spleenat - festivalzeitung vom 13.02.2012

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spleenat#5 di 14.02.2012 Geschäftsführer Het Lab Utrecht was er liebt Hans Blik HOCKEY SPIELER ZWEI TÖCHTER ROTTER DAM GITARRE MUNDHARMONIKA BAND 44 kultursüchtig

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SPLEENAT ist die Festivalzeitung zum spleen*-Theaterfestival in Graz, das von 09. - 15. Februar 2012 stattfindet. Infos unter http://spleengraz.at

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Page 1: SPLEENAT - Festivalzeitung vom 13.02.2012

spleenat#5di 14.02.2012

GeschäftsführerHet Lab Utrecht

was er

liebt

HansBlik

HOCKEYSPIELER

ZWEITÖCHTER

ROTTERDAM

GITARR

EMUNDHARM

ONIKA

BAND

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kultursüchtig

Page 2: SPLEENAT - Festivalzeitung vom 13.02.2012

InhaltHEEELGAAA!Das phänomenale Foto des Tages 2

HIGHLIGHTS Diese Geschichten muss man lesen 3

HANS BLIKEin tiefblickendes Porträt 4

TALES FROM A SEA JOURNEYDas (Herz-) Stück 6

UNSER BIENENSTOCKWenig Karla viel Kolumna 8

LOSERS‘CLUBInterview mit Giedrius und Benita 8

SPLEENNEWSDas Neueste rund um spleen* 9

HELTER ZELTERProbleme in Zelte gepackt 10

M2 - METER ZUM QUADRAT(Live-)Kritik 11

STRUWWELPETERKritik 11

PROGRAMMWas? Wann? Wo? 11

IMPRESSIONENDer Festivaltag in Bildern 12

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FOTO Des Tages

seite seiteseite

Page 3: SPLEENAT - Festivalzeitung vom 13.02.2012

HighlightsM² - METER ZUM QUADRAT S. 11THE LOSERS‘ CLUB S. 8TALES FROM A SEA JOURNEY S. 6

In „Eine Entführung in Helgas Welt“ macht man sich auf die Suche nach Helga und versucht einen ominösen Koffer zu beschaffen, der essentiell für die erfolgreiche Suche ist. Dazu arbeitet man unter strengster Geheimhaltung und trifft jede Menge zwielichtige Gestalten. Und je mehr man in geheime Machenschaften verwickelt wird, desto gefährlicher wird auch die ganze Sache. Ein spleen*trieb-Thriller.

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HOR(ROR)MONELIVEKRITIK

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©A. Proché

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„So serious. Very, very serious.“, murmelt Hans Blik, den Kopf leicht gesenkt, neckisch nach oben blickend. Er spielt mit der Kamera, probiert verschiedene Mienen. Ernste, freund-liche, verrückte - zum Schluss streckt er der Linse die Zunge entgegen. „Ich bin kein guter Schauspieler, andere Leute können das besser als ich“, sagt er von sich selbst.

Seine künstlerische Karriere hat Hans Blik nicht beim Theater, son-dern als Musiker begonnen. Seine erste Begegnung mit Kinder- und Jugendtheater machte er, als ihn ein Freund fragte, ob er die Musik für ein Stück komponieren wolle. Blik nahm dieses Angebot an und trug seine Lieder auch selbst auf der Bühne vor. Als Geschäftsführer leitet er nun seit mittlerweile sieben Jahren das niederländische Produktionshaus Het Lab Utrecht.

„Kinder sind ein super Publikum“

Het Lab, zu Deutsch „Das Labor“, will jungen Regisseuren und Choreogra-fen die Chance geben, ihre kreativen Ideen zu verwirklichen. Auf diese Art entstehen vier bis fünf große Pro-duktionen und auch einige kleinere Projekte im Jahr. Auf vielen Ebenen beschreitet Het Lab Utrecht dabei neue Wege: Es sucht die ständige Interaktion mit dem Publikum und lässt Tanz und Theater verschmelzen. Hans Blik selbst zeigt sich vor allem von der Arbeit mit jungen Menschen begeistert: „Ich finde Kinder als Pub-likum absolut super. Sie haben keine Vorurteile und sind total ehrlich in ihren Reaktionen.“

Hans Blik ist der Geschäfts-führer von Het Lab Utrecht, liebt Kinder im Publikum und kann sich ein Leben ohne Theater und Kultur nicht vorstellen.

VON KATRIN NUSSMAYR UND MARIA WILD

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Bli(c)kwinkel

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„Wir möchten schwere Themen kindgerecht präsentie-ren“

Zum spleen*Festival bringt den 44-Jährigen das Stück Bubble Boy. „Viele Erwachsene empfinden die Themen, die in diesem Stück behan-delt werden, als schwer“, sagt Hans Blik. Themen, wie etwa die Abge-schiedenheit von der Außenwelt, das Leben mit einer unheilbaren Krank-heit, aber auch die Konfrontation mit dem Tod. „Unser Hauptanliegen ist es, aktuelle - durchaus auch komplexe - Themen so zu präsentieren, dass sie auch von Kindern verstanden wer-den“, erklärt Blik.

Und das gestaltet sich nicht immer einfach. „Es ist nicht mehr selbstver-ständlich, dass Kinder ins Theater ge-hen.“ Es gäbe einfach zu viele andere Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, meint Blik und spricht damit zum Bei-spiel das Kino, aber auch das Internet mit seinen sozialen Netzwerken an. „Wir möchten Theater und neue Medi-en verbinden und damit das Publikum zurückgewinnen.“ Ein Plan, der das Theater revolutionieren soll.

„Zu gegebener Zeit möchte ich der jüngeren Generation Platz ma-chen.“

Aber wo sieht Hans Blik seine per-sönliche Zukunft, wo sieht er sich in dreißig Jahren? Der Holländer, der auf kulturelle Ereignisse nicht verzichten kann, wird wohl auch dann noch mit Theater und Musik beschäftigt sein - vermutlich aber in einer beratenden Rolle im Hintergrund. Hans Blik liebt das Theater, ist aber der Meinung, dass man ab einem gewissen Zeit-punkt jüngeren Generationen und deren Ideen den Vortritt lassen sollte. „Ich werde in dem Alter die lebende Erinnerung an das Theater von heute sein.“

GeschäftsführerHet Lab Utrecht

was er

liebt

HansBlik

HOCKEYSPIELER

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BAND

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kultursüchtig

Hans Blik kommt aus Holland und ist Chef eines großen Theaters für Kinder. Er fin-det, dass Kinder ein tolles Publikum sind, weil sie immer ehrlich sagen, was sie sich denken. Außerdem ist es ihm wichtig, schwere Themen so darzustellen, dass sie jedes Kind verstehen kann. In Graz ist er, weil sein Theater mit „Bubble Boy“ bei spleen*graz mitmacht.

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Tales from a Sea Journey VON MAX SOMMER

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Tales from a Sea Journey ist eine Reise in die Weiten des Atlantik, in die Tiefen des Meeres und eine Geschichte darüber, wie Schauspieler aus allen Teilen der Welt ihr Leben in die Hände der stürmischen See legen.

Geschichten einer Seefahrt, Geschich-ten, die auf realen Tatsachen basieren und das Leben der Schauspieler von NIE (New International Encounter) grundlegend verändert haben. Robert Orr, Margit Szlavik, Elke Laleman, Kieran Edwards, Elizabet Topp und Jiri N. Jelinek, sie alle kommen aus unterschiedlichen Teilen der Welt und haben doch eine Sache gemein – sie verbrachten acht Tage auf einem Frachtschiff, welches mit ihnen an Bord um die halbe Welt schipperte.

Sie traten diese Reise in dem Wissen an, dass sie aus den Erfahrungen ein ganz besonderes Theaterstück machen würden – Tales from a Sea Journey - ein Stück, vier Seefahrerge-schichten. Was sie nicht wussten, war,

dass die Reise anstrengender werden würde als gedacht. Schon als sie aus dem Hafen in Frankreich ausliefen, setzten ihnen die raue See und der extreme Wind stark zu. An Deck zu gehen war undenkbar, eine erste Ahnung über das noch Bevorstehende beschlich das sechsköpfige Schau-spielteam.

Eine alte Seekarte, Fischernetze, Seemannstruhen und ein gelbes Quietschentchen - das Bühnenbild ist liebevoll, durchdacht, detailreich und stellt eine Kombination aus Strand und Frachtschiff dar. Das Publikum kann die peitschenden Windböen und die salzige Luft förmlich spüren und schmecken.

Los geht es mit einer Geschichte über die erste norwegische Schlepp-netzfischerin Ella, welche bereits mit vier Jahren ihren ersten großen Fisch fängt, diesen jedoch wieder freilässt, in der Hoffnung, er, der Fisch, würde all seine Freunde holen und damit ebenfalls in das Netz der Fischer lei-ten. Beim Freilassen des Fisches pas-siert das Unglück, sie fällt ins Wasser. Der Vater gerät in Panik und versucht verzweifelt seine Tochter mit einem

Seilhaken zu retten. Die Rettung gelingt, doch der Vater meint sichtlich erleichtert und etwas ironisch:

„The fish live in the sea, we live on the boat, do you remember, Ella? And please don’t tell your mother.“(Kieran Edwards)(Die Fische leben im Meer, wir leben auf dem Boot, erinnerst du dich Ella? Und bitte erzähl nichts deiner Mutter.)

Vom Leben am Boot, weit weg von der Küste und abgeschnitten von jeglicher Zivilisation, davon können NIE im wahrsten Sinne des Wortes ein Liedchen singen – nicht nur eines. Die internationale Theatergruppe beschäftigt sich nicht nur mit dem Schauspiel, sie besteht auch aus Mu-sikern und diese begleiten das Stück immer wieder mit fröhlichen Gitar-ren-, einsamen Mundharmonika- und melancholischen Geigenklängen.

Die Geige hat ihr trauriges Debüt in der zweiten Geschichte, als der Marineoffizier aus dem zweiten Welt-krieg seinen Hund Funt, der bei einem schweren Gefecht verletzt wurde, mit zwei Schüssen in den Kopf von seinen Qualen erlöst. Funt war des Captains bester Freund – der Verlust kaum zu ertragen.

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„Tales from a Sea Journey“ heißt so viel wie „Geschich-ten einer Seefahrt“ und er-zählt von den großen Aben-teuern am Meer. Wer nicht selbst schon einmal an Bord eines Schiffes war, kann auch keine Geschichten von den Tiefen des Meeres erzählen. Deswegen sind die Schauspieler selbst acht Tage lang auf einem Schiff mitgefahren. Sie haben dort viel erlebt und das erzählen sie in ihrem Stück.

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Der zentrale Aspekt des Stückes liegt im Loslassen des alltäglichen Lebens, der uneingeschränkten Freiheit auf See und dem mulmigen Gefühl, das einem beschleicht, wenn man dem gewaltigen, manchmal brutalen Meer hilflos ausgeliefert ist. Der Mensch hat Einfluss auf nahezu alle Bereiche des Lebens, die See wird er allerdings nie kontrollieren können – genau hier liegt der Reiz für die Akteure des Stückes.

“Being in the middle of the Atlantic Ocean, knowing that getting to the coast will take at least 3,5 days and no helicopter can come and pick you up, it’s quite scary being out there. The only way to know what that feels like is to be there - you can’t imagine that.” (Elke Laleman)(In der Mitte des atlantischen Ozeans zu sein, zu wissen, dass die Küste dreieinhalb Tage entfernt ist und kein Helikopter dich abholen kann, das ist wirklich beängstigend. Der einzige Weg, zu verstehen, was man da fühlt, ist dort zu sein – das kann man sich sonst nicht vorstellen.)

Einer der Schauspieler meint des Weiteren, das sei wie wenn du eine Schnur abschneidest, kein Handy, kein Facebook, keine Verbindung zur restlichen Welt – du und das Meer, sonst nichts.

Was nach Urlaub und einer Auszeit auf hoher See klingen mag, war in Wirklichkeit ein Arbeitsmarathon. Jeder suchte zahllose Seemannsge-schichten, um sie den jeweils anderen vorspielen zu können. Um sich in die Rollen der Akteure besser hineinver-setzen zu können, schrieben sie sich gegenseitig Briefe. So entstanden in acht Tagen 32 Geschichten, übrig ge-blieben sind vier, jene von Tales from a Sea Journey.

Die dritte Geschichte handelt von Lisbeth Flensburg, einer abenteu-erlustigen Matheprofessorin mit

Leidenschaft für das Meer. Eines Tages gibt sie ihrer Leidenschaft nach und sticht spontan als Mitglied einer Männercrew in See. Das Meer härtet sie erst nach und nach ab – Tag um Tag verbringt sie seekrank im Inne-ren des Schiffes. Ein Tanz mit einem charmanten Bordkollegen entschädigt für die durchgestandenen Qualen und begeistert das Publikum.

NIE verbinden in ihren Geschichten Selbsterlebtes und Fiktives. Die Kombination dieser Perspektiven macht das Stück so besonders. Das Schauspiel und die Performance der „Seeleute“ wirkten authentisch und voller Herzblut.

„When we perform this play, it feels like being out there again.“ (Kieran Edwards)(Wenn wir dieses Stück aufführen, fühlt es sich an, als wären wir wieder da draußen.)

Out there – damit hat der norwegi-sche Kapitän aus Geschichte vier kein Problem. Team braucht er keines - wenn er Hunger hat, greift er in das Wasser und fängt sich einen Fisch. Hat er Durst, melkt er den Schweiß seiner Achseln, ganz nach dem Motto „selbst ist der Captain“. Eines Tages jedoch gerät er in Seenot und strandet irgendwo im Nirgendwo – es scheint das Paradies zu sein. Er erblickt grüne Wiesen, bunte Blumen, Kühe und Schafe. All diese wunderbaren Dinge stellen sich jedoch als Illusionen heraus.

Das Stück bewegt die Menschen und das Publikum. Erzählt wird eine Kombination aus Erlebnisberichten und Seefahrtsgeschichten mit einer ordentlichen Portion guter Laune und Enthusiasmus. Obwohl die Crew nicht immer wusste, worauf sie sich da eigentlich einließ, will niemand von ihnen die Erfahrungen an Bord des Frachtschiffes je missen. Der Schritt runter vom Boot im Hafen von Guada-

lupe gleicht einem Schritt zurück in eine andere Welt, eine wohlbekannte und sichere Welt ohne allzu große Risiken.

„It was really strange flying home by airplane in about nine hours and passing the same way we had gone before by boat in more than eight days.“ (Kieran Edwards)(Es war wirklich seltsam jenen Weg in neun Stunden nach Hause zu fliegen, welchen wir mit dem Schiff in acht Tagen zurück gelegt hatten.)

Ellas Geschichte basiert wie alle an-deren auf einer wahren Begebenheit. Das Fischermädchen wurde zwei Wo-chen nach Heimkehr der Schauspiel-gruppe als vermisst gemeldet – gefun-den wurden nur ihre Gummistiefel. Die Geschichte von Ella wurde damit auf tragische Weise fertigerzählt.

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ZEILEN AUS DER CHEFREDAKTION VON MATHIAS PASCOTTINI

Da hab ich ja gestern schön mein Fett weg bekommen. Co-Chefredakteurin Natanja diagnostizierte mein voll-kommenes Durchdrehen. Gestern überholte ich kurzzeitig den haus-eigenen Drucker in der redaktions-internen Unbeliebtheits-Skala. Und das, was Sie in diesen Zeilen lesen, nennt sich im Fachjargon „Argumen-tationsnot“.Lassen Sie mich deshalb vom Ge-schehenen ablenken und folgen Sie dieser Metapher: Die Spleenat-Re-daktion ist wie ein Bienenstock. Hier wird herumgeschwirrt, gearbeitet, manchmal auch ein bisschen gepiekst. (Ja, für das Pieksen war gestern ver-mutlich ich verantwortlich.) Zudem haben wir für 15 Redakteure rund 25 Quadratmeter zur Verfügung – also auch ein bisschen Bienenstock-Feeling. Man muss also sehr sensibel, mitfühlend, schonend miteinander umgehen, um ein gutes Redaktions-klima zu erhalten. Das Magazin zeigt sich trotzdem oder gerade deswegen Tag für Tag honigsüß. Und dafür ist unsere Bienenkönigin verantwortlich: Sie ist Herz und Hirn dieser Redakti-on. Eine Chefin, die immer den Über-blick behält und im richtigen Moment motivierende Worte parat hat. Warum das für Sie von Belang ist? Eine Zeitung ist nur so gut, wie die Laune ihrer Chefredakteurin. Deswegen heute Honig. Ums Maul geschmiert.

„The Losers‘ Club“ erzählt die Geschich-te von den Träumen, den Ängsten und den Auseinandersetzungen von acht Teenagern. In einer ungewöhnlichen Weise werden dabei Konzert und Theater zu einem spannenden Kunst-werk vermischt. „The Losers‘ Club“ ist eine Zusammenarbeit zwischen dem litauischen „Open Circle“ und dem „Dschungel Wien“. Benita Vasauskaite & Giedrius Kiela von „Open Circle“ im Gespräch.

Spiegelt das Stück eure eigenen Erfahrungen mit dem Erwachsenwer-den wider?

Benita: Unser Regisseur trainierte uns mit der Methode, dass wir uns daran erinnern, wie wir waren, als wir aufgewachsen sind. Und das haben wir dann genutzt, um die Charaktere zu spielen.

Welche Rolle spielt Sexualität im Stück?

Benita: Es ist jetzt nicht die Hauptthe-matik, es ist eines von vielen Themen.

Der Körper, Sexualität – es ist sehr wichtig für Teenager zu verstehen, wer sie sind und wen sie lieben.

Was ist wichtiger: Text oder Musik?

Giedrius: Beides zu gleichen Teilen.Benita: Man kann nicht sagen, dies oder das ist das Wichtigste. Alles gehört zusammen. Text, Musik, Schauspieler, Publikum – und unsere Gefühle.

Gibt es Pläne, „The Losers’ Club“ auch in Litauen aufzuführen?

Benita: Ja. Es wäre ein weiterer Schritt. Wir müssten viele Dinge neu erarbeiten, zum Beispiel müss-ten wir alles neu übersetzen. Aber zurzeit spielen wir nur auf Englisch und vor österrei-chischem Publi-kum.

So wie wir warenUnser Bienenstock. VON KEVIN RECHER

Benita und Giedrius kom-men aus Litauen und sind Schauspieler. Seit 2006 arbeiten sie beim Projekt „Open Circle“. In „The Lo-sers´ Club“ spielen sie zwei Jugendliche, die Probleme beim Erwachsenwerden haben. Für ihre Rollen ha-ben sie sich an ihre eigene Jugend erinnert.

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News

Schrecksekunde am Set von „Bubble Boy“ im Dom im Berg: 15 Minuten vor der ersten Aufführung wurde ein Loch in der Blase entdeckt. Dank dem Einsatz von Andreas Wagner vom spleen*-Team konnte der kleine Fehler schnell behoben werden und das Stück ohne Probleme über die Bühne gehen.

„Es gibt Cremeschnitten!!!“ – Dieser Schlachtruf beim gestri-gen Mittagessen ließ das Lendloft aufhorchen. Das spleen*-Catering wird jeden Tag unseren fleischigen, vegetarischen und süßen Gelüsten mehr als gerecht. So sehr, dass wir schon wieder übers Essen schreiben, weil wir so begeistert sind. Gibt es eigentlich noch Cremeschnitten?

Bei der Diskussionsrunde „Einblicke“ erzählten Robert Orr, Hans Blik und Andreas Denk von ihren Theaterprojekten und Zukunftsvisionen. Im Lendloft beantworteten die drei Theater-macher ausführlich die Fragen der interessierten Zuhörer. Es fand außerdem ein reger Erfahrungsaustausch statt, denn die Konzepte der einzelnen Theater sind doch sehr unterschiedlich.

Umbesetzung bei „Bubble Boy“: Um zu verhindern, dass die Flugente während der Vorstellung die Flucht ergreift, wurde sie durch ein Kaninchen ersetzt. Die Zeit zwischen den Vorstellungen verbringt es im hintersten Winkel der Redaktion. „Streifi“ ist ziemlich schreckhaft, aber auf der Bühne ist sie ein wahrer Star.

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Zeltstadt mit GruppentherapieSpleen Trieb

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Die Bewohner der fünf Zelte von Helter Zelter machen es vor und teilen ihre Probleme mit dem Zuschauer. Vor dem Zelt stehend beobachtet man eine kleine Welt auf knapp drei Quadratmetern. In diesen Welten spielen sich die unterschied-lichsten Szenen ab. Zum Beispiel ein Verkehrsregel-Dilemma. Da wird man sich nicht so ganz einig, wer denn jetzt Vorfahrt im Kreisverkehr hat. Also wurde beschlossen: Wer als

erster aufsteht, verliert. Deshalb liegen beide den ganzen Tag auf dem Zebrastreifen, wo sie ihr Zelt aufgeschlagen haben. Das war im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee und entstand bei einigen Getränken am Vorabend.Im Nebenzelt gibt es „Die Schwalbe“, Cowboy mit Schlaf-zimmerblick und gescheiterter Fußballspieler. Eigentlich kann er nur eines wirklich gut, dem Schiedsrichter eine Verletzung vortäuschen. Er ist halt kein Fußballer, das wollen nur seine Eltern nicht einsehen.

Es gibt Huchen!

„Wenn der Huchen stirbt, dann betrifft uns das alle!“ Der Huchen ist nämlich eine in der Mur behei-matete Fischart und Hauptnah-rung des steirischen Bergadlers. Bedroht wird dieses seltene Tier durch eine geplante Staustufe, die es zu verhindern gilt. Dieses Ziel hat sich die Umweltorga-nisation „Rettet den Huchen“ gesetzt. Passanten sollen dabei helfen, mit Geldspenden von 50€ monatlich, sechs Jahre

lang. Ganz im Sinne von echten Umwelt- und Tierschützern sind sie auch sehr hartnäckig und lassen äußerst ungern jemanden ihren Fängen entkommen. So entlocken sie zeitweise nicht nur Name und Unterschrift, sondern auch gleich die Kontonummer. Dafür bekommt man natürlich auch was, schließlich lebt im Zelt selbst ja ein echter Huchen. Der kann nicht nur tanzen und mit Luftballonen spielen, sondern auch ein Huchen-Lied vorsingen.

Problembewältigung

Ob Kindheitstraumata, Probleme mit der eigenen Erscheinung, Lebensqua-lität einschränkende Neurosen oder scheinbar festgefahrene Situationen: Helter Zelter vermittelt, dass jeder sein Problem hat und es auch nicht verstecken sollte. Und als Zuschauer denkt man sich oft, man hätte die perfekte Lösung für ihre Probleme. Vielleicht sollte man seine eigenen auch mit anderen teilen, dann wäre womöglich das größte persönliche Problem nur mehr Ansichtssache und seine Lösung eine Frage der Kommunikation.

Wir haben alle Probleme! Und die sollten ruhig mal viel öffentlicher mitgeteilt werden. Und sowieso sollten eigentlich alle anderen auch ein Zelt aufstellen und mit-machen, sagt das Mädchen mit dem Megaphon. Helter Zelter tut genau das und baut an verschiedenen Orten Zelte auf.

VON MIRIAM PICHLER

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Programm

nes kleines Theaterstück. Den erklä-renden Rahmen schafft die amüsante, motzige Rolle des bösen Friedrich. Der Mix aus Vorlesen, Schauspiel, Tanz und Musikeinspielungen sichert die Aufmerksamkeit des Publikums. Es wird nie langweilig, es gibt immer etwas zu sehen. Die Besonderheit: Das Prinzip des integrativen Theaters lässt den Besucher das Stück anders erleben.

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Das Laminat ist in geordneten Bahnen auf der Bühne verlegt. Eric Longequel, Bram Dobbelaere und die Brüder Sander und Jordaan De Cuyper sitzen ruhig auf ihren Stühlen und sehen zu, wie das Publikum die Reihen des Orpheum füllt. Nichts bereitet den Zuschauer darauf vor, dass gleich Stühle, Bälle und der Boden selbst durch den Raum fliegen werden. Mit „M² - Meter zum Quadrat“ zeigt die belgische Artistengruppe Cie. Ea Eo mit einfachsten Requisiten Szenen aus unser aller Alltag. Das Hauptthe-ma: der Verlust von (Frei)Raum. Durch

ausdrucksvollen Tanz und kunstvolles Jonglieren wird man in das Stück ge-zogen. Durch den Wechsel zwischen Stille und Musik, zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation, zwischen Liebe und Hass, will das Publikum nicht die Augen von der Bühne nehmen. Selbst dann nicht, wenn die Bedrängnis durch das Kleinerwerden des Spielraums fast spürbar wird. Am Ende bleiben vom geordneten Laminat nur noch wahl-los herumliegende Bretter über. Die Stille verschwindet und Rastlosigkeit nimmt ihren Platz ein.

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M² - Meter zum QuadratLivekritik: Keulen, Bälle, Bedrängnis

„Ob der Zappelphilipp still wohl bei Tische sitzen will?“ - Eine Sound-Collage und Energien, die durch Tanz ausgedrückt werden. Wildes Scheren-klappern, hysterisches Feuerteufel-Lachen und zum Schluss gibt es Hühnersuppe. Martina Kolbinger-Reiner und Hanspeter Horner haben in Zusammenarbeit mit der Theater-gruppe KumEina die Geschichten des Struwwelpeters neu interpretiert. Die Episoden sind jede für sich ein eige-

Das Prinzip Struwwelpeter

10:00Santa Sangre und das Schwert des Damokles 6+TTZ-Graz

10:00Der weiße und der schwarze Bär 4+FRida & freD

10:00Bubble Boy 10+Dom im Berg

12:00The Loser’s Club 14+Theater am Lend

15:00One, Night, TentTreffpunkt: Stiller Ort

15:00Eine Entführung in Helgas WeltTreffpunkt: Stiller Ort

15:30One, Night, TentTreffpunkt: Stiller Ort

17:00Helter ZelterDiverse Spielorte

17:00Eine Entführung in Helgas WeltTreffpunkt: Stiller Ort

18:00DNA 14+TaO!

18:00Spleen*Livekritiker

20:15Anne & Sophie und das erste Mal 13+p.p.c. mainfloor

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FESTIVALPARTNER

IMPRESSUM

www.facebook.com/spark7stmk

CHEFREDAKTION: Mathias Pascottini, Natanja C. Reitner

LAYOUT/GESTALTUNG: Josephine Hetkamp

REDAKTION: Miriam Pichler, Simone Steurer, Katrin Nussmayr, Romana Mocnik, Maria Wild, Max Sommer, Kevin Recher, Kerstin Klement, David Donnerer

FOTOREDAKTIONAmelie Proché, Teresa Rzehak, Sarah Andree, Max Sommer, Simone Steurer , Festivalfotograf Clemens Nestroy

HINWEIS: Sämtliche personenbezogenen Beschreibungen gelten sinngemäß für beiderlei Geschlecht.

DRUCK: Mit freundlicher Unterstützung von Canon Austria

IMPRESSIONEN VOM FÜNFTEN FESTIVALTAG

Das war vermutlich der schönste Tag an diesem Festival. Oder Gestern. Oder Vorgestern. Oder Vorvorgestern. Oder der Tag vor Vorvorgestern. Hach, wir können uns nicht entscheiden – spleen* is schen.