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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT In Duisburg-Walsum wird auch weiterhin Papier produziert TENDENZEN Einbrechender Rohölpreis sorgt für weltweite Turbulenzen TIPPS Ist die Betriebsrente beim Jobwechsel in Gefahr? Nr. 03 I MÄRZ 2016 www.igbce.de Welches Deutschland wollen wir? Wenn aus Angst und Sorge Hass und Gewalt wird: Erschreckend, wie sich unser starkes Land verändert.

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In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit der Frage: Welches Deutschland wollen wir?

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT In Duisburg-Walsum wird auch weiterhin Papier produziert

TENDENZEN Einbrechender Rohölpreis sorgt für weltweite Turbulenzen

TIPPS Ist die Betriebsrente beim Jobwechsel in Gefahr?

Nr. 03 I MÄRZ 2016 www.igbce.de

Welches Deutschland wollen wir?Wenn aus Angst und Sorge Hass und Gewalt wird: Erschreckend, wie sich unser starkes Land verändert.

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*

* Am 13. März sind 12 Millionen Wählerinnen und Wähler in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt

zur Wahl neuer Landtage aufgerufen.

Die IG BCE fordert ihre Mitglieder auf:Demokraten wählen Demokraten –

Innere Sicherheit und Sozialstaat stärken.

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>UNTER UNS

CHRISTIAN HÜLSMEIER Chefredakteur

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S ie haben es sicherlich bemerkt: Die Deutschlandflagge auf der Titelseite steht

auf dem Kopf. Nicht etwa aus Versehen, sondern natürlich ganz bewusst. Weil

viele Menschen derzeit das Gefühl haben, dass in unserem Land etwas nicht

stimmt. Deshalb verstehen wir diese kompakt-Titelgeschichte als eine Einladung,

sich mit der politischen und gesellschaftlichen Situation in unserem Land, in unserem

starken und stabilen Land auseinanderzusetzen. Und auf der anderen Seite wollen wir

die Symbole und Begriffe, die uns, unser Land und unser politisches und kulturelles

Selbstverständnis beschreiben, nicht radikalen Kräften überlassen, ganz egal, ob sie

von links oder von rechts ins Spektrum unserer Gesellschaft drängen.

AUCH WENN ES MANCHMAL SO WIRKEN MAG, als hätten wir jederzeit für alle

Herausforderungen der Zeit Lösungen parat, doch die Wahrheit ist: Es fällt schwer zu

verstehen, was da an Problemen in Deutschland hochkommt – und wie krass manche

Reaktionen darauf ausfallen. Die Widerwärtigkeiten des Terrorismus, der mittelalter-

lich anmutende religiöse Fanatismus waren immer mal wieder Themen dieser Zeilen.

Jetzt kommt das Erschrecken über eine Welle ausländerfeindlicher Gewalt hinzu, über

die Maßlosigkeit der Angriffe auf Demokratie und Rechtsstaat. Es ist schlimm zu

erleben, wie schnell die zivilisatorischen Standards, auf die wir in Deutschland

stolz sind, auch von fanatischen Kräften in un-

serem eigenen Land infrage gestellt werden.

UNS GEHT ES GUT. So etwas sagen wir in

den Gewerkschaften meist nicht gern, weil

wir immer auch sehen, wo es Defizite gibt an

sozialer Gerechtigkeit. Weil wir sehr genau

wissen, dass beileibe nicht alle Menschen in

unserem Land in Saus und Braus leben, son-

dern hart für ihren Wohlstand arbeiten und

viele Herausforderungen im Alltag zu meistern

haben. Aber es könnte uns auch viel schlechter

gehen, so wie den meisten anderen Menschen in

der Welt. Die lautstarken Radikalinskis haben

keine einzige Antwort, die irgendein Problem

lösen würde. Das Leben ist manchmal schwierig,

solche Leute aber machen es schrecklich.

Flagge zeigengegen Radikale

[email protected]

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, EnergiekompaktVOR ORT In Duisburg-Walsum wird auch weiterhin Papier produziert

TENDENZEN Einbrechender Rohölpreis sorgt für weltweite Turbulenzen

TIPPS Ist die Betriebsrente beim Jobwechsel in Gefahr?

Nr. 03 I MÄRZ 2016 www.igbce.de

Welches

Deutschland

wollen wir?Wenn aus Angst und Sorge

Hass und Gewalt wird:

Erschreckend, wie sich unser

starkes Land verändert.

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IMMER IM HEFT

03 Unter uns06 Aktuelles08 Alle Achtung20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Der Landesbezirk Westfalen

berichtet auf dieser Seite über Jubilarehrungen.

Titelbild: Jörg Farys/EyeEm/GettyImages

11 StandpunktMichael Vassiliadis über Europa.

TITEL12 Welches Deutschland wollen wir?

Eigentlich geht es uns ziemlich gut. Dennoch beschleicht viele Menschen das unangenehme Gefühl, dass sich selbst in unserem starken Land die Lebensverhältnisse spürbar zum Schlechteren verändern könnten.

THEMEN18 Der große Angriff

Die konservative Regierung Großbritanniens versucht derzeit, ein Gesetz durchs Parlament zu drücken, das die Gewerkschaftsbewegung im Vereinigten Königreich empfindlich schwächen würde.

TENDENZEN31 Alles paletti? Leider nicht

Das »schwarze Gold« ist so billig wie schon lange nicht. kompakt erläutert sowohl die Ursachen als auch die Folgen für Verbraucher und Wirtschaft.

34 Mobiles ArbeitenImmer häufiger arbeiten Beschäftigte in ihrer Freizeit. Mehr Geld oder einen Zeitausgleich bekommen sie allerdings selten. Das sind die Ergebnisse des Monitors »Mobiles und entgrenztes Arbeiten«.

TIPPS36 Betriebsrente in Gefahr bei Jobwechsel?

Was passiert mit der Betriebsrente bei einem Arbeitgeber-wechsel? kompakt gibt Antworten.

38 Heißer Draht zum FacharztLange Wartezeiten auf einen Facharzttermin sollen für Kassenpatienten nun der Vergangenheit angehören. Das verspricht ein neuer Service der Kassenärztlichen Vereinigungen. kompakt erklärt, wie das funktioniert.

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Der Duft von Linoleum

Der bundesweit einzige Produktionsstandort für Linoleum-böden liegt in Delmenhorst: Bei den Deutschen Linoleum-Werken ist nach überstandener Insolvenz der Neustart ge-lungen.

Lücken schließen, Türen öffnenFünf Stunden täglich üben Fatima Mohammada Sadiq aus Afgha-nistan und Zenagebriel Tekle Brhane aus Eritrea Deutsch – in einem Aufbaukurs, mit dem Bayer jungen Flüchtlingen den Weg in die Ausbildung ebnen will.

In Walsum geht’s weiterDer IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis spricht von einem »ganz starken Zeichen der gewerkschaftlichen Soli-darität in der Republik«: Gemeinsam konnten Belegschaft, Betriebsrat, die örtliche Geschäfts-führung, IG BCE und Politik die 270 Arbeitsplätze von Walsum Pa-pier retten.

Erster Manteltarifvertrag stehtSeit Anfang Februar steht der Manteltarifvertrag für die Be-schäftigten des Labordienstleisters Synlab in Bayern. Noch auf ein solches Vertragswerk warten hingegen müssen die Arbeitnehmer an den baden-württembergischen Standorten Leinfelden und Eppelheim.

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>INHALT MÄRZ 2016

18 Der große Angriff Alles paletti? Leider nicht 31

38 Heißer Draht zum Facharzt Sauber verwertet 42

Welches Deutschland wollen wir? 12

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Betriebsrat? Nie gehört.DIE MITBESTIMMUNG von Arbeit-nehmern prägt die Unternehmenskultur und viele Entscheidungen in Betrieben – in der Ausbildung angehender Manager kommt sie aber kaum vor. Das zeigt eine Analyse, die an der Europäischen Akade-mie der Arbeit in der Universität Frankfurt entstanden ist und von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde. Dutzende Studiengänge an 25 Hochschulen analy-sierten die Forscher: Mitbestimmung sei kein »grundsätzlicher Bestandteil« der Lehrpläne. Sie fordern, dass ein Studium, das die Führung von Menschen lehre, die Frage nach demokratischen Prinzipien im Betrieb nicht ausklammern dürfe.

BILD DES MONATS

OB DER VALENTINSTAG auf Valentin von Terni zurückgeht, der durch Krankenheilungen viele Leute für den christlichen Glauben gewonnen haben soll, oder auf Valentin von Rom, der Liebespaare trotz des Verbots durch den römischen Kaiser nach christlichem Ritus traute, den frisch verheirateten

Paaren Blumen aus seinem Garten schenkte und dafür am 14. Februar 269 hingerichtet wurde, ist diesem Iraker aus Basra vermutlich egal; er hat sich für diesen dezenten Plüsch-bären als Liebesbekundung an seine Frau entschieden. Vielleicht wären Blumen die bessere Wahl gewesen.

AUFREGER DES MONATS

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>AKTUELLES

Feuerwehren gesichertARBEITSPLATZSICHERUNG ERREICHT: IG BCE und Che-mie-Arbeitgeber schlossen im Schlichtungsverfahren eine ta-rifvertragliche Regelung für die Werkfeuerwehrleute in der chemischen Industrie ab. Danach haben Werkfeuerwehrleute künftig Anspruch auf einen alternativen Arbeitsplatz im Unternehmen mit entsprechender finanzieller Absicherung,

wenn sie aus Gesund-heits- oder Alters-gründen ihren Beruf nicht weiter ausüben können. Zudem er-halten sie für Einsätze in der Nacht oder während der Rufbe-reitschaft am Sonntag Zuschläge von bis zu 60 Prozent.

»Die Werkfeuer-wehrleute sichern

die Betriebe. Mit dem Anspruch auf einen alternativen Arbeits-platz sichern wir nun auch die Feuerwehrleute ab, wenn es bei ihnen brennt«, sagt der Verhandlungsführer der IG BCE, Peter Hausmann. Der Tarifvertrag biete allen eine sichere Perspek-tive im Alter oder bei Dienstuntauglichkeit. Durch Sonntags- und Nachtarbeitszuschläge erhalten die Beschäftigten mehr Geld. Das sei ein erheblicher Schritt in Richtung Anerkennung der typischen 24-Stunden-Dienste als Schicht, so Hausmann. Er bewertet die Tarifrunde als »ausgesprochen schwierig«.

3 vor 12DIE DOOMSDAY CLOCK, die Uhr, die symbolisch anzeigt, wie weit die Menschheit noch vom Weltuntergang entfernt ist, steht dieses Jahr auf 3 Minuten vor 12. 1947 wurde die Uhr an der US-amerikanischen Universität Chicago von Nuklear- wissenschaftlern und Nobelpreisträgern erfunden und rückt mal vor, mal zurück. Urspünglich stand sie »nur« für die Ge-fahr durch Atomwaffen; heute werden Faktoren wie Cyber-kriege, Bioattacken und der Klimawandel berücksichtigt. Die Begründung für die Uhrzeit »kurz vor knapp«: Die internatio-nale Gemeinschaft habe zwar Fort-, aber auch Rückschritte gemacht. Die andauernden Spannungen zwischen den USA und Russland seien eine Eiszeit ähnlich der des Kalten Krieges.

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Immer bereit: Werkfeuerwehrleute.

»So, wie der Januar 2016 verlaufen ist, wäre ich über die Landung von Ufos im Februar kaum erstaunt. Im März dann Zombieapokalypse.«

SASCHA LOBO, ist Autor und Strategieberater. Er beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Internets auf Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur. Auf Spiegel Online erscheint wöchentlich seine Kolumne »Mensch-Maschine« über die digitale Welt.

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Darf man über Neonazis lachen? Nein, darf man nicht. Man muss! Das dachten sich wohl auch die

Macher der neuen ZDF-Serie »Familie Braun«: Kai und Thomas sind Neonazis, Anfang 20 und wohnen gemeinsam in einer WG. Eines Tages steht Lara vor der Tür. Sie ist sechs Jahre alt, Thomas’ Tochter – und schwarz. Vor Jahren hat Neonazi Thomas Braun sturzbetrunken mit einer jungen Frau aus Eritrea rum-gemacht. Jetzt übergibt ihm ebenjene Frau die gemeinsame Tochter, da sie selbst abgeschoben wird: »Ausländer raus, kennste doch, oder?« Plötzlich ist Tho-mas Vater. In der ersten Folge steht Lara im Wohnzimmer der beiden Männer vor einer wandfüllenden Aufnahme von Adolf Hitler und fragt: »Warum guckt er so traurig?« Kai antwortet entrüstet: »Der Führer guckt nicht traurig – er guckt nachdenklich.« Woraufhin Lara sich in der mit rechtsradikalen Memorabilia

ausgeschmückten Wohnung umschaut und erwidert: »Ihr seid Nazis, ne?«

IN DEN ACHT KURZEN FOLGEN er- leben die beiden Nazis, was ein kleines unbekümmertes Mädchen mit Hass an-stellt – zumindest in einer Fernsehserie: Lara zerlegt den gesinnungsschweren Panzer von Thomas Stück für Stück. Bei Kai beißt sie dagegen auf Granit, aber ein Gesinnungswandel beider Männer wür-de der Serie auch ihre Komik nehmen, ihren wunderbar schwarzen Humor. Als Lara von Kai für den Kostümtag als Hitler verkleidet wird – inklusive Zahn-pastabärtchen –, muss Thomas improvi-sieren, um diesen Auftritt zu verhindern. Und so wird aus der Hakenkreuz-flagge mittels Schere und schwar-zer Farbe flugs ein Marienkäferum-hang. Am Ende, Sie ahnen es, hat Thomas keine Chance; er packt seine und Laras Sachen und zieht aus der Nazi-WG aus. Der Endsieg geht bei »Familie Braun« ganz klar ans kleine schwarze Mädchen.

SO SCHRÄG DIE SERIE auch ist, so sehr sie mit Klischees spielt – das aber nie plump, sondern immer originell –, einen wahren Kern hat sie doch: Als sich der deutsch-iranische Journalist Michel Abdollahi für eine Reportage in Jamel, jenem Ort in Mecklenburg-Vorpom-mern, der »Nazidorf« genannt wird, mit dem »Dorfchef« Sven Krüger, einem einschlägig bekannten Neonazi, über Flüchtlinge unterhält, sagt dieser: »Das Problem ist, wenn man sie wirklich ken-nenlernt, kann man sie nicht hassen.«

Hoffen wir’s.

Der nachdenkliche Nazi

Illustration: Stefan Hoch

> ALLE ACHTUNG

DIRK KIRCHBERGärgert sich, dass die ZDF-Serie wie viele gute TV-Produktionen auf einem nächtlichen Sendeplatz versteckt wird. Online gibt’s die Serie rund um die Uhr.

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>AKTUELLES

Frauen oft in Teilzeit

Gegen RassismusVOM 10. BIS 23. MÄRZ finden die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Bundesweit machen mehr als 70 Organisationen und Einrichtungen mit. Der Verein »Mach’ meinen Kumpel nicht an!« verleiht am 21. März in Potsdam Preise für junge Menschen, die sich kreativ für ein solidarisches Miteinander und gegen Rassismus ein-setzen. 2015 gewann das IG-BCE-Landesbezirksjugend-forum Nordost mit dem Projekt »Wir kreativ gegen Nazis« den ersten Preis. Die Teilnehmer organisierten unter an-derem Flashmob-Aktionen in mehreren Städten und ver-teilten Gummibärchen-Tüten mit dem Slogan »Gegen Rassismus: Sei wie ein Gummibärchen«. Die Erklärung: »Sie sind bunt! Sie schließen niemanden aus!«

http://www.gelbehand.de

Besser gemeinsam

DEN WELT-FRAUENTAG am 8. März nutzen die DGB-Gewerk-schaften in diesem Jahr dazu, um auf ein verbreite-tes Problem aufmerksam zu machen: Fast jede zweite Frau in Deutschland arbeitet in Teilzeit. Folgen: weniger Einkommen und Karriere-möglichkeiten, schlechtere soziale Sicherung. Deshalb möchten viele Frauen ihre Arbeitszeit ausweiten. Gleich-zeitig wollen immer mehr Männer ihre Stundenzahl re-duzieren, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert deshalb für alle Arbeitnehmer mehr Arbeitszeitsouveränität, um diesen Wünschen Rechnung zu tragen.

AUCH WENN IN DEUTSCHLAND Vermögen, Einkom-men und der Zugang zu Bildung ungleichmäßig verteilt sind: Wenn es um Werte geht, liegen die Bevölkerungs-gruppen eng beieinander. Etwa beim Bekenntnis aller Bürger zu Sozialstaat und solidarischer Krankenversiche-rung. »Die Gemeinschaft soll für alle sorgen, es soll nicht das Recht des Reicheren herrschen«, sagt Jutta Allmen-dinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin.

Die »Teilzeit-Falle« kritisiert der DGB.

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Fragen an Anna Arlinghaus3

Wie bewerten Sie die Forderungen aus dem Arbeitgeber-lager nach einer Aufhebung des Acht-Stunden-Tages und einer Reduzierung der gesetzlichen Ruhezeit?Bei zu kurzer Ruhezeit ist ein ausreichender Schlaf von mindestens sieben bis acht Stunden nicht mehr gewährleis-tet. Das können Beschäftigte zwar erst einmal kompensie-ren, mit der Zeit häufen sie allerdings ein Schlafdefizit an. Zum anderen geht es um die Arbeitssicherheit: Nach acht bis neun Stunden steigt das Unfallrisiko überproportional an. Je stärker die Arbeitsbelastung, desto stärker wirkt sich das aus. Beschäftigte sollten demnach besonders bei hoher Belastung eine tägliche Arbeitszeit von acht bis neun Stunden nicht überschreiten. Nicht nur diese Arbeitszeit im Betrieb ist zu beachten; Zeiten für Wege, Umziehen und Essen kommen noch hinzu. Lange Arbeitszeiten wirken daher besonders negativ auf das Sozial- und Familienleben.

Viele Beschäftigte wünschen sich flexible Arbeitszeiten. Wie können sie für die Folgen unregulierter Arbeitszeiten sensibilisiert werden?Die selbstständige Einteilung der Arbeitszeit ist zwar ein Idealbild, aber nur für sechs Prozent der Erwerbstätigen ist sie Realität. Zwei Drittel haben keinen Einfluss darauf. Es kommt auf die Art der Flexibilität an. Im Extremfall heißt das: Arbeit auf Abruf. Die Arbeitgeber bestimmen, wann die Beschäftigten auf der Matte stehen müssen. Doch auch bei einer selbstbestimmten Arbeitszeit gibt es Risiken, etwa durch Selbstausbeutung.

Welche Arbeitszeitmodelle empfehlen Sie?Es gibt kein Arbeitszeitmodell, das sich für alle Betriebe gleichermaßen eignet. Für die Beschäftigten sollten die Arbeitszeiten vorhersehbar und planbar sein. Es sollten ein fester Rahmen und regelmäßige Elemente vereinbart werden, von dem die Beschäftigten abweichen können – bestenfalls mit wenig Wochenend-, Abend- und Nachtarbeit.

Die Psychologin arbei- tet bei Ximes, einem Beratungsunternehmen für Arbeitszeitplanung. Sie beschäftigt sich mit gesundheitlichen und sozialen FOLGEN VON ARBEITSZEIT- GESTALTUNG.

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Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

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> AKTUELLES>

Ein Mann des Ruhrgebiets

Wahlaufruf: Mach dich stark

IN SEINER AKTIVEN ZEIT zählte er zu den einflussreichsten Menschen des Ruhrgebiets: Wilhelm Beermann. Sein Name und sein Wirken sind eng mit dem Steinkohlenbergbau und mit dem Berg-bau in Deutschland insgesamt verbun-den. Beermann war seit der Gründung der damaligen Deutschen Steinkohle AG im Jahre 1998 bis zu seinem Ausscheiden sowohl erster Vorstandsvorsitzender als auch oberster Chef des gesamten deut-

schen Steinkohlenbergbaus. Anlässlich seines 80. Geburtstages fand im Februar in der Bochumer Bibliothek des Ruhrgebiets eine Festveranstaltung statt. Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE, bezeichnete Beermann in seiner Laudatio als »prägende Kraft des Ruhrgebiets«. Kaum ein anderer habe den Strukturwandel der Kohleförderung so intensiv begleitet wie er. Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzender der RAG AG, betonte: »In all den Jahren hat er stets den Menschen in den Mittelpunkt gestellt und bei allen Schwierigkeiten des Bergbaus immer die Sozialverträglichkeit gewahrt.«

www.igbce.de/-/F0Y

DIE WAHLEN DER Vertrauensleute und Ortsgruppenvorstände finden in diesem Jahr in der Zeit vom 1. Mai bis 31. Okto-ber statt. Bei den Wahlen geht es um die »Gestaltung der beiden Wurzeln unserer Organisation«, sagt Ralf Sikorski, Mit-glied des geschäftsführenden Hauptvor-stands der IG BCE. Deshalb ruft der Hauptvorstand unter dem Motto »Mach dich stark« alle Mitglieder auf, die Wah-len im Betrieb sowie in den Wohnorten und Regionen aktiv zu begleiten. Beide Personenkreise stehen für den demokra-tischen Aufbau der IG BCE: Vertrauens-leute geben der Organisation ein Gesicht und stehen in ständigem Kontakt zu den Beschäftigten. Gewerkschaftliches Enga-gement endet jedoch nicht am Werktor. IG-BCE-Ortsgruppen greifen Themen auf, die die Menschen auf kommunaler und regionaler Ebene beschäftigen, etwa die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Integration. »Wir sprechen von ins-gesamt fast 30 000 Menschen, die als Multiplikatoren unser Organisation die-nen«, sagt Sikorski.

www.igbce.de/-/bg6

Wilhelm Beermann bedankt sich.

Vertrauensleute und Ortsgruppen haben immer ein offenes Ohr.

> Massendemonstration in BonnRund 250 000 Arbeitnehmer aus allen Branchen der Bundesrepublik demonstrierten am 28. Mai 1984 in Bonn für »Arbeit und Recht – gegen Aussperrung und Rechtsbruch«.

Die damalige Bundeshauptstadt erlebte eine eindrucksvolle Demons-tration gewerkschaftlicher Solidarität – hatte sich doch dem Aufruf der IG Metall auch der DGB mitsamt allen 17 Einzelgewerkschaften angeschlos-sen. Entsprechend groß war die Medienresonanz – längst nicht nur in der Juni-Ausgabe der einheit.

Anlass für die Massenkundge- bung waren zunächst Streiks in der Metall- und Druckindustrie für die Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Arbeit-geber stellten sich damals strikt ge- gen diese Gewerkschaftsforderung: »Keine Minute unter 40 Stunden« konterten sie und reagierten mit Aussperrung, indem sie Beschäftigte ohne Lohn vor die Tür setzten.

Die Auseinandersetzung war einer der längsten und härtesten Arbeits-kämpfe in der Geschichte der Bundesrepublik. Schließlich kam es nach mehreren Wochen zur Einigung. Im Ergebnis setzten die IG Metall am 28. Juni 1984 und die IG Druck und Papier am 6. Juli 1984 die Verkürzung der Wochenarbeits-zeit von 40 auf 38,5 Stunden bei vollem Lohnausgleich durch.

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MICHAEL VASSILIADIS Vorsitzender der IG [email protected]

>STANDPUNKT

Foto: Igor Stevanovic

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E in entfesselter, regelloser Kasinokapitalismus führte Ende des letzten Jahrzehnts zum globalen Beinahe-Zusammenbruch der globalen Finanzmärkte. Was mit dem Crash von Lehman Brothers begann, stürzte die Realwirtschaft in die tiefste

Krise der Nachkriegsgeschichte. Die Folgen sind noch längst nicht überwunden, auch in der EU nicht. Die Krise hat die meisten Europäer ärmer gemacht und die Wirtschafts-kraft in fast allen Mitgliedstaaten geschwächt. Eine hohe Arbeitslosigkeit und wenig tragfähige Perspektiven kennzeichnen nicht nur in Südeuropa die Lage.

AUF DIESE HERAUSFORDERUNGEN gibt die Politik nur unzulängliche Antworten. Der Versuch, die Krise vor allem über die Europäische Zentralbank und eine beinharte Sparpolitik zu lösen, ist schlicht gescheitert. Dabei mangelt es nicht an Konzepten. Die Föderation der europäischen Industriegewerkschaften, IndustriALL Europe, hat ihre Vorschläge längst auf den Tisch gelegt. Auch der Juncker-Plan zeigt eine gute Grundlage für eine Trendwende auf. Doch es fehlt an politischem Willen und an der Weitsicht der Staats- und Regierungschefs. Und genau das ist der Grund, weshalb Populisten und Chauvinisten an Einfluss gewinnen und nationales Kalkül das politische Handeln in der europäischen Gemeinschaft zunehmend bestimmt.

DIE EUROPÄISCHE UNION braucht einen Neustart. Die Regierungen dürfen es nicht länger tatenlos hinnehmen, dass die EU als das große Friedens- und Wohlstandsprojekt von Tag zu Tag stärker zerfällt. Europa muss zurückfinden auf einen Fortschrittspfad. Ausgangspunkt sollte ein kurzfristig einzuberufender großer Wirtschafts- und Sozial-gipfel unter Beteiligung des EU-Parlaments und der Sozialpartner sein. Europa ist zu wertvoll, um es leichtfertig aufs Spiel zu setzen.

Zurück auf den Fortschrittspfad

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Welches Deutschland wollen wir?

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Page 13: kompakt März 2016

Solides Wachstum,

mehr Arbeitsplätze und

steigende Einkommen:

In Deutschland sind die

Aussichten zwar nicht

für alle gleich gut,

aber besser als in

den allermeisten

anderen Ländern.

Dennoch beschleicht

viele Menschen das

unangenehme Gefühl,

dass sich die

Lebensverhältnisse

rasch zum Schlechteren

verändern könnten.

Jedenfalls dann,

wenn der maßlose Hass

auf alles Fremde

und die erschreckende

Politik- und

Demokratieverachtung

weiterhin das

gesellschaftliche

Klima vergiften sollten.

Welches Deutschland wollen wir?

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Rein sportlich betrachtet verspricht 2016 ein freudvolles Jahr zu wer-den. Mit überraschenden Erfolgen

gleich zu Beginn. »Unsere Handball- Götter« (Bild) holen bei der EM in Polen die – zugegeben hässliche – Meisterschale, und zu Hause heißt es: »Deutschland rockt Europa!« (Eurosport). Mit einem kaum schöneren Pott feiert fast zeitgleich Angelique Kerber ihren »Triumph in Mel-bourne« (ZDF) – und die ganze Tennis-gemeinde den tollsten Erfolg seit Steffi Graf. Fußball-Weltmeister sind wir sowie-so und im Sommer bei der EM in Frank-reich wird es nicht leicht sein, »Jogis Jungs« zu schlagen. Und dann noch Olympia in Rio, wo wir natürlich wieder auf goldene Medaillen hoffen, etwa beim Rudern, mit dem »Deutschland-Achter« vorneweg.

REIN WIRTSCHAFTLICH schwimmt Deutschland genauso beständig auf ei-ner Erfolgswelle. Der beste Beweis: der neue Export-Rekord, mit Ausfuhren im Wert von 1195 Milliarden Euro im Jahr 2015. Im Wettbewerb der leistungs-stärksten Volkswirtschaften ist »Made in Germany« gefragt wie nie zuvor und klarer Titelträger: »Deutschland bleibt

Weltmeister« (Abendzeitung). Die Pers-pektiven in diesem Jahr? Die gesamtwirt-schaftlichen Wachstumsprognosen rei-chen von eher zurückhaltenden 1,5 Pro- zent (Institut der Deutschen Wirtschaft) bis zu optimistischeren 1,9 Prozent (EU-Kommission).

Sicher, es gibt auch konjunkturelle Risiken. Die Börsen spielen mal wieder verrückt, »rauf, runter, rauf« (Manager-Magazin), China wächst langsamer als erwartet, die Öl-Schwemme ist nicht nur ein Segen (Seite 31–33). Doch selbst wenn die Weltwirtschaft tatsächlich Schwäche zeigen sollte, »hält die Kauf-laune die Konjunktur in Deutschland am Laufen« (Rhein-Zeitung).

Die inländische Konsumlust der Menschen hat gleich zwei verlässliche

Quellen: erstens, weil »der Arbeitsmarkt boomt« (Gesellschaft für Konsumfor-schung) mit mehr als 43 Millionen Er-werbstätigen, »so viel wie nie zuvor« (Statistisches Bundesamt); und zweitens, weil von den guten Tarifabschlüssen echt was übrig bleibt – dank der mit 0,3 Pro-zent schon 2015 nur »minimalen Infla-tion« (Focus Money). Wer im Niedrig-lohnsektor arbeitet, profitiert seit 2015 vom Mindestlohn. Und ab Sommer winkt auch den Ruheständlern ein or-dentliches Plus von »bis zu 5 Prozent mehr Rente« (Die Welt).

SO BERUHIGEND diese guten Aussich-ten auch immer sein mögen, auf das ge-sellschaftliche Klima scheinen sie gegen-wärtig wenig Einfluss zu nehmen. In den Medien wie in den Gesprächen am Ar-beitsplatz oder abends in der Kneipe steht ein anderes, durchaus besorgnis-erregendes Thema im Vordergrund: die ungelöste Flüchtlingsfrage. Mehr als eine Million Menschen, die meisten aus dem zerbombten Syrien, haben im vergange-nen Jahr in unserem Land Schutz vor Krieg und Terror gesucht. Und es kom-men weitere, seit Jahresbeginn im Durch-

Nie war Deutschland angesehen er in der Welt

»Menschen, die gemeinsam etwas anpacken und sich kennen-lernen, sind nicht mehr fremd.«

Reiner Hoffmann, Vorsitzender des DGB

Handball-Europameister: Deutschland. Spiel, Satz und Sieg in Melbourne: Deutschland.

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Nie war Deutschland angesehen er in der Weltschnitt 2000 pro Tag, die ganz überwie-gend nur eines wollen: sich und ihre Familien in Sicherheit zu wissen.

Mit den Zahlen wachsen allerdings die Zweifel an dem Versprechen der Bundes-kanzlerin: »Wir schaffen das!« Zumal gleichzeitig die Nachbarn in Europa im-mer weniger bereit scheinen, ihren Teil an Unterstützung zu leisten. Der Verlust an politischem Vertrauen spiegelt sich im ARD-Deutschlandtrend wider. Da-nach glauben mittlerweile drei Viertel der Befragten, dass die Bundesregierung die Flüchtlingskrise nicht im Griff hat.

IM ALLTAG der allermeisten Menschen macht sich das zwar nicht bemerkbar. Auf Flüchtlinge trifft man in der Regel nur, wenn in der unmittelbaren Nähe der eigenen Wohnung eine Unterkunft für Asylbewerber entsteht. Oder wenn man bewusst den Kontakt sucht, um zu hel-fen. So wie viele Mitglieder der IG BCE, die beispielsweise Sprachkurse fördern (Bezirk Freiburg), den Alltag begleiten (Bezirk Dortmund), Notunterkünfte or-ganisieren (Bezirk Recklinghausen) oder Ausbildung unterstützen (Regionalfo-rum Bochum-Hattingen-Sprockhövel).

Beides ist in diesen Tagen in Deutsch-land fest verankert: die Sorge, ob und wie die neuen Aufgaben zu erledigen sind, vom Wohnungsbau bis zur Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt; aber eben auch das großherzige Engagement des Landes und vieler Tausend Men-schen, das sich in der Welt herumge-sprochen hat, bis hin zum US-amerika-nischen Präsidenten Barack Obama. Nie war das Bild der Deutschen international besser als heute. Und laut einer interna-tionalen Studie, vorgestellt auf dem Welt-wirtschaftsforum in Davos, ist Deutsch-land gar »das beste Land der Welt«.

Andererseits und gleichzeitig bricht sich seit Monaten übelste Fremdenfeind-lichkeit Bahn. Mehr als 1000 Straftaten gegen Asylunterkünfte zählte das Bun-

deskriminalamt 2015, von Hakenkreuz-Schmierereien bis zu hinterhältigen Brandanschlägen, ob im niedersächsi-schen Sehnde oder im baden-württem-bergischen Weissach. In den sozialen Medien wütet der Hass, angefeuert von Pegida- und AfD-Extremisten. Auf deren Kundgebungen entlädt sich Politik- und Demokratieverachtung, bis hin zu Lynchmotiven, adressiert an Kanzlerin und Vizekanzler.

Was passiert da in unserem Land? Het-ze wird zum politischen Instrument, wie man es bislang in der Bundesrepublik nicht gekannt hat. Die Meute aus der rechten Ecke tut so, »als stünde das Land vor dem Untergang« (Der Spiegel). Selbst der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer ver-liert jedes Maß und faselt von einer »Herrschaft des Unrechts«. In Deutsch-land, mit unabhängigen Richtern und einer Polizei, die dem Gesetz und nicht, wie in vielen Ländern der Welt, den Herrschenden dient?

ES GIBT GUTE GRÜNDE zu hinterfra-gen, ob in der Flüchtlingspolitik alles richtig gut organisiert wird. Wenn in der Silvesternacht Frauen ohne Schutz vor

»Unsere Gesell-schaft darf ihren moralischen Kompass nicht vergessen.«

Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Spiel, Satz und Sieg in Melbourne: Deutschland. Wieder mal Export-Weltmeister: Deutschland.

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> TITEL WELCHES DEUTSCHLAND WOLLEN WIR?

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Gewalt bleiben. Wenn dann die Politik zwar Gesetze verschärft, aber ignoriert, was die Gewerkschaft der Polizei (GdP)schon lange anmahnt: Es fehlen 9000 Stellen, um allein den Berg von 20 Mil-lionen Überstunden abzubauen. »An-dernfalls sind die wachsenden Aufgaben der Polizei kaum zu bewältigen«, warnt der GdP-Vorsitzende Oliver Malchow.

Nicht erst seit der Silvesternacht schwindet die Gewissheit, sich in Deutschland vergleichsweise unbefan-gen und sicher bewegen zu können. Ter-roranschläge wie in Paris oder jüngst in Istanbul, bedrohen sie nicht auch unsere persönliche Freiheit? Andererseits: Die Furcht, Weihnachtsmärkte, der Karneval oder die Fußballstadien könnten Ziel ir-rer Amokläufer werden, hat sich zum Glück nicht bestätigt.

Meist rechtsgerichtetes Gesindel, aber auch Hooligans und Türsteher wie in Köln, schließen sich derweil zu so- genannten Bürgerwehren zusammen.

Wohl dem, der nicht irgendwie arabisch aussieht und als per se verdächtiger Mus-lim den Selbstjustizkommandos in die Hände fällt. »Es ist nicht Aufgabe von ›Bürgerwehren‹ oder anderen selbst er-nannten Hobby-Sheriffs, Polizei zu spie-len«, warnt Justizminister Heiko Maas.

Was sind das für Zustände, wenn mit-ten in Deutschland Frauen von Nordafri-kanern auf belebten Plätzen genötigt, andererseits aber auch ganze Völker und Kulturen unter Generalverdacht gestellt und bedroht werden? Schlimm, und ganz klar, so was soll es in unserem Deutschland nicht geben.

Doch bringen wir weiterhin die Kraft zur fairen Differenzierung auf? Flücht-linge begehen »nicht mehr Straftaten als die einheimische Bevölkerung«, erklärt beispielsweise das Bundeskriminalamt.

Trotzdem sieht sich eine Frau wie Narima Reinke gezwungen, klarzustel-len: »Vergewaltigung und die Entehrung einer Frau ist für Muslime eine sehr

Unser Land kennt sich aus mit Integration

schwerwiegende und schlimme Straftat.« Ihre Eltern kamen vor 52 Jahren als Gast-arbeiter aus Marokko. Sie ist Bundes-wehrsoldatin, war in Afghanistan im Ein-satz und sagt: »Ich bin stolz, Deutsche zu sein.« So wie Angelique Kerber, in Bre-men geboren und Tochter polnischer El-tern. So wie Mesut Özil und Jérôme Boa-teng, unsere Weltmeister. So wie die Russlanddeutsche Helene Fischer.

INTEGRATION gelingt nicht immer und nicht immer gut. Aber es gibt nicht viele Länder, die damit mehr Erfahrung und

DIE QUERTREIBER UND SCHARFMACHER

HORST SEEHOFER, Vorsitzender der CSU, ist bekannt für derbe Sprüche. Statt bei den innerdeutschen Problemen mitanzu-packen, schießt er gegen Berlin und ver- kündet in einem Interview: »Wir haben im Moment keinen Zustand von Recht und Ordnung. Es ist eine Herrschaft des Unrechts.« Setzt dann der Kanzlerin Fristen, bringt Maßnahmen »bayerischer Notwehr« ins Spiel und trifft sich mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin und Ungarns Premierminister Viktor Orbán.

FRAUKE PETRY, Bundesvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), will notfalls auf Flüchtlinge schießen lassen, um einen Grenzübertritt zu verhindern. Und ihre Stellvertreterin Beatrix von Storch legt auf Anfrage nach, das gelte auch für Frauen und Kinder. Das generelle Ziel der AfD formulierte Björn Höcke, AfD-Landesvorsitzender Thüringen, Ende November zum AfD-Bundesparteitag: »Deutschland in seiner jetzigen Form soll abgeschafft werden.«

TATJANA FESTERLING, Pegida-Orga- nisatorin, ruft dazu auf, zu »Mistgabeln zu greifen und diese volksverratenden, volksverhetzenden Eliten aus den Parla- menten, aus den Gerichten, aus den Kirchen und aus den Pressehäusern zu prügeln«. Sie bezeichnet Deutschland in einem Interview als »Freiluft-Psychiatrie mit der Geisteskrankheit ›politische Korrektheit‹ « und sagt: »Wir haben keine Skrupel und keine Angst. In Zeiten wie diesen: Scheiß auf Anstand!«

»Dieses Land hat dank seiner Großherzigkeit den Beifall der Welt gewonnen.«

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17kompakt | März 2016 |

Unser Land kennt sich aus mit Integrationeine bessere Entwicklung genommen haben als Deutschland.

Vollkommen unabhängig davon sind viele Fragen längst nicht beantwortet. Wie schützen wir uns vor extremis- tischem Terror religiöser Fanatiker wie in Paris? Wie sind die Grenzen Europas zu sichern und wie sind die Fluchtur-sachen am besten zu bekämpfen? Was müssen wir in europäischer Solidarität tun, um Zuflucht suchenden Menschen zu helfen? Muss man sich vor einem neuen Kalten – oder gar heißem – Krieg fürchten, ausgehend von den Macht-kämpfen in Syrien, aber auch in der Ukraine?

In dieser Unsicherheit sehen die lär-menden Fanatiker ihre Chance. Aber ist es vernünftig, all das zu attackieren, was uns seit dem Kriegsende stark und er-folgreich gemacht hat? Das friedliche Miteinander und die Demokratie insge-samt infrage zu stellen? Haben sie je ver-standen, was wir in Deutschland auf die-ser Basis an Lebensqualität geschaffen haben – an persönlicher Freiheit, an wirtschaftlichem Erfolg und an sozialer Sicherheit?

»GERADE IN KRISENZEITEN dürfen wir die rechtsstaatlichen, sozialen und humanitären Errungenschaften unserer Gesellschaft nicht aufgeben« – diese Überzeugung verbindet die neue »Alli-anz für Weltoffenheit, Solidarität, Demo-kratie und Rechtsstaat«. Initiiert vom Deutschen Gewerkschaftsbund und un-terstützt von zahlreichen Sozial- und Kulturverbänden, den Glaubensgemein-schaften und den Arbeitgebern repräsen-tieren sie ein anderes Deutschland als das der radikalen Verunsicherer. »Men-schen, die gemeinsam etwas anpacken und sich kennenlernen, sind nicht mehr fremd«, sagt der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann. Und mit Blick auf alle Fana-tiker: »Die Würde des Menschen zu schützen, ist unser Ziel.«

Damit ist man sicher nicht alle Sorgen los. Aber geschützt vor den klebrigfiesen Leimruten der Fanatiker und Extremisten. Christian Hülsmeier

Schülerinnen einer Willkommensklasse besuchen die Berlinale.

Zerstört: die Stadt Aleppo in Syrien. Attackiert: Flüchtlingsheim in Deutschland.

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> THEMEN ANTI-GEWERKSCHAFTSGESETZ>

Gewerkschaften wie Unite, die ihre und die Rechte ihrer Mitglieder lautstark verteidigen, sind dem Premierminister Großbritanniens David Cameron (rechts) ein Dorn im Auge.

zu legen. »Die Vorschläge sind teilweise drakonisch und werden weitreichende Folgen für unsere Fähigkeit haben, die Interessen unserer Mitglieder zu ver- teidigen.«

NICHT NUR GEWERKSCHAFTEN und Labour warnen vor dem geplanten Gesetz: Selbst Menschenrechtsorganisa-tionen und sogar einige konservative Abgeordnete haben kritisiert, dass die Vorschläge grundlegende Rechte der Arbeitnehmer gefährden. Die von der Regierung eingesetzte, aber unabhängige »Equalities and Human Rights Commis-sion« (Kommission für Gleichberech- tigung und Menschenrechte) kam im Januar zu dem Schluss, dass sich das Gesetz unter Umständen nicht mit der Europäischen Menschenrechtskonven-tion vereinbaren lasse. Durch die geplan-ten Einschränkungen sei das Recht zu

Der große AngriffDIE KONSERVATIVE REGIERUNG GROSSBRITANNIENS versucht derzeit, ein Gesetz durchs Parlament zu drücken, das die Gewerkschaftsbewegung im Vereinigten Königreich empfindlich schwächen würde.

David Camerons Regierung gibt sich selbstbewusst – nicht nur, was Sonderbehandlungswünsche in

der EU betrifft. Nachdem die konserva-tive Partei im Mai überraschend die Par-lamentswahlen gewonnen hatte, bot sich ihr die Gelegenheit, ihr wirtschaftslibe-rales Programm ohne Zugeständnisse an andere Parteien zu verfolgen. Dazu gehört eine Schwächung der Gewerk-schaftsbewegung, die die Tories mithilfe eines neuen Gesetzes zu erreichen suchen: Die »Trade Union Bill« stellt den größten Angriff auf die britischen Gewerkschaften seit den Jahren Margaret Thatchers dar. Das Gesetz zielt vor allem darauf ab,

Streiks zu erschweren. Auflage soll unter anderem sein, dass ein geplanter Protest künftig zwei Wochen im Voraus bei der Polizei angemeldet werden muss. Zudem muss jeder Streikposten einen offiziellen Organisator haben, gekennzeichnet durch ein Armband. Wer gegen diese Regeln ver-stößt, soll umgerechnet knapp 26 000 Eu-ro Bußgeld bezahlen. Der folgenreichste Vorschlag aber: Arbeitgeber sollen einen Arbeitsausstand mit angeworbenen Leih-arbeitern unterminieren dürfen. Das ist nichts anderes als der staatlich legitimierte Missbrauch von Leiharbeit. Während also hierzulande die Koalition in Kürze genau dies verbieten will, öffnet Großbritannien der Legalisierung von Streikbrechern Tür und Tor.

DAS GESETZESVORHABEN WIRD auch die Finanzen der Oppositionspartei tref-fen: Labour erhält rund ein Drittel des Parteibudgets von den Gewerkschaften. Diesen Finanzierungsweg wollen die Konservativen deutlich erschweren. Die Arbeitnehmerorganisationen würden da-durch Millionen von Pfund an finanziel-ler Unterstützung verlieren. »Es würde unsere Möglichkeiten, politische Kampag-nen zu finanzieren, deutlich einschrän-ken«, sagt Tony Burke, stellvertretender Generalsekretär von der größten Ge-werkschaft des Landes, Unite.

Burkes Kollege Alex Flynn sagt, dass der offensichtliche Zweck der Trade Union Bill darin bestehe, der organi-sierten Arbeiterschaft Steine in den Weg

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Proteste in London gegen die restriktiven Gesetzespläne der Regierung.

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streiken nicht mehr gewährleistet. Dabei sind die Gewerkschaften bereits heute schwächer als in den meisten anderen westeuropäischen Staaten. Die Zahl der verlorenen Streiktage ist auf einem histo-rischen Tief und die Gewerkschaften haben halb so viele Mitglieder wie noch vor 40 Jahren. Zur zahlenmäßigen Schwäche kommt die Feindseligkeit hinzu, die ihnen von weiten Teilen der Mainstream-Presse entgegenschlägt. »Viele Medien haben eine Sicht der Gewerkschaften, die völlig veraltet ist und in den Konflikten der 1980er-Jahre gründet«, sagt Flynn.

IM GEGENSATZ ZU DEUTSCHLAND ist das Modell der Sozialpartnerschaft in Großbritannien kaum bekannt: Das Ver-hältnis zwischen Arbeitnehmern und -gebern ist hier stärker von Konflikten geprägt. »In Deutschland und Frank-

reich wird die wichtige Rolle der Ge-werkschaften für den Erfolg einer In-dustrie anerkannt«, sagt Flynn – sowohl von den Arbeitgebern als auch von der Regierung. »In Großbritannien haben wir allerdings eine ideologische Feind-seligkeit der konservativen Regierung gegenüber Gewerkschaften.«

DIE ÖFFENTLICHKEIT TEILT diese Vor-behalte allerdings nicht unbedingt, wie der Streik der Assistenzärzte kürzlich zeigte: Eine große Mehrheit der Briten unterstützte deren Entscheid, in den Ausstand zu treten, um für bessere Ar-beitsbedingungen zu kämpfen.

Dennoch können die Gewerkschaften mehr tun, um in der breiteren Bevölke-rung mehr Zuspruch zu finden, sagt Alex Flynn. Zu diesem Zweck startete jüngst eine von der Dachorganisation Trades Union Congress organisierte Ak-

tionswoche: In der sogenannten »Heart-union-Week« wollen die Gewerkschafts-mitglieder der breiteren Bevölkerung zeigen, wie wichtig ihre Arbeit für die gesamte Gesellschaft ist – etwa in Bezug auf Anti-Diskriminierung, anständige Löhne oder Sicherheit am Arbeitsplatz. So hoffen sie, dass der jetzt schon breite Widerstand gegen die Trade Union Bill noch mehr Rückhalt in der Bevölkerung gewinnt.

AUCH IM PARLAMENT regt sich ver-mehrt Unmut gegen das Gesetz. Die Re-gierung befürchtet, dass das House of Lords, das die Bill derzeit debattiert, ge-gen die Vorlage votieren wird. Die dritte und letzte Abstimmung im Oberhaus wird im Frühjahr erwartet.

Peter Stäuber lebt und arbeitet als Korrespondent in London.

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> LESERFORUM

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Neujahrsempfang: 2016 wird ein Jahr voller Herausforderungen

TENDENZEN Krise in der Ölzulieferindustrie

TIPPS Langzeitkrank: Leichtere Regelungen seit Jahresbeginn

Nr. 02 I FEBRUAR 2016 www.igbce.de

Die Frage der FragenDie Energiewende kann nur mit leistungsstarken Speichern gelingen. Doch die gibt es meist noch gar nicht.

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

> Energiewende mit Sinn und Verstand

von Michael Vassiliadis (02/2016)

Dogmatisch

@Während ihres Besu-ches im Kraftwerk

Schwarze Pumpe am 25. Ja-nuar hatte ich Gelegenheit, an einer Diskussionsrunde mit Bundesumweltministe-rin Barbara Hendricks teilzu-nehmen. Es ist erschreckend, wie arrogant und dogmatisch die Ministerin den Wegfall Tausender Arbeitsplätze for-dert, ohne auch nur den Hauch von Ersatz vorweisen zu können. Gerald Feister, per E-Mail

> Her mit dem Speicher!von Bernd Kupilas (02/2016)

Nicht nur jammern

@ Ich freue mich, dass in kompakt die mög-

lichen Speichertechnologien noch einmal vorgestellt wer-den. Was mir aber nicht ge-fällt, ist, dass die Wirtschaft nicht mehr in die Verant- wortung zur Energiewende genommen wird. Wer muss denn die technischen Anla-gen für Power-to-Gas oder Power-to-X bauen? Wer muss

denn das Geld in die Hand nehmen, um Batterien zu entwickeln? Wer kann denn schon seit Jahrzehnten weite-re Pumpspeicher oberirdisch oder auch unter Tage planen? Das sind ja wohl die Unter-nehmen in Bergbau, Chemie- und Energieindustrie.

Power-to-Gas oder -X kann nur mit Leben gefüllt werden, wenn die Unternehmen der chemischen Industrie bereit sind, endlich ihre Chancen zu entdecken und sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden. »Machen, nicht jam-mern!« ist die Devise.

Sven Urbansky, per E-Mail

Risiko beachtenDer Gedanke, über-schüssige Energie in

Form von elektrolytisch er-zeugtem Wasserstoff (Power- to-Gas) zu speichern und bei Bedarf über Brennstoffzellen in elektische Energie zu ver-wandeln, klingt verführerisch. Was ich aber bei diesem Kon-zept vermisse, ist die Über- legung, wie und wo man den Wasserstoff speichern will. Ich möchte jedenfalls nicht im Umfeld einer Einrichtung leben, die bei einem Leck eine Wolke hochexplosiven Knall-gases erzeugen kann. Walter Roth, per Brief > Kein Grund, andere

nicht zu achtenvon Christian Hülsmeier (02/2016)

Zeichen gesetzt

@ Danke für diese tollen Zeilen in einer Zeit, in

der viele nur an den eigenen Vorteil denken und viele Politiker das Thema um die Flüchtlinge gerne als Instru-

ment der eigenen Profilie-rung oder des Stimmenfangs benutzen.

Helmut Hamm, per E-Mail

Klare Aufgabe

@ Ich hoffe, dass die Bergbau- und Chemie-

kollegen (Energie haben wir ja alle) sich deinen Artikel unter das Kopfkissen legen.

Du hast mit wenigen Sätzen unsere Aufgabe umrissen.

Das tun wir denn, und jeder Sympathisant ist herz-lich willkommen in unseren Reihen.

Manfred Schwiebert, per E-Mail

> Schlichtungsergebnis für Werkfeuerwehren in der chemischen Industrie

Super Ergebnis

@ Ich bin bei der Werk-feuerwehr Currenta und

möchte hiermit meine Aner-kennung für eure Arbeit und euer Geschick aussprechen, eine vernünftige Verhandlung und ein super Ergebnis erzielt zu haben.

Jürgen Rothenbücher, per E-Mail

SicherheitsnetzNach 30 Jahren in der Werkfeuerwehr ist mein

Mann sehr zufrieden, dass sein Arbeitsleben nun auch ein Sicherheitsnetz hat bis zur Rente. Glückwunsch an die Verhandlungskommision – weiter in diese Richtung. Der nächste Schritt darf von meiner Seite gern die jungen Feuerwehrleute stärker be-rücksichtigen. Der Gewerk-schaft wird mein Mann über das Arbeitsleben hinaus treu bleiben.

Ewa Schweizer, per facebook

IMPRESSUM

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft

Bergbau, Chemie, Energie

HerausgeberMichael Vassiliadis

Chefredakteur (verantwortlich im Sinne des

Presserechts)Christian Hülsmeier

Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke

Chefin/Chef vom DienstSarah Heidel, Dirk Kirchberg

RedaktionAlexander Reupke, Dr. Ulrike Börger,

Jörg Nierzwicki,Axel Stefan Sonntag

RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-306/-329

Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 Essen

AnzeigenverwaltungNetwork Media GmbH

Bülowstraße 66, Hof D, Eingang D110783 Berlin

Telefon 030 7407316-00 Telefax 030 7407316-75

E-Mail: [email protected]ültige Anzeigenliste Nr. 15 vom 01. 01. 2016

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Nicole Stelzner

Zusendungen: Für unverlangteEinsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:18. 02. 2016

Druckauflage: 640 776 (IV/2015)

Gedruckt auf chlorfreiem Papier

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VOR ORTHonigfarbener BelagDLW Flooring stellt Linoleumböden her

Lücken schließen, Türen öffnenBayer ebnet jungen Flüchtlingen den Weg in die Ausbildung.

Erster Manteltarifvertrag stehtVerhandlungsstand beim Labordienstleister Synlab.

In Walsum geht’s weiterNach monatelanger Insolvenz übernimmt neuer Investor.

Betriebsrat sichert StandardsClariant überführt 1000 Jobs in neue Gesellschaft.

Foto: Christian Burkert

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> VOR ORT DLW FLOORING GMBH

E in warmes Aroma von Leinöl, Holz und Harzen ist allgegen-

wärtig in den Deutschen Lino-leum-Werken, die als DLW Flooring GmbH firmieren. Es entströmt aus dem Herz des weitläufigen Betriebs im niedersächsischen Delmen-horst: Neun mächtige Rühr-trommeln füllen eine Halle mit mäßigem Dröhnen. Drei davon fassen je 4000 Liter Leinöl, die sechs großen ge-

genüber sogar je 8000 Liter. In das erhitzte Leinöl wird hier 130 Grad heißes Baum-harz eingefüllt und unter Rühren wird die Rohmasse darin immer zähflüssiger. Die Trommeln brauchen als Antrieb 3,3 Kilovolt Mittel-spannung, ihre Kraft lässt die Wände wackeln.

In verbeulten Metallwagen liegen honigfarbene Baum-harze bereit. Sie sehen aus wie überdimensionale Bern-

steinbrocken, sind aber ganz leicht. Schichtführer Axel Grahl setzt die Schutzbrille auf, bevor er drei Wagen nacheinander an eine Rühr-trommel manövriert und an-kuppelt, den runden Deckel der Trommel öffnet und die Harze hineinkippt. Jedes Mal steigt warmer Staub em-por, der sich überall als dünne klebrige Schicht ab- setzt – trotz einer saugkräf- tigen Lüftungsanlage, aus der

die Abluft in die thermische Nachverbrennung geht.

GESPEIST werden die Rühr-trommeln aus zehn hausho-hen Leinöltanks mit jeweils 100 000 Litern Fassungsver-mögen. »Ein Tank reicht für eine Woche«, erklärt Betriebs-ratsvorsitzender Frank Hejna. DLW ist der einzige Lino- leumproduzent in Deutsch-land, 60 Prozent der Ware wird im Inland verkauft,

Der Duft von LinoleumDER BUNDESWEIT EINZIGE PRODUKTIONSSTANDORT für Linoleumböden liegt in Delmenhorst: Bei den Deutschen Linoleum-Werken ist nach überstandener Insolvenz der Neustart gelungen.

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»Wir arbeiten unter bergwerksähnlichen Bedingungen: Es ist warm, staubig, dunkel und wir haben schwer zu schleppen – wenn auch nicht alles auf einmal.«

Frank HejnaBetriebsratvorsitzender

40 Prozent in alle Welt. »Von den Anlagen her könnten wir noch 30 Prozent mehr her-stellen, die Mitarbeiter haben wir aber leider nicht mehr«, sagt Hejna. Produktion und Belegschaft waren unter dem US-amerikanischen Mutter-

konzern Armstrong immer weiter zurückgegangen, bis im vergangenen Jahr die In-solvenz unausweichlich war. Im Juni hat die niederländi-sche Fields Group DLW über-

nommen und nach 15 Jahren erstmals wieder schwarze Zahlen geschrieben.

»Mit dem neuen Investor haben wir einen guten Start gehabt«, meint Frank Hejna. Und sein Betriebsratskollege Volker Havekost ergänzt:

»Mein Eindruck ist, dass Europäer anders mit ihren Mitarbeitern umgehen als Amerikaner.« Nach vielen Schrumpfkuren sind heute noch 262 Mitarbeiter in Del-

menhorst und 371 am deut-schen Hauptsitz in Bietig-heim-Bissingen tätig.

BEIDE WERKE haben eine Standortgarantie für fünf bis sieben Jahre bekommen, aus-gesetzte Tariferhöhungen und Betriebsvereinbarungen wer-den nachgeholt, die Gewinne reinvestiert. Nach dreijähriger Pause werden in Delmen-horst auch wieder fünf Indus-triemechaniker, Energieelekt-roniker und Maschinenführer ausgebildet.

Um nach der Insolvenz die Lager wieder zu füllen, muss-te sogar zeitweilig eine vierte Schicht am Samstag gefahren werden. Aber: Einige Kündi-gungsschutzverfahren aus der Insolvenzzeit sind noch nicht abgeschlossen und an ein Aufstocken der Belegschaft ist bisher nicht zu denken.

In Delmenhorst läuft der-zeit immer nur einer von drei Kalandern, in denen ver-schiedene Walzen den Lino-leumrohstoff auf zwei Meter breite Jutebahnen pressen. Bis es so weit ist, muss dieser »Linoleumzement« aber rei-fen: Aus den neun Rührtrom-meln kommen schlabbrige braune Rohmassenstücke heraus, die »Elefantenfüße« heißen und tatsächlich so aus-sehen. Sie werden mit Holz-mehl bestäubt und warten in Lagerhallen darauf, zu oxidie-ren und fest zu werden.

Nach zwei Wochen sind sie reif für den Mischgang: In einer Mühle werden sie ge-schreddert, mit Holzmehl, Kreide, Korkpulver aus der eigenen Korkmühle, Farbe und anderen Zusätzen ver-setzt. Das Ganze wird in ei-nem »Wurstmacher« geknetet und gewalzt, bis es als geschmeidig-bröckeliger Teig fertig ist für die Verarbeitung im Kalander.

DER LINOLEUMBODEN »Li-nea« mit Holzoptik wird zum Beispiel im kleinsten der drei Kalander gefahren, der auch für Spezialitäten wie Sportbo-denbeläge geeignet ist. Kom-men die fertigen Linoleum-bahnen aus dem Kalander, müssen sie noch in die Reife-kammer: 15 Meter tief hän-gen die engen Schlaufen der Bahnen darin. Bei 80 Grad Celsius reift »Linea« 21 Tage, manche Produkte auch län-ger. »Wir haben hier eine extravagante und langwierige Produktion«, sagt Frank Hej-na. »Für die wartungsinten-siven Anlagen werden auch die eigene Schlosserei und Elektrowerkstatt beibehalten.«

»Linea« mit der Holzoptik ist der Vorläufer für eine Welt-neuheit: Unter dem Namen »Nature Core« hat DLW die erste Linoleumplanke mit aufgedrucktem Holzdesign herausgebracht. »Der Absatz läuft gut an«, berichtet Frank Hejna. »Damit können wir einen ganz neuen Markt er-schließen.« Karen Roske

1 | NACHGEMESSENKersten Frömming prüft die Dicke des Linoleums. 2 | GUT GERÜHRTAxel Grahl schüttet Baumharz in Rührtrommeln, in denen Leinöl bei 130 Grad gekocht wird.

3 | ALLES GLATTPeter Schwarz überwacht an der Poliermaschine die durchlaufenden Linoleum-bahnen.3

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Aus drei Delmenhorster Linoleumfabriken gingen 1926 die Deutschen Linoleum-Werke (DLW) hervor. 1938 verlegte DLW den Hauptsitz nach Bietigheim. Bodenbeläge aus Vinyl, Nadelvlies und PVC erweiterten die Produktpa-lette. Zu Spitzenzeiten hatte DLW mehr als 630 Mitarbei-ter alleine in Delmenhorst und machte eine Milliarde Mark Umsatz. 1998 wurde DLW Teil von Armstrong Industries, einem der größ- ten Bodenbelagshersteller weltweit aus den USA. Im Juni 2015 übernahm die niederländische Fields Group den Betrieb im Zuge einer übertragenen Sanierung.

DAS UNTERNEHMEN

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> VOR ORT AKTUELLES

Lange Zeit sah es düster aus für Walsum Papier (früher Norske Skog):

Im Juni 2015 hatte das nor-wegische Unternehmen über- raschend angekündigt, das Werk in Duisburg-Walsum schließen zu wollen; noch am selben Tag wurde die Insol-venz angemeldet. Alle Arbeits-plätze standen von heute auf morgen auf dem Spiel.

Norske Skog gab mit einer weltweit verbreiteten Meldung bekannt, Walsum Papier kön-ne ab sofort nicht mehr lie-fern. Wenn der Betriebsrats-vorsitzende Jürgen Strauß sich an diesen Tag erinnert, regt er sich auch heute noch auf. »Gegen eine solche Meldung anzuarbeiten – die ja noch nicht mal stimmte –, ist ex-trem schwierig«, sagt Strauß, »aber unsere Produktion stand nicht einen Tag still.«

MIT DEM INSOLVENZVER-WALTER habe man richtig viel Glück gehabt, sagt Strauß weiter, dieser sei von Anfang an an der Erhaltung des Betriebes interessiert gewese

In Walsum geht’s weiterDUISBURG | Nach monatelanger Insolvenz übernimmt neuer Investor

und habe zielgerichtet darauf-hin gearbeitet.

Nach einigen Gesprächen mit möglichen Investoren folgte das, was der Todesstoß für den von Kunden und Liefe-ranten geschätzten Betrieb hät-te sein können: Walsum Papier sollte die EEG-Beihilfe nicht mehr erhalten, denn als »Un-ternehmen in Schwierigkei-ten«, wie es im EU-Beihilfe- gesetz heißt, hätte es die Be-freiung nicht mehr in An-spruch nehmen dürfen. Zur Insolvenz wären so Zahlungen in Höhe von gut zwei Mil- lionen Euro pro Monat auf den Betrieb zugekommen – eine absurde wie aussichtslose Situation.

Dank der schnellen und umsichtigen Hilfe von Bun-deswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, dem Duisburger SPD-Bundestagsabgeordneten Mahmut Özdemir und dem IG-BCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis konnte der Betrieb mit 270 Arbeitsplätzen gerettet werden. »Sigmar Gabriel hat sich intensiv gekümmert und so die Zukunft von der Papier-

fabrik Walsum mitgesichert«, sagt Vassiliadis, »es ist schön zu sehen, dass unser Bundes-wirtschaftsminister auch ein Auge auf unsere mittelständi-schen Betriebe hat.« Und fügt hinzu: »Von Walsum geht ein ganz starkes Zeichen der ge-werkschaftlichen Solidarität in die Republik.«

DIE ZUVERSICHT und uner-müdliche gemeinsame Arbeit der Belegschaft, des Betriebs-rates und der örtlichen Ge-schäftsführung haben sich ausgezahlt: Mit Green Ele-phant übernimmt ein finanz-kräftiger Investor das Werk.

»Wir sind Walsumer; aufge-ben kam für uns nicht infra-ge«, resümiert der Betriebsrats-vorsitzende Jürgen Strauß die vergangenen Monate. Auch Gewerkschaftssekretär Hans Reitzig zieht eine positive Bi-lanz. »Eine solche Situation kostet einen den letzten Nerv«, sagt er, »aber es erfüllt einen auch mit Stolz, wenn man dazu beitragen konnte, so viele Arbeitsplätze zu sichern.«

Dirk Kirchberg

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Tarifmeldungen

ENERGIE | Die Tabellenver-gütungen der Beschäftigten in den Unternehmen der TG Energie werden ab 1. Februar 2016 um 2,5 Prozent erhöht.Der neue Tarifvertrag läuft bis 31. Januar 2018. Zum nächst- möglichen Zahlungszeitpunkt erfolgt eine einmalige Zahlung von 750 Euro. Auszubildende erhalten 250 Euro. Im Jahr 2017 werden mindestens 120 Auszubildende unbefristet übernommen. Sofern 2017 die Preissteigerungsrate der Lebenshaltungskosten 1 Pro-zent übersteigt, werden die Tarifvertragsparteien Ver-handlungen aufnehmen.

WOHNUNG I | Für die Be- schäftigten der HVG Grün- flächenmanagement GmbH erhöhen sich die Entgelte zum 1. Februar 2016 um 2,3 Pro- zent. Die Ausbildungsver-gütungen betragen im ersten Ausbildungsjahr 750 Euro, im zweiten 850 Euro, im dritten 900 Euro. Der Bochumer Verband wird für alle (ohne Azubis und geringfügig Be- schäftigte) 2016 einmalig mit zusätzlich 100 Euro gespeist und ein Demografie-Topf mit 100 Euro/FTE/Jahr gebildet.

WOHNUNG II | Für die Beschäftigten der Marienfeld Multimedia GmbH erhöhen sich die Vergütungen zum 1. Februar 2016 um 2,5 Pro- zent. Alle, die einen beste-henden Altersvorsorgevertrag mit der Allianz Pensionskasse haben oder bis Ende Februar einen solchen beantragt haben, bekommen in diesem Jahr einen Zuschuss in Höhe von 100 Euro. Es wird zudem ein Demografie-Topf mit 100 Euro/FTE/Jahr gebildet.

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Sprechen geht schon sehr gut, aber deutsch schreiben ist ziemlich

schwer. Da sind sich Fatima Mohammada Sadiq aus Af-ghanistan und Zenagebriel Tekle Brhane aus Eritrea einig. »Grammatik macht Stress, vor allem komplizierte Sätze mit Konnektoren«, sagt der 28-jährige Brhane und die 23-jährige Sadiq ergänzt: »Ich muss besonders das Passiv trainieren.«

Fünf Stunden täglich üben beide in ihrem Deutschkurs, um das Niveau »B2« nach dem Gemeinsamen Europä-ischen Referenzrahmen für Sprachen zu erreichen und damit eine wichtige Etappe zum Berufsziel. Sadiq möchte Technikerin werden, Brhane Kfz-Mechatroniker. Die Aus-bildung möchten sie am liebsten bei Bayer machen, das Unternehmen kennen sie von ihrem Deutschunterricht.

SADIQ UND BRHANE gehö-ren zu den ersten 20 Flücht-lingen, die im Herbst 2015 bei Bayer einen Aufbaukurs begonnen haben. In einem dreimonatigen Sprachkurs sollen Teilnehmer zwischen 18 und Ende 20 ihre Deutsch-kenntnisse so verbessern, das sie realistische Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Das Zertifikat »B2« gilt als Voraus-setzung für eine gewerblich-technische Berufsausbildung. Nach dem Test erwartet sie eine vierwöchige Praxishos-pitation im Chempark Lever-kusen. In der Zeit können sie den Azubis aller Bereiche über die Schulter gucken und nebenbei Kontakte knüpfen. Zusätzlich gibt es im An-

»Mit unserem Ausbildungspro-gramm fangen wir da an, wo der Staat aufhört«: Bayer-Gesamtbetriebs-ratsvorsitzender Oliver Zühlke (Mitte) mit Fatima Mo-hammada Sadiq und Zenagebriel Tekle Brhane.

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schluss daran für zehn Kandi-daten Plätze im einjährigen »Starthilfe«-Programm von Bayer, das im Rahmen der »Start in den Beruf«-Initiative von IG BCE und BAVC läuft. Berufsschule, Praxistage und ein Kulturpädagoge sollen sie dann konkret auf eine Aus-bildung vorbereiten.

»WIR WOLLEN nachhaltig helfen, dass sie einen Fuß in die Tür bekommen«, er-klärt Oliver Zühlke, Gesamt-betriebsratsvorsitzender bei Bayer. »Mit dem Aufbaukurs

Lücken schließen, Türen öffnenLEVERKUSEN | Bayer ebnet jungen Flüchtlingen den Weg in die Ausbildung

fangen wir da an, wo der Staat aufhört.« Deutschunterricht gibt es meist nur bis zum Sprachniveau »B1«. Da lag es für Betriebsrat und Firmen-leitung nahe, genau dort an-zusetzen.

»Wir haben uns gefragt, welchen Beitrag wir leisten können – und Integration heißt zuerst Spracherwerb und dann Arbeit«, sagt Dirk Pfenning, bei Bayer verant-wortlich für die Berufsausbil-dung, der das Projekt betreut. »Neben der Hilfe denken wir langfristig aber auch an

Fachkräfte.« Gemeinsam mit lokalen Bildungs- und Hilfs-einrichtungen sprechen sie gezielt Flüchtlinge mit guten sprachlichen Vorkenntnissen und Interesse an einer Ausbil-dung an und ermutigen sie, sich für den Aufbaukurs zu bewerben. Da der Sprung von »B1« zu »B2« in so kurzer Zeit gewaltig ist, gibt es schon vor-ab einen Sprachtest. Wer an der »Starthilfe« teilnehmen möchte, muss nach dem Auf-

baukurs zudem den üblichen Einstellungstext für Ausbil-dungsplatzbewerber absol-vieren.

AUCH SADIQ UND BRHANE wollen nach ihrem Aufbau-kurs gern die einjährige Aus-bildungsvorbereitung mitma-chen. Erstmal steht aber die Sprachprüfung an. »Ich lese als Training oft Bücher und höre deutsches Radio«, sagt Sadiq, die seit fast drei Jahren in Deutschland lebt und auch mal von ihren Nach-barn Unterstützung beim Ler-

nen bekommt. Brhane, der vor 2,5 Jahren kam, hört ebenfalls viel Radio und hat sich für die Vormittage noch selbst einen Nachhilfekurs organisiert. Trotz des Tempos und Prüfungsdrucks macht das Lernen Spaß, sagen beide. Konnektoren und Passiv viel-leicht etwas weniger. »Aber Dialoge übe ich gern«, meint Brhane. »Ja, diskutieren ist schön«, ergänzt Sadiq.

Dagny Moormann

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> VOR ORT AKTUELLES

Das Angebot der Arbeitgeber: eine Frechheit.

Im Tarifkonflikt mit der Aeno-va Haupt Pharma Münster

GmbH hat sich die Lage weiter zugespitzt. Rund 150 Mitarbei-ter und damit zwei Drittel der Belegschaft trafen sich Mitte Februar zu einem ersten von der IG BCE initiierten Warn-streik vor dem Werk.

Neben einer angemessenen Einkommenserhöhung steht die Forderung auf Rückkehr zur 37,5-Stunden-Woche im Zentrum der Verhandlungen. Dazu ist die Geschäftsfüh-

Zäher Tarifkonflikt MÜNSTER | Weil die Verhandlungen stocken: erste Warnstreiks bei Aenova Haupt Pharma

rung bis-her nicht bereit. »37,5 Stunden pro Woche sind ge-nug«, sagt IG-BCE-Verhand-lungsfüh-rer und Be- zirksleiter

in Münster-Bielefeld Frank Seeliger und betont: »Wenn es nicht in Frieden durch Ver-handlungen geht, dann eben im Streit durch Streik!«

Der Hintergrund: Vor 13 Jah- ren wurde bei der Aenova Haupt Pharma in Münster aus einer Notsituation heraus die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich vereinbart – um das Unternehmen und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Dieses Ziel wurde dank der Bereitschaft der

Belegschaft, auf Einkommen und Freizeit zu verzichten, er-reicht. »Ich kann das Verhal-ten der Arbeitgeberseite nicht nachvollziehen. Das Unter-nehmen schreibt seit Jahren wieder tiefschwarze Zahlen. Es ist die logische Konsequenz zu der Arbeitszeit zurückzu-kehren, die bis 2003 galt«, sagt der Betriebsratsvorsitzende Jo-sef Weiligmann, gleichzeitig Mitglied der Tarifkommission.

Nach der Androhung von Warnstreiks folgte jetzt zu-nächst ein Angebot der Ar-beitgeberseite. Das stellte sich jedoch als unzureichend heraus und wurde von der Tarifkommission rund um Verhandlungsführer Seeliger abgelehnt. »Das Angebot war eine Frechheit für alle Mitar-beiter und Mitarbeiterinnen«, so Seeliger.

Die Verhandlungen laufen bereits seit September 2015.

Leo Kölzer

Die etwa 1000 Beschäftig-ten der neuen Clariant-

Tochtergesellschaft Plastics & Coatings im Industriepark Höchst können aufatmen: Die vom Betriebsrat und der IG BCE mit der Geschäftsfüh-rung ausgehandelten Kondi-tionen der Übernahme stellen sicher, dass es zu keinen Ver-schlechterungen bei den Ent-gelten und den Arbeitsbedin-gungen kommt.

Nach Auskunft des Be-triebsratsvorsitzenden Kai-Uwe Hemmerich werden die Tarifbindung, die betriebliche

Betriebsrat sichert StandardsFRANKFURT | Clariant überführt 1000 Jobs in neue Gesellschaft

Altersversorgung und die Arbeitsverträge fortgeführt. »Die Geschäftsführung hat ihr Wort gehalten. Die entspre-chenden Bedingungen blei-ben unberührt. Das wurde in den sehr konstruktiven Ver-handlungen durch den Ab-schluss einer Überleitungsver-einbarung gesichert.« IG BCE und Betriebsrat konnten zu-dem im Tarifvertrag festschrei-ben, dass es auch künftig nur einen Betriebsrat für die deut-schen Gesellschaften geben wird, der die Interessen der Belegschaft vertritt.

Bei den Beschäftigten hatte die Ende Juli 2015 angekün-digte Überführung des Ge-schäftsbereichs in eine eigen-ständige Tochter für Auf- regung gesorgt. Zwei Drittel der 1500 Mitarbeiter am Standort Höchst arbeiten in diesem Bereich. Plastics & Coa-tings ist ein wichtiger Bereich von Clariant. Er generiert über 40 Prozent des Umsatzes. Die neue Tochtergesellschaft wird an fünf von 14 Produktions-standorten in Deutschland vertreten sein. Norbert Glaser

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Tarifmeldungen

WOHNUNG III | Die Beschäf-tigten der Skibatron Mess- und Abrechnungssysteme GmbH erhalten zum 1. Feb- ruar 2016 2,5 Prozent mehr Geld, die Ausbildungsver-gütungen betragen im ersten Ausbildungsjahr 700 Euro, im zweiten 800 Euro und im dritten 850 Euro. Alle, die einen bestehenden Alters-vorsorgevertrag mit der Allianz Pensionskasse haben oder bis Ende März einen solchen beantragt haben, bekommen einen Zuschuss in Höhe von 300 Euro. Zudem wird ein Demografie-Topf mit 100 Euro/FTE pro Jahr gebildet.

WASSER | Die Beschäftig-ten der Südsachsen Wasser GmbH, des RZV Wasserver-sorgung Bereich Lugau-Glau-chau, des Zweckverbandes Wasser/Abwasser Plauen und des Ausbildungsverbundes Versorgungswirtschaft Südsachsen gGmbH erhalten zum 1. Januar 2016 2,9 Pro- zent mehr Geld und einmalig 70 Euro, die Auszubildenden-vergütung wird um 40 Euro pro Monat und der Urlaub für Auszubildende auf 28 Tage angehoben, die Laboranten der Südsachsen Wasser GmbH erhalten einen Samstagszu-schlag von 30 Prozent. Ab 1. Februar 2017 bekommen die Beschäftigten 2,4 Pro- zent mehr Geld, außerdem werden die Auszubildenden-vergütung, die Rufbereit-schaftspauschale, die Schicht- zulage und die Wechsel-schichtzulage erhöht. Ver- tragsende: 28. Februar 2018.

Ausführliche Informationen unter: www.igbce.de/tarife

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Erster Manteltarifvertrag stehtNÜRNBERG/LEINFELDEN | Abschluss beim Labordienstleister Synlab/Verhandlungen in Baden-Württemberg laufen noch

Endlich kommt Bewe-gung in die Manteltarif-verhandlungen, die seit

vielen Monaten an bundes-weit mehreren Standorten des Labordienstleisters Syn-lab stattfinden: Seit Anfang Februar steht in Bayern der erste Manteltarifvertrag für die Arbeitnehmer in den Me-dizinischen Versorgungszent-ren Weiden, Nürnberg und Augsburg.

Die hier rund 510 Beschäf-tigten können sich jetzt auf klar geregelte Arbeitszeiten

verlassen. »Außerdem profi-tieren sie erstmals verbindlich von einem fest vereinbarten Weihnachtsgeld ohne Öff-nungsklausel. Neu sind zu-sätzliches Urlaubsgeld und ein für alle bayrischen Stand-orte geltender Katalog mit Zu-lagen und Zuschlägen«, sagt Rainer Hoffmann, Gewerk-schaftssekretär in Weiden und zugleich Verhandlungsführer in Bayern.

DIE GESPRÄCHE zogen sich lange hin, schon vor andert-

halb Jahren haben Beschäf-tigte in Augsburg erstmals ei-nen Betriebsrat gewählt. Eine große Herausforderung der nach und nach gebildeten Ta-rifkommissionen war es, dass mit der schnellen Expansion der Synlab-Gruppe Tätigkei-ten, Arbeitszeiten und -bedin-gungen an fast allen Stand-orten höchst unterschiedlich beurteilt beziehungsweise ge-handhabt wurden. »Das be-deutet teilweise unterschied-liche Bezahlung bei gleichem Job«, sagt der für Augsburg zuständige Gewerkschaftsse-kretär Jonas Lang. Aus diesem Grunde sieht die IG BCE den jetzt abgeschlossenen Man-teltarifvertrag auch nur als Anfang.

NOCH WARTEN auf ein solches Vertragswerk müssen allerdings die rund 300 Ar-beitnehmer in den baden-württembergischen Stand- orten Leinfelden und Eppel-heim. Länger als geplant, denn jüngst hatte hier die IG BCE die Verhandlungen sogar ausgesetzt. Der Grund: »Die Forderung des Arbeit- gebers, als Grundlage für wei-

Der Druck der Beschäftigten bringt

Bewegung in die Verhandlungen beim

Labordienstleister Synlab.

tere Gespräche eine Friedens-pflicht zu akzeptieren, lehnen wir entschieden ab«, so Frank Hessler, der baden-württem-bergische IG-BCE-Verhand-lungsführer. Und ergänzt: »Urlaubsgeld in Leinfelden gerade einmal um einen Euro pro Tag erhöhen zu wollen – das ist Ironie und eine Frech-heit.«

Um den Druck zu erhöhen, organisierte der IG-BCE-Be-zirk Stuttgart jüngst drei Pro-testkundgebungen. Mit gro-ßer Resonanz: Gut 140 von 220 in Leinfelden beschäftig-ten Arbeitnehmern nahmen daran teil, richteten an die Geschäftsleitung schrille Pfiffe und klare Unmuts- äußerungen.

ENDE FEBRUAR wurden die Gespräche der Südwest-Tarif-parteien wieder aufgenom-men. Wann es hier aber zu einer Einigung kommen wird, stand zum Redaktionsschluss dieser kompakt-Ausgabe noch nicht fest. Auch Be-schäftigte anderer Synlab-Standorte warten noch auf einen Abschluss.

Axel Stefan Sonntag

Auch für die rund 220 Synlab-Mitarbeiter in Weiden gilt künftig ein Manteltarifvertrag. Über den Verhandlungsablauf informierten (von links) Josef Ippisch, Vertreter der Arbeitnehmer Weiden, Rainer Hoff-mann und Hans-Wolfgang Schultis, Vertreter des Arbeitgebers.

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Foto: Bezirk Stuttgart

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> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG

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Zukunft gestaltenGAGGENAU | Zu einem direkten Gedankenaustausch be-suchte Gabriele Katzmarek (MdB) den »Arbeitskreis Murg-täler Betriebsräte«, ein Zusammenschluss von Arbeit- nehmervertretern der in der Region ansässigen Papierindus-trie. Im Mittelpunkt standen Wirtschaftsthemen, etwa die Situation von Leiharbeit und Werkverträgen in den Betrie-ben. Katzmarek versprach Regelungen, die das Bundes- arbeitsministerium derzeit vorbereite. »Es kann doch nicht sein, dass Kollegen über Jahre hinweg faktisch im selben Betrieb arbeiten, aber ständig in Unsicherheit über die Zukunft ihres Arbeitsplatzes leben müssen.«

Zudem diskutierten die Betriebsräte die bevorstehende Di-gitalisierung der Arbeitswelt. Bezirksleiter Karsten Rehbein machte klar: »Jetzt muss es darum gehen, die Möglichkeiten der Mitbestimmung zu nutzen, um die zukünftigen Arbeits-plätze zu gestalten.« In diesem Zusammenhang begrüßten die Arbeitnehmervertreter die Entscheidung, die Carl-Benz-Schule mit 337 400 Euro zu fördern, um diese zur »Lern-fabrik 4.0« weiterzuentwickeln. Für die Investition hatten sich Gabriele Katzmarek und Ernst Kopp (MdL) starkgemacht.

Zurück ins GewerkschaftshausSTUTTGART | Der Landesbezirk kehrt Ende März wieder in das umgebaute und sanierte DGB-Haus an der Willi-Bleicher-Straße 20 zurück. Nach Ab-schluss der rund zweijährigen Bau-phase stehen im gesamten Gebäude nun zusätzliche Sit-zungssäle und ein zweiter Eingangsbereich zur Verfügung. Die bestehenden Telefon-, Telefax- und E-Mail-Kontakte bleiben unverändert.

Pro AltersteilzeitMANNHEIM | kompakt-Serie Vertrauensleute (2)

Die im Spätjahr stattfinden-den Vertrauensleute-Wahlen begleitet der Landesbezirk Ba-den-Württemberg eigens mit einer Serie: Monat für Monat stellen wir das Engagement aktiver Vertrauensleute vor.

Jahrelang brachte die Be-triebsvereinbarung zur Alters-teilzeit den Beschäftigten des Automobilzulieferers Hut-chinson Sicherheit. Umso mehr wunderten sich 2014 die rund 320 Arbeitnehmer darüber, dass die Geschäfts-führung die Regelung kündig-te. Als »zu teuer« lehnte man das zuvor eingereichte Verlän-gerungspapier des Betriebs-rats ab.

»Das war Anlass für unser neu gegründetes Gremium, uns einzumischen«, sagt Noëmi Baab, die Vorsitzen- de der Vertrauensleute. Die Arbeitnehmervertreter haben schnell eine Unterschriftenak-tion gestartet, »da es de facto keine Altersteilzeit mehr gab«,

legt Baab den Finger in die Wunde. Zentral auf einer Be-triebsversammlung, aber auch in Einzelgesprächen an vielen Arbeitsplätzen haben sie Un-terstützung gesucht. »Selbst die Jüngeren zeigten sich soli-darisch, machten mit. Das hat uns positiv überrascht.«

Am Ende des Tages: ein gro-ßer Erfolg. Die Vertrauens- leute übergaben 201 Unter-schriften – fast zwei Drittel der Belegschaft – an den Ge-schäftsführer. »Mit diesem Rückhalt hatte er nicht gerech-net. Und gleich einen Ge-sprächstermin angesetzt«, sagt Noëmi Baab.

Die Verhandlungen um eine Neuauflage der Altersteilzeit ziehen sich zwar noch hin, »derzeit ist der Abstand zu der bisherigen Regelung nicht akzeptabel«, beobachtet die 34-Jährige. Doch die zwölf Vertrauensleute wollen am Ball bleiben – und gegebenen-falls erneut dafür kämpfen.

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Zwischen Mai und Oktober werden im Landesbezirk 114 Ver-trauensleute-Gremien mit insgesamt 1317 gewerkschaftlichen Vertrauensleuten neu gewählt (Stand: 2015). Die Abstimmungen finden als Teil der bevorstehenden Organ-wahlen vor dem Gewerkschaftskongress-Jahr 2017 statt.

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Dank der Vertrauensleute um Noëmi Baab (rechts) verhandeln Ge-schäftsführung und Betriebsrat eine Neuauflage der Altersteilzeit.

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Für Gute Arbeit ohne AusnahmenLUDWIGSBURG | Neujahrsempfang mit DGB-Bundesvorstandsmitglied Stefan Körzell

»Gute Arbeit nur für einige, das ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar«: Mit kla- ren Worten äußerte sich Lan-desbezirksleiterin Catharina Clay beim 5. Neujahrsemp-fang des Landesbezirks Baden-Württemberg und des Bezirks Stutt-gart. Die Veranstal-tung stand unter dem Motto »Gute Arbeit ohne Ausfahrt«.

Clay forderte die Politik dazu auf, »den Betriebsräten endlich die Mitbestimmung bei Leiharbeit und Werk-verträgen zu ermög- lichen«. Der Anteil der atypisch Beschäftigten sei mit 21 Prozent (2014; 1994: 14 Pro-zent; Quelle: Destatis) schon jetzt deutlich zu hoch. »Das wider-spricht dem gewerk-schaftlichen Verständ-nis einer humanen Arbeitswelt. Da brau-chen wir endlich klare gesetzliche Regelun-gen, um den Missbrauch ein-zudämmen.«

VOR MÖGLICHER Aushöh-lung des deutschen Steuer-, Sozialpartnerschafts- und So-zialversicherungssystems

durch die vierte industrielle Revolution warnte Bezirks- leiter Andreas Klose: »Wenn Cloud- und Crowdworking digitale Tagelöhner schafft, stehlen sich die Arbeitgeber aus ihrer Verantwortung. Des-

halb müssen wir über eine an die Produktivität gekoppelte Maschinensteuer sprechen, mit der wir das deutsche Sozialpartner- wie Sozialver- sicherungssystem weiterent-wickeln. Industrie 4.0 muss

Die Staatssekretäre Peter Hofelich (ganz links) und Marion von Wartenberg (ganz rechts) loben gemeinsame Projekte mit der IG BCE (Foto oben links). Stefan Körzell (Foto oben rechts): »Digitalisierung zum Anlass nehmen, soziale Errungenschaften zu verteidigen.« Andreas Klose (Foto unten links): »Wir müssen über eine an die Produk-tivität gekoppelte Maschinensteuer sprechen.« Catharina Clay (Foto unten rechts): »Wie wir arbeiten, entscheidet wesentlich mit darüber, wie wir leben.«

in Arbeiten 4.0 münden«, so Kloses Forderung.

»GUTE ARBEIT MUSS für alle gelten. Dort, wo sich Unternehmen Tarifverträgen verweigern, haben wir seit

einem Jahr den Mindestlohn. Er wirkt und darf nicht durch weitere Ausnahmen, auch nicht für Flüchtlinge, verwäs-sert werden«, ergänzte Gast-redner Stefan Körzell, Mit-glied des geschäftsführenden

DGB-Bundesvorstandes. Dass der Südwesten bei der Um-setzung von Guter Arbeit 2016 erheblich weiter gekom-men sei als noch 2011, unter-strichen gleich zwei Staatsse-kretäre in ihren Grußworten.

Peter Hofelich, Staats-sekretär im Ministe- rium für Finanzen und Wirtschaft, ver-wies beispielhaft auf das Landestariftreue-gesetz, das Bildungs-zeitgesetz und den In-dustriedialog.

DASS JETZT auch die Privatwirtschaft ihren sozialen Verpflich-tungen nachkommen müsse, betonte Ma- rion von Wartenberg, Staatssekretärin im Kultusministerium:

»Wenn junge Men-schen den Einstieg in das Berufsleben nur auf dem Weg der Leih-arbeit finden, wälzen Arbeitgeber einen Teil ihres unternehmeri-

schen Risikos auf die Ar- beitnehmer ab. Dies ist für junge Beschäftigte eine pre-käre Situation. Gleichzeitig beklagt man den Fachkräfte-mangel. Das ist so nicht ak-zeptabel.«

Rund 100 Gäste folgten der Einladung der IG BCE (links). Andreas Klose und Catharina Clay begrüßen DGB- Bundesvorstands-mitglied Stefan Körzell (rechts, von links).

Fotos (6): Thomas Kienzle

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> VOR ORT BAYERN

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Halbzeit FrauenwerbeaktionMÜNCHEN | Halbzeit: Noch bis Ende April läuft die Frauen-Werbeaktion »Schlüssel zum Erfolg«. Gewerkschafterinnen sind aufgerufen, ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen mit ihren guten Argumenten von einer Mitgliedschaft in der IG BCE zu überzeugen. Unter den besten Werberinnen

im Landesbezirk wird ein straßentaugliches Trekking-Fahrrad verlost. Und für die übrigen erfolgreichen Werbe-rinnen gibt es eine andere schöne Überraschung, die der Gesundheit dient. Mehr Infos: www.bayern.igbce.de

»Das ist der Gipfel«MÜNCHEN | Zwei besondere Tage geben im März wieder An-lass, verstärkt in den Betrieben und der Öffentlichkeit darauf hinzuweisen, dass es immer noch an der tatsächlichen Gleich-stellung von Frauen und Männern hapert: Der Internationale Frauentag am 8. März sowie der »Equal Pay Day«, der heuer auf den 19. März fällt. Da Frauen in Deutschland durch-schnittlich immer noch 22 Prozent weniger selbst verdientes Geld in der Tasche haben als Männer, markiert der »Equal Pay Day« den Tag, bis zu dem Frauen quasi unentgeltlich arbeiten. Die DGB-Frauen in Bayern nehmen auch diesen Fakt zum Anlass, um zum »Frauengipfel« ins Münchner Gewerkschaftshaus einzula-den. Diskutiert werden soll der aktuelle Stand in Sachen Gleichstellung in Bayern, dar-über, welche Hürden Frauen überwinden müssen und wel-che Maßnahmen in die fal-sche Richtung gehen. Anschließend geht es im großen Demonstrationszug zum Aktionstag auf den Münchner Marienplatz. Mehr Infos unter: www.bayern.igbce.de

Werberhitparade20 Aufnahmen: Mehmet Nacioglu (Enka, Obernburg); 12 Aufnahmen: Murat Karademir (Swiss Caps); 10 Aufnah-men: Roland Berninger (ICO, Obernburg); 7 Aufnahmen: Wolfgang Semler (SMP, Neustadt); 6 Aufnahmen: Radek Fiala (Schott, Mitterteich), Fritz Gress (SMP, Neustadt), Alexander Köstler (SMP, Neustadt), Frank Wächter (Papier-fabrik Louisenthal); 5 Aufnahmen: Michael Fellner (Oechs-ler, Weißenburg), Karoline Günther (SMIA, Michelau), Norbert Lechermann (SMP, Neustadt).

Neues Gesetz in SichtINGOLSTADT | Fachtagung zu Leiharbeit und Werkverträgen

Im Koalitionsvertrag von SPD und Union steht die Aufgabe schwarz auf weiß: ein neuer Umgang mit Leiharbeit und Werkverträgen. Einen viel dis-kutierten Entwurf dazu legte Bundesarbeitsministerin And-rea Nahles bereits im Novem-ber vor. Ihr Ziel: Im Januar 2017 soll das neue Gesetz in Kraft treten.

Aber was genau wird sich in den Betrieben überhaupt än-dern? Und wie kämpft die Politik gegen Missbrauch? Wichtige Fragen zu einem wichtigen Thema auf der in-dustriepolitischen Fachtagung der IG BCE Anfang Februar. Entsprechend hochkarätig be-setzt war die mit 80 Teil- nehmern gut besuchte Veran-staltung: Anette Kramme, par-lamentarische Staatssekretärin bei der Bundesarbeitsministe-rin, kam ebenso wie Stefan Mößner, Geschäftsführer der Bayerischen Chemieverbände, und Landesbezirksleiter Sep-pel Kraus.

Eine der wichtigsten Neue-rungen des Gesetzentwurfs: Leiharbeit im Unternehmen bleibt etwas Vorübergehendes und soll künftig nicht länger als 18 Monate dauern. Auch die »Equal-Pay«-Regelung soll verschärft werden, sodass Leiharbeiter spätestens nach neun Monaten Anspruch auf

die gleiche Bezahlung haben wie Festangestellte, kündigte Staatssekretärin Kramme an.

Stefan Mößner hält ein neu-es Gesetz schlicht für überflüs-sig: Werkverträge und Leihar-beit seien wichtige »Flexibili-sierungsinstrumente« im glo-balen Wettbewerb, alles ande-re »rückwärts gewandt«. Dem widersprach Landesbezirkslei-ter Seppel Kraus: »Wenn alle Unternehmen diese Instru-mente wie heute gedacht ein-setzen würden, bräuchten wir das neue Gesetz nicht. Es wird eines der letzten Gesetze der Koalititon sein.«

Thomas Sommer und Erwin Neidiger, Betriebsratsvorsitzen-de bei Kurz in Sulzbach-Rosen-berg beziehungsweise Bolta in Diepersdorf, stellten ein-drucksvolle Beispiele aus der Praxis vor: Während bei Bolta bis zu 24 Prozent der Beleg-schaft Leiharbeiter sind, sind es bei Kurz nur maximal fünf Pro-zent, die zudem nicht länger als zwei Jahre bleiben. »Wenn wir als Betriebsrat da nicht von An-fang an gegengesteuert hätten, wäre das auch anders. Es ist wie mit dem Hund an der Leine. Je länger sie ist, desto mehr Aus-lauf will er haben«, sagt Tho-mas Sommer.

In beiden Unternehmen ge-lingt es, Leiharbeiter auch auf Planstellen zu übernehmen.

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Diskussionsrunde mit den Betriebsratsvorsitzenden Erwin Neidiger (rechts) und Thomas Sommer (links) sowie dem Chemie-Arbeitgeber-vertreter Stefan Mößner und IG-BCE-Landesbezirksleiter Kraus.

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Revolution der ArbeitNÜRNBERG | Demografie in Hohl- und Kristallglasindustrie

Eigentlich bemüht sich Peter Schmieder stets um ei- nen wissenschaftlichen Blick auf die Dinge. Auf einer Ende Januar von der IG BCE in Nürnberg mitorganisierten Veranstaltung der Sozialpart-ner der Hohl- und Kristallglas-industrie sprach der Professor der Technischen Hochschule Deggendorf aber Klartext: »Wir stehen kurz vor einer Re-volution der Arbeit. Es wird künftig darum gehen, wie die Beschäftigten arbeitswillig bleiben. Um Gesundheit also, um gute Führung und um eine Balance aus Anforderung und Feedback.«

Nach dem Tarifabschluss im Sommer 2015 hatten die Vertragspartner vereinbart, in den Betrieben der Hohl- und Kristallglasindustrie bis Ende Oktober eine sogenannte Al-tersstrukturanalyse durchzu-führen und die Ergebnisse dann zu diskutieren. »Der demografische Wandel ver-knappt in allen Branchen Arbeitskraft, deswegen sollten wir partnerschaftlich und ge-meinsam in die Zukunft gehen und das Thema als Investition in die Betriebe begreifen«, ap-pellierte Jörg Kammermann, stellvertretender Landesbe-zirksleiter und Verhandlungs-führer der IG BCE, an die Ar-beitgeberseite.

Deren Vertreterin, Sabine Gnauk vom Bundesarbeit- geberverband Glas und Solar, erläuterte, welche Folgen der hohe Anteil der 40- bis 60-Jäh-rigen hat und dass zurzeit mehr Mitarbeiter in Rente ge-hen als Junge nachkommen: »Wir müssen unsere Attrakti-vität verbessern, die Bekannt-heit unserer Branche erhöhen und ausreichend aus- und weiterbilden.«

Als betriebliches Beispiel diente den Teilnehmern die Gerresheimer Tettau mit den gemeinsamen Bemühungen der drei Betriebe in der Renn-steig-Region. »Das Thema der Mitarbeiter ist für uns ein Ganzheitliches und hört nicht nach acht Stunden auf«, berichtet Geschäfts- führer Bernd Hörauf. »Um Mitarbeiter hier zu halten, geht es uns deswegen auch um die Gestaltung unserer Region.« So sei es beispiels-weise eine Selbstverständ-lichkeit, Auszubildende auch zu übernehmen – »alles an-dere wäre dumm«.

Sein Tipp an andere Ar-beitgeber: »Schaut, dass ihr zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute da habt. Wir müssen heute handeln, um nicht in fünf oder zehn Jahren Probleme zu be-kommen.«

Demografischer Wandel bedeutet auch: Ältere zu entlasten, ohne dabei alle anderen mehr zu belasten.

Der Durchbruch bei den schwierigen Synlab-Verhand-lungen für Bayern ist geschafft. Erleichtert?Ja, sehr. Wir haben mit allen Medizinischen Versorgungs-zentren (MVZ) mitgefiebert, insbesondere mit dem MVZ Augsburg, da wir regelmäßig Standorttreffen abhalten und mitbekommen haben, wie anstrengend und lang-wierig die Verhandlungen geführt wurden.

Auch in den Bezirksvorstandstreffen waren die schwierigen Manteltarifverhandlungen der MVZ immer wieder Thema und wir freuen uns sehr für die Tarif- kommissionen und die IG-BCE-Mitglieder, dass die lang anhaltenden Verhandlungen nun endlich erfolg- reich abgeschlossen wurden.

Verändert das auch auch das weitere Vorgehen für Ihre Firma und ihre Belegschaft?Natürlich, das gibt auch unseren Mitarbeitern der Synlab Holding Deutschland wieder mehr Zuversicht und eine Perspektive für die Zukunft. Unsere Belegschaft, ins- besondere die Mitglieder der IG BCE, erwarten sich sehr viel vom Jahr 2016. Die MVZ sind unsere Vorreiter und wir hoffen nun nachziehen zu können, um ebenfalls einen Manteltarifvertrag und darauf folgend den dringend notwendigen Endgelttarifvertrag aushandeln zu können.

Was wollen Sie unbedingt erreichen?Wir hoffen, den gewerkschaftlichen Organisationsgrad so bald wie möglich zu erreichen, um dann als Gemein-schaft stark genug den Arbeitgeber zur Verhandlung auffordern zu können. Ich denke, dass die Betriebsräte, Tarifkommissionen, IG-BCE-Mitglieder und die Gewerk-schaft bewiesen haben, dass man gemeinsam viel erreichen kann und wenn wir von der Synlab Holding genauso gut zusammenhalten, wie es die MVZs getan haben, dann sehe ich voller Zuversicht, dank der IG BCE, in das Jahr 2016.

Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

Die 23-Jährige ist Mitglied des Augsburger Bezirksvorstandes und Betriebsratsvorsitzende der Synlab Holding GmbH.

Fragen an Jennifer Thiele3

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Solidarität mit K+S-BeschäftigtenSCHENKLENGSFELD | »Die Verunsicherung der K+S-Beleg-schaft muss beendet werden.« Das forderte Petra Reinbold-Knape vom geschäftsführenden Hauptvorstand der IG BCE beim Neujahrstreffen des Bezirks Kassel. Die Belegschaft habe mögliche Versäumnisse bei den Genehmigungen nicht zu ver-antworten. »Die Beschäftigten haben Anspruch darauf, dass alles getan wird, um Arbeit und Einkommen zu sichern.« Das Unternehmen arbeitet zurzeit auf Basis einer bis Ende 2016

befristeten Geneh-migung des Regie-rungspräsidiums Kassel. Sie erlaubt nur deutlich redu-zierte Versenkmen-gen von Salzab-wasser.

Der »Schlüssel zum Erfolg«WIESBADEN | Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Der Landesbezirksfrauenausschuss (LBFA) ruft aus diesem Anlass alle Frauen in der IG BCE dazu auf, gerade an diesem Tag die Werbetrommel für eine Gewerkschaftsmitgliedschaft zu rüh-ren: »Seit 1865 kämpfen Frauen in aller Welt um ihre Rechte. In einigen Ländern erhalten sie erst jetzt das Wahlrecht. In der IG BCE spielen Frauen eine aktive Rolle«, sagt die LBFA-Vor-sitzende Hessen-Thüringen Margot Diehl.

»Frauen haben etwas zu sagen, sie überzeugen und sind ein wichtiger Teil vom Ganzen in unserer Gewerkschaft. Als Ge-werkschafterinnen gestal-ten wir die Arbeitswelt mit. Wir kümmern uns um faire Entgelte, gesun-de Arbeitsbedingungen, aber auch um die Ver-einbarkeit von Job und Familie.«

SGL Carbon: Aus für GriesheimFRANKFURT | SGL Carbon will seinen Standort im Frankfur-ter Stadtteil Griesheim bis Ende 2016 räumen. Für 150 Mit-arbeiter tickt die Uhr. Der stellvertretende Bezirksleiter der IG BCE, Marco Rosenlöcher, fordert den Wiesbadener Kon-zern auf, die Beschäftigten sozial abzusichern. »Die Beleg-schaft hat einen hohen Altersdurchschnitt. Viele sind seit 30 Jahren im Betrieb.« Außerdem sollte geprüft werden, ob es Möglichkeiten für eine Nachnutzung des Geländes gibt. So könnten vielleicht neue Arbeitsplätze geschaffen werden. SGL Carbon reagiert damit eigenen Angaben zufolge auf die anhal-tend schwierigen Marktbedingungen für Grafitelektroden.

Hoher BesuchDARMSTADT | Personalchef beim JAV-Neujahrsempfang

Der Personalge-schäftsführer von Merck, Dr. Kai Beckmann, hat beim Neujahrs-empfang der Ju-gend- und Auszu-bildendenvertre-tung (JAV) das ge- werkschaftliche Engagement gewürdigt und sich zur Sozial-partnerschaft bekannt: »Die IG BCE ist für Merck ein verlässlicher Partner. Des-halb ist es für die Geschäfts-führung kein Widerspruch, wenn sie sich einen starken Sozialpartner wünscht, um gemeinsam die Zukunft zu gestalten.«

Beckmann hob in seiner Rede den hohen Stellenwert der Ausbildung und die hohe Quote bei der Übernahme der Ausgelernten bei Merck her-vor. Die jungen Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter seien ein Garant des Erfolgs für ein

global erfolgreich agierendes Unternehmen wie Merck. Der Besuch des Personalge-schäftsführers war Highlight des Neujahrsempfangs.

Zu ihm konnte die JAV neben mehr als 200 Auszu-bildenden Vertreter von Be-triebsrat und IG BCE be- grüßen. Sie waren jeweils mit Informationsständen vertre-ten. »Der JAV-Neujahrsemp-fang ist ein großer Erfolg für uns«, erklärt Sebastian Cramer, der Vorsitzende der Jugend- und Auszubilden-denvertretung, zufrieden. »Er hat den Wert unserer Ausbil-dung deutlich unterstrichen.«

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Tridelta: Der Kampf hat sich gelohnt.

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Gemeinsamer ErfolgHERMSDORF | Tarifabschluss bei Tridelta Hartferrite

Insgesamt fünf Prozent er-höhte Entgelte und eine zusätzliche Einmalzahlung von 200 Euro hat die IG BCE für die Beschäftigten bei Tridelta Hartferrite er-stritten. Damit konnte der Konflikt um einen neuen Tarifvertrag zur Entgelter-höhung beigelegt werden.

Zuletzt hatten IG-BCE-Mit-glieder in der Mittagszeit vor dem Unternehmen mit Fah-nen und Transparenten ihren Unmut über das Angebot der Geschäftsführung kundgetan. »Ohne die hervorragende Un-

terstützung der Mitglieder wäre der Abschluss nicht möglich gewesen«, sagt die Verhand-lungsführerin für die IG BCE Anne Weinschenk. »Dank ihrer Aktion konnte die IG BCE in den Verhandlungen ihre Stärke deutlich machen.«

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Flüchtlinge integrierenWIESBADEN | Sozialpartner haben Dialog begonnen

Die IG BCE und der Arbeit- geberverband HessenChemie haben im Rahmen ihres »Run-den Tisches für Ausbildungs-fragen« beschlossen, eine Ar-beitsgruppe zur Integration von Flüchtlingen in das Ar-beitsleben einzurichten (Foto). Sie soll prüfen, ob das be-währte Instrument »Start in den Beruf« auch für diese jungen Menschen geeignet ist.

Ein erster Erfahrungsaus-tausch mit Ausbildern und Betriebsräten hat ergeben, dass die Unternehmen beginnen, mit dem Programm zu arbei-ten. Die Sozialpartner wollen nun abfragen, ob zusätzliche »Start«-Kapazitäten in den Be-trieben zur Verfügung gestellt werden können. Gemeinsam

wollen sie bürokratische Hür-den für die Unternehmen möglichst gering halten.

Der Arbeitsgruppe gehören Arbeitgeber- und Arbeitneh-mervertreter aus Unternehmen an, die schon Erfahrungen mit »Start in den Beruf« oder »StartPlus« gesammelt haben. Gemeinsam verfolgen die So-zialpartner das Ziel, junge Flüchtlinge für eine Ausbil-dung vorzubereiten oder für einen Job zu qualifizieren. Im nächsten Schritt wollen sie die Möglichkeit von Koopera-tionen mit externen Partnern diskutieren. Diese könnten Unternehmen bei der Auswahl geeigneter Teilnehmer und der sozialpädagogischen Be-treuung unterstützen.

Die neue Landesbezirks-jugendsekretärin will sich aktiv gegen jede Art von politischem Extremismus und für ein positives Miteinander ohne Grenzen engagieren.

Fragen an Nele Rüter3

Zukunft für Maria SoellNIDDA | IG BCE und Betriebsrat beenden tariflosen Zustand

Unter hohem Zeitdruck hat die Tarifkommission mit Unter-stützung der Betriebsräte der Maria Soell GmbH einen Tarif-vertrag ausgearbeitet, der sich an den Flächentarifvertrag ver-gleichbarer Wirtschaftszweige anlehnt. Er schafft Sicherheit und Zukunftsperspektiven für die Kolleginnen und Kollegen.

»Damit ist der Weg frei, die erforderlichen Tarifwerke in Form eines Firmentarifver- trages umzusetzen«, sagt Ge-werkschaftssekretär Frank Mo-ravec. »In der Vergangenheit

herrschte bei Maria Soell ein tarifloser Zustand. Es gab keine Entgeltstruktur und in den vergangenen fünf Jahren auch keine Tarifangleichung bei den Einkommen der 150 Mitarbeiter.«

Gemeinsam mit den Be-triebsräten setze die IG BCE nun die Inhalte des Tarif-werks praktisch um. Möglich machte den Durchbruch bei den Verhandlungen der hohe gewerkschaftliche Organisa- tionsgrad der Belegschaft von 60 Prozent.

Welchen persönlichen Hintergrund bringst du in deine Arbeit ein?Aufgewachsen bin ich im Sauerland. Nach der Realschule habe ich Mikrotechnologie gelernt und berufsbegleitend das Fachabitur abgelegt. Im Studium haben mich Perso-nalwesen und Arbeits- und Sozialrecht besonders beschäf-tigt. Früh hat mich das Schülersprechersyndrom erwischt. Solche Funktionen habe ich immer wieder ausgeübt. Privat bin ich BVB-Fan. Nachgesagt wird mir ein starker Gerech-tigkeitssinn. Ich gelte schnell als die, die die Klappe nicht halten kann, wenn etwas nicht fair erscheint. Sonst orien- tiere ich mich an dem Motto: »Zeit ist dazu da, sie zu nutzen, nicht sie zu sparen.«

Was hast du bisher in der IG BCE gemacht?Angefangen hat mein gewerkschaftliches Engagement bei Boehringer Ingelheim microParts in Dortmund. Dort wurde ich Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertre-tung, später auch Mitglied im Bezirksjugendausschuss und im Landesbezirksjugendausschuss. Während des Studiums habe ich dann erstmals in die IG BCE reingeschnuppert: beim Rechtsschutz und im Bezirk Dortmund-Hagen. Als Trainee war ich später noch im Landesbezirk Nordost sowie in den Bezirken Ibbenbüren und Gelsenkirchen und in der Abteilung Nachhaltigkeit und Energiewende in der Hauptverwaltung eingesetzt. Zuletzt habe ich als Gewerk-schaftssekretärin im Bezirk Gelsenkirchen gearbeitet.

Wo siehst du die Schwerpunkte deiner Arbeit?Ich möchte Jugendliche für die Mitwirkungs- und Mitbe-stimmungsmöglichkeiten begeistern, die die IG BCE bietet. Inhaltlich liegt mir die Jugendbildungsarbeit am Herzen. Hier will ich weiter dazu beitragen, maßgeschneiderte Angebote zu entwickeln. Außerdem möchte ich den Landesbezirksjugendausschuss stärken und mich für die berufliche Bildung einsetzen. Hier gibt es viel Handlungs-bedarf. An der IG BCE hat mir immer die Nähe zu den Mitgliedern gefallen. Werte wie Solidarität, Gemeinschaft und Miteinander möchte ich zukunftsfähig halten. Egois-mus kann aus meiner Sicht ruhig wieder out sein.

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Vorstandsmitglied ausgezeichnetSTADE | Allein in den letzten zehn Jah-ren hat Harald Amling 147 Mitglieder für die IG BCE geworben. 35 Jahre hat er im Betriebsrat mitgearbeitet, davon 24 als sein Vorsitzender. Auch im Auf-sichtsrat der Aluminium Oxid Stade, im Stader Stadtrat und im Bezirksvorstand der IG BCE hat sich Harald Amling

engagiert: Für seinen Einsatz hat der IG-BCE-Bezirk Ham-burg-Harburg den 64-Jährigen Ende Januar mit der Ver-dienstmedaille der IG BCE gewürdigt. Ein halbes Jahr zu- vor war Amling, seit 42 Jahren Gewerkschaftsmitglied, nach 43 Jahren Betriebszugehörigkeit in den Ruhestand gegangen.

Druck hat sich ausgezahltWILHELMSHAVEN | Der Druck der Kollegen hat den Erfolg bei der Schlichtung befördert: Ältere Mitarbeiter von Werk-feuerwehren haben jetzt einen Anspruch auf Sonntags- zuschläge und andere Arbeitsplätze im Unternehmen, wenn sie die Gesundheitstests nicht mehr schaffen. Warum dafür überhaupt eine Schlichtung notwendig war, fragten die Werkfeuerwehrleute bei der Vynova Wilhelmshaven GmbH im Januar (Foto). Am 2. Februar einigte sich endlich die Kommission (siehe Mel-dung auf Seite 7).

Glashütte braucht stabiles NetzBAD MÜNDER | »Wir brauchen stabile Netze«, forderte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Ardagh Glas Hans Georg Dieckmann (Foto, ganz links) bei einer Diskussion über die Energiewende mit Politikern und Unternehmens-leitung in Bad Münder Ende 2015. Für eine effiziente Anbindung der Industrie bei den erneuerbaren Energien müsse die Politik den Rahmen schaffen. Nach einer Füh-

rung der Poli- tiker durch die Glashütte feierte die Ortsgruppe der IG BCE mit 400 Gästen im »Rockzelt« und spendete den Er-lös für Kinder.

Erstaunlicher EinsatzHAMBURG | IG BCE lernt und läuft mit Flüchtlingen

Der Arbeitskreis der Senioren im Bezirk Hamburg-Harburg hat mit dem Projekt »Deutsch-unterricht für geflüchtete Menschen« begonnen.

In Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative »Insel« trafen sich vier Senioren am 20. Ja-nuar zum ersten Mal in Wil-helmsburg mit zwölf Men-schen aus Afghanistan, darun- ter fünf Kindern, zum Üben der deutschen Sprache im Gespräch. Dafür hatten sie aus Projektgeldern der IG BCE Lehrbücher und Schreibmaterial angeschafft. »Es ist er-staunlich, mit wel-chem Engagement die ›Schüler‹ an den Lehr-stoff gingen«, zeigte

sich Wolfgang Zim-mermann nach dem ersten Einsatz beein-druckt. Zwei der jun-gen Afghanen hatten Eltern und Geschwis-ter im Sommer 2015 in Maymana zurück-gelassen und sich auf den Marsch nach Deutschland gemacht.

In Hamburg-Meiendorf ha-ben IG-BCE-Mitglieder eine Laufgruppe mit Flüchtlingen aufgemacht. Sie holen sie je-den Sonnabend vor der Zen-tralen Erstaufnahmeeinrich-tung ab. »Am Ende der Runde versorgen wir immer unsere neuen Mitläufer mit Lauf-schuhen und Laufkleidung«, berichtet Kai Möller. »Im Ja-nuar haben wir sogar einen Schneemann gebaut.«

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Bonus für MitgliederGEESTHACHT | Standort von Momentive gerettet

Siliziumtiegel für die Halblei-terproduktion werden weiter-hin in Geesthacht hergestellt: Mit diesem Erfolg haben der Betriebsrat des Unternehmens Momentive und die IG BCE sechs Monate Verhandlungen um die Standortsicherung im Januar abgeschlossen. 13 Stel-len werden ohne Kündigun-gen sozialverträglich abge-baut. Knapp 80 Arbeitsplätze

bleiben erhalten. Arbeitszeit und Einkommen werden al-lerdings aufgrund der seit 2012 schlechteren Auftrags-lage um zehn Prozent gekürzt.

»Für Gewerkschaftsmitglie-der haben wir einen Bonus ausgehandelt«, berichtet Ge-werkschaftssekretär Eckehard Sieg: »Sie behalten den An-spruch auf Altersfreizeiten nach dem Manteltarifvertrag.«

Senioren üben mit Afghanen Deutsch.

Laufgruppe baut Schneemann im Wald.

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Frauentag im NaturkundemuseumKALTENKIRCHEN | In Schleswig-Holstein feiern die IG-BCE-Frauen den auf den 8. März festgesetzten Internationalen Frauentag in diesem Jahr »mal anders«: Der Gesamtfrauen-stammtisch lädt für den 12. März ins Naturkundemuseum in Niebüll ein.

Dort werden – nach einem Grußwort der Landtagsabgeord-neten Birgit Herdejürgen – »drei Frauen, die singen können«, auftreten, wie es im Programm heißt, nämlich die Gruppe »Samt und Saitig« aus dem Kreis Steinburg.

Frauenforum ruft zum Werben aufIBBENBÜREN | Zur Beteiligung an der Aktion »Schlüssel zum Erfolg« hat das Frauenforum der IG BCE Ibbenbü-ren aufgerufen. »Wir möchten in der Arbeitswelt mitgestalten und Menschen überzeugen, Mitglied unserer Gewerkschaft zu werden«, sagte seine Vor-sitzende Ilona Meier, Betriebsrätin bei der BASF in Lemförde.

Anlässlich des Internationalen Frauentages lädt das Frau-enforum am 13. März zum »Schlemmer-Brunch« mit der Comedy-Autorin Sabine Bode ein.

Am 18. März informieren die Frauen auf dem Wochen-markt zum »Equal Pay Day«. Schwerpunkt im neuen Jahr wird die »Offensive Frauen« sein, in deren Mittelpunkt die Arbeits- und Lebenswirklichkeit von Frauen im Betrieb steht.

Arbeit durch EnergiewendeIBBENBÜREN | Werte wie Soli-darität und Ge-rechtigkeit dürf-ten auch bei der Energiewende nicht aufgegeben werden; sie müs-se so gestaltet werden, dass sich für die Beschäftigten die Arbeit lohnt: Das verlangte Petra Reinbold-Knape vom geschäftsführenden Hauptvorstand der IG BCE in ihrer Rede beim Neujahrs-empfang des Bezirks Ibbenbüren am 22. Januar.

Ibbenbürens neuer Bürgermeister Marc Schrameyer drück-te seine Überzeugung aus, dass mit der Energiewende neue Arbeitsplätze entstünden und dem Ort größere Verwerfun-gen durch die Stilllegung der Zeche erspart blieben.

Teure TrennungenHAMBURG | Eurofins will Betriebsräte loswerden

Das Laborunterneh-men Eurofins Analytik wird es sich etwas kos-ten lassen, gewerk-schaftlich organisierte Betriebsräte loszuwer-den. Das wurde beim Verfahren über die Kün-digung von Sebastian Groth am 11. Februar vor dem Hamburger Ar-beitsgericht deutlich, das die Zustimmung des Betriebsrats ersetzen sollte. Grund der fristlosen Kündigung war ein halber Gleittag, den der Labo-rant angeblich ohne Zustim-mung des Arbeitgebers frei- genommen hatte.

Eine Verdachtskündigung hat das Unternehmen auch gegen die Vorsitzende des Be-triebsrats ausgesprochen. Es wirft ihr vor, Flugblätter der IG BCE auf einem firmeneigenen Kopierer vervielfältigt zu ha-ben. »Obwohl das nicht stimmt«, sagt Gewerkschafts-sekretär Arne Bischoff, »liegt

hier der Zusammenhang: Seit die IG BCE im Herbst Aktio-nen vor dem Werktor gemacht hat, geraten die Betriebsräte immer mehr unter Druck. Das schränkt die Mitbestimmung ein. Aber die Beschäftigten müssen wissen, dass sie ein Recht auf einen Betriebsrat haben.«

Das müssen hier offenbar auch die Arbeitgeber noch lernen. Bischoff hat die Ge-schäftsführungen aller Euro-fins-Labore im Bezirk Ham- burg-Harburg angeschrieben: »Ich will mit ihnen über Sozial-partnerschaft sprechen.«

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Eurofins-Betriebsräte im Arbeitsgericht.

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Logistik zieht wegHANNOVER | BSN medical entlässt 66 Beschäftigte

Am 31. März wird der Logistik-standort von BSN medical in Hannover stillgelegt. 66 Be-schäftigte verlieren ihren Ar-beitsplatz, weil die Logistik des ehemaligen Beiersdorf- Unter-nehmens in die Niederlande verlagert wird. Vor Ort bleibt nur noch das Kundencenter. Nach Worten der Betriebsratsvor-sitzenden Nicole Zirpel wurden mit dem Sozial-

plan »wirklich gute Lösungen« für die teilweise seit 30 Jahren dort Beschäftigten erstritten.

Eine Transfergesellschaft un- terstützt die Mitarbeiter sechs Monate lang bei Bewerbungen und Weiterbildung.

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Logistik wird geschlossen: BSN in Hannover.

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Willkommen, Sylke!BERLIN | Zwischen Dresden und Berlin gibt es eine neue Pendlerin. Sylke Teichfuß (55) ist neue stellvertretende Lan-desbezirksleitern Nordost (auf dem Foto mit Blumen begrüßt von Landesbezirksleiter Oliver Heinrich). Eine spannende Herausforderung für die von Halle-Magdeburg gewechselte Gewerkschaftssekretärin und nun auch eine Bereicherung für Berlin. Sylke engagiert sich seit mehr als 30 Jahren für die Gewerkschaft. Sylke: »Ich freue mich auf Berlin, auf meine neuen Aufgaben, auf meine neuen Kolleginnen und Kolle-gen und natürlich auch auf die Stadt!«

In der Lausitz mit dabeiCOTTBUS | Die Wirtschafts-initiative Lausitz e. V. – kurz WiL – hat sich zum Ziel ge-setzt, den Wirtschaftsstandort Energieregion Lausitz weiter-zuentwickeln und nachhaltig zu stärken, um die Attraktivi-tät der Region für Unterneh-men und Investoren zu stei-gern. Über 60 Lausitzer Unternehmen mit über 13 000 Mit- arbeitern engagieren sich dafür. Jetzt ist auch der IG-BCE- Bezirk Cottbus als Mitglied mit an Bord (Foto), um die Struk-turentwicklung der Lausitz gemeinsam mit der Wirtschaft zu begleiten.

Die Chemie stimmtLEUNA | In diesem Jahr wird der Chemiestandort Leuna 100 Jahre alt. Der Industriepark (Foto) mit seinen 100 Firmen und 9000 Angestellten ist Sachsen-Anhalts Wirtschaftsmotor. Der Betriebsrat der Infra Leuna hat alle IG BCEler im Betrieb ohne Funktion angesprochen. Mit Erfolg! Elf Kollegen wollen sich im Herbst als neue Vertrauensleute wählen lassen.

Ziel ist es unter anderem, den Kommunikationsfluss des Betriebrats in die Belegschaft zu stärken und als Multiplika-

toren die Themen der IG BCE in die Belegschaft zu tragen und deren Ansehen zu stär-ken, besonders hinsichtlich der Tarifentwicklung.

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Auch in diesem Jahr geht es

wieder mit Kind und Kegel auf Wandertour in

die Sächsische Schweiz.

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Jede Menge los!NORDOST | So aktiv sind unsere Frauen

Beste Laune in unserem Landesbezirk. Die Frauen-aktivitäten sind auch in die-sem Jahr eine große Motiva-tion für alle Kolleginnen mitzumachen. Ideal, um Netzwerke auszubauen und zu pflegen.

Gewerkschaftssekretärin Birgit Grunow hat ein paar Highligths aus den Bezirken rausgesucht. Sicher ist die eine oder andere Idee für dieses Jahr dabei.

Wer mehr wissen oder sich anmelden möchte – bitte in eurem Bezirk melden.

BERLIN: Selbstmanagement und mehr . . .Die Berliner Frauen bieten Schulungen zu den Themen Selbst-management (Juni), Resilienz und Widerstandskraft (Juli), Mit Stil zum Ziel – Territoriale und nonverbale Kommunikation (August) und Achtsamkeit und Grenzen setzen (September). Jeder Kurs ist ein Gewinn!

CHEMNITZ: Vorteil BonusHabt ihr mal wieder Lust auf ein tolles Konzert? Oder die Ver-sicherungen müssten aktualisiert werden? In Chemnitz stellt die Bonusagentur im Juni die zahlreichen Vorteile einer Mitglied-schaft in der IG BCE vor.

DRESDEN: Reisebericht aus NepalEigeninitiative: Zwei Frauen des Dresden-Chemnitzer Bezirks-frauenausschusses (BFA) sind im März zur Weltfrauenkonferenz in Nepal. Von ihren Erlebnissen dort werden sie im Oktober im Gewerkschaftshaus Dresden erzählen.

LEIPZIG: FamilienprogrammDie Leipziger Bezirksfrauen organisieren im Frühjahr eine Stadt-tour für Kinder, zum Kindertag im Juni gibt es eine Führung durch den historischen Straßenbahnhof Möckern mit anschlie-ßendem Grillfest und passend zur Weihnachtszeit ist ein Besuch der 1. Leipziger Kerzenfabrik geplant.

DRESDEN-CHEMNITZ: Wandern verbindetZu einer Frühjahrswanderung in die Sächsische Schweiz laden die Bezirksfrauen von Dresden-Chemnitz ein. Von Bad Schandau geht es am Sonntag, den 23. April ab 9.30 Uhr zum Felsen Kuh-stall. Ganz klar: Danach wird zünftig eingekehrt und viel gelacht. Gute Gespräche inbegriffen.

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Gute StrategieMAGDEBURG | Trainingstage für Betriebsräte

»Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist ein-fach nur Information.«

Dieser Ausspruch von Albert Einstein betitelte den Work-shop »Führen nach innen und außen«. Es ging um »Erfolgreiche Strategien bei Konflikten mit der Betriebsführung« und das »Üben von schwierigen Ver-handlungen«.

Das Training für die neu gewählten Betriebsratsvorsit-zenden und Stellvertreter führ-te Coach Herbert Feuersänger von »myfuture« durch (auf dem Foto mit den Teilnehmen-

den). Im Abschlussgespräch freute sich Gewerkschafts- sekretär Dirk Lehnert über das positive Feedback der Teil-nehmer aus den Betrieben Euroglas Deutschland, Jackon GmbH und Boryszew Kunst-stofftechnik.

Sie alle sind davon über-zeugt, dass sie das Training in ihrer Führungstätigkeit stärken wird.

»Suffragette« (suffrage >Wahl-recht<) nannte man die Frauen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in England für das Frauenwahl-recht stritten.

Monat der FrauenNORDOST | Frauentag und Equal Pay

An beiden Tagen gibt es in un-serem Landesbezirk regionale Veranstaltungen zum Mitma-chen. Fragt bitte in eurem Be-zirk nach. Dienstag, 8. März: Der Inter-nationale Frauentag (Interna-tional Women’s Day) wird welt-weit von Frauenorganisationen begangen. Der Tag wird auch Weltfrauentag, Tag der Frau, Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau genannt. Er entstand in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen. Samstag, 19. März: Der Equal Pay Day markiert sym-bolisch den geschlechtsspezi-fischen Entgeltunterschied (in Deutschland aktuell 22 Pro-zent). Der Equal Pay Day steht für den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer bereits seit dem 1. Ja-

nuar für ihre Arbeit bezahlt werden. Übrigens: Zurzeit läuft der Film »Suffragette« zu den Themen »Wahlrecht für Frauen« und ungerechte Be-zahlung (siehe dazu auch Oliver Heinrichs Kolumne rechts) in den Kinos.

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Taten statt WorteIch kann es kaum glauben, dass theoretisch meine Groß-

mutter von der Polizei hätte abgeführt werden können,

wenn sie seinerzeit für das Wahlrecht von Frauen auf die

Straße gegangen wäre. So kurz erst ist es her, dass Frauen

darum kämpften, nicht länger »Anhängsel« ihres Mannes

zu sein, sondern mittels Frauenwahlrecht in gleichem Um-

fang und mit denselben Rechten wie Männer an politischen

Abstimmungen aktiv und passiv teilnehmen zu können.

Unglaublich: In Deutschland dürfen Frauen erst seit 1918

wählen, in der Türkei seit 1934, in der Schweiz seit 1971

und in Großbritannien seit 1928.

Von dort stammt auch der aufwühlende Film »Suffraget-

te« (Foto links). Er zeigt, wie sehr Frauen um ihr Recht

kämpften, wie viel Entbehrungen und Gewalt sie auf sich

nehmen mussten, wegen ihrer Proteste Mann und Kinder

verloren, manche sogar ihr Leben. Hauptperson des Films

ist eine Wäscherin, die sich tagtäglich die Finger quetscht,

die Haut verbrennt und Kopfschmerzen von den Chemika-

lien bekommt – für eine Bezahlung von 13 Schilling pro

Woche, während Männer 19 Schilling für die gleiche Arbeit

verdienen. Es berührte mich sehr, mitanzusehen, wie diese

Frau gleichzeitig um ihre ihr langsam entgleitende Familie

und die Rechte der Frauen ringt.

Es ist schon beeindruckend, was starke Frauen bewirken

können. Daher mein Dank auch an alle Frauen aus unseren

Reihen, die sich ganz speziell für ihre Kolleginnen engagie-

ren und sie für den gewerkschaftlichen Grundgedanken der

Solidarität gewinnen können. Sie alle stehen für mich für

den Untertitel des Films: »Taten statt Worte«. Ich unterstütze

jede von euch, die ihr Frauennetzwerk ausbaut und für Ge-

rechtigkeit kämpft. Die den Mut hat aufzustehen, offen und

stark für Rechte eintritt und wichtige Akzente setzt. Steckt

nicht in jeder von euch eine »Suffragette«?

Euer

Oliver Heinrich

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OLIVER HEINRICHLandesbezirksleiter [email protected]

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Anmeldungen und Infos: [email protected]

Unterstützung im BezirkMOERS | Martin Coldewe (22), bis Januar Azubi zum Industriekaufmann beim Landes-bezirk, unterstützt nach bestandener Prüfung die Arbeit des Bezirks Moers.

Ins Gespräch kommenMOERS | Erstmals lud der Bezirk Ende Januar zu einem Neu-jahrsempfang ein. Mehr als 100 Gäste folgten der Einladung. Oberbürgermeister Frank Meyer hob die Bedeutung der Che-mie als Wirtschaftsfaktor für die Stadt hervor. IG-BCE-Haupt-vorstandsmitglied Peter Hausmann ging auf die politischen, gesellschaftlichen und gewerkschaftlichen Herausforderun-gen für 2016 ein: »Wir engagieren uns für die echten Leis-tungsträger dieser Gesellschaft. Es sind unsere Mitglieder, die mit ihren Steuern und Beiträgen wesentlich zur Finanzierung des Gemeinwesens beitragen.« Bezirksleiter Dennis Radtke

erklärte: »Wir wollen noch stärker als bis-her mit den Men-schen ins Gespräch kommen, auch über unsere Betriebe und Gremien hinaus.«

Top Ten der Werber im JanuarPlatz 1: Andy Güttler (18 Neumitglieder, Trimet Voerde SE, Be-zirk Duisburg); Platz 2/3: Dirk Liebich (7, KLK Emmerich GmbH, Düseldorf), Daniel Richter (7, Currenta, Leverkusen); Platz 4–6: Sven Berger (5, Mitex, Düsseldorf), Rudolf Gasper (5, Reflex, Alsdorf), Thomas Mockenhaupt (5, TRIMET Aluminium SE, Duisburg); Platz 7–14: Mehmet Altin (4, Hydro Aluminium Rheinwerk, Düsseldorf), Dirk Flender (4, TSG Tankstellen-Sup-port GmbH, Köln-Bonn), Nedjet Karul (4, KSK GmbH, Alsdorf), Timo Litzbarski (4, Procter & Gamble Euskirchen, Köln-Bonn), Sarah Marx (4, Bayer AG, Leverkusen), Wolfgang Oertel (4, Che-mion Logistik, Leverkusen), Uwe Panthel (4, Montaplast, Köln-Bonn), Wolfgang Schaffrath (4, IG BCE Alsdorf).

Jugend bewegt wasDÜSSELDORF | Das plant die IG-BCE-Jugend Nordrhein 2016

»Be.Wegung!« ist der Slogan der aktuellen bundesweiten Kampagne der IG-BCE-Ju-gend und war auch das Motto des Empfangs, zu dem der Landesbezirk die Mitglieder der sechs Bezirksjugendaus-schüsse (BJA) in Nordrhein Ende Januar einlud.

Mithilfe des »BJA-Checks« überprüften die BJA ihre Ar-beit – ihre Bildungsarbeit, die Inhalte und die politischen Wirkungen ihrer Aktivitäten. Das Fazit war positiv – sowohl die politischen Veranstaltun-gen, etwa zum Thema Flücht-linge, als auch die Bildungsan-gebote kommen bei der jungen Zielgruppe sehr gut an.

Auch die Kampagne »Pers-pektive junger Menschen« der Landesbezirksjugend bewer-teten die BJA positiv. Im Laufe der letzten Jahre wurden Posi-tionen zum Berufsalltag junger Menschen erarbeitet – zu Themen wie Weiter-bildung, Leiharbeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Energie oder Industrie-politik. Besonders positiv wertete Melanie Nolden, Vor-sitzende des Landesbezirksju-gendauschusses (LBJA), »dass unsere Forderungen mittler-weile zumindest zum Teil umgesetzt werden«.

Bestes Beispiel sei dafür der Bildungsurlaub für Azubis. »Diese Forderung haben wir vor zwei Jahren in unseren Katalog aufgenommen und seit letztem Jahr haben die Azubis in NRW nun das Recht auf fünf Tage bezahlten Bil-dungsurlaub während ihrer

Ausbildung.« Das zeige: »Un-ser Engagement lohnt sich.«

Über die Perspektiven jun-ger Menschen diskutierte die Gewerkschaftsjugend auch mit den beiden Landtagsab-geordneten Michael Hübner (SPD) und Marcel Hafke (FDP). Enttäuscht zeigte sich Landesjugendsekretär Tho-mas Neumann, dass lediglich zwei Fraktionen bereit waren, zum Abschluss der erfolgrei-chen IG-BCE-Kampagne sich der Debatte mit den jungen Gewerkschaftern zu stellen. »Die anderen Parteien haben sich noch nicht mal zurück-gemeldet«, so Neumann.

Infos zu den aktuellen Ju-gendreisen der Fejo, zum Pro-gramm der IG-BCE-Jugend-bildungsstätte in Kagel sowie zum IG-BCE-Bundesjugend-treffen in Reinwarzhofen

durften natürlich nicht feh-len. Das nächste IG-BCE-Bundesjugendtreffen findet vom 5. bis 8. Mai statt. »Wir erwarten rund 900 junge Menschen, die sich mit un-serer Kampagne Be.Wegung auseinandersetzen und drei Tage gemeinsam Spaß haben werden«, erläuterte IG-BCE-Bundesjugendsekretär Micha-el Porschen. Der Teilnahme-betrag für Azubis und Studie- rende beträgt 45 Euro, für Ausgelernte 70 Euro.

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Termine – kurz notiertDÜSSELDORF | Tagungen und Seminare mit freien Plätzen: 30./31. MÄRZ: Regionaltagung NRW für Schwerbehinder- tenvertretungen in Haltern am See. Ausrichter sind die IG-BCE-Landesbezirke Nordrhein und Westfalen. Freistel-lung für Schwerbehindertenvertreter und Betriebsräte nach § 37, Absatz 6 BetrVG und § 96, Absatz 4 und 8, SGB IX.18.–22. APRIL: Seminar »Strukturwandel im Rheinischen Revier« in Düren. Für das Seminar nach dem Arbeitnehmer-weiterbildungsgesetz kann Bildungsurlaub beantragt werden.

Melanie Nolden, LBJA-Vorsitzende: »Unser Engagement lohnt sich. Unsere Forderungen werden zumindest zum Teil umgesetzt.«

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Arbeitszeiten gerecht verteilenDÜSSELDORF | »Heute für morgen Zeichen setzen« ist das Motto des Internationalen Frauentages 2016. Am 8. März geht es vor allem um eine geschlechtergerechte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. IG BCE, Betriebsräte und Gewerk-schaftsfrauen streiten seit Langem gemeinsam für Zeitsouverä-nität, für ein Recht auf reduzierte Arbeitszeit und auf die Rück-kehr in Vollzeit nach einer Teilzeitphase. Viel konnte in der betrieblichen Praxis erreicht werden – aber noch mehr ist mög- lich. Deswegen werben auch in diesem Jahr IG-BCE-Frauen mit Verteilaktionen am Tor und im Betrieb sowie in Gesprä-chen am Arbeitsplatz wieder für eine starke IG BCE. »Am 8. März ziehen wir Bilanz, was wir in der Gleichstellung er-reicht haben, und stecken unsere Ziele neu«, erklärt Viola Denecke, stellvertretende Landesbezirksleiterin. Die digitali-sierte Arbeitswelt eröffne neue, flexible Arbeitszeiten, auch im Sinne der Beschäftigten – »aber sie müssen gestaltet werden«.

Erfolgreiche ImagewerbungHERZOGENRATH-WÜRSELEN | Mit verschiedenen Aktionen hat die Ortsgruppe in den letzten zwölf Monaten für ein bes-seres Image und mehr öffentliche Akzeptanz der Gewerkschaft geworben. Dazu gehörten verschiedene Baumpflanzaktionen (Foto) ebenso wie zuletzt die Übergabe einer Spende an den Gnadenhof für Tiere in Würselen-Euchen. »Unter dem Motto ›Im Einklang mit Wirtschaft und Natur‹ wollten wir zeigen, dass die Gewerkschaften mit ihren Mitgliedern und deren Fa-milien ein Interesse an nachhaltigen, Ressourcen schonenden und umweltfreundlichen Produktionsabläufen haben«, er-klärt der Ortsgruppenvorsitzende Franz-Josef Küppers.

Ökologie und Ökonomie schließen sich nicht aus, ist die Ortsgruppe überzeugt. Betriebsräte und Vertrauensleute in den Betrieben stünden mit in der Verantwortung, darauf zu achten, dass Betriebsabläufe und Produktionstechniken den neuesten Standards entsprechen und die Belegschaften für verantwortliches, nachhaltiges Handeln sensibilisiert werden. Mit der Übergabe einer Geldspende in Höhe von 500 Euro an den Gnadenhof »Die Arche«, in dem vor allem aus Geflügel-farmen befreite Tiere Zuflucht gefunden haben, hat die Orts-gruppe ein Zeichen gegen überzogene industrielle Massentier-haltung gesetzt.

Schritt nach vorneDÜSSELDORF | Werkfeuerwehren erreichen Tarifabschluss

Nach vielen Aktionen auch im IG-BCE-Landesbezirk Nord-rhein ist es der IG BCE Anfang Februar gelungen, im Schlich-tungsverfahren eine tarifver-tragliche Regelung für die Werkfeuerwehrleute in der chemischen Industrie abzu-schließen.

Künftig haben sie unter an-derem Anspruch auf einen vergleichbaren Arbeitsplatz im Unternehmen, wenn sie aus Gesundheits- oder Altersgrün-den ihren Job nicht mehr aus-üben können. Und für nächt-liche Einsätze oder Rufbereit- schaft am Sonntag erhalten sie Zuschläge bis zu 60 Prozent.

Rüdiger Schleuter ist Werk-feuerwehrmann und Betriebs-rat bei Henkel in Düsseldorf und Mitglied im Zielgruppen-ausschuss der Werkfeuerweh-ren im IG-BCE-Landesbezirk Nordrhein sowie im IG- BCE-Bundesarbeitskreis Werk- feuerwehren. kompakt hat ihn gefragt: Haben sich eure Aktionen angesichts des Schlichtungsergebnisses ge-lohnt?

»Auf alle Fälle. Die tarif- lichen Regelungen gelten nun für alle Werkfeuerwehrleute in der Branche, also auch für die Kollegen in den kleineren und

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Mit zahlreichen Aktionen warben die in der IG BCE organisierten Werkfeuerwehrleute auch in Nordrhein für ihre Forderungen, etwa bei Currenta in Leverkusen und Uerdingen oder bei Henkel in Düsseldorf.

mittelständischen Unterneh-men. Auch sie haben nun einen Anspruch auf einen adäquaten Ersatzarbeitsplatz, wenn sie beispielsweise die für ältere Feuerwehrleute ob-ligatorische Gesundheits-prüfung nicht mehr beste-hen.

Vieles von dem, was wir in den schwierigen Verhandlun-gen für die gesamte Branche durchgesetzt haben, ist in größeren Unternehmen wie etwa bei Henkel oder bei Cur-renta bereits durch Betriebs-vereinbarungen geregelt. Na-türlich haben die Kollegen in diesem Unternehmen sich noch mehr von dem Tarifab-schluss erhofft. Aber wir sind schon ein ganzes Stück weiter- gekommen.

Zwar haben wir unser Ziel, die 24-Stunden-Dienste der Werkfeuerwehren tariflich mit dem vollkontinuierlichen Schichtdienst gleichzustellen, noch nicht erreicht. Doch die neuen Zuschläge für Nacht- oder Sonntagsarbeit sind ein Schritt in die richtige Rich-tung. Wichtig ist jetzt, genau darauf zu achten, wie die neuen tariflichen Regelungen in den Betrieben umgesetzt werden.«

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Neuer Tarif, neuer EigentümerZELL | Die Tarifverhandlungen beim Spezialisten für Kunst-stoffverschlüsse Zeller Plastik Deutschland GmbH waren überschattet von den Verkaufsverhandlungen des auf Ver-schlüsse spezialisierten französischen Mutterkonzerns GCS an den englischen Verpackungsmaterial- und Behälter-Kon-zern RPC-Group. Der anscheinend bevorstehende Eigen-tümerwechsel war auch Thema, als der Wirtschaftsausschuss des Zeller-Gesamtbetriebsrats zum Auftakt der diesjährigen Tarifverhandlungen mit der Geschäftsleitung über die wirt-schaftliche Lage der Zeller-Produktionsstätten beriet.

Dann aber ging es auch um die betriebliche demografi-sche Entwicklung und die deutliche Belastung vieler Be-schäftigter durch die Pflege von Angehörigen. Nach sehr langen und zähen Gesprächen vereinbarten beide Seiten zunächst einmal den baldigen Abschluss einer Betriebsver-einbarung zum Thema Pflege und Beruf. Auf tarifvertrag-licher Basis erhalten über 60-Jährige für jeden am Wochen-ende geleisteten Schichteinsatz-Tag eine Zeitgutschrift von einer Stunde. Die Tarifentgelte und Ausbildungsvergütun-gen steigen mit dem 1. Februar um 2,5 Prozent. Diese Er-höhung wird nicht auf freiwillige Zulagen angerechnet.

Der Entgeltvertrag gilt für das gesamte Jahr 2016 und das erste Vierteljahr 2017.

Dieser Rhythmus be.wegtMAINZ | Am ersten März-Wochenende berät der Jugendaus-schuss des Landesbezirks (LBJA) gemeinsam mit der für die Jugend zuständigen Gewerkschaftssekretärin des Landesbe-zirks, Nina Melches, über die in diesem Jahr anstehenden Aufgaben. Der LBJA ist das Bindeglied zwischen den Ju-gendausschüssen der vier Bezirke und sorgt für den Infor-mationsaustausch zwischen ihnen. Er beteiligt sich aber auch an der inhaltlichen Arbeit und befasst sich zum Bei-spiel mit der Vorbereitung der im Oktober und November stattfindenden Wahlen der Jugend- und Auszubildenden-vertretungen (JAVen) in den Betrieben. Zu den Schwer-punkten der dreitägigen März-Sitzung gehört die Vorberei-tung des diesjährigen IG-BCE-Bundesjugendtreffens: Unter dem Titel »UNSER BEAT, DER DICH BE.WEGT!« feiert, tanzt und diskutiert die Gewerkschaftsjugend vom 5. bis 8. Mai wieder auf einem Zeltplatz im fränkischen Reinwarzhofen (mehr unter www.igbce-jugend-bewegung.de). Der LBJA wird jetzt seinen Beitrag für das dort präsentierte »Dorf der Lan-desbezirke« vorbereiten, um dabei den Landesbezirk, seine Besonderheiten und seine Schwerpunktthemen zu präsen-tieren. Dem Ausschuss gehören acht Mitglieder an (zwei aus jedem Bezirk). Da der LBJA aber auch die stellvertretenden Mitglieder in die laufende Arbeit einbezieht, teilen sich bis zu 16 junge Leute die Arbeit. Vorsitzende ist Cesina Staudt (BASF SE).

Wahlkampf-MarathonBAD DÜRKHEIM | Ministerpräsidentin besucht Papierfabrik

Vor den Landtagswahlen am 13. März absolvieren rhein-land-pfälzische Politiker noch viele Besuchsprogramme in Städten, Gemeinden und Be-trieben. Arbeitnehmervertreter, die die Spitzenkandidaten auch einmal in den eigenen Be-trieb holen wollen, haben dazu jetzt besonders gute Chancen.

Dieter Walther (Foto ganz links), Betriebsratsvorsitzender

der Papierfabrik Schleipen in Bad Dürkheim, nutzte die Chance, als Ministerpräsiden-tin Malu Dreyer (Mitte) der Stadt jetzt einen Besuch

abstattete. Auf seine Initiative empfing Mitinhaber und Ge-schäftsführer, Nikolaus Ben-ecke (rechts neben Dreyer), die Ministerpräsidentin.

Dreyer berichtete erfreut, dass ihre gerade erschienene Biografie auf Bad Dürkheimer Papier gedruckt wurde und er-zählte, dass sie in jungen Jah-ren selbst einmal in einer Pa-pierfabrik gearbeitet habe.

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Vor die Wahl gestelltNEUWIED | Beschäftigte formulieren Politik-Erwartungen

Wohl die meisten Gewerk-schaftsmitglieder haben sich inzwischen entschieden, wel-che Partei sie bei der Landtags-wahl am 13. März unterstützen werden. Um die Erwartungen der Beschäftigten an die Lan-despolitik zu artikulieren, lud der IG-BCE-Bezirk Mittelrhein gemeinsam mit der IG-Metall-Verwaltungsstelle Neuwied und dem DGB-Kreisverband Neuwied Gewerkschaftsmit-glieder aus regional wichtigen Betrieben zu einer Diskussion mit vier Parteivertretern und einer Parteivertreterin (Foto).

Mit einem engagierten Statement »gegen Frem-denhass und für einen handlungsfähigen Staat« positionierte sich Diet-mar Muscheid, DGB-Lan-desvorsitzender in Rhein-land-Pfalz, gleich zu

Beginn. Fredi Winter, SPD-Landtagsabgeordneter für Neu-wied, appellierte mit den Wor-ten »wir müssen hier gemeinsam Wege finden« auch an die anwe-senden Landtagskandidaten von CDU, Bündnis 90/Die Grü-nen, FDP und Die Linke.

Die Diskussion vor den rund 80 Anwesenden wurde wohltuend sachlich geführt. Die Themen umfassten eine breite Palette, völlige Einig- keit bestand allerdings nur in einem: Wer etwas bewegen will, muss am 13. März wäh-len gehen.

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Vier von fünf Azubis in der IG BCELUDWIGSHAFEN | Sieben Monate harte Überzeugungs- arbeit unter den betrieblichen Neuanfängern des Bezirks haben Früchte getragen: 80 Prozent aller neuen Auszubil-denden haben sich für die IG BCE als starken Partner im Arbeitsleben entschieden und sind der Gewerkschaft beige-treten. »Das ist nicht das Verdienst von Einzelpersonen«, sagt Simon Haas, der für Jugend zuständige Bezirkssekretär, »das ist eine große gemeinsame Leistung unserer IG-BCE-Jugend.« Beigetragen zu dieser imposanten Quote haben auch Betriebe, in denen der Betriebsrat sowie die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) ganz ohne Unterstüt-zung von außen 100 Prozent aller neuen Azubis überzeu-gen konnten, sich zu organisieren.

Wie sind solche Ergebnisse möglich? Simon Haas nennt zwei Voraussetzungen: Die betrieblichen Akteure »müssen sich voll mit der IG BCE identifizieren können, weil sie sich auch bei ihrer täglichen Arbeit stets auf die Hilfe der Ge-werkschaft verlassen können«. Zweite Erfolgsbedingung sei die Arbeit im Team. Nur gemeinsam gelinge die Überzeu-gungsarbeit, dass eine starke Gewerkschaft notwendig und für jeden Einzelnen von Vorteil ist.

Jubilare können sich freuenLUDWIGSHAFEN | Bereits jetzt gibt der Bezirk den Termin für seine diesjährige zentrale Jubilarfeier bekannt. Sie wird am 29. September wie in den Vorjahren wieder im Pfalzbau stattfinden. Der Bezirk wird die Einladung im August allen Mitgliedern, die in diesem Jahr ihr 40-, 50- oder gar 60-jäh-riges Gewerkschaftsjubiläum feiern, direkt nach Hause schicken. Mitglieder, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Ge-werkschaftsjubiläum haben, werden im Betrieb oder über die Ortsgruppen geehrt.

Bleibt aktuell: Der FrauentagMAINZ/LUDWIGSHAFEN | Seit mehr als 100 Jahren fungiert der am 8. März gefeierte Internationale Frauentag als Initia-tive für mehr Gleichberechtigung von Frauen in der Gesell-schaft, am Arbeitsplatz und an der Wahlurne. Das Frauen-wahlrecht gilt jetzt schon 98 Jahre und auch auf dem Weg zu gleichen beruflichen Entfaltungs- und Verdienstchancen wurde viel erreicht. Aber dieser Weg ist noch längst nicht vollendet.

Daran erinnern am 8. März auch viele Aktionen von Ge-werkschafterinnen. Im Bezirk Ludwigshafen erhalten die in der IG BCE organisierten berufstätigen Frauen deshalb an diesem besonderen Tag von ihren Vertrauensleuten oder Betriebsräten ein besonderes Frauentagsgeschenk – und eine Karte, mit der sie noch nicht organisierte Frauen für die IG BCE gewinnen können.

Sammelklage gewonnenWORMS | IG BCE verhilft Mitgliedern zu Prämienzahlung

Eine spürbar steigende Unter-stützung und einen deutlichen weiteren Mitgliederzuwachs erlebte die IG BCE im vergan-genen Jahr am Standort Worms des Kfz-Zulieferers Röchling Automotive. Die Ge-werkschaft hatte dort eine er-folgreiche Sammelklage von 87 Gewerkschaftsmitgliedern über die DGB-Rechtsschutz-stelle organisiert und unter-stützt. Die Klage brachte jedem Beteiligten eine Nachzahlung von im Schnitt 200 Euro.

»Damit haben sie ihren An-teil für die Werte bekommen, die sie jeden Tag schaffen«, freut sich der Betriebs-ratsvorsitzende Frank Weber. Zu dem Vorteil für die Mitglieder war es gekommen, nach-dem eine auf der Be-triebsversammlung von der Geschäftsleitung versprochene produk-

tionsabhängige Prämienzah-lung nicht dem zugesag- ten Maßstab entsprach. Der Mitgliederzuwachs stärkte die Gewerkschaft und den Betriebsrat auch im Zusam-menhang mit den zahlreichen anderen betrieblichen Ver-handlungsbaustellen, darun-ter eine inzwischen erfolgreich abgeschlossene Vereinbarung über Altersteilzeit unter Fort-zahlung von 95 Prozent der Nettobezüge bei Vollzeitarbeit.

Das Kunststoffunterneh-men Röchling Automotive ist einer der wichtigsten Zuliefe-rer der Kfz-Industrie.

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Bei Röchling gibt es Erfolge zu feiern.

»Offene Arbeitsplätze«LUDWIGSHAFEN | Probleme eines modernen Bürotrends

In immer mehr Betrieben geht mit der Flexibilisierung von Ar-beitsabläufen und -zeiten auch das Prinzip des »offenen Ar-beitsplatzes« einher, bei dem sich Beschäftigte Arbeitsplätze teilen. Fehlt ein Platz, nimmt der oder die Beschäftigte die Arbeit auch schon mal mal mit nach Hause – und verschiebt sie aufs Wochenende.

Damit befasste sich jetzt auch die Zielgruppe »Gute Ar-beit« des Bezirks bei einem Be-such der BASF Business Servi-ces GmbH, wo dieser Trend bereits den Normalfall darstellt und die Arbeitsgruppen ihre Kaffee-Ecken (Foto) gemein-sam nutzen und gestalten. Die Zielgruppen-Vorsitzende Mo-nika Haag (unten links) bilan-

ziert: »Moderne Büro-arbeitsplätze haben Vorteile. Aber für den Einzelnen sind sie oft auch mit erheblichen Belastungen verbun-den.«

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Jugend setzt ZeichenGLADBECK | Unter dem Motto »Ich bin die Fachkraft! Wo ist mein Job?« präsentierten sich Azubis und junge Be-schäftigte der DGB-Jugend Emscher-Lippe auf ihrem Neu-jahrsempfang in Gladbeck (Foto). Mit dabei war auch die IG-BCE-Jugendplattform Datteln. Mit Trillerpfeifen und Motto-Shirts machten die Jugendlichen auf die Problematik der Region aufmerksam. Angefangen bei zu wenig Ausbil-dungsplätzen bis hin zu schlechten Übernahmesituationen nach der Ausbildung fehlen verlässliche Perspektiven für junge Menschen. Die Jugendplattform kam auf diese Weise ins Gespräch mit Gabriele Preuß, MdEP, Michael Groß, MdB, Hans-Peter Müller, MdL, Dattelns Bürgermeister Andre Dora und dem Vorsitzenden des DGB Emscher-Lippe, Dr. Josef Hülsdünker.

Ortsgruppe übergibt SpendeERLE | Die Ortsgruppe Erle überreichte bei ihrem Neujahrs-empfang eine Spende von 400 Euro an Paul Rüther, Leiter des Kinder- und Jugendhauses St. Elisabeth (Foto). Der Empfang fand auch in diesem Jahr wieder im Gemeinde-zentrum der Thomaskirche statt. Der Ortsgruppenvor- sitzende Manfred Jablonski blickte bei seiner Begrüßungs-rede auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2015 zurück und schaute zuversichtlich in die Zukunft. Thomas Steinberg, Be-zirksleiter Gelsen-kirchen, der Land-tagsabgeordnete Markus Töns, Be-zirksbürgermeis-ter Wilfried Heidl und Pfarrer Peter Spelsberg hielten Grußansprachen. Für die musikali-sche Unterhaltung sorgte der Chor MC Frohsinn Gel-senkirchen.

»Ihr seid die Basis unserer Unterstützung«WESTFALEN | Zu den Neujahrsempfängen der Bezirke in Westfalen kamen mehr als 2000 Teilnehmer

Den Einladungen zu den Neujahrsempfängen der IG-BCE-Bezirke Gelsenkirchen, Recklinghausen, Dortmund/Hagen und Hamm folgten Funktionäre, Vertreter von Ortsgruppen, Betriebsräten und Unternehmen sowie zahlreiche Politiker.

Im Bezirk Recklinghausen hielt die Festrede der NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin. Er sprach auf dem Empfang in der Marler Vesthalle (Foto unten rechts) über die Chancen der Region und des Industriestandortes nördliches Ruhrge-biet. Die sogenannte »Neue Victoria« sei ein hervorragendes Beispiel voraus-schauender Struk-turpolitik. »Das nördliche Ruhrge-biet braucht auch eine Kultur der ge-sellschaftlichen Ver-antwortung durch Unternehmer – eine Tradition, die das Ruhrgebiet über vie-le Jahre sehr stark gemacht hat – sowie Innovationen und eine gewis-senhafte Energiepolitik.«

KAUM EIN THEMA eint die IG-BCE-Branchen so sehr wie die Energiepolitik. Von den Erzeugern bis hin zu den industriellen Verbrau-chern – sie alle sind von den Auswirkungen der Ener-giewende betroffen. Und so war für IG-BCE-Bezirks-leiter Karlheinz Auerhahn klar, dass sie ein bestimmen-des Arbeitsfeld der IG BCE im Jahr 2016 bleiben wird.

»Mit dem Verlust von Groß-betrieben nimmt gleichzeitig das Gewicht von kleineren und mittleren Unternehmen in der Gewerkschaftsarbeit zu. Und wir wissen: Hier sind die Herausforderungen häufig ganz andere – Frei-stellung, Schulung und So-zialpartnerschaft sind hier nicht immer selbstverständ-lich.«

DEN EMPFANG des Bezirks Dortmund/Hagen (Foto oben links) eröffnete Bezirksleiter Adi Siethoff. In seiner Eröff-nungsrede bedankte er sich bei allen Kolleginnen und Kolle-gen, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren: »Ihr seid die Basis unserer Unter-stützung.« Die Ereignisse der letzten Wochen und Tage ver-anlassten Ralf Sikorski, Mit-glied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IG BCE, dazu, klare Worte in Richtung »Unkultur« zu richten. Die Tä-

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»Ihr seid die Basis unserer Unterstützung«WESTFALEN | Zu den Neujahrsempfängen der Bezirke in Westfalen kamen mehr als 2000 Teilnehmer Ergebnis für Werkfeuerwehrleute

BOCHUM | Nach über zwei Jahren tariflicher Auseinander-setzungen hat die IG BCE jetzt im Schlichtungsverfahren eine tarifvertragliche Regelung für die Werkfeuerwehrleute in der chemischen Industrie abgeschlossen (siehe Meldung auf Seite 7). Im Vorfeld der Verhandlungen haben im Januar über 100 Kolleginnen und Kollegen aus den Werkfeuerweh-ren und Beschäftigte aus den Chemiebetrieben in Westfalen erfolgreich ihrem Unmut Luft gemacht und den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöht. Unter dem Slogan »Ihr spielt mit dem Feuer – Wir wehren uns!« trotzten sie vor dem Ver-bandshaus des AGV Chemie Westfalen in Bochum dem schlechten Wetter und machten mit Plakaten laut und deut-lich klar, was sie vom Verhalten und den Angeboten der Ar-beitgeberseite halten. Der für Tarife im Landesbezirk West-falen zuständige Sekretär Jörg Esser sagte auf der Tarifdemo noch mahnend: »Dies ist erst der Galopp. Heute haben wir die Füße ein wenig bewegt. Falls die Arbeitgeberseite nicht einlenkt, werden wir anfangen, richtig zu laufen.« Nach der erfolgreichen Einigung im Februar bedankte sich Esser bei allen Kolleginnen und Kollegen, die die Aktionen vor Ort unterstützt haben: »Gemeinsam mit eurem eisernen Willen und eurer tatkräftigen Unterstützung haben wir endlich ein positives Ergebnis erzielt. Dafür bedanke ich mich im Namen des gesamten Landesbezirks bei euch.«

Vertrauensleute in KlausurHALTERN | Im Januar fand eine Klausurtagung der IG-BCE-Vertrauensleute aus der Rhein-Ruhr-Region im IG-BCE-Bil-dungszentrum in Haltern statt. Einer der Gründe für die Tagung war eine Veränderung bei E.ON. Der Konzern will seine konventionelle Stromerzeugung, den Energiehandel sowie die Bereiche Engineering und Instandhaltung in den neuen Konzern Uniper abspalten und dort künftig die Themen »Großtechnische Stromerzeugungsanlagen« und »Effektives Management globaler und regionaler Energie-versorgungsaktivitäten« weiterentwickeln. Viele Vertrauens-leute nutzten die beiden Tage, um sich über weitere Themen wie die aktuellen Verhandlungen der Tarifgemeinschaft Energie zu informieren.

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ter aus der Silvesternacht hät-ten Gewalt ausgeübt und die große Mehrheit der Deutschen mit ihrer positiven, zuversicht- lichen Haltung in der Flücht-lingsfrage vor den Kopf gesto-ßen. Die Forderung, Menschen, die anerkennte Werte missach-ten und Gewalt anwenden, in der Gesellschaft keinen Raum zu gewähren, wurde in seiner Rede genauso deutlich wie die

Warnung vor einem General-verdacht.

IM RAHMEN der Festlichkeiten des Bezirks Gelsenkirchen (Foto oben rechts) bedankte sich Bezirksleiter Thomas Steinberg bei den anwesenden IG-BCE-Funktionären für das hohe Engagement und die gute Zusammenarbeit im letz-ten Jahr. Hauptrednerin Petra Reinbold-Knape, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvor-stands der IG BCE, ging in ih-rem Vortrag auf das Ende des

deutschen Steinkohlenberg-baus und die aktuellen Ge-schehnisse bei BP ein: »Die Verbundindustrie im Bereich BP muss Bestand haben. Jedes Unternehmen im Ruhrgebiet ist Teil eines großen Puzzles, bei dem kein einziges Element fehlen darf.«

NACH GRÜSSEN des IG-BCE-Vorsitzenden Michael Vas-

siliadis per Video-botschaft eröffnete Lothar Wobedo den Empfang des Bezirks Hamm (Foto unten links) mit einer Rede, in der er auf das vergangene Jahr zurückblickte und die Pläne des Be-zirks für das Jahr 2016 skizzierte. »Gerechtigkeit muss Maßstab und Kom-pass der Politik sein«: Mit diesem Kernsatz traf Dr. Ralf Stegner, Landesvor-sitzender der SPD Schleswig-Holstein, die Stimmung der Anwesenden. Steg-ner nutzte seine Rede außerdem für

einen Ausblick auf die He- rausforderungen durch »Arbeit 4.0« und betonte die Bedeu-tung der Tarifbindung.

ZUM ABSCHLUSS richtete der SPD-Politiker seine Worte di-rekt an die Gäste: »Besonders in eurer Gewerkschaft gelten noch Freundschaft und Zu-sammenhalt. Das mag an der Bergbautradition liegen, aber eure Gewerkschaftsarbeit ist gelebte Demokratie. Danke für jeden, der sich gewerkschaft-lich engagiert und einmischt.«

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Die Ortsgruppe ehrte für 80 Jahre gewerkschaftliche Treue Heinrich Groß und Heinz Scheidersmann, für 75 Jahre Heinz Pohl, für 60 Jahre Karl-Heinz Jagieniak und Wilhelm Vatter, für 50 Jahre Gisela Dreesen, Frank-Detlef Bock, Kurt Frank, Ferdinand Grimmelt, Hans Hielen, Helmut Hüllen, Ulrich Schminke, Werner Schubert und Manfred Spill, für 40 Jahre Helga Eikelmann, Hasan Kanar, Nevzat Kara, Peter Kessler, Harry Lang, Wilfried Lorenz, Peter Preuß und Karl-Heinz Rauch sowie für 25 Jahre Rolf Dahlke, Jürgen Leite, Ralf Lindemann, Michael Paschke, Thomas Pfeil, Werner Saenger, Ulrich Scholz, Joachim Slabbers, Marco Triffterer und Klaus Witulski.

Die Ortgruppe ehr-te für 75 Jahre Ge-werkschaftszuge-hörigkeit Herbert Koscoreck, für 60 Jahre Bruno Arn-reich, Karl Heinz Hallerbach, Heinz Matuschewski, Erich Puchalski, für 50 Jahre Hans Dieter Stoll und für 40 Jahre Karl Ertelt, Manfred Skutlarek, Winfried Tutlis.

Die Ortsgruppe ehrte für 60 Jahre Mitgliedschaft in der IG BCE Manfred Markuszewski, für 50 Jahre Georg Büsch-gen, Heinz Poscher, Heinrich Dierichs, Reinhard Mücken-haupt, Alfons Rueter und Wilfried Suer, für 40 Jahre Jürgen Thum, Reinhard Wendland, Karl-Heinz Brühl, Bernhard Brzosowski, Rolf Fiebiger, Wolfgang Groschinski, Helmut Kamps, Manfred Langenhorst, Werner Langenhorst, Eckhard Marschinke, Thomas Otto, Werner Schaepers, Johannes Starke, Karl Teloeken, Hans-Peter Kemmesat, Guenther Kolz, Alois Meis, Josef Schlüß, Rainer Blanke, Günter Gohsen, Paul Kirscht, Bernd Marschinke, Hans-Joachim Marschinke, Ewald Schlueter und Alfred Wesselmecking sowie für 25 Jah-re Klaus Vormann, Thomas Ebbing, Anke Heisterkamp, Gui-do Hellenkamp, Manfred Koenning, Gregor Pflewko, Andre Poepping, Heinz Reining, Sandra Sonnet-Brockhaus, Ulrich Stank, Uwe Stoffel, Christiane Wissen, Rainer Bluemel, Ludwig Derksen, Ulrich Frieling, Norbert Gogollok, Regina Kistella, Gerhard Limberg, Reinhold Nelke, Richard Nubben-holt, Christof Przerwa, Jürgen Schulz, Wilfried Selting, Sandra Engbers und Peter Foitzik.

O r t s g r u p p e E s s e n - S ü d O r t s g r u p p e H o c h l a r m a r k

O r t s g r u p p e B o r k e n

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Die Ortgruppe ehrte für 60 Jah- re Mitgliedschaft Bernhard Benson, Wilhelm Berne-mann, für 50 Jah-re Erwin Pöppel, Manfred Kaleta, Manfred Linne-mann, Agnes Zillmann, Heinz Gaschk, für 40 Jahre Ralf Durchholz, Michael-Horst Nieborg, Klaus-Dieter Busch, Josef Guelker, Ralf Hinsken, Berthold Hinz, Ulrike Lerch, Günter Schnabel, Johannes Wewers, Dietmar Wimmer, für 25 Jahre Siegfried Moschek, Klaus Rogge, Jürgen Alfes, Axel Hellenkamp, Herbert Hellenkamp, Berthold Lensing, Uwe Loos, Bernd Pierick, Reinhard Schroer, Ewald Broeking, Silke Blender und Uwe Goschin.

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Die Ortsgruppe ehrte für 75 Jahre Gewerkschafts-treue Josef Dezort, für 65 Jahre Hel-mut Klingenberg, Willi Kloth, Alfred Morgenstern, Wal-ter Niggemann, Wolfgang Nordhaus, Helmut Opalka und Franz Stankowitz, für 60 Jahre Siegfried Adamczyk, Hans Pawlak, Horst Schrein, Günter Stratmann und Heinz Stuecke, für 40 Jahre Willi Amenda, Volker Bellinghoff, Ralf Fulde, Mehmet Karademir, Reiner Kiczeriak, Wilhelm Polster, Michael Portmann, Uwe Rogge, Helmut Schmidt, Michael Schmidt, Hueseyin Usta und Klaus Wenthaus, für 25 Jahre Roland Fischer, Ewald Goetsch und Patrick Lodde.

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> EINER VON UNS

Nichts für Grobmotoriker

THOMAS GENSOW fertigt Miniatur-Rennräder aus Sperrholz.

Wer weiß, wie stolz Sportler auf ihr Rennrad sind, der weiß, weshalb manch einer Thomas

Gensow damit beauftragt, das eigene Rennrad in Miniaturform nachzu- bauen. »Das ist doch ein großer Spaß, den eigenen kleinen Drahtesel im

Wohnzimmer zu bewundern«, sagt der Vertrauensmann, der in der BASF in Ludwigshafen als kaufmännischer An-gestellter arbeitet. Gensow weiß, wovon er spricht. Schließlich ist er passionier-ter Radsportler, ebenso sein Sohn.

In seinem Hobbyraum überträgt der 56-Jährige Fotos der Räder mittels Kohle-papier auf Sperrholz und sägt sie danach mit seiner Laubsäge aus. Zumindest so lange, bis es noch nicht in die Details

wie beispielsweise Gangschaltung, Sat-telhalterung oder Kabelzüge geht. Doch bei dieser Feinmotorik lebt Gensow erst so richtig auf: »Dann hantiere ich mit Fetzen von Schmirgelpapier und Boh-rer«, sagt er. Der kleinste Bohrkopf misst 0,3 Millimeter. Mit Blumenbindedraht

fertigt er die Speichen. Was für Außen-stehende wie eine anstrengende Ge-duldsprobe klingt, ist für Gensow Ruhe und Erholung pur. »Wenn ich in mei-nem Element bin, vergesse ich alles andere und kann total abschalten.«

Rennräder von der Stange gibt es bei ihm nicht, genauso wenig wie im Fahr-radgeschäft. Jedes detailgetreu eins zu eins nachzubauen, das ist seine Heraus-forderung. »Eine Frau gab bei mir das

Geburtstagsgeschenk für ihren Mann in Auftrag. An seinem Hinterrad war eine einzige der 32 Speichen rot lackiert. Das habe ich natürlich übernommen. Beide waren hinterher ganz baff«, bekam er zu hören.

Auch zehn Jahre nachdem er sein erstes Rad fertiggestellt und sich nur ein einziges Mal »versägt« hat, scheint es dem Hobbybastler nicht langweilig zu werden. Behutsam hat er sich von 28 mal 18 Zentimeter großen »Kunst-werken« auf elf mal sieben Zentimeter kleine Modelle vorgetastet.

Einmal hat er sogar für einen Bekann-ten das Rad von Profisportler Jens Voigt nachgebaut. »Da war der Anspruch na-türlich noch größer als sonst.« Obwohl eine Marktlücke existiert, steht für Gensow fest: »Das bleibt Hobby und Nebenerwerb.« Kein Wunder: Pro Rad in-vestiert er rund 30 Arbeitsstunden oder einen Monat. Axel Stefan Sonntag

»Irgendwann wollte ich wissen, wie klein die Modelle noch werden können.«

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> EINER VON UNS

Wenn Bilder überraschen

ULI BORMUTH stellt in seiner C7-Galerie Fotografien aus.

Das Motiv schön zentral in der Linse ausgerichtet, das Smartphone in-klusive Verwackelungsgarantie ge-

zückt und dann gerne noch den Blitz aktiviert, ob nötig oder nicht: Solche geknipsten Bilder sind Uli Bormuth ein

Dorn im Auge. Der Personalentwickler bei Roche Mannheim, der schon zu Studen-tenzeiten seine Leidenschaft für die Foto-grafie entdeckte, sieht im Siegeszug von Smartphones und Kompaktkameras nicht nur einen Segen. »Viele verlieben sich in Megapixel und Megabytes – anstatt dar-über nachzudenken, aus welchen Perspek-tiven sie einen anderen Blick auf die Reali-tät werfen können«, sagt der Mannheimer.

Bormuth ärgerte es jahrelang, sich da-rüber immer nur im »Talk Fotografie«

der Reiss-Engelhorn-Museen auslassen zu können. Also sprach er vor zwei Jah-ren – halb im Spaß, halb im Ernst – einen befreundeten Fotografen an, ob dieser Lust hätte, seine Bilder öffentlich auszustellen. Der Ort: das Treppenhaus

von Bormuths neu bezogener Wohn-anlage.

Der Fotograf runzelte die Stirn, Bor-muth zuckte die Schultern – doch der Ort, der passte: Das 1903 als Geburts-klinik entstandene Gebäude mit fünf bis sieben Meter hohen Etagen bietet Bildern wechselnder Urheber ein ganz eigenes, aber authentisches Ambiente: Im nicht renovierten Kellergewölbe fan-den Aufnahmen verlassener Gebäude der inzwischen aus Mannheim abge-

zogenen US-Soldaten einen passenden Platz. Islands bizarre, aus gewaltigen Naturkräften geformte Landschafts-weiten entfalten im großflächigen Erd-geschoss ihre monumentale Wirkung. Und beim Gang nach oben ergibt sich von selbst ein neuer, anderer Blick auf Treppenstufen des Frankfurter Ein-kaufspalastes MyZeil. »Überall kommt es schnell zu Gesprächen über neue Blickwinkel«, freut sich Bormuth. »Be-sucher diskutieren, wie man im Alltag sattgesehene Dinge neu entdecken kann.« Oder ob Fotografinnen und Fo-tografen unterschiedlich an Motive her-angehen. »Ich bin mir sicher, es gibt eine Art weiblichen Blick«, sagt Bor-muth. Deshalb lädt er aktuell ganz be-wusst zur Reihe »WeibsBilder«, in der acht Fotografinnen ihre Werke ausstel-len. »Da entdecken vor allem Männer neue Perspektiven«, lacht der Galerist.

Axel Stefan Sonntag

»Täglich entstehen Millionen von Fotos. Aber originell sind nur wenige.«

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Billig-Öl sorgt für Turbulenzen

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DIE ÖLPREISE schmieren ab, doch die Freude ist getrübt. Die Lieferländer schlittern in die Krise, die Gefahren für die Weltkonjunktur wachsen.

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> TENDENZEN ÖLPREIS

Alles paletti? Leider nichtEin Liter Rohöl kostet auf den

Weltmärkten weniger als 20 Cent, die Preise sind seit Mitte 2014 um

70 Prozent eingebrochen. Wird die In-flationsrate berücksichtigt, dann liegt der Preis auf dem Niveau vor der ersten Ölkrise in den frühen 1970er-Jahren. Das »schwarze Gold« ist so billig wie schon lange nicht mehr. Das Angebot ist größer als die Nachfrage, es herrscht eine weltweite Überproduktion. Die Gründe dafür sind vielschichtig, es gibt

ein ganzes Ursachenbündel. Seit 2008 wurde die Ölförderung in den USA nahezu verdoppelt, allein die mit der Fracking-Technik geförderte Menge hat sich seit 2011 fast verdreifacht. Die USA sind heute der weltgrößte Öl- produzent.

Doch die ehemaligen Platzhirsche kämpfen um ihre Position, freiwillig macht die Organisation Erdöl exportie-render Staaten (OPEC) nicht Platz. Vor allem Saudi-Arabien dreht die Hähne

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dpa

auf, will mit einer Flut billigen Öls Markt-anteile zurückerobern. Auch der Iran mischt wieder mit. Mit der Aufhebung der westlichen Sanktionen ist das Öl- exportverbot gefallen, Teheran braucht Devisen und fördert, was das Zeug hält.

Die Internationale Energie Agentur (IEA) prognostiziert bereits, dass die Märkte 2016 »im Überangebot er- trinken« werden.

DIE VERBRAUCHER hierzulande kön-nen sich über die Entwicklung freuen, es klingelt in den Portemonnaies. Der Mineralölwirtschaftsverband hat ausge-rechnet, dass Autofahrer und Heizöl-kunden 2015 im Vergleich zum Vor- jahr rund 13,5 Milliarden Euro gespart haben.

Auch die Industrie profitiert von dieser Entwicklung. Günstige Rohstoffkosten sorgen für sinkende Produktionskosten. Die deutsche Chemie-Branche braucht jedes Jahr über 16 Millionen Tonnen Rohbenzin für die Herstellung von Kunst-stoffen, Waschmitteln, Dämmstoffen, Tex-tilien und Reinigern. »Die niedrigen Zin-sen, der Euro-Kurs und der Ölpreis verschaffen der deutschen Wirtschaft der-zeit Rückenwind«, fasst Marijn Dekkers, Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) die Lage zusammen.

Verbraucher und Unternehmen haben mehr Geld zur Verfügung, der niedrige Ölpreis wirkt wie ein Konjunktur- programm – die Wirtschaft brummt. Also alles paletti? Leider nicht, auch diese Medaille hat eine Kehrseite.

International würde ein dauerhaftes Niedrigpreisniveau zu Problemen, wenn nicht gar Verwerfungen führen – wirt-schaftlich, politisch und sozial. Einige große Öl produzierende Länder spüren die Folgen bereits heute. Der Preisrutsch hat Venezuela an den Rand des Staats-bankrotts geführt, Brasilien taumelt in die Rezession, der Boom in Nigeria ist vorbei. Auch Russland steckt tief in der Krise, im vergangenen Jahr ist die Wirt-schaft wegen des Ölpreisverfalls und des schwachen Rubels um 3,7 Prozent geschrumpft.

UND AUCH IN DEN USA mehren sich die Krisenzeichen. Die Förderkosten für Schieferöl sind im Augenblick nicht

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konkurrenzfähig, die Unternehmen ma-chen Verluste. Folge: Die Investitionen werden drastisch um mehr als die Hälfte runtergefahren, den Lieferanten fehlen die Aufträge, die Maschinen stehen still. Allein in Texas haben bereits 60 000 Leu-te ihre Arbeitsplätze verloren, berich- tet das Handelsblatt. Die Ängste vor einer regelrechten Pleitewelle in der US- Frackingindustrie nehmen zu, Domino-effekte in anderen Branchen sind alles andere als auszuschließen.

AUCH DIE GROSSEN internationalen Energiekonzerne geraten unter Druck. Total, Exxon, Shell und Statoil – überall regiert der Rotstift. Großprojekte werden gekürzt oder auf Eis gelegt, Arbeits- plätze geraten in Gefahr. BP will weltweit mindestens 4000 Jobs streichen, auch Deutschland ist betroffen. Hier stehen mehrere Hundert Arbeitsplätze auf der Kippe. Ziel der IG BCE ist es, betriebs-bedingte Kündigungen in jedem Fall zu vermeiden (siehe dazu kompakt 2/2016). Die Gewerkschaft kann sich auf gute Argumente stützen. Denn im Downstream-Bereich – also bei den Raf-finerien und Tankstellen – schreibt der Konzern schwarze Zahlen.

In der deutschen Mineralölindustrie arbeiten rund 17 000 Menschen zu guten tariflichen Bedingungen. Weitere 90 000 Arbeitsplätze gibt es im Ab-satzbereich der Mineralölprodukte. Die Branche nimmt in Sachen Schadstoff- minimierung und Energieeffizienz welt-weit eine Spitzenstellung ein, auch bei anderen Umwelt- und Produktstandards brauchen die deutschen Raffinerien keinen Vergleich zu scheuen.

Mineralölprodukte haben mit rund 33 Prozent heute noch den größten Anteil an der Primärenergieversorgung in Deutschland und spielen im Energie-mix unseres Landes eine herausragende Rolle. Im Verkehrssektor bleibt Mineral- öl auf absehbarer Zeit der zentrale Energieträger, sein Anteil beträgt rund 90 Prozent. Die Mineralölindustrie ist eng mit der Chemie- und Automobilindustrie verknüpft und ein unverzichtbarer Teil der Wertschöpfungskette.

Unabhängig von den aktuellen Entwick-lungen auf den Ölmärkten haben die Unternehmen mit strukturellen Schwie-rigkeiten zu kämpfen. Die Nachfrage in Deutschland und Europa sinkt seit Jah-ren kontinuierlich. Gründe dafür sind bei-spielsweise verbesserte Motorentechnik, ein verändertes Mobilitätsverhalten oder Fortschritte in der Gebäudeeffizienz.

Die Branche muss sich den Heraus-forderungen stellen; die IG BCE und die Betriebsräte haben deshalb einen Zukunftsdialog mit den Unternehmen und der Politik gestartet. Ziel ist es, ein Standortsicherungskonzept auf den Weg zu bringen. Die Branche muss vor allem ihre Innovationspotenziale nutzen und weiterentwickeln. Es sind erhebliche In-vestitionen erforderlich. Dafür brauchen die Unternehmen klare und langfristig zuverlässige Rahmenbedingungen.

Mehr zum Standortsicherungskonzept: http://goo.gl/mQj6LR

Die fallenden Ölpreise haben unter-dessen auch die Börsen erreicht, die Kurse fallen. Neben den geopolitischen Gefahren wachsen die Risiken für die Finanzmärkte – und damit für die Realwirtschaft. Insgesamt herrscht eine sehr unübersichtliche Gemengelage, kein Wunder, dass die Prognosen höchst unterschiedlich ausfallen.

Überwiegend gehen die Experten davon aus, dass der Verfall des Öl-preises per Saldo einen positiven Ein-fluss auf die globale Konjunktur hat. Das ist »eben vor allem auch ein Stützungsprogramm für den privaten Konsum, besonders in den Industrie-ländern. Und der private Konsum in den Industrienationen ist derzeit die wichtigste Stütze für die Welt- wirtschaft«, sagt Stefan Bielmeier, Chef-volkswirt der DZ Bank.

IN DER TAT, zu Panik besteht kein An-lass. Gerade hat das Statistische Bundes-amt die Zahlen für 2015 gemeldet. Deutsche Unternehmen verkauften im vergangenen Jahr Waren im Wert von 1195,8 Milliarden Euro im Ausland. Das sind 6,4 Prozent mehr als 2014 – ein neuer Rekord. Michael Denecke

DIE ZUKUNFT SICHERN

Primärenergie- verbrauch in Deutschland

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Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB)

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> TENDENZEN ARBEITSZEIT

Ist mobiles Arbei ten unbegrenzt?ARBEITEN, WANN UND WO WIR WOLLEN – viele Beschäftigte wünschen sich das. Die Möglich- keit zu geregelten Bedingungen im Homeoffice zu arbeiten, haben bisher oft nur Führungskräfte. Dennoch arbeiten zunehmend Beschäftigte zu Hause - meist in ihrer Freizeit. Einen Ausgleich be- kommen sie dafür selten. Das sind die Ergebnisse des Monitors »Mobiles und entgrenztes Arbeiten«.

Zu Hause arbeiten: Wie viele Betriebe bieten es an?

Zu Hause arbeiten: aus Sicht der Beschäftigten

Knapp ein Drittel der Betriebe bietet die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten. Große Betriebe mit mehr als 500 Beschäftigten (53 %) ermöglichen dies häufiger als kleinere (29 %).

Arbeiten von zu Hause aus ist hauptsächlich für Angestellte ein Thema, betrifft Arbeiterinnen und Arbeiter kaum.Bei 16 Prozent derjenigen, die von zu Hause aus arbeiten, ist das vertraglich festgelegt.

30 % Ja 70 % Nein

Arbeiten Sie für Ihren Arbeitgeber gelegentlich von zu Hause

aus?

69 % Nein | 31 % Ja 98 % Nein | 2 % Ja

Arbeiterinnen/ArbeiterAngestellte

Angestellte, die gelegentlich von zu Hause arbeiten, arbei-ten insgesamt deutlich mehr

(43,5 Stunden pro Woche) als Ange-stellte, die das nie tun (39,4 Stunden pro Woche).

Zwei Drittel der Angestellten werden zumindest gelegentlich in der Freizeit dienstlich kontaktiert.

nie .......................................................................... 35 %einige Male im Jahr .............................................. 25 %einige Male im Monat .......................................... 20 %einige Male pro Woche ........................................ 15 %jeden Tag ................................................................. 5 %

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Ist mobiles Arbei ten unbegrenzt?ARBEITEN, WANN UND WO WIR WOLLEN – viele Beschäftigte wünschen sich das. Die Möglich- keit zu geregelten Bedingungen im Homeoffice zu arbeiten, haben bisher oft nur Führungskräfte. Dennoch arbeiten zunehmend Beschäftigte zu Hause - meist in ihrer Freizeit. Einen Ausgleich be- kommen sie dafür selten. Das sind die Ergebnisse des Monitors »Mobiles und entgrenztes Arbeiten«.

Zu Hause arbeiten: Reguläre Arbeitszeit oder Freizeit?

Welche Vor- und Nachteile erleben Beschäftigte im Homeoffice?

56 Prozent der Angestellten, die ohne vertragliche Rege-lung von zu Hause aus arbeiten, tun dies ausschließlich außerhalb der regulären Arbeitszeit, also in ihrer Freizeit. Das sind etwa 15 Prozent aller Angestellten.

stärkere Vermischung von Arbeit und Privatleben

schlechterer Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen

schlechtere Leistungswahrnehmung durch Vorgesetzte

Zwei Drittel derjenigen, die in ihrer Freizeit arbeiten, bekommen keinen Zeitausgleich oder mehr Geld.

PRO CONTRA

56 % | außerhalb der normalen Arbeitszeit

23 % | innerhalb der normalen Arbeitszeit

5 % | keine Antwort

6 % | nur finanzielle Kompensation

6 % | nur Gutschrift Zeitguthaben

73 % | mit dem Gehalt abgegolten

1 % | Kombination

21 % | sowohl als auch

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weniger Fahrzeit

bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben

bessere Erledigung mancher Tätigkeiten

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> TIPPS ALTERSVORSORGE

Betriebsrente in Gefahr beiJobwechsel?

Bei Jobwechsel: Ab wann gehört die Betriebsrente dem Arbeitnehmer?

Einige Millionen Arbeitnehmer wech-seln jedes Jahr ihren Job – freiwillig oder gezwungenermaßen. »Was dann mit ih-ren Betriebsrentenansprüchen geschieht, hängt davon ab, ob die Ansprüche un-verfallbar sind«, erklärt Ansgar Claes, Arbeitsrechtler bei der IG BCE. Ob das so ist, hängt insbesondere vom Alter der Betroffenen und der bisherigen Laufzeit ihrer Betriebsrente ab. Wichtig ist aber zunächst, ob der Arbeitgeber oder der Arbeitnehmer die Betriebsrente finanziert.

Was gilt bei Betriebsrenten, die allein der Arbeitnehmer finanziert?

Diese betriebliche Altersversorgung (bAV) ist weitverbreitet und für Arbeitnehmer eigentlich weniger attraktiv, weil sich der Chef nicht an der Rente beteiligt. Die Betroffenen wandeln dabei einen Teil ihres Gehalts über eine sogenannte Direktversicherung in eine bAV um.

Allerdings sparen sie selbst in der Ein-zahlungsphase Steuern und Sozialver- sicherungsbeiträge. Bei dieser Entgelt-umwandung tritt die Unverfallbarkeit der bAV sofort ein. Das bedeutet: Auch wer – beispielsweise – schon nach eini-gen Monaten den Arbeitgeber wechselt, kann die Betriebsrente mitnehmen. An-sprüche gehen nicht verloren.

Was gilt bei Betriebsrenten, die allein der Arbeitgeber finanziert?

Diese Renten sollen nicht nur – zusam-men mit der gesetzlichen Rente – den Lebensunterhalt von Arbeitnehmern im Alter sichern, sondern zugleich ihre »Teilbetriebstreue« belohnen, erklärt die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Al-tersversorgung. Das bedeutet: Die Rente gehört erst dann dem Arbeitnehmer, wenn er sich zumindest für eine gewisse Zeit als »betriebstreu« erwiesen hat. Das Gesetz stellt dabei zunächst darauf ab, wie alt der Arbeitnehmer beim Ende sei-nes Arbeitsverhältnisses ist. Günstigere Regeln gelten danach, wenn das Arbeits-verhältnis »nach Vollendung des 25. Le-bensjahres« endet.

Wer jahrelang in eine gute Betriebsrente einzahlt, profitiert davon im Alter. Doch was passiert bei einem Arbeitgeberwechsel? Gehen dann Ansprüche verloren?

Was gilt, wenn das Arbeits- verhältnis endet, bevor der Arbeitnehmer 25 Jahre alt wird?

Dann ist mit dem Arbeitsverhältnis zu-gleich auch die Betriebsrente futsch. Wie lange das Arbeitsverhältnis gedauert hat, spielt dabei keine Rolle. Bis 2009 galt hier sogar noch eine Altersgrenze von 30 Jahren.

Welche Regelungen gelten für Über-25-Jährige?

Bei ihnen kommt es darauf an, wie lange der Versorgungsvertrag beim Ausschei-den aus der Firma besteht. Sicher ist eine durch einen Arbeitgeber finanzierte Be-triebsrente erst, wenn der Vertrag schon seit mindestens fünf Jahren existiert. Wird ein 26-jähriger Arbeitnehmer also nach vier Jahren und elf Monaten ent-lassen, so ist auch seine Betriebsrente futsch.

TEIL 1

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Gilt das auch, wenn ein Unternehmen insolvent ist?

Ja. Bei vom Arbeitgeber finanzierten Ver-sorgungssystemen sind die Rentenan-sprüche innerhalb der ersten fünf Jahre ungesichert.

Wie sind die Regelungen bei »mischfinanzierten« Betriebsrenten?

Dies betrifft einen großen Teil der Direktversicherungen. Der vom Arbeit- geber finanzierte Teil unterliegt hier – wenn nichts anderes vereinbart ist – wiederum den oben aufgeführten ge-setzlichen Verfallsregelungen. Ist der Vertrag also jünger als fünf Jahre, so gehört der Teil, den der Arbeitgeber eingezahlt hat, noch immer der Firma.

Was gilt bei Ansprüchen aus dem ChemiePensionsfonds?

Soweit die Ansprüche der Arbeitnehmer auf Entgeltumwandlung beruhen, sind sie sofort unverfallbar, sie gehören also auch nach Ende des Arbeitsverhältnisses weiterhin dem Arbeitnehmer – egal, wie alt dieser ist und wie lange die bAV be-standen hat.

BALD EIN NOCH BESSERER BETRIEBSRENTEN-SCHUTZ

Von 2018 an gelten neue, für Arbeit- nehmer günstigere Regelungen zur Unverfallbarkeit arbeitgeberfinanzierter bAV-Anwartschaften. Ansprüche auf- grund von 2018 an neu abgeschlossenen Verträgen sind bereits nach drei (statt jetzt nach fünf) Jahren »unverfallbar« – vorausgesetzt, der Arbeitnehmer ist zum Zeitpunkt des Ausscheidens aus dem Betrieb mindestens 21 Jahre alt. (Die Altersgrenze wird also herabgesetzt.) Mit dieser Gesetzesänderung setzt die Bundesregierung die sogenannte Mobili- tätsrichtlinie der Europäischen Union vom 16. April 2014 in deutsches Recht um.

Betriebsrente und Jobwechsel – Teil 2:

Was können Arbeitnehmer nach einem Jobwechsel mit der alten Betriebsrente anfangen?

Gilt das auch für den tariflichen »Entgeltumwandlungsbetrag« in Höhe von 478,57 Euro in der Chemie-Industrie?

Ja. In Paragraf 19 Nummer 3 des Tarif-vertrages über Einmalzahlungen und Altersvorsorge in der chemischen Indus-trie heißt es: »Die Chemie-Tarifförde-rung ist Bestandteil der Entgeltumwand-lung.« Daraus ergibt sich – so erklärt der ChemiePensionsfonds auf Anfrage von kompakt –, »dass die Anwartschaft, welche im Rahmen der tariflichen Altersvorsorge erdient wurde, sofort gesetzlich unverfallbar ist.« Rolf Winkel

IN DER NÄCHSTEN AUSGABE:

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> TIPPS ARZTTERMIN>

Woche ein freies Zeitfenster bei einem Experten. Zwischen Anfrage der Ver- sicherten und der Sprechstunde dürfen maximal vier Wochen liegen.

Und wenn es keinen Termin gibt?

Sollte die Terminservicestelle in den vier Wochen keine Behandlungsmöglichkeit bei einem niedergelassenen Facharzt an-bieten können, muss sie dem Patienten einen ambulanten Behandlungstermin in einem Krankenhaus vermitteln. Für diesen gelten dieselben Fristen. Entste-hende Mehrkosten trägt die jeweilige Kassenärztliche Vereinigung.

Hei ßer Draht zum FacharztLANGE WARTEZEITEN auf

einen Facharzttermin sollen für Kassenpatienten nun der Vergangenheit angehören. Das verspricht ein neuer Service der Kassenärztlichen Vereinigungen. kompakt erklärt, wie das funktioniert.

Monatelanges Warten auf einen Termin beim Facharzt? Das kennen gesetzlich Versicherte

nur zu gut. Privat versicherte Patienten hingegen bekommen oftmals deutlich schneller einen Termin, auch wenn sie ihn eigentlich nicht dringender brau-chen. Deshalb wurde immer wieder eine Zwei-Klassen-Medizin in Deutsch-land kritisiert.

Jetzt wird nachgebessert: Sogenannte Terminservicestellen der Kassenärzt- lichen Vereinigungen sollen den Kassen-patienten nun innerhalb von vier Wochen Facharzttermine organisieren. kompakt beantwortet die wichtigs-ten Fragen zu diesem neuen Service.

Für wen ist der Service gedacht?

Für Kassenpatienten, die dringend eine fachärztliche Behandlung brauchen und selbst keinen zeitnahen Termin er- halten. Eine Pflicht für Patienten, sich an die Servicestelle zu wenden, gibt es allerdings nicht.

Was ist ausgeschlossen?

Für Bagatellerkrankungen, Routine- und Vorsorgeuntersuchungen gibt es ebenso wenig einen Vermittlungsservice wie für Termine bei Zahnärzten, Kiefer-orthopäden und Psychotherapeuten.

Was müssen Patienten tun?

Gesetzlich Versicherte benötigen zu-nächst vom Hausarzt eine ärztliche Überweisung für eine Behandlung beim Facharzt. Dann rufen sie die Termin- servicestelle der regionalen Kassenärzt- lichen Vereinigung an. Für Termine beim Frauen- oder Augenarzt braucht man keine Überweisung – darf aber trotzdem den Service in Anspruch nehmen.

Wie kommt der Termin zustande?

Die Mitarbeiter von der Terminservice-stelle recherchieren innerhalb einer

Welche Fachärzte in Ihrer Nähe praktizieren, erfahren Sie unter: www.kbv.de/html/arztsuche.php

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Hei ßer Draht zum Facharzt

Wie sieht es mit Wunschtermin und Wunscharzt aus?

Fehlanzeige! Die Patienten dürfen sich weder einen konkreten Zeitpunkt noch einen bestimmten Arzt aussuchen. Wer Wert auf eine freie Arztwahl legt, sollte zunächst gegebenenfalls mehrfach bei seinem Wunscharzt nachfragen – und sich erst dann an den Service wenden.

Wie weit darf der Weg zum Facharzt sein?

Im Gesetz heißt es nur, dass die Ent- fernung zwischen Wohnsitz und Praxis

KNAPPSCHAFT ALS VORREITERBEI DER FACHARZTVERMITTLUNG

Dass es den Bedarf gibt, Patienten bei der Terminvermittlung im fachärztlichen Bereich zu unterstützen, hat die Knapp- schaft bereits vor Jahren erkannt. Sie bietet ihren Versicherten deshalb seit Januar 2010 das Facharzttermintelefon an.

Der Service des Termintelefons der Knappschaft ist dabei zum Teil umfang-reicher als der der neuen gesetzlichen Vorgaben. So ist – anders als bei der jetzigen gesetzlichen Neuregelung – keine Überweisung erforderlich. Außerdem erfolgt die Vermittlung eines Behand-lungstermins innerhalb von zwei Tagen, unabhängig vom medizinischen Anlass. Auch gelten bei der Arztwahl keine Einschränkungen, wie zum Beispiel Entfernung oder Qualifikation.

»Unser Service konnte von Beginn an überzeugen und liefert regelmäßig sehr gute Ergebnisse«, sagt Knappschaft-Sprecher Wolfgang Buschfort über das Angebot seiner Krankenkasse. Er sieht aber auch die neue gesetzliche Regelung positiv: »Eine optimale Ergänzung, da dem Patienten nun im Bedarfsfall auch ein Termin im Krankenhaus zur ambu-lanten Behandlung vermittelt werden kann.«

Weitere Informationen zum Thema Terminservicestellen gibt es unter: www.kbv.de/html/terminservicestellen.php.

»zumutbar« sein muss. Diese Formu-lierung hat der Spitzenverband der Krankenkassen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung konkretisiert: Dem-nach darf der Weg maximal 30 Minuten länger sein als bis zum nächstgelege- nen Fachkollegen. Das gilt für Augen-, Frauen-, Haut-, Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Neurologe, Orthopäde, Urologe und Chirurg. Für bestimmte Spezialisten, zum Beispiel Radiologen, zählt die Zeit bis zum nächstgelegenen Facharzt plus 60 Minuten.

Und wenn diese Zeitgrenze überschritten wird?

Dann muss in diesem Fall auch ein Be-handlungstermin in einem Krankenhaus angeboten werden.

Wie verhalte ich mich, wenn ich den Termin absagen muss?

Dann sollte man ihn rechtzeitig freige-ben – und zwar sowohl bei der Praxis als auch bei der Terminservicestelle. Doch Achtung: Die Servicestelle ist nicht ver-pflichtet, einen zweiten Termin anzubie-ten. Ausnahme: Der Patient sagt den Ter-min gleich an dem Tag ab, an dem er ihn bekommen hat. Katrin Schreiter

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> RÄTSEL>

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Hobby

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Grund-satzEdel-metall

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brasilian.Stadt (Kzw.)jap. Papier-faltkunst

biblischeStadt desTurmbaus

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dickgekochterObstbrei

licht-durchflutetKörper-spray (Kzw.)

wüstund leerMeeres-bucht

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Kraftfahr-zeug (Abk.)

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Million(Abk.)

TV-Sender(Abk.)Himmels-wesen

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Stadt inder Pfalz

an-nähernd,ungefährBündnis

Aufguss-getränk

Insel (frz.)

Fisch

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Flui-dum

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Hund b. den„Peanuts“

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trag. Teil d.KarosserieErwerbs-tätigkeit

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Amts-vor-druck

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flüssigesFett

Unterwelt d.röm. Sage

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Stadtin Ost-frieslandSpaß, Ulk

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ungetrübtchem. Zei-chen fürRhodium

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Geocacher aufgepasstNie mehr die Orientierung verlieren: Mit dem Garmin GPSmap 64s wird das für zehn Ge-

winner möglich. Das Gerät ist doppelt gesichert durch einen hochempfind-lichen GPS- und GLONASS-Empfän-ger mit Quad-Helix-Antenne. Ein baro- metrischer Höhenmesser sowie ein 3-Achsen-Kompass sind zusätzlich ver-baut. Die genaue Position ist auch bei starker Sonneneinstrahlung auf dem 2,6-Zoll-Farbdisplay gut ables-

bar. Außerdem kann mit dem Smartphone draht-

los eine Verbindung aufgebaut wer-den. 40 weitere Gewinner können sich über ein Bügeleisen, Modell Maestro, von Tefal freuen. A

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GLÜCK & GLOSSE

>

Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der ein Ereignis umschreibt, das die politischen Verhältnisse in einigen Bundesländern verändern könnte. Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45, 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der 15. März 2016 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Einsendern richtiger Lösungen fielen die zehn Hauptgewinne – ein Musical-Arrangement »Hinterm Horizont« – an: Marc Knodel, Liederbach; Ulrike Blase, Seelze; Berta Visel, Gernsbach; Lorenz Kamp, Ratingen; Wolfgang Rosak, Leverkusen; Norbert Schöberl, Illertissen; Michael Taugerbeck, Heide; Gerda Winkler, Potsdam; Anja Nehring, Werdau; Wolfgang Schiochet, Ebermannstadt.

DIE ESPRESSOTASSE VON ROSENTHAL ERHALTEN: Eberhard Weigelt, Düsseldorf; Günter Vogt, Herin-gen; Siegfried Hildebrandt, Heidelberg; Wilfried Lehmann, Welzow; Karlheinz Kirst, Schlüchtern; Gudrun Vogel, Lugau; Thea Terveen, Großheide-Arle; Hermann Kübber, Haltern am See; Else Dürr, Merseburg; Dieter Töpelmann, Wedemark; Wal-traud Thiel, Stade; Richard Marchler, Bobingen; Karl-Heinz Faißt, Baiersbronn; Marita Kaufmann, Meinersen; Christa Kaßner, Dresden; Erwin Bäcker, Leverkusen; Manuel Bieneck, Haßloch; Günter Cisnik, Geisa; Frank Lockert, Samern; Franz Gareis, Biebertal; Ulrich Sapion, Düren; Bernd Dittmeyer, Lünen; Christian Hartmann, Schnaittenbach; Andrea Krakau, Ludwigshafen; Eckhard Lentz, Wedemark; Artur Englert, Neuhütten; Stefan Goretzky, Straubing; Irmgard Schnitzler, Nieder-zier; Jürgen Durst, Angelbachtal; Hildegard Tewes, Inzell; Elke Eiblmaier, Kirchdorf; Heide Hansen, Uetersen; Robin Müller, Rösrath; Horst Seiler, Völk-lingen; Angela Götz, Hamburg; Marko Hollburg, Schönebeck; Volkmar Fischer, Kerpen; Edgar Bradsch, Ilmenau; Longin Neumann, Langenfeld; Hans Bierbaum, Freiburg.

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Herzlichen Glückwunsch! Die »Goldene Stechkarte« für den Mitarbeiter des Monats geht an

den spanischen Beamten Joaquin G.: Der Mann erschien sechs Jahre lang nicht zur Arbeit – und keiner hat’s ge-merkt. Erst als man ihn für 20 treue Dienstjahre ehren wollte, flog die Sache auf. Sechs Jahre frei und Spaß dabei! Er sollte den Bau einer Klär- anlage überwachen. Stattdessen las er Philosophiebücher. Das klärt den Geist, aber nicht die Gülle. Jetzt stellen sich mehrere Fragen. Erstens: Ist das Lesen von Philosophiebüchern nicht auch irgendwie Arbeit? Zweitens: Wo ist die Gülle in der Zwischenzeit gelan-det? Drittens: Wenn die Bauzeit von spanischen Kläranlagen mehr als sechs Jahre beträgt – wie groß ist dann die Gefahr, dass wir längst per Tele-portation reisen, wenn der Berliner Flughafen fertig ist? Und viertens:

Kann mal bitte einer nachgucken, ob die Jungs und Mädels, die in Berlin den Baufortschritt überwachen sollen, nicht in Wahrheit seit 2008 bei Star-bucks sitzen und Heidegger lesen?

Ich fordere Nachsicht mit Joaquin G. Der Mann erinnert uns daran, dass Arbeit nicht alles ist. Und dass nicht alles Arbeit heißt, was Arbeit ist. Und dass nicht alles Arbeit ist, was Arbeit heißt. Ist das Überwachen von Klär-anlagen zum Beispiel ein Vollzeitjob? Hier besteht noch Klärungsbedarf. Ohnehin sind ja das Toilettenwesen und die Philosophie eng verwandt. Die großen Philosophen jedenfalls hatten ihre besten Ideen nicht im Büro. Wie sagte schon Aristoteles: »Die Natur kreiert nichts ohne Bedeutung.« An welchem Ort genau er zu dieser tiefen Wahrheit fand, ist nicht be-kannt. Besser so. Schönen Frühling!

Imre Grimm

GRIMMS MÄRCHEN

M E A P M G I R TI N N E N S K I E P I D E M I EN O T G E W E R B E E N O R M

F I N E S S E F U R C H E S A UM R A T P N A H E T E N

D A U N E R E E D E B A U R A TE L F G R A S S U N E B E N I

W A R E R O C K I R I N B PE A R C L I P

G R O G C H O RS T R O H F E R N E

D U O B E IE N T E R E E N

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H E S K I M O A S I A T I NK R A L R O H R S T A U E T A

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42 | kompakt | März 2016

> MEIN ARBEITSPLATZ

Sauber verwertet»Wir sind immer zu zweit auf der

Schicht und wechseln uns jede Stunde ab. Einer überwacht den

gesamten Prozess von der Anlieferung der Tierkadaver bis zum Verladen von Mehl und Fett an den Bildschirmen der Schaltwarte. Der andere ist im Betrieb unterwegs und schaut vor Ort nach dem

Rechten. Dabei sind wir über Funk die ganze Zeit in Kontakt. Die Oldenburger Fleischmehlfabrik ist für das Entsorgen von toten Tiere und Schlachtnebenpro-dukten in einem 12 000 Quadratkilo-meter großen Gebiet an Niedersachsens Küste verantwortlich. Dabei ist keine Zeit zu verlieren. Was die Fahrer von Landwirten und Schlachthöfen abho-

len, wird bei uns zum Rohstoff für die Fett- und Fleischmehlherstellung. Das Material wird zerkleinert und in großen Sterilisatoren gekocht. Wir haben auch Teile der vor Wangerooge gestrandeten Pottwale verarbeitet. Sie mussten mit der Hand zersägt werden, weil sie für die Brecher zu groß waren.

Der größte Teil der Produktion läuft automatisch. Ich verfolge am Bild-schirm, wie Flüssigkeit abgesiebt und verdunstet wird, feste Stoffe über Trans-portschnecken in die Trockner kommen und dann auch vom Fett getrennt wer-den. Wenn zum Beispiel die Meldung ›Störung Kondensat‹ erscheint, gehe ich los zu einem der Kocher und lasse gege-

benenfalls etwas ablaufen. Oder ich prü-fe, ob der Trockner die richtige Tempera-tur hat und wie hoch er gefüllt ist. Aus jeder Füllung nehme ich Proben und messe ihre Feuchtigkeit mit einem Mess-gerät. Die große Maschinenhalle mit den Sterilisatoren, Trocknern und Pressen ist mein Hauptarbeitsplatz. Nachmittags aber, wenn die Schlosser und Elektriker Feierabend haben, bin ich auf dem ge-samten Gelände unterwegs. Dann gucke ich auch im Kesselhaus, ob alles in Ord-nung ist, und schaue bei den Tankwagen der Fettverladung nach der Sauberkeit. Das Reinigen der Anlagen gehört zu un-seren Aufgaben. Etwas Zeit geht bei mir auch in die Betriebsratsarbeit, die ich seit drei Jahren mache. Das Betriebs-klima ist gut. Und an den Geruch gewöhnt man sich.

Aufgezeichnet von Sigrid Thomsen

Stimmt alles? Aus jeder Füllung werden Proben genommen.

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»Wir haben auch Teile der vor Wangerooge gestrandeten Pottwale verarbeitet.«

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OLAF WOLFF (49) ist Anlagen- und Maschinenführer in der Oldenburger Fleischmehlfabrik.

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