sailing journal 03/2009
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Volvo Ocean RaceTRANSCRIPT
033 | WWW.SAILING–JOURNAL.DE | AUSGABE 03/2009 | JUNI/JULI | D 5,80 € | A 5,80 € | CH 10,- SFR | Benelux/E/I 6,50 € | WWW.SAILING–JOURNAL.DE |
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03
editorial
LOBBY’N LOUNGING
Fast könnte man meinen, die Po-
litik räche sich jetzt an der Wirt-
schaft für deren penetrante Lob-
byarbeit, die unsere politischen
Sportsfreunde unsereins als Er-
folg oder aber bestenfalls als ge-
lungenen Kompromiss ver kau fen
müssen. Wie könnte man das
jetzige signifi kante Einmischen
der Politik in die Wirtschaft an-
ders auslegen? Und ja, es ist Wahljahr. Das Jahr, in dem es
sich besonders lohnt, eloquent und vorrauschend zu handeln.
Ob sinnig, unsinnig oder schwachsinnig, lasse ich mal offen.
Hauptsache, es dient der Sache. Ich kann mir das gar nicht rich-
tig vorstellen. Verabreden die Jungs sich per SMS und treffen
sich im Coffeeshop oder einer Chill-Lounge und wickeln sicht-
lich entspannt mit einem Latte Caramel am Mund ihre Deals ab?
Oder doch etwas subtiler, auf Sichtweite, wie die Ölfirmen?
Was denken sich auf der anderen Seite Manager (oder wie
soll man solche „Unternehmer“ nennen?) wie Gerhard Eick,
wenn er den Staat quasi mit Arbeitsplatzabbau erpresst, weil
er gern Staatshilfen in Anspruch nehmen möchte. Möchten
kann er viel. Wollen auch ... Zeugt aber von einer fulminanten
Charakterlosigkeit und einer Dreistigkeit, die sicher nicht ein-
zig und, wie sagt man so schön, auch nicht artig ist. Er wird
sicher nicht der letzte Heuchler sein, der das vorangegan-
gene Missmanagement durch Steuergelder auffangen möchte.
Ähnlich wie Opel haben Arcandors bzw. Karstadts Probleme
ihren Ursprung in nicht mehr zeitgemäßen Produkten und
Geschäftsmodellen. Opelmodelle werden nach staatlichen Hil-
fen, egal wie sie auch immer aussehen, kaum stärker nach-
gefragt werden. Und bei Arcandor? Hertie ist schon pleite,
Woolworth hat vor Kurzem Insolvenz angemeldet. Kurzum;
das Warenhaus für alles und alle hat sich überlebt. Sie müs-
sen sich selbst neu erfi nden. Vielleicht sollte Arcandor genau
das tun. Oder seine Aktionäre in deren Pfl icht nehmen. Oder
bei der Metro die Hosen runterlassen.
TOM KÖRBER, CHEFREDAKTEUR
vorwort
Wenn ich gefragt werde, was ich
jetzt nach meinem Abitur ma-
che, und ich antworte: „Ich bin
FSJ-ler“, habe ich noch keinen
getroffen, der damit etwas an-
fangen konnte. „So etwas in der
Richtung Zivildienst“ ist dann den
meisten schon eher ein Begriff.
FSJ bedeutet Freiwilliges Soziales
Jahr und ist als Alternative zum
Zivil- oder Wehrdienst anerkannt.
Das FSJ unterscheidet sich dadurch vom Zivildienst, dass
man zwölf statt neun Monate zu absolvieren hat sowie ein
deutlich geringeres Taschengeld (Gehalt) bezieht und keine
Vergünstigungen, zum Beispiel bei öffentlichen Verkehrsmit-
teln, genießt. Dafür ist der Arbeitsplatz nicht in Krankenhäu-
sern, auf Unfallstationen oder in Altenheimen, sondern auf
dem Wasser oder Sportplätzen. FSJ-Stellen müssen von den
interessierten Sportvereinen beim jeweiligen Sportbund be-
antragt werden, der die Bewerber dann zuteilt.
Mein Arbeitsplatz befi ndet sich an der Alster beim Nord-
deutschen Regatta Verein (NRV). Hier wurde ich herzlich
in den Kreis der Trainer und Mitarbeiter aufgenommen. Der
NRV setzt mich in den verschiedensten Bereichen ein. Mein
primäres Betätigungsfeld liegt jedoch in der Jugendarbeit
und Jugendförderung. Hier durfte ich Trainingseinheiten in
den Klassen Optimist, 420er, Laser und beim Matchrace lei-
ten, dies nicht nur auf den heimischen Gewässern um Ham-
burg, sondern auch bei Trainingslagern an der Ostsee, wobei
ich mich mit Trainingspraktiken von Top-Trainern fortbilden
konnte. Zudem bekam ich die Chance, bei erstklassigen Se-
gelevents wie z.B. NRV Rolex Farr40 European Champion-
ship oder Audi 49er German Championship hinter die Kulis-
sen blicken zu dürfen, mitzuarbeiten und somit Einblicke zu
gewinnen, die sich mir sonst nie erschlossen hätten. Aber
auch die „normale“ Arbeit im Segelverein, speziell in der
Jugendabteilung, ist alles andere als langweilig. Auch hier
war es sehr interessant zu sehen, wie viel Organisation hin-
ter einem Segelverein steht. Ich habe ein sehr interessantes
und lehrreiches Jahr, das mir extrem viel Spaß macht, mir
nebenbei eine Trainerausbildung vermittelt und viele positive
Impulse für meinen angestrebten weiteren Werdegang gibt.
Die Entscheidung für das Freiwillige Soziale Jahr im Segel-
sport habe ich zu keinem Zeitpunkt bereut.
„FSJ-LER IM SEGELVEREIN,
WAS IST DAS DENN?“
EINBLICK!
© Foto Guo Chuan/Green Dragon Racing/Volvo Ocean Race Melodie Johann Friedrich Reichardt – Volkslied
SCHLAF, KINDLEIN, SCHLAF!
DER VATER HÜT‘ DIE SCHAF;
DIE MUTTER SCHÜTTELT‘S BÄUMELEIN,
DA FÄLLT HERAB EIN TRÄUMELEIN.
SCHLAF, KINDLEIN, SCHLAF!
04
E D I T O R I A L 0 0 2 • E I N B L I C K 0 0 4 • V O R W O R T 0 0 5 • I N H A L T 0 0 6
S E G E L S Z E N E 0 0 8 • O N B O A R D T E C H N I K 0 1 4 • T E S T T E C H N I K 0 1 8
S H O R T T R A C K S 0 4 2 / 7 8 • P R O D U K T E 0 5 6 • S A I L S T Y L E 0 8 0
H Ö R E N & L E S E N 0 9 2 • A B O N N E M E N T 1 0 8 • R A C E T R A C K S 1 1 0
H E R S T E L L E R 1 1 1 • K O L U M N E 1 1 2 • A U S B L I C K / I M P R E S S U M 1 1 3 CO
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06 INHALT
NRV MATCH RACE TEAMDas Hamburger NRV Match Race Team um Jan-Eike Andresen gewinnt die nationale Ausscheidung und qualifi ziert sich
somit für die Matchrace-Europameisterschaft im August in Middelfart/Dänemark. Die Nominierung hierfür ist mit der
Matchrace-Weltrangliste zum April 2009 entschieden worden. In einem engen Schlussspurt konnte das Team um Jan-Eike
Andresen (Norddeutscher Regatta Verein, Hamburg) die mit wenigen Punkten nur denkbar knappe deutsche Führung in
der Weltrangliste gegenüber dem mehrfachen deutschen Meister Carsten Kemmling (ebenfalls Hamburg) behaupten. Die
letzte Möglichkeit, an Andresen vorbeizuziehen, hatte sich für Kemmling Ende März auf dem EM-Revier vor Middelfart in
einem internationalen Topfeld geboten. Doch obgleich Andresen bereits in der Vorrunde ausschied, konnte auch Kemmling
das aus einer Sicht zur Qualifi kation erforderliche Halbfi nale nicht erreichen, sodass sich die Rangfolge nicht mehr änder-
te. Dabei avancierte das Match in Middelfart zu einem psychischen Drahtseilakt. Nachdem beide Skipper verschiedenen
Vorrundengruppen zugelost wurden, war ein direktes Aufeinandertreffen erst in der Zwischenrunde möglich. Andresen
musste zuerst auf dem Wasser antreten, doch blieb dessen Gruppe in Flaute, Dauerregen und Startverschiebung hängen,
bis nach nervenaufreibenden Stunden des Wartens endlich am späten Abend die Rennen gestartet wurden. Die Mühen, die
Zwischenrunde zu erreichen, blieben jedoch erfolglos, nachdem das Team um Andresen an MASCALZONE LATINO-Steu-
ermann Jes-Gram Hansen sowie 49er-Olympiasieger Jonas Warrer gescheitert war und somit von der Zuschauerbank den
Ausgang um die EM-Qualifi kation beobachten musste. Doch auch Kemmling, der u.a. mit dem America´s-Cup-erfahrenen
Segler Henning Sohn in See stach, fehlte das nötige Quäntchen Glück im Flautenpoker, nachdem er zunächst problemlos
die Zwischenrunde erreicht hatte. Platz sechs reichte für ihn nicht mehr, um Andresen in der Weltrangliste zu überholen.
„Auch wenn unser Ergebnis auf dem EM-Revier alles andere als optimal war, sind wir doch zunächst einmal zufrieden mit
der gewonnenen Qualifi kation. Wir haben mit Jonas Warrer ab jetzt eine mit Olympiagold gestärkte Trainingsgruppe in Mid-
delfart, sodass wir bis zur EM das Schiff in voller Fahrt haben werden!“, gab sich Andresen nach der Nominierung durch den
Deutschen Segler Verband zuversichtlich. Das Team um Andresen (27) besteht aus Lucas Bracker (19), Max Ziegelmayer
(21), Niklas v. Meyerinck (20) sowie Klaas Hoepcke (20) und wird in Deutschland, Italien und Skandinavien weitere Regat-
ten bestreiten, bevor im direkten Anschluss das Trainingsquartier in Dänemark bezogen wird. Von unserer Seite herzlichen
Glückwunsch zur tollen Leistung!
INFO WWW.NRV.DE
GÖCEK REGATTA
Als Schirmherr der zehnten internationalen Göcek Regatta, die vom 18. bis 22. Mai 2009 stattgefunden hat, fungierte der
1999 gegründete Göcek Yacht Club. Diese Regatta ist in Deutschland noch nicht sehr bekannt, obwohl sie zu einem zeit-
lich guten Termin stattfindet. Die diesjährige Beteiligung war erfreulicherweise besser als im vergangenen Jahr. Gemeldet
hatten insgesamt 42 Yachten aus acht Nationen und es wurde in fünf Klassen mit jeweils sechs Wettfahrten um die be-
gehrten Trophäen gewetteifert. Bei den vorherrschend leichten Winden von fünf bis zwölf Knoten waren das Können und
die Geduld der Crews gefordert. Highlight war das mit 24 Seemeilen Länge gesegelte Offshore-Race. Der Leitsatz dieser
Veranstaltung: Klasse statt Masse. Die Längen der Wettfahrten sind unterschiedlich, mit ca. 15 bis 24 Seemeilen, je nach
Klasse und Kurs. Erster Start war jeweils um 11.00 Uhr, eine sehr kommode Zeit für die partyfreudigen Crews! Es wurde
in den Klassen IRC-Racing-, IRC1-, Sports-, Club-Cruising- und Charterboot gesegelt. Die Meldegebühr für die Regatta
beträgt 150 Euro und pro Crewmitglied sind gut investierte 50 Euro für die Abendveranstaltungen zu berappen. Wer an
der elften Regatta im Mai nächsten Jahres teilnehmen möchte, kann sowohl komplette Yachten sowie auch Einzelplätze
auf Yachten mit Regatta-Skipper (mit Unterbringung in Doppelkabine) buchen.
INFO WWW.AGENTUR-ESCHENBURG.COM
GERMAN CLASSICSZu einer Zeitreise lädt der Freundeskreis Klassische Yachten Mitte Au-
gust nach Laboe an die Kieler Förde ein. 150 klassische Yachten vom
stattlichen „Zwölfer“ bis zur feinen Hansajolle werden zur XXI. German
Classics erwartet. Im alten Hafen eine Augenweide für das Sehpulikum
– auf den Regattabahnen begeisternder Sport für die teilnehmenden
Crews. Den internationalen Touch bringt Sponsor Gaastra ins Gesche-
hen: Nicht nur die traditionsreichen Regatten in St. Tropez werden
von dem In-Modelabel ausgestattet, Gaastra entwirft auch bereits zum
zweiten Mal eine eigene Kollektion für die Klassiker Regatten Laboe!
Zahlreiche weitere Highlights bestimmen den Rhythmus des Segel-
events von Donnerstag, 20. August, bis Sonntag, 23. August.
INFO WWW.GERMAN-CLASSICS.INFO
BMW SAILING CUP WELTFINALEFinale am Gardasee. Acht Spitzenteams, ermittelt durch nationale
Ausscheidungsregatten des BMW Sailing Cup, einer großräumigen
Amateur-Regatta-Tour, waren in Malcesine zusammengekommen, um
in einer Mischung aus Fleet- und Matchraces ihren Meister zu küren.
Für Deutschland ging das Team Wilhelmshafen um Steuermann Jan
Seekamp ins Rennen. Nach vier hochklassigen Regattatagen ging der
Weltpokal in seiner dritten Aufl age nach einem spannenden Finallauf
zwischen Team Neuseeland und Team Italien an die mit nur einer halben
Bootslänge vorn liegenden Neuseeländer um Skipper Graeme Suther-
land. Jan Seekamp und Crew konnten die Regatta als Fünfte beenden.
INFO WWW.BMW-YACHTSPORT.COM
PANGAEAKurz nach der PANGAEA kamen acht Teilnehmer des „Young Explo-
rers Programme“ aus verschiedenen Ländern in Neuseeland an. Mike
Horn hatte als Überraschungsgast den 17-jährigen Duncan dabei: Er
nimmt an der Expedition teil, um die Sichtweise eines Einheimischen
zu vermitteln und mit den anderen Teilnehmern neue Erfahrungen zu
teilen. Begleitet werden die „Young Explorer“ von Carl David Rundgren
(„Dolphin Dave“), einem Meeresbiologen mit 25-jähriger Erfahrung. Zu
Beginn der Expedition besuchten die Jugendlichen ein Marae (traditio-
neller Treffpunkt der Maori), erhielten eine Einführung in die Kultur der
neuseeländischen Ureinwohner und wurden zudem in das Coal Island
Project eingeführt. Dieses Projekt wurde 2005 mithilfe von Freiwilligen
gestartet und wird seitdem mit Mitteln des Department of Conservation
unterstützt. Ziel der Aktivitäten auf Coal Island ist die Schaffung eines
geschützten Ortes für gefährdete einheimische Arten. Die „Young Ex-
plorers“ entfernen jeglichen Abfall von der Insel und halten weiterhin die
Populationen eingeschleppter Arten mithilfe von Fallen unter Kontrolle.
INFO WWW.MIKEHORN.COM
ISHARES CUP 2009Für die diesjährige Neuaufl age der spektakulären Inshore-Regattaserie
haben bisweilen zehn namhafte Profi teams gemeldet und versprechen
somit erneut adrenalingeladenes Segeln um Millimeter. Anders als zum
Beispiel beim America’s Cup oder dem Volvo Ocean Race liegt der Reiz
dieser Profi -Serie darin, dass zuschauerfreundlich bis nur wenige Meter
von den Rängen entfernt auf engen Revieren gesegelt wird. Im Zusam-
menhang mit den spektakulären Rennkatamaranen vom Typ Extreme 40
sind atemlose Momente fast schon garantiert. Wer sich von diesem neu-
en Format des Regattasegelns persönlich überzeugen möchte, hat dazu
in diesem Jahr vom 28. bis 30. August in Kiel die Möglichkeit.
INFO WWW.ISHARESCUP.COM
CAMP 24| SIEBEN
JÜNGSTENFÖRDERUNG IDer Yachtausrüster Wendel&Rados hat zwei neue Optimisten an die Jugendabteilung der Greifswalder Segelvereine gestiftet
und unterstützt somit den aktiven Segelsport. In der gemeinsamen Jugendabteilung bündeln die vier Greifswalder Segelverei-
ne seit Langem ihre Jugendarbeit. So lernen und trainieren die Jugendlichen gemeinsam das Segeln, obwohl sie in unterschied-
lichen Vereinen Mitglied sind – ein Projekt, das bislang einmalig ist in Mecklenburg-Vorpommern. 40 Jugendliche trainieren
hier regelmäßig, betreut von erfahrenen Übungsleitern – und das äußerst erfolgreich, was sich regelmäßig auf den Landes-
meisterschaften der Segel-Junioren mit sehr guten Platzierungen zeigt. So wurden am 16. Mai 2009 um 16 Uhr die neuen Op-
timistenjollen auf dem Gelände des Greifswalder Yachtclubs in Greifswald-Wieck an die Jugendlichen übergeben und getauft.
INFO WWW.YACHTAUSRÜSTER.DE
Am 7. Mai öffnete das bundesweit einmalige Kieler Segelcamp an der Reventlouwiese mit einer feierlichen Eröffnung seine
Tore für die Saison 2009. Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz und Stadtpräsidentin Cathy Kietzer übergaben traditio-
nell gemeinsam mit Stefan Grützmacher, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Kiel AG, den Sailing-Kids der Friedrich-
Junge-Grundschule das Steuerrad und erklärten die siebte Kieler Kinder-Segel-Saison für eröffnet. Bei den mehr als 30
verschiedenen Programmpunkten stehen Schnuppersegeln, das positive Erlebnis der maritimen Landeshauptstadt sowie die
aktive Vermittlung sozialer Kompetenz, Teamgeist und Kommunikation im Vordergrund. Weitergehendes Wissen sollen die
örtlichen Wassersportvereine und Segelschulen vermitteln.
INFO WWW.CAMP24SIEBEN.DE
ROLEX BALTIC WEEKDie Namen ihrer Besten lesen sich wie ein Who‘s who der Segelsportprominenz. Denn nomen est omen, erfolgreiche
Starsegler sind zumeist schon mit zahlreichen internationalen Titeln auf Jollen und Yachten dekoriert. Die Starboot-Klasse
als älteste olympische Segeldisziplin vereint traditionelle Eleganz und kraftvolle Dynamik, die zu ihren Saisonhöhepunkten
ein illustres Teilnehmerfeld anzieht. Das wird auch bei der sechsten Rolex Baltic Week erwartet, wenn vom 4. bis zum 11.
Juli in Kiel-Schilksee die Star-Europameisterschaft stattfi ndet. „Im nacholympischen Jahr werden zunächst die Karten neu
gemischt, indem Steuerleute ihre Vorschoter wechseln und Vier-Jahres-Kampagnen bis zu den nächsten Spielen 2012
aufgesetzt werden“, erklärt Dierk Thomsen als Vize-Kommodore der internationalen Starboot-Klassenvereinigung ISCYRA.
Das dürfte jedoch im Sommer im Wesentlichen abgeschlossen sein, wenn die Zielregatten 2009 auf dem Kalender stehen.
Und da bildet die Rolex Baltic Week mit der EM eine ideale Brücke zwischen der Kieler Woche als Weltcupregatta Ende
Juni und der Weltmeisterschaft Anfang August im schwedischen Varberg. Insgesamt werden 60 bis 80 Teams an der Förde
erwartet. Das Regattadorf (Race Village) wird im Norden des aufwendig modernisierten Olympiahafens von 1972 aufge-
baut werden. Ein hochwertiges Rahmenprogramm gehört zu den unverwechselbaren Kennzeichen der einzigen von Rolex
in Deutschland unterstützten Regatta.
INFO WWW.ROLEX-BALTIC-WEEK.COM
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JÜNGSTENFÖRDERUNG IIFürst Bismarck Mineralwasser, Partner der Kieler Woche, hat sich ent-
schieden, zwei Optis für die Ausbildung von Jüngsten zu vergeben,
da der Opti seit vielen Jahren genutzt wird, um den Nachwuchs für
den Segelsport zu begeistern. „Vereine, die ihre Nachwuchsarbeit
ausbauen wollen, aber vielleicht nicht ausreichende Mittel hierfür zur
Verfügung haben, sind herzlich willkommen, sich für einen der Fürst-
Bismarck-Optis zu bewerben“, so Nicole Prokasky von der Fürst Bis-
marck Quelle. „Dabei liegen uns besonders die Vereine am Herzen, die
mit viel persönlichem Engagement für die Jüngsten etwas erreichen
wollen und denen wir mit einem unserer Optis dabei helfen können.“
Interessierte Vereine können ihr Interesse in Form einer kurzen Bewer-
bungsmail mit Information über den derzeitigen Stand und die Ziele
ihrer Jugendarbeit äußern.
INFO [email protected]
DER REGELBEGLEITER 2009-2012Dieses kleine Kompendium über die wichtigsten Regeln beim Regat-
tasegeln mit anschaulichen Beispielen sollte der ständige Begleiter auf
jeder Jolle oder jeder Yacht in einer Regatta sein. Spiralgebunden und
wasserfest, bestens geeignet als Begleiter fürs Boot, ob Yacht oder Jolle.
Auf 24 Seiten sind die wichtigsten Regeln mit Beispielskizzen erläutert.
Der Autor Bryan Willis war viele Jahre Vorsitzender in verschiedenen
Ausschüssen für Wettfahrtregeln, Wettfahrtleiter und Schiedsrichter
des Weltseglerverbandes. Er war Vorsitzender der Jury in mehreren
America’s-Cup-Regatten, zuletzt beim 32. America‘s Cup 2007 in Va-
lencia. ISBN 978-3-981-15845-8.
INFO WWW.SAILING-MEDIA.COM
WORLD O’PEN CUP
Vom 25. bis zum 27. Juli 2009 finden in Medemblik die O’pen-BIC-
Weltmeisterschaften 2009 (“WORLD O’PEN CUP ‘09”) statt. Die
Weltmeisterschaften sind für alle Interessenten offen. Gestartet wird
in den Kategorien U-12, U-15, Offen und Mädchen. Das Meldegeld
beträgt 30 Euro (mit eigenem O’pen BIC) und beinhaltet ein tägliches
Mittagessen während der Regattatage, einen Grillabend am Samstag
und ein Buffet inkl. Disco am Sonntag. Unterkunftsmöglichkeiten
befinden sich in unmittelbarer Nähe auf einem Campingplatz oder in
Pensionen. In begrenztem Rahmen (zehn Stück für deutsche Starter)
stehen bei dieser Regatta auch O’pen BICs als Charterboote zur Ver-
fügung. Diese können bereits ab dem 22. Juli zu Trainingszwecken
genutzt werden.
INFO WWW.OPENBIC-KV.DE
GAASTRA FLAGSHIPSTORE Mit Blick auf den Traditionshafen, direkt neben der Elb-
philharmonie und in Hamburgs aufstrebendstem Stadt-
teil eröffnete im Mai der neue Gaastra Shop. Auf über
200 Quadratmeter fi ndet man dort die die aktuellsten
Kollektionen des holländischen Sportswear-Labels für
Damen, Herren und Kids sowie auch Schuhe und Ac-
cessoires. Für ein unvergessliches Shopping-Erlebnis
mit Freunden gibt es das Privat-Shopping-Angebot. Bei
Champagner und Fingerfood kann man mit bis zu sechs
Personen auch außerhalb der regulären Öffnungszei-
ten entspannt einkaufen. Termine können telefonisch
vereinbart werden. Das minimale Einkaufsvolumen
liegt bei 2.500 Euro. Das Shop & Dine Special für bis zu vier Personen beinhaltet einen Fahrservice innerhalb Hamburgs,
privates Einkaufen mit Champagner außerhalb der regulären Öffnungszeiten sowie ein Drei-Gänge Menü inklusive Wein im
renommierten Restaurant „Carls“ direkt gegenüber. Das Paket Shop & Dine kostet 3.750 Euro inklusive 3.000 Euro Waren-
wert. Geöffnet ist der neue GAASTRA Hafencity Store montags bis samstags, jeweils von 10.00 bis 20.00 Uhr. Adresse: Am
Kaiserkai 60. 20457 Hamburg.
INFO WWW.GAASTRA-HAFENCITY.DE
SEUTE DEERNSie war als Frachtsegler unterwegs, segelte als For-
schungsschiff vor Grönland und im Südpazifi k und
wurde für Seefahrtsschüler und Offi ziersanwärter zum
Schulschiff. Zu ihrem 70. Geburtstag hat der Zweimas-
ter SEUTE DEERN eine neue Maschine bekommen.
Die Gaffelketsch ist am 23. Mai als Letzte der Flotte
des Vereins Clipper DJS e.V. in die Saison gestartet.
Für Überraschungen hat SEUTE DEERN schon öfter
gesorgt – aber bisher nie so knapp vor dem Saisonstart.
Diesmal fi el der alten Dame ein, dass sie kurz vor Ende
der Winterarbeit im Februar noch für viel Arbeit und
Aufregung sorgen wollte. Bei der Kontrolle der Hauptmaschine, wie sie jedes Jahr durchgeführt wird, zeigten die Kolben
des Drei-Zylinder-Alpha-Diesels einen „Hauch zu viel Spielraum“. Aus Sicherheitsgründen beschloss der Verein Clipper
Deutsches Jugendwerk zur See (DJS) e.V., die etwa 50 Jahre alte Maschine auszutauschen. Damit begann ein Wettlauf ge-
gen die Zeit, denn spätestens Anfang Juni sollte sich die SEUTE DEERN langsam, aber sicher in Richtung Osten bewegen, um
schließlich an den Tall Ships Races teilzunehmen. Für die Regatta, in der Großsegler, Traditionsschiffe und Yachten über zwei
Etappen gegeneinander segeln, wird die Maschine nicht benötigt, aber um für alle Eventualitäten und den Notfall gerüstet zu
sein. Schließlich ist die „süße Deern“ mittlerweile stolze 70 Jahre alt, geht aber längst noch nicht auf schmalen Spanten. Eine
kleine Crew verholte das Schiff hauptsächlich unter Segeln vom vereinseigenen Liegeplatz in Hamburg-Harburg in die Werft
Ring-Andersen nach Svendborg/Dänemark. Hier war die SEUTE DEERN 1939 als HAVET gebaut und fast jeden Winter von
den Schiffszimmerleuten begutachtet worden. Für den Ausbau des alten Motors wurden jedoch die Maschinenspezialisten
von gegenüber, von der Firma Sörensen und Petersen, benötigt. In Einzelteilen haben sie den Alpha-Diesel aus dem Maschi-
nenraum geschafft, was unmöglich gewesen wäre ohne die ehrenamtlichen Helfer aus dem Verein.
INFO WWW.CLIPPER-DJS.DE
PHYSIOSAILIm Juni und August haben Menschen, die nach einem Schlaganfall an einer Halbseitenlähmung leiden, die Möglichkeit
zehnmal zwei Stunden auf dem Aasee mit einer erfahrenen Physiotherapeutin segeln zu gehen. Christina Groll, die Initia-
torin dieses Projekts, hat bereits im Ausland Erfahrungen in der Therapieergänzung durch Segeln gesammelt. Nun soll in
dem Projekt physiosail der therapeutische Nutzen nachgewiesen werden. Die Teilnehmer haben vor über einem Jahr einen
Schlaganfall erlitten und seitdem Einschränkungen der Arm- und/oder Beinfunktion. Sie müssen lediglich frei sitzen und
den Übergang vom Rollstuhl zum Boden mit Hilfe ausführen können. Weder die Fähigkeit, selbstständig stehen oder gehen
zu können, noch Segelerfahrungen sind notwendig. Groll erwartet, dass sich durch das Segeln auf den kleinen Booten die
Rumpfstabilität verbessert und die Patienten ihren betroffenen Arm gezielt einsetzen können. Darüber hinaus sollen die
Segler neue Erfahrungen im Umgang mit ihrem Körper sammeln, Spaß haben und Selbstvertrauen gewinnen. Gesegelt wird
mit Booten der Yachtschule Overschmidt, die kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Des Weiteren wird das Projekt durch
die Firmen tactix und Wellendorf online Medien unterstützt.
INFO WWW.PHYSIOSAIL.DE
YOUNG EUROPEANS SAILINGEs war ein traumhaftes Pfi ngstwochenende. Drei Tage perfekter Sonnenschein belohnte die 750 Teilnehmer der Young Euro-
peans Sailing, der Kieler Woche des Nachwuchses, an der 420 Boote aus sieben Nationen teilnahmen (Dänemark, Deutsch-
land, Niederlande, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz). Neben den Siegen in den neun Klassen gab es vor allem in der
Klasse Laser Radial (Frauen und Männer) noch Extra-Wertungen. Neben dem YES-Sieg für die bis 18-jährigen Starter/innen
ging es auch um die Qualifi kation für die ISAF-Jugend-WM. Bei den Frauen setzte sich Chiara Steinmüller (Berlin) in der Aus-
scheidung durch. In der YES-Wertung setzte sich die Rostockerin Julia Scheel durch. Damit sicherte sich die 21-Jährige gleich-
zeitig den Titel der Deutschen Juniorenmeisterin. Bei den Männern im Laser Radial setzte sich Fabian Gielen durch. Im 420er
dominierten die Schweizer Sebastiano Baranzini/Matteo Colombo, die mit dem Tagessieg am letzten Tag Svenja und Maike
Christiansen (Hamburg) auf Platz zwei verdrängten. In der olympischen Einhandklasse der Männer, dem Laser Standard, blieb
es bis zum Ende ein Dreikampf zwischen den zwei Schleswig-Holsteinern Simon Grotelüschen (22/Lübeck) und Tobias Scha-
dewaldt (24/Kiel, beide B-Kader) sowie dem Berliner Malte Kamrath, in dem sich am Ende Grotelüschen mit drei Punkten
Vorsprung gegen Kamrath durchsetzte. In der olympischen Zweihandklasse, 470er, gab es einen polnischen Sieg. Piotr Ra-
dowski/Marcin Wantke landeten vier Wettfahrtsiege und gewannen souverän. Die 505er gewann Rainer Görge aus Kiel. Im
29er dominierten zwei Tage lang die Kieler Justus Schmidt/Max Boehme mit vier Wettfahrtsiegen und sahen in Kiel wie klare
Sieger aus. Doch am fl auen letzten Tag schnappten die Dänen Christiaan Kirketerp/Mathias Lehm den Kielern den Sieg weg.
Im schwach bestückten Piratenfeld (ganze 26 waren am Start) setzte sich Routinier Karsten Bredt als Schotte bei Svenja Thoroe
durch. In der Europe, die am Abschlusstag wegen der Flaute keine Wettfahrt mehr segeln konnten, siegte Svenja Puls.
KIELER WOCHE ISilbernes Band statt Blue Ribbon Cup. Bei der diesjährigen Aufl age der Seeregatten der Kieler Woche wird zum ersten Mal
um das silberne Band der Kieler Woche gesegelt werden. Hatte Seebahn-Chef von der Mosel kürzlich den beliebten Blue
Ribbon Cup von Kiel nach Kopenhagen aufgrund mangelnder Sponsoren absagen müssen, wird nun für adäquaten Ersatz
gesorgt. „Unser Ziel ist es, mit sehr gezielten Formaten allen Seeseglern etwas zu bieten. Dabei sind wir aber auch von der
Unterstützung aus der Wirtschaft abhängig“, so von der Mosel. Und weiter: „Das ‚Silberne Band’ zielt auf die großen Yach-
ten ab 40 Fuß und setzt sich aus zwei Wettfahrten zusammen, die gemeinsam gewertet werden. Es verspricht interessant
und anspruchsvoll zu werden. Durch die Kieler Bucht und das südliche Dänemark, durch eine der kürzesten Nächte. Wir
erwarten etliche große, spektakuläre Yachten für diese neue Serie.“ Die erste Wettfahrt wird als Langstrecke von Donners-
tag (25. Juni) auf Freitag (26. Juni) mit Zielhafen Schilksee gesegelt, die zweite als Küstenregatta am Samstag (27. Juni) von
Schilksee nach Heiligenhafen. Dort soll parallel mit dem Schabernack Cup die Siegerehrung stattfi nden.
INFO WWW.KIELERWOCHE.DE
TP52 WELTMEISTERSCHAFT 2009Vom 06. bis zum 11. Oktober wird in der Bucht von Palma die Welt-
meisterschaft der TP52-Klasse ausgesegelt. Der Fokus der in einer
Kooperation zwischen World Sailing Management (WSM) und dem
Real Club Naútico de Palma (RCNP) realisierten Regatta liegt bei
der diesjährigen Aufl age verstärkt darin, potenziellen TP52-Eignern
eine Möglichkeit zu verschaffen, ihre Fähigkeiten in den direkten
Vergleich zur Weltelite des Yachtsports zu stellen. Neben den teil-
nehmenden Yachten des MedCup-Circuits erwarten die Ausrichter
insbesondere Crews, die ohne eigenes Boot anreisen. Um Seglern
aus anderen Klassen die Möglichkeit zu verschaffen, einen Eindruck
der TP52-Klasse zu gewinnen, bietet die Klassenvereinigung der
TP52 konkurrenzfähige Boote zur Charter an. Einzige Pfl ichtvoraus-
setzung ist die Mitgliedschaft in der TP52-Klassenvereinigung. Die
Ausschreibung sieht neben dem obligatorischen Practice-Race eine
Mittelstrecke vor Mallorca neben vier Tagen Inshore-Segelns vor.
Ausgeschrieben sind zehn Wettfahrten.
INFO WWW.TRANSPAC52.ORG
SWAN MAXI CLASSDie Swan Maxi Class ist eine im Jahr 2008 von Nautor’s Swan ge-
gründete Vereinigung zur Organisation von Regatten im Mittelmeer
für Swan-Yachten von 60 Fuß Länge und mehr. Ähnlich wie in an-
deren Klassen beinhaltet die Satzung der frischen Swan Maxi Class
eine Owner-Driver-Rule, die bedeutet: Der Eigner muss steuern. Im
Laufe der Saison wird die Swan Maxi Class bei sämtlichen prestige-
trächtigen Regatten im Mittelmeerraum vertreten sein.
INFO WWW.SWANMAXICLASS.COM
OLYMPISCHES SEGELNOptimweltmeisterin Tina Lutz und ihre Vorschoterin Susann Beuk-
ke haben bei der internationalen Gardasee-Regatta Expert Olympic
Garda Silber ersegelt. Das Duo vom Chiemsee Yacht Club und dem
Hannoverschen Yacht Club musste mit insgesamt 34 Punkten nur den
erfahrenen Olympiaseglerinnen Giulia Conti und Givanna Micol den
Vortritt lassen. Für eine erfolgreiche Bilanz der Flotte des Deutschen
Segler-Verbandes (DSV) sorgten auf dem italienischen Gardasee
auch die Starboot-Crew Alexander Schlonski/Frithjof Kleen (Ros-
tock/Berlin) und der Berliner 470er-Olympiateilnehmer Lucas Zell-
mer mit seinem Vorschoter Heiko Seeling mit jeweils dritten Plätzen.
Die 49er-Segler Tobias Schadewaldt und Hannes Baumann aus Kiel
belegten Platz neun.
INFO WWW.DSV.ORG
10
segelszene
RUF CUP ZÜRICHSEEDie Windprognosen für die Auffahrtsregatta waren
vielversprechend. Doch auch Wetterfrösche haben
anscheinend die Windprognosen nicht immer ganz im
Griff. Leichter Westwind und um 14.00 Uhr ein Gewit-
terausläufer mit vier Beaufort war angesagt. Pünktlich
um 11.00 Uhr starteten 82 Yachten mit wechselndem
Wind aus Osten und Nordosten zur Auffahrtsregatta.
Unter den gestarteten Yachten waren elf Onyx-Yach-
ten, davon sieben vom Ruf Club Cup Zürichsee. Durch
die langen Windpausen wurde das Feld der Yachten
stark in die Länge gezogen. Die Yachten wurden von
ihrem Konstrukteur genau für diese leichten, am Zü-
richsee mehrheitlich vorherrschenden Winde konstruiert. Und so wurde es möglich, dass die erste Onyx-Yacht im Feld der
82 Yachten bereits als dritte Yacht über alles nach zwei Stunden, 56 Minuten und 38 Sekunden die Ziellinie überquerte. Bei
dem 14 Kilometer langen Kurs entspricht dies doch einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. sechs Stundenkilometer.
Die Crew vom Regattapool Männedorf kannte sich anscheinend bei diesen Bedingungen in ihrem Heimrevier am besten
aus. 26 Minuten später kam die vom Züricher Yacht Club gesegelte GPS ONYX ins Ziel.
Ranking:
1. BLICKPUNKT LEBENSRAUM
2. GPS TECHNIK
3. GAGGENAU
KIELER WOCHE IIDie Welttournee des olympischen Segelsports, der ISAF-Sailing World
Cup, macht in Kiel Station. Es kommt zum ersten Auftritt der neuen
olympischen Frauen-Bootsklasse Elliott 6m. Erstmals wird es einen „vir-
tuellen“ Kieler-Woche-Sieger geben, der sich im Internet durchgesetzt
hat. Darüber hinaus prägen drei hochkarätige internationale Meis-
terschaften, WM der X-35, EM der X-41 und SAP-EM der 505er, die
127 Jahre junge Kieler Woche (20. bis 28. Juni), die einmal mehr mit
einem imponierenden Zahlenwerk aufwartet. Drei Millionen Besucher,
10.000 Masten auf der Kieler Förde, 4.500 Regattateilnehmer, 2.000
Boote, 360 Starts, 50 Nationen, 40 Segeldisziplinen, elf Bahnen, neun
Tage: Das sind die Eckdaten der diesjährigen Kieler Woche. Neben
den Segelregatten wird wie in jedem Jahr auch bei der diesjährigen
Aufl age des größten Segelsportereignisses der Welt für die nicht-se-
gelnde Bevölkerung in der Kieler Innenstadt und an der Kiellinie für
Programm gesorgt sein. Diverse Live-Acts geben sich zumeist unter
freiem Himmel die Klinke in die Hand, sodass traditionell in der letzten
ganzen Woche im Juni alle Augen auf Kiel gerichtet sein werden.
INFO WWW.KIELER-WOCHE.DE
ROLEX FASTNET RACEAm Sonntag den 09. August fällt der Startschuss zum Rolex Fastnet
Race 2009. Die für 300 Teilnehmer offenen Meldelisten waren bereits
kurze Zeit nach Beginn der Meldefrist am 01. Januar 2009 voll, sodass
viele Teams nun auf einer Warteliste auf einen der begehrten Starplät-
ze hoffen. Beim Rolex Fastnet Race handelt es sich nicht nur um einen
der Hochseeklassiker des Yachtsports, die Flotte der diesjährigen Auf-
lage segelt die 607 Seemeilen lange Strecke von Cowes über die Iri-
sche See um den Fastnet Rock herum bis in den Zielhafen Plymouth in
Gedenken an die Opfer des verheerenden Sturms des Jahres 1979, der
15 Seglern das Leben kostete. Im Zuge der 30sten Jährung der größten
Tragödie in der Geschichte des Yachtsports lädt der veranstaltenden
RORC am Donnerstag, den 05. August, um 17.30 Uhr in die hinter dem
Royal Yacht Squadron liegende Holy Trinity Church in Cowes zum Ge-
denkgottesdienst ein. Ein Blick auf die vorläufi ge Meldeliste verspricht
spektakuläres Yachtrennen in jeder Wertungsklasse, in denen auch
einige deutsche Yachten mitmischen werden.
INFO WWW.FASTNET.RORC.ORG
ADAC MARINAFÜHRER 2009Mit dem Marinaführer 2009 können Wassersportfreunde ihren Törn jetzt
prima planen und Preise vergleichen. Der Automobilclub hat in einem
aktuellen Infogramm die günstigsten und teuersten Seehäfen in Europa
zusammengestellt. Der angegebene Vergleichspreis bezieht sich auf das
Liegegeld in einer Marina während der Hauptsaison für ein zehn Meter
langes Boot, inklusive zwei Besatzungsmitglieder, Kurtaxe, Frischwasser,
Strom und Warmdusche. Die Vergleichspreise für Marinas an der Ostsee-
und Nordseeküste liegen mit 13,20 Euro bis 19,20 Euro durchschnittlich
im unteren Bereich in Europa. In Deutschland liegen Skipper mit 13,20
Euro pro Tag am günstigsten, wobei die Marinas laut ADAC-Vergleichs-
preis an der deutschen Nordsee günstiger sind als an der Ostsee. Ganz
anders sieht das an der belgischen und niederländischen Nordseeküs-
te (mit Ijsselmeer/Markermeer) aus. In Belgien zahlen Skipper schon
durchschnittlich 19,20 Euro und in den Niederlanden 18,20 Euro pro Tag.
An der polnischen Ostseeküste sind die Liegeplätze mit 13,50 Euro im
Durchschnitt zwar um rund 1,50 Euro günstiger als an der deutschen Ost-
seeküste, jedoch ist hier die Infrastruktur noch im Aufbau. Die Gebühren
für Liegeplätze in Seehäfen an der dänischen Ostseeküste sind mit rund
16,50 Euro verhältnismäßig teuer. Am teuersten liegen Wassersportfreunde in Marinas am Mittelmeer. In Kroatien kostet
eine Übernachtung durchschnittlich 43,50 Euro, dicht gefolgt von Italien mit 43,20 Euro und Spanien mit 39,40 Euro.
Günstiger wird es mit 25,20 Euro pro Übernachtung in Frankreichs Seehäfen und in Portugal mit rund 22,20 Euro. Der 600
Seiten starke ADAC Marinaführer 2009 ist für 24,95 Euro im Buch- und Fachhandel, den ADAC-Geschäftsstellen und im
Internet unter www.adac.de/shop erhältlich.
INFO WWW.ADAC.DE
ROLEX CAPRI SAILING WEEKVom 19. bis zum 23. Mai kamen im Rahmen der Rolex Capri Sailing
Week die Klassen Farr 40, Swan 45, Club Swan 42, Comet 45 und Comet
41 aus aller Welt zusammen, um vor der wunderschönen Küste Capris
gegeneinander zu segeln. Bei größtenteils schwachen Bedingungen
lieferten sich vor allem die international hochkarätig besetzten Teams
in den Klassen Farr 40 und Swan 45 spannende Rennen. Bei den Swan
45 konnte sich die deutsche Yacht EARLY BIRD, gesteuert von Hendrik
Brandis einen dritten Platz ersegeln. Herzlichen Glückwunsch!
Ranking:
Farr 40: 1. MASCALZONE LATION Vincenzo Onorato ITA
2. NERONE Massimo Mezzaroma ITA
3. TWT Marco Rodolfi ITA
10. STRUNTJE LIGHT Wolfgang Schäfer GER
Swan 45: 1. ATLANTICA RACING Carlo Perrone ITA
2. CHARISMA Nico Poons NED
3. EARLY BIRD Hendrik Brandis GER
INFO WWW.REGATTANEWS.COM
DELTA LLOYD REGATTAFür die Berliner Steuerfrau Ulrike Schümann war es ein Auftakt nach Maß: Sie startete erstmals seit Einführung des olympi-
schen Damen-Matchrace (Women´s Match Race) bei einem Sailing World Cup und holte sofort Silber. Schümann hatte in
den vergangenen Monaten intensiv mit deutschen Matchrace-Experten wie Markus Wieser und Hendrik Witzmann in Berlin
trainiert und plant nach der 2008 in China knapp verpassten Medaille eine weitere Olympiakampagne. Das zweite Edelmetall
sicherten sich Alexander Schlonski und Frithjof Kleen, die für das Hamburger NRV Olympic Team starten. Mit ihrem Platz im
Medaillenrennen durfte auch die Kieler Surferin Moana Delle zufrieden sein. Im Finale der besten zehn Starterinnen konnte
sie sich jedoch nicht mehr verbessern und beendete die Serie, die von mittleren bis starken Winden geprägt war, als Zehnte.
Amelie Lux, Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele 2000, belegte kurz nach ihrem überraschenden Comeback
einen sehr achtbaren 16. Platz.
12
G rau liegt der Hafen von Alicante in der typischen Abendfeuchtigkeit des Mittel-
meeres. Draußen ist Flaute. Im spiegelglatten Hafenbecken stochern ein paar Mö-
wen nach ihrem Nachtmenü. Die TP52-Flotte des Audi Med Cup liegt fest vertäut
am Steg, eine Handvoll Wachleute hat das Kommando über die Yachten von den Seglern über-
nommen. Wie behäbige Klötze liegen die Yachten im Hafen. Hohe Bordwände deuten auf mas-
sive Schiffe hin, gebaut allein für den Kampf mit den Urgewalten auf hoher See. Doch liegt das
Meer nur scheinbar bewegungslos danieder: Die recht langen, nur wenige Zentimeter hohen
Wellen bleiben dem bloßen Auge verborgen. Aber was das Auge nicht schafft, ist bereits an
Bord der TP52 deutlich zu merken. Unruhig, fast nervös reißend liegen die Yachten an der Pier.
Lange, weiche Leinen und viele Fender haben die Schiffe im Griff, doch ihre Agilität ist unver-
kennbar. Eingepfercht wie Rennpferde vor dem Start, scheinen die Yachten nach See zu drängen.
Kaum vorstellbar, dass die Yachten, deren Klassenname „Tii Pii Fifti Tu“ zuweilen mehr an
ein größeres Indianerzelt als ein hochseetaugliches Regattaschiff erinnert, ursprünglich als
Ozeanrenner Ende des letzten Jahrtausends konstruiert wurden. Das in den USA legendäre
Transpacifi c Race von San Francisco nach Hawaii entwickelte sich zur Quelle reger Nachfra-
ge von sportlich orientierten Eignern, die ein Schiff für den Ritt auf der langen Pazifi kwelle
wünschten und nicht einsehen wollten, dass adrenalingeladenes Hochseesegeln in hausho-
hen Wellen allein den Profi s des Volvo Ocean Race vorbehalten bleiben sollte. Im Prinzip
verlangten sie einen verkleinerten Volvo Open 60. Ein wenig kürzer, ohne Wasserballast
und daher nicht ganz so komplex wie das Vorbild, hatten die nach dem Rennen als TP52
benannten Yachten zügig eine große Schar von Anhängern. Ab 2003 fanden sich die neuen
Renner bei Langstrecken im Mittelmeer.
Mit der Flaute des America´s Cup waren dann viele Segler gezwungen, sich ein neues Be-
tätigungsfeld zu suchen. Viele landeten in der TP52, die ihnen als Konstruktionsklasse mit
vermögenden Eignern im Hintergrund die Möglichkeit bot, wie gewohnt um eine halbe
Sekunde Speedvorteil auf einer Meile zu feilschen. Ganze Cup-Teams wechselten deshalb
Anfang 2008 zur Transpac-Klasse. Doch hat sich somit auch die Klassenkultur verändert.
Was ehemals als sportlicher Amateursport begann, ist heute reinen Profi crews vorbehalten.
Eine die Profi zahl an Bord begrenzende Pro/Am-Regel, wie sie viele Klassen heute selbst-
verständlich kennen, gibt es in der TP52-Klasse nicht. Durch die Cup-Segler hat sich auch
der Trend zur Dreieckssegelei verstärkt: Wer den Cup gewinnen will, muss die Klaviatur der
14TP52 – TII PII FIFTI TUText Jan-Eike Andresen © Foto Juerg Kaufmann/Audi Medcup
Jan-Eike Andresen, geboren 1981, segelt für den NRV und gehört zu den besten deutschen Matchrace-
Seglern. Zu seinem Lorbeerkranz gehören u.a. der neunte Platz bei der Mumm30-WM (2003) auf Elba
auf der Schweizer BIENNE VOILE, ein X-99-WM-Titel (2004) in Bregenz (Bodensee) mit Christian Soyka,
ein Deutscher Vizemeistertitel beim Matchrace Berlin (2004), eine Teammitgliedschaft bei der deutschen
America’s-Cup-Kampagne FRESH 17/UITG (2004-2005). Aktuell steht er in der deutschen Rangliste im
Matchrace an Platz Nummer 1, und er ist bester Deutscher (Platz 33) in der internationalen Weltrangliste
im Matchrace. Wenn er mal nicht auf irgendwelchen Booten segelt, schreibt er an seiner Promotion am
Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg über – und jetzt kommt’s
– Haftungsfragen bei Öltankerunglücken. In unregelmäßigen Abständen segelt JEA für das Sailing Journal
auf Schiffen, Rennyachten und allem, was segelt, außer U-Booten. Den Anfang machte er in der Ausgabe
5/2008, als er auf einem Extreme 40 die Kieler Förde unsicher machte. Dieses Mal besuchte er das Team
von Jochen Schümann in Alicante beim Audi Med Cup Circuit und segelte auf der TP52 MARAZZI SAILING.
onboard technik
kurzen Wettfahrten vor der Küste beherrschen und nicht
den Surf in der See zwischen Hamburg und New York.
Diesem Trend ist auch das Bootsdesign gefolgt: Die für
Langstrecken-Yachten typischen doppelten Steuerräder
mussten der deutlich aggressiveren Pinnensteuerung wei-
chen. Hauptaugenmerk der Entwicklung liegt derzeitig auf
der Verbesserung der Aerodynamik. So hat das TEAM
NEW ZEALAND als Erstes ein Schiff ohne die Aerodyna-
mik störende Aufbauten konzipiert. Sogar die Pitwinsch
und die dazugehörigen Fallen, Klemmen etc. liegen inner-
halb des Schiffes. Um das Gewicht möglichst im breiten,
auf schnelle Gleitfahrt ausgerichteten Achterschiff zu kon-
zentrieren, wurden Grinder nach hinten versetzt und die
Aluminiumstreben des Bugkorbs reduziert. Daher ist es
nicht verwunderlich, dass sich die in solche Design-Inno-
vationen verliebte Cup-Szene Stück für Stück in die Trans-
pac-Szene verlagert hat. Mittlerweile ist die TP52 zum
Schrittmacher des Segelsports avanciert. Viele Designer
haben die Konzepte der Klasse aufgenommen und auf
andere Projekte angepasst. So entwickelten sich Schiffe
wie die kleinere Rogers 46 oder die größere STP 65.
Auch Jochen Schümann kam mit der Kerncrew des deut-
schen Cup-Projekts in die TP52-Klasse. Nach einem ersten
Lehrjahr 2008, welches das deutsche Team bereits mit
Gesamtplatz fünf auf der PLATOON von Harm Müller-
Spreer beendete, verstärken Schümann & Co. dieses
Jahr den Schweizer Flavio Marazzi. Marazzi, der bei den
letzten Olympischen Spielen im Starboot Vierter wurde,
steuert dieses Jahr zum ersten Mal mit der Transpac ein
„Big Boat“. Doch scheint er nicht besonders aufgeregt, als
wir zum Practice Race auslaufen. Ruhig und konzentriert
unterhält er sich mit dem Altmeister Schümann, während
Tony Kolb die Yacht auf das Meer hinaus steuert. Schü-
mann brieft das Team. Die Segelauswahl und das Wetter
werden besprochen. Und, so Schümann, es möge doch je-
der noch mehr auf die Gewichtsverteilung im Boot achten!
Leider ist uns der Wettergott an diesem Tag nicht wirklich
freundlich gesonnen und schickt uns laue sieben Kno-
ten Wind. Jedoch gnädigerweise mit Sonnenschein gar-
niert. Aber dass man auch bei Flaute schnell segeln kann,
beweist der plötzlich kalt einsetzend Luftzug, als der Ren-
ner auf die Kreuz geht. Was eben noch als unbedeutendes
laues Lüftchen erschien, entpuppt sich an Bord der Trans-
pac zügig als frische Brise. Denn die Yacht segelt deutlich
schneller, als der Wind weht. So kommen zu den sieben
Knoten Wind noch einmal knapp acht Knoten Fahrtwind.
Und auch in der Wende, die im Übrigen wie auf einer Jolle dank des breiten Hecks gerollt
wird, geht die Geschwindigkeit lediglich unwesentlich nach unten. An Bord herrscht Ruhe.
Nur Genuatrimmer Christian „Blumi“ Scherrer ruft seine Anweisungen zu Marazzi herüber.
Das Practice Race kann kommen. Gott sei Dank hat der Wind zugelegt. Nicht, dass es bei
wenig Wind langweilig gewesen wäre. Doch macht jedes Schiff einfach mehr Spaß, wenn es
unter „Volldampf“ gesegelt werden kann.
Die Startlinie liegt, das Fünf-Minuten-Signal wird vom Startschiff angeschossen. Der Naviga-
tor kann endlich die Startlinie in seinen kleinen Handheld-Computer eingeben. Dieser ist mit
allen Instrumenten des Schiffes per Funk verbunden, sodass der Computer aus der Wind-
richtung die entsprechenden Laylines und Distanzen zu den Bahnmarken anzeigt. Auch die
Eingabe der Daten ist denkbar einfach und somit fehlerresistent: Marazzi steuert die Yacht
zu den Enden der Startlinie, deren Position dann per Knopfdruck vom Navigator gespeichert
wird. Wie genau das System arbeitet, zeigt der Umstand, dass der Vorschiffsmann am Bug
ein Zeichen geben muss, sobald der Steven die Linie überquert. Schließlich hat einen Früh-
start, wer mit dem Bug beim Startsignal über der Linie ist – nicht jedoch kommt es auf das
Heck an, wo bekanntlich der Navigator mit seinem Computer sitzt ...
Der Taktiker an Bord, John Cutler, ruft die rechte Seite der Linie als Ziel aus. Nun ist es an
Marazzi, die Yacht so zu positionieren, dass er beim Startschuss mit Vollgas am Startschiff
über die Linie segelt. Marazzi hat uns knapp unter die Layline zum Startschiff positioniert,
eine perfekte Position. Allerdings kommen uns die Neuseeländer entgegen und schicken
sich an, uns dicht zu unterwenden und abzuklemmen. Doch Marazzi reißt einmal an seiner
Pinne und unsere Yacht schießt auf die Kiwis los, die ausweichen müssen. Sich einer unge-
ahnten Gegenattacke ausgesetzt sehend, bleibt den Kiwis nur, sich eine andere Lücke zu
suchen. Die Fahrt im Schiff nutzt Marazzi, wieder Raum nach Luv zu gewinnen. So hat er
in Lee verteidigt, aber gleichfalls wieder Raum nach Luv gewonnen. Nicht schlecht, denke
ich, eine Doppelwende mit einem 52-Füßer in unter 20 Sekunden. „One Minute to burn!“,
zitiert der Navigator seinen Präzisionscomputer. Doch dann passiert etwas Unerwartetes.
Marazzi hat einen Konkurrenten in Luv so gut unter Kontrolle, dass dieser 50 Sekunden
vor dem Start gezwungen ist, mit einer Wende nach rechts zu fl üchten. Doch sie kommen
wieder und zielen mit Volldampf auf uns zu. Weil wir stehen, können wir uns nicht vertei-
digen. Wir sind in Lee überlappt, Marazzi kann jetzt nicht mehr abfallen und starten. Unser
Tor zur Startlinie ist verschlossen. Stattdessen müssen wir uns am Ende des Feldes einrei-
hen. Doch das Team bleibt ruhig. Jeder ist konzentriert, alle haben solche Situationen schon
Hunderte Male erlebt, jeder weiß, welche Möglichkeiten es jetzt zu nutzen gilt. Schümann
und Cutler lotsen die Yacht durch die Windschatten der vor uns segelnden Flotte. An der
Luvtonne haben wir schon wieder ein Drittel des Feldes hinter uns. Das Gennaker-Fall wird
auf die Pitwinsch gelegt und mit vier Mann auf zwei Grindern hochgekurbelt. Gott sei Dank
hat die Pitwinsch einen „Self Tailer“, denn abziehen könnte keiner mehr, so schnell rotiert
die Winschtrommel unter den acht muskelbepackten Armen. Das Fall hingegen fl iegt zwei
Meter durch das Schiff. Matti Paschen hat die Gennakerschot fest in der Hand. Zusammen
mit Schümann und Marazzi bringt er die Yacht unter Gennaker auf Höchstgeschwindigkeit.
Knappe elf Knoten zeigt die Logge mittlerweile. Im Ziel sind wir dann Neunte.
Ist Schümann zufrieden? „Wir sind zum Lernen hier“, wiederholt sich der Ausnahmesegler
mit einer betonten Gelassenheit. Der Mann ist ein Tiefstapler. Am nächs ten Morgen gewinnt
das sich doch eigentlich auf der Lichtsuche befi ndliche Team die erste Wettfahrt.
16
Ein Novum in der Premiumklasse:
Sportwagentechnologie.
Der neue Panamera kommt.
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A uf der Suche nach einer guten und angenehm zu tragenden vollautoma-
tischen Rettungsweste bin ich im vergangenen Jahr auf die Spinlock Deck-
vest gestoßen. Die Marke war mir bis dato ausschließlich im Bereich von
Decksbeschlägen ein Begriff, dies sollte sich nun aber ändern.
Schon beim allerersten Kontakt fällt das geringe Gewicht sehr angenehm auf. Spätes-
tens bei einem längeren Törn machen sich die gerade einmal 1,40 Kilo positiv bemerk-
bar. Aber nicht nur das geringe Gewicht, sondern auch die angenehme Passform hat
mich ein ums andere Mal beinahe vergessen lassen, dass ich eine Rettungsweste trage.
Der gesamte Kragen der Weste besteht aus kaschiertem Neopren. Durch die Elastizität
des äußeren Materials wird das gesamte Innenleben der Weste zusammengerafft. Da-
durch schrumpfen die Packmaße der Weste auf ein Minimum zusammen. Einen Nachteil
hat das Ganze jedoch ebenso. Geschlossen wird der Kragen der Deckvest mit einem
2-Wege-Reißverschluss. Dieser zieht sich durch die permanente leichte Spannung, die
das Neopren ausübt, hin und wieder etwas auf. Es ist kein Problem, diesen dann wie-
der zu schließen, aber dem einen oder anderen wird dies von Neoprenschuhen bekannt
sein. Eine kleine Klettlasche oberhalb des Reißverschlusses würde hier vielleicht Abhilfe
schaffen. Abgedeckt ist dieser zwar mit einem Klettverschluss, dieser dient jedoch of-
fensichtlich nur dazu, dass man im Eifer des Gefechts nicht irgendwo hängenbleibt und
sich die Weste quasi allein auspackt.
Abgesehen von den mitgelieferten Beingurten unterscheiden sich die weiteren Fea-
tures der Weste von Konkurrenzprodukten nur wenig. Ein Griff, um die Weste ma-
nuell auszulösen, gehört ebenso zum Standard wie der verstellbare Bauchgurt. Den-
noch sind auch all diese Bereiche besonders gut gepolstert und ergonomisch geformt,
sodass die Weste beinahe auf jede Figur passgenau eingestellt werden kann. Außer-
dem gebe ich zu, dass mich das stylishe Äußere schon beeindruckt bis begeistert
hat. Schwarz-grau wirkt einfach lässig und die abgesetzten gelben Elemente lockern
das ganze Design gut auf. Natürlich ändert sich das Ganze, wenn man die Weste
aufbläst. Spätestens dann steht die Sicherheit und damit die Warnfarbe im Vorder-
grund. Dass dieses Aufblasen nicht immer nur gezielt in Notsituationen passieren
muss, habe ich am 16. Dezember in der Bucht von Riga festgestellt. Der Trip auf
unserem Seacart 30 war mal wieder etwas nasser. Zunächst fing die integrierte Blitz-
leuchte an, etwa 15 Minuten später blies sich die gesamte Weste auf. Offensichtlich
war so viel Wasser in die Weste eingedrungen, dass
die Auslöseautomatik reagieren musste. Natürlich war
es in dem Moment etwas hinderlich, dennoch stellt
sich ein angenehmes Gefühl ein, dass offensichtlich
alles hervorragend funktioniert. Das Einsetzen einer
neuen Patrone inklusive der Einstellungen für die ge-
samte Auslöseautomatik sollte man natürlich im Nor-
malfall einen Fachhändler machen lassen. Dennoch
ist es gerade in stockdunkler Nacht im Dezember
auf einem 30-Fuß-Karbontrimaran ja auch ganz ange-
nehm zu wissen, dass man das Ganze sogar mit eis-
kalten Fingern im Zweifel auch selbst hinbekommt.
Ein klein wenig Kritik muss sich die ansonsten sehr gelun-
gene Weste jedoch auch gefallen lassen. Der Ring zum
Einhaken des Lifebelts ist bei der Deckvest aus leichtem
und sehr stabilem Gurtband gefertigt. Das hat immense
Vorteile. So schlägt nicht permanent ein Metallteil an die
Bordwand, wenn man die Weste unbenutzt unter Deck
hängen hat, und auch das geringere Gewicht ist positiv.
Dennoch fi el es mir an Bord schwerer, den Lifebelt ein-
händig dort einzuhaken als in einen massiven Metallring.
Und spätestens nach einigen Hundert Seemeilen, wenn
das Gurtband ein wenig angekratzt und ausgefasert ist,
wird die Aktion nicht einfacher.
Dennoch würde ich die Deckvest jederzeit weiterempfeh-
len. Das geringe Gewicht, die hervorragende Verarbeitung,
der perfekte Sitz und auch das einfache Handling sind rie-
sige Vorteile, die die Deckvest für sich verbuchen kann.
Gerade weil man nicht immer das Gefühl hat, Gewichte
mit sich herumzuschleppen, schwindet die Abneigung, im
Zweifel einfach schon einmal die Weste überzuziehen, was
damit für deutlich mehr Sicherheit an Bord sorgt.
18
SPINLOCK DECKVESTText Michael Walther
Michael Walther ist langjähriger Formula-18-Regattasegler und mehrfacher deutscher Meister im Hobie Tiger. Er nahm als jüngster Teilnehmer
und als einziger Deutscher an der wohl härtesten Formula-18-Nonstop-Regatta, dem Archipelago Raid, bisher dreimal teil. Erfahrungen mit grö-
ßeren Booten hat Michael 2007 und 2008 auf Törns mit einem Seacart 30 im Dezember von Plymouth nach Kiel, rund um die Ostsee oder bei
einem neuen Rekord im Februar Rund Gotland gesammelt.
test technik
Muss das traumhaft gewesen sein. Am 26. März überquert ERICSSON 3 als erste Yacht der „Volvo
Ocean Race“-Flotte die Ziellinie am Fuß des Tafelbergs vor Rio de Janeiro. Nach einer über 12.500
Seemeilen andauernden Hetzjagd durch die Südmeere vorbei an den ungastlichsten Gegenden dieser
Welt haben sich die Segler eine Auszeit an Rios paradiesischen Stränden mehr als verdient.
SEA OF darkness
Boston © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race Boston © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race
volvo ocean race race
20
ROTATION, SO DER NAME DES THEMAS, DAS INNERHALB
DER VOLVO-FLOTTE FÜR DISKUSSIONSSTOFF SORGT.
N ach den Strapazen der Monsteretappe durch
den berüchtigten Southern Ocean begrüßt
Rio de Janeiro die Segler der Volvo-Flotte ge-
wohnt temperamentvoll mit heißen Rhythmen, Beachlife
und – wer hätte das gedacht – in ausgleichender Gelas-
senheit. Die körperlichen Anstrengungen der vorange-
gangenen Etappen hinterlassen bei einigen Teilnehmern
schlichte Erschöpfung und Energielosigkeit. Trotz alldem
lassen sich die Segler nicht lumpen und tauschen See-
stiefel gegen Flip-Flops, Ölzeug gegen Badeshorts und
Boatspeed gegen Strandspaziergänge. Während die
Crews in Reiseberichten und Interviews noch vom „Rio-
Style-Race“ und dem Easy Living an der Copacabana
schwärmen, fordert die Härte des Rennens, die durch
längere Etappen und kürzere Boxenstops im Vergleich
zur vorherigen Aufl age des Volvo Ocean Race noch ein-
mal zugelegt hat, besondere Maßnahmen.
Rotation, so der Name des Themas, das innerhalb der
Volvo-Flotte für Diskussionsstoff sorgt. Hierbei handelt es
sich um das Austauschen von Crewmitgliedern zwischen
den Etappen. Die Zeiten, in denen tapfere Männer auszo-
gen, um dem letzten großen Abenteuer im Kampf gegen
die Naturgewalten Seite an Seite verbunden durch Kame-
radschaft zu begegnen, scheinen mit dem Einzug des Pro-
fi sports langsam, aber sicher auszusterben. Drei Mal falsch
geantwortet, der Schwächste fliegt und weiter geht’s.
WELCOME TO THE WORLD OF
PROFESSIONAL SAILING – YOU
BETTER HARDEN THE FUCK UP!
Ganz so drastisch ist es zum Glück nicht. Tatsächlich
sprechen einige Fakten für Rotation innerhalb der
Crew, genauso wie es auch Argumente dagegen gibt.
Doch zunächst ein Blick auf die Teilnehmer: Von sie-
ben noch im Rennen stehenden Yachten werden auf
sechs Booten regelmäßig Crewmitglieder ausgetauscht.
Bleibt ein Team übrig, auf dem nicht rotiert wird. Zu
allem Überfl uss handelt es sich bei besagtem Team
nicht etwa um das Low-Budget-Team TEAM DELTA
LLOYD am unteren Ende der Ergebnisliste, sondern
um Team ERCISSON 4, erfolgreich von Skipper Tor-
ben Grael und Crew seit dem Start in Alicante im
vergangenen Jahr an die Spitze der Tabelle gesegelt
– und das, ohne auch nur ein Crewmitglied ausge-
tauscht zu haben. Doch woher kommt diese auffällige
Diskrepanz? ERICSSON-4-Skipper Torben Grael sagt
nach Veröffentlichung der Crewlisten für Leg 6 zu sei-
ner Entscheidung, erneut niemanden in seiner Crew
auszutauschen: „This time we have had the luxury
of practising for almost a year. Your problems should
come in that period and not the race. The advantage
is we don‘t want surprises in how people behave and
sail. And no one is afraid of being dropped. There are
many advantages.“ PUMA-Skipper Ken Read hingegen
weiß eine zwar pragmatische, jedoch nachvollziehbare
Meinung zum Besten zu geben: „I think if I did this
again I would do way more rotation than we are do-
ing“, so Read. „This race is brutally hard, both physi-
cally and mentally and there are enough good sailors
out there to make it worthwhile. You bring in fresh
guys, like we do with Shannon Falcone and Jerry Kirby,
and they just lift everyone around them. You look at
football players or hockey players, they are not going
to do the whole season.“ Wer von beiden richtig liegt,
vermag an dieser Stelle nicht geklärt zu werden. Fakt
ist jedoch: Unabhängig von Abenteuer und Seefahrtro-
mantik – bei den Teilnehmern des Volvo Ocean Race
handelt es sich um professionelle Sportler, die alle be-
reit wären, im Zweifelsfall persönliche Interessen hinter
die des Teams zu stellen und an Land zu bleiben. Er-
innert man sich jedoch daran, dass während des Whit-
bread Race 1993/1994 vor dem Start der Southern-
Ocean-Etappe ein Segler der uruguayischen Yacht
URUGUAY NATURAL nur wenige Minuten vor dem
Start von Bord sprang und an Land schwamm, scheint
sich nicht nur das Material verbessert zu haben.
Am Morgen des 06. April 2009 scheint die Sonne be-
reits mit über 20 Grad, als sich die Segler auf dem
Weg ins Startgebiet machen. Einigermaßen erholt soll
es direkt vor Rios Stränden um die Punkte des Inshore-
Rennens gehen. Bis es jedoch zu einem Start und
somit zum eigentlichen Renngeschehen kommt, ver-
gehen mehrere Stunden mit dem Warten auf Wind.
Text Bendix Hügelmann
Rio de Janeiro © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race
22
volvo ocean race race
gewaltigen Segels ins Rigg geschleudert. Um im Falle
einer Fraktur richtig genesen zu können, musste Mi-
chael Pammenter von Bord des schwarzen 70-Füßers
abgeborgen werden, um in die Obhut eines behan-
delnden Arztes zu kommen. Fortan muss TELEFONICA
BLACK mit zehn Mann als Crew auskommen, da eine
Regel besagt, dass evakuierte Crewmitglieder während
einer Etappe nicht ersetzt werden dürfen. An Land be-
schreibt Michael Pammenter seinen Unfall: „I got my
foot stuck between the mast and the jib sheet basically.
It‘s really painful but I‘ve had some painkillers so it‘s cal-
med down a lot, but there‘s a lot of swelling so we thought
it would be safer if I got off the boat and got it checked
out properly. Hopefully I‘ll be back for the next leg.”
DIE TEILS UNKONTROLLIERBAREN BEWEGUNGEN DER YACHTEN, DER LÄRM DER
KILLENDEN SEGEL, DAS VERZWEIFELTE WARTEN AUF SEEWIND, DIE SCHWÜLE
HITZE UND DIE SCHIERE OHNMACHT, NICHTS AN DER GEGENWÄRTIGEN
SITUATION ÄNDERN ZU KÖNNEN, ZERREN AN DEN NERVEN DER TEILNEHMER.
Mehrere Hundert Boote haben sich am Fuß des Tafel-
bergs versammelt, natürlich um den hochgezüchteten
Rennmaschinen aus nächster Nähe begegnen zu kön-
nen, aber wahrscheinlich noch viel mehr, um den orts-
ansässigen Torben Grael auf ERCISSON 4 anzufeuern.
Viel war im Vorfeld spekuliert worden, über Startver-
halten, die richtige Taktik, den Heimvorteil Torben Gra-
els, seines Zeichens fünffacher Olympiamedaillist.
„THEY EVEN ASKED ME WHAT I
WOULD BE DOING? EASY TO AN-
SWER ... ROCKSTAR OF COURSE.
TO WHICH THE REPLY WAS: YOU
DON‘T HAVE ENOUGH HAIR!” RICK DEPPE
Die taktische Besonderheit bei den Inshore-Rennen mit
den VO 70 liegt vor allem bei wenig Wind darin, dass
die oberste Prämisse jedes Teams ist, das Schiff am
Laufen zu halten. Mehr als zwei, maximal drei Wen-
den sind demnach auf dem Weg zur Luvtonne nicht
möglich, da aufgrund der umständlichen Canting-Keel/
Daggerboard-Mimik jede Wende aufwendig vor- und
nachbereitet werden muss. Das Rennen, so war man
sich einig, würde zu 80 Prozent am Start entschieden
werden. PUMA sorgt am Start prompt für spannende
Minuten: Mit Wind von Backbord duckt Skipper Ken
Read unter dem vorfahrtsberechtigten Feld durch und
kann so freie Winde auf der rechten Seite suchen. War
PUMA am Luvfass noch in Führung, hat im Ziel TELE-
FONICA BLUE den Bug vorn, dicht gefolgt von PUMA
und einem überraschend starken TEAM DELTA LLOYD.
Nach dem Inport-Race haben die Teams nun erneut
Zeit, ihre Boote für die 4.900 Seemeilen lange Etappe
mit Ziel in Boston/USA fertigzumachen.
Am 11. April um 15 Uhr Lokalzeit ist es schließlich so
weit. Sieben perfekt präparierte Yachten vom Typ VO
70 reihen sich nach einem Bilderbuchstart eng an eng
bei sehr fl auen Winden aneinander und machen sich
auf den Weg hinaus aus Guanabar Bay gen Norden.
Bereits wenige Stunden nach dem Start ereignet sich
der erste Zwischenfall an Bord der spanischen TELEFO-
NICA BLACK: In einer Wende verfängt sich Vorschiffs-
mann Michael Pammenter mit seinem Knöchel unglück-
lich in der Genuaschot und wird von der Wucht des
Rio de Janeiro © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race
Rio de Janeiro © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race
24
volvo ocean race race
Rio de Janeiro to Boston © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race
konstanten Winden. Und trotzdem: Die teils unkon-
trollierbaren Bewegungen der Yachten, der Lärm der
killenden Segel, das verzweifelte Warten auf Seewind,
die schwüle Hitze und die schiere Ohnmacht, nichts an
der gegenwärtigen Situation ändern zu können, zerren
an den Nerven der Teilnehmer. Als am Morgen des
13. Aprils TELEFONICA BLUE ein unvorhergesehenes
Windfeld erwischt und sich 15 Meilen vom Rest der
Flotte absetzen kann, bringt PUMAs Rick Deppe die
Gefühle und Frustration der Segler auf den Punkt: „It
would be a shame to see the outcome decided early
on in a crapshot 100 miles from the start.“
Eine frühe Führung würde ein ebenso frühes Erreichen
der Passatwinde bedeuten, sodass die erste Yacht, wäh-
rend der Rest der Flotte noch in der Flaute hängt, ei-
nen uneinholbaren Vorsprung heraussegeln könnte. Die Segler wissen das. Doch es hilft
nichts, man kann nur warten. Die Anspannung an Bord der Yachten ist groß, bereits we-
nige Tage nach dem Start droht diese Etappe zur Zerreißprobe für die Teams zu werden.
Jedes Team scheint jedoch Wege und Mittel gefunden zu haben, sich mit der Situation
zu arrangieren; an Bord der PUMA sorgt ein nicht allzu alltäglicher Zwischenfall für gute
Laune. Ein Unbekannter scheint sich in Rio an Bord geschlichen zu haben, um für jeden
Segler zum Osterfest einen Schokoladenhasen an Bord zu verstecken. Leider nicht zur
Freude des Franzosen Sidney Gavignet, Skipper Ken Read freut sich trotzdem und weiß
für Aufklärung zu sorgen: „They (French Sailors) have a huge fear of little fuzzy hopping
animals with long ears (I am not even allowed to say the name of this animal – that is
how deep rooted the superstition is). As legend has it, the furry animals with long ears
used to be taken aboard the old sailing ships alive and eaten in the old days, long before
refrigeration or freeze-dried food. Live animals were carried then eaten by the crew.”
„LIVE ANIMALS WERE CARRIED THEN EATEN BY THE CREW.” KEN READ
„IT‘S REALLY PAINFUL BUT I‘VE
HAD SOME PAINKILLERS SO IT‘S
CALMED DOWN A LOT.” MICHAEL PAMMENTER
So ist es nicht etwa der mangelnde Wind, sondern der
alte Schwell, der den Crews in den fl auen Bedingungen
beträchtlich zusetzt. Als am 12. April die Sonne auf-
geht, stehen die Offshore-Renner noch immer weniger
als 100 Seemeilen entfernt von der Startlinie. Hämische
Frotzeleien der Shore-Crew im Vorfeld des Starts, die
Yachten würden im Falle eines Reparaturschadens ja
länger in Sichtweite bleiben, scheinen empfi ndlich den
mürben Nerv der im Rennen stehenden Segler zu tref-
fen. Mit Boatspeed um einen Knoten unter kleinen
Vorsegeln, um im Schwell die großen, überlappenden
Code-0-Segel nicht im Rigg zu zerstören, hangelt sich
die Flotte unter der Küste entlang auf der Suche nach
China to Rio de Janeiro © Foto Guo Chuan/Green Dragon Racing/Volvo Ocean Race
Boston to Galway © Foto Rick Deppe/PUMA Ocean Racing/Volvo Ocean Race
Boston to Galway © Foto Gabriele Olivo/Telefonica Blue/Volvo Ocean Race
Als in der Nacht zum 14. April endlich Wind einsetzt
und die Flotte Fahrt in Richtung Scoring Gate Fernando
de Noronha aufnimmt, ist an Bord der PUMA soeben
Shannon Falcone zum Minister für Innere Angelegen-
heiten gewählt worden, ein Amt, das mit der Aufgabe
verbunden ist, im Inneren des Schiffes für Ordnung
und Gesetz, vor allem aber für Sauberkeit zu sorgen.
Der Wind hätte wohl keinen Tag später einsetzen dür-
fen … Rick Deppe, der als Media Crew Member an
Bord PUMA oft unter Deck arbeiten muss, freut sich
natürlich gewaltig: „Today is his day as ‚minister for the
interior‘, and I swear the galley is SHINING.“
Mit einsetzendem Wind kommt der Druck zurück in
die Schiffe. Unter Code-0, bei 15 Knoten Wind und
etwa gleichem Boatspeed erfasst eine Bö ERICSSON
3, der Mast hält dem Überdruck nicht stand und das
Top-Backstag wird mit einem gewaltigen Schlag aus
dem Mast gerissen. Trimmer sei Dank können die Se-
gel rechtzeitig gefi ert werden, sodass der Mast stehen
bleibt, nur sind von dem Lärm des Bruchs sprichwört-
lich mit einem Schlag alle an Bord wach bis auf Skip-
An Bord der PUMA wird jedoch eine interessante
Frage mehr oder weniger ernst diskutiert, an der uns
MCM Rick Deppe teilhaben lässt. PUMA-Bordmail vom
15. April 2009: „Capey (Andrew Cape) just informed
me that on October 25th 2008 we passed through
this same piece of water going the other direction ...
signifi cant. Interesting topic of discussion came up on
deck this morning that I feel deserves a mention, sai-
ling along under a lovely moonlit sky and randomly
the topic of what we‘d be doing if we weren‘t sailboat
racers. Bob (Rob Greenhalgh) professional big game
fi sherman fully sponsored by all the big equipment
suppliers. He would be the owner and operator of his
own game fi shing boat and live somewhere fantastic.
Justin (Justin Ferris) not working but living off a large
family inheritance. Michi (Michi Müller), professional
student in Germany. Salty, boat builder and designer
... anything really so long as its near the water. Capey
... long haul Jumbo Jet pilot ... pretty much what he
does now. They even asked me what I would be do-
ing? Easy to answer ... Rockstar, of course. To which
the reply was: You don‘t have enough hair!”
per Magnus Olsson, 60, der Bruch, Schaden und an-
schließende Expressreparatur in seiner Koje verschläft.
Mittlerweile machen die Segler Meile für Meile in Rich-
tung Scoring Gate Fernando. Mit konstantem Druck auf
Steuerbordbug segelnd, bleibt Zeit, sich Gedanken zu
machen. Obgleich es für viele Teilnehmer bereits das
zweite oder dritte Mal in einer Weltregatta ist, gehen
die Segler unterschiedlich mit ihren gesammelten Ein-
drücken um. Für viele ist die Teilnahme am Volvo Oce-
an Race die Erfüllung eines wohl gehüteten Lebens-
traumes, ganz gleich, welche Strapazen sich ihnen
in den Weg stellen, diese Männer lieben ihren Job.
„FUN PART OF THIS RACE IS
LEARNING ABOUT EACH OTHERS
LIVES IN WAYS THAT YOU NEVER
COULD OTHERWISE. JUSTIN FERRIS
WENT HOME OVER THE LAST
BREAK AND WENT SAILING. THINK
ABOUT THAT FOR A MINUTE.” KEN READ
Galway © Foto Dave Kneale/Volvo Ocean Race Galway © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race
Rio de Janeiro to Boston © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race
Galway © Foto Dave Kneale/Volvo Ocean Race30
Boston to Galway © Foto Gustav Morin/Ericsson 3/Volvo Ocean Race Rio de Janeiro to Boston © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race
Am 17. April passiert TELEFONICA BLUE als erste Yacht das Scoring Gate und nimmt
fortan direkten Kurs auf den Zielhafen Boston. Dicht dahinter reihen sich ERICSSON
4, TEAM DELTA LLOYD und PUMA ein. Mit dem Passieren der Landmarke Fernando
de Noronha scheinen auch die sehnlichst erwarteten Passatströme erreicht zu sein. Bei
Wassertemperaturen um 27 Grad, raumen Winden um 20 Knoten und einer durch-
schnittlichen Geschwindigkeit, preschen die Yachten gewohnt nass in Richtung Ziel.
Bord routine stellt sich ein. Schlafen, aufstehen, Wache schieben, nass werden, auszie-
hen, schlafen. Ein stetiger Trott, der von manchen Teilnehmern bereits als entspannend
beschrieben werden kann, und das unter Geschwindigkeiten von durchschnittlich mehr
als 20 Knoten. Die zickigen Yachten verlangen unter solchen Bedingungen nach Fin-
gerspitzengefühl und Vorsicht. Eine ordentliche Portion Weißwasser spült ERICSSON-
3- Skipper Magnus Olsson regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Olsson musste
fortan mit starken Schmerzen und dem Verdacht eines Rippenbruchs von seiner Koje
aus dem Rennverlauf folgen. TELEFONICA BLACK hingegen kollidiert bei 22 Knoten
Speed mit einem Wal. Glücklicherweise kommt bei diesem Zwischenfall kein Mensch
zu Schaden und auch das Material bleibt wider Erwarten ganz. Für den Wal war dies
jedoch wahrscheinlich die letzte Begegnung mit einem VO 70.
Purer Boatspeed ist fortan entscheidend auf der Hetzjagd gen Boston. Schwer vorstell-
bar, in was für einer Beziehung die Segler der Yachten zueinander stehen. PUMAs Ken
Read gewährt einen persönlichen Einblick in seine Sicht der Dinge über seine Crew:
PUMA-Bordmail vom 21. April „Fun part of this race is learning about each others lives
in ways that you never could otherwise. For example, I know that Erle Williams takes
his job with the J Boat RANGER so personally, that he could feel the collision that they
had with Valsheda yesterday at the Antigua Classics Regatta from here, and is analysing
every detail even though he knows just a few small bits of fact. I know that Shannon
Falcone likes to night time kite board back in Antigua. Sounds like a tough life doesn‘t
it? Justin Ferris went home over the last break and went sailing. Think about that for a
minute. And Michi Mueller, the quiet one – He is the fi rst one to the nav station every
three hours to see how we are doing. Won‘t talk about it though. Oh yea, and his new
born daughter will be meeting him on the dock in Boston. Just found that out yester-
day. Very special moment that will be.”
„A BUNCH OF GOOD GUYS THAT WILL BE PART OF
THIS ‚MONSTER CLUB‘ FOR THE REST OF OUR DAYS.“ KEN READ
Singapore to Qingdao © Foto Guo Chuan/Green Dragon Racing/Volvo Ocean Race© Foto Rick Deppe/PUMA Ocean Racing/Volvo Ocean Race
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volvo ocean race race
„It feels fantastic. I think we had a very good leg. We
were always very close to the other boats, even DELTA
LLOYD sailed a fantastic leg.” 18 Minuten trennten die
ersten drei Yachten nach 4.900 Meilen Regatta auf der
Ziellinie in Boston. Nach einem toughen Rennen konnte
ERICSSON 3 die Etappe als zweitplatzierte Yacht been-
den, dicht gefolgt von TELEFONICA BLUE. Schwierige
Bedingungen knapp vor dem Ziel hatten kurz vor Schluss
noch einmal für mächtig Wirbel im Leaderboard gesorgt,
sodass bereits wenige Stunden später, kurz vor Mitter-
nacht, PUMA als überraschend vierte Yacht vor Boston
erscheint und kurze Zeit später im matten Scheinwerfer-
licht wie ein rasender Geist über die Ziellinie fl iegt. Als
am nächsten Morgen die Sonne aufgeht, erwartet die Zu-
schauer des Volvo Ocean Race ein denkbar knapper Sprint
in Richtung Ziel zwischen TELEFONICA BLACK und TEAM
DELTA LLOYD, welchen TELEFONICA BLACK mit nur
wenigen Minuten Vorsprung für sich entscheiden kann.
BORDROUTINE STELLT SICH EIN. SCHLAFEN, AUFSTEHEN,
WACHE SCHIEBEN, NASS WERDEN, AUSZIEHEN, SCHLAFEN.
Am 23. April geht TELEFONICA BLUE als erste Yacht 900 Seemeilen vor dem Ziel in
den Tarnkappen-Modus (die Yacht wird fortan für die kommenden 24 Stunden von den
Radarschirmen der Konkurrenz verschwinden). Die Crews der anderen Yachten arbeiten
währenddessen fi eberhaft an kommenden taktischen Entscheidungen, wann und wie
den Golfstrom zu passieren. GREEN-DRAGON-Skipper Ian Walker freut sich über die
drehenden Winde. Nach zwölf Tagen Reachkurs war der Geschwindigkeitsunterschied
zur Konkurrenz doch erneut deutlich spürbar gewesen. Nun, da der Wind wieder von
vorn kommt, fi ndet sich GREEN DRAGON in Schlagweite auf TELEFONICA BLACK und
TEAM DELTA LLOYD wieder. „It is starting to feel like we are in the North Atlantic again
with cooler water, over 20 knots of wind on the nose and a reasonable head sea. It is
still quite pleasant but feels more like business as usual with moving around the boat
being diffi cult and sleeping not so easy. If we could just drop the temperature some
more and get rid of the sun we would all feel right at home again.“
Am 24. April kann ERICSSON 4 der TELEFONICA BLUE in einem Tarnkappen-Duell der
Superlative die Führung abnehmen. Kurz nachdem Bouwe Bekking und Crew von den
Radarschirmen verschwanden, setzt ERICSSON 4 ebenfalls die Tarnkappen-Karte ein und
kann so unbemerkt durch ein perfekt getimtes Ausbruchsmanöver in Richtung Nordwes-
ten an den lange Zeit führenden Spaniern vorbeiziehen. Für ERICSSON 4 gilt es nun,
den Vorsprung zu halten und schneller zu segeln als die anderen, nicht nur um die Füh-
rung zu halten und auszubauen, sondern auch, weil der Watermaker seinen Geist aufge-
geben hat. Am Ende des Tages ist die Reihenfolge neu geordnet. ERICSSON 4 führt die
Flotte in den 400-Meilen-Sprint bis zum Ziel an, dicht gefolgt von PUMA und ERICS-
SON 3. Die lange führende TELEFONICA BLUE fi ndet
sich nach verpatztem Tarnkappen-Modus auf Rang vier
wieder, dicht gefolgt von GREEN DRAGON und TEAM
DELTA LLOYD, die sich permanent in Sichtweite zuei-
nander stehend auf ein Fighting Finish bis Boston ein-
gestellt haben. Auf dem letzten Platz kurz vor dem Ziel
steht die spanische TELEFONICA BLACK, jedoch ist zu
erwähnen, dass in Anbetracht der gesegelten 4.000
Meilen 85 Meilen Rückstand verschwinden wenig und
doch so viel sind.
„THIS RACE IS BRUTALLY HARD,
BOTH PHYSICALLY AND MENTALLY
AND THERE ARE ENOUGH GOOD
SAILORS OUT THERE TO MAKE
IT WORTHWHILE.” KEN READ
Am 26. April überquert ERICSSON 4 bei leicht be-
wölktem Wetter die Ziellinie in Boston als erste Yacht.
„That was hard, hard racing“, so Skipper Torben Grael.
Rio de Janeiro © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race
Cape Town © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race
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volvo ocean race race
Die Frage, die in Boston zu diesem Zeitpunkt offen-
bleibt: Wo ist GREEN DRAGON? Noch wenige Tage,
ja beinahe Stunden zuvor hatten Ian Walker und seine
Crew nach einem frustrierend langen Reach Meilen
um Meilen auf die Spitze gutmachen können. Und
jetzt? Auch GREEN DRAGON patzt kurz vor Schluss
und überquert als siebte und somit letzte Yacht gegen
12 Uhr Ortszeit die Ziellinie. Das irisch-chinesische
Team um Skipper Ian Walker hatte in einer unglaub-
lich kurzen Vorbereitungszeit als Last-Minute-Team
sehr viel Herzblut in die Kampagne gesteckt. Umso
bitterer muss die Erkenntnis nach nur wenigen Meilen
im Rennen gewesen sein, dass die Reichel/Pugh-Kon-
struktion zu langsam ist. Vor allem auf Reach-Kursen
leidet der Drache, wie ihn die Crew liebevoll nennt,
an einem lahmen Flügel. Und trotzdem hält die Crew
zusammen und schlägt sich tapfer von Etappe zu
Etappe. So bringt es Skipper Ian Walker kurz nach
dem Zieleinlauf unter Spinacker auf den Punkt: „I just
had a chat with the lads at the end and I said, ‚a lot
of crews wouldn‘t still be together after the tough last
leg, running out of food fi nishing last and slipping fu-
ther and further behind on the long reaching sequen-
ce ... But I think the fact that we‘re all here, we‘re
all smiling, that speaks volumes. What a perfect day,
spinnaker up all the way down the river, the sun is
out. There are worse things in the world ...”
Muss das traumhaft gewesen sein … Verlieren?? Es
gibt Schlimmeres …
Singapore to Qingdao © Foto Gabriele Olivo/Telefonica Blue/Volvo Ocean Race Cape Horn © Foto Gustav Morin/Ericsson 3/Volvo Ocean Race Rio de Janeiro © Foto Rick Tomlinson/Volvo Ocean Race.
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P A R T E N A I R E O F F I C I E L D E S V O I L E S D E S A I N T - T R O P E Z
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Bei der vierten Aufl age des BMW Sailing Cup in Kiel war Spannung bis zur letzten
Wettfahrt geboten. Mit dem Sieg in der zweiten Finalwettfahrt setzte sich das Team mit
Skipper Dr. Dirk Oldenburg sowie Christian Harder, Thomas Thiele und Alexander Kohtz
gleich gegen zwei punktgleiche Konkurrenten durch. Mit diesem Erfolg sicherte sich die
Crew die Einladung zum Deutschlandfi nale des BMW Sailing Cup im Herbst 2009. Für
Teammitglied Harder ist es nach seinem Sieg im vergangenen Jahr bereits die zweite
Teilnahme in Folge. Vor dem Camp 24|sieben auf der Kieler Innenförde wurde Skipper
Tom Ross, der neben seinen Kieler-Woche-Erfolgen im Jahr 1983 den Admiral‘s Cup ge-
wann, Zweiter und Skipper Wolfgang Tamm belegte mit seinem Team den dritten Platz.
An allen drei Tagen herrschten an der Kiellinie frühsommerliche Wetterbedingungen
mit Sonne und Temperaturen um 20 Grad. Der Wind wehte aus westlichen Richtungen
mit drei bis vier Beaufort, die in Böen auf fünf Windstärken auffrischten. Aufgrund der
vorherrschenden Windrichtung wurde die Regattabahn am gesamten Wochenende quer
zur Fahrrinne ausgelegt, sodass die Luvtonne direkt vor dem Camp 24|sieben lag. Da-
durch hatten die 14 Crews nicht nur die Berufsschifffahrt zu beachten, sondern muss-
ten auch mit den Windabdeckungen am Westufer der Kieler Innenförde kämpfen.
Am Finaltag kamen einige Windlöcher hinzu, die eine weitere Herausforderung für
die Finalteams bildeten und so einige Gennakermanöver nicht wunschgemäß verlau-
fen ließen. Dies prägte auch die erste Finalwettfahrt, die Skipper Timo Westphal vor
Wolfgang Tamm gewinnen konnte. Den Skippern Dr. Dirk Oldenburg und Dr. Tors ten
Volkholz hingegen missglückten bereits an der ersten
Leetor-Passage die Gennakermanöver und die großen
Vorsegel fi elen ins Wasser, sodass die J80 zum Stehen
kamen. So zog sich das Feld weit auseinander. Ganz
im Gegensatz zur zweiten Finalwettfahrt, die die Ent-
scheidung bringen sollte. Alle fünf Teams lagen die
ganze Zeit eng beisammen und am Ende sicherte sich
Skipper Oldenburg den ersten Platz vor Ross und
Tamm. Die drei Teams waren in der Addition der Er-
gebnisse nun alle punktgleich, sodass die bessere Plat-
zierung im zweiten Lauf über die Podiumsplätze ent-
schied. Damit gewannen Dr. Dirk Oldenburg, Christian
Harder, Thomas Thiele und Alexander Kohtz trotz des
Malheurs im ersten Finallauf den BMW Sailing Cup
Kiel. Die zweit- und drittplatzierten Crewmitglieder
erhielten vom BMW Autohaus Hansa Nord Konzert-
karten für ein Konzert von Simply Red im Juli. Das
Siegerteam freut sich auf die Einladung zum Deutsch-
landfi nale und ermittelt dann gegen die anderen 19
Qualifi kationssieger den Teilnehmer für das Weltfi nale
im BMW Sailing Cup.
BMW sailing cup
42
Text Bendix Hügelmann © Fotos Kiel Sailing City
Die IDM der Hobie 16, in diesem Jahr Teil der Flens Super Sail Tour, wurde am
Pfingstwochenende im Ostseebad Grömitz ausgetragen. Das Teilnehmerfeld war
hochkarätig und international besetzt. Neben den Zweiten der französischen Meis-
terschaften, einem Team aus Schweden und den amtierenden Meistern aus Aus-
tralien hatten viele ehemalige Welt- und Europameister aus Deutschland gemeldet.
Der Samstag begann mit viel Wind, bis zu zwei Meter hohen Wellen und sehr
schwierigen Bedingungen für alle Teilnehmer. Überragend Taylor Booth mit seiner
Partnerin Emma Sturgeon aus Australien, die bei Windböen bis 30 Knoten die Se-
rie gleich mit zwei Tagessiegen beginnen konnten, dicht gefolgt vom zwölffachen
Europameister Detlef Mohr (SCKe) aus Hamburg. Viele der schnellen Katamarane
blieben jedoch am Strand und schauten dem Geschehen auf dem Wasser zu, weil
sie sich den harten Bedingungen nicht gewachsen fühlten. Am Sonntag dann En-
gelswetter für alle Segler. Wind aus Nordost, zwischen zehn und 17 Knoten, dazu
Sonnenschein pur. Es wurden vier Regatten gestartet, in denen sich Jansen/Sieb-
recht (CKA/LYC) sehr überzeugend mit drei Tagessiegen und einem dritten Platz an
die Spitze der Wertung segelten. Die Bedingungen am Montag waren wieder völlig
anders. Schwache Winde um die fünf Knoten und dazu keine kons tant erkennbare
Richtung ließen der Wettfahrtleitung keine andere Möglichkeit, als die Katamarane
am Strand zu lassen. Große Freude beim Sieger Knud Jansen. „Da muss ich erst
50 Jahre alt werden, um endlich deutscher Meis ter
zu werden, aber genauso freue ich mich für meine
Vorschoterin Merle. Es zeigt mir, dass die Jugend in
der Hobie-16-Klasse eine echte Chance hat, schon
früh sehr erfolgreich zu sein. Das ist großartig und
wird hoffentlich in der nächsten Zeit noch mehr
Nachwuchs in unsere tolle Klasse bringen.“ Neben
der deutschen Meisterschaft der Hobie 16 fanden
im Rahmen der Flens Super Sail Tour in Grömitz
auch Ranglistenregatten der Hobie-14-Klasse statt,
die Jörg Stoltenberg für sich entscheiden konnte.
Neu im Programm der von der Segelagentur ProSail
Sail Events organisierten Tour war die Kielbootklas-
se der J-24. Schon im ersten Jahr war das Feld mit
20 Yachten sehr gut besetzt. Die nächsten Termine
sind: Kellenhusen: 11.-12. Juli 2009, Fehmarn Rund:
14.-16. August 2009 und das Flens Final Race auf
Sylt: 21.-23. August 2009
INFO WWW.PROSAIL.DE
flens super sail tour Text Jens Hannemann © Foto Tom Körber
shorttrack
Die Palma Vela, als erste Regatta der Saison für Maxi-Yachten ins Leben gerufen, empfi ng in
diesem Jahr erstmalig auch die TP52-Klasse. 200 Maxis, von der 143-Fuß-Wally ESENCE über
die brandneue RAN II von Judel/Vrolik bis hin zu den Mini-Maxis wie CONTAINER und de-
ren Schwesterschiff LUNA ROSSA, beides State-of-the-Art-Yachten in ihrer Klasse. Mit am Start
auch die TP52, allen voran die MADATOR, der die größten Siegchancen zugetraut wurden. Jo-
chen Schümann war als Taktiker an Bord der OPEN SEASON ebenso dabei wie Karol Jablonksi
auf der CONTAINER. Wie es der Wetterbericht vorausgesagt hatte, blieben die Bedingungen
schwierig und schwankend. Es wurden eine Langstreckenfahrt und mehrere Rennen dicht unter
der Küste durchgeführt. Die CONTAINER landete zum Schluss auf dem zweiten Platz. Beson-
ders auf der Langstrecke konnte die Yacht ihr Speedpotenzial voll ausspielen. Knapp geschla-
gen geben musste sie sich nur der LUNA ROSSA. Auf dem dritten Platz landete die RAN II.
Bei den Maxi-Racern belegte die OPEN SAISON hinter der FAVONIUS den zweiten Platz, wäh-
rend die Y3K von Claus Peter Offen auf dem dritten Platz segelte. Bei der Wallywertung sah
die Reihenfolge dann folgendermaßen aus: Auf dem ersten Platz kam die OPEN SAISON vor
der Y3K ins Ziel. Bei den TP52s blieb es bei dem schon vorausgesagten Sieg der MATADOR.
palma velaText Denis Grau © Foto Nico Martinez
Besser hätten sich die Regattasegler ihren Saisonauf-
takt beim Kieler Yacht-Club in Strande nicht vorstel-
len können. Gute Wetterbedingungen mit konstantem
Wind und Sonne sowie eine reibungslose Organisation
lieferten die Voraussetzung für hochklassigen Segel-
sport und spannende Wettfahrten bis zum letzten Tag.
Bei rekordverdächtigen 100 gemeldeten Yachten mit
800 Seglern stimmte nicht nur die Masse, sondern
auch die Klasse bei der Mai Offshore Regatta. Mit
Thomas Brügge stand in der Gruppe ORC Internati-
onal I am Ende ein Mitglied des Kieler Yacht-Clubs
ganz oben auf dem Siegerpodest. Brügge segelt mit
seinem Team der EXTASY bereits seit mehr als zehn
Jahren zusammen, mit seiner X-41 geht er in die drit-
te Saison. „Wir haben die EXTASY nicht auf die ORC-
Vermessungsformel hin optimiert, sondern im Hinblick
auf die X-41-Klassenregeln, da wir zur Kieler Woche
mit der X-41-Europameisterschaft unseren Saisonhöhe-
punkt segeln werden. Die MAIOR haben wir als erstes
Training unter Wettkampfbedingungen genutzt und
sind mit dem Resultat sehr zufrieden“, so ein sicht-
lich gut gelaunter Thomas Brügge nach dem Ende der
Wettfahrten am Sonntag. Brügge hatte die KÖNIG &
XIE (X-41) mit Steuermann Sven-Erik Horsch (KYC) als
Gegner und konnte im direkten Vergleich am letzten
Regattatag die Führung übernehmen. „Wir hatten am
Sonntag zwei sehr gute Starts und haben den Vor-
sprung jeweils bis ins Ziel gehalten“, gab Brügge die
Begründung für den Gesamtsieg in Gruppe ORC I. Die
X-41 ist eine relativ neue Einheitsklasse, bei der bau-
gleiche Boote ohne Verrechnungsformel gegeneinan-
der segeln. Die Europameisterschaft wird im Rahmen
der Kieler Woche vom 24. bis 28. Juni ausgesegelt.
In der Gruppe ORC II hatte Oliver Leu allen Grund
zur Freude. Mit 0,5 Punkten Vorsprung hatte Leu am
Sonntag mit seiner X-37 CG MER die Nase vorn. Wie
erwartet konnte Detlev Amlong in der Gruppe ORC III/
IV mit der FROSCHKÖNIG gewinnen und fuhr einen
sicheren Gesamtsieg mit acht ersten Plätzen heraus.
Auf dem Programm der Crew stehen jetzt die Frühjahrswoche in Flensburg, die Kieler
Woche und im Anschluss die Deutsche Meisterschaft zur Flensburger Herbstwoche.
Zusammen mit den ORC-Klassen kämpften die Einheitsklassen X-35 und X-99 in ihren
international besetzten Feldern auf der Seebahn um die Plätze. Die Mannschaft der
XEN von Torsten Bastiansen präsentierte sich bei der MAIOR in Topform und gewann
die Regatta vor der JUST4 FUN aus den Niederlanden. Bei den X-99ern hat X-99-Spe-
zialist und -Weltmeister Christian Soyka mit fünf ersten Plätzen souverän gewonnen.
Auf der Innenbahn in der Strander Bucht lieferten sich die kleineren Einheitsklassen
spannende Rennen. In der Klasse Melges 24 kam Oliver Schwall mit der RAT PACK auf
den ersten Platz. Der Tornado-Weltmeister aus dem Jahr 1993 ist vor zwei Jahren in die
Melges 24 eingestiegen und holte mit seiner Crew im vergangenen Jahr den deutschen
Meistertitel. Mit 16 Schiffen hatten die Platu 25 in den Einheitsklassen die größte Mel-
dezahl. Vorjahressieger Ingo Lochmann ließ die dänische Konkurrenz hinter sich und ge-
wann die MAIOR 2009 genauso wie Martin Menzner mit der PIKE in der J80-Klasse. Er
war zum vierten Mal am Start und hat die MAIOR genauso häufi g gewonnen. Ebenfalls
wie im vergangenen Jahr lag Bernd Zeiger auf seiner SEXTANTEN im Feld der X-79er
am Ende ganz vorn. Der Laser SB 3 feierte im vergangenen Jahr zur MAIOR Premiere.
Die Klasse war auch in diesem Jahr mit fünf Schiffen dabei und Reinhard Schröder plat-
zierte die ISABELLA I nach zwölf Wettfahrten auf dem ersten Platz.
„Die MAIOR hat ihrem Namen als Auftaktregatta im Yachtsport alle Ehre gemacht. Viele
hochklassige Segler waren mit ihren Yachten am Start und die Leistungsdichte war sehr
hoch, sodass teilweise wenige Meter Vorsprung über Sieg oder Niederlage entschieden
haben. Nach diesem geglückten Saisonstart laufen nun die Vorbereitungen zur Kieler
Woche auf Hochtouren, bei der der erste Startschuss bereits in weniger als sechs Wo-
chen fallen wird“, zeigte sich der Chef der Seebahn vom Kieler Yacht-Club, Ecki von
der Mosel, zufrieden mit dem Verlauf der Wettfahrten auf der Kieler Förde.
maiorText Denis Grau © Foto Kieler Yacht Club
44
shorttrack
„Klingender Rum“: Mehrere Tausend ausgebildete Musiker,
die keine Arbeit fi nden, schlagen sich auf Kuba als Straßen-,
Restaurant-, Platz- oder Malecon-Musiker durch, wie dieses
Trio an der Mercaderes in Habana Vieja.
AMBOS mundos
„ICH BIN SEIT PEARL HARBOUR
AN VIELEN ORTEN GEWESEN.
IRGENDETWAS GEFIEL MIR AN
JEDEM VON IHNEN. SOGAR AN
LAS VEGAS. ABER ES GIBT NUR
EINE STADT, NACH DER ICH
MICH SEHNE.“
(Jack Weil im Sydney-Pollack-Streifen „Havanna“ mit R. Redfort und L.Olin)
T R A V E L C U B A | D E R W I L D E W E S T E N
46
Als schließlich feststand, dass auch die ARUBA nicht umhinkam, Schutz zu suchen,
wählte der einheimische Skipper der Crew das in der Nähe gelegene Inselchen Cayo
Sal, an dessen Küste sich die Wellen schäumend brachen, über die der Wind pfi ff, der
den einzigen auf dem Eiland stehenden Baum, eine Palme, bog. Plötzlich nahm das Ver-
hängnis – unbemerkt zunächst – seinen Lauf: Der Anker der in Leegerwall zu einem
gefährlichen Riff liegenden ARUBA slippte. Eine Ankerwache gab es nicht an Bord.
So kam, was kommen musste. Der einen knappen Meter tief gehende Segelkat trieb,
von der Crew unbemerkt, binnen Sekunden in Richtung eines nahen, dicht unter der
Wasseroberfl äche befi ndlichen Korallenriffs – und schlug sofort Leck. Die Schrauben
der zwei 18 PS starken Motoren wurden beschädigt und beim Versuch, unter schnell
Anlaufpunkt für Yachten im „Wilden Westen“ vor der Südküste Kubas: Geschützte Ankerbucht
zwischen Playa Sirena und Airport auf Cayo Largo, Teil des Archipiélago de los Canarreos.
D er Notruf erreicht die EL GAMBIO gegen Mit-
ternacht. Abends hatte die Crew der schlan-
ken, vierzehn Meter langen Segelyacht den
Anker vor der kleinen Insel Cayo Guano del Este gleich
südlich des zur Schweinebucht gehörenden Sperrge-
bietes fallen lassen, um sich in fi nsterer Nacht vor dem
immer stärker auffrischenden Wind aus West schützen
zu können. Nun schläft alles an Bord, so gut das eben
geht, wenn der Wind in den Wanten und Stagen sein
Lied singt und der Rumpf auf den Wellen tanzt. Nur
der Skipper Santiago Perez Linares wacht. Als die Stim-
me aus dem Bordlautsprecher ertönt, eilt der 46-Jährige
zum Funkgerät. Ein Seenotfall. Linares handelt sofort.
Alle Mann an Deck. Routiniert startet der Skipper den
Marinediesel, geht Anker auf und nimmt direkten Kurs
durch die stampfende See auf das rund neun Seemei-
len entfernte Cayo Sal, südlichstes Eiland der Cayos-
de-Dios-Gruppe. Dort liegt die ARUBA, ein Segelkata-
maran, dessen Besatzung den Notruf abgesetzt hatte.
Noch auf dem Weg zum hilfsbedürftigen Kat klärt Skip-
per Linares die verschlafen an Deck taumelnde Crew
der EL GAMBIO auf: Die Charter-Mannschaft des Se-
gelbootes vom Typ Fountaine Pajot Athena 38 war wie
die EL GAMBIO auch bei gutem Segelwetter von Ci-
enfuegos im Südwesten Kubas gestartet. Beide Yachten
wollten möglichst bald die etwa 80 Seemeilen entfernte
Marina Marlin auf der südwestlich liegenden, lang-
gestreckten Insel Cayo Largo erreichen, als der Wind
stetig auffrischte und die Wellenhöhe deutlich zunahm.
Statt wie der Monohull einen sicheren Platz zum An-
kern zu suchen, wollte die Besatzung des 11,60 Meter
über alles langen Kats „Meilen fressen“. Die falsche
Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.
„DIES TIER – MEERESBEWOHNER UND RÄTSELVOLL –
HAT EINE WEISSE KRONE AUS KRISTALLEN. SEIN
SCHWANZ IST GRÜN, DER RÜCKEN BLAU / DER BAUCH
AUS KOMPAKTEN KORALLEN / DIE WIRBELSTURM
FLOSSEN SIND GRAU. IM AQUARIUM HÄNGT DIESE
INSCHRIFT HIER: VORSICHT, BISSIGES TIER.“
(Nicolás Guillén. Der kubanische Nationaldichter verglich Kuba mit einem Krokodil.)
Text & Fotos Matt. Müncheberg. Matt. lebt und arbeitet in Berlin-Fried-
richshagen, wo er eine Mediaagentur mit dem Schwerpunkt Maritimes
betreibt. Der begeisterte Segler berichtete für das Sailing Journal bereits
aus vielen Ländern der Welt. Kontakt: www.muencheberg-media.com
48
Alltags-Szenen vor den Stufen des Capitolio, einer genauen Kopie des
Washingtoner Vorbildes: Ein altes Caddy-Cabrio lädt zu einer stilvollen
Stadtrundfahrt ein. Wer will, kann sich mit einer über 100 Jahre alten
Faltenbalg-Kamera ablichten lassen. Belichtet wird freihand, entwickelt vor Ort.
Vier Plätze sollte man in Habana Vieja gesehen haben: Neben dem Plaza de Armas sind das der neugestaltete Plaza de San Francisco,
der fast fertig sanierte Plaza Vieja und – im krassen Gegensatz dazu - der völlig heruntergekommene, noch unsanierte Plaza del Cristo.
gehissten Segeln doch noch freizukommen, rutschte
der Kat nur noch mehr auf die scharfzackige Un-
terwasserbank. Aus dem stolzen Segelschiff ARUBA
war binnen kürzester Zeit ein löchriges Wrack ge-
worden, das aufgegeben werden musste. – Dass das
Segeln im Karibischen Meer südlich Kubas zwischen
der Halbinsel Yucatan im Westen, Jamaica im Süden
und dem östlich vorgelagerten Hispaniola nicht im-
mer ganz ungefährlich ist, bestätigt auch Adolf Plat-
ten. Seit acht Jahren betreibt der 68-jährige Segler
eine von insgesamt zwei auf Kuba ansässigen Yacht-
charteragenturen in Cienfuegos, zu der auch die ha-
varierte ARUBA zählte. „Kuba ist seglerisch ein sehr
anspruchsvolles Revier“, sagt Platten, der im Jahr
2002 den Charterbetrieb mit nur drei Segelbooten
auf der größten Karibikinsel begann und 2009 bereits
elf Boote vermietet. Nun sind es – ohne die ARUBA
– nur noch zehn. Schon Alexander von Humboldt
beschrieb den Umriss Kubas – ebenso wie der kuba-
nische Nationaldichter Nicolás Guillén – als Krokodil:
gefährlich und bedrohend. Der drahtige Geschäfts-
mann sieht das ähnlich: Er begründet die Gefährlich-
keit des Reviers mit dem Auftreten von Hurricans in
den späten Sommermonaten, teils starken Winden,
der spärlichen Betonnung, vor allem aber mit den
unzähligen Untiefen und Riffs inmitten des Archipels.
Aus diesem Grund erließ Platten für seine Charter-
yachten auch ein generelles Nachtfahrverbot für das
Befahren von Riffzonen. Es sei denn, ein einhei-
mischer Skipper ist mit an Bord – der einfach zum
Boot dazu gebucht werden kann. Doch selbst dann
ist Vorsicht geboten, wie der Fall der ARUBA zeigt:
Trotz eines erfahrenen Schiffsführers an Bord musste
diese Crew abgeborgen werden – und flog unver-
richteter Dinge zurück nach Hause.
Kuba und das Meer – das Meer und Kuba. Verschmol-
zen zu einer Ansicht. Und zu Tragödien: „Wird das Meer
nie fortgehen?“, fragt Zoé Valdés in ihrer wütenden Lie-
beserklärung an das Land ihrer Väter. „Warum, anstatt
sich zurückzuziehen, steigt es im Gegenteil noch an, tritt
über seine Ufer, lässt die Mauer verschwinden, die Häu-
ser, raubt Gegenstände und Menschenleben? Für welche
Sünde fordert das Meer immer erbitterter einen immer
größer werdenden Tribut ein? Warum geht das Meer
nicht fort, warum verschwindet es nicht, und da, wo es
einmal war, wachsen Blumen? […] Das Meer hat in letzter
Zeit eine Stinkwut. Und wegen des Meeres war Hernia,
meine Nachbarin, in Behandlung in einer Tagesklinik für
Geisteskranke, weil sie im Parterre wohnt und das Meer
beim Wirbelsturm des Jahrhunderts bei ihr eingedrungen
ist und die Wohnung bis zur Decke unter Wasser gesetzt
hat, und sie hat ihre Möbel verloren, […] den Farbfernse-
her – jetzt kann sie nicht mehr die brasilianische Teleno-
vela sehen, wenn Licht ist; […]“ Das Meer ist Segen und
Fluch für die Kubaner gleichermaßen: Es spült Touristen
an die weißen Strände und in die alten, halb zerfallenen
Städte. Nur dass die Einheimischen an die meisten die-
ser Strände auf den Hunderten vorgelagerter Inseln und
Inselchen nicht dürfen. Und dass sie in den alten abge-
wohnten Häusern dauerhaft leben müssen. Das Meer
verbindet gleich oberhalb von Matanzas und Cárdenas
über die Meeresstraße von Florida das Krokodil Kuba mit
Key West, unweit davon reihen sich schon wie Perlen auf
eine Schnur Miami Beach, Hollywood, Fort Lauderdale
und Boca Raton aneinander, so nah und doch so uner-
reichbar fern … Wir hörten von einer deutschen (männ-
lichen) Segelchartercrew, die abends kubanischen Da-
menbesuch an Bord hatte: Natürlich fl og das Tête-à-Tête
auf. Auf Kuba gibt es viele Augen. Die Segler wurden
ausgewiesen. Und die Frauen? Die kamen ins Gefängnis.
„ALLES, WAS WIR ÜBER HAVANNA WUSSTEN, WAR, DASS DIE LICHTER AUF
DEM PRADO NIEMALS ERLOSCHEN UND DASS MAN EINE VERDAMMT GUTE
CHANCE HATTE, DORT DIE BESTE ZEIT SEINES LEBENS ZU VERBRINGEN.“
(Jack Weil im Sydney-Pollack-Streifen „Havanna“ mit R.Redfort und L.Olin)
52
cuba travel
INFO KUBA Nur zwei Charterfirmen mit insgesamt etwa 15
Yachten – Monohulls und Kats – bieten zurzeit ihre Dienste
auf Kuba an. Beide befinden sich in der Bahia de Cienfuegos,
von den Kubanern „Refugio acabo a la tierra“ genannt: Refugi-
um, von Land umgeben. Die Yachten von Platten Sailing liegen
in der Marina Marlin, Kontakt: Calle 35 s/n e/ 6 y 8, Punta
Gorda, Cienfuegos. Tel. + 53 43 515230. E-Mail: sailcuba@
enet.cu. Internet: www.platten-sailing.de. Die Schiffe von Plat-
ten Sailing Kuba können auch über Master Yachting Deutsch-
land gechartert werden, Internet: www.master-yachting.de.
Am Fuße des Club Nautico Cienfuegos, einem prachtvollen,
sanierten Kolonialbau, der heute für Musikveranstaltungen
genutzt wird, liegt die Marina Alboran, nur einen Steinwurf
entfernt Richtung Norden. Hier hat die kleine Yachtcharterfir-
ma Alboran Charter-Bluesail Caribe ihren Sitz. Kontakt: Tel. +
53 43 556119. E-Mail: [email protected]. Internet:
www.alboran-charter.com.
BUNKERN Einiges erhält man preiswert im marinaeigenen Shop
(Rum, Getränke, einige Gemüse, wie etwa Weißkohl). Brot gibt
es in Cienfuegos, etwa zehn Minuten mit einer – preiswerten –
Kutsche entfernt. Eier gibt es gegen CUC/Pesos Convertible auf
dem Schwarzmarkt. Bewährt hatte sich, dass wir Kaffee, Dauer-
wurst, Pasta und Saucen mitgenommen hatten. Beim Club Nau-
tico gibt es eine preiswerte Scootervermietung, wer es auf dem
Wasserweg zeitlich nicht einrichten kann, fährt mit dem Zweirad
durchs Land nach Trinidad.
LITERATUR Küstenhandbuch Kuba – Der Süden / mit Havanna,
von Bernhard Bartholmes, Edition Maritim; Das tägliche Nichts,
von Zoé Valdés, btb; Cuba, DuMont.
HINKOMMEN Etwa mit Air France ab Paris CDG nach Havan-
na José Martí International Airport, von dort mit einem Shuttle
zur Marina.
TIPP Unbedingt ein paar Zusatztage in Havanna einplanen,
etwa im Hotel Ambos Mundos („Beide Welten“) in der Calle
Obispo/Ecke Mercaderes. Der Besuch des Terrassencafés auf
dem Dach bietet gratis einen guten Rundumblick über die
Altstadt sowie zum Castillo de los Tres Reyes del Morro. Die
besten Pina Coladas gab es auf dem Dach des Santa Isabel an
der Plaza de Armas und in der Havanna-Club-Bar im Museo
del Ron an der San Pedro.
Oben: Blick von Osten auf die Marina Gran Caribe Cayo Largo, Port of Entry mit 45 neuen Liegeplätzen und einer gemütlichen Hafenbar.
Mitte: Schaf im Wolfspelz: Unter den Hauben der alten Ami-Schlitten, wie hier auf dem Prado in Cienfuegos, stecken oft Lada- oder
Wolga-Maschinen, Motoren aus russischer Produktion.
Niemand kann heute, Mitte 2009, mit Bestimmtheit
sagen, was die nähere Zukunft der größten Karibikin-
sel bringen wird. Wahrscheinlich erst einmal – nichts.
Jedenfalls nichts wirklich Neues. Denn insbesondere
den älteren Exilkubanern gehen die neuerdings von
US-Präsident Obama beschlossenen Lockerungen im
Umgang zwischen den USA und Kuba viel zu weit. Sie
verweisen auf anhaltende Menschenrechtsverletzungen
auf der Karibikinsel, auf Verfolgung von politisch Op-
positionellen sowie auf eine stark eingeschränkte Infor-
mations-, Versammlungs- und Reisefreiheit. Das dürfe
nicht unterstützt werden, weder durch Besuche noch
durch Devisen. Etwa 1,5 Millionen Ex-Kubaner leben
in den USA. Auch auf ihre – durchaus einfl ussreichen
– Stimmen ist der neue US-Präsident angewiesen. Des-
halb, so sagt man in Havanna, werde sich Obama wohl
zunächst nicht für weitergehende Embargolockerungen
einsetzen. Ganz anders sieht das die kubanische Ju-
gend. Die begrüßt die Lockerungen der Sanktionen –
und hofft auf eine Erlösung aus Lethargie, Armut und
Mangelwirtschaft. Solange sich jedoch der Status quo
der Karibikinsel nicht ändert, bleibt Kuba, neben allen
auf der Insel herrschenden Problemen, ein Paradies für
Segler. Zwar längst kein Geheimtipp mehr, aber immer
noch einzigartig, was Natur, Land und Leute betrifft.
Hier ist (noch) nichts zu spüren von überfüllten Häfen,
lauten und überteuerten Touri-Promenaden und vom
„Massenphänomen“ Yachtcharter. Segler haben jeden
Tag aufs Neue die Chance, in Kontakt zu den zumeist
sehr freundlichen und aufgeschlossenen Einheimischen
zu treten. Oder die Einsamkeit zu suchen – und auch
zu fi nden, etwa zwischen den tausend kleinen unbe-
wohnten Inseln und Cayos südlich der Hauptinsel, im
Archipielago de los Jardines de la Reina im Osten (Teil
zwei unserer Reportage Travel Cuba 2010) und im
westlich gelegenen Archipielago de los Canarreos von
Punta del Este bis zur Insel Juventud, unserer ersten
Törnstrecke durch ein Revier, „in dem die Seglerseele
die Beine baumeln lassen kann, wo Wind, Wasser und
Gezeiten einen ganz eigenen Rhythmus haben“, wie
Bernhard Bartholmes im Vorwort zu seinem „Küsten-
handbuch Kuba“ so treffend formuliert. Hier schlägt abends der Puls der Stadt: Die 1926 fertiggestellte Uferpromenade Malecón verbindet
Habana Vieja mit dem Centro Habana, Vedado und dem ehemaligen Millionärsviertel Miramar.
54
cuba travel
SEACART 30 FCRNach dem großen Erfolg des Karbontrimarans
Seacart 30 Grand Prix hat die schwedische
Werft OceanlakeMarine eine tourentaugliche
Version der spartanischen Rennkiste vorgestellt:
den Seacart 30 FCR Folding Club Racer. Der in
Epoxy gebaute Seacart 30 lässt sich von einer
Breite von 4,5 Meter auf eine Breite von 2,5 Meter zusammenklappen und passt somit
gleichermaßen auf einen Straßentrailer als auch in einen 40-Fuß-Container. Mit einem
tourenfähigen Gewicht von knapp 1.300 Kilogramm verspricht der Seacart 30 FCR un-
verändert großen Segelspaß auf der Bahn als auch am Wochenende. Preis auf Anfrage.
Für die ersten fünf Bestellungen gibt’s 15 Prozent Rabatt.
INFO WWW.OCEANLAKEMARINE.COM
MACENC NavigationMacENC, das Raster- und Vektorkartenprogramm für den Mac, liegt in der aktuellen Ver-
sion 6.05 vor. Neben kleinen Verbesserungen ist die Unterstützung für Apples iPhone und
den iPod Touch neu: Beide Geräte können Daten mit MacENC zur Navigation austauschen.
Benötigt wird dafür außer der aktuellen Version von MacENC das neue Programm iNavX,
das in Apples iTunes Shop erhältlich ist. Der Preis für MacENC liegt bei 136 Euro.
INFO WWW.HARDSOFT-SEGELN.DE
ORBITBLOCK GenuasystemRonstan bringt passend zu den Orbitblöcken Serie 40 und Serie 55 neue Kunst-
stoffwagen und T-Schienen als Genuaschotverstellung auf den Markt. Die Wagen
laufen auf einer fl achen 25 Millimeter breiten Schiene, die ideal ist für die exakte
Justierung von Genuaschotholepunkten auf kleinen Kielyachten und Sportsboats
bis ca. acht Meter Länge. Die Wagen sind leicht, kompakt und äußerst stabil. Zur
Einführung der neuen Produkte bietet die Firma Kohlhoff ein interessantes Racing Kit
an, das zwei 0,5 Meter lange Racing-Schienen inklusive Kunststoffeinsätzen für die
Befestigungslöcher und Endkappen sowie zwei Rutscher mit Orbitblöcken der Serie
55 beinhaltet. Der Preis für das Racing Kit liegt bei 189 Euro.
INFO WWW.KOHLHOFF-ONLINE.DE
SANTA CRUZ 37Santa Cruz Yachts melden sich mit der neuen Santa Cruz 37 eindrucksvoll zurück.
Der taufrische von Kernan designte Racer/Cruiser führt konsequent die für Santa
Cruz typische Leichtbauweise fort. So bringt es die in Karbon gebaute 37-Fuß-
Yacht im segelfertigen Zustand auf 3,9 Tonnen, bei einem Ballastanteil von 46
Prozent. Wer hinter der ausgeschriebenen IRC-Optimierung ein vergleichbar
langsames Formelschiff vermutet, liegt falsch. Ein Blick aufs Polardiagramm zeigt
Geschwindigkeiten von über 20 Knoten. Preis auf Anfrage.
INFO WWW.SANTACRUZYACHTS.COM
HALLBERG-RASSY 310Ablösung eines Klassikers: Mit mehr als 2000 verkauf-
ten Einheiten des Vorgängers HR 31 tritt die neue
Hallberg-Rassy 310 ein schweres Erbe an. Wie auch
die neue HR 372 kommt die 310 vom Zeichenbrett
Germán Frers’, der durch die Verbindung von
modernen Anhängen und klassischen Linien
eine zeitlose, agile Yacht geschaffen hat. Bei
einer Rumpfl änge von 9,50 x 3,18 x 1,80
Meter verdrängt die Neue, die in gewohnt
hochwertiger Qualität ausgeliefert wird,
4,35 Tonnen. Ein effektives 9/10-Rigg
sowie ein optionales Gennaker/Code-
0-Setup versprechen ansprechende
Segeleigenschaften. Die ganz neue
Hallberg-Rassy 310 wird am Tag
der offenen Tür vom 21. bis 23.
August bei der Werft in Ellös
zum ersten Mal gezeigt. Preis
auf Anfrage.
INFO WWW.HALLBERG-RASSY.COM
produkte
56
„NICHT GEBAUT, UM hinterherzusegeln“PORTRÄT DES WOHL DERZEIT EHRGEIZIGSTEN DEUTSCHEN BIGBOAT-PROJEKTS.
59
CONTAINER, CONTAINER ... Da war doch was? Der für eine Rennyacht exotisch klingende Name dürfte vor
allem älteren Regattaseglern ein Begriff sein. CONTAINER, so taufte konsequent der Westerwälder Unterneh-
mer Udo Schütz, einer der weltgrößten Produzenten von Transportcontainern für die Chemieindustrie, alle
seine sechs zwischen 1978 und 1992 gebauten Regattayachten. Die Boote waren bei internationalen Regatten
erfolgreich, Krönung war der Gewinn des Admiral’s Cup 1993 in der 50-Fuß-Klasse mit CONTAINER VI.
container szene
regatta- und technikverliebte Segel-Oldie im Sommer
letzten Jahres in der Welt des Big-Boat-Racings, knapp
15 Jahre nach seinem letzten großen Erfolg, mit einem
Paukenschlag zurück. Eine 65-Fuß-Leichtbaurakete,
konstruiert nach STP 65 Rule (s. Kasten), ist es gewor-
den und sie heißt – wie schon alle sechs Schützschen
Boote zuvor – CONTAINER. „Wir dachten in der Vor-
planungsphase 2007 zunächst an eine sportliche Touren-
yacht, aber nach Gesprächen mit Rolf Vrolijk war das
Thema vom Tisch“, erzählt Sibbert. Vrolijk, vom wohl
bekanntesten deutschen Yachtdesignbüro Judel/Vrolijk
& Co, ist nicht nur verantwortlich für den Riss der neu-
en Schütz-Kreation, sondern quasi auch ein Freund der
Familie. „Rolf hat schon 1979 unseren ‚Blechcontainer‘
modifi ziert und war selbst einige Jahre als Crewmit-
glied auf den von ihm selbst entworfenen Nachfolgern
an Bord“, weiß Sibbert. Außer einem prominenten De-
signer holte sich Schütz für seinen jüngsten Renner
mit der Knierim-Werft aus Kiel eine renommierte, auf
neuesten Kompositbau spezialisierte Werft ins Boot.
Der elfmonatige Bau am Nord-Ostsee-Kanal gerät
zum Teamplay. Ganze Sektionen der neuen CONTAI-
NER wie Kielkasten und Kiel werden in Selters gefer-
tigt und anschließend auf der Knierim-Werft montiert.
„Cormaster“-Wabenstrukturen für Rumpf, Deck und
Schotten sind der wesentliche Werkstoff. Das geballte
Know-how aus beinahe 30 Jahren Regattasegeln habe
Udo Schütz in die Entwicklung des Schiffes einfl ießen
lassen, weiß Bootsmann Tom Swift, der für den segeln-
den Unternehmer die Bauaufsicht gemacht hat. „Wir
hatten in Selters ein eigenes mehrköpfi ges Team, das
mit werkseigenen Maschinen auch komplizierte Werk-
stücke aus Titan und Aluminium herstellen konnte“, be-
richtet Swift. So stammen die Buchsenkonstruktionen
der Püttinge für die Unterdeckaufnahme der massiven
Karbonwanten ebenso vom Werksteam wie auch die
Alu-Karbon-Grundplatten des verstellbaren Mastfußes.
W ar die 43 Fuß lange „Ur-CONTAINER“, ein
Doug-Peterson-Design, noch aus Alu (er
ging bei Schütz als „Blechcontainer“ in die
Annalen ein) und im eigenen Betrieb, der auch Metall-
tanks fertigte, zusammengebaut, so wurden seine Nach-
folger ab 1982 in Komposit gebaut. „Udo wusste, dass
Metall aus Gewichtsgründen gegen die immer leichter
werdenden Kunststoffrümpfe bei Hochleistungsyachten
langfristig keine Chancen haben würde“, sagt Peter Sib-
bert, der bei Schütz seit Ende der 1970er die fi rmenei-
gene Regattasegelei mit aufbaute. Der technikbesessene
Eigner machte sich deshalb so seine eigenen Gedanken
zum Thema und hatte Anfang der 1980er beim Bau sei-
ner zweiten Hochleistungsrennyacht aus Kunststoff die
revolutionäre Idee, den bei Sandwichlaminat bis dahin
üblichen Kern aus Balsaholz oder -schaum durch ein
leichteres Material aus Aramid mit Wabenstruktur zu
ersetzen. Geholfen haben ihm dabei seine exzellenten
Kontakte zur Chemieindustrie, aber auch ein genauso
vom Rennyachtfi eber befallener Leverkusener Unterneh-
mer namens Willi Illbruck. Der ließ sich nämlich 1982
darauf ein, seine PINTA als Schwesterschiff der CONTAI-
NER mit dem neuen Leichtbauwerkstoff bauen zu lassen.
Beide Boote räumten auf den Regattabahnen ab, bewie-
sen damit als Technologieträger die Vorteile des neuen
Produktionsverfahrens. Heute gilt die damals erstmals an-
gewandte Honeycomb-Technologie als Standard im High-
End-Yachtbau. Schütz, der bereits in den Anfängen sein
Engagement im Yachtrennsport immer auch als Marke-
tinginstrument gesehen hatte, sieht sich rückblickend auf
dem richtigen Weg. „Unter anderem durch mein Engage-
ment beim Rennsegeln habe ich in meiner Firmengruppe
Mitte der 1980er einen neuen Geschäftszweig für Leicht-
baustoffe etablieren können“, sagt er. Unter dem Mar-
kenzeichen „Cormaster“ erobert der neue Waben-Leicht-
bauwerkstoff seit 1987 nicht nur den High-End-Yachtbau,
sondern auch die Luft- und Raumfahrtindustrie. Heute ist
der Unternehmenszweig „Schütz Industry Services“ in Sel-
ters zu einem der größten Lieferanten beim Bau großer
ziviler Düsenjets geworden, beliefert unter anderem Air-
bus, wo die neueste Cormaster-Produktgeneration „CN1“
im riesigen A 380 zum Einsatz kommt. In Sachen Segeln
hätte sich der inzwischen 70-jährige Schütz also beruhigt
zurücklehnen können, um sein sportlich und unterneh-
merisch erfolgreiches Lebenswerk aus dem gebührenden
Abstand des Alters betrachten und genießen zu können.
Aber so ist der ehemalige Porsche-Werksrennfahrer
nun mal nicht gemacht. Und deshalb meldet sich der
Text Lukas Petersen © Fotos Lukas Petersen & Team Container
60
Neben Jablonski und Wieser gehören noch siebzehn
weitere Profi s und Semiprofi s zur Stammcrew des neu-
en Renners. „Wir haben es über den Winter hinweg
geschafft, die wichtigsten Positionen mit den besten
Leuten, die wir kriegen konnten, zu besetzen“, so Wie-
ser. Darunter sind fast ein Dutzend Leute aus den ehe-
maligen AC-Teams, vom Vorschiffsmann Sofuku Kaz-
hako von BMW ORACLE über Vorwindtrimmer Matti
Paschen vom deutschen AC-Team UNITED INTERNET
bis zum schwedischen Grinder Magnus Augustson vom
italienischen Team LUNA ROSSA.
der CONTAINER für die Mittelmeerkampagne 2009
(s. Kasten) zu werden, zögert er nicht eine Sekunde.
„Ich empfi nde es als willkommene Herausforderung,
auf einem Boot, das den modernsten Stand des derzei-
tigen Rennyachtbaus repräsentiert, eine wichtige Posi-
tion zu besetzen“, sagt der gebürtige Starnberger. Das
sieht auch Karol Jablonski so. „Es ist eine neue, sehr
schnelle Konstruktion, die beim Regattasegeln höchste
Präzision und Erfahrung verlangt“, sagt der Deutsch-
pole, der 1993 mit Schütz den Admiral’s Cup gewann
und jetzt als Taktiker das CONTAINER-Team verstärkt.
AUSSER EINEM PROMINENTEN DESIGNER HOLTE SICH SCHÜTZ FÜR SEINEN
JÜNGSTEN RENNER MIT DER KNIERIM-WERFT AUS KIEL EINE RENOMMIERTE,
AUF NEUESTEN KOMPOSITBAU SPEZIALISIERTE WERFT INS BOOT.
„Auch die Lift- und Verriegelungsmechanik des Hub-
kiels in Titan sowie ein Großteil der Sensortechnik
und der Hydraulik, die beim Segeln für die Vorspan-
nung von Rigg und Mast benötigt wird, kommen aus
Selters“, sagt der gebürtige Engländer Swift. Am Ende
hätte der detailversessene Schütz sogar die Lastwerte
der gesamten Konstruktion von dem auf Strukturbe-
rechnungen spezialisierten US-Ingenieursbüro „SDK
Structures“ nochmals durchrechnen lassen, so Swift.
„Was mich aber wirklich stolz macht, ist die Tatsa-
che, dass der Rumpf so federleicht geraten ist“, er-
klärt Swift. Die Zahlen sind für eine Rennyacht von
20 Meter Baulänge beeindruckend. Bei 13,4 Tonnen
Gesamtgewicht entfallen auf Rumpf mit Beseglung ge-
rade mal 4,2 Tonnen, das restliche Gewicht von 9,2
Tonnen steckt in der Verbindung aus Kielfi nne (2,2
Tonnen) und Kielbombe (7 Tonnen), die dem Renner
einen Tiefgang von 4,80 Meter beschert. „Hier macht
sich bemerkbar, dass das neue „Cormaster-CN1“-Ma-
terial bei gleicher Festigkeit nochmals um 15 Prozent
leichter ist“, sagt Swift. Der Leichtbauwerkstoff ist eine
von der Schütz-Gruppe eigens entwickelte sechseckige
Aramid-Wabe, die als ca. 38 Millimeter starker Sand-
wichkern von zwei in weiten Bereichen des Rumpfes
nur einen Millimeter starken Außenschichten Karbon
umhüllt wird. Im großen Knierim-Ofen wurde diese
Verbindung unter Vakuum gesetzt und dann bei 85
Grad gebacken. Herausgekommen ist dabei ein extrem
leichter, gleichzeitig aber auch extrem steifer Rumpf.
Schon bei den ersten Probeschlägen im September
2008 auf der Kieler Förde zeigt sich, dass viel Poten-
zial im Schiff steckt. Bei der allerersten Regatta vor St.
Tropez im Herbst 2008 wird aber auch deutlich, dass
dieses nur von einer hochkarätigen Profi crew richtig
ausgereizt werden kann. Während der Winterpause
sucht Udo Schütz deshalb nach geeigneter Verstärkung
für die künftige Stammcrew. Erneut macht sich dabei
sein über Jahrzehnte gewachsenes Beziehungsnetzwerk
in der deutschen und internationalen Regattaszene be-
zahlt. „Viele von uns sind irgendwann schon einmal auf
einer seiner Yachten unterwegs gewesen“, sagt Markus
Wieser. Als der Matchrace-Champion von Schütz per-
sönlich das Angebot bekommt, künftiger Steuermann
62
container szene
Dass besonders AC-Profis mit von der Partie sind, ist
in zweierlei Hinsicht nicht verwunderlich. Zum Ersten
sind viele von ihnen inmitten des derzeitigen Cup-
Chaos froh über eine neue bezahlte Beschäftigung,
zum Zweiten gleichen die Arbeitsabläufe an Bord ei-
ner STP 65 wie der CONTAINER zu großen Teilen de-
nen auf einem Cupper. „Wie auch beim AC hat hier
jedes Crewmitglied einen genau definierten Einsatzbe-
reich an Bord“, erklärt Jablonski. Matti Paschen zum
Beispiel: Wenn Wieser im Training auf einem Up-and-
down-Kurs im Mittelmeer bei gut drei Beaufort an der
Kreuz mit bis zu zwölf Knoten Fahrt Richtung Luv-
tonne unterwegs ist, ist das auch Paschens Verdienst.
Während ein Großteil der Crew auf der Luvkante
ausreitet, hockt der Hamburger als Amwindtrimmer
zusammengekauert im leeseitigen Cockpit und hat
ständig die 104 Quadratmeter große North-Sails-Fock
im Blick, holt oder fiert bei Bedarf zentimetergenau
nach, kommuniziert mit dem Großsegelgrinder Jens
Mack, der wiederum nach Absprache mit dem Groß-
segeltrimmer Hartwell Jordan das 160-Quadratmeter-
Großsegel nachführt. Bei jedem Fieren geht dann ein
knarrendes Ächzen durchs Schiff, wenn die Vibra-
tionen der mächtigen Harken-990er-Winschen vom
weitgehend leeren Rumpf wie von einem Resonanz-
körper verstärkt werden. Noch spannender wird es
an Bord, sobald die Luvtonne gerundet ist und es auf
Vorwindkurs zur 1,7 Seemeilen entfernten Leetonne
geht. Downwind kann eine STP 65 mit ihrem gleitjol-
lenartigen Unterwasserschiff bis zu 30 Knoten im Surf
erreichen – entsprechender Wind vorausgesetzt. Die
CONTAINER hat diese mythische Marke schon fast
geknackt. „Beim Frühjahrstraining vor Mallorca hatten
wir schon 28 Knoten auf der Uhr“, erinnert sich Peter
Sibbert. Soll es aber auch auf einer Regatta so richtig
„abgehen“, muss die Vorwindbeseglung schnell oben
sein und einwandfrei stehen. „Um das riesige asym-
metrische Gennaker (410 Quadratmeter) zu setzen,
müssen die Grinder fast 30 Meter am Stück wie um
ihr Leben kurbeln“, sagt Wieser.
Wie eine Riesenschlange kommt der über 30 Meter lange
gefaltete Gennakerschlauch dann aus einem offenen Vor-
schiffsluk hervor. Blitzschnell hat ihn danach „Fuku“, so
der Spitzname des japanischen Vorschoters, am gut zwei
Meter langen Bugspriet aus Massivkarbon eingeklinkt.
WIE EINE RIESENSCHLANGE KOMMT DER ÜBER 30 METER LANGE
GEFALTETE GENNAKERSCHLAUCH AUS EINEM OFFENEN VORSCHIFFSLUK HERVOR.
64
container szene
Alles muss bei diesem Präzisionsmanöver auf Anhieb si-
cher klappen. „Fällt der Gennaker ins Wasser, kann es
sein, dass wir ihn hinterher zu Stückchen zerfetzt he-
rausziehen“, bemerkt Wieser und fügt hinzu, „schon um
solch einen sehr kostspieligen Materialverschleiß zu ver-
hindern, kannst du ein solches Boot im Prinzip nur mit
Spitzenleuten fahren.“ Nur Cracks schafften es außer-
dem, ein Schiff so richtig schnell zu machen, wenn es
bei Regatten um Meter und Sekunden ginge, so Jablon-
ski. „Dann müssen 20 Leute unter erheblichen Stress wie
ein einziges großes Uhrwerk funktionieren“, sagt Jablon-
ski, der das spanische AC-Team ins Halbfi nale steuerte.
Wer ihn kennt, weiß, dass der 47-Jährige ungern etwas
dem Zufall überlässt. Und so versucht Jablonski, der
als Taktiker in Absprache mit Wieser bestimmt, wann
jeweils welches Manöver eingeleitet wird, bei jedem
Training das Letzte aus allen herauszukitzeln, um alle
Abläufe noch einen Tick fl üssiger und schneller zu be-
kommen. Dank intensiver Frühjahrstrainingseinheiten
vor Palma und Valencia sei man inzwischen in allen Be-
reichen auf gutem Wege, erklärt Jablonski, fügt dann
aber mit einem Lächeln einschränkend hinzu: „Aber ab-
gerechnet wird am Ende, wenn die Resultate da sind.“
Auch Eigner Udo Schütz, bei den kommenden Regatten
oft selbst mit an mit Bord, wird am Ende einer langen
Saison im Mittelmeer „abrechnen“, wird mehr darüber
wissen, ob sich sein millionenschweres Engagement ge-
lohnt hat. Mit dem bisher Erreichten ist der Initiator des
derzeit einzigen deutschen Bigboat-Projekts jetzt, An-
fang des Sommers, hochzufrieden. „Wir verfügen über
ein hochklassiges, gut eingespieltes Team und ein Boot,
das punkto Design und Ausrüstung „State of the Art“ ist
und dessen Tune-up rechtzeitig vor Beginn der Saison
erfolgreich beendet werden konnte“, sagt Schütz. Und
so hofft er, mit der siebten von ihm gebauten CONTAI-
NER seinem dritten Segelfrühling zu erleben.
BOOTSDATEN
Typ: STP 65
Länge: 20,01 Meter (65 Fuß)
Breite: 4,80 Meter
Tiefgang: 4,80 Meter
Gewicht: 13.400 Kilogramm
Masthöhe: 34 Meter
Segelfl äche am Wind: 160 Quadratmeter
(Großsegel) und 104 Quadratmeter (Fock)
Gennaker: 410 Quadratmeter
Besatzung: ca. 18 - 20 Mann
Konstruktion: Judel / Vrolijk & Co.
Bauwerft: Knierim Yachtbau GmbH
STP 65 – DIE NEUE KLASSE
Eine Allianz, bestehend aus speedsüchtigen Regatta- und Designerfreaks im Umfeld der beiden US-Tra-
ditionssegelklubs „Storm Try Sail Club“ aus Larchmont (New York) und „Transpacifi c Yacht Club“ (Los
Angeles), bekannt durch seine TP52-Klasse, sind die „Väter“ der neuen extrem schnellen und hochsee-
tauglichen Bootsklasse „Storm Trysail Transpac 65“, kurz STP 65. Eine als „Box Rule“ ausgelegte Ver-
messungsregel bringt von ihrer Performance her sehr vergleichbare Einzelbauten hervor, lässt aber den
Konstrukteuren noch genug gestalterischen Freiraum. STP-65-Yachten dürfen einen Bugspriet und müs-
sen einen bis auf drei Meter aufholbaren Hubkiel haben, um bei Langfahrten auch in fl achere Häfen
einlaufen zu können, außerdem lässt die Klassenregel nur ein vorbalanciertes Zentralruder zu. Schon die
erste von Reichel/Pugh gezeichnete STP 65 des Silicon-Valley-Millionärs Roger Sturgeon namens ROSE-
BUD zeigte mit dem Gewinn des Hochseeklassikers Sydney Hobart Ende 2007 das Potenzial des neuen
Bootstyps auf. Mittlerweile existieren fünf STP-65-Neubauten, darunter auch die in Europa realisierten
CONTAINER und LUNA ROSSA (Prada). Drei weitere Projekte sind derzeit in Planung, verzögern sich
aber bislang in der Fertigstellung aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise.
REGATTAKALENDER DER CONTAINER
Teils zusammen mit seinen STP-65-Schwestern ROSEBUD, MONEYPENNY, NUMBERS und LUNA ROS-
SA, teils aber auch in mit sogenannten „Mini-Maxis“ bestückten IRC-Klassen wird die CONTAINER die-
sen Sommer bei den folgenden Veranstaltungen regattieren.
13.–20. Juni Giraglia Rolex Cup (Langfahrt: Südfrankreich–Korsika–Genua)
03.–08. Juli Copa del Rey (Mallorca)
06.–12. September Maxi Yacht Rolex Cup (Sardinien)
ab 14. Oktober Rolex Middle Sea Race (Malta)
INFO WWW.CONTAINERSTP65.COM, WWW.STP-65.ORG
container szene
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s t a r t 13 . j u n i 0 9 17:0 0 u h r
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S e e m e il e n v o n
B e r l in
Die 60 Seemeilen gehören zu Berlin wie die Currywurst oder die
berühmte Berliner Luft. Und um genau diese geht es. Wind oder
kein Wind – das ist hier die Frage, wenn sich die verschiedenen
Startgruppen um fünf Uhr nachmittags auf den Weg machen. Die
Wettfahrt wird weit länger als die Nacht andauern – so lange, bis 60
Seemeilen auf dem Wannsee und der Havel abgesegelt sind.
berlinDER HIMMEL ÜBER
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60 sm berlin szene
Und das scheint die eigentliche Herausforderung der
60 Seemeilen zu sein: die Nacht durchhalten und un-
ter Umständen die „Flautenschieberei“ möglichst schlau
meistern. Allerdings gab es auch schon mal Wind, ja so-
gar Sturm, zuletzt 2004, als mehrere Regenfronten mit
reichlich Wind die Nacht beherrschten. 2005 war der
Wind so konstant durchhaltend, dass alle Schiffe die
volle Rundenzahl absegeln konnten und viel früher als
zur Deadline (11.00 Uhr vormittags) durchs Ziel gingen.
Laut Statistik müsste es dieses Jahr wieder Wind geben.
Anders am 15./16. Juni 1940, bei der ersten amtlich no-
tierten Regatta. „Zahlreiche Yachten kamen zum Start bei
Schwanenwerder. Erstes Ziel sollte die Krampnitzbucht
(nördlich von Potsdam) sein, der Endpunkt dann der
Wannsee. Der Wind zeichnete sich allerdings durch eine
ganz unglaubliche Unzuverlässigkeit aus, er schlief schon
vor dem Start fast völlig ein. Der Begleitdampfer mu-
tierte daher zum Schlepper. Die Yachten wurden zur Startlinie und, nach mehrstündigem
Treiben in der Flaute, zurück zum Potsdamer Yacht Club geschleppt“, so ein Teilnehmer-
bericht. Die, wenn auch gedanklichen, Anfänge reichen bis in die 1930er-Jahre zurück,
als Langstreckenfahrten als Zuverlässigkeitsprüfungen für Mensch und Material angesehen
wurden. Erst nach dem Krieg fand diese Premiere der Nacht-Zuverlässigkeitsfahrt ihre
Fortsetzung und Erweiterung. Infolge der politischen Rahmenbedingungen konnten die
Berliner Segler damals die Verbindung zu den angestammten Regattarevieren, vor allem
zu denen auf der Ostsee, nur mit großer Mühe bis gar nicht aufrechterhalten. Unter dem
Stander des Seglerverein Wannsee (S.V.W.) hatten die “Sechzig Seemeilen von Berlin“
ihre offi zielle Geburtsstunde am 24. Juli 1948 bei Schwanenwerder mit einem lautlosen,
fl iegenden Start, denn Startpistolen waren noch verboten. 45 Segelyachten gingen damals
unter Regattabedingungen auf den nächtlichen Törn zwischen Pichelsdorf und Pfaueninsel.
Heute müssen die Teilnehmer Markboote passieren, von deren Besatzung sie registriert
werden. Aufmunternde Sprüche und Provokationen kann man schon mal vernehmen.
„Watt – ihr kommt erst jetzte? Wohl unterwegs angehalten und baden gegangen, wa?“ Ja,
auch das ist eine beliebte Abwechslung, wenn das momentane Windloch zu sehr nervt.
E ingeteilt werden die Startgruppen je nach Yardstickfaktor. Dabei handelt es
sich um ein Handicapsystem, das die Leistungen unterschiedlicher Schiffe ver-
gleichbar macht. So starten die größeren und schnelleren Schiffe zuerst; denn
sie haben das größere Handicap (und damit eine niedrigere Yardstickzahl). Der Spinna-
ker oder Gennaker darf auch nachts gesetzt werden, was früher verboten war, aus wel-
chen Gründen auch immer. Ein Licht im Topp oder zumindest Taschenlampen müssen
nachts geführt werden – der „Entenschutz“ (gemeint ist die Wasserschutzpolizei) kon-
trolliert peinlichst genau. Wer sein Segel beim Annähern eines anderen Schiffes nicht
anleuchten kann, muss Strafe zahlen, da sind „die Enten“ rigoros.
Flaute gleich Frust? Nicht bei den 60 Seemeilen von Berlin. Der Potsdamer Yacht Club
sorgt vor: Sollten geringe Luftdruckunterschiede über Mitteleuropa es erforderlich ma-
chen, die Regatta abzubrechen oder gar nicht erst anzuschießen, geht auf dem Gelände
des PYC die Post ab – mit allen Teilnehmern! Verholen Sie Ihr Schiff und Ihre Mannschaft
in den Club an der Wannseebrücke und feiern Sie mit den anderen Teilnehmern den 60.
Geburtstag der 60 Seemeilen von Berlin! Wenn Sie wollen, machen Sie die Nacht durch
– Sie hatten sich doch eh nichts anderes vorgenommen, oder? Aber bitte trotzdem nicht
auf Flaute hoffen! Segeln bleibt schöner! „Als ich 1965
den Teilnehmern der 60 Seemeilen nach Beendigung
der Wettfahrt im Potsdamer Yacht Club die Boote fest-
machte“, gibt Reinhard Fällenbacher seine Faszination
unumwunden zu, „wusste ich ganz genau, dass diese Re-
gatta eine größere Rolle in meinem späteren Seglerleben
spielen würde. Meine ersten 60 Seemeilen segelte ich
1968 auf der Dehler Delanta meines Bruders, mit einem
geborgten Solingspi, der mit seinen 36 Quadratmeter nur
bedingt hilfreich war. Anfang der 1970er-Jahre war ich
glücklicher Mitsegler bei Harald Grabsdorf auf seiner HE-
VELLA, einem H-Boot. Tolle Erlebnisse und sehr gute Er-
gebnisse in der damals sehr starken H-Boot Klasse mach-
ten riesig Spaß. 20 Boote waren keine Seltenheit. Alles
in allem bin ich, zuletzt mit meinem Sohn Tobias, 40 Mal
ohne Unterbrechung bei den 60 Seemeilen an den Start
gegangen. Und keines der Rennen möchte ich missen.“
Reinhard FällenbacherText Marina Könitzer. Lebt und arbeitet als freie Journalistin in Berlin. © Fotos Marina Könitzer, Privat
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60 sm berlin szene
Das Vorantreiben des Bootes durch Schwimmstöße ist
jedoch laut Wettfahrtleitung nicht erlaubt. Nur Meckern
ist erlaubt. Und beten. Von Langeweile ist jedoch keine
Spur – ob nun Flaute oder nicht. Von manchen Yach-
ten ertönt Musik – entweder aus Boxen oder selbst
gemacht. Lautes Gelächter dröhnt von einigen Schif-
fen. Und das erst recht, wenn wieder mal einer „Land
gekauft“ hat. Es gibt eine Spezies, die es unbedingt
wissen will; denn man könnte ja vielleicht ein bisschen
Weg einsparen. Oft bekommt derjenige dann die Rech-
nung – er sitzt hoch und trocken! Auch zu solch einem
Anlass geht dann meist einer von denen baden. Des-
halb an dieser Stelle der gut gemeinte Rat: Beherzigen
Sie die alte, tranige Seglerweisheit: Immer mindestens
eine Handbreit Wasser unter dem Kiel (oder Schwert)
haben. Sonst wird’s eng. Es geht aber auch anders:
„Uns ist der Sprit ausgegangen, habt ihr noch was?“
Früher hat man das Wettsegeln bei dieser Regatta nicht
so ernst genommen wie heute. Die Vorbereitungen auf
diese ungeduldig erwartete Veranstaltung begannen
meist mit der „Proviantierung“ – nämlich der Ladung
von Bierkästen an Bord. Gleich danach kamen die Bou-
letten (Frikadellen, Fleischpfl anzerl) und Stullen (Brote,
Brotzeit), die Ehefrauen, Freundinnen und Mütter für
die Crew vorher zu fabrizieren hatten. Heute hingegen
gibt es tatsächlich Skipper, die auf jedes Kilo zu viel
an Bord verzichten wollen. Da werden halbe Innenein-
richtungen ausgebaut und auf den Stegen abgelegt,
um leichter und damit schneller zu sein. Und allenfalls
gibt’s ne Flasche Sherry, um Neptun gnädig zu stim-
men. Ob bei solchen Racern gänzlich auf Verpfl egung
verzichtet wird, bleibt deren Geheimnis.
„Kultur muss sein!“, berichtet Achim Görs, Eigner einer
Grand Soleil. „Damals segelten wir noch auf einer Dufour
24. Meine Frau und ich hatten ein befreundetes Ehepaar
eingeladen, das mit uns gemeinsam das Naturschauspiel
und die herrlichen Farben der untergehenden Sonne be-
wunderte. Während der Nacht wechselten wir uns ab. Die
Dunkelheit hält ja nie lange an; denn der Termin der 60 See-
meilen liegt meist sehr nahe an dem der kürzesten Nacht
des Jahres. Die früh aufgehende Sonne (in so herrlichen
Farben hinter den Wäldern auftauchend) machte uns Ap-
petit auf frisch gekochte Eier und gefi lterten Bohnenkaffee.
60 sm berlin szene
DIE, WENN AUCH GEDANKLICHEN,
ANFÄNGE REICHEN BIS IN DIE
1930ER-JAHRE ZURÜCK, ALS
LANGSTRECKENFAHRTEN ALS
ZUVERLÄSSIGKEITSPRÜFUNGEN
FÜR MENSCH UND MATERIAL
ANGESEHEN WURDEN.
Denn: Kultur muss sein!“ Für den einen Kultur, für den
anderen eine Cool-Tour. Könnte man sagen, wenn man
Dr. Hau Möller hört. „Wat, du willst ein aufregendes
Erlebnis? Jibt et nich! Doch, die 60 Seemeilen. Das
Wichtigste an Erkenntnis nach 25 Teilnahmen: Nicht die
einwandfreien Wettsegelbedingungen bilden den Reiz,
sondern die unwahrscheinlich schöne Juninacht mit ihren
wechselnden Wetterbedingungen. Die Bordlichter leuch-
ten im schwingenden Rhythmus des Windes. Oder das
fast schon gespenstische Treiben in der Flaute im Mor-
gennebel. Die Saison für Sommerfeste (dazu gehören
auch die 60 Seemeilen) ergibt die bekannte „Kakophonie“
von Jazz bis „Puffta-Scheiße“ aus den Laubenkolonien
und ist Gift für den reinen Naturliebhaber, aber Balsam in
den Ohren einer echten Berliner Nachtratte. Und wenn
es dann hell wird und der Krach abstirbt, kommt die Na-
tur zu ihrem Recht. Das sind die wahren 60 Seemeilen.“
First ship home – das ist einer der begehrtesten Titel,
für die es sich zu kämpfen lohnt. Wanderpokale gab‘s
auf der schönen Terrasse des Potsdamer Yacht Clubs
(von der aus man über den ganzen Wannsee blickt).
Verschiedene Gruppen haben ihre eigene Wertung
und Pokale oder Sonderpreise. Oft sieht man die üb-
lichen Verdächtigen die entsprechenden Pokale, gra-
vierten Gläser, kunstbemalten Teller oder Sonderpreise
entgegennehmen. Ab und zu jedoch reiht sich jemand
dazwischen, den noch nie zuvor jemand gesehen hat.
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60 sm berlin szene
Sodann ist der Jubel groß und die Diskussion geht los: „Ob bei dem denn der richtige
Yardstickfaktor angewandt wurde – den hätte man ja überhaupt nicht auf der Bahn gese-
hen, kann das denn überhaupt so sein?“ Ob nun Neid oder Missgunst oder tatsächliche
Ver- oder Bewunderung dahinter steckt – wer weiß es schon? Kein Teilnehmer ging dies-
mal leer aus; denn aufgrund des großen Jubiläums, der Großzügigkeit der Sponsoren und
des Einfallsreichtums der Organisatoren gab es zumindest eine lustige, aber dennoch sinn-
volle und gut zu gebrauchende Erinnerungsgabe für jeden, der teilnahm, und außerdem
sehr attraktive Sonderpreise, die sich die Sponsoren ausgedacht hatten und die verlost
wurden. Es lohnt sich also in jedem Falle teilzunehmen – und das doch nicht nur wegen
der Aussicht auf die Preise, sondern vor allem wegen des Spaßfaktors.
INFO WWW.60SEEMEILEN.DE
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Der neue Matchrace-König von Langenargen heißt Ben Ainslie. Englands Segelsu-
perstar „Big Ben“ machte im Finale des Match Race Germany auf dem Bodensee
am Pfingstmontag kurzen Prozess mit seinem Gegner Damien Lehl. Der französische
Titelverteidiger und sein FRENCH MATCH RACING TEAM hatten dem dreimaligen
Olympiasieger aus Lymington bei strahlendem Sonnenschein und guten Winden um
zwei bis drei Beaufort wenig entgegenzusetzen. Ben Ainslie und sein TEAM ORIGIN
mit Taktiker und Olympiasieger Iain Percy, Mike Mottl, Matt Cornwell und Christian
Kamp gewannen das Duell unangefochten mit 3:1 und durften sich über einen Geld-
koffer mit 10.000 US-Dollar in bar sowie weitere wertvolle Sachpreise freuen. 8.000
US-Dollar gingen an die zweitplatzierten Franzosen, die trotz ihrer Niederlage ge-
meinsam die neue Tour-Weltrangliste anführen. Mit dem 12. Match Race Germany
haben die Veranstalter ein neues Kapitel in der 13-jährigen Geschichte ihres Deut-
schen Segel Grand Prix aufgeschlagen und einen neuen Besucherrekord aufgestellt.
Rund 43.000 Menschen strömten an insgesamt fünf Veranstaltungstagen in den
Langenargener Gondelhafen. „Wir sind hochzufrieden mit dem Verlauf der Veran-
staltung, absolut glückselig über das wohl windreichste und sportlich hochkarätigste
Match Race Germany aller Zeiten. Gott muss ein Segler sein“, zog Veranstalter Eber-
hard Magg nach insgesamt 91 Matches begeistert Bilanz. Deutschlands einziger Teil-
nehmer Carsten Kemmling zog nach elf Niederlagen ohne Siege eine ernüchternde
Bilanz: „Wir haben uns ordentlich präsentiert, mussten aber erkennen, dass wir in
diesem Feld chancenlos sind. Deutschland kann im Match Race schon seit einigen
Jahren nicht mehr vorne mitspielen.“
match race germanyText Denis Grau © Foto Marina Könitzer
Mit ihrem Sieg auf der vierten und vorletzten Etappe
ist dem Beluga Offshore Sailing Team mit Boris Herr-
mann und Felx Öhme der Sieg im Portimão Global
Ocean Race praktisch nicht mehr zu nehmen. In der
Nacht zu Sonntag, dem 17. Mai, kreuzte die Class40-
Yacht BELUGA RACER die Ziellinie vor Charleston/USA
und hatte am Ende rund 150 Seemeilen Vorsprung vor
den nächsten Verfolgern aus Chile. „Es ist einerseits
schade, dass das Rennen jetzt quasi schon entschie-
den ist, aber wir sind natürlich auch heilfroh, dass ei-
gentlich nichts mehr schiefgehen kann“, drückte Skip-
per Boris Herrmann im Freudentaumel auch gemischte
Gefühle aus. „Sogar als den Chilenen im spannenden
Zweikampf das Ruder gebrochen war, kämpften sie
aufopferungsvoll weiter und erzielten teils höhere Ge-
schwindigkeiten als wir. Das war großer Sportsgeist
und Werbung für das Hochseesegeln auf diesen nur
zwölf Meter langen Booten.“
Herrmann und Oehme waren aber auch noch ge-
schockt über einen weiteren Zwischenfall, der sich
tags zuvor weiter hinten im Feld ereignet hatte. Der
Belgier Michel Kleinjans auf der ROARING FORTY war
am frühen Samstagmorgen östlich der Bahamas mit
einem Containerschiff kollidiert. Dabei hatte der Solo-
segler Glück im Unglück, denn er blieb unverletzt und
konnte die Regatta trotz schwerer Schäden an seinem
Boot mit gebrochenem Bugspriet und einem Riss an
der Deckskante ohne fremde Hilfe fortsetzen. Offenbar
hatte er den Frachter gerammt und nicht umgekehrt.
„Das ist nicht auszudenken, was da alles hätte passie-
ren können“, so Herrmann, „das ist ja vergleichsweise
glimpfl ich ausgegangen.“ Es zeige aber auch,
dass erst auf der Ziellinie abgerechnet wer-
de. Das Duell gegen die Chilenen hatte auch
auf dieser Etappe alle in Atem gehalten. Die
Chilenen erwisch ten einen grandiosen Start
und waren schnell einige Seemeilen davon-
gesegelt. Doch nach 220 Seemeilen zog die
BELUGA RACER mit Höchstgeschwindigkeiten
von bis zu 24 Knoten (fast 45 km/h) nur 50
Meter vor dem Bug der feuerroten DESAFIO
DE CABO HORNOS vorbei und baute den
Vorsprung über ein Wertungstor bei Recife
noch aus. „Wir haben einen neuen Sweetspot
unseres Boots entdeckt“, erklärt Felix Oehme,
„bei gutem halben Wind aus 100 Grad zur
Fahrtrichtung hatten wir immer Nachteile. Darauf hatten die Verfolger gesetzt.“ Doch
die Rechnung ging nicht auf, weil die BELUGA-Crew mit neuer Segelkonfi guration un-
ter Gennaker mit einem Reff im Großsegel von einem Rekord zum nächsten jagte. Sie
brauchte nur drei Wochen, neun Stunden, 49 Minuten und 47 Sekunden für die 4.770
Seemeilen lange Teilstrecke. Das waren 9,28 Seemeilen Durchschnittsgeschwindigkeit
– so schnell wie selbst auf den Starkwindetappen durch das Südpolarmeer nicht. Auch
vor dem Ruderbruch, als die DESAFIO DE CABO HORNOS auf einen unsichtbaren
Gegenstand unter der Wasseroberfl äche fuhr, hatten die Chilenen bereits kaum eine
Chance, den „BELUGA-Express“ ernsthaft zu attackieren.
Kritiker hatten es zunächst skeptisch gesehen, ob die Yachten für eine Regatta rund
um die Welt geeignet seien, sind aber inzwischen längst verstummt. Allein eine völ-
lig unwahrscheinliche Disqualifi kation der BELUGA RACER auf der fi nalen Etappe der
Regatta rund um den Globus, die im Juni zurück zum Starthafen Portimão in Portugal
führt, könnte den vorläufi gen Höhepunkt in der steilen Sportlerkarriere der beiden 27-
Jährigen noch gefährden, die nun ein beruhigendes Sieben-Punkte-Polster haben.
INFO WWW.BELUGARACER.COM
portimão global race Text Bendix Hügelmann © Foto Beluga Racing
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RANKING
Ben Ainslie (TEAM ORIGIN)
Damien Lehl (FRENCH MATCH RACING TEAM)
Peter Gilmour (YANMAR RACING)
shorttrack
LEICA M8Ein Traum in Weiß. Und das zu Recht. Die Leica M8 ist nun
in einer auf 275 Stück limitierten Serie zu beziehen. Statt
schwarzer Belederung wird weißes Leder verwendet. Leicas
„White Edition“ ist mit dem silbernen Elmarit 2.8/28 Millimeter
ab Juni erhältlich. Liebhaber exklusiver Einzelstücke können
sich den „Traum in Weiß“ für 7.000 Euro erfüllen.
INFO WWW.LEICA.DE
ROLEX
Oyster Perpetual Submariner DateNeues auch von Rolex. Die Submariner besitzt einen Durchmesser von 40
Millimeter, Kronenschutz sowie Saphirglas. Das Gehäuse und das Armband
bestehen aus Edelstahl und 18 Karat Gelbgold. Die Wasserdichte beträgt 100
Meter. Der Preis liegt bei 7.930 Euro.
INFO WWW.ROLEX.DE
TUDOR Hydro Die neue Tudor aus Edelstahl besitzt ei-
nen mechanischen Selbstaufzug sowie ein
schwarzes Ziffernblatt mit Leuchtpunkten,
und das bei einem Durchmesser von 45
Millimeter. Des Weiteren eine verschraub-
bare Aufzugskrone. Das Armband ist
in Edelstahl mit schwarzen Keramikele-
menten gehalten. Wasserdicht bis 1.200
Meter. Der Preis liegt bei 3.140 Euro.
INFO WWW.TUDORWATCH.DE
MUSTO NavigatortascheIn die Tasche passt alles rein – fast alles. Jeder Segler weiß,
wie viel man auf jedem Törn mitschleppt, und dann fehlt im-
mer noch was. Dagegen helfen: viele Innenfächer, separates
und gepolstertes Computerfach und noch mehr Fächer …
Maße: 42 x 16 x 29 Zentimeter. Der Preis liegt bei 69 Euro.
INFO WWW.FRISCH.DE
DISCOVERY FeuerstelleDa wird der Garten zum Abenteuerplatz. Feuerstelle aus schwarzem Eisen und
gebürstetem Edelstahl inklusive Grillaufsatz, Schaufel, Haken und Deckel. Maße:
61 x 61 x 52 Zentimeter. Gewicht: 13 Kilogramm. Der Preis liegt bei 159 Euro.
INFO WWW.DISCOVERY.DE
DISCOVERY
Platzset aus SchieferWem normale Platzteller oder Sets schon seit
längerer Zeit ein Dorn im Auge waren, für
den kommt hier die Erlösung. Die schweren
schwarzen Platten bringen Geschirr und
Besteck erst richtig zur Geltung, da gerät
das Essen fast schon in den Hintergrund. Im
Zweierset. Material: Schiefer. Größe: 40 x 30
Zentimeter. Der Preis liegt bei 34,90 Euro.
INFO WWW.DISCOVERY.DE
TUTIMA Grand Classic In Anlehnung an Tutimas mehr als 80 Jahre währende Geschich-
te in Glashütte wurde die Grand Classic entworfen. Das 43 Mil-
limeter große Gehäuse besteht aus Edelstahl. Der Boden besteht
aus Saphirglas samt eingraviertem T und der Jahreszahl 1927.
Zum Schutz vor Kratzern enthält die Uhr eine keramikartige
PVD-Beschichtung, die ein Abplatzen der Farbschicht verhindert.
Als Vorbild dieser Serie dienen die Tutimamodelle aus den
1930ern-Jahren. Der Preis liegt bei 2.390 Euro.
INFO WWW.TUTIMA.DE
OAKLEY JawboneNomen est omen, könnte man sagen. Jawbone, übersetzt Kiefer, heißt die neue Sportbrille aus Kalifornien,
weil sie keinen Druck mehr auf die Gläser ausübt, sondern sie nur umrahmt. Was hat man nun davon?
Eine bessere Sicht, weil die Gläser druckfrei sitzen und zu den Rändern hin verzerrungsfrei darstellen. Der
superleichte Rahmen soll sogar Schläge oder Stürze aushalten. Nosepad als auch Gläser sind auswech-
selbar. Das gilt für verschiedene Farben samt Tönungen als auch für geschliffene Gläser, die für die Brille
angeboten werden. Der Preis liegt im Sportfachhandel oder beim Optiker bei 195 Euro.
INFO WWW.OAKLEY.COM
MAURICE LACROIX MasterpieceDen Beweis, dass Fliegeruhren nicht nur Männersache sind,
liefert die Masterpiece Flyback Diamonds. Das in seiner
Formensprache klar gehaltene, bis 100 Meter wasserdichte
Edelstahlgehäuse hat einen, für Damen recht großzügigen,
Durchmesser von 42 Millimeter und verfügt über eine mit
49 Brillanten besetzte Lünette samt einer verschraubten
Krone. Das Armband besteht aus Krokodilleder und einer
Faltschließe. Der Preis liegt bei 7.500 Euro.
INFO WWW.MAURICELACROIX.DE
VEUVE CLICQUOT Ice CubeDer Ice Cube ist ein ebenso stylisher wie
funktionaler mobiler Champagnerkühler, der in
Zusammenarbeit mit dem „Porsche Design Studio“
entstand. Seine leuchtend gelbe Farbe steht für die
seit jeher hohe Designaffi nität und Innovationskraft
des Champagnerhauses Veuve Clicquot. Das legendäre
gelbe Etikett auf der Veuve-Clicquot-Flasche hatte sei-
nen ersten Auftritt bereits im Jahr 1870. Der Cube enthält
eine Flasche Champagner „Yellow Label“ und vier Gläser.
Erhältlich nur in der „Veuve Clicquot Boutique Alsterhaus“ in
Hamburg und der „Veuve Clicquot Boutique Oberpollinger“ in
München. Der Preis liegt bei 99 Euro.
INFO WWW.LVMH.COM
SEIKO AnantaAnanta heißt übersetzt „die Unendliche“. Das Profi l
geht auf ein Design eines japanischen Katana schwertes
zurück, das vor 800 Jahren hergestellt wurde. Features:
Der Durchmesser beträgt 43,5 Millimeter, die Wasser-
dichte reicht bis 100 Meter. Durchsichtiger Gehäusebo-
den aus Saphirglas, Gangreserve von mehr als 45 Stun-
den. Zwei Armbänder stehen zur Auswahl: Edelstahl
mit Faltschließe und Krokodilleder mit Faltschließe. Der
Preis liegt bei 2.700 Euro.
INFO WWW.SEIKO.DE
BMW WELT von der vision zur realität 2007 wurde die BMW Welt geschaffen. Einer der Hauptaspekte, neben
einem modernen Auslieferungs- und Designcenter, ist die architek-
tonische Note des Büros Coop Himmelb(l)au. Der Fotograf Hubertus
Hamm vereint in diesem Fotobuch die besten Aufnahmen. 256 Seiten
mit 68 Farb- und 24 Schwarz-Weiß-Fotos. Zu beziehen über den Buch-
handel. ISBN: 978-3-8327-9231-2. Der Preis liegt bei 98 Euro.
INFO WWW.TENEUES.COM UND WWW.HUBERTUSHAMM.DE
sailstyle
80
C amden in Nordosten der Vereinigten Staaten
ist nicht irgendeine Kleinstadt. Sie liegt wind-
geschützt in die sanft abfallenden Anhöhen
des 260 Meter hohen Mount Battie eingebettet, hat
rund 5.000 Einwohner und kann ihre Prägung durch
ehemalige europäische Einwanderer nicht verleugnen.
Hier war 1524 der italienische Seefahrer und Entdecker
Giovanni da Verrazzano angelandet. Kleine Häuser mit
gepfl egten Vorgärten, einige historische Gasthäuser, Kir-
chen, reizende kleine gastfreundliche Restaurants und
anziehende Antiquitäten-Lädchen bestimmen das male-
rische Erscheinungsbild, wie auch der kleine Wasserfall
unweit vom Hafen und die idyllische Parkanlage zum
Verweilen einladen. Das Gebiet um Camden hat etwas
Unberührtes – eine Landschaft mit schönen Wanderrouten vor allem für Jäger, Fischer
und Kajakurlauber. Dieses Fleckchen hat etwas Reizvolles, teils Spektakuläres und lockt
alljährlich eine Unmenge Gäste zwischen Memorial Day und Columbus Day an – alles
unverfälscht! Nicht umsonst umschreibt der Amerikaner die Neuengland-Staaten mit ih-
ren mehr als 3.000 Inseln als die Puppenstube von Amerika. Neben den Naturfreunden
treffen sich hier Biker, Golfer sowie Romantiker und Künstler. Dieser Ort bildete die Ku-
lisse für den Spielfi lm „In the Bedroom“. Weiter stammte die bekannte Literaturpreis-
trägerin Edna St. Vincent Millay, die als erste Frau mit dem Publitzer-Preis geehrt wur-
de, aus Camden und last but not least wurde 1970 der Komponist Sean Reed in dieser
Region geboren. Nicht zuletzt ist diese Gegend ein lohnendes Ziel für ausgesprochene
Gourmets, wegen der fangfrischen Maine Lobster. Und was für Liebhaber alter Segel-
schiffe aus Europa noch ein absoluter Geheimtipp ist, gilt keineswegs für Amerikaner.
Sie kommen aus allen Teilen der USA: von Florida, Kalifornien, New Mexico und sogar
von den Hawaii-Inseln.
Text & © Fotos Lothar Lorenz lebt und
arbeitet in Kiel als Buchautor, Marinefotograf und Reisejournalist
„Wer wildromantische Naturschönheiten mit spektakulären Panoramen fernab von den Touristen-
Hochburgen sucht und die See und die Seefahrt unter Segeltuch mag, der sollte es hoch oben im
Nordosten der Vereinigten Staaten, in Neu-England einmal versuchen – zudem macht der anhaltend
schwache Dollarkurs die Reise attraktiv und ein Lobster-Festival gibt’s inklusiv!“
ZEITREISE UNTER segeltuch AUF DEN SPUREN DER PILGERVÄTER
Camden Einfahrt
82
MERCANTILE, ICH KOMME!
Genug der Vorrede: Die kleine Armada der Schoner war
im Hafen von Camden nicht zu übersehen. Vom 335 Ki-
lometer entfernten Boston erreichten wir die verträumte
Kleinstadt mit dem Bustransfer und wurden mit einem
herzlichen „Welcome aboard“ von Captain Ray F. Wil-
liamson und seiner Besatzung begrüßt. Der Eigner der
Schiffe MERCANTILE, GRACE BAILEY und MISTRESS
gehört zum Urgestein der Windjammerbewegung der
Midcoast von Maine. Auswärtige Segelgäste bekom-
men sogar die Möglichkeit, am Vorabend anzureisen,
um an Bord (kostenfrei) zu nächtigen. Sie haben somit
Zeit sich einzurichten, zu akklimatisieren und mit wei-
teren Segelgästen in Kontakt zu kommen. Man staunte
nicht schlecht: Es waren sogar deutschsprachige Gäste
an Bord. Sylvia aus dem Schwarzwald, die vor Jahren
auswanderte, und ihr Mann Pieter aus Middletown/N.J.,
mit denen ich Erfahrungen und Kenntnisse austauschte.
Tags drauf war es endlich so weit. Nach einem zünfti-
gen Frühstück mit frisch aufgebrühtem Kaffee stellte
Ray seine Crew vor: Andy, seinen First Mate, Matt, den
Decksmann, wie Alison, die Köchin, und Molly, als Ser-
vicekraft in der Galley beschäftigt. Weiter wurde aufs
Sicherheitsprozedere eingegangen und zudem erklärte
Ray uns letztendlich den möglichen Kurs – der bekannt-
lich von Wind und Wetter abhängig ist.
DAS SEGELABENTEUER KONNTE BEGINNEN.
Um aus dem Hafen zu kommen – die MERCANTILE
wie die anderen Oldtimer haben weder eine Hauptma-
schine noch ein Stromaggregat –, behalf sich Ray mit
seinem motorisierten Beiboot. Das war bei den vielen
Moorings und Hummerbojen kein leichtes Unterfan-
gen. Anschließend wurden die Segel gesetzt. Natürlich
ohne Elektrowinsch, alles in echter Handarbeit. Dabei
waren die Gastsegler recht herzlich eingeladen – Segel-
kenntnisse wurden nicht erwartet, das bekam man von
den Deckshands gezeigt. Wir ließen das Lighthouse
auf Curtis Island hinter uns und das Segelabenteuer
in der Penobscot Bay konnte beginnen: Kurs Nordost
lag an. Zeitweilig lief die MERCANTILE gute sieben
Knoten. Von Bord aus waren die stark zerklüftete Küs-
te und die fjordähnlichen Buchten gut zu erkennen.
Mehrfach gab der Captain die Order zum Segelma-
növer und ließ den einen oder anderen Gast ans Ru-
der. Die beiden barfüßigen (!) Deckhands, manchmal
legten sogar die Köchin Alison und Servicekraft Molly
mit Hand an, verstanden ihr Handwerk. Hier konnten
wir gute Seemannschaft lernen. Die frische Seeluft
machte hungrig und das Essen wurde uns an einem
windgeschützten Platz an Oberdeck gereicht, von wo
wir die vorbeiziehende Inselwelt in Augenschein neh-
men konnten. Der Wettergott meinte es gut mit uns.
Pumkin Island
Windjammer in Camden
84
usa travel
MERCANTILE, ICH KOMME!
Genug der Vorrede: Die kleine Armada der Schoner war
im Hafen von Camden nicht zu übersehen. Vom 335 Ki-
lometer entfernten Boston erreichten wir die verträumte
Kleinstadt mit dem Bustransfer und wurden mit einem
herzlichen „Welcome aboard“ von Captain Ray F. Wil-
liamson und seiner Besatzung begrüßt. Der Eigner der
Schiffe MERCANTILE, GRACE BAILEY und MISTRESS
gehört zum Urgestein der Windjammerbewegung der
Midcoast von Maine. Auswärtige Segelgäste bekom-
men sogar die Möglichkeit, am Vorabend anzureisen,
um an Bord (kostenfrei) zu nächtigen. Sie haben somit
Zeit sich einzurichten, zu akklimatisieren und mit wei-
teren Segelgästen in Kontakt zu kommen. Man staunte
nicht schlecht: Es waren sogar deutschsprachige Gäste
an Bord. Sylvia aus dem Schwarzwald, die vor Jahren
auswanderte, und ihr Mann Pieter aus Middletown/N.J.,
mit denen ich Erfahrungen und Kenntnisse austauschte.
Tags drauf war es endlich so weit. Nach einem zünfti-
gen Frühstück mit frisch aufgebrühtem Kaffee stellte
Ray seine Crew vor: Andy, seinen First Mate, Matt, den
Decksmann, wie Alison, die Köchin, und Molly, als Ser-
vicekraft in der Galley beschäftigt. Weiter wurde aufs
Sicherheitsprozedere eingegangen und zudem erklärte
Ray uns letztendlich den möglichen Kurs – der bekannt-
lich von Wind und Wetter abhängig ist.
DAS SEGELABENTEUER KONNTE BEGINNEN.
Um aus dem Hafen zu kommen – die MERCANTILE
wie die anderen Oldtimer haben weder eine Hauptma-
schine noch ein Stromaggregat –, behalf sich Ray mit
seinem motorisierten Beiboot. Das war bei den vielen
Moorings und Hummerbojen kein leichtes Unterfan-
gen. Anschließend wurden die Segel gesetzt. Natürlich
ohne Elektrowinsch, alles in echter Handarbeit. Dabei
waren die Gastsegler recht herzlich eingeladen – Segel-
kenntnisse wurden nicht erwartet, das bekam man von
den Deckshands gezeigt. Wir ließen das Lighthouse
auf Curtis Island hinter uns und das Segelabenteuer
in der Penobscot Bay konnte beginnen: Kurs Nordost
lag an. Zeitweilig lief die MERCANTILE gute sieben
Knoten. Von Bord aus waren die stark zerklüftete Küs-
te und die fjordähnlichen Buchten gut zu erkennen.
Mehrfach gab der Captain die Order zum Segelma-
növer und ließ den einen oder anderen Gast ans Ru-
der. Die beiden barfüßigen (!) Deckhands, manchmal
legten sogar die Köchin Alison und Servicekraft Molly
mit Hand an, verstanden ihr Handwerk. Hier konnten
wir gute Seemannschaft lernen. Die frische Seeluft
machte hungrig und das Essen wurde uns an einem
windgeschützten Platz an Oberdeck gereicht, von wo
wir die vorbeiziehende Inselwelt in Augenschein neh-
men konnten. Der Wettergott meinte es gut mit uns.
Pumkin Island
Windjammer in Camden
84
usa travel
Langeweile kam nie auf. Und wir Gastmatrosen merk-
ten, dass Andy und Matt ihr Handwerk aus dem Eff-
eff verstanden – ohne lautes Zurufen wussten sie, was
anlag. Just querab der Mini-Insel Pumpkin Island legte
sich der Wind ein wenig. Gegen 16.00 Uhr fi el der An-
ker auf den Brooklin Ground, ringsherum sichteten wir
kleine Inseln. Weit und breit war keine Menschenseele
zu sehen. Nachdem das Deck aufgeklart war, wurden
wir zum Dinner in die Galley an einer wuchtigen glän-
zend lackierten Holzback gerufen. Zum Essen gab es
frischen Salat mit leichtem Dressing und Heddockfi sh
(Schellfi sch) mit Kartoffelmus. Was wir an diesen Tag
erlebten, war „Natur pur“! Kein Motorlärm, kein Ge-
plärre von Radios, einzig den steten Wind spürten wir.
Diese romantische Reise führte uns in eine andere Zeit,
mit einem Hauch von sinnlicher Nostalgie war es ein
Paradies für alle Sinne!
DAS FAREWELL-DINNER
Unser nächstes Etappenziel am Folgetag war der 60
Hektar große Campus der weltbekannten Wooden
Boats Institution (www.woodenboat.com). Hier tref-
fen sich seit 28 Jahren Sommer für Sommer Men-
schen aus aller Welt, um sich mit der traditionellen
Handwerkskunst des Bootsbaus auseinanderzusetzen.
Die Zeit blieb nicht stehen: Wir lichteten den Anker
selbstverständlich ohne Motorwind, setzten die Segel
und unser Segelabenteuer führte uns retour – wieder
durch den Eggemoggin Reach unter der 1939 erbau-
ten Deer Isle Bridge, einer Stahlseil-Hängebrücke mit
einer Spannweite von 330 Meter. Der nächste Anker-
platz war vor einer kleinen Landzunge von Stockton
Springs, wo an der Westseite der Mündung des Pen-
obscot River das Leuchtfeuer von Fort Point Light,
1836 erbaut, zu sehen war. Und wieder wurden wir
Zeuge eines einzigartigen Naturschauspiels. Ein gran-
dioser Sonnenuntergang warf ein goldenes Tuch über
die MERCANTILE. Herrlich, so auch die Aussicht auf
den nächsten Tag. Wieder großartige Landschaften
mit einer aufregenden Kulisse von atemberauben-
der Schönheit! Morgens setzten wir den Törn fort.
Die See war spiegelblank, wir dümpelten gen Süden
an Isleboro Island vorbei. An einem Robinson-Cru-
soe-Inselchen, ein Paradies für Hobbyornithologen,
fanden wir unseren Ankergrund. Einige Kajakwan-
derer hatten auf dem Campingplatz ihr Biwak auf-
geschlagen. Als der Anker gefallen war, machte sich
Captain Ray auf den Weg, um für das Final-Dinner
die Naturalien zu besorgen. Mit Holzscheiten berei-
tete die Crew das Lagerfeuer vor. Alles, was man
zum Grillen benötigte, kam von Bord. Die von Ray
frisch herangeschafften Maine Lobster wurden in ei-
nem überdimensionalen Topf übers Feuer gehängt.
„Alles ist clean“, kaum eine Menschenseele war zu sehen. Ein Ankerplatz war schnell gefun-
den, doch so sehr das kristallklare Wasser auch lockte, zum Baden war es einfach zu kalt.
EINE STEIFE BRISE FRISCHTE AUF.
Der nächste Tag zeigte sich von einer anderen Seite: Am Morgen spendete noch war-
mes Tageslicht eine herrliche Ausleuchtung des Ankerplatzes. Die Fotografen waren
zufrieden, doch die weißen Kappen auf den Wellen sagten uns, dass es ein unruhiger
Segeltörn werden konnte. Nach dem Frühstück an Oberdeck, wo auch die Backschaft
verrichtet wurde, wurde der Anker gelichtet. Stets, wie auch die Segelmanöver, Hand
über Hand, also Knochenschmalz war angesagt. Wir bekamen den Atemzug von Nep-
tun und Rasmus zu spüren. „Man muss schon eine Menge Mut, Energie und Selbst-
vertrauen haben, entschlossen zupacken können und keinesfalls ängstlich wegen einer
nassen Dusche sein“, höre ich von Andy, dem First Mate, der nun schon die dritte
Saison dabei ist. „Gute Seemannschaft muss man auf Traditionssegler hautnah erleben,
dieses bekommt man nicht auf der Schulbank erklärt!“ Was in den nächsten 36 Stun-
den folgte, war anstrengend – vor allem für die Kitchen-Ladys, die an Bord dieses Seg-
lers kochten wie zu Großmutters Zeiten. Unter Deck in der Galley auf einem uralten
gusseisernen Herd, der mit Holz befeuert wurde. Die Krängung nahm zu, Wasser kam
durch die Speigatts und aufschäumende Gischt spritzte übers Vorschiff. Doch kein Se-
gelgast klagte über den „Knüppeldamm“. Rasmus hatte
seine Rösser angespannt und wir segelten dem Teufel
ein Ohr ab. Wir hörten die Melodie des Windes, wie
er durch die Takelage pustete. Spürten, wie er an un-
serer Kleidung zupfte, und fühlten die nasskalte Witte-
rung im Gesicht. Wer nicht die richtige Kleidung dabei
hatte, behalf sich mit dem Zwiebelprinzip: zwei Jeans
übereinander und unter der Fleecejacke noch zwei di-
cke Flanellhemden und Pullover. Doch sobald Ray zum
Segeltrimm rief, kamen wir aus den windgeschützten
Ecken hervor, um den Deckshands beim Segelmanö-
ver zur Seite zu stehen. Der Wind kam von achtern,
zeitweilig mit 18 Knoten. Schmetterlingssegeln vom
Feinsten … da ging die Post ab. Hier und da zeigten
sich erste weiße Wellenkämme. Der Speedometer stieg
und stieg: 6,8 Knoten, 7 Knoten – doch selbst bei
7,4 Knoten kam kein Stress auf, nur Freude satt! Un-
gläubig staunten wir, wie ein betagter Oldtimer wie
die MERCANTILE solch eine „Rauschefahrt“ hinlegte.
Begegnung mit der ANGELIQUE
WoodenBoat School
Maine Holzbootsbau
Andy Vorschiff
86
usa travel
einen hervorragenden Namen. „Sich zurückbesinnen,
unsere Wurzeln pfl egen und so die Verbundenheit mit
dem kulturellen Erbe an unsere Kinder weitergeben,
dann kann die eigene Identifi kation nicht verloren ge-
hen. Neues schaffen und Altes bewahren!“ Wir hätten
uns noch den ganzen Abend unterhalten können, so
angeregt waren wir im Gespräch über den Bootsbau
und vom Segeln mit den Traditionsseglern vertieft –
doch mein nächster „american way of life“ wartete.
LEWIS R. FRENCH, ICH KOMME!
Auch hier, auf dem ältesten Segler der USA, wurde
ich herzlich von Captain Garth und seiner Frau Jenni
begrüßt. Wann kommt schon mal ein Sailor aus Old
Germany über den großen Teich – aber das kann sich
ja bald ändern! Mein kleines Gastgeschenk, eine Stadt-
fl agge des Hafens Kiel, wurde dankbar angenommen.
Der schmucke und liebevoll gepfl egte Schoner war
1871 vom Stapel, er ist gut 25 Meter lang und hält
beachtliche 282 Quadratmeter Segelfl äche am Wind.
Das Schiff verfügt über neun Doppel- und vier Einzel-
kabinen mit Waschgelegenheit – die Duschen/WC sind
separat. Die urgemütliche Galley ist Messe und Kom-
büse zugleich – mit gusseisernem Herd und in der Vorpiek hat die Crew ihr Logies.
Für Naturfreaks ist es ein ideales Refugium, um vom Alltagsstress Abstand zu gewinnen,
Kraft zu tanken und zudem einen großartigen romantischen Segeltörn vor einer nahezu
menschenleeren Landschaft durchzuführen.
CAMDEN – SWAN ISLAND
Am folgenden Morgen ließ Garth von der kleinen Bordkanone zum Abschied eine Sal-
ve abfeuern. „Alles klar und Leinen los!“, hieß es und einzig mit dem Yawlboat GREY-
HOUND schaffte es der Captain, zwischen den vielen Moorings und Hummerbojen
zu navigieren und ins offene Fahrwasser zu kommen. Bei schönstem Bilderbuchwetter
kamen wir gut voran und segelten bei frischen ablandigen Winden in östlicher Rich-
tung. Wir querten die East Penobscot Bay und segelten in der Oak I Passage südlich
der Eagle Islands ein größeres Segelmanöver – das dank Cully, dem First Mate, und
Deckshand Jonathan kein Problem war. Wieder zeigte der Speedwatcher 7,2 Knoten
an. Zur Mittagszeit schlief der Wind ein und wir dümpelten mit 0,9 Knoten dem Ziel
entgegen. Zum Lunch gab es einen grünen Salat mit Käsecrackers und eine delikate
Tomatensuppe mit frisch gebackenem Brot. Als Dessert reichte uns Emma, neben Jen-
ny für den Service zuständig, einen leckeren Kuchen mit Schokoguss und eben Ge-
tränke: Instant-Coffee, Tee oder Limonade, nach Belieben. Rasmus zeigte ein Einsehen
mit uns. Es frischte wieder auf und wir brachten es bis auf 7,4 Knoten. Kurz bevor
wir den Ankergrund erreicht hatten, kam ein kräftiger Regen. Doch der mit Feuerholz
geschürte Herd in der Galley spendete eine wohlige Wärme, so wie zu Zeiten unserer
Vorväter, die zur See fuhren.
Zwischenzeitlich hatte ich Gelegenheit, mit dem Ranger-Team zu sprechen, und bekam
interessante Hinweise zur Insel zu hören: Eine einzigartige Flora und Fauna soll es hier
geben und jede Menge Vögel kann man beobachten. Kormorane, Möwen, Blaureiher
und andere Seevögel – zudem hatte ich den Specht rufen hören, und noch jemand
hatte gerufen: Lobster-Time! „Es ist schlechthin der Höhepunkt einer jeden Reise“,
erzählte mir Ray und fuhr fort: „Du muss dabei sein, wenn wir unser Windjammer-
Weekend im August feiern und auf jeden Fall mehr Zeit mitbringen!“ Wir saßen bis zur
Dämmerung um die Feuerstelle und erzählten uns von unseren früheren Reisen, bis
Captain Ray zum Aufbruch mahnte.
HOCHBURG DER SCHIFFSBAUTRADITION
Woodenboat hatte mich inspiriert und so nutzte ich nach meiner Rückkehr in Camden
die Gelegenheit, die schönen klassischen Yachten und die attraktiven Traditionssegler zu
bewundern. Diese Region ist bekannt, mehr noch: Sie ist eine Hochburg, wo sich Eigner
und Werftbetriebe im Holzbootsbau hervorgetan haben, um an dieser Stelle Rockport
Marine zu nennen. Der Eigentümer Allen Taylor sagte mir, dass die Auftragslage gut
sei – weltweite Anfragen bestätigen seinen guten Ruf. Derzeit beschäftigt er 50 Mitar-
beiter in dem Betrieb, aus dem der 112-Foot-Dreimast-Schoner SPIRIT OF BERMUDA
stammt, oder ein Gemeinschaftsprojekt mit Hawaii, eine Replik aus der Kolonialzeit des
17. Jahrhundert, die Ketsch IMI LOA. Auch der kleine
Familienbetrieb von Alec E. Brainerd, „Artisan Boat-
works“, hat sich auf Klassikyachten spezialisiert. Das
berühmte Yachtdesign von Herreshoff, John Alden oder
Sparkman & Stephens ist hier die Messlatte. Yachteig-
ner schwören auf ihre fachmännische Arbeit und Leis-
tungsfähigkeit. Die Ästhetik der alten Risse, die Wah-
rung ursprünglicher Materialien, Arbeitsmethoden und
kundenspezifi schen Designs sind tragende Elemente im
Bootsbau in Maine, wie ich es auch vom Schuldirektor
Eric Stockinger der „Atlantic Chellenge“-School zu hö-
ren bekam. Was bei musischen Dingen für einen Pia-
nisten der Steinway oder eine Stradivari für den Gei-
ger ist, ist im Bootsbau, die Traditionen zu pfl egen und
Bewährtes zu erhalten! Gleiches bestätigte mir auch
Jane Wellehan, President of „Maine Built Boats“, und
Nancy Marshall, eine mehrfach mit dem Golden Arrow
Awards ausgezeichnete PR-Agency. Maine hat als Holz-
bootsbau-Mekka mit seinen 72 Holzbootsbaubetrieben
French Camden Windjammer Weekend 2006 © Foto Jacqueline Normile
88
usa travel
MAINE MIT SEINEN VIELEN BESCHAULICHEN ROBINSON-INSELN
HATTE UNS EINE UNGESTÖRTE RUHE GEBOTEN, EINE IDYLLE,
DIE MAN NICHT IM SEGELREVIER DER NORD- UND OSTSEE ANTRIFFT.
LOBSTER SATT & EISCREME
Am Folgetag hieß es wieder „Anker auf und Segel set-
zen!“ Alle Bordaktivitäten wurden allein durch „musc-
le power“ getätigt, von wegen Winsch oder sonstige
Motorhilfe. Wir segelten in unmittelbarer Küstennähe
am Hockamock Head Lighthouse vorbei, kreuzten vor
dem Marshall Island und auf der Höhe der Jericho Bay
folgten wir dem Wind nach Nordnordost. Im Wind-
schatten von Deer Isle änderte die LEWIS R. FRENCH
den Kurs in westlicher Richtung, um in Sichtweite von
Stonington einen Südkurs einzuschlagen. Dort sahen
wir ein Ferryboat, das Urlauber zur Isle au Haut wie
nach Vinalhaven oder Monhegan bringt, wo es seit
nahezu 120 Jahren eine aktive Künstlerkolonie gibt.
Sie wird im Sommer gern als herrlicher Zufl uchts-
ort von Urlaubern besucht, die den Charme der ur-
sprünglichen Landschaft, die Ruhe und Isolation vom
hektischen Stadtleben suchen. Vor Russ Island fi el der
Anker und das Happy Landing mit dem Beiboot wurde
vorbereitet. Captain Garths beliebtes „All-you-can-eat-
Lobster-Bake” konnte beginnen. Das Lobster-Festival
hatte es in sich. Man muss wissen, dass diese Deli-
katesse „homarus americanus“ hier bei uns mehr als
40 Euro das Kilo kostet. Die frisch und heiß auf dem
Lagerfeuer zubereiteten Mainehummer wurden mit
ausgelassener Butter und süßen Maiskolben kredenzt.
Auch Hotdogs waren im Angebot. Der Duft des auf
Seetang gekochten Lobsteressens, zudem den Welt-
blick bis zum fernen Horizont genießen, all das sorgte
für ein „Fröhlich Herz!“ Hier konnte man neue Kräf-
te sammeln. Tags drauf hieß es an Bord, das eigene
körperliche Limit auszuloten. Wer wollte, der konn-
te pumpen. Kein Wassereinbruch – gemeint war die
Pumpbewegung, um mittels Hubpumpe auf dem Vor-
schiff den Anker zu lichten. Anschließend wurden die
Segel gesetzt. Nach einigen Kreuzschlägen hatte Garth
bei schönstem Kaiserwetter den Wind gefunden. Wir
segelten nordwestlich an kleine und kleinste Rocks wie
Burnt Island, Oak Island und dem Nordkap von North
Haven vorbei. Herrlich schroffe unberührte Felsufer,
vom Wasser rund gescheuerte Granitfelsen und neben
Robben, die kurzzeitig ihren Kopf neugierig aus den
Fluten steckten, bekamen wir sogar ein Seeadlerpaar
zu sehen. Es schien, als sei hier die Zeit stehen geblie-
ben – eine Natur zum Verlieben. Querab des Robinson
Rock fuhren wir eine Halse und setzen die Nase gen
Nordnordost. Am letzten Ankergrund, im Sund von
Gilkeys Harbor, gab es nochmals eine Überraschung.
Landseitig an der schmalen Trumcap-Meerenge konn-
ten wir die Residenz des kürzlich gestorbenen „Star
Trek“-Regisseurs Joseph Pevney und andere elegante
herrschaftliche Sommerhäuser von gut betuchten Ame-
rikanern in Augenschein nehmen. Last but not least
wurde zur Feier und Krönung des letzten Abends die
Eiscrememaschine aktiviert – das hat an Bord der LE-
WIS R. FRENCH eine lange Tradition. Weiter erlebten
wir nochmals einen eindrucksvollen Sonnenuntergang,
so als wollte uns der Schöpfer just zur Blauen Stunde
den Übergang vom Tag zur Nacht mit seinem stim-
mungsvollen Szenario am Himmelszelt belohnen.
ABSCHIEDNEHMEN
Die letzten Stunden an Bord und die letzten Meilen sind
schnell erzählt. Nach dem letzten ausgiebigen Frühstück
segelten wir entlang der Festlandküste und hatten einen
ungetrübten Blick zum vorausliegenden Camden Hill.
Wir erzählten uns von den gemeinsamen Highlights und
tauschten Adressen aus – denn es hieß Abschied neh-
men, vom Paradies für Outdoorfreunde. Maine mit sei-
nen vielen beschaulichen Robinson-Inseln hatte uns eine
ungestörte Ruhe geboten, eine Idylle, die man nicht im
Segelrevier der Nord- und Ostsee antrifft. Unsere lieb
gewonnene LEWIS R. FRENCH gab uns den Luxus, die
Zeit in Harmonie mit Wetter, Wind und Gezeiten in ei-
nem anderen Licht zu empfi nden. Keine Telefonate, kein
Fax, weder News noch TV – man konnte hier in einer
angenehmen Bordatmosphäre die Seele baumeln lassen.
Als Camden in Sicht kam, wurde es unruhig an Bord.
Die Segel wurden geborgen und eingepackt, Jenny hat-
te mit dem Yawlboat ihre Position eingenommen und ein
letztes Mal fuhr Garth einen gekonnten „Hummerkörbe-
Slalom“. Die „Nostalgietörns“ unter Stars & Stripes lagen
hinter mir und vor mir die Zivilisation. Habt vielen Dank,
Captain Ray und Captain Garth mit Crew, ich werde
wiederkommen. Aber auch meinen Wegbereitern: Dörte
und Wilfred Buss von der Neuengland Consulting, die
mir wertvolle Hilfestellung gaben – habt vielen Dank für
die großartige Unterstützung!
Schooner MERCANTILE
90
usa travel
Die Buhne 16 auf Sylt ist ein magischer Ort. Direkt am Strand von Kampen, ab von Prome-
nade und Autos, versteckt zwischen den Dünen. Natur pur, ein wunderbarer weißer Strand
und der Ruf der Möwen. Das ist der wahre Chill Out und Freiraum, die Seele baumeln
zu lassen. Ein Platz zum Chillen & Grillen, für coole Konzerte und Partys – für jene, die
ihr Zuhause überall dort fi nden, wo Meer, Weite und der richtige Spirit aufeinandertreffen.
Mit der „On The Beach“-Kompilation wurde ein Soundtrack für die Buhne 16 geschaffen.
Die richtige Musik für einen wunderbaren Tag am Meer mit entspannten Songs von Blank &
Jones, Gelka, Mo’ Horizons, ZUCO 103 und vielen anderen. Der Preis liegt bei 24,90 Euro.
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BUHNE 16 ON THE BEACH 93
Hongkong, 1967. Zwei Schwestern, Frankie
und Kate. Ihr Vater ist in Vietnam, um den
Krieg zu fotografi eren, den die Mutter nicht
sehen will. Während sich auf den Straßen
Hongkongs die Anhänger der Kulturrevolu-
tion formieren, leben die Mädchen in ihrer
eigenen Welt. Sie schwimmen im Hafen,
tauchen durch das jadegrüne Wasser nach
Meeresschnecken und Seeigeln, pirschen
durch den Dschungel und lauschen ge-
bannt den Erzählungen der chinesischen
Haushälterin Ah Bing. Sie sind Freunde und
Verbündete – Geheimnis-Schwestern. Doch
bald kommt es durch die politischen Wirren
zu einem traumatischen Erlebnis, das alles
zwischen ihnen ändert. Während die stil-
le Kate sich in ihre Innenwelt zurückzieht,
wird Frankie immer unberechenbarer und
strebt mit gefährlichen Mitteln danach, Auf-
merksamkeit auf sich zu lenken …
224 Seiten. ISBN 978-3-86648-101-5.
Der Preis liegt bei 24,90 Euro
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vorstellung
ALICE GREENWAY WEISSE GEISTER92
Frauen in der Segelfotografi e sind eher die Ausnahme. Eine der Frauen, die sich in dieser Männerwelt
behaupten, ist die Engländerin Ingrid Abery. Wobei sie sich, und wir uns auch, die Frage stellen,
warum das so ist. Eine eindeutige Antwort haben wir nicht parat. Schließlich kann man, in der Regel,
einem Foto nicht ansehen, ob es von einem Mann oder einer Frau aufgenommen wurde. Was zählt,
ist die Beherrschung der Kamera, Geduld, das Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.
INGRID ABERYfeetfeetITCHY
kosmopolitischen Großstadtleben in London, in dem
ich Kunst, Kultur und Ausstellungen in mich aufsaugen
kann, um dann wieder loszufahren. Wenn ich allerdings
zu lange zu Hause bleibe, bekomme ich „itchy feet“,
also juckende Füße. Dann muss ich wieder los, Fotos
von einem neuen Event machen, neue Sachen auspro-
bieren, was auch immer, Hauptsache raus.
England hat sich in ein Big-Brother-Land verwandelt.
Das bringt Regeln mit sich, die sich sehr weit von
dem entfernt haben, um was es im Leben eigentlich
gehen sollte. Es würde vielen Menschen gut tun, eine
Auszeit zu nehmen, vielleicht auf einen Segeltrip zu
gehen, die Natur zu spüren und wieder mit den wichtigen Sachen im Leben in Kon-
takt zu kommen, um ihrer politische Sichtweise eine bessere Perspektive zu geben.
Die Jungs sollten mal den Rumpf einer „Volvo Ocean Race“-Yacht sauber machen ...
Vier Jahre lernte ich, wie man professionell fotografi ert. Wenn ich also draußen auf
dem Wasser bin, ist es mein Job. Also gehe ich raus und arbeite. Ich geh nicht raus
und denke: „Oh, jetzt mache mal den männlichen Kollegen ordentlich Konkurrenz in
ihrer vorherrschenden Männerwelt.“ Ich mache einfach meinen Job und das war’s
dann auch. Natürlich kommt es (immer noch) vor, dass manche Männer behaupten,
wir Frauen würden da draußen nur rumspielen und sollten nicht dort sein, aber ehrlich
gesagt, mich interessiert so ein Geschwätz überhaupt nicht. Wenn Kunden, was nicht
oft geschieht, einen weiblichen Fotografen statt eines männlichen buchen, stehe ich als
Frau unter dem Druck, meine Sache besonders gut zu machen. Es ist also nicht immer
leicht, sich in einer Männerwelt zurechtzufi nden.
I ch bin 39 Jahre alt, in London geboren und habe schwedische Großeltern. So
habe ich zumindest einen kleinen internationalen Background. Als ich als Kind
das erste Mal eine Kamera in der Hand hielt, war ich von dem Gerät fasziniert.
Meine Eltern waren Händler für antike Uhren, was zur Folge hatte, dass wir immer wun-
derschöne alte Uhren, Möbel, Gemälde und andere Kunstgegenstände um uns herum
hatten. Jede Woche kamen und gingen die schönsten Sachen, die man sich vorstellen
kann. Eines Tages wurde eine alte Uhr verkauft, und als ich nach Hause kam, standen
ein Segelboot und ein Bentley in der Einfahrt. Für uns Kinder war es aufregendes Le-
ben. So wurde ich von Anbeginn ermutigt, mich auf Abenteuer einzulassen. Ich nehme
an, dass es für mich etwas Natürliches ist, mittels meiner Arbeit neue interessante Orte
kennenzulernen. So lebe ich entweder in London, am Solent (Südküste Englands) oder
aus dem Rucksack während meiner vielen Reisen. Ich liebe die Balance zwischen dem
Aufzeichnung/Interview Tom Körber © Fotos Ingrid Abery
96
Was für Equipment benutzt du? In meinen Koffern fi n-
det man nur Canon. Meine Peli-Cases beinhalten einige
1D Mark III Bodys, ein älteres Mark II Gehäuse, ein 15
mm Fisheye, ein 2.8/17-30 mm, ein 2.8/24-70 mm, ein
2.8/70-200 mm, ein 2.8/300 mm, ein 4/500 mm und
ein 1,4 Konverter. Dazu kommen zwei 580 EX Blitze,
ein Manfrotto Stativ. Nicht zu vergessen mein Laptop,
Festplatten, Speicherkarten, Unmengen von Kabeln. Auf
jeden Fall genug zu schleppen.
Was ist dein Lieblingsobjektiv? Mein momentaner
Liebling ist das 500er. Mit ihm komme ich genau da-
hin, wo die Action ist. Ich kann das Weiße im Auge
der Segler sehen und hoffentlich die Dramatik des
Moments aufs Bild bringen.
Bist du nur im Segeln unterwegs oder auch in anderen Bereichen? Nebenbei mache
ich auch noch Lifestylefotos für Agenturen. Wenn ich Zeit habe, fotografiere ich viel
Schwarz-Weiß und fertige High-End-Prints an. Vor gar nicht langer Zeit wurde ich
gefragt, ob ich Fechten fotografieren könne. So versuchte ich, Säbel-Florettfechten
spannend rüberzubringen. Es war sehr spannend, denn obwohl ich das noch nie
fotografiert hatte, kamen ansprechende Ergebnisse heraus. Für die Kameras war es
nicht minder anspruchsvoll.
Ist es einfacher, mit langen Brennweiten oder mit Weitwinkelobjektiven zu arbeiten?
Wenn ich an das Gewicht denke, sind Weitwinkel sicherlich die bessere Wahl, anderer-
seits bin ich die schwereren längeren Brennweiten gewöhnt, sodass ich mich an deren
Gewicht gewöhnt habe. Damit ich die Dinger auch für eine längere Zeit halten kann,
gehe ich extra in ein Fitnessstudio und trainiere dort meine Arme. Wenn ich auf einer
Regatta einen „Nicht-Segel-Fotografen bzw. -Fotografi n“ auf einem Fotoboot sehe, der ein
Stativ mitschleppt, wird er/sie eine schwierige Zeit vor sich haben.
Wie sieht deine Vergangenheit aus? Ich schloss mein Studium in Bildhauerei und Foto-
grafi e in England ab. Danach hatte ich ein Studio in London, in dem ich für einige Jah-
re beide Fächer miteinander kombinierte. Mein bevorzugtes Medium war die Arbeit mit
Sandstein, den ich mit einer Kettensäge bearbeitete und dann glatt schliff. Hier in England
gibt es herrliche Sand- und Kalksteine.
Warum bist du dann ausgerechnet Sportfotografi n geworden? Ich war es gewöhnt, je-
des Wochenende zu segeln, wenn ich nicht am Meer war, vermisste ich es. Sogar in der
Mittagspause auf der Kunstakademie ging ich windsurfen. So entwickelte ich einen Ge-
schmack für den Wassersport. Vor ungefähr zwölf Jahren machte ich meine ersten Auf-
nahmen von Segelregatten. Die Leute fragten, ob ich nicht, während ich selbst segelte,
Aufnahmen von ihnen machen könne. Mit der Zeit wurde es immer mehr und ich fand,
dass es viel mehr Spaß machte, Segeln, Motorboote,
Wind- und Kitesurfi ng zu fotografi eren, als meine Zeit
im Studio zu verbringen. Eine High-Performance-Segel-
yacht in Action macht es für mich sehr begehrenswert,
als Segelfotografi n zu arbeiten. Wenn ich nah dran bin,
wenn zwei Yachten mit einem Mordsspeed sich kreu-
zen, so nah, dass extrem dynamische Aufnahmen dabei
rauskommen, oder wenn ich an der Tonne sitze und ein
49er-Feld donnert mit einem Höllentempo vorbei, wo ich
extrem schnell reagieren muss, wenn ich verschiedene
Blickwinkel einfangen möchte. Ich muss zugeben, dass
Speed, Action und Drama mir einen Kick verschaffen.
102
ingrid abery photographica
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ingrid abery photographica
Was ist dir lieber: viel oder wenig Wind? Je mehr, desto besser.
Hoher oder niedriger Seegang? In höherem Seegang kann
man dramatischere Fotos machen, denn dann kann ich ihn
in die Bildgestaltung oder in die Perspektive einbeziehen.
Beschreibe dich in drei Worten. Zielstrebig, abenteuerlustig
und Sinn für Galgenhumor (wie alle Engländer).
Was für Zutaten braucht ein gutes Foto? Für einen
Segelfotografen gibt es nichts Besseres als Wind und
Sonne. Beide sind schon die halbe Miete. Auch ein
wirklicher guter Bootsfahrer und/oder Helipilot ist von
großer Bedeutung. Vor allem wenn man viel unterwegs ist, muss man ständig mit an-
deren Fahrern arbeiten. Das reicht dann von erfahrenen, wirklich guten Fahrern bis
zu Praktikanten des Segelclubs, die auch mal fahren dürfen. Manchmal gebe ich den
Jungs eine Kamera mit Objektiv und lasse sie durchschauen. So bekommen sie einen
Eindruck von dem, was ich von ihnen will. Licht ist natürlich ein ganz wichtiger Faktor.
Ich versuche – wahrscheinlich durch die Bildhauerei – eine dritte Dimension aufzu-
bauen. Ähnlich wie Helmut Newton, Herb Ritts oder Horst P. Horst, die das wunder-
bar draufhatten. Es kann sehr erfrischend sein, sich auch außerhalb der Segelbranche
Inspirationen zu holen. Für mich ist das Meer jedes Mal ein Stück weiße Leinwand,
wenn ich rausfahre und zu fotografi eren beginne.
Welche Reaktion würdest du dir auf deine Bilder wünschen? Wenn es die Leute genie-
ßen, meine Bilder zu betrachten, bin ich glücklich. INFO WWW.HOTCAPERS.COM
Wie viele weibliche Fotografi nnen kennst du in der Branche? Mittlerweile sind es mehr
geworden, im Gegensatz zu der Zeit, als ich anfi ng. Ich denke, es sind vielleicht zehn bis
zwölf bei 60 bis 80 Männern. Ich weiß auch nicht, woran das liegen könnte, vielleicht am
Sport an sich oder es sind eben nicht so viele Frauen daran interessiert? Es gibt immer
noch männliche Fotografen, die denken, dass wir nicht gut genug sind, keine seriöse Ar-
beit abliefern und sonstigen Mist. Es liegt wohl daran, dass es eine Männerwelt ist, in der
ich mich bewege. Da muss ich wohl so etwas einkalkulieren. Dabei habe ich die Sensibili-
tät, den Moment und seine Emotionen zu erfassen und meine Aufnahme zu machen.
Wie lange bist du im Geschäft? In der Segelfotografi e bin ich jetzt seit zwölf Jahren dabei.
Was hat sich seitdem am meisten verändert? Am stärksten? Die Digitalfotografi e. Wir Fo-
tografen waren es gewöhnt, im Helikopter bei offenen Türen die Filme zu wechseln. Heu-
te stopfen wir nur die Memorykarten in die Kamera. Die
nächste Veränderung ist, dass Kunden ihre Fotos sofort
haben wollen, zumindest aber so schnell wie möglich.
Am besten gestern. In der Regel werden mehr Aufnah-
men als früher mit Film gemacht. Das hat zur Folge, dass
mehr Arbeit anfällt.
Hast du Lieblingsbedingungen, in denen du am liebsten
arbeitest? Ich mag eine Vielzahl von verschiedenen Be-
dingungen, aber ein 20-Knoten-„Nor’easter“ im Hafen von
Sydney während eines 18-Foot-Skiffrennen ist kaum zu
schlagen. Ehrlich. Oder aber eine ordentliche Brise in der
Karibik, die ist auch nicht zu verachten.
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racetracks sommer
Kein Anspruch auf Vollständigkeit. Nur ausgewählte Regatten.
august
juni
juli
Rendezvous der Klassiker/GER 19.Juni – 21.Juni
Kieler Woche/GER 20. Juni – 28.Juni
Rolex Farr40 WM/ITA 24.Juni – 27.Juni
505 EM/GER 24.Juni – 28.Juni
Drachen Holländische Meisterschaft/NED 25.Juni – 28.Juni
Polish Match Racing Tour/POL 26.Juni – 28.Juni
Mediterranean Games/ITA 26.Juni – 5.Juli
J 80 WM/ESP 27.Juni – 5.Juli
Havel Klassik/GER 27.Juni – 28.Juni
World Match Racing Tour/SWE 29.Juni – 5.Juli
Intervela/ITA 1.Juli – 7.Juli
iShares Cup Round 2/FRA 3.Juli – 5.Juli
X-99 WM/NOR 3.Juli – 11.Juli
Warnemünder Woche/GER 4.Juli – 12.Juli
Tornado EM/GBR 4.Juli – 10.Juli
Offshore WM/ITA 5.Juli – 11.Juli
Rolex Baltic Week/Star EM/GER 5.Juli – 12.Juli
Rolex Ilhabela Sailing Week/BRA 5.Juli – 11.Juli
5.5er WM/NOR 6.Juli – 10.Juli
Laser Radial EM/DEN 9.Juli – 16.Juli
Berlin Woman Match Race/GER 10.Juli – 12.Juli
Tutzing Match Race Cup/GER 10.Juli – 12.Juli
H-Boot WM/NED 11.Juli – 17.Juli
Formula 18 WM/BEL 11.Juli – 18.Juli
Dragon Sailing Grand Prix/GER 12.Juli – 18.Juli
49er WM/ITA 12.Juli – 19.Juli
Travemünder Woche/GER 17.Juli – 21.Juli
Baltic Sprint Cup/GER 18.Juli – 1.August
29er WM/ITA 19.Juli – 25.Juli
Entenpokal Drachen/AUT 25.Juli – 26.Juli
Kroslin Match Race/GER 25.Juli – 26.Juli
Laser 4.7 WM/BRA 26.Juli – 31.Juli
Star WM/SWE 30.Juli – 9.August
Bodensee Traditionswoche/GER 1.August – 7.August
iShares Cup Round3/GBR 1.August – 8.August
Copa Del Rey/ESP 1.August – 8.August
505 WM/USA 5.August – 19.August
Svendborg Classic Regatta/SWE 7.August – 9.August
Hamburg Summer Classics/GER 8.August – 9.August
German Classics/GER 20.August – 23.August
110
herstellernachweis
AUSGABE 34 ERSCHEINT ENDE AUGUST 2009
„DASSELBE GEWÄSSER, VON ANDEREN UFERN BESEHEN, ERLAUBT
DIE UNENDLICHE REISE RUND UM DIE WELT, OHNE DAS SCHIFF ZU
VERLASSEN, DIE REISE VON SPRACHE ZU SPRACHE. ABENDS AUF
SEE EIN GOLDBAND, WEIT ENTFERNT, DER GIPFEL EINER INSEL, DIE
SICH EINES MORGENS AUS DEN FLUTEN HEBT, UND DOCH IST MAN
IMMER AUF SEE. SPRACHE IST, WAS ZWISCHEN DEN SPRACHEN
AUFTAUCHT, UND IST DOCH DIE SEE SELBST, DIE UNS TRÄGT.“
GEORGES-ARTHUR GOLDSCHMIDT AUS „FÜR DIE MIT DER SEHNSUCHT NACH DEM MEER“ VON JOACHIM SATORIUS,
MAREBUCH VERLAG.
ausblick
IMPRESSUM
HERAUSGEBER Alexander Lehmann
VERLAG/REDAKTION Terra Oceanis Verlag
Barkauer Str. 121 · 24145 Kiel
Phone +49 (0) 431 - 996 99 77
Fax +49 (0) 431 - 996 99 86
CHEFREDAKTION Tom Körber
Phone +49 (0) 431 - 996 99 87
REDAKTION Bendix Hügelmann
TEST & TECHNIK Michael Walther
ART DIRECTION bdrops. werbeagentur, Kiel www.bdrops.de
ANZEIGENLEITUNG Nordstern Media
+ NIELSEN 1, 2, 3a, 5 Eliane Lehmann
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GRAFIK/LAYOUT Jan Weisner www.outline-graphix.de
LEKTORAT Kirsa Stoltenburg
VERLAGS- Nielsen 3b, 4 - Österreich und Schweiz
REPRÄSENTANTEN Bruno Marrenbach
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STÄNDIGE MITARBEITER
AUTOREN
FOTOGRAFEN
PRAKTIKANT Christian Sewening
DRUCK impress media GmbH,
Mönchengladbach
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ABONNEMENTS Terra Oceanis Verlag
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mains, Veranstaltungen und Dienstleistungen aller Art.
Christian Eschenburg, Lothar Lorenz,
Lukas Petersen, Marina Könitzer
Volker Andreae, O.T. Weiss, Jan-Eike Andresen,
Matthias Müncheberg, Dörte Horn,
Denis Grau, Jens Hannemann
Tom Körber, Rick Tomlinson/VOR, Dave
Kredle/VOR, Gabriele Olivio, Guo Chan,
Marina Könitzer, Gustav Morin, Rick Deppe/
VOR, Christian Eschenburg, Lothar Lorenz,
Juerg Kaufmann, Ingrid Abery, Jacqueline Normile
A llein der Riss (Grundform, Zeichnung, Ent-
wurf, Linien) eines Bootes gibt genügend
Anlass für Spekulationen, Träumereien, Mut-
maßungen und Euphorie. Nicht selten werden bzw.
wurden Segelboote nur wegen ihres Risses gekauft.
Aquadynamik, Strömung, Kantenführung, Steifigkeit,
Gleitfläche, Bug-Heck-Linie, Tiefgang oder Längen-
Breiten-Verhältnis werden sofort diskutiert. Wendig
oder schnell auf der Kreuz? Taucht der Bug gut in
kurze steile Wellen bzw. taucht er auch genauso gut
wieder auf? Schmales Heck oder breites Heck? Und
nicht zu vergessen, die Frage nach dem Kiel! Unter
Umständen könnte hier der harmonische Riss des
Bootsbauers von den fachkundigen Betrachtern kom-
plett verrissen werden. Aber allen Träumereien zum
Trotz, was nützen uns unsere Fantasien, wenn das
schönste Boot dann nicht unter unseren Händen läuft.
Ein Albtraum für den Eigner. Nicht selten auch ein Alb-
traum für den Bootsbauer und seinen Ingenieur. Denn
erfolgreiche Risse bzw. Boote lassen sich eben gut
und teuer verkaufen. Misserfolge sind selten gut zu
Markte zu tragen, daran kann auch die ausgefeilteste
Werbung nichts ändern. Misserfolg spricht sich ge-
nauso gut herum wie Erfolg! Wenn ich persönlich
gefragt werde, was ich von dem einen oder anderen
Riss halte, bin ich meist geneigt, Vergleiche zu ziehen.
„Die Verhältnisse müssen stimmen!“ Mit diesem Satz
liege ich sofort gut im Rennen. Drall oder schlank
ist egal, wichtig ist, dass der Eigner sie liebt. Die
Rundungen sollten harmonisch wirken, die Kur-
ven elegant und ein kleiner Makel macht doch das
Ganze erst interessant. Ab jetzt liebt mich der Eig-
ner. Schnell komme ich dann noch zum finalen Hö-
hepunkt meiner Analyse, damit der stolze Eigner
endgültig glücklich ist. „Ich finde, und das ist ganz
wichtig, dass das Busen-zu-Po-Verhältnis ausgewo-
gen sein sollte.“ In Gedanken beschreibe ich meis-
tens das aktuelle Playmate aus dem neuesten Play-
boy, den ich natürlich – das muss hier ausdrücklich
betont werden – wider Willen geschenkt bekommen
habe. Schmales oder breites Heck? Im Prinzip fast
egal, solange der Eigner glücklich ist, oder? Hier
könnte sich für Soziologen folgende Frage aufwer-
fen: Haben Bootsheck und Eigner was gemeinsam?
Ähnlich dem Herrchen und seinem Hündchen oder
der Aussagekraft des Verhältnisses zwischen Auto
und seinem Besitzer. Natürlich fehlen in dieser Lis-
te noch der Vorgarten und sein Hausbesitzer, aber
dazu ein andermal mehr ...
Vorerst schauen wir doch einfach alle beim nächsten
Mal am Steg auf das Heck und das seines Eigners.
ot.weiss
RISS
o.t. weiß was ausblick
112
Sportliche Höchstleistungen und
die anspruchsvollen Segelreviere
der Ostsee zeichnen auch im
sechsten Jahr die Rolex Baltic Week aus. Wenn der
Startschuss zur Europameisterschaft der Starboote,
der ältesten olympischen Bootsklasse überhaupt,
fällt, vereinen sich Tradition und Können zu einem
Event der Extraklasse. Mit beeindruckender
Geschwindigkeit jagen die wendigen Starboote
bei packenden Manövern mit unverwechselbarer
Eleganz über das offene Meer. Konzentriert, fokus-
siert und diszipliniert haben die Mannschaften nur
eines vor Augen: den alles entscheidenden Vor-
sprung für sich mit kämpferischem Instinkt und per-
fekter Taktik zu sichern. Denn jeder Teilnehmende
weiß, Siege beginnen zuallererst im Kopf.
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5. bis 12. juli 2009
rolex. die krönung des erfolgs.
OYSTER PERPETUAL SUBMARINER DATEIN 18 KARAT WEISSGOLD
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