sailing journal 03/2009

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033 | WWW.SAILING–JOURNAL.DE | AUSGABE 03/2009 | JUNI/JULI | D 5,80 | A 5,80 | CH 10,- SFR | Benelux/E/I 6,50 | WWW.SAILING–JOURNAL.DE |

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Volvo Ocean Race

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Page 1: Sailing Journal 03/2009

033 | WWW.SAILING–JOURNAL.DE | AUSGABE 03/2009 | JUNI/JULI | D 5,80 € | A 5,80 € | CH 10,- SFR | Benelux/E/I 6,50 € | WWW.SAILING–JOURNAL.DE |

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editorial

LOBBY’N LOUNGING

Fast könnte man meinen, die Po-

litik räche sich jetzt an der Wirt-

schaft für deren penetrante Lob-

byarbeit, die unsere politischen

Sportsfreunde unsereins als Er-

folg oder aber bestenfalls als ge-

lungenen Kompromiss ver kau fen

müssen. Wie könnte man das

jetzige signifi kante Einmischen

der Politik in die Wirtschaft an-

ders auslegen? Und ja, es ist Wahljahr. Das Jahr, in dem es

sich besonders lohnt, eloquent und vorrauschend zu handeln.

Ob sinnig, unsinnig oder schwachsinnig, lasse ich mal offen.

Hauptsache, es dient der Sache. Ich kann mir das gar nicht rich-

tig vorstellen. Verabreden die Jungs sich per SMS und treffen

sich im Coffeeshop oder einer Chill-Lounge und wickeln sicht-

lich entspannt mit einem Latte Caramel am Mund ihre Deals ab?

Oder doch etwas subtiler, auf Sichtweite, wie die Ölfirmen?

Was denken sich auf der anderen Seite Manager (oder wie

soll man solche „Unternehmer“ nennen?) wie Gerhard Eick,

wenn er den Staat quasi mit Arbeitsplatzabbau erpresst, weil

er gern Staatshilfen in Anspruch nehmen möchte. Möchten

kann er viel. Wollen auch ... Zeugt aber von einer fulminanten

Charakterlosigkeit und einer Dreistigkeit, die sicher nicht ein-

zig und, wie sagt man so schön, auch nicht artig ist. Er wird

sicher nicht der letzte Heuchler sein, der das vorangegan-

gene Missmanagement durch Steuergelder auffangen möchte.

Ähnlich wie Opel haben Arcandors bzw. Karstadts Probleme

ihren Ursprung in nicht mehr zeitgemäßen Produkten und

Geschäftsmodellen. Opelmodelle werden nach staatlichen Hil-

fen, egal wie sie auch immer aussehen, kaum stärker nach-

gefragt werden. Und bei Arcandor? Hertie ist schon pleite,

Woolworth hat vor Kurzem Insolvenz angemeldet. Kurzum;

das Warenhaus für alles und alle hat sich überlebt. Sie müs-

sen sich selbst neu erfi nden. Vielleicht sollte Arcandor genau

das tun. Oder seine Aktionäre in deren Pfl icht nehmen. Oder

bei der Metro die Hosen runterlassen.

TOM KÖRBER, CHEFREDAKTEUR

Page 3: Sailing Journal 03/2009

vorwort

Wenn ich gefragt werde, was ich

jetzt nach meinem Abitur ma-

che, und ich antworte: „Ich bin

FSJ-ler“, habe ich noch keinen

getroffen, der damit etwas an-

fangen konnte. „So etwas in der

Richtung Zivildienst“ ist dann den

meisten schon eher ein Begriff.

FSJ bedeutet Freiwilliges Soziales

Jahr und ist als Alternative zum

Zivil- oder Wehrdienst anerkannt.

Das FSJ unterscheidet sich dadurch vom Zivildienst, dass

man zwölf statt neun Monate zu absolvieren hat sowie ein

deutlich geringeres Taschengeld (Gehalt) bezieht und keine

Vergünstigungen, zum Beispiel bei öffentlichen Verkehrsmit-

teln, genießt. Dafür ist der Arbeitsplatz nicht in Krankenhäu-

sern, auf Unfallstationen oder in Altenheimen, sondern auf

dem Wasser oder Sportplätzen. FSJ-Stellen müssen von den

interessierten Sportvereinen beim jeweiligen Sportbund be-

antragt werden, der die Bewerber dann zuteilt.

Mein Arbeitsplatz befi ndet sich an der Alster beim Nord-

deutschen Regatta Verein (NRV). Hier wurde ich herzlich

in den Kreis der Trainer und Mitarbeiter aufgenommen. Der

NRV setzt mich in den verschiedensten Bereichen ein. Mein

primäres Betätigungsfeld liegt jedoch in der Jugendarbeit

und Jugendförderung. Hier durfte ich Trainingseinheiten in

den Klassen Optimist, 420er, Laser und beim Matchrace lei-

ten, dies nicht nur auf den heimischen Gewässern um Ham-

burg, sondern auch bei Trainingslagern an der Ostsee, wobei

ich mich mit Trainingspraktiken von Top-Trainern fortbilden

konnte. Zudem bekam ich die Chance, bei erstklassigen Se-

gelevents wie z.B. NRV Rolex Farr40 European Champion-

ship oder Audi 49er German Championship hinter die Kulis-

sen blicken zu dürfen, mitzuarbeiten und somit Einblicke zu

gewinnen, die sich mir sonst nie erschlossen hätten. Aber

auch die „normale“ Arbeit im Segelverein, speziell in der

Jugendabteilung, ist alles andere als langweilig. Auch hier

war es sehr interessant zu sehen, wie viel Organisation hin-

ter einem Segelverein steht. Ich habe ein sehr interessantes

und lehrreiches Jahr, das mir extrem viel Spaß macht, mir

nebenbei eine Trainerausbildung vermittelt und viele positive

Impulse für meinen angestrebten weiteren Werdegang gibt.

Die Entscheidung für das Freiwillige Soziale Jahr im Segel-

sport habe ich zu keinem Zeitpunkt bereut.

„FSJ-LER IM SEGELVEREIN,

WAS IST DAS DENN?“

EINBLICK!

© Foto Guo Chuan/Green Dragon Racing/Volvo Ocean Race Melodie Johann Friedrich Reichardt – Volkslied

SCHLAF, KINDLEIN, SCHLAF!

DER VATER HÜT‘ DIE SCHAF;

DIE MUTTER SCHÜTTELT‘S BÄUMELEIN,

DA FÄLLT HERAB EIN TRÄUMELEIN.

SCHLAF, KINDLEIN, SCHLAF!

04

Page 4: Sailing Journal 03/2009

E D I T O R I A L 0 0 2 • E I N B L I C K 0 0 4 • V O R W O R T 0 0 5 • I N H A L T 0 0 6

S E G E L S Z E N E 0 0 8 • O N B O A R D T E C H N I K 0 1 4 • T E S T T E C H N I K 0 1 8

S H O R T T R A C K S 0 4 2 / 7 8 • P R O D U K T E 0 5 6 • S A I L S T Y L E 0 8 0

H Ö R E N & L E S E N 0 9 2 • A B O N N E M E N T 1 0 8 • R A C E T R A C K S 1 1 0

H E R S T E L L E R 1 1 1 • K O L U M N E 1 1 2 • A U S B L I C K / I M P R E S S U M 1 1 3 CO

VERS

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686 0 S M B E R L I N

82U S A

94I N G R I D A B E R Y

06 INHALT

Page 5: Sailing Journal 03/2009

NRV MATCH RACE TEAMDas Hamburger NRV Match Race Team um Jan-Eike Andresen gewinnt die nationale Ausscheidung und qualifi ziert sich

somit für die Matchrace-Europameisterschaft im August in Middelfart/Dänemark. Die Nominierung hierfür ist mit der

Matchrace-Weltrangliste zum April 2009 entschieden worden. In einem engen Schlussspurt konnte das Team um Jan-Eike

Andresen (Norddeutscher Regatta Verein, Hamburg) die mit wenigen Punkten nur denkbar knappe deutsche Führung in

der Weltrangliste gegenüber dem mehrfachen deutschen Meister Carsten Kemmling (ebenfalls Hamburg) behaupten. Die

letzte Möglichkeit, an Andresen vorbeizuziehen, hatte sich für Kemmling Ende März auf dem EM-Revier vor Middelfart in

einem internationalen Topfeld geboten. Doch obgleich Andresen bereits in der Vorrunde ausschied, konnte auch Kemmling

das aus einer Sicht zur Qualifi kation erforderliche Halbfi nale nicht erreichen, sodass sich die Rangfolge nicht mehr änder-

te. Dabei avancierte das Match in Middelfart zu einem psychischen Drahtseilakt. Nachdem beide Skipper verschiedenen

Vorrundengruppen zugelost wurden, war ein direktes Aufeinandertreffen erst in der Zwischenrunde möglich. Andresen

musste zuerst auf dem Wasser antreten, doch blieb dessen Gruppe in Flaute, Dauerregen und Startverschiebung hängen,

bis nach nervenaufreibenden Stunden des Wartens endlich am späten Abend die Rennen gestartet wurden. Die Mühen, die

Zwischenrunde zu erreichen, blieben jedoch erfolglos, nachdem das Team um Andresen an MASCALZONE LATINO-Steu-

ermann Jes-Gram Hansen sowie 49er-Olympiasieger Jonas Warrer gescheitert war und somit von der Zuschauerbank den

Ausgang um die EM-Qualifi kation beobachten musste. Doch auch Kemmling, der u.a. mit dem America´s-Cup-erfahrenen

Segler Henning Sohn in See stach, fehlte das nötige Quäntchen Glück im Flautenpoker, nachdem er zunächst problemlos

die Zwischenrunde erreicht hatte. Platz sechs reichte für ihn nicht mehr, um Andresen in der Weltrangliste zu überholen.

„Auch wenn unser Ergebnis auf dem EM-Revier alles andere als optimal war, sind wir doch zunächst einmal zufrieden mit

der gewonnenen Qualifi kation. Wir haben mit Jonas Warrer ab jetzt eine mit Olympiagold gestärkte Trainingsgruppe in Mid-

delfart, sodass wir bis zur EM das Schiff in voller Fahrt haben werden!“, gab sich Andresen nach der Nominierung durch den

Deutschen Segler Verband zuversichtlich. Das Team um Andresen (27) besteht aus Lucas Bracker (19), Max Ziegelmayer

(21), Niklas v. Meyerinck (20) sowie Klaas Hoepcke (20) und wird in Deutschland, Italien und Skandinavien weitere Regat-

ten bestreiten, bevor im direkten Anschluss das Trainingsquartier in Dänemark bezogen wird. Von unserer Seite herzlichen

Glückwunsch zur tollen Leistung!

INFO WWW.NRV.DE

GÖCEK REGATTA

Als Schirmherr der zehnten internationalen Göcek Regatta, die vom 18. bis 22. Mai 2009 stattgefunden hat, fungierte der

1999 gegründete Göcek Yacht Club. Diese Regatta ist in Deutschland noch nicht sehr bekannt, obwohl sie zu einem zeit-

lich guten Termin stattfindet. Die diesjährige Beteiligung war erfreulicherweise besser als im vergangenen Jahr. Gemeldet

hatten insgesamt 42 Yachten aus acht Nationen und es wurde in fünf Klassen mit jeweils sechs Wettfahrten um die be-

gehrten Trophäen gewetteifert. Bei den vorherrschend leichten Winden von fünf bis zwölf Knoten waren das Können und

die Geduld der Crews gefordert. Highlight war das mit 24 Seemeilen Länge gesegelte Offshore-Race. Der Leitsatz dieser

Veranstaltung: Klasse statt Masse. Die Längen der Wettfahrten sind unterschiedlich, mit ca. 15 bis 24 Seemeilen, je nach

Klasse und Kurs. Erster Start war jeweils um 11.00 Uhr, eine sehr kommode Zeit für die partyfreudigen Crews! Es wurde

in den Klassen IRC-Racing-, IRC1-, Sports-, Club-Cruising- und Charterboot gesegelt. Die Meldegebühr für die Regatta

beträgt 150 Euro und pro Crewmitglied sind gut investierte 50 Euro für die Abendveranstaltungen zu berappen. Wer an

der elften Regatta im Mai nächsten Jahres teilnehmen möchte, kann sowohl komplette Yachten sowie auch Einzelplätze

auf Yachten mit Regatta-Skipper (mit Unterbringung in Doppelkabine) buchen.

INFO WWW.AGENTUR-ESCHENBURG.COM

GERMAN CLASSICSZu einer Zeitreise lädt der Freundeskreis Klassische Yachten Mitte Au-

gust nach Laboe an die Kieler Förde ein. 150 klassische Yachten vom

stattlichen „Zwölfer“ bis zur feinen Hansajolle werden zur XXI. German

Classics erwartet. Im alten Hafen eine Augenweide für das Sehpulikum

– auf den Regattabahnen begeisternder Sport für die teilnehmenden

Crews. Den internationalen Touch bringt Sponsor Gaastra ins Gesche-

hen: Nicht nur die traditionsreichen Regatten in St. Tropez werden

von dem In-Modelabel ausgestattet, Gaastra entwirft auch bereits zum

zweiten Mal eine eigene Kollektion für die Klassiker Regatten Laboe!

Zahlreiche weitere Highlights bestimmen den Rhythmus des Segel-

events von Donnerstag, 20. August, bis Sonntag, 23. August.

INFO WWW.GERMAN-CLASSICS.INFO

BMW SAILING CUP WELTFINALEFinale am Gardasee. Acht Spitzenteams, ermittelt durch nationale

Ausscheidungsregatten des BMW Sailing Cup, einer großräumigen

Amateur-Regatta-Tour, waren in Malcesine zusammengekommen, um

in einer Mischung aus Fleet- und Matchraces ihren Meister zu küren.

Für Deutschland ging das Team Wilhelmshafen um Steuermann Jan

Seekamp ins Rennen. Nach vier hochklassigen Regattatagen ging der

Weltpokal in seiner dritten Aufl age nach einem spannenden Finallauf

zwischen Team Neuseeland und Team Italien an die mit nur einer halben

Bootslänge vorn liegenden Neuseeländer um Skipper Graeme Suther-

land. Jan Seekamp und Crew konnten die Regatta als Fünfte beenden.

INFO WWW.BMW-YACHTSPORT.COM

PANGAEAKurz nach der PANGAEA kamen acht Teilnehmer des „Young Explo-

rers Programme“ aus verschiedenen Ländern in Neuseeland an. Mike

Horn hatte als Überraschungsgast den 17-jährigen Duncan dabei: Er

nimmt an der Expedition teil, um die Sichtweise eines Einheimischen

zu vermitteln und mit den anderen Teilnehmern neue Erfahrungen zu

teilen. Begleitet werden die „Young Explorer“ von Carl David Rundgren

(„Dolphin Dave“), einem Meeresbiologen mit 25-jähriger Erfahrung. Zu

Beginn der Expedition besuchten die Jugendlichen ein Marae (traditio-

neller Treffpunkt der Maori), erhielten eine Einführung in die Kultur der

neuseeländischen Ureinwohner und wurden zudem in das Coal Island

Project eingeführt. Dieses Projekt wurde 2005 mithilfe von Freiwilligen

gestartet und wird seitdem mit Mitteln des Department of Conservation

unterstützt. Ziel der Aktivitäten auf Coal Island ist die Schaffung eines

geschützten Ortes für gefährdete einheimische Arten. Die „Young Ex-

plorers“ entfernen jeglichen Abfall von der Insel und halten weiterhin die

Populationen eingeschleppter Arten mithilfe von Fallen unter Kontrolle.

INFO WWW.MIKEHORN.COM

ISHARES CUP 2009Für die diesjährige Neuaufl age der spektakulären Inshore-Regattaserie

haben bisweilen zehn namhafte Profi teams gemeldet und versprechen

somit erneut adrenalingeladenes Segeln um Millimeter. Anders als zum

Beispiel beim America’s Cup oder dem Volvo Ocean Race liegt der Reiz

dieser Profi -Serie darin, dass zuschauerfreundlich bis nur wenige Meter

von den Rängen entfernt auf engen Revieren gesegelt wird. Im Zusam-

menhang mit den spektakulären Rennkatamaranen vom Typ Extreme 40

sind atemlose Momente fast schon garantiert. Wer sich von diesem neu-

en Format des Regattasegelns persönlich überzeugen möchte, hat dazu

in diesem Jahr vom 28. bis 30. August in Kiel die Möglichkeit.

INFO WWW.ISHARESCUP.COM

CAMP 24| SIEBEN

JÜNGSTENFÖRDERUNG IDer Yachtausrüster Wendel&Rados hat zwei neue Optimisten an die Jugendabteilung der Greifswalder Segelvereine gestiftet

und unterstützt somit den aktiven Segelsport. In der gemeinsamen Jugendabteilung bündeln die vier Greifswalder Segelverei-

ne seit Langem ihre Jugendarbeit. So lernen und trainieren die Jugendlichen gemeinsam das Segeln, obwohl sie in unterschied-

lichen Vereinen Mitglied sind – ein Projekt, das bislang einmalig ist in Mecklenburg-Vorpommern. 40 Jugendliche trainieren

hier regelmäßig, betreut von erfahrenen Übungsleitern – und das äußerst erfolgreich, was sich regelmäßig auf den Landes-

meisterschaften der Segel-Junioren mit sehr guten Platzierungen zeigt. So wurden am 16. Mai 2009 um 16 Uhr die neuen Op-

timistenjollen auf dem Gelände des Greifswalder Yachtclubs in Greifswald-Wieck an die Jugendlichen übergeben und getauft.

INFO WWW.YACHTAUSRÜSTER.DE

Am 7. Mai öffnete das bundesweit einmalige Kieler Segelcamp an der Reventlouwiese mit einer feierlichen Eröffnung seine

Tore für die Saison 2009. Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz und Stadtpräsidentin Cathy Kietzer übergaben traditio-

nell gemeinsam mit Stefan Grützmacher, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Kiel AG, den Sailing-Kids der Friedrich-

Junge-Grundschule das Steuerrad und erklärten die siebte Kieler Kinder-Segel-Saison für eröffnet. Bei den mehr als 30

verschiedenen Programmpunkten stehen Schnuppersegeln, das positive Erlebnis der maritimen Landeshauptstadt sowie die

aktive Vermittlung sozialer Kompetenz, Teamgeist und Kommunikation im Vordergrund. Weitergehendes Wissen sollen die

örtlichen Wassersportvereine und Segelschulen vermitteln.

INFO WWW.CAMP24SIEBEN.DE

ROLEX BALTIC WEEKDie Namen ihrer Besten lesen sich wie ein Who‘s who der Segelsportprominenz. Denn nomen est omen, erfolgreiche

Starsegler sind zumeist schon mit zahlreichen internationalen Titeln auf Jollen und Yachten dekoriert. Die Starboot-Klasse

als älteste olympische Segeldisziplin vereint traditionelle Eleganz und kraftvolle Dynamik, die zu ihren Saisonhöhepunkten

ein illustres Teilnehmerfeld anzieht. Das wird auch bei der sechsten Rolex Baltic Week erwartet, wenn vom 4. bis zum 11.

Juli in Kiel-Schilksee die Star-Europameisterschaft stattfi ndet. „Im nacholympischen Jahr werden zunächst die Karten neu

gemischt, indem Steuerleute ihre Vorschoter wechseln und Vier-Jahres-Kampagnen bis zu den nächsten Spielen 2012

aufgesetzt werden“, erklärt Dierk Thomsen als Vize-Kommodore der internationalen Starboot-Klassenvereinigung ISCYRA.

Das dürfte jedoch im Sommer im Wesentlichen abgeschlossen sein, wenn die Zielregatten 2009 auf dem Kalender stehen.

Und da bildet die Rolex Baltic Week mit der EM eine ideale Brücke zwischen der Kieler Woche als Weltcupregatta Ende

Juni und der Weltmeisterschaft Anfang August im schwedischen Varberg. Insgesamt werden 60 bis 80 Teams an der Förde

erwartet. Das Regattadorf (Race Village) wird im Norden des aufwendig modernisierten Olympiahafens von 1972 aufge-

baut werden. Ein hochwertiges Rahmenprogramm gehört zu den unverwechselbaren Kennzeichen der einzigen von Rolex

in Deutschland unterstützten Regatta.

INFO WWW.ROLEX-BALTIC-WEEK.COM

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Page 6: Sailing Journal 03/2009

JÜNGSTENFÖRDERUNG IIFürst Bismarck Mineralwasser, Partner der Kieler Woche, hat sich ent-

schieden, zwei Optis für die Ausbildung von Jüngsten zu vergeben,

da der Opti seit vielen Jahren genutzt wird, um den Nachwuchs für

den Segelsport zu begeistern. „Vereine, die ihre Nachwuchsarbeit

ausbauen wollen, aber vielleicht nicht ausreichende Mittel hierfür zur

Verfügung haben, sind herzlich willkommen, sich für einen der Fürst-

Bismarck-Optis zu bewerben“, so Nicole Prokasky von der Fürst Bis-

marck Quelle. „Dabei liegen uns besonders die Vereine am Herzen, die

mit viel persönlichem Engagement für die Jüngsten etwas erreichen

wollen und denen wir mit einem unserer Optis dabei helfen können.“

Interessierte Vereine können ihr Interesse in Form einer kurzen Bewer-

bungsmail mit Information über den derzeitigen Stand und die Ziele

ihrer Jugendarbeit äußern.

INFO [email protected]

DER REGELBEGLEITER 2009-2012Dieses kleine Kompendium über die wichtigsten Regeln beim Regat-

tasegeln mit anschaulichen Beispielen sollte der ständige Begleiter auf

jeder Jolle oder jeder Yacht in einer Regatta sein. Spiralgebunden und

wasserfest, bestens geeignet als Begleiter fürs Boot, ob Yacht oder Jolle.

Auf 24 Seiten sind die wichtigsten Regeln mit Beispielskizzen erläutert.

Der Autor Bryan Willis war viele Jahre Vorsitzender in verschiedenen

Ausschüssen für Wettfahrtregeln, Wettfahrtleiter und Schiedsrichter

des Weltseglerverbandes. Er war Vorsitzender der Jury in mehreren

America’s-Cup-Regatten, zuletzt beim 32. America‘s Cup 2007 in Va-

lencia. ISBN 978-3-981-15845-8.

INFO WWW.SAILING-MEDIA.COM

WORLD O’PEN CUP

Vom 25. bis zum 27. Juli 2009 finden in Medemblik die O’pen-BIC-

Weltmeisterschaften 2009 (“WORLD O’PEN CUP ‘09”) statt. Die

Weltmeisterschaften sind für alle Interessenten offen. Gestartet wird

in den Kategorien U-12, U-15, Offen und Mädchen. Das Meldegeld

beträgt 30 Euro (mit eigenem O’pen BIC) und beinhaltet ein tägliches

Mittagessen während der Regattatage, einen Grillabend am Samstag

und ein Buffet inkl. Disco am Sonntag. Unterkunftsmöglichkeiten

befinden sich in unmittelbarer Nähe auf einem Campingplatz oder in

Pensionen. In begrenztem Rahmen (zehn Stück für deutsche Starter)

stehen bei dieser Regatta auch O’pen BICs als Charterboote zur Ver-

fügung. Diese können bereits ab dem 22. Juli zu Trainingszwecken

genutzt werden.

INFO WWW.OPENBIC-KV.DE

GAASTRA FLAGSHIPSTORE Mit Blick auf den Traditionshafen, direkt neben der Elb-

philharmonie und in Hamburgs aufstrebendstem Stadt-

teil eröffnete im Mai der neue Gaastra Shop. Auf über

200 Quadratmeter fi ndet man dort die die aktuellsten

Kollektionen des holländischen Sportswear-Labels für

Damen, Herren und Kids sowie auch Schuhe und Ac-

cessoires. Für ein unvergessliches Shopping-Erlebnis

mit Freunden gibt es das Privat-Shopping-Angebot. Bei

Champagner und Fingerfood kann man mit bis zu sechs

Personen auch außerhalb der regulären Öffnungszei-

ten entspannt einkaufen. Termine können telefonisch

vereinbart werden. Das minimale Einkaufsvolumen

liegt bei 2.500 Euro. Das Shop & Dine Special für bis zu vier Personen beinhaltet einen Fahrservice innerhalb Hamburgs,

privates Einkaufen mit Champagner außerhalb der regulären Öffnungszeiten sowie ein Drei-Gänge Menü inklusive Wein im

renommierten Restaurant „Carls“ direkt gegenüber. Das Paket Shop & Dine kostet 3.750 Euro inklusive 3.000 Euro Waren-

wert. Geöffnet ist der neue GAASTRA Hafencity Store montags bis samstags, jeweils von 10.00 bis 20.00 Uhr. Adresse: Am

Kaiserkai 60. 20457 Hamburg.

INFO WWW.GAASTRA-HAFENCITY.DE

SEUTE DEERNSie war als Frachtsegler unterwegs, segelte als For-

schungsschiff vor Grönland und im Südpazifi k und

wurde für Seefahrtsschüler und Offi ziersanwärter zum

Schulschiff. Zu ihrem 70. Geburtstag hat der Zweimas-

ter SEUTE DEERN eine neue Maschine bekommen.

Die Gaffelketsch ist am 23. Mai als Letzte der Flotte

des Vereins Clipper DJS e.V. in die Saison gestartet.

Für Überraschungen hat SEUTE DEERN schon öfter

gesorgt – aber bisher nie so knapp vor dem Saisonstart.

Diesmal fi el der alten Dame ein, dass sie kurz vor Ende

der Winterarbeit im Februar noch für viel Arbeit und

Aufregung sorgen wollte. Bei der Kontrolle der Hauptmaschine, wie sie jedes Jahr durchgeführt wird, zeigten die Kolben

des Drei-Zylinder-Alpha-Diesels einen „Hauch zu viel Spielraum“. Aus Sicherheitsgründen beschloss der Verein Clipper

Deutsches Jugendwerk zur See (DJS) e.V., die etwa 50 Jahre alte Maschine auszutauschen. Damit begann ein Wettlauf ge-

gen die Zeit, denn spätestens Anfang Juni sollte sich die SEUTE DEERN langsam, aber sicher in Richtung Osten bewegen, um

schließlich an den Tall Ships Races teilzunehmen. Für die Regatta, in der Großsegler, Traditionsschiffe und Yachten über zwei

Etappen gegeneinander segeln, wird die Maschine nicht benötigt, aber um für alle Eventualitäten und den Notfall gerüstet zu

sein. Schließlich ist die „süße Deern“ mittlerweile stolze 70 Jahre alt, geht aber längst noch nicht auf schmalen Spanten. Eine

kleine Crew verholte das Schiff hauptsächlich unter Segeln vom vereinseigenen Liegeplatz in Hamburg-Harburg in die Werft

Ring-Andersen nach Svendborg/Dänemark. Hier war die SEUTE DEERN 1939 als HAVET gebaut und fast jeden Winter von

den Schiffszimmerleuten begutachtet worden. Für den Ausbau des alten Motors wurden jedoch die Maschinenspezialisten

von gegenüber, von der Firma Sörensen und Petersen, benötigt. In Einzelteilen haben sie den Alpha-Diesel aus dem Maschi-

nenraum geschafft, was unmöglich gewesen wäre ohne die ehrenamtlichen Helfer aus dem Verein.

INFO WWW.CLIPPER-DJS.DE

PHYSIOSAILIm Juni und August haben Menschen, die nach einem Schlaganfall an einer Halbseitenlähmung leiden, die Möglichkeit

zehnmal zwei Stunden auf dem Aasee mit einer erfahrenen Physiotherapeutin segeln zu gehen. Christina Groll, die Initia-

torin dieses Projekts, hat bereits im Ausland Erfahrungen in der Therapieergänzung durch Segeln gesammelt. Nun soll in

dem Projekt physiosail der therapeutische Nutzen nachgewiesen werden. Die Teilnehmer haben vor über einem Jahr einen

Schlaganfall erlitten und seitdem Einschränkungen der Arm- und/oder Beinfunktion. Sie müssen lediglich frei sitzen und

den Übergang vom Rollstuhl zum Boden mit Hilfe ausführen können. Weder die Fähigkeit, selbstständig stehen oder gehen

zu können, noch Segelerfahrungen sind notwendig. Groll erwartet, dass sich durch das Segeln auf den kleinen Booten die

Rumpfstabilität verbessert und die Patienten ihren betroffenen Arm gezielt einsetzen können. Darüber hinaus sollen die

Segler neue Erfahrungen im Umgang mit ihrem Körper sammeln, Spaß haben und Selbstvertrauen gewinnen. Gesegelt wird

mit Booten der Yachtschule Overschmidt, die kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Des Weiteren wird das Projekt durch

die Firmen tactix und Wellendorf online Medien unterstützt.

INFO WWW.PHYSIOSAIL.DE

YOUNG EUROPEANS SAILINGEs war ein traumhaftes Pfi ngstwochenende. Drei Tage perfekter Sonnenschein belohnte die 750 Teilnehmer der Young Euro-

peans Sailing, der Kieler Woche des Nachwuchses, an der 420 Boote aus sieben Nationen teilnahmen (Dänemark, Deutsch-

land, Niederlande, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz). Neben den Siegen in den neun Klassen gab es vor allem in der

Klasse Laser Radial (Frauen und Männer) noch Extra-Wertungen. Neben dem YES-Sieg für die bis 18-jährigen Starter/innen

ging es auch um die Qualifi kation für die ISAF-Jugend-WM. Bei den Frauen setzte sich Chiara Steinmüller (Berlin) in der Aus-

scheidung durch. In der YES-Wertung setzte sich die Rostockerin Julia Scheel durch. Damit sicherte sich die 21-Jährige gleich-

zeitig den Titel der Deutschen Juniorenmeisterin. Bei den Männern im Laser Radial setzte sich Fabian Gielen durch. Im 420er

dominierten die Schweizer Sebastiano Baranzini/Matteo Colombo, die mit dem Tagessieg am letzten Tag Svenja und Maike

Christiansen (Hamburg) auf Platz zwei verdrängten. In der olympischen Einhandklasse der Männer, dem Laser Standard, blieb

es bis zum Ende ein Dreikampf zwischen den zwei Schleswig-Holsteinern Simon Grotelüschen (22/Lübeck) und Tobias Scha-

dewaldt (24/Kiel, beide B-Kader) sowie dem Berliner Malte Kamrath, in dem sich am Ende Grotelüschen mit drei Punkten

Vorsprung gegen Kamrath durchsetzte. In der olympischen Zweihandklasse, 470er, gab es einen polnischen Sieg. Piotr Ra-

dowski/Marcin Wantke landeten vier Wettfahrtsiege und gewannen souverän. Die 505er gewann Rainer Görge aus Kiel. Im

29er dominierten zwei Tage lang die Kieler Justus Schmidt/Max Boehme mit vier Wettfahrtsiegen und sahen in Kiel wie klare

Sieger aus. Doch am fl auen letzten Tag schnappten die Dänen Christiaan Kirketerp/Mathias Lehm den Kielern den Sieg weg.

Im schwach bestückten Piratenfeld (ganze 26 waren am Start) setzte sich Routinier Karsten Bredt als Schotte bei Svenja Thoroe

durch. In der Europe, die am Abschlusstag wegen der Flaute keine Wettfahrt mehr segeln konnten, siegte Svenja Puls.

KIELER WOCHE ISilbernes Band statt Blue Ribbon Cup. Bei der diesjährigen Aufl age der Seeregatten der Kieler Woche wird zum ersten Mal

um das silberne Band der Kieler Woche gesegelt werden. Hatte Seebahn-Chef von der Mosel kürzlich den beliebten Blue

Ribbon Cup von Kiel nach Kopenhagen aufgrund mangelnder Sponsoren absagen müssen, wird nun für adäquaten Ersatz

gesorgt. „Unser Ziel ist es, mit sehr gezielten Formaten allen Seeseglern etwas zu bieten. Dabei sind wir aber auch von der

Unterstützung aus der Wirtschaft abhängig“, so von der Mosel. Und weiter: „Das ‚Silberne Band’ zielt auf die großen Yach-

ten ab 40 Fuß und setzt sich aus zwei Wettfahrten zusammen, die gemeinsam gewertet werden. Es verspricht interessant

und anspruchsvoll zu werden. Durch die Kieler Bucht und das südliche Dänemark, durch eine der kürzesten Nächte. Wir

erwarten etliche große, spektakuläre Yachten für diese neue Serie.“ Die erste Wettfahrt wird als Langstrecke von Donners-

tag (25. Juni) auf Freitag (26. Juni) mit Zielhafen Schilksee gesegelt, die zweite als Küstenregatta am Samstag (27. Juni) von

Schilksee nach Heiligenhafen. Dort soll parallel mit dem Schabernack Cup die Siegerehrung stattfi nden.

INFO WWW.KIELERWOCHE.DE

TP52 WELTMEISTERSCHAFT 2009Vom 06. bis zum 11. Oktober wird in der Bucht von Palma die Welt-

meisterschaft der TP52-Klasse ausgesegelt. Der Fokus der in einer

Kooperation zwischen World Sailing Management (WSM) und dem

Real Club Naútico de Palma (RCNP) realisierten Regatta liegt bei

der diesjährigen Aufl age verstärkt darin, potenziellen TP52-Eignern

eine Möglichkeit zu verschaffen, ihre Fähigkeiten in den direkten

Vergleich zur Weltelite des Yachtsports zu stellen. Neben den teil-

nehmenden Yachten des MedCup-Circuits erwarten die Ausrichter

insbesondere Crews, die ohne eigenes Boot anreisen. Um Seglern

aus anderen Klassen die Möglichkeit zu verschaffen, einen Eindruck

der TP52-Klasse zu gewinnen, bietet die Klassenvereinigung der

TP52 konkurrenzfähige Boote zur Charter an. Einzige Pfl ichtvoraus-

setzung ist die Mitgliedschaft in der TP52-Klassenvereinigung. Die

Ausschreibung sieht neben dem obligatorischen Practice-Race eine

Mittelstrecke vor Mallorca neben vier Tagen Inshore-Segelns vor.

Ausgeschrieben sind zehn Wettfahrten.

INFO WWW.TRANSPAC52.ORG

SWAN MAXI CLASSDie Swan Maxi Class ist eine im Jahr 2008 von Nautor’s Swan ge-

gründete Vereinigung zur Organisation von Regatten im Mittelmeer

für Swan-Yachten von 60 Fuß Länge und mehr. Ähnlich wie in an-

deren Klassen beinhaltet die Satzung der frischen Swan Maxi Class

eine Owner-Driver-Rule, die bedeutet: Der Eigner muss steuern. Im

Laufe der Saison wird die Swan Maxi Class bei sämtlichen prestige-

trächtigen Regatten im Mittelmeerraum vertreten sein.

INFO WWW.SWANMAXICLASS.COM

OLYMPISCHES SEGELNOptimweltmeisterin Tina Lutz und ihre Vorschoterin Susann Beuk-

ke haben bei der internationalen Gardasee-Regatta Expert Olympic

Garda Silber ersegelt. Das Duo vom Chiemsee Yacht Club und dem

Hannoverschen Yacht Club musste mit insgesamt 34 Punkten nur den

erfahrenen Olympiaseglerinnen Giulia Conti und Givanna Micol den

Vortritt lassen. Für eine erfolgreiche Bilanz der Flotte des Deutschen

Segler-Verbandes (DSV) sorgten auf dem italienischen Gardasee

auch die Starboot-Crew Alexander Schlonski/Frithjof Kleen (Ros-

tock/Berlin) und der Berliner 470er-Olympiateilnehmer Lucas Zell-

mer mit seinem Vorschoter Heiko Seeling mit jeweils dritten Plätzen.

Die 49er-Segler Tobias Schadewaldt und Hannes Baumann aus Kiel

belegten Platz neun.

INFO WWW.DSV.ORG

10

segelszene

Page 7: Sailing Journal 03/2009

RUF CUP ZÜRICHSEEDie Windprognosen für die Auffahrtsregatta waren

vielversprechend. Doch auch Wetterfrösche haben

anscheinend die Windprognosen nicht immer ganz im

Griff. Leichter Westwind und um 14.00 Uhr ein Gewit-

terausläufer mit vier Beaufort war angesagt. Pünktlich

um 11.00 Uhr starteten 82 Yachten mit wechselndem

Wind aus Osten und Nordosten zur Auffahrtsregatta.

Unter den gestarteten Yachten waren elf Onyx-Yach-

ten, davon sieben vom Ruf Club Cup Zürichsee. Durch

die langen Windpausen wurde das Feld der Yachten

stark in die Länge gezogen. Die Yachten wurden von

ihrem Konstrukteur genau für diese leichten, am Zü-

richsee mehrheitlich vorherrschenden Winde konstruiert. Und so wurde es möglich, dass die erste Onyx-Yacht im Feld der

82 Yachten bereits als dritte Yacht über alles nach zwei Stunden, 56 Minuten und 38 Sekunden die Ziellinie überquerte. Bei

dem 14 Kilometer langen Kurs entspricht dies doch einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. sechs Stundenkilometer.

Die Crew vom Regattapool Männedorf kannte sich anscheinend bei diesen Bedingungen in ihrem Heimrevier am besten

aus. 26 Minuten später kam die vom Züricher Yacht Club gesegelte GPS ONYX ins Ziel.

Ranking:

1. BLICKPUNKT LEBENSRAUM

2. GPS TECHNIK

3. GAGGENAU

KIELER WOCHE IIDie Welttournee des olympischen Segelsports, der ISAF-Sailing World

Cup, macht in Kiel Station. Es kommt zum ersten Auftritt der neuen

olympischen Frauen-Bootsklasse Elliott 6m. Erstmals wird es einen „vir-

tuellen“ Kieler-Woche-Sieger geben, der sich im Internet durchgesetzt

hat. Darüber hinaus prägen drei hochkarätige internationale Meis-

terschaften, WM der X-35, EM der X-41 und SAP-EM der 505er, die

127 Jahre junge Kieler Woche (20. bis 28. Juni), die einmal mehr mit

einem imponierenden Zahlenwerk aufwartet. Drei Millionen Besucher,

10.000 Masten auf der Kieler Förde, 4.500 Regattateilnehmer, 2.000

Boote, 360 Starts, 50 Nationen, 40 Segeldisziplinen, elf Bahnen, neun

Tage: Das sind die Eckdaten der diesjährigen Kieler Woche. Neben

den Segelregatten wird wie in jedem Jahr auch bei der diesjährigen

Aufl age des größten Segelsportereignisses der Welt für die nicht-se-

gelnde Bevölkerung in der Kieler Innenstadt und an der Kiellinie für

Programm gesorgt sein. Diverse Live-Acts geben sich zumeist unter

freiem Himmel die Klinke in die Hand, sodass traditionell in der letzten

ganzen Woche im Juni alle Augen auf Kiel gerichtet sein werden.

INFO WWW.KIELER-WOCHE.DE

ROLEX FASTNET RACEAm Sonntag den 09. August fällt der Startschuss zum Rolex Fastnet

Race 2009. Die für 300 Teilnehmer offenen Meldelisten waren bereits

kurze Zeit nach Beginn der Meldefrist am 01. Januar 2009 voll, sodass

viele Teams nun auf einer Warteliste auf einen der begehrten Starplät-

ze hoffen. Beim Rolex Fastnet Race handelt es sich nicht nur um einen

der Hochseeklassiker des Yachtsports, die Flotte der diesjährigen Auf-

lage segelt die 607 Seemeilen lange Strecke von Cowes über die Iri-

sche See um den Fastnet Rock herum bis in den Zielhafen Plymouth in

Gedenken an die Opfer des verheerenden Sturms des Jahres 1979, der

15 Seglern das Leben kostete. Im Zuge der 30sten Jährung der größten

Tragödie in der Geschichte des Yachtsports lädt der veranstaltenden

RORC am Donnerstag, den 05. August, um 17.30 Uhr in die hinter dem

Royal Yacht Squadron liegende Holy Trinity Church in Cowes zum Ge-

denkgottesdienst ein. Ein Blick auf die vorläufi ge Meldeliste verspricht

spektakuläres Yachtrennen in jeder Wertungsklasse, in denen auch

einige deutsche Yachten mitmischen werden.

INFO WWW.FASTNET.RORC.ORG

ADAC MARINAFÜHRER 2009Mit dem Marinaführer 2009 können Wassersportfreunde ihren Törn jetzt

prima planen und Preise vergleichen. Der Automobilclub hat in einem

aktuellen Infogramm die günstigsten und teuersten Seehäfen in Europa

zusammengestellt. Der angegebene Vergleichspreis bezieht sich auf das

Liegegeld in einer Marina während der Hauptsaison für ein zehn Meter

langes Boot, inklusive zwei Besatzungsmitglieder, Kurtaxe, Frischwasser,

Strom und Warmdusche. Die Vergleichspreise für Marinas an der Ostsee-

und Nordseeküste liegen mit 13,20 Euro bis 19,20 Euro durchschnittlich

im unteren Bereich in Europa. In Deutschland liegen Skipper mit 13,20

Euro pro Tag am günstigsten, wobei die Marinas laut ADAC-Vergleichs-

preis an der deutschen Nordsee günstiger sind als an der Ostsee. Ganz

anders sieht das an der belgischen und niederländischen Nordseeküs-

te (mit Ijsselmeer/Markermeer) aus. In Belgien zahlen Skipper schon

durchschnittlich 19,20 Euro und in den Niederlanden 18,20 Euro pro Tag.

An der polnischen Ostseeküste sind die Liegeplätze mit 13,50 Euro im

Durchschnitt zwar um rund 1,50 Euro günstiger als an der deutschen Ost-

seeküste, jedoch ist hier die Infrastruktur noch im Aufbau. Die Gebühren

für Liegeplätze in Seehäfen an der dänischen Ostseeküste sind mit rund

16,50 Euro verhältnismäßig teuer. Am teuersten liegen Wassersportfreunde in Marinas am Mittelmeer. In Kroatien kostet

eine Übernachtung durchschnittlich 43,50 Euro, dicht gefolgt von Italien mit 43,20 Euro und Spanien mit 39,40 Euro.

Günstiger wird es mit 25,20 Euro pro Übernachtung in Frankreichs Seehäfen und in Portugal mit rund 22,20 Euro. Der 600

Seiten starke ADAC Marinaführer 2009 ist für 24,95 Euro im Buch- und Fachhandel, den ADAC-Geschäftsstellen und im

Internet unter www.adac.de/shop erhältlich.

INFO WWW.ADAC.DE

ROLEX CAPRI SAILING WEEKVom 19. bis zum 23. Mai kamen im Rahmen der Rolex Capri Sailing

Week die Klassen Farr 40, Swan 45, Club Swan 42, Comet 45 und Comet

41 aus aller Welt zusammen, um vor der wunderschönen Küste Capris

gegeneinander zu segeln. Bei größtenteils schwachen Bedingungen

lieferten sich vor allem die international hochkarätig besetzten Teams

in den Klassen Farr 40 und Swan 45 spannende Rennen. Bei den Swan

45 konnte sich die deutsche Yacht EARLY BIRD, gesteuert von Hendrik

Brandis einen dritten Platz ersegeln. Herzlichen Glückwunsch!

Ranking:

Farr 40: 1. MASCALZONE LATION Vincenzo Onorato ITA

2. NERONE Massimo Mezzaroma ITA

3. TWT Marco Rodolfi ITA

10. STRUNTJE LIGHT Wolfgang Schäfer GER

Swan 45: 1. ATLANTICA RACING Carlo Perrone ITA

2. CHARISMA Nico Poons NED

3. EARLY BIRD Hendrik Brandis GER

INFO WWW.REGATTANEWS.COM

DELTA LLOYD REGATTAFür die Berliner Steuerfrau Ulrike Schümann war es ein Auftakt nach Maß: Sie startete erstmals seit Einführung des olympi-

schen Damen-Matchrace (Women´s Match Race) bei einem Sailing World Cup und holte sofort Silber. Schümann hatte in

den vergangenen Monaten intensiv mit deutschen Matchrace-Experten wie Markus Wieser und Hendrik Witzmann in Berlin

trainiert und plant nach der 2008 in China knapp verpassten Medaille eine weitere Olympiakampagne. Das zweite Edelmetall

sicherten sich Alexander Schlonski und Frithjof Kleen, die für das Hamburger NRV Olympic Team starten. Mit ihrem Platz im

Medaillenrennen durfte auch die Kieler Surferin Moana Delle zufrieden sein. Im Finale der besten zehn Starterinnen konnte

sie sich jedoch nicht mehr verbessern und beendete die Serie, die von mittleren bis starken Winden geprägt war, als Zehnte.

Amelie Lux, Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele 2000, belegte kurz nach ihrem überraschenden Comeback

einen sehr achtbaren 16. Platz.

12

Page 8: Sailing Journal 03/2009

G rau liegt der Hafen von Alicante in der typischen Abendfeuchtigkeit des Mittel-

meeres. Draußen ist Flaute. Im spiegelglatten Hafenbecken stochern ein paar Mö-

wen nach ihrem Nachtmenü. Die TP52-Flotte des Audi Med Cup liegt fest vertäut

am Steg, eine Handvoll Wachleute hat das Kommando über die Yachten von den Seglern über-

nommen. Wie behäbige Klötze liegen die Yachten im Hafen. Hohe Bordwände deuten auf mas-

sive Schiffe hin, gebaut allein für den Kampf mit den Urgewalten auf hoher See. Doch liegt das

Meer nur scheinbar bewegungslos danieder: Die recht langen, nur wenige Zentimeter hohen

Wellen bleiben dem bloßen Auge verborgen. Aber was das Auge nicht schafft, ist bereits an

Bord der TP52 deutlich zu merken. Unruhig, fast nervös reißend liegen die Yachten an der Pier.

Lange, weiche Leinen und viele Fender haben die Schiffe im Griff, doch ihre Agilität ist unver-

kennbar. Eingepfercht wie Rennpferde vor dem Start, scheinen die Yachten nach See zu drängen.

Kaum vorstellbar, dass die Yachten, deren Klassenname „Tii Pii Fifti Tu“ zuweilen mehr an

ein größeres Indianerzelt als ein hochseetaugliches Regattaschiff erinnert, ursprünglich als

Ozeanrenner Ende des letzten Jahrtausends konstruiert wurden. Das in den USA legendäre

Transpacifi c Race von San Francisco nach Hawaii entwickelte sich zur Quelle reger Nachfra-

ge von sportlich orientierten Eignern, die ein Schiff für den Ritt auf der langen Pazifi kwelle

wünschten und nicht einsehen wollten, dass adrenalingeladenes Hochseesegeln in hausho-

hen Wellen allein den Profi s des Volvo Ocean Race vorbehalten bleiben sollte. Im Prinzip

verlangten sie einen verkleinerten Volvo Open 60. Ein wenig kürzer, ohne Wasserballast

und daher nicht ganz so komplex wie das Vorbild, hatten die nach dem Rennen als TP52

benannten Yachten zügig eine große Schar von Anhängern. Ab 2003 fanden sich die neuen

Renner bei Langstrecken im Mittelmeer.

Mit der Flaute des America´s Cup waren dann viele Segler gezwungen, sich ein neues Be-

tätigungsfeld zu suchen. Viele landeten in der TP52, die ihnen als Konstruktionsklasse mit

vermögenden Eignern im Hintergrund die Möglichkeit bot, wie gewohnt um eine halbe

Sekunde Speedvorteil auf einer Meile zu feilschen. Ganze Cup-Teams wechselten deshalb

Anfang 2008 zur Transpac-Klasse. Doch hat sich somit auch die Klassenkultur verändert.

Was ehemals als sportlicher Amateursport begann, ist heute reinen Profi crews vorbehalten.

Eine die Profi zahl an Bord begrenzende Pro/Am-Regel, wie sie viele Klassen heute selbst-

verständlich kennen, gibt es in der TP52-Klasse nicht. Durch die Cup-Segler hat sich auch

der Trend zur Dreieckssegelei verstärkt: Wer den Cup gewinnen will, muss die Klaviatur der

14TP52 – TII PII FIFTI TUText Jan-Eike Andresen © Foto Juerg Kaufmann/Audi Medcup

Jan-Eike Andresen, geboren 1981, segelt für den NRV und gehört zu den besten deutschen Matchrace-

Seglern. Zu seinem Lorbeerkranz gehören u.a. der neunte Platz bei der Mumm30-WM (2003) auf Elba

auf der Schweizer BIENNE VOILE, ein X-99-WM-Titel (2004) in Bregenz (Bodensee) mit Christian Soyka,

ein Deutscher Vizemeistertitel beim Matchrace Berlin (2004), eine Teammitgliedschaft bei der deutschen

America’s-Cup-Kampagne FRESH 17/UITG (2004-2005). Aktuell steht er in der deutschen Rangliste im

Matchrace an Platz Nummer 1, und er ist bester Deutscher (Platz 33) in der internationalen Weltrangliste

im Matchrace. Wenn er mal nicht auf irgendwelchen Booten segelt, schreibt er an seiner Promotion am

Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg über – und jetzt kommt’s

– Haftungsfragen bei Öltankerunglücken. In unregelmäßigen Abständen segelt JEA für das Sailing Journal

auf Schiffen, Rennyachten und allem, was segelt, außer U-Booten. Den Anfang machte er in der Ausgabe

5/2008, als er auf einem Extreme 40 die Kieler Förde unsicher machte. Dieses Mal besuchte er das Team

von Jochen Schümann in Alicante beim Audi Med Cup Circuit und segelte auf der TP52 MARAZZI SAILING.

onboard technik

Page 9: Sailing Journal 03/2009

kurzen Wettfahrten vor der Küste beherrschen und nicht

den Surf in der See zwischen Hamburg und New York.

Diesem Trend ist auch das Bootsdesign gefolgt: Die für

Langstrecken-Yachten typischen doppelten Steuerräder

mussten der deutlich aggressiveren Pinnensteuerung wei-

chen. Hauptaugenmerk der Entwicklung liegt derzeitig auf

der Verbesserung der Aerodynamik. So hat das TEAM

NEW ZEALAND als Erstes ein Schiff ohne die Aerodyna-

mik störende Aufbauten konzipiert. Sogar die Pitwinsch

und die dazugehörigen Fallen, Klemmen etc. liegen inner-

halb des Schiffes. Um das Gewicht möglichst im breiten,

auf schnelle Gleitfahrt ausgerichteten Achterschiff zu kon-

zentrieren, wurden Grinder nach hinten versetzt und die

Aluminiumstreben des Bugkorbs reduziert. Daher ist es

nicht verwunderlich, dass sich die in solche Design-Inno-

vationen verliebte Cup-Szene Stück für Stück in die Trans-

pac-Szene verlagert hat. Mittlerweile ist die TP52 zum

Schrittmacher des Segelsports avanciert. Viele Designer

haben die Konzepte der Klasse aufgenommen und auf

andere Projekte angepasst. So entwickelten sich Schiffe

wie die kleinere Rogers 46 oder die größere STP 65.

Auch Jochen Schümann kam mit der Kerncrew des deut-

schen Cup-Projekts in die TP52-Klasse. Nach einem ersten

Lehrjahr 2008, welches das deutsche Team bereits mit

Gesamtplatz fünf auf der PLATOON von Harm Müller-

Spreer beendete, verstärken Schümann & Co. dieses

Jahr den Schweizer Flavio Marazzi. Marazzi, der bei den

letzten Olympischen Spielen im Starboot Vierter wurde,

steuert dieses Jahr zum ersten Mal mit der Transpac ein

„Big Boat“. Doch scheint er nicht besonders aufgeregt, als

wir zum Practice Race auslaufen. Ruhig und konzentriert

unterhält er sich mit dem Altmeister Schümann, während

Tony Kolb die Yacht auf das Meer hinaus steuert. Schü-

mann brieft das Team. Die Segelauswahl und das Wetter

werden besprochen. Und, so Schümann, es möge doch je-

der noch mehr auf die Gewichtsverteilung im Boot achten!

Leider ist uns der Wettergott an diesem Tag nicht wirklich

freundlich gesonnen und schickt uns laue sieben Kno-

ten Wind. Jedoch gnädigerweise mit Sonnenschein gar-

niert. Aber dass man auch bei Flaute schnell segeln kann,

beweist der plötzlich kalt einsetzend Luftzug, als der Ren-

ner auf die Kreuz geht. Was eben noch als unbedeutendes

laues Lüftchen erschien, entpuppt sich an Bord der Trans-

pac zügig als frische Brise. Denn die Yacht segelt deutlich

schneller, als der Wind weht. So kommen zu den sieben

Knoten Wind noch einmal knapp acht Knoten Fahrtwind.

Und auch in der Wende, die im Übrigen wie auf einer Jolle dank des breiten Hecks gerollt

wird, geht die Geschwindigkeit lediglich unwesentlich nach unten. An Bord herrscht Ruhe.

Nur Genuatrimmer Christian „Blumi“ Scherrer ruft seine Anweisungen zu Marazzi herüber.

Das Practice Race kann kommen. Gott sei Dank hat der Wind zugelegt. Nicht, dass es bei

wenig Wind langweilig gewesen wäre. Doch macht jedes Schiff einfach mehr Spaß, wenn es

unter „Volldampf“ gesegelt werden kann.

Die Startlinie liegt, das Fünf-Minuten-Signal wird vom Startschiff angeschossen. Der Naviga-

tor kann endlich die Startlinie in seinen kleinen Handheld-Computer eingeben. Dieser ist mit

allen Instrumenten des Schiffes per Funk verbunden, sodass der Computer aus der Wind-

richtung die entsprechenden Laylines und Distanzen zu den Bahnmarken anzeigt. Auch die

Eingabe der Daten ist denkbar einfach und somit fehlerresistent: Marazzi steuert die Yacht

zu den Enden der Startlinie, deren Position dann per Knopfdruck vom Navigator gespeichert

wird. Wie genau das System arbeitet, zeigt der Umstand, dass der Vorschiffsmann am Bug

ein Zeichen geben muss, sobald der Steven die Linie überquert. Schließlich hat einen Früh-

start, wer mit dem Bug beim Startsignal über der Linie ist – nicht jedoch kommt es auf das

Heck an, wo bekanntlich der Navigator mit seinem Computer sitzt ...

Der Taktiker an Bord, John Cutler, ruft die rechte Seite der Linie als Ziel aus. Nun ist es an

Marazzi, die Yacht so zu positionieren, dass er beim Startschuss mit Vollgas am Startschiff

über die Linie segelt. Marazzi hat uns knapp unter die Layline zum Startschiff positioniert,

eine perfekte Position. Allerdings kommen uns die Neuseeländer entgegen und schicken

sich an, uns dicht zu unterwenden und abzuklemmen. Doch Marazzi reißt einmal an seiner

Pinne und unsere Yacht schießt auf die Kiwis los, die ausweichen müssen. Sich einer unge-

ahnten Gegenattacke ausgesetzt sehend, bleibt den Kiwis nur, sich eine andere Lücke zu

suchen. Die Fahrt im Schiff nutzt Marazzi, wieder Raum nach Luv zu gewinnen. So hat er

in Lee verteidigt, aber gleichfalls wieder Raum nach Luv gewonnen. Nicht schlecht, denke

ich, eine Doppelwende mit einem 52-Füßer in unter 20 Sekunden. „One Minute to burn!“,

zitiert der Navigator seinen Präzisionscomputer. Doch dann passiert etwas Unerwartetes.

Marazzi hat einen Konkurrenten in Luv so gut unter Kontrolle, dass dieser 50 Sekunden

vor dem Start gezwungen ist, mit einer Wende nach rechts zu fl üchten. Doch sie kommen

wieder und zielen mit Volldampf auf uns zu. Weil wir stehen, können wir uns nicht vertei-

digen. Wir sind in Lee überlappt, Marazzi kann jetzt nicht mehr abfallen und starten. Unser

Tor zur Startlinie ist verschlossen. Stattdessen müssen wir uns am Ende des Feldes einrei-

hen. Doch das Team bleibt ruhig. Jeder ist konzentriert, alle haben solche Situationen schon

Hunderte Male erlebt, jeder weiß, welche Möglichkeiten es jetzt zu nutzen gilt. Schümann

und Cutler lotsen die Yacht durch die Windschatten der vor uns segelnden Flotte. An der

Luvtonne haben wir schon wieder ein Drittel des Feldes hinter uns. Das Gennaker-Fall wird

auf die Pitwinsch gelegt und mit vier Mann auf zwei Grindern hochgekurbelt. Gott sei Dank

hat die Pitwinsch einen „Self Tailer“, denn abziehen könnte keiner mehr, so schnell rotiert

die Winschtrommel unter den acht muskelbepackten Armen. Das Fall hingegen fl iegt zwei

Meter durch das Schiff. Matti Paschen hat die Gennakerschot fest in der Hand. Zusammen

mit Schümann und Marazzi bringt er die Yacht unter Gennaker auf Höchstgeschwindigkeit.

Knappe elf Knoten zeigt die Logge mittlerweile. Im Ziel sind wir dann Neunte.

Ist Schümann zufrieden? „Wir sind zum Lernen hier“, wiederholt sich der Ausnahmesegler

mit einer betonten Gelassenheit. Der Mann ist ein Tiefstapler. Am nächs ten Morgen gewinnt

das sich doch eigentlich auf der Lichtsuche befi ndliche Team die erste Wettfahrt.

16

Ein Novum in der Premiumklasse:

Sportwagentechnologie.

Der neue Panamera kommt.

Ein Beispiel: das optionale 7-Gang Porsche Doppelkupplungs-

getriebe (PDK). Seine extrem schnellen und kaum spürbaren

Gangwechsel ohne Zugkraftunterbrechung ermöglichen

noch sportlicheres und zugleich komfortables Fahren – bei

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Page 10: Sailing Journal 03/2009

A uf der Suche nach einer guten und angenehm zu tragenden vollautoma-

tischen Rettungsweste bin ich im vergangenen Jahr auf die Spinlock Deck-

vest gestoßen. Die Marke war mir bis dato ausschließlich im Bereich von

Decksbeschlägen ein Begriff, dies sollte sich nun aber ändern.

Schon beim allerersten Kontakt fällt das geringe Gewicht sehr angenehm auf. Spätes-

tens bei einem längeren Törn machen sich die gerade einmal 1,40 Kilo positiv bemerk-

bar. Aber nicht nur das geringe Gewicht, sondern auch die angenehme Passform hat

mich ein ums andere Mal beinahe vergessen lassen, dass ich eine Rettungsweste trage.

Der gesamte Kragen der Weste besteht aus kaschiertem Neopren. Durch die Elastizität

des äußeren Materials wird das gesamte Innenleben der Weste zusammengerafft. Da-

durch schrumpfen die Packmaße der Weste auf ein Minimum zusammen. Einen Nachteil

hat das Ganze jedoch ebenso. Geschlossen wird der Kragen der Deckvest mit einem

2-Wege-Reißverschluss. Dieser zieht sich durch die permanente leichte Spannung, die

das Neopren ausübt, hin und wieder etwas auf. Es ist kein Problem, diesen dann wie-

der zu schließen, aber dem einen oder anderen wird dies von Neoprenschuhen bekannt

sein. Eine kleine Klettlasche oberhalb des Reißverschlusses würde hier vielleicht Abhilfe

schaffen. Abgedeckt ist dieser zwar mit einem Klettverschluss, dieser dient jedoch of-

fensichtlich nur dazu, dass man im Eifer des Gefechts nicht irgendwo hängenbleibt und

sich die Weste quasi allein auspackt.

Abgesehen von den mitgelieferten Beingurten unterscheiden sich die weiteren Fea-

tures der Weste von Konkurrenzprodukten nur wenig. Ein Griff, um die Weste ma-

nuell auszulösen, gehört ebenso zum Standard wie der verstellbare Bauchgurt. Den-

noch sind auch all diese Bereiche besonders gut gepolstert und ergonomisch geformt,

sodass die Weste beinahe auf jede Figur passgenau eingestellt werden kann. Außer-

dem gebe ich zu, dass mich das stylishe Äußere schon beeindruckt bis begeistert

hat. Schwarz-grau wirkt einfach lässig und die abgesetzten gelben Elemente lockern

das ganze Design gut auf. Natürlich ändert sich das Ganze, wenn man die Weste

aufbläst. Spätestens dann steht die Sicherheit und damit die Warnfarbe im Vorder-

grund. Dass dieses Aufblasen nicht immer nur gezielt in Notsituationen passieren

muss, habe ich am 16. Dezember in der Bucht von Riga festgestellt. Der Trip auf

unserem Seacart 30 war mal wieder etwas nasser. Zunächst fing die integrierte Blitz-

leuchte an, etwa 15 Minuten später blies sich die gesamte Weste auf. Offensichtlich

war so viel Wasser in die Weste eingedrungen, dass

die Auslöseautomatik reagieren musste. Natürlich war

es in dem Moment etwas hinderlich, dennoch stellt

sich ein angenehmes Gefühl ein, dass offensichtlich

alles hervorragend funktioniert. Das Einsetzen einer

neuen Patrone inklusive der Einstellungen für die ge-

samte Auslöseautomatik sollte man natürlich im Nor-

malfall einen Fachhändler machen lassen. Dennoch

ist es gerade in stockdunkler Nacht im Dezember

auf einem 30-Fuß-Karbontrimaran ja auch ganz ange-

nehm zu wissen, dass man das Ganze sogar mit eis-

kalten Fingern im Zweifel auch selbst hinbekommt.

Ein klein wenig Kritik muss sich die ansonsten sehr gelun-

gene Weste jedoch auch gefallen lassen. Der Ring zum

Einhaken des Lifebelts ist bei der Deckvest aus leichtem

und sehr stabilem Gurtband gefertigt. Das hat immense

Vorteile. So schlägt nicht permanent ein Metallteil an die

Bordwand, wenn man die Weste unbenutzt unter Deck

hängen hat, und auch das geringere Gewicht ist positiv.

Dennoch fi el es mir an Bord schwerer, den Lifebelt ein-

händig dort einzuhaken als in einen massiven Metallring.

Und spätestens nach einigen Hundert Seemeilen, wenn

das Gurtband ein wenig angekratzt und ausgefasert ist,

wird die Aktion nicht einfacher.

Dennoch würde ich die Deckvest jederzeit weiterempfeh-

len. Das geringe Gewicht, die hervorragende Verarbeitung,

der perfekte Sitz und auch das einfache Handling sind rie-

sige Vorteile, die die Deckvest für sich verbuchen kann.

Gerade weil man nicht immer das Gefühl hat, Gewichte

mit sich herumzuschleppen, schwindet die Abneigung, im

Zweifel einfach schon einmal die Weste überzuziehen, was

damit für deutlich mehr Sicherheit an Bord sorgt.

18

SPINLOCK DECKVESTText Michael Walther

Michael Walther ist langjähriger Formula-18-Regattasegler und mehrfacher deutscher Meister im Hobie Tiger. Er nahm als jüngster Teilnehmer

und als einziger Deutscher an der wohl härtesten Formula-18-Nonstop-Regatta, dem Archipelago Raid, bisher dreimal teil. Erfahrungen mit grö-

ßeren Booten hat Michael 2007 und 2008 auf Törns mit einem Seacart 30 im Dezember von Plymouth nach Kiel, rund um die Ostsee oder bei

einem neuen Rekord im Februar Rund Gotland gesammelt.

test technik

Page 11: Sailing Journal 03/2009

Muss das traumhaft gewesen sein. Am 26. März überquert ERICSSON 3 als erste Yacht der „Volvo

Ocean Race“-Flotte die Ziellinie am Fuß des Tafelbergs vor Rio de Janeiro. Nach einer über 12.500

Seemeilen andauernden Hetzjagd durch die Südmeere vorbei an den ungastlichsten Gegenden dieser

Welt haben sich die Segler eine Auszeit an Rios paradiesischen Stränden mehr als verdient.

SEA OF darkness

Boston © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race Boston © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race

volvo ocean race race

20

Page 12: Sailing Journal 03/2009

ROTATION, SO DER NAME DES THEMAS, DAS INNERHALB

DER VOLVO-FLOTTE FÜR DISKUSSIONSSTOFF SORGT.

N ach den Strapazen der Monsteretappe durch

den berüchtigten Southern Ocean begrüßt

Rio de Janeiro die Segler der Volvo-Flotte ge-

wohnt temperamentvoll mit heißen Rhythmen, Beachlife

und – wer hätte das gedacht – in ausgleichender Gelas-

senheit. Die körperlichen Anstrengungen der vorange-

gangenen Etappen hinterlassen bei einigen Teilnehmern

schlichte Erschöpfung und Energielosigkeit. Trotz alldem

lassen sich die Segler nicht lumpen und tauschen See-

stiefel gegen Flip-Flops, Ölzeug gegen Badeshorts und

Boatspeed gegen Strandspaziergänge. Während die

Crews in Reiseberichten und Interviews noch vom „Rio-

Style-Race“ und dem Easy Living an der Copacabana

schwärmen, fordert die Härte des Rennens, die durch

längere Etappen und kürzere Boxenstops im Vergleich

zur vorherigen Aufl age des Volvo Ocean Race noch ein-

mal zugelegt hat, besondere Maßnahmen.

Rotation, so der Name des Themas, das innerhalb der

Volvo-Flotte für Diskussionsstoff sorgt. Hierbei handelt es

sich um das Austauschen von Crewmitgliedern zwischen

den Etappen. Die Zeiten, in denen tapfere Männer auszo-

gen, um dem letzten großen Abenteuer im Kampf gegen

die Naturgewalten Seite an Seite verbunden durch Kame-

radschaft zu begegnen, scheinen mit dem Einzug des Pro-

fi sports langsam, aber sicher auszusterben. Drei Mal falsch

geantwortet, der Schwächste fliegt und weiter geht’s.

WELCOME TO THE WORLD OF

PROFESSIONAL SAILING – YOU

BETTER HARDEN THE FUCK UP!

Ganz so drastisch ist es zum Glück nicht. Tatsächlich

sprechen einige Fakten für Rotation innerhalb der

Crew, genauso wie es auch Argumente dagegen gibt.

Doch zunächst ein Blick auf die Teilnehmer: Von sie-

ben noch im Rennen stehenden Yachten werden auf

sechs Booten regelmäßig Crewmitglieder ausgetauscht.

Bleibt ein Team übrig, auf dem nicht rotiert wird. Zu

allem Überfl uss handelt es sich bei besagtem Team

nicht etwa um das Low-Budget-Team TEAM DELTA

LLOYD am unteren Ende der Ergebnisliste, sondern

um Team ERCISSON 4, erfolgreich von Skipper Tor-

ben Grael und Crew seit dem Start in Alicante im

vergangenen Jahr an die Spitze der Tabelle gesegelt

– und das, ohne auch nur ein Crewmitglied ausge-

tauscht zu haben. Doch woher kommt diese auffällige

Diskrepanz? ERICSSON-4-Skipper Torben Grael sagt

nach Veröffentlichung der Crewlisten für Leg 6 zu sei-

ner Entscheidung, erneut niemanden in seiner Crew

auszutauschen: „This time we have had the luxury

of practising for almost a year. Your problems should

come in that period and not the race. The advantage

is we don‘t want surprises in how people behave and

sail. And no one is afraid of being dropped. There are

many advantages.“ PUMA-Skipper Ken Read hingegen

weiß eine zwar pragmatische, jedoch nachvollziehbare

Meinung zum Besten zu geben: „I think if I did this

again I would do way more rotation than we are do-

ing“, so Read. „This race is brutally hard, both physi-

cally and mentally and there are enough good sailors

out there to make it worthwhile. You bring in fresh

guys, like we do with Shannon Falcone and Jerry Kirby,

and they just lift everyone around them. You look at

football players or hockey players, they are not going

to do the whole season.“ Wer von beiden richtig liegt,

vermag an dieser Stelle nicht geklärt zu werden. Fakt

ist jedoch: Unabhängig von Abenteuer und Seefahrtro-

mantik – bei den Teilnehmern des Volvo Ocean Race

handelt es sich um professionelle Sportler, die alle be-

reit wären, im Zweifelsfall persönliche Interessen hinter

die des Teams zu stellen und an Land zu bleiben. Er-

innert man sich jedoch daran, dass während des Whit-

bread Race 1993/1994 vor dem Start der Southern-

Ocean-Etappe ein Segler der uruguayischen Yacht

URUGUAY NATURAL nur wenige Minuten vor dem

Start von Bord sprang und an Land schwamm, scheint

sich nicht nur das Material verbessert zu haben.

Am Morgen des 06. April 2009 scheint die Sonne be-

reits mit über 20 Grad, als sich die Segler auf dem

Weg ins Startgebiet machen. Einigermaßen erholt soll

es direkt vor Rios Stränden um die Punkte des Inshore-

Rennens gehen. Bis es jedoch zu einem Start und

somit zum eigentlichen Renngeschehen kommt, ver-

gehen mehrere Stunden mit dem Warten auf Wind.

Text Bendix Hügelmann

Rio de Janeiro © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race

22

volvo ocean race race

Page 13: Sailing Journal 03/2009

gewaltigen Segels ins Rigg geschleudert. Um im Falle

einer Fraktur richtig genesen zu können, musste Mi-

chael Pammenter von Bord des schwarzen 70-Füßers

abgeborgen werden, um in die Obhut eines behan-

delnden Arztes zu kommen. Fortan muss TELEFONICA

BLACK mit zehn Mann als Crew auskommen, da eine

Regel besagt, dass evakuierte Crewmitglieder während

einer Etappe nicht ersetzt werden dürfen. An Land be-

schreibt Michael Pammenter seinen Unfall: „I got my

foot stuck between the mast and the jib sheet basically.

It‘s really painful but I‘ve had some painkillers so it‘s cal-

med down a lot, but there‘s a lot of swelling so we thought

it would be safer if I got off the boat and got it checked

out properly. Hopefully I‘ll be back for the next leg.”

DIE TEILS UNKONTROLLIERBAREN BEWEGUNGEN DER YACHTEN, DER LÄRM DER

KILLENDEN SEGEL, DAS VERZWEIFELTE WARTEN AUF SEEWIND, DIE SCHWÜLE

HITZE UND DIE SCHIERE OHNMACHT, NICHTS AN DER GEGENWÄRTIGEN

SITUATION ÄNDERN ZU KÖNNEN, ZERREN AN DEN NERVEN DER TEILNEHMER.

Mehrere Hundert Boote haben sich am Fuß des Tafel-

bergs versammelt, natürlich um den hochgezüchteten

Rennmaschinen aus nächster Nähe begegnen zu kön-

nen, aber wahrscheinlich noch viel mehr, um den orts-

ansässigen Torben Grael auf ERCISSON 4 anzufeuern.

Viel war im Vorfeld spekuliert worden, über Startver-

halten, die richtige Taktik, den Heimvorteil Torben Gra-

els, seines Zeichens fünffacher Olympiamedaillist.

„THEY EVEN ASKED ME WHAT I

WOULD BE DOING? EASY TO AN-

SWER ... ROCKSTAR OF COURSE.

TO WHICH THE REPLY WAS: YOU

DON‘T HAVE ENOUGH HAIR!” RICK DEPPE

Die taktische Besonderheit bei den Inshore-Rennen mit

den VO 70 liegt vor allem bei wenig Wind darin, dass

die oberste Prämisse jedes Teams ist, das Schiff am

Laufen zu halten. Mehr als zwei, maximal drei Wen-

den sind demnach auf dem Weg zur Luvtonne nicht

möglich, da aufgrund der umständlichen Canting-Keel/

Daggerboard-Mimik jede Wende aufwendig vor- und

nachbereitet werden muss. Das Rennen, so war man

sich einig, würde zu 80 Prozent am Start entschieden

werden. PUMA sorgt am Start prompt für spannende

Minuten: Mit Wind von Backbord duckt Skipper Ken

Read unter dem vorfahrtsberechtigten Feld durch und

kann so freie Winde auf der rechten Seite suchen. War

PUMA am Luvfass noch in Führung, hat im Ziel TELE-

FONICA BLUE den Bug vorn, dicht gefolgt von PUMA

und einem überraschend starken TEAM DELTA LLOYD.

Nach dem Inport-Race haben die Teams nun erneut

Zeit, ihre Boote für die 4.900 Seemeilen lange Etappe

mit Ziel in Boston/USA fertigzumachen.

Am 11. April um 15 Uhr Lokalzeit ist es schließlich so

weit. Sieben perfekt präparierte Yachten vom Typ VO

70 reihen sich nach einem Bilderbuchstart eng an eng

bei sehr fl auen Winden aneinander und machen sich

auf den Weg hinaus aus Guanabar Bay gen Norden.

Bereits wenige Stunden nach dem Start ereignet sich

der erste Zwischenfall an Bord der spanischen TELEFO-

NICA BLACK: In einer Wende verfängt sich Vorschiffs-

mann Michael Pammenter mit seinem Knöchel unglück-

lich in der Genuaschot und wird von der Wucht des

Rio de Janeiro © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race

Rio de Janeiro © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race

24

volvo ocean race race

Page 14: Sailing Journal 03/2009

Rio de Janeiro to Boston © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race

Page 15: Sailing Journal 03/2009

konstanten Winden. Und trotzdem: Die teils unkon-

trollierbaren Bewegungen der Yachten, der Lärm der

killenden Segel, das verzweifelte Warten auf Seewind,

die schwüle Hitze und die schiere Ohnmacht, nichts an

der gegenwärtigen Situation ändern zu können, zerren

an den Nerven der Teilnehmer. Als am Morgen des

13. Aprils TELEFONICA BLUE ein unvorhergesehenes

Windfeld erwischt und sich 15 Meilen vom Rest der

Flotte absetzen kann, bringt PUMAs Rick Deppe die

Gefühle und Frustration der Segler auf den Punkt: „It

would be a shame to see the outcome decided early

on in a crapshot 100 miles from the start.“

Eine frühe Führung würde ein ebenso frühes Erreichen

der Passatwinde bedeuten, sodass die erste Yacht, wäh-

rend der Rest der Flotte noch in der Flaute hängt, ei-

nen uneinholbaren Vorsprung heraussegeln könnte. Die Segler wissen das. Doch es hilft

nichts, man kann nur warten. Die Anspannung an Bord der Yachten ist groß, bereits we-

nige Tage nach dem Start droht diese Etappe zur Zerreißprobe für die Teams zu werden.

Jedes Team scheint jedoch Wege und Mittel gefunden zu haben, sich mit der Situation

zu arrangieren; an Bord der PUMA sorgt ein nicht allzu alltäglicher Zwischenfall für gute

Laune. Ein Unbekannter scheint sich in Rio an Bord geschlichen zu haben, um für jeden

Segler zum Osterfest einen Schokoladenhasen an Bord zu verstecken. Leider nicht zur

Freude des Franzosen Sidney Gavignet, Skipper Ken Read freut sich trotzdem und weiß

für Aufklärung zu sorgen: „They (French Sailors) have a huge fear of little fuzzy hopping

animals with long ears (I am not even allowed to say the name of this animal – that is

how deep rooted the superstition is). As legend has it, the furry animals with long ears

used to be taken aboard the old sailing ships alive and eaten in the old days, long before

refrigeration or freeze-dried food. Live animals were carried then eaten by the crew.”

„LIVE ANIMALS WERE CARRIED THEN EATEN BY THE CREW.” KEN READ

„IT‘S REALLY PAINFUL BUT I‘VE

HAD SOME PAINKILLERS SO IT‘S

CALMED DOWN A LOT.” MICHAEL PAMMENTER

So ist es nicht etwa der mangelnde Wind, sondern der

alte Schwell, der den Crews in den fl auen Bedingungen

beträchtlich zusetzt. Als am 12. April die Sonne auf-

geht, stehen die Offshore-Renner noch immer weniger

als 100 Seemeilen entfernt von der Startlinie. Hämische

Frotzeleien der Shore-Crew im Vorfeld des Starts, die

Yachten würden im Falle eines Reparaturschadens ja

länger in Sichtweite bleiben, scheinen empfi ndlich den

mürben Nerv der im Rennen stehenden Segler zu tref-

fen. Mit Boatspeed um einen Knoten unter kleinen

Vorsegeln, um im Schwell die großen, überlappenden

Code-0-Segel nicht im Rigg zu zerstören, hangelt sich

die Flotte unter der Küste entlang auf der Suche nach

China to Rio de Janeiro © Foto Guo Chuan/Green Dragon Racing/Volvo Ocean Race

Boston to Galway © Foto Rick Deppe/PUMA Ocean Racing/Volvo Ocean Race

Boston to Galway © Foto Gabriele Olivo/Telefonica Blue/Volvo Ocean Race

Page 16: Sailing Journal 03/2009

Als in der Nacht zum 14. April endlich Wind einsetzt

und die Flotte Fahrt in Richtung Scoring Gate Fernando

de Noronha aufnimmt, ist an Bord der PUMA soeben

Shannon Falcone zum Minister für Innere Angelegen-

heiten gewählt worden, ein Amt, das mit der Aufgabe

verbunden ist, im Inneren des Schiffes für Ordnung

und Gesetz, vor allem aber für Sauberkeit zu sorgen.

Der Wind hätte wohl keinen Tag später einsetzen dür-

fen … Rick Deppe, der als Media Crew Member an

Bord PUMA oft unter Deck arbeiten muss, freut sich

natürlich gewaltig: „Today is his day as ‚minister for the

interior‘, and I swear the galley is SHINING.“

Mit einsetzendem Wind kommt der Druck zurück in

die Schiffe. Unter Code-0, bei 15 Knoten Wind und

etwa gleichem Boatspeed erfasst eine Bö ERICSSON

3, der Mast hält dem Überdruck nicht stand und das

Top-Backstag wird mit einem gewaltigen Schlag aus

dem Mast gerissen. Trimmer sei Dank können die Se-

gel rechtzeitig gefi ert werden, sodass der Mast stehen

bleibt, nur sind von dem Lärm des Bruchs sprichwört-

lich mit einem Schlag alle an Bord wach bis auf Skip-

An Bord der PUMA wird jedoch eine interessante

Frage mehr oder weniger ernst diskutiert, an der uns

MCM Rick Deppe teilhaben lässt. PUMA-Bordmail vom

15. April 2009: „Capey (Andrew Cape) just informed

me that on October 25th 2008 we passed through

this same piece of water going the other direction ...

signifi cant. Interesting topic of discussion came up on

deck this morning that I feel deserves a mention, sai-

ling along under a lovely moonlit sky and randomly

the topic of what we‘d be doing if we weren‘t sailboat

racers. Bob (Rob Greenhalgh) professional big game

fi sherman fully sponsored by all the big equipment

suppliers. He would be the owner and operator of his

own game fi shing boat and live somewhere fantastic.

Justin (Justin Ferris) not working but living off a large

family inheritance. Michi (Michi Müller), professional

student in Germany. Salty, boat builder and designer

... anything really so long as its near the water. Capey

... long haul Jumbo Jet pilot ... pretty much what he

does now. They even asked me what I would be do-

ing? Easy to answer ... Rockstar, of course. To which

the reply was: You don‘t have enough hair!”

per Magnus Olsson, 60, der Bruch, Schaden und an-

schließende Expressreparatur in seiner Koje verschläft.

Mittlerweile machen die Segler Meile für Meile in Rich-

tung Scoring Gate Fernando. Mit konstantem Druck auf

Steuerbordbug segelnd, bleibt Zeit, sich Gedanken zu

machen. Obgleich es für viele Teilnehmer bereits das

zweite oder dritte Mal in einer Weltregatta ist, gehen

die Segler unterschiedlich mit ihren gesammelten Ein-

drücken um. Für viele ist die Teilnahme am Volvo Oce-

an Race die Erfüllung eines wohl gehüteten Lebens-

traumes, ganz gleich, welche Strapazen sich ihnen

in den Weg stellen, diese Männer lieben ihren Job.

„FUN PART OF THIS RACE IS

LEARNING ABOUT EACH OTHERS

LIVES IN WAYS THAT YOU NEVER

COULD OTHERWISE. JUSTIN FERRIS

WENT HOME OVER THE LAST

BREAK AND WENT SAILING. THINK

ABOUT THAT FOR A MINUTE.” KEN READ

Galway © Foto Dave Kneale/Volvo Ocean Race Galway © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race

Rio de Janeiro to Boston © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race

Galway © Foto Dave Kneale/Volvo Ocean Race30

Page 17: Sailing Journal 03/2009

Boston to Galway © Foto Gustav Morin/Ericsson 3/Volvo Ocean Race Rio de Janeiro to Boston © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race

Page 18: Sailing Journal 03/2009

Am 17. April passiert TELEFONICA BLUE als erste Yacht das Scoring Gate und nimmt

fortan direkten Kurs auf den Zielhafen Boston. Dicht dahinter reihen sich ERICSSON

4, TEAM DELTA LLOYD und PUMA ein. Mit dem Passieren der Landmarke Fernando

de Noronha scheinen auch die sehnlichst erwarteten Passatströme erreicht zu sein. Bei

Wassertemperaturen um 27 Grad, raumen Winden um 20 Knoten und einer durch-

schnittlichen Geschwindigkeit, preschen die Yachten gewohnt nass in Richtung Ziel.

Bord routine stellt sich ein. Schlafen, aufstehen, Wache schieben, nass werden, auszie-

hen, schlafen. Ein stetiger Trott, der von manchen Teilnehmern bereits als entspannend

beschrieben werden kann, und das unter Geschwindigkeiten von durchschnittlich mehr

als 20 Knoten. Die zickigen Yachten verlangen unter solchen Bedingungen nach Fin-

gerspitzengefühl und Vorsicht. Eine ordentliche Portion Weißwasser spült ERICSSON-

3- Skipper Magnus Olsson regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Olsson musste

fortan mit starken Schmerzen und dem Verdacht eines Rippenbruchs von seiner Koje

aus dem Rennverlauf folgen. TELEFONICA BLACK hingegen kollidiert bei 22 Knoten

Speed mit einem Wal. Glücklicherweise kommt bei diesem Zwischenfall kein Mensch

zu Schaden und auch das Material bleibt wider Erwarten ganz. Für den Wal war dies

jedoch wahrscheinlich die letzte Begegnung mit einem VO 70.

Purer Boatspeed ist fortan entscheidend auf der Hetzjagd gen Boston. Schwer vorstell-

bar, in was für einer Beziehung die Segler der Yachten zueinander stehen. PUMAs Ken

Read gewährt einen persönlichen Einblick in seine Sicht der Dinge über seine Crew:

PUMA-Bordmail vom 21. April „Fun part of this race is learning about each others lives

in ways that you never could otherwise. For example, I know that Erle Williams takes

his job with the J Boat RANGER so personally, that he could feel the collision that they

had with Valsheda yesterday at the Antigua Classics Regatta from here, and is analysing

every detail even though he knows just a few small bits of fact. I know that Shannon

Falcone likes to night time kite board back in Antigua. Sounds like a tough life doesn‘t

it? Justin Ferris went home over the last break and went sailing. Think about that for a

minute. And Michi Mueller, the quiet one – He is the fi rst one to the nav station every

three hours to see how we are doing. Won‘t talk about it though. Oh yea, and his new

born daughter will be meeting him on the dock in Boston. Just found that out yester-

day. Very special moment that will be.”

„A BUNCH OF GOOD GUYS THAT WILL BE PART OF

THIS ‚MONSTER CLUB‘ FOR THE REST OF OUR DAYS.“ KEN READ

Singapore to Qingdao © Foto Guo Chuan/Green Dragon Racing/Volvo Ocean Race© Foto Rick Deppe/PUMA Ocean Racing/Volvo Ocean Race

34

volvo ocean race race

Page 19: Sailing Journal 03/2009

„It feels fantastic. I think we had a very good leg. We

were always very close to the other boats, even DELTA

LLOYD sailed a fantastic leg.” 18 Minuten trennten die

ersten drei Yachten nach 4.900 Meilen Regatta auf der

Ziellinie in Boston. Nach einem toughen Rennen konnte

ERICSSON 3 die Etappe als zweitplatzierte Yacht been-

den, dicht gefolgt von TELEFONICA BLUE. Schwierige

Bedingungen knapp vor dem Ziel hatten kurz vor Schluss

noch einmal für mächtig Wirbel im Leaderboard gesorgt,

sodass bereits wenige Stunden später, kurz vor Mitter-

nacht, PUMA als überraschend vierte Yacht vor Boston

erscheint und kurze Zeit später im matten Scheinwerfer-

licht wie ein rasender Geist über die Ziellinie fl iegt. Als

am nächsten Morgen die Sonne aufgeht, erwartet die Zu-

schauer des Volvo Ocean Race ein denkbar knapper Sprint

in Richtung Ziel zwischen TELEFONICA BLACK und TEAM

DELTA LLOYD, welchen TELEFONICA BLACK mit nur

wenigen Minuten Vorsprung für sich entscheiden kann.

BORDROUTINE STELLT SICH EIN. SCHLAFEN, AUFSTEHEN,

WACHE SCHIEBEN, NASS WERDEN, AUSZIEHEN, SCHLAFEN.

Am 23. April geht TELEFONICA BLUE als erste Yacht 900 Seemeilen vor dem Ziel in

den Tarnkappen-Modus (die Yacht wird fortan für die kommenden 24 Stunden von den

Radarschirmen der Konkurrenz verschwinden). Die Crews der anderen Yachten arbeiten

währenddessen fi eberhaft an kommenden taktischen Entscheidungen, wann und wie

den Golfstrom zu passieren. GREEN-DRAGON-Skipper Ian Walker freut sich über die

drehenden Winde. Nach zwölf Tagen Reachkurs war der Geschwindigkeitsunterschied

zur Konkurrenz doch erneut deutlich spürbar gewesen. Nun, da der Wind wieder von

vorn kommt, fi ndet sich GREEN DRAGON in Schlagweite auf TELEFONICA BLACK und

TEAM DELTA LLOYD wieder. „It is starting to feel like we are in the North Atlantic again

with cooler water, over 20 knots of wind on the nose and a reasonable head sea. It is

still quite pleasant but feels more like business as usual with moving around the boat

being diffi cult and sleeping not so easy. If we could just drop the temperature some

more and get rid of the sun we would all feel right at home again.“

Am 24. April kann ERICSSON 4 der TELEFONICA BLUE in einem Tarnkappen-Duell der

Superlative die Führung abnehmen. Kurz nachdem Bouwe Bekking und Crew von den

Radarschirmen verschwanden, setzt ERICSSON 4 ebenfalls die Tarnkappen-Karte ein und

kann so unbemerkt durch ein perfekt getimtes Ausbruchsmanöver in Richtung Nordwes-

ten an den lange Zeit führenden Spaniern vorbeiziehen. Für ERICSSON 4 gilt es nun,

den Vorsprung zu halten und schneller zu segeln als die anderen, nicht nur um die Füh-

rung zu halten und auszubauen, sondern auch, weil der Watermaker seinen Geist aufge-

geben hat. Am Ende des Tages ist die Reihenfolge neu geordnet. ERICSSON 4 führt die

Flotte in den 400-Meilen-Sprint bis zum Ziel an, dicht gefolgt von PUMA und ERICS-

SON 3. Die lange führende TELEFONICA BLUE fi ndet

sich nach verpatztem Tarnkappen-Modus auf Rang vier

wieder, dicht gefolgt von GREEN DRAGON und TEAM

DELTA LLOYD, die sich permanent in Sichtweite zuei-

nander stehend auf ein Fighting Finish bis Boston ein-

gestellt haben. Auf dem letzten Platz kurz vor dem Ziel

steht die spanische TELEFONICA BLACK, jedoch ist zu

erwähnen, dass in Anbetracht der gesegelten 4.000

Meilen 85 Meilen Rückstand verschwinden wenig und

doch so viel sind.

„THIS RACE IS BRUTALLY HARD,

BOTH PHYSICALLY AND MENTALLY

AND THERE ARE ENOUGH GOOD

SAILORS OUT THERE TO MAKE

IT WORTHWHILE.” KEN READ

Am 26. April überquert ERICSSON 4 bei leicht be-

wölktem Wetter die Ziellinie in Boston als erste Yacht.

„That was hard, hard racing“, so Skipper Torben Grael.

Rio de Janeiro © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race

Cape Town © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race

36

volvo ocean race race

Page 20: Sailing Journal 03/2009

Die Frage, die in Boston zu diesem Zeitpunkt offen-

bleibt: Wo ist GREEN DRAGON? Noch wenige Tage,

ja beinahe Stunden zuvor hatten Ian Walker und seine

Crew nach einem frustrierend langen Reach Meilen

um Meilen auf die Spitze gutmachen können. Und

jetzt? Auch GREEN DRAGON patzt kurz vor Schluss

und überquert als siebte und somit letzte Yacht gegen

12 Uhr Ortszeit die Ziellinie. Das irisch-chinesische

Team um Skipper Ian Walker hatte in einer unglaub-

lich kurzen Vorbereitungszeit als Last-Minute-Team

sehr viel Herzblut in die Kampagne gesteckt. Umso

bitterer muss die Erkenntnis nach nur wenigen Meilen

im Rennen gewesen sein, dass die Reichel/Pugh-Kon-

struktion zu langsam ist. Vor allem auf Reach-Kursen

leidet der Drache, wie ihn die Crew liebevoll nennt,

an einem lahmen Flügel. Und trotzdem hält die Crew

zusammen und schlägt sich tapfer von Etappe zu

Etappe. So bringt es Skipper Ian Walker kurz nach

dem Zieleinlauf unter Spinacker auf den Punkt: „I just

had a chat with the lads at the end and I said, ‚a lot

of crews wouldn‘t still be together after the tough last

leg, running out of food fi nishing last and slipping fu-

ther and further behind on the long reaching sequen-

ce ... But I think the fact that we‘re all here, we‘re

all smiling, that speaks volumes. What a perfect day,

spinnaker up all the way down the river, the sun is

out. There are worse things in the world ...”

Muss das traumhaft gewesen sein … Verlieren?? Es

gibt Schlimmeres …

Singapore to Qingdao © Foto Gabriele Olivo/Telefonica Blue/Volvo Ocean Race Cape Horn © Foto Gustav Morin/Ericsson 3/Volvo Ocean Race Rio de Janeiro © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race.

38

Page 21: Sailing Journal 03/2009

P A R T E N A I R E O F F I C I E L D E S V O I L E S D E S A I N T - T R O P E Z

Gaastra Office Germany - Mittelweg 118 - 20148 Hamburg040-4696669-0 - www.gaastra.eu

Page 22: Sailing Journal 03/2009

Bei der vierten Aufl age des BMW Sailing Cup in Kiel war Spannung bis zur letzten

Wettfahrt geboten. Mit dem Sieg in der zweiten Finalwettfahrt setzte sich das Team mit

Skipper Dr. Dirk Oldenburg sowie Christian Harder, Thomas Thiele und Alexander Kohtz

gleich gegen zwei punktgleiche Konkurrenten durch. Mit diesem Erfolg sicherte sich die

Crew die Einladung zum Deutschlandfi nale des BMW Sailing Cup im Herbst 2009. Für

Teammitglied Harder ist es nach seinem Sieg im vergangenen Jahr bereits die zweite

Teilnahme in Folge. Vor dem Camp 24|sieben auf der Kieler Innenförde wurde Skipper

Tom Ross, der neben seinen Kieler-Woche-Erfolgen im Jahr 1983 den Admiral‘s Cup ge-

wann, Zweiter und Skipper Wolfgang Tamm belegte mit seinem Team den dritten Platz.

An allen drei Tagen herrschten an der Kiellinie frühsommerliche Wetterbedingungen

mit Sonne und Temperaturen um 20 Grad. Der Wind wehte aus westlichen Richtungen

mit drei bis vier Beaufort, die in Böen auf fünf Windstärken auffrischten. Aufgrund der

vorherrschenden Windrichtung wurde die Regattabahn am gesamten Wochenende quer

zur Fahrrinne ausgelegt, sodass die Luvtonne direkt vor dem Camp 24|sieben lag. Da-

durch hatten die 14 Crews nicht nur die Berufsschifffahrt zu beachten, sondern muss-

ten auch mit den Windabdeckungen am Westufer der Kieler Innenförde kämpfen.

Am Finaltag kamen einige Windlöcher hinzu, die eine weitere Herausforderung für

die Finalteams bildeten und so einige Gennakermanöver nicht wunschgemäß verlau-

fen ließen. Dies prägte auch die erste Finalwettfahrt, die Skipper Timo Westphal vor

Wolfgang Tamm gewinnen konnte. Den Skippern Dr. Dirk Oldenburg und Dr. Tors ten

Volkholz hingegen missglückten bereits an der ersten

Leetor-Passage die Gennakermanöver und die großen

Vorsegel fi elen ins Wasser, sodass die J80 zum Stehen

kamen. So zog sich das Feld weit auseinander. Ganz

im Gegensatz zur zweiten Finalwettfahrt, die die Ent-

scheidung bringen sollte. Alle fünf Teams lagen die

ganze Zeit eng beisammen und am Ende sicherte sich

Skipper Oldenburg den ersten Platz vor Ross und

Tamm. Die drei Teams waren in der Addition der Er-

gebnisse nun alle punktgleich, sodass die bessere Plat-

zierung im zweiten Lauf über die Podiumsplätze ent-

schied. Damit gewannen Dr. Dirk Oldenburg, Christian

Harder, Thomas Thiele und Alexander Kohtz trotz des

Malheurs im ersten Finallauf den BMW Sailing Cup

Kiel. Die zweit- und drittplatzierten Crewmitglieder

erhielten vom BMW Autohaus Hansa Nord Konzert-

karten für ein Konzert von Simply Red im Juli. Das

Siegerteam freut sich auf die Einladung zum Deutsch-

landfi nale und ermittelt dann gegen die anderen 19

Qualifi kationssieger den Teilnehmer für das Weltfi nale

im BMW Sailing Cup.

BMW sailing cup

42

Text Bendix Hügelmann © Fotos Kiel Sailing City

Die IDM der Hobie 16, in diesem Jahr Teil der Flens Super Sail Tour, wurde am

Pfingstwochenende im Ostseebad Grömitz ausgetragen. Das Teilnehmerfeld war

hochkarätig und international besetzt. Neben den Zweiten der französischen Meis-

terschaften, einem Team aus Schweden und den amtierenden Meistern aus Aus-

tralien hatten viele ehemalige Welt- und Europameister aus Deutschland gemeldet.

Der Samstag begann mit viel Wind, bis zu zwei Meter hohen Wellen und sehr

schwierigen Bedingungen für alle Teilnehmer. Überragend Taylor Booth mit seiner

Partnerin Emma Sturgeon aus Australien, die bei Windböen bis 30 Knoten die Se-

rie gleich mit zwei Tagessiegen beginnen konnten, dicht gefolgt vom zwölffachen

Europameister Detlef Mohr (SCKe) aus Hamburg. Viele der schnellen Katamarane

blieben jedoch am Strand und schauten dem Geschehen auf dem Wasser zu, weil

sie sich den harten Bedingungen nicht gewachsen fühlten. Am Sonntag dann En-

gelswetter für alle Segler. Wind aus Nordost, zwischen zehn und 17 Knoten, dazu

Sonnenschein pur. Es wurden vier Regatten gestartet, in denen sich Jansen/Sieb-

recht (CKA/LYC) sehr überzeugend mit drei Tagessiegen und einem dritten Platz an

die Spitze der Wertung segelten. Die Bedingungen am Montag waren wieder völlig

anders. Schwache Winde um die fünf Knoten und dazu keine kons tant erkennbare

Richtung ließen der Wettfahrtleitung keine andere Möglichkeit, als die Katamarane

am Strand zu lassen. Große Freude beim Sieger Knud Jansen. „Da muss ich erst

50 Jahre alt werden, um endlich deutscher Meis ter

zu werden, aber genauso freue ich mich für meine

Vorschoterin Merle. Es zeigt mir, dass die Jugend in

der Hobie-16-Klasse eine echte Chance hat, schon

früh sehr erfolgreich zu sein. Das ist großartig und

wird hoffentlich in der nächsten Zeit noch mehr

Nachwuchs in unsere tolle Klasse bringen.“ Neben

der deutschen Meisterschaft der Hobie 16 fanden

im Rahmen der Flens Super Sail Tour in Grömitz

auch Ranglistenregatten der Hobie-14-Klasse statt,

die Jörg Stoltenberg für sich entscheiden konnte.

Neu im Programm der von der Segelagentur ProSail

Sail Events organisierten Tour war die Kielbootklas-

se der J-24. Schon im ersten Jahr war das Feld mit

20 Yachten sehr gut besetzt. Die nächsten Termine

sind: Kellenhusen: 11.-12. Juli 2009, Fehmarn Rund:

14.-16. August 2009 und das Flens Final Race auf

Sylt: 21.-23. August 2009

INFO WWW.PROSAIL.DE

flens super sail tour Text Jens Hannemann © Foto Tom Körber

shorttrack

Page 23: Sailing Journal 03/2009

Die Palma Vela, als erste Regatta der Saison für Maxi-Yachten ins Leben gerufen, empfi ng in

diesem Jahr erstmalig auch die TP52-Klasse. 200 Maxis, von der 143-Fuß-Wally ESENCE über

die brandneue RAN II von Judel/Vrolik bis hin zu den Mini-Maxis wie CONTAINER und de-

ren Schwesterschiff LUNA ROSSA, beides State-of-the-Art-Yachten in ihrer Klasse. Mit am Start

auch die TP52, allen voran die MADATOR, der die größten Siegchancen zugetraut wurden. Jo-

chen Schümann war als Taktiker an Bord der OPEN SEASON ebenso dabei wie Karol Jablonksi

auf der CONTAINER. Wie es der Wetterbericht vorausgesagt hatte, blieben die Bedingungen

schwierig und schwankend. Es wurden eine Langstreckenfahrt und mehrere Rennen dicht unter

der Küste durchgeführt. Die CONTAINER landete zum Schluss auf dem zweiten Platz. Beson-

ders auf der Langstrecke konnte die Yacht ihr Speedpotenzial voll ausspielen. Knapp geschla-

gen geben musste sie sich nur der LUNA ROSSA. Auf dem dritten Platz landete die RAN II.

Bei den Maxi-Racern belegte die OPEN SAISON hinter der FAVONIUS den zweiten Platz, wäh-

rend die Y3K von Claus Peter Offen auf dem dritten Platz segelte. Bei der Wallywertung sah

die Reihenfolge dann folgendermaßen aus: Auf dem ersten Platz kam die OPEN SAISON vor

der Y3K ins Ziel. Bei den TP52s blieb es bei dem schon vorausgesagten Sieg der MATADOR.

palma velaText Denis Grau © Foto Nico Martinez

Besser hätten sich die Regattasegler ihren Saisonauf-

takt beim Kieler Yacht-Club in Strande nicht vorstel-

len können. Gute Wetterbedingungen mit konstantem

Wind und Sonne sowie eine reibungslose Organisation

lieferten die Voraussetzung für hochklassigen Segel-

sport und spannende Wettfahrten bis zum letzten Tag.

Bei rekordverdächtigen 100 gemeldeten Yachten mit

800 Seglern stimmte nicht nur die Masse, sondern

auch die Klasse bei der Mai Offshore Regatta. Mit

Thomas Brügge stand in der Gruppe ORC Internati-

onal I am Ende ein Mitglied des Kieler Yacht-Clubs

ganz oben auf dem Siegerpodest. Brügge segelt mit

seinem Team der EXTASY bereits seit mehr als zehn

Jahren zusammen, mit seiner X-41 geht er in die drit-

te Saison. „Wir haben die EXTASY nicht auf die ORC-

Vermessungsformel hin optimiert, sondern im Hinblick

auf die X-41-Klassenregeln, da wir zur Kieler Woche

mit der X-41-Europameisterschaft unseren Saisonhöhe-

punkt segeln werden. Die MAIOR haben wir als erstes

Training unter Wettkampfbedingungen genutzt und

sind mit dem Resultat sehr zufrieden“, so ein sicht-

lich gut gelaunter Thomas Brügge nach dem Ende der

Wettfahrten am Sonntag. Brügge hatte die KÖNIG &

XIE (X-41) mit Steuermann Sven-Erik Horsch (KYC) als

Gegner und konnte im direkten Vergleich am letzten

Regattatag die Führung übernehmen. „Wir hatten am

Sonntag zwei sehr gute Starts und haben den Vor-

sprung jeweils bis ins Ziel gehalten“, gab Brügge die

Begründung für den Gesamtsieg in Gruppe ORC I. Die

X-41 ist eine relativ neue Einheitsklasse, bei der bau-

gleiche Boote ohne Verrechnungsformel gegeneinan-

der segeln. Die Europameisterschaft wird im Rahmen

der Kieler Woche vom 24. bis 28. Juni ausgesegelt.

In der Gruppe ORC II hatte Oliver Leu allen Grund

zur Freude. Mit 0,5 Punkten Vorsprung hatte Leu am

Sonntag mit seiner X-37 CG MER die Nase vorn. Wie

erwartet konnte Detlev Amlong in der Gruppe ORC III/

IV mit der FROSCHKÖNIG gewinnen und fuhr einen

sicheren Gesamtsieg mit acht ersten Plätzen heraus.

Auf dem Programm der Crew stehen jetzt die Frühjahrswoche in Flensburg, die Kieler

Woche und im Anschluss die Deutsche Meisterschaft zur Flensburger Herbstwoche.

Zusammen mit den ORC-Klassen kämpften die Einheitsklassen X-35 und X-99 in ihren

international besetzten Feldern auf der Seebahn um die Plätze. Die Mannschaft der

XEN von Torsten Bastiansen präsentierte sich bei der MAIOR in Topform und gewann

die Regatta vor der JUST4 FUN aus den Niederlanden. Bei den X-99ern hat X-99-Spe-

zialist und -Weltmeister Christian Soyka mit fünf ersten Plätzen souverän gewonnen.

Auf der Innenbahn in der Strander Bucht lieferten sich die kleineren Einheitsklassen

spannende Rennen. In der Klasse Melges 24 kam Oliver Schwall mit der RAT PACK auf

den ersten Platz. Der Tornado-Weltmeister aus dem Jahr 1993 ist vor zwei Jahren in die

Melges 24 eingestiegen und holte mit seiner Crew im vergangenen Jahr den deutschen

Meistertitel. Mit 16 Schiffen hatten die Platu 25 in den Einheitsklassen die größte Mel-

dezahl. Vorjahressieger Ingo Lochmann ließ die dänische Konkurrenz hinter sich und ge-

wann die MAIOR 2009 genauso wie Martin Menzner mit der PIKE in der J80-Klasse. Er

war zum vierten Mal am Start und hat die MAIOR genauso häufi g gewonnen. Ebenfalls

wie im vergangenen Jahr lag Bernd Zeiger auf seiner SEXTANTEN im Feld der X-79er

am Ende ganz vorn. Der Laser SB 3 feierte im vergangenen Jahr zur MAIOR Premiere.

Die Klasse war auch in diesem Jahr mit fünf Schiffen dabei und Reinhard Schröder plat-

zierte die ISABELLA I nach zwölf Wettfahrten auf dem ersten Platz.

„Die MAIOR hat ihrem Namen als Auftaktregatta im Yachtsport alle Ehre gemacht. Viele

hochklassige Segler waren mit ihren Yachten am Start und die Leistungsdichte war sehr

hoch, sodass teilweise wenige Meter Vorsprung über Sieg oder Niederlage entschieden

haben. Nach diesem geglückten Saisonstart laufen nun die Vorbereitungen zur Kieler

Woche auf Hochtouren, bei der der erste Startschuss bereits in weniger als sechs Wo-

chen fallen wird“, zeigte sich der Chef der Seebahn vom Kieler Yacht-Club, Ecki von

der Mosel, zufrieden mit dem Verlauf der Wettfahrten auf der Kieler Förde.

maiorText Denis Grau © Foto Kieler Yacht Club

44

shorttrack

Page 24: Sailing Journal 03/2009

„Klingender Rum“: Mehrere Tausend ausgebildete Musiker,

die keine Arbeit fi nden, schlagen sich auf Kuba als Straßen-,

Restaurant-, Platz- oder Malecon-Musiker durch, wie dieses

Trio an der Mercaderes in Habana Vieja.

AMBOS mundos

„ICH BIN SEIT PEARL HARBOUR

AN VIELEN ORTEN GEWESEN.

IRGENDETWAS GEFIEL MIR AN

JEDEM VON IHNEN. SOGAR AN

LAS VEGAS. ABER ES GIBT NUR

EINE STADT, NACH DER ICH

MICH SEHNE.“

(Jack Weil im Sydney-Pollack-Streifen „Havanna“ mit R. Redfort und L.Olin)

T R A V E L C U B A | D E R W I L D E W E S T E N

46

Page 25: Sailing Journal 03/2009

Als schließlich feststand, dass auch die ARUBA nicht umhinkam, Schutz zu suchen,

wählte der einheimische Skipper der Crew das in der Nähe gelegene Inselchen Cayo

Sal, an dessen Küste sich die Wellen schäumend brachen, über die der Wind pfi ff, der

den einzigen auf dem Eiland stehenden Baum, eine Palme, bog. Plötzlich nahm das Ver-

hängnis – unbemerkt zunächst – seinen Lauf: Der Anker der in Leegerwall zu einem

gefährlichen Riff liegenden ARUBA slippte. Eine Ankerwache gab es nicht an Bord.

So kam, was kommen musste. Der einen knappen Meter tief gehende Segelkat trieb,

von der Crew unbemerkt, binnen Sekunden in Richtung eines nahen, dicht unter der

Wasseroberfl äche befi ndlichen Korallenriffs – und schlug sofort Leck. Die Schrauben

der zwei 18 PS starken Motoren wurden beschädigt und beim Versuch, unter schnell

Anlaufpunkt für Yachten im „Wilden Westen“ vor der Südküste Kubas: Geschützte Ankerbucht

zwischen Playa Sirena und Airport auf Cayo Largo, Teil des Archipiélago de los Canarreos.

D er Notruf erreicht die EL GAMBIO gegen Mit-

ternacht. Abends hatte die Crew der schlan-

ken, vierzehn Meter langen Segelyacht den

Anker vor der kleinen Insel Cayo Guano del Este gleich

südlich des zur Schweinebucht gehörenden Sperrge-

bietes fallen lassen, um sich in fi nsterer Nacht vor dem

immer stärker auffrischenden Wind aus West schützen

zu können. Nun schläft alles an Bord, so gut das eben

geht, wenn der Wind in den Wanten und Stagen sein

Lied singt und der Rumpf auf den Wellen tanzt. Nur

der Skipper Santiago Perez Linares wacht. Als die Stim-

me aus dem Bordlautsprecher ertönt, eilt der 46-Jährige

zum Funkgerät. Ein Seenotfall. Linares handelt sofort.

Alle Mann an Deck. Routiniert startet der Skipper den

Marinediesel, geht Anker auf und nimmt direkten Kurs

durch die stampfende See auf das rund neun Seemei-

len entfernte Cayo Sal, südlichstes Eiland der Cayos-

de-Dios-Gruppe. Dort liegt die ARUBA, ein Segelkata-

maran, dessen Besatzung den Notruf abgesetzt hatte.

Noch auf dem Weg zum hilfsbedürftigen Kat klärt Skip-

per Linares die verschlafen an Deck taumelnde Crew

der EL GAMBIO auf: Die Charter-Mannschaft des Se-

gelbootes vom Typ Fountaine Pajot Athena 38 war wie

die EL GAMBIO auch bei gutem Segelwetter von Ci-

enfuegos im Südwesten Kubas gestartet. Beide Yachten

wollten möglichst bald die etwa 80 Seemeilen entfernte

Marina Marlin auf der südwestlich liegenden, lang-

gestreckten Insel Cayo Largo erreichen, als der Wind

stetig auffrischte und die Wellenhöhe deutlich zunahm.

Statt wie der Monohull einen sicheren Platz zum An-

kern zu suchen, wollte die Besatzung des 11,60 Meter

über alles langen Kats „Meilen fressen“. Die falsche

Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.

„DIES TIER – MEERESBEWOHNER UND RÄTSELVOLL –

HAT EINE WEISSE KRONE AUS KRISTALLEN. SEIN

SCHWANZ IST GRÜN, DER RÜCKEN BLAU / DER BAUCH

AUS KOMPAKTEN KORALLEN / DIE WIRBELSTURM

FLOSSEN SIND GRAU. IM AQUARIUM HÄNGT DIESE

INSCHRIFT HIER: VORSICHT, BISSIGES TIER.“

(Nicolás Guillén. Der kubanische Nationaldichter verglich Kuba mit einem Krokodil.)

Text & Fotos Matt. Müncheberg. Matt. lebt und arbeitet in Berlin-Fried-

richshagen, wo er eine Mediaagentur mit dem Schwerpunkt Maritimes

betreibt. Der begeisterte Segler berichtete für das Sailing Journal bereits

aus vielen Ländern der Welt. Kontakt: www.muencheberg-media.com

48

Page 26: Sailing Journal 03/2009

Alltags-Szenen vor den Stufen des Capitolio, einer genauen Kopie des

Washingtoner Vorbildes: Ein altes Caddy-Cabrio lädt zu einer stilvollen

Stadtrundfahrt ein. Wer will, kann sich mit einer über 100 Jahre alten

Faltenbalg-Kamera ablichten lassen. Belichtet wird freihand, entwickelt vor Ort.

Page 27: Sailing Journal 03/2009

Vier Plätze sollte man in Habana Vieja gesehen haben: Neben dem Plaza de Armas sind das der neugestaltete Plaza de San Francisco,

der fast fertig sanierte Plaza Vieja und – im krassen Gegensatz dazu - der völlig heruntergekommene, noch unsanierte Plaza del Cristo.

gehissten Segeln doch noch freizukommen, rutschte

der Kat nur noch mehr auf die scharfzackige Un-

terwasserbank. Aus dem stolzen Segelschiff ARUBA

war binnen kürzester Zeit ein löchriges Wrack ge-

worden, das aufgegeben werden musste. – Dass das

Segeln im Karibischen Meer südlich Kubas zwischen

der Halbinsel Yucatan im Westen, Jamaica im Süden

und dem östlich vorgelagerten Hispaniola nicht im-

mer ganz ungefährlich ist, bestätigt auch Adolf Plat-

ten. Seit acht Jahren betreibt der 68-jährige Segler

eine von insgesamt zwei auf Kuba ansässigen Yacht-

charteragenturen in Cienfuegos, zu der auch die ha-

varierte ARUBA zählte. „Kuba ist seglerisch ein sehr

anspruchsvolles Revier“, sagt Platten, der im Jahr

2002 den Charterbetrieb mit nur drei Segelbooten

auf der größten Karibikinsel begann und 2009 bereits

elf Boote vermietet. Nun sind es – ohne die ARUBA

– nur noch zehn. Schon Alexander von Humboldt

beschrieb den Umriss Kubas – ebenso wie der kuba-

nische Nationaldichter Nicolás Guillén – als Krokodil:

gefährlich und bedrohend. Der drahtige Geschäfts-

mann sieht das ähnlich: Er begründet die Gefährlich-

keit des Reviers mit dem Auftreten von Hurricans in

den späten Sommermonaten, teils starken Winden,

der spärlichen Betonnung, vor allem aber mit den

unzähligen Untiefen und Riffs inmitten des Archipels.

Aus diesem Grund erließ Platten für seine Charter-

yachten auch ein generelles Nachtfahrverbot für das

Befahren von Riffzonen. Es sei denn, ein einhei-

mischer Skipper ist mit an Bord – der einfach zum

Boot dazu gebucht werden kann. Doch selbst dann

ist Vorsicht geboten, wie der Fall der ARUBA zeigt:

Trotz eines erfahrenen Schiffsführers an Bord musste

diese Crew abgeborgen werden – und flog unver-

richteter Dinge zurück nach Hause.

Kuba und das Meer – das Meer und Kuba. Verschmol-

zen zu einer Ansicht. Und zu Tragödien: „Wird das Meer

nie fortgehen?“, fragt Zoé Valdés in ihrer wütenden Lie-

beserklärung an das Land ihrer Väter. „Warum, anstatt

sich zurückzuziehen, steigt es im Gegenteil noch an, tritt

über seine Ufer, lässt die Mauer verschwinden, die Häu-

ser, raubt Gegenstände und Menschenleben? Für welche

Sünde fordert das Meer immer erbitterter einen immer

größer werdenden Tribut ein? Warum geht das Meer

nicht fort, warum verschwindet es nicht, und da, wo es

einmal war, wachsen Blumen? […] Das Meer hat in letzter

Zeit eine Stinkwut. Und wegen des Meeres war Hernia,

meine Nachbarin, in Behandlung in einer Tagesklinik für

Geisteskranke, weil sie im Parterre wohnt und das Meer

beim Wirbelsturm des Jahrhunderts bei ihr eingedrungen

ist und die Wohnung bis zur Decke unter Wasser gesetzt

hat, und sie hat ihre Möbel verloren, […] den Farbfernse-

her – jetzt kann sie nicht mehr die brasilianische Teleno-

vela sehen, wenn Licht ist; […]“ Das Meer ist Segen und

Fluch für die Kubaner gleichermaßen: Es spült Touristen

an die weißen Strände und in die alten, halb zerfallenen

Städte. Nur dass die Einheimischen an die meisten die-

ser Strände auf den Hunderten vorgelagerter Inseln und

Inselchen nicht dürfen. Und dass sie in den alten abge-

wohnten Häusern dauerhaft leben müssen. Das Meer

verbindet gleich oberhalb von Matanzas und Cárdenas

über die Meeresstraße von Florida das Krokodil Kuba mit

Key West, unweit davon reihen sich schon wie Perlen auf

eine Schnur Miami Beach, Hollywood, Fort Lauderdale

und Boca Raton aneinander, so nah und doch so uner-

reichbar fern … Wir hörten von einer deutschen (männ-

lichen) Segelchartercrew, die abends kubanischen Da-

menbesuch an Bord hatte: Natürlich fl og das Tête-à-Tête

auf. Auf Kuba gibt es viele Augen. Die Segler wurden

ausgewiesen. Und die Frauen? Die kamen ins Gefängnis.

„ALLES, WAS WIR ÜBER HAVANNA WUSSTEN, WAR, DASS DIE LICHTER AUF

DEM PRADO NIEMALS ERLOSCHEN UND DASS MAN EINE VERDAMMT GUTE

CHANCE HATTE, DORT DIE BESTE ZEIT SEINES LEBENS ZU VERBRINGEN.“

(Jack Weil im Sydney-Pollack-Streifen „Havanna“ mit R.Redfort und L.Olin)

52

cuba travel

Page 28: Sailing Journal 03/2009

INFO KUBA Nur zwei Charterfirmen mit insgesamt etwa 15

Yachten – Monohulls und Kats – bieten zurzeit ihre Dienste

auf Kuba an. Beide befinden sich in der Bahia de Cienfuegos,

von den Kubanern „Refugio acabo a la tierra“ genannt: Refugi-

um, von Land umgeben. Die Yachten von Platten Sailing liegen

in der Marina Marlin, Kontakt: Calle 35 s/n e/ 6 y 8, Punta

Gorda, Cienfuegos. Tel. + 53 43 515230. E-Mail: sailcuba@

enet.cu. Internet: www.platten-sailing.de. Die Schiffe von Plat-

ten Sailing Kuba können auch über Master Yachting Deutsch-

land gechartert werden, Internet: www.master-yachting.de.

Am Fuße des Club Nautico Cienfuegos, einem prachtvollen,

sanierten Kolonialbau, der heute für Musikveranstaltungen

genutzt wird, liegt die Marina Alboran, nur einen Steinwurf

entfernt Richtung Norden. Hier hat die kleine Yachtcharterfir-

ma Alboran Charter-Bluesail Caribe ihren Sitz. Kontakt: Tel. +

53 43 556119. E-Mail: [email protected]. Internet:

www.alboran-charter.com.

BUNKERN Einiges erhält man preiswert im marinaeigenen Shop

(Rum, Getränke, einige Gemüse, wie etwa Weißkohl). Brot gibt

es in Cienfuegos, etwa zehn Minuten mit einer – preiswerten –

Kutsche entfernt. Eier gibt es gegen CUC/Pesos Convertible auf

dem Schwarzmarkt. Bewährt hatte sich, dass wir Kaffee, Dauer-

wurst, Pasta und Saucen mitgenommen hatten. Beim Club Nau-

tico gibt es eine preiswerte Scootervermietung, wer es auf dem

Wasserweg zeitlich nicht einrichten kann, fährt mit dem Zweirad

durchs Land nach Trinidad.

LITERATUR Küstenhandbuch Kuba – Der Süden / mit Havanna,

von Bernhard Bartholmes, Edition Maritim; Das tägliche Nichts,

von Zoé Valdés, btb; Cuba, DuMont.

HINKOMMEN Etwa mit Air France ab Paris CDG nach Havan-

na José Martí International Airport, von dort mit einem Shuttle

zur Marina.

TIPP Unbedingt ein paar Zusatztage in Havanna einplanen,

etwa im Hotel Ambos Mundos („Beide Welten“) in der Calle

Obispo/Ecke Mercaderes. Der Besuch des Terrassencafés auf

dem Dach bietet gratis einen guten Rundumblick über die

Altstadt sowie zum Castillo de los Tres Reyes del Morro. Die

besten Pina Coladas gab es auf dem Dach des Santa Isabel an

der Plaza de Armas und in der Havanna-Club-Bar im Museo

del Ron an der San Pedro.

Oben: Blick von Osten auf die Marina Gran Caribe Cayo Largo, Port of Entry mit 45 neuen Liegeplätzen und einer gemütlichen Hafenbar.

Mitte: Schaf im Wolfspelz: Unter den Hauben der alten Ami-Schlitten, wie hier auf dem Prado in Cienfuegos, stecken oft Lada- oder

Wolga-Maschinen, Motoren aus russischer Produktion.

Niemand kann heute, Mitte 2009, mit Bestimmtheit

sagen, was die nähere Zukunft der größten Karibikin-

sel bringen wird. Wahrscheinlich erst einmal – nichts.

Jedenfalls nichts wirklich Neues. Denn insbesondere

den älteren Exilkubanern gehen die neuerdings von

US-Präsident Obama beschlossenen Lockerungen im

Umgang zwischen den USA und Kuba viel zu weit. Sie

verweisen auf anhaltende Menschenrechtsverletzungen

auf der Karibikinsel, auf Verfolgung von politisch Op-

positionellen sowie auf eine stark eingeschränkte Infor-

mations-, Versammlungs- und Reisefreiheit. Das dürfe

nicht unterstützt werden, weder durch Besuche noch

durch Devisen. Etwa 1,5 Millionen Ex-Kubaner leben

in den USA. Auch auf ihre – durchaus einfl ussreichen

– Stimmen ist der neue US-Präsident angewiesen. Des-

halb, so sagt man in Havanna, werde sich Obama wohl

zunächst nicht für weitergehende Embargolockerungen

einsetzen. Ganz anders sieht das die kubanische Ju-

gend. Die begrüßt die Lockerungen der Sanktionen –

und hofft auf eine Erlösung aus Lethargie, Armut und

Mangelwirtschaft. Solange sich jedoch der Status quo

der Karibikinsel nicht ändert, bleibt Kuba, neben allen

auf der Insel herrschenden Problemen, ein Paradies für

Segler. Zwar längst kein Geheimtipp mehr, aber immer

noch einzigartig, was Natur, Land und Leute betrifft.

Hier ist (noch) nichts zu spüren von überfüllten Häfen,

lauten und überteuerten Touri-Promenaden und vom

„Massenphänomen“ Yachtcharter. Segler haben jeden

Tag aufs Neue die Chance, in Kontakt zu den zumeist

sehr freundlichen und aufgeschlossenen Einheimischen

zu treten. Oder die Einsamkeit zu suchen – und auch

zu fi nden, etwa zwischen den tausend kleinen unbe-

wohnten Inseln und Cayos südlich der Hauptinsel, im

Archipielago de los Jardines de la Reina im Osten (Teil

zwei unserer Reportage Travel Cuba 2010) und im

westlich gelegenen Archipielago de los Canarreos von

Punta del Este bis zur Insel Juventud, unserer ersten

Törnstrecke durch ein Revier, „in dem die Seglerseele

die Beine baumeln lassen kann, wo Wind, Wasser und

Gezeiten einen ganz eigenen Rhythmus haben“, wie

Bernhard Bartholmes im Vorwort zu seinem „Küsten-

handbuch Kuba“ so treffend formuliert. Hier schlägt abends der Puls der Stadt: Die 1926 fertiggestellte Uferpromenade Malecón verbindet

Habana Vieja mit dem Centro Habana, Vedado und dem ehemaligen Millionärsviertel Miramar.

54

cuba travel

Page 29: Sailing Journal 03/2009

SEACART 30 FCRNach dem großen Erfolg des Karbontrimarans

Seacart 30 Grand Prix hat die schwedische

Werft OceanlakeMarine eine tourentaugliche

Version der spartanischen Rennkiste vorgestellt:

den Seacart 30 FCR Folding Club Racer. Der in

Epoxy gebaute Seacart 30 lässt sich von einer

Breite von 4,5 Meter auf eine Breite von 2,5 Meter zusammenklappen und passt somit

gleichermaßen auf einen Straßentrailer als auch in einen 40-Fuß-Container. Mit einem

tourenfähigen Gewicht von knapp 1.300 Kilogramm verspricht der Seacart 30 FCR un-

verändert großen Segelspaß auf der Bahn als auch am Wochenende. Preis auf Anfrage.

Für die ersten fünf Bestellungen gibt’s 15 Prozent Rabatt.

INFO WWW.OCEANLAKEMARINE.COM

MACENC NavigationMacENC, das Raster- und Vektorkartenprogramm für den Mac, liegt in der aktuellen Ver-

sion 6.05 vor. Neben kleinen Verbesserungen ist die Unterstützung für Apples iPhone und

den iPod Touch neu: Beide Geräte können Daten mit MacENC zur Navigation austauschen.

Benötigt wird dafür außer der aktuellen Version von MacENC das neue Programm iNavX,

das in Apples iTunes Shop erhältlich ist. Der Preis für MacENC liegt bei 136 Euro.

INFO WWW.HARDSOFT-SEGELN.DE

ORBITBLOCK GenuasystemRonstan bringt passend zu den Orbitblöcken Serie 40 und Serie 55 neue Kunst-

stoffwagen und T-Schienen als Genuaschotverstellung auf den Markt. Die Wagen

laufen auf einer fl achen 25 Millimeter breiten Schiene, die ideal ist für die exakte

Justierung von Genuaschotholepunkten auf kleinen Kielyachten und Sportsboats

bis ca. acht Meter Länge. Die Wagen sind leicht, kompakt und äußerst stabil. Zur

Einführung der neuen Produkte bietet die Firma Kohlhoff ein interessantes Racing Kit

an, das zwei 0,5 Meter lange Racing-Schienen inklusive Kunststoffeinsätzen für die

Befestigungslöcher und Endkappen sowie zwei Rutscher mit Orbitblöcken der Serie

55 beinhaltet. Der Preis für das Racing Kit liegt bei 189 Euro.

INFO WWW.KOHLHOFF-ONLINE.DE

SANTA CRUZ 37Santa Cruz Yachts melden sich mit der neuen Santa Cruz 37 eindrucksvoll zurück.

Der taufrische von Kernan designte Racer/Cruiser führt konsequent die für Santa

Cruz typische Leichtbauweise fort. So bringt es die in Karbon gebaute 37-Fuß-

Yacht im segelfertigen Zustand auf 3,9 Tonnen, bei einem Ballastanteil von 46

Prozent. Wer hinter der ausgeschriebenen IRC-Optimierung ein vergleichbar

langsames Formelschiff vermutet, liegt falsch. Ein Blick aufs Polardiagramm zeigt

Geschwindigkeiten von über 20 Knoten. Preis auf Anfrage.

INFO WWW.SANTACRUZYACHTS.COM

HALLBERG-RASSY 310Ablösung eines Klassikers: Mit mehr als 2000 verkauf-

ten Einheiten des Vorgängers HR 31 tritt die neue

Hallberg-Rassy 310 ein schweres Erbe an. Wie auch

die neue HR 372 kommt die 310 vom Zeichenbrett

Germán Frers’, der durch die Verbindung von

modernen Anhängen und klassischen Linien

eine zeitlose, agile Yacht geschaffen hat. Bei

einer Rumpfl änge von 9,50 x 3,18 x 1,80

Meter verdrängt die Neue, die in gewohnt

hochwertiger Qualität ausgeliefert wird,

4,35 Tonnen. Ein effektives 9/10-Rigg

sowie ein optionales Gennaker/Code-

0-Setup versprechen ansprechende

Segeleigenschaften. Die ganz neue

Hallberg-Rassy 310 wird am Tag

der offenen Tür vom 21. bis 23.

August bei der Werft in Ellös

zum ersten Mal gezeigt. Preis

auf Anfrage.

INFO WWW.HALLBERG-RASSY.COM

produkte

56

Page 30: Sailing Journal 03/2009

„NICHT GEBAUT, UM hinterherzusegeln“PORTRÄT DES WOHL DERZEIT EHRGEIZIGSTEN DEUTSCHEN BIGBOAT-PROJEKTS.

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CONTAINER, CONTAINER ... Da war doch was? Der für eine Rennyacht exotisch klingende Name dürfte vor

allem älteren Regattaseglern ein Begriff sein. CONTAINER, so taufte konsequent der Westerwälder Unterneh-

mer Udo Schütz, einer der weltgrößten Produzenten von Transportcontainern für die Chemieindustrie, alle

seine sechs zwischen 1978 und 1992 gebauten Regattayachten. Die Boote waren bei internationalen Regatten

erfolgreich, Krönung war der Gewinn des Admiral’s Cup 1993 in der 50-Fuß-Klasse mit CONTAINER VI.

container szene

Page 31: Sailing Journal 03/2009

regatta- und technikverliebte Segel-Oldie im Sommer

letzten Jahres in der Welt des Big-Boat-Racings, knapp

15 Jahre nach seinem letzten großen Erfolg, mit einem

Paukenschlag zurück. Eine 65-Fuß-Leichtbaurakete,

konstruiert nach STP 65 Rule (s. Kasten), ist es gewor-

den und sie heißt – wie schon alle sechs Schützschen

Boote zuvor – CONTAINER. „Wir dachten in der Vor-

planungsphase 2007 zunächst an eine sportliche Touren-

yacht, aber nach Gesprächen mit Rolf Vrolijk war das

Thema vom Tisch“, erzählt Sibbert. Vrolijk, vom wohl

bekanntesten deutschen Yachtdesignbüro Judel/Vrolijk

& Co, ist nicht nur verantwortlich für den Riss der neu-

en Schütz-Kreation, sondern quasi auch ein Freund der

Familie. „Rolf hat schon 1979 unseren ‚Blechcontainer‘

modifi ziert und war selbst einige Jahre als Crewmit-

glied auf den von ihm selbst entworfenen Nachfolgern

an Bord“, weiß Sibbert. Außer einem prominenten De-

signer holte sich Schütz für seinen jüngsten Renner

mit der Knierim-Werft aus Kiel eine renommierte, auf

neuesten Kompositbau spezialisierte Werft ins Boot.

Der elfmonatige Bau am Nord-Ostsee-Kanal gerät

zum Teamplay. Ganze Sektionen der neuen CONTAI-

NER wie Kielkasten und Kiel werden in Selters gefer-

tigt und anschließend auf der Knierim-Werft montiert.

„Cormaster“-Wabenstrukturen für Rumpf, Deck und

Schotten sind der wesentliche Werkstoff. Das geballte

Know-how aus beinahe 30 Jahren Regattasegeln habe

Udo Schütz in die Entwicklung des Schiffes einfl ießen

lassen, weiß Bootsmann Tom Swift, der für den segeln-

den Unternehmer die Bauaufsicht gemacht hat. „Wir

hatten in Selters ein eigenes mehrköpfi ges Team, das

mit werkseigenen Maschinen auch komplizierte Werk-

stücke aus Titan und Aluminium herstellen konnte“, be-

richtet Swift. So stammen die Buchsenkonstruktionen

der Püttinge für die Unterdeckaufnahme der massiven

Karbonwanten ebenso vom Werksteam wie auch die

Alu-Karbon-Grundplatten des verstellbaren Mastfußes.

W ar die 43 Fuß lange „Ur-CONTAINER“, ein

Doug-Peterson-Design, noch aus Alu (er

ging bei Schütz als „Blechcontainer“ in die

Annalen ein) und im eigenen Betrieb, der auch Metall-

tanks fertigte, zusammengebaut, so wurden seine Nach-

folger ab 1982 in Komposit gebaut. „Udo wusste, dass

Metall aus Gewichtsgründen gegen die immer leichter

werdenden Kunststoffrümpfe bei Hochleistungsyachten

langfristig keine Chancen haben würde“, sagt Peter Sib-

bert, der bei Schütz seit Ende der 1970er die fi rmenei-

gene Regattasegelei mit aufbaute. Der technikbesessene

Eigner machte sich deshalb so seine eigenen Gedanken

zum Thema und hatte Anfang der 1980er beim Bau sei-

ner zweiten Hochleistungsrennyacht aus Kunststoff die

revolutionäre Idee, den bei Sandwichlaminat bis dahin

üblichen Kern aus Balsaholz oder -schaum durch ein

leichteres Material aus Aramid mit Wabenstruktur zu

ersetzen. Geholfen haben ihm dabei seine exzellenten

Kontakte zur Chemieindustrie, aber auch ein genauso

vom Rennyachtfi eber befallener Leverkusener Unterneh-

mer namens Willi Illbruck. Der ließ sich nämlich 1982

darauf ein, seine PINTA als Schwesterschiff der CONTAI-

NER mit dem neuen Leichtbauwerkstoff bauen zu lassen.

Beide Boote räumten auf den Regattabahnen ab, bewie-

sen damit als Technologieträger die Vorteile des neuen

Produktionsverfahrens. Heute gilt die damals erstmals an-

gewandte Honeycomb-Technologie als Standard im High-

End-Yachtbau. Schütz, der bereits in den Anfängen sein

Engagement im Yachtrennsport immer auch als Marke-

tinginstrument gesehen hatte, sieht sich rückblickend auf

dem richtigen Weg. „Unter anderem durch mein Engage-

ment beim Rennsegeln habe ich in meiner Firmengruppe

Mitte der 1980er einen neuen Geschäftszweig für Leicht-

baustoffe etablieren können“, sagt er. Unter dem Mar-

kenzeichen „Cormaster“ erobert der neue Waben-Leicht-

bauwerkstoff seit 1987 nicht nur den High-End-Yachtbau,

sondern auch die Luft- und Raumfahrtindustrie. Heute ist

der Unternehmenszweig „Schütz Industry Services“ in Sel-

ters zu einem der größten Lieferanten beim Bau großer

ziviler Düsenjets geworden, beliefert unter anderem Air-

bus, wo die neueste Cormaster-Produktgeneration „CN1“

im riesigen A 380 zum Einsatz kommt. In Sachen Segeln

hätte sich der inzwischen 70-jährige Schütz also beruhigt

zurücklehnen können, um sein sportlich und unterneh-

merisch erfolgreiches Lebenswerk aus dem gebührenden

Abstand des Alters betrachten und genießen zu können.

Aber so ist der ehemalige Porsche-Werksrennfahrer

nun mal nicht gemacht. Und deshalb meldet sich der

Text Lukas Petersen © Fotos Lukas Petersen & Team Container

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Page 32: Sailing Journal 03/2009

Neben Jablonski und Wieser gehören noch siebzehn

weitere Profi s und Semiprofi s zur Stammcrew des neu-

en Renners. „Wir haben es über den Winter hinweg

geschafft, die wichtigsten Positionen mit den besten

Leuten, die wir kriegen konnten, zu besetzen“, so Wie-

ser. Darunter sind fast ein Dutzend Leute aus den ehe-

maligen AC-Teams, vom Vorschiffsmann Sofuku Kaz-

hako von BMW ORACLE über Vorwindtrimmer Matti

Paschen vom deutschen AC-Team UNITED INTERNET

bis zum schwedischen Grinder Magnus Augustson vom

italienischen Team LUNA ROSSA.

der CONTAINER für die Mittelmeerkampagne 2009

(s. Kasten) zu werden, zögert er nicht eine Sekunde.

„Ich empfi nde es als willkommene Herausforderung,

auf einem Boot, das den modernsten Stand des derzei-

tigen Rennyachtbaus repräsentiert, eine wichtige Posi-

tion zu besetzen“, sagt der gebürtige Starnberger. Das

sieht auch Karol Jablonski so. „Es ist eine neue, sehr

schnelle Konstruktion, die beim Regattasegeln höchste

Präzision und Erfahrung verlangt“, sagt der Deutsch-

pole, der 1993 mit Schütz den Admiral’s Cup gewann

und jetzt als Taktiker das CONTAINER-Team verstärkt.

AUSSER EINEM PROMINENTEN DESIGNER HOLTE SICH SCHÜTZ FÜR SEINEN

JÜNGSTEN RENNER MIT DER KNIERIM-WERFT AUS KIEL EINE RENOMMIERTE,

AUF NEUESTEN KOMPOSITBAU SPEZIALISIERTE WERFT INS BOOT.

„Auch die Lift- und Verriegelungsmechanik des Hub-

kiels in Titan sowie ein Großteil der Sensortechnik

und der Hydraulik, die beim Segeln für die Vorspan-

nung von Rigg und Mast benötigt wird, kommen aus

Selters“, sagt der gebürtige Engländer Swift. Am Ende

hätte der detailversessene Schütz sogar die Lastwerte

der gesamten Konstruktion von dem auf Strukturbe-

rechnungen spezialisierten US-Ingenieursbüro „SDK

Structures“ nochmals durchrechnen lassen, so Swift.

„Was mich aber wirklich stolz macht, ist die Tatsa-

che, dass der Rumpf so federleicht geraten ist“, er-

klärt Swift. Die Zahlen sind für eine Rennyacht von

20 Meter Baulänge beeindruckend. Bei 13,4 Tonnen

Gesamtgewicht entfallen auf Rumpf mit Beseglung ge-

rade mal 4,2 Tonnen, das restliche Gewicht von 9,2

Tonnen steckt in der Verbindung aus Kielfi nne (2,2

Tonnen) und Kielbombe (7 Tonnen), die dem Renner

einen Tiefgang von 4,80 Meter beschert. „Hier macht

sich bemerkbar, dass das neue „Cormaster-CN1“-Ma-

terial bei gleicher Festigkeit nochmals um 15 Prozent

leichter ist“, sagt Swift. Der Leichtbauwerkstoff ist eine

von der Schütz-Gruppe eigens entwickelte sechseckige

Aramid-Wabe, die als ca. 38 Millimeter starker Sand-

wichkern von zwei in weiten Bereichen des Rumpfes

nur einen Millimeter starken Außenschichten Karbon

umhüllt wird. Im großen Knierim-Ofen wurde diese

Verbindung unter Vakuum gesetzt und dann bei 85

Grad gebacken. Herausgekommen ist dabei ein extrem

leichter, gleichzeitig aber auch extrem steifer Rumpf.

Schon bei den ersten Probeschlägen im September

2008 auf der Kieler Förde zeigt sich, dass viel Poten-

zial im Schiff steckt. Bei der allerersten Regatta vor St.

Tropez im Herbst 2008 wird aber auch deutlich, dass

dieses nur von einer hochkarätigen Profi crew richtig

ausgereizt werden kann. Während der Winterpause

sucht Udo Schütz deshalb nach geeigneter Verstärkung

für die künftige Stammcrew. Erneut macht sich dabei

sein über Jahrzehnte gewachsenes Beziehungsnetzwerk

in der deutschen und internationalen Regattaszene be-

zahlt. „Viele von uns sind irgendwann schon einmal auf

einer seiner Yachten unterwegs gewesen“, sagt Markus

Wieser. Als der Matchrace-Champion von Schütz per-

sönlich das Angebot bekommt, künftiger Steuermann

62

container szene

Page 33: Sailing Journal 03/2009

Dass besonders AC-Profis mit von der Partie sind, ist

in zweierlei Hinsicht nicht verwunderlich. Zum Ersten

sind viele von ihnen inmitten des derzeitigen Cup-

Chaos froh über eine neue bezahlte Beschäftigung,

zum Zweiten gleichen die Arbeitsabläufe an Bord ei-

ner STP 65 wie der CONTAINER zu großen Teilen de-

nen auf einem Cupper. „Wie auch beim AC hat hier

jedes Crewmitglied einen genau definierten Einsatzbe-

reich an Bord“, erklärt Jablonski. Matti Paschen zum

Beispiel: Wenn Wieser im Training auf einem Up-and-

down-Kurs im Mittelmeer bei gut drei Beaufort an der

Kreuz mit bis zu zwölf Knoten Fahrt Richtung Luv-

tonne unterwegs ist, ist das auch Paschens Verdienst.

Während ein Großteil der Crew auf der Luvkante

ausreitet, hockt der Hamburger als Amwindtrimmer

zusammengekauert im leeseitigen Cockpit und hat

ständig die 104 Quadratmeter große North-Sails-Fock

im Blick, holt oder fiert bei Bedarf zentimetergenau

nach, kommuniziert mit dem Großsegelgrinder Jens

Mack, der wiederum nach Absprache mit dem Groß-

segeltrimmer Hartwell Jordan das 160-Quadratmeter-

Großsegel nachführt. Bei jedem Fieren geht dann ein

knarrendes Ächzen durchs Schiff, wenn die Vibra-

tionen der mächtigen Harken-990er-Winschen vom

weitgehend leeren Rumpf wie von einem Resonanz-

körper verstärkt werden. Noch spannender wird es

an Bord, sobald die Luvtonne gerundet ist und es auf

Vorwindkurs zur 1,7 Seemeilen entfernten Leetonne

geht. Downwind kann eine STP 65 mit ihrem gleitjol-

lenartigen Unterwasserschiff bis zu 30 Knoten im Surf

erreichen – entsprechender Wind vorausgesetzt. Die

CONTAINER hat diese mythische Marke schon fast

geknackt. „Beim Frühjahrstraining vor Mallorca hatten

wir schon 28 Knoten auf der Uhr“, erinnert sich Peter

Sibbert. Soll es aber auch auf einer Regatta so richtig

„abgehen“, muss die Vorwindbeseglung schnell oben

sein und einwandfrei stehen. „Um das riesige asym-

metrische Gennaker (410 Quadratmeter) zu setzen,

müssen die Grinder fast 30 Meter am Stück wie um

ihr Leben kurbeln“, sagt Wieser.

Wie eine Riesenschlange kommt der über 30 Meter lange

gefaltete Gennakerschlauch dann aus einem offenen Vor-

schiffsluk hervor. Blitzschnell hat ihn danach „Fuku“, so

der Spitzname des japanischen Vorschoters, am gut zwei

Meter langen Bugspriet aus Massivkarbon eingeklinkt.

WIE EINE RIESENSCHLANGE KOMMT DER ÜBER 30 METER LANGE

GEFALTETE GENNAKERSCHLAUCH AUS EINEM OFFENEN VORSCHIFFSLUK HERVOR.

64

container szene

Page 34: Sailing Journal 03/2009

Alles muss bei diesem Präzisionsmanöver auf Anhieb si-

cher klappen. „Fällt der Gennaker ins Wasser, kann es

sein, dass wir ihn hinterher zu Stückchen zerfetzt he-

rausziehen“, bemerkt Wieser und fügt hinzu, „schon um

solch einen sehr kostspieligen Materialverschleiß zu ver-

hindern, kannst du ein solches Boot im Prinzip nur mit

Spitzenleuten fahren.“ Nur Cracks schafften es außer-

dem, ein Schiff so richtig schnell zu machen, wenn es

bei Regatten um Meter und Sekunden ginge, so Jablon-

ski. „Dann müssen 20 Leute unter erheblichen Stress wie

ein einziges großes Uhrwerk funktionieren“, sagt Jablon-

ski, der das spanische AC-Team ins Halbfi nale steuerte.

Wer ihn kennt, weiß, dass der 47-Jährige ungern etwas

dem Zufall überlässt. Und so versucht Jablonski, der

als Taktiker in Absprache mit Wieser bestimmt, wann

jeweils welches Manöver eingeleitet wird, bei jedem

Training das Letzte aus allen herauszukitzeln, um alle

Abläufe noch einen Tick fl üssiger und schneller zu be-

kommen. Dank intensiver Frühjahrstrainingseinheiten

vor Palma und Valencia sei man inzwischen in allen Be-

reichen auf gutem Wege, erklärt Jablonski, fügt dann

aber mit einem Lächeln einschränkend hinzu: „Aber ab-

gerechnet wird am Ende, wenn die Resultate da sind.“

Auch Eigner Udo Schütz, bei den kommenden Regatten

oft selbst mit an mit Bord, wird am Ende einer langen

Saison im Mittelmeer „abrechnen“, wird mehr darüber

wissen, ob sich sein millionenschweres Engagement ge-

lohnt hat. Mit dem bisher Erreichten ist der Initiator des

derzeit einzigen deutschen Bigboat-Projekts jetzt, An-

fang des Sommers, hochzufrieden. „Wir verfügen über

ein hochklassiges, gut eingespieltes Team und ein Boot,

das punkto Design und Ausrüstung „State of the Art“ ist

und dessen Tune-up rechtzeitig vor Beginn der Saison

erfolgreich beendet werden konnte“, sagt Schütz. Und

so hofft er, mit der siebten von ihm gebauten CONTAI-

NER seinem dritten Segelfrühling zu erleben.

BOOTSDATEN

Typ: STP 65

Länge: 20,01 Meter (65 Fuß)

Breite: 4,80 Meter

Tiefgang: 4,80 Meter

Gewicht: 13.400 Kilogramm

Masthöhe: 34 Meter

Segelfl äche am Wind: 160 Quadratmeter

(Großsegel) und 104 Quadratmeter (Fock)

Gennaker: 410 Quadratmeter

Besatzung: ca. 18 - 20 Mann

Konstruktion: Judel / Vrolijk & Co.

Bauwerft: Knierim Yachtbau GmbH

STP 65 – DIE NEUE KLASSE

Eine Allianz, bestehend aus speedsüchtigen Regatta- und Designerfreaks im Umfeld der beiden US-Tra-

ditionssegelklubs „Storm Try Sail Club“ aus Larchmont (New York) und „Transpacifi c Yacht Club“ (Los

Angeles), bekannt durch seine TP52-Klasse, sind die „Väter“ der neuen extrem schnellen und hochsee-

tauglichen Bootsklasse „Storm Trysail Transpac 65“, kurz STP 65. Eine als „Box Rule“ ausgelegte Ver-

messungsregel bringt von ihrer Performance her sehr vergleichbare Einzelbauten hervor, lässt aber den

Konstrukteuren noch genug gestalterischen Freiraum. STP-65-Yachten dürfen einen Bugspriet und müs-

sen einen bis auf drei Meter aufholbaren Hubkiel haben, um bei Langfahrten auch in fl achere Häfen

einlaufen zu können, außerdem lässt die Klassenregel nur ein vorbalanciertes Zentralruder zu. Schon die

erste von Reichel/Pugh gezeichnete STP 65 des Silicon-Valley-Millionärs Roger Sturgeon namens ROSE-

BUD zeigte mit dem Gewinn des Hochseeklassikers Sydney Hobart Ende 2007 das Potenzial des neuen

Bootstyps auf. Mittlerweile existieren fünf STP-65-Neubauten, darunter auch die in Europa realisierten

CONTAINER und LUNA ROSSA (Prada). Drei weitere Projekte sind derzeit in Planung, verzögern sich

aber bislang in der Fertigstellung aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise.

REGATTAKALENDER DER CONTAINER

Teils zusammen mit seinen STP-65-Schwestern ROSEBUD, MONEYPENNY, NUMBERS und LUNA ROS-

SA, teils aber auch in mit sogenannten „Mini-Maxis“ bestückten IRC-Klassen wird die CONTAINER die-

sen Sommer bei den folgenden Veranstaltungen regattieren.

13.–20. Juni Giraglia Rolex Cup (Langfahrt: Südfrankreich–Korsika–Genua)

03.–08. Juli Copa del Rey (Mallorca)

06.–12. September Maxi Yacht Rolex Cup (Sardinien)

ab 14. Oktober Rolex Middle Sea Race (Malta)

INFO WWW.CONTAINERSTP65.COM, WWW.STP-65.ORG

container szene

Page 35: Sailing Journal 03/2009

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s t a r t 13 . j u n i 0 9 17:0 0 u h r

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S e e m e il e n v o n

B e r l in

Die 60 Seemeilen gehören zu Berlin wie die Currywurst oder die

berühmte Berliner Luft. Und um genau diese geht es. Wind oder

kein Wind – das ist hier die Frage, wenn sich die verschiedenen

Startgruppen um fünf Uhr nachmittags auf den Weg machen. Die

Wettfahrt wird weit länger als die Nacht andauern – so lange, bis 60

Seemeilen auf dem Wannsee und der Havel abgesegelt sind.

berlinDER HIMMEL ÜBER

68

60 sm berlin szene

Page 36: Sailing Journal 03/2009

Und das scheint die eigentliche Herausforderung der

60 Seemeilen zu sein: die Nacht durchhalten und un-

ter Umständen die „Flautenschieberei“ möglichst schlau

meistern. Allerdings gab es auch schon mal Wind, ja so-

gar Sturm, zuletzt 2004, als mehrere Regenfronten mit

reichlich Wind die Nacht beherrschten. 2005 war der

Wind so konstant durchhaltend, dass alle Schiffe die

volle Rundenzahl absegeln konnten und viel früher als

zur Deadline (11.00 Uhr vormittags) durchs Ziel gingen.

Laut Statistik müsste es dieses Jahr wieder Wind geben.

Anders am 15./16. Juni 1940, bei der ersten amtlich no-

tierten Regatta. „Zahlreiche Yachten kamen zum Start bei

Schwanenwerder. Erstes Ziel sollte die Krampnitzbucht

(nördlich von Potsdam) sein, der Endpunkt dann der

Wannsee. Der Wind zeichnete sich allerdings durch eine

ganz unglaubliche Unzuverlässigkeit aus, er schlief schon

vor dem Start fast völlig ein. Der Begleitdampfer mu-

tierte daher zum Schlepper. Die Yachten wurden zur Startlinie und, nach mehrstündigem

Treiben in der Flaute, zurück zum Potsdamer Yacht Club geschleppt“, so ein Teilnehmer-

bericht. Die, wenn auch gedanklichen, Anfänge reichen bis in die 1930er-Jahre zurück,

als Langstreckenfahrten als Zuverlässigkeitsprüfungen für Mensch und Material angesehen

wurden. Erst nach dem Krieg fand diese Premiere der Nacht-Zuverlässigkeitsfahrt ihre

Fortsetzung und Erweiterung. Infolge der politischen Rahmenbedingungen konnten die

Berliner Segler damals die Verbindung zu den angestammten Regattarevieren, vor allem

zu denen auf der Ostsee, nur mit großer Mühe bis gar nicht aufrechterhalten. Unter dem

Stander des Seglerverein Wannsee (S.V.W.) hatten die “Sechzig Seemeilen von Berlin“

ihre offi zielle Geburtsstunde am 24. Juli 1948 bei Schwanenwerder mit einem lautlosen,

fl iegenden Start, denn Startpistolen waren noch verboten. 45 Segelyachten gingen damals

unter Regattabedingungen auf den nächtlichen Törn zwischen Pichelsdorf und Pfaueninsel.

Heute müssen die Teilnehmer Markboote passieren, von deren Besatzung sie registriert

werden. Aufmunternde Sprüche und Provokationen kann man schon mal vernehmen.

„Watt – ihr kommt erst jetzte? Wohl unterwegs angehalten und baden gegangen, wa?“ Ja,

auch das ist eine beliebte Abwechslung, wenn das momentane Windloch zu sehr nervt.

E ingeteilt werden die Startgruppen je nach Yardstickfaktor. Dabei handelt es

sich um ein Handicapsystem, das die Leistungen unterschiedlicher Schiffe ver-

gleichbar macht. So starten die größeren und schnelleren Schiffe zuerst; denn

sie haben das größere Handicap (und damit eine niedrigere Yardstickzahl). Der Spinna-

ker oder Gennaker darf auch nachts gesetzt werden, was früher verboten war, aus wel-

chen Gründen auch immer. Ein Licht im Topp oder zumindest Taschenlampen müssen

nachts geführt werden – der „Entenschutz“ (gemeint ist die Wasserschutzpolizei) kon-

trolliert peinlichst genau. Wer sein Segel beim Annähern eines anderen Schiffes nicht

anleuchten kann, muss Strafe zahlen, da sind „die Enten“ rigoros.

Flaute gleich Frust? Nicht bei den 60 Seemeilen von Berlin. Der Potsdamer Yacht Club

sorgt vor: Sollten geringe Luftdruckunterschiede über Mitteleuropa es erforderlich ma-

chen, die Regatta abzubrechen oder gar nicht erst anzuschießen, geht auf dem Gelände

des PYC die Post ab – mit allen Teilnehmern! Verholen Sie Ihr Schiff und Ihre Mannschaft

in den Club an der Wannseebrücke und feiern Sie mit den anderen Teilnehmern den 60.

Geburtstag der 60 Seemeilen von Berlin! Wenn Sie wollen, machen Sie die Nacht durch

– Sie hatten sich doch eh nichts anderes vorgenommen, oder? Aber bitte trotzdem nicht

auf Flaute hoffen! Segeln bleibt schöner! „Als ich 1965

den Teilnehmern der 60 Seemeilen nach Beendigung

der Wettfahrt im Potsdamer Yacht Club die Boote fest-

machte“, gibt Reinhard Fällenbacher seine Faszination

unumwunden zu, „wusste ich ganz genau, dass diese Re-

gatta eine größere Rolle in meinem späteren Seglerleben

spielen würde. Meine ersten 60 Seemeilen segelte ich

1968 auf der Dehler Delanta meines Bruders, mit einem

geborgten Solingspi, der mit seinen 36 Quadratmeter nur

bedingt hilfreich war. Anfang der 1970er-Jahre war ich

glücklicher Mitsegler bei Harald Grabsdorf auf seiner HE-

VELLA, einem H-Boot. Tolle Erlebnisse und sehr gute Er-

gebnisse in der damals sehr starken H-Boot Klasse mach-

ten riesig Spaß. 20 Boote waren keine Seltenheit. Alles

in allem bin ich, zuletzt mit meinem Sohn Tobias, 40 Mal

ohne Unterbrechung bei den 60 Seemeilen an den Start

gegangen. Und keines der Rennen möchte ich missen.“

Reinhard FällenbacherText Marina Könitzer. Lebt und arbeitet als freie Journalistin in Berlin. © Fotos Marina Könitzer, Privat

70

60 sm berlin szene

Page 37: Sailing Journal 03/2009

Das Vorantreiben des Bootes durch Schwimmstöße ist

jedoch laut Wettfahrtleitung nicht erlaubt. Nur Meckern

ist erlaubt. Und beten. Von Langeweile ist jedoch keine

Spur – ob nun Flaute oder nicht. Von manchen Yach-

ten ertönt Musik – entweder aus Boxen oder selbst

gemacht. Lautes Gelächter dröhnt von einigen Schif-

fen. Und das erst recht, wenn wieder mal einer „Land

gekauft“ hat. Es gibt eine Spezies, die es unbedingt

wissen will; denn man könnte ja vielleicht ein bisschen

Weg einsparen. Oft bekommt derjenige dann die Rech-

nung – er sitzt hoch und trocken! Auch zu solch einem

Anlass geht dann meist einer von denen baden. Des-

halb an dieser Stelle der gut gemeinte Rat: Beherzigen

Sie die alte, tranige Seglerweisheit: Immer mindestens

eine Handbreit Wasser unter dem Kiel (oder Schwert)

haben. Sonst wird’s eng. Es geht aber auch anders:

„Uns ist der Sprit ausgegangen, habt ihr noch was?“

Früher hat man das Wettsegeln bei dieser Regatta nicht

so ernst genommen wie heute. Die Vorbereitungen auf

diese ungeduldig erwartete Veranstaltung begannen

meist mit der „Proviantierung“ – nämlich der Ladung

von Bierkästen an Bord. Gleich danach kamen die Bou-

letten (Frikadellen, Fleischpfl anzerl) und Stullen (Brote,

Brotzeit), die Ehefrauen, Freundinnen und Mütter für

die Crew vorher zu fabrizieren hatten. Heute hingegen

gibt es tatsächlich Skipper, die auf jedes Kilo zu viel

an Bord verzichten wollen. Da werden halbe Innenein-

richtungen ausgebaut und auf den Stegen abgelegt,

um leichter und damit schneller zu sein. Und allenfalls

gibt’s ne Flasche Sherry, um Neptun gnädig zu stim-

men. Ob bei solchen Racern gänzlich auf Verpfl egung

verzichtet wird, bleibt deren Geheimnis.

„Kultur muss sein!“, berichtet Achim Görs, Eigner einer

Grand Soleil. „Damals segelten wir noch auf einer Dufour

24. Meine Frau und ich hatten ein befreundetes Ehepaar

eingeladen, das mit uns gemeinsam das Naturschauspiel

und die herrlichen Farben der untergehenden Sonne be-

wunderte. Während der Nacht wechselten wir uns ab. Die

Dunkelheit hält ja nie lange an; denn der Termin der 60 See-

meilen liegt meist sehr nahe an dem der kürzesten Nacht

des Jahres. Die früh aufgehende Sonne (in so herrlichen

Farben hinter den Wäldern auftauchend) machte uns Ap-

petit auf frisch gekochte Eier und gefi lterten Bohnenkaffee.

60 sm berlin szene

Page 38: Sailing Journal 03/2009

DIE, WENN AUCH GEDANKLICHEN,

ANFÄNGE REICHEN BIS IN DIE

1930ER-JAHRE ZURÜCK, ALS

LANGSTRECKENFAHRTEN ALS

ZUVERLÄSSIGKEITSPRÜFUNGEN

FÜR MENSCH UND MATERIAL

ANGESEHEN WURDEN.

Denn: Kultur muss sein!“ Für den einen Kultur, für den

anderen eine Cool-Tour. Könnte man sagen, wenn man

Dr. Hau Möller hört. „Wat, du willst ein aufregendes

Erlebnis? Jibt et nich! Doch, die 60 Seemeilen. Das

Wichtigste an Erkenntnis nach 25 Teilnahmen: Nicht die

einwandfreien Wettsegelbedingungen bilden den Reiz,

sondern die unwahrscheinlich schöne Juninacht mit ihren

wechselnden Wetterbedingungen. Die Bordlichter leuch-

ten im schwingenden Rhythmus des Windes. Oder das

fast schon gespenstische Treiben in der Flaute im Mor-

gennebel. Die Saison für Sommerfeste (dazu gehören

auch die 60 Seemeilen) ergibt die bekannte „Kakophonie“

von Jazz bis „Puffta-Scheiße“ aus den Laubenkolonien

und ist Gift für den reinen Naturliebhaber, aber Balsam in

den Ohren einer echten Berliner Nachtratte. Und wenn

es dann hell wird und der Krach abstirbt, kommt die Na-

tur zu ihrem Recht. Das sind die wahren 60 Seemeilen.“

First ship home – das ist einer der begehrtesten Titel,

für die es sich zu kämpfen lohnt. Wanderpokale gab‘s

auf der schönen Terrasse des Potsdamer Yacht Clubs

(von der aus man über den ganzen Wannsee blickt).

Verschiedene Gruppen haben ihre eigene Wertung

und Pokale oder Sonderpreise. Oft sieht man die üb-

lichen Verdächtigen die entsprechenden Pokale, gra-

vierten Gläser, kunstbemalten Teller oder Sonderpreise

entgegennehmen. Ab und zu jedoch reiht sich jemand

dazwischen, den noch nie zuvor jemand gesehen hat.

74

60 sm berlin szene

Page 39: Sailing Journal 03/2009

Sodann ist der Jubel groß und die Diskussion geht los: „Ob bei dem denn der richtige

Yardstickfaktor angewandt wurde – den hätte man ja überhaupt nicht auf der Bahn gese-

hen, kann das denn überhaupt so sein?“ Ob nun Neid oder Missgunst oder tatsächliche

Ver- oder Bewunderung dahinter steckt – wer weiß es schon? Kein Teilnehmer ging dies-

mal leer aus; denn aufgrund des großen Jubiläums, der Großzügigkeit der Sponsoren und

des Einfallsreichtums der Organisatoren gab es zumindest eine lustige, aber dennoch sinn-

volle und gut zu gebrauchende Erinnerungsgabe für jeden, der teilnahm, und außerdem

sehr attraktive Sonderpreise, die sich die Sponsoren ausgedacht hatten und die verlost

wurden. Es lohnt sich also in jedem Falle teilzunehmen – und das doch nicht nur wegen

der Aussicht auf die Preise, sondern vor allem wegen des Spaßfaktors.

INFO WWW.60SEEMEILEN.DE

76

Page 40: Sailing Journal 03/2009

Der neue Matchrace-König von Langenargen heißt Ben Ainslie. Englands Segelsu-

perstar „Big Ben“ machte im Finale des Match Race Germany auf dem Bodensee

am Pfingstmontag kurzen Prozess mit seinem Gegner Damien Lehl. Der französische

Titelverteidiger und sein FRENCH MATCH RACING TEAM hatten dem dreimaligen

Olympiasieger aus Lymington bei strahlendem Sonnenschein und guten Winden um

zwei bis drei Beaufort wenig entgegenzusetzen. Ben Ainslie und sein TEAM ORIGIN

mit Taktiker und Olympiasieger Iain Percy, Mike Mottl, Matt Cornwell und Christian

Kamp gewannen das Duell unangefochten mit 3:1 und durften sich über einen Geld-

koffer mit 10.000 US-Dollar in bar sowie weitere wertvolle Sachpreise freuen. 8.000

US-Dollar gingen an die zweitplatzierten Franzosen, die trotz ihrer Niederlage ge-

meinsam die neue Tour-Weltrangliste anführen. Mit dem 12. Match Race Germany

haben die Veranstalter ein neues Kapitel in der 13-jährigen Geschichte ihres Deut-

schen Segel Grand Prix aufgeschlagen und einen neuen Besucherrekord aufgestellt.

Rund 43.000 Menschen strömten an insgesamt fünf Veranstaltungstagen in den

Langenargener Gondelhafen. „Wir sind hochzufrieden mit dem Verlauf der Veran-

staltung, absolut glückselig über das wohl windreichste und sportlich hochkarätigste

Match Race Germany aller Zeiten. Gott muss ein Segler sein“, zog Veranstalter Eber-

hard Magg nach insgesamt 91 Matches begeistert Bilanz. Deutschlands einziger Teil-

nehmer Carsten Kemmling zog nach elf Niederlagen ohne Siege eine ernüchternde

Bilanz: „Wir haben uns ordentlich präsentiert, mussten aber erkennen, dass wir in

diesem Feld chancenlos sind. Deutschland kann im Match Race schon seit einigen

Jahren nicht mehr vorne mitspielen.“

match race germanyText Denis Grau © Foto Marina Könitzer

Mit ihrem Sieg auf der vierten und vorletzten Etappe

ist dem Beluga Offshore Sailing Team mit Boris Herr-

mann und Felx Öhme der Sieg im Portimão Global

Ocean Race praktisch nicht mehr zu nehmen. In der

Nacht zu Sonntag, dem 17. Mai, kreuzte die Class40-

Yacht BELUGA RACER die Ziellinie vor Charleston/USA

und hatte am Ende rund 150 Seemeilen Vorsprung vor

den nächsten Verfolgern aus Chile. „Es ist einerseits

schade, dass das Rennen jetzt quasi schon entschie-

den ist, aber wir sind natürlich auch heilfroh, dass ei-

gentlich nichts mehr schiefgehen kann“, drückte Skip-

per Boris Herrmann im Freudentaumel auch gemischte

Gefühle aus. „Sogar als den Chilenen im spannenden

Zweikampf das Ruder gebrochen war, kämpften sie

aufopferungsvoll weiter und erzielten teils höhere Ge-

schwindigkeiten als wir. Das war großer Sportsgeist

und Werbung für das Hochseesegeln auf diesen nur

zwölf Meter langen Booten.“

Herrmann und Oehme waren aber auch noch ge-

schockt über einen weiteren Zwischenfall, der sich

tags zuvor weiter hinten im Feld ereignet hatte. Der

Belgier Michel Kleinjans auf der ROARING FORTY war

am frühen Samstagmorgen östlich der Bahamas mit

einem Containerschiff kollidiert. Dabei hatte der Solo-

segler Glück im Unglück, denn er blieb unverletzt und

konnte die Regatta trotz schwerer Schäden an seinem

Boot mit gebrochenem Bugspriet und einem Riss an

der Deckskante ohne fremde Hilfe fortsetzen. Offenbar

hatte er den Frachter gerammt und nicht umgekehrt.

„Das ist nicht auszudenken, was da alles hätte passie-

ren können“, so Herrmann, „das ist ja vergleichsweise

glimpfl ich ausgegangen.“ Es zeige aber auch,

dass erst auf der Ziellinie abgerechnet wer-

de. Das Duell gegen die Chilenen hatte auch

auf dieser Etappe alle in Atem gehalten. Die

Chilenen erwisch ten einen grandiosen Start

und waren schnell einige Seemeilen davon-

gesegelt. Doch nach 220 Seemeilen zog die

BELUGA RACER mit Höchstgeschwindigkeiten

von bis zu 24 Knoten (fast 45 km/h) nur 50

Meter vor dem Bug der feuerroten DESAFIO

DE CABO HORNOS vorbei und baute den

Vorsprung über ein Wertungstor bei Recife

noch aus. „Wir haben einen neuen Sweetspot

unseres Boots entdeckt“, erklärt Felix Oehme,

„bei gutem halben Wind aus 100 Grad zur

Fahrtrichtung hatten wir immer Nachteile. Darauf hatten die Verfolger gesetzt.“ Doch

die Rechnung ging nicht auf, weil die BELUGA-Crew mit neuer Segelkonfi guration un-

ter Gennaker mit einem Reff im Großsegel von einem Rekord zum nächsten jagte. Sie

brauchte nur drei Wochen, neun Stunden, 49 Minuten und 47 Sekunden für die 4.770

Seemeilen lange Teilstrecke. Das waren 9,28 Seemeilen Durchschnittsgeschwindigkeit

– so schnell wie selbst auf den Starkwindetappen durch das Südpolarmeer nicht. Auch

vor dem Ruderbruch, als die DESAFIO DE CABO HORNOS auf einen unsichtbaren

Gegenstand unter der Wasseroberfl äche fuhr, hatten die Chilenen bereits kaum eine

Chance, den „BELUGA-Express“ ernsthaft zu attackieren.

Kritiker hatten es zunächst skeptisch gesehen, ob die Yachten für eine Regatta rund

um die Welt geeignet seien, sind aber inzwischen längst verstummt. Allein eine völ-

lig unwahrscheinliche Disqualifi kation der BELUGA RACER auf der fi nalen Etappe der

Regatta rund um den Globus, die im Juni zurück zum Starthafen Portimão in Portugal

führt, könnte den vorläufi gen Höhepunkt in der steilen Sportlerkarriere der beiden 27-

Jährigen noch gefährden, die nun ein beruhigendes Sieben-Punkte-Polster haben.

INFO WWW.BELUGARACER.COM

portimão global race Text Bendix Hügelmann © Foto Beluga Racing

78

RANKING

Ben Ainslie (TEAM ORIGIN)

Damien Lehl (FRENCH MATCH RACING TEAM)

Peter Gilmour (YANMAR RACING)

shorttrack

Page 41: Sailing Journal 03/2009

LEICA M8Ein Traum in Weiß. Und das zu Recht. Die Leica M8 ist nun

in einer auf 275 Stück limitierten Serie zu beziehen. Statt

schwarzer Belederung wird weißes Leder verwendet. Leicas

„White Edition“ ist mit dem silbernen Elmarit 2.8/28 Millimeter

ab Juni erhältlich. Liebhaber exklusiver Einzelstücke können

sich den „Traum in Weiß“ für 7.000 Euro erfüllen.

INFO WWW.LEICA.DE

ROLEX

Oyster Perpetual Submariner DateNeues auch von Rolex. Die Submariner besitzt einen Durchmesser von 40

Millimeter, Kronenschutz sowie Saphirglas. Das Gehäuse und das Armband

bestehen aus Edelstahl und 18 Karat Gelbgold. Die Wasserdichte beträgt 100

Meter. Der Preis liegt bei 7.930 Euro.

INFO WWW.ROLEX.DE

TUDOR Hydro Die neue Tudor aus Edelstahl besitzt ei-

nen mechanischen Selbstaufzug sowie ein

schwarzes Ziffernblatt mit Leuchtpunkten,

und das bei einem Durchmesser von 45

Millimeter. Des Weiteren eine verschraub-

bare Aufzugskrone. Das Armband ist

in Edelstahl mit schwarzen Keramikele-

menten gehalten. Wasserdicht bis 1.200

Meter. Der Preis liegt bei 3.140 Euro.

INFO WWW.TUDORWATCH.DE

MUSTO NavigatortascheIn die Tasche passt alles rein – fast alles. Jeder Segler weiß,

wie viel man auf jedem Törn mitschleppt, und dann fehlt im-

mer noch was. Dagegen helfen: viele Innenfächer, separates

und gepolstertes Computerfach und noch mehr Fächer …

Maße: 42 x 16 x 29 Zentimeter. Der Preis liegt bei 69 Euro.

INFO WWW.FRISCH.DE

DISCOVERY FeuerstelleDa wird der Garten zum Abenteuerplatz. Feuerstelle aus schwarzem Eisen und

gebürstetem Edelstahl inklusive Grillaufsatz, Schaufel, Haken und Deckel. Maße:

61 x 61 x 52 Zentimeter. Gewicht: 13 Kilogramm. Der Preis liegt bei 159 Euro.

INFO WWW.DISCOVERY.DE

DISCOVERY

Platzset aus SchieferWem normale Platzteller oder Sets schon seit

längerer Zeit ein Dorn im Auge waren, für

den kommt hier die Erlösung. Die schweren

schwarzen Platten bringen Geschirr und

Besteck erst richtig zur Geltung, da gerät

das Essen fast schon in den Hintergrund. Im

Zweierset. Material: Schiefer. Größe: 40 x 30

Zentimeter. Der Preis liegt bei 34,90 Euro.

INFO WWW.DISCOVERY.DE

TUTIMA Grand Classic In Anlehnung an Tutimas mehr als 80 Jahre währende Geschich-

te in Glashütte wurde die Grand Classic entworfen. Das 43 Mil-

limeter große Gehäuse besteht aus Edelstahl. Der Boden besteht

aus Saphirglas samt eingraviertem T und der Jahreszahl 1927.

Zum Schutz vor Kratzern enthält die Uhr eine keramikartige

PVD-Beschichtung, die ein Abplatzen der Farbschicht verhindert.

Als Vorbild dieser Serie dienen die Tutimamodelle aus den

1930ern-Jahren. Der Preis liegt bei 2.390 Euro.

INFO WWW.TUTIMA.DE

OAKLEY JawboneNomen est omen, könnte man sagen. Jawbone, übersetzt Kiefer, heißt die neue Sportbrille aus Kalifornien,

weil sie keinen Druck mehr auf die Gläser ausübt, sondern sie nur umrahmt. Was hat man nun davon?

Eine bessere Sicht, weil die Gläser druckfrei sitzen und zu den Rändern hin verzerrungsfrei darstellen. Der

superleichte Rahmen soll sogar Schläge oder Stürze aushalten. Nosepad als auch Gläser sind auswech-

selbar. Das gilt für verschiedene Farben samt Tönungen als auch für geschliffene Gläser, die für die Brille

angeboten werden. Der Preis liegt im Sportfachhandel oder beim Optiker bei 195 Euro.

INFO WWW.OAKLEY.COM

MAURICE LACROIX MasterpieceDen Beweis, dass Fliegeruhren nicht nur Männersache sind,

liefert die Masterpiece Flyback Diamonds. Das in seiner

Formensprache klar gehaltene, bis 100 Meter wasserdichte

Edelstahlgehäuse hat einen, für Damen recht großzügigen,

Durchmesser von 42 Millimeter und verfügt über eine mit

49 Brillanten besetzte Lünette samt einer verschraubten

Krone. Das Armband besteht aus Krokodilleder und einer

Faltschließe. Der Preis liegt bei 7.500 Euro.

INFO WWW.MAURICELACROIX.DE

VEUVE CLICQUOT Ice CubeDer Ice Cube ist ein ebenso stylisher wie

funktionaler mobiler Champagnerkühler, der in

Zusammenarbeit mit dem „Porsche Design Studio“

entstand. Seine leuchtend gelbe Farbe steht für die

seit jeher hohe Designaffi nität und Innovationskraft

des Champagnerhauses Veuve Clicquot. Das legendäre

gelbe Etikett auf der Veuve-Clicquot-Flasche hatte sei-

nen ersten Auftritt bereits im Jahr 1870. Der Cube enthält

eine Flasche Champagner „Yellow Label“ und vier Gläser.

Erhältlich nur in der „Veuve Clicquot Boutique Alsterhaus“ in

Hamburg und der „Veuve Clicquot Boutique Oberpollinger“ in

München. Der Preis liegt bei 99 Euro.

INFO WWW.LVMH.COM

SEIKO AnantaAnanta heißt übersetzt „die Unendliche“. Das Profi l

geht auf ein Design eines japanischen Katana schwertes

zurück, das vor 800 Jahren hergestellt wurde. Features:

Der Durchmesser beträgt 43,5 Millimeter, die Wasser-

dichte reicht bis 100 Meter. Durchsichtiger Gehäusebo-

den aus Saphirglas, Gangreserve von mehr als 45 Stun-

den. Zwei Armbänder stehen zur Auswahl: Edelstahl

mit Faltschließe und Krokodilleder mit Faltschließe. Der

Preis liegt bei 2.700 Euro.

INFO WWW.SEIKO.DE

BMW WELT von der vision zur realität 2007 wurde die BMW Welt geschaffen. Einer der Hauptaspekte, neben

einem modernen Auslieferungs- und Designcenter, ist die architek-

tonische Note des Büros Coop Himmelb(l)au. Der Fotograf Hubertus

Hamm vereint in diesem Fotobuch die besten Aufnahmen. 256 Seiten

mit 68 Farb- und 24 Schwarz-Weiß-Fotos. Zu beziehen über den Buch-

handel. ISBN: 978-3-8327-9231-2. Der Preis liegt bei 98 Euro.

INFO WWW.TENEUES.COM UND WWW.HUBERTUSHAMM.DE

sailstyle

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Page 42: Sailing Journal 03/2009

C amden in Nordosten der Vereinigten Staaten

ist nicht irgendeine Kleinstadt. Sie liegt wind-

geschützt in die sanft abfallenden Anhöhen

des 260 Meter hohen Mount Battie eingebettet, hat

rund 5.000 Einwohner und kann ihre Prägung durch

ehemalige europäische Einwanderer nicht verleugnen.

Hier war 1524 der italienische Seefahrer und Entdecker

Giovanni da Verrazzano angelandet. Kleine Häuser mit

gepfl egten Vorgärten, einige historische Gasthäuser, Kir-

chen, reizende kleine gastfreundliche Restaurants und

anziehende Antiquitäten-Lädchen bestimmen das male-

rische Erscheinungsbild, wie auch der kleine Wasserfall

unweit vom Hafen und die idyllische Parkanlage zum

Verweilen einladen. Das Gebiet um Camden hat etwas

Unberührtes – eine Landschaft mit schönen Wanderrouten vor allem für Jäger, Fischer

und Kajakurlauber. Dieses Fleckchen hat etwas Reizvolles, teils Spektakuläres und lockt

alljährlich eine Unmenge Gäste zwischen Memorial Day und Columbus Day an – alles

unverfälscht! Nicht umsonst umschreibt der Amerikaner die Neuengland-Staaten mit ih-

ren mehr als 3.000 Inseln als die Puppenstube von Amerika. Neben den Naturfreunden

treffen sich hier Biker, Golfer sowie Romantiker und Künstler. Dieser Ort bildete die Ku-

lisse für den Spielfi lm „In the Bedroom“. Weiter stammte die bekannte Literaturpreis-

trägerin Edna St. Vincent Millay, die als erste Frau mit dem Publitzer-Preis geehrt wur-

de, aus Camden und last but not least wurde 1970 der Komponist Sean Reed in dieser

Region geboren. Nicht zuletzt ist diese Gegend ein lohnendes Ziel für ausgesprochene

Gourmets, wegen der fangfrischen Maine Lobster. Und was für Liebhaber alter Segel-

schiffe aus Europa noch ein absoluter Geheimtipp ist, gilt keineswegs für Amerikaner.

Sie kommen aus allen Teilen der USA: von Florida, Kalifornien, New Mexico und sogar

von den Hawaii-Inseln.

Text & © Fotos Lothar Lorenz lebt und

arbeitet in Kiel als Buchautor, Marinefotograf und Reisejournalist

„Wer wildromantische Naturschönheiten mit spektakulären Panoramen fernab von den Touristen-

Hochburgen sucht und die See und die Seefahrt unter Segeltuch mag, der sollte es hoch oben im

Nordosten der Vereinigten Staaten, in Neu-England einmal versuchen – zudem macht der anhaltend

schwache Dollarkurs die Reise attraktiv und ein Lobster-Festival gibt’s inklusiv!“

ZEITREISE UNTER segeltuch AUF DEN SPUREN DER PILGERVÄTER

Camden Einfahrt

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Page 43: Sailing Journal 03/2009

MERCANTILE, ICH KOMME!

Genug der Vorrede: Die kleine Armada der Schoner war

im Hafen von Camden nicht zu übersehen. Vom 335 Ki-

lometer entfernten Boston erreichten wir die verträumte

Kleinstadt mit dem Bustransfer und wurden mit einem

herzlichen „Welcome aboard“ von Captain Ray F. Wil-

liamson und seiner Besatzung begrüßt. Der Eigner der

Schiffe MERCANTILE, GRACE BAILEY und MISTRESS

gehört zum Urgestein der Windjammerbewegung der

Midcoast von Maine. Auswärtige Segelgäste bekom-

men sogar die Möglichkeit, am Vorabend anzureisen,

um an Bord (kostenfrei) zu nächtigen. Sie haben somit

Zeit sich einzurichten, zu akklimatisieren und mit wei-

teren Segelgästen in Kontakt zu kommen. Man staunte

nicht schlecht: Es waren sogar deutschsprachige Gäste

an Bord. Sylvia aus dem Schwarzwald, die vor Jahren

auswanderte, und ihr Mann Pieter aus Middletown/N.J.,

mit denen ich Erfahrungen und Kenntnisse austauschte.

Tags drauf war es endlich so weit. Nach einem zünfti-

gen Frühstück mit frisch aufgebrühtem Kaffee stellte

Ray seine Crew vor: Andy, seinen First Mate, Matt, den

Decksmann, wie Alison, die Köchin, und Molly, als Ser-

vicekraft in der Galley beschäftigt. Weiter wurde aufs

Sicherheitsprozedere eingegangen und zudem erklärte

Ray uns letztendlich den möglichen Kurs – der bekannt-

lich von Wind und Wetter abhängig ist.

DAS SEGELABENTEUER KONNTE BEGINNEN.

Um aus dem Hafen zu kommen – die MERCANTILE

wie die anderen Oldtimer haben weder eine Hauptma-

schine noch ein Stromaggregat –, behalf sich Ray mit

seinem motorisierten Beiboot. Das war bei den vielen

Moorings und Hummerbojen kein leichtes Unterfan-

gen. Anschließend wurden die Segel gesetzt. Natürlich

ohne Elektrowinsch, alles in echter Handarbeit. Dabei

waren die Gastsegler recht herzlich eingeladen – Segel-

kenntnisse wurden nicht erwartet, das bekam man von

den Deckshands gezeigt. Wir ließen das Lighthouse

auf Curtis Island hinter uns und das Segelabenteuer

in der Penobscot Bay konnte beginnen: Kurs Nordost

lag an. Zeitweilig lief die MERCANTILE gute sieben

Knoten. Von Bord aus waren die stark zerklüftete Küs-

te und die fjordähnlichen Buchten gut zu erkennen.

Mehrfach gab der Captain die Order zum Segelma-

növer und ließ den einen oder anderen Gast ans Ru-

der. Die beiden barfüßigen (!) Deckhands, manchmal

legten sogar die Köchin Alison und Servicekraft Molly

mit Hand an, verstanden ihr Handwerk. Hier konnten

wir gute Seemannschaft lernen. Die frische Seeluft

machte hungrig und das Essen wurde uns an einem

windgeschützten Platz an Oberdeck gereicht, von wo

wir die vorbeiziehende Inselwelt in Augenschein neh-

men konnten. Der Wettergott meinte es gut mit uns.

Pumkin Island

Windjammer in Camden

84

usa travel

Page 44: Sailing Journal 03/2009

MERCANTILE, ICH KOMME!

Genug der Vorrede: Die kleine Armada der Schoner war

im Hafen von Camden nicht zu übersehen. Vom 335 Ki-

lometer entfernten Boston erreichten wir die verträumte

Kleinstadt mit dem Bustransfer und wurden mit einem

herzlichen „Welcome aboard“ von Captain Ray F. Wil-

liamson und seiner Besatzung begrüßt. Der Eigner der

Schiffe MERCANTILE, GRACE BAILEY und MISTRESS

gehört zum Urgestein der Windjammerbewegung der

Midcoast von Maine. Auswärtige Segelgäste bekom-

men sogar die Möglichkeit, am Vorabend anzureisen,

um an Bord (kostenfrei) zu nächtigen. Sie haben somit

Zeit sich einzurichten, zu akklimatisieren und mit wei-

teren Segelgästen in Kontakt zu kommen. Man staunte

nicht schlecht: Es waren sogar deutschsprachige Gäste

an Bord. Sylvia aus dem Schwarzwald, die vor Jahren

auswanderte, und ihr Mann Pieter aus Middletown/N.J.,

mit denen ich Erfahrungen und Kenntnisse austauschte.

Tags drauf war es endlich so weit. Nach einem zünfti-

gen Frühstück mit frisch aufgebrühtem Kaffee stellte

Ray seine Crew vor: Andy, seinen First Mate, Matt, den

Decksmann, wie Alison, die Köchin, und Molly, als Ser-

vicekraft in der Galley beschäftigt. Weiter wurde aufs

Sicherheitsprozedere eingegangen und zudem erklärte

Ray uns letztendlich den möglichen Kurs – der bekannt-

lich von Wind und Wetter abhängig ist.

DAS SEGELABENTEUER KONNTE BEGINNEN.

Um aus dem Hafen zu kommen – die MERCANTILE

wie die anderen Oldtimer haben weder eine Hauptma-

schine noch ein Stromaggregat –, behalf sich Ray mit

seinem motorisierten Beiboot. Das war bei den vielen

Moorings und Hummerbojen kein leichtes Unterfan-

gen. Anschließend wurden die Segel gesetzt. Natürlich

ohne Elektrowinsch, alles in echter Handarbeit. Dabei

waren die Gastsegler recht herzlich eingeladen – Segel-

kenntnisse wurden nicht erwartet, das bekam man von

den Deckshands gezeigt. Wir ließen das Lighthouse

auf Curtis Island hinter uns und das Segelabenteuer

in der Penobscot Bay konnte beginnen: Kurs Nordost

lag an. Zeitweilig lief die MERCANTILE gute sieben

Knoten. Von Bord aus waren die stark zerklüftete Küs-

te und die fjordähnlichen Buchten gut zu erkennen.

Mehrfach gab der Captain die Order zum Segelma-

növer und ließ den einen oder anderen Gast ans Ru-

der. Die beiden barfüßigen (!) Deckhands, manchmal

legten sogar die Köchin Alison und Servicekraft Molly

mit Hand an, verstanden ihr Handwerk. Hier konnten

wir gute Seemannschaft lernen. Die frische Seeluft

machte hungrig und das Essen wurde uns an einem

windgeschützten Platz an Oberdeck gereicht, von wo

wir die vorbeiziehende Inselwelt in Augenschein neh-

men konnten. Der Wettergott meinte es gut mit uns.

Pumkin Island

Windjammer in Camden

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usa travel

Page 45: Sailing Journal 03/2009

Langeweile kam nie auf. Und wir Gastmatrosen merk-

ten, dass Andy und Matt ihr Handwerk aus dem Eff-

eff verstanden – ohne lautes Zurufen wussten sie, was

anlag. Just querab der Mini-Insel Pumpkin Island legte

sich der Wind ein wenig. Gegen 16.00 Uhr fi el der An-

ker auf den Brooklin Ground, ringsherum sichteten wir

kleine Inseln. Weit und breit war keine Menschenseele

zu sehen. Nachdem das Deck aufgeklart war, wurden

wir zum Dinner in die Galley an einer wuchtigen glän-

zend lackierten Holzback gerufen. Zum Essen gab es

frischen Salat mit leichtem Dressing und Heddockfi sh

(Schellfi sch) mit Kartoffelmus. Was wir an diesen Tag

erlebten, war „Natur pur“! Kein Motorlärm, kein Ge-

plärre von Radios, einzig den steten Wind spürten wir.

Diese romantische Reise führte uns in eine andere Zeit,

mit einem Hauch von sinnlicher Nostalgie war es ein

Paradies für alle Sinne!

DAS FAREWELL-DINNER

Unser nächstes Etappenziel am Folgetag war der 60

Hektar große Campus der weltbekannten Wooden

Boats Institution (www.woodenboat.com). Hier tref-

fen sich seit 28 Jahren Sommer für Sommer Men-

schen aus aller Welt, um sich mit der traditionellen

Handwerkskunst des Bootsbaus auseinanderzusetzen.

Die Zeit blieb nicht stehen: Wir lichteten den Anker

selbstverständlich ohne Motorwind, setzten die Segel

und unser Segelabenteuer führte uns retour – wieder

durch den Eggemoggin Reach unter der 1939 erbau-

ten Deer Isle Bridge, einer Stahlseil-Hängebrücke mit

einer Spannweite von 330 Meter. Der nächste Anker-

platz war vor einer kleinen Landzunge von Stockton

Springs, wo an der Westseite der Mündung des Pen-

obscot River das Leuchtfeuer von Fort Point Light,

1836 erbaut, zu sehen war. Und wieder wurden wir

Zeuge eines einzigartigen Naturschauspiels. Ein gran-

dioser Sonnenuntergang warf ein goldenes Tuch über

die MERCANTILE. Herrlich, so auch die Aussicht auf

den nächsten Tag. Wieder großartige Landschaften

mit einer aufregenden Kulisse von atemberauben-

der Schönheit! Morgens setzten wir den Törn fort.

Die See war spiegelblank, wir dümpelten gen Süden

an Isleboro Island vorbei. An einem Robinson-Cru-

soe-Inselchen, ein Paradies für Hobbyornithologen,

fanden wir unseren Ankergrund. Einige Kajakwan-

derer hatten auf dem Campingplatz ihr Biwak auf-

geschlagen. Als der Anker gefallen war, machte sich

Captain Ray auf den Weg, um für das Final-Dinner

die Naturalien zu besorgen. Mit Holzscheiten berei-

tete die Crew das Lagerfeuer vor. Alles, was man

zum Grillen benötigte, kam von Bord. Die von Ray

frisch herangeschafften Maine Lobster wurden in ei-

nem überdimensionalen Topf übers Feuer gehängt.

„Alles ist clean“, kaum eine Menschenseele war zu sehen. Ein Ankerplatz war schnell gefun-

den, doch so sehr das kristallklare Wasser auch lockte, zum Baden war es einfach zu kalt.

EINE STEIFE BRISE FRISCHTE AUF.

Der nächste Tag zeigte sich von einer anderen Seite: Am Morgen spendete noch war-

mes Tageslicht eine herrliche Ausleuchtung des Ankerplatzes. Die Fotografen waren

zufrieden, doch die weißen Kappen auf den Wellen sagten uns, dass es ein unruhiger

Segeltörn werden konnte. Nach dem Frühstück an Oberdeck, wo auch die Backschaft

verrichtet wurde, wurde der Anker gelichtet. Stets, wie auch die Segelmanöver, Hand

über Hand, also Knochenschmalz war angesagt. Wir bekamen den Atemzug von Nep-

tun und Rasmus zu spüren. „Man muss schon eine Menge Mut, Energie und Selbst-

vertrauen haben, entschlossen zupacken können und keinesfalls ängstlich wegen einer

nassen Dusche sein“, höre ich von Andy, dem First Mate, der nun schon die dritte

Saison dabei ist. „Gute Seemannschaft muss man auf Traditionssegler hautnah erleben,

dieses bekommt man nicht auf der Schulbank erklärt!“ Was in den nächsten 36 Stun-

den folgte, war anstrengend – vor allem für die Kitchen-Ladys, die an Bord dieses Seg-

lers kochten wie zu Großmutters Zeiten. Unter Deck in der Galley auf einem uralten

gusseisernen Herd, der mit Holz befeuert wurde. Die Krängung nahm zu, Wasser kam

durch die Speigatts und aufschäumende Gischt spritzte übers Vorschiff. Doch kein Se-

gelgast klagte über den „Knüppeldamm“. Rasmus hatte

seine Rösser angespannt und wir segelten dem Teufel

ein Ohr ab. Wir hörten die Melodie des Windes, wie

er durch die Takelage pustete. Spürten, wie er an un-

serer Kleidung zupfte, und fühlten die nasskalte Witte-

rung im Gesicht. Wer nicht die richtige Kleidung dabei

hatte, behalf sich mit dem Zwiebelprinzip: zwei Jeans

übereinander und unter der Fleecejacke noch zwei di-

cke Flanellhemden und Pullover. Doch sobald Ray zum

Segeltrimm rief, kamen wir aus den windgeschützten

Ecken hervor, um den Deckshands beim Segelmanö-

ver zur Seite zu stehen. Der Wind kam von achtern,

zeitweilig mit 18 Knoten. Schmetterlingssegeln vom

Feinsten … da ging die Post ab. Hier und da zeigten

sich erste weiße Wellenkämme. Der Speedometer stieg

und stieg: 6,8 Knoten, 7 Knoten – doch selbst bei

7,4 Knoten kam kein Stress auf, nur Freude satt! Un-

gläubig staunten wir, wie ein betagter Oldtimer wie

die MERCANTILE solch eine „Rauschefahrt“ hinlegte.

Begegnung mit der ANGELIQUE

WoodenBoat School

Maine Holzbootsbau

Andy Vorschiff

86

usa travel

Page 46: Sailing Journal 03/2009

einen hervorragenden Namen. „Sich zurückbesinnen,

unsere Wurzeln pfl egen und so die Verbundenheit mit

dem kulturellen Erbe an unsere Kinder weitergeben,

dann kann die eigene Identifi kation nicht verloren ge-

hen. Neues schaffen und Altes bewahren!“ Wir hätten

uns noch den ganzen Abend unterhalten können, so

angeregt waren wir im Gespräch über den Bootsbau

und vom Segeln mit den Traditionsseglern vertieft –

doch mein nächster „american way of life“ wartete.

LEWIS R. FRENCH, ICH KOMME!

Auch hier, auf dem ältesten Segler der USA, wurde

ich herzlich von Captain Garth und seiner Frau Jenni

begrüßt. Wann kommt schon mal ein Sailor aus Old

Germany über den großen Teich – aber das kann sich

ja bald ändern! Mein kleines Gastgeschenk, eine Stadt-

fl agge des Hafens Kiel, wurde dankbar angenommen.

Der schmucke und liebevoll gepfl egte Schoner war

1871 vom Stapel, er ist gut 25 Meter lang und hält

beachtliche 282 Quadratmeter Segelfl äche am Wind.

Das Schiff verfügt über neun Doppel- und vier Einzel-

kabinen mit Waschgelegenheit – die Duschen/WC sind

separat. Die urgemütliche Galley ist Messe und Kom-

büse zugleich – mit gusseisernem Herd und in der Vorpiek hat die Crew ihr Logies.

Für Naturfreaks ist es ein ideales Refugium, um vom Alltagsstress Abstand zu gewinnen,

Kraft zu tanken und zudem einen großartigen romantischen Segeltörn vor einer nahezu

menschenleeren Landschaft durchzuführen.

CAMDEN – SWAN ISLAND

Am folgenden Morgen ließ Garth von der kleinen Bordkanone zum Abschied eine Sal-

ve abfeuern. „Alles klar und Leinen los!“, hieß es und einzig mit dem Yawlboat GREY-

HOUND schaffte es der Captain, zwischen den vielen Moorings und Hummerbojen

zu navigieren und ins offene Fahrwasser zu kommen. Bei schönstem Bilderbuchwetter

kamen wir gut voran und segelten bei frischen ablandigen Winden in östlicher Rich-

tung. Wir querten die East Penobscot Bay und segelten in der Oak I Passage südlich

der Eagle Islands ein größeres Segelmanöver – das dank Cully, dem First Mate, und

Deckshand Jonathan kein Problem war. Wieder zeigte der Speedwatcher 7,2 Knoten

an. Zur Mittagszeit schlief der Wind ein und wir dümpelten mit 0,9 Knoten dem Ziel

entgegen. Zum Lunch gab es einen grünen Salat mit Käsecrackers und eine delikate

Tomatensuppe mit frisch gebackenem Brot. Als Dessert reichte uns Emma, neben Jen-

ny für den Service zuständig, einen leckeren Kuchen mit Schokoguss und eben Ge-

tränke: Instant-Coffee, Tee oder Limonade, nach Belieben. Rasmus zeigte ein Einsehen

mit uns. Es frischte wieder auf und wir brachten es bis auf 7,4 Knoten. Kurz bevor

wir den Ankergrund erreicht hatten, kam ein kräftiger Regen. Doch der mit Feuerholz

geschürte Herd in der Galley spendete eine wohlige Wärme, so wie zu Zeiten unserer

Vorväter, die zur See fuhren.

Zwischenzeitlich hatte ich Gelegenheit, mit dem Ranger-Team zu sprechen, und bekam

interessante Hinweise zur Insel zu hören: Eine einzigartige Flora und Fauna soll es hier

geben und jede Menge Vögel kann man beobachten. Kormorane, Möwen, Blaureiher

und andere Seevögel – zudem hatte ich den Specht rufen hören, und noch jemand

hatte gerufen: Lobster-Time! „Es ist schlechthin der Höhepunkt einer jeden Reise“,

erzählte mir Ray und fuhr fort: „Du muss dabei sein, wenn wir unser Windjammer-

Weekend im August feiern und auf jeden Fall mehr Zeit mitbringen!“ Wir saßen bis zur

Dämmerung um die Feuerstelle und erzählten uns von unseren früheren Reisen, bis

Captain Ray zum Aufbruch mahnte.

HOCHBURG DER SCHIFFSBAUTRADITION

Woodenboat hatte mich inspiriert und so nutzte ich nach meiner Rückkehr in Camden

die Gelegenheit, die schönen klassischen Yachten und die attraktiven Traditionssegler zu

bewundern. Diese Region ist bekannt, mehr noch: Sie ist eine Hochburg, wo sich Eigner

und Werftbetriebe im Holzbootsbau hervorgetan haben, um an dieser Stelle Rockport

Marine zu nennen. Der Eigentümer Allen Taylor sagte mir, dass die Auftragslage gut

sei – weltweite Anfragen bestätigen seinen guten Ruf. Derzeit beschäftigt er 50 Mitar-

beiter in dem Betrieb, aus dem der 112-Foot-Dreimast-Schoner SPIRIT OF BERMUDA

stammt, oder ein Gemeinschaftsprojekt mit Hawaii, eine Replik aus der Kolonialzeit des

17. Jahrhundert, die Ketsch IMI LOA. Auch der kleine

Familienbetrieb von Alec E. Brainerd, „Artisan Boat-

works“, hat sich auf Klassikyachten spezialisiert. Das

berühmte Yachtdesign von Herreshoff, John Alden oder

Sparkman & Stephens ist hier die Messlatte. Yachteig-

ner schwören auf ihre fachmännische Arbeit und Leis-

tungsfähigkeit. Die Ästhetik der alten Risse, die Wah-

rung ursprünglicher Materialien, Arbeitsmethoden und

kundenspezifi schen Designs sind tragende Elemente im

Bootsbau in Maine, wie ich es auch vom Schuldirektor

Eric Stockinger der „Atlantic Chellenge“-School zu hö-

ren bekam. Was bei musischen Dingen für einen Pia-

nisten der Steinway oder eine Stradivari für den Gei-

ger ist, ist im Bootsbau, die Traditionen zu pfl egen und

Bewährtes zu erhalten! Gleiches bestätigte mir auch

Jane Wellehan, President of „Maine Built Boats“, und

Nancy Marshall, eine mehrfach mit dem Golden Arrow

Awards ausgezeichnete PR-Agency. Maine hat als Holz-

bootsbau-Mekka mit seinen 72 Holzbootsbaubetrieben

French Camden Windjammer Weekend 2006 © Foto Jacqueline Normile

88

usa travel

Page 47: Sailing Journal 03/2009

MAINE MIT SEINEN VIELEN BESCHAULICHEN ROBINSON-INSELN

HATTE UNS EINE UNGESTÖRTE RUHE GEBOTEN, EINE IDYLLE,

DIE MAN NICHT IM SEGELREVIER DER NORD- UND OSTSEE ANTRIFFT.

LOBSTER SATT & EISCREME

Am Folgetag hieß es wieder „Anker auf und Segel set-

zen!“ Alle Bordaktivitäten wurden allein durch „musc-

le power“ getätigt, von wegen Winsch oder sonstige

Motorhilfe. Wir segelten in unmittelbarer Küstennähe

am Hockamock Head Lighthouse vorbei, kreuzten vor

dem Marshall Island und auf der Höhe der Jericho Bay

folgten wir dem Wind nach Nordnordost. Im Wind-

schatten von Deer Isle änderte die LEWIS R. FRENCH

den Kurs in westlicher Richtung, um in Sichtweite von

Stonington einen Südkurs einzuschlagen. Dort sahen

wir ein Ferryboat, das Urlauber zur Isle au Haut wie

nach Vinalhaven oder Monhegan bringt, wo es seit

nahezu 120 Jahren eine aktive Künstlerkolonie gibt.

Sie wird im Sommer gern als herrlicher Zufl uchts-

ort von Urlaubern besucht, die den Charme der ur-

sprünglichen Landschaft, die Ruhe und Isolation vom

hektischen Stadtleben suchen. Vor Russ Island fi el der

Anker und das Happy Landing mit dem Beiboot wurde

vorbereitet. Captain Garths beliebtes „All-you-can-eat-

Lobster-Bake” konnte beginnen. Das Lobster-Festival

hatte es in sich. Man muss wissen, dass diese Deli-

katesse „homarus americanus“ hier bei uns mehr als

40 Euro das Kilo kostet. Die frisch und heiß auf dem

Lagerfeuer zubereiteten Mainehummer wurden mit

ausgelassener Butter und süßen Maiskolben kredenzt.

Auch Hotdogs waren im Angebot. Der Duft des auf

Seetang gekochten Lobsteressens, zudem den Welt-

blick bis zum fernen Horizont genießen, all das sorgte

für ein „Fröhlich Herz!“ Hier konnte man neue Kräf-

te sammeln. Tags drauf hieß es an Bord, das eigene

körperliche Limit auszuloten. Wer wollte, der konn-

te pumpen. Kein Wassereinbruch – gemeint war die

Pumpbewegung, um mittels Hubpumpe auf dem Vor-

schiff den Anker zu lichten. Anschließend wurden die

Segel gesetzt. Nach einigen Kreuzschlägen hatte Garth

bei schönstem Kaiserwetter den Wind gefunden. Wir

segelten nordwestlich an kleine und kleinste Rocks wie

Burnt Island, Oak Island und dem Nordkap von North

Haven vorbei. Herrlich schroffe unberührte Felsufer,

vom Wasser rund gescheuerte Granitfelsen und neben

Robben, die kurzzeitig ihren Kopf neugierig aus den

Fluten steckten, bekamen wir sogar ein Seeadlerpaar

zu sehen. Es schien, als sei hier die Zeit stehen geblie-

ben – eine Natur zum Verlieben. Querab des Robinson

Rock fuhren wir eine Halse und setzen die Nase gen

Nordnordost. Am letzten Ankergrund, im Sund von

Gilkeys Harbor, gab es nochmals eine Überraschung.

Landseitig an der schmalen Trumcap-Meerenge konn-

ten wir die Residenz des kürzlich gestorbenen „Star

Trek“-Regisseurs Joseph Pevney und andere elegante

herrschaftliche Sommerhäuser von gut betuchten Ame-

rikanern in Augenschein nehmen. Last but not least

wurde zur Feier und Krönung des letzten Abends die

Eiscrememaschine aktiviert – das hat an Bord der LE-

WIS R. FRENCH eine lange Tradition. Weiter erlebten

wir nochmals einen eindrucksvollen Sonnenuntergang,

so als wollte uns der Schöpfer just zur Blauen Stunde

den Übergang vom Tag zur Nacht mit seinem stim-

mungsvollen Szenario am Himmelszelt belohnen.

ABSCHIEDNEHMEN

Die letzten Stunden an Bord und die letzten Meilen sind

schnell erzählt. Nach dem letzten ausgiebigen Frühstück

segelten wir entlang der Festlandküste und hatten einen

ungetrübten Blick zum vorausliegenden Camden Hill.

Wir erzählten uns von den gemeinsamen Highlights und

tauschten Adressen aus – denn es hieß Abschied neh-

men, vom Paradies für Outdoorfreunde. Maine mit sei-

nen vielen beschaulichen Robinson-Inseln hatte uns eine

ungestörte Ruhe geboten, eine Idylle, die man nicht im

Segelrevier der Nord- und Ostsee antrifft. Unsere lieb

gewonnene LEWIS R. FRENCH gab uns den Luxus, die

Zeit in Harmonie mit Wetter, Wind und Gezeiten in ei-

nem anderen Licht zu empfi nden. Keine Telefonate, kein

Fax, weder News noch TV – man konnte hier in einer

angenehmen Bordatmosphäre die Seele baumeln lassen.

Als Camden in Sicht kam, wurde es unruhig an Bord.

Die Segel wurden geborgen und eingepackt, Jenny hat-

te mit dem Yawlboat ihre Position eingenommen und ein

letztes Mal fuhr Garth einen gekonnten „Hummerkörbe-

Slalom“. Die „Nostalgietörns“ unter Stars & Stripes lagen

hinter mir und vor mir die Zivilisation. Habt vielen Dank,

Captain Ray und Captain Garth mit Crew, ich werde

wiederkommen. Aber auch meinen Wegbereitern: Dörte

und Wilfred Buss von der Neuengland Consulting, die

mir wertvolle Hilfestellung gaben – habt vielen Dank für

die großartige Unterstützung!

Schooner MERCANTILE

90

usa travel

Page 48: Sailing Journal 03/2009

Die Buhne 16 auf Sylt ist ein magischer Ort. Direkt am Strand von Kampen, ab von Prome-

nade und Autos, versteckt zwischen den Dünen. Natur pur, ein wunderbarer weißer Strand

und der Ruf der Möwen. Das ist der wahre Chill Out und Freiraum, die Seele baumeln

zu lassen. Ein Platz zum Chillen & Grillen, für coole Konzerte und Partys – für jene, die

ihr Zuhause überall dort fi nden, wo Meer, Weite und der richtige Spirit aufeinandertreffen.

Mit der „On The Beach“-Kompilation wurde ein Soundtrack für die Buhne 16 geschaffen.

Die richtige Musik für einen wunderbaren Tag am Meer mit entspannten Songs von Blank &

Jones, Gelka, Mo’ Horizons, ZUCO 103 und vielen anderen. Der Preis liegt bei 24,90 Euro.

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BUHNE 16 ON THE BEACH 93

Hongkong, 1967. Zwei Schwestern, Frankie

und Kate. Ihr Vater ist in Vietnam, um den

Krieg zu fotografi eren, den die Mutter nicht

sehen will. Während sich auf den Straßen

Hongkongs die Anhänger der Kulturrevolu-

tion formieren, leben die Mädchen in ihrer

eigenen Welt. Sie schwimmen im Hafen,

tauchen durch das jadegrüne Wasser nach

Meeresschnecken und Seeigeln, pirschen

durch den Dschungel und lauschen ge-

bannt den Erzählungen der chinesischen

Haushälterin Ah Bing. Sie sind Freunde und

Verbündete – Geheimnis-Schwestern. Doch

bald kommt es durch die politischen Wirren

zu einem traumatischen Erlebnis, das alles

zwischen ihnen ändert. Während die stil-

le Kate sich in ihre Innenwelt zurückzieht,

wird Frankie immer unberechenbarer und

strebt mit gefährlichen Mitteln danach, Auf-

merksamkeit auf sich zu lenken …

224 Seiten. ISBN 978-3-86648-101-5.

Der Preis liegt bei 24,90 Euro

INFO WWW.MARE.DE

vorstellung

ALICE GREENWAY WEISSE GEISTER92

Page 49: Sailing Journal 03/2009

Frauen in der Segelfotografi e sind eher die Ausnahme. Eine der Frauen, die sich in dieser Männerwelt

behaupten, ist die Engländerin Ingrid Abery. Wobei sie sich, und wir uns auch, die Frage stellen,

warum das so ist. Eine eindeutige Antwort haben wir nicht parat. Schließlich kann man, in der Regel,

einem Foto nicht ansehen, ob es von einem Mann oder einer Frau aufgenommen wurde. Was zählt,

ist die Beherrschung der Kamera, Geduld, das Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.

INGRID ABERYfeetfeetITCHY

Page 50: Sailing Journal 03/2009

kosmopolitischen Großstadtleben in London, in dem

ich Kunst, Kultur und Ausstellungen in mich aufsaugen

kann, um dann wieder loszufahren. Wenn ich allerdings

zu lange zu Hause bleibe, bekomme ich „itchy feet“,

also juckende Füße. Dann muss ich wieder los, Fotos

von einem neuen Event machen, neue Sachen auspro-

bieren, was auch immer, Hauptsache raus.

England hat sich in ein Big-Brother-Land verwandelt.

Das bringt Regeln mit sich, die sich sehr weit von

dem entfernt haben, um was es im Leben eigentlich

gehen sollte. Es würde vielen Menschen gut tun, eine

Auszeit zu nehmen, vielleicht auf einen Segeltrip zu

gehen, die Natur zu spüren und wieder mit den wichtigen Sachen im Leben in Kon-

takt zu kommen, um ihrer politische Sichtweise eine bessere Perspektive zu geben.

Die Jungs sollten mal den Rumpf einer „Volvo Ocean Race“-Yacht sauber machen ...

Vier Jahre lernte ich, wie man professionell fotografi ert. Wenn ich also draußen auf

dem Wasser bin, ist es mein Job. Also gehe ich raus und arbeite. Ich geh nicht raus

und denke: „Oh, jetzt mache mal den männlichen Kollegen ordentlich Konkurrenz in

ihrer vorherrschenden Männerwelt.“ Ich mache einfach meinen Job und das war’s

dann auch. Natürlich kommt es (immer noch) vor, dass manche Männer behaupten,

wir Frauen würden da draußen nur rumspielen und sollten nicht dort sein, aber ehrlich

gesagt, mich interessiert so ein Geschwätz überhaupt nicht. Wenn Kunden, was nicht

oft geschieht, einen weiblichen Fotografen statt eines männlichen buchen, stehe ich als

Frau unter dem Druck, meine Sache besonders gut zu machen. Es ist also nicht immer

leicht, sich in einer Männerwelt zurechtzufi nden.

I ch bin 39 Jahre alt, in London geboren und habe schwedische Großeltern. So

habe ich zumindest einen kleinen internationalen Background. Als ich als Kind

das erste Mal eine Kamera in der Hand hielt, war ich von dem Gerät fasziniert.

Meine Eltern waren Händler für antike Uhren, was zur Folge hatte, dass wir immer wun-

derschöne alte Uhren, Möbel, Gemälde und andere Kunstgegenstände um uns herum

hatten. Jede Woche kamen und gingen die schönsten Sachen, die man sich vorstellen

kann. Eines Tages wurde eine alte Uhr verkauft, und als ich nach Hause kam, standen

ein Segelboot und ein Bentley in der Einfahrt. Für uns Kinder war es aufregendes Le-

ben. So wurde ich von Anbeginn ermutigt, mich auf Abenteuer einzulassen. Ich nehme

an, dass es für mich etwas Natürliches ist, mittels meiner Arbeit neue interessante Orte

kennenzulernen. So lebe ich entweder in London, am Solent (Südküste Englands) oder

aus dem Rucksack während meiner vielen Reisen. Ich liebe die Balance zwischen dem

Aufzeichnung/Interview Tom Körber © Fotos Ingrid Abery

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Page 51: Sailing Journal 03/2009
Page 52: Sailing Journal 03/2009
Page 53: Sailing Journal 03/2009

Was für Equipment benutzt du? In meinen Koffern fi n-

det man nur Canon. Meine Peli-Cases beinhalten einige

1D Mark III Bodys, ein älteres Mark II Gehäuse, ein 15

mm Fisheye, ein 2.8/17-30 mm, ein 2.8/24-70 mm, ein

2.8/70-200 mm, ein 2.8/300 mm, ein 4/500 mm und

ein 1,4 Konverter. Dazu kommen zwei 580 EX Blitze,

ein Manfrotto Stativ. Nicht zu vergessen mein Laptop,

Festplatten, Speicherkarten, Unmengen von Kabeln. Auf

jeden Fall genug zu schleppen.

Was ist dein Lieblingsobjektiv? Mein momentaner

Liebling ist das 500er. Mit ihm komme ich genau da-

hin, wo die Action ist. Ich kann das Weiße im Auge

der Segler sehen und hoffentlich die Dramatik des

Moments aufs Bild bringen.

Bist du nur im Segeln unterwegs oder auch in anderen Bereichen? Nebenbei mache

ich auch noch Lifestylefotos für Agenturen. Wenn ich Zeit habe, fotografiere ich viel

Schwarz-Weiß und fertige High-End-Prints an. Vor gar nicht langer Zeit wurde ich

gefragt, ob ich Fechten fotografieren könne. So versuchte ich, Säbel-Florettfechten

spannend rüberzubringen. Es war sehr spannend, denn obwohl ich das noch nie

fotografiert hatte, kamen ansprechende Ergebnisse heraus. Für die Kameras war es

nicht minder anspruchsvoll.

Ist es einfacher, mit langen Brennweiten oder mit Weitwinkelobjektiven zu arbeiten?

Wenn ich an das Gewicht denke, sind Weitwinkel sicherlich die bessere Wahl, anderer-

seits bin ich die schwereren längeren Brennweiten gewöhnt, sodass ich mich an deren

Gewicht gewöhnt habe. Damit ich die Dinger auch für eine längere Zeit halten kann,

gehe ich extra in ein Fitnessstudio und trainiere dort meine Arme. Wenn ich auf einer

Regatta einen „Nicht-Segel-Fotografen bzw. -Fotografi n“ auf einem Fotoboot sehe, der ein

Stativ mitschleppt, wird er/sie eine schwierige Zeit vor sich haben.

Wie sieht deine Vergangenheit aus? Ich schloss mein Studium in Bildhauerei und Foto-

grafi e in England ab. Danach hatte ich ein Studio in London, in dem ich für einige Jah-

re beide Fächer miteinander kombinierte. Mein bevorzugtes Medium war die Arbeit mit

Sandstein, den ich mit einer Kettensäge bearbeitete und dann glatt schliff. Hier in England

gibt es herrliche Sand- und Kalksteine.

Warum bist du dann ausgerechnet Sportfotografi n geworden? Ich war es gewöhnt, je-

des Wochenende zu segeln, wenn ich nicht am Meer war, vermisste ich es. Sogar in der

Mittagspause auf der Kunstakademie ging ich windsurfen. So entwickelte ich einen Ge-

schmack für den Wassersport. Vor ungefähr zwölf Jahren machte ich meine ersten Auf-

nahmen von Segelregatten. Die Leute fragten, ob ich nicht, während ich selbst segelte,

Aufnahmen von ihnen machen könne. Mit der Zeit wurde es immer mehr und ich fand,

dass es viel mehr Spaß machte, Segeln, Motorboote,

Wind- und Kitesurfi ng zu fotografi eren, als meine Zeit

im Studio zu verbringen. Eine High-Performance-Segel-

yacht in Action macht es für mich sehr begehrenswert,

als Segelfotografi n zu arbeiten. Wenn ich nah dran bin,

wenn zwei Yachten mit einem Mordsspeed sich kreu-

zen, so nah, dass extrem dynamische Aufnahmen dabei

rauskommen, oder wenn ich an der Tonne sitze und ein

49er-Feld donnert mit einem Höllentempo vorbei, wo ich

extrem schnell reagieren muss, wenn ich verschiedene

Blickwinkel einfangen möchte. Ich muss zugeben, dass

Speed, Action und Drama mir einen Kick verschaffen.

102

ingrid abery photographica

Page 54: Sailing Journal 03/2009

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ingrid abery photographica

Page 55: Sailing Journal 03/2009

Was ist dir lieber: viel oder wenig Wind? Je mehr, desto besser.

Hoher oder niedriger Seegang? In höherem Seegang kann

man dramatischere Fotos machen, denn dann kann ich ihn

in die Bildgestaltung oder in die Perspektive einbeziehen.

Beschreibe dich in drei Worten. Zielstrebig, abenteuerlustig

und Sinn für Galgenhumor (wie alle Engländer).

Was für Zutaten braucht ein gutes Foto? Für einen

Segelfotografen gibt es nichts Besseres als Wind und

Sonne. Beide sind schon die halbe Miete. Auch ein

wirklicher guter Bootsfahrer und/oder Helipilot ist von

großer Bedeutung. Vor allem wenn man viel unterwegs ist, muss man ständig mit an-

deren Fahrern arbeiten. Das reicht dann von erfahrenen, wirklich guten Fahrern bis

zu Praktikanten des Segelclubs, die auch mal fahren dürfen. Manchmal gebe ich den

Jungs eine Kamera mit Objektiv und lasse sie durchschauen. So bekommen sie einen

Eindruck von dem, was ich von ihnen will. Licht ist natürlich ein ganz wichtiger Faktor.

Ich versuche – wahrscheinlich durch die Bildhauerei – eine dritte Dimension aufzu-

bauen. Ähnlich wie Helmut Newton, Herb Ritts oder Horst P. Horst, die das wunder-

bar draufhatten. Es kann sehr erfrischend sein, sich auch außerhalb der Segelbranche

Inspirationen zu holen. Für mich ist das Meer jedes Mal ein Stück weiße Leinwand,

wenn ich rausfahre und zu fotografi eren beginne.

Welche Reaktion würdest du dir auf deine Bilder wünschen? Wenn es die Leute genie-

ßen, meine Bilder zu betrachten, bin ich glücklich. INFO WWW.HOTCAPERS.COM

Wie viele weibliche Fotografi nnen kennst du in der Branche? Mittlerweile sind es mehr

geworden, im Gegensatz zu der Zeit, als ich anfi ng. Ich denke, es sind vielleicht zehn bis

zwölf bei 60 bis 80 Männern. Ich weiß auch nicht, woran das liegen könnte, vielleicht am

Sport an sich oder es sind eben nicht so viele Frauen daran interessiert? Es gibt immer

noch männliche Fotografen, die denken, dass wir nicht gut genug sind, keine seriöse Ar-

beit abliefern und sonstigen Mist. Es liegt wohl daran, dass es eine Männerwelt ist, in der

ich mich bewege. Da muss ich wohl so etwas einkalkulieren. Dabei habe ich die Sensibili-

tät, den Moment und seine Emotionen zu erfassen und meine Aufnahme zu machen.

Wie lange bist du im Geschäft? In der Segelfotografi e bin ich jetzt seit zwölf Jahren dabei.

Was hat sich seitdem am meisten verändert? Am stärksten? Die Digitalfotografi e. Wir Fo-

tografen waren es gewöhnt, im Helikopter bei offenen Türen die Filme zu wechseln. Heu-

te stopfen wir nur die Memorykarten in die Kamera. Die

nächste Veränderung ist, dass Kunden ihre Fotos sofort

haben wollen, zumindest aber so schnell wie möglich.

Am besten gestern. In der Regel werden mehr Aufnah-

men als früher mit Film gemacht. Das hat zur Folge, dass

mehr Arbeit anfällt.

Hast du Lieblingsbedingungen, in denen du am liebsten

arbeitest? Ich mag eine Vielzahl von verschiedenen Be-

dingungen, aber ein 20-Knoten-„Nor’easter“ im Hafen von

Sydney während eines 18-Foot-Skiffrennen ist kaum zu

schlagen. Ehrlich. Oder aber eine ordentliche Brise in der

Karibik, die ist auch nicht zu verachten.

106

Page 56: Sailing Journal 03/2009

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SE-11137 Stockholm

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CH-4434 Hölstein

+41 61. 9561111

www.oris.ch

Rolex Deutschland GmbH

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50470 Köln

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www.rolex.com

Santa Cruz Yachts Europe

Han Stijkelplein 27

NE-2597 The Hague

+31 70.3319091

www.santacruzyachts.com

Seiko Deutschland

Siemensring 44m

47877 Willich

02154.41 25 35

www.seiko.de

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hersteller nachweis

racetracks sommer

Kein Anspruch auf Vollständigkeit. Nur ausgewählte Regatten.

august

juni

juli

Rendezvous der Klassiker/GER 19.Juni – 21.Juni

Kieler Woche/GER 20. Juni – 28.Juni

Rolex Farr40 WM/ITA 24.Juni – 27.Juni

505 EM/GER 24.Juni – 28.Juni

Drachen Holländische Meisterschaft/NED 25.Juni – 28.Juni

Polish Match Racing Tour/POL 26.Juni – 28.Juni

Mediterranean Games/ITA 26.Juni – 5.Juli

J 80 WM/ESP 27.Juni – 5.Juli

Havel Klassik/GER 27.Juni – 28.Juni

World Match Racing Tour/SWE 29.Juni – 5.Juli

Intervela/ITA 1.Juli – 7.Juli

iShares Cup Round 2/FRA 3.Juli – 5.Juli

X-99 WM/NOR 3.Juli – 11.Juli

Warnemünder Woche/GER 4.Juli – 12.Juli

Tornado EM/GBR 4.Juli – 10.Juli

Offshore WM/ITA 5.Juli – 11.Juli

Rolex Baltic Week/Star EM/GER 5.Juli – 12.Juli

Rolex Ilhabela Sailing Week/BRA 5.Juli – 11.Juli

5.5er WM/NOR 6.Juli – 10.Juli

Laser Radial EM/DEN 9.Juli – 16.Juli

Berlin Woman Match Race/GER 10.Juli – 12.Juli

Tutzing Match Race Cup/GER 10.Juli – 12.Juli

H-Boot WM/NED 11.Juli – 17.Juli

Formula 18 WM/BEL 11.Juli – 18.Juli

Dragon Sailing Grand Prix/GER 12.Juli – 18.Juli

49er WM/ITA 12.Juli – 19.Juli

Travemünder Woche/GER 17.Juli – 21.Juli

Baltic Sprint Cup/GER 18.Juli – 1.August

29er WM/ITA 19.Juli – 25.Juli

Entenpokal Drachen/AUT 25.Juli – 26.Juli

Kroslin Match Race/GER 25.Juli – 26.Juli

Laser 4.7 WM/BRA 26.Juli – 31.Juli

Star WM/SWE 30.Juli – 9.August

Bodensee Traditionswoche/GER 1.August – 7.August

iShares Cup Round3/GBR 1.August – 8.August

Copa Del Rey/ESP 1.August – 8.August

505 WM/USA 5.August – 19.August

Svendborg Classic Regatta/SWE 7.August – 9.August

Hamburg Summer Classics/GER 8.August – 9.August

German Classics/GER 20.August – 23.August

110

herstellernachweis

Page 58: Sailing Journal 03/2009

AUSGABE 34 ERSCHEINT ENDE AUGUST 2009

„DASSELBE GEWÄSSER, VON ANDEREN UFERN BESEHEN, ERLAUBT

DIE UNENDLICHE REISE RUND UM DIE WELT, OHNE DAS SCHIFF ZU

VERLASSEN, DIE REISE VON SPRACHE ZU SPRACHE. ABENDS AUF

SEE EIN GOLDBAND, WEIT ENTFERNT, DER GIPFEL EINER INSEL, DIE

SICH EINES MORGENS AUS DEN FLUTEN HEBT, UND DOCH IST MAN

IMMER AUF SEE. SPRACHE IST, WAS ZWISCHEN DEN SPRACHEN

AUFTAUCHT, UND IST DOCH DIE SEE SELBST, DIE UNS TRÄGT.“

GEORGES-ARTHUR GOLDSCHMIDT AUS „FÜR DIE MIT DER SEHNSUCHT NACH DEM MEER“ VON JOACHIM SATORIUS,

MAREBUCH VERLAG.

ausblick

IMPRESSUM

HERAUSGEBER Alexander Lehmann

VERLAG/REDAKTION Terra Oceanis Verlag

Barkauer Str. 121 · 24145 Kiel

[email protected]

Phone +49 (0) 431 - 996 99 77

Fax +49 (0) 431 - 996 99 86

CHEFREDAKTION Tom Körber

[email protected]

Phone +49 (0) 431 - 996 99 87

REDAKTION Bendix Hügelmann

[email protected]

TEST & TECHNIK Michael Walther

[email protected]

ART DIRECTION bdrops. werbeagentur, Kiel www.bdrops.de

ANZEIGENLEITUNG Nordstern Media

+ NIELSEN 1, 2, 3a, 5 Eliane Lehmann

+ YACHTWERFTEN/ [email protected]

ZUBEHÖR Phone +49 (0) 431 - 719 78 88

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GRAFIK/LAYOUT Jan Weisner www.outline-graphix.de

LEKTORAT Kirsa Stoltenburg

VERLAGS- Nielsen 3b, 4 - Österreich und Schweiz

REPRÄSENTANTEN Bruno Marrenbach

Phone +49 (0) 89 - 43 08 85 55

STÄNDIGE MITARBEITER

AUTOREN

FOTOGRAFEN

PRAKTIKANT Christian Sewening

DRUCK impress media GmbH,

Mönchengladbach

ERSCHEINUNGSWEISE alle zwei Monate

ABONNEMENTS Terra Oceanis Verlag

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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in elektronische Datenbanken so-

wie sonstige Vervielfältigungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Heraus-

geber. Für unverlangt eingesandtes Bildmaterial wird keine Haftung übernommen.

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Sailing Journal in allen Schreibweisen, Schriftarten, Wortverbindungen, Darstel-

lungsformen, Abwandlungen, Abkürzungen, Titelkombinationen, graphischen Ge-

staltungen, entsprechenden Zusätzen, Untertiteln und Zusammensetzungen für alle

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ternet, CD-Rom, CD-I, DVD und MD (MiniDisc) und andere Datenträger sowie

für sonstige audiovisuelle, elektronische und digitale Medien und Netzwerke, Do-

mains, Veranstaltungen und Dienstleistungen aller Art.

Christian Eschenburg, Lothar Lorenz,

Lukas Petersen, Marina Könitzer

Volker Andreae, O.T. Weiss, Jan-Eike Andresen,

Matthias Müncheberg, Dörte Horn,

Denis Grau, Jens Hannemann

Tom Körber, Rick Tomlinson/VOR, Dave

Kredle/VOR, Gabriele Olivio, Guo Chan,

Marina Könitzer, Gustav Morin, Rick Deppe/

VOR, Christian Eschenburg, Lothar Lorenz,

Juerg Kaufmann, Ingrid Abery, Jacqueline Normile

A llein der Riss (Grundform, Zeichnung, Ent-

wurf, Linien) eines Bootes gibt genügend

Anlass für Spekulationen, Träumereien, Mut-

maßungen und Euphorie. Nicht selten werden bzw.

wurden Segelboote nur wegen ihres Risses gekauft.

Aquadynamik, Strömung, Kantenführung, Steifigkeit,

Gleitfläche, Bug-Heck-Linie, Tiefgang oder Längen-

Breiten-Verhältnis werden sofort diskutiert. Wendig

oder schnell auf der Kreuz? Taucht der Bug gut in

kurze steile Wellen bzw. taucht er auch genauso gut

wieder auf? Schmales Heck oder breites Heck? Und

nicht zu vergessen, die Frage nach dem Kiel! Unter

Umständen könnte hier der harmonische Riss des

Bootsbauers von den fachkundigen Betrachtern kom-

plett verrissen werden. Aber allen Träumereien zum

Trotz, was nützen uns unsere Fantasien, wenn das

schönste Boot dann nicht unter unseren Händen läuft.

Ein Albtraum für den Eigner. Nicht selten auch ein Alb-

traum für den Bootsbauer und seinen Ingenieur. Denn

erfolgreiche Risse bzw. Boote lassen sich eben gut

und teuer verkaufen. Misserfolge sind selten gut zu

Markte zu tragen, daran kann auch die ausgefeilteste

Werbung nichts ändern. Misserfolg spricht sich ge-

nauso gut herum wie Erfolg! Wenn ich persönlich

gefragt werde, was ich von dem einen oder anderen

Riss halte, bin ich meist geneigt, Vergleiche zu ziehen.

„Die Verhältnisse müssen stimmen!“ Mit diesem Satz

liege ich sofort gut im Rennen. Drall oder schlank

ist egal, wichtig ist, dass der Eigner sie liebt. Die

Rundungen sollten harmonisch wirken, die Kur-

ven elegant und ein kleiner Makel macht doch das

Ganze erst interessant. Ab jetzt liebt mich der Eig-

ner. Schnell komme ich dann noch zum finalen Hö-

hepunkt meiner Analyse, damit der stolze Eigner

endgültig glücklich ist. „Ich finde, und das ist ganz

wichtig, dass das Busen-zu-Po-Verhältnis ausgewo-

gen sein sollte.“ In Gedanken beschreibe ich meis-

tens das aktuelle Playmate aus dem neuesten Play-

boy, den ich natürlich – das muss hier ausdrücklich

betont werden – wider Willen geschenkt bekommen

habe. Schmales oder breites Heck? Im Prinzip fast

egal, solange der Eigner glücklich ist, oder? Hier

könnte sich für Soziologen folgende Frage aufwer-

fen: Haben Bootsheck und Eigner was gemeinsam?

Ähnlich dem Herrchen und seinem Hündchen oder

der Aussagekraft des Verhältnisses zwischen Auto

und seinem Besitzer. Natürlich fehlen in dieser Lis-

te noch der Vorgarten und sein Hausbesitzer, aber

dazu ein andermal mehr ...

Vorerst schauen wir doch einfach alle beim nächsten

Mal am Steg auf das Heck und das seines Eigners.

ot.weiss

RISS

o.t. weiß was ausblick

112

Page 59: Sailing Journal 03/2009
Page 60: Sailing Journal 03/2009

Sportliche Höchstleistungen und

die anspruchsvollen Segelreviere

der Ostsee zeichnen auch im

sechsten Jahr die Rolex Baltic Week aus. Wenn der

Startschuss zur Europameisterschaft der Starboote,

der ältesten olympischen Bootsklasse überhaupt,

fällt, vereinen sich Tradition und Können zu einem

Event der Extraklasse. Mit beeindruckender

Geschwindigkeit jagen die wendigen Starboote

bei packenden Manövern mit unverwechselbarer

Eleganz über das offene Meer. Konzentriert, fokus-

siert und diszipliniert haben die Mannschaften nur

eines vor Augen: den alles entscheidenden Vor-

sprung für sich mit kämpferischem Instinkt und per-

fekter Taktik zu sichern. Denn jeder Teilnehmende

weiß, Siege beginnen zuallererst im Kopf.

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5. bis 12. juli 2009

rolex. die krönung des erfolgs.

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