ostvision februar 2014

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501 | FEBRUAR 2014 Monats-Zeitschrift der Christlichen Ostmission Was Zuwendung bewirkt | «Seit Sie gekommen sind, ist alles anders» IWAS IZUWENDUNGO L BEWIRKT I

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Page 1: Ostvision Februar 2014

501 | Februar 2014 Monats-Zeitschrift der Christlichen Ostmission

Was Zuwendung bewirkt | «Seit Sie gekommen sind, ist alles anders»

Iwas IzuwendungO

LbewIrktI

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Anlässlich der Adventsfeier der Christlichen Ostmission wurde Pfarrer Rudolf Staub als Stiftungsratsmitglied verabschiedet. Seinen Rücktritt hatte er bei seinem 80. Geburtstag angekündigt.

Mit dieser Verabschiedung geht ein Kapitel in der Geschichte der Mission zu Ende. Pfr. Rudolf Staub ist Gründungsmitglied der Mission, von Beginn weg war er im Vorstand, viele Jahre als Vizepräsident und zuletzt als Stiftungsrat.

Pfr. Rudolf Staub war ein überaus enga-giertes und aktives Vorstandsmitglied. Im Lauf der Jahre besuchte er viele Projekt-länder, um sich vor Ort ein Bild der Um- stände zu verschaffen. Er reiste zu einer Zeit nach Osteuropa, als viele nicht einmal gewagt hätten, an solche Reisen zu denken. Für einen Vertreter einer Mission brauchte es damals viel Gottvertrauen, sich in die Höhle des Löwen zu wagen.

Besonders ans Herz gewachsen war ihm die damalige Arbeit der Christlichen Ost-mission in Somalia. Mehrmals besuchte er das Land, verhandelte mit Behörden und hatte immer ein offenes Ohr und ermuti-gende Worte für die Mitarbeitenden.

Sein Engagement und seine Verbindlichkeit waren bewundernswert. Er war ein «greif- bares» Vorstandsmitglied, immer erreichbar und ansprechbar. Er hörte zu, nahm Anteil und half. Pfr. Rudolf Staub war nicht nur Vorstandsmitglied und Vizepräsident, er war auch ein guter und verlässlicher Freund.

Pfr. Rudolf Staub hat die Christliche Ost-mission wesentlich mitgeprägt. Dafür sind ihm der Stiftungsrat und alle Mitarbeitenden sehr dankbar. Wir wünschen ihm und seiner Frau Gottes reichen Segen auf ihrem wei-teren Weg, Gesundheit und viel Freude, um den Ruhestand zu geniessen.

Auch wenn Pfr. Rudolf Staub nicht mehr Stiftungsrat ist, bleibt er Mitglied der COM-Familie und dafür sind wir dankbar.

Danke, Ruedi, für alles!

Georges Dubi, Missionsleiter

1987 Pfr. Rudolf Staub, Vizepräsident der COM und Projektleiter Somalia

wird monatlich herausgegeben von der CHRISTLICHEN OSTMISSION (COM), Worb

Nr. 501: Februar 2014

Redaktion: Georges Dubi

Adresse: Christliche Ostmission Bodengasse 14 3076 Worb BETelefon: 031 838 12 12Fax: 031 839 63 44E-mail: [email protected]: www.ostmission.ch

Postkonto: 30-6880-4Bankkonto: Spar + Leihkasse Münsingen, 16 0.264.720.06

Kontrolle der Bücher: Unico Treuhand AG, Burgdorf

Spenden sind in allen Kantonen steuer-abzugsberechtigt. Nähere Auskünfte er teilt unser Sekretariat. Gehen für ein Projekt mehr Spenden als benötigt ein, werden diese für ähnliche Zwecke ein gesetzt.

Bildquelle: COMWenn nicht anders vermerkt, haben die abgebildeten Personen keinen Zusam-menhang mit den erwähnten Beispielen.

Gestaltung: Melanie Keller

Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern

Papier: Das Magazin ist auf chlorfrei gebleichtem und FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.

Geschäftsleitung:Georges Dubi, Muri, MissionsleiterGünther Baumann, Magglingen

Stiftungsrat:Mario Brühlmann, Orpund, PräsidentPfr. Thomas Hurni, Leutwil, VizepräsidentChristian Bock, Seedorf Thomas Haller, LangenthalPfr. Jürg Maurer, HirschthalStephan Schär, Bischofszell

ostvision

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eIn haLbes Leben mIt der ChrIstLIChen

OstmIssIOn

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persönlich

Unser Haus war immer offen für Gebets-stunden unserer Gemeindemitglieder. Das war damals unter dem kommunistischen Regime gefährlich. Aber Gott hat uns immer bewahrt. Auch das hat mich geprägt für mein Leben. Ich erlebte, wie sich meine Cousine bekehrte und wie sich dadurch ihr Leben veränderte. Das führte dazu, dass auch ich mein Leben Jesus Christus anvertraute.

Nach der Schule bildete ich mich zur Buch-halterin aus. Meine Jugend war geprägt von Jugendgebetsstunden, Gottesdiensten, Chor- singen und viel Musik sowie von der Arbeit mit Kindern, bei der ich mithelfen durfte. An einem Gebetstreffen in unserem Haus lernte ich meinen zukünftigen Mann Janos kennen. Als wir beschlossen zu heiraten, war für uns klar, dass wir unser gemeinsames Leben in den Dienst des Herrn stellen wollten.

Als Janos Pastor wurde, hatten wir kleine Kinder. Ich wusste, dass ich trotz Familie und Haushalt voll hinter meinem Ehemann stehen musste, damit er seinen Dienst voll-mächtig ausführen konnte. Wir waren eins

vor Gott und wir wollten Ihm zusammen dienen. Wir begannen einen intensiven Besuchsdienst. Gemeinsam mit einigen Schwestern aus der Gemeinde besuchten wir regelmässig auch kranke Menschen. Als die Kinder grösser wurden und Instrumente spielten, kamen auch sie regelmässig mit.

Als wir in den Dienst unter Zigeunern* be-rufen wurden, begann ein anderes Leben für uns. Um diese Menschen mit dem Evange-lium zu erreichen, mussten wir lernen, mit einer ganz anderen, uns fremden Kultur um-zugehen.

Zu jedem Dienst für Gott gehören auch schwere Zeiten und wir erlebten auch Dürre- perioden. Aber Gott, unser Herr, der uns berufen hat, hat uns nie im Stich gelassen. Heute sehen wir viele Früchte der vergan-genen Jahre. Der Wandel, den viele Zigeuner-familien erleben, seit sie ihr Leben Jesus Christus anvertraut haben, ist frappant. Ihr Denken, ihr Verständnis und sogar ihre Lebensweise haben sich total verändert. Vor und in den Häusern herrschen Frieden und Hoffnung.

Es ist ein grosses Geschenk und eine Gnade, dass wir im Dienst des Herrn stehen und all diese Wunder sehen dürfen! Ihm sei alle Ehre, denn Er tut Wunder, auch unter Menschen, die vor der Welt nicht angesehen sind.

* In Rumänien ist die Bezeichnung Zigeuner kein Schimpfwort, Zigeuner nennen sich selbst so.

Ich heisse Emma Banyai, bin 60 Jahre alt und lebe in Oradea, Rumänien. Den grössten Teil meiner Kindheit und Jugend verbrachte ich ebenfalls in Oradea. Ich wuchs mit zehn Brüdern in einer christlichen Familie auf. Mein Vater war für mich ein grosses Vorbild im Glauben. In der Familie war ich sehr geborgen und glücklich. Wir sangen und musizierten viel. Abends erzählten unsere Eltern uns immer aus der Bibel und wir beteten zusammen. Das hat uns Kinder sehr geprägt.

Emma Banyai

mensChen unterwegs mit uns

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einen Stapel Holz zum Heizen. Seine Mutter arbeite in Russland und sein Vater besuche einen Freund in einem Nachbardorf, sagte Pavel. Sein älterer Bruder lebe auch in die- sem Haus. Ob er etwas zu essen habe, frag-ten die Mitarbeiter. Pavel verneinte, er habe keinen Hunger. Bevor die Mitarbeiter gingen, liessen sie etwas Essen zurück und ermutigten Pavel, ins Tageszentrum zu kommen. Doch er kam nicht.

Keine Hilfe vom SozialamtDas Sozialamt war über Pavel und seine Familie bestens informiert, wie unsere Mit- arbeiter erfuhren. Pavel sei meistens alleine zu Hause, sagte die Sozialarbeiterin. Sein Vater sei Alkoholiker und seine Mutter nach Russland ausgewandert. Niemand wisse so genau, wo sie sei und wann sie zurückkomme. Dass es im Haus weder Holz zum Heizen noch etwas Essbares gab, das wusste die Sozial-arbeiterin. Doch Hilfe liess sie der Familie nicht zukommen!

Unsere Mitarbeiter besuchten Pavel erneut. Dieses Mal waren sein Vater und sein Bruder auch da. «Wir möchten Ihrem Sohn gerne helfen, er könnte im Zentrum betreut werden

IwasI Izuwendung

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Vernachlässigt, verwahrlost und al- leine – so leben viele Kinder in Mol-dawien. Sie haben Eltern, doch weil diese abwesend sind, leben die Kinder wie Waisen. Niemand schützt sie, nie- mand fördert sie, niemand kümmert sich um ihr Wohl.

Unsere lokalen Mitarbeiter sahen Pavel* zum ersten Mal, als er 9 Jahre alt war. Er kam ein paar Mal ins Tageszentrum, das die Christliche Ostmission unterstützt, blieb dann aber wieder weg. Erst zwei Jahre später sahen sie ihn wieder. Inmitten der grossen Kinderschar, die regelmässig zum Nachhilfe- unterricht kommt, hätten sie den schüchter-nen Jungen beinahe übersehen. Nach einigen Tagen aber verschwand er wieder.

Unsere Mitarbeiter gingen dem Jungen nach, bis sie ihn in einem halb zerfallenen Haus fanden. Er war allein. Die Räume waren schmutzig und kalt, nirgends gab es

mOLdawIen

Beatrice Käufeler Projektleiterin

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und vieles lernen», erklärten sie. «Auch Holz könnten wir Ihnen bringen», fügten sie hinzu. Pavels Vater, dessen Gesicht vom übermäs- sigen Alkoholkonsum gezeichnet war, schwieg.

Am nächsten Tag brachten unsere Mitarbei-ter Holz. Der Vater konnte es kaum fassen. Immer wieder vergewisserte er sich, dass es wirklich für ihn und seine Kinder sei! Ein Nachbar half später, das Holz an einem guten Ort zu lagern.

Pavel erlebt Zuwendung…Von da an kam Pavel ins Zentrum. Dass jemand für seine Familie sorgte, war für ihn überwältigend! Jetzt wollte er den Nachhilfe- unterricht besuchen. Er kannte die Buch-staben, konnte aber nicht lesen. Doch er lernte schnell, auch wenn er das manchmal selbst nicht so empfand. Eines Tages weigerte er sich, zum Mittagessen zu kommen. Er werde erst wieder essen, wenn er lesen

könne, erklärte er! Doch nach zwei Tagen war sein Hunger zu gross.

Im Tageszentrum wird Pavel ganzheitlich betreut. Mitarbeitende unterstützen ihn in schulischen und persönlichen Belangen und kümmern sich auch um sein leibliches Wohl. Bevor Pavel ins Zentrum kam, hatte er noch nie eine Dusche gesehen! Nun duscht er hier zweimal pro Woche.

…und verändert sichHeute lacht Pavel häufiger. Noch hat er unter den vielen anderen Kindern, die auch aus schwierigen Verhältnissen kommen, keinen Freund gefunden, doch sie laden ihn zum Mitspielen ein. Pavel lernt fleissig Mathe-matik und Lesen, malt gerne, hört biblische Geschichten und unterstützt die Lehrerin in vielen Kleinigkeiten.

Der Schlüssel zu Pavels Herz lag darin, dass sich unsere Mitarbeiter für seine Lebensum-stände interessierten und sich ganz praktisch um ihn und seine Familie kümmerten. Wir wünschen ihm und seinen Angehörigen, dass sie Gottes Liebe spüren und ihr Leben dadurch verändert wird.

Pavel ist motiviert, vieles zu lernen

*Name geändert

Pavel ist meistens alleine zu Hause.

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ostvision

rumänIen

wIr heLfen dIrekt

in notsituationen und katastrophen

Georges Dubi Missionsleiter

I«seIt sIe I gekOmmen sInd,

Ist aLLes I I anders»I

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Janos Banyai aus Oradea erhielt eine Einladung von der Direktion seines Kantons Bihor. Worum es ging, sagte man ihm nicht. Er war gespannt.

Janos Banyai ist einer der Missionare, welche die Christliche Ostmission seit Jahren finan- ziell unterstützt. Damit macht sie seinen Dienst erst möglich. Er arbeitet im Grossraum Oradea, vorwiegend unter Zigeunern. In Rumänien ist die Bezeichnung Zigeuner kein Schimpf- wort, Zigeuner nennen sich selbst so.

Janos Banyai folgte der Einladung der Be-hörden und staunte nicht schlecht, als er das Sitzungszimmer betrat. Alle waren da: der Kantonsvorsteher, Direktoren der Stadt-regierung, der Sozialämter und der Polizei. Der Kantonsvorsteher trat auf Janos Banyai zu, schüttelte ihm die Hand und sagte: «Herr Banyai, wir möchten uns von Herzen bei Ihnen bedanken.»

Verblüffende VeränderungDann begann er zu schildern, wie die Zigeu- ner im Bezirk ein riesiges Problem gewesen waren. Sie arbeiteten nicht, viele waren kriminell, bezahlten weder Steuern noch Wasser und Strom. Der Vorsteher wies da-rauf hin, dass viele Zigeuner ihre Kinder nicht in die Schule sandten und dass manche ihre Töchter in die Prostitution schickten. Regelmässig musste die Polizei mit der Anti-terroreinheit in Zigeunerdörfer ausrücken und Bandenkriege schlichten.

«Dann aber», sagte der Vorsteher, «sind Sie gekommen, und alles ist anders geworden.» Und er beschrieb, wie die schäbigen Hütten niedergerissen und durch saubere Häuschen ersetzt worden waren. Wie die Männer arbei- teten, die Kinder zur Schule gingen und es keine Polizeieinsätze mehr brauche. «Wie haben Sie das gemacht?», staunte er.

Janos Banyai

Tatsächlich, wenn man die von Janos Banyai betreuten Zigeunerdörfer besucht, traut man seinen Augen nicht. Anstatt Slums und Ghet- tos wie früher sieht man ordentliche Häuser, saubere Strassen, arbeitende Menschen und fröhliche Kinder. Was millionenschwere För-derprogramme der EU und des rumänischen Staates nicht einmal ansatzweise zustande bringen, ist hier gelungen.

Der Einsatz lohnt sichDas Geheimnis des Erfolgs sind grosses persönliches Engagement und viel Geduld. Es dauerte lange, bis Janos Banyai das Ver- trauen der Zigeuner gewann. Sein Einsatz

war von vielen Rückschlägen und Enttäu-schungen geprägt. Aber es hat sich gelohnt: Hunderte Menschen, Familien und Kinder, haben durch diesen Dienst zu einem neuen, guten Leben gefunden, geistlich und mate-riell.

Janos Banyais Dienst macht Mut. Er zeigt eindrücklich, dass es für Gott keine Grenzen gibt. Und er illustriert, was geschieht, wenn wir Gott ganz vertrauen. Sogar die Welt wird sprachlos!

Mission bedeutet nicht Kurzeinsatz, sondern langjähriger und verbindlicher Dienst. Danke allen, die mit ihren Spenden Janos Banyais Mission ermöglichen.

Die Polizei musste regelmässig ausrücken.

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Am 6. Januar 2014 erreichte uns die Nach-richt, dass Pfarrer Ernö Veres in die ewige Heimat abberufen wurde.

Ernö Veres hat das geistliche Leben in Rumä-nien stark geprägt. Als aktiver Pfarrer und Präsident des ungarischen Baptistenbundes war er grossem Druck der kommunistischen Geheimpolizei «Securitate» ausgesetzt. Diese unternahm alles, um seinen Dienst zu ver-unmöglichen. Sie versuchte sogar, ihn zu vergiften, doch Gott bewahrte ihn.

In den letzten Jahren war Ernö Veres bei sehr schlechter Gesundheit. Seine Sehkraft nahm ab, doch für die Operation, die ihm hätte helfen können, war sein Herz zu schwach. Er erblindete und litt unter grossen Schmerzen. Trotzdem reiste er unermüdlich durchs Land und stand mehrmals wöchent-lich auf der Kanzel.

eIn erfüLLtes Leben

Eine intensive Partnerschaft verband Ernö Veres und die Christlichen Ostmission seit über 30 Jahren. Verschiedentlich weilte Ernö Veres in der Schweiz und berichtete in Ge-meinden über sein Leben und seinen Dienst. Bis vor zwei Jahren war er Vizepräsident der rumänischen Tochterorganisationen unserer Mission.

Wir sind sehr dankbar für die segensreiche und ermutigende Zusammenarbeit mit Ernö Veres. Nun ist er erlöst von seinen gesund-heitlichen Problemen und Schmerzen. Er ist an dem Ort, von dem er immer erzählt und auf den er sich gefreut hat.

Georges Dubi, Missionsleiter

1994 Ernö Veres, Georges Dubi und Karl Szöcs Georges Dubi, Ernö Veres und Mario Brühlmann

ernÖ Veres