.Doch auchwenndieGruppe imStuhl-

Taiji und Qigongfür Menschen mit speziellen

BedürfnissenVon Claus Albermann

In der Taiji und Qigong-Szene gilt LindaChase Broda aus Manchester als Pionie-rin für die Arbeit mit Schülerinnen undSchülern mit besonderen Bedürfnissen.Inden90er Jahrenhatte ichdieGelegen-heit, bei einer ihrer Stunden, die sie wö-chentlich in einer Tagesstätte für Behin-derte in Manchester unterrichtete, zuhospitieren.Eswar fürmicheine sehr be-eindruckende Erfahrung, in welch sou-veräner und einfühlsamer Weise Lindamit derGruppearbeitete.Damals konnteichmir nicht vorstellen,einmal selbst mitMenschenmit ‘special needs’zu arbeiten.

kreis arbeitet, unterscheidet sich der Un-terricht im Wesentlichen nicht von denInhalten, die ich auch als Basiswissen in‘normalen’Gruppenunterrichte.So stelltdie Arbeit am aktiven und passiven Hal-teapparat eine immer wiederkehrendeRoutine im Unterricht dar. Es beginntjede Sitzung damit, den Körper systema-tisch von Kopf bis zu den Füßen in Bewe-gung zu bringen, ihn zu lockern und mitden Polen Spannung versus Entspan-nung zu spielen. Nach jeder aktiven Be-wegungssequenz folgt eine Phase desNachklingenlassens und Nachspürens,so dass nebender Erforschungder Bewe-gungsmöglichkeiten die DurchlässigkeitimKörpersowiedieKörperwahrnehmungentwickelt werden.

Diese Aufwärmphase leitet über inmehrtraditionelle Qigongübungen.Allerdingsbiete ich diese Übungen vom Umfang

her in sehr reduzierter Form an.Von den‘Acht Brokaten’werden zum Beispiel nurdie 1. (Mit beiden Händen den Himmelstützen) und die 3. (Himmel und Erdestützen) geübt.

Bei denTeilnehmern sehrbeliebt ist auchdie Arbeit mit Hilfsmitteln. Als solcheverwendeichkleinemitReisgefüllteStoff-kissen( Größe ca. 15 mal 15 cm). In Taiji-gruppen verwende ich die Kissen als Un-terstützung für die korrekte Kopfhal-tung, indem sich die Teilnehmer dieKissen während des Formdurchlaufs aufden Baihui-Punkt legen. In der specielneeds – Gruppe eignen sich die Kissensehr gut dazu, um einerseits die Motorikder Finger durch einfaches (Be)Greifenüben zu lassen, andererseits helfen sieauch dabei, die Bewusstheit für be-stimmte Körperteile durch Auflegen zuunterstützen. Bei den Teilnehmern auch

sehr beliebt ist folgende Aufmerksam-keitsübung: Bis auf eines werden alleKissen eingesammelt. Der oder diejeni-ge, die das verbleibende Kissen hat,wirftes einem anderen Gruppenmitglied zu.Sowohl dasWerfen als auch das Fangenerfordern sehr viel Aufmerksamkeit undGeschick.

In der Gruppe nutze ich auch Bambus-stäbe ( auf ca. 25 cm gekürzte Blumen-stöcke aus dem Baumarkt) für Einzelar-beit als auch für Partnerübungen.Bei derEinzelübung werden z.B. die Laogong-Punkte mit den Stäben verbunden, umden Energiefluss zwischen den Punktenzu visualisierenunderfahrbar zumachen.Die Stäbe eignen sich auch sehr gut dazumit einem Partner dasWechselspiel vonGeben und Nehmen, Aufnehmen undAbgeben (yin und yang), Führen und Fol-gen zu erspüren und zu erkunden.Geübt

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wird zuerstmit demStab,dannohne.Beidiesen Partnerübungen ist das BerührtWerden vom Partner ein wichtiger Be-standteil und Voraussetzung für die zumachende Erfahrung. Die Ansichten zukörperlichem Kontakt sind durch kultu-relle Codes, Erfahrungen und körperlicheBefindlichkeiten und Zustände gefärbt.Berührung einzusetzen, wenn sie nichtgewollt oder ihr zugestimmt ist, kann alsunangenehmund bevormundend erlebtwerden. Deshalb ist es wichtig, dass sichdie Partner vor Beginn der Übung die ge-genseitige Erlaubnis zur Berührung er-teilen. Das gilt insbesondere auch für diePersondesGruppenleiters, so dass ichmirvor jeder Demonstration oder Korrekturausdrücklich die Erlaubnis meines Ge-genüber einhole. Diese Vorgehensweisezeugt von Respekt dem Partner gegen-übers und schafft Vertrauen.

Als ein drittes Hilfsmittel kommt gele-gentlich ein Hanfseil zum Einsatz.Diesesdient hauptsächlich dazu, das Gemein-schafts- undGruppengefühl zuentwickelnund zu stärken. Es werden gemeinsam –durch das Seil verbunden – die unter-schiedlichsten Bewegungsmöglichkeitenerprobt und erkundet (Seilspannung vsEntspannung, Wellen- und Schaukelbe-wegungen usw.). Diese Hilfsmittel kom-men nicht alle in jeder Sitzung zum Ein-satz, allerdings ist die Arbeit mit denReiskissen ein fester Bestandteil jederSitzung.

Ebenfalls fester Bestandteil jeder Sit-zung ist das Abschlussspiel. Da eine tra-ditionelle Formarbeit in einer so hetero-genen Gruppe nicht machbar und sinn-voll ist, entwickelt die Gruppe zum Endeeiner jeden Sitzung ihre eigene kleineForm.Angelehnt andas bekannte,verba-le Kindergeburtstagsspiel: “Ich verreiseundpacke inmeinenKoffer ...“,kreiert dieGruppe ihre eigene wiederholbare Formmit Anfang, Mittelteil und Ende, aller-dings nicht mitWorten, sondern nonver-bal mit Bewegungen. Die Form entstehtdadurch, dass jedes Gruppenmitglied zudieser gemeinsamen Form eine Bewe-gung beisteuert. Ein Gruppenmitgliedbeginnt mit seiner Bewegung und wird

sofort von der gesamten Gruppe gespie-gelt.Mit einem leichten Kopfnickenwirddie Bewegung im Uhrzeigersinn weiter-gegeben. Die erste Bewegung wird vonallen wiederholt und von dem, der jetztanderReihe ist,wird eineBewegunghin-zugefügt undmit einem leichten Nickenim Uhrzeigersinn weitergegeben. Derdritte Teilnehmer wiederholt Bewegung1 und 2 und fügt seine hinzu usw., bis diegesamte Folge bei dem, der begonnenhat, wieder angekommen ist. Das liestsich in der Theorie vielleicht etwas kom-pliziert, klappt in der Praxis aber er-staunlich gut. Für diejenigen, die dieseÜbungauchmal inGruppenausprobierenwollen, sind folgende Regeln hilfreich:1. Die Bewegung, die der Einzelne bei-steuert, sollte langsam ausgeführtwerden,klar,einfachundwiederholbarseinunddergesamteKörper darf dafürgenutzt werden. Wenn meine Bewe-gung beendet ist, gebe ich sie durchleichtes Kopfnicken an meinem Nach-bar imUhrzeigersinnweiter (Regel 1vor-her üben lassen!)

2. jede Bewegung wird immer von allengleichzeitig gespiegelt. Die wichtigsteRegel ist vielleicht

3. die Akzeptanzregel. Diese besagt, dassjeder Bewegungsbeitrag, wenn er Re-gel 1 erfüllt, akzeptiert wird. Was im-mer derjenige beisteuert, der geradean der Reihe ist, wird von der gesam-ten Gruppe gespiegelt und in die Formintegriert.

Abschließend kann ich sagen, dass dieArbeit mit dieser Gruppe den Teilneh-mern und mir sehr viel Freude macht.Beim Anleiten und dem gemeinsamenÜben stehen das Heranführen an unddas Erkunden der eigenen Bewegungs-möglichkeiten (auf körperlicher undenergetischer Ebene) sowie die Freudean der Bewegung im Mittelpunkt unse-res gemeinsamen Tuns. Die Vermittlungvon technischer Perfektion tritt dabeibewusst in den Hintergrund.

Claus Albermannist Lehrer für Taijiquan und Qigongin eigener Schule in Hamburg undGründungsmitglied des Taijiquan &Qigong Netzwerkes Deutschland e.V.

Der Autor

Der Verein wollte basierend auf der Artund Weise der bekannten Trimm-Dich-PfadeeineAlternativeschaffen.EineAlter-native zum Sport, der bei Vielen in ersterLinie starke Aktivität und großes Leis-tungsbewusstsein hervorruft.

Ein erhöhtes Spannungsniveau trägt,wie die Forschung zeigt, zum EntstehenderunsbekanntenZivilisationskrankhei-

ten bei. Diese können sowohl körperli-cher Art z.B.Herz-KreislaufErkrankungen,Bewegungserkrankungen,Wirbelsäulen-und Gelenkserkrankungen, Verdauungs-beschwerden sowie psychischer Art z. B.Depressionen, Panikattacken, Burn-Out-Syndrom als auch psychosomatisch z. B.Neurodermitis,Colitis ulcerosa,Allergiensein.UmeinenAusgleich für diese einsei-tigen Belastungen zu schaffen, brauchtes neben sportlichen Angeboten auchwelche für Entspannung mit Bewegungwie sie beispielsweise Taijiquan und Qi-gong bieten. Genau da will der Taiji-Qi-gong-Pfad Ausgleichsmöglichkeiten bie-ten. Ein weiteres Motiv, einen solchen„Pfad“ zu erschaffen, ist die Leistungs-einschränkung vieler Menschen. VieleMenschen verzichten bei körperlichen

Einschränkungen auf Bewegung. Sie ha-ben das Gefühl, dafür nicht mehr geeig-net zu sein. Auch nach überstandenerKrankheit und bei körperlichen Gebre-chen fühlen sich viele Menschen vomüblichen Angebot körperlicher Betäti-gung ausgegrenzt. Andererseits wollensie sich auch nicht auf Seniorensportoder Krankengymnastik einlassen,da sienoch nicht das Gefühl haben, zum„altenEisen“ zu gehören.

Angebote außerhalbder sportlichen NormAngebote für Menschen, die nicht dersportlichen Norm entsprechen, sind nurbegrenzt vorhanden. Auf Kuren und inder Rehabilitation finden vieleMenschenZugang zu fernöstlichen Bewegungs-übungen, zu Taiji und Qigong, doch zuHause fehlt meist die Gelegenheit, dasGelernte zu üben. Das öffentliche Üben,wie es z.B. in China üblich ist, stößt hier-zulande meist auf Unverständnis. Daniemand gerne belächelt wird, hörenviele schnell wieder auf.

Insgesamt wollten die Initiatoren:� dieWirkung von Qi Gong und Tai Chi

für sanfte körperliche Bewegung undStressabbau nutzen

� einen Rahmen für das Übenohne Leistungsdruck schaffen

� einen zentrumsnahen Übungsraumschaffen

� einen Ort schaffen, an dem das Übender fernöstlichen Bewegungskünsteseinen Platz hat

� Naturerlebnis, Bewegung undEntspannung verbinden

� an eine sanfte Art der Bewegungheranführen

� einen Imagewechsel für Tai Chiund Qi Gong bewirken, damit eszu einer Übungsfolge für Jungund Alt wird

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Netzwerkmagazin · 200924

Erster Deutscher Lehrpfadfür Taiji und Qigong

Von Thomas Huber

Initiativen zur Verbreitung des Taijiquanund Qigong wie etwa Veranstaltungenzum Welt-Taiji-und Qigong-Tag gibt esmittlerweile schoneinige inDeutschland.Der„Förderverein fürTai Chi undQiGonge.V.Amberg“hat sich etwasganzbeson-deres einfallen lassen – einen Lehrpfadfür Taiji und Qigong.Wie kam es dazu?

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25Netzwerkmagazin · 2009

Von der Idee zur VerwirklichungDer Förderverein stellte der Stadt Am-berg das Projekt vor und diese bot Unter-stützung an. Mit dem Mariahilfberg inAmberg wurde ein Standort gefunden,der stadtnah ist, aber dennoch den nöti-gen Raum für Entspannung bietet.Dieser Ort eröffnet durch seine Nähe zuden Arbeitsstätten und dem Stadtkernden Beschäftigten die Möglichkeit, denPfad ohne größeren Aufwand zu nutzen.Mit Wegstrecken zwischen 10 und 30Meter zwischen den einzelnen Übesta-

tionen wurde der Pfad so dimensioniert,dass alles gut und bequem zu erlaufenist. Das kleine helle Waldgebiet mit lo-ckerem Laubbaumbestand bietet denÜbenden eine optimale Umgebung mitangenehmenSchattenplätzen.Einnatür-licher Erdwall bietet zusätzlich Schutz vorneugierigen Blicken vom nahen, gut be-suchten Spazierweg.So ist ein entspann-tes und ungestörtes Üben möglich. DerMariahilfberg ist einbekanntesNaherho-lungsgebiet, so dass vieleMenschen denPfad nutzen können. Die ruhige Umge-bung zieht Familien mit Kindern ebensoan wie ältere Menschen. Für das Projektwurden etwa 3.500 Euro benötigt, diemit Hilfe von Kooperationspartnern auf-gebracht wurden. Die Kooperationspart-ner AOK, Krebshilfe Amberg-Sulzbach,die Ebo Rau Stiftung und die Stadt Am-berg übernahmen Patenschaften für dieeinzelnen Tafeln und verpflichteten sichdazu,auch künftigmöglicherweise nötigwerdende Instandsetzungsmaßnahmenan„ihren“Tafeln zuübernehmen.Das vonder Stadt Amberg zurVerfügunggestellteGelände brauchte keinerlei Veränderun-gen, lediglich einpaar dürreÄstewurdenvom Forstamt entfernt und so für ent-sprechende Wegesicherheit gesorgt.Eine Bank auf dem Gelände wurde er-neuert, was den Bereich zusätzlich auf-wertete. Die Aufstellung der Schilderwurde vom Stadtbauhof in Zusammen-arbeit mit einem kooperierenden Bau-unternehmer übernommen. So konntedie sachgemäße Aufstellung der Tafelngewährleistet werden. Am 27. Mai 2006war es dann soweit, der Pfad wurde offi-ziell eröffnet.

DasProjektwurdemit PlakatenundFlyernbeworben. Bei der Gestaltung der Tafelnwurde auf Standardprodukte (Verkehrs-schilder) zurückgegriffen. Auf den Tafelnder 8 Stationen werden Übungen ausverschiedenen Systemen dargestellt.DieStationen sollen den Interessierten einenEinblick in die Vielfalt der Bewegungs-künste geben. Bei der Auswahl wurdeWert darauf gelegt, dass die Übungenleicht nachzuvollziehen sindunddass sieeine ausgewogene körperliche Betäti-gung bei gleichzeitiger Entspannung

bieten. Auf jeder Tafel wird auch auf denVerfasser hingewiesen. Damit haben dieInteressierten einen Ansprechpartner,an den sie sichwenden können,wenn siemehr wissen möchten oder tiefer in dieMaterie einsteigen wollen. Viermal imJahrwerdenauf demPfad Führungenvonqualifizierten Taijiquan- und Qigong-Lehrern angeboten. So besteht für jeder-mann die Möglichkeit, das Erlesene zureflektieren und mehr über die Inhalteder Bewegungen zu erfahren. Ebensonutzen viele Schüler undKursteilnehmerder umliegendenTaiji- undQigong-Schu-len den Pfad für ihr freies Üben. Die Ini-tiatoren des Fördervereins sind alle Mit-glied im Taijiquan & Qigong NetzwerkDeutschland e.V. geworden und habenEnde letzten Jahres diesem die Träger-schaft für den Pfad übergeben.

Zur Nachahmung empfohlenDie Idee eines Taiji-Qigong-Pfades lässtsich–genauwiedasÜbungssystem–sehrgut auf andere Orte übertragen und andie dortigen Gegebenheiten anpassen.Ein solcher Pfad braucht weder sehr vielPlatz noch eine intensive Betreuung. Injeder Stadt gibt es erholsame Ecken undNischen. Die Anzahl der Übungen sowiedieÜbungen selbst sind flexibel. Sie kön-nen je nach den örtlichen Gegebenhei-ten und nach dem Übungsangebot derortsansässigenLehrer zusammengestelltwerden. Hier noch einmal die „Zutaten“für einen gelungenen Taiji- und/oder Qi-gong Pfad:� ein schöner, nicht allzu großer

Standort, wenn möglich mit Schattenspendenden Bäumen

� ca. acht Übungen� ca. acht Tafeln + eine Infotafel

zur Übersicht� ein paar Sponsoren� mindestens einen ausgebildeten

Taiji- oder Qigong-Lehrer

Wir wünschen gutes Gelingen!

Thomas Huberist Taijiquan-Lehrer in Sulzbach-Rosenbergund Vorstand des Taijiquan & QigongNetzwerkes Deutschland e.V.

Der Autor

§§

Die Mehrwertsteuer, die Sie alle kennen,heißt auchUmsatzsteuer und ist imUm-satzsteuergesetz (UStG) geregelt. Wiralle zahlenUmsatzsteuer ständig in FormderMehrwertsteuer,wennwir eineWareoder eine Dienstleistung kaufen. DieUmsatzsteuer wird auf alle Lieferungen

vonWaren und Leistungen erhoben,„dieein Unternehmen im Inland gegen Ent-gelt im Rahmen seines Unternehmensausführt.“–so§1UStG.Taiji-oderQigong-unterricht ist eine „Leistung“, als Taiji-und Qigonglehrende betreiben Sie ein„Unternehmen“, auch wenn Sie nur ne-benberuflich Kurse geben. Sie sind alsogrundsätzlich umsatzsteuerpflichtig.

Das bedeutet, dass Sie Umsatzsteuer be-rechnen und den Umsatzsteuerbetragauf der RechnungoderQuittungauswei-senmüssen. Zu den Ausnahmen kommeich noch. Die Umsatzsteuer verteuert

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Netzwerkmagazin · 200926

Wir haben vor etlichen Jahren (2004) ineinem Artikel die Grundsätze der Um-satzsteuer dargelegt und nehmen an,dass dies zu lange her ist, um noch prä-sent zu sein. Daher hier zuerst noch malin aller Kürze das,was alle Unternehme-rinnen wissen müssen:

Und wiederdie Umsatzsteuer

Von Marie Sichtermann

pixelio.de

Ihre Leistungen für die Kundschaft undmacht Ihnen viel Arbeit,denn Siemüssensie herausrechnenundandas Finanzamtmit einer so genannten „Umsatzsteuer-voranmeldung“ und der Zahlungweiter-leiten. Am Jahresende werden die Um-satzsteuervoranmeldungen in einerUm-satzsteuererklärung zusammengefasst.

Der VorsteuerabzugDieUmsatzsteuer =Mehrwertsteuer hatnoch einen weiteren Namen: Sie heißtVorsteuer, wenn die Unternehmerin siebeim Einkauf für ihren Betrieb ausgibt.Nehmenwir an, Ihre Schule ist IhrHaupt-erwerb und läuft gut.Sie sind nichtmehrKleinunternehmerIn, denn im Vorjahrlag der Umsatz über 17.500 Euro. Es ist soweit – Sie sind umsatzsteuerpflichtig ge-worden. Sie stellen in Zukunft Rechnun-gen und Quittungen plus 19 % MwSt.aus. Sie haben aber jetzt nicht nur eineneue Pflicht – Sie haben auch ein neuesRecht. Sie sind vorsteuerabzugsberech-tigt. DennSie habenanandereUnterneh-merInnen auch Umsatzsteuer gezahlt,indem sie für Ihre Schule eingekauft ha-ben: Sie haben IhrenWagen aufgetankt,Sie haben Blumen und Büromaterial ge-kauft, Sie haben die Vorhänge von derReinigung abgeholt. Die von Ihnen ge-zahlte Umsatzsteuer heißt „Vorsteuer“.Sie wird aus den Ausgabenquittungenund Rechnungen, die Sie bezahlt haben,herausgerechnet und mit der von Ihneneingenommenen Mehrwertsteuer ver-rechnet. Dem Finanzamt zahlen Sie nurdie Differenz.Wenn Sie in einemQuartalmehrVorsteuer ananderebezahlt haben(Sie haben sich ein neues Auto geleistet),als Sie Umsatzsteuer eingenommen ha-ben, so erstattet das Finanzamt Ihnendie Differenz.Das sind immer Sternstun-den im Leben einer umsatzsteuerpflich-tigen UnternehmerIn.

Fachliches

27Netzwerkmagazin · 2009

Fristen für die Erklärungen:Jährliche Umsatzsteuererklärung, wenndie USt-Zahllast im Vorjahr unter 1.000Euro betrug. Bis zu einer USt-Zahllastvon 7.500 Euro vierteljährlich, darübermonatliche USt-Voranmeldungen. Aberdas alles macht eben Arbeit und verteu-ert Ihren Unterricht. Daher suchen wirnun nach Befreiungsmöglichkeiten vonder Umsatzsteuer.

Die Befreiung von der Umsatzsteuer-pflicht für KleinunternehmenEin Kleinunternehmen ist umsatzsteuer-frei nach§ 19UStG,wennderUmsatz,d.h.alle Einnahmen vor Abzugder Kosten, imVorjahr nicht höher als 17.500 Euro lagund die Taiji-Lehrerin, der Qigong-Lehrerzu Beginn des neuen Jahres sicher ist,dass der Umsatz in dem Jahr, das geradebegonnen hat, 50.000 Euro nicht über-schreiten wird. Ob diese beiden Bedin-gungen vorliegen, ist ganz leicht festzu-stellen, wenn Sie all Ihre Unterlagen soverwalten, dass Sie jederzeit einen Über-blick über dieHöhe Ihrer EinnahmenundKosten haben. Im ersten Jahr Ihrer Tätig-keit zählt Ihre Einschätzung auf dem Er-fassungsbogen des Finanzamtes, dassIhr Umsatz unter 17.500 Euro im Jahr lie-gen wird.

Wenn Sie heute schon absehen können,dass Sie in diesem Jahr (2009) mehr als17.500 Euro einnehmen werden, wissenSie, dass Sie im nächsten Jahr (2010) um-satzsteuerpflichtigseinwerden.Dasheißt:entweder Sie erhöhen die Preise für IhrenUnterricht ab 2010 um 19 %, die Sie andas Finanzamt abführen müssen, oderSie finden eine andere Möglichkeit derBefreiung von der Umsatzsteuer. WennSie umsatzsteuerpflichtig werden, wer-den Sie zugleich auch vorsteuerabzugs-berechtigt (s.o.), was immerhin ein klei-ner Trost ist.Die Umsatzsteuerbefreiung für Kleinun-ternehmen ist übrigens keine Pflicht. Siekönnen auch für Umsatzsteuerpflichtund Vorsteuerabzugsberechtigung op-tieren. Daran sind Sie dann 5 Jahre ge-bunden. Aber in IhremBereich lohnt sichdas so gut wie nie, weil Sie nicht viel fürIhr Unternehmen einkaufen.

Die Befreiungen nach § 4 Nr. 14 UStGIn meinem letzten Artikel vor 4 Jahrenhabe ich die Möglichkeiten einer Befrei-ung für Heilberufe oder medizinischeFachberufe nur kurz gestreift. Es gibtdurch neue Gerichtsurteile Anlasse, diesjetzt etwas ausführlicher zu behandeln.

1) Die direkte Anwendungdes § 4 Nr. 14 UStG

Nach § 4Nr. 14UStG sind dieUmsätze als„Arzt,Zahnarzt,Heilpraktiker,Physiothera-peut,Hebammeoder aus einer ähnlichenheilberuflichenTätigkeit“ umsatzsteuer-frei. Das scheint eine klare Regelung zusein für alle,die einen der genannten Be-rufe ausüben und Taiji oder Qigong imRahmen ihrer BerufsausübungalsThera-pie anwenden.Das lasse ich erstmal ste-hen – Sie finden dazu unten mehr.

2) Die entsprechende Anwendungdes § 4 Nr. 14 UStG

§ 4 Nr. 14 UStG wird außerdem entspre-chend angewandt auf „Leistungen einesUnternehmers durch heilberufliche Tä-tigkeit, wenn diese Leistungen ihrer ArtnachvondenSozialversicherungsträgernfür den Patienten bezahlt werden“ (BFHAz. V R 60 /02). Da nun viele von IhnenKurse geben, deren Gebühr den Teilneh-menden von den Gesetzlichen Kranken-kassen teilweise erstattet wird, könnteman ja auf die Idee kommen, die Semi-nare und Kurse seien umsatzsteuerfrei.In der Tat haben viele Yoga- und Taijileh-rendemit ihren Finanzämterndarumge-rungen und wir haben auch dazu gera-ten. Inzwischen ist jedoch durch etlicheEntscheidungen des Bundesfinanzhofs(BFH) klargestellt, dass es sich bei diesen„Leistungen“umechteHeilbehandlungenhandeln muss, also um ärztliche oderarztähnlicheLeistungen,fürdiedieUnter-nehmerIn („LeistungserbringerIn“) aucheineentsprechendeQualifikationbesitzt.„Heilbehandlungen“, so der BFH, „sindTätigkeiten, die zum Zweck der Vorbeu-gung, Diagnose, der Behandlung und,soweit möglich, der Heilung von Krank-heiten oder Gesundheitsstörungen beiMenschen vorgenommenwerden.“ (BFH30.01.2008 XI R 53/06). Nun dient ja Taijiund Qigong auch der Prävention von

Krankheiten, weswegen ja gerade Mit-glieder der Krankenkassen einen Zu-schuss zumBesuchdieser Kurse erhaltenkönnen. Insofern könntenwir nundenken,wir sind bei der Umsatzsteuerbefreiungangelangt. Aber nein. Das Gericht präzi-siert: „Die befreiten Leistungen müssender medizinischen Behandlung einerKrankheit oder einer anderen Gesund-heitsstörung dienen“. Die Leistung müs-se direkt an der Erkrankung ansetzen.Eine nichtmedizinische Hilfe im Bereichder Lebensführung reiche nicht (Ent-scheidung des BFH vom 01.02.2007 V R64/05). Und so reicht wohl auch nichteine Prävention bei gesunden Men-schen. Dieses wird nicht ausdrücklich sogesagt, es gibt auch noch keine Finanz-gerichtsentscheidung zur Natur des Tai-ji- oder Qigongunterrichts im Umsatz-steuersystem, doch ergibt sich dieserSchlussmittlerweile aus all denGerichts-entscheidungen, in denen betont wird,die Leistungmüsse ineinerBeziehungzueiner Krankheit stehen, wenn Umsatz-steuerbefreiung eintreten solle. Außer-demmuss die Person,die die Leistung er-bringt, eine entsprechende heilberufli-cheQualifikationnachweisen können. (1)Das bedeutet,einfacher ausgedrückt, fürSie: Taiji und Qigong ist grundsätzlich –von Ausnahmen abgesehen (s.u.) - keineBehandlung,die an einer Erkrankung an-setzt, daher ist es auch egal, ob Qigong/Taiji allgemein vorbeugend wirken.

Taiji und Qigong alsAusübung der HeilkundeWenn Sie einen therapeutischen Berufhaben und Krankheiten behandeln, somüssen Sie auch Taiji oder Qigong alsTherapie wählen können. Auch dieses istnoch nicht gerichtlich geklärt. Aber ichmöchte nun mit aller Vorsicht die Mei-nungäußern,dass fürdieÄrztInnen,Heil-praktikerInnen, PhysiotherapeutInnenunter Ihnen die Möglichkeit besteht, zu-mindest Einzelstunden umsatzsteuerfreianzubieten, wenn Sie Taiji oder Qigongtherapeutisch bei konkreten Leiden an-wenden. Ob dies auch für Gruppen soohne weiteres gilt, wollen wir nach die-sen neuen Entscheidungen des BFHnicht mehr mit der gleichen Sicherheit

behauptenwie bisher.Denn es kommt inQigonggruppen, die von einer Ärztinoder einem Heilpraktiker geleitet wer-den, wohl eher die allgemeinpräventiveWirkung dieser Methode zum Ausdruck,als dasAnsetzenaneinerKrankheit.WennSie als HeilpraktikerIn (usw. ) Ihr Taiji/Qi-gong in Gruppen speziell „für Gelenker-krankungen“ ausschreiben oder „für Rü-ckenschmerzen“, „Endometriose“ oderwas Ihnen sonst noch einfällt an Leiden,wird es hingegen leichter für Sie, eineUmsatzsteuerbefreiung zu bekommen.Es bleibt abzuwarten,wie sichdie Finanz-ämter dazu stellen und ob sie dieses Pro-blemüberhaupt sehen.UnsereErfahrun-geninunseremUnternehmensberatungs-büro beziehen sich dabei vor allem aufYoga, wir denken aber, dass für Taiji undQigong das gleiche gilt. Viele Finanzäm-ter lassen alle Varianten des Yogaunter-richtseinerHeilpraktikerin (usw.) alsHeil-behandlungennach§4Nr.14UStGdurch-gehen und zwar auch dann, wenn diesenur die eingeschränkte Erlaubnis alsHeilpraktikerin für Psychotherapie hat(so genannter „Kleiner HP-Schein“). Wirfinden dies jedoch recht wackelig undmeinen nicht,dass Sie sich für immer da-rauf verlassen sollten.Wenn Sie sich da-ran machen, den „Kleinen HP-Schein“

durch eine Prüfung beim Gesundheits-amt zu erwerben,könnte es sein,dass IhrFinanzamt Taiji- und Qigongunterrichtnicht als psychotherapeutische Maß-nahme anerkennt und Sie keineUmsatz-steuerbefreiung erhalten. Aber, wie ge-sagt, wir haben schon öfter gehört, dassdas durchgeht.

Therapeutisches Qigong/TaijiKommen Sie ohne einen medizinischenFachberuf mit dem Angebot „Therapeu-tisches“ oder „Medizinisches“ Qigong/Taiji zur Umsatzsteuerbefreiung? Daskannnochniemandmit Sicherheit sagen.Zwar ist medizinisches oder therapeuti-sches Qigong/Taiji schon näher an derTherapie,die an einer Krankheit ansetzenkann. Aber außerhalb eines Heilberufsfehlt den Lehrenden womöglich die„heilberufliche Qualifikation“.Diese Aus-legung würden wir zumindest erst malfürwahrscheinlich halten (1).DasWichti-ge für uns und Sie ist, dass aus diesenneuenBFH-Entscheidungeneher die Ein-schränkung herausgelesen werden kann,dass Yoga-, Taiji- und Qigonglehrende,dieaußerhalbeinesmedizinischenBerufs„therapeutisches Yoga usw.“ anbieten,wohl keine Chance auf Umsatzsteuerbe-freiung nach deutschem Umsatzsteuer-

Fachliches

Netzwerkmagazin · 200928

recht ( § 4 Nr. 14 UStG) haben. Diese Aus-legung würden wir zumindest erst ein-mal für wahrscheinlich halten (1).

3) Das europäische RechtVielleicht ergibt sich eine Umsatzsteuer-befreiung nach europäischem Recht –schauen wir uns das mal an. Es ist imFluss – undwie! Die komplizierte Richtli-nie, die dafür zu Rate zu ziehen ist, trägtden Namen: Richtlinie 2006/112/EG desRates über das gemeinsame Mehrwert-steuersystem kurz: Mehrwertsteuersys-temrichtlinie – geläufige Abkürzung:MwStSystRL. ImTitel IX, Artikel 132 Abs. 1Buchstaben c, g und m können wir nunnach Hinweisen auf eine Umsatzsteuer-befreiung für Sie suchen.

Art. 132beginnt:„DieMitgliedstaatenbe-freien folgende Umsätze von der Steuer:…“ Buchstabe c) lautet: „Heilbehandlun-gen imBereichderHumanmedizin,die imRahmen der Ausübung der von dem be-treffenden Mitgliedstaat definiertenärztlichen und arztähnlichen Berufendurchgeführt werden“. Diese Regelungentspricht im deutschen Recht dem § 4Nr. 14 UStG, den ich oben schon behan-delt habe, die Definition von „Heilbe-handlung“ habe ich dort genannt.Buchstabe g) regelt, dass von Umsatz-steuer befreit sein müssen, „die eng mitder Sozialfürsorge und der sozialen Si-cherheit verbundenen Dienstleistungenund Lieferungen vonGegenständen,ein-schließlich derjenigen, die durch Alten-heime, Einrichtungen des öffentlichenRechts oder andere von dem betreffen-den Mitgliedstaat als Einrichtungen mitsozialem Charakter anerkannte Einrich-tungen bewirkt werden.“Der Satz scheint sehr schlecht übersetztzu sein, doch kommt sein Sinn dennochzum Ausdruck. Die Frage für Sie ist nun:Wie kommt Ihre Taijischule, Ihr Qigong-unterricht in Verbindung mit diesemBuchstaben g der MwStSystRL? Ist IhrKursangebot eine„engmit der Sozialfür-sorge und der sozialen Sicherheit ver-bundene Dienstleistung“?Sie ahnen vielleicht schon, dass das ein-zige,woraus sichHonig saugen ließe,dieTatsache ist, dass die Teilnahmegebühr

Fachliches

29Netzwerkmagazin · 2009

für Ihre Kurse Mitgliedern der GKV teil-weise erstattet wird, vorausgesetzt der/die Lehrende hat einen sozialen oderqualifizierten Gesundheitsberuf erlerntund kann eine Ausbildung von mindes-tens 500 Stunden nachweisen.Um es kurz zu machen:Wir haben nochvor zwei Jahren angenommen, dass dieFinanzierung durch einen Sozialversiche-rungsträger reicht,weil wir den Buchsta-ben g) der Richtlinie so lasen, dass alleLeistungen gemeint waren, die mit dersozialen Sicherheit verbunden sind unddass diese Verbundenheit durch dieKrankenkassenfinanzierung zum Aus-druck kommt – obwohl auch das natür-lich schoneineweiteAuslegungwar.Dochnun hat BFH in einer Entscheidung aus2007 (BFH v.1.2.07 VR 34/05 zum ThemaLegastheniebehandlung) klar gesagt,dass2 Voraussetzungen erfüllt sein müssen:Die Leistungen müssten

1.mit der Fürsorge oder der sozialenSicherheit verbunden sein

2. von Einrichtungen des ÖffentlichenRechts erbracht werden oder von Ein-richtungen, die vom Staat als Einrich-tungen mit imWesentlichen sozialenCharakter anerkannt worden sind.

3. Später sagt das Gericht noch:die Leistungserbringerin (das wärenSie als Qigonglehrende/r) müssebei der Behandlung auf einer sozial-rechtlichen Rechtsgrundlage tätiggeworden sein.

Dr. Marie Sichtermanngeb. 1944, Juristin, Heilpraktikerin undAutorin. Sie ist seit 1986 Unternehmens-beraterin und Teilhaberin bei Geld & Rosen.

Die Autorin

§§Fangen wir mit Nr. 3 an. Zwar erfolgt dieErstattung an Ihre KundInnen auf einersozialrechtlichenGrundlage- § 20SGBV–aber Sie alsTaijilehrerInwerdennicht aufeiner solchen Grundlage tätig.Zur Bedingung Nr. 2: Mit dem Rest Unsi-cherheit, weil man ja nie weiß, wie einhöchstes Gericht entscheidenwird, kannman wohl sagen, dass Taiji/Qigongschu-len nicht vom Staat als Einrichtungenmit imWesentlichen sozialen Charakteranerkannt sind.Nun noch ein kurzer Blick auf die Bedin-gung Nr. 1: Ich halte es für unwahr-scheinlich, dassTaiji oder Qigong von derFinanzgerichtsbarkeit als Dienstleistungcharakterisiert werden wird, die mit dersozialenSicherheit oderder Sozialfürsor-ge eng verbunden ist.

Also sehen die Perspektiven für eineUm-satzsteuerfreiheit von Taiji/Qigongschu-len für den allgemeinen Unterricht ehernicht gut aus. Es gibt noch einen letztenRettungsankerunddas ist der Buchstabem) der Richtlinie: Umsatzsteuerfrei sind„m) … bestimmte, in engem Zusammen-hang mit Sport und Körperertüchtigungstehende Dienstleistungen, die Einrich-tungen,ohneGewinnstrebenanPersonenerbringen,die Sport oder Körperertüchti-gung ausüben.“ Ich kann das hier zu-nächst nur andeuten, Gerichtsentschei-dungen dazu sindmir nicht bekannt.DieVorschrift passt möglicherweise zu ge-meinnützigen Sportvereinen, die auch

Taiji und Qigong anbieten. Hier könnteein Ausweg liegen, doch bevor Sie nunalle einen Verein gründen, müssen wirdas noch sorgfältig recherchieren.

AusbildungenFür Ausbildungsschulen hat sich nichtsgeändert. Wenn Sie Taiji- oder Qigong-lehrende ausbilden, so können Sie wei-terhin die Umsatzsteuerbefreiung nach§ 4 Nr. 21 a), bb) UStG in Anspruch neh-men. Sie brauchen von der in Ihrem Landzuständigen Behörde (im allgemeinendie Regierungspräsidenten, es gibt aberauch andere Regelungen in einigen Bun-desländern) die Bescheinigung, dass derUnterricht ordnungsgemäß durchge-führt wird und auf einen Beruf vorberei-tet. Mehr kann die Landesbehörde nichtbescheinigen, sie spricht keine Steuerbe-freiung aus. Es ist nicht verkehrt, sichauch noch bei Ihrem Finanzamt zu ver-gewissern, dass die Umsatzsteuerbefrei-ung wirklich anerkannt wird.Wir habenschon erlebt, dass die Landesbehördengroßzügiger sind als die Finanzämter,seien Sie also lieber vorsichtig und si-chern Sie sich ab.Dass diese Befreiung dann auch für Ihreselbständigen DozentInnen gilt, ist zurZeit noch üblich. Wir haben aber schoneine Finanzamtsentscheidung gesehen,die das in Frage stellte – darauf kann sichalso auch niemand mehr hundertpro-zentig verlassen.In der Regel akzeptiert das Finanzamtaber die Anerkennung. Die Bearbeitungdes Antrags dauert etwa 6 Wochen. DieAnträgeaufUmsatzsteuerbefreiungkön-nen auch rückwirkend gestellt werden.

Das Steuerrecht ist eine flüchtige Ange-legenheit. Sie finden das alles sehr kom-pliziert? Ja, das ist es auch.Dennoch hof-fe ich, Ihnen mehr Klarheit als Verwir-rung gebracht zu haben. Die Freude anIhrem Beruf hängt ja gewiss nicht vonRegelungen im Steuerrecht ab.

Duo Passion

Verstehen Sie, worum e

Podiumsdiskussion v.l.n.r. G. von Lüpke, E.

Diese Zusammenarbeit ist insofern bei-spielhaft, als dass die vhs nicht nur dieRäume kostenlos zur Verfügung gestellthat, sondern auch bereits im Vorfeld dasgesamtebetriebseigeneVeranstaltungs-knowHow.ZurVeranstaltungselbstwur-den an die 10Mitarbeiter bereit gestellt.Allein das ist ein Beweis dafür, welchenStellenwertQigong inderGesellschaft ein-nehmenkannunddasses längst imgesell-schaftlichen Alltag angekommen ist.

Weitere alltägliche gesellschaftliche Fel-der, in denenQigonggeübtwerden kann,wurden in den 47Workshops undVorträ-gen und in den neunWerkstätten darge-stellt und erfahrbar gemacht. Die Refe-renten der Auftaktveranstaltung amFreitag Abend, Marco Bischof, AdrienneGoehler und Dr. Ellis Huber, gaben mitihren Vorträgen die Initialzündung fürdie zwei darauffolgenden Kongresstage.Auchwennbei denVorträgenwenig Kör-peraktivitätgefordertwarundsomancherQigong-Enthusiast ermüdete, so botendie musikalischen Tango-Einlagen aufBandoneon und Bass, vom Duo Passionvorgetragen,unddasBüfettwillkommeneAbwechslung.

Munter wurden die meisten spätestensbei der Podiumsdiskussion, bei der untergekonnter Moderation von Geseko vonLüpkedie Frageerörtertwurde,obLebens-kunsteinpolitischer Faktor seiundworanman das erkennen könne. Sehr eindrück-lich schilderte beispielsweise Dr. IngridReuther,wie siemittels der Qigong-Qua-

lität von Beharrlichkeit und stetigerWiederholung voneinemdesinteressier-tenBeamtendie erwünschteUnterschrifterhielt.

TraditionsgemäßtrafensichamRandederQigongtage die offenen Arbeitskreise.Hier fand ein Austausch zu den ThemenKunst, Psychotherapie, Kinder, Medizin,Senioren und Philosophie statt. Bei Inte-resse an den Themen und Arbeitsergeb-nissen kann man sich an die Leiter wen-den. Die Adressen sind auf derWebseiteder Qigongtage www.qigongtage.de zufinden. Fürmanch erfahrenenQigongta-ge-Teilnehmerwar es verwirrend,dass esneben den Arbeitskreisen auch erstma-lig Werkstätten gab, die ebenfalls the-matisch arbeiteten. Hier ging es uns alsVeranstalter um die persönliche Umset-zung des Kongressthemas. Hier sollte esPlatz geben für eine individuelle Stand-ortbestimmung,dasEntwickelnvonVisio-nenunddieEntdeckungderhemmendenbzw. fördernden Faktoren im eigenenWandlungsprozess. Der Fokuswar dabeiimmer auf die konkreten Erfahrungenund die Möglichkeit zur Umsetzung derIdeen imAlltag derTeilnehmer gerichtet.

Bei der Auswertung wurde schnell deut-lich, dassdieVisionenderTeilnehmer sichmit „mehr Lebensqualität“ zusammen-fassen lassen: Austausch und Reflexion,gemeinsames Staunen überWissen undUnwissen, Leben in innerem Frieden undFrieden mit anderen, Selbstheilung,eigenverantwortlichesHandelnzumHeil-

Sein,Freude,Offenheit, Liebe,gewaltfreieKommunikation, Achtsamkeit, Gemein-schaft, Mitgefühl, Vielfalt, Solidarität,Vernetzung waren immer wieder ge-nannte Begriffe.

Zu letzteremThemagabesamRandederQigongtage ein Treffen zwischen Vertre-terInnen des DDQT, des Netzwerkes undder österreichischen Partnerorganisation

Vereinsinternes

Netzwerkmagazin · 200930

Es riecht nach Aufbruch –Qigongtage 2008 in Kassel

Vorstand

Das Netzwerk hatte mit dem Thema „Qigong und Gesellschaft – Lebenskunst alspolitischer Faktor“ zu den 8.Deutschen Qigongtagen nach Kassel eingeladen.Nebenden 44 Referenten waren der Einladung rund 280 TeilnehmerInnen gefolgt. Das Ver-anstalterteamhat auch in der Planungsphase dasThemabeherzigt, indemes sich dievhs Kassel als Kooperationspartner wählte.

Playbacktheater

Dr. Liu Yafei

Erfahrungsfeld der Sinne

es geht?

Morgenübung mit Liu Yafei

Huber, H. Oberlack

Vereinsinternes

IQTÖ, um über Schritte der Zusammen-arbeit wie etwa bei der Anerkennungdurch Krankenkassen zu beraten. DieKontakte sollen weiter gepflegt werden.Die Atmosphäre in denWorkshops, aberauch in denPausen,anden Informations-und Verkaufsständen und beim Essenwar sehr lebendig und Energie geladenund die Gespräche ließen erahnen, dassda ein Funke übergesprungen ist. Trotzkleinerer Pannen bei der kulinarischenVersorgung war die Stimmung gut, undes waren viele leuchtende Augen undgerötete Wangen zu sehen. Die welter-fahrene Frauenband „KickLaLuna“, dienach einemerlebnisreichenKongresstagabends zum Tanz aufspielte, war über-wältigt von der Energie,die auf die Bühneschwappte.DieMusikbewegtealle,auch

die, die mal sitzend ausruhten. Der Titel„Es riecht nach Aufbruch“ wurde zumLeitmotto des Abends und lässt wün-schen, dass die Samen, die durch dieWorkshops undVorträge gelegt wurden,aufgehen.

Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde vondenVeranstaltern erstmals eineWebseiteerstellt,die auchweiter von den anderenVeranstaltern genutzt werden kann. DerOrganisator der nächsten Qigongtage,FoenTjoengLie,wirdeinenBeirat berufen,damit die Erfahrungeneffektiver genutztwerden können. Aus denWerbebannernwurden äußerst dekorative Taschen ge-näht. Eine davon wird im Netzwerk-Mu-seum beim Jubiläum am 16. und 17. Maizu besichtigen sein. Ganz herzlich sei an

dieser Stelle den NetzwerkerInnen vomOrganisations-Team,Sonja Blank,GudrunGeibig, Achim und Andrea Schönig, ge-dankt. Sie haben mit großem Engage-ment einen Kongress von hoher Qualitätauf die Beine gestellt, der von den meis-ten TeilnehmerInnen und ReferentInnensehr große Anerkennung fand.

Innerhalb des Netzwerkes scheint dasThemaderQigongtage nicht so viel Inte-resse gefunden zu haben. Ganze 26 Mit-glieder waren dabei außer den zehn, dieals Referenten verpflichtet waren. Alldiejenigen, die die Qigongtage verpassthaben oder gern noch mal das eine oderandere nachlesen wollen, können sichauf den Tagungsband freuen, der vona&oMedianetworkherausgegebenwird.

31Netzwerkmagazin · 2009

Vereinsinternes

Allen Netzwerk-Mythen gemeinsam ist,dass am Anfang eine Ahnin stand –Christel Prokschmit ihrerVision,Taijiquanzupflegenundweiterzuentwickeln durchoffenen Austausch. Mit ihrem offenenHausund ihrenvisionärenGedankenzogsie indenachtziger JahrenvieleTaiji-Spie-ler vor allem aus Norddeutschland an.Hamburg war schon damals die Hoch-burg des Taijiquan. Das Gros der damali-gen Aktivisten kam aus der links alter-nativen Szene.

Bei aller Freiheitsliebe wurde dennochschnell klar, dass die Vision sich nur miteinemMindestmaß an Struktur verwirk-lichen ließ. In zahllosen Treffen wurdestundenlang über Fachliches diskutiert,aber auchersteVeranstaltungengeplant.Der harte Kern des Anfangs bestand ausLeutenwieClausAlbermann,KarinBerger,Daniel Grolle,Wilhelm Mertens, ClaudiaMüller, Helmut Oberlack, Michael PlötzundUlla Sedelies.Der erste bundesweite

Netzwerkkongress fand1992 inBadOyen-hausen statt. 1994 kam es dann zur Ver-einsgründung. Wilhelm übernahm denVorsitz undhat damals vieleWeichenge-stellt und wichtige Grundlagen für dasNetzwerk erarbeitet.Nebendenbundes-weiten Veranstaltungen fanden auchzahlreiche kleinere regionale, zum Teil

Themen bezogene Netzwerktreffen imganzenBundesgebiet statt.Daserstewar1998 inHessen auf Initiative vonThomasLuther-Mosebach zustande gekommen.Wichtige Wegbegleiter des NetzwerkeswarenundsindChristianAuerbach,AndreaBaron, Karin Böskens, Michael Dackau,Ulla Fels, Petra Hinterthür, Knut Jöbges,Dieter Kießwetter, Brigitta Klotz, RolfKrizian, Foen Tjoeng Lie, Achim Rache,Silke Radtke, Marlis Schellenberg, IngridSchmid Bergmann, Klaus Schreiber, Ger-trud Schröder, Isolde Schwarz, KlemensSpeer, Georg Wolff und Peter Wolfrum.Anfangs wurden die Vereinsgeschäfte inHelmuts und Wilhelms Wohnungen ab-gewickelt. Irgendwann konnte sich dasNetzwerkdanneinBüro leisten,undGabiHenzler war die erste bezahlte Büroan-gestellte des Netzwerkes und hat durchihre liebevolle und professionelle Arbeitdas Netzwerk ein ganzes Stück voran ge-bracht. Inzwischen hatte sich die Mit-gliederzahl verdreifacht, und es warenNetzwerker aus fast allen Bundesländernhinzugekommen. Grund genug, im Jahr2000 am Rande des Kongresses in Wal-denburg dem Netzwerklogo den Unter-titel „Deutschland“ hinzu zu fügen. ZurgleichenZeit gabeseinenFührungswech-sel. Dietlind Zimmermann übernahmden Vorsitz. Michael Plötz und MartinBödicker waren die Stellvertreter. Diet-lind förderte und entwickelte Ausbildun-

Netzwerkmagazin · 200932

20 Jahre NetzwerkSo ein Jubiläum – so dachten wir uns – ist Anlass zurück zu blicken,unsereWurzeln imBlick zu haben und die AhnInnen zu ehren. Es geht also darum, ein Stück Geschichtesichtbar zumachen.Das ist nicht so einfach,wie es scheint,denn sogenauweiß eigent-lich keiner, wie es mit dem Netzwerk begonnen hat und wie lange es existiert. Auchdiejenigen, die es genau wissen müssten, erzählen die Geschichte variationsreich.

1992 Üben im Hamburger Stadtpark

Christel Proksch

Vereinsinternes

gen zumQigong-Lehrer in Zusammenar-beit mit der vhs Hamburg-Norderstedtund mit den Landessportbünden Ham-burgundHessen.Es gabauf ihre Initiativehin einen beispielgebenden Kongress inBad Bramstedt. Damals hatte man dieHoffnung,mit Klinikenenger zusammenarbeiten zukönnen.Dieshat sichausver-schiedenenGründen nicht verwirklichenlassen.

2002 trat der gesamte Vorstand zurück.Nach einer Phase der Klärung wurde

dannerstmalseinVorstandausviergleich-berechtigten Vorstandsmitgliedern ge-wählt – SonjaBlank,BrigitteKrafft,LaurenSmith und Helmut Oberlack. Inzwischenhatte sich unter Leitung von KlemensSpeer eine Initiative zur FormulierungAllgemeiner Ausbildungsleitlinien (AALL)für den BereichTaijiquanundQigong ge-gründet. InweiserVoraussicht hatte Kle-mens damals mit sehr großem Zeitauf-wand die bestehenden Entwürfe immerwieder auch mit Ausbildungsinstitutenaußerhalb desNetzwerkes diskutiert,um

ein Grundlagenwerk von Langzeitwir-kung zu schaffen. Nach langen internenkontroversen Diskussionen wurden dieAALL 2003 für das Netzwerk verbindlichund auf deren Grundlage Lehrer undKursleiter zertifiziert. Derzeit haben imNetzwerk etwa zwei Drittel der Lehrer-Mitglieder ein gültiges Zertifikat. Derneue Vorstand nahm den Logountertitel„Deutschland“ als Aufgabe und fördertekonsequent die regionaleArbeit.Mittler-weile gibt es für fast alle Bundesländerregionale Vertreter, die mehr oder weni-ger aktiv sind. Ziel der regionalen Arbeitist es, neben dem fachlichen Austausch,auch Taijiquan- und Qigong-Spieler zuerreichen, die bisher keinen Sinn in einerNetzwerk-Mitgliedschaft sahen. Getreuunserem neuen Motto wollen wir einWegbegleitersein,derdurchstillePräsenzwirkt. Besonders in Bayern, Hessen undNordrhein-Westfalen hat sich diesesKonzept bewährt; die Mitgliederzahlensind drastisch gestiegen. NRW hat Ham-burg inzwischen eingeholt. Es stellt mit55Mitgliedern 16 Prozent derGesamtmit-gliederzahl. Der Altersdurchschnitt derNetzwerker liegt übrigens bei 52 Jahren.Damit sindwir auch schonbei den Zielenund Visionen.

33Netzwerkmagazin · 2009

1994 das Netzwerklogo entsteht (Claus Albermann)

Vereinsinternes

Wichtig ist uns, dass möglichst viele Tai-jiquan- und Qigongspieler im Netzwerkihre Heimat sehen und dass sie ein Viel-faches ihresBeitrageszurückbekommen.Wir wünschen uns, dass das Netzwerkimmer mehr zum kompetenten Partnerfür gesellschaftliche Einrichtungen wirdund dass unsere Mitglieder ihr Wissenselbstbewusst in ihren Lebens- und Ar-beitsalltag einbringen. Als wichtigePfeiler zu diesen Zielen sehenwir unsereQilin-Akademie und die Projektarbeit.Die Qilin-Akademie läuft nach einer An-schubfinanzierung seit dem letzten Jahrerfolgreich und schreibt schwarze Zahlen.Hessens Lehrer erhalten bei Teilnahmean der Qilin-Akademie Fortbildungs-punkte, für Bayern und Berlin laufen dieAnträge bei den jeweiligen Bildungsmi-nisterien. Mit seinem Fortbildungskon-zept können sich die Teilnehmer Zusatz-qualifikationen erwerben und damit aufdem engerwerdendenMarkt bessermit-halten. Qualifikationen imBereich Senio-ren, Wirtschaft, Kinder und JugendlicheundmedizinischesGrundwissen sindge-plant. Diese Erfolge verdanken wir derprofessionellen Leiterin Gudrun Geibig.

Die Projektarbeit ist das jüngsteKinddesNetzwerkes.Geplant sindQualitätszirkelund Werkstätten zu bestimmten Fach-

themen wie etwa die Arbeit mit Kindernund Jugendlichen, mit Senioren, mit Be-hinderten, mit psychisch Kranken. Aberauch zu Themen wie Kooperation mitdemSport,mit derKunst oderderWissen-schaft können sich Interessenten zusam-menfinden.Wir stellen uns vor, dass sichaus einzelnen Werkstätten auch regio-nale Projekte entwickeln können,diemitöffentlichen Fördermitteln unterstütztwerden. Das wäre beispielsweise in der

Kinder- und Jugendarbeit und in der Ar-beitmit Senioren denkbar.Dasswir heutesolche Ideen entwickeln können, verdan-ken wir den Gründern und allen Wegbe-gleitern des Netzwerkes. Denen und vorallem auch denjenigen,diewir aus Platz-mangel versäumt haben zu erwähnen,wollen wir aus ganzem Herzen danken.

Sonja, Stefan,Thomas und UwevomVorstand

Netzwerkmagazin · 200934

1996 die 1. Bundesweite Taiji-Lehrerausbildung in Hamburg

1994 Curio-Haus:Push-hand,Shen Xijing undJan Silberstorff

1994 Curio-Haus:Taiji-Tanz, Angela Cordes-Hurte

1989 Erste konstituierendeTreffen in Hamburg

1990 Netzwerktreffen in Hamburganlässlich des 65. Geburtstagesvon Christel

1992 Bundesweites Netzwerk-Treffen inBad Oeynhausen

1994 amtliche Eintragung als VereinBundesweites Netzwerk-Treffenin Hamburg

1995 European Taijiquan & QigongCongress Forum« in Lago d’Orta

1996 Bundesweites Netzwerk-Treffenin Hamburg

1996 Beginn der ersten bundesweitenAusbildung für Kursleiter Taijiquan

1997 Bundesweiter Kongress gemeinsammit IFBUB auf Burg Sensenstein

1998 Bundesweites Netzwerk-Treffenin Hannover

1998 Tagung »Taijiquan und Qigong insozialen Feldern« inWetzlar

1999 2 Regionaltreffen für die neuenBundesländer in Magdeburg/Sachsen-Anhalt

1999 Regionaltreffen im Markgräflerlandin Bad Krotzingen

2000 Kongress »Taijiquan und Qigongals lebendige Gesundheitsförderungund effektive Therapie« und»Bundesweites Netzwerk-Treffen«inWaldenburg

2000 2 Regionaltreffen für die neuenBundesländer in Alterode/Sachsen-Anhalt

2000 Offenes Netzwerktreffenin Düsseldorf

2000 Regionaltreffen im Markgräflerlandin Bad Krotzingen

2001 Kongress »Qigong und Taijiquan inder klinischen Therapie« und

2001 Bundesweite Netzwerk-Treffen inBad Bramstedt

2001 Regionaltreffen für die neuenBundesländer in Alterode/Sachsen-Anhalt

2002 International Push Hands Meeting«in Hannover

2002 Bundesweites Netzwerk-Treffenin Alterode

2003 Regionaltreffen für die neuenBundesländer in Alterode/Sachsen-Anhalt

2003 Beschluss der AllgemeinenAusbildungsleitlinien

2003 Regionaltreffen für Süddeutschlandin Regensburg

2003 Kongress „Kunst im Fluss derBewegung“ in Hamburg

2004 Regionaltreffen für die neuenBundesländer in Alterode/Sachsen-Anhalt

2004 Regionaltreffen für Süddeutschlandin Überlingen

2004 Deutsche Qigongtage gemeinsammit Kolibri Seminare in Hamburg

2004 Regionaltreffen für Süddeutschlandin Aschaffenburg

2006 Regionaltreffen in Berlin2006 Kongress „Qigong in der Heilkunde“

in Kassel2007 Regionaltreffen für die neuen

Bundesländer in Staßfurt/Sachsen-Anhalt

2007 Regionaltreffen fürSüddeutschland in Plankstetten

2007 Regionaltreffen fürNordrhein-Westfalen in Remscheid

2007 Gründung der Qilin-Akademie2008 Regionaltreffen für die neuen

Bundesländer in Lindow/Brandenburg

2008 Regionaltreffen für Niedersachsenin Osnabrück

2008 Regionaltreffen Süd-West inBad Schönborn

2008 Deutsche Qigongtage in Kassel2009 Regionaltreffen für Süddeutschland

in Otmaringen2009 Jubiläumsfeier 20 Jahre Netzwerk

Vereinsinternes

35Netzwerkmagazin · 2009

Wir suchen weiterhin qualifizierteReferenten für die Qilin-Akademie zufolgenden Themenbereichen:

� Kinder – Jugendliche – Schule – Gewaltprävention� Medizinisches Grundlagenwissen� Betriebliche Gesundheitsvorsorge� Seniorenarbeit

Bewerbungen mit Qualifikationsnachweis undProjektbeschreibung bitte an:

Gudrun GeibigTauberstraße 663741 AschaffenburgMail: [email protected]

Chronologischer Überblick der Aktivitäten

Mitgliederstruktur des Taijiquan & Qigong NetzwerksDeutschland e.V., Stand Februar 2009

Vereinsinternes

2009werdenwieder zwei Fortbildungenund Intervisionen indieser Serie angebo-ten, die eine solche Zertifizierung er-möglichen. Es hat mir sehr viel Freudebereitet, diese Serie zu entwickeln, zu or-ganisieren und zu begleiten. Viele derTeilnehmerInnen haben in diesem Jahrbereits mit der Umsetzung des Gelern-ten begonnen und arbeiten mit großerBegeisterung an Schulen und anderenBildungseinrichtungen oder in Einzelar-beit mit Kindern und Jugendlichen. Ausdem vermittelten Fachwissen, der Ermu-tigung durch die Referenten und dem

Synergieeffekt innerhalb der Gruppeentstand ein kräftiger Impuls, den vieleTeilnehmerInnen erfolgreich in gewinn-bringende Arbeit umsetzen konnten.

AbSeptember 2009startet jetzt dasneueProjektderQilin-Akademie:„MedizinischesGrundlagenwissen aus Ost und West“.Die Fortbildungen bieten eine umfassen-de medizinische Grundausbildung wiesie z.B.auch inSchulen fürPhysiotherapieüblich ist, jedoch in Inhalten und Didak-tik speziell auf Taijiquan- und Qigong-lehrer abgestimmt, die in der Prävention

und in Gesundheitseinrichtungen arbei-ten möchten. Diese Ausbildung, zusam-men mit einer Taijiquan- oder Qigong-Lehrerausbildung von 500UE,bietet eineQualifizierung für Arbeitsgebiete, diebisher fast ausschließlich Lehrern undLehrerinnen mit medizinischem Grund-beruf zugänglich waren.

Das Curriculum umfasst drei Linien:Linie 1: Innere Medizin

und NotfallmedizinLinie 2: Bewegungsapparat

und SportmedizinLinie 3: TCM und

Lebenspflege-YangshengJede Linie besteht aus 100 Unterrichts-einheiten verteilt auf 5Module und kannmit einer Prüfung abgeschlossen wer-den.Wer alle 300 UE absolviert, kann einZertifikat für die Zusatzqualifikation„Taijiquan-/Qigong-LerhrerIn für gesund-heitsförderndes Taijiquan/Qigong“ er-werben. Selbstverständlich können dieModule alle auch einzeln belegt werden,sodass sichdieTeilnehmereinenpersön-lichenLernplanzusammenstellenkönnen.Für den gesamten Stoff sollte man sichmindestens zwei Jahre Zeit nehmen. Dieersten drei Seminare,die imHerbst 2009stattfinden,beschäftigensichmitGrund-lagen aus den jeweiligen Themengebie-ten und sind auch sinnvoll fürTeilnehmer,die nicht im medizinischen Bereich tätigwerdenmöchten. Sie sind eine sehr guteErgänzung zu einer Kursleiter- oder Leh-rerausbildung und werden vom Taiji-quan und Qigong Netzwerk und vomDeutschen Dachverband für Qigong und

Netzwerkmagazin · 200936

Neue Fortbildungsserie:

Medizinisches Grundlagenwissenaus Ost und West

Von Gudrun Geibig

Die erste Serie derQilin-Akademie zudemThema„Taijiquanmit Kindernund Jugend-lichen“ mit 80 Unterrichtseinheiten,wurde mit einem Intervisionswochenende abge-schlossen. 27 Teilnehmer haben an insgesamt 5 Workshops teilgenommen. 6 davonhaben alle 80 UE mitgemacht und bekamen die Zusatzqualifikation„Taijiquan-Kurs-leiterIn für Kinder und Jugendliche“ mit einem Zertifikat bestätigt.

Vergabe der Zertifikate

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Taijiquan als Fortbildung anerkannt.Wirsetzten uns dafür ein, dass auch andereVerbände und Schulen diese Seminareals Fortbildung anerkennen bzw. dieStunden in einer Kursleiter-/Lehreraus-bildung anrechnen.

Für diese Serie konnte ich drei ReferentenmitmedizinischemGrundberuf und eige-ner Taijiquan bzw. Qigongpraxis gewin-nen, so dass die theoretischen Inhalteauf die speziellen Bedürfnisse von Taiji-quan und Qigong-Lehrern abgestimmtsind und der Unterricht nicht zu „tro-cken“ gestaltet sein wird. Kerstin Heppeist approbierte Ärztin und zertifizierteTaijiquanundQigong-Lehrerin.Sie arbei-tete früher als Chirurgin und hat Erfah-rung in der Ausbildung von Arzthelferin-nen. Zur Zeit arbeitet Sie hauptberuflichals Qigong-Lehrerin in Aschaffenburg.Sie ist die Referentin für die Linie InnereMedizin und Notfallmedizin. Jan Safr istSportherapeut, Diplom-Sportlehrer underfahrenerDozent.Unteranderemunter-richtet er medizinische Trainingslehrerfür dieMassageschule anderUniversitätErlangen und ist Dozent in der Lehrer-fortbildung fürdieRegierungMittelfran-ken. Er leitet eine eigene Sportschule inErlangen, hat den 3. Dan Karate und istbegeisterter Taiji-Spieler. Er ist der Refe-rent für die Linie Bewegungsapparat undSportmedizin. Dr. Josef Hummelsbergerist Internist und arbeitet in eigenerTCM-Praxis in München. Er hat eine umfas-sende Ausbildung in chinesischer Medi-zin bei verschiedenen Fachgesellschaf-

ten und mehrere Studienaufenhalten inChina absolviert. Er ist Dozent für chine-sischeMedizin der SMS (SocietasMedici-nae Sinensis) und hat an verschiedenenPublikationen und Studien mitgearbei-tet. Er hält für uns das Grundlagensemi-nar TCM. Eine weitere Dozentin vomSMS,Ute Engelhardt konnte alsDozentinfür diese Fortbildungsserie gewonnenwerden.

Im Juli unterrichtet Sören Philipzik dasneue Qi-Walking und Taiji Bailong Ball.Beide Disziplinen haben zur Zeit hoheMedienpäsenz. Fortbildungen zum Qi-Walking werden dieses Jahr unter ande-remauchvomdeutschenWalking-Institutangeboten.Xiaofei Sui,der 1.VorsitzenderTaiji Bailong Ball Associationwar im Sep-tember Gast in der Fernsehsendung TVTotal bei Stefan Raab und stellte dort dieneue Trendsportart vor. Wenn ihr alsoeinmal voll imTrend seinwollt mit eurenKursen,dannmeldet euchmöglichst baldan. Dieser Workshop ist aber auch offenfür alle,die einfach für sich selbst einWo-chenendemit SpaßundBewegungmöch-ten. Es braucht keinerlei Vorkenntnisse.Die Termine mit den jeweiligen Themenund Referenten findet ihr auf unserer In-ternetseite. Gerne schicke ich euch dieMaterialien auch zu. Für spezielle FragenzuThemen eurer beruflichen Fortbildungstehe ich telefonisch werktags zwischen13.00 und 15.00 Uhr zur Verfügung.Ich würde mich freuen Euch bald einmalbei einemWorkshop der Qilin-Akademiezu begrüßen.

37Netzwerkmagazin · 2009

13.-15.03.2009Taijiquan-Qigong-TanzVom freien Tanz zur KampfkunstUnterrichtende: Sonja Blank

08.-10.05.2009Grenzgänger – Taijiquan als Medium inder erlebnispädagogischen JungendarbeitUnterrichtender: Martin Neumann

26.-28.06.2009Qigong mit Kindern – DerWeg der Entfal-tung der eigenen PotenzialeUnterrichtende: Zuzana S̆ebková-Thaler

03.-05.07.2009Qi-Walking und Taiji Bailong BallFun-Sport und GesundheitstrainingUnterrichtender: Sören Philipzik

25.-27.09.2009Grundlagen der TCMUnterrichtender: Dr. Josef Hummelsberger

23.-25.10.2009Bewegungsfluss und Tanz derWörterUnterrichtende: Helen Schmidt

20.-22.11.2009Grundlagenseminar BewegungsapparatUnterrichtende: Jan Safr

26.-29.11.2009Grundlagenseminar Innere Medizinund Herz-Kreislauf-SystemUnterrichtende: Kerstin Heppe

08.-10.01.2010Atmungssystem, Notfallmedizin und 1. HilfeUnterrichtende: Kerstin Heppe

05.-07.02.2010Muskellehre und SportmedizinUnterrichtender: Jan Safr

05.-07.03.2010VerdauungssystemUnterrichtende: Kerstin Heppe

16.-18.04.2010Nervensystem und BewegungssteuerungUnterrichtender: Jan Safr

07.-09.05.2010Wasserhaushalt, Haut, SinnesorganeUnterrichtende: Kerstin Heppe

18.-20.06.2010Schmerzphysiologie undDegenerative ErkrankungenUnterrichtender: Jan Safr

Termine der Qilin-Akademie

Vereinsinternes

Es gehört schon fast zu meinen Prinzi-pien, ein Pferd von hinten aufzuzäumen,zumindest was meine Taijiausbildunganbetrifft. Die Intervision war das letzteder fünf Module zum Thema „Taiji mitKindern“ als Zusatzausbildung für Lehreroder Kursleiter dieser Disziplin. Ganzgleich, es war meine große Chance, dreierfahrene Lehrer bei der Arbeit zu erle-ben. Alle Teilnehmer der großen Rundewaren aufgefordert, imRahmeneiner In-tervision, auffällige Kinder wieder un-auffällig in ihre Gruppen zu integrieren.Ich hatte mir vorgenommen, unange-strengt zuzuhörenund zu schauen,damitich in naher Zukunft einen Teil der Anre-

gungenmit in denKindergartennehmenkann, in dem ich seit Januar diesen Jah-res mit den „Schulkindern“ Taiji übe.

Drei Kursleiterinnen, die bereits mit Kin-dern Taiji spielten, hatten ihren schwie-rigsten Fall im Vorfeld eingereicht undstelltendiesennacheinander derGruppevor. Das „strenge“ Verfahren der Intervi-sion moderierte Gudrun Geibig, Leiterinder Qilin-Akademie, mit unterdrückterLeidenschaft. Diese Art und Weise derZusammenarbeit –sichausschließlichaufdas Lenken der Diskussion zu beschrän-ken, war auch für sie eine Prämiere. MitDaniel Grolle, Thomas Luther-Mosebach

undThomasKirchnerhatteGudrunGeibigfür diesesModul drei Taiji-Experten ganzunterschiedlicher Ausprägung gewon-nen, die von Beginn an wie eine sichereBank auf die Teilnehmer wirkten. Unswar klar, die „knacken“ alle drei Fälle.

Innerhalb der Expertenrunde, die jeweilsaufdieVorstellungdes Falles folgte,zeig-ten die Drei mit viel Gespür für die Intui-tion der Kinder, dass es im Miteinanderauf die Sichtweise des Lehrers ankommt.Aggression als etwas Positives zu be-trachten, gehörte bisher nicht zumeinenBausteinen.InAschaffenburgwurdedeut-lich: Ein auffälliger Schüler lehrt den Leh-rer! Das Taijispiel erfordert einen stetsbewegten Geist, der jede Sekunde flexi-bel reagiert und agiert.

Taiji ist wohl auch die Kunst, für eine kur-ze Zeitmit demSchüler zu verschmelzen,ohnedabei in eineTherapieüberzugehen.Lösungen für Probleme anzustreben,sichdabei aber nie zu weit vom Produkt – indiesemFallTaiji – zu entfernen, lautet dieDevise. Der Vorteil einer Intervision istder, dass auf die Theorie unmittelbar diePraxis folgt. Im Rollentausch waren wirdie Kinder und durften stören auf allenur erdenklichen Arten und stellten er-staunt fest: Es macht Spaß! Einmal lust-los in der Ecke abhängen oder hampelnund schreien,kann unglaublich entspan-nend sein. Auch eine körperliche Ausei-nandersetzunggarantiert ungeteilteAuf-merksamkeit. Warum tun sie das, dieseso genannten Problemkinder? Auch das

Netzwerkmagazin · 200938

Taiji-Intervision:erschreckend intensiv –

unglaublich gutVon Kathrin Ehrig

„Es gibt keineGeheimnisse!“Das habe ich gelesen.Mein noch recht jungesTaiji-Lebenbirgt jedoch noch viele dunkle Bereiche, Zonen, in die ich noch nicht vordringen konnte.Üben ist die eineMöglichkeit,Abhilfe zu schaffen.Aber vielleicht würdemich einTreffenmit Taiji-Experten ein Stück weiterbringen.„Intervision an der Qilin-Akademie“ – derTitelwarschonGeheimnisgenug.Dochwernichtwagt,…Also,aufnachAschaffenburg!

Experten und Moderatorin

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gang noch viel bewegt werden kann,auch dann,wenn alle Taijispieler Aschaf-fenburg längst wieder verlassen haben.Die Stärke speziell dieser Intervision lagzu einem großen Teil an dem respektvol-len Umgang der Teilnehmer untereinan-der, die Experten eingeschlossen.

Geheimnis ist jetzt gelüftet. Es zählt dasBedürfnis.Das Kindwählt zwischen demSpaß- und Aufmerksamkeitsfaktor. UndnocheineEntdeckung:Zu fühlen,umwases geht, imwahrsten Sinne zu begreifen,ist besonders für Kinder hilfreicher, alsBilder im Kopf zu entwickeln. Für uns alsKursteilnehmer ist eswichtig,wenigstensdie Essenzen festzuhalten und im Her-zen zu bewegen, dass Taiji ein ständigesGeben und Nehmen ist. Wir haben andiesemWochenende eine Flut von Anre-gungen erhalten, die es gilt, zu verinner-lichen. Innerhalb der strengen Intervisi-onsstruktur ist konzentriertes Arbeitenüber einen langen Zeitraum möglich,ohne dass die Anstrengung überwiegt.

Ein Modul dieser Art innerhalb einerFortbildung birgt einen großen Fundusfür alle Teilnehmer. Der Erfahrungsaus-tausch macht die Stärke einer solchenVeranstaltung aus, und die AnregungenwirkenaufvielenEbenen,sodass imNach-

AmSonntaghatten alleTaiji-Spieler überihre besonderen Erfahrungen berichtet,alle außer Gudrun.Unsere„eiserne“Mo-deratorin machte auch für sich selbstkeine Ausnahme. Sie durfte zum erstenMal keinen Input geben: „Ihr könnt mirglauben, das war für mich eine ganzschwere Übung“, gestand sie stolz wäh-rend des Resümees eines Gewinn brin-genden Wochenendes. Es wird hoffent-lich nicht das einzige dieser Art bleiben.

Intervisionen zu unterschiedlichen The-men innerhalb des Taiji im Alltag sindwünschenswert und hilfreich, war dereinhellige Konsens.Denn selbst fürmichist es kein Geheimnis mehr, dass das Tai-ji-Herz uns alltäglich bewegt, jeden Au-genblick über Nähe und Intensität einerKommunikation entscheidet und dasMaß für Empfindungen ist,wennwir unsöffnen.

39Netzwerkmagazin · 2009

Fallbeispiel: Störer integrieren

Fallbeispiel:mangelnde Struktur

Kathrin Ehrig,geboren 1964, Journalistin, Homöopathin,Ausbildung in TCM und Ernährungslehre,Mutter zweier Kinder, Kursleiterin fürKörperarbeit in Balance, lebt in Lauenauam Deister.

Die Autorin

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ngeregt durch die Qigong-tage in Kassel und der dort

erstmals gestarteten Arbeit inWerkstät-ten, möchten wir den fachlichen Dialogfortführen und die Kompetenzen mög-lichst vieler Netzwerker nutzen. Damittragen wir dem Wunsch vieler von euchRechnung, sich aktiv einzubringen ineinem überschaubaren und frei gewähl-ten Rahmen.

Wie kann das passieren?Einige Themenschwerpunkte, in wel-chenwirmit unsererArbeit alsTaijiquan-und Qigong-LehrerInnen wirksam wer-den können, haben sich in den letztenJahren herauskristallisiert. Wir sehenhier drei Themenkreise:1. Die Arbeit mit Zielgruppen2. Spezielle Arbeitsfelder3. Angrenzende Interessensgebiete

Zur Arbeit mit Zielgruppen gehören u.a.:• Kinder und Jugendliche• Frauen• Senioren

Zu den Arbeitsfeldern gehören u.a.• Das Medizinisch/Therapeutische• Die betrieblicheGesundheitsförderung

• Das Soziale

Beim dritten Themenkreis haben wir dievoneuchgenanntenThemenausunsererFragebogenaktion aufgegriffen:• Taijiquan und Qigongals Kampfkunst

• Philosophie• Spiritualität• Forschung• Kunst

Die Liste ist jederzeit ergänzbar.

Wir verbinden mit der Arbeit in denWerkstätten folgende Ziele:• Qualitätsentwicklung• Austausch von Erfahrungen• Verfügbarmachenvon fachlicher Kompetenz

• Förderung von aus den Werkstättenentwickelten Projekten

• Schaffung vontemporären Arbeitsplätzen

Wie kann man sich die Arbeitin den Werkstätten nun vorstellen?DerVorstandhat Sonja Blank beauftragt,dieWerkstätten zukoordinieren.Siewirdzu den einzelnen Themenkomplexen In-teressenten für die Leitung einer solchenWerkstatt gewinnen. Jeder, der interes-siert ist mitzuarbeiten, nicht nur in Lei-tungsfunktion, kannsich inderGeschäfts-stelle bei Sonja melden: (Fon 06 44788 59 37). Für das Themenfeld 1 stellenwir uns vor, für konkrete,gut entwickelteProjekte öffentlicheMittel zu beantragen,damit sie möglichst langfristig durchge-

führt werden können. Bestenfalls wer-den Prototypen entwickelt, die auch ananderen Orten genutzt werden können.Mit unsererAkademiekönnenwir zudeneinzelnen Themengebieten Fortbildun-gen und Intervisionen anbieten und Un-terstützung gewährleisten.

Beispiel: Kinder und JugendlicheHier gibt es bereits viele Erfahrungen.Eine Reihe vonNetzwerkern haben schonin diesem Bereich gearbeitet, etwa wäh-rend der Projektwochen oder im schuli-schen Freizeitbereich. Oft können dieProjekte trotz guter KonzepteundErgeb-nisse nicht fortgeführt werden, weil dieFinanzierungnicht gewährleistet ist.Hierhabenwir alsNetzwerk größere Chancen,Mittel zu bekommen, wenn es gelingt,Konzepte zu entwickeln, die in den ein-zelnen Bundesländern oder sogar bun-desweit greifen. Ein großes Plus ist, dasswirhierfürbereits fachlicheFortbildungenan unserer Bildungsakademie anbieten.UnsereQilin-Akademie ist vomhessischen

Netzwerkmagazin · 200940

Vorstand

Werkstättenim Netzwerk

Austausch – Qualitätsentwicklung – Fördergelder

A

Vereinsinternes

Bildungsministerium anerkannt und ar-beitet mit renommierten Referenten zu-sammen. Die erste Fortbildungsserie„Taijiquan für Kinder und Jugendliche“ist abgeschlossen.DiemeistenTeilnehmerhaben ihre Mitarbeit an der Werkstattsignalisiert und bereits ihre Projektideenfür die Arbeit sowohl mit Schülern alsauch in der Lehrerfortbildung einge-bracht. Innerhalb der Werkstatt werdendiese Konzepte jetzt weiterentwickelt,um Fördergelder dafür beantragen zukönnen. Andrea Kraus-Neitzer hat dazurecherchiert,welche Fördermittel es gibtund weiß, wie man mit den MinisterieninsGesprächkommt.SichhieraufdiesemGebiet zu engagieren, ist zweifelsohnegesellschaftlich nachhaltig, undwir kön-nendamit der nachfolgendenGenerationguteUnterstützunggeben,mitdengroßenHerausforderungen zurecht zu kommen.

Beispiel: Senioren:InderSeniorenarbeit sindgleichfallsschonviele von uns tätig, und gut die Hälftevon uns zählt mittlerweile selbst dazu.Senioren sind eine Verbrauchergruppe,in die es sich lohnt zu investieren, um esmal kaufmännisch auszudrücken. ZhenManqing hat einmal sinngemäß gesagt,

Taijiquan sei deshalb gut zu üben, damitman, es auch noch genießen kann,wennman begriffen hat, worum es im Lebengeht.Derzeit gibt es 65 Senioren-Univer-sitäten in Deutschlandwww.geroweb.de/seniorenakademie/seniorenstudium.html.Hier sehenwirMöglichkeiten der Koope-ration für uns. Eine mögliche Aufgabeder Werkstatt Senioren könnte die Kon-taktaufnahme mit diesen Bildungsein-richtungensein.AuchhierkönnenProjekt-ideenentwickeltwerden,fürdiedasNetz-werk Fördermittel beantragen kann. Fürdie betriebliche Gesundheitsförderungwerden derzeit Mittel seitens der Betrie-be bereit gestellt. Hier gilt es, Angebotezu entwickeln, die in den Rahmen dieserFörderung passen und die wiederumModellcharakter haben. Die Arbeit indenWerkstätten ist Pionierarbeit.Da,woim Moment noch klare Konturen fehlen,werden sie sich im konkreten Tun entwi-ckeln. Du kannstWegbereiterIn undMit-gestalterIn sein, diese Arbeit innerhalb

des Netzwerkes fördern und zu deinerHerzensangelegenheit machen. Der lei-denschaftliche Verfechter des Grundein-kommens und Aufsichtsrat der dm-Drogeriemarktkette, Prof. Götz Wernererwiderte einmal auf Zweifel ob der Um-setzbarkeit visionärer Ideen:„Bei dm lau-tet die Unternehmensphilosophie,wennman etwas will, findet manWege,wennman etwas nicht will, findet man Grün-de. Damit sindwir immer gut gefahren.“Für unsere Idee der Werkstätten gibt esschon konkrete Anfänge: Die Werkstatt„Kinder und Jugendliche“ hat ihre Arbeitbegonnenundwird sich imApril erstma-lig treffen, Karin Lühr steht bereit eineWerkstatt „Arbeit mit psychisch Kran-ken“ zu leiten und Susanne Hainbachwird eine Datenbank der Forschungser-gebnisse im Bereich Taijiquan und Qi-gong zusammenstellen und freut sichüber Unterstützung. Auf unserer Web-seite werden wir für die Werkstätten ei-nen eigenen Bereich einrichten.

41Netzwerkmagazin · 2009

Vereinsinternes

Regionalarbeit

Die Regionalvertreter haben sich im November letzten Jahresin Kassel getroffen. Unter dem Stichpunkt Werkstätten sollenThemen wie beispielsweise die Arbeit mit Senioren, Behinder-ten, Kinderund Jugendlichenoderauch inderbetrieblichenGe-sundheitsvorsorge mehr zusammengefasst werden und diemöglichen Kompetenzen im Netzwerk stärker gebündelt wer-den. Angeregt wurde auch, Ergebnisse aus der Forschung undWissenschaft zuTaijiquanundQigongzu recherchierenundzu-sammen zu stellen. Um den Bereich der fachbezogenen Arbeitausweiten zu können, wurde angeregt, im Netzwerk Struktu-ren für Arbeitsplätze und deren Finanzierung zu schaffen.Bei der Gestaltung der Homepage konnten viele Ideen der Re-gionalvertreter umgesetzt werden. Jetzt geht es darum, dasssich möglichst viele Mitglieder mit ihrem Profil eintragen. DieRegionalleiter wurden gebeten, im Kontakt zu denMitgliederndazu immer wieder zu ermutigen.Bei Claus und Meinhard in Hamburg gibt es alle zwei Monateein Treffen, das nach dem Push-Hands Treffen im Came-Ladenstattfindet. Die Treffen stehen jeweils unter einem Thema. Esgibt Taiji und Qigong im Park als regelmäßiges Angebot, dassehr gut angenommen wird.Die Netzwerktreffen in Osnabrück und Bad Schönborn warenklein,aber gelungen.Möglicherweisemuss deutlicher kommu-niziert werden, dass die Treffen auch für Nicht-Netzwerker of-fen sind. Das nächste Netzwerktreffen findet Anfang März inBayern statt.Dank der aktiven Regionalarbeit ist die Mitgliederzahl erfreu-lich gestiegen, besonders Bayern und Hessen haben aufgeholt.Im übrigen kann sich jeder in die Regionalarbeit einbringenoder eine Idee zu einem fachlichen Austausch umsetzen. Un-terstützung dazu gibt es von der Geschäftsstelle.

Wie kommeich zum Zertifikat?

Zuerst solltest du natürlich Mit-glied im Netzwerk sein oderwerden. Danach kannst du dei-ne Unterlagen einreichen. Dazuhätten wir gern in tabularischerForm aufgelistet, wann und wielange du was bei wem gelernthast. Es kostet unnötig viel Zeit,wennwir uns das heraussuchenmüssen. Bitte füge die Beschei-nigungen über deine Ausbil-dungen als Kopien bei.

Netzwerkmagazin · 200942

Wie kann ich mein abgelaufenes Zertifikat verlängern lassen?Für dieVerlängerung deiner (Lehrer- oder Kursleiter-) Zertifikateist es notwendig, 36 Unterrichtseinheiten in den vergangenendrei Jahrennachzuweisen.Falls dualsQigong- undalsTaiji-Leh-rer zertifiziert bist, in jeder der beiden Künste. (Beispiel: für Tai-jiquan brauchst du 24 UE Taijiquan-Fortbildungen und z. B. 12UE in Pädagogik oder in medizinischen Grundlagen.)Bitte reiche auch das in tabularischer Form ein: wann und wielange hast du was bei wem gelernt und füge deine Bescheini-gungen über die Fortbildung in kopierter Form als Anlage bei.

Bitte schicke die Unterlagen per Post (nicht als pdf oder Fax).Wir brauchen die Unterlagen in Papierform, da wir die Nach-weise ganz altmodisch in Ordnern abheften.

Hier die Anschrift: Stefan Frey, Dreieichstraße 35,60594 Frankfurt/MainFon: 069-60504433Email: [email protected]

DieeingegangenenAnträgewerden inderRegel einmal imMo-nat bearbeitet. Es ist mit maximal vier bis fünfWochenWarte-zeit zu rechnen.

Referenzliste derqualifizierten Anbieter

Unser Netzwerk ist seit mehreren JahrenMitglied im Dachver-band „Freie Gesundheitsberufe“ (FG). Dort haben wir in denletzten JahrenmethodenübergreifendeQualitätsstandards fürdie freienGesundheitsberufe geschaffen,die in der beruflichenund gesellschaftlichen Öffentlichkeit Anerkennung finden(www.freie-gesundheitsberufe.de). Die Initiative der FG trägtwesentlich bei zu einer neuen Bewegunghin zu einer ganzheit-lichenGesundheitskultur.Wir alsNetzwerk und jedes zertifizier-teMitglied sindTeil dieser Bewegung. In nächster Zukunft wirdder Dachverband Freie Gesundheitsberufe eine Referenzlistevon solchen Anbietern veröffentlichen, die an einem ganzheit-lichen und qualifizierten Gesundheitsangebot mitwirken undso die berufspolitische Arbeit der FG praktisch mit tragen.

Das Ziel der FG ist es, ein Netzwerk von gut ausgebildeten undethisch verantwortungsbewussten Anbietern auf dem freienGesundheitsmarkt aufzubauen. Grundlage für die Aufnahmein diese Referenzliste ist die Erfüllung der Qualitätsrichtliniender Freien Gesundheitsberufe in den Ausbildungsstufen 2 oder3. Das entspricht in unseren Ausbildungsleitlinien der Qualifi-kation des Lehrers oder des Ausbilders. Wir schreiben von un-serenMitgliedern all diejenigen an,die ein gültiges Zertifikat inden genannten Ausbildungsstufen haben. Über die Freigabeseiner Daten für die Referenzliste der FG entscheidet jedesMit-glied selbst.

Vereinsinternes/Mitglieder

43Netzwerkmagazin · 2009

Peter FehrIch bin Qigong-Lehrer in Maintal beiHanau. Der Grund für meinen Beitritt?Ich habe den Qigong-Kongress 2008 inKassel als positiv erlebt.DieKreativität inden Seminaren zeigtemir,das ein schöp-ferischer Austausch unter Qigong-Leh-rern möglich ist. Ich freue mich auf Be-gegnungen und Möglichkeiten, micheinzubringen.Meine Erfahrung liegt ins-besondere in der Verbindung von dar-stellender Kunst und Qigong.Ich bin 56 Jahre alt. Seit 1976 war ich alsdarstellender Künstler mit Gastspielpro-

grammen, als Seminarleiter für Theater-spiel, als Regisseur undTheaterpädagogeunterwegs.Energiearbeit bisdahinhaupt-sächlich Bioenergetik, Yoga war immerein wichtiger Aspekt meines künstleri-schenSchaffensund ichwolltehier indieTiefe gehen. 1990 fand ich den passen-den Lehrer und erlernteQigongbeiWolf-gang Hahl. Als tägliches Training, alskreative Begegnung mit Freunden undals Lehrtätigkeit gehört Qigong seitdemzumeinem Alltag.Ab 1994 boomten meine Gruppen beiden Krankenkassen und Qigong-Unter-richt wurde mein Hauptberuf. Ich ver-danke vielenweiteren Lehrern,dassmeinUnterricht stets neu und spannend fürmeine Schüler und mich ist. Einige Jahrelang hatte ich eine eigene Schule, die ichauch für Auftritte mit meinen Bühnen-programmen nutzte. Mein Unterrichts-stil ist intuitiv undabwechslungsreich. Inmeinen Gruppen ist mir die Freude an

spielerischer Begegnung genauso be-deutsam wie konzentriertes Wahrneh-men der Prozesse im Qigong. Denken,Sprache und Kunst sind starke Energien.Neben Gesundheitsbildung gehört dasSchaffen neuer Kultur- und Kommunika-tionsformen zu meinen Anliegen undauch zu den Inhalten meiner Angebote.Der Umzug nach Maintal und hier in derRegion Fuß zu fassen, hatten in letzterZeit Vorrang in meines Lebens. Nebendem Qigong-Unterricht arbeite ich mitneuen Liedern und einer Band an einemCome-Back undwünschemir dieses Jahr,mein Publikum sowie inspirierende Be-gegnungen mit Kollegen zu finden.

Weitere Informationen:Peter FehrFeldbergring 21 · 64377 MainzFon 06181-52 00 849Email: [email protected] und www.fehr-play.de

Neue Mitglieder stellen sich vor

Baden-Württemberg

68309 Mannheim Scheurer,Wolfgang69115 Heidelberg Laux, Peter69115 Heidelberg Postneek, Frauke Heinke69221 Dossenheim Sauer,Otmar70176 Stuttgart Markou, Theodoros70437 Stuttgart Tsausidis, Jannis71159 Mötzingen Niethammer, Dr. Anette73098 Rechberghausen Milwich, Stefan74072 Heilbronn Polkowski, Gisela74078 Heilbronn Eckstein, Andrea74211 Leingarten Nied, Gisela74613 Öhringen Oettinger, Monika74630 Waldenburg Krizian, Rolf75305 Neuenbürg Grote, Detlef76669 Bad Schönborn Woll, Sabina76835 Hainfeld Hasenöhrl, Harald78052 Villingen-

Schwenningen Hauser, Hartmut Reiner78351 Ludwigshafen/

Bodensee Wetzel, Rolf78464 Konstanz Philipzik, Sören79106 Freiburg Nock, Theresia79111 Freiburg Bernhardt, Elisabeth79111 Freiburg Dreyer, Axel79114 Freiburg Schröder, Gertrud79115 Freiburg Mergheim, Katja79117 Freiburg Backes, Martina79117 Freiburg Klugmann, Axel79261 Gutach Konarkowski, Michael79286 Glottertal Cramer, Hinrich79423 Heitersheim Kapferer, Gudrun79725 Laufenburg Schlüter,Wolfgang

Bayern

63739 Aschaffenburg Wolf, Eva63741 Aschaffenburg Geibig, Gudrun63741 Aschaffenburg Heppe, Kerstin63849 Leidersbach Zöllner, Silvia80331 München Licht, Jürgen

80689 München Friedrich, Andreas80804 München Fenk, Pha Le82223 Eichenau Krieg, Alois83253 Rimsting Wegener, Marianne84048 Mainburg Wünnenberg, Ulrike85354 Freising Taiji & Qigong Schule

Freising86150 Augsburg S̆ebková-Thaller, Zuzana87437 Kempten Bubel, Igor87459 Pfronten Erbes, Ursula87466 Oy-Mittelberg Hauser, Heide88690 Uhldingen-

Mühlhofen EWTC89275 Elchingen Abel, Karl90429 Nürnberg Maul, Annette90469 Nürnberg Zimmermann, Bernhard90475 Nürnberg Vaydmann, Grygoriy91058 Erlangen Safr, Jan91207 Lauf Teske, Doris91217 Hersbruck Deinzer, Annette91249 Weigendorf Wolfrum, Daniel91578 Leutershausen Harloff,Wilfried92224 Amberg Wagner, Klaus J.92237 Sulzbach-Rosenberg Huber, Thomas92353 Postbauer-Heng Neubauer, Holger92507 Nabburg Heindirk, Ingo92552 Teunz Krämer, Christian93326 Abensberg Haller, Peter Josef94036 Passau Heilmann, Thomas94315 Straubing-Kagers Hollauer, Monika94315 Straubing Vaydmann,Mikhaylo94327 Bogen Schmidt, Ursula95028 Hof Gubitz, Angelika95466 Weidenberg Rendler-Franz, Claudia96047 Bamberg Strunk, Silke97070 Würzburg Ceicu, Mihai97070 Würzburg Schätzlein, Christine97074 Würzburg Werb, Rainer97076 Würzburg Häußler,Walther97769 Bad Brückenau Just, Detlef

Berlin/Brandenburg

10249 Berlin Torke, Manfred10557 Berlin Zarn, Klaus10623 Berlin Franzen, Gabriele M.10719 Berlin Tian Gong Institut10829 Berlin Jarosch, Dietmar10999 Berlin Schwarz, Isolde12051 Berlin Glogowsky-Preuß,Marion12051 Berlin Strampfer, Ute12159 Berlin Friedel, Dr. Claudia12161 Berlin Bitsch, Pia12435 Berlin BITAK GBR13465 Berlin Koert, Ingrid16341 Panketal Rädisch, Sabine16552 Schildow Jagdt, Michael

Bremen

28205 Bremen Adam, Elisa-Margret28209 Bremen Strickland, Leslie28219 Bremen Döring, Axel28219 Bremen Müller-Koelbl, Jutta28359 Bremen Rampendahl, Ingrid

Hamburg

20144 Hamburg Wildner, Christina20146 Hamburg Morinaga, Ken20249 Hamburg Wüpper, Beate20251 Hamburg Hennicke,Werner20253 Hamburg Stamp-Cieslik, Ingrid20255 Hamburg Grolle, Daniel20255 Hamburg Müller, Claudia20255 Hamburg Polizzi, Roberta20255 Hamburg Wögens, Carl20255 Hamburg Zimmermann, Andrea20259 Hamburg Fels, Ulla20357 Hamburg Horsch, Eugenie20357 Hamburg Huguenin, Francois20359 Hamburg Silberstorff, Jan21029 Hamburg Lafrentz, Detlef

Aktuelle Mitgliederliste des Netzwerks 2009

Vereinsinternes/Mitglieder

21077 Hamburg Ahrens, Peter21107 Hamburg Klotz, Brigitta22049 Hamburg Dohnke, Carsten22083 Hamburg Börnchen, Thomas22083 Hamburg Spruner von Mertz, Christian22143 Hamburg Lepthien, Gunda22145 Hamburg Schmidt, Marion22159 Hamburg Grammerstorf, Christa22299 Hamburg Albermann, Claus22299 Hamburg Mertens,Wilhelm22301 Hamburg Cordes-Hurte, Angela22305 Hamburg Hiesener-Sprick, Ute22305 Hamburg Kilian, Gabriele22393 Hamburg Köpke, Annette22399 Hamburg Plotz,Wolfgang22415 Hamburg Oelmann, Doris22415 Hamburg Ohltmann, Jürgen22453 Hamburg Stempelmann, Ronald22455 Hamburg Mücke, Käte22459 Hamburg Plötz, Michael22523 Hamburg Joosten, Dagmar22529 Hamburg Decker, Jan22529 Hamburg Domnick, Philipp22549 Hamburg Jahnke, Inge22589 Hamburg Sedelies, Ulla-Britta22605 Hamburg Krone, Ramona22605 Hamburg Leminsky, Jan22605 Hamburg Martin-Sommerfeldt, Divyam22609 Hamburg Siemssen, Birgit22761 Hamburg Kreutzer, Elisabeth22763 Hamburg Betthausen, Stefan22765 Hamburg Golletz, Renate22765 Hamburg Habib, Meinhard22765 Hamburg Peters, Klaus-Heinrich22767 Hamburg Dauer,Walter22767 Hamburg Lanz, Stefanie-Sulamith22767 Hamburg Pfeiffer, Carola22769 Hamburg Motsch, Gudula22769 Hamburg Urfels, Ralf22846 Hamburg Zimmermann, Dietlind

Hessen

34119 Kassel Beutnagel, Ulrike34119 Kassel Sichelschmidt, Jutta34125 Kassel Schönig, Andrea34128 Kassel Rache, Achim34130 Kassel Frank, Norbert34130 Kassel Winkler, Marlies34393 Grebenstein Burghard-Martin, Vera34454 Arolsen Jöbges, Knut35096 Oberweimar Lühr, Karin35288 Wohratal Goth, Anita35394 Gießen Kern, Martin35423 Lich Merz, Dorothea35510 Ebersgöns Blank, Sonja35510 Ebersgöns Luther-Mosebach, Thomas35641 Schöffengrund Passarge, Ulla36179 Bebra Dornberg-Helm, Ursula36266 Heringen Wenzel-Stelzer, Theresia37218 Witzenhausen Repke, Birgitt37269 Eschwege Fioravanti, Stefania58644 Iserlohn Schlüter, Michael60385 Frankfurt Rausch, Haike60388 Frankfurt Keil, Bettina60486 Frankfurt Jaspert, Katrin Anne60594 Frankfurt Frey, Stefan60594 Frankfurt/M. Rau, Hanja61250 Usingen Hainbach, Susanne61449 Steinbach Heinz, Marcel61462 Königstein Proksch, Christel63571 Gelnhausen Röll, Stephan64625 Bensheim Bips, Udo64625 Bensheim Ritz, Susanne65187 Wiesbaden Tai Chi Verein Taunusstein65232 Taunusstein Tyson, Doris65346 Eltville Stroh, André65366 Geisenheim Schader, Matthias65385 Rüdesheim Sieberock-Kretschmer, Gabriele65399 Kiedrich Timmsen, Birte65931 Frankfurt Mehler, Christel

Mecklenburg-Vorpommern

17094 Burg Stargard Voigt, Heidrun18109 Rostock Forgbert, Henry18109 Rostock Weigel, Karl-Heinz18439 Stralsund Urbach, Bernhard18461 Franzburg Roth, Hans-Jürgen19055 Schwerin Griem, Heike19370 Parchim Schürger, Elke19386 Lübz Frank, Peter23966 Wismar Weckert, André

Niedersachsen

26121 Oldenburg Folkers, Manfred26571 Juist Hildebrand, Gisela27232 Sulingen Schlüterbusch, Christa J.27321 Thedinghausen Krafft, Brigitte27321 Thedinghausen Tai Chi Chuan Bremen e.V.27721 Ritterhude Wang, Chengxiao27804 Berne BiyunMedizinischer Qigong e.V.28790 Schwanewede Cappelmann, Jürgen28816 Stuhr Leschke, Gerold28857 Syke Eilers, Thekla28870 Ottersberg Lehning,Werner29336 Nienhagen Otto, Ingrid29456 Hitzacker Oldenburg, Sylvia30169 Hannover Krauss, Barbara30177 Hannover Brandis, Holger30451 Hannover Keller, Jürgen30451 Hannover Klug, Nils30451 Hannover Knobloch, Detlef30519 Hannover Cardenas, Hugo30900 Wedemark Mandel, Natalie30989 Gehrden Lubatschowski, Heide31061 Alfeld Giesselmann, Knut31061 Alfeld Voß, Gerold31157 Sarstedt Patzke, Uwe31555 Suthfeld Wietgrebe, Sigrun31655 Stadthagen Brodziak-Mudra, Ute31737 Rinteln Wöllecke, Bernd32051 Herford Krudup, Karin32429 Minden Bringewat, Doris32547 BadOeynhausen Schmittmann, Rudolf32825 Blomberg Galota, Rainer33098 Paderborn Fecke, Anja33098 Paderborn Rosen, Ulrich33334 Gütersloh Springer, Olaf33515 Bielefeld Isemann, Birgit33647 Bielefeld Jecmeniza-Liu, Ling33790 Halle/Westf. Matern, Michael37073 Göttingen Heinrich, Norbert37073 Göttingen Solf, Christine37077 Göttingen Hoffmann, Arno37120 Bovenden Auerbach, Christian37120 Bovenden Haberlach, Andreas37586 Dassel Golze, Birgit38104 Braunschweig Burmester, Imke49074 Osnabrück Speer, Klemens J. P.49076 Osnabrück Ebel, Hella49076 Osnabrück Ritter, Martin49082 Osnabrück Meyer zu Farwig, Martin49163 Bohmte Eilers, Annette

Nordrhein-Westfalen

40233 Düsseldorf Klossow, Dagmar40549 Düsseldorf Olsen,Wolfgang40699 Erkrath Stumpe, Christoph40721 Hilden Buchta, Manfred40789 Monheim Melzer, Marianne40789 Monheim Wolfrum, Peter40885 Ratingen Wagner, Nina42281 Wuppertal Spiecker, Jutta42369 Wuppertal Rosenkranz, Axel42499 Hückeswagen Wrede-Kapolke, Mudita42555 Velbert Hoeveler, Thomas44625 Herne Ohlenschläger, Meik44799 Bochum Heßling-Block, Gabi45468 Mülheim Hiekel, Volker Heinz45964 Gladbeck Stockem, Ulrich46119 Oberhausen Kießwetter, Dieter46240 Bottrop Glagau,Manfred46485 Wesel Bonde, Birte47441 Moers Kietz, Nicola47506 Neukirchen-

Vluyn Janßen, Bernd47624 Kevelaer Ingenwepelt, Gisela47798 Krefeld Niesters, Ralf47800 Krefeld Böskens, Karin48149 Münster Europäische Taijidao

Gesellschaft (ETG)48149 Münster Horstmann, Karin48429 Rheine Engeln, Frank49492 Westerkappeln Kramer, Ruth49492 Westerkappeln Moldenhauer, Elke50129 Bergheim Düren, Helmi50189 Elsdorf Del Greco, Anni50668 Köln Barthenheier, Renate50670 Köln Christmann, Heike50670 Köln Schulz, Dagmar50678 Köln Milz, Monika50678 Köln Schmidt-Maurer, Erika50678 Köln Thalheim, Klaus51643 Gummersbach Haller,Walter51647 Gummersbach Lambrecht, Hans-Ulrich

52066 Aachen Patzig, Claudia52074 Aachen Laumanns,Waltraud52428 Jülich Krüger, Birgitta53721 Bonn Siegburg Herzog, Marianne53757 St. Augustin Krysztofiak, Sascha53804 Much Eggert, Margret

Rheinland-Pfalz

67069 Ludwigshafen Kiefer, Reinhard67283 Obrigheim Hammann, Fredy67283 Obrigheim Politis, Diana67433 Neustadt/

Weinstraße Haber, Bernd67454 Haßloch Lachenmaier,Werner53578 Windhagen Heide, Sabine64377 Mainz Fehr, Peter56075 Koblenz Gröning, Harry56332 Wolken Bernardy, Martina57578 Elkenroth Wilhelm-Both, Marita55118 Mainz Stein, Rafaela55481 Rödern Berg, Karina55487 Laufersweiler Hückel, Ulrich

Saarland

66111 Saarbrücken Rousseau, Ralf66119 Saarbrücken Huth, Susanne66346 Püttlingen Terauchi, Fumiko66701 Beckingen Ostermann, Edda54317 Osburg Willmann, Hildegard

Sachsen

01099 Dresden Semlin, Rainer01458 Ottendorf-Okrilla Haupt, Ines04105 Leipzig Bolle, Michael04105 Leipzig Lux, Petra04157 Leipzig Becker, Karla04275 Leipzig Kolb, Patricia04315 Leipzig Bach, Katja04316 Leipzig Reichel, Elke04779 Wermsdorf Angerer, Ulf04827 Machern Buzmann, Angelika

Sachsen-Anhalt

39106 Magdeburg Winterfeld, Gabriele39122 Magdeburg Wibben, Dieter29416 Valfitz Schattenberg, Jutta06110 Halle Hoffmann, Ulrike06116 Halle Eiternick, Gabriele06118 Halle Kretschmar, Sibylle

Schleswig-Holstein

21436 Marschacht/Oldershausen Schreiber, Klaus

21279 Hollenstedt Besser-Lahtz, Jutta21465 Wentorf Eichhorst, Asta22869 Schenefeld Romeike, Detlef23701 Süsel Benn, Ralf-Ulrich24106 Kiel Mittelmann, Claude24217 Krokau Maurer, Stefan24340 Eckernförde Kröger, Norbert24568 Kaltenkirchen Oldekamp, Andreas24568 Kaltenkirchen Mildenstrey, Astrid24582 Bordesholm Kaiser, Ulrich24800 Elsdorf Peterson, Frauke24875 Havethoftloit Aschendorf, Peter24943 Flensburg Kuschke, Renate24977 Westerholz Oberlack, Helmut25335 Elmshorn Angele, Christine25572 Ecklakerhörn Lohse, Britta

Thüringen

07586 Kraftsdorf Pflieger, Sven07751 Jena-Prießnitz Kirchner, Thomas09113 Chemnitz Rosbander, Giles09126 Chemnitz Krauß, Beatrice

Österreich

9535 Schiefling Vogelsang, Uwe5023 Salzburg Europäische Yiquan

Akademie Chen Jumin

Schweiz

6004 Luzern Haeberli, Sylvie

Netzwerkmagazin · 200944

Netzwerker in Aktion

45Netzwerkmagazin · 2009

Bei herrlichem Wetter fand vom 20.-22.Juni 2008 zum ersten Mal ein Regional-treffen des Taijiquan und Qigong Netz-werkes Deutschland e.V. im SüdwestenDeutschlands statt. Bad Schönborn –Langenbrücken bot dafür mit seinerViel-zahl geeigneter Räumlichkeiten sowiedem schönen Kurpark einen hervorra-genden Rahmen.

AmFreitagabendtrafensichdieDozentenund Teilnehmer zur Begrüßungs- undVorstellungsrunde zuerst im Kursaal Si-gel, umanschließend imKurparkaktiv zuwerden.Sylvia Bäcker (Saarbrücken) sorgtefür das Lockern der – von der teils langenAnreise – müden Glieder. Mit Spiel undSpaß ging es dann weiter mit Taiji-Ball,Sören Philipzik (Konstanz) übernahmdieAnleitung.Während amSamstagvormit-tag sich eineTeilnehmergruppe im Pfarr-

saal St.Vitus zu „Herz-Qigong“ mit SonjaBlank (Gießen) einfand, übte eine weite-reGruppemit PeterWolfrum (Monheim)freies Schwertspiel bzw. Schwert-Part-nerform im Kurpark.

Nach einem köstlichen Mittagessen imTaj Mahal stand Thomas Bannenberg(Heidelberg) in Steuer-, Versicherungs-undMarketingangelegenheitenden regefragenden Taiji- und QigonglehrerInnenzur Verfügung. Weiter ging es mit denbesonders gefragten„Push-Hands“,demkämpferischen Aspekt des Taiji, den derversierte und erfahreneThomas Kirchnerspannend und lehrreich im Kurpark er-klärte. Direkt daneben übte Sören Philip-zik mit seiner Gruppe die „Kostbarenacht Brokat-Übungen" in der Ausfüh-rung nach Prof. Ding. Zeitgleich lernteeine weitere Gruppe die Energiearbeit

der „9 Perlen“ beim Pfarrheim St. Vitusmit Otmar Sauer (Heidelberg). Alle Teil-nehmergenossendieheitere,offeneundkompetente Arbeitsweise der Dozenten,die sowohl Anfänger als auch Fortge-schrittene gleichermaßenmit neuen Ein-drücken und Erfahrungen bereicherten.Nach dem leckeren Büfett imCafe„Pavil-lon“, das unter freiem Himmel doppeltso gut schmeckte, traf man sich wiederim Kurpark, um dem abendlichen Vor-tragüber„WuWei“,der chinesischenEin-stellung von Gelassenheit gegenüberdemLaufderWelt,zu lauschen.Lebendigreferiert von Sylvia Bäcker, regte sie zuranschließenden Diskussion über dieseslebensnahe Thema an. Wie im Flug ver-ging dasWochenende.

AmSonntagvormittag gab es noch„Aku-pressur“mit SabineWolfrum (Monheim),die spannendüber Energiefluss,Meridia-ne und Akupunkturpunkte berichtete.Parallel dazu übte im Kurpark ThomasKirchnermit einerGruppeBasisübungendes Taiji, die „Loosening Exercises“, dieden Bewegungsfluss und die Selbst-wahrnehmung fördern. So fanden sicham Ende dieser ereignisreichen Veran-staltung sowohl die Dozenten als auchdie Teilnehmer in fröhlich gehobenerStimmung,erfüllt von neuen Eindrückenund Begegnungen zur Abschlussrundeim Taj Mahal ein.

Kommentarewie„daswar toll“,„dasselbenochmal“und„ichkommegernewieder“belohnten die Arbeit der Organisatorin-nen Martina Bernardy (Wolken) und Sa-binaWoll (Bad Schönborn), die für einenreibungslosen Ablauf der Veranstaltunggesorgt hatten.Dank gilt allen DozentensowiedemTaijiquan&QigongNetzwerk,durchderenUnterstützungdasNetzwerk-treffen in Bad Schönborn möglich ge-worden war.

Netzwerk-TreffenSüdwest in Bad Schönborn

Von Sabina Woll

Die Netzwerker Emmy und Otto Fischeraus Bardenfleth, Qigong-Lehrer beimNiedersächsischen Turnerbund (NTB),nahmen einen Lehrauftrag für Qigong-Workshops auf Gran Canaria wahr. DieWorkshops fanden imRahmendesersten„Golden Age Gym Festivals“ statt.Daranbeteiligten sich 1800 Frauen und Männeraus 26 Nationen. Auch Teilnehmer ausderWesermarschmachten inden lehrrei-chenWorkshops viele neue Erfahrungen.

Das „Golden Age Gym Festival“ fand inMaspalomas auf Gran Canaria statt. Esrichtete sich an die sportlicheGenerationüber 50 Jahre. Angeboten wurden 27Workshopthemen,die von 23 erfahrenenLehrkräften unterrichtet wurden.Darun-terwaren Sportartenwie Aerobic,Pilates,

Joggen und Nordic Walking, Aqua-Fit-ness und Taiji, aber auch Akrobatik undFlamenco. Bei den drei Qigong-Work-shops von Emmy und Otto Fischer absol-vierten die Frauen und Männer ihre Qi-gong-Übungen jedenMorgenamStrand.Das veranlasste andere sportliche Früh-aufsteher zumVerweilen und sogar zumMitmachen.Großwar auchdie Resonanzauf die Bewegungsformen des Sehnen-und Knochen-Qigongs beim Workshopim San Fernando Park unter exotischenBäumen, wo zwitschernde Papageiendie sanften harmonischen Bewegungs-formen begleiteten.

Unter der fachlich kompetenten Leitungund fürsorglichen Betreuung von Emmyund Otto Fischer wurden die Tage eine

gelungeneAktion für die ,,50-plus-Gene-ration“. Die Qigong-Gruppe des NTBwarsich einig: „Beim nächsten Mal sind wirwieder dabei.“

Und ein nächstes Mal wird es geben,denn Emmy und Otto Fischer planen be-reits jetzt für die Zeit vom 21. bis 29. No-vember 2009 die Teilnahme am nächs-ten ,,Golden Age Gym Festival“ auf GranCanaria.SiebereitenaußerdemeineReisenachChina vor,die vom5.bis 20.Septem-ber 2009 unter anderem Qigong-Unter-richt im Ausbildungszentrum für Taijiund Qigong in Beidaihe bietet.

Interessierte erfahren unter Telefon undFax 0421/67 06 44 bei Emmy und OttoFischer Näheres zu den Reisen.

Netzwerker in Aktion

Netzwerkmagazin · 200946

Auf zum Golden Age FestivalNetzwerker auf Gran Canaria

Von Hannelore Johannesdotter

Netzwerker in Aktion

47Netzwerkmagazin · 2009

Beim ersten Sehen des Films kamen mirvieleThemen,die dort vonWissenschaft-lern aus der Quantenphysik behandeltwurden, sehr bekannt vor. Da fand ichnicht wenige Parallelen zu den Lehrsät-zen des Taiji und Qigong, und es machtemich noch neugieriger für diesesWissen-schaftsgebiet. Ich setzte mich intensiverdamit auseinander und entdeckte im-mermehr Entsprechungen zuden Lehrenaus China. Dass ich mit meinen Gedan-kennicht alleinda stehe,merkte ichauchauf denQigongtagen inKassel.Auchdortwurde das Thema in einem Workshopund Vortrag behandelt.

Der Vorstand unterstützte die von mireingebrachte Idee, diese Plattform zunutzenundunsalsNetzwerkbeimBleep-Kongress zu präsentieren.Damit wolltenwir das Interesse für die Arbeit der Taiji-quan- und Qigonglehrer bei einem neu-en Personenkreis wecken.Nach Kontakt-aufnahme mit den Organisatoren desBleep-Kongresseskonntenwirauchdiesevon den Zusammenhängen überzeugen.Leider waren die Vorträge dort schon ge-plant, und somusstenwir unsmit einemkleinen Zeitfenster für unsere Arbeit be-gnügen.

Am 25.10.08 war ich dann in Frankfurtund ließ erst mal die Atmosphäre derVeranstaltung auf mich wirken. In denRäumen der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität waren viele Interessierte zu-sammengekommen. Die Stühle in denVorträgen waren meist bis auf den letz-ten Platz besetzt. BeimVerteilen unsererNetzwerkflyer im Vortragssaal habe ichüber 500 Stühle gezählt. Das Publikumwar bunt gemischt, es waren die unter-schiedlichsten Berufe bis hin zu renom-

mierten Wissenschaftlern und von jungbis alt vertreten. Die Referenten warenaus der ganzen Welt angereist. Um nureinige zu nennen: William Arntz – USA;Dr.Masaru Emoto – Japan;S.H.ShamarpaRinpoche –Tibet; Stuart HameroffM.D. –USA. Es waren natürlich auch viele Fach-leute aus dem deutschen Sprachraumanwesend.

Die Stimmung war rundweg offen undlocker. Das machte es mir dann auch umeiniges leichter, meinem Vortrag nachder Mittagspause entgegen zu sehen.Nachdem dasWetter kaiserlich war unddiemeisten schondenganzenVormittagdenVortragenden gelauscht hat-ten, konnte meine bescheideneAnwesenheit den Saal natürlichnicht füllen. Aber selbst die 100bis 150 Zuhörer waren für micheine beeindruckende Kulisse.Unter demTitel:„DenkenderKör-per, tanzenderGeist –Die körper-liche Seite derWechselwirkung“startete ich dann nach der Mit-tagspause meinen Vortrag. Esblieb jedoch nicht bei der Theo-rie, und so wurde auch aus denZuhörern eher Mitmacher. Mit kleinenWahrnehmungsübungen aus demÜbungsschatz unserer Künste konntenalle schnell erfahren,dassdieTheorienureine Seite der Medaille ist. Das Eintau-chen in die Welten der Quantenphysikverleitet schnell dazu,sich nur noch geis-tig mit dem Thema zu beschäftigen.Doch für die Wirkungen in unserem Le-ben spielt unser Körper keine zu unter-schätzende Rolle. So wurde allen schnellbewusst, dass Körper und Geist nichtvoneinander zu trennen sind.Auchwenndas selbst die Quanten-Wissenschaftler

immerwieder ansprechen,geben siedenInteressierten keine Werkzeuge an dieHand,wie das zu bewerkstelligen ist.

Die Teilnehmer erfuhren am eigenenLeib und dem ihrer Übungspartner, dassesmeist nicht einfach ist,dieVerbindungvon Körper und Geist herzustellen. Werkennt das nicht.Wir denken,wir sind völ-lig entspannt, und doch sind noch un-zählige Muskeln in einem dauerndenSpannungszustand. Es gab einen regenAustausch unter den Mitmachern undeinige ratlose Gesichter, die sich dann ineinem Schmunzeln oder Lachen lösten.Für viel Theorie war wegen der Zeit nichtviel Platz. Es war aber auch nicht nötig.Mit der Mischung aus Theorie und mehrpraktischerArbeitwar esgutmöglichdieMenschen über dieMöglichkeiten, die inder persönlichen Arbeit mit Taijiquanund Qigong stecken zu informieren.

Nach meinen Darbietungen hatte ichnoch viele nette Kontakte. Einige erkun-digten sich nach Möglichkeiten, Taiji-quan oder Qigong lernen zu können.Da-bei konnte ich sie auf das Netzwerkwerkund deren Lehrer verweisen. Und so hof-fe ich, dass sich der eine oder die anderebei einem von euch wieder finden wird.Aus meiner Sicht würde ich sagen, dasses eine gelungene Veranstaltung warund dass es sich lohnt, auch künftig denSchatz desTaijiquan undQigongmit sol-chen Aktionen in der Gesellschaft zuetablieren.

Bleep-Kongress 2008Von Thomas Huber

Von 24. bis 26.10 2008 fand in Frankfurt (Main) der diesjährige Bleep-Kongress statt.Bleep, ein Begriff aus der Quantenphysik, ist auch der Titel eines Films, der sich überwissenschaftliche Theorien hinaus mit den Wirkungsfeldern dieser „neuen“ Physikbefasst.Der eine oder andere wird sich fragen,was das jetzt mit den chinesischen Be-wegungskünste Taijiquan und Qigong zu tun hat.

Pressemitteilungen

Die geladenen Referenten steckten mitihren Fachvorträgendasweite undenge-re Feld der Budopädagogik ab:Der Sozio-logeDr.AxelBinhack (Karate) referiertezurPhänomenologie des Kampfes,der Erzie-hungswissenschaftler Dr. Jörg-MichaelWolters (Shoto-Kempo), Begründer derBudopädagogik und fachlicher Leiter der

Weiterbildung, beleuchtete die Entwick-lung sowieWesen undWirken der neuenDisziplin, der Sozialpädagoge ManfredHuber (Yoga) zeigte Schnittstellen zur Er-lebnispädagogik auf und der Psychothe-rapeut Franco Biondi rückte die Trauma-forschung in den Blick der Gewaltprä-vention und -therapie.

Der Theorie des Kongress-Vormittagsfolgte am Nachmittag ein reichhaltigesAngebot aus der budopädagogischenPraxis. Die Kongress-Teilnehmer/innenhattenGelegenheit, in zahlreichenWork-shopsdieVielfalt derDisziplinen,Arbeits-felder und Methoden in der Budopäda-gogik kennenzulernen und ihre Wirk-samkeit am eigenen Leib zu erfahren.

DieWorkshopleiter/innen,allesamt Budo-pädagogInnen und ExpertInnen auf ihrenjeweiligen erzieherischen, sozialen odertherapeutischenGebieten, führten in Be-sonderheit oder Problematik ihrer spe-ziellen Zielgruppe ein, stellten budopä-dagogischeMethodenvorund luden zumAustausch und Mitmachen ein:

Netzwerkmagazin · 200948

1. Budopädagogik-Kongressin Hanau

„Bewegung in Pädagogik und Therapie“

eit 10 Jahre gibt es die Berufsausbildung zum/zur Budopädagogen/Budopädagogin und mit ihr das Berufsfeld der Budopädagogik. Termin-

gerecht zum 10-jährigen Bestehen fand in Hanau am 15. November 2008 unter derSchirmherrschaft von Herrn Stadtrat AxelW.Weiss-Thiel und mit freundlicher Unter-stützung durch die Bürgerstiftung Hanau der 1. Budopädagogik-Kongress statt. Derwollte getreudes doppeldeutigenTagungsmottos dannauch„Bewegung in Pädagogikund Therapie“ bringen, nämlich sowohl über die spezifische Integration der Kampf-kunst in die professionelle Praxis als auch über den Anschub einer neuen berufspoli-tischen und wissenschaftlichen Strömung.

S

Pressemitteilungen

Schwertmeister Hubert Schmitz (Iaido,Battodo, Jodo) arbeitete zum Thema„Schwertkunst und die Kultivierung vonEmotionen“,CatrinFranzen (Kempo)wid-mete sich dem „Expansionstraining fürdurchsetzungsschwacheKinder“,WernerLussi (Judo) aus der Schweiz zeigteÜbun-gen aus dem Bereich „Faires Kämpfen“,Annemarie Besold (Ju-Jutsu) vermittelteihr kindgerechtes Gewaltpräventions-konzept „Nicht mit mir“, Uwe Mandler(Taekwondo) zeigte die Notwendigkeit„GrenzsetzenderWertschätzung in Kon-fliktsituationen“, Oliver Paginini (Judo),ebenfalls aus der Schweiz,war FachmannfürdasThema„BudofürMenschenmitBe-hinderungen“, HannesMeist (Karate) lei-tetezum„keepbalance -staycool“anundMichaelKipp (Aikido)mitDr.FlorianBesch(Karatedo) behandelten Budopädagogikzwischen Heilkunst und Heilpädagogik.

Fragen und Diskussionen in dieser The-menvielfalt moderierte die PsychologinHenriette Bohn und leitete in dem dich-tenZeitplandurchden informations-undarbeitsintensiven Kongress.

Das Rahmenprogramm bescherte denTagungsteilnehmerInnen über den Tagdrei Kampfkunst-Shows der Superlative,vorgeführt vom „Black Belt Worms“ Kin-der-& Jugend-Team.AmEnde zeigte sichderVeranstalter,vertreten durch denVor-sitzendendesBerufsverbandesderBudo-pädagogen und -pädagoginnen (BvBP)e.V. Ralf Gelowicz, sehr zufrieden. Auf-grunddesgroßen Interesses der Besucheraus dem ganzen Bundesgebiet, Fachpu-blikumwie Laienöffentlichkeit, kündigteer bereits den nächsten Kongress für den14.November 2009 in der Zentralschweizan:www.bvbp.org.

Auf enorm starke Nachfrage ist der FilmzumThemaGrundeinkommenvonDanielHäni und Enno Schmidt gestoßen. Aufdem Server Kultkino www.kultkino.ch/kultkino/besonders/grundeinkommenkann der Film nicht nur ohne Wartezeitonline angeschaut werden, man kannihnauchaufdenPCheruntergeladenundmit der entsprechenden Ausrüstung alsDVD brennen – völlig kostenlos. Alle nö-tigen Anleitungen finden sich auf derHomepage von Kultkino.

Zur Idee des Grundeinkommens: EinGrundeinkommen ist ein Einkommen,dasbedingungslos jedem Mitglied einer po-litischen Gemeinschaft gewährt wird. Essoll die Existenz sichernundgesellschaft-liche Teilhabe ermöglichen, einen indivi-duellen Rechtsanspruch darstellen,ohneBedürftigkeitsprüfung ausgezahlt wer-den, keinen Zwang zur Arbeit bedeuten.

Das Grundeinkommen stellt somit eineForm vonMindesteinkommenssicherungdar, die sich von den zur Zeit in fast allenIndustrienationen existierenden Syste-men der Grundsicherungwesentlich un-terscheidet. Das Grundeinkommen wirderstens an Individuen anstelle vonHaus-halten gezahlt, zweitens steht es jedemIndividuum unabhängig von sonstigenEinkommen zu, und drittens wird es ge-zahlt, ohne dass Arbeitsleistung oder Ar-beitsbereitschaft verlangt wird.

Für einGrundeinkommenwerdenvieleAr-gumente angeführt: Die Autonomie derBürgerinnen und Bürger (mehr Autono-mie für Unternehmerinnen und Unter-nehmer durch deren Befreiung von derVerantwortung als „Arbeitgeber“, mehrAutonomie für Arbeitnehmerinnen undArbeitnehmer durch die grundsätzlicheVerfügbarkeit derMöglichkeit der Nicht-Erwerbstätigkeit bzw. einer sinnvollenTätigkeit außerhalb der Erwerbsarbeit,

mehr Autonomie für Eltern durch die grö-ßere Einkommensunabhängigkeit usw.),die Verteilungsgerechtigkeit, der Anreizzu größerer Wertschöpfung und Ratio-nalisierung, die Flexibilität des Arbeits-marktes, die Effizienz des Sozialstaates,die Wahrung der Würde aller Menschenund die Beseitigung von Stigmatisierun-gen vor allem bei den gegenwärtig Ar-beitslosen und Sozialhilfeempfängern,die Humanisierung der Arbeit, die Förde-rung der Bildung, die Stärkung der Fami-lien und die Steigerung derGeburtenrate,die Förderung von Existenzgründungenwie auch vonehrenamtlichenTätigkeiten,die Förderung vonKreativitätspotenzialendurch dieMöglichkeit derMuße und vie-les anderes mehr.

Diese guten Gründe für ein Grundein-kommen gelten in jeder Gesellschafts-ordnung und bei Vollbeschäftigungebenso wie bei Arbeitslosigkeit. Aber esist das Scheitern aller bisherigen Versu-che zur Lösung des Problems der Mas-senarbeitslosigkeit, welches in den letz-ten Jahrzehnten dazu geführt hat, dassdie Grundeinkommensidee quer durchEuropa und dieWelt von einer wachsen-den Zahl von Bürgerinnen und Bürgern,in der Wissenschaft und in Organisatio-nen ernst genommen wird.

49Netzwerkmagazin · 2009

Grundeinkommen –Film im Internet

Pressemitteilung

Kongress desDeutschen Dachverbandsfür Qigong und Taijiquan

(DDQT)

„Taijiquan (Tai Chi) als Lebenskunst –Strategien im Umgang mit Gesundheit und Krankheit.“Termin:Wochenende vom 04. – 06.09.09Ort: Bildungsstätte Sensenstein bei Kassel

Lebenskunst zeigt sich in der Fähigkeit des Menschen, kreativund klug auf existenzielle Anforderungen des Lebens zu rea-gieren und sich Spielräume für die Selbstverwirklichung, Erho-lung und Entspannung während der Ausbildung, der Arbeitund der arbeitsfreien Zeit zu eröffnen. Ein Bewegungssystem,wie es im Übungsgut des Taijiquan (Tai Chi) zu sehen ist, kannals wichtiges Lebensstilelement eine bedeutende Rolle bei derKunst spielen, das Leben sinnvoll und freudvoll im Kontext vonAnspannung und Entspannung zu gestalten.

Der 1.Taijiquan-Kongress desDDQT imSeptember 2009nimmthierbei insbesondere die Bedeutung des Taijiquan für die Stär-kung der Gesundheitsressourcen in der Balance von Krankheitund Gesundheit auf. Die Vorträge und 16Workshops fokussie-ren daher u.a. folgende Fragen:

• Welche psychosomatischen und funktionellenWirkungsweisen haben die Übungen des Taijiquan?

• Welche Gestaltungsmerkmale und Inhaltekennzeichnen gelenkstärkendes, rückengerechtes undHerzkreislauf aktivierendes Üben des Taijiquan?

• Wie kann der Umgang mit Stress durch das Taijiquan-Übenpositiv beeinflusst werden?

• Wo liegen die gesundheitsbezogenen Grenzen derÜbungswirkung des Taijiquan?

• Welche Rolle kann das Taijiquan in der individuellen Kunstdes Menschen spielen, sein Leben glücklich zu gestalten?

Neben den 16 Praxisworkshops gibt es gesundheitsbezogeneVorträge vor dem Plenum von Dr. med. Ingrid Reuther, Prof. Dr.Willi Neumann und Prof. Dr. Klaus Moegling. Das Kongresspro-grammsowie die Exposés derWorkshops undVorträge sind aufder Homepage des DDQT einsehbar (www.ddqt.de)

Programmanfrage und Anmeldung bei:DDQT-Kongressbüro, Gudrun GeibigTauberstraße 6, 63741 AschaffenburgTel.: 06021-421203, E-mail: [email protected]

Netzwerkmagazin · 200950

Pressemitteilungen

Deutschlands ersteProfessur für

Komplementärmedizin ander Berliner Charité

Prof. Dr. Claudia Witt, Copyright: Charité/Carstens-Stiftung

Berlin/Deutschland – Prof.Dr.ClaudiaWitt erhält die Stiftungs-professur der Karl und Veronica Carstens-Stiftung zur Erfor-schung der Komplementärmedizin. Damit wird erstmals inDeutschland Spitzenforschung auf dem Gebiet der Alternativ-medizin im Rahmen einer Professur möglich.

Wie die Stiftung in ihrer Pressemitteilung erklärt, konnte Clau-diaWitt aufgrund herausragender wissenschaftlicher Leistun-gen und Erfahrungen in der Lehre für die Professur gewonnenwerden.Prof.Dr.DetlevGanten,VorstandsvorsitzenderderCha-rité – Universitätsmedizin Berlin: „Die Charité ist einer natur-wissenschaftlichenMedizin verpflichtet.Wir sehengroßen For-schungsbedarf im Bereich Komplementärmedizin und freuenuns, dass mit Frau Professor Witt die ideale Besetzung gefun-den wurde, den großen Herausforderungen in diesem Gebieterfolgreich zubegegnen.“Die Professurwird am Institut für So-zialmedizin, EpidemiologieundGesundheitsökonomiederBer-liner Charité angesiedelt sein.Mit der Fördersumme von insge-samt einer Millionen Euro werden die Professur und zwei Mit-arbeiterstellen über einen Zeitraum von fünf Jahren gesichert.Mit ihrem Engagement will die Carstens-Stiftung die For-schungauf demGebiet der Komplementärmedizin,wie z.B.Na-turheilverfahren, Homöopathie und Chinesischer Medizin,stärken. Der Geschäftsführer der Karl und Veronica Carstens-Stiftung,Dr.HenningAlbrecht,unterstreicht die Bedeutungderneuen Professur für den Erfolg der Komplementärmedizin:„Nur durch erstklassige Forschung können komplementäreTherapieverfahren langfristig gesichert und in die Patienten-versorgung integriert werden. Die Professur an der Chariténimmt dabei eine Schlüsselrolle in Deutschland ein. Ich binüberzeugt davon, dass Frau Professor Witt die wissenschaftli-che Untermauerung der Komplementärmedizin und damit de-ren Akzeptanz in Deutschlandmit großen Schritten voranbrin-gen wird.“

Mit ihrer Arbeit will Professor Witt die Lücke zwischen Thera-pierealität und wissenschaftlichem Kenntnisstand schließen.Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der Therapie-forschung zur Komplementärmedizin, insbesondere imBereichder ChinesischenMedizin und der Homöopathie. Dies beinhal-tet die Untersuchung vonWirksamkeit,Therapiesicherheit undKosteneffektivität dieser Behandlungsansätze.Mit groß ange-legten Studien, z.B. zur Akupunktur, konnte sie bereits interna-

tionale Standards setzen. „Über 60 Prozent der Bevölkerungnehmen Angebote der Komplementärmedizin in Anspruch.Dennoch ist nur wenig über derenWirksamkeit, aber auch de-ren mögliche Nebenwirkungen bekannt. Ich freue mich, mei-nen Beitrag dazu leisten zu können, die große Lücke zwischenTherapierealität und wissenschaftlichem Kenntnisstand zuschließen.“ Neben Studien zu einzelnen Behandlungsverfah-renwieQigong,Akupunktur undHomöopathiewurden bereitsgroße interdisziplinäre Forschungsprojekte zur Chinesischenund Tibetischen Medizin beantragt. Neben der Forschung lie-gen Prof.Witt aber auch die Lehre und die Förderung des wis-senschaftlichen Nachwuchses in Form von Promotionen, post-graduierten Weiterbildungen und Expertenkonferenzen amHerzen. Um dies alles realisieren zu können, bietet die Charitémit dem Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Ge-sundheitsökonomie die idealenVoraussetzungen.Der Direktordes Instituts, Prof. Dr. Stefan N.Willich, blickt erwartungsvoll indie Zukunft:„Unser Institut hat einen exzellenten Forschungs-schwerpunkt zur Komplementärmedizin mit internationalerBedeutung. Es wird diese Stellung mit Hilfe von Frau ProfessorWitt in Zukunft nochweiter ausbauen können.“Das Institut er-forscht bereits seit 1997 dieWirksamkeit und den Nutzen kom-plementärmedizinischer AnsätzewieAkupunktur undHomöo-pathie bei Patientenmit chronischen Erkrankungen.Das Chari-té-Institut hat dabei mit seinen Forschungsprojekteninternationale Standards gesetzt. Im Rahmen einesModellvor-habens der Techniker Krankenkasse und weiterer Krankenkas-sen wurde u.a. die weltweit bislang größte Studie zur PrüfungderWirksamkeit undWirtschaftlichkeit vonAkupunktur durch-geführt. An dem Modellvorhaben nahmen rund 10.000 Ärztemit über 300.000 Patienten teil. Dabei wurden ca. drei Millio-nen Akupunkturbehandlungen für das Forschungsprojekt aus-gewertet.

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